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1/2015 56 Schriftenreihe der TLL Jahresberichte der Abteilung Panzenproduktion und Agrarökologie Leistungen im hoheitlichen Bereich Panzenschutz im Ackerbau und Panzenschutzrecht.................................. 58 Panzenschutz im Gartenbau ...................................................................... 61 Panzengesundheit .................................................................................... 64 Landessortenversuche (Marktfrüchte).......................................................... 67 Qualitätsgerechte Produktion von Hopfen .................................................... 70 Panzenbauliche Grundlagen Ölsaaten........................................................ 73 Aktuelle Situation des ökologischen Landbaus in Thüringen und sich daraus ergebender Handlungsbedarf ........................................................... 76 Kontrolle Nährstovergleiche Thüringer Landwirtschaftsbetriebe im Düngejahr 2013 ........................................................................................... 79 Zur Jahreswitterung 2014 - Ergebnisse aus dem agrarmeteorologischen Messnetz der TLL......................................................................................... 82 Richtwerte und Beratungsinstrumente für eine ökonomisch ausgewogene und umweltverträgliche Düngung ................................................................. 85 Leistungen im Bereich der Forschungsprojekte Projekt 94.04 - Klimawandel - Panzenbau Anpassung des Panzenbaus in Thüringen an den Klimawandel ................... 88 Projekt 94.08 - Treibhausgasemissionen Landwirtschaftliche Treibhausgasemissionen und deren Minderungspotenziale in der Thüringer Landwirtschaft ............................................................................ 91 Projekt 94.16 - Eruierung Energiepanzen Prüfung der Anbau- und Verwertungseignung alternativer Biogaspanzen unter Thüringer Bedingungen ........................................................................ 94 Projekt 94.17 - Stoiche Verwertung nachwachsende Rohstoe Chancen und Möglichkeiten der stoichen Nutzung nachwachsender Rohstoe in Thüringen ................................................................................ 97 Projekt 94.18 - Vergleich Biomasseforschung mit Ungarn Vergleichende Betrachtungen im Rahmen der Biomasseforschung zwischen der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft und der Hochschule Gyöngyös .. 100 Projekt 99.08 - Drittmittel AgroForstEnergie - Nachhaltige Erzeugung von Energieholz in Agroforstsystemen .................................................................................... 103

Jahresberichte der Abteilung Pfl anzenproduktion und ... · tes, Fachlehrern sowie Vertretern des Berufsstandes zusammen. Der neue Sachkundeprüfungsausschuss wird im Frühjahr 2015

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1/2015 56 Schriftenreihe der TLL

Jahresberichte der AbteilungPfl anzenproduktion und AgrarökologieLeistungen im hoheitlichen BereichPfl anzenschutz im Ackerbau und Pfl anzenschutzrecht .................................. 58Pfl anzenschutz im Gartenbau ...................................................................... 61Pfl anzengesundheit .................................................................................... 64Landessortenversuche (Marktfrüchte) .......................................................... 67Qualitätsgerechte Produktion von Hopfen .................................................... 70Pfl anzenbauliche Grundlagen Ölsaaten........................................................ 73Aktuelle Situation des ökologischen Landbaus in Thüringen und sich daraus ergebender Handlungsbedarf ........................................................... 76Kontrolle Nährstoff vergleiche Thüringer Landwirtschaftsbetriebe im Düngejahr 2013 ........................................................................................... 79Zur Jahreswitterung 2014 - Ergebnisse aus dem agrarmeteorologischen Messnetz der TLL ......................................................................................... 82Richtwerte und Beratungsinstrumente für eine ökonomisch ausgewogeneund umweltverträgliche Düngung ................................................................. 85

Leistungen im Bereich der Forschungsprojekte Projekt 94.04 - Klimawandel - Pfl anzenbauAnpassung des Pfl anzenbaus in Thüringen an den Klimawandel ................... 88Projekt 94.08 - TreibhausgasemissionenLandwirtschaftliche Treibhausgasemissionen und deren Minderungspotenzialein der Thüringer Landwirtschaft ............................................................................ 91Projekt 94.16 - Eruierung Energiepfl anzenPrüfung der Anbau- und Verwertungseignung alternativer Biogaspfl anzen unter Thüringer Bedingungen ........................................................................ 94Projekt 94.17 - Stoffl iche Verwertung nachwachsende Rohstoff eChancen und Möglichkeiten der stoffl ichen Nutzung nachwachsender Rohstoff e in Thüringen ................................................................................ 97Projekt 94.18 - Vergleich Biomasseforschung mit UngarnVergleichende Betrachtungen im Rahmen der Biomasseforschung zwischen der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft und der Hochschule Gyöngyös .. 100Projekt 99.08 - DrittmittelAgroForstEnergie - Nachhaltige Erzeugung von Energieholz in Agroforstsystemen .................................................................................... 103

Jahresbericht 2014 57 1/2015

Projekt 99.14 - DrittmittelNachhaltige Ganzpfl anzengetreideproduktion ........................................... 106Projekt 99.18 - DrittmittelEignung und Optimierung von Halmgutpresslingen für kleine und mittlere Feuerungsanlagen ........................................................................ 108Projekt 99.22 - DrittmittelKUP am Fließgewässer - Streifenförmiger Anbau schnellwachsender Bäume entlang eines Fließgewässers zur Vermeidung von Stoff einträgen ................... 111Projekt 99.25 - DrittmittelIntegrierte chemisch-biotechnologische Herstellung von Synthesebausteinen auf Basis nachwachsender Rohstoff e in einer Bioraffi nerie; Teilprojekt: Rohstoff management der Anbau- und Reststoff öle inklusive ökonomische und ökologische Betrachtung des Anbaus ................................ 114Projekt 99.28 - DrittmittelEntwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen für die landwirtschaftliche Produktion von Energiepfl anzen unter den verschiedenen Standortbedingungen Deutschlands (EVA III) ...................... 117

1/2015 58 Schriftenreihe der TLL

Pfl anzenschutz im Ackerbau und Pfl anzenschutzrechtBritta Schultz, Enrico Heidrich und Christina Schönheit

Kontrollen zur Anwendung und Abga-be von PSM Gemäß Zuständigkeitsverordnung füh-ren die Landwirtschaftsämter (LWÄ) Kon-trollen zur Einhaltung der maßgebenden Vorschriften auf dem Gebiet des Pfl an-zenschutzes durch. Die Organisation und Planung der Kontrollaktivitäten so-wie die Ahndung im Falle festgestellter Verstöße obliegt der TLL. Die Kontrollen basieren auf der Grundlage eines bun-deseinheitlichen Kontrollhandbuchs und des jährlichen Kontrollplans des Ministeriums. Kontrollen erfolgen einer-seits während der PSM-Ausbringung auf dem Schlag. Bei diesen Einsatzkontrol-len wird u. a. die Zulassung der verwen-deten PSM, die Einhaltung von PSM-Auf-lagen, die Sachkunde des Anwenders sowie die Prüfplakette der verwendeten Pfl anzenschutzgeräte überprüft. Weiter-hin gab es Betriebskontrollen mit der Überprüfung der PSM im PSM-Lager. Die erfolgten Probenahmen dienen der Überwachung von Anwendungsverbo-ten von PSM, des Bienenschutzes, der

Einhaltung der Anwendungsgebiete so-wie der PSM-Anwendungsbestimmun-gen bzw. Aufl agen. Der Kontrollumfang der PSM-Anwendung hat sich gegen-über dem Vorjahr insgesamt leicht redu-ziert. Die Analytik der PSM-Rückstände erfolgt grundsätzlich im Referat Organi-sche Analytik der TLL nach einem abge-stimmten Untersuchungsplan. Durchgeführte Fachrechtskontrollen zur PSM-Anwendung und zur Abgabe von PSMInsgesamt wurde in 108 Betrieben die PSM-Anwendung durch Einsatz- und Betriebskontrollen systematisch über-wacht und dabei 160 Proben gezogen. Der deutliche Rückgang der Pfl anzen-proben gegenüber 2013 entstand ins-besondere durch Wegfall von Proben auf Streptomycin im Obstbau. Diese Probenahme war in 2014 nicht mehr erforderlich, da erstmalig keine Not-fallgenehmigung für die Streptomycin-Anwendung zur Feuerbrandbekämp-fung in Thüringen vorlag als auch in den Vorjahren nachweislich keine

Durchgeführte Fachrechtskontrollen zur PSM-Anwendung und zur Abgabe von PSM

Jahr

Systematische Kontrollen AnlassbezogeneKontrollen

Anwender Probenahme Handel

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2014 57 40 51 69 13 54 24 150 35 42 252013 52 30 49 79 14 53 68 151 36 41 352012 66 42 50 89 12 47 76 104 15 42 272011 62 29 65 74 10 61 76 130 35 38 37

Jahresbericht 2014 59 1/2015

Streptomycin-Anwendung erfolgte. Weitere systematische Einsatzkontrol-len wurden bei genehmigten PSM-An-wendungen auf Nichtkulturland (z. B. Straßen, Eisenbahngleise, Energie-trassen) in 40 Fällen durchgeführt.Die Kontrollen erstreckten sich eben-falls auf den Bereich des Handels mit PSM. Kontrolltatbestände bei den Handelskontrollen sind u. a. die Sach-kunde der Verkäufer, das Selbstbe-dienungsverbot bei PSM-Abgabe, die Zulassung und die Kennzeichnung der angebotenen PSM, die Anzeigepfl icht vor dem erstmaligen In-Verkehr-Brin-gen von PSM und PSM-Spezifi katio-nen. Es wurden insgesamt 185 Ver-kaufseinrichtungen mit PSM-Handel kontrolliert und somit die hohe Kont-rolldichte von 2013 beibehalten. Die Tabelle gibt eine Übersicht zu den in Thüringen im Bereich Pfl anzenschutz durchgeführten Fachrechtskontrollen. Ende Februar 2015 werden diese Da-ten an das Ministerium und das Bun-desamt für Verbraucherschutz und Le-bensmittelsicherheit (BVL) gemeldet.Ausnahmegenehmigungen Nicht-kulturland: Gemäß § 12 (2) Pfl SchG können Genehmigungen für die An-wendung von PSM auf Nichtkulturland-fl ächen erteilt werden. 2014 erfolgte die Beantragung von insgesamt 132 Ausnahmegenehmigungen. Die LWÄ erteilten 115 Genehmigungen im be-antragten Umfang. Bei 14 Anträgen gab es die Ausnahmegenehmigung nur für einen Teil der beantragten Flächen. In drei Fällen konnte die Genehmigung nicht erteilt werden. Im Vergleich zum Vorjahr lagen 49 Genehmigungen mehr vor. Schwerpunkt war die Anwendung von Herbiziden auf kommunalen We-gen und Plätzen sowie Gleisanlagen und Betriebsfl ächen.

Im Rahmen einer Notfallzulas-sung nach Art. 53 EG-Verordnung 1107/2009 in Verbindung mit ei-ner Allgemeinverfügung der TLL vom 26.08.14 gingen 12 Anzeigen zur Feld-mausbekämpfung auf Nichtkulturland bei den LWÄ ein. In zwei Fällen musste die Rodentizidanwendung untersagt werden, weil die in der Allgemeinver-fügung benannten Anwendungsvor-aussetzungen nicht erfüllt waren.Die TLL unterstützte die Arbeit der LWÄ mit fachlicher Beratung und erfüllte die Berichtspfl icht über erteilte Aus-nahmegenehmigungen gegenüber dem BVL.Registrierung nach §§ 10 und 24 (1) Pfl SchG: Gemäß §§ 10 und 24 (1) des Pfl SchG sind gewerbliche Dienstleister (PSM-Anwender), Berater zur Anwen-dung von PSM und PSM-Händler zur Anzeige ihrer Tätigkeit verpfl ichtet. Die TLL führt ein Register zu diesen Anzei-gen. Mit der Registrierung erfolgt eine Überprüfung der Sachkundenachwei-se der jeweils zuständigen Mitarbeiter. Bisher enthält das Register insgesamt 1 152 Betriebe. Registrierung von Anzeigen nach §§ 10 und 24 (1) des Pfl SchG

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2014 1 152 454 634 1422013 1 075 469 516 902012 1 042 470 486 862011 999 459 456 82

Trotz der Einstellung der registrie-rungspfl ichtigen Tätigkeiten einzelner Firmen sind in Thüringen insgesamt 77 mehr als im Vorjahr registriert.

1/2015 60 Schriftenreihe der TLL

Pfl anzenschutz-Sachkunde: Nach § 9 (1) Pfl SchG benötigen PSM-Anwender und –Händler einen Sachkundenach-weis (Plastikkarte in Scheckkartenfor-mat). Die Beantragung und Ausstellung erfolgt über die LWÄ. Seit Mitte 2014 ist die Beantragung und Bearbeitung online über das Portal www.pfl anzen-schutz-skn.de möglich. 2014 gingen insgesamt 4 908 Anträge auf Ausstel-lung eines Sachkundenachweises ein, wovon 3 605 bis zum Jahresende positiv beschieden wurden. Die TLL unterstützte die LWÄ bei den Antrags-verfahren u. a. mit der Erstellung von Handlungsleitfäden, Schulungen und der technischen Betreuung der Sach-kundedatenbank.Die notwendigen fachlichen Vorausset-zungen für den Erwerb eines Sachkun-denachweises können zum einen durch eine einschlägige Berufsausbildung erlangt werden. Zum anderen besteht die Möglichkeit, eine Sachkundeprü-fung nach § 3 der Pfl anzenschutzsach-kundeverordnung vom 27. Juni 2013 abzulegen. In 2014 wurden insgesamt 174 Prüfungen zur Erlangung der Sach-kunde für PSM-Anwender und -Händler durch die TLL in Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftsämtern sowie der Industrie- und Handelskammer durch-geführt. Die am 21. November 2014 in Kraft getretene Thüringer Verordnung zur Durchführung des Pfl anzenschutz-gesetzes erforderte eine Neuorgani-sation des Sachkundeprüfungsaus-schusses. Dieser setzt sich nun aus Mitarbeitern des Pfl anzenschutzdiens-tes, Fachlehrern sowie Vertretern des Berufsstandes zusammen. Der neue Sachkundeprüfungsausschuss wird im Frühjahr 2015 die Arbeit aufnehmen.Mit In-Kraft-Treten des neuen Pfl an-zenschutzgesetzes am 14.02.2012 ist jede im Pfl anzenschutz sachkundige

Person verpfl ichtet, jeweils innerhalb eines Zeitraumes von drei Jahren eine amtliche oder amtlich anerkannte Fort- oder Weiterbildungsmaßnahme wahrzunehmen. Gemäß Zuständig-keitsverordnung ist die TLL die für die Anerkennung solcher Veranstaltungen zuständige Behörde. Im Jahr 2014 wurden 20 Fortbildungsveranstaltun-gen von acht Veranstaltern anerkannt. 420 Sachkundige nahmen an amt-lich anerkannten Fort- oder Weiterbil-dungsmaßnahmen externer Anbieter teil. 2 167 Sachkundige wurden im Rahmen von 24 amtlichen Fortbildun-gen durch den Pfl anzenschutzdienst Thüringen geschult. Die Organisation dieser Veranstaltungen lag mehrheit-lich in den Händen der LWÄ, wobei die Referenten zum Teil von der TLL ge-stellt wurden. Technische Überprüfung Pfl anzen-schutzgeräte In Thüringen ist ein Bestand von ca. 1 200 Pfl anzenschutzgeräten vorhan-den. Davon werden ca. 1 080 Geräte zur Flächenbehandlung und ca. 120 Geräte zur Behandlung von Raumkul-turen (vor allem im Obstbau) genutzt. Im Jahr 2014 erfolgte die Überprüfung von insgesamt 105 Pfl anzenschutzge-räten. Die Prüfung erfolgte an 31 Gerä-ten für Raumkulturen und 74 Geräten zur Behandlung von Flächenkulturen. Alle geprüften Pfl anzenschutzgeräte wurden mit der Prüfplakette versehen.

Prüfungen Pfl anzenschutz-Sachkunde

Jahr geprüfte Personen

davonPSM-

AnwenderPSM-

Abgeber2014 174 155 192013 144 119 252012 130 105 252011 150 119 31

Jahresbericht 2014 61 1/2015

Pfl anzenschutz im GartenbauKristin Schüffl er, Eveline Maring und Marlene Engelhardt

Gemüsebau: Aufgrund der warmen Wit-terung erfolgte eine frühere Besiedlung der Gemüse-Bestände durch verschie-dene Schaderreger. So begann die Zu-wanderung und der Eiablagebeginn der Kohlmottenschildlaus in die frühen Kohlbestände bereits in KW 23 (EF) bzw. 24 (BFH). Das für deren Bekämpfung sehr gut geeignete Insektizid Movento OD 150 erhielt die Zulassungserweite-rung in Blumenkohlen. Darüber hinaus ist es nun auch anwendbar gegen Wei-ße Fliegen. Verhalten setzte der Flug verschiedener Schadschmetterlinge im Kohl ab KW 25 ein. Im Sommer wur-de nur eine geringe Flugaktivität von Schadschmetterlingen im Kohl beob-achtet. Erst ab August fi elen im Erfurter Raum starke Fraßschäden durch Weiß-linge bzw. Eulen an unbehandelten Beständen auf. In Ostthüringen gab es eher Probleme mit Kohlmottenfraß. Die feuchte Witterung im August führte zu einer geringen Befallsentwicklung der Mehligen Kohlblattlaus. Erhöhte Herbsttemperaturen bedingten die Kon-trolle und ggf. anhaltende Behandlung der Bestände auf spätes Auftreten von Kohlmottenschildläusen. Ab August bei kalten Nächten und warmen Tages-temperaturen stieg mit einer erhöhten Taubildung die Infektionsgefahr für pilz-liche Erreger. An Blumen- und Lagerkohl wurden verstärkt Infektionen mit Altern-aria und Falschem Mehltau beobachtet. Bei der Kleinen Kohlfl iege begann ab 24. KW der Flug der zweiten Generation. Anfang September setzte laut Prognose-modellen der Larvenschlupf der dritten Generation der Kleinen Kohlfl iege ein, junge Bestände wie China- und Weiß-kohl waren entsprechend stark gefähr-

det und zu schützen. Im Spargel wurde empfohlen, Fungizidbehandlungen gegen Rost, Stemphylium und Botrytis bis spätestens Mitte September abzu-schließen. Dabei sollte auf den Einsatz von Storbilurinen verzichtet werden, da der durch sie verursachte Greening-eff ekt nachweislich nicht zu Ertragsstei-gerungen im Folgejahr führt und Strobi-lurine aus Resistenzgründen auf frühere Anwendungen zu beschränkt werden sollten. Im Unterglasanbau verstärkte sich durch die heißen, sonnigen Tage im Juli das Auftreten von Spinnmilben in Gurken und abiotischen Schäden an Tomaten. Zu Warndienstzwecken wurden von der TLL sechs Pheromonfallen und Leimstä-be betreut. Zusätzlich erfolgte eine Über-wachung der Flugaktivitäten durch die Landwirtschaftsämter (LWÄ; 11 Phero-monfallen, Leimstäbe). Für den Gemüse-bau wurden eine Warndienstbroschüre und 28 Hinweise erstellt sowie in zwei Veranstaltungen und einer Versuchsbe-sichtigung den Anbauern Versuchser-gebnisse und rechtliche Neuerungen im Pfl anzenschutz nahegebracht. In Zusam-menarbeit mit der Lehr- und VBersuchs-anstalt Gartenbau (LVG) und der BASF fand eine Boniturübung für Pfl anzen-schutzberater statt.Obstbau: Die im Frühjahr durchgeführ-ten Fruchtholzuntersuchungen zeigten einen stark zunehmenden Befall mit Aus-ternschildläusen in den Betrieben. Die Gelbe Austernschildlaus trat verstärkt in Süßkirschen auf, allerdings blieben die Schäden bislang gering. Hingegen ver-ursachte die Rote Austernschildlaus, die in Thüringen im Extensivobst (Birne) vor-kommt, Schäden, die bis zum Baumaus-

1/2015 62 Schriftenreihe der TLL

erheblich zum Populationsaufbau bei. Zu Warndienstzwecken wurden von der TLL 21 Pheromon- und zwei Rotfallen sowie sechs Rebell-Gelbtafeln betreut. Zusätzlich erfolgte eine Überwachung der Flugaktivitäten durch die Kollegen der LWÄ (32 Pheromonfallen, 5 Gelbta-feln). Des Weiteren wurden 34 Fallen zur Drosophila-Überwachung an 12 Stand-orten überwacht. Zu Beratungszwecken erschienen eine Warndienstbroschüre, 31 Warndiensthinweise und ein Feuer-brandhinweis erstellt. Es gab drei Ver-anstaltungen für Praktiker zur aktuellen phytosanitären Lage und Zulassungssi-tuation sowie zu Versuchsergebnissen. Zierpfl anzenbau: Über das Jahr traten an Zierpfl anzen verstärkt Schäden durch saugende Insekten wie Zikaden, Blatt-läuse und im Gewächshaus Spinnmilben auf. Die sommerliche feuchte Witterung begünstigte pilzliche Schaderreger, be-sonders Rost- und Echte Mehltaupilze. Neben Blattwespenlarven und Blattläu-sen traten im Freiland verstärkt pilzliche Schaderreger, hier besonders Rost und Sternrußtau an Rosen, auf. Nach der Ge-treideernte kam es zu einem verstärkten Zufl ug von Thripsen in die Gewächshäu-ser. Zur Beratung der Zierpfl anzengärt-ner wurden 27 Pfl anzenschutzhinweise und eine Warndienstbroschüre erstellt. Für den Zierpfl anzen- und für den Ge-müsebau erschienen regelmäßig aktu-alisierte Listen der zugelassenen Mittel entsprechend der Kulturen auch unter www.isip.de bereitgestellt. Die durchge-führte Jahresabschlussveranstaltung für Zierpfl anzengärtner war gut besucht. Der Beratungsbedarf zum Pfl anzenschutz im Zierpfl anzenbau ist vorhanden und sollte auch weiterhin von der TLL abge-sichert werden.Heil-, Duft- und Gewürzpfl anzen (HDG): In den Sonderkulturen des HDG-Anbaus spielt vor allem die Einzelbetriebliche

fall führten. Zunehmender Befall lag im Kernobst durch den Frostspanner vor. Für Schorf wurde ein vierfach höheres Ascosporenpotenzial als im Vorjahr be-stimmt. Die Hauptinfektionszeitpunkte gab es von Ende April bis Anfang Mai. Aufgrund des hohen Infektionsdrucks lag Ende Mai der Blattbefall mit Schorf an unbehandelten Bäumen bei 50 %. Der Flug der Kirschfruchtfl iege war bis Ende Juni anhaltend in Anlagen mit spä-ten Sorten, diesem konnte durch geziel-ten PSM-Einsatz gut begegnet werden. Die unbeständige Witterung im Sommer begünstigte Lagererkrankungen des Kernobstes wie Bitterfäule, Nectria und Monilia. Fungizid-Folgebehandlungen nach Niederschlägen bzw. bei Nebel mussten bis zur Ernte, entsprechend der Wartezeiten, durchgeführt werden. Ein erhöhtes Infektionsrisiko von Frucht-fäulen lag auch in Pfi rsich und Pfl aumen vor. Im Zuge eines Monitorings wurde am 13. Juni ein Einzeltier der Kirsch-essigfl iege (KEF) in einer Erwerbsobst-Anlage mit Kirschen und Holunder ge-funden. Bis Juli war kein Flug, ab 25. Juli breitete sich die KEF aus. Innerhalb von zwei Wochen waren alle überwachten Gebiete und Thüringer Obstbauregionen betroff en. Ab August traten Fruchtschä-den in Himbeeren auf, es folgten Brom-beeren, Sauerkirschen und Wildobst. Insgesamt wurden ca. 58 000 Tiere in Fallen gefangen. Mittels Warndienst-mail wurden die Betriebe zu Behand-lungen aufgerufen. Prinzipiell sind aber vor allem Hygienemaßnahmen (auch in bereits beernteten Kulturen) von größ-ter Wichtigkeit. In bereits abgeernteten Beständen wurden keine Bekämpfungs-maßnahmen empfohlen, da der schnel-le Generationswechsel permanent adulte Tiere freisetzt. Nicht beerntete Flächen stellen ein erhöhtes Risiko-Po-tenzial für das Folgejahr dar und tragen

Jahresbericht 2014 63 1/2015

Genehmigung von Pfl anzenschutzmit-teln (PSM) für die Unkrautbekämpfung eine große Rolle. Auf diesem Gebiet gibt es immer noch große Bekämpfungslü-cken bedingt durch die Sensibilität der Kulturen gegenüber den vorhandenen PSM und das Wegfallen geeigneter Vor-aufl aufbehandlungen. Im Kamilleanbau konnten durch den erstmaligen Einsatz von Fungiziden gegen Echten Mehltau und Septoria Ertragssteigerungen erzielt werden. Auf Pfeff erminzfl ächen fand man den bodenbürtigen pilzlichen Erre-ger Verticillium und er verursachte starke Schäden, sodass bei einzelnen Bestän-den zum Umbruch kam. Die Suche nach Pfl anzenschutzlösungen, besonders auf dem Gebiet der Herbizide, wurde in zahlreichen Versuchen weitergeführt und deren Ergebnisse u. a. beim Feldtag in der Versuchsstation Großenstein den interessierten Anbauern vorgestellt. Un-terstützung fanden die Anbauer bei der Lösung von Pfl anzenschutzproblemen durch die TLL mittels Beratung im Rah-men des Erfahrungsaustausches in den Betrieben, in zwei Beratungsveranstal-tungen bzw. telefonisch auf Anfrage. Öff entliches Grün: Die ungenügende Verfügbarkeit von PSM zur Anwendung auf Flächen der Allgemeinheit (öff ent-liche Parks und Gärten, Friedhöfe etc.) entspannte sich auch 2014 nicht deut-lich und stellte Kommunen sowie beauf-tragte Pfl egefi rmen vor große Probleme. Entgegen der 2013 vehement vertrete-nen Meinung des BVL, dass Totalherbi-zide auf Flächen der Allgemeinheit kei-ne Aussicht auf Genehmigung haben, erfolgte im Mai 2014 die Genehmigung einiger Totalherbizide. Die Praxisrele-vanz dieser Genehmigungen war leider nach dem langwierigen Verfahren nicht gegeben. Im Jahr 2014 wurden nur sehr restriktiv Ausnahmegenehmigungen für die Anwendung von PSM auf Flächen

der Allgemeinheit erteilt. Parallel zum Forst erfolgte 2014 ein Monitoring auf Ei-chenprozessionsspinner. Im Altenburger Raum wurden einige Falter nahe eines Autobahnrastplatzes gefangen. Versuchstätigkeit: In Zusammenarbeit mit den Versuchsstationen, den LWÄ, der LVG, der Fachhochschule Erfurt, Fach-richtung Gartenbau und Praxisbetrieben wurden 2014 51 Versuche zur Schlie-ßung von Bekämpfungslücken, zur Ge-winnung von Rückstandsproben sowie für Beratungszwecke wie folgt durchge-führt - Gemüse: 8 Versuche (4 Herbizi-de, 2 Insektizide, 2 Rückstand); Obst: 20 Versuche (9 Insektizide, 7 Fungizide, 1 Herbizide, 3 Rückstand); Zierpfl anzen: 7 Versuche (5 Verträglichkeitsversuche, 2 Insektizide); HDG: 16 Versuche (11 Herbizide, 1 Insektizide, 4 Rückstand).Genehmigungsverfahren gemäß § 22(2) Pfl SchG: 2014 wurden 51 Anträ-ge auf Genehmigung der Anwendung von PSM gemäß § 22 (2) Pfl SchG ge-stellt. Davon entfi elen 26 auf HDG mit dem Schwerpunkt Herbizideinsatz und 17 Anträge auf den Bereich Ackerbau mit den Schwerpunkten Herbizidein-satz in Durchwachsener Silphie und Wachstumsregulatoren in Getreide-sonderkulturen. Insgesamt wurden 31 Genehmigungen erteilt, 15 verlängert und eine erweitert. Bei vier Genehmi-gungsverfahren erfolgte auf Antrag der Antragssteller die Einstellung. In 2014 wurden durch die LWÄ drei Kontrollen zur Einhaltung der in Verbindung mit der Erteilung von § 22 (2)-Genehmi-gungen festgesetzten Aufl agen in aus-gewählten Betrieben durchgeführt und Pfl anzenproben entnommen. Nach einer durch den Betrieb veranlassten Wirkstoff-Rückstandsuntersuchung, konnten durch das Referat Pfl anzen-schutz alle behandelten Bestände zur Ernte freigegeben werden.

1/2015 64 Schriftenreihe der TLL

lien aus behandeltem Holz herstellen, registriert und mindestens einmal jähr-lich kontrolliert werden. Aktuell sind in Thüringen 92 Firmen erfasst, wovon 21 Trockenkammern zur Holzbehand-lung betreiben. Diese Firmen dürfen am Verpackungsholz den amtlichen IPPC-Stempel zur Kennzeichnung der phytosanitären Holzbehandlung selbst anbringen.Importabfertigung: Die Einfuhren pfl anzlicher Sendungen werden auf Grundlage der Pfl anzenbeschauver-ordnung phytosanitär abgefertigt. Aus 14 Drittländern (insbesondere Indien, Türkei und China) wurden 252 pfl anzli-che Importsendungen auf Konformität der Einfuhrbestimmungen kontrolliert. Insgesamt gab es fünf Sendungen mit Beanstandung. Bei einer Sendung aus Indien konnten lebende Insekten im Verpackungsholz festgestellt werden, vier weitere Sendungen erfüllten nicht die Einfuhrbestimmungen aufgrund fehlender Kennzeichnung des Verpa-ckungsholzes. Für alle beanstandeten Sendungen erfolgten Aufl agen zur Ver-brennung erteilt. Binnenquarantäne: Für den innereu-ropäischen Handel müssen die Betrie-be, die mit passpfl ichtigen Pfl anzen (EU-Pfl anzenpass) handeln, registriert sein und jährlich phytosanitär kontrol-liert werden (Pfl anzenbeschauverord-nung, EU-Richtlinien 92/90/EWG (Re-gistrierungsrichtlinie) und RL 92/105/EWG (Pfl anzenpass-Richtlinie) sowie Anbaumaterialverordnung (AGOZ). Bei den durchgeführten 47 Kontrollen in solchen registrierten Betrieben gab es keine Beanstandungen.

Pfl anzengesundheitDr. Ralph-Peter Nußbaum

Amtliche Pfl anzengesundheitskont-rolle Nach § 59 Pfl SchG i. V. m. der Pfl an-zenbeschauverordnung (PBVO) ist der amtliche Pfl anzenschutzdienst für Kontrollen zur Einhaltung von Maßnah-men gegen die Ein- und Verschleppung von Schadorganismen, insbesondere bei Export und Import von Sendun-gen, sowie der Pfl anzenpassregelung verantwortlich. Aus der Zuständigkeit für die Überwachung auf Schaderreger ergeben sich entsprechende Berichts-pfl ichten. Die Pfl anzengesundheits-kontrolle ist in die drei Bereiche Export (nach außerhalb der EU), Import (von außerhalb der EU) und Binnenquaran-täne (innerhalb von Deutschland und EU) unterteilt. Exportabfertigung: Die Exportabfer-tigung erfolgt auf der Grundlage der jeweiligen Einfuhrbestimmungen der Empfängerländer. Die Ausstellung der Pfl anzengesundheitszeugnisse wird im IPPC-Standard ISPM 12 geregelt. Im Jahr 2014 lagen 4 602 Sendungen mit 6 159 Einzelpositionen ohne Bean-standung vor. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Steigerung um 448 Sen-dungen. Bei Voruntersuchungen von Exportsaatgut wurden zwei Partien we-gen Befall mit Insekten gesperrt. Bei der Ausfuhr von Waren, die auf Holzpaletten stehen oder mit Holz ver-packt sind, muss das Verpackungsholz gemäß IPPC Standard ISPM Nr. 15 hitze-behandelt sein, um die Verschleppung von Schaderregern zu vermeiden. Nach Pfl anzenbeschauverordnung müssen Firmen, welche Holz für Verpackungen behandeln bzw. Verpackungsmateria-

Jahresbericht 2014 65 1/2015

Für die beabsichtigte Einfuhr von Quarantäne-Schadorganismen und gebietsfremdem Insekten- und Pfl an-zenmaterial für wissenschaftliche Un-tersuchungen wurden auf der Grund-lage der EU-Richtlinie 2008/61/EG insgesamt 163 Ausnahmegenehmi-gungen erteilt.

Monitoring auf gefährliche Schader-reger Auf Grundlage des Pfl SchG und ver-schiedener EU-Entscheidungen sind die Länder aufgefordert, auf aktu-ell gefährliche Schadorganismen zu überwachen (Monitoring). In diesem Rahmen erfolgten insgesamt 944 Kon-trollen an 283 Orten auf das Vorkom-men von solchen geregelten Schador-ganismen. Es wurden keine geregelten Schadorganismen nachgewiesen.Bekämpfungsrichtlinien enthalten konkrete Vorgaben zur Überwachung und Bekämpfung. So wurden auf-grund der Bekämpfungsrichtlinien RL 2006/56 und RL 2006/63 555 Unter-suchungen auf Bakterielle Ringfäule (Clavibacter michiganensis sepedo-nicus) und Bakterielle Schleimkrank-heit (Ralstonia solanacearum) durch-geführt. Die Untersuchungsdichte betrug im Pfl anzkartoff elanbau eine Probe pro 1 ha in der Kategorie „Basis-Pfl anzgut“ und eine Probe pro 3 ha in der Kategorie „Zertifi ziertes Pfl anz-gut“. Parallel dazu liefen die Überwa-chungsuntersuchungen auf Kartoff el-krebs (Synchytrium endobioticum und PSTVd). Vorgeschrieben gemäß VO zur Bekämpfung des Kartoff elkrebses und der Kartoff elzystennematoden sind ebenfalls die Untersuchungen von Kartoff elanbau-Flächen auf Kartoff el-zystennematoden (Globodera pallida und G. rostochiensis). Schwerpunkt

bilden hierbei die Untersuchungen der Flächen für die Pfl anzkartoff elproduk-tion (Untersuchungsumfang 100 %) sowie zufällig ausgewählte Spei-se- und Wirtschaftskartoff el-Flächen (0,5 % der Gesamtanbaufl äche). Auf-grund von EU-Entscheidungen wurden Monitorings auf folgende Schaderre-ger durchgeführt, deren Ergebnisse über das JKI an die EU zu melden wa-ren: Chinesischer Laubholzbockkäfer (Anoplophora chinensis), Kiefernholz-nematode (Bursaphelenchus xylophi-lus), Dryocosmus kuriphilus, Giberella circinata, Pepino-Mosaik Virus, Phyto-phthora ramorum, P. kernoviae, Potato Spindle Tuber Viroid. Überwachun-gen wurden auch aufgrund der Feu-erbrand- und der Scharkaverordnung durchgeführt. Besonderheiten 2014: Die Überwa-chung auf Bakteriellen Feuerbrand ergab mit thüringenweit sieben posi-tiven von 22 Verdachtsproben einen Befallsgrad, der im Durchschnitt der letzten 15 Jahre liegt. Betroff en war wiederum fast ausschließlich Weiß-dorn. Die Überwachung auf den Asiatischen Labholzbockkäfer (Anoplophora gla-bripennis) im Stadtgebiet Worbis, wo im Vorjahr ein Käfer an einer Waren-sendung gefunden wurde, ergab kei-ne Anhaltspunkte für eine Besiedlung durch den Käfer.

Phytopathologische DiagnostikIm Bereich phytopathologische Diag-nostik wurden 2014 insgesamt 3.784 Proben untersucht. Bei 956 dieser Pro-ben erfolgte neben der Ermittlung der Schadursache auch eine quantitative Auswertung des Befalls. Schwerpunkt der phytopathologischen Diagnose waren Untersuchungen für den Bereich

1/2015 66 Schriftenreihe der TLL

ensterben (Pseudomonas syringae pv. aesculi) in Thüringen erstmals nachge-wiesen; dieser Nachweis erfolgte über die Sequenzierung eines Genes der aus Kastanien isolierten Bakterien. Virologie: Im Bereich Virusdiagnostik wurden 112 Proben untersucht. Diese stammten aus den Bereichen Amtliche Pfl anzengesundheitskontrolle sowie Acker- und Gartenbau. Das im Kon-troll-plan enthaltene Pepinomosaikvirus wur-de mittels umfangreicher Serienuntersu-chungen in drei Thüringer Großbetrieben für Tomaten überwacht.Entomologie: 448 Proben stammten aus dem Bereich Entomologie. Dazu ge-hören auch die Überwachung von Gelb-schalen, Pheromonfallen sowie Unter-suchungen von Fruchtholz-Proben aus dem Obstbau auf Überwinterungsstadi-en von Nutz- und Schadinsekten. Saatgut-Untersuchungen: Im Jahr 2014 lagen 322 Proben Saatgut zur Untersuchung vor. Die Bearbeitung des größten Teils dieser Proben ge-hörte zu Exportsendungen in die Rus-sische Förderation. Die Untersuchung wurde hierbei vorwiegend mikrosko-pisch durchgeführt.

der Amtlichen Pfl anzengesundheits-kontrolle (Pfl anzenbeschau). Diese Un-tersuchungen nahmen einen Anteil von ca. 2/3 der Diagnoseleistung ein. Nematologie: Im Bereich Nematologie wurden 565 Proben bearbeitet. Hier-bei handelte es sich überwiegend um Erdproben, die auf pfl anzenparasitäre Nematoden (freilebende und zysten-bildende Nematoden) kontrolliert wur-den. Hinzu kamen noch Proben aus der Überwachung auf Bursaphelenchus xy-lophilus (Kiefernholznematode).Mykologie: Auf pilzliche Schaderreger wurden 836 Proben aus den Bereichen Ackerbau, Gartenbau, öff entliches Grün und Versuchswesen untersucht. Schwerpunkt im Ackerbau war dabei die Untersuchung der Proben von den ISIP-Schlägen für den amtlichen Warndienst.Bakteriologie: Im Bereich Bakteriolo-gie gab es 1 432 Proben, die bearbei-tet wurden. Schwerpunkt war hier die Überwachung auf Bakterielle Ringfäu-le und Bakterielle Schleimkrankheit der Kartoff el. Weitere bakteriologische Untersuchungen fanden an Import- und Exportproben statt. An Rosskas-tanien wurde das Bakterielle Kastani-

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Zierpflanzen Sonderkulturen Pflanzenbeschau Öffentliches Grün Obstbau Haus- und Kleingarten Gemüsebau Ackerbau

Anzahl und Herkunft der Proben Anzahl

Jahresbericht 2014 67 1/2015

Ziel der Landessortenversuche ist es, die regionale Anbaueignung von Sorten zu ermitteln. Das Aufgaben-gebiet umfasst alle Arbeiten von der Pla nung der Versuche über die Be-treuung während der Vegetation bis zur Aus wertung, der Bereitstellung und Vermittlung der Ergebnisse. Dazu werden in Thü rin gen Landessorten-versuche zu Marktfrüchten in den 7 Versuchs sta ti o nen Burkers dorf, Dorn-burg, Friemar mit Versuchsfeld Bad Salzungen, Großen stein, Heßberg, Haufeld und Kirchengel durchgeführt. Darüber hinaus erfolgen spezielle Prüfungen im ökologischen Landbau im Landwirtschafts be trieb Dr. Ma rold Mittelsömmern und auf dem Ökofeld der Versuchsstation Dornburg.Grundlage für die Zusammenarbeit und die Zuständigkeiten in der Sorten-prüfung ist die Vereinbarung zwischen dem Bundessorten amt und den Län-der dienst stellen zur Absicherung, Wei-terentwicklung und Neuordnung des Sor ten ver suchs wesens in Deutsch-land aus dem Jahre 2007.Seit 2004 erfolgt die Auswertung der Landesortenversuche länderübergrei-fend nach Anbaugebieten gemeinsam mit den Bundesländern Sachsen-An-halt und Sachsen. Diese basiert auf der „Vereinbarung über die Zusam-men arbeit zwischen dem Land Bran-denburg, dem Freistaat Sachsen, dem Land Sach sen-Anhalt und dem Frei-staat Thüringen im Bereich der Sor-tenprüfung“, die im Jahre 2004 abge-schlossen wurde.

Im § 2 Absatz 1 heißt es dazu: „Für die Durchführung der Landes sorten ver-suche wurden zwischen den Vertrags-partnern länderübergreifende Anbau-ge bie te für die einzelnen Frucht arten defi niert. Die Versuchsergebnisse eines An bau gebietes (AG) sind Grund-lage für Beratungsaussagen.“ Für Thü-ringen - gemein sam mit Sachsen und Sachsen-Anhalt - betriff t das folgende drei Anbau ge bie te: Lössstandorte der Ackerebene, Lössstandorte der Über-gangslagen und Verwitterungsstand-orte der Übergangs- und Höhenlagen. Weiterhin wurde im § 2 Absatz 2 fest-gelegt: „Je AG sollen bei den verbrei-teten Fruchtarten mindestens 5 Prüfor-te zur Verfügung stehen. Bei weniger be deu ten den Fruchtarten erfolgt eine Ver größe rung der Anbaugebiete durch Zu sam men legung mehrerer vergleich-barer Anbaugebiete.“ Für die Veröff entlichung der Versuchs-ergebnisse und die Erarbeitung von Be-ratungs material wurde entsprechend § 5 Abs. 1 Folgendes vereinbart: „Jede Vertragspartei ist für die Dokumentati-on und Veröff entlichung der Versuchs-er geb nisse selbst ver ant wort lich. Sie verwendet dabei die Versuchsergeb-nisse des/der Vertragspartner(s) mit Quellenangabe“. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse aus den Landessortenversuchen können Sorten eine regionale Anbauempfeh-lung erhalten, wenn sie innerhalb eines mehr jährigen Prüfzeit raumes - unter den regionalen Boden- und Klima be din-gun gen - ihre hohe Leistungs fähig keit nachgewiesen haben. Wesentliche Kri-

Landessortenversuche (Marktfrüchte)Dr. Uwe Jentsch, Christian Guddat, Evelin Schreiber, Katrin Günther, Ines Schwabe und Sabine Wölfel

1/2015 68 Schriftenreihe der TLL

te rien zur regionalen Sortenbeurteilung sind Ertragsleistung und -sicherheit, Qua lität der Ernteprodukte, günstige ag-rotechnische Merkmale sowie geringe Krank heits anfälligkeit. Mit den daraus erarbeiteten regionalen Sorten be schrei-bungen stehen den Thüringer Land-wirten übersichtliche Entscheidungs-ma te rialien zur Sortenwahl jährlich aktualisiert zur Verfügung. Dies trägt zur Mini mierung des Anbaurisikos im Hin-blick auf eine ökonomische sowie um-welt- und ressourcen schonende Bewirt-schaftung der Ackerfl äche bei.Die Verrechnung nach Hohenheim-Gülzower-Methode ermöglicht die Einbe ziehung von Wertprüfungen des Bundessortenamtes und/oder EU-Sor-ten prü fun gen des Bundes Deutscher Pfl anzenzüchter der Vorjahre und ge-ge ben en falls des aktuellen Jahres aus dem jewei ligen Anbaugebiet, soweit Versuche vor liegen. Damit werden wei tere Jahres eff ekte/Umweltprämis-sen erfasst. Dies er mög licht bereits nach einem Jahr im Landessortenver-such die recht zuverlässige re gio nale Beurteilung neuer Sorten, während sonst in der Regel drei Jahre zur „Emp-fehlungsreife“ benötigt werden.Gibt es nur wenige Zulassungskandi-daten und konzentriert sich die Prü-fung auf wenige Regionen, kommt der Anbau von kom bi nierten Wertprüfung-en/Lan des sortenversuchen an allen Lan dessorten ver suchs- und Wertprü-fungs standorten zur Anwendung z. B. bei Durum und Öllein. Im Falle einer Zu las sung liegen dann be reits zum Zulassungsdatum mehrjährige Er-gebnisse aus dem Anbaugebiet vor, was ebenfalls zu einer früheren Ein-schätzung der re gionalen Eignung einer Sorte führt. Andererseits pro-fi tiert das Bundes sor ten amt von ei-

nem ortho gonalen Sortiment für die Weiterschreibung der Merkmale in der Beschreibenden Sortenliste bereits zugelassener Sorten. Allerdings rich tet sich die Ergebnisbereitstellung nach dem „langsamsten“ Beteiligten, was oft zu einer deutlichen Abweichung vom gewohnten Berichts zeit raum führt. Beide oben beschriebenen Neuerun-gen unterstützen somit die schnelle Ein führung neuer leistungsfähige-rer, gesünderer und qualitativ hoch-wertiger Sor ten in die landwirt schaft-liche Praxis.Landessortenversuche bilden darüber hinaus beispielsweise die Grundlage für die Ein schätzung, wie häufi g und in welchem Umfang Pfl anzenkrank-heiten in der Region auftreten und wie sich phänologische Daten verändern. Über lang jährige Versuchsreihen er-folgt eine permanente Auswahl an den Kli ma wandel angepasster ertrag- und qualitätssicherer Sorten für die Thü-ringer An bau ge bie te. Dabei werden Sorten herausgestellt, die aufgrund ihrer Wider stands fähig keit die Ein-sparung von Pfl anzenschutzmitteln erlauben oder über gene tisch fi xier te Kombinationen ein sicheres Erreichen geforderter Inhalts stoff e er mög lichen und damit z. B. bei Winterweizen Stick-stoff -Düngermengen ein spa ren bzw. N-Überhänge im Boden und die Aus-waschung ins Grundwasser ver ringern können.Zudem liefern Landessortenversuche Basisdaten für langjährige Bewertun-gen der Leistungsfähigkeit von Frucht-arten (auch solcher mit geringerer Anbau be deu tung) unter vergleichba-ren Be din gungen in Thüringen, Mehr-erträge durch Intensivierung (PSM-Ein-satz) und weitere Fragestellungen.

Jahresbericht 2014 69 1/2015

Wie wichtig die Mehrjährigkeit von Sortenprüfungen ist, unterstreichen die bei den letzten Jahre, die völlig un-terschiedliche Witterungsbedingun-gen auf wie sen, unter denen sich die Sorten bewähren mussten. Während die Ver suche des Erntejahres 2013 unter der lang anhal ten den Schneede-cke, ver spä teter Aus saat nach langem Winter, Staunässe aufgrund häufi ger und ergie biger Niederschläge, spä ter regional unter Trocken phasen litten, war das Ernte jahr 2014 durch das fast völlige Aus bleiben des Winters mit sehr früher Aussaat und frühem Ve-getationsbeginn gekennzeichnet. Die ersten 4 Monate des Jahres und der Juni blieben deutlich zu trocken. In Weizen und Triticale trat im Jahr 2014 massiv Gelbrost auf. Die Bauernregel „Mai kühl und nass füllt dem Bauern Scheun´ und Fass“ bewahrheitete sich dennoch, denn die Erträge in den Versuchen lagen – mit regionalen Ausnahmen – weit über dem Durch-schnitt. Damit spiegelten die Versuche die diff erenzierten Bedingungen in Thü rin gen wider, die auch den Land-wirten zu schaff en machten.In Thüringen wurden im Jahr 2014 Landessortenversuche bei Markt-früchten zu 18 Druschfruchtarten mit verschiedenen Nutzungsrichtungen und Kartoff eln in zwei Reife gruppen durchgeführt. Neben den reinen Lan-des sorten versuchen wurden Begleit-versuche angelegt, in denen weitere ergänzende Fragen zu ein zelnen Arten geklärt werden sollen, wie bei spiels-weise bei Winterweizen die Sorten-eignung als Stoppelweizen oder bei Winter raps die Sorteneignung für Früh- und Spätsaaten. Im Jahre 2014 waren der Dienstauf-gabe Landessortenversuche (Markt-

früchte) folgende Leistungen zuzuord-nen:• 18 Sortenratgeber,• eine große Anzahl von vorläufigen

Versuchsberichten, die insbeson-dere bei den Winterungen entspre-chend des Erntestandes der einzel-nen Kulturen ständig überarbeitet wurden,

• 24 Versuchsberichte,• 12 Pflanzenbau-Sonderfaxe,• 17 Artikel in der Fachpresse und

bei weiteren 7 Artikeln Beteiligung als Co-Autor,

• 27 Vorträge• 19 Feldtage und Feldführungen, an

denen Landes sorten ver suchs sorti-mente vorgestellt wurden.

1/2015 70 Schriftenreihe der TLL

Qualitätsgerechte Produktion von HopfenAngela Werner

Der 2014 erzielte Hopfen-Durch-schnittsertrag von 20,6 dt/ha war wider Erwarten hoch. Die 29 Betriebe in Sach-sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ernteten insgesamt 2 544 t Rohhop-fen von 1 237 ha. Demgegenüber fi el der Alphasäurengehalt bei allen Sor-ten im Anbaugebiet sehr niedrig aus. Die Hauptsorte `Hallertauer Magnum´ erzielte mit 11,6 % den geringsten Al-phasäurengehalt der letzten zehn Jah-re. `Herkules´, angebaut auf 12 % der Fläche, brachte mit 27,0 dt/ha gegen-über 20,3 dt/ha von `Hallertauer Ma-gnum´ zwar sehr hohe Rohhopfener-träge, es mussten jedoch bis zu 30 % Fehlstellen nachgepfl anzt werden. Die im Jahr 2013 im Anbaugebiet Elbe-Saale anderweitig genutzte Ge-rüstfl äche von 240 ha reduzierte sich auf 149 ha im Jahr 2014. Bei der Neu-pfl anzung im Frühjahr konnte die ins-tallierte Bewässerung sinnvoll genutzt werden, indem man Tropfschläuche in die Pfl anzfurche verlegte, um die An-wuchsrate im trockenen Frühjahr 2014 zu verbessern.

Elbe-Saale Hopfen - geschütztes Pro-duktElbe-Saale Hopfen ist seit dem 15. April 2014 ein geschütztes Produkt und darf das Qualitätssiegel „g.g.A.“ (geschützte geographische Angabe) tragen. Dies bestätigt seine enge Ver-bindung mit seinem Herkunftsgebiet, das Städte und Gemeinden in Sach-sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umfasst. Damit gehört Elbe-Saale Hop-fen nun zu einem von über 1 200 EU-geschützten Qualitätsprodukten.

Rückblick auf das Hopfenjahr 2014Nach einem sehr milden Winter brach-te der warme, trockene März die bes-ten Voraussetzungen dafür, dass die Frühjahrsarbeiten termingerecht durchgeführt werden konnten. In dem sich schnell erwärmenden Boden trie-ben die Pfl anzen zeitig aus. Ende Mai betrug der Entwicklungsvorsprung ca. zwei Wochen. Ein kurzer heftiger Frost in der Nacht vom 16. zum 17. April ließ in vielen Betrieben die frisch an-geleiteten, jungen Triebe am Draht er-frieren. Von Januar bis April fi elen nur 65 bis 100 mm Niederschlag. Durch das Niederschlagsdefi zit waren die Bodenwasservorräte schnell ausge-schöpft. Ab Ende Juli bis zur Ernte im September gab es kaum einen Tag ohne Niederschlag, was die Pilzinfek-tionen begünstigte und den anfängli-chen Entwicklungsvorsprung zunichte machte.

Peronospora-PrognosemodellDie ab Juli 2014 beständigen Nieder-schläge und die damit verbundene Feuchtigkeit ließen den Peronospora-Index, berechnet aus Lufttemperatur, Niederschlag und Luftfeuchtigkeit, vor der Ernte kaum unter den Schwellen-wert von 500 sinken. Das ergab drei aufeinander folgende Warnaufrufe im Zeitraum Ende Juli bis August, also re-lativ spät. Eine Besonderheit im Jahr 2014 zeigte sich während der Ernte im September mit weiteren zwei bis drei Spritzaufrufen, auf die nicht mehr rea-giert werden konnte.

Jahresbericht 2014 71 1/2015

Neutrale Qualitätsfeststellung435 Hopfenpartien des Anbauge-bietes Elbe-Saale galt es 2014 in der Thüringer Landesanstalt für Landwirt-schaft nach den Vorgaben des Pfl ich-tenheftes zur Durchführung der Neut-ralen Qualitätsfeststellung (NQF) von Hopfen zu untersuchen (Tab. 1). Nur 4,4 % der Partien fanden sich auf-grund einer Ballenfeuchte von über 11,6 % im Abzugsbereich wider. Der Anteil unerwünschter Blätter und Stän-gel lag mit 1,3 % in einem akzeptablen Bereich, ein Betrieb in Sachsen-Anhalt erbrachte eine schlechte Pfl ückquali-tät von über 2 %. Zwei Hopfenbetriebe wurden mit Abzügen bestraft, weil der Anteil loser Doldenblättchen mehr als 26 % betrug.Der Gesamtsaldo, der alle Qualitäts-merkmale aus Tabelle 1 vereint, fi el erstmals in den drei Bundesländern sehr unterschiedlich aus. Die einzel-nen Betriebsergebnisse variierten von minus 6,7 bis plus 3,6. Zwei Produzen-ten in Sachsen-Anhalt und ein sächsi-scher Betrieb drückten, aufgrund des

hohen Krankheitsbefalls, den Durch-schnitt der jeweiligen Länder nach un-ten. Die visuelle Doldenbonitur ergab 2014 einen sehr geringen Befall mit Schädlingen und einen sehr unter-schiedlich hohen Krankheitsbefall mit Pilzen (Tab. 2). Der feuchte Spätsom-mer 2014 begünstigte die Vermehrung von Pilzsporen und brachte die seit langem höchste Pilzinfektion im Hop-fen, wobei die Betriebe das Problem sehr unterschiedlich in den Griff be-kamen. Während das Erntegut einiger Flächen keinerlei Pilzerkrankungen aufwies, gab es Betriebe, die für alle Partien die schlechtesten Noten 4 und 5 erhielten. Am stärksten traf es dieje-nigen mit einer langen Erntezeitspan-ne. Die Hopfensorten sind unterschied-lich anfällig für Pilzerkrankungen und Schädlinge (Tab. 3). ̀ Nugget´, ̀ Taurus´ und `Polaris´ wurden 2014 vorrangig von Peronsopra und Botrytis heim-gesucht, `Hallertauer Magnum´ ins-besondere von Botrytis und die Sorte `Herkules´ von Falschem und Echtem

Tabelle 1: Ergebnisse der Neutralen Qualitätsfeststellung Hopfen 2014 Qualitätsmerkmal Maßeinheit Sachsen-

AnhaltSachsen Thüringen Elbe-Saale

Anzahl PartienWassergehaltBlätter/Stängel/AbfallDoldenblattanteil

%%%

1849,7

1,4617,7

1329,4

1,1223,5

1199,0

1,1424,4

4359,4

1,2721,3

Doldenbefall Ø Note 1 bis 5 3,4 2,6 2,2 2,8Saldo gesamt -1,61 -0,33 1,38 -0,4

Tabelle 2: Doldenbonitur, Häufi gkeit mangelhafter Partien (%) Sachsen-Anhalt Sachsen Thüringen Elbe-Saale

PeronosporaMehltauBotrytis

48,935,954,9

28,09,1

40,2

29,412,631,9

37,221,444,1

BlattlausSpinnmilbe

0,02,7

2,39,8

0,84,2

0,95,3

„Farbe“ 36,4 34,1 29,4 33,8

1/2015 72 Schriftenreihe der TLL

Mehltau. `Northern Brewer´ sowie die Aromasorten `Perle´ und `Hallertauer Tradition´ hielten dem hohen Druck mit pilzlichen Erregern 2014 besser stand. Das sollten die Betriebe beim Spritzplan beachten und in der Dring-lichkeit der zu behandelnden Flächen zukünftig Prioritäten setzen.

BewässerungsversuchDer in der Agrargenossenschaft Großenehrich e. G. in Zusammenarbeit mit der LfL Bayern 2013 angelegte Be-wässerungsversuch wurde wiederholt, um Aussagen zur optimalen Lage des Bewässerungsschlauches bei zwei an-spruchsvollen Sorten `Herkules´ und `Perle´ zu treff en. Neben der unbewäs-serten Variante lag der Tropfschlauch einmal auf dem Bifang bzw. daneben, 30 cm tief im Boden. Aus produkti-onstechnischen Gründen waren die Prüfglieder und Wiederholungen ne-

beneinander angeordnet, d. h. jede Hopfenreihe entsprach einem Prüf-glied. Aufgrund der reichlichen Nieder-schläge ab Mitte Juli 2014 verabreich-te der Betrieb insgesamt nur 4 mm Zusatzwasser Anfang Juli, so dass kein Bewässerungseff ekt zu erwarten war und deshalb am 17. September 2014 nur eine eingeschränkte Ernte der Prüfglieder „betriebsübliche Bewässe-rung“ und „ohne Zusatzwasser“ vorge-nommen wurde. Die in Tabelle 4 auf-geführten Ergebnisse zeigen, dass der Bestand in die Hopfenreihe 3 sehr un-terschiedlich war. In der Reihe 4 stan-den auff ällig viele schwache Pfl anzen, deren Ursachen nicht auf die Bewäs-serung zurückzuführen sind. Abschlie-ßend kann gesagt werden, dass es im Hopfen sehr schwierig ist, homogene Bestände für die Durchführung eines Versuches zu fi nden.

Tabelle 3: Anteil der mit Krankheiten und Schädlingen befallenen Partien nach Sorten (%) 2014Sorte Anzahl

PartienPero-

nosporaEchter

MehltauBotrytis Blatt-

lausRote

Spinne`Hallertauer Magnum´`Herkules´`Northern Brewer´`Nugget´`Taurus´`Polaris´`Perle´`Hallertauer Tradition´

221594113 7 46216

3768175471502313

2056123129 0 6 0

6824 77757501013

10500000

3 020 014 0116

Tabelle 4: Ertrag (dt/ha) der Sorte `Perle´ in Großenehrich 2014Bewässerungsvariante Hopfenreihe Rand MitteTropfschlauch im Boden 1

320,317,7

20,523,4

keine Bewässerung 24

21,118,1

20,518,9

Jahresbericht 2014 73 1/2015

Pfl anzenbauliche Grundlagen ÖlsaatenTorsten Graf, Corinna Ormerod und Heike Rudel

Der Anbauumfang des Winterrapses in Thüringen belief sich in 2014 auf ca. 124 000 ha. Dabei hat der Raps als wichtigste Blattfrucht eine immense Bedeutung für die getreidebetonten Fruchtfolgen. Deshalb gilt es, hohe Er-träge bei guten Qualitäten stabil zu si-chern. Um die ehrgeizigen Ziele der EU, die ab 2017 eine Einsparung von 50 % der Treibhausgas (THG)-Emissionen bei der Rapsproduktion anstreben, zu er-reichen, ist die N-Versorgung einer der wichtigsten Faktoren zur Regulierung und Minderung der Emissionswerte. Sowohl die Absenkung der N-Dünger-menge, die Applikation von Wirtschafts-düngern als auch der Einsatz alterna-tiver Düngerformen sind Optionen für den Landwirt. Mit diesem Hintergrund wurden und werden an verschiedenen Versuchsstandorten Thüringens Un-tersuchungen zum Düngungsregime durchgeführt. Die TLL prüfte von2010 bis 2012 in der Versuchsstation Dornburg, wie der Win-terraps auf eine Kopfdüngung mit Gül-le bzw. Gärrest reagiert. Vergleichend dazu kamen ungedüngte Varianten und eine mineralische Herbst-N-Düngung zum Anbau. Bei den Herbstdüngungs-varianten erfolgte der Einsatz in Höhe von 40 kg N/ha zu BBCH 14 bis 16. Die Ausbringung unmittelbar nach der Ern-te der Vorfrucht bzw. kurz vor oder nach der Aussaat des Rapses ist eigentlich der beste Zeitraum, um die N-Ausnut-zung im Herbst aus Gülle bzw. Gärrest zu optimieren und somit eine hohe Effi zienz der N-Düngung zu erreichen. Nicht immer ist dies jedoch in der Pra-xis, aufgrund der Bodenverhältnisse,

der Witterung oder auch aus technolo-gischen Gründen, auch möglich. Ein zu später Termin kann bedeuten, dass zu 70 % des N-Gehaltes ungenutzt blei-ben und im Winter ausgewaschen wer-den. Die erste N-Gabe im Frühjahr kam im Versuch dann teilweise mineralisch und teilweise organisch in Form von Gülle bzw. Gärrest, die zweite N-Gabe jedoch ausschließlich mineralisch zum Einsatz. Die Nmin-Gehalte variierten im Frühjahr zwischen 20 und 30 kg/ha (0 bis 60 cm Bodentiefe). In Auswertung der Ergebnisse zeigte sich, dass die im Herbst organisch gedüngten Prüfglie-der im Mittel der Jahre einen Mehrer-trag von 3,1 dt/ha (91 % TS) erreich-ten. Bei der Ausbringung von Gärrest betrug der Mehrertrag sogar 4,2 dt/ha im Vergleich zu 2,6 dt/ha bei der mine-ralischen Herbstdüngung. Dies deutet darauf hin, dass die fl üssigen organi-schen Dünger vom Raps sehr gut ver-wertet werden. Bei der Gülle- bzw. Gärrestdüngung gilt, dass nach Düngeverordnung (DVO) eine Maximalzufuhr im Herbst von 80 kg/ha Gesamtstickstoff bzw. 40 kg/ha Ammoniumstickstoff zuläs-sig ist. Ein Einsatz von Nitrifi kations-hemmern reduziert die Gefahr des Überwachsens des Rapses, da die Nitratbildung aus dem Gülle-N zeitlich verzögert wird und die N-Ernährung überwiegend als Ammonium erfolgt. Bezüglich der Art der Frühjahrsdüngung zeigten sich im Versuch keine klaren Tendenzen. Im Mittel der Jahre erreich-ten die mit insgesamt 200 kg N/ha bzw. 180 kg N/ha (stabilisierter N-Dünger in nur einer frühen Gabe) gedüngten Prüf-

1/2015 74 Schriftenreihe der TLL

glieder einen Mehrertrag von ca. 3 dt/ha im Vergleich zu den Varianten mit einer Gesamt-N-Menge von 160 kg/ha. Die Unterschiede waren jedoch nur in weni-gen Fällen statistisch gesichert, so dass davon auszugehen ist, dass bei der er-reichten Ertragshöhe von durchschnitt-lich 45 dt/ha eine Gesamt-N-Menge von 160 bis 180 kg ausreicht.Insgesamt ist einzuschätzen, dass der Raps eine organische Kopfdüngung im Herbst sehr gut verwertet. Insbesondere bei trockenen Witterungsbedingungen im Herbst, wie sie in den letzten Jah-ren häufi g auftraten, ist diese schneller pfl anzenverfügbar als Mineraldünger. Bei der Frühjahrsdüngung spielt die Art der Düngung eine eher untergeordnete Rolle. Auch eine einmalige frühe Gabe mit stabilisierten N-Düngern ist möglich. Letztgenannter Aspekt der Düngung wird seit 2012/13 in einem Versuch mit stabi-lisierten mineralischen Düngern an den Standorten Dornburg und Kirchengel un-tersucht.Erste Versuchsergebnisse zeigen, dass eine gezielte Düngung im Herbst ertragsrelevant ist. Bei der Herbstdün-gungsvariante erfolgte die Ausbrin-gung eines stabilisierten N-Düngers zu einem späten Termin (Mitte/Ende Okt.) in Höhe von 60 kg/ha zu BBCH 14 bis 16. In diesem Prüfglied wurde auf die 2. Frühjahrsgabe verzichtet. Besonders 2013, als die 1. N-Gabe im Frühjahr aufgrund des langen Win-ters nicht termingerecht möglich war, machte sich die Herbstdüngung po-sitiv im Ertrag bemerkbar. Auch im zweiten Versuchsjahr, das durch ein extrem trockenes Frühjahr und damit eine schlechte Nährstoff verfügbarkeit gekennzeichnet war, schnitt die Vari-ante gut ab. Interessant ist, dass auch in diesem Versuch die Varianten mit reduzierter N-Düngung ertraglich nicht

signifi kant abfi elen. Der Versuch wird weitergeführt.Neben Versuchen zum Einfl uss des Saattermins bzw. der Aussaatstärke auf den Kornertrag und die Qualität von Winterraps sind die Untersuchungen zum Einfl uss von Saatkombinationen besonders interessant und zukunftsori-entiert. Hier wird geprüft, ob sich durch die Einsaat einer Begleitpfl anzenmi-schung im Winterraps der N-Düngerein-satz reduzieren lässt. Die Mischungen, zeitgleich mit dem Raps gesät, sollen durch eine gute Durchwurzelung so-wie eine Bindung von mineralisiertem Stickstoff im Ackerboden für eine opti-mierte Bestandesetablierung und eine THG-Einsparung im nachhaltigen Raps-anbau sorgen.Nachdem 2012/13 ein erster Tastver-such mit der Einsaat von Leguminosen (Erbsen und Ackerbohnen in verschie-dene Aussaatstärken) gute Ergebnis-se brachte, wurde im Versuchsjahr 2013/14 ein erster Exaktversuch in Dornburg und Kirchengel ins Feld ge-stellt, bei dem Einsaaten von Futtererb-sen mit jeweils 30 bis 40 Kö./m² bzw. 15 bis 20 Kö./m² und Ackerbohnen mit 20 Kö./m² bzw. 10 Kö./m² mit einer Va-riante ohne Einsaat verglichen worden sind. Im Versuch erfolgte in den Ein-saatvarianten eine um 100 kg/ha ver-minderte N-Düngung.Während des Tastversuches im Jahr 2012/13 waren alle Leguminosen ab dem 10.12.2012 abgefroren. Der Win-ter 2013/14 gestaltete sich jedoch ganz anders. Durch die milde Witte-rung wuchsen die Leguminosen bis zum zeitigen Frühjahr ununterbrochen und auch Unkräuter breiteten sich stark aus, da im Herbst keine geziel-te Unkrautbekämpfung erfolgte. Die Leguminosen froren im März ab, ohne dass die Unkräuter reduziert wurden

Jahresbericht 2014 75 1/2015

(Foto 1). Dies wirkte sich letztlich ne-gativ auf den Ertrag aus. Ob sich die Ertragseinbußen und die Einsparung von N-Dünger sowie der Applikations-kosten die Waage halten, bleibt zu prüfen.Die Probleme zeigten, dass bei dem geprüften Anbausystem weitere As-pekte, insbesondere Pfl anzenschutz-maßnahmen, zu berücksichtigen sind (Foto 2). Neben den Parzellenexaktversuchen

kamen auch erste Praxisversuche zur Anlage, die zur Ernte 2015 erste Ergeb-nisse liefern sollten. Der Fokus weiterer Versuche liegt ebenfalls auf dem Thema Nachhaltig-keit. Ein Versuch zur Anbaukonzentra-tion (Fruchtfolge) bei Winterraps soll langfristige Ergebnisse zur Wirkung verschiedener Fruchtfolgen, Bodenbe-arbeitungsvarianten und Winterrapsty-pen auf die Ertragsentwicklung liefern.

Foto 1: Abfrieren der Leguminosen, beste-hender Unkrautdruck, VS Dornburg Frühjahr 2014

Foto 2: Winterraps mit Leguminosenein-saat, VS Dornburg Oktober 2014

1/2015 76 Schriftenreihe der TLL

Aktuelle SituationDie Landesregierung strebt bis zum Jahr 2020 einen Anteil von mindestens zehn Prozent ökologisch bewirtschaf-teter Fläche an der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Thüringen an. Aus-gehend von der derzeitigen Situation des ökologischen Landbaus in Thü-ringen sind dafür zusätzliche Anstren-gungen notwendig. Zwar gab es nach Angaben der Kontrollstellen, nach ei-nem deutlichen Rückgang der Anzahl ökologisch wirtschaftender Betriebe, im Jahr 2013 erstmals wieder eine er-kennbare Zunahme der Betriebszahlen und damit insgesamt 281 ökologisch wirtschaftende Betriebe in Thüringen. Bei der ökologisch bewirtschafteten Fläche waren in den letzten Jahren je-doch nur geringfügige Veränderungen festzustellen, so dass der Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche mit 4,7 % im Jahr 2013 deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 6,4 % lag. Thüringen weist nach einer Studie des Thünen-Instituts und der Univer-sität Kassel (KUHNERT et al., 2013) mit knapp zwei Prozent im Bundes-vergleich überdurchschnittlich viele Aufgaben ökologisch wirtschaftender Betriebe auf. Bei der durchschnitt-lich jährlichen Rückumstellungsrate liegt Thüringen mit 2,4 % allerdings unter dem Bundesdurchschnitt von 3,3 %. Die meisten Betriebe, die eine Rückumstellung auf konventionelle Landwirtschaft vorgenommen haben, sind nach Angaben der Projektnehmer nicht verbandsgebunden oder wirt-

schaften aufgrund ihrer Größe unter-halb der Fördergrenze.

HandlungsbedarfDie aktuelle Situation des ökologi-schen Landbaus in Thüringen zeigt, dass erkennbare Anstrengungen in verschiedenen Bereichen unternom-men werden müssen, um eine deut-liche Ausweitung des ökologischen Landbaus zu erreichen. Um diesem Ziel schrittweise näher zu kommen, müssen zum einen Lösungen für Anbauprobleme gefunden und die Weiterentwicklung von pfl anzenbau-lichen Anbaustrategien vorangetrie-ben werden. Langfristig muss es Ziel sein, die Flächenproduktivität des ökologischen Landbaus behutsam zu steigern. Im Fokus stehen dabei erfolgreiche Strategien zur Sicherstel-lung einer ausreichenden Nährstoff -versorgung insbesondere auch auf viehlos wirtschaftenden Ökobetrie-ben, Verbesserungen bei der Kontrol-le von Krankheiten und Schädlingen, etwa bei Kartoff eln, Leguminosen und Raps, sowie eff ektivere Unkrautkon-trollmöglichkeiten, insbesondere von perennierenden Unkrautarten. Aber auch Fragen zur Machbarkeit der An-wendung reduzierter Bodenbearbei-tungs- oder Direktsaatverfahren muss nachgegangen und entsprechende Systeme weiterentwickelt werden. Ebenso müssen für die Forderung von Ökolandwirten nach einer eigen-ständigen Züchtung für den ökolo-gischen Landbau Ansätze gefunden werden. Die ökologische Tierhaltung

Aktuelle Situation des ökologischen Landbaus in Thüringen und sich daraus ergebender HandlungsbedarfDr. Annkathrin Gronle und Dr. Katja Gödeke

Jahresbericht 2014 77 1/2015

hält ebenfalls einige Herausforderun-gen bereit. Hier stehen insbesondere die Weiterentwicklung von Tierhal-tungskonzepten für die Bedingungen des ökologischen Landbaus und die Verbesserung des Tiergesundheits-managements im Vordergrund. Aber auch Möglichkeiten zur Sicherstellung einer ausreichenden Eiweißversor-gung insbesondere bei Monogastriern müssen untersucht werden. Weiterhin besteht Verbesserungsbedarf bei der Grundfutterqualität sowie der Ertrags-fähigkeit von Futterpfl anzen wie etwa Mais. Der zunehmenden Spezialisie-rung der Betriebe in der ökologischen Landwirtschaft und einer zunehmen-den Trennung von Tierhaltung und Fut-tererzeugung muss dabei Rechnung getragen und neue Betriebsformen entwickelt werden, die betriebliche Spezialisierung mit dem systemori-entierten Ansatz in Einklang bringen. Dabei ist es zunächst wichtig, bereits vorhandene aktuelle Forschungser-gebnisse aus Forschungsvorhaben zu Fragen des ökologischen Landbaus, die etwa im Rahmen des Bundespro-gramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirt-schaft (BÖLN) durchgeführt wurden, zu bündeln, an die Bedingungen in Thüringen anzupassen und anschlie-ßend für Praxis und Beratung verfüg-bar zu machen. Daneben sollten aber auch die Versuchstätigkeiten in Thü-ringen selbst, über Sortenversuche hinaus, ausgedehnt werden. Versuche vor Ort, eventuell auch in Kooperation mit Betrieben, können dabei helfen den ökologischen Landbau akzepta-bler zu machen. Viele Probleme des ökologischen Landbaus, etwa die Frage der Anwendbarkeit reduzierter

Bodenbearbeitungsverfahren, wurden bislang oft nur in kurzfristigen Unter-suchungen angegangen. Langfristige Ergebnisse fehlen vielfach, was auch immer wieder von Seiten der Landwir-te bemängelt wird. Weiterhin ist eine Intensivierung der Angebote im Bereich Beratung, Aus-bildung und Weiterbildung speziell für den ökologischen Landbau von großer Bedeutung. Dies ist wichtig, da die Bewirtschaftung im ökologischen Landbau aufgrund des Verzichts auf kurzfristige und schnell wirkende Maß-nahmen im Ackerbau bzw. durch Ge-sundhaltung der Tiere durch Prophy-laxe in der Landwirtschaft langfristig geplant werden müssen und Manage-mentfehler meist kurzfristig nicht zu beheben sind. Die Bereitschaft zur Umstellung von konventionell wirtschaftenden Betrie-ben in Thüringen muss durch gezielte Beratungsangebote verstärkt genutzt werden. Wichtig ist, dass neben der Bereitstellung von auf Thüringer Be-dingungen angepasste Informations-angebote für den ökologischen Land-bau, der Erfahrungsaustausch mit erfolgreichen Praktikern gefördert und begleitet sowie das Netz bestehender Demonstrationsbetriebe für den öko-logischen Landbau ausgedehnt wird. Eine Ausdehnung des ökologischen Landbaus in Thüringen funktioniert nur, wenn eine Einbeziehung mögli-cher Marktpartner erfolgt. Die regiona-len und überregionalen Vermarktungs-strukturen für in Thüringen erzeugte ökologische Produkte müssen verbes-sert werden. Dies könnte durch die Vernetzung von ökologisch wirtschaf-tenden Betrieben und das Einbetten von Erzeugern in ein Netz von Verar-

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beitungs- und Vermarktungsbetrieben erfolgen. Letztendlich kann eine wirk-same Ausweitung des ökologischen Landbaus aber nur erreicht werden, wenn eine verlässliche Förderung des ökologischen Landbaus vorhanden ist und die Konkurrenzfähigkeit ökologi-scher Betriebe verbessert wird.Diese drängenden Fragen und Prob-leme sollen nun im neu aufgestellten Referat Agrarökologie und ökologi-scher Landbau der TLL aufgegriff en werden, mit dem Ziel, gemeinsam mit den Akteuren des ökologischen Land-baus Lösungsansätzen für Thüringen zu erarbeiten.

Quelle:KUHNERT, H.; BEHRENS, G.; HAMM, U.; MÜL-LER, H.; SANDERS, J.; NIEBERG, H.; STROHM, R. (2013): Dauerhafte Ausweitung des ökolo-gischen Landbaus in Deutschland: Analyse der Ausstiege von Betrieben und Entwicklung eines Konzepts zur nachhaltigen Vermeidung. www.orgprints.org/22697/

Jahresbericht 2014 79 1/2015

Im Rahmen der Guten fachlichen Pra-xis (Düngeverordnung 2007) sind die Landwirte zum Erstellen von betriebli-chen Nährstoff vergleichen verpfl ichtet. Dabei soll ab dem Zeitraum 2009 bis 2011 der betriebliche N-Saldo im drei-jährigen Mittel die Obergrenze von 60 kg N/ha nicht überschreiten. Der be-triebliche P-Saldo bezieht sich auf das sechsjährige Mittel und ist auf maximal 20 kg P2O5/ha (= 8,7 kg P/ha) begrenzt, wenn im Mittel des Betriebes hohe und sehr hohe Boden-P-Gehalte von > 20 mg P2O5/100 g (> 8,7 mg P/100 g) vor-liegen. Für darunter liegende P-Gehalte im Boden ist der P-Saldo nicht limitiert.

Kontrolle und Auswertung der Nähr-stoff vergleicheDie TLL ist seit 1997 mit der Kontrol-le der Nährstoff vergleiche Thüringer Landwirtschaftsbetriebe beauftragt. Die Kontrollen umfassen jährlich zwi-schen 120 bis 180 Landwirtschafts-betriebe. Gegenstand der Kontrollen ist das ordnungsgemäße Erstellen der Nährstoff vergleiche. Kriterien für die Betriebsauswahl bei Wahrung der

Repräsentativität sind unter anderen die Erfassung von großen Landwirt-schaftsbetrieben mit mehr als 200 ha LF sowie die Lage in Regionen mit er-höhten Nitratgehalten im Grundwas-ser. Die Kontrollen für das Düngejahr 2013 umfassten 122 Landwirtschafts-betriebe, darunter 67 Betriebe mit ein-jährigen Kontrolle sowie 55 Betriebe mit langjährigen Kontrollen beginnend mit dem Düngejahr 1997 (Tab. 1).Nach der Auswertung des Düngejahres 2013 liegen inzwischen repräsentati-ve Daten für den Nährstoff vergleich für die 17 Düngejahre von 1997 bis 2013 vor.Tabelle 2 gibt einen Überblick über die N-Bilanz für 2009 bis 2013.Wichtigste Zufuhrposition in der N-Bi-lanz im Zeitraum 2009 bis 2013 stellt die mineralische N-Düngung (118 ... 125 kg N/ha) dar, während die N-Zufuhr über betriebseigene Wirtschaftsdünger, der Zugang betriebsfremder organischer Dünger sowie die N-Bindung durch Legu-minosen einen geringeren Umfang aus-machen. Der mittlere N-Saldo schwankte in den letzten Jahren zwischen +30 und

Kontrolle der Nährstoff vergleiche Thüringer Landwirtschaftsbetriebeim Düngejahr 2013

Dr. Wilfried Zorn, Hubert Heß, Dr. Volkmar König und Sabine Wagner

Tabelle 1: Umfang der Kontrollen für das Düngejahr 2013

Betriebsgrößeha LF

Anzahl Landwirt-schaftsbetriebe

2013 1)

Anzahl kontrollierter Landwirtschafts-betriebe 2013

Kontrollquote% aller Betriebe

2013gesamt dar. mehrjährige Kontrollenbis 10 1 326 - - ->10 ha 3 093 122 55 3,9>10 ... 200 2 309 28 8 1,2>200 ... 500 359 29 13 8,1>500 ... 1 000 202 22 10 10,9>1 000 223 43 24 19,3

1) InVeKoS-Daten 2013

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+42 kg N/ha und beträgt im Düngejahr 2013 +36 kg N/ha. Jedoch liegt eine er-hebliche Spannweite der N-Salden der Landwirtschaftsbetriebe vor. Das Dün-gejahr 2013 ist durch durchschnittliche Erträge in der Pfl anzenproduktion Thü-ringens geprägt. 7 % aller Betriebe mit häufi g extensiver Bewirtschaftung ver-fügten über negative N-Salden (Tab. 3). 81 % der Betriebe sind durch N-Salden von 0 ... 60 kg N/ha gekennzeichnet. Das Düngeverhalten der Thüringer Landwirte kann als überwiegend positiv einge-schätzt werden. 12 % der kontrollierten 122 Landwirtschaftsbetriebe verfügen jedoch über einen N-Saldo über + 60 kg

N/ha und müssen weitere Anstrengun-gen zur Optimierung ihres N-Manage-ments unternehmen, um die Vorgaben der Düngeverordnung einzuhalten. Vier der ausgewerteten Betriebe überschrit-ten die Obergrenze für den zulässigen dreijährigen N-Saldo. Die Höhe des N-Saldos korreliert mit der mineralischen N-Düngung, während die Verwertung der betriebseigenen Wirtschaftsdünger kei-ne wesentlichen Probleme in der N-Bi-lanz verursacht. Das Thüringer Grünland wird überwiegend extensiv bewirtschaf-tet, gedüngt und trägt in der Regel nicht zu hohen N-Bilanzüberschüssen bei.

Tabelle 2: Stickstoff bilanz (arithmetisches Mittel, Angaben in kg N/ha) von ca. 120 Landwirt-schaftsbetrieben in den Düngejahren 2009 bis 2013

Position 2009n = 120

2010n = 121

2011n = 123

2012n = 121

2013n = 122

N-Ausscheidung der Tiere1) 20 23 19 21 19Zugang organischer Düngestoff e 8 9 8 15 13Mineraldüngung 125 123 121 118 123symbiotische N-Bindung 10 13 11 11 10Zufuhr gesamt 163 169 159 165 165Abfuhr 133 127 124 129 129Saldo +30 +42 +35 +35 +36

1) nach Abzug von Stall-, Lagerungs- und Ausbringungsverlusten gemäß Düngeverordnung 2006/07

Tabelle 3: Anteil der kontrollierten 122 Landwirtschaftsbetriebe (LWB) in N-Saldogruppen im Düngejahr 2013 und mittlere N-Zufuhr über Mineral- und Wirtschaftsdünger

N-SaldoLWB

mittlere N-AbfuhrMittlere N-Zufuhr über

Anzahl %Mineraldünger Wirtschaftsdünger*)

kg N/ha kg N/ha≤ 0 9 7 113 33 210,1 … 25 25 21 116 91 1925,1 … 50 54 44 133 161 1950,1 ... 60 20 16 141 151 2060,1 ... 70 8 7 128 162 1570,1 ... 80 4 3 145 170 2280,1 … 90 0 0 - - -> 90 2 2 132 204 0

*) tierische Ausscheidungen nach Abzug von Stall-, Lagerungs- und Ausbringungsverlusten

Jahresbericht 2014 81 1/2015

Weiterhin wurde die Einhaltung der N-Saldenobergrenze für das dreijährige Mittel der Düngejahre 2011 bis 2013 kontrolliert. Sechs Betriebe (5 % der Stichprobe) überschritten den zuläs-sigen N-Saldo von 60 kg N/ha und besitzen dringenden betrieblichen Handlungsbedarf zur Optimierung der N-Düngung, damit die zulässigen N-Überschüsse in den Folgejahren ein-gehalten werden können. Den betref-fenden vier Betrieben konnte zunächst nicht bescheinigt werden, dass sie die Anforderungen von § 3 (4) der Dün-geverordnung nach einer bedarfsge-rechten N-Düngung erfüllt haben. Eine Überschreitung des zulässigen P-Sal-dos war nicht festzustellen.Aus den 17-jährigen Nährstoff bilanzen von repräsentativen 55 Landwirtschafts-betrieben lassen sich Rückschlüsse auf das langfristige Düngeverhalten ziehen. In allen 17 Jahren lag der mittlere N-Sal-do im positiven Bereich, wobei in den Trockenjahren 2002 und 2003 infolge

der witterungsbedingten Ertragsminde-rungen ein Anstieg zu verzeichnen war. Im Gegensatz dazu liegen seit Beginn der Auswertungen ununterbrochen ne-gative P- und K-Salden vor. In den letz-ten fünf bis sechs Jahren haben sich die negativen K-Salden verstärkt.

FazitDie Thüringer Landwirtschaftsbetriebe halten weitaus überwiegend den zu-lässigen N-Saldo gemäß Düngeverord-nung ein. Jedoch überschreiten einzel-ne Betriebe die N-Saldenobergrenze von 60 kg N/ha und müssen weitere Anstrengungen zur Optimierung des betrieblichen Düngungsmanagements unternehmen. Die P- und K-Salden der Landwirtschaftsbetriebe sind langjährig überwiegend negativ. Die Konsequenz daraus ist ein weiterer Rückgang der P- und K-Versorgung der Thüringer Acker- und Grünlandböden, über den in einem weiteren Beitrag be-richtet wird.

Abbildung: Mittlere N-, P- und K-Salden von 55 Landwirtschaftsbetrieben 1997 bis 2013

-30-20-10

010203040506070

kg/ha N P K

1/2015 82 Schriftenreihe der TLL

Die folgende Einschätzung des Witte-rungsverlaufes des Jahres 2014 be-ruht auf Messwerten aus dem Agrar-meteorologische Messnetz der TLL. Das Messnetz besteht derzeit aus 31 automatischen Wetterstationen (Abb.1) und ist mit seinen Aufgaben und Zielen im Jahresbericht 2013 der TLL vorgestellt worden. 2014 war nach Angaben des Deut-schen Wetterdienstes deutschland- und thüringenweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnun-gen im Jahre 1881. Mit Jahresmitteltemperaturen der Luft von 8,2 °C (Oberweißbach) bis 11,4 °C (Heringen, Schkölen) war 2014 im Mittel aller Messnetzstandorte 2,3 °C wärmer als im vieljährigen Mittel. Die Abweichungen zu den vieljährigen Ver-gleichswerten schwankten zwischen

Zur Jahreswitterung 2014 - Ergebnisse aus dem agrarmeteorologischen Messnetz der TLLHerbert Michel und Uwe Prüfer

+1,5 °C in Buttelstedt und +3,1 °C in Schkölen (Tab. 1). Damit zeigte sich das Jahr im Mittel der Messnetzstandorte 0,5 °C wärmer, als das bisher wärmste Jahr 2000. Dies traf aber nicht auf alle Standorte zu, da z. B. das Jahresmittel in Buttelstedt im Jahr 2000 bei 10,4 °C lag. Elf Monate zeigten sich zu warm, nur der August fi el im Mittel 0,4 °C zu kalt aus. Deutlich erhöhte Temperaturen hatte der Januar (bis +4,1 °C), Februar (bis +5,6 °C), März (bis +5,0 °C), April (bis +4,8 °C), Juli (bis +3,9 °C) und Oktober (bis +4,1 °C). Wesentlich zu kalt fi el kein Monat aus, wobei die maximale Abwei-chung im August bei -1,4 °C in Friemar lag. Damit trugen vor allem die viel zu warmen Winter-, Frühling- und Herbst-temperaturen zu dem zu warmen Jahr bei. Das Jahr 2014 wartete mit 11 (Ober-weißbach) bis 68 (Mönchpfi ff el) Som-

Abbildung: Standorte der agrarmeteoro-logischen Messstationen in Thüringen

Jahresbericht 2014 83 1/2015

mertagen (Tmax≥5 °C) auf. An „heißen“ Tagen (Tmax ≥ 30 °C) wurden zwischen ein (Oberweißbach) und 19 (Mönchpfi ff el) gezählt, womit die Anzahl dieser Tage im Mittel niedriger als normal ausfi el.Frosttage (Tmin<0 °C) gab es zwischen 53 (Gierstädt) und 101 (Oberweißbach), Eistage (Tmax<0°C) zwischen sechs (Heß-berg) und 23 (Oberweißbach). Damit lag die Anzahl dieser Tage ebenfalls unter dem Normalbereich. Die höchste Tem-peratur des Jahres wurde mit 37,9 °C am 08.06. in Mönchpfi ff el gemessen, die niedrigste mit -11,5 °C am 28.12. in Oberweißbach. Im Januar und Februar, den normalerweise kältesten Wintermo-naten, sanken die Temperaturen nur an wenigen Tagen unter -5 °C ab und so gut wie gar nicht unter -10 °C. Der wärmste Tag des Jahres mit einer Tagesmitteltem-peratur von 27,4 °C in Stobra war der 20. Juli. Tropentage, an denen die Tempera-

turen über 30 °C und nicht unter 20 °C liegen, gab es nicht. Die Jahresniederschlagsaufkommen schwankten zwischen 79 % (Queien-feld) und 127 % (Mönchpfi ff el). Im Messnetzmittel wurden 98 % der viel-jährigen Jahressumme erreicht. Die absoluten Aufkommen bewegten sich zwischen 476,0 mm (Kirchengel) und 771,3 mm (Oberweißbach). Die Mo-nate Januar bis April waren deutlich zu trocken. Der Mai konnte dann mit 130 % mehr Niederschlag aufweisen. Von den Sommermonaten zeigte sich nur der Juni im Mittel mit nur 47 % zu trocken. Der Juli und August sowie der Sommer insgesamt fi elen ebenfalls zu feucht aus. Der September und Oktober waren mit Messnetzmittel überversorgt. Der November zeigte sich wieder deut-lich (37 %) und der Dezember etwas (85 %) zu trocken. Niederschlagsta-

Tabelle 1: Monatsmittel der Lufttemperatur und des Niederschlages für das Jahr 2014 und deren Abweichungen von den vieljährigen Durchschnittswerten

StationTemperatur Niederschlag

StationTemperatur Niederschlag

°C ∆T K mm % °C ∆T K mm %Bad Salzungen 10,0 2,3 674,0 119,1 Heringen 11,4 2,8 555,3 114,2Bollberg 10,0 2,2 697,7 119,4 Heßberg 9,3 2,0 725,7 93,8Bösleben 10,2 2,5 562,9 99,8 Kalteneber 9,5 2,6 695,7 89,6Burkersdorf 9,5 2,4 659,5 105,8 Kindelbrück 10,9 2,5 508,0 99,5Buttelstedt 9,9 1,5 502,8 92,5 Kirchengel 10,2 2,5 476,0 85,5Dachwig 10,3 1,7 506,3 102,4 Köckritz 10,5 2,6 545,1 90,2Dobitschen 10,2 2,1 618,8 99,1 Kutzleben 10,7 2,3 485,3 87,7Dornburg 10,3 1,9 618,0 105,7 Mönchpfi ff el 10,6 1,9 621,2 127,3Ehrenhain 10,7 2,0 547,7 95,4 Monstab 11,1 2,2 642,0 114,4Erfurt/FH 11,2 2,4 522,2 102,3 Oberweißbach 8,2 2,4 771,3 89,6Friemar 9,6 1,5 539,4 99,7 Queienfeld 9,9 2,5 537,2 78,6Gierstädt 10,9 2,6 499,3 92,4 Schkölen 11,4 3,1 708,5 114,5Görmar 10,2 2,2 499,2 90,2 Schlossvippach 10,9 2,2 491,9 97,0Großenehrich 10,9 2,7 493,2 90,2 Stobra 11,0 2,8 596,3 106,3Großenstein 10,2 2,2 577,4 95,3 Straußfurt 10,6 2,0 507,3 108,4Haufeld 10,2 2,8 584,0 92,2

1/2015 84 Schriftenreihe der TLL

ge wurden zwischen 140 (Kalteneber) bis 199 (Oberweißbach) gezählt. Der höchste Tageswert wurde mit 83,8 mm am 08.07. in Schkölen registriert. Die relativen monatlichen Niederschlags-aufkommen bewegten sich zwischen 24 % im März und 239 % im Juli, wobei fünf Monate eine überdurchschnittliche Niederschlagsversorgung und sieben Monate Defi zite aufwiesen. In der Hauptvegetationszeit (April bis September) waren der April (69 %) und der Juni (47 %) unterversorgt, der Mai (130 %) sowie der August (160 %) und der September (131 %) überversorgt. Allerdings waren die Unterschiede zwi-schen den einzelnen Stationen sehr groß. Im Juni schwankte die Nieder-schlagsversorgung von 28 % in Dach-wig bis 110 % in Mönchpfi ff el, im Juli von 156 % in Mönchpfi ff el bis 382 % in Bollberg und im September von 37 % in Kutzleben bis 223 % in Großenstein. Insgesamt wurde die Jahresnieder-schlagsversorgung in Bezug zu den vieljährigen Jahressummen weniger von der räumlichen Lage der Stationen bedingt, als vielmehr von Starknieder-schlägen, oft durch Gewitter. Die Vegetationsperiode 2014 begann am 15. Februar, einen Monat früher als im vieljährigen Mittel und endete am 19.11., womit sie 278 Tage dauerte. Dies waren 35 Tage mehr als im viel-jährigen Mittel. Die Klimatische Wasserbilanz (KWB) des Jahres war durch ein mittleres Sal-do von -122 mm gekennzeichnet, wo-bei die Salden an den einzelnen Stand-orten von -262 mm (Kirchengel) bis +73 mm (Oberweißbach) schwankten. Für die Hauptwachstumsperiode (April bis September) ergab sich ein Bereich zwischen -254 mm (Görmar) und +37 mm (Schkölen), woraus ein Mittel von

-111 mm resultiert. Insgesamt war 2014 somit etwas zu trocken. Zu Beginn der Vegetationsperiode waren die Böden aufgrund geringer Niederschläge im Vorwinter meist nicht aufgefüllt, wodurch keine opti-malen Ausgangsbedingungen für die Vegetation 2014 hinsichtlich der Bo-denfeuchtedefi zite bestanden. Auch bildete sich so gut wie keine Frostga-re aus, wodurch Bodenverdichtungen aus dem Vorjahr erhalten blieben. Da die Vegetation 2014 sehr früh be-gann, konnte die Frühjahrsaussaat frühzeitig erfolgen. Es bestand in Folge der Trockenheit und der nicht aufgefüll-ten Böden die Gefahr von sehr zeitiger Wasserknappheit. Dies konnte der Mai mit der guten Niederschlagsversorgung weitgehend verhindern und am Ende des Monats hatte die pfl anzliche Ent-wicklung einen Vorsprung von einer Woche. Im Juni gingen die Bodenfeuch-tegehalte stark zurück und am Ende des Monats herrschten für Raps und Winterweizen keine optimalen Feuch-tebedingungen mehr vor. Dies änderte sich im Juli durch die hohen Nieder-schläge wieder. Die Mähdruschernte begann eine Woche früher als üblich, konnte aber wegen der häufi gen Niederschläge auch im August nicht zügig voranschreiten, so dass sie sich bis Anfang September hinzog. Bis zum 20. September waren die Oberböden sehr feucht. Danach blieb es weitge-hend trocken und die Bedingungen für die Herbstarbeiten verbesserten sich. Auf Standorten mit sehr hoher Niederschlagsversorgung zogen sich die Maisernte und die Herbstaussaat allerdings bis in den Oktober hin. Die Niederschläge bis zum Ende des Jahres reichten auf besseren Standorten nicht aus, um diese aufzufüllen.

Jahresbericht 2014 85 1/2015

Tabelle 1: pH-Wert sowie CAL-löslicher P-Gehalt im Boden zu Versuchsbeginn

Tiefecm pH PCAL-Gehalt

mg P/100g0 - 10 6,2 1,610 - 20 6,1 1,120 - 30 6,1 0,9Richtwert für Gehalts-klasse A in 0 - 20 cm - ≤ 2,4

Die Versuchsvarianten zeigt Tabelle 2. Als P-Düngemittel wird Triplesuper-phosphat eingesetzt. Die Unterfuß-düngung erfolgt zwischen jede Reihe mit 5 cm Abstand zur Saatreihe und in 8 bis 10 cm Tiefe.

Tabelle 2: Versuchsvarianten des P-Unterfuß-düngungsversuchs Friemar

P-Applikation P-Düngung (% der P-Abfuhr1))

Ohne P (Kontrolle) 0

Breitwürfi g vor Saat 50, 100, 200Unterfußdüngung 50, 100, 200Kopfdüngung im Frühjahr

50, 100

1) kalkulierte P-Abfuhr: Winterweizen und -gerste: 35 kg P/ha, Winterraps: 40 kg P/ha

Ergebnisse des 1. und 2. Versuchsjah-res (2012: Winterweizen; 2013: Win-tergerste) Das Versuchsjahr 2011/12 war insbe-sondere durch sehr niedrige Nieder-schläge zwischen Februar und der 2. Maidekade gekennzeichnet. Ab Ende Mai und im Juni fi elen höhere Nieder-schläge. Bei der Bewertung der nach-folgend aufgeführten Daten ist daher das extreme Niederschlagsdefi zit im Frühjahr zu berücksichtigen.

Richtwerte und Beratungsinstrumente für eine ökonomisch ausgewogene und umweltverträgliche Düngung Dr. Wilfried Zorn, Hubert Schröter und Hubert Heß

Viele Landwirte in Ackerbaugebieten haben in den letzten zwei Jahrzehnten die mineralische Phosphatdüngung stark reduziert oder ganz unterlassen. Daraus resultiert eine dramatische Verschlechterung der P-Versorgung der Ackerböden. Aktuell sind 13 % des Thüringer Ackerlandes sehr nied-rig (Gehaltsklasse A) und 35 % niedrig (Gehaltsklasse B) mit P versorgt. Diese Entwicklung erfordert gezielte betriebliche Strategien für eine eff ek-tive P-Düngung, um eine hohe Wirt-schaftlichkeit im Ackerbau aber auch eine optimale Verwertung der Stick-stoff düngung zu erreichen. Eine gute Möglichkeit stellt die plat-zierte P-Düngung mit wasserlöslichen Phosphatdüngern zu Getreide und Raps dar. Die konzentrierte Ablage ei-nes Düngerbandes im Wurzelbereich der Pfl anzen lässt eine deutlich lang-samere P-Festlegung, die Förderung des Wurzel- und Jugendwachstums der Pfl anzen sowie eine insgesamt besse-re Nutzung der P-Dünger erwarten. Zur Aussaat 2011 wurde auf dem Löss-Braunschwarzerdestandort Friemar (Thüringen) ein neuer statischer Dün-gungsversuch (je 4 Wiederholungen, randomisiert) zur Prüfung der Wirkung verschiedener P-Applikationsformen und -mengen angelegt. Zu Versuchs-beginn war der Boden sehr niedrig mit P versorgt, wobei der P-Gehalt mit zunehmender Bodentiefe weiter ab-nimmt (Tab. 1).

1/2015 86 Schriftenreihe der TLL

Im ersten Versuchsjahr war bei einer P-Düngermenge von 50 % der Abfuhr die Unterfußdüngung zu Winterwei-zen (Sorte JP Asano) der breitwürfi -gen Düngung vor der Saat signifi kant überlegen. Bei P-Düngung in Höhe von 100 % und 200 % der Abfuhr liegen keine signifi kanten Unterschiede zwi-schen P-Unterfußdüngung und breitfl ä-chiger P-Düngung vor. In der Tendenz war die breitfl ächige P-Düngung der Unterfußdüngung leicht überlegen. Die Mehrträge durch P-Düngung im Herbst betrugen bis über 20 dt/ha. Die P-Kopf-düngung im trockenen Frühjahr 2012 zeigt nur eine geringe Wirkung (Tab. 3). Im 2. Versuchsjahr zur Ernte 2013 kam Wintergerste (Sorte Souleyka) zum An-bau. Die Mehrerträge durch P-Düngung betrugen wiederum bis über 20 dt/ha. Bei einer P-Düngermengen von 50 % der Abfuhr war die Unterfußdüngung der breitwürfi gen Düngung vor der Saat signifi kant überlegen. Bei P-Düngung in Höhe von 100 % und 200 % der Ab-fuhr liegen keine signifi kanten Unter-schiede zwischen P-Unterfußdüngung und breitfl ächiger P-Düngung vor. In der Tendenz war die breitfl ächige P-Düngung der Unterfußdüngung leicht

überlegen. Die P-Kopfdüngung kam bei der Wintergerste besser zur Wirkung als bei Winterweizen im 1. Versuchsjahr. Dieses Ergebnis deutet insbesondere auf die Nachwirkung der von den Pfl an-zen nicht aufgenommenen Phosphate aus der Kopfdüngung im ersten Ver-suchsjahr hin.

Ergebnisse des 3. Versuchsjahres(2014: Winterraps) Nach zwei Jahren Versuchslaufzeit ist der P-Gehalt in der Variante ohne P-Düngung weiter gesunken, während die P-Versorgung des Bodens bei breitfl ächiger Applikation sowie P-Kopfdüngung im Frühjahr angestiegen ist. Bei der P-Unterfußdüngung lag nicht so ein Anstieg vor (Tab. 4). Das Beseitigen von P-Mangelernährung durch geeignete Düngungsmaßnah-men bewirkte eine um ca. 40 bis 80 kg N/ha höhere N-Aufnahme durch die oberirdische Biomasse im Herbst und damit neben pfl anzenbaulichen Vorteilen auch eine Reduzierung des Nitratverlagerungsrisikos über Winter. Die Mehrerträge durch P-Düngung be-trugen bis 5 dt/ha Rapssaat und bestä-tigen damit den hohen P-Düngebedarf des Standortes. Die Unterfußdüngung

Tabelle 3: Kornertrag (86 % TS) von Winterweizen 2012 und Wintergerste 2013 in Abhängigkeit von der P-Düngung

PG P-Düngungkg P/ha

Ausbringung/Zeitpunktder P-Düngung

Winterweizen 2012 Wintergerste 2013dt/ha % dt/ha %

1 17,5breitfl ächig Herbst(einarbeiten vor Saat)

99,4 108 103,1 1112 35 110,6 120 111,8 1213 70 113,6 124 116,5 1264 17,5

Unterfuß Herbst(zur Saat)

106,1 115 106,9 1165 35 108,0 118 113,0 1226 70 110,9 121 114,3 1247 0 - 91,9 100 92,5 1008 17,5 Kopfdüngung

(Frühjahr)96,7 105 102,6 111

9 35 97,7 106 108,1 117GD 5 % (t-test) 5,2 5,7 6,9 7,4

Jahresbericht 2014 87 1/2015

FazitDie gute Wirkung der Unterfußdün-gung mit wasserlöslichen Phospha-ten zu Getreide und Raps auf Böden mit unzureichender P-Versorgung ist damit in einem weiteren Feldversuch nachgewiesen. Weitere Praxisversu-che in Thüringen belegen die großen Potenziale dieser Technologie. Bei Be-darf ist die Kombination mit anderen Nährstoff en (K, S, Mg, Mikronährstof-fe) in Form von Mehrnährstoff - oder Mischdüngern möglich. Experimentell sind die optimale Düngemittelabla-getiefe und -abstand zur Saatreihe zu ermitteln. Weiterhin ist die Frage zu klären, ob eine P-Unterfußdüngung in Höhe der Abfuhr bei Gehaltsklasse A und B auch langfristig möglich sein kann.

in Höhe von 50 % und 100 % der Ab-fuhr hatte keine signifi kante Ertragser-höhung zur Folge, dafür bei 150 % den höchsten Ertrag aller Varianten. Die re-gelmäßige Frühjahrskopfdüngung wird zunehmend ertragswirksam. Ursache dafür ist die Nachwirkung von den Vor-früchten nicht aufgenommenen Dün-gerphosp haten.

Tabelle 4: P-Gehalt im Boden vor der Rapsaussaat 2013 und N-Aufnahme im Herbst 2013

PGP-Gehalt vor Aussaat

mg P/100 g Boden P-Düngungkg P/ha

Ausbringung/Zeitpunktder P-Düngung

N-AufnahmeHerbst

0-10 cm 10-20 cm 20-30 cm kg N/ha1 1,4 1,0 0,7 20

breitfl ächig Herbst(einarbeiten vor Saat)

1032 1,9 1,5 0,9 40 1093 3,7 2,4 1,3 80 1134 1,1 1,1 0,8 20

Unterfuß Herbst(zur Saat)

1065 1,8 1,3 0,9 40 1296 2,4 2,0 1,1 80 1117 1,1 0,8 0,7 0 Kontrolle 618 1,3 1,1 0,7 20 Kopfdüngung

(Frühjahr)111

9 3,0 2,1 1,0 40 146

Abbildung: Mehrertrag (kg/ha) durch diff eren-zierte P-Düngung (TSP) zu Winterraps, Friemar 2014 [ohne P: 62,7 dt/ha, GD 5% (t-Test) = 3,5 dt/ha]

0,4 0,2

2,9

2,1

0,5

4,1 4

5,1

breitflächig zur Saat Unterfußdüngung Frühjahr Kopfdüngung

50% Abfuhr 100% Abfuhr150% Abfuhr

1/2015 88 Schriftenreihe der TLL

Projekt 94.04 - Klimawandel - Pfl anzenbau

Anpassung des Pfl anzenbaus in Thüringen an den KlimawandelChristian Guddat, Torsten Graf, Reinhard Götz, Karin Marschall und Dr. Wilfried Zorn

Die Bearbeitung des Projektes erfolgt aufgrund der bereits festzustellen-den sowie der für den Zeitraum 2021 bis2050 zu erwartenden klimatischen Änderungen und den daraus entste-henden Folgen für den landwirtschaft-lichen Pfl anzenbau in Thüringen. Im Mittelpunkt stehen die Analyse von Anbauvorzüglichkeit, Ertragsentwick-lung, Ertrags- und Qualitätssicherheit der Hauptkulturen in Thüringen, aber auch die Bewertung von Alternativen im Anbauverfahren und Kulturarten-spektrum. Dabei gilt es, Vorteile der Klimaänderungen aufzuzeigen und zu nutzen sowie mögliche Nachteile und Risiken zu begrenzen. Dies erfordert gegebenenfalls eine Anpassung des Pfl anzenbaus. Die Thüringer Landes-anstalt für Landwirtschaft führt dazu seit 2009 spezielle Versuche durch. Die Projektarbeit konzentrierte sich 2014 vor allem auf die Auswertung der Fragestellungen zu den beiden Hauptgetreidearten Winterweizen und Wintergerste. Unter anderem wurden folgende Versuchsfragen formuliert:• Ist es möglich, durch eine frühere

Entwicklung, eine geringere Bestan-desdichte und eine frühere Reife mit-tels Saatzeit, Saatstärke und Sorte, Hitze- und Trockenstress in sensiblen Entwicklungsstadien von Winterwei-zen weitestgehend zu vermeiden und die Erträge zu stabilisieren?

• Welche Eignung besitzen früher rei-fende Winterweizensorten für den Anbau in Thüringen und können sie zur Verbesserung der Ertrags- und Qualitätssicherheit unter den in Mit-

teldeutschland vorherrschenden Kli-mabedingungen beitragen?

• Welchen Einfluss hat die Saatzeit bei angepasster Saatstärke und verschiedenen Sortentypen unter veränderten Klimabedingungen in Thüringen (wärmerer Herbst und wärmerer, feuchterer Winter) auf die Ertragssicherheit und Pflanzen-gesundheit von Wintergerste?

Saatzeit und Saatstärke von Winter-weizenAufgrund ausgeprägter Trockenheit von Dezember bis April und anschließend guter Wasserversorgung waren Früh-saaten Anfang September im Mittel der Standorte und Sorten gegenüber Nor-malsaaten bis Anfang Oktober benach-teiligt. In der von 2009 bis 2014 laufen-den Versuchsserie erreichten Frühsaaten jedoch insgesamt hohe Erträge (Abb. 1). Vor allem im Versuchsjahr 2009/10, das bezüglich der Witterungsbedingungen in vielerlei Hinsicht den zu erwartenden Klimaänderungen entsprach, wurden die Vorzüge der Frühsaaten ersichtlich. Im Mittel übertrafen sie allerdings nicht das Niveau von Normalsaaten. Frühsaa-ten begannen etwa vier Tage eher mit der Kornfüllung als Normalsaaten. Die Dauer der Kornfüllung wurde jedoch nicht wesentlich vom Saatzeitpunkt be-einfl usst. Die frühere Abreife ist bei ho-hem Winterweizenanteil im Betrieb aus arbeitswirtschaftlicher Sicht interessant, da Frühsaaten im Mittel aller Versuche acht Tage früher gedroschen wurden und so zur Erntestaff elung beitragen. Aller-dings weisen Frühsaaten ein höheres

Jahresbericht 2014 89 1/2015

Im Zeitraum von 2009 bis 2014 standen ins-gesamt 28 Sorten in der Prüfung. Die Standard-sorten JB Asano, Cubus und Kerubino waren bereits als früher reifen-de, ertragsstarke und bewährte Qualitätswei-zensorten aus Landes-sortenversuchen und Praxis bekannt. Die Er-gebnisse zeigten, dass neben ihnen weitere Sorten verfügbar sind,

die das Stadium der Gelbreife ebenso zeitig oder um etwa ein bis zwei Tage er-reichen (Abb. 2). Allerdings hob sich im Mittel der Jahre darunter keine mit höhe-ren Erträgen bei sicheren Qualitätseigen-schaften hervor. Mehrere dieser Sorten, vor allem westeuropäischen Ursprungs, genügen nicht immer den Ansprüchen an die Winterfestigkeit unter kontinen-talen Anbaubedingungen. Deshalb soll-te das hohe Risiko durch den Anbau solcher Sorten bzw. einen überzogenen Flächenumfang vermieden werden. Die geprüften Sorten verfügen allgemein über ein ausgewogenes Resistenzniveau gegenüber Blattkrankheiten und eine

Anbaurisiko auf als Normalsaaten, das sich in den Versuchen bei ausgeprägter Frühjahrstrockenheit, starken Virusinfek-tionen im Herbst oder einem „Überwach-sen“ der Bestände und nachfolgenden Auswinterungsschäden durch Kahlfröste bzw. Schwächeparasiten zeigte. Deshalb wird trotz der bestehenden, vor allem ar-beitswirtschaftlichen Vorteile empfoh-len, den Anteil von Frühsaaten an der Gesamtwinterweizenfl äche auf maximal 20 % zu begrenzen. Zu beachten ist die Frühsaateignung der einzelnen Sorten.Die Reduzierung (je 100 Kö./m² weni-ger) der als optimal gewählten Saats-tärke von 250 keimfähigen Kö./m² in Frühsaaten und 350 keimfähigen Kö./m² in Normalsaaten brachten weder ertragliche noch ökonomi-sche Vorteile.Früh reifende WinterweizensortenVon früh reifenden Sorten wird vor dem Hintergrund der Anpassungs-möglichkeiten an den Klimawandel besonders in Regionen mit ausge-prägter Frühsommertrockenheit und höheren Temperaturen eine höhere Ertragssicherheit erwartet als mit normal oder etwas später reifenden Sorten.

Abbildung 1: Einfl uss von Saatzeit und Saatstärke auf den Winter-weizenertrag (Mittel der Sorten und Standorte)

Abbildung 2: Spannbreite im Datum der Gelbreife von früh reifenden Winterweizensorten

85

90

95

100

105

110

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Frühsaat 150 K/m² Frühsaat 250 K/m² Normalsaat 250 K/m² Normalsaat 350 K/m²

Rel

ativ

er K

orne

rtrag

(%)

11.7

13.7

15.7

17.7

19.7

21.7

23.7

25.7

27.7

2009 (6 / 10) 2010 (9 / 10) 2011 (9 / 10) 2012 (8 / 10) 2013 (10 / 10)

JB Asano

Jahr (Anzahl Standorte / Anzahl geprüfte Sorten)

1/2015 90 Schriftenreihe der TLL

überwiegend gute bis mittlere Standfes-tigkeit. In der Gesamtheit der wichtigs-ten Eigenschaften erwies sich jedoch keine Sorte günstiger als die derzeit für den gezielten Anbau früh reifender Win-terweizensorten in Thüringen empfohle-nen und auch in den Landessortenver-suchen geprüften Cubus, Kerubino und Rumor.Saatzeit und Sortentyp von Winter-gersteUnter den sich ändernden Klimabe-dingungen kann Wintergerste auch bei einem späteren Saattermin die notwen-digen Vegetationstage bis zur Vegetati-onsruhe erreichen. Von Vorteil ist dabei, dass die Gefahr von Virusschäden und der Befall mit Blattkrankheiten vermin-dert sowie ein Überwachsen mit dem damit verbundenen Auswinterungsrisi-ko vermieden werden kann.Im Zeitraum 2010 bis 2014 erzielten Normalsaaten zwischen Mitte und Ende September im Durchschnitt aller Sorten und Standorte die höchsten Erträge. Frühsaaten Anfang September kamen jedoch mit lediglich 1 dt/ha weniger auf ein ähnliches Niveau. Vor allem 2009/10 fi elen die Erträge bei Vorsommer- und Sommertrockenheit sowie Hitzeperio-den deutlich besser aus als in den ande-ren Saatzeiten. Jedoch wirkten sich 2012/13 Infektionen durch in-sektenübertragbare Viren und das „Über-wachsen“ der Be-stände im Herbst an Einzelstandorten mit deutlichen Minderer-trägen aus. Bei Spät-saaten Anfang Oktober traten diese Probleme dagegen nicht auf. Hier war im Herbst

auch ein deutlich geringerer Befall mit Blattkrankheiten festzustellen, der sich jedoch in der Hauptwachstumsperiode dem der anderen Saatzeiten anglich. Die Erträge blieben im Mittel zwar unter de-nen von Normal- und Frühsaaten, jedoch fi el die Diff erenz mehrjährig mit 3 bzw. 2 dt/ha verhältnismäßig gering aus. Zwar bestanden deutliche Unterschiede in der Vegetationsdauer im Herbst, das Ähren-schieben setzte aber bei Frühsaaten le-diglich zwei Tage eher ein als bei Normal-saaten und nur fünf Tage zeitiger als bei Spätsaaten. Dieser Vorsprung hatte auch bis zur Gelbreife und Ernte Bestand. Die Dauer der Kornfüllung wurde somit nicht vom Saatzeitpunkt beeinfl usst. Die lang-jährig zwischen den Saatzeiten ermittel-ten Ertragsabstände lagen auch in etwa im Erntejahr 2014 so. Wintergerste soll-te in der optimalen Saatzeitspanne von Mitte bis Ende September gesät werden. Trotz einiger Vorteile ist eine Frühsaat mit Wintergerste aufgrund der Risiken nicht zu empfehlen. Eine Spätsaat von Wintergerste kann bei etwas geringerem Ertrag gegenüber der optimalen Saat-zeitspanne praktiziert werden, sofern es Vorfrucht, Witterung und Arbeitsspitzen verlangen.

Abbildung 3: Einfl uss von Saatzeit und Saatstärke auf den Winter-gerstenertrag (Mittel der Sorten und Standorte)

88

90

92

94

96

98

100

102

104

106

2010

2011

2012

2013

2014

2010

2011

2012

2013

2014

2010

2011

2012

2013

2014

Frühsaat Normalsaat Spätsaat

Rel

ativ

er K

orne

rtra

g (%

)

Jahresbericht 2014 91 1/2015

Projekt 94.08 - Treibhausgasemission

Landwirtschaftliche Treibhausgasemissionen und deren Minderungspotenziale in der Thüringer LandwirtschaftDr. Steffi Knoblauch, Günter Kießling, Frank Hengelhaupt, Olaf Lätzer, Herbert Michel, Dr. Katja Gödeke und Semrud Gruppe

Einleitung und Zielstellung Der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgas-Emissionen beziff ert sich auf etwa 6 %. Es betriff t CO2 aus dem Verbrauch von Energieträgern, Humusabbau und Kalkung, CH4 aus Gärungsvorgängen im Pansen der Tie-re und Umsetzungen im Wirtschafts-dünger sowie N2O aus N-Umsetzungs-prozessen im Boden.Das Ausmaß der N2O-Bildung hängt zum Teil von den Standortverhältnissen ab. Gleichzeitig zeigte sich in zahlreichen Versuchen ein enger Zusammenhang zum Gehalt des Bodens an minerali-schem Stickstoff . Letzteres gab Anlass in Berechnungsansätzen die N2O-Emis-sion in Abhängigkeit von der Höhe des N-Umsatzes auszuweisen. Im Indikator Treibhausgas-Emissionen des Kriterien-systems umweltverträgliche Landwirt-schaft (BREITSCHUH & ECKERT, 2003) wird der N-Input auf die landwirtschaft-liche Fläche (Düngung, Rückführung von Ernterückständen, symbiontische N-Bindung etc.) mit dem Faktor 0,01 multipliziert. Neuere Erkenntnisse wei-sen daraufhin, dass Anpassungen in der Bewirtschaftung, wie Nitrifi kationshem-mer zu org. Düngern, eine Emissions-senkung erzielen können. Ein Schwerpunkt der Aufgaben im o. g. Projekt ist es, die N2O-Emission auf zwei verschiedenen, ackerbaulich ge-nutzten Standorten direkt zu messen und daraus geeignete Maßnahmen zur Minderung abzuleiten sowie den Emis-

sions-Faktor für N2O standortabhängig zu präzisieren. Material und MethodenKlimatisch handelt es sich im Thüringer Becken am Standort Buttelstedt (230 m ü. NN) um ein trocken-warmes Klima mit ausgeprägter kontinentaler Tönung. Das langjährige Temperaturmittel be-trägt 8,4 °C, der langjährige mittlere Niederschlagssumme 544 mm. Der im Ostthüringer Schiefergebirge gelegene Standort Burkersdorf (442 m ü. NN) ist durch ein mäßig-warmes Klima ge-kennzeichnet mit einem langjährigen Temperaturmittel von 7,1 °C und einer langjährigen mittleren Niederschlags-summe von 623 mm. Der Boden stellt am Standort Buttelstedt einen tiefgrün-digen Braunerde-Tschernosem aus Löss dar. Die Bodenart reicht von stark schluffi gem Ton bis schluffi gem Lehm. Am Standort Burkersdorf steht eine Berglehm-Braunerde aus Schiefer mit einem sandig-lehmigen Substrat an. Die N2O-Messung erfolgt mit einem au-tomatischen Haubenmesssystem des TI Braunschweig (LEMPIO & FREIBAU-ER, 2011) in dreifacher Wiederholung. Über ein Aluminiumgestell geführte Gasmesshauben decken im Abstand von etwa fünf Stunden die Boden-Pro-benahmefl äche ab. Während der etwa einstündigen Messung werden nach etwa 2, 22, 42 und 62 Minuten head-space vials mittels Autosampler mit Gas befüllt. Die Analyse auf N2O, CO2 und CH4 führt das Labor der TLL mit Hil-

1/2015 92 Schriftenreihe der TLL

fe eines Gaschromatographen der Fa. Loftfi eld durch. Die N2O-Emission (N2O-Flux) ergibt sich aus dem Gradient der Konzentration der vier Messwerte des einstündigen Messzyklus, der als Stei-gung eines mittels Regression ange-passten Modells bestimmt wird. In der Abbildung sind zur Unterscheidung der Sicherheit des Ergebnisses die berech-neten N2O-Flüsse mit unterschiedlichen Symbolen dargestellt. In der Fruchtfolge gelangen Winterraps–Winterweizen-Silomais/Sorghum-Braugerste zum Anbau. Die N-Düngung richtet sich nach der Empfehlung des Stickstoff be-darfsanalysesystems der TLL (SBA). Ein Teil der empfohlenen N-Düngermenge wird in Form von Rindergülle eingesetzt (50 kg N/ha zu Winterraps als Kopfdün-gung, 100 kg N/ha zu Silomais während des 6-Blattstadiums und 50 kg N/ha zur Rotte des Braugerstenstrohs).Ergebnisse Im Folgenden wird eine einjährige Messreihe der N2O-Emission auf einem Lössboden, die sich vom 29.08.2012, nach Aberntung von Winterweizen, bis zum 07.08.2013, vor der Ernte von Sommergerste, erstreckt, vorgestellt: Im Zeitraum von Ende August bis Ende September gibt es häufi g signifi kante N2O-Flüsse, die im Bereich von 24 bis 85 μg/m2 x h (2,1 bis 7,5 kg N/ha x a) signifi kant (p < 0,05) und mit einem Spit-zenwert von 149 μg/m2 x h (13,1 kg N/ha x a) in der Tendenz signifi kant (p < 0,1) sind. Stoppelbearbeitung mit Einarbei-tung des Strohs (12.08.), Niederschläge im normalen Bereich und Temperaturen, die nachts nicht unter 7 bis 15 °C sinken und tagsüber auf 13 bis 30 °C ansteigen, haben die N-Umsetzungen im Boden und damit off enbar die N2O-Bildung begüns-tigt. Danach treten bis Mitte Dezember weitere signifi kante Flüsse im Bereich

von 1,7 bis 5,0 kg N/ha x a auf. Von Mit-te Dezember bis Ende März erscheinen vereinzelt signifi kante Flüsse (27.01. und 26.02.), die mit einem Anstieg der Temperatur und daraufhin einsetzender Schneeschmelze zusammenfallen. Ab-gesehen von der Messperiode kurz nach Stoppelumbruch, im September 2012, mit 3,21 (29.08. - 04.09.2012) und 1,56 kg N/ha x a (14. - 22.09.2012), beläuft sich die N2O-Emission der Brache im Spätherbst und im Winter (08.10.2012 - 05.03.2013) auf nur 0,71 kg N/ha x a. Im Mittel des Zeitraumes Ende August 2012 bis Ende März 2013 ergibt sich ein nur geringer Wert von 0,98 kg N/ha x a. Der N2O-Fluss beruht auf 388 Messungen an etwa der Hälfte der Tage. Im darauff olgenden Zeitraum treten am 14. und 15.04. signifi kante N2O-Flüsse von 2,5 und 3,7 kg N/ha x a aus einem noch brach liegenden Boden auf. Nach einer lang anhaltenden Frostperiode, gibt es ab 09.04. keinen Nachtfrost mehr, die Temperatur steigt tagsüber auf 10 °C an und die Schneedecke schmilzt, eine die N2O-Bildung begüns-tigende Randbedingung. Im Mittel des Messzeitraumes vom 10. bis 15.04. sind es 0,63 kg N/ha x a. Wiederholt kommt es vom 04. bis 08.05. zu signi-fi kanten N2O-Flüssen. In diesen Tagen zeichnet sich tagsüber ein Anstieg der Temperatur auf 15 bis 22 °C ab. Im Zusammenhang mit Saatbettberei-tung und Aussaat (10.05.2013) sind die unmittelbar darauf folgenden signifi kan-ten N2O-Flüsse von 5,5 bis 7,9 kg N/ha x a zu sehen. Weitere signifi kante N2O-Flüsse von 1,8 bis 6,9 kg N/ha x a häufen sich vom 19.05. bis 06.06.2013. In die-ser Zeit (28.05.) erfolgte die N-Düngung mit KAS (30 kg N/ha) und es regnete fast jeden Tag mit einer ergiebigen Menge von insgesamt 118 mm. Gleichzeitig

Jahresbericht 2014 93 1/2015

ZusammenfassungDie beobachteten N2O-Flüsse auf dem Lössboden im Thüringer Becken unter ackerbaulicher Nutzung fallen im Jahresdurchschnitt mit Werten von 0,93 kg N2ON/ha x a gering aus. Es zeigen sich Zusammenhänge zu Witterung und Bewirtschaftungs-maßnahmen. Für die Ableitung von Minderungsmaßnahmen und stand-ortabhängiger Faktoren der N2O-Emission sind die Messungen fortzu-setzen.

war es mit Temperaturmaxima von 9 bis 20 °C sehr warm. Vom 13.06. bis zur Ern-te kommt es zu weiteren signifi kanten N2O-Flüssen von 1,1 bis 4,6 kg N/ha x a. Für den Anbauzeitraum mit Sommergers-te ergibt sich im Mittel eine N2O-Emissi-on von 1,07 kg N/ha x a.

Abbildung: Verlauf der N2O-Emission vom 29.08.2012 bis 07.08.2013 mit Brache und Be-wuchs von Sommergerste auf einem Braunerde-Tschernosem aus Löss im Thüringer Becken Erläuterung der Symbole: Quadrate: N2O-Flux mit p < 0,1; Dreiecke: N2O-Flux mit r2 = 0,5 -0,7 bzw. p = 0,1 - 0,3; Kreise: N2O-Flux mit r2 < 0,5; Balken: Standardfehler des N2O-N-Fluxes; große Dreiecke oben: Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung oder Düngung

a) Zeitraum vom 29.08.2012 bis 29.03.2013 mit Brache

b) Zeitraum vom 10.04. bis 07.08.2013 mit Bewuchs von Sommergerste

-11,0

-8,0

-5,0

-2,0

1,1

4,1

7,1

10,1

13,1

16,1

19,1

-125-100-75-50-25

0255075

100125150175200225

12.8.12 11.9.12 11.10.12 10.11.12 10.12.12 9.1.13 8.2.13 10.3.13

N2O

-N-F

lux

/ kg

ha-1

a-1

N2O

-N F

lux

/ μg

m-2

h-1

-13

-10

-7

-4

-1

2

5

8

11

14

17

-150

-100

-50

0

50

100

150

200

1.4.13 21.4.13 11.5.13 31.5.13 20.6.13 10.7.13 30.7.13

N2O

-N-F

lux

kg h

a-1 a

-1

N2O

-N-F

lux

/ μg

m-2

h-1

1/2015 94 Schriftenreihe der TLL

Projekt 94.16 - Erurierung Energiepfl anzen

Prüfung der Anbau- und Verwertungseignung alternativer Biogaspfl anzen unter Thüringer BedingungenAndrea Biertümpfel

Mit der wachsenden Zahl der Biogas-anlagen stieg auch die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Kofermenten. In letzter Zeit intensivierte sich dabei, auch vor dem Hintergrund der Bestre-bungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, die Suche nach sinnvollen Er-gänzungen zu den üblichen Substraten Mais, Getreide und Ackerfutter.Ziel des Projektes ist es, zu eruieren, ob es unter den aktuell propagierten alternativen Kosubstraten Ungari-sches Riesenweizengras, Igniscum®, Sida und Blühmischungen praxis-taugliche ökonomisch und ökologisch sinnvolle Lösungen unter Thüringer Standortverhältnissen gibt. In 2013 und 2014 wurden auch die Versuche zur Durchwachsenen Silphie im Rah-men des Projektes betreut. Des Wei-teren fl ießen in die Untersuchungen auch die Ergebnisse unterschiedlicher Drittmittelprojekte sowie Arbeiten im Rahmen der Kooperation der Landes-anstalten im Bereich Pfl anzenbau, AG „Kleine und mittlere Kulturen“, ein. Die zu bearbeitenden Kulturen leisten einen Beitrag zur Erhöhung der Biodi-versität und zur Verbesserung der At-traktivität des Landschaftsbildes. Ein wesentlicher Vorteil ist in der ganzjäh-rigen Bodenbedeckung bei den Dauer-kulturen und der damit verbundenen Verminderung der Erosionsgefahr zu sehen. Zudem bieten die Kulturen auch Lebensraum und Nahrung für die Acker-begleitfauna. Diese Aspekte müssen bei der ökonomischen Bewertung der Kulturen Berücksichtigung fi nden.

Ungarisches Riesenweizengras (Ely-mus elongatus)Nach einem ersten Versuch zur Prü-fung unterschiedlicher Saatstärken ab 2011, der vielversprechende Ergeb-nisse lieferte, kam in 2013 ein Ver-such zur optimalen Saatzeit an zwei Thüringer Standorten zur Anlage. Mit der Intensivierung der Untersuchun-gen wurde auch dem steigenden Inte-resse seitens der Landwirte Rechnung getragen. Immerhin lag die Anbau-fl äche dieser neuen Kultur 2013 bei knapp 50 ha, wobei sich der Anbau in den höheren Vorgebirgs- bzw. Gebirgs-lagen konzentriert, in denen der Mais-anbau Probleme bereitet oder nicht mehr möglich ist. Im Versuch erfolgten Aussaaten im monatlichen Abstand von Ende April bis Ende August bei einer Saatstärke von 30 kg/ha mit der Sorte ‚Greenstar‘ in Dornburg und Oberweißbach. Die Versuchsstation Oberweißbach reprä-sentiert mit einer Höhenlage von ca. 680 m, mittleren Jahresniederschlä-gen von 861 mm und einer Jahres-durchschnittstemperatur von 5,7 °C die typischen Futterbauregionen im Thüringer Wald, die potenziell für den Anbau von Riesenweizengras in Be-tracht kommen sollten. Dornburg, am Rand des Thüringer Beckens gelegen, steht mit einer Höhenlage von 260 m, knapp 600 mm Jahresniederschlag und 8,3 °C Jahresdurchschnittstempe-ratur für die Thüringer Gunststandorte. An beiden Standorten gelang es in

Jahresbericht 2014 95 1/2015

Abbildung: TM-Erträge (dt/ha) von Ungarischem Riesenweizengras in Abhängigkeit von der Saat-zeit, VS Dornburg und Oberweißbach 2014

bis spätestens Ende Juni, an wärmeren Standorten bis Ende Juli erfolgen soll-te. Bei späterer Aussaat fällt der Ertrag im ersten Erntejahr deutlich ab. Dazu können, bedingt durch die langsame Jugendentwicklung und geringe Kon-kurrenzkraft, Probleme durch starke Verunkrautung kommen.Ein- und mehrjährige Blühmischun-gen zur BiogaserzeugungIn 2013 wurden erstmals ein- und mehrjährige Blühmischungen im Ex-aktversuch in Dornburg angebaut. Ziel ist es auch hier, verlässliche Daten zur Anbaueignung, zum Biomasseertrag und zu Gasausbeuten unter Thüringer Standortbedingungen zu erarbeiten und damit die Grundlage für bera-tungsfähiges Wissen für die Thüringer Landwirtschaft zu schaff en. Als einjäh-rige Mischungen kamen die aus acht Mischungspartnern bestehende ‚Mul-tikulti‘ der Saatenunion, die Bayeri-sche Wildpfl anzenmischung einjährig ‚BY 1‘ mit 11 Arten und die Mischung ‚Thüringer Biogas Energie‘, ebenfalls mit acht Bestandteilen zum Anbau. Die Erträge der Blühmischungen la-gen 2013, aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen (später Vege-tationsbeginn, Extremniederschläge im Mai), auf sehr niedrigem Niveau. In

2013 recht gut, das Riesenweizengras zu etablieren, ein erntewürdiger Auf-wuchs wurde jedoch bei keiner der Aussaaten im Anlagejahr erreicht. Eine Ernte war erst in 2014 möglich. Hier war beim ersten Schnitt ein starker Einfl uss der Saatzeit zu verzeichnen. In der Regel galt: je später die Saat in 2013, desto niedriger der Ertrag des ersten Schnittes in 2014. Lediglich am wärmeren Standort Dornburg schnitt die Aussaat Ende Mai genauso gut ab, wie die Aprilsaat. Insgesamt lagen die Trockenmasseerträge in Dornburg mit 88 bis 193 dt/ha erwartungsgemäß auf deutlich höherem Niveau als in Oberweißbach, wo zwischen 40 und 110 dt/ha geerntet wurden. Die Erträ-ge des zweiten Schnittes waren dann über alle Varianten sehr ausgeglichen mit 63 bis 74 dt/ha in Dornburg bzw. 41 bis 51 dt/ha in Oberweißbach. Daraus ergaben sich Gesamterträge von bis zu 265 dt TM/ha in Dornburg und 146 dt TM/ha in Oberweißbach (Abb.). Die Ertragsverteilung zwischen erstem und zweitem Schnitt lässt auf ein relativ ausgeglichenes Ertragsni-veau aller Varianten in 2015 schlie-ßen. Gleichzeitig belegt der Versuch, dass eine Aussaat für einen guten Ertrag im Folgejahr in kühleren Lagen

050

100150200250300

EndeApril

Ende Mai EndeJuni

Ende Juli EndeAugust

EndeApril

Ende Mai EndeJuni

Ende Juli EndeAugust

Dornburg Oberweißbach

2. Schnitt1. Schnitt

1/2015 96 Schriftenreihe der TLL

2014 waren die Erträge ca. doppelt so hoch wie im Vorjahr, erreichten jedoch trotzdem nur zwischen 27 und 43 % des Silomaisertrages am Standort (Tab. 1).Ein ähnliches Bild zeigte sich im An-lagejahr 2013 bei den mehrjährigen Mischungen, der KULAP-Mischung B5, bestehend aus 10 Arten und der Wildpfl anzenmischung ‚BY 2‘, die 24 Arten beinhaltete. Im zweiten Anbau-jahr konnten die in den mehrjährigen Mischungen enthaltenen zweijährigen und ausdauernden Arten zumindest bei der ‚BY 2‘ für höhere Erträge sorgen. Die KULAP-Mischung B5 erreichte wiederum nur wenig mehr als 20 % des Maisertra-ges. Aus ertraglicher Sicht ist deshalb eine Anlage mehrjähriger der einjähriger Blühmischungen vorzuziehen. Im Ergebnis der Untersuchungen des Hohenheimer Biogasertragstests am Erntegut 2013 zeigte sich, dass die Methanausbeuten der Blühmischun-

gen mit durchschnittlich 250 lN/kg oTM deutlich unter Mais, der 358 lN/kg oTM erreichte, lagen. Bei einer Zu-mischung von 20 % Blühmischung (TH-Biogas E) zu Mais war dagegen lediglich ein Abfall von 6 % in der Methanausbeute (336 lN/kg oTM) zu verzeichnen. Die Ernte der Blühmi-schungen sollte im Interesse geringer Qualitätsverluste in der Silage und ar-beitswirtschaftlicher Synergieeff ekte gemeinsam mit Mais erfolgen. Einen weiteren Schwerpunkt der Un-tersuchungen 2014 bildete die Wei-terführung der Versuche zur Durch-wachsenen Silphie. Hier ist u. a. ein 2013 im Rahmen der Kooperation der Landesanstalten im Bereich Pfl anzen-produktion, AG „Kleine und mittlere Kulturen“, angelegter Standortver-gleich zu Saat und Pfl anzung erstmalig beerntet worden. Die Auswertung ist nach Erhalt der Ergebnisse aller betei-ligten Bundesländer vorgesehen.

Tabelle 1: TM-Erträge und TS-Gehalte einjähriger Blühmischungen im Vergleich zu Silomais VS Dornburg 2013 und 2014

Mischung Anzahl Mischungs-partner

Ertrag (dt TM/ha) TS-Gehalt (%) Ertrag, rel. zu Mais (%)2013 2014 2013 2014 2013 2014

Multikulti 8 37,1 66,1 40,4 43,0 22,5 33,1BY 1 11 38,8 86,2 25,4 26,4 23,5 43,2TH-Biogas E 8 27,5 53,8 34,1 40,8 16,7 26,9Silomais* 164,8 199,7 33,1 28,6

* 2013 Marleen, 2014 Luigi CS

Tabelle 2: TM-Erträge und TS-Gehalte mehrjähriger Blühmischungen im Vergleich zu Silomais VS Dornburg 2013 und 2014

Mischung Anzahl Mischungs-partner

Ertrag (dt TM/ha) TS-Gehalt (%) Ertrag, rel. zu Mais (%)2013 2014 2013 2014 2013 2014

KULAP-Mi-schung B 5 10 39,0 43,2 32,7 33,4 23,7 21,6

BY 2 24 32,0 123,6 27,5 40,0 19,4 61,9Silomais* 164,8 199,7 33,1 28,6

* 2013 Marleen, 2014 Luigi CS

Jahresbericht 2014 97 1/2015

Die Ergebnisse der Recherche zur aktu-ellen Situation der stoffl ichen Nutzung in Deutschland und Thüringen, die Ab-leitung aussichtsreicher Rohstoff be-reitstellungs- und Verfahrensschienen für Thüringen, ausgehend vom gegen-wärtigen und künftigen Anbauspek-trum nachwachsender Rohstoff e für den energetischen und stoffl ichen Be-reich einschließlich anfallender bio-gener Nebenprodukte und Reststoff e sowie die sich daraus ergebenden Handlungsfelder und Maßnahmen für die Umsetzung sind im Abschlussbe-richt dargestellt. Gegenwärtig nimmt der Anbau von Energiepfl anzen einen weitaus grö-ßeren Umfang ein als der Anbau von nachwachsenden Rohstoff en für die stoffl iche Nutzung. In Deutschland standen 2011 300 000 ha Anbaufl ä-che für Industriepfl anzen 2,1 Mio. ha für die energetische Nutzung ge-genüber. 65 % der Flächen für die in Deutschland 2011 verwendeten nach-wachsenden Rohstoff e für die stoffl i-che Nutzung und 40 % der Flächen für die energetische Nutzung waren „Im-portfl ächen“. Die höchste Flächenbelegung bei den Industriepfl anzen in Deutschland neh-men die Ölpfl anzen, gefolgt von der Industriestärke, ein. Der Anbau von In-dustriezucker sowie Arznei- und Farb-stoff en liegt auf ungefähr demselben Niveau von ca. 10 000 ha, wohingegen Faserpfl anzen nur noch auf einer Flä-che von etwa 500 ha zu fi nden sind.

Projekt 94.17: Stoffl iche Verwertung nachwachsender Rohstoff e

Chancen und Möglichkeiten der stoffl ichen Nutzung nachwachsender Rohstoff e in ThüringenChristina Warsitzka und Torsten Graf

Im Rahmen der Bioökonomie-Strate-gien der EU und der Bundesregierung gewinnt die stoffl iche Nutzung der Bio-masse zunehmend an Bedeutung. Im Projekt wurde ermittelt, welche Chancen und Herausforderungen, aber auch wel-che Grenzen sich daraus für Thüringen ergeben und welche Handlungserforder-nisse und Maßnahmen für die Durchset-zung dieser Strategien notwendig sind. Fachlich untersetzt wurde das Thema durch zwei vom Thüringer Zentrum Nachwachsende Rohstoff e (TZNR) organisierte Fachgespräche „Stoff -liche Nutzung“ am 12.12.2013 und 26.09.2014, die Beauftragung einer Kurzstudie „Stand und Perspektiven der Verwendung von NaWaRo zur stoff -lichen Nutzung in Thüringen - insbe-sondere im Bereich der Biowerkstof-fe“ an das Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff forschung (TITK), die Vorbereitung einer landesweiten Veranstaltung zur nachhaltigen Be-schaff ung im öff entlichen Vergabewe-sen sowie durch die Auswertung der Ergebnisse des bundesweiten Dritt-mittel-Forschungsthemas „Integrierte chemisch-biotechnologische Herstel-lung von Synthesebausteinen auf Ba-sis nachwachsender Rohstoff e in einer Bioraffi nerie“ und die 2013 durch den Thüringer Interessenverband Heil-, Duft- und Gewürzpfl anzen e. V. erstell-te „Konzeption für die Weiterentwick-lung des Arznei- und Gewürzpfl anzen-anbaus in Thüringen“.

1/2015 98 Schriftenreihe der TLL

Im Ergebnis einer Marktanalyse der Fachagentur Nachwachsende Rohstof-fe e. V. wird insgesamt eine Auswei-tung der stoffl ichen Nutzung in den bereits etablierten wichtigsten Markt-segmenten: Chemikalien, Wasch- und Körperpfl egemittel, biobasierte Kunst-stoffe/Naturfaserverbundwerkstoffe, Schmierstoff e, Bauen/Wohnen, Pa-pier/Pappe/Kartonagen und pharma-zeutische Produkte bis 2020 erwartet. In Zukunft vollzieht sich aber keine wesentliche Ausweitung der einheimi-schen Rohstoff bereitstellung. Innovative zukünftige stoffl iche An-wendungen, wie z. B. Bioraffi neriekon-zepte auf der Basis von Lignocellulose, Pfl anzenölen oder grüner Biomasse, befi nden sich noch im Forschungs- und Entwicklungsstadium. Für Thüringen wurde in einer Potenzi-alstudie ermittelt, dass 20 bis 25 % der landwirtschaftlichen Nutzfl äche ohne Gefährdung der Nahrungsmit-telversorgung einschließlich Exporten für anderweitige Nutzungen zur Ver-fügung stehen könnten. Diese Fläche ist derzeit bereits zu über 60 %, ins-besondere durch Biogaspfl anzen und Raps für Biodiesel, ausgenutzt. Durch die Verschlechterung der politischen Rahmenbedingungen, wie der Novel-lierung des EEG 2014 oder die aktuelle Biokraftstoff -Gesetzgebung, ist einzu-schätzen, dass es zu keiner wesentli-chen Ausweitung des Anbaus von Bio-gaspfl anzen kommen wird. Auch eine Verringerung der Rapsanbaufl äche ist wahrscheinlich. Sich daraus ergeben-de zusätzliche Flächenpotenziale für eine stoffl iche Nutzung wären zukünf-tig wie folgt nutzbar:• Erweiterung des Arznei- und Ge-

würzpflanzenanbaus

• Anbau von alternativen Ölpflanzen aber auch Raps (Erucaraps)

• Nutzung von Ackerholz oder Grün-landaufwüchsen für z. B. Bioraffi-nerien.

Ebenso könnte Überschussstroh aus Thüringen zum Beispiel für den bio-lique-Prozess des KIT oder Lignin aus dem Zellstoff werk Blankenstein bei entsprechender Entwicklung der Ver-fahren bereitgestellt werden. In absehbarer Zeit deutet sich keine Ausweitung des Anbauumfangs für Fa-serpfl anzen an. Auch eine Erhöhung der Getreideanbaufl äche für die Industrie-Stärkeproduktion ist für Thüringen, we-gen der ohnehin hohen Anbaukonzent-ration, nicht zu favorisieren. Hinsichtlich der Erweiterung der Fruchtfolge wären die Ausweitung des Anbaus von Kar-toff eln und Zuckerrüben sinnvoll. Aller-dings gibt es in Thüringen keine Stärke-fabriken und der Zuckerrübenanbau für die Industrie muss mit den Weltmarkt-preisen für Zucker konkurrieren. Bei der Etablierung entsprechender Verfahren der stoffl ichen Nutzung in Thüringen muss auch die wirtschaft-liche Struktur des Freistaates Berück-sichtigung fi nden, welche klein- und mittelständig geprägt ist. So gibt es keine Polymerisationsanlagen, in de-nen nachwachsende Rohstoff e als Al-ternative zu fossilen Ausgangsstoff en für die Erzeugung von Biokunststof-fen erprobt und eingesetzt werden könnten sowie keine Standorte der chemischen Industrie wie in Sachsen-Anhalt. Eine Mitarbeit in den Clustern und Netzwerken Mitteldeutschlands ist daher anzustreben. Hier sind die wichtigsten Handlungs-felder und Maßnahmen zur Umset-zung aufgeführt:

Jahresbericht 2014 99 1/2015

• Pilot- und Demonstrationsvorha-ben sind unter Nutzung von Förder-programmen des Freistaates Thü-ringen zu fördern.

• Die durch das TITK ermittelten klein- und mittelständige Unternehmen der kunststoffverarbeitenden In-dustrie sollten durch Aufklärungsar-beit und Fördermaßnahmen dabei unterstützt werden, die Möglich-keiten des Einsatzes nachwachsen-der Rohstoffe in ihr Produktions-profil zu prüfen und bei gegebenen Voraussetzungen zu integrieren.

Eine besondere Bedeutung kommt, wie auch bei der energetischen Nut-zung der Biomasse, der Vorbildwir-kung des Freistaates Thüringen zu. Diese sollte sich in der verstärkten Verwendung biobasierter, nachhaltig erzeugter Produkte zum Beispiel bei öff entlichen Baumaßnahmen oder bei der Verwendung von Verbrauchsmate-rialen zeigen. Entsprechende Zielstel-lungen und Vorgaben in der Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie und in der Thüringer Vergabegesetzgebung soll-ten angestrebt werden. Die öff entli-chen Einrichtungen in den Kommunen, in den Landkreisen und in den Lan-desverwaltungen sind durch das TZNR durch gezielte Informationen und Öf-fentlichkeitsarbeit für das Thema zu sensibilisieren. Eine breit angelegte Informationsveranstaltung dazu fi ndet statt. Entsprechende Aktivitäten sind aber weiterzuführen und weiterzuent-wickeln. So könnte beispielsweise ein Leitfaden für die öff entliche Beschaf-fung erarbeitet werden, zu dem Erfah-rungen aus anderen Bundesländern und der FNR nutzbar wären.

Handlungsfelder:Eine Ausweitung des nachhaltigen, hinsichtlich seiner Umweltwirkungen zertifi zierten Anbaus etablierter und alternativer Kulturen für die stoffl iche Nutzung in Thüringen ist zu verfolgen.Der Anbau muss sich für den Landwirt wirtschaftlich darstellen lassen und sollte im Vorfeld unter Berücksichti-gung der Vollkosten bewertet werden.Eine Verarbeitung, zumindest die Erstverarbeitung, in Thüringen ist an-zustreben, aber auch eine Rohstoff be-reitstellung über die Grenzen des Frei-staates hinaus stellt eine Option dar.Maßnahmen zur Umsetzung:Wissensvermittlung und Öff entlich-keitsarbeit Diese sind weiterhin durch das TZNR der TLL abzusichern.Die Zusammenarbeit mit bestehenden mitteldeutschen Clustern und Netzwer-ken ist insbesondere hinsichtlich der Rohstoff bereitstellung auszubauen.Die Zusammenarbeit mit Bildungs- und Forschungseinrichtungen, die sich mit innovativen biotechnologischen oder chemischen Verfahren beschäftigen, wie der Friedrich-Schiller-Universität Jena oder dem Forschungszentrum für Medizintechnik u. Biotechnologie, ist hinsichtlich des Einsatzes einheimi-scher Rohstoff e zu intensivieren.Angewandte Forschung und Förde-rung• Forschung und Entwicklung im TZNR

zur Anbauoptimierung alternativer Kulturen, die zukünftig als Rohstoff für die Industrie fungieren könnten, sind zu etablieren und auszubauen.

• Zusätzlich besteht die Notwendig-keit der angewandten Forschung zu den ökologischen Auswirkungen des Anbaus.

1/2015 100 Schriftenreihe der TLL

Projekt 94.18: Vergleich Biomasseforschung mit Ungarn

Vergleichende Betrachtungen im Rahmen der Biomasseforschungzwischen der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft und derHochschule GyöngyösTorsten Graf und Andrea Biertümpfel

Im Bereich der Biomasseforschung wurde im Jahr 2012 im Auftrag des Freistaats Thüringen eine Kooperation zwischen der TLL und der ungarischen Hochschule Károly Róbert in Gyöngyös vereinbart. Diese sieht gemeinsame Versuche zu unterschiedlichen aus-sichtsreichen Energiepfl anzen vor, die zukünftig in beiden Ländern eine wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung im Energiemix darstellen könnten. Im Forschungsthema sollen die An-baueignung und das Ertragsvermö-gen ausgewählter Energiepfl anzen an je einem repräsentativen Standort in Thüringen und Ungarn untersucht werden. Schwerpunkte liegen dabei auf der Prüfung der Ertragsleistung der besten Energieholzklone, der Ertrags-bestimmung der Durchwachsenen Silphie bei Saat und Pfl anzung sowie der Leistungsprüfung von Winterge-treidearten (Winterweizen, Winter-roggen, Wintertriticale, Wintergerste und Winterhafer) hinsichtlich ihres Ganzpfl anzenertrages. Des Weiteren ist eine Intensivierung der Versuche zu Ungarischem Riesenweizengras (Szar-vasi) unter Einbeziehung ungarischer Sorten unter Thüringer Standortver-hältnissen vorgesehen.Zum Austausch der Ergebnisse fi nden jährlich wechselseitig entweder in Un-garn oder Thüringen Workshops bzw. Fachveranstaltungen statt.Ziel ist es, resultierend aus den Ver-suchen, Aussagen zur Anbaueignung,

zum Ertragspotenzial und zur Ertrags-sicherheit sowie zur Wirtschaftlichkeit des Anbaus der aufgeführten Ener-giepfl anzen zu treff en. Gleichzeitig können die Ergebnisse als Grundlage für den weiteren Ausbau des Energie-pfl anzenanbaus und der Biomasse-nutzung in beiden Ländern dienen.EnergieholzDer im April 2013 in Dornburg mit drei Pappelklonen angelegte Energieholz-versuch für den drei- bis vierjährigen Umtrieb entwickelte sich nach sehr gu-ten Anwachsraten und Zuwächsen auch im zweiten Standjahr zügig weiter. Die Klone erreichten im Durchschnitt eine Wuchshöhe von 400 cm, was einen Zu-wachs von ca. 200 cm entspricht (Tab. 1). Am kräftigsten ist gegenwärtig der ungarische Klon ‚AF 18‘ entwickelt, dicht gefolgt von dem in bisherigen Versuchen unter Thüringer Standortverhältnissen besten Klon ‚Max 1‘. Der zweite Klon aus Ungarn, ‚AF19‘, zeichnete sich nach schlechteren Anwuchsergebnissen und langsamerer Entwicklung auch in 2014 etwas schwächer aus. Insgesamt ist je-doch einzuschätzen, dass sich alle drei Pappelklone bisher sehr gut entwickelt haben, was hohe Erträge bereits beim ersten Umtrieb erwarten lässt. Ganzpfl anzengetreideIn dem im Herbst 2013 erstmals an-gelegten Versuch werden die Winter-formen von Gerste, Hafer, Triticale, Roggen und Weizen hinsichtlich ihrer Eignung als Ganzpfl anzengetreide ge-

Jahresbericht 2014 101 1/2015

Flugbrand in Wintergerste ‚KH Karpatia‘, VS Dornburg 2014

gen in der Etablierungsphase und die gerade noch rechtzeitig einsetzenden Niederschläge im Mai erreichten alle geprüften Arten des Wintergetreides sehr hohe Ganzpfl anzenerträge. Die besten Ergebnisse erzielte der Triti-cale, gefolgt vom Winterhafer. Hier wurde jeweils nur eine Sorte geprüft. Auch der Winterweizen ‚Tobak‘ und die Wintergerste ‚KWS Tenor‘ erreichten gute Ergebnisse. Die geprüften unga-rischen Gerstensorten fi elen dagegen deutlich ab, ebenso wie die ungari-sche Weizensorte ‚Hasab‘. Ungünstig für die Versuchsauswertung war, dass die ungarischen Sorten, wegen Prob-lemen bei der Saatgutbereitstellung, nur in jeweils zwei Wiederholungen geprüft werden konnten. Die Ergebnis-se sind in Tabelle 2 dargestellt.

prüft. Dazu kamen neben jeweils einer aussichtsreichen deutschen Sorte bei Gerste, Weizen und Roggen auch un-garische Sorten zur Aussaat. Anbau-technische Maßnahmen, wie Wahl von Saatstärke, Saatzeitpunkt, Pfl an-zenschutzmaßnahmen und Höhe der N-Düngung, erfolgten ortsüblich op-timal, die Ernte bei Trockensubstanz-gehalten von 28 bis 32 % mit einem Feldhäcksler. In Dornburg entwickel-te sich der Versuch nach der Aussaat sehr gut und ging optimal in den Win-ter. Dies setzte sich auch im Frühjahr 2014 bis zur Ernte hin fort. Die unga-rischen Sorten waren deutlich anfäl-liger gegenüber Krankheiten. So trat beispielsweise in der Wintergerste ein starker Befall mit Flugbrand (Foto) auf, der Winterweizen war extrem anfällig gegenüber Gelbrost, was eine vorgezoge-ne Ernte erforderlich machte. Durch die günstigen Witterungsbedingun-

Tabelle 1: Wuchshöhe, Stamm- und Brusthöhendurchmesser von PappelklonenVS Dornburg 2014

Klon Wuchshöhe(cm)

Zuwachs(cm)

Stamm(cm)

Brusthöhe(cm)

Max 1 405 217 3,3 2,4AF 18 415 206 3,4 2,6AF 19 371 190 3,1 2,4

1/2015 102 Schriftenreihe der TLL

Der Versuch kam im Herbst 2014 er-neut zur Anlage, wobei nun die ungari-schen Sorten ‚KH Vicor‘ und ‚Hasab‘ in vier Wiederholungen stehen. Der un-garische Winterroggen ‚Perenne‘ lief, wie bereits im Vorjahr, nicht auf. Durchwachsene SilphieDer in 2013 geplante bzw. angelegte Standortvergleich zur Erfassung der Ertragsleistung der Durchwachsenen Silphie bei Saat- und Pfl anzung ent-wickelte sich in Dornburg sehr gut und konnte 2014 erstmalig beerntet wer-den. Leider gelang die Bestandeseta-blierung in Ungarn nicht, so dass eine detaillierte Auswertung des Dornbur-ger Versuches an dieser Stelle nicht zielführend ist.

Teilnahme an Fachveranstaltungen in Ungarn 2014Zum Austausch von Erfahrungen und ersten Ergebnissen sowie zur Vertie-fung der Kooperation nahmen Kol-legen im März an der XIV. Internati-onalen wissenschaftlichen Tagung „Veränderung und Anpassung von Landwirtschaft und Landschaft“ der

Hochschule Károly Róbert in Gyöngy-ös teil und stellten dort Thüringer Er-gebnisse aus den Bereichen „Energie-holz“, „Alternative Energiepfl anzen“ und „Ganzpfl anzengetreide“ vor. Ein erneuter Austausch von Forschungser-gebnissen fand im September wieder-um in Gyöngyös statt. Leider bot sich bei keinem der Besuche die Gelegen-heit, die in Ungarn angelegten Versu-che zu besichtigen bzw. konkrete Er-gebnisse zu erhalten.

Fazit und AusblickInsgesamt ist einzuschätzen, dass beiderseits das Bestreben besteht, die Kooperation mit Leben zu er-füllen. Personelle und strukturelle Veränderungen in der ungarischen Forschungslandschaft wirken sich al-lerdings erschwerend auf die Kontinu-ität der Zusammenarbeit aus.

Tabelle 2: Arten-/Sortenvergleich Ganzpfl anzengetreide, VS Dornburg 2014Art/Sorte Ährentragende

Halme/m²Pfl anzenlänge

(cm)TS(%)

TM-Ertrag(dt/ha)

GW ‚KWS Tenor‘ 626 114 34,9 191,5GW ‚KH Karpatia‘ 718 94 35,0 159,9GW ‚KH Anatolia‘ 768 98 36,4 164,7GW ‚KH Victor‘ 672 94 36,5 174,0GW ‚KH TAS‘ 631 96 34,8 172,4HAW ‚Fleuron‘ 731 114 32,6 200,9RW ‚Stakkato‘ 672 157 30,0 181,3TIW ‚Massimo‘ 680 130 36,4 226,7WW ‚Tobak‘ 704 98 35,6 192,8WW ‚Hasab‘ 482 103 31,9 126,5GD t, 5 %* 84,9 20,8 2,7 20,3

* nur Arten/Sorten in vierfacher Wiederholung

Jahresbericht 2014 103 1/2015

Abbildung 1: Anlageplan des Agroforstsystems in der Gemarkung Dornburg

Projekt 99.08: Drittmittel

AgroForstEnergie - Nachhaltige Erzeugung von Energieholz in AgroforstsystemenManuela Bärwolff , Linda Jung, Dirk Harzendorf und Dr. Armin Vetter

Der Energieholzanbau in silvoarablen Agroforstsystemen kann insbesonde-re in ausgeräumten Kulturlandschaf-ten mit einem geringen Besatz an Strukturelementen eine Möglichkeit der nachhaltigen Biomasseproduktion darstellen. Die Produktion von Nah-rungsmitteln und Bioenergie auf einer Fläche, die Minderung von Wind- und Wassererosion, die Schaff ung eines Biotopverbundes und die Aufwertung des Landschaftsbildes sind Vorteile, die derartige Systeme bieten. Dem stehen auch Nachteile, wie die tech-nologische Beeinträchtigung der Pro-duktion, Beschattung, etc. gegenüber.

Die Wirkung von Agroforstsystemen mit Energieholz wird seit 2007 auf ei-nem Praxisschlag des Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgutes (TLPVG) un-tersucht. Die Größe dieses Schlages beträgt 51,3 ha. Basierend auf einem gemeinsam mit dem TLPVG erarbeite-ten Konzept wurden im März 2007 auf diesem Schlag sieben Energieholz-streifen angelegt. Die Streifen liegen rechtwinklig zur Hauptwindrichtung und nehmen mit einer Breite von je 12 m eine Gesamtfl äche von insgesamt 4,7 ha ein, was etwa 10 % der Fläche des Schlages entspricht (Abb. 1).

1/2015 104 Schriftenreihe der TLL

Die Untersuchung des Agroforstsys-tems an der TLL ist als Teilprojekt einem Verbundvorhaben angegliedert, wel-ches von der TLL koordiniert wird. Part-ner im Verbundprojekt sind das Julius-Kühn Institut in Niedersachsen und die BTU Cottbus in Brandenburg, an deren Standorten sich jeweils zwei weitere Agroforstsysteme befi nden. In jedem System werden im Rahmen des Pro-jekts eine Vielzahl von Daten erhoben: meteorologische und bodenchemische Parameter, Erträge der Ackerkulturen und Gehölze, Qualitätsparameter und Krankheiten der Ackerkulturen sowie Daten zur Entwicklung der Flora und Fauna im gesamten Ökosystem. An-fang 2012 startete das von der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoff e e. V. fi nanzierte Projekt in die zweite Pha-se, nachdem die erste Projektphase Ende 2011 abgeschlossen war. In der zweiten Phase sollen die bisherigen Untersuchungen fortgeführt und ver-tieft werden. Da die Gehölzstreifen erst nach einer mehrjährigen Standzeit voll-ständig etabliert sind, gilt es nun, die in Projektphase 1 gewonnenen Ergebnis-se und Tendenzen zu prüfen und sta-tistisch abzusichern. Die im Jahr 2014 durchgeführten Datenerhebungen sind in Tabelle 1 aufgelistet.Im nahen Leebereich der Gehölzstrei-fen (3 m Entfernung, vereinzelt bis 16 m Entfernung) konnte eine leich-te Verzögerung der phänologischen Entwicklung der Ackerkultur (BBCH-Stadien) festgestellt werden. Die Be-standesdichte im Winterweizen war im nahen Randbereich (3 m Entfer-nung Luv und Lee) etwas vermindert im Vergleich zur Feldmitte bzw. zur Re-ferenzfl äche. An Blattkrankheiten trat vor allem Septoria auf, der entferntere Leebereich (8 m und 16 m Entfernung)

war hier etwas stärker belastet als der nahe Leebereich (3 m) sowie Feldmitte und Luvbereich. Auch im Jahr 2014 wurden die Erträge der Gesamtfl äche wieder GPS-gestützt erfasst. Zudem fand eine engmaschi-ge Beerntung mithilfe eines Parzellen-mähdreschers in den Ackerstreifen A, B und C statt. Einen Auszug der hier-aus generierten Ertragsdaten zeigt Ab-bildung 2. Es wurde ersichtlich, dass

Tabelle 1: Durchgeführte Maßnahmen und Datenerhebungen 2014

Termin MaßnahmeJanuar -Ende Juli Erfassung BBCH-Stadien

Januar - Ende Juli

Erfassung des Mikroklimas durch Wetterstationen

Ende Februar BodenprobenahmeAnfang März Bonitur Bestand nach Winter

Ende März Bestimmung Bodenfeuchte gravimetrisch I

Anfang April Bodenfeuchtemessung mit TDR-Sonde I

Anfang April Komplexe Pfl anzenanalyse

Anfang Mai Bestimmung Bodenfeuchte gravimetrisch II

Ende Mai Aufstellen von Bodenfallen Mitte Juni Bonitur Blattkrankheiten

Ende Juni Bestimmung Bodenfeuchte gravimetrisch III

Ende Juni Bonitur Pfl anzenlänge und ährentragende Halme

Anfang Juli Abstecken der Ernteteilstücke für Parzellendrusch

Ende Juli Abbau der Wetterstationen

Mitte August Mulchen der Flächen zwi-schen den Ernteteilstücken

Ende August Mähdruschfruchternte der Teilstücke

Anf. September Bodenprobennahme

Anf. September Bestimmung Bodenfeuchte gravimetrisch IV

Mitte Sept. Bonitur Pappelrost

Anf. November Bonitur zur Bestandesent-wicklung der Gehölzstreifen

Jahresbericht 2014 105 1/2015

Abbildung 2: Ertragsverteilung des Winterweizens 2014 innerhalb der Ackerstreifen (prozentual zum jeweiligen Gesamtteilstück)

in den Randbereichen deutliche Min-dererträge zu verzeichnen waren, wäh-rend im mittleren Bereich überdurch-schnittliche Erträge aufwuchsen. Ob die Integration der Gehölzstreifen zu einer Ertragserhöhung der Ackerfrucht auf der Gesamtfl äche führte, lässt sich aus den vorliegenden Daten nicht ab-leiten. Eine Netto-Ertragsminderung war ebenfalls nicht nachweisbar.Die Pappeln in den Gehölzstreifen zeigten seit der Pfl anzung in 2007 gleichmäßige Zuwächse. In der zwei-ten Rotation erreichten die im Febru-ar 2011 beernteten Streifen (Pfl anz-abstand 0,5 x 2 m) bereits nach drei Vegetationsperioden (2011 - 2013) größere Höhen und Wurzelhalsdurch-messer als nach den vier Vegetations-perioden der ersten Rotation (2007 - 2010), so dass zur Ernte im Winter 2014/15 mit deutlich höheren Erträ-gen im Vergleich zur Ernte 2011 ge-rechnet werden kann.

Weiterhin kamen Daten zu Mikroklima, Begleitfl ora und -fauna und Bodenpa-rametern zur Erhebung und in den Pro-jektberichten zur Dokumentation.Im Rahmen der Öff entlichkeitsarbeit wurden die Ergebnisse des Projektes auf regionalen, nationalen und inter-nationalen Veranstaltungen in Form von Vorträgen und Postern präsentiert, so u. a. vor dem Naturschutzbeirat Jena, auf dem Thüringer Bioenergietag, auf der Internationalen wissenschaftli-chen Tagung in Gyöngyös/Ungarn, auf der EURAF Conference in Cottbus, auf der Jahrestagung der GPW in Wien und natürlich ausführlich auf dem von der TLL ausgerichteten 4. Forum Agroforst-systeme in Dornburg.Auf der Projekthomepage www.agro-forstenergie.de sind detaillierte Infor-mationen zur Projektarbeit verfügbar.

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Rand 7m 17m -18 -12 -6

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Gehölzabstand

144m 96m 48m

1/2015 106 Schriftenreihe der TLL

Projekt 99.14 - Drittmittel

Nachhaltige Ganzpfl anzengetreideproduktionAndrea Biertümpfel und Roland Bischof

Im abgeschlossenen Verbundprojekt wurden, aufbauend auf dem vorange-gangenen Projekt, anbautechnische Fra-gen zu Saatstärken und Saatterminen, Düngestrategien sowie zur Etablierung von Untersaaten im Ganzpfl anzengetrei-de (GPS) untersucht. Die im Abschluss-bericht detailliert beschriebenen Ver-suchsarbeiten und Ergebnisse basieren auf umfangreichen Parzellenversuchen an den Standorten Güterfelde (Branden-burg), Gülzow (Mecklenburg-Vorpom-mern), Haus Düsse (Nordrhein-Westfa-len) und Haufeld (Thüringen) mit den Getreidearten Wintertriticale und Win-terroggen sowie deren Artenmischung in den Jahren 2012 bis 2014. Die dreijährigen Feldversuche doku-mentierten im Gegensatz zum Vorpro-jekt ein annähernd gleiches Ertragsni-veau. Unter optimalen Bedingungen besaß Wintertriticale ein etwas höheres Ertragspotenzial, während Winterrog-gen seine Vorteile hinsichtlich Trocken-stresstoleranz und Ertragsstabilität bei

ungünstiger Witterung bzw. auf dies-bezüglich benachteiligten Standorten bestätigte. Durch die Kombination ver-schiedener Saatstärken und -termine in einem anbautechnischen Versuch lie-ßen sich belastbare Aussagen über den Ertragseinfl uss reduzierter Saatmengen bei termingerechter Aussaat sowie über die Notwendigkeit erhöhter Saatmen-gen bei Spätsaat generieren (Abb. 1). Bei Frühsaat von Ganzpfl anzengetrei-de wurden gegenüber der Spätsaat um 15 % höhere TM-Erträge erreicht. Auch erhöhte Saatstärken bei späterer Aus-saat kompensierten die Ertragseinbußen nicht. Wurde Ganzpfl anzengetreide zum optimalen Termin gedrillt, so ließ sich dessen Saatstärke ohne negative Aus-wirkungen auf den TM-Ertrag um 20 % reduzieren. Weiterhin beeinfl usste der Saattermin die Abreife der geprüften Kulturen. Bei Hybridsaatgut sind durch reduzierte Saatstärken und optimierte Saattermine signifi kante Einsparungen bei den variablen Kosten möglich.

Abbildung 1: Ganzpfl anzenerträge (Balken) und TS-Gehalte (Punkte) von Wintertriticale, Winterrog-gen und deren Artenmischung abhängig von Saatzeit und -stärke (Standortmittel ± Grenzdiff erenz) x 100 % = Mittel der TM-Erträge von Früh- und Spätsaatparzellen mit optimaler Saatstärke

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Früh Spät Früh Spät Früh Spät

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Niedrig Optimal Hoch Datenreihen2 Datenreihen4 Datenreihen5

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Saatzeit: Saatstärke:

Winterroggen (100 % = 127,0 dt/ha)

Artenmischung (100 % = 126,7 dt/ha)

Wintertriticale (100 % = 126,5 dt/ha)

Jahresbericht 2014 107 1/2015

In einem zweiten Teilversuch sind ver-schiedene N-Düngungsstrategien mit-einander verglichen worden. Stickstoff lässt sich im Ganzpfl anzengetreide re-duziert, stabilisiert und/oder organisch düngen. Es lag nahe, dass es Diver-genzen bezüglich der optimalen Dün-gungsstrategie zwischen den beiden Nutzungswegen Marktfrucht und GPS gibt, da das Getreide zu unterschiedli-chen Entwicklungsstadien (Zeitpunk-ten) geerntet wird. Diesbezüglich waren der Einfl uss einer reduzierten Düngung (eine Düngergabe) oder der Ausbrin-gung eines stabilisierten Düngers zu Vegetationsbeginn im Vergleich zu einer optimalen, früh betonten Düngung in zwei Teilgaben auf den Ganzpfl anzener-trag zu untersuchen und Ertragseff ekte der N-Düngungsstrategien mit unter-schiedlicher Anzahl von Überfahrten zu bewerten. Es zeigte sich, dass der er-zielte Biomasseertrag durch die um 30 % reduzierte Stickstoff düngung bei Win-terroggen nicht und bei Wintertriticale und der Artenmischung kaum negativ beeinfl usst wurde (Abb. 2). Ein Depotdünger war nur dann eff ektiv, wenn die Versuchsfl ächen zu Vegetati-onsbeginn bereits befahrbar waren und

Abbildung 2: Ganzpfl anzenerträge (Balken) und Trockensubstanzgehalte (Punkte) abhängig von der jeweiligen Stickstoff düngung (Mittelwert ± Standardabweichung) x 100 % = Mittel der TM-Erträge von Früh- und Spätsaatparzellen mit optimaler Saatstärke

die Düngung sehr zeitig erfolgen konnte. Die ungedüngte Variante zeigte eine zu erwartende Ertragsdepression von ca. 30 % gegenüber dem optimal gedüng-ten Prüfglied und reifte deutlich schnel-ler ab als alle gedüngten Varianten. Der dritte Teilversuch widmete sich der Etablierung von Untersaaten bzw. Ein-saaten in Ganzpfl anzengetreide. Da-bei wurden aus Gräsern, Leguminosen sowie deren Gemengen standortange-passte, optimale Untersaatvarianten eruiert. Die Etablierung von Unter-saaten im Ganzpfl anzengetreide war jedoch schwierig, risikobehaftet und nicht in jedem Jahr erfolgreich. Alle anbautechnischen Versuche hat-ten das Ziel, das Anbauverfahren für Ganzpfl anzengetreide so zu modifi -zieren, dass sich optimierte, stabile Ganzpfl anzenerträge mit einer gleich-zeitigen Einsparung von Produktions-kosten sowie mit Umweltschutzas-pekten vereinbaren lassen. Mit den durchgeführten Versuchen und erziel-ten Ergebnissen ist es gelungen, prak-tische Ansätze für die Optimierung des Produktionsverfahrens zu erarbeiten.

a a a b b b b b b b b b 28

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UK 70% SBA 100% SBA Alzon 46 (N stab.)

Wintertriticale [100 % = 136,0 dt/ha]

Winterroggen [100 % = 131,9 dt/ha]

Artenmischung 100 % = 135,2 dt/ ha]

1/2015 108 Schriftenreihe der TLL

Projekt 99.18 - Drittmittel

Eignung und Optimierung von Halmgutpresslingen für kleine und mittlere FeuerungsanlagenThomas Hering

Der Schwerpunkt der Arbeiten des Jahres 2014 bestand in der Durchfüh-rung von Emissionsmessungen bei der Verbrennung von halmgutartigen Brennstoff en im Rahmen von Feldver-suchen bei Feuerungsanlagen mittle-rer Leistungsklasse (Nennwärmeleis-tung 100 bis 1 000 kW), welche in den Geltungsbereich der 4. BImSchV fallen und damit den Anforderungen der TA Luft unterliegen, sowie in der Erstel-lung des Abschlussberichtes.Am Standort Leutewitz wurde dazu eine Ökotherm-Anlage der Firma A.P. Bioenergietechnik GmbH untersucht. Es handelt sich dabei um eine was-sergekühlte Brennmuldenfeuerung. Die Emissionswerte lagen bei der Ver-

brennung von Gerstenkörnern (Sieb-abgänge der Saatgutproduktion) am 13.02.2014 deutlich unter den gefor-derten Grenzwerten für die genehmi-gungsrelevanten Konzentrationen von CO und NOx im Abgas. Beispielhaft ist die Minutenkurve der Messreihe dar-gestellt (Abb. 1). Aufgrund dieser guten Ergebnisse wurde hier eine Messung mit einer Messstelle nach § 26 BImSchG emp-fohlen. Im Rahmen eines Sächsischen Forschungsprojektes erfolgten diese Messungen durch das Institut für Luft- und Kältetechnik im Winter 2014. Die Schwankungsbreiten der Konzen-trationen als Halbstundenmittelwerte über den Messzeitraum sind für die

Abbildung 1: Entwicklung der Emissionskonzentrationen von Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxi-den (NOX) bei der Verbrennung von Gerstenkörnern (Siebabgänge der Saatgutproduktion) am 13.02.2014; Erhe bung von Praxisdaten am Ökotherm Compact C3 324 kWFWL; angegeben als Minutenwerte bezogen auf 11 % Restsauerstoff gehalt im trockenem Abgas unter Normbedingungen

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Jahresbericht 2014 109 1/2015

untersuchten Abgaskonzentrationen CO, und NOx ebenfalls als sehr gering einzustufen und liegen deutlich unter den gesetzlich geforderten Grenzwer-ten (Abb. 2).

Zusammenfassung und Fazit Die Evaluierung des Emissionsverhal-tens von kleinen und mittleren Feue-rungsanlagen konnte aufzeigen, dass es mittlerweile Technologien gibt, wel-che selbst mit anspruchsvollen Brenn-stoff en, wie z. B. Halmgütern, die hohen emissionsrechtlichen Anforderungen der 1. als auch der 4. BImSchV/ TA Luft erfüllen. Es gilt jedoch auch gleichzei-tig festzuhalten, dass der Nachweis der Genehmigungsfähigkeit nicht mit jeder am Markt angebotenen Technologie er-

bracht werden konnte. Teilweise sind bei einzelnen Anbietern noch enorme Optimierungsarbeiten notwendig. Für eine bessere Einschätzung der Eignung der einzelnen Feuerungstechnologien sollte man die verschiedenen Halm-güter weiter unterteilen. Insbesondere ist zu empfehlen, zwischen kornarti-gen und strohartigen Brennstoff en und auch der angewandten Applikations-form (Ballen, Ballenscheiben, Häcksel, Briketts bzw. Pellets) zu unterscheiden. Die bisher angewandte Vorgehenswei-se der 1. BImSchV, die Regelbrennstof-fe in einer Brennstoff klasse (§ 3 Nr. 8) für Halmgüter zusammenzufassen, erscheint als nicht ausreichend. Den bei naturbelassenen landwirtschaft-lichen Rohstoff en aufgrund von u. a. witterungsbedingten inhomogenen physikalisch-mechanischen als auch chemisch-stoffl ichen Eigenschaften wird die Einordnung in eine Brennstoff -klasse nicht gerecht. Gegebenenfalls wäre eine weitere Unterteilung der Brennstoff e in Anlehnung an die Klas-sifi zierung analog der DIN EN 14961-6 Tabelle 1 sinnvoll.Neben dem Erreichen eines guten Ausbrandergebnisses haben sich die Staubemissionen als kritischs-ter Verbrennungsparameter gezeigt. Hier ist der Einsatz von entsprechend geeigneten Abscheidetechnologien unabdingbar. Gerade bei Kleinfeue-rungsanlagen gibt es momentan nur einzelne Prototypen, welche für den Einsatz mit Halmgutfeuerungsanlagen getestet wurden. Langzeiterfahrungen liegen kaum vor. Hier sind verstärkte Anstrengungen notwendig, um markt-fähige und ökonomisch darstellbare Anlagenkonzepte zu entwickeln, zu er-proben und in den Markt einzuführen.

Abbildung 2: Vergleich der Konzentrationen von Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxi den (NOX) bei der Verbrennung von Gerstenkörnern (Siebabgänge der Saatgutproduktion) am 13.02.2014; Erhebung von Praxisdaten am Ökotherm Compact C3 324 kWFWL; angegeben als Halbstundenmittelwerte bezogen auf 11 % Restsauerstoff gehalt im trockenem Abgas unter Norm bedingungen

13.02.2014COn= 8

13.02.2014NOxn= 8

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1/2015 110 Schriftenreihe der TLL

Für den Bereich mittelgroßer Anlagen (ab 100 kWFWL) wurden meist her-kömmliche Abscheidetechnologien im „downscaling“ an die kleineren Leistungsbereiche angepasst. Diese haben ihre Wirksamkeit im Wesent-lichen nachgewiesen. Die erhöhten Investitionskosten müssen allerdings über deutliche Brennstoff kostenvor-teile ausgeglichen werden. Ein Anreiz-system für die Entwicklung neuer effi -zienter und preiswerter Technologien sowie ein Markteinführungsprogramm wäre für die weitere Etablierung derar-tiger Anlagenkonzepte sinnvoll.

Generell ist festzuhalten, dass ne-ben dem Anlagenkonzept, der Aus-legung der richtigen Anlagenleistung sowie der Qualität des eingesetzten Rohstoff es die Auswahl von geeigne-ten Feuerungstechnologien und eine ordnungsgemäße Anlagenführung (Einstellungen, Wartung) die Grund-voraussetzungen für einen effi zienten, emissionsarmen und damit genehmi-gungsfähigen Betrieb der Wärmeer-zeugungsanlagen sind.

Jahresbericht 2014 111 1/2015

Projekt 99.22 - Drittmittel

KUP am Fließgewässer - Streifenförmiger Anbau schnellwachsender Bäume entlang eines Fließgewässers zur Vermeidung von Stoff einträgenDr. Cornelia Fürstenau, Dirk Harzendorf, Torsten Graf und Dr. Armin Vetter

Die Entwicklung und Umsetzung nach-haltiger und zielführender Konzepte zur Verringerung der Bodenerosion und zum Schutz der Oberfl ächenge-wässer vor erosionsbedingten Stoff -einträgen aus der Landwirtschaft ist im Rahmen der Umsetzung der Was-serrahmenrichtlinie (WRRL) der EU dringend notwendig. Die im Jahr 2000 verabschiedete WRRL verpfl ichtet die Mitgliedstaaten bis 2015 einen „guten Zustand“ ihrer Gewässer herbeizufüh-ren. Der Zustand der Oberfl ächenge-wässer in Deutschland zeigte für das Jahr 2012, dass nur 10 % die Ziele der WRRL erreichen. Ursachen dafür sind, neben der schlechten Gewässerstruk-tur und fehlenden Durchgängigkeit, die zu hohen Stoff einträge in die Ge-wässer (BMU, 2013). 1. Kurzumtriebsplantagen zum Ge-

wässerschutzKurzumtriebsplantagen (KUP) als Puf-ferstreifen entlang von Fließgewässern können den erosionsbedingten Ein-trag von Sedimenten, Nährstoff en (v. a. Phosphor) und Pfl anzenschutzmit-teln in Oberfl ächengewässer reduzie-ren bzw. verhindern. Die Puff erwirkung beruht auf der verstärkten Ablagerung und Infi ltration von Stoff en in der KUP aufgrund einer ganzjährigen Bodenbe-deckung, tiefreichender Durchwurze-lung und extensiver Bewirtschaftung. Außerdem leisten KUP einen bedeu-tenden Beitrag zum Ausbau der rege-nerativen Energien und zum Klima-

schutz durch die Produktion holziger Biomasse. Ein weiterer positiver As-pekt des Anbaus von Bäumen vor allem in ausgeräumten Agrarlandschaften ist eine Erhöhung der Biodiversität und Bereicherung des Landschaftsbildes. Nicht zuletzt bleibt die wirtschaftliche Nutzbarkeit der gesamten landwirt-schaftlichen Fläche erhalten. Aufgrund dieser Verknüpfung von Schutz- und Nutzfunktion (Abb. 1) wird der Anbau von Energieholz entlang von Fließge-wässern derzeit als erfolgversprechen-des, naturnahes und nachhaltiges An-baukonzept diskutiert.Erschwerend für die Etablierung von KUP an Fließgewässern erweisen sich die derzeitigen rechtlichen Rahmen-bedingungen. Insbesondere schränkt

Abbildung 1: Beitrag von KUP zu einer nachhal-tigen Landnutzung

1/2015 112 Schriftenreihe der TLL

Artikel 38 des Wasserhaushaltsgeset-zes (WHG) die Nutzung des fünf Meter breiten Gewässerrandstreifens für den Anbau von KUP ein, da das Entfernen von Bäumen und Sträuchern (ausge-nommen forstliche Aktivitäten) nicht erlaubt ist. Häufi g reichen aber land-wirtschaftlich genutzte Flächen bis an die Gewässer heran. Auf eben diesen Flächen bietet die Nutzung von Acker-land als KUP viele, schon oben aufge-führte, positive Eff ekte.2. Das Projekt „KUP am Fließgewässer“Trotz der zu erwartenden Vorteile von KUP-Streifen führen, neben den oben aufgeführten Unsicherheiten bei der Auslegung des § 38 WHG, mangelnde Erfahrungen von Seiten der Landwirte, unzureichende Fördermechanismen und das Fehlen von wissenschaftli-chen Studien zu einem zögerlichen Umsetzen dieser innovativen Bewirt-schaftungsform. Das Projekt „KUP am Fließgewässer - streifenförmiger An-bau schnellwachsender Bäume ent-lang eines Fließgewässers zur Vermei-dung von Stoff einträgen“ setzt sich zum Ziel, die Retentionswirkung zu untersuchen, die rechtlichen Rahmen-bedingungen zu bewerten und durch Öff entlichkeitsarbeit das Potenzial von KUP als Puff erstreifen zum Gewäs-serschutz bei Behörden, Landwirten und auf wissenschaftlichen Veranstal-tungen aufzuzeigen.2.1 Öff entlichkeitsarbeitIm Rahmen des Projektes „KUP am Fließ-gewässer“ lud die Thüringer Landesan-stalt für Landwirtschaft und die Fach-agentur Nachwachsende Rohstoff e am 15.05.2014 Interessierte aus Landwirt-schaft, Wasserwirtschaft, Naturschutz, Politik und Forschung zu einem Fachge-spräch ein. Im Mittelpunkt dieser Veran-staltung standen informative Vorträge

und der kritische Meinungsaustausch zum aktuellen Kenntnisstand und den rechtlichen Rahmenbedingungen von KUP an Fließgewässern sowie den Er-wartungen und Erfahrungen mit dieser Anbauform1. Das Fachgespräch erfreute sich eines regen Zuspruchs mit ca. 50 Teilnehmern aus sechs Bundesländern.Die angeregte Diskussion zu Chancen und Möglichkeiten von KUP als Puf-ferstreifen am Gewässerrand zeigte deutlich die Brisanz des Themas. Um mittel- bis langfristig die nachhaltige Umsetzung dieses Anbaukonzeptes zu forcieren, wurde weiterer Forschungs- und Handlungsbedarf formuliert. Die wichtigsten Schritte zur Unterstützung der Etablierung neuer KUP Puff erstrei-fen sind:• Rechtssicherheit bei der Anlage von

KUP auch im Gewässerrandstreifen• gezielte Förderung von KUP-Puffer-

streifen, die eine Wirtschaftlich-keit dieser Bewirtschaftungsform gegenüber anderen Alternativen sicherstellt

• Erweiterung der BLE Artenliste, um dem speziellen Standort Gewässer-randstreifen Rechnung zu tragen und eine Beimischung standortge-rechter Baum- und Straucharten zu ermöglichen

• vertiefende wissenschaftliche Stu-dien zur Retentionswirkung von KUP von der Etablierung bis hin zur Rückumwandlung der Fläche

• deutschlandweite Anlage von De-monstrationsflächen

• verstärkte Öffentlichkeitsarbeit

2.2 Feldversuch KUP Puff erstreifenEin zentraler Punkt des Projektes ist die Bewertung des Retentionspoten-zials von KUP im Vergleich zu Grün-1 www.thueringen.de/th9/tll/veranstaltungen/materialien/fachgespraeche/

Jahresbericht 2014 113 1/2015

Die P-Anreicherung auf den KUP Par-zellen weist auf einen Rückhalt von erosionsbedingten Stoff fl üssen wäh-rend der Starkregenereignisse im Mai 2013 (162 mm) hin. FazitWährend der Projektlaufzeit zeigte sich, dass das Anbausystem KUP-Puff erstreifen auf reges Interesse bei Behörden, Naturschutz, Wissenschaft und Anwender triff t. Ergebnisse aus den ersten drei Jahren nach Etab-lierung der KUP können die Reten-tionswirkung von KUP am Beispiel von Phosphor belegen. Auf Grund-lage der Erfahrungen in Thüringen sind Puff erstreifen deutschlandweit, z. B in Schleswig-Holstein und Bay-ern geplant. Trotzdem erfordert eine deutschlandweite Praxisetablierung von KUP an Fließgewässern weiterhin verstärkte Öff entlichkeitsarbeit, För-dermechanismen und wissenschaftli-che Studien.BMU (2013): Die Wasserrahmenrichtlinie. Eine Zwischenbilanz zur Umsetzung der Maßnah-menprogramme 2012. Online verfügbar unter: www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/wasserrah-menrichtlinie_2012.pdf, zuletzt geprüft am 22.01.2015.

land und konventionellem Ackerbau. Die Versuchsfl äche befi ndet sich auf dem 14 m breiten Randstreifen eines erosionsgefährdeten Ackers in Nord-thüringen und grenzt auf einer Länge von 300 m an ein Fließgewässer. Der Versuch besteht aus den drei Ver-suchsgliedern Ackerland, Grünland und KUP mit Weide (Sorte ‚Tora‘) und ist als Blockanlage mit 4-facher Wie-derholung angelegt. In jeder Parzelle fi ndet die Beurteilung der Rückhalte-kapazität erosionsbedingter Stoff fl üs-se statt. Dazu werden im Frühjahr und Herbst in 2 und 10 m Entfernung vom angrenzenden Acker Bodenproben in den Tiefenstufen 0 bis 5, 5 bis 10, 10 bis 30 cm entnommen.Die Ergebnisse aus den Jahren 2012 und 2013 zeigen, dass es vor allem im Oberboden der KUP zu einer An-reicherung von Phosphor (P) kam (Abb. 2b). Dieser Trend ist auch in den Tiefenstufen bis 30 cm sichtbar. Der durchschnittliche P-Gehalt in den oberen 30 cm auf den KUP-Parzellen im Herbst 2013 betrug 1,2 g/kg. Dage-gen blieb der Phosphorgehalt in den Ackerparzellen über den gesamten Zeitraum gleich (1,0 g P/kg, Abb. 2a).

Abbildung 2a/b: Mittlere Gesamtphosphorgehalt in 10 m Entfernung vom angrenzenden Acker in 3 Tiefenstufen auf den Acker- (a) und KUP Parzellen (b) von Frühjahr (F) 2012 bis Herbst (H) 2013. Die Fehlerbalken zeigen den Standardfehler.

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1/2015 114 Schriftenreihe der TLL

Im Forschungsverbund der Projektpart-ner Addinol Lube Oil GmbH, Hobum Oleochemicals GmbH, DHW Deutsche Hydrierwerke GmbH Rodleben, Tamin-co GmbH, Umicore AG & Co. KG, Linde Engineering Dresden GmbH, Eucodis Bioscience GmbH, Thüringer Landes-anstalt für Landwirtschaft (TLL), Infra-Leuna GmbH, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Fraunhofer-Institut für Grenzfl ächen- und Bioverfahrens-technik IGB, Fraunhofer-Institut für Che-mische Technologie ICT und Karlsruher Institut für Technologie KIT wurden die Nutzungsmöglichkeiten heimischer Pfl anzenöle für die stoffl iche Verwer-tung geprüft. Im Fokus stand die Suche nach Wegen, über chemische und/oder biotechnologische Konversionen die Schnittstellen zu etablierten Schienen der Chemie zu bedienen und am Stand-ort Leuna zu demonstrieren. Die Arbeitspakete (AP) der TLL um-fassten den Anbau und die Ernte der Ölpfl anzen Iberischer Drachenkopf, Krambe, Koriander und Erucaraps, wei-terhin das Pressen der Öle sowie deren Aufbereitung zur Bereitstellung an die Projektpartner. Im AP Rohstoff - und Produktbewertung wurden ökonomi-sche Grundlagen zum Anbau, zur Ern-te und zur Nebenproduktverwertung sowie die ökologische Bewertung des Anbaus bearbeitet. Für Senföl als Rest-stoff erfolgten ebenfalls ökonomische und ökologische Betrachtungen.

Bereitstellung der pfl anzlichen ÖleDie alternativen Ölpfl anzen Iberischer Drachenkopf, Krambe und Koriander sowie Erucaraps wurden auf den Ver-suchsfl ächen der TLL angebaut und die Saaten im Technikum der TLL auf einer dezentralen Ölmühle gepresst, aufbe-reitet (entsäuert und entschleimt) und den Projektpartnern bereitgestellt.

Ökonomie der ÖlsaatenproduktionDie ökonomische Betrachtung der Ölsaa-tenproduktion in Vollkostenrechnung umfasst den Anbau, die Ernte, die Reini-gung, die Trocknung und den Transport zum Erfasser mit ortsüblichen Preisen für Betriebsmittel, Arbeitserledigung, Fläche und sonstige Kosten aus dem Jahr 2013 sowie einem durchschnittlichen Gewinn. Für den Drachenkopf ist ein Erzeugermin-destpreis für das Ertragsniveau von 10 bzw. 15 dt/ha, monetär zwischen 72,8 und 55,3 €/dt zu veranschlagen. Die Durchschnittserträge der Krambe liegen ca. 5 dt/ha über dem Drachenkopf. Da-für ist mit einem Erzeugermindestpreis zwischen 76 und 57 €/dt zu kalkulieren. Die Produktion von Krambesaat weist aufgrund des niedrigen Schüttgewich-tes hohe Arbeitserledigungskosten auf, weshalb ihr Erzeugermindestpreis gene-rell über dem des Drachenkopfes liegt. Bei Koriander ist bei Frühjahrssaat von einem Ertragsniveau zwischen 10 und 15 dt/ha, bei der Herbstsaat zwischen

Projekt 99.25 - Drittmittel

Integrierte chemisch-biotechnologische Herstellung von Synthesebausteinen auf Basis nachwachsender Rohstoff e in einer Bioraffi nerieTeilprojekt: Rohstoff management der Anbau- und Reststoff öle inklusive ökonomische und ökologische Betrachtung des Anbaus

Andrea Biertümpfel, Kristin Bothe und Christina Warsitzka

Jahresbericht 2014 115 1/2015

15 und 20 dt/ha auszugehen, was Er-zeugermindestpreisen zwischen 85,3 und 68 €/dt (Frühjahrssaat) bzw. zwi-schen 68 und 54,4 €/dt (Herbstsaat) entspricht. Ein Sicherheitszuschlag von 20 % auf den Erzeugermindestpreis könnte auftretende Ertragsschwankun-gen auff angen.Unter diesen ökonomischen Rahmen-bedingungen besteht die Möglichkeit, alternative Kulturen zum Winterraps im Anbau wirtschaftlich konkurrenzfähig zu etablieren und eine nennenswerte Produktion aufzubauen. Bei Anhebung bzw. Stabilisierung der Erträge von Dra-chenkopf, Krambe und Koriander auf 20 bzw. 25 dt/ha würden sich die Min-destpreise für den Erzeuger reduzieren.Der für den Erucaraps veranschlagte Mindesterzeugerpreis orientiert sich am durchschnittlichen Ertragsniveau des Winterrapses von 35 bis 40 dt/ha im Jahr 2013 und liegt monetär zwi-schen 33,9 und 32 €/dt. Ökonomie der Nebenproduktverwer-tungDa die Koppelprodukte Presskuchen oder Extraktionsschrot einen wesentli-chen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit der Ölpfl anzenverwertung leisten, wurde für die Presskuchen der geprüften Öl-pfl anzen die ökonomisch beste Ver-wertungsmöglichkeit analysiert. Ihre Einsatzbereiche als Futtermittel, Gär-substrat in Biogasanlagen mit Gärrest-nutzung, Brennstoff und organisches Düngemittel sind anhand der Inhalts-stoff e wirtschaftlich und rechtlich be-trachtet worden.Die monetäre Wertschöpfung aller ge-prüften Kulturen erweist sich beim Ein-satz als Futtermittel am höchsten. An-hand der wertgebenden Inhaltsstoff e Energie- und Eiweißgehalt wurde über die Austauschmethode nach Löhr und

die Vergleichsfuttermittel Gerste und Raps- bzw. Sojaschrot ein Mindestpreis für den Presskuchen ermittelt. Für den Einsatz in der Rindermast beträgt er für Drachenkopf und Krambe 220 €/t, für Koriander 213 €/t. Hemmnis für einen sofortigen praktischen Einsatz ist die Nichtnennung in der Positivliste für Ein-zelfuttermittel. Ohne die Aufnahme in diese Liste kann ein Marktzugang nicht erfolgen. Die Nebenprodukte des Eruca-rapses sind in der Positivliste, was einen Einsatz in der Fütterung ermöglicht. Der Mindestpreis liegt bei 316 €/t. Für den Presskucheneinsatz als Gär-substrat in Biogasanlagen wurden anhand der spezifi schen Biogasaus-beuten und des EEG 2012 sowie der monetären Bewertung des Gärrestes als Düngemittel Mindestpreise von 94 €/t für Drachenkopf, 93 €/t für Ko-riander, 86 €/t für Krambe und 136 €/t für Erucaraps kalkuliert. Als organisches Düngemittel betragen die Mindestpreise abzüglich der Kos-ten für die Ausbringung und ohne Be-rücksichtigung der Humuswirkung für Drachenkopf 62 €/t, für Krambe 38 €/t, für Koriander 49 €/t und 74 €/t für Eru-caraps. Im Vergleich zu mineralischen Düngemitteln ist bei den Ölsaatenne-benprodukten der Aufwand für Lage-rung und Ausbringung höher in Bezug auf den Nährstoff gehalt, was steigende Kosten verursacht. Der Presskucheneinsatz als Brennstoff ist in genehmigungsbedürftigen Anla-gen möglich. Die Preisfi ndung erfolgte über den Strohpreis und beträgt für alle Presskuchen 95 €/t, da für Pressku-chen als Sondereinsatzstoff die glei-chen Reglementierungen gelten.

1/2015 116 Schriftenreihe der TLL

Ökonomie der Ölpressung in dezentra-ler ÖlmühleKalkuliert wurde ein Ölmindestpreis, zu dem die Ölmühle, bei Verkauf des Öls, kostendeckend produziert und ab dem sie einen Gewinn einfährt. Hier ist die Wertschöpfung über den Press-kuchen von enormer Bedeutung, da sein Verkauf den Ölpreis maßgeblich mitbestimmt. Der zweite Einfl ussfaktor ist das Ertragsniveau der Ölsaatenpro-duktion. Unter den aktuell realisier-baren Durchschnittserträgen liegen die Ölmindestpreise für Drachenkopf zwischen 1,77 und 2,78 €/l, für Kram-be zwischen 1,50 und 3,18 €/l und für Koriander zwischen 2,77 und 5,34 €/l. Demgegenüber ist das Öl zu Preisen zwischen 0,63 und 1,11 €/l herstellbar. Eine züchterische Anhebung bzw. Sta-bilisierung der Erträge der alternativen Ölsaaten auf 20 bzw. 25 dt/ha und eine Aufnahme in die Positivliste der Futter-mittel würde den Ölmindestpreis aktiv senken und der Oleochemie attraktive-re Preiskonditionen bieten. Ökologie des AnbausIn Gegensatz zum Raps, auch Erucaraps, sind die alternativen Ölpfl anzen züch-terisch kaum bearbeitet worden, was sich in niedrigeren Korn- und Ölerträgen widerspiegelt. Generell gilt für alle ge-prüften Ölpfl anzen in Deutschland die Anbauwürdigkeit. Bezüglich der Frucht-folgewirkung weisen die alternativen Öl-pfl anzen positive Eigenschaften auf. Dra-chenkopf (Lippenblütler) und Koriander (Doldenblütler) lockern die getreidebe-tonten Fruchtfolgen auf, indem sie durch das Einbringen weiterer Pfl anzenfamili-en zur Unterbrechung von Schaderreger-Infektionsketten beitragen. Krambe ge-hört wie der Raps der Pfl anzenfamilie der Kreuzblütler an, benötigt als Sommerung aber einen geringeren Pfl anzenschutz-

mitteleinsatz. Ein Anbau der alternativen Kulturen erfolgt in Deutschland aktuell nicht, Erucaraps wird auf ca. 25 000 ha kultiviert. Vertreter der Pfl anzenfamilien von Drachenkopf und Koriander fi nden sich bei den Heil- und Gewürzpfl anzen, ihr Anbauumfang in Deutschland beträgt 0,1 % der Ackerfl äche. Die Anbaukon-zentration von Winterraps beläuft sich aktuell auf 12 %, regional treten aber Konzentrationen von über 40 % auf, was deutlich über der Grenze für einen nach-haltigen Rapsanbau liegt. Für Erucaraps sollte eine Ausweitung nur im Rahmen einer phytopathologisch akzeptablen Konzentration stattfi nden Für den Anbau von Drachenkopf und Koriander liegt eine positive Bewertung vor. Auch hin-sichtlich Agrobiodiversität und Erweite-rung des Pools pfl anzengenetischer Res-sourcen sind die alternativen Ölpfl anzen vorteilhaft. Der Erucaraps weist als kon-kurrenzstärkste Frucht Vorteile bei der Betrachtung der Erntemengen an Korn und Öl je Flächeneinheit auf. Auch bei den Treibhausgas-Emissionen schneidet er mit den günstigsten CO2-Äquivalenten je Tonne Öl am besten ab.FazitInsgesamt ist einzuschätzen, dass die zukünftige Nutzung alternativer Ölpfl anzen in starkem Maße von der Nachfrage und den Preisen für die Saat abhängt. Ein Anbau für den Landwirt zu akzeptablen Preisen wäre bei entspre-chendem Markt kurzfristig realisier-bar. Zudem gelang es im Rahmen des Projektes, Parameter zum Anbau und vor allem zur Verarbeitung der Saat in Kaltpressanlagen zu erarbeiten bzw. zu konkretisieren. Dies kann für eine zukünftige Verwertung in dezentralen Anlagen ein wesentlicher Ansatz sein.

Jahresbericht 2014 117 1/2015

Projekt 99.28 - Drittmittel

Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen für die landwirtschaftliche Produktion von Energiepfl anzen unter den verschiedenen Standortbedingungen Deutschlands (EVA III)Jens Eckner, Katharina Winter, Daniel Freund und Torsten Graf

• Vorbereitung und Unterstützung der Zwischenevaluierung des EVA-Ver-bundprojektes durch Externe ent-sprechend Bewilligungsbescheid

• abschließende Berichtslegung EVA II

Im Berichtszeitraum wurden ver-schiedene Aufgaben des vom BMEL über die FNR geförderten Verbund-projektes erfüllt und unterschiedli-che Arbeitspakete bearbeitet: • Koordination des Gesamtvor-

habens, des in 5 Teilvorhaben aufgeteilten Projektes, welches die Arbeit von 16 Institutionen umfasst (Abb. 1)

• Leitung des Teilvorhabens 1 mit Betreuung der an über 25 Standorten in Deutschland an-gelegten Fruchtfolgeversuche

• Versuchsdurchführung, 5. Anlage und 6. Anlage Frucht-folgeversuche (Dornburg), Gärrestnutzung (Dornburg), Ackerfutter- und Grünlandmi-schungen (Burkersdorf, Hau-feld), Zwischenfruchtanbau als Beitrag zum Gewässerschutz (Burkersdorf), Risikoabschät-zung (Dornburg), Faktormini-mierung Bodenbearbeitung (Dornburg)

• Prüfung von Substraten im „Hohen-heimer Biogasertragstest“ (HBT)

Arbeitsschwerpunkte 2014• Veröffentlichungen, Vorträge,

Durchführung von Veranstaltungen und weitere Öffentlichkeitsarbeit im Verbundprojekt

• sachliche Zuarbeit und Mitarbeit bei Etablierung der gemeinsamen Projektdatenbank

Abbildung 1: Versuchsstandorte und beteiligte Institutionen EVA III

1/2015 118 Schriftenreihe der TLL

Teilvorhaben 1: Entwicklung und Op-timierung von standortangepassten Anbausystemen für Energiepfl anzen im FruchtfolgeregimeSchwerpunkte der Arbeit:• Erstellung der Abschlussberichte

für EVA II • Berichtslegung für EVA III Zwi-

schenbericht• Weiterführung der Versuche zu

Standardfruchtfolgen 01 bis 05 und themenorientierten Fruchtfol-gen 11 bis 14 (Tab. 1)

• Substratprüfungen im HBT• Versuchsdurchführung für die Sa-

tellitenprojekte Ackerfutter, Zwi-schenfruchtanbau, Großer Gärrest-versuch, Kleiner Gärrestversuch, Versuche zu Risikoabschätzung und Faktorminimierung sowie Bo-denbearbeitung an unterschied-lichen Standorten in Thüringen

• Methodenerarbeitung und Erwei-terung der übergreifenden Bewer-tung der Anbausysteme und Frucht-folgen durch Indikatorsysteme

• Datenpflege in EVA-Datenbank

In den Anbaujahren 2013 und 2014 wurde der EVA-Grundversuch, beste-hend seit 2005, weitergeführt. In den teilweise angepassten Fruchtfolgen zur Produktion von Biogassubstraten und Agrarrohstoff en erfolgt die Prü-fung unterschiedlicher Fruchtarten und Fruchtfolgekombinationen auf Ertragsleistung, Ertragssicherheit und pfl anzenbauliche Machbarkeit. Durch weiterführende Parametererhebun-gen sind in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern auch Bewertungen hinsichtlich ökonomischer Leistungen der Anbauoptionen und deren ökosys-temaren Leistungen möglich. Die Fruchtfolgekombination Winter-gerste-Ganzpfl anzensilage mit an-schließendem Anbau von Sorghum als Stoppelsaat konnte die hohen Trockenmasseleistungen der Vorjahre bestätigen und erbrachte im Jahr 2014 mit 229 dt TM/ha die höchste Ertrags-leistung. Gleiches gilt auch für Mais, der mit im Mittel 180 dt TM/ha ver-gleichbare Erträge erreichte. Das ge-prüfte Gemenge aus Winterackerboh-ne und Wintertriticale konnte im Jahr

Tabelle 1: Fruchtfolgen Grundversuch, Standort Dornburg

5. A

nlag

e6.

Anl

age FF01

Sommerzwi-schenfrüchte

FF02C3/C4-Pflan-zen mit 50 % Marktfrucht-

anteil

FF03C3/C4-Pflanzen mit Winter- und

Sommerzwi-schenfrüchten

FF04Ackerfutter

FF05Rübenfolge mit

Getreide-Leguminosen-

gemenge

FF11Mais-Folge als Praxisreferenz

FF12„Klimagas-optimiert“ 25 % N-

Reduzierung

FF13„Regionale Vielfalt bzw.

Biodiversitäts- optimiert“

2013

2014 Wintergerste

Sorghum (ZF) Sorghum Mais Luzerne-Kleegras

W. Ackerbohne-

Wintertriticale- Gemenge

Mais Mais Landsberger

Gemenge/ Kleegras

2014

2015 Mais

Grünschnitt-roggen

(WZwF)/ Mais (ZF)

Grünschnitt-roggen (WZwF)/

Sorghum (ZF)

Luzerne-Kleegras

Welsches Weidelgras/

MaisMais

Grünschnitt-roggen (WZwF)/

Sorghum (ZF)

Kleegras

2015

2016 Wintertriticale

Phacelia (StS) Wintertriticale

Wintertriticale (GPS) / einj. Weidelgras

(StS)

Mais Zuckerrübe Mais

Wintertriticale (GPS) / einj. Weidelgras

(StS)

Hafer

2016

2017 Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen

fett = Ganzpfl anzennutzung als Sillage, nicht fett = Marktfruchtproduktion

Jahresbericht 2014 119 1/2015

In weiterführenden Auswertungen der vorliegenden Daten wurden verschie-dene Aspekte beleuchtet, z. B. durch eine Bilanzierung der Treibhausgas-emissionen geprüfter Anbauverfah-ren. So verringern geschlossene Nähr-stoff kreisläufe durch Gärrestdüngung die Treibhausgasemissionen. Demzu-folge können ohne Ertragseinbußen bei vollständiger Substitution der Mi-neraldüngung durch Gärrestdüngung die Gesamtemissionen auf unter 50 % gesenkt werden. Auch die Kombinati-on der Düngungsformen (50/50) zeigt Einsparungspotenziale. Quantitativ und zeitlich an die Kulturentwicklung angepasste Düngergaben vermeiden zudem Stickstoff überhänge. Weitere Auswertungen sind unter www.eva-verbund.de zu fi nden.

2014 durch eine hohe Ertragsleistung von 167 dt TM/ha überzeugen, auch aufgrund des extensiven Anbauverfah-rens ohne Pfl anzenschutzmaßnahmen und aufgrund der legumen Stickstoff -bindung der Ackerbohnen verringerten N-Düngung. Blüten als Attraktion für Blütenbesucher, strukturierte Bestän-de als Lebensraum für verschiedene Organismen der Agraroff enlandschaft und verbesserte Humussalden bieten weitere Vorteile, ebenso wie die be-obachtete, an die Jahresbedingungen angepasste, Bestandeszusammen-setzung der Mischkultur. Die geprüfte Ackerfuttermischung Luzerne-Rotklee-gras sicherte mit Mais in Hauptfrucht-stellung vergleichbare Erträge (Abb. 2). Schwarzwild frequentierte im Jahr 2014 stark die Untersuchungsfl ächen, was eine wiederholte Aussaat und be-sondere Schutzmaßnahmen notwen-dig machte.

Abbildung 2: Trockenmasseerträge, FF01-13 Grundversuch, Standort Dornburg, 5. und 6. Anlage, 2012 bis 2014

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

5.An

lage

6.An

lage

5.An

lage

6.An

lage

5.An

lage

6.An

lage

5.An

lage

6.An

lage

5.An

lage

6.An

lage

5.An

lage

6.An

lage

5.An

lage

6.An

lage

5.An

lage

6.An

lage

Troc

kenm

asse

ertr

ag [d

t TM

/ha]

Mais Kleegras Welsches WeidelgrasW.Roggen Luzerne-Klee-Gras W.Triticale, AckerbohneW.Gerste Sudangras Landsberger Gemenge