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68 CHILLI OKTOBER 2011 KINO KIRSTEN DUNST Foto: © ddp

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68 CHILLI OKTOBER 2011

KINO KIRSTEN DUNST

Foto

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Sie ist erst einunddreißig Jahre altund wirkte schon in fast fünfzigFilmen mit. Sie hatte bis zu den

diesjährigen Filmfestspielen in Cannesbei vielen Kinogängern den Ruf einesTeenie-Stars mit Püppchengesicht, ob-wohl sie oft auch in schwierigen Rollenglänzte. Durch den Gewinn der SilbernenPalme als Beste Darstellerin in Lars vonTriers „Melancholia“ hat sich KirstenDunst nun endgültig in der obersten Li-ga der Filmstars etabliert.

„Sie ist eine umwerfend gute Schauspie-lerin, sehr viel facettenreicher und nuan-cierter als ich anfangs dachte“, lobt Larsvon Trier seine Hauptdarstellerin. Dabeiwurde Kirsten Dunst erst nach der Absa-ge von Penelope Cruz für „Melancholia“engagiert, der sich nun als weiterer Mei-lenstein ihrer Karriere erweisen sollte.Mit dem zweiten Film nach ihrer Zwangs-pause wegen Depressionen kann dieAmerikanerin ihre Leinwandqualitätenendlich wieder so unter Beweis stellenwie in früheren Werken ihrer mehr alszwanzigjährigen Laufbahn. Die Tochtereines Deutschen und einer Schwedin, dieseit einigen Wochen auch die deutscheStaatsbürgerschaft besitzt, wurde schonim Kindergartenalter vor die Kamerasvon Werbefilmern gestellt und drehterund 70 Spots, bevor sie von Woody Al-len entdeckt wurde. In seiner Episodeder „New Yorker Geschichten“ feiertedie siebenjährige Kirsten ihr Filmdebüt,

mit elf Jahren küsste sie Brad Pitt in „In-terview mit einem Vampir“ und kurz da-rauf gab es großes Kritikerlob für ihreRolle in „Betty und ihre Schwestern“ ander Seite von Winona Ryder. Einen richtigen Schub brachte der sym-pathischen Schauspielerin die Jahrtau-sendwende, als sie in Sophie CoppolasRegiedebüt „The Virgin Suicides“ ge-nauso wie in der Cheerleader-Story„Girls United“ überzeugen konnte undnebenbei noch die Notre Dame HighSchool in Los Angeles abschloss. Haupt-rolle reihte sich an Hauptrolle, doch aus-gerechnet mit dem Film, in dem sie imSchatten eines Superhelden steht, er-langte Kirsten Dunst weltweite Bekannt-heit. In ihrer Rolle als Mary-Jane Watsonlag ihr nicht nur Spiderman, sondernauch ein Millionenpublikum zu Füßen. Die fleißige Schauspielerin, die in Zu-kunft auch verstärkt Regie führen möch-te, ruht sich aber nicht auf den Lorbee-ren von Cannes aus, sie hat schon vieleweitere Produktionen am Laufen. Wirwerden sie beispielsweise im nächstenJahr in der Verfilmung des Kultromans„On the Road“ an der Seite von Sam Ri-ley sehen oder mit Jim Sturgess in demLiebesfilm „Upside Down“. Aber hierund heute kann die Devise für diejenigenihrer Fans, die „Melancholia“ noch nichtgesehen haben, nur lauten: Geht rein,schaut und staunt, was eure Kirsten allesdrauf hat!

Georg Giesebrecht

DIE UNAUFHALTSAMEKirsten Dunst klettert weiter auf der Karriereleiter

Dass ein riesiger Planet namens Melan-cholia unaufhaltsam auf die Erde zu-steuert, ahnen die Hochzeitsgäste vonJustine und Michael noch nicht, aberdas prachtvolle Fest auf dem herr-schaftlichen Landsitz der Brautschwes-ter und ihres Ehemannes steht den-noch unter keinem guten Stern.

KINO KIRSTEN DUNST

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Dänemark 2011, Regie: Lars von TrierMit: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg,Kiefer Sutherland, Charlotte RamplingVerleih: Concorde, läuft seit: 6.10.

MELANCHOLIA

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CIRKUS COLUMBIA WINTERTOCHTER

Bosnien-Herzegowina/F/GB/D 2010Regie: Danis TanovicMit: Miki Manojlovic, Boris Ler,Mira Furlan, Jelena StupljaninVerleih: MovienetStart: 20.10.

Deutschland/Polen 2011 Regie: Johannes SchmidMit: Nina Monka, Ursula Werner,Leon Seidel, Dominik NowakVerleih: ZorroStart: 20.10.

BRÖCKELNDES GLÜCKDivko kehrt heim. Nach zwanzig Jah-ren im deutschen Exil kommt er amVorabend des Jugoslawien-Krieges insein bosnisches Heimatdorf zurück.Mit seiner jungen, hübschen Freundinführt er sich dort auf wie ein Provinz-fürst und schmeißt als erstes seineNoch-Ehefrau und den gemeinsamenSohn aus dem Haus, in dem die bei-den seit seinem Verschwinden lebten.Doch als eines Tages sein geliebterKater und Glücksbringer Bonny ver-schwindet und sich die Freundin lang-sam fragt, was sie in dem gottverlas-senen Kaff eigentlich soll, da beginntdie Fassade des Machos zu bröckeln.Divko kapiert langsam, dass man mitGeld nicht alles kaufen kann. DieseEinsicht kommt spät, denn der Kriegnähert sich dem Dorf und es wird Zeitfür eine neuerliche Flucht.Der bosnische Regisseur bringt unsdie damaligen Befindlichkeiten seinerLandsleute mit dieser gelungenenTragikomödie näher als alle westli-chen Kriegsberichte. Große Klasse:der an Walter Matthau erinnerndeMiki Manojlovis als Divko.

gegi

AUFREGENDE REISEAusgerechnet an Heiligabend erfährtdie zwölfjährige Kattaka, dass ihr Pa-pa gar nicht der richtige Vater ist. Derist nämlich ein russischer Matrose undweiß nichts von einer Tochter, was diewiederum schleunigst ändern will. Zu-sammen mit der älteren Nachbarin Le-ne (tolle Rolle für Ursula Werner) undihrem Kumpel Knäcke, der sich alsblinder Passagier mit in den betagtenKleinbus schlich, bricht sie von Berlinaus Richtung Polen auf, um den unbe-kannten Vater noch auf dessen Schiffin Stettin zu erwischen, bevor er wie-der nach Wladiwostok entschwindet.Was Kattaka nicht weiß: Auch für Le-ne ist diese Fahrt in den Osten einesehr persönliche Reise, vor der sie sichseit ihrer Flucht während des ZweitenWeltkrieges immer gefürchtet hat.Da hat Johannes Schmid nach seinemstarken Debüt „Blöde Mütze“ nochmal richtig einen draufgepackt undeinen intelligenten, melancholischenund doch humorvollen Familienfilmüber Identitätssuche und generati-onsübergreifende Freundschaft ge-schaffen.

gegi

Foto: © ZorroFoto: © MovienetRÜCKBLICK DREIVIERTELMOND

Deutschland 2011Regie: Christian ZübertMit: Elmar Wepper, Mercan Türkoglu,Ivan Anderson, Özay FechtVerleih: Majesticläuft seit: 13.10.

KINO FILMTIPPS

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Foto: © Majestic

TRAUMDUO AM WERKGar nicht so einfach, aus einer starken Film-startwoche den persönlichen Favoriten he-rauszufiltern. Aber gegen Elmar Wepper undseine kongeniale kleine Partnerin, die sechs-jährige Berlinerin Mercan Türkoglu, hatteweder Juliette Binoche eine Chance, die mit„Die Liebesfälscher“ ins Kino kommt – dawird mir zu viel gequasselt – noch PaddyConsidines Regiedebüt „Tyrannosaur“, eineglänzend gespielte, aber schwer verdaulicheMilieustudie.Dreiviertelmond also. Da spielt der Weppereinen grantelnden Taxifahrer in Nürnberg,dem nach dreißig Ehejahren die Frau weg-läuft und der nun sein Leben ganz allein inden Griff kriegen muss. Dabei ist es wenighilfreich, dass da plötzlich ein Taxigast nichtmehr aussteigen will, noch dazu, wenn essich um ein kleines Mädchen handelt, das of-fensichtlich kein Deutsch spricht. Wie sichder alte Nörgler einen Ruck nach dem ande-ren gibt, um der Kleinen in ihrer schwierigenLage zu helfen, wie er dabei sich auch selbstnäher kommt wie wohl schon lange nichtmehr in seinem eigenbrötlerischen Leben,das ist sehr berührend, und mit Humor undFeingefühl inszeniert. Tolles Debüt von Mer-can Türkoglu!

gegi

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BLACK BROWN WHITE

Deutschland 2011 Regie: Erwin WagenhoferMit: Fritz Karl, Clare-Hope Ashitey,Wotan Wilke Möhring, Karl MarcovicsVerleih: NFPStart: 3.11.

ÜBER GRENZEN HINWEGTrucker Don Pedro ist ein Schmuggler.Seine Ware besteht aus Knoblauch undMenschen. Die Knollen fährt er aus derUkraine nach Marokko, wo er Flüchtlin-ge in einen Hohlraum des Sattelzugespfercht, bevor das – plötzlich aus Spa-nien stammende – Gemüse wieder auf-geladen wird. Das riskante aber renta-ble Geschäft geht so lange gut, bis sichauf einer Tour eine junge Frau mit ih-rem kleinen Sohn weigert, in das Ver-steck zu kriechen und stattdessen imFührerhaus Platz nimmt. Sie will nachGenf und dort den Vater des Kindes mitseiner Verantwortung konfrontieren.Don Pedro, der abgehalfterte österrei-chische Lakoniker, entwickelt langsamSympathie für seine Mitfahrerin undlässt sich auf eine wilde Irrfahrt über ei-nige auch persönliche Grenzen hinwegein.Bisher kannte man Erwin Wagenhofer(„We feed the world“/„Let’s make mo-ney“) als exzellenten Dokufilmer. Dassein kritischer Geist wie er seine Bot-schaft auch im Spielfilmformat trans-portieren kann, beweist er eindrucksvollmit diesem spannenden Roadmovie.

gegi

THE FUTURE

USA/D 2010Regie: Miranda JulyMit: Hamish Linklater, Miranda July, David Warshofsky, Isabella AcresVerleih: AlamodeStart: 27.10.

PLÖTZLICH OFFLINESophie und Jason sind beide um dieDreißig, leben in einer kleinen Woh-nung in Los Angeles, mögen ihre Be-rufe nicht, würden gerne die Zeit an-halten und sind meistens online, wasder Beziehung auch nicht gerade för-derlich ist. Auf der Suche nach einemgemeinsamen Projekt, das ihnen ausihrer Sackgasse heraushelfen könnte,beschließen sie, ein verletztes Kätz-chen zu adoptieren, das sie in einemMonat aus dem Tierheim abholendürfen. Genug Zeit also, um sich mitder drohenden Verantwortung ausein-anderzusetzen und um Entscheidun-gen für die Zukunft zu treffen. Dochje länger die Katze wartet, desto grö-ßer wird das Chaos im Leben der bei-den Orientierungslosen. Ein so sehenswertes wie verstören-des Generationsporträt ist der Per-formancekünstlerin, Autorin und Re-gisseurin Miranda July da gelungen.Eine kleine, eigentlich unscheinbareGeschichte erzählt, angereichert mitfantastischen und skurrilen Elemen-ten, letztendlich von einem großen,traurigen Scheitern.

gegi

Foto: © NFP

Foto: © Alamode

VOLL VONDER ROLLE

NO TIME FOR SCHENKELKLOPFERZugegeben. Es hätte sich an dieser Stelle an-geboten, die Cinemaxx-Rutsche auf die Schip-pe zu nehmen oder aus Erfahrungsberichtenvon dort Durchgerutschten zu zitieren, aberleider fiel mir vor lauter Gute-Filme-Gucken-Müssen gar nicht viel dazu ein. Die anderenFreiburger Kinobetreiber basteln noch ver-zweifelt an einem konkurrenzfähigen Modell,mit dem sie diese Röhre kontern könnten. Wiewär’s damit: Drahtseil mit Rollen und dannvom Dach des Friedrichsbaus rüber zum Holz-markt mit Straßenbahnquerungsrestrisiko?Oder Wochenmarkteinkaufsgutscheine fürZehnerkartenabonnenten im KoKi? Geh fort,alles nicht ausgereift, und wir haben schließ-lich noch ein paar schöne Nachrichten aus derFilmwelt zu vermelden. Wie beispielsweise die, dass Stephen Frearsam 3. Dezember in Berlin bei der Verleihungdes Europäischen Filmpreises für sein Le-benswerk geehrt werden wird. Was hat eruns nicht immer wieder für cineastische Freu-den bereitet: „Mein wunderbarer Waschsa-lon“, „Grifters“, „High Fidelity“, „DieQueen“... Herzlichen Glückwunsch!Und nun noch ein Hinweis auf einen ganzspannenden Gast aus Südamerika, der baldnach Freiburg kommen wird. Über den Son-nenpriester Naupany Puma, Nachfahre einesalten Inka-Stammes, und seine Pilgerreisehat Anya Schmidt einen wunderbaren, herz-erwärmenden Film gedreht. Beide stellensich am 22. Oktober in der Harmonie nachder Vorführung von „Pachakútec – Zeit desWandels“ den Fragen des Publikums.

Georg Giesebrecht

KINO FILMTIPPS

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Foto: © Summiteer Filmverleih

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