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EVANGELISCH- REFORMIERTE ZEITUNG FÜR DIE DEUTSCHE UND RÄTOROMANISCHE SCHWEIZ NR. 3 | 27. FEBRUAR 2009 WWW.REFORMIERT.INFO BROT FÜR ALLE Für eine lebenswerte Zukunft KAMPAGNE. «Der Mensch ist des Menschen beste Medi- zin», sagt ein senegalesisches Sprichwort. Diese Erfahrung macht auch das Dorf Dolly im Norden Senegals. Seine Be- wohner haben in der Zusam- menarbeit mit «Brot für alle» gelernt, sich für ihre Bedürf- nisse einzusetzen. Ein Bei- spiel unter anderen für die Projekte, die Ertrag der «Brot für alle»-Sammlung möglich macht. > Seite 3 Ein Kernthema für die Kirchen REIN POLITISCH. Was hat die Kirche bei diesem Thema zu suchen? Diese Frage wird wohl auch dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) gestellt werden, wenn seine Stellungnahme zur Initiative «Schutz vor Waffengewalt» für öffentliche Diskussionen sorgen wird. Und manch einer wird den Kirchen vorhalten, dass es sich hier doch um ein «rein politisches» Thema handle. LEBEN UND TOD. Wie so häufig gehen aber auch bei der Waffendiskussion politische und seelsorgerliche Anlie- gen Hand in Hand. Denn es ist noch nicht lange her, dass die Schweiz durch die Mordtaten eifersüchtiger Ehepartner oder eines durchgedreh- ten Rekruten, der im Heimurlaub weilte, erschüttert wurde. Das als demokratisch bezeichnete «Recht» auf die Armeewaffe im häuslichen Kleiderschrank kehrt sich in mör- derisches Unrecht, wenn diese Waf- fe auch nur einmal im falschen Mo- ment in die falschen Hände gerät. Dann geht es nicht mehr um Demo- kratie, sondern um Leben und Tod. CHRISTLICH. Und damit sind wir sehr schnell bei zutiefst christlichen Fragen. Wie gehen wir um mit der Gewalt, die Menschen gegen Men- schen ausüben? Was sagen wir da- zu, dass mit Waffen Leben ausge- löscht wird? Das alles kann die Kir- chen nicht kalt lassen. Und wenn es ihr schon nicht gelungen ist, diese Fragen für Kriegszeiten zu beant- worten, so kann sie es doch in Frie- denszeiten versuchen. GRUNDSÄTZLICH. Die Diskussion um die Heimaufbewahrung der Waffen ist also Teil einer grundsätzlichen Diskussion. Es steht dem SEK gut an, dass er sich bei einem christli- chen Kernthema mutig und klar zu Wort gemeldet hat. «Jedes Gewaltopfer ist eines zu viel!» ARMEEWAFFEN/ Der Kirchenbund (SEK) bezieht Stellung: Waffen der Armee sollen im Zeughaus aufbewahrt werden. Anfang dieser Woche, am 23. Februar, wurde die Ini- tiative «Für den Schutz vor Waffengewalt» mit 11 8000 Unterschriften eingereicht. Bereits am gleichen Tag ha- ben der Schweizerische Evan- gelische Kirchenbund (SEK) und der Evangelische Frauen- bund (EFB) mit einer pointier- ten Stellungnahme reagiert: Sie stellen sich klar hinter das Anliegen, dass Armeewaffen nicht mehr zu Hause aufbe- wahrt werden sollen. URDEMOKRATISCH. Auf eine politisch erbitterte Debatte müssen sich SEK und EFB allerdings gefasst machen. Bereits jetzt hat der neu ge- wählte VBS-Chef Ueli Maurer sich an der Albisgüetli-Tagung der SVP klar zur Heimauf- bewahrung der Armeewaffen bekannt. Werde dieses Privi- leg den Wehrmännern genom- men, dann werde «ein ganz wichtiger Teil des Staatsge- dankens amputiert». Auch die Waffenlobby von «Pro-Tell» macht in der Heimgabe der Armeewaffen das urdemokra- tische Element der Schweiz aus. «Die Schweiz delegiert die Gewalt nicht an regierende Eliten, sondern gibt sie, sym- bolhaft sichtbar gemacht mit dem Sturmgewehr, dem Volk», formulierte der «Weltwoche»- Journalist Urs Paul Engeler das militärpolitische Credo. 280 TOTE. Zweifel an dieser Doktrin hat die Pfarrerin und Armee-Seelsorgerin Elisabeth Wyss-Jenny aus Winterthur. «Die Armee als staatstragende SäulederSchweiz–daswarein- mal», sagt sie. Der Stellenwert der Armee sei geschrumpft. Und dies, so Wyss-Jenny, sei keineswegs allein die Folge von Kampagnen der «Linken und Pazifisten». «Seit einigen Jahren ist die Wirtschaft von der Armee abgerückt. So wird es nicht mehr geschätzt, wenn sich Rekruten zum Weiterdie- nen verpflichten.» Aber auch die Frauen seien heute armeekritischer – vor allem bei der Waffenfrage. Die Armee-Seelsorgerin er- innert an die Zahl der Sui- zide und Morde, die mit der Dienstwaffe verübt wurden. Nach einer Studie des Krimi- nologen Martin Killias sind es jährlich zirka 280. Hin- zu kommen statistisch nicht fassbare Zwangssituationen, bei denen Ehemänner mit dem Gewehr ihre Frau oder Partnerin bedrohen. KÜCHENMESSER. Die Befür- worter der Dienstwaffen- Heimabgabe kontern regel- mässig, dass Mord oder Suizid ebenso mit dem Kü- chenmesser verübt werden könnten. Frank Mathwig, der die SEK-Stellungnahme als Ethiker ausgearbeitet hat, räumt ein, dass auch Messer töten können. Aber im Gegen- satz zum zweckentfremdeten Küchenmesser seien Schuss- waffen «dazu da, möglichst effizient zu töten». Vor allem aber setzten Schusswaffen die Tötungshemmung herab. «Psychologisch betrachtet ist es viel einfacher, aus weiter Entfernung eine Kugel auf STELLUNG- NAHME DES SEK Mit seiner Stel- lungnahme hat der Kirchenbund auch ein Argu- mentarium «Ge- waltprävention» herausgegeben. Erhältlich bei SEK, Tel. 031 370 25 25, www.sek-feps.ch Schusswaffen im Keller – das soll nach der Meinung des Kirchenbun- des der Vergangenheit angehören / Kanton Zürich VATIKAN Die Abkehr des Papstes vom Konzil BENEDIKT XVI. Die Aufhe- bung der Exkommunikation von vier Bischöfen der um- strittenen Pius-Bruderschaft ist ein Meilenstein in der Ab- kehr Roms vom Zweiten Vati- kanischen Konzil. Die Protes- te gegen den Entscheid Papst Benedikts XVI. reissen nicht ab. > Seite 2 jemanden abzugeben, als aus direkter Nähe mit dem Mes- ser anzugreifen», so der SEK- Ethiker. Auf die statistische Zah- lenjongliererei, wie stark die Armeewaffe tödliche Delikte provoziere, will sich Mathwig nicht einlassen: «Leben ist keine Frage statistischer Ab- wägung – jedenfalls niemals für die christlichen Kirchen. Jedes Gewaltopfer ist ein Ge- waltopfer zu viel!» DELF BUCHER BILD: KEYSTONE Fasziniert vom fremden Inselreich WELTGEBETSTAG. Die Litur- gie für den diesjährigen Welt- gebetstag kommt aus Papua- Neuguinea. Doris Bacalzo beschäftigt sich als Ethnolo- gin mit dem kulturell und reli- giös vielfältigen Inselreich. Sie tritt denn auch vehement an gegen Klischees von «primiti- ven Wilden». > Seite 12 PORTRÄT Wischen, schrubben, staubsaugen … PUTZEN. Wenn der Frühling naht, dann packt Hausfrauen und -männer die Putzwut. Einige jedenfalls.Andere fühlen sich jahreszeitlich nicht herausgefordert und lassen Dreckränder Dreckränder sein. Sauberkeit ist ein heikles Thema – nicht nur in WGs und Partnerschaften, auch in Religionen: Was ist rein und was unrein? – Das Dossier geht diesen Fra- gen auf spielerische Art nach, porträtiert Saubermänner und -frauen und fragt schliesslich: «Wer putzt?» Wer alle Fra- gen unseres Wettbewerbs richtig beant- wortet, dem winkt eine blitzblank geputzte Wohnung! > Seiten 5 – 8 DOSSIER BILDER: YOSHIKO KUSANO GRAFIK: REFORMIERT. KOMMENTAR CHRISTINE VOSS ist «reformiert.»- Redaktorin in Zürich

Jedes Gewaltopfer ist eines zu viel!» - reformiert.inforeformiert.info/sites/default/files/pdf/e-paper/090227_REFORMZH.pdfgung der Schweiz Geld füreine solche Aktion. Die Reaktionen

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EVANGELISCH-REFORMIERTE ZEITUNG FÜRDIE DEUTSCHE UNDRÄTOROMANISCHE SCHWEIZ

NR. 3 | 27. FEBRUAR 2009WWW.REFORMIERT.INFO

BROT FÜR ALLE

Für einelebenswerteZukunftKAMPAGNE. «Der Menschist des Menschen beste Medi-zin», sagt ein senegalesischesSprichwort. Diese Erfahrungmacht auch das Dorf Dolly imNorden Senegals. Seine Be-wohner haben in der Zusam-menarbeit mit «Brot für alle»gelernt, sich für ihre Bedürf-nisse einzusetzen. Ein Bei-spiel unter anderen für dieProjekte, die Ertrag der «Brotfür alle»-Sammlungmöglichmacht. > Seite 3

Ein Kernthema fürdie KirchenREIN POLITISCH. Was hat die Kirchebei diesem Thema zu suchen?Diese Frage wird wohl auch demSchweizerischen EvangelischenKirchenbund (SEK) gestellt werden,wenn seine Stellungnahme zurInitiative «Schutz vor Waffengewalt»für öffentliche Diskussionen sorgenwird. Und manch einer wird denKirchen vorhalten, dass es sich hierdoch um ein «rein politisches» Themahandle.

LEBEN UND TOD. Wie so häufig gehenaber auch bei der Waffendiskussionpolitische und seelsorgerliche Anlie-gen Hand in Hand. Denn es ist nochnicht lange her, dass die Schweizdurch die Mordtaten eifersüchtigerEhepartner oder eines durchgedreh-ten Rekruten, der im Heimurlaubweilte, erschüttert wurde. Das alsdemokratisch bezeichnete «Recht»auf die Armeewaffe im häuslichenKleiderschrank kehrt sich in mör-derisches Unrecht, wenn diese Waf-fe auch nur einmal im falschen Mo-ment in die falschen Hände gerät.Dann geht es nicht mehr um Demo-kratie, sondern um Leben und Tod.

CHRISTLICH. Und damit sind wir sehrschnell bei zutiefst christlichenFragen. Wie gehen wir um mit derGewalt, die Menschen gegen Men-schen ausüben? Was sagen wir da-zu, dass mit Waffen Leben ausge-löscht wird? Das alles kann die Kir-chen nicht kalt lassen. Und wenn esihr schon nicht gelungen ist, dieseFragen für Kriegszeiten zu beant-worten, so kann sie es doch in Frie-denszeiten versuchen.

GRUNDSÄTZLICH. Die Diskussion umdie Heimaufbewahrung der Waffenist also Teil einer grundsätzlichenDiskussion. Es steht dem SEK gutan, dass er sich bei einem christli-chen Kernthema mutig und klar zuWort gemeldet hat.

«Jedes Gewaltopferist eines zu viel!»ARMEEWAFFEN/ Der Kirchenbund (SEK) bezieht Stellung:Waffen der Armee sollen im Zeughaus aufbewahrt werden.Anfang dieser Woche, am23.Februar, wurde die Ini-tiative «Für den Schutz vorWaffengewalt» mit 118000Unterschriften eingereicht.Bereits am gleichen Tag ha-bender SchweizerischeEvan-gelische Kirchenbund (SEK)undder Evangelische Frauen-bund (EFB)mit einer pointier-ten Stellungnahme reagiert:Sie stellen sich klar hinter dasAnliegen, dass Armeewaffennicht mehr zu Hause aufbe-wahrt werden sollen.

URDEMOKRATISCH. Auf einepolitisch erbitterte Debattemüssen sich SEK und EFBallerdings gefasst machen.Bereits jetzt hat der neu ge-wählte VBS-Chef Ueli Maurersich anderAlbisgüetli-Tagungder SVP klar zur Heimauf-bewahrung der Armeewaffenbekannt. Werde dieses Privi-legdenWehrmännerngenom-men, dann werde «ein ganzwichtiger Teil des Staatsge-dankens amputiert». Auch dieWaffenlobby von «Pro-Tell»macht in der Heimgabe derArmeewaffen das urdemokra-tische Element der Schweizaus. «Die Schweiz delegiertdieGewalt nicht an regierendeEliten, sondern gibt sie, sym-bolhaft sichtbar gemacht mitdemSturmgewehr,demVolk»,formulierte der «Weltwoche»-Journalist Urs Paul Engelerdas militärpolitische Credo.

280 TOTE. Zweifel an dieserDoktrin hat die Pfarrerin undArmee-Seelsorgerin ElisabethWyss-Jenny aus Winterthur.«Die Armee als staatstragende

SäulederSchweiz–daswarein-mal», sagt sie. Der Stellenwertder Armee sei geschrumpft.Und dies, so Wyss-Jenny, seikeineswegs allein die Folgevon Kampagnen der «Linkenund Pazifisten». «Seit einigenJahren ist die Wirtschaft vonder Armee abgerückt. So wirdes nicht mehr geschätzt, wennsich Rekruten zum Weiterdie-nen verpflichten.»

Aber auch die Frauen seienheute armeekritischer – vorallem bei der Waffenfrage.Die Armee-Seelsorgerin er-innert an die Zahl der Sui-zide und Morde, die mit derDienstwaffe verübt wurden.Nach einer Studie des Krimi-nologen Martin Killias sindes jährlich zirka 280. Hin-zu kommen statistisch nichtfassbare Zwangssituationen,bei denen Ehemänner mitdem Gewehr ihre Frau oderPartnerin bedrohen.

KÜCHENMESSER. Die Befür-worter der Dienstwaffen-Heimabgabe kontern regel-mässig, dass Mord oderSuizid ebenso mit dem Kü-chenmesser verübt werdenkönnten. Frank Mathwig, derdie SEK-Stellungnahme alsEthiker ausgearbeitet hat,räumt ein, dass auch Messertöten können. Aber imGegen-satz zum zweckentfremdetenKüchenmesser seien Schuss-waffen «dazu da, möglichsteffizient zu töten». Vor allemaber setzten Schusswaffendie Tötungshemmung herab.«Psychologisch betrachtet istes viel einfacher, aus weiterEntfernung eine Kugel auf

STELLUNG-NAHMEDES SEKMit seiner Stel-lungnahme hatder Kirchenbundauch ein Argu-mentarium «Ge-waltprävention»herausgegeben.

Erhältlich bei SEK,Tel. 0313702525,www.sek-feps.ch

Schusswaffen im Keller – das sollnach der Meinung des Kirchenbun-des der Vergangenheit angehören

/ Kanton Zürich

VATIKAN

Die Abkehrdes Papstesvom KonzilBENEDIKT XVI. Die Aufhe-bung der Exkommunikationvon vier Bischöfen der um-strittenen Pius-Bruderschaftist ein Meilenstein in der Ab-kehr Roms vomZweiten Vati-kanischen Konzil. Die Protes-te gegen den Entscheid PapstBenedikts XVI. reissen nichtab.> Seite 2

jemanden abzugeben, als ausdirekter Nähe mit dem Mes-ser anzugreifen», so der SEK-Ethiker.

Auf die statistische Zah-lenjongliererei, wie stark dieArmeewaffe tödliche Delikteprovoziere, will sich Mathwignicht einlassen: «Leben istkeine Frage statistischer Ab-wägung – jedenfalls niemalsfür die christlichen Kirchen.Jedes Gewaltopfer ist ein Ge-waltopfer zu viel!» DELF BUCHER

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Fasziniertvom fremdenInselreichWELTGEBETSTAG. Die Litur-gie für den diesjährigenWelt-gebetstag kommt aus Papua-Neuguinea. Doris Bacalzobeschäftigt sich als Ethnolo-gin mit dem kulturell und reli-giös vielfältigen Inselreich. Sietritt denn auch vehement angegen Klischees von «primiti-venWilden». > Seite 12

PORTRÄT

Wischen,schrubben,staubsaugen …PUTZEN.Wenn der Frühling naht, dannpackt Hausfrauen und -männer diePutzwut. Einige jedenfalls.Andere fühlensich jahreszeitlich nicht herausgefordertund lassen Dreckränder Dreckrändersein. Sauberkeit ist ein heikles Thema –nicht nur inWGs und Partnerschaften,auch in Religionen:Was ist rein und wasunrein? – Das Dossier geht diesen Fra-gen auf spielerische Art nach, porträtiertSaubermänner und -frauen und fragtschliesslich: «Wer putzt?»Wer alle Fra-gen unseresWettbewerbs richtig beant-wortet, demwinkt eine blitzblankgeputzteWohnung! > Seiten 5–8

DOSSIER

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KOMMENTAR

CHRISTINE VOSSist «reformiert.»-Redaktorin in Zürich

Die Sorge, dass mit der Rehabilitierungder Lefebvre-Bischöfe auch das ZweiteVatikanische Konzil infrage gestellt wer-den könnte, wird in unzähligen Briefenund Stellungnahmen hörbar: So habenChristinnen und Christen aus Deutsch-land, Österreich und der Schweiz eine«Petition für die uneingeschränkte An-erkennung des Zweiten VatikanischenKonzils» lanciert und bereits Tausendevon Unterschriften gesammelt (www.petition-vaticanum2.org). Theologiestu-dierende der Universität Luzern teilendie Bedenken in einem offenen Brief andie Schweizer Bischofskonferenz.

SIGNAL. Einmütig interpretieren diekatholisch-theologischen Fakultätendes deutschen Sprachraums die Ver-söhnungsgeste des Papstes als Signaldafür, dass Benedikt XVI. sich auch mitdem vorkonziliären Kurs der Lefebv-risten aussöhnen will. Die von MarcelLefebvre gegründete Pius-Bruderschaftleht bis heute zentrale Aussagen desKonzils (1962–1965, s. Kästchen) ab: soetwa die Aussagen zum Priestertum al-ler Gläubigen, zur Religionsfreiheit, zurWürde des individuellen Gewissens undzur Abkehr vom Antijudaismus.

WENDEPUNKT.Mit der päpstlichen Gestewerde «der Glaubwürdigkeit des Eintre-tens für die universale Menschenwürdemassiver Schaden zugefügt», schreibtdie Katholische Fakultät von Freiburg.Für die Fakultäten von Bamberg undMünster beschädigt die Aufhebung derExkommunikation «die Glaubwürdigkeitder Kirche erheblich und desavouiert da-rüber hinaus unsere Bemühungen, das

Konzil in der theologischen Arbeit um-zusetzen».Die Tübinger Theologen spre-chen gar von einem «Wendepunkt in dernachkonziliaren Kirchengeschichte».

AUFWEICHUNG. Manche sehen ihre Be-fürchtungen bestätigt, dass Benediktselbst die Errungenschaften des Konzilsinfrage stelle. So hat der Papst erst aufDruck der Öffentlichkeit die Traditio-nalistenbischöfe dazu aufgefordert, dieBeschlüsse des Konzils anzuerkennen,wenn sie wieder ganz in die Kirche auf-genommen werden wollten.

Bereits 2007 hatte Benedikt die Li-turgiereform des Konzils aufgeweicht,in der beschlossen worden war, dassdie Messe in der Volkssprache gelesenwerden solle. Der Papst liess es zu, dassder alte lateinische Messritus wiedereingeführt wurde – und mit diesemdie Karfreitagsfürbitte, in der für dieBekehrung der Juden gebetet wird. Da-mit konnte der kirchliche Antijudaismuswieder aufleben, dem das berühmteKonzilsdokument «Nostra Aetate» 1965eine klare Absage erteilt hatte.

HEILSANSPRUCH. Gleichzeitig hat Be-nedikt im Jahr 2007 präzisiert, dassdie evangelischen Kirchen keine «Kir-chen im eigentlichen Sinne» seien – einWiderspruch zu den Bemühungen umdie Ökumene, die das Konzil deutlichangemahnt hatte. Den exklusiven Heils-anspruch der katholischen Kirche teiltBenedikt mit den Lefebvristen.

«Wider den Verrat am Konzil» hiessein Buch, das Hans Küng und NorbertGreinacher schon 1986 herausgegebenhatten. Sie meinten damals vor allem

NACHRICHTEN

BILD:KEY

STONE

2 AKTUELL/ WELT reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009

Vaticanum IIDas Zweite Vatikani-sche Konzil (1962–1965) wurde von PapstJohannes XXIII. ein-berufen. Sein Ziel wareine Erneuerung derKirche. Im Blick auf ei-ne sich veränderndeWelt wurden Reformenim Bereich der Pasto-ral, der Liturgie und derÖkumene eingeleitet.

den Verrat an der Aufwertung der Orts-kirchen und der Mitbestimmung vonFrauen und Laien, für die das Konzil plä-diert hatte. Gegen den Geist des Konzilswurden inzwischen die Zentralgewaltder Kirche gestärkt, die Ortskirchen mitkonservativenBischöfendiszipliniertunddie Freiheit der Theologen und Theolo-ginnen eingeschränkt. Erst kürzlich hatPapst Benedikt die Exkommunikationder Frauen, die sich zu Priesterinnenweihen liessen, bekräftigt. Anders als beiden Lefebvristen. MICHAEL MEIER

VATIKAN/Die Rehabilitierung von vierLefebvre-Bischöfen stellt die katholischeKirche vor Grundsatzfragen.

Der Papst verrätdas Konzil

Sans-Papiers:Die Kirche bleibt dranGESPRÄCHE. Seit der Besetzung derPredigerkirche über Weihnachten undNeujahr 2008/2009 bleibt die refor-mierte Kirche aktiv bei den Fragen umdie Sans-Papiers, so in einer monatli-chen Folge von Veranstaltungen. Am13.März findet um 19 Uhr in der City-Kirche Offener St. Jakob am Stauffacherein Gespräch statt, in dem Vertreterund Vertreterinnen der kantonalen Par-teien Stellung zur Wiedereinführung ei-ner Härtefall-Kommission nehmen. CV

Atheismus-Kampagne:Bald auch in der Schweiz?PLAKATAKTION. Es begann in London,dann folgten Spanien und Italien – mitdem Werbeslogan auf Bussen: «Wahr-scheinlich gibt es keinen Gott». Nunsammelt auch die Freidenker-Vereini-gung der Schweiz Geld für eine solcheAktion. Die Reaktionen darauf sind un-terschiedlich: Die Verkehrsbetriebe vonZürich, Bern und Basel haben Vorbe-halte, da Werbung auf Trams undBussen nicht anstössig sein dürfe.Umgekehrt ist das offensichtlich keinProblem: Das Credo-Tram, das zur-zeit in Basel für die reformierte Kirchewirbt, provoziere nicht, sagte DagmarJenny, die Kommunikationsbeauftragteder Basler Verkehrsbetriebe.«20 Minuten» berichtete, dass Unbe-kannte den Luzerner Verkehrsbetriebenmit der «Abfackelung von Bussen» ge-droht hätten, falls diese die Plakate an-bringen würden. Schon vor dem Ent-scheid würden Angestellte von Tramund Bus beschimpft.Ganz anders reagierte die Schweize-rische Evangelische Allianz (SEA), dieVereinigung von Mitgliedern von Lan-des- und Freikirchen. Sie würde dieKampagne begrüssen, weil dadurcheine ernsthafte Diskussion über Gottangeregt werde. Die Werbekampagnestehe in einem erfrischenden Kontrastzur meist konsumorientierten Nutzungder Werbefläche. RNA/KK

Papst Benedikt XVI. auf demWeg zur Audienz

IMPRESSUM/reformiert. wird vom gleichnamigen Ver-ein herausgegeben: Ihm gehören die Träger-schaften des Aargauer, Bündner und Zür-cher «Kirchenboten» sowie des Berner«saemann» an.www.reformiert.info

Redaktion: Delf Bucher, Samuel Geiser,Rita Gianelli, Käthi Koeni, Fadrina Hofmann,Rita Jost, Reinhard Kramm,Martin Leh-mann,Annegret Ruoff, Daniela Schwegler,Christine Voss

Blattmacher:Martin Lehmann

Layout: Brigit Vonarburg, Nicole Huber

Korrektorat:Yvonne Schär, Langenthal

Auflage: 710000 Exemplare

Verlagsleitung: Christian Lehmann,Jungfraustr. 10, 3600Thun,

Tel. 033 223 35 85, Fax 033 223 35 [email protected]

reformiert. Kanton ZürichHerausgeberin: Trägerverein Kirchenbotefür den Kanton Zürich

Geschäftsleitung: Kurt Bütikofer

Adresse Redaktion/Verlag:Postfach, 8022 Zürich; Tel. 044 268 50 00,Fax 044 268 50 [email protected]

Redaktionsleitung: Christine Voss

Redaktionsassistentin: Elsbeth Meili

Verlagsleitung: Corinne [email protected]

Inserate:Anzeigen-Service,Preyergasse 13, 8022 ZürichTel. 044 268 50 30, Fax 044 268 50 [email protected]

Inserateschluss: 4.März 2009(erscheint am 27.März 2009)

Adressänderungen:Beim Sekretariat Ihrer Kirchgemeinde.Stadt Zürich: 043 322 18 18,StadtWinterthur: 052 212 98 89

Die Aktion «150000 Rosenfür das Recht auf Nahrung»von «Brot für alle» und «Fas-tenopfer» kann auf promi-nente Mitwirkende zählen. InZürich verkaufen der schei-dende Stadtpräsident ElmarLedergerber und StadträtinRuth Genner beim Parade-platz Blumen.

SCHWEIZWEIT. 150000 RosenwerdenamSamstag,14.März,

150000 Rosen für das Recht auf NahrungROSENAKTION/Prominente unterstützten die Aktion von «Brot für alle» und«Fastenopfer». So bieten der scheidende Stadtpräsident Elmar Ledergerberund Stadträtin Ruth Genner am Samstag, 14.März, auf Zürichs Strassen Blumen feil.

schweizweit «für das Rechtauf Nahrung» feilgeboten –zu fünf Franken das Stück.FreiwilligeRosenverkäuferin-nen und -verkäufer sind in22Städtenmit denMaxHave-laar-Blumen unterwegs.

PROMINENZ. Heuer nichtmit dabei ist der ehemali-ge «Tagesschau»-ModeratorCharles Clerc. «Es geht lei-der ferienhalber nicht», sagt

der geübte Zürcher Rosen-verkäufer, der die letztenJahre immer bei der Ak-tion mitmachte. Und das mitviel Freude. Nächstes Jahrmöchte er aber die ökumeni-sche Kampagne wenn immermöglichwieder unterstützen.«Wenn ich mit so kleinemAufwand etwas Gemeinnüt-ziges machen kann, muss ichdas doch tun!»

ERLÖS. Die Hilfswerke lan-cieren die Kampagne zumfünften Mal. Über 2,4 Mil-lionen Franken trugen die Ro-senverkäufe bisher ein. DerErlös fliesst vollumfänglichin Projekte der Hilfswerke.Neben den freiwilligen undunentgeltlich arbeitendenRo-senverkäuferinnen und -ver-käufern ermöglicht dies auchdie Migros, die die Blumenspendet.

FAIR PRODUZIERT. Und zwarsolche bester Qualität. DieRosen sind Max-Havelaar-zertifiziert, das heisst fairhergestellt und gehandelt.Angebaut werden sie aufder Kiliflora-Farm in Tan-sania. Die Produktionsbe-dingungen sind vorbildlich,

wie Miges Baumann, LeiterEntwicklungspolitik bei «Brotfür alle», bei einem Besuchim Frühling 2008 feststellte.Nicht nur punkto Ökologie,sondern auch mit Blick aufdie guten Arbeitsplätze, diedie Rosenfarm biete.

Übrigens: Der Transportder Rosen in die Schweiz istklimaneutral. Denn die ent-stehendenCO2-Emmissionenkompensiert die Migros überProjekte von Myclimate.

ERFOLG. Dank der verkauftenRosen in der Schweiz erhiel-ten bisher Tausende vonMen-schen in Asien, Lateinameri-ka und Afrika Unterstützung.«Diese Erfolgsgeschichtewollen wir weiterziehen»,sagt KampagnenleiterinAnneBickel von «Brot für alle».DANIELA SCHWEGLER

ROSEN VERKAUFEN.Wenn Sie nächstes Jahr mitmachen undselber Rosen für die Hilfswerkeverkaufen wollen, schicken Sie eineMail an: [email protected] oderrufen Sie an: 0412275959.

Mehr Informationen zur Rosenaktionwie auch zur gesamten diesjährigenKampagne der Hilfswerke finden sichunter www.oekumenischekampagne.choder bei «Brot für alle»,Tel. 0313806565

«Rosenkavaliere» in Zürich: Stadträtin Ruth Genner und Stadtpräsident Elmar Ledergerber

«Diese Erfolgs-geschichtewollen wirweiterziehen»

Anne Bickel, Leiterinder Kampagnevon «Brot für alle»

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PRISMA

reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009 AKTUELL/WELT 3

Redaktionsleiter für«reformiert.» ZürichDer Trägerverein von«reformiert.» Zürich hat ei-nen neuen Redaktor gewählt:Jürgen Dittrich, zurzeit nochPfarrer im Bündnerland,wird ab September 2009 alsLeiter der «reformiert.»-Redaktion in Zürich tätigsein. Er ersetzt MatthiasHerren, der die Zeitung imSeptember letzten Jahresverlassen hat.Jürgen Dittrich ist inDeutschland aufgewachsen,hat Theologie studiert undan der Universität Bern ab-geschlossen. Journalismusinteressierte ihn schon wäh-rend seiner Zeit als Pfar-rer im Berner Oberland, so-dass er eine journalistischeAusbildung absolvierte. An-schliessend arbeitete er wäh-rend drei Jahren als Redak-tor beim «Thuner Tagblatt».Seit 2001 ist Jürgen DittrichPfarrer der beiden Kirchge-

meinden Churwalden undParpan, schreibt daneben fürverschiedene Zeitungen undist Mitglied der Herausge-berkommission von «refor-miert.» Graubünden.Wir begrüssen unserenneuen Kollegen ganz herz-lich und wünschen ihmbereits jetzt alles Gute fürseinen Einstieg im Herbst.

AufWiedersehen,Sabine Schüpbach!Anfang Februar hat SabineSchüpbach die «reformiert.»-Redaktion Zürich verlassenund eine neue Stelle beider ökumenischen Zeitung«aufbruch» angetreten. Sabi-ne Schüpbach hat den Zür-cher «Kirchenboten» wesent-lich mitgeprägt: mit ihremInteresse für andere Kon-fessionen und Religionen,für die Spiritualität und dieLebenswelt heutiger Men-schen, vor allem junger Men-schen. Wir verdanken Sabi-ne Schüpbach viel an Ideen

und Lebendigkeit, die sie beiuns eingebracht hat. Wir be-dauern es, eine gute Kolleginzu verlieren, freuen uns aberauch, dass Sabine Schüp-bach als freie Mitarbeiterinmit uns verbunden bleibenwird. Ihr Name wird auchin Zukunft unter dem einenoder anderen Artikel zu fin-den sein. DIE REDAKTION

IN EIGENER SACHE

Jürgen Dittrich

Sabine Schüpbach

ÖkumenischeKampagne 09

DORT. «Weil das Rechtauf Nahrung ein gutesKlima braucht»: So lau-tet der Slogan der dies-jährigen Kampagne derbeiden kirchlichen Hilfs-werke «Brot für alle»(ref.) und «Fastenopfer»(röm.-kath.). Themati-siert wird das Recht aufNahrung im Kontext derKlimaerwärmung. «Brotfür alle» unterstütztweltweit rund 400 Pro-jekte, darunter auch sol-che in Senegal.

HIER.Mit der Kampagnesollen aber auch die Kir-chen in der Schweiz anihre Verantwortung fürden Klimawandel erin-nert werden. Unterwww.co2-rechner.chkönnen Kirchgemeindenund Pfarreien ihren Koh-lendioxidausstoss be-rechnen – und allenfallsüber Sanierungsmass-nahmen nachdenken.

INFOS & SPENDENKONTO:www.bfa-ppp.ch

Klima: Der Süden leidet«BROT FÜR ALLE»-KAMPAGNE/ Im Norden Senegals kämpfendie Menschen mit den Folgen des Klimawandels. Weil siezusammenhalten, haben sie Erfolg.GESTERN UND HEUTE. «Wir hattengute Ernten, wir hatten das ganzeJahr über Milch», sagt Maïmouna,und Coumba ergänzt: «Ich konn-te, wann immer ich wollte, an denBrunnen gehen und Wasser holen.»Die Präsidentin und die Sekretärinder Frauengruppe des Dorfes Dolly,hager und würdevoll die eine, kor-pulent und verschmitzt die andere,werfen einander Erinnerungen zu.Und es entsteht das Bild eines fastparadiesischen Landstrichs.

Dochnun ist es heiss in derRegionRanérou im Norden Senegals. DasThermometer steigt auf 45, manch-mal gar auf 50 Grad. Die Erde ist gelbund trocken, auf dem Platz zwischenden Lehmhäusern suchen magereZiegen vergeblich nach Futter. Maï-mouna und Coumba erzählen, wieRegenzeiten zu spät einsetzen undmanchmal ganz ausbleiben. Wie dieBüsche undBäume rund umdasDorfabsterben. Wie die Wege zu den Re-servoirs immer weiter werden.

FORTSCHRITT. Vor vielen Jahren, alsdas junge Senegal an die Zukunftglaubte, baute der Staat auf demLand Musterdörfer. Alles war da:Schulen, Krankenstationen, Wasser-pumpen. Doch das Ideal ländlicherEntwicklung verdampfte. Der Staatzog sich in die Städte zurück, liess dieLandbewohner allein zurück. Das istder Stoff, aus dem sonst Migrations-geschichten sind. Weg in die Stadt.

Oder noch besser: weg nach Europa.Die Leute von Dolly sind geblieben.

BASISARBEIT. Szenenwechsel: EinBacksteingebäude, eine halbe Au-tostunde von Dolly entfernt. DieBewohner der umliegenden Dörfersind, oft über lange Fussmärsche,zu einer Versammlung der lokalenBasisorganisation zusammengekom-men. Die Bauernfamilien haben sichselbst organisiert: Wasserkomitee,Frauenkomitee, Gesundheitskomi-tee. In Versammlungen werden le-bensnahe Fragen besprochen. Wokann unser Vieh weiden? Wie sollenwir Weidplätze zuteilen? Wie ver-walten wir das Wasser, das immerspärlicherfliesst? Ist esmöglich, eineKrankenstation aufzubauen?

Und dann erzählen die Leute, wassich dank Hilfswerksprojekten zumGuten gewendet hat: «Früher gab eskeine Zusammenarbeit. Jetzt helfenwir einander.» – «Die Kinder gingennicht zur Schule.» – «Kaum eine Fraukonnte lesen und schreiben.» – «Ichweiss, wie man eine Kasse verwal-tet.» – «Wir melden uns zu Wort.»

Für Schweizer mögen diese Erfol-ge wenig spektakulär klingen. Dochfür die Menschen in den Landregio-nen Senegals ist der Aufbau vonBasisstrukturen ein wichtiger Schrittzu einer lebenswerten Zukunft.«Von den materiellen Hilfeleistun-gen bleibt oft nichts übrig. Deshalbinvestieren wir in die Bildung der

Menschen», sagt Oumar Sy, Ani-mator des senegalesischen Cen-tre d'Etudes, de Recherche et deFormation en Langues Africaines.Das Zentrum leistet nicht Hilfe imherkömmlichen Sinn, liefert wederPumpennochDünger, sondern bildetdie Menschen aus und stärkt derenSelbstbewusstsein.

NETZWERK. Heute verhandeln dieBauern und Bäuerinnen in Ranéroudirekt mit den Hilfswerken – einVorgang, der noch vor wenigen Jah-ren undenkbar gewesen wäre. Undstatt gegeneinander um den Was-serzugang zu kämpfen, verhandelndie Menschen in der Region überdie Verteilung der immer knapperenRessourcen. «Nit nit a’y garabam»,sagen die Senegalesen: Der Menschist des Menschen beste Medizin.

Die Klimaveränderung könnensie damit nicht aufhalten. Aber imdichten Netz von Informationen undBeziehungen, das im Lauf der Jahreentstanden ist, können sie die nö-tigen Anpassungsmassnahmen mitvereinten Kräften angehen.

Das sehen auch Maïmouna undCoumba im benachbarten Dolly so.Die Frauenorganisation, die sie lei-ten, gibt nicht nur ihnen Kraft undSelbstbewusstsein, sondern allenMitgliedern. Maïmouna und Coum-ba sagen: «Wir tun, was wir können.Alles andere übergeben wir Gott.»SYLVIA GARATTI, HANSPETER BUNDI (BFA)

Der Norden Senegals: Das Land ist trockener, das Überleben schwieriger geworden – wegen des Klimawandels

BILD:MARKUSAMREIN

«Bei kontroversen Themen erzielen wirimmer die besten Spendenergebnisse»ÖKUMENISCH/ Seit vierzig Jahren besteht der ökumenische Schulterschluss zwischen dem katholischen«Fastenopfer» und dem evangelischen «Brot für alle». Die Kampagnen wollen zum Nachdenken anregen.

Der Spendenmarkt ist hart umkämpft: Kindergesichter auf Pro-spekten undPlakaten rühren ansHerz und erleichtern denGriffzum Portemonnaie. «Brot für alle», der Entwicklungsdienstder evangelischen Kirchen der Schweiz, geht gemeinsam mitdem katholischen «Fastenopfer» andere Wege. Seit nunmehrvierzig Jahren thematisieren die beiden Partner gemeinsamdie Beziehungen zwischen reichen und armen Ländern, dieunfairen Regeln des Welthandels oder die Folgen eines nurauf wirtschaftliches Wachstum ausgerichteten Entwicklungs-konzepts. Nicht gerade leichte Kost, wie auch Beat Dietschy,Zentralsekretär von Bfa, einräumt: «Wir wollen aber den Leu-ten zu denken geben.»

UNBEQUEME THEMEN. Denn weder Bfa noch «Fastenopfer»wollen eine gut geölte Marketingmaschine zum Geldeintrei-ben sein. Von Anfang an zeichneten unbequeme Themen diegemeinsamen Kampagnen aus – etwa die Schweizer Haltung

zum Apartheidregime oder die Waffenausfuhr. Politisch an-griffige Inhalte verstörten das Spendenpublikum keineswegs,sagt Beat Dietschy: «Bei kontroversen Themen erzielen wirimmer die bestenSpendenergebnisse.»Glaubwürdigkeit zahlesich auch aus.

ARBEITSTEILUNG. Im Unterschied zum katholischen Partner«Fastenopfer» ist «Brot für alle» aber nicht selbst Träger vonEntwicklungsprojekten, sondern ausschliesslich eine Organi-sation zur Sensibilisierung der Schweizerinnen und Schweizerfür die Anliegen der Menschen im Süden. Beat Dietschy istüberzeugt: «Das ist eine sinnvolle Arbeitsteilung.» Denn fürBfa stehe vor allem die Suche nach gerechteren Beziehungenzwischen der reichen Schweiz und dem armen Süden im Vor-dergrund. Das Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz(Heks) oder das evangelischeMissionswerk «Mission 21» leistedagegen, so Dietschy, «konkrete Arbeit vor Ort». DELF BUCHER

GelebteÖkumeneJedes Jahr setzen sichTausende von Freiwil-ligen in den Pfarreienund Kirchgemeindenfür die ökumenischeKampagne von «Brotfür alle» und «Fasten-opfer» ein: Damit istdie vorösterliche Ak-tion die wohl sichtbars-te ökumenische Bewe-gung der Schweiz. BU

Adolf Holl kommentiert Religion keck und kritisch

BILD:REINHARDÖHNER

BILD:Z

VG,J

AKOBSWEG

.CH

4 AKTUELL/ SCHWEIZ reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009

Der Pilgersteg in Rapperswil, eine der Attraktionen auf dem Pilgerweg

wovon die Rede ist. Wenn jemand überdas Gebet spricht, oder wenn jemandeine Bibelstelle aufschlägt und sagt:Schau, dieser schöne Text! Da kann eineEintracht entstehen, einWissen undVer-stehen, und das soll man nicht sterbenlassen. Wir hüten etwas Wichtiges.

Mit einem neuen Aufbruch in Europarechnen Sie nicht?Erweckung, Aufbruch, das haben wirim letzten Jahrhundert hinter uns ge-bracht: Franco, Hitler, Stalin – das allesist in Europa gewesen. Darum sind wirgrundsätzlich skeptisch, wenn ein neuerMessias auftaucht.

Mit religiösem Enthusiasmus tun wir uns tat-sächlich schwer.Aber die Katholiken habenimVergleich mit den Evangelischen doch im-merhin ein recht sinnliches Glaubensleben.Ja – ich vermisse in den evangelischenKirchen vor allem eines: den guten Ge-ruch. In einer Kirche aktiviere ich dieNase. Wenn es nicht gut riecht, gehe ichgleich wieder weg. Gewisse Putzmittel −schrecklich. Gute Kerzen müssen bren-nen, oder Öllämpchen, auch altes Holzriecht gut, und der Weihrauch…

Vermittelt Ihnen der Geruch Geborgenheit?Ich erinnere mich an eine Stadt inGuatemala. Auf dem Platz vor der Kir-

che schwangen Männer abgeschnitteneKonservendosen, die ihnen als Weih-rauchgefässe dienten. Ich betrat dieKirche, der ganze Mittelgang war mitGras belegt – Duft von Heu und vonWeihrauch. Und vorne kniete ein jungesPaar, der Priester segnete es. Es war mirdort unendlich wohl, und dabei wussteich ja: Das ist die Kirche von bettelarmenIndianern. Damusste ich also tatsächlichnachGuatemala reisen, ummich in einerKirche zu Hause zu fühlen.

Meinen Sie, dass jeder Mensch irgendwo einsolches Zuhause finden könnte?Ich hoffe es, und ich wünsche es einemjeden, dass er seinen Ort findet, wo ersagt: Hier bleibe ich, hier bin ich bei mirselber, da stimmt alles, und da kommeich zur Ruhe.

Es könnte ja auch sein, dass wir diesen Ort inuns selber tragen?Ja, es hat vielleicht jeder seinenganz per-sönlichen Zugang, wo er in den Friedengelangen kann. Der einzelne Menschist eingeladen, darüber nachzudenken,dass es für ihn so etwas geben könnte.Vielleicht ist es unerreichbar, aber dieSehnsucht ist trotzdemda;Man versuchtes und sucht und sucht, und wenn manGlück hat, findet man es auch.INTERVIEW: KÄTHI KOENIG

gungen mit Zuwachsraten in Millionen-zahlen, die Pfingstkirchen zum Beispiel.Die interessanten Schauplätze diesbe-züglich sind die grossen Städte − auchStädte, die wir hier nicht einmal demNamen nach kennen. Riesige Städte vollmit entwurzelten Leuten, die vom Landkommen; Die finden da ein breit gefä-chertes Angebot, wo sie ihr Elend einpaar Stunden lang vergessen können.

Und die Kirchen in Europa?Für sie sieht es momentan nicht beson-ders rosig aus. In der alten Welt, wie sieja zu Recht heisst, sind die Kraft und dieLeidenschaft verloren gegangen ist. DasÜberzeugende dieser alten Gläubigkeitist verdampft. InDeutschland, inHollandwerden bereits Kirchen verkauft. Das istVerfall. Meine eigene kirchliche Biogra-fie ist eine Verfallsgeschichte. Ich habe

eigentlich nur ein einziges Mal einenAufschwung erlebt: das Zweite Vatika-nische Konzil, und das ist ja auch nichtgerade ein Hit geblieben.

Was gäbe es denn für uns europäischeChristen zu tun?Man sollte sich wohl mit diesem Verfallversöhnen können. Ich versuche das,wenn ich sage: Wir sind nicht mehrviele, aber wir wissen wenigstens noch,

AUFMÜPFIG. Der Wiener Theologe undPsychologe Adolf Holl, geboren 1930,geht mit Religion und Kirche nicht ebenrespektvoll um. Das kam schon in sei-nen früheren Büchern zum Ausdruck:1971 erregte «Jesus in schlechter Ge-sellschaft» den Unwillen der katholi-schen Kirchenleitung und die ungebro-chene Aufmüpfigkeit Holls führte 1976schliesslich zu seiner Suspendierung alsPriester. Seither beobachtet und kom-mentiert er als Schriftsteller religiösePhänomene. Im Februar ist sein neustesBuch erschienen.

Herr Holl, Sie beobachten Geschichte undEntwicklung von religiösen Erscheinungs-formen.Wie sehen diese heute aus?ADDOLFHOLL: Ich nehmeeineBewegungvon Ost nachWestenwahr: Vor allem dieGeneration derMittvierziger in Deutsch-land und in der Schweiz fühlt sich an-gesprochen von östlicher Spiritualität.Es sind Menschen, die in eine neueLebensphase kommen, die Kinder sindaus dem Haus, nun klopfen die Sinn-fragen an. Es sind freundliche, offeneLeute, sie absolvieren Seminare in Zen-Buddhismus, einen kleinen Workshopüber indisches Gedankengut, sie versu-chen esmit Derwischtanzen. Sie sind un-terwegs. Ich sehe in ihnen die Vorboteneiner neuen Religiosität.

Religion stirbt also nicht aus, wie das auchschon behauptet wurde?Nein, da gibt es sehr viel Vitalität. Täglichentstehen neue Bewegungen: Da ist zumBeispiel irgendein Geistlicher in denUSA, der Schwierigkeiten mit der Kir-chenleitung hat; er stellt ein Ladenschildvor ein Lokal: The First Church of… unddann wartet er da auf Kundschaft. Eskommen ein paar alte Frauen, und wenner gut ist und die richtigen Worte findetund mit der richtigen Geste die Handhebt, dann hat er Erfolg.

Und die alten Kirchen – wachsen sie auch?In Nordamerika, Südamerika, Asien undAfrika, da gibt es charismatische Bewe-

«Erweckung –das haben wirhinter uns»RELIGION/Der ehemalige Priester Adolf Hollüber Vitalität und Verfall der Religionen.

ADOLF HOLLSRELIGION

Adolf Holl trägt in sei-nem neuen Buch Kri-terien für eine eigeneReligion zusammen.Ziemlich verrücktund vermischt ist sie–wie viele andere jaauch.Aber sie nimmtsich wenigstens nichtso ernst wie jene. Ein«schräges» Buchmitvielen ernsthaftenund bedenkenswer-ten Überlegungen.

ADOLF HOLL:Wiegründe ich eine Religion?Residenz-Verlag, 2009,144 Seiten, Fr 32.–.

«Wir sind nichtmehr viele, aberwir hüten etwasWichtiges.»

Mit Bart, Stock und Filzhut unter-wegs, in Wallfahrtskirchen undKlöstern verweilend – so etwasieht das Bild des Pilgers imkollektiven Gedächtnis aus. Dochdiesem entspricht der Pilgertyp2009 kaumnoch. SeinmodischesWalking-Outfit unterscheidet sichkein bisschen von jenem desnormalen Weitwanderers. Undeigentlich ist der Pilger von heuteauch kein Wallfahrer mehr.

RITUAL. «Das katholisch geprägtePilgern, einst als Bussgang ver-standen, ist durch eine konfessi-onsfreie Form des Pilgerns abge-löst worden, in der es um Besin-nung und Begegnung geht», sagt

Thomas Schweizer, Beauftragterfür Tourismus bei den reformier-tenKirchenBern-Jura-Solothurn.Acht von zehn Pilgern und Pil-gerinnen auf dem Jakobsweghaben denn auch keine explizitreligiöse Motivation. Mit Pilgernverbinden sie vielmehr ein Zurru-hekommen, Krafttanken oder einRitual in Übergangssituationenwie Pensionierung, Stellenwech-sel oder Trennung.

All dies geht aus der «BernerErhebung zum Jakobspilgernin der Schweiz» hervor, einerStudie des Vereins «jakobsweg.ch». Dieser ist eine Kooperationder reformierten und der katho-lischen Kirche des Kantons Bern

sowie der «Volkswirtschaft Ber-ner Oberland».

TOURISMUS. Inzwischen ist dasPilgern auch wirtschaftlich in-teressant. Die Studie liefert da-zu eine Hochrechnung: Jährlichüber 8000 Pilgerübernachtun-gen im Kanton Bern (und mehrals 35000 in der Schweiz) er-geben eine Wertschöpfung von1,3MillionenFrankenimBernbiet(5,4 Millionen in der Schweiz).«Die Einnahmen kommen klei-nen Landgasthöfen und Bauern-höfen in wirtschaftlich schwa-chen Randregionen zugute»,unterstreicht Claire Haltener von«jakobsweg.ch». SAMUEL GEISER

Die wenigsten Pilger sind ausreligiösen Gründen unterwegsJAKOBSWEG/Kurz vor der Eröffnung der Pilgersaison räumt eine Studie mit verschiedenen Klischees um das spirituelleWandern auf dem Jakobsweg auf. Sie zeigt aber auch, wie das Pilgern ein wichtiger Faktor im Tourismus geworden ist.

PILGERN INDER SCHWEIZDerVerein «jakobsweg.ch» hat sich zumZielgesetzt, das Pilgern inder Schweiz zu reak-tivieren. Dazu bieteter Informationen undBroschüren über ein-zelneWegabschnittean.Auch die erwähnteStudie ist beimVereinerhältlich:

JAKOBSWEG.CH,Postfach, 3700 Spiez,Tel. 0336550400,www.jakobsweg.ch

DOSSIERPUTZEN/

reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009 5

REIN, PERSÖNLICH/ Was dem Saubermann reicht,muss der Putzfee nicht frommen: 4 EimergesprächeREIN, RELIGIÖS/ Saubere Füsse und ein sauberesGewissen: Gedanken über Wellness und Glauben

PUTZENBILDET. Singen Sie auch beimStaubsaugen?Unser «Miele Prima-vera» summt ziemlich genau ein zweigestrichenes Es, mit etwas Fantasiesind sogar ein paar Obertöne zu erraten. Jedenfalls kann ich beim Staub-saugenprimaMusiktheorie büffeln: Es-Ges-B ist derEs-Moll-, Es-G-B-Desder Dominantseptakkord und Es-A ein Tritonus. Zum sanften Surren in Eskannman aber auch ganzeWerke insWohnzimmer schmettern: etwa denSimon-and-Garfunkel-Heuler «Bridge Over Troubled Water» (in Es-Dur)oder Dave Brubecks Jazzklassiker «Take Five» (in Es-Moll) – allerdingsbringt einen da der Fünfvierteltakt bisweilen etwas ins Stolpern.

PUTZEN BEFREIT. Aber ich singe nicht nur zur Weiter- und Stimmbildung,ich singe auch, weil ich beim Abstauben und Aufnehmen meist ziemlichguter Dinge bin. Putzen macht glücklich – oder kennen Sie eine sinn-vollere und sinnlichere, eine befriedigendere und befreiendere «Büez»?Wenn der Teppich, von Tausenden vonHundehaaren befreit, wieder rost-rot statt mattschwarz in der Sonne leuchtet, wenn die hart gewordenenSpaghettireste unter dem Esstisch rasselnd in den Tiefen des Staubsacksverschwinden, wenn der klatschnasse Feglappen saubere Schneisen aufden Küchenboden fräst, dann erfüllt mich grösste Zufriedenheit. Ich fin-de meine innere Mitte, ich weiss, wozu ich da bin: Der Sinn des Lebensbesteht vorübergehend darin, dessen Spuren im Vorratsschrank und aufdem Badezimmerspiegel zu beseitigen. Drum braucht, wer lust- und hin-gebungsvoll putzt, keine Psychotherapeutin – und übrigens auch keinenFitnesstrainer: Beim Putzen verbrennt man 250 Kilokalorien pro Stunde,

Staubsaugen fördert die Kondition, Fensterputzen auf der Kippleiter dasGleichgewichtsgefühl und das Entstopfen des Siphons hinter dem Keh-richtsack viel Beweglichkeit und Gelassenheit.

PUTZENBEFRIEDIGT. Zudem siehtman nirgends den Erfolg einer Arbeit sounmittelbar wie beim Reinemachen: Vorher war es dreckig, nachher istes sauber, vorher war es schwarz, nachher weiss, vorher herrschte Bar-barei, nachher regiert Kultur. So hat Putzen stets auch viel mit Aufbruch,Neuanfang und Zukunftsglauben zu tun. Kommt dazu: Wer beim Putzenganz bei der Sache ist – bei den Brotkrümeln in der Besteckschublade,beim schmierigen Fingerabdruck an der Terrassentür, bei der Bremsspurin derKloschüssel –, kanndieGedanken schweifen unddie Seele baumelnlassen. Drum kommen einem beim Saubermachen die besten Ideen.

PUTZENBESEELT. Jaja, ichweiss, dass Putzen immer noch alsDrecksarbeitgilt. Stimmt,meineKindermaulen,wenn sie amSamstagdasBadezimmerschrubben und dabei ihre meterlangen Mädchenhaare aus dem Ablaufklauben müssen. Und zugegeben, der erste Termin beim Eheberater hatnicht selten mit einer unerspriesslichen Putzdiskussion zu tun. Trotzdembehaupte ich: Putzen macht Sinn, seine psychohygienische Eigenschaftwird allenthalbenmassiv unterschätzt und die gesundheitsfördernde erstrecht: Putzen ist der perfekte Ausgleich zu einer sitzenden Tätigkeit. ZumSchreiben am Computer zum Beispiel. Drum höre ich jetzt auf – michdünkt, das Wohnzimmerfenster habe es wieder einmal nötig …

MARTIN LEHMANN TEXT / YOSHIKO KUSANO BILDER

Mein Lieblingsputzgerät? Ohne Zweifel der Staubsauger –mit ihm kann man wie ein tanzender Derwisch durchs traute Heim wirbeln

Putzen machtglücklich –oder kennenSie eine sinn-vollere undsinnlichere,eine befriedi-gendere undbefreiendere«Büez»?

Purgo ergo sumICH PUTZE, ALSO BIN ICH/ Wer sauber macht, kommt mit sich undder Welt ins Reine. Ein launiges Loblied aufs Staubsaugen, Bodenfegenund Fensterputzen – zum baldigen Frühlingsanfang.

GRA

FIK:

REFO

RMIERT

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8 DOSSIER reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009

1.AUFRÄUMEN

Rund umHygiene und Sauberkeit kursierendie unglaublichsten Geschichten. Einige sindwahr, andere tönen nur so. Hier gilt es aufzu-räumenmit drei Falschaussagen.Wählen Siedie richtige!r) Ferdinand Sauerbraten war der Erfinder derkeimfrei konservierten Lebensmittel. Er zer-störte Keime durch Säure und Desinfektionk)Max Josef von Pettenkofer gilt als Vater derHygiene. Er erfand die moderne Kanalisation(und ausserdem den Suppenwürfel und dieKupfer-Amalgam-Zahnfüllung)l) Philipp Paul Hagenbich hat inWiener Kran-kenhäusern um 1850 das Kindbettfieber dankGrosseinsatz von Schmierseife ausgerotteto) Sophie Zurschmiede aus Reit imWinkelwar die erste «Miss Property». 1956 gewannsie diesen internationalenWettbewerb unterPutzleuten und verblüffte die Jury mit einemneuartigen Putzlappenmit Gumminoppen

2.LÜFTEN

Gut gelüftet ist halb geputzt. Frische Luftreinlassen ist im Sommer ein Vergnügen.Wasaber tun wir imWinter, wenns draussen kaltist und die Räume vom Kochen oderWäsche-trocknen eh zu feucht sind? Nur eine Antwortist richtig –welche?a)Mehrmals amTag kurz, aber heftig lüfteng) Das Lüften sein lassen und stattdesseneinen Duftspray anschaffene) Nur einmal kurz morgens lüften, dann kanndieWohnung wieder trocknens) Die Kippfenster über den Radiatoren überStunden angelehnt lassen, damit die Frisch-luft gut zirkulieren kann

3.WEGWERFEN

Herr Schweizer und Frau Schweizerin produ-zieren jährlich rund 16 Millionen Tonnen Ab-fall.Wennman den Sondermüll, den Bau-schutt und den Klärschlammwegrechnet,macht das pro Person immer noch …b) rund 350 kgt) rund 700 kgo) rund 150 kgu) rund 950 kg

4.STAUBSAUGEN

Bis vor hundert Jahren war es Dienstmäd-chenarbeit, dann kam Hoover! Und dieser Fir-menname blieb weltweit bis heute das Syno-nym fürs Staubsaugen schlechthin. Obwohlnatürlich jede Sprache einen Ausdruck fürdas beliebte Putzgerät hat. Zum Beispiel …(Nur ein Ausdruck stimmt –welcher?)c) Chinesisch: sug hungj) Hebräisch: apar-nachaschn) Finnisch: polyniluftih) Türkisch: elektrik süpürgesi

5.SCHRUBBEN

Ajax,Vim,Meister Proper, HaRa …: JedeHausfrau und jeder Hausmann hat ein Lieb-lingsputzmittel, das «bestimmt flecken-rein» putzt und zudem duftet «wie der jun-ge Frühling». Grossmütter, Putzfeen und an-dere Fachleute schwören oft auf Produkte,die nicht im Supermarkt zu kaufen sind. Einerdieser Geheimtipps funktioniert allerdingsüberhaupt nicht –welcher?e) Ochsengalle gegen Stockfleckenm) Salz gegen Rotweinfleckena)Mineralwasser gegen Flecken auf Marmord) Pfeiffenerde gegen Fettflecken

6.PUTZEN

Putzen ist menschlich. Denkt man.Aber put-zen ist auch tierisch. So manches Tier hältsich einen Putzer oder gar eine ganze Putz-equipe. Da gibt es die unglaublichsten Sym-biosen. Eine der folgenden Behauptungenstimmt allerdings nicht.Welche?r) Der rote Speifrosch reinigt dem Rhino-zeros die Hautfaltenv) Die Putzgarnele besorgt dem Husarenfischdie Mundhygienet) Der Darwinfink reinigt dem Galapagos-leguan die Bauchunterseitez) Der Kuckuckswels putzt die Glasscheibedes Aquariums

7.WISCHEN

Wer eineWohnung dem Nachmieter übergibt,hört oft, das Logis müsse «besenrein» hinter-lassen werden.Was heisst das genau?k) Besen rein in den Schrank und verschwin-dens)AlleWohnflächen sauber reinigen mit Be-sen und Staubsaugerw)Alle Besen reinigen und bereitstellen, da-mit der Nachmieter sogleich mit Putzen be-ginnen kanne) «Besenrein» kommt aus demAlthoch-deutschen und bedeutet so viel wie keuschesZusammenleben in einer mittelalterlichenWohngemeinschaft

8.AUSMISTEN

Putzen macht erfinderisch. So manchesWerkzeug (bzw. Produkt) wird mit Erfolg re-gelmässig zweckentfremdet.Aber Vorsicht:Alles geht dann doch nicht.Welcher Tipp istdefinitiv unbrauchbar?a)Mit dem Bügeleisen kannmanWachsfle-cken aus demTischtuch entfernene)Mit der Velopumpe lässt sich der Tauwas-serablauf im Eisschrank entstopfeni)Mit dem Staubsauger kann heisse Ascheaus dem Cheminée gesaugt werdeno)Mit Alufolie, Salz und heissemWasser wirdSilberbesteck wieder präsentabel

9.SAUBER BLEIBEN (… ODERWERDEN)

Rund zehn Prozent des Bruttosozialprodukts(oder 39 Milliarden Franken!) fliessen in derSchweiz alljährlich in Schwarzarbeit. Unterden Putzfrauen arbeiten immer noch viel zuviele schwarz.Was können fehlbare Arbeitge-berInnen tun, damit ihreWeste wieder weissund das Anstellungsverhältnis sauber wird?c) Einem Hilfswerk für ausgebeutete Dienst-boten eine namhafte Spende überweisend) Sich selber am Europäischen Gerichtshoffür Menschenrechte in Strassburg anklagent) Die Putzfrau beim nächsten Einsatz mit ei-nem Blumenstrauss und einem 13.Monats-lohn überraschens) Die Putzfrau unverzüglich bei der lokalenAHV-Ausgleichskasse anmelden

Als Preis winkt eine Frühlingsputzete. DasUnternehmen «Fairness atWork» garan-tiert eine saubere Putzfrau für einen Tag –«reformiert.» übernimmt die Kosten.

RÄTSEL: KÄTHI KOENIG, RITA JOST

Religion isteine saubereSacheRELIGION UND REINHEIT/ Gott soll manmit reinem Körper begegnen. Oderwenigstens mit reinem Herzen.

Die ersten Kultorte, die Menschen aufsuchten, wa-ren Quellen: Wo Wasser aus dem Fels schoss oderaus der Erde quoll, verspürten sie die Energie derbeseelten Natur und verbanden sich mit ihr, indemsie in das Wasser eintauchten.

DerHinduismus ist aus dieser animistischen Tra-dition herausgewachsen. Für seine Gläubigen sindFlüsse heilig: Ganga etwa wird als Göttin verehrt,die in der Gestalt des Ganges Menschen aufnimmt,um sie körperlich und spirituell zu reinigen.

REINIGUNGSRITUALE. Religion und Reinigung ge-hören seit Anbeginn zusammen. Als Menscheneine göttlich-geistige Welt jenseits der materiellwahrnehmbaren zu erahnen begannen, entdeck-ten sie dieselben Dimensionen auch in sich selbst:Sie erkannten sich als Verbindung von Körper undGeist. Um sich in die Sphären des Göttlichen hin-aufzuschwingen,musste aber derKörpermit seinenBedürfnissen überwunden werden. Und eben dazuverhalfen reinigende Rituale.

DerDualismus, der denKörper als etwasMinder-wertiges, Unreines und Weibliches verachtete, denGeist hingegen für das Vollkommene und Männli-che hielt, kam erst später als patriarchale Ideologiedazu. Etwa Platos Lehre der Katharsis: Die Seelemüsse sich zu ihrer Reinigung vom Körper lösen,was ihr aber erst im Tod vollständig gelinge, lehrteder Philosoph.

BÄDERKULTUR.AuchderBadekult frühermagischerKulturenhatte eineÜberwindungderKörper-Seele-Schranke zumZiel. DiewenigstenWellness-Genies-ser unserer Tagemachen sich bewusst, dass sie eineurreligiöse Tradition pflegen. Die Ursprünge liegenin den Schwitzhütten der schamanischen Religio-nen. Dieses Ritual machte die Menschen durchläs-sig, reinigte sie von verletzenden Handlungen, diesie der Mutter Erde angetan hatten, und erweiterteihr Bewusstsein für vertiefte Erkenntnisse in dasWesen der Dinge. Massagen und Kräuteressenzentrugen das Ihre dazu bei. Eine Parallele finden wirin den römischen Thermen, den Badetempeln fürKörper und Geist, den Klatschzentren der Antike.

Über die Byzantiner breitete sich die Badetra-dition im ganzen Orient aus und wurde als Reini-gungsritual auch in den Islam übernommen: ImHammam, der ursprünglich neben einer Moscheesteht, reinigen sich die Gläubigen von den als grosseingestuften sittlichen Verunreinigungen – etwadem Geschlechtsverkehr. Das Ritual erfordert einestrenge, bewusst vollzogene Waschung, damit in-nere Ruhe einkehrt, Aggression gedämpft wird undsich dasHerz für das anschliessendeGebet ganz aufGott ausrichten kann. Dass heute in der Schweizbereits fünfHammamsals «Reinigungs- undBegeg-nungsstätten orientalischer Sinnlichkeit» Körperund Geist verwöhnen, entspricht dem aktuellengesellschaftlichen Trend zur Respiritualisierung.

HERZENSREINIGUNG. Im Judentum und im Islammüssen streng definierte Reinigungsvorschrifteneingehalten werden, damit die Kultfähigkeit – dasgemeinsame Beten und Feiern – erlangt werdenkann. Das Christentum kennt dies nicht. Seingrösstes Reinigungsritual ist einmalig und «nur»symbolisch –die Taufe. Bei denChristen hat sich dieFrage nach rein oder unrein vomMateriellenweg indie Innerlichkeit verschoben. «Den Reinen ist allesrein», steht schlicht im Titusbrief (1,15). Einerseitsbedeutete diese Sicht eine grosse Befreiung, ande-rerseits eröffnete sie ein schwieriges Auslegungs-feld: Was ist denn nun sittlich oder moralisch rein?Wer darf sich «reinen Herzens» wähnen?

REINHEITSSEHNSUCHT. Aber auch unter vielen ent-kirchlichtenMenschen ist die Sehnsucht nachRein-heit und Zugängen zur Transzendenz gross. Geist-liche Lehrer und Spiritualinnen unterschiedlichsterHerkunft versuchen diesem Bedürfnis entgegenzu-kommen, indem sie zu Läuterungsseminarien undLebensberatungen einladen. Wer es unverfängli-cher will, rezitiere still für sich den 51.Psalm (Vers12:) «Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gibmir einen neuen, gewissen Geist.»MARIANNE VOGEL KOPP

Die Autorin ist freischaffende Theologin in Hondrich BE

Wer putzt? (… und verdient sich eine saubereWohnung?)WETTBEWERB

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LÖSUNG

Schreiben Sie das Lösungswort auf eine Postkarteund schicken Sie diese bis 9. März an:«reformiert.»,Wettbewerb, Postfach 312, 3000 Bern 13.Oder per E-Mail: [email protected]

Dreckränder an Badewannen, ver-schmierte Fenster, Staub unterdem Sofa: Schmutz gibts immerund überall, und Putzen istSisyphusarbeit. Die Frage ist bloss:Wer putzt? – In diesemWettbewerb«putzt», wer alleWettbewerbsfragenrund ums «Putzen» richtig beant-wortet. Und:Wer bei uns putzt (dasheisst: gewinnt), dem wird geputzt!Dem Sieger/der Siegerin winkt einefrühlingsgeputzteWohnung! Also: Andie Arbeit. Neun Fragen sinds, neunrichtige Buchstaben gibts – und Sieerhalten ein Lösungswort, das mitReinheit sehr viel zu tun hat.

BILD

ER:YOSH

IKOKU

SANO

GRA

FIK:

REFO

RMIERT

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reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009 LEBEN /GLAUBE 9

Beat Hächler kommt mit dem Velo an-gebraust. Der Koleiter der LenzburgerStapferhauses entschuldigt sich für sei-ne zehnminütige Verspätung: Er habeden Zug verpasst, und weil er mit einemspäteren gekommen sei, habe er haltvom Bahnhof her einen Spurt einlegenmüssen

Zeitdruck und Zeitmangel gehörenfast selbstverständlich zu unserem All-tag. Doch der Ausstellungsmacher er-klärt am eigenen Beispiel, was dasProblem ist: «Ab und zu auf den Zug zuhetzen, ist nicht so schlimm. Schlimmerwird es, wenn auf Stresszeiten keineZeiten der Ruhe mehr folgen.»

RHYTHMUS. Beat Hächler geht es andiesem Tag wie so vielen Menschen: Ineiner Gesellschaft, die von Tempo undBeschleunigung geprägt ist, wird es im-mer schwieriger, den eigenen Rhythmuszu spüren. Genau um diese Problemedreht sich die Ausstellung im Stapfer-haus mit dem Titel «Nonstop. Überdie Geschwindigkeit des Lebens.» Nachfrüheren Ausstellungen zu Themen wieGlauben oder Tod zeigt das Stapferhauseinmal mehr, dass dort ein gutes Gespürfür brennende Fragen der Gegenwartvorhanden ist.

«Wir wollen die Menschen bei ih-ren eigenen Zeiterfahrungen abholen»,

erklärt Beat Hächler. Deshalb könnenBesucherinnen und Besucher schon amEingang entscheiden, ob sie die Ausstel-lung gemütlich über die Wendeltreppebetreten oder auf dem schnellen Wegeine Feuerwehrstange hinunterrutschenwollen. Und damit der Besuch wirklichzumTime-out, zur Auszeit, wird,müssenHandys undUhren beimEintritt abgege-ben werden.

NEUEZEITKULTUR.Anweiteren Stationenerfährt man, wie unterschiedlich dieMenschen Zeit empfinden und welcheTipps Psychologinnen und Meditations-lehrer gegen Stress parat haben. Immerwieder finden sich auch die für dieAusstellungen im Stapferhaus typischenwitzigen Ideen: Präsentiert werden zumBeispiel «Alltagsbeschleuniger» – vomReissverschluss über den Dampfkoch-topf bis zur Express-Kreditkarte.

Ziel der Ausstellung sei es, den Be-sucherinnen und Besuchern eine «spie-lerische Auseinandersetzung» mit ih-rem Verhalten in einer beschleunigtenGesellschaft zu ermöglichen, sagt BeatHächler. Und wie der Zeitforscher Hart-mut Rosa sind die Austellungsmache-rinnen und -macher überzeugt: UnsereGesellschaftmuss «eine neueZeitkultur»entwickeln, wenn sie nicht in einen Kol-laps hineinlaufen will. SABINE SCHÜPBACH

Von Fast Foodbis Time-outNONSTOP/ Das Stapferhaus Lenzburg lädtmit einer Ausstellung zur spielerischenAuseinandersetzung mit dem Thema Zeit ein.

Website der Ausstellung

Ausstellung«Nonstop»Warummuss alles im-mer schneller gehen?Welche Zeitkultur wä-re gesund und welcheKonsequenzen hat dieNonstop-Mentalität?Um diese Fragen gehtes im Stapferhaus inLenzburg bei der Aus-stellung «Nonstop.Über die Geschwindig-keit des Lebens». Siezeigt, wie Menschendas Tempo erleben. Be-gleitet wird die Ausstel-lung von zahlreichenVeranstaltungen. Un-ter demTitel «Die Zeitsteht still» werden zumBeispiel am 7.Novem-ber alle Kirchturmuh-ren imAargau für zwei«geschenkte» Stundenausgeschaltet.

«NONSTOP»6.März–29.November,Zeughausareal Lenzburg(RingstrasseWest 19).Infos: Tel.0628881812www.stapferhaus.ch.

Die Stammbeiz,der Kellnerund dieMystikFRAGE. Irgendwoher hat der türki-sche Kellner meiner Stammbeizerfahren, dass ich Bücher schrei-be. Und so überraschte er mich ei-nes Abends mit der Frage: Wasschreibst du? Ich war gerührt undverlegen zugleich, stammelte etwasvon Lebensphilosophie, alten Weis-heiten und Geschichten. Wie heisstdas Buch? Ich nannte die beidenTitel und kam dabei nicht um dasWort herum, das ich gerne vermie-den hätte: Mystik. Er schien leichtenttäuscht, hatte wohl etwas Span-nenderes erwartet, einen Kriminal-roman vielleicht. Doch dann kam erwieder in Fahrt: Mystik – wie MikeShiva? Nein, nein, überhaupt nicht!Handauflegen? Auch das nicht. Ho-kuspokus?, fragte er und lachte. Ichbestellte mein Bier.

MYSTIK. Warum schreibe ich nichteinfach Kriminalromane? Dannkönnte ich ganz locker erzählen,worum es geht, natürlich ohne diePointe zu verraten. Oder einen tol-len Liebesroman, da braucht eskeine grossen Erklärungen, weildas Thema in all seinen Variationenziemlich bekannt ist. Zur Notginge vielleicht auch ein psycholo-gischer Ratgeber. Aber Mystik?Damit möchte ich in meiner Beizeigentlich gar nicht in Verbindunggebracht werden, weil die einendann an Horoskope denken, anderean faulen Zauber oder fromme Träu-merei. Was der Kellner denkt, weissich nicht. Aber er ist seltsame Vögelunter seinen Gästen gewohnt, einermehr oder weniger spielt wohl kei-ne Rolle.

KRIMI. Übrigens sind Krimis garnicht so weit entfernt von der Mys-tik. Hier wie dort geht es um das ge-heimnisvolle Wechselspiel von Lichtund Finsternis, um Abgründe undletzte Fragen. Und hat nicht derReligionswissenschafter RudolfOtto den berühmten Satz geprägt,das Heilige sei ein Geheimnis, dasden Menschen ebenso faszinierewie erschrecke? Beim Krimi ist dasdoch ganz ähnlich.

LIEBE. Aber auch mit einem Liebes-roman hat die Mystik einiges ge-meinsam. Sie ist genau genommeneine einzige Liebesgeschichte. Nurgilt die Liebe nicht einem einzelnenMenschen, sondern dem ganzenDasein. Für den Theologen MatthewFox besteht eine zentrale mysti-sche Übung darin, sich mindes-tens dreimal täglich in das Lebenzu verlieben. So oft verlieben sichdie Menschen nicht einmal in einemLiebesroman.

SCHNITZEL. Ich habe dem Kellnerdann eines meiner Bücher gebracht.Er freute sich, drückte mir kräftigdie Hand und legte das Buch zwi-schen Biergläsern und Kaffeetas-sen auf den Tresen. Er hatte viel zutun, und bevor er noch etwas sa-gen konnte, rief ihn die Klingel zumKüchenlift, wo er Teller mit Schnit-zel und Pommes frites holen muss-te. Beim nächsten Besuch, zwei Wo-chen später, dankte er mir nocheinmal und versprach, er werde dasBuch bald lesen. Unterdessen sindeinige Monate verstrichen. Er sagtnichts mehr zum Buch. Und ich fra-ge nicht danach. Lieber rede ich mitihm über das Wetter.

SPIRITUALITÄTIM ALLTAG

LORENZMARTIist Redaktor Religion beiRadio DRS und Buchautor

LEBENSFRAGEN

Gottes Familie: Eineoffene Gemeinschaft,in der viele Platz habenDAS FÜNFTE GEBOT/ «Die Eltern ehren» ist in der Bibelein wichtiger Wert. Doch das Verständnis von Familiereicht weit über die nächsten Verwandten hinaus.

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FRAGE. Für mich ist die Familie dasWichtigs-te,das es gibt.Das fünfteGebot,«Ehre deinenVater und deine Mutter», hat mich schon im-mer angesprochen.Weil ich gute Eltern hatte,fiel es mir leicht, es einzuhalten. Nun bin ichaber beimeinerBibellektüre imMarkus-Evan-gelium auf jene Geschichte gestossen, in dervon den «wahren Verwandten Jesu» die Redeist (Mark. 3, 31–35). Da schiebt Jesus seineHerkunftsfamilie aufdieSeiteundsagt zudenMenschen, die sich um ihn versammelt ha-ben: «Wer ist meineMutter, und wer sindmei-ne Geschwister?» Und antwortet dann: «Werden Willen Gottes tut, der ist mir Bruder undSchwester und Mutter.» Wenn Jesus nur jeneals «wahre Verwandte» annimmt, die denWil-len Gottes tun, versündigt er sich da nicht ge-gen das fünfte Gebot? I.F.

ANTWORT. Liebe Frau F., ich kann mirnicht vorstellen, dass Jesus, der Freundaller Menschen, der Freund der Kinderund der Frauen, dass ausgerechnet erseiner Familie die kalte Schulter zei-gen und ihr die im fünften Gebot ge-forderte Zuwendung aufkünden würde.Jesus weiss um den Wert der Fami-lie. Deshalb beschreibt er die «wahrenVerwandten» genau so, wie wenn sie

eine Familie wären. Ja, noch mehr: DieFamilie ist ihm so wichtig, dass er un-seren Blick darüber hinaus ausweitet:Neben der Blutsverwandtschaft – so willer uns sagen – gibt es auch noch eineSeelenverwandtschaft.

VerbundendurchdenGlaubenanGottalsden Schöpfer der Welt sind wir Schwes-tern und Brüder, Mütter und Väter, einegrosse Familie. Wir sind miteinanderverbunden durch die Verantwortung füreine gerechteWelt; verbunden durch dieHoffnung auf ein Leben nach dem Tod;verbunden durch die Liebe Gottes, dieuns allen ohne Wenn und Aber gilt.

So wie in einer Familie gibt es in dieser«grösserenFamilie» FrauenundMänner,Kinder und Ältere, Fröhliche und Trau-rige, Kranke und Gesunde, Zufriedeneund Unzufriedene. Und weil wir durchdie Liebe Gottes zusammengehören,haben wir eine Aufgabe aneinander: diegleiche in der eigenen Familie wie inder grösseren Gemeinschaft und in derGesellschaft.

Wir müssen nicht etwas werden, nichtsleisten, nichts vorweisen – wir sind

geliebte Kinder Gottes. Das ist GottesGeschenk an uns. Aber dieses Geschenkverpflichtet uns auch: zu einer grund-sätzlich offenen Familie, Gemeinde undGesellschaft. Denn auch diejenigen, dieanders leben, anders denken, andersglauben als wir, sind geliebte KinderGottes. Die Liebe Gottes ist die Vor-aussetzung dafür, dass wir uns nichtvoneinander abgrenzen, sondern überdie Herkunftsfamilie hinaus vertrauteVerbindungen und familiäre Beziehun-gen suchen und finden.

Also keine Sorge, liebe Frau F.: Jesus hältsich an das fünfte Gebot. Er liebt seineMutter und seine Geschwister. Seine Vi-sion geht aber darüber hinaus: Er möch-te offene Familien und Gemeinschaften,die ernst machenmit demWillen Gottes.Denn die Zusage Gottes geht über unsalle hinaus.

ROMAN ANGST-VONWILLERist Theologe und ar-beitet als Seelsorger inder «Bahnhofkirche»des Zürcher Haupt-bahnhofs ([email protected])

IN DER RUBRIK «Lebens- und Glaubensfragen»beantwortet ein theologisch und psychologischausgebildetes Team Ihre Fragen.Alle Anfragen werden beantwortet. In der Zeitungveröffentlicht wird nur eine Auswahl.

SENDEN SIE Ihre Fragen an:«reformiert.», Lebensfragen, Postfach, 8022 Zü[email protected]

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«Nonstop»EineAusstellung desStapferhauses LenzburgLeserinnen und Leser erhaltenmit diesemBon eine Ermässigung auf Einzeleintritte,nicht kumulierbar. Bitte ausschneiden undan der Kasse vorweisen.

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VG

10 MARKTPLATZ reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009

«Vorschläge, schöne Vorschläge» werden der Kirche von der Disputation angeboten.Eine Karikatur aus dem Schlussbericht

Was war damals? Das 25-Jahr-Jubiliäumder Disputation 84 wird gefeiertAUFRUF/ Vor 25 Jahren bewegte die Disputation 84 viele engagierte Kirchenmitglieder. Nun lädt der Zürcher Kirchenratdie damals Aktiven zur Erinnerungsfeier ein. Doch viele Adressen sind nicht mehr aufzufinden.

25 JAHREDISPUTATIONFeier für die damali-gen Teilnehmendender Disputation:Tel. 0442589274,[email protected]

nun das Jubiläum gefeiertund die damaligen Beteilig-ten eingeladenwerden sollen,sind die Organisatoren alsoauf Mithilfe angewiesen.

ERINNERUNG. Das Jubiläums-fest soll ein Zeichen des Dan-kes sein, schreibt Kirchen-ratspräsident Ruedi Reich inder Einladung. Aber auch einAufruf, sich zu erinnern: Waswar damals? Was wurde ausden Impulsen und aus denMenschen, die ihre Hoffnun-gen und ihr Mitdenken inden Disputationsprozess in-vestiert hatten?

DieDisputation,dieAnfangMai 1984 startete, war derVersuch einer basisorientier-

ten Erneuerungsbewegung.Die reformierte Bevölkerungwar aufgerufen, ihre Ideen füreine lebendige Kirche einzu-reichen. IndreizehnPlenarsit-zungen wurden die Eingabendann bearbeitet. Manches istwieder untergegangen, man-ches aber, so zumBeispiel dieFrauenkirche, wurdemit Elanaufgebaut und lebt bis heutesichtbarweiter. Und vielleichtnoch einiges mehr, das heutenicht auf den ersteBlick sicht-bar ist. CHRISTINE VOSS

JUBILÄUMSFEIER: 3.Mai 2009, 13.30Uhr, im Diakoniewerk Neumünster. An-meldung bis 30.April (s. rechts nebenste-hende Telefonnummer und E-Mail-Adres-se). Organisation: Samuel Jakob, Gemein-dedienste der reformierten Landeskirche.

Es ist ein besonderer Aufruf,den der Zürcher Kirchenratzurzeit verschickt: Wer Na-men der ehemaligen Dispu-tationsmitglieder kennt oderselber ein solches war, sollderen oder seine Adresse andas Sekretariat der Gemein-dedienste in Zürich melden(s. Kästchen).

Damals, vor 25 Jahren,waren rund 2500 engagierteKirchenmitglieder dabei, alsmit der Zürcher Disputation84 ein umfassender Diskus-sionsprozess über die refor-mierteKirche eingeleitetwur-de. Die vielen Mitwirkendensind heute nur noch zum Teilbekannt und wenige in einerAdresskartei erfasst. Wenn

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VG

Kirchlich-Theologische Schule Bern (KTS)

Pfarrerin/Pfarrerwerden auf dem2. BildungswegAm Puls des Lebens stehen mitSelbstständigkeit, Eigenverant-wortung und Selbstmanagement

Möchten Sie einen vielseitigen Berufausüben, der ganz nahe am Pulsdes Lebens mit seinen Freuden undNöten steht? Das Berufsbild Pfarre-rin / Pfarrer bietet Ihnen zudem einhohes Mass an Selbstständigkeit,Eigenverantwortung und Selbst-management in Absprache mit ver-schiedenen Gremien.

Die KTS Bern schreibt die erste Auf-nahmeprüfungsrunde für den 21.Maturkurs aus, der den Zugangzum Theologiestudium an der UNIeröffnet. Latein und Griechischsowie Einführung in die Theologiegehören u.a. bereits zum 2-jähri-gen gymnasialen Unterrichtsstoffdes Maturkurses, was sich als Vor-teil im Vergleich zum sog. «Passe-relle» UNI-Zugang erweist. WeitereGründe, die für einen Bildungsgangan der Kirchlich-TheologischenSchule (KTS) sprechen: Der schu-lische Stoff wird in einer 4-Tage-

Woche unterrichtet. Die Studieren-den bezahlen kein Schulgeld. DieKTS will mit einem transparentenund attraktiven Unterricht die Kom-petenzen der ehemaligen Berufs-leute fördern. Dies geschieht durchden KTS-Studienplan, der schonnach dem ersten Jahr mit Veranstal-tungen an der UNI Bern vernetzt ist.Kommunikations-, Kooperations-und Koordinationsfähigkeit sindim KTS-Schulalltag wichtig. Auchim zukünftigen Kirchendienst sinddiese Qualifikationen für das anfor-derungsreiche Berufsbild gefragt.Die Umsetzung des angestrebtenBildungszieles wird durch gemein-sames Lernen und den Erfahrungs-austausch in der Klassengemein-schaft sowie durch Erfahrungsnotenbegünstigt.

Aufnahmekriterien: Berufsab-schluss und Alter zwischen 20 und40 Jahren. Bestehen der Aufnah-

meprüfungen. KandidatInnen mitBerufsmaturität, HWV-Abschlüssenund AKAD oder ähnlichen Vorbil-dungen werden ohne Leistungs-nachweis nach dem Bestehen derEignungsprüfung ins Probesemes-ter aufgenommen. Für die Aufnah-meprüfungen ist vorgängig eineAnmeldegebühr von Fr. 200.– zuentrichten an: Reformierte Kir-chen Bern-Jura-Solothurn KTS, PC30-642241-0.

Anmeldeschluss für die Aufnah-meprüfungen: 1. April 2009.

Reformierte KirchenBern-Jura-SolothurnKirchlich-TheologischeSchule Bern KTSAhornweg 2, 3012 BernTel./Fax 031 301 47 25

Mail: [email protected]: www.refbejuso.ch/kts

Das kleine, sonnigeFerienparadies über demThunersee.

14. bis 21. März 2009Bibelwoche zum Thema:«Kraft für heute – Mut für morgen»mit Pfr. Fritz und Käthi Geiser,Wyssachen21. bis 28. März 2009Mit der Bibel unterwegs in derPassionszeit «Krisenzeiten sindWendezeiten»Leitung: Pfr. Fritz Bangerter,Wangen a/A. (für Interessiertewird ein begleitetes Fastenangeboten)28. März bis 4. April 2009Bibelwoche zum Thema:«Was Jesaja uns zu sagen hat»mit Pfrn. Margrit Fankhauser,Adelboden4. bis 9. AprilPassionstage mit Pfr. FritzGrossenbacher, BurgdorfWir singen bekannte und wenigerbekannte Passions- und Osterliederund hören was sie uns heute zusagen haben.

9. bis 16. AprilOstern feiern in froher Gemeinschaftmit Pfr. JakobSturzenegger, Muttenz26.April bis 2. Mai 2009Ferienwoche mit GedächtnistrainingDas ungezwungene Arbeiten in derGruppe macht Spass.Kursleitung: Elfi Scheidegger,Zollbrück16. bis 23. Mai 2009Lassen Sie sich verwöhnen!!Verwöhnungswoche:Zeit haben, geniessen und sich rund-um verwöhnen lassen mit Pfr. Fritzund Lorli Grossenbacher, Burgdorf6. bis 13. Juni 2009Ausflüge mit leichten WanderungenLeitung: Luise Schranz, Achsetenund Elsbeth Hari, Adelboden.20. bis 27. Juni 2009Bergwanderwoche – ErlebnisBergfrühling (Tagestouren)Leitung: Ruth Bernhard, GuntenMitbringen: Gute Kondition undBerg-Wanderausrüstung

Erleben Sie frohe, besinnliche Ostertage in Krattigen – Wir freuen uns aufSie! Ausschnitt aus unseren reichhaltigen Ferienwochenangeboten:

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung!Hedwig Fiechter, Hotel Sunnehüsi, Alte Gasse 10, 3704 Krattigen

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LESERBRIEFEAGENDA

BESONDERE GOTTESDIENSTETaizé-Gottesdienst. Stille,meditative Gesän-ge und Musik. 13.März, 20.00Uhr, ref. KircheHerrliberg (Nähe Bahnhof).

Gottesdienst mit Ehemaligentreff.Treffen aller JK-Gruppen der Konfirmanden-jahrgänge 1943–1984 der GemeindeWinter-thur-Veltheim. 22.März, 9.30 Uhr, DorfkircheWinterthur-Veltheim.

TREFFPUNKTDas Geld aus biblisch-jesuanischer Sicht.Gemeinsam die Bibel lesen und Impulse fürdie heutige Situation gewinnen: Finanzkri-se, ökonomische Moral, Stellenwert des Gel-des. Leitung: Pfr. Gina Schibler.2.März, 20.00Uhr, Kirchgemeindehaus Erlenbach.Anmel-dung: Ref. Kirchgemeinde, Sekretariat, Schul-hausstrasse 40, 8703 Erlenbach,Tel. 044911 03 83, [email protected]

Wie viel Glück braucht der Mensch?Philosophische Überlegungen zum gutenLeben. Nachmittagsveranstaltung fürFrauen.Veranstalter: Evang. Frauenbund Zü-rich (efz). 14.März, 14.00–16.00Uhr, Restau-rant Brahmshof, Brahmsstrasse 22, Zürich.

Neuland Bibel.Adam, Eva und die Rippe.Menschenbild und Gottesbild imWandel. Lei-tung: Brigitte Becker, Susanne Kramer, InaPraetorius.24.März, 17.00–19.30Uhr, inkl.Apéro, Hirschengraben 7, Zürich.

BOLDERNFast ohne Mozart …Musikalische Kunst-stücke unterschätzter Komponisten. Leitung:Walter Lüssi. Mit Franz Forster, Michel Rouilly,Bettina Sutter.22.März, 17Uhr.

Boldern. Evang.Tagungs- und Studienzen-trum, 8708 Männedorf. Info/Anmeldung:0449217171 oder [email protected]

KLOSTER KAPPELFasten und derWeg des Schweigens. FürMenschen, die sich auf ein Vollfasten, Schwei-gen und biblische Textmeditationen einlassenmöchten. 7.–14.März.

Macht Gott verrückt? Für Männer undFrauen, die bereit sind, sich im interreligiö-sen Dialog mit der Erfahrung zu beschäftigen,dass Gott Menschen den Kopf verdrehen unddas Herz verwirren kann. 13.–14.März.

Spiritualität und Philosophie. AnnäherungoderWiderspruch? Leitung: Bruno Keller.21./22.März.

Kloster Kappel, Kappel amAlbis. Info/Anmel-dung: 0447648830, [email protected]

KULTURDuo-Abend.MichaelWinkler, Gitarre, undMarkus Braun, Klavier, spielen u.a.Werke vonAntonio Vivaldi und Ferdinando Carulli.

8.März, 20.00Uhr in der Kreuzkirche Zürich-Hottingen, Dolderstrasse 60, Zürich.

Passionskonzert. Chor und Orchester desBach-Collegiums Zürich spielen die Johannes-Passion. 14.März, 19.30Uhr im GrossmünsterZürich, und 15.März, 17.00Uhr in der ref.Kirche Hombrechtikon.

Orgelkonzert. Kathrin Augustiny spieltSwingendes von J.S. Bach und Johannes M.Michel. 15.März, 17.00Uhr,MarkuskircheZürich-Seebach, Höhenring 62, Zürich.

Nordischer Frühling. «ars cantata zürich»lässt Chorwerke, Lieder und Klavierstücke ausSkandinavien erklingen.21.März, 20.00Uhrin der ref. Kirche Fehraltorf, und 22.März,17.00Uhr in der ref. Kirche Oberstrass, Zürich.

Carmina Burana. Der Chor des GymnasiumsZürich-Unterstrass gastiert am 25.März,19.30Uhr in der ref. KircheWädenswil, am26.März, 19.30Uhr in der Kirche St.PeterZürich, und am 29.März, 17.00Uhr, in derStadtkircheWinterthur.

KURSE &WEITERBILDUNGOrgel-Seminar. Interpretationsimpulse fürdie Praxis. 16.März, 17.00–21.00Uhr, Paulus-kirche Zürich. Info/Anmeldung: 0442589266,[email protected]

Darf man die Bibel übersetzen? Leitung:Michel Bollag. 17./31.März und 5./12.Mai,14.30–17.30Uhr im Zürcher Lehrhaus. Infos:044341 1820, www.zuercher-lehrhaus.ch

Vollmond-NeumondGRENZERFAHRUNGEN/ An der Vortrags-reihe, die u.a. vom SchweizerischenEvangelischen Kirchenbund (SEK) mit-getragen wird, diskutieren Theologenund Psychologen über übernatürlichePhänomene. Die letzten beiden Anlässeder Reihe finden am 11.und 26.März statt.

PREDIGERKIRCHE ZÜRICH, je 19.30 Uhr. 11. März: Wasist vonWundern und paranormalen Phänomenen zu hal-ten? 26.März: Welche Lebensberatung und Seelsorge isthilfreich? Infos: 0442718811, www.kirche-jugend.ch

Zwischen Reform und Fundamentalismus.Aktuelle religiöse Bewegungen im Islam. Lei-tung: Monica Corrado. 19./26.März/2.April,18.30–21.00Uhr, Zürcher Lehrhaus. Infos:044341 1820, www.zuercher-lehrhaus.ch

An Gott glauben trotz Katastrophen?Christliche Antworten auf die Theodizee-Frage. Leitung/Moderation: Béatrice AcklinZimmermann, Franz Annen.Veranstaltung derPaulus-Akademie.20.März, 9.30–17.30Uhrin der Paulus-Akademie Zürich, Carl-Spitteler-Strasse 38, Zürich.

Seminar für Freiwillige im sozialen Bereich.Informationsveranstaltung zum Jahreskurs(ab Ende August) für Frauen.23.März,14.30–16.30Uhr im Haus am Lindentor,Hirschengraben 7,Zürich. Infos: 0442589256,[email protected]

CAS Diakonie. Soziale Arbeit in der Kirche.Nachdiplomkurs für Fachhochschulabgän-ger.August 2009–Oktober 2010.Anmel-dung bis Anfang Juni: [email protected],0442589288.

FERIENPilgern und singen auf dem JakobswegGraubünden. Für Teilnehmer mit Chorerfah-rung. 12.–19. Juli, von Müstair bis Davos.Aus-kunft und Leitung: Alfred Vogel, Postfach 111,8460Marthalen, [email protected]

REFORMIERT. 13.2.09Artikel und Kommentar zur Holocaust-Leugnung: «Empörender Antijudaismus»

ERMUTIGEND«Christlich-jüdischer Dialog ge-scheitert?» Die Frage imTitel aufder ersten Seite des neusten «re-formiert.» ist nach der Entglei-sung des Papstes leider berech-tigt. Gibt aber das Auftreten vonBischof Kurt Koch zu dieser Fra-ge nicht auch Mut? Für mich istdas Finden derWahrheit gerade inso heiklen Fragen wie in Bezug aufden Holocaust und das damaligeSchweigen der katholischen Kir-che ein entscheidender Schritt.W. LUTZ, BIRMENSDORF

TRETEN AN ORT?Da wird das Lied der Verständi-gungmittels Anklagen gesun-gen, so, wie es allenthalben mit In-brunst intoniert wird, natürlichmit den besten Absichten: Die Ir-regeleiteten müssen auf den rich-tigenWeg gebracht werden.Ob liberal, fortschrittlich oderkonservativ – sie zeigen ihre edleHaltung vor allem damit an, dasssie über die anderen herfallen.Kann es da verwundern, wenn wirständig an Ort treten?RICHARD DÄHLER, ZÜRICH

ANDERE ZEITENDer Kommentar in der letztenNummer (Erinnerung an die Ju-denverfolgung, die Red.) hat michan folgende Stelle in einem Bänd-chen Kurzpredigten denken las-sen: «Über andere Zeiten aus heu-tiger Sicht zu richten, ist schondarum besonders anmassend,weil diese Zeiten kein Gegenrechthaben.»Wie lautete wohl das Ur-teil von Paulus über unsere Zeit?ERNST SPECKER, ZÜRICH

REFORMIERT. 30.1.09«Gretchenfrage: Ich glaubean die Evolution»

WENIG ÜBERZEUGENDOb über Darwin oder Sans-Pa-piers, Freizügigkeit oder die wie-der erstandene Popularität derHochzeit in der Kirche geschrie-ben wird, über Asylpolitik oderCalvin – die einzigenWorte imganzen Blatt, die spüren lassen,dass da ein Menschmit seinerganzen Überzeugung, ja seinemGlauben, dahintersteht, sind aus-gerechnet jene des Beda Stadler,der nach seinen eigenenWortenan der Religion leidet.GODY GUT-KOHLER, STÄFA

ENDLICH KRITISCH!Seit einigen Monaten erhalteich «reformiert.». Bis jetzt fandich nicht viel Interessantes inden «frommen Berichten», diewenig Kritik zulassen an Kircheund Religion. Im Interview vonRita Jost mit demAtheistenBeda Stadler lerne ich zu mei-ner Freude eben genau die kriti-sche Meinung kennen, die michanspricht.Auch ich glaube nichtanWunder von «oben», sondernsuche sie in der Natur und in denBegegnungenmit meinen Mit-menschen. Bis jetzt habe ich nochnicht erlebt, dass die Kirche oder

irgendeine Religion dazu beige-tragen hätte, dass die Menschenbesser miteinander auskommen.Ebenso bin ich überzeugt, dassdieWelt in ihrer langen Geschich-te von einem Gott keinen Friedenerwarten darf, zu dem der Menschnicht bereit ist. INGEBORG BUDDE,

WÄDENSWIL

REFORMIERT. 30.1.09«Besorgte Basis sammeltUnterschriften»

BESORGNIS?In den Lebensläufen jener Par-lamentarier, die sich gegenüberdem Heks als «besorgt» bezeich-nen, kannman lesen: JosianeAubert, Maria Roth-Bernasconi,Charles Sommaruga gehörenkeiner Kirche an. Jacques Nei-rynck, Josef Lang und LilianeMaury-Pasquier sind katholisch.Heks heisst «Hilfswerk der evan-gelischen Kirchen Schweiz». Sowollen wir uns auf jene stützen,die dieser Kirche angehören. Ichund noch viele Protestanten sindüber dieWahl von Roland Decor-vet nicht beunruhigt.FELIX A. WALDER, SCHLIEREN

REFORMIERT. 13.2.08Dossier Evolution:«Darwin & wir»

DAS GEHEIMNIS BLEIBTEvolutionismus und Kreationis-mus beruhen beide auf einemGlauben, sei er religiös oder nicht.Evolutionismus glaubt, das Le-ben sei durch Zufall entstandenund habe sich immer höher ent-wickelt. Kreationismus glaubtnicht an Zufall, sondern an einentranszendenten, geheimnisvollenschöpferischen Geist, der dasLeben hervorgebracht habe, vonden Christen Gott genannt. Jekomplexer etwas ist, beispielswei-se der Mensch, umso geringerdieWahrscheinlichkeit des Zufalls.Die Vorstellungen darüber sindzeitbedingt, in biblischer Zeit my-thologisch, in heutiger Zeit mehrnaturphilosophisch. Das Geheim-nis bleibt. BENJAMIN SCHWEIZER,

AMRISWILA. Eglin über Liebe imAlltag

BUCH

LACHEN STATTSTREITENEs sind Liebesgeschichten der be-sonderen Art, die der ehemaligePfarrer Alfred Eglin erzählt: keineRomantik, dafür die kleineren Ka-tastrophen des Alltags.Aber wasebenso gut zu Streit führen könn-te, löst sich hier immer in HappyEnds auf, dank gesundemMen-schenverstand, Einsicht in dieSituationskomik und das darausfolgende herzhafte Lachen. KK

A. EGLIN: Liebe kann spannend werden.Blaukreuz-Verlag 2008, 106 S. Fr.19.80.

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BILDER

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reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009 VERANSTALTUNGEN 11

RADIO-/TV-TIPPSSterbenskranke begleiten. SternstundeReligion: Gottesdienst in Zofingen zum Kran-kensonntag: Lebensqualität vermitteln biszum Schluss. 1. März, 10.00, SF 1

«We feed the world». Ein Film über Ernäh-rung und Globalisierung,Warenströme undGeldflüsse – und über den Mangel im Über-fluss.2. März, 23.00, SWF

Missbrauchte Götter. Perspektiven: Johan-nes Calvin lehnte Bilder von Gott ab.Auch imIslam gilt ein Bilderverbot. Der Theologe Fried-richWilhelm Graf zum Bilderstreit. 1. März,08.30, DRS 2 (Wdh. 5.3., 15.00)

Mendelssohns Religionen. Sternstunde Re-ligion: Diskussion zum 200. Geburtstag desgrossen Komponisten:Welche Theologie stehthinter seinen geistlichenWerken wie «Elias»oder «Paulus»? 8. März, 10.00, SF 1

Hinter dem Schleier.Horizonte: Über Mus-liminnen in Saudiarabien, die aus ihrem her-kömmlichen Frauendasein ausbrechen.8. März, 14.55, SF 1

Faszination Freikirchen.Während katholi-sche und reformierte Kirche unter Mitglieder-schwund leiden, verzeichnen Freikirchen gros-sen Zulauf. Zum Umgang der Landeskirchenmit dem Phänomen.8. März, 12.05, SWR 2

Juden in Paris demonstrieren

GEBETSWANDERUNG

EINE PILGERREISE INDER STADT ZÜRICHFür einmal wird hier nicht in idyl-lischer Landschaft, sondern imKreis 4 der Stadt Zürich gepilgert.Dabei werden christliche Einrich-tungen besucht und Eindrücke imGebet bewegt. Es laden ein: Kirch-gemeinde Hard, Lukasgemein-de, Pilgerzentrum St.Jakob undSchwesternschaft Saronsbund. CV

Treffpunkt: 9.30 Uhr, Kirche Hard (Bullin-gerstrasse 10). 12.30: Imbiss in der Lu-kasgemeinde. 16.00: Gottesdienst in derKirche St.Jakob.Auskünfte: Sr. Birgit, Tel.0552803008, [email protected]

DOSSIER/ Schönheits-chirurgie – warum sieheute so gesucht wird.ERSCHEINT AM 13.MÄRZ

VORSCHAU

Fasten: Rückzug in die Kargheit

SACHBUCH

ENTHALTSAMKEIT FÜRHEIL UND HEILUNGDie einen fasten der Gesundheitzuliebe, andere sehen darin ei-ne Glaubenspraxis. Dieses Buchstellt beides vor: die Methodenvon Heilfasten und die Ausdrucks-formen religiösen Fastens. Ent-haltsamkeit zwischen Sonnen-aufgang und Sonnenuntergangwird dabei besonders erwähnt,weil diese Art des Fastens, someint der Autor,Verzicht und Ge-nuss miteinander verbindet. Ent-sprechende Traditionen in denverschiedenen Religionen kom-

men ebenso zur Sprache wie diegeistliche Begleitung des Fastensdurch Gebet und Meditation. Er-fahrungsberichte geben einenEinblick in die Gewohnheiten undGefühle von Menschen, die dasFasten schon lange regelmässigausüben. Und wichtig ist auch derRatgeber: Er weist auf die Situa-tionen hin, in denen Fasten nichtangebracht ist oder sich sogarschädlich auf die Gesundheit aus-wirken kann. KK

BERNARDO FRITZSCHE:Religiöses Fasten. Patmos-Verlag2008, 160 S., Fr. 26.90.

IHRE MEINUNG interessiert uns. Schrei-ben Sie an [email protected] an «reformiert.» Redaktion Zürich,Postfach, 8022 Zürich.

Über Auswahl und Kürzungen entschei-det die Redaktion.Anonyme Zuschriftenwerden nicht veröffentlicht.

TIPPS

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NNASCHÄDEL

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Schöpfung oder Evolution?

Stadtwandern vor zwei Jahren

TIPP

12 DIE LETZTE reformiert. | www.reformiert.info | Nr.3/27.Februar 2009

CARTOON

Philippinischer Bub in der Schule

WITIKER GESPRÄCHE 2009

ENTWICKLUNGSHILFE –WARUM?

VERANSTALTUNG

An drei Themenabenden geben namhafte FachleuteEinblick in die Entwicklungshilfe. Die Reihe wird ver-anstaltet von der reformierten und der katholischenKirchgemeinde Zürich-Witikon, demWitiker «Brot füralle»-Komitee und der Paulus-Akademie Zürich.

DIENSTAG, 3.MÄRZ 2009, 19.30–21.00 UHRWasmacht die internationale Staatengemeinschaftim Kampf gegen die globale Armut? Auf welchemWeg befindet sich die schweizerische Entwicklungs-hilfe? Referierende: Esther Oettli-Engele, Heks, PeterNiggli, Alliance Sud, Interventionen: Anne-Marie Ho-lenstein.Moderation: Paul Leuzinger, Kirchgemein-deWitikon.

DIENSTAG, 10.MÄRZ 2009, 19.30–21.00 UHRWas nützt Entwicklungshilfe vor Ort? Am BeispielWestafrika. Referierende: Hansjürg Ambühl, Deza,Albrecht Hieber,Mission 21, FelixWertli, Fastenopfer.Moderation: Bernd Siemes, Pfarrei Maria Krönung,Witikon.

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FBUCHER

DIENSTAG, 24.MÄRZ 2009, 19.30–21.00 UHRWie nachhaltig ist die Entwicklungszusammen-arbeit der Schweiz? Diskussion mit: Martin Dahin-den, Deza, Kurt Pelda, NZZAfrika Korrespondent,Peter Niggli, Alliance Sud,Melchior Lengsfeld,Helvetas.Moderation: Hans-Peter von Däniken,Paulus-Akademie.

ALLE VERANSTALTUNGEN finden im katholischenPfarreizentrumMaria Krönung, Carl-Spitteler-Strasse 44,Zürich (neben der Paulus-Akademie) statt.

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Bereiche aus», sagt sie. Aber Religionkönne auch schlechte Seiten haben:«Ich habe einen Pfingstprediger erlebt,der die Dorfbewohner als Quelle böserMächte beschuldigte, die seiner Tochterden Tod gebracht hätten.» AnimistischeVorstellungen und christliche Religiongingen oft eine unheilige Allianz ein.

FRAUENPOWER. Die Spannung zwischenTradition und Moderne führe auf Papua-Neuguinea oft zu Problemen. Doris Ba-calzo berichtet von einer verzweifeltenFrau, die das Haus ihres verhasstenEhemanns anzündete. Ihn einfach zuverlassen, war für sie zu schwierig, daihre Familie nicht mehr traditionelle Na-turalien als Brautpreis erhielt, sondernBargeld. Doris Bacalzo will die Moderneaber nicht verteufeln: «Frauen helfensich heute mehr. Sie werden dabei vonNichtregierungsorganisationen unter-stützt.» Der Weltgebetstag am 6.Märzist ein besonders starkes Zeichen für dieFrauen auf Papua-Neuguinea. Davon istDoris Bacalzo überzeugt. DELF BUCHER

kulturelles Antlitz von Hunderten vonVölkern und insgesamt 800 Sprachengeprägt wird. Das Interesse an Ethnolo-gie hängt mit ihrer Biografie zusammen.Ethnisch diskriminierte Minderheitensind auf den Philippinen ein brisantesThema: «Als ich meine Familie einmalfragte, ob unsere Vorfahren von indige-nenVölkern abstamme, gabmir niemandeine Antwort.» Für sie steckt hinter demSchweigen das Stigma, indigene Men-schen als «Primitive» abzutun.

MISSIONARE. Bei ihrem Forschungsthe-ma Papua-Neuguinea wuchern die Vor-urteile noch üppiger. Mit dem fremdenInselreich verknüpfen sich oft BildervonKopfjägern – besonders europäischeMissionare haben diese Wahrnehmunggeprägt. Wobei Doris Bacalzo keines-wegs abwehrend auf Missionarischesreagiert: Sie hat in Papua-Neuguineachristliche Gemeinden erlebt, in denenFrauen anerkannt waren und sogar inden Leitungsorganen ihrer Kirchen mit-reden konnten. «Das strahlt auf andere

Das Tropenhaus des Botanischen Gar-tens Zürich passt zu Doris BacalzoSchwörer als Foto-Kulisse. Sie hat ihreJugend auf den Philippinen verbracht.Allerdings hätte auch die Skyline vonNew York gepasst, wo sie lange Jahrefür eine kulturelle Institution arbeitete.Oder die Gemeinde Bassersdorf, wosie mit ihrem Ehemann lebt. Aber auchLuzern wäre in Frage gekommen: Dortpromoviert die Ethnologin am Kultur-und Sozialanthropologischen Seminarder Uni über Papua-Neuguinea. DorisBacalzo sagt denn auch: «Ich habe einetranskulturelle Identität.»

2006 war sie zusammen mit ihremMann, auch er Ethnologe, für einenForschungsaufenthalt nach Papua-Neu-guinea gereist. Zu zweit zu forschen,habe einen besonderen Reiz, sagt DorisBacalzo: «Frauen vertrauten einer Fraumehr Geheimnisse an als einem Mann.»

STIGMA. Doris Bacalzo ist fasziniert vonPapua-Neuguinea, dem Land der dies-jährigen Weltgebetstagsliturgie, dessen

Grenzgängerin zwischenden KulturenWELTGEBETSTAG/ Wie leben die Menschen in Papua-Neuguinea? Doris Bacalzo Schwörer gibt Antworten darauf.

6.März: Welt-gebetstagDie Liturgie des dies-jährigenWeltgebets-tags kommt aus Pa-pua-Neuguinea, einemInselstaat zwischenIndonesien und Austra-lien. Zur Hauptinsel ge-hören weitere 600 vor-gelagerte Inseln, dievon verschiedenstenVolksgruppen bewohntwerden. Nicht von un-gefähr haben die Frau-en, welche dieWeltge-betstags-Liturgie ver-fassten, das Thema «InChristus – viele Glie-der, ein Leib» gewählt.

Doris Bacalzo Schwörer kämpft gegen die Klischees von «primitiven Kopfjägern» an

MARTHE GOSTELI, 91,ist Gründerin und Stiftungs-ratspräsidentin des Schwei-zerischen Frauenarchivs inWorblaufen.Am 8.März istInternationaler Tag der Frau.

«Echter Glaubezeigt sichimAlltag»Wie haben Sies mit der Religion, MartheGosteli?Ich bin christlich erzogen worden undhabe eine evangelische Schule be-sucht. Ich erinnere mich auch, dasswir als Kinder oft «z Predigt» gingenund ich neue Kleider immer zuerst amSonntag für den Gottesdienst anziehendurfte. Heute gehe ich aber nur nochsehr selten in die Kirche. Aber geprägthat mich der Glaube schon.

Wo spüren Sie das?Ich versuche immer, mein Leben so zugestalten, dass es mit meinem christli-chen Glauben übereinstimmt. Ich binauf einem grossen Bauernhof aufge-wachsen, und meine Eltern sagten im-mer: Echter Glaube zeigt sich im All-tag. Danach lebten sie. Und danach le-be auch ich.

In IhremArchiv hat es auch viele Dokumen-te kirchlicher Frauenorganisationen.Waswaren die Motive dieser Frauen, sich fürandere Menschen einzusetzen?Viele wollten einfach Samariterdiens-te leisten, was natürlich – aus heutigerSicht – kompletter Unsinn ist. Frauensollen sich und ihre Sicht einbringen.Das ist Feminismus! Das heisst auch:nicht immer alles ausbügeln, wasMän-ner vorher «verchachelt» haben!

Vor fünfzig Jahren haben die Schweizerdas Frauenstimmrecht ein erstes Mal abge-lehnt.Welche Rolle spielten die Kirchen imKampf um die Gleichstellung der Frau?Einerseits waren sie Vorreiterinnen –sie führten ja das Stimmrecht fürFrauen bereits in den Vierzigerjahrenein –, anderseits haben sie gebremst:Mit Argumenten aus derBibel versuch-ten immer wieder verschiedenste Leu-te, die Gleichstellung von Mann undFrau zu verhindern. «Die Frau sei demMann untertan»: So geht das nicht!

Gleichberechtigung von Mann und Frauwar Ihr Lebensthema.Was ist noch zu tun,damit Gerechtigkeit überall möglich wird?Wir müssen einander zuhören. Wirmüssen uns in den anderen hineinden-ken. Auchwenn er oder sie völlig ande-re politische Ansichten oder einen an-deren Glauben hat. INTERVIEW: RITA JOST