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F 3.12 1 Jenseits von Sponsoring mit Mehrwert für alle: Kulturpatenschaften Unternehmerisches Know-how für die Kultur Karoline Kühnelt Know-how aus der Wirtschaft der Kultur zur Verfügung zu stellen – das ist das Ziel von Initiativen wie den „Kölner KulturPaten“. Sie vermitteln Patenschaften zwischen Kulturbetrieben und Wirt- schaftsunternehmen. Wie beide Seiten von dem Austausch zwischen diesen vermeintlich „fremden Welten“ profitieren und welche Schlüsselfaktoren in der Zusammenarbeit erfolgskritisch sind, wird anhand von Praxiserfahrungen aus Projekten der „Kölner KulturPaten“ erläutert. Checklisten sollen Praktiker aus Wirtschaft und Kultur bei der Vorbereitung einer Zusammenarbeit unterstützen – ganz gleich, ob im Rahmen von organisierten Patenschaften oder auf eigene Initiative und ohne Unter- stützung durch eine externe Schnittstelle. Gliederung Seite 1. Kulturpatenschaften 2 2. Fallbeispiel „Kölner KulturPaten“ 3 3. Patenschaft – aus Sicht der Beteiligten 5 4. Erfolgsfaktoren von Patenschaften 7 4.1 Grundlagen einer optimalen Kooperation 7 4.2 Konsequentes Projektmanagement 10 4.3 Fachliche und persönliche Kompetenzen 14 4.4 Schlüsselfaktor Kommunikation 14 5. Was der Kulturbetrieb für das Unternehmen leisten kann 15 6. Resümee und Ausblick 17

Karoline Kühnelt: Jenseits von Sponsoring mit Mehrwert für alle: Kulturpatenschaften

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Page 1: Karoline Kühnelt: Jenseits von Sponsoring mit Mehrwert für alle: Kulturpatenschaften

F 3.12

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Jenseits von Sponsoring mit Mehrwert für alle: Kulturpatenschaften

Unternehmerisches Know-how für die Kultur

Karoline Kühnelt

Know-how aus der Wirtschaft der Kultur zur Verfügung zu stellen – das ist das Ziel von Initiativen wie den „Kölner KulturPaten“. Sie vermitteln Patenschaften zwischen Kulturbetrieben und Wirt-schaftsunternehmen. Wie beide Seiten von dem Austausch zwischen diesen vermeintlich „fremden Welten“ profitieren und welche Schlüsselfaktoren in der Zusammenarbeit erfolgskritisch sind, wird anhand von Praxiserfahrungen aus Projekten der „Kölner KulturPaten“ erläutert. Checklisten sollen Praktiker aus Wirtschaft und Kultur bei der Vorbereitung einer Zusammenarbeit unterstützen – ganz gleich, ob im Rahmen von organisierten Patenschaften oder auf eigene Initiative und ohne Unter-stützung durch eine externe Schnittstelle.

Gliederung Seite

1. Kulturpatenschaften 2

2. Fallbeispiel „Kölner KulturPaten“ 3

3. Patenschaft – aus Sicht der Beteiligten 5

4. Erfolgsfaktoren von Patenschaften 7 4.1 Grundlagen einer optimalen Kooperation 7 4.2 Konsequentes Projektmanagement 10 4.3 Fachliche und persönliche Kompetenzen 14 4.4 Schlüsselfaktor Kommunikation 14 5. Was der Kulturbetrieb für das Unternehmen leisten kann 15

6. Resümee und Ausblick 17

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F 3.12 Finanzierung und Förderung

Private Kulturförderung

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1. Kulturpatenschaften

Ein Team von Kommunikationsberatern investiert rund 300 Stunden Arbeit in die Außendarstellung eines Choreographennetzwerks, der Trainingsleiter eines Call-Centers gibt Freien Künstlern Tipps zur Selbstvermarktung, eine Buchhalterin reorganisiert das Abrechnungs-system eines Kindertheaters So unterschiedlich die Patenschaften in-haltlich ausgestaltet sein mögen, das Prinzip ist immer gleich: Exper-ten aus der Wirtschaft stellen ihr Wissen und ihre Arbeitszeit zur Lö-sung eines Problems in einem Kulturbetrieb oder für einzelne Kultur-schaffende zur Verfügung.

Das Thema „Unternehmerisches Engagement“, also die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen, gewinnt nicht nur für global agierende Konzerne an Bedeutung.1 Auch lokale

und regionale Unternehmen erkennen die Notwendigkeit beziehungsweise die positiven Effekte der Förderung ihres sozialen und kul-turellen Umfelds und übernehmen entspre-chend Verantwortung („Corporate Cultural Responsibility“). Unternehmerisches Engage-ment entwickelt sich zu einem ernstzuneh-menden Wettbewerbsfaktor, wenn es darum geht, die besten Mitarbeiter und neue Kunden zu gewinnen. Darüber hinaus belegen Berich-te und Gutachten, dass eine ausgeprägte und prosperierende Kultur- und Kunstszene die Attraktivität eines Wirtschaftsstandorts stei-gert.2

Abseits von Sponsoringaktivitäten kann der Kontakt zur Kultur in vielfältiger Weise gewinnbringend sein. Unternehmen regen ihre Mit-arbeiter zur Auseinandersetzung mit Kunst an, um die Kreativität und Motivation von Mitarbeitern zu stärken oder auch um so das Arbeits-klima zu verbessern.3

Die Wirtschaft ist also gewillt, sich für ihr kulturelles Umfeld zu en-gagieren. Zugleich ist der Bedarf nach Unterstützung seitens der Kul-turbetriebe eindeutig vorhanden. Oftmals fehlen jedoch die strategi-sche Verankerung des Engagements im Unternehmen und ein klares Ziel als Grundlage für eine Zusammenarbeit mit einem Kulturbetrieb. Des Weiteren stehen in vielen Fällen Kultur und Wirtschaft nach wie vor einander wie zwei „fremde Welten“ gegenüber.

Um die zukünftigen Partner aus Kultur und Wirtschaft miteinander in Kontakt zu bringen und die Zusammenarbeit für beide Seiten erfolg-reich zu gestalten, sind deutschlandweit Initiativen entstanden, die als externe Schnittstelle dienen.

Know-how-Transfer aus der Wirtschaft in die Kultur

Engagement für das kulturelle Umfeld

Kulturpatenschaften

Kulturpatenschaften sind zeitlich begrenzte Kooperationen, in denen Mitarbeiter aus Un-ternehmen oder selbständige Fachkräfte für einen Kulturbetrieb eine Dienstleistung erbrin-gen. Dies geschieht während ihrer Arbeitszeit: Die Kosten dafür tragen die Unternehmen, nicht die betreute Kultureinrichtung.

Wenig aktive Kooperationen trotz zunehmender Offenheit

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Finanzierung und Förderung F 3.12

Private Kulturförderung

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2. Fallbeispiel „Kölner KulturPaten“

Die Notwendigkeit einer organisierten Schnittstelle hatten das Kul-turdezernat der Stadt Köln und die Industrie- und Handelskammer zu Köln erkannt. Gemeinsam mit der „Kölner Freiwilligen Agentur“ riefen sie im Jahr 2002 die „Kölner KulturPaten“ ins Leben. Ziel der Initiative ist eine langfristige Unterstützung der Kölner Kulturland-schaft – verbunden mit der Vision, Wirtschaft und Kultur in Köln miteinander zu verknüpfen und den Wirtschaftsstandort zu stärken.4 Diese Initiative nimmt deutschlandweit eine Vorreiterrolle bei der Vermittlung von Fachleuten aus der Wirtschaft in kulturelle Einrich-tungen ein. Rund 50 Patenschaften werden jährlich von zwei Mitar-beitern vermittelt und betreut. Mit dieser Anzahl an vermittelten Projekten und in ihrer Organisationsstruktur ist die Kölner Initiative nicht nur die deutschlandweit größte, sondern diente und dient auch als Vorbild für Patenschaftsprojekte in Hamburg, Göppingen und Leipzig.5

Rund zwei Drittel der Patenschaften werden von Selbstständigen übernommen. Lediglich jedes zehnte Unternehmen ist nach Einschät-zung der Initiative ein Großunternehmen, jeder fünfte Pate stammt aus einer inhabergeführten Firma.

Ein Drittel aller Patenschaften entfällt auf Bildende Künstler, Kunst-vereine und Projekte im Bereich der Bildenden Kunst (siehe Abb. F 3.12-1). An zweiter Stelle stehen Betriebe der Darstellenden Kunst. Soziokulturelle Zentren und Künstlervereinigungen (Kategorie „Sons-tiges“) stehen auf Platz drei des „Patenschaftsrankings“. In etwa gleich stark vertreten sind die Sparten Musik und Literatur sowie Film/Medien. Spartenübergreifende Kunstprojekte und Projekte mit Kindern und Jugendlichen wurden bei dieser Auszählung der jeweili-gen Kunstsparte zugeordnet.

Pioniere in Köln

Schwerpunkte: Bildende und

Darstellende Kunst

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F 3.12 Finanzierung und Förderung

Private Kulturförderung

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Abb. F 3.12-1 Verteilung der Patenschaften auf die Kultursparten

Der Einsatz von Kulturpaten kann, bezogen auf das Know-how, das die Fachleute aus der Wirtschaft in den Kulturbetrieb einbringen, in fünf Hauptfelder eingeteilt werden (siehe Abb. F 3.12-2): An erster Stelle stehen Marketing und Public Relations, am zweithäufigsten werden Mitarbeiter im Bereich Grafik und Internet eingesetzt. 16 Pro-zent der Kulturpaten bringen ihr Wissen in der Organisationsentwick-lung ein. Etwa jedes zehnte Wirtschaftunternehmen unterstützt Kultur-schaffende mit ihrem Fachwissen über Recht und Steuern. Patenschaf-ten für Büro/Buchhaltung waren mit sieben Prozent am geringsten vertreten. Andere Formen des Engagements, wie handwerkliche Ar-beiten, zählen zur Kategorie „Sonstiges“, die einen Anteil von 16 Pro-zent an allen Projekten ausmacht.

Abb. F 3.12-2 Tätigkeitsfelder der Paten

Patenschaften überwie-gend für Marketing/ PR und Grafikdesign/ Internet