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58 Der Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft Jasmin Ich weiß nicht, warum Du gegangen bist und ich weiß nicht wieso es so früh sein musste. Aber ich weiß, dass es sein musste und dass es einen Sinn hatte, denn sonst wärst Du nicht gegangen ohne dass wir uns je wirklich begegnet wären! Jeder Tag ohne Dich tut weh, seelisch und körperlich, auch weil ich durchhalten muss, so anstrengend es ist…. Ich werde durchhalten, werde weitermachen! Sowohl für Dich als auch für mich und auch für Deinen Papa, der Dich tagtäglich vermisst und auf seine Art trauert. Wir werden nicht auseinander gehen, für Dich nicht und für uns nicht. Irgendwann wirst Du eine kleine Schwester oder einen kleinen Bru- der haben und auf sie oder ihn aufpassen, das wissen wir. Genauso wie Du auch auf uns aufpasst, egal wo wir sind! Wenn Du bei uns bist, spüren wir das. Wir wissen, dass Du da bist, dass Du um uns bist, und mir fällt oft mein Taufspruch ein, wenn ich an Dich denke: Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst schützend Deine Hand über mir. Ich hätte ihn Dir so gewünscht. Aber insgeheim, für uns, haben dein Papa und ich Dich längst getauft…. Wir werden immer da sein, wenn Du uns brauchst. Ver- sprochen, meine Kleine. Ich habe meine Tochter am 24. 2. 2003 durch eine Fehlgeburt in der 13. SSW verlo- ren. Ich war zu diesem Zeitpunkt erst 16 Jahre alt und wusste nicht, wie ich das alles schaffen sollte. Doch schnell freuten mein Freund und ich uns sehr auf unser Baby und wussten, dass wir alles schaffen könnten, wenn wir nur wollten. Doch schneller als erwartet verließ uns unsere Tochter. Wir wissen nicht mal, ob es wirklich, mit absoluter Sicherheit, ein Mädchen ge- worden wäre, jedoch sind wir fest davon überzeugt und denken, dass elterliche Intuition nicht falsch sein kann.

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58 Der Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft

Jasmin

Ich weiß nicht, warum Du gegangen bist und ich weiß nicht wieso es so früh sein musste. Aber ich weiß, dass es sein musste und dass es einen Sinn hatte, denn sonst wärst Du nicht gegangen ohne dass wir uns je wirklich begegnet wären!Jeder Tag ohne Dich tut weh, seelisch und körperlich, auch weil ich durchhalten muss, so anstrengend es ist…. Ich werde durchhalten, werde weitermachen! Sowohl für Dich als auch für mich und auch für Deinen Papa, der Dich tagtäglich vermisst und auf seine Art trauert. Wir werden nicht auseinander gehen, für Dich nicht und für uns nicht. Irgendwann wirst Du eine kleine Schwester oder einen kleinen Bru-der haben und auf sie oder ihn aufpassen, das wissen wir. Genauso wie Du auch auf uns aufpasst, egal wo wir sind!

Wenn Du bei uns bist, spüren wir das. Wir wissen, dass Du da bist, dass Du um uns bist, und mir fällt oft mein Taufspruch ein, wenn ich an Dich denke:

Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst schützend Deine Hand über mir.

Ich hätte ihn Dir so gewünscht. Aber insgeheim, für uns, haben dein Papa und ich Dich längst getauft…. Wir werden immer da sein, wenn Du uns brauchst. Ver-sprochen, meine Kleine.

Ich habe meine Tochter am 24. 2. 2003 durch eine Fehlgeburt in der 13. SSW verlo-ren. Ich war zu diesem Zeitpunkt erst 16 Jahre alt und wusste nicht, wie ich das alles schaffen sollte. Doch schnell freuten mein Freund und ich uns sehr auf unser Baby und wussten, dass wir alles schaffen könnten, wenn wir nur wollten.

Doch schneller als erwartet verließ uns unsere Tochter.Wir wissen nicht mal, ob es wirklich, mit absoluter Sicherheit, ein Mädchen ge-

worden wäre, jedoch sind wir fest davon überzeugt und denken, dass elterliche Intuition nicht falsch sein kann.

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Der Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft 59

Von der Fehlgeburt (auch ich hasse dieses Wort… es klingt so unheimlich kalt, so wertlos…) weiß ich nicht mehr allzu viel. Ich denke, dass ich unter Schock stand, ich weiß es nicht. Ich weiß nur von unheimlichem Schmerz: seelisch und körperlich. Der körperliche ist vergangen, der seelische wird wohl immer bleiben – aber er wird lebbarer, im Wissen, dass mein Kind immer da ist, egal wo ich bin.