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julimagazin 01-15 080615 · Liberalisierung des Fernbusmarktes war, bei-des sind Beispiele für Vorschläge die zunächst JuLi-Beschlusslage waren, anschließend in der FDP durchgesetzt

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PROGRAMMATISCHER RÜCKBLICK AUF DEN LANDESKONGRESS IN GELSENKIRCHEN

Der vergangene 83. Landeskongress in Gelsen-

kirchen stand unter dem Motto „Startchancen

–Weil Kinder nichts für ihre Eltern können!“.

Die Antragsberatung startete jedoch zunächst

mit Anträgen aus den Reihen der Delegierten.

Der erste zu beratende Antrag trug den Titel:

„Entwicklungshilfe abschaffen“ und kam als

Einzeiler besonders kurz und knapp daher.

Nach einer lebhaften Debatte rund um die

Sinnhaftigkeit von staatlicher Entwicklungs-

hilfe entschied sich der Kongress im Ergebnis

jedoch gegen die Abschaffung von Entwick-

lungshilfe und damit gegen Antrag.

Weiter ging es dann mit einem Antrag aus

dem Bereich der Kommunalpolitik: „Staatliche

Spekulationen stoppen – Kommunale Fremd-

währungskredite untersagen“. Kern dieses An-

trages ist die Forderung, die Gemeindeordnung

NRW dahingehend zu ändern, dass Kommunen

künftig keine Kredite mehr in Fremdwährungen

aufnehmen können. Viele nordrheinwestfäli-

sche Kommunen haben in der Vergangenheit

Kredite in fremden Währungen aufgenommen,

um ein günstiges Zinsniveau in einem anderen

Staat auszunutzen. Dabei sind die Kommu-

nen dem Risiko des Wechselkurses ausgesetzt,

welches die Kreditschuld vergrößern oder ver-

kleinern kann. Der Antrag zum Verbot dieser

riskanten Kredite wurde einstimmig und ohne

Änderungsanträge beschlossen.

Schließlich diskutierten die JuLis NRW einen

Antrag aus dem Bereich Innen und Recht „Für

eine wehrhafte Demokratie – Wider den religi-

ösen Extremismus“. Dieser Antrag enthält zehn

konkrete Punkte, die das bestehende Recht im

Kampf gegen religiösen Extremismus weiter-

entwickeln und die Wehrhaftigkeit unserer De-

mokratie stärken sollen. Nach der Übernahme

zweier Änderungsanträge wurde der Gesamt-

antrag ohne weitere Änderungen beschlossen.

Obgleich noch vor der Beratung des Leitan-

trages drei Anträge aus dem Alex-Müller-Ver-

fahren diskutiert werden konnten, wurde der

Leitantrag noch am Abend des ersten Kongres-

stages eingebracht. Der Leitantrag „Startchan-

cen – Weil Kinder nichts für ihre Eltern könn-

ten“ befasst sich mit den Chancen von Kindern

und beinhaltet konkrete Punkte zur Schaffung

guter Startchancen für jedes Kind in NRW. Ne-

ben der Schaffung materieller Grundlagen, bei

der sich die JuLis NRW für die Prüfung eines

„liberalen Kinderbürgergeldes“ aussprachen,

wurden auch Verbesserungsmöglichkeiten bei

Bildung, Erziehung und Betreuung intensiv dis-

kutiert. So fordern die JuLis NRW beispielswei-

se für Grundschulen verpflichtend und für Kitas

freiwillig Sprachtests für Kinder, sodass sprach-

liche Defizite bereits frühzeitig erkannt und

noch in einer möglichst frühen Lernphase aus-

geglichen werden können. Es wurden jedoch

auch die Rechte von Kindern diskutiert: Neben

der Forderung nach der Verankerung von Kin-

der- und Jugendrechten im Grundgesetz wurde

auch eine gesetzliche Teilgeschäftsfähigkeit

beschlossen, die künftig für Jugendliche ab

16 Jahren gelten soll. Auch die Forderung

nach Anpassung des Jugendschutzgesetzes

und nach dem aktiven Wahlrecht im Zuge der

Teilgeschäftsfähigkeit für Jugendliche ab 16

Jahren bildeten zentrale Punkte in der Debatte.

Nach der Diskussion von rund 50 Änderungs-

anträgen wurde der Gesamtantrag schließlich

mit deutlicher Mehrheit angenommen.

Clarisse Höhle (24)

studiert Rechtswis-

senschaften. Sie ist

Beisitzerin im Lan-

desvorstand und Co-

Programmatikerin.

Ihr erreicht sie unter

[email protected].

Wichtig ist aber: die FDP muss konsequent li-

beral sein. Sie muss auf alle Freiheitsfragen in

Deutschland konkrete Antworten haben – dazu

gehört auch die Legalisierung von Cannabis,

weil es hier um die ganz konkrete Gestaltung

des eigenen Lebens geht. Und seit dem Landes-

parteitag haben wir JuLis die FDP wieder ein

bisschen konsequenter und liberaler gemacht.

Der Beschluss der Landespartei zeigt uns JuLis

aber auch: Wir verändern Dinge! Irgendwann

setzen wir neue Ideen in der FDP durch. Manch-

mal braucht das etwas mehr Zeit, oft werden

die Ideen nicht zu genau 100 Prozent zur FDP-

Beschlusslage und bis wir Beschlüsse der JuLis

in die Realität umsetzen, vergehen manchmal

Jahrzehnte. Aber es lohnt sich, Antreiber zu

sein und neue Ideen anzustoßen, denn irgend-

wann setzen wir uns damit durch.

Ob es die Aussetzung der Wehrpflicht oder die

Liberalisierung des Fernbusmarktes war, bei-

des sind Beispiele für Vorschläge die zunächst

JuLi-Beschlusslage waren, anschließend in der

FDP durchgesetzt wurden und schließlich dazu

geführt haben, dass Deutschland ein Stück li-

beraler geworden ist. Vielleicht reiht sich bald

die Legalisierung von Cannabis in diese Auf-

zählung ein. Ich bin gespannt!

Moritz Körner (24)

studiert Politik-

management, Pu-

blic Policy und

öffentliche Verwal-

tung an der NRW

School of Gover-

nance. Er ist Landesvorsitzender der Jun-

gen Liberalen NRW. Ihr erreicht ihn unter

[email protected].

EIN LANDESPARTEITAG, DER LANGE IN ERINNERUNG BLEIBEN WIRD

__________________________________________________________________________

Von Moritz Körner

Grenzenloser Jubel, Junge Liberale liegen sich in den Armen, manche ältere Freie Demokraten

schauen ein wenig bedröppelt – so sieht es aus, wenn JuLis nach Jahrzehnten endlich eine inhalt-

liche Forderung durchsetzen können, mit der sie bislang immer gescheitert sind.

Schon in den achtziger Jahren diskutierten JuLis darüber, ob der Staat sich in den Lebenswandel

von Menschen einmischen darf, wenn der Einzelne keinem anderen schadet, außer sich selbst.

Später brachten die JuLis ihre Beschlusslage sehr provokant auf den Punkt: „Lieber bekifft ficken,

als besoffen Auto fahren!“

Doch ernsthaft: Warum ist die Legalisierung von Cannabis inhaltlich aus liberaler Perspektive rich-

tig?

• Das Verbot führt nicht in die Abstinenz, sondern kriminalisiert Millionen unbescholtener Bürger.

• Nur in legalen und regulierten Märkten könnte man effektiven Jugend- und Verbraucherschutz

gewährleisten. Im jetzt florierenden Schwarzmarkt kann der Dealer hingegen schlechtes Zeug an

15-Jährige auf dem Schulhof verticken.

• Der Staat könnte in einem regulierten Markt Steuern einnehmen und damit zum Beispiel Aufklä-

rungs- und Suchtpräventionsprojekte finanzieren.

• Von der jetzigen Prohibition profitieren nur Kriminelle. Studien aus den USA zeigen, dass die

Kriminalität in Staaten, in denen Cannabis legalisiert wurde, zurückgeht.

• Die Legalisierung von Cannabis führt zu einer Entlastung von Polizei und Justiz, weil sich die

Justiz endlich auf die Verfolgung des schweren Rauschgifthandels konzentrieren kann.

122 Strafrechtsprofessoren sowie der Ökonom und ehemalige Vorsitzende der Monopol-Kommis-

sion, Justus Haucap, fordern die Legalisierung von Cannabis. Wir sind also mit unserer Forderung

nicht alleine und seit dem Landesparteitag in Siegburg konnten wir auch die FDP NRW von dieser

Position überzeugen. Ein toller Erfolg für alle JuLis NRW.

In der Sache hatten wir also gute Argumente. Wichtig war aber vor allem, dass sich die Freien

Demokraten nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag und dem Erneuerungsprozess der Partei

endlich auch trauen, kontroverse inhaltliche Debatten zu führen. Natürlich mussten wir JuLis das

auch ein wenig erzwingen und der ein oder andere FDPler ist nicht besonders glücklich über un-

seren Beschluss.

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julimagazin 1/15 - „Zur Sache“

DER BUNDESKONGRESS IM RÜCKBLICK

Ende April kamen in Bonn hunderte Junge

Liberale aus ganz Deutschland zum 50. Bun-

deskongress zusammen. Hier fassen wir noch

mal die wichtigsten inhaltlichen Entschei-

dungen zusammen, die von den Delegierten

getroffen wurden.

___________________________________

Von Sascha Henrich

Alles auf Neu?

Bundeskongress debattiert Leitbildprozess

Lange haben die Freien Demokraten im Leit-

bildprozess über ihre Neuaufstellung diskutiert.

Klar war dabei von Anfang an, dass unsere Pro-

bleme in der Vergangenheit mehr kommunika-

tiver als inhaltlicher Art waren. Trotzdem wird

in einem umfassenden Modernisierungsprozess

natürlich auch die Beschlusslage geprüft. Was

ist noch richtig, was nicht mehr aktuell? Gibt es

alte Forderungen, die sich erledigt haben und

neue, die wichtig geworden sind? Darüber ha-

ben wir auf dem Bundeskongress in Bonn dis-

kutiert. Die gute Nachricht: Die JuLis bleiben

sich treu. Freiheitsliebe, Eigenverantwortung,

Selbstbestimmung – das sind auch weiter-

hin die Leitplanken, die unserem Denken und

Handeln Ziel geben. Auch neue Ideen und Be-

schlüsse sind aber hinzugekommen. Drei seien

hier exemplarisch vorgestellt*:

Bildung auf Bundesebene

Von Bremen nach Bayern ziehen und mal eben

die Schule wechseln? Gar nicht so einfach!

Bisher entscheiden die Bundesländer über die

Strukturen und Inhalte des Bildungssystems.

70 Jahre Bildungsföderalismus haben gezeigt,

dass die (meisten) Länder es nicht können.

Deshalb wollen wir, dass der bildungspolitische

Rahmen künftig vom Bund gesetzt wird. Ver-

gleichbare Standards und Bildungswege wer-

den die Mobilität von Schülerinnen und Schü-

lern stärken. Der Wettbewerb um die besten

Ideen soll zwischen Schulen stattfinden, nicht

zwischen Ländern.

Mehr Respekt vor Eigentum

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, erhalten die

Angehörigen viele Beileidsschreiben. Anders

vom Staat – er sendet einen Steuerbescheid.

Die Erbschaftssteuer ist ein weitreichender Ein-

griff in das Privateigentum, besteuert bereits

mehrfach versteuertes Geld ein weiteres Mal

und stellt viele Unternehmen in Deutschland

vor große Probleme. Statt die Erbschaftssteuer

wie von der GroKo geplant noch komplizierter

zu machen, fordern die JuLis: Weg mit der To-

dessteuer!

Chancen für alle

Wer arbeitet, wird bestraft. So funktioniert bis-

her BAföG. Nur wer nicht arbeitet, bekommt

den Höchstsatz; Wer zu viel arbeitet, bekommt

überhaupt nichts. Diese Ungerechtigkeit wol-

len wir kippen. BAföG soll in Zukunft jeder Stu-

dent bekommen können, auch wenn er neben

dem Studium eigenes Geld verdient. Dafür soll

der Darlehensteil unbegrenzt zurückgezahlt

werden müssen. Alle Studenten sollen unter-

stützt werden, aber niemand soll sich auf dieser

Unterstützung ausruhen können.

Sascha Henrich (26)

studiert Politische

Kommunikation im

Master an der Hein-

rich-Heine-Universi-

tät in Düsseldorf. Er

ist stellvertretender

Landesvorsitzender für Programmatik. Ihr er-

reicht ihn unter [email protected].

I* Alle Beschlüsse des Bundeskongresses könnt ihr hier einsehen: www.julis.de/inhalte/allgemein/konkrete-positionen.html

KEINE VORRATSDATENSPEICHERUNG NACH MAAS!

Bei der Vorratsdatenspeicherung geht es nicht um die Frage von zehn Wochen oder zwölf oder

vier. Im Kern geht es darum, wieviel Freiheit es noch geben kann, wenn die Grundannahme ist,

dass jeder potentiell verdächtig ist. Bei der Vorratsdatenspeicherung geht es um den Bruch mit

einem zentralen Prinzip des Rechtsstaats. Umso schwerer wiegt dies, weil Telekommunikation im

Informationszeitalter im Grunde ein komplettes Persönlichkeitsabbild beinhaltet und damit auch

vermittelt.

Über die Vorratsdatenspeicherung wird nachvollziehbar, wer wann wo ist, wer wann mit wem und

wie lange kommuniziert - ein umfassendes Bild der sozialen Kontakte und der Lebensgewohnhei-

ten also. Das Bundesverfassungsgericht sah darin zu Recht die Gefahr, dass sich die Menschen

aufgrund dessen nicht mehr frei entfalten, dass sie sich selbst in ihrer Freiheit beschränken, damit

bestimmte Tatsachen nicht gespeichert werden. An dieser Stelle kommt unweigerlich der Einwand,

das beträfe ja nur denjenigen, der ohnehin et-

was zu verbergen hätte. Genau da zeigt sich,

dass Union und, wie man jetzt mal wieder vor

Augen geführt bekommt, auch die SPD ein

völlig anderes Verständnis des Rechtsstaats

haben. Nach dieser Lesart will nur derjenige,

der sich strafbar verhält, dass sein Verhalten

nicht an die Öffentlichkeit gezerrt wird. Für alle

anderen gilt für die Verfechter dieser Haltung,

dass es ihnen ja nichts ausmachen könne,

wenn in ihrem Leben andere wie in einem Buch

lesen können.

Die Vorratsdatenspeicherung ist wieder in aller Munde. Inzwischen hat auch der Bun-desjustizminister, Heiko Maas, verkündet, dass er dem Gesetz nicht mehr im Weg ste-hen würde. Dies zeigt einmal mehr, dass die FDP im Bundestag fehlt. _________________________________________________________________________________________________________________

Von Gisela Piltz

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auch unterstützt wird. Es ist richtig, dass nach

der Verkündung des Gesetzes dagegen vor

dem Bundesverfassungsgericht geklagt werden

wird. Aber es wäre besser, wenn wir nicht auf

Karlsruhe vertrauen müssten, sondern wenn es

gar nicht erst zu einem solchen Gesetz kommt,

weil im Bundestag Volksvertreter sitzen, die

das Grundgesetz und die Grundrechte ernst

nehmen.

Herr Maas hat noch im Dezember vollmundig

verkündet, es werde kein Gesetz zur Vorratsda-

tenspeicherung geben. Die Halbwertzeit dieser

Aussage war erschreckend kurz. Das war bei

der FDP- Bundesjustizministerin noch anders.

Wir müssen jetzt den Menschen in unserem

Land klarmachen, dass es nur eine Garantie

dafür gibt, dass Grundrechte für länger als

zwischen Weihnachten und Ostern geachtet

werden: Die FDP.

Gisela Piltz (50)

ist selbstständige

R e c h t s a n w ä l t i n .

Sie war von 2002

bis 2013 Bundes-

t agsabgeordnete

und innenpolitische

Sprecherin der FDP-Fraktion mit den Schwer-

punkten Datenschutz und innere Sicherheit.

Seit 2007 ist sie Mitglied des FDP-Bundes-

vorstands. Erreichbar ist Gisela Piltz unter

[email protected].

Diese Haltung wurde sehr prägnant von Google-Chef Eric Schmidt vorgetragen: „If you have so-

mething that you don‘t want anyone to know, maybe you shouldn‘t be doing it in the first place.“

Genau dazu führt die Vorratsdatenspeicherung: Zu einem Ende der Unbefangenheit, einfach mal

jemandem eine SMS zu schicken.

Die Vorratsdatenspeicherung wird nicht dadurch besser, dass Herr Maas sie jetzt Höchstspeicher-

frist nennt. Sie wird nicht dadurch besser, dass Herr Maas einen „besonders strengen“ Richtervor-

behalt ankündigt - was auch immer damit gemeint sein mag. Die

Erfassung von Bewegungsprofilen wird nicht dadurch verhindert,

dass die Standortdaten nach vier Wochen für den Abruf durch die

Polizei nicht mehr zur Verfügung stehen sollen. Der Schutz von

besonderen Vertrauensverhältnissen, die für unseren Rechtsstaat

konstituierend sind, wie etwa zwischen Arzt und Patient oder An-

walt und Mandant wird durch Verwertungsverbote nicht gewähr-

leistet, denn trotzdem werden die Daten zunächst umfassend ge-

speichert und den Sicherheitsbehörden der Zugriff ermöglicht. Da

hilft es nicht, wenn Herr Maas meint, mit einer - nach dem Zugriff

auf die Daten zu gebenden - Information der Betroffenen und der

damit dann verbundenen Möglichkeit, sich als Anwalt oder Arzt

zu erkennen zu geben, sei das Problem gelöst. Das ist Augenwi-

scherei und entspricht auch nicht den Vorgaben des Bundesver-

fassungsgerichts. Im Übrigen dürfte es auch mit dem EuGH-Urteil

zur VDS-Richtlinie unvereinbar sein.

Der Europäische Gerichtshof hat in seinem Urteil verlangt, dass

die Speicherung der Daten nicht völlig anlasslos sein darf. Das

aber ist sie nach dieser Ankündigung - egal ob zehn Wochen oder

sechs Monate. Erschwerend kommt hinzu, dass jetzt auch noch

geheime Nebenabreden zu Einzelheiten des Gesetzentwurfes be-

kannt geworden sind. Man darf gespannt sein, was das Ergebnis

einer öffentlichen Ankündigung eines Gesetzentwurfes und einer

geheimen Nebenabrede wird. Vielleicht weiß die NSA das schon,

aber das ist ja wieder ein ganz anderes trauriges Thema, wenn es

um Bürgerrechte und die GroKo in Berlin geht.

Der von der Bundesregierung nun angekündigte Gesetzentwurf

aufgrund der zwischen Bundesinnenminister de Maiziére und

Bundesjustizminister Maas vereinbarten Eckpunkte ist und bleibt

ein Verrat an den Grundrechten. Es ist anzunehmen, dass daraus

ein Gesetz erwächst, das von der Mehrheit der großen Koalition

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julimagazin 1/15 - „Zur Sache“

NRW:LAND DER BAUSTELLEN

2017 ist bekannt als Schicksalsjahr. Die FDP soll wieder in den Bundestag einziehen. Dabei

dürfen wir nicht vergessen, dass zunächst auch ein neuer Landtag in NRW gewählt wird. Und

da gibt es großen Handlungsbedarf.

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Von Alexander Steffen

2012 schaffte es Hannelore Kraft, sich nach zwei Jahren Minderheitsregierung durch das rot-grüne

Bündnis zur Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen wählen zu lassen. Der Startschuss des

Desasters! „Kommunal-Soli“, „Hochschulzukunftsgesetz“ oder alleine ein Blick auf die Haushaltsla-

ge sind Schlagworte, die dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands schon mittelfristig

nur Schaden bringen werden. Über die Logik des Kommunal-Soli braucht man gar nicht zu streiten.

Kraft und ihre Mitläufer nennen es „Solidarität“. Wenn es unsere Ministerpräsidentin wirklich für

solidarisch hält, die wenigen Kommunen, die finanziell noch nicht in Schieflage sind, durch zusätz-

liche Belastungen auch in Schieflage zu bringen, dann erreicht sie ihr Ziel. Diese Landesregierung

unterstützt nicht die Kommunen, sondern versucht nur die Mängel und Probleme auf alle Kommu-

nen umzuverteilen.

Umverteilung erleben wir auch bei der Grunderwerbssteuer, die seit 2010 fast verdoppelt worden

ist. Dabei werden ausgerechnet auch noch junge Familien bestraft, die gerade ihr erstes Eigentum

erwerben wollen. Es fehlt gänzlich an Konzepten auch mal bei den Ausgaben zu sparen, anstatt

den Bürger für die miserable Haushaltspolitik weiter mit neuen und höheren Abgaben zu belasten.

Der Haushalt ist und bleibt unter Kraft ein Trümmerfeld. Es gibt keinen Plan wie die jährliche Neu-

verschuldung gestoppt werden kann, geschweige denn eine Idee wie Schulden abgebaut werden

könnten. Wo ist die rot-grüne „Solidarität“, wenn es um Generationengerechtigkeit geht? Ist es

solidarisch, künftigen Generationen einen fast bankrotten und handlungsunfähigen Haushalt zu

überlassen?

Gleichzeitig versagt das Management der Landesregierung elementar, wenn man sich die Pla-

nung der Infrastruktur ansieht. Alleine 2013 konnte Nordrhein-Westfalen mehr als 40 Millionen

Euro an Bundesmitteln für Infrastrukturprogramme nicht abrufen, weil schlichtweg keine Projekte

ausgeschrieben waren. Kaum vorstellbar, dass es nicht genug Modernisierungsmaßnahmen oder

Bauvorhaben auf unseren Straßen gegeben hätte!

Ralf Jäger reiht sich in das Kabinett des Grauens auch munter ein. Sowohl die JuLis als auch die

FDP haben sich über den Sinn eines Blitzermarathons in den letzten Jahren schon genug lustig

gemacht. Lachen kann ich über einige Kriminalitätsstatistiken dann aber nicht. Nicht mal jede

zweite Straftat in NRW wird aufgedeckt. Unser

Bundesland ist ein wahres Paradies für Einbre-

cherbanden. Seit 2010 hat sich die Zahl von

Salafisten verdreifacht. Kritik von der Polizei

lässt unseren Innenminister kalt. Stattdessen

wird ausgerechnet dort am Personal gespart

und besonders auch noch an der Ausrüstung.

Das ist nicht Sparen, sondern fahrlässiges Han-

deln und Regieren. Besonders wenn man sich

in anderen Bereichen der Personalplanung an-

schaut, Personalaufstockung kennt die Landes-

regierung nämlich durchaus. Die „Mindestlohn-

Bürokratie“ wird mit hunderten neuen Stellen

beim Zoll gnadenlos erweitert und ausgebaut.

Scheinbar ist der unflexible Mindestlohn nicht

schon Strafe genug!

Es braucht auch 2017 einen starken Wahl-

kampf in NRW. Das bevölkerungsreichste

Bundesland muss von dieser Regierung befreit

werden. 7 Jahre Regierungspolitik ohne einen

klaren Kurs oder Zukunftsperspektiven haben

uns genügend Probleme gebracht. Auch wenn

es bequemere Aufgaben gibt, braucht es in

Düsseldorf eine liberale Wende, die NRW wie-

der vorzeigbar macht.

Alexander Steffen

(22) studiert Po-

l i t ikwissenschaf t

an der Universität

Dusburg- Essen.

Er ist Vorsitzender

der Jungen Libe-

ralen Ratingen. Ihr könnt ihn unter

[email protected] erreichen.

©cocaline/photocase.de

Die Aufgaben der Polizei sind vielfältiger

denn je: Von steigenden Einbruchszahlen

über zunehmende Gewaltbereitschaft bei

Fußballspielen und Demonstrationen, stei-

gender Wirtschafts- und Rockerkriminalität,

bis hin zu Einsätzen gegen Terrorismus jeg-

licher Couleur. NRW braucht im Bereich der

Polizei dringend Reformen!

___________________________________

Von Katharina Sprott

Es existieren zahlreiche Baustellen im Gebiet

Polizei, Kriminalitätsbekämpfung und Terror-

schutz. Doch wo kann man ansetzen, die beste-

henden Probleme zu bewältigen? Beispielswei-

se im Bereich der Personalausstattung. In den

letzten Jahren hat die Landesregierung sowohl

die Lebensarbeits- als auch die Arbeitswochen-

zeiten für Polizisten erhöht. Außerdem sollen

insgesamt Stellen eingespart werden – soweit

der Plan. Zusätzlich wurden statt 1070 nur

noch um die 500 neue Ausbildungsplätze ver-

geben. Zumindest das soll sich im kommenden

Jahr allerdings ändern. Es soll deutlich aufge-

stockt werden: 1500 bis 1600 neue Polizisten

sollen ausgebildet werden.

Um derzeit bei der Polizei NRW anheuern zu

können, braucht man jedoch mindestens ein

Fachabitur. Vielen Jugendlichen bleibt somit

ein Einstieg in den Polizeidienst verwehrt.

Setzt man diese Tatsache in Bezug zu man-

chen Tätigkeiten, die in den Aufgabenbereich

der Polizei fallen, ist diese Hürde nicht nach-

vollziehbar. Aufgabenfelder wie beispielsweise

die Aufnahme von Verkehrsdelikten, Personen-

bzw. Objektschutz oder die Begleitung von

Schwertransporten erfordern nicht zwangs-

läufig ein Abitur. Ein daran anknüpfender

Optimierungsvorschlag wäre die Öffnung des

mittleren Dienstes für Realschulabsolventen

für vorerst sieben oder acht Jahre. Während

dieser Zeit hätten diese Polizeianwärter die

Möglichkeit ein Fachabitur zu erwerben, um im

Anschluss an ihre Zeit im mittleren Dienst in

den höheren Dienst überführt werden zu kön-

nen. Realschulabsolventen könnten auf diesem

Weg nach einer vergleichsweise kurzen Aus-

bildung direkt in das Berufsleben einsteigen.

Da vor der Aufnahme einer Ausbildung zum

Polizisten ohnehin strenge Eignungstests von

Seiten der Polizei durchgeführt werden, die die

Bewerber auf ihre Qualitäten hin testen, kann

zudem sichergestellt werden, dass einer späte-

ren Überführung in den höheren Dienst nichts

im Wege steht.

Um in den höheren Dienst aufgenommen wer-

den zu können, müssen künftige Polizisten eine

Zeit lang an einer Fachhochschule studieren.

Auch hier sind gegebenenfalls Reformvorschlä-

ge von Nöten, stellt sich doch die Frage, ob es

tatsächlich ein Studium ist, das jemanden zu

einem guten Polizisten macht. Stimmen wer-

den laut, dass es den studierten Polizisten an

praktischer Erfahrung mangelt und sie zu „ver-

kopft“ handeln. Fähigkeiten wie der Umgang

mit Aggressionen und Gewalt lassen sich nun

mal besser in konfrontativen Trainingseinhei-

ten erlernen als im Hörsaal einer Fachhoch-

schule.

Doch auch an der darauf folgenden Ausübung

des Polizeiberufes kann noch einiges getan

werden. Ein Beispiel stellt die Mobilität der Po-

lizisten dar. Im Gegensatz zu anderen Ländern

Europas sind Polizeistreifen in Deutschland fast

ausschließlich mit Einsatzwagen unterwegs.

Besonders in Städten wie Münster ist das je-

doch nicht immer sinnvoll. In einer Stadt, in der

das Fahrrad das vorherrschende Verkehrsmittel

ist, haben es Autofahrer nicht immer leicht.

Auf kürzeren Strecken ist man im Zweifel auf

zwei Rädern ohnehin schneller und wendiger

als auf vier. Eine Möglichkeit Kosten zu sparen

wäre eine solche Umstrukturierung obendrein.

Es steht außer Frage, dass großer Handlungs-

bedarf besteht. Gehen wir es an!

Katharina Sprott

(18) studiert Poli-

tik und Gesellschaft

an der Universität

Bonn und ist gera-

de vom Landesver-

band Niedersach-

sen zu unserem Landesverband nach

NRW gewechselt. Ihr könnt sie unter

[email protected] erreichen.

REFORMIDEEN – UNSER FREUND UND HELFER 2.0

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julimagazin 1/15 - „Zur Sache“

WIR MACHEN DAS SCHON FÜR DICH!

17.01.2015, Die Welt: „Die Regierung drängt auf weniger Süßes und Ungesundes in der Kassenzo-

ne der Supermärkte, damit vor allem Kinder nicht verführt werden. Damit müssten die Händler die

profitabelsten Regale ausräumen.“

10.02.2015, FAZ: „Gerd Billen war einst oberster Verbraucherschützer. Jetzt ist er ins Justizministe-

rium umgezogen und will den Verbraucherschutz komplett umgestalten. Im Auftrag der Regierung

stellt er fest: Den mündigen Verbraucher gibt es nicht.“

Menschen, die über Jahre erfolgreich an der Börse mit Termingeschäften Geld verdient haben, wet-

tern nach der Freigabe des Franken-Wechselkurses mit Unterstützung der Medien gegen Banken,

weil diese angeblich nicht über die Risiken aufgeklärt hätten (Spiegel Online, 19.03.2015). Ich

wünsche niemandem finanzielle Verluste. Trotzdem frage ich mich bei solchen Berichten, in was

für einem Land wir eigentlich leben. Der Verbraucher scheint unfehlbar, Schuld tragen immer nur

andere.

Zuckersteuer, Fett-Ampel, Veggie-Day – regelmäßig möchten Politiker von Union, SPD und Grünen

mit solchen oder ähnlichen Vorschlägen unser Leben besser machen. Damit habe ich ein grund-

sätzliches Problem. Beratung und Aufklärung sind notwendig. Wann ein Leben aber besser

oder schlechter, gesünder oder ungesünder ist, muss am Ende des Tages jeder für sich selbst

entscheiden.

Die Verbraucherschutzpolitik setzt aber leider zunehmend auf Bevormundung, Verbote und ge-

setzliche Einschränkungen. Die aktuelle Bundesregierung und die NRW-Landesregierung unter-

scheiden sich hier nicht. So wurde der Berliner Vorschlag von „quengelfreien Kassen“ von SPD und

Grünen in NRW als „Dialogangebot“ zwischen Politik und Lebensmittelwirtschaft eingestuft. Das

Motto scheint zu sein: „Wir machen das schon für Dich.“

Wenn dann überhaupt Transparenz und Aufklärung angestrebt werden, spielen Effektivität und

Effizienz keine Rolle. Selbstverständlich gehören grundlegende Informationen zum Nährwert und

zu Allergenen auf jede Verpackung. Darüber hinaus sind immer neue Pflichtangaben auf Lebens-

mittelverpackungen aber kontraproduktiv. Schon heute braucht es neben einer Lupe auch ein

Grundstudium der Lebensmittelchemie, um die Angaben korrekt einzuordnen.

Der grundsätzliche Fehler in der aktuellen

Verbraucherschutzpolitik ist, dass sich das

angestrebte Schutzniveau am (vermeintlich)

schwächsten Verbraucher orientiert. Staatsse-

kretär Billen geht davon aus, dass dieser Ver-

braucher schon bei der Auswahl des richtigen

Joghurts überfordert ist. Klar, dass Menschen

aus Sicht des Ministeriums bei Handyverträgen

dann umso mehr Hilfe benötigen. Bei einem

solchen Staatssekretär scheint mir die drän-

gendste Frage im Verbraucherschutz aber eine

andere zu sein: Wer schützt die Verbraucher

vor der Bevormundung der Politik?

Richtig wäre es, die Menschen auf ihrem Weg

zu mündigen Verbrauchern zu unterstützen.

Das ist eine lebenslange Aufgabe, die in der

Schule beginnt. Darüber hinaus bieten schon

heute die Verbraucherzentralen und viele

Wohlfahrtsverbände wertvolle Hilfe an. Das

Schutzniveau muss sich darum an dem orien-

tieren, was dem Einzelnen mit gutem Gewissen

zugetraut werden kann. Gefragt sind klare Min-

deststandards, Transparenz und Eigenverant-

wortung als Richtschnur – nicht klein-klein.

Dieser Weg ist natürlich mühsamer und we-

niger medienwirksam als neue Gesetze und

10-Punkte-Pläne. Dieser Weg ist auch für den

Verbraucher weniger bequem. Nur dieser Weg

wird aber langfristig erfolgreich sein können.

Ein vollständiger Schutz ist ohnehin nicht mög-

lich – das wusste schon Erich Kästner: „“Wird’s

besser? Wird’s schlimmer? Fragt man alljähr-

lich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebens-

gefährlich!“

Henning Höne (28)

war von 2006 bis

2013 im Landesvor-

stand der Jungen

Liberalen NRW ak-

tiv. Seit 2012 ist er

verbraucherschutz-

politischer Sprecher der FDP-Landtagsfrak-

tion. Kontaktieren könnt ihr Henning unter

[email protected].

Keine Süßigkeiten an der Supermarktkasse, Zuckersteuer, Veggie-Day: Henning Höne hält von

solchen Maßnahmen nichts. Stattdessen glaubt er an den mündigen Verbraucher.

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Von Henning Höne

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auf die Kommunen überträgt, ohne z.B. Inte-

grationskurse für Asylsuchende zu finanzieren

oder genügend Mittel für eine angemessene

Betreuung der oft traumatisierten Menschen

mit sprachlichen oder kulturellen Barrieren zur

Verfügung zu stellen. Doch lohnt der verglei-

chende Blick zu anderen Bundesländern: Kom-

munen in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern

und Saarland bekommen 100% der Kosten

erstattet, in NRW wird nur eine Pauschale ent-

sprechend ca. 20% der laufenden Unterbrin-

gungs- und Versorgungskosten erstattet. Inves-

tive Kosten z.B. in Wohnheime und Container

sowie zusätzliche Stellen zur Betreuung werden

hierzulande nicht übernommen. Dies kann bei

Kommunen schnell auf einen Eigenanteil von

90% hinauslaufen. Stärkungspaktkommunen

macht dies einen gewaltigen Stich durch ihre

Konsolidierungspläne.

NRW muss daher dringend seine Finanzen in

den Griff bekommen, aufzeigen wo das Geld

für Flüchtlinge hingeht und klare Standards

für Asyl definieren und umsetzen. Gesetze und

Geld kommen zwar vom Bund, organisatorisch

versagt jedoch vor allem das Land.

Beret Roots (29, Dipl.-

Psych.) ist als Moerser

Stadträtin Mitglied

im Sozialausschuss

und Integrationsrat.

Sie ist Mitglied im

LFA Arbeit & Sozia-

les und leitet bei den JuLis den BAK Gender

und Diversity. Erreichen könnt ihr Sie unter

[email protected].

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e.de

Die Debatte um die Unterbringung der

Flüchtlinge in NRW macht deutlich: Wieder

einmal werden die Kommunen von der Lan-

desregierung im Stich gelassen. Das kann so

nicht weitergehen!

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Von Beret Roots

Mit 100.000 Flüchtlingen rechnet Landesin-

nenminister Jäger (SPD) dieses Jahr – doppelt

so viele wie in 2014. Für viele Kommunen sind

aber bereits jetzt die Kapazitäten ausgereizt. In

Krefeld werden z.B. Flüchtlinge in Turnhallen

untergebracht. In Moers nutzt man kurzfristig

umgerüstete Klassenzimmer einer eigentlich

aktuell an private Investoren vermarkteten

Schule. Ein Ende dieser Übergangslösung ist

angesichts des nochmals gestiegenen Flücht-

lingsstroms nicht in Sicht. Herhalten müssen

nun wahrscheinlich die letzten freien Flächen

für Containerbauten, mitten im Nichts, neben

einer Bundesstraße.

In Olpe wurde nun eine leerstehende Fami-

lienferienstätte des Kolpingwerks von der

Bezirksregierung Arnsberg als Notunterkunft

beschlagnahmt. Sollten die Kommunen es

nicht schaffen, genügend Notunterkünfte zur

Verfügung stellen, drohen weitere Beschlag-

nahmungen.

Obwohl der Bund nun Asylanträge aus Serbi-

en, Mazedonien, Bosnien und Herzegowina

schneller bearbeiten will und die Anzahl der

Sachbearbeiter um 2000 Stellen aufgestockt

wird, ist laut kommunalen Verwaltungen bei

dem aktuellen Rückstau von Anträgen noch

lange nicht mit einer Entlastung zu rechnen.

Ca. 40% der Flüchtlinge kommen aus Ex-Jugo-

slawien und werden in NRW auch nach Ableh-

nung des Asylstatus de facto geduldet, da den

Behörden eine Umsetzung einer Ausreise bzw.

Abschiebung nicht gelingt. Denn NRW hat vor

Jahren die Abschiebehaft abgeschafft. In ganz

schwerwiegenden Fällen, z.B. bei kriminellen

Ausländern, greift NRW auf die Abschiebehaft-

anstalten anderer Bundesländer zurück. Dies

könnte man einfacher lösen, wenn das Land

Asylsuchende mit geringen Asylaussichten erst

gar nicht den Kommunen zuweisen, sondern in

seinen zentralen Unterkünften behalten würde.

Doch gelingt es dem Land bereits jetzt nicht,

Flüchtlinge auch nur übergangsweise men-

schenwürdig in ihren Erstaufnahmestellen und

zentralen Sammelunterkünften unterzubrin-

gen, wie die Skandale um Gewalt durch private

Sicherheitsfirmen zeigen.

Früher wurden die Asylsuchenden frühestens

nach vier Wochen von Arnsberg aus den NRW-

Kommunen zur Unterbringung zugeteilt. In

der Zwischenzeit wurden die Personen bei der

Antragsstellung sowie medizinisch mit Hilfe

von Dolmetschern betreut. Heute werden die

Flüchtlinge immer kurzfristiger, teils nach einer

Woche, mit rudimentär aufgenommen Daten,

unfertiger Antragsstellung und unter großem

Kulturschock zu den Kommunen geschickt.

Diese können dann schwer abschätzen ob z.B.

eine akute oder prophylaktische medizinische

Versorgung notwendig ist.

Nun ruft Hannelore Kraft beim Flüchtlingsgip-

fel des Bundes nach mehr Geld für die Länder,

um diese Probleme zu bewältigen. Richtig ist,

dass der Bund seine Pflichtaufgabe des Asyls

ASYLBRENNPUNKT NRW – DER GIPFEL IST NOCH NICHT ERREICHT

julimagazin 1/15 - „Zur Sache“

Beim 83. Landeskongress in Gelsenkirchen habt ihr einen neuen Landesvorstand gewählt. Hier stellen alle Mitglieder

sich und ihre Aufgabenbereiche vor. Scheut euch nicht, euch bei Fragen, Anregung oder Kritik bei ihnen zu melden! __________________________________________________________________________________________________________________

DER NEUE LANDESVORST AND STELLT SICH VOR

Landesvorsitzender

Name: Moritz Körner

Alter: 24

Kreisverband: Mettmann

Betreuungsverband: der ganze Landes-

verband

Beruf: Student (Politikmanagement,

Public Policy und öffentliche Verwal-

tung)

Aufgabenbereich: Repräsentation,

politische und strategische Leitung,

Vertretung der Julis NRW im FDP

Landesvorstand und im erweiterten

Bundesvorstand

Kontakt: [email protected]

Stellvertretender Landesvorsitzender

(Programmatik)

Name: Sascha Henrich

Alter: 26

Kreisverband: Düsseldorf

Betreuungsverband: OWL

Beruf: Student (Politische Kommuni-

kation)

Aufgabenbereich: Programmatik,

Verantwortung Leitanträge, LAK-

Betreuung, LPPWs

Kontakt: [email protected]

Stellvertretender Landesvorsitzender

(Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Name: Frederik Schorn

Alter: 23

Kreisverband: Euskirchen

Betreuungsverband: Köln/Bonn

Beruf: Pressereferent (Immobilienbran-

che)

Aufgabenbereich: Landespressespre-

cher, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,

Pressekontakte, Twitter

Kontakt: [email protected]

Stellvertretende Landesvorsitzende

(Organisation)

Name: Eva Rickel

Alter: 23

Kreisverband: Gelsenkirchen

Betreuungsverband: Niederrhein

Beruf: Studentin (Management and

Economics)

Aufgabenbereich: Organisation und

Durchführung von Landeskongressen,

Wahlkampfleitung, organisatorische

Professionalisierung

Kontakt: [email protected]

Landesschatzmeister

Name: Roman Müller-Böhm

Alter: 22

Kreisverband: Mülheim

Beruf: Student (Rechtswissenschaften)

Aufgabenbereich: Finanzen, Bildungs-

veranstaltungen, Spendenakquise,

Verantwortung Landesgeschäftsstelle,

Buchhaltung, Fördermitglieder

Kontakt:

[email protected]

Beisitzer

Name: Clarisse Höhle

Alter: 24

Kreisverband: Krefeld

Betreuungsverband: Münsterland

Beruf: Studentin (Rechtswissenschaf-

ten)

Aufgabenbereich: Co-Programmatik,

LAK-Betreuung, Unterstützung bei

Erstellung der Leitanträge, internatio-

nale Kontakte

Kontakt: [email protected]

DER NEUE LANDESVORST AND STELLT SICH VORBeisitzer

Name: Franziska Brandmann

Alter: 21

Kreisverband: Rhein-Kreis Neuss

Betreuungsverband: Ruhrgebiet

Beruf: Studentin (Politik und Gesell-

schaft, Hispanistik)

Aufgabenbereich: Chefredakteurin

julimagazin, Neumitgliederbetreuung,

Leitung der Neumitgliederseminare

Kontakt:

[email protected]

Beisitzer

Name: Björn Lerche

Alter: 32

Kreisverband: Unna

Betreuungsverband: Westfalen-West

Beruf: Lagerist

Aufgabenbereich: Co-Organisation,

Weiße Schleife, Sponsoring, Fördermit-

glieder

Kontakt: [email protected]

Beisitzer

Name: Stefan Rhiel

Alter: 22

Kreisverband: Münster

Betreuungsverband: Westfalen-Süd

Beruf: Student (Bachelor of Laws)

Aufgabenbereich: Social Media,

Peer Group Analysis

Kontakt: [email protected]

Kooptiert

Name: Marco Schultewolter

Aufgabenbereich: IT-Beauftragter

Kontakt: [email protected]

Beisitzer

Name: Judith Berendes

Alter: 22

Kreisverband: Bonn

Betreuungsverband: Aachen

Beruf: Studentin (Rechtswissenschaften)

Aufgabenbereich: Skill-Camps,

Organisation Redaktionssitzungen,

Kontakt zur Stiftung

Kontakt: [email protected]

Beisitzer

Name: Joachim Krämer

Alter: 24

Kreisverband: Köln

Betreuungsverband: Düsseldorf

Beruf: Student (Deutsch/

Sozialwissenschaften)

Aufgabenbereich: Homepage,

Newsletter, Kontakt zur LHG

Kontakt: [email protected]

Kooptiert

Name: Linus Stieldorf

Aufgabenbereich: Mediendesign,

Social Media Unterstützung,

Kampagnenplanung

Kontakt: [email protected]

Kooptiert

Name: Marc Hovermann

Aufgabenbereich: Datenschutzbeauftragter

Kontakt: [email protected]

julimagazin 1/15 - „Zur Sache“

Eine lange Zeit haben Liberale die bildungs- und vor allem schulpolitische Kompetenz unbedingt

im Verantwortungsbereich der 16 Bundesländer belassen wollen. Die Argumente waren einleuch-

tend. Statt eine Einheits-Bildungspolitik aus Berlin zu verordnen sollten die Länder in Konkurrenz

zueinander ihren besten Weg finden. Von diesem Wettbewerbsföderalismus versprach man auch

insgesamt ein hohes Niveau, genauso wie bei Unternehmen, die miteinander im Wettbewerb ste-

hen und somit die bestmöglichen Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen.

Inzwischen denken wir weiter und wollen einige Entscheidungsmöglichkeiten noch dezentraler

ansiedeln, also direkt bei den Bildungseinrichtungen. Schließlich beschränkt sich die Konkurrenz

der Länder-Bildungspolitik vor allem auf die Resultate in Statistiken und Rankings. Ein Wettbewerb

um Schüler findet höchstens an Bundesländergrenzen statt, denn kaum jemand zieht nur wegen

besserer Bildungsmöglichkeiten in ein anderes Bundesland um. Der Schulwechsel innerhalb einer

Stadt ist da noch eher eine Option. Ein Wettbewerb zwischen Bildungseinrichtungen untereinan-

der wäre also wesentlich belebter. Vorstellbare zusätzliche Entscheidungsfreiheiten könnten zum

Beispiel in der Lehrmethodik, in der inhaltlichen Schwerpunktsetzung, der Personalpolitik und der

Verwendung finanzieller Mittel liegen. Damit die Vergleichbarkeit der Leistungen sichergestellt ist,

müssen allerdings Rahmenlehrpläne außerhalb der Schulen, entweder von den Ländern oder dem

Bund, festgelegt werden und durch zentrale Prüfungen abgefragt werden.

Es bleibt noch zu diskutieren wie genau die Kompetenzaufteilung zwischen Schulen und Ländern

beziehungsweise dem Bund gestaltet werden sollte. Auf der einen Seite sollte es nicht bei ein paar

wenigen symbolischen Verschiebungen bleiben, damit tatsächlich mehr Freiheit und Wettbewerb

entstehen können. Auf der anderen Seite sollte die Diversität der Schulen nicht so weit gehen,

dass ein Wechsel zwischen Schulen in der glei-

chen Stadt mit noch größeren Schwierigkeiten

verbunden ist als derzeit ein Umzug von Bun-

desland zu Bundesland.

Wenn Schulen direkt miteinander konkurrieren,

stellt sich die Frage ob es den Wettbewerb der

Länder überhaupt noch braucht. Ich meine:

Jein! Auch ein Bildungssystem mit autonomen

Schulen muss sich als Ganzes dem Wettbe-

werb mit anderen, vielleicht zentralisierteren

Systemen stellen. Für diese Funktion braucht

es jedoch keinen Wettbewerb zwischen 16

Bundesländern, schließlich gibt es längst den

internationalen Wettbewerb um die beste Bil-

dung. Wer also für einen Bildungsrahmen auf

Bundesebene ist, ist nicht gegen Wettbewerbs-

föderalismus im Bildungsbereich, nur eben für

Wettbewerbsföderalismus in einer europäi-

schen Dimension. Damit wäre die Frage, ob es

neben dem Wettbewerb zwischen Bildungsein-

richtungen und dem internationalen Wettbe-

werb noch eine dritte Wettbewerbsebene mit

den Ländern braucht. Der zusätzliche Nutzen

erscheint allerdings mehr als fragwürdig, wäh-

rend die Komplikationen durch 16 Parallelsys-

teme auf der Hand liegen.

Geben die Länder die notwendigen Rahmen-

lehrpläne vor, kann das zu erheblichen Umstel-

lungsschwierigkeiten bis hin zum Wiederholen

ganzer Schuljahre bei Umzügen zwischen zwei

Bundesländern führen. Wenn wir außerdem

Chancengleichheit für alle Schüler bundesweit

fordern, dann dürfen sie nicht experimentier-

freudigen Landespolitikern ausgeliefert sein.

Schließlich ist es völlig ineffizient 16 parallel

arbeitende ausgedehnte Kultusbürokratien

zuzüglich einer sich immer weiter vergrößern-

den Kultusministerkonferenzbehörde zu finan-

zieren. Dieses Geld ist in den autonomen Bil-

dungseinrichtungen besser aufgehoben.

Marco Viethinghoff

(24) studiert Biologie

und ist Mitglied im

Bundesvorstand der

Jungen Liberalen. Er-

reichbar ist er unter

[email protected].

DER WETTBEWERB ZWISCHEN DEN LÄNDERN HAT VERSAGT____________________________________________________________

Von Marco Vietinghoff

BILDUNG AUF BUNDESEBENE PRO

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17

DREHT DIE SACHE UM!__________________________________

Von Max Zombek

„Wir wollen, dass nicht mehr Länder sondern

einzelne Schulen in den Wettbewerb um das

beste und maßgeschneiderte Bildungsange-

bot gehen. Der individuelle Bildungserfolg soll

weder vom Elternhaus noch von Bildungsex-

perimenten auf Landesebene abhängig sein.

Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Schu-

len größtmöglicher Freiraum in der Gestal-

tung ihres Angebotes eingeräumt wird. Um

bundesweit Chancengerechtigkeit und echte

Vergleichbarkeit zu ermöglichen, möchten wir,

dass der bildungspolitischen Rahmen in Zu-

kunft auf Bundesebene gesetzt wird.“ – Aus

dem Leitantrag zum 50. Bundeskongress

Als ich das erste Mal von der Idee gehört habe,

Bildung zur Bundessache zu erklären, war ich

positiv überrascht: Zuletzt war diese Forderung

sogar Teil des Leitantrages zum FDP Bundes-

parteitag. Vergleichbarkeit, Wettbewerb und

leichtere Anschlussfähigkeit z.B. bei Umzügen

werden als Gründe genannt. Alles Argumente,

die sich mit meinen persönlichen Erfahrungen

und dem, was man vom Hörensagen kennt,

decken.

Dieser augenscheinlich gute Vorschlag ist

aber „verdreht“ gedacht: Zentralismus als Ga-

rant für besseren Wettbewerb, die Vermeidung

von Bildungsexperimenten und letztendlich

als Bildungsverbesserer zu sehen, halte ich

für grundlegend falsch. Jeder Zentralplaner

– und dazu gehört auch ein hypothetischer

Bundesbildungsminister – ist kein allwissender

Übermensch. Jede Entscheidung, die er trifft,

basiert immer auf beschränktem Wissen. Sie

ist immer eine Anmaßung. Je detaillierter und

umfassender die Entscheidung, desto größer

und wahrscheinlicher ist die Gefahr, falsche

Entscheidungen zu treffen. Diese Problema-

tik lässt sich eins zu eins auch auf die Frage

von Lehrinhalten übertragen: Was ist wirklich

wichtig? Denkt man länger über diese Frage

nach, stellt man schnell fest, dass eine exakte

und unstrittige Antwort auf diese Frage nicht

möglich ist (abgesehen vielleicht von der For-

derung, dass Schüler lesen, schreiben und die

Grundrechenarten beherrschen sollten und

selbst da wäre ich mir mal gar nicht so sicher).

Wozu ein Bundesrahmen? Um sich über das

absolute Mindestmaß an Bildung zu verständi-

gen? Um standardisierte Abschlüsse zu gene-

rieren, welche die Wirtschaft und die Universi-

täten brauchen?

Wettbewerb statt Etatismus: Einigen von euch

dürften die Aufnahmetests an internationalen

Universitäten kennen. GMAT, TOEFL usw. - aber

auch das lokale Bewerbungsverfahren an eu-

rer Uni oder der Medizinertest. Warum soll ein

Ministerium wissen, ob ihr geeignet seid euren

Studiengang zu studieren? Wenn einer das

weiß, dann doch am ehesten die Uni selbst!

Warum sollte ein Ministerium wissen, ob nun

Schreiben nach Gehör oder Sütterling besser

ist, wenn sich nicht mal Experten einig sind?

Natürlich gibt es sicherlich Dinge, die man

nicht lokal lösen kann. Angefangen bei der

Finanzierung über rechtliche Fragen bis hin zu

Dingen, die mir unbekannt sind. Braucht man

dafür aber den Bund? Ich denke nicht!

Also dreht die Sache um! Lasst uns uns auf

das konzentrieren, was wir beschlossen haben:

Gebt den „Schulen größtmöglichen Freiraum in

der Gestaltung ihres Angebotes“! Und vor al-

lem lasst es uns auch so nennen: „Bildung auf

Schulebene“. Lasst uns den Bundesrahmen so

klein wie irgendwie möglich halten! Denn tun

wir es nicht, dann laufen wir Gefahr, dass es am

Ende nicht auf den lokalen Wettbewerb unter-

schiedlicher Bildungsvorstellung hinausläuft,

sondern zu genau der gleichen Experimentie-

rerei wird, wie wir sie jetzt schon haben. Manch

Redebeitrag auf dem Bundesparteitag, wie die

Behauptung, wir befänden uns in einem globa-

len Bildungswettbewerb, lassen das jedenfalls

vermuten.

Dieses Thema kann aber nur ein erster Schritt

sein. Wenn wir wirklich die „Beste Bildung der

Welt“ wollen, dann müssen wir weiter: Private

Bildung, Bildungspflicht statt Schulpflicht und

Bildungsfinanzierung. Alles Themen, ohne die

eine Bildung auf Schulebene nicht denkbar ist!

Moax Zombek (21)

studiert Politik, Philo-

sophie und Ökonomie

an der Universität

Witten-Herdecke. Er

ist Kreisvorsitzender

der Jungen Liberalen

Dortmund. Ihr erreicht ihn unter

[email protected].

BILDUNG AUF BUNDESEBENE CONTRA

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de17julimagazin 1/15 - „Pro&Contra“

Welche Erwartungen haben wir als Liberale ei-

gentlich an ein Bildungssystem? Recht schnell

kristallisiert sich heraus, dass Chancen- und

Leistungsgerechtigkeit auch im Bildungssystem

zentrale Forderungen von Liberalen sind. Dazu

kommt dann die individuelle Förderung und

auch ganz wichtig: Die Wahlfreiheit.

Bei der Verfechtung des dreigliedrigen Schul-

systems wird das Argument der Wahlfreiheit

immer an vorderster Front mitgeführt. Aber

welche Wahlfreiheit hat man eigentlich in ei-

ner Gesellschaft der immer weiter fortschrei-

tenden Akademisierung? Welche Wahlfreiheit

gibt es denn für Eltern, die für ihr Kind die

beste Bildung wollen? Welche Wahlfreiheit ha-

ben Eltern, die ihrem Kind alle Chancen offen

halten wollen? All diese Überlegungen haben

zum Aussterben der Hauptschulen geführt.

Deswegen können sich wundersamer Weise

heute schon viele von uns Liberalen mit dem

zweigliedrigen Schulsystem anfreunden. Denkt

man diese gesellschaftliche Entwicklung aber

konsequent zu Ende, wird spätestens in der

nächsten und übernächsten Generation von

Schülern auch die Sekundar-/Realschule aus-

sterben. Schon heute besuchen ca. 65% aller

Schüler, die eine weiterführende Schule be-

suchen, entweder ein Gymnasium oder eine

Gesamtschule. Tendenz steigend. Mit diesem

Run auf die Gymnasien geht vor allem ein

deutlicher Qualitätsverlust der Bildung einher.

Je größer das mögliche Leistungsspektrum

der Schüler an einem Gymnasium wird, desto

schlechter kann das Gymnasium individuell auf

die Bedürfnisse seiner Schüler eingehen. Auch

die völlig vermurkste Umsetzung der Inklusion

führt dazu, dass die Leistungs- und Chancenge-

rechtigkeit für alle Schüler abnimmt.

Langfristig gibt es keine Chance für den Erhalt

unterschiedlicher weiterführender Schulformen im staatlichen Angebot. Um aber die wichtige in-

dividuelle Förderung von Schülern zu gewährleisten, haben wir im LAK das Konzept der Leistungs-

schule erarbeitet. Dort soll künftig nicht mehr im Klassenverband, sondern in Kursen unterrichtet

werden. Anstatt fünf Klassen zu haben, die alle den gleichen Mathematik Unterricht bekommen,

gibt es auf der Leistungsschule 5 Mathematik Kurse, abgestuft nach Leistungsstärke der jeweiligen

Schüler. So können Schüler bereits ab der 5. Klasse in ihren Schwächen optimal gefördert und in

ihren Stärken optimal gefordert werden.

Auch aus finanziellen Aspekten ist die Leistungsschule das beste Modell für die Zukunft, denn

durch die kompaktere Schulform versickert weniger Geld in den Strukturen des Schulsystems und

mehr Geld kommt unmittelbar bei den Schülern an, also dort wo es hinkommen soll. Die größere

Freiheit der einzelnen Schulen, sich für ihre pädagogischen Konzepte zu entscheiden, rundet die

notwendige Vielfalt in diesem eingliedrigen System ab.

Auch mit anderen wichtigen Themen, wie den Hochschulen, oder der Familienförderung wollen wir

uns im LAK in Zukunft intensiv auseinandersetzen und innovative Modelle für mutige Reformen

entwickeln. Also komm doch zur nächsten Sitzung einfach dazu und mach mit.

Patrick Guidato (30) arbeitet als Postdoc in der Zellbiochemie. Er lei-

tet den Landesarbeitskreis Bildung und ist Programmatiker der Jungen

Liberalen Bochum. Ihr könnt ihn unter [email protected] errei-

chen.

NEUSTART FÜR DAS DEUTSCHE BILDUNGSSYSTEM-WARUM WIR NICHT LÄNGER DAS ALTE SYSTEM AM LEBEN ERHALTEN KÖNNEN

Seit Jahren wird der Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems um jeden Preis gepredigt. Der LAK Bildung kommt zu dem Ergebnis: Der Preis, den wir dafür zahlen, ist die Chan-cen- und Leistungsgerechtigkeit an deutschen Schulen. _________________________________________________________________________________________________________________

Von Patrick Guidato

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ICH BIN MITGLIED, WEIL ... Freiheit eine wunderbache Sache ist. Freiheit ist anstrengend, sie ist ist extrem fordernd, sie

bewegt einen manchmal dazu, die falschen Entscheidungen zu treffen und sie bringt eine un-

glaublich große Verantwortung mit sich. Nichtsdestotrotz oder besser gesagt genau aus diesen

Gründen will ich sie nicht missen.

Ich bin den JuLis nach der Bundestagswahl 2013, trotz blöder Vorurteile die ich damals noch

hatte, aus einer „Jetzt erst recht“-Haltung beigereten, was sich im nachhinein als eine der besten

Entscheidungen meines Lebens herausgestellt hat. Sodass die Bundestagswahl 2013, trotz des

Ergebnisses, eine gute Sache für mich mit sich brachte, Nämlich, das ich den Weg zu der besten

Jugendorganisation der Welt gefunden habe.

Janni Rothkirch-Gaglias (24) stu-

diert Versicherungswesen an der

Fachhochschule Köln. Er ist Mit-

glied der Jungen Liberalen Pader-

born. Erreichen könnt ihr ihn unter

[email protected].

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DER NÄCHSTEWAHLKAMPF

KOMMT BESTIMMT

Du bist grade erst aus Bremen zurück und schon voller Vorfreude auf das nächste JuLi-Wahl-

kampfwochenende? Tja, ich muss dich enttäuschen: Erst in einem Jahr steht die Landtagswahl in

Baden-Württemberg an. Was sollst du denn jetzt mit all dieser Freiheit anstellen? Hier kommen

die ultimativen Tipps, wie du die wahlkampffreie Zeit ohne Entzugserscheinungen überstehst:

• Ja, es macht soooo viel Spaß, 3000 Flyer am Tag zu verteilen! Sicher freut sich auch die lokale

Bürgerinitiative, wenn du das für sie übernehmen willst – kostenlos natürlich, denn du bist eben ein

so guter Mensch, der immer etwas Gutes tun will. So bleibst du auf jeden Fall gut im Training.

• Die bewegenden Geschichten vom Krieg am Wahlkampfstand fehlen dir? Kein Problem! In nahezu

jeder Stadt gibt es ein Altenheim. Die rüstigen Rentner freuen sich immer über Besuch und ein of-

fenes Ohr von den jungen Leuten! Ruf doch einfach mal an und frag nach, wann du vorbeischauen

kannst.

• Um dich schon mal auf die lokalen Bürger einzustimmen, solltest du dir dringend ein Wörterbuch

Deutsch – Schwäbisch besorgen. Übe schon mal folgende Sätze ein:

Griaß Goddle midanandr – Hallo (Ist ja schon mal ein guter Anfang!)

Vrgiss Dei Red nedd! – Darf ich Sie einmal kurz unterbrechen (falls du in letzter Zeit öfter im

Altenheim warst, kannst du so höflich auf deine Inhalte überleiten)

Adeele – Tschüß!

So kannst du auf jeden Fall durch Fingerspitzengefühl glänzen und wirst als „einer von ihnen“ in der

Gruppe akzeptiert

• Du und deine Freunde brauchen 7 Minuten, um den JuLi-Pavillon aufzubauen?! Ihr seid zu lang-

sam! Es wird Zeit, dass ihr einen strikten Trainingsplan aufstellt, damit ihr es bis zum Wahlkampf in

3 Minuten schafft – Effizienz ist Alles.

• Der Mittelstand ist das Fundament unse-

rer Gesellschaft. Was? Das hast du noch nie

gehört? Dann warst du offensichtlich noch

nicht oft genug auf einer FDP-Veranstaltung!

Melde dich sofort beim nächsten Stammtisch

an und philosophiere mit deinen freidemo-

kratischen Mitstreitern über den Liberalis-

mus. Bis 2016 sitzt das.

• Fühlst du dich auch so leer und farblos in

letzter Zeit? Was du brauchst, ist magenta.

Ab zum nächsten Baumarkt, Farbe kaufen

und die ganze Wohnung neu streichen. Op-

tional: Streu Glitzer drüber

Laura Bradini (24)

studiert Politik-

und Wirtschafts-

wissenschaf ten.

Sie ist Beisitzerin

für Programmatik

im Kreisverband

Düsseldorf. Erreichen könnt ihr sie unter

[email protected].

julimagazin 1/15 - „Unter uns“

PERSONALIEN & NOTIZEN

14.- 16. August: Landespolitisches Programma-

tik-Wochenende

Das nächste Landespolitische Programmatik-Wo-

chenende findet in der Jugendherberge Xanten

statt. Die Veranstaltung ist nicht nur unter alten Hasen, sondern auch gerade bei Neumit-

gliedern sehr beliebt. Neben Tagungen in den verschiedenen Arbeitskreisen wird an diesem

Wochenende auch unser diesjähriges Sommerfest stattfinden. Weitere Infos erhaltet ihr über

unsere Facebook-Seite.

24. Juli 2015: Erstes Redaktionstreffen

Unsere erste, offene Redaktionssitzung findet am Freitag, den 24. Juli 2015 um 19 Uhr in

unserer Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf, Sternstraße 44, statt. Gemeinsam werden wir die

nächste Ausgabe planen, neue Ideen für das Magazin besprechen und vieles mehr! Falls du

gerne Artikel schreibst und/oder ein kreativer Kopf bist, komm vorbei. Auch zu diesem Termin

findest du weitere Informationen auf unserer Homepage und auf unserer Facebook-Seite.

Deine Idee für den Jubiläums-Landeskongress

Beim nächsten Landeskongress feiern die JuLis NRW ihr 35-jähirges Bestehen. Das wollen

wir natürlich angemessen feiern. Falls du eine tolle Idee hast, durch die das besonders gut

umgesetzt werden könnte, melde dich bei unserer Landesorganisatorin Eva unter eva.rickel@

julis-nrw.de.

Sie haben dafür gesorgt, dass die Ziele und

Ideen der Freien Demokraten bei den Bürgern

angekommen sind. Wer das Spitzenteam um

Lencke Steiner und Tim Abitzch kennengelernt

hat, weiß, dass man die Bremer einfach mögen

muss und sie sympathisch und glaubhaft für

liberale Politik einstehen. „Alles muss raus“

hieß es am Wahlwochenende. Egal wann und

wo, JuLis sind immer top motiviert dabei, Flyer

und Give Aways an die potentiellen Wähler zu

bringen. Ein Novum war allerdings die Reak-

tion der Bürger: super freundlich, offen und

interessiert haben sie uns die Werbemittel fast

aus der Hand gerissen. Obwohl es immer Mal

wieder geregnet hat, war die Stimmung super.

Vor allem für die Mitglieder die erst seit 2013

dabei sind war das ein ganz neues Gefühl.

Ein besonderes Highlight war die Tour durch

Bremen, die vom sogenannten „Henker“, einem

Urgestein aus Bremen, geleitet wurde. Es hat

viel Spaß gemacht und die Zeit hat nochmal

einen riesen Motivationsschub gegeben weiter

alles zu geben. Erfreulich ist auch, dass wir mit

Lencke Steiner nun ein frisch gebackenes JuLi-

Mitglied als Fraktionsvorsitzende in der Bür-

gerschaft haben. Den Wahlkampf haben sie

bereits gerockt und jetzt wird auch die besagte

Bürgerschaft mit mutigen, innovativen, libera-

len Ideen aufgemischt.

In diesem Sinne: Freude, Feiern, Fortsetzen!

Lian Hunold (20)

studiert Geschich-

te, Politik und Ge-

sellschaft in Bonn.

Sie ist Mitglied

der Jungen Libera-

len im Bezirksver-

band Aachen. Erreichen könnt ihr sie unter

[email protected].

HOW TO ... ROCK BREMEN!

Freude. Feiern. Fortsetzen. Mit diesen drei Wor-

ten lassen sich die letzten Monate seit dem

Relaunch der Freien Demokraten grob zusam-

menfassen. Nach anfänglicher Skepsis konnte

ich es kaum abwarten, mit dem neuen Logo

und der frischen Kampagne Wahlkampf zu

machen. Nachdem dies in Hamburg Erfolg ge-

bracht hatte, ging es mit Bremen optimistisch

weiter. Die JuLis ließen es sich wieder nicht

nehmen aus dem gesamten Bundesgebiet zur

Unterstützung nach Bremen zu fahren. Meine

Familie und Freunde außerhalb der JuLis haben

mich bis zur Abreise dafür belächelt, mich für

verrückt erklärt, dass ich am Freitag um Mit-

ternacht noch nach Bremen gefahren bin um

pünktlich am nächsten Morgen den letzten

Aktionstag mitzuerleben und fest davon über-

zeugt war, dass wir den Einzug in die Bürger-

schaft nach über 20 Jahren wieder schaffen

können. Wie ihr alle wisst haben wir es ge-

schafft. Das ist dem großartigen Team der FDP

Bremen und den JuLis Bremen zu verdanken.

In dieser Rubrik fühlen wir den Abgeordneten auf den Zahn, die uns auf Landes- oder Europa-

ebene vertreten. In diesem Heft haben wir beim Landtagsabgeordneten und innenpolitischen

Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Marc Lürbke, nachgehakt.

____________________________________________________________________________

Die Vorratsdatenspeicherung ist seit den Anschlägen in Frankreich mal wieder in aller Munde.

Wie überrascht warst du, dass dieses Thema in Deutschland nun abermals diskutiert wird?

ML: Nach den Anschlägen von Paris kamen für mich wenig überraschend wieder reflexartig Rufe

nach einem Mehr an Überwachung und der Vorratsdatenspeicherung auf. Und das obwohl in

Frankreich die Anschläge nicht verhindert werden konnten, trotz dort vorhandener entsprechender

Speicherung. Einem terroristischen Angriff auf die Freiheit darf man aber nicht mit einem staatli-

chen Angriff auf die Freiheit begegnen. Ich finde hier wird wieder deutlich, dass die FDP im Bun-

destag fehlt. Auch im Landtag zeigt sich ein dramatisches Bild beim Umgang mit Bürgerrechten.

Dass die SPD derart umfällt und auch die Grünen sich nicht klar gegen die Vorratsdatenspeiche-

rung aussprechen zeigt umso klarer, dass die FDP die einzige Partei der Bürgerrechte ist.

Heiko Maas begründet seine Meinungsänderung bezüglich der Vorratsdatenspeicherung mit

seinem Vorschlag, die Daten nur 10 Wochen lang zu speichern...

ML: Aber das ändert absolut nichts. Bei der VDS geht es um Grundsätzliches. Darf ich Jemanden,

gegen den bis dato nichts vorliegt, gegen den kein Verdacht wegen Gefährdung oder Straftaten

besteht, völlig anlasslos auf Vorrat umfassend staatlich technisch überwachen? Von wo, mit wem,

wann, wie lange, wie oft? Unser Gesetz sagt zu Recht Nein, die Regelungen zu einer solchen an-

lasslosen Speicherung sind ein erheblicher Eingriff in die Grundrechte. Willkürliche Zeitbegrenzun-

gen sind für mich nur Nebelkerzen, die von diesem massiven Grundrechtseingriff ablenken sollen.

Außerdem kann im Endeffekt niemand garantieren, in wessen Hände die gespeicherten Daten

tatsächlich gelangen. Hacker brauchen keinen Gerichtsbeschluss!

Einige Verfechter der Vorratsdatenspeicherung argumentieren, dass viele Bürger online über

Facebook und andere soziale Netze so viele Daten preisgeben, dass die Vorratsdatenspeiche-

rung keinen Unterschied machen würde, kann man das vergleichen?

ML: Ich sehe eine sehr hohe Sensibilität der Bürger beim Umgang mit den eigenen Daten. Aber

selbst wenn dies nicht der Fall wäre, würde sich nichts an der grundsätzlichen Auffassung hinter

der Vorratsdatenspeicherung ändern. Unsere Haltung muss klar sein: Wir vertrauen den Bürgern

und wollen nicht anlasslos jeden kontrollieren. Übrigens wäre das auch gar nicht möglich. In NRW

gibt es gerade einen massiven Stellenabbau bei den Sicherheitsbehörden, die sowieso schon an

ihre Belastungsgrenze stoßen. Eine anlassbezogene technische Überwachung beispielsweise ist

heute bereits erlaubt, selbst dafür sind aber kaum genügend Stellen vorhanden.

Du wurdest gerade zum innenpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion gewählt. Welches Thema,

abgesehen von der Vorratsdatenspeicherung, willst du in nächster Zeit besonders in den Fokus

rücken?

... BEI MARC LÜRBKE

ML: Es gilt dringend die Weichen für ein siche-

res Nordrhein-Westfalen zu stellen. Dafür brau-

chen wir eine handlungsfähige Polizei. Denn

aufgrund wachsender Aufgaben wie z.B. beim

Kampf gegen die Einbruchskriminalität oder

zunehmenden Extremismus ist unsere Polizei

bereits heute personell am Limit. Der von Rot-

Grün eingeleitete Abbau jeder zehnten Polizei-

stelle wird zudem die Kreispolizeibehörden im

Land personell spürbar ausdünnen. Das halte

ich für falsch. Ich bin entschieden gegen einen

Rückzug der Polizei aus der Fläche. Um die Si-

cherheit in NRW auch künftig gewährleisten

zu können, müssen daher die Anwärterstellen

unverzüglich auf mindestens 1.800 gesteigert

werden. Wir brauchen eine Sicherheitspolitik,

die unsere Bürger in Ruhe lässt aber eben nicht

im Stich.

Danke für das Gespräch!

julimagazin 1/15 - „Personalien & Notizen“ I „Nachgehakt”

Viele JuLis machten sich im letzten Jahr auf

den Weg nach Hamburg, um dort Katja Su-

ding zu untersützen. Constantin Borges be-

richtet von den Erfahrungen, die er dabei

gemacht hat.

___________________________________

Von Constantin Borges

Die Umfragen zur Wahl lassen nichts Gutes er-

ahnen: 2,4 Prozent.. die Wahl scheint verloren!

Zwei Wochen später ist jedoch bereits ein posi-

tiver Aufwärtstrend zu spüren: Laut den Umfra-

gen können die Freien Demokraten vier Prozent

erreichen, die neue FDP scheint angekommen

zu sein. Vom Ehrgeiz gepackt entscheide ich

mich, für das Wahlwochenende in die Hanse-

stadt zu fahren und gemeinsam mit weiteren

JuLis den Wahlkampf vor Ort zu unterstützen.

Eine Übernachtung muss ich dank der JuLi-Bet-

tenbörse nicht buchen, lediglich genehmigter

Urlaub und ein Zugticket sind nötig.

Erschöpft von der weiten Anreise kommen wir

in Hamburg an und stehen vor einem Problem:

Wie sollen wir die Flyer verteilen, wenn wir

noch unser Gepäck bei uns haben? Marianne,

die Gastgeberin meiner Mitfahrerin, erklärt

sich bereit auch die anderen Koffer vorerst

bei sich aufzunehmen. Jedoch wohnt sie in

einem ca. zwei Stunden entfernten Vorort der

Hansestadt, weswegen sich unsere Ankunft

in der Landesgeschäftsstelle der Freien Demo-

kraten noch ein wenig verzögert. Dort endlich

angekommen erhalten wir FDP-Taschen, voll

bestückt mit Flyern, die wir daraufhin in der In-

nenstadt an Touristen und Bewohner verteilen.

Am Abend gehen wir, durchgefroren zur Wahl-

kampfendveranstaltung mit Katja Suding,

Christian Lindner und Wolfgang Kubicki, hal-

ten die berühmten „Katja“-Schilder hoch und

lauschen gespannt, was die drei zu sagen

haben. Anschließend geht es, die gemeinsa-

me Hymne singend, mit weiteren JuLis in das

Schanzenviertel, wo wir die Blicke der linken

Bewohnerszene auf uns ziehen. Sie scheinen

sich jedoch über unser unkonventionelles Auf-

treten zu amüsieren und sich zu fragen: „Das ist

also die neue FDP ?“. Nachdem die Flyeraktion

kurz vor Mitternacht beendet wurde, setzen wir

uns noch in eine Kneipe.

Am nächsten Morgen geht es wieder früh los,

entsprechend wird es leider nichts mit dem

Ausgleichen des Schlafmangels. Ich bin im

Stadtteil Bergedorf eingeteilt und pünktlich

mit den anderen JuLis beim FDP-Stand, um

zu helfen. Während bei den anderen Parteien

schon mehr als 15 Leute stehen, lässt die FDP

auf sich warten. Voller Tatendrang beginnen

wir trotzdem, die Flyer vom Vortag zu verteilen

und nach und nach kommen auch die FDP-

Mitglieder aus Bergedorf dazu und bauen den

Stand auf. Gegen die Kälte helfen nicht nur Ski-

jacke und dicker Pullover, sondern auch der von

der FDP ausgeschenkte Glühwein, mit dessen

Hilfe sich das Flyer verteilen leichter gestaltet

als gedacht.

Nach der fünften Tasse Glühwein bemerke ich,

wie sich ein vermeintlicher CDU-Wahlkämpfer

nähert, mit unseren Interessenten spricht und

dabei orangefarbene Rosen verteilt. Nachdem

eine Frau mir sagt sie würde uns wählen, wenn

wir auch so tolle Rosen hätten, entnehme ich

dem CDU-Mann kurzerhand die Rose und

schenke diese der glücklichen Mitbürgerin.

Hinterher stellt sich jedoch heraus, dass es

sich bei dem rosenverteilenden Wahlkämpfer

um Dietrich Wersich, den Spitzenkandidat der

CDU, handelte.

Am Samstagabend geht es zur Abschlussaktion

der JuLis auf die Reeperbahn, dort wird viel ge-

feiert, jedoch werden auch weitere Flugblätter

verteilt. Das Feiern hatten wir uns nach zwei

harten Tagen auch verdient.

Der nächste Morgen beginnt spät und sehr

ruhig, ich habe tagsüber Zeit mir die Stadt

ausgiebig anzusehen und gehe am Abend

zur Wahlparty. Alle sind gespannt auf das Er-

gebnis. Die Sorgen sind fast alle ausgeräumt,

niemand stellt sich noch die Frage ob wir über-

haupt in die Bürgerschaft einziehen, sondern

mit wie vielen Prozentpunkten dies geschehen

wird. Mit der Bekanntgabe des Ergebnisses ist

der Jubel nicht mehr aufzuhalten. Wir freuen

uns, tanzen zusammen mit Katja Suding. Lei-

der muss ich die Party frühzeitig verlassen, um

meine Bahn nach Hause zu bekommen. Noch

draußen kann ich die Gesänge hören: „H H

Hamburg gibt die Richtung vor“! Insgesamt

ein toller Abschluss

einer erfolgreichen

Reise.

Constantin Borges

(21) ist Schatz-

meister im Kreis-

verband Wesel. Ihr könnt ihn unter

[email protected] erreichen.

HAMBURG GIBT DIE RICHTUNG VOR!

©al

mog

on/

phot

ocas

e.de

Moritz Körner ist Landesvorsitzender der Jun-

gen Liberalen in NRW. In jeder Ausgabe stellt

er sich den Fragen des julimagazins zum aktu-

ellen Geschehen in der Politik.

Auf dem Landeskongress in Gelsenkirchen

wurdest du zum dritten Mal zum Landesvor-

sitzenden gewählt. Herzlichen Glückwunsch!

Was ist dein größtes Ziel in dieser Amtspe-

riode?

Vielen Dank! In diesem Jahr müssen wir uns

vor allem darauf konzentrieren den Verband

richtig fit zu machen für die Herausforderun-

gen, die vor uns liegen. Bis zur Landtagswahl

2017 haben wir nicht unendlich viel Zeit. Wir

wollen deshalb möglichst jedem Funktionsträ-

ger der JuLis NRW neue Fähigkeiten mit an die

Hand zu geben. Neue Ideen und Inspiration für

die JuLi-Arbeit vor Ort, wollen wir durch den

Austausch mit anderen Funktionsträgern wei-

tertragen und durch Vorträge verbreiten. Ich

möchte, dass wir die JuLis zum bestausgebil-

detsten Jugendverband machen, den NRW zu

bieten hat.

Beim Landesparteitag konnten die JuLis be-

züglich der Legalisierung von Cannabis einen

großen Erfolg verbuchen. Welche Themen

willst du in Zukunft stärker in die FDP ein-

bringen?

Wir müssen vor allem coole Ideen für die Lan-

despolitik entwickeln, die wir in das Landtags-

wahlprogramm der FDP einbringen können.

Die Diskussionen dazu werden in der FDP

sicherlich im nächsten Jahr beginnen. Deswe-

gen wollen wir uns in diesem Jahr intensiv den

Landeshaushalt, die Innen- und Rechtspolitik,

die Umweltpolitik oder auch die Infrastruktur

in NRW vornehmen. Überall braucht es libera-

le Impulse mit denen wir junge Menschen von

den Freien Demokraten über-zeugen wollen.

Wenn Innenminister Jäger nur Blitzermara-

thons veranstaltet, Umweltminister Remmel

die Jäger unter Generalverdacht stellt und sei-

nen Umweltfetischismus auslebt und die Lan-

desregierung weiter Schulden macht, als gäbe

es kein morgen mehr, dann braucht es liberale

Antworten!

Nach dem Jubiläums-Bundeskongress der

Julis Deutschland nähern wir uns nun auch

dem Jubiläums-Landeskongress der JuLis

NRW. Wenn du auf 35 Jahre Julis NRW zu-

rückblickst, was begeistert dich an diesem

Verband am meisten?

Ich finde großartig, dass die JuLis sich als neu-

er Jugendverband gegründet haben. Das ist

einmalig in der deutschen Politik! Die Jungde-

mokraten waren damals weit weg von der Mut-

terpartei gedriftet. Junge FDP Mitglieder sahen

einige Punkte bei der FDP kritisch, wollten aber

die Partei konstruktiv vorantreiben. Dieses kon-

struktiv kritische - grundsätzlich die FDP zu un-

terstützen und auch im Wahlkampf richtig für

die Partei zu kämpfen - gleichzeitig aber auch

Dinge anders zu sehen und immer wieder zu

kritisieren, das macht die JuLis aus! Deswegen

sind die Jungen Liberalen in ihrer Geschichte

auch so erfolgreich gewesen.

Die letzten beiden Landtagswahlen, in Ham-

burg und Bremen, waren ein voller Erfolg.

Was können wir in NRW von diesen Lan-

desverbänden lernen? Was nimmst du vom

Wahlkampf vor Ort mit?

In Hamburg und Bremen hat die ganze Partei

gemeinsam gekämpft. Das ist wichtig, weil die

Wähler das wahrnehmen: Steht da ein Team

oder ist das eine Ansammlung von Einzelkämp-

fern? Außerdem ist die FDP endlich modern

und mutig aufgetreten. Wir setzen kampag-

nentechnisch mittlerweile Maßstäbe. Gleichzei-

tig müssen wir bei aller Freude bedenken, dass

es nur zwei Wahlen in Stadtstaaten waren. Wir

müssen weiter konzentriert arbeiten und dür-

fen jetzt nicht wieder abheben. Aber natürlich

darf man sich nach Wahlerfolgen auch einfach

mal freuen.

Erste Umfragen sehen die FDP nun auch auf

Bundesebene wieder bei sechs Prozent. Wor-

auf sollte die FDP nun besonders achten, um

den Aufwärtstrend beizubehalten?

Die FDP muss sich weiter modernisieren - auch

innerparteilich. Wir müssen deutlich machen,

dass eine andere, eine moderne und erneuerte

Partei sich wieder um Vertrauen bewirbt. Das

muss sich zum Beispiel in der Parteistruktur zei-

gen. Die viel beschworene Mitmachpartei muss

endlich wirklich Realität werden. Gleichzeitig

müssen wir inhaltlich unsere Positionen klar

herausarbeiten. Bei der Europolitik ist der Par-

tei das aus meiner Sicht zuletzt ganz gut gelun-

gen. Wir müssen weiter mit konkreten Themen

bei den Leuten punkten und dürfen auch die

inhaltliche Arbeit vor Ort nicht vernachlässi-

gen. Gerade in der Kommunalpolitik wird die

FDP stark wahrgenommen. Das müssen wir

weiterhin nutzen!

FÜNF FRAGEN AN MORITZ KÖRNER

julimagazin 1/15 - „So war’s“ I „5 Fragen an…“

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