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Kaieidoscape String Quartet Curiosity Tr aumton Record s 4624 Spätestens se it Turtl e lsland String und Krono s sind Streichquartette nicht mehr nur als ge legent li che Begleiter von Jaz- zensemb les akt iv, sondern bringen mit e igenen Auftritten und Tonträgern se lbst eigene Impulse in das Genre ein. Innovation statt Reproduktion ist auch das Motto des Schweizer Quartetts, das nach " Magenta" jetzt seine zweite CD vo rl egt. Ohne die Tradition der Streich- quartette zu negieren, transponiert das Kaieidos cape String Quartel das klass i- sc he Format in eine neue Dimension und fas ziniert mit stimmungsvo ll en Eigenkompos itionen, die all zu e nge Genregrenzen sprengen . ln Titeln wie "Sommer" und "Winter" wird die all - ge genwärtige und von Streichern wo hl auch erwartete Virtuos ität nicht zum Selbstzwe ck , s ondern bleibt immer Mit- te l z um Zwec k. Courage, Engagement und Spi elfreude domini ere n, Perfekti o- ni s mu s ist nicht das Ziel. Bei Li ve-Auf- tritten s pielen sie ohne Noten, und di ese ungezwungene, offene Atmo- s ph äre ist auch auf den neun Titeln die- ser CD zu s püren . Al les ist möglich, all es ist erlaubt, L eicht igkeit und Detail- sc rfe wech seln mit Dichte und Tran s- pare nz. Violinist Sirnon H eggendorn s ind auch Groove und rhyt hmi scher Drive wichtig. Immer bleibt auch Raum für Solo-Improvi s ation en. Das Quartett steht exempl ari s ch für den Trend, andere Ge nres in den J azz einz ubez ie- hen, di e Sti l ist ik um neue Nuancen zu erwe itern und Grenzbereiche zwischen J azz und Kla ss ik auszul oten. Rainer B ra tfi sch Martin Kälberer Suono GLM FM 208-2 Es gibt sie noch, die furcht- und kom- promis slo s en Klangforscher und Sound- tüftler, di e im heimischen S tudio neue Klänge produzieren, die nicht die Musikwe it revolutionieren wo llen, aber r die Stunden danach, für die Pausen zwis chen den R evolutionen gebra ucht we rden . Martin lberer liefert den Soundtrack für eine neue Form des pro- duktiven oder zumi ndest produktivi- täts fördernden Chi II ens. Seine neue CD "Suono", wa s im I ta li en isc hen so viel wi e "K lang" bzw. " ich sp iele" heißt, ve rzichtet auf hochtrabende Konzepte und übe rzeugt durch souveräne Spon- taneität und vom ers ten bis zum letzten Ton anhaltende ansteckende Spiel- fr e ude. Mit der Neuentdecku ng und Neuinte rp retation des Spieleri schen in der Mus ik s etzt er einen Akzent, der N ac hahmer und Weiterentwickler f in- den sollte anges ichts der bisweilen überbordenden e chten oder bemühten Be deutungsschwere ma nch er Musik. Da s Doppelalbum besteht aus den CDs "vie lklang" und "einklang". Der Multi- instrumenta li st Kälbererunternimmt auf ersterer nach eigener Aussage e in e " multiin s trum e ntale Reise durch di e Klangd imensionen von Meta ll" -a ll er- din gs ni cht mit dem V an auf staubigen Pi sten, sond ern in einem klimatisierten Luxusbus auf dem Highway. Die Klänge der Auße nwel t dringen zu ihm gefiltert, geläutert, ergeben jedoch ein Bild, gesehen durch die getön ten Scheiben des Skyliners. lberer spielt Hang, Akkordeon und diverse exotische Instr umente, die immer wieder überr a- sche nde Klangkombinationen bringen. D as Motto der zwe iten CD ist "Reduk - t ion als Be freiung. Der Moment als Insp iration. S pontanes geschehen las- sen. Innerer Widerhall der Weit nach aen getragen. Unverstellt." Kälberer spielt solo wunderbar Piano. Joni Mit- chel ls "Both s ides now"- einzige Cover-Vers ion des Albums - si ngt Li sa Wahlandt: e in er der absoluten Höh e- punkte dies er beiden CD s, emotional, intim, sehr filigran, unvergesslich. Rainer Bratfisch Nigel Kennedy The New Four Seasons Sony Classical Braucht es noch e ine Einspielung der Vivaldis "Vier Jahreszeiten"? Späte- stens seit dem H ype um das meistver- kaufte Klassik Album aller Zeiten, in dem sich Nigel Kennedy als aufmerk- samke itst rächtiger Punk -Geiger des auch 1 989 schon reichlich a bgenudel- ten Klass ik -Stand ards annahm, damals in der Inte rpr etation übrigens eher kon- servat iv, so llte diese Frage bea ntwo rtet se in. Und jetzt "new" Seasons, wie- de rum von Kennedy, diesem zweifellos ausgez eichneten Violinvirtuosen, der die Kla s sik-Pfade inzwischen immer wieder verlassen hat zugunsten von jazzigen, we ltmusika lischen, rockig en Au s flügen und Nebenzielen? Tatsäc h- li ch: I rge ndwie gelingt es dem in Kra- kau ansässigen Engländer, die Jahres- zeiten in künstle ri sc her Freiheit zu e rn euern , nicht zul etzt durch die Ergän - zu ng seines "Orchestra of Life" mit Drumcompute r, H ammondorgel, J azz- trompe te, E-Violin e, S timmen und di e Erwe iterung der zwölf Sätze durch e igene "Transilories" sowie Gedicht- vertonungen. D as ist aufs erste Hören gewöh nungsbedürft ig, wirk t zuweilen auch mühs am, entfaltet jedoch mehr und mehr Reiz, der dem Album einen legitimen Platz im CD-Regal zuweist; neben der einen oder anderen rein klassische n Interpretation, versteht sich. T obias Böcker Revive Music Presents Supreme Sonacy Vol. 1 Blue Note 00602537960897 "Check it Out! Genießen Sie di e Groo- ves, die Vibes, die Show! ", fordert Moderator Brian "R aydar" Elli s das Publikum zu Beginn der Revive-Music- S how "Supreme Sonacy" auf. Meghan Stabile betreibt ihre Mission seit mittler- we il e ze hn Jahren, das gleichnamige Albumprojekt markiert den Beginn e iner Kooperation des Blu e- Note-Label s mit der N ew Yorker Live- Musik-Age ntur Revive Music, die zah lreiche junge Musiker der äußerst ag ilen Jazz- und Black-Music-Szene der Stadt unter Ver- trag hat. Auf der ersten Kompilation der neuen CD-Reihe zit ieren oder reinter- pretieren die Musiker in wechse lnden Hat die Klassik-Pfade immer wieder verlassen zugunsten von jazzigen, weltmusikalischen, rockigen Ausflügen: Nigel Kennedy Foto: Manfred Rinderspacher Ko nstell ationen neben ihren eigenen Ko mpos itionen J azzklass iker wie Wayne Shorters "Pinoccio " und Lee Morgans "The procrast inator " und die John- Coltrane-H ommage " Trane thang", integrieren jedoch auch nahtlos rel ativ jazzfremdes Material wie den Janet- J ackso n-Hit "Let' s wa it awhil e", neu arrangiert für Christie Dashiell von Mar- cus Strickland, und "Watergames", das bei Maurice Ravel noch "Jeux d'eau" heißt, in ihre musikalischen Ambitio - nen . Nadia Washington singt mit großer Stimme in der dreiteiligen Suite "Cel e- bration of life suite", Brandee You nger spielt auf der H arfe solo "Dorothy Jeanne ", gewidmet der B ebop-H arfeni - st in Dorothy As hby. "A Wally's good night" ist dem ältesten Jazz-Club der USA gewidmet. "Mell ow, chi lli g, gren - zen los", verspric ht der PR-Text. Und Meghan Stabile ist überzeugt "Grund- lage von all em, was wi r tun , ist, ei ne Iive-Erfahrung zu schaffen, die nichts jema ls erset zen kann." Jazz ist primär Ii ve-Musik, das beweist diese Kompila - tion einmal mehr. Rainer Bratfi s ch Andre Krengel Head, Heart & Hands DMG Records 54.218148.2 Er lässt sich sti li stisch in keine Schub- lade pressen. Andre Krengel, der auch internationa l er folgreiche Musiker au s Düsseldorf gilt als "Wanderer zwischen den K ul turen". Er ist in vielen Ionkün st- ler isc hen Weiten unterwegs, ohne ein Generalist zu sein. Virtuos an den Sai- ten sowie ein H ändchen für Dynamik und ein Gefühl für sanfte Töne, gibt er den Gitarr enhexer und -zau berer. Seine facettenreich e Instrumentalmus ik int e- gr iert Stimmungen aus Latino, Swing, Manouche, Pop, Jazz und Flamenco, Blues und Klassik zu einer Mischung, die er mit P ass ion und Emotion kre- denzt- mit seiner Gruppe Acoustic Embassy, im e in ze ln en Könner ihres F aches, sowie mit Gästen, angefangen mit R afael Cortes, dem Spanier aus dem Ruhrgebiet einer der besten Fla- menco-Spieler im Land und offen für jaz zige wie andere Einflüsse, bis zur äth iopis chen Sängerin Tsega Te bege, die ebenso glamouräsen Pop beherrscht wie hingehauchten Sou l. Auf Kreng els 15-Stücke-starkem Albu m sind bemerkenswerte Ei genwerke wie Cov er vo n Rock - und Jazzstars von Sting bis Oscar Peterson, aber auch T echno - Tr ance von Robert Miles (das formi- dable "Children" hlt zum Besten auf der Platte) versamme lt - alles sehr abwechs lungsreich wie pfiffi g inte rpre- tiert. Di e Tit el versprühen mal Melan- chol ie mitTrostfaktor (.. The waltz"), mal sind sie witzig und rasend schnell mit bluesigen Breaks untermalt (..l 'm runn ing late aga in "), und dann regi e- ren leicht schräge Töne, die sich ins lok- ker bunte Tr e iben auf dem "Nigerian marketplace" auflöse n. Und Krengels higke it, zw isc hendu rc h atembera u- bend die Fing er über die Saiten laufen zu lasse n, dienen keinem Selbstdarstel - lun gszweck. Er ist ein T eamplayer, wa s er nicht zu letzt im Zusa mmenspiel mit Lulo Re inhardt, dem großen Gitarren ar- ti sten au s dem Rhein la nd, schon mehr- mals gezeigt hat. Michael Schaust 10115 Jazz P od ium 69

Kaieidoscape String Quartet - ksq.ch · Kaieidoscape String Quartet Curiosity Traumton Records 4624 ... Jazz und Klassik auszuloten. Rainer Bratfisch Martin Kälberer Suono GLM FM

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Page 1: Kaieidoscape String Quartet - ksq.ch · Kaieidoscape String Quartet Curiosity Traumton Records 4624 ... Jazz und Klassik auszuloten. Rainer Bratfisch Martin Kälberer Suono GLM FM

Kaieidoscape String Quartet

Curiosity Traumton Records 4624

Spätestens se it Turtle lsland String und Kronos sind Streichquartette nicht mehr nur als gelegentliche Begleiter von Jaz­zensembles aktiv, sondern bringen mit eigenen Auftritten und Tonträgern se lbst eigene Impulse in das Genre ein. Innovation statt Reproduktion ist auch das Motto des Schweizer Quartetts, das nach "Magenta" jetzt seine zweite CD vorlegt. Ohne die Tradition der Streich­quartette zu negieren, transponiert das Kaieidoscape String Quartel das klass i­sche Format in eine neue Dimension und fasziniert mit stimmungsvollen Eigenkompositionen, die all zu enge Genregrenzen sprengen . ln Titeln wie "Sommer" und "Winter" wird die all ­gegenwärtige und von Streichern wohl auch erwartete Virtuos ität nicht zum Selbstzweck, sondern bleibt immer Mit­te l zum Zweck. Courage, Engagement und Spielfreude dominieren, Perfektio­nismus ist nicht das Ziel. Bei Live-Auf­tritten spielen sie ohne Noten, und diese ungezwungene, offene Atmo­sphäre ist auch auf den neun Titeln die­ser CD zu spüren . Al les ist möglich, alles ist erlaubt, Leichtigkeit und Detail­schärfe wechseln mit Dichte und Trans­parenz. Violinist Sirnon Heggendorn sind auch Groove und rhythmischer Drive wichtig. Immer bleibt auch Raum für Solo-Improvisationen. Das Quartett steht exemplari sch für den Trend, andere Genres in den Jazz einzubez ie­hen, die Sti listik um neue Nuancen zu erweitern und Grenzbereiche zwischen Jazz und Klass ik auszuloten.

Rainer Bratfi sch

Martin Kälberer

Suono GLM FM 208-2

Es gibt sie noch, die furcht- und kom­promisslosen Klangforscher und Sound­tüftler, die im heimischen Studio neue Klänge produzieren, die nicht die Musikweit revolutionieren wollen, aber für die Stunden danach, für die Pausen zwischen den Revolutionen gebraucht werden . Martin Kä lberer liefert den Soundtrack für eine neue Form des pro­duktiven oder zumindest produktivi­tätsfördernden Chi IIens. Seine neue CD "Suono", was im Ita lien ischen so viel wie "Klang" bzw. " ich sp iele" heißt, verzichtet auf hochtrabende Konzepte und überzeugt durch souveräne Spon­taneität und vom ersten bis zum letzten Ton anhaltende ansteckende Spiel­freude. Mit der Neuentdeckung und Neuinterpretation des Spielerischen in der Musik setzt er einen Akzent, der Nachahmer und Weiterentwickler fin­den sollte angesichts der bisweilen überbordenden echten oder bemühten Bedeutungsschwere mancher Musik. Das Doppelalbum besteht aus den CDs "vielklang" und "einklang". Der Multi­instrumentalist Kälbererunternimmt auf ersterer nach eigener Aussage eine "multiinstrumentale Reise durch die Klangdimensionen von Metall" -aller­dings nicht mit dem V an auf staubigen Pisten, sondern in einem klimatisierten

Luxusbus auf dem Highway. Die Klänge der Außenwelt dringen zu ihm gefiltert, geläutert, ergeben jedoch ein Bild, gesehen durch die getönten Scheiben des Skyliners. Kä lberer spielt Hang, Akkordeon und diverse exotische Instrumente, die immer wieder überra­schende Klangkombinationen bringen. Das Motto der zweiten CD ist "Reduk­t ion als Befreiung. Der Moment als Inspiration. Spontanes geschehen las­sen. Innerer Widerhall der Weit nach außen getragen. Unverstellt." Kälberer spielt solo wunderbar Piano. Joni Mit­chel ls "Both sides now"- einzige Cover-Vers ion des Albums - singt Lisa Wahlandt: einer der absoluten Höhe­punkte dieser beiden CDs, emotional, intim, sehr filigran, unvergesslich.

Rainer Bratfisch

Nigel Kennedy

The New Four Seasons Sony Classical

Braucht es noch eine Einspielung der Vivaldis "Vier Jahreszeiten"? Späte­stens seit dem Hype um das meistver­kaufte Klassik Album aller Zeiten, in dem sich Nigel Kennedy als aufmerk­samkeitsträchtiger Punk-Geiger des auch 1989 schon reichlich abgenudel­ten Klassik-Standards annahm, damals in der Interpretation übrigens eher kon­servativ, so llte diese Frage beantwortet se in. Und jetzt "new" Seasons, wie­derum von Kennedy, diesem zweifellos ausgezeichneten Violinvirtuosen, der die Klassik-Pfade inzwischen immer wieder verlassen hat zugunsten von

jazzigen, we ltmusika lischen, rockigen Ausflügen und Nebenzielen? Tatsäch­lich: Irgendwie gelingt es dem in Kra­kau ansässigen Engländer, die Jahres­zeiten in künstlerischer Freiheit zu erneuern, nicht zuletzt durch die Ergän­zu ng seines "Orchestra of Life" mit Drumcomputer, Hammondorgel, Jazz­trompete, E-Violin e, Stimmen und die Erweiterung der zwölf Sätze durch eigene "Transilories" sowie Gedicht­vertonungen. Das ist aufs erste Hören gewöhnungsbedürftig, wirkt zuweilen auch mühsam, entfaltet jedoch mehr und mehr Reiz, der dem Album einen legitimen Platz im CD-Regal zuweist; neben der einen oder anderen rein klassischen Interpretation, versteht sich. Tobias Böcker

Revive Music Presents

Supreme Sonacy Vol. 1 Blue Note 00602537960897

"Check it Out! Genießen Sie die Groo­ves, die Vibes, die Show! ", fordert Moderator Brian "Raydar" Ellis das Publikum zu Beginn der Revive-Music­Show "Supreme Sonacy" auf. Meghan Stabile betreibt ihre Mission seit mittler­we ile zehn Jahren, das gleichnamige Albumprojekt markiert den Beginn einer Kooperation des Blue-Note-Labels mit der New Yorker Live-Musik-Agentur Revive Music, die zah lreiche junge Musiker der äußerst ag ilen Jazz- und Black-Music-Szene der Stadt unter Ver­trag hat. Auf der ersten Kompilation der neuen CD-Reihe zitieren oder reinter­pretieren die Musiker in wechselnden

Hat die Klassik-Pfade immer wieder verlassen zugunsten von jazzigen, weltmusikalischen, rockigen Ausflügen: Nigel Kennedy

Foto: Manfred Rinderspacher

Konstellationen neben ihren eigenen Kompositionen Jazzklassiker wie Wayne Shorters "Pinoccio " und Lee Morgans "The procrastinator" und die John­Coltrane-Hommage "Trane thang", integrieren jedoch auch nahtlos relativ jazzfremdes Material wie den Janet­Jackson-Hit "Let's wait awhile", neu arrangiert für Christie Dashiell von Mar­cus Strickland, und "Watergames", das bei Maurice Ravel noch "Jeux d'eau" heißt, in ihre musikalischen Ambitio­nen. Nadia Washington singt mit großer Stimme in der dreiteiligen Suite "Cele­bration of life suite", Brandee Younger spielt auf der Harfe solo "Dorothy Jeanne", gewidmet der Bebop-Harfeni­stin Dorothy Ashby. "A Wally's good night" ist dem ältesten Jazz-Club der USA gewidmet. "Mellow, chi llig, gren­zen los", verspricht der PR-Text. Und Meghan Stabile ist überzeugt "Grund­lage von allem, was wi r tun, ist, eine Iive-Erfahrung zu schaffen, die nichts jemals ersetzen kann." Jazz ist primär Iive-Musik, das beweist diese Kompila-tion einmal mehr. Rainer Bratfisch

Andre Krengel

Head, Heart & Hands DMG Records 54.218148.2

Er lässt sich sti listisch in keine Schub­lade pressen. Andre Krengel, der auch international erfolgreiche Musiker aus Düsseldorf gilt als "Wanderer zwischen den Kulturen". Er ist in vielen Ionkünst­lerischen Weiten unterwegs, ohne ein Generalist zu sein. Virtuos an den Sai­ten sowie ein Händchen für Dynamik und ein Gefühl für sanfte Töne, gibt er den Gitarrenhexer und -zauberer. Seine facettenreiche Instrumentalmusik inte­griert Stimmungen aus Latino, Swing, Manouche, Pop, Jazz und Flamenco, Blues und Klassik zu einer Mischung, die er mit Pass ion und Emotion kre­denzt- mit seiner Gruppe Acoustic Embassy, im einzelnen Könner ihres Faches, sowie mit Gästen, angefangen mit Rafael Cortes, dem Spanier aus dem Ruhrgebiet einer der besten Fla­menco-Spieler im Land und offen für jazzige wie andere Einflüsse, bis zur äthiopischen Sängerin Tsega Tebege, die ebenso glamouräsen Pop beherrscht wie hingehauchten Sou l. Auf Krengels 15-Stücke-starkem Album sind bemerkenswerte Eigenwerke wie Cover von Rock- und Jazzstars von Sting bis Oscar Peterson, aber auch Techno­Trance von Robert Miles (das formi­dable "Children" zählt zum Besten auf der Platte) versammelt - alles sehr abwechslungsreich wie pfiffi g interpre­tiert. Die Titel versprühen mal Melan­chol ie mitTrostfaktor (.. The waltz"), mal sind sie witzig und rasend schnell mit bluesigen Breaks untermalt (..l 'm runn ing late again "), und dann regie­ren leicht schräge Töne, die sich ins lok­ker bunte Treiben auf dem "Nigerian marketplace" auflösen. Und Krengels Fähigke it, zwischendurch atemberau­bend die Finger über die Saiten laufen zu lassen, dienen keinem Selbstdarstel ­lungszweck. Er ist ein Teamplayer, was er nicht zu letzt im Zusammenspiel mit Lulo Re inhardt, dem großen Gitarrenar­tisten aus dem Rhein land, schon mehr-mals gezeigt hat. Michael Schaust

10115 Jazz Pod ium 69