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Kirche im Aufbruch Schlüsseltexte zum Reformprozess kirche im aufbruch Reformprozess der EKD

Kirche im Aufbruch - Leseprobe · Schlüsseltexte zum Reformprozess kirche im aufbruch Reformprozess der EKD Das im Jahr 2006 erschienene Impulspapier der EKD »Kirche der Freiheit

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Kirche im AufbruchSchlüsseltexte zum Reformprozess

kirche im aufbruch Refor mprozess der EKD

Das im Jahr 2006 erschienene Impulspapier der EKD »Kirche der Freiheit. Perspektiven für die Evangelische Kirche im 21. Jahr­hundert« löste innerhalb der evangelischen Kirchen und auch darüber hinaus eine intensive Reformdiskussion aus. Es stärkte die vielfältigen Prozesse, sich mit den Fragen kirchlicher Ent­wicklung offen und zukunftsorientiert auseinanderzusetzen.Der vorliegende Band bietet erstmals zentrale Schlüsseltexte der EKD aus den letzten sechs Jahren in gesammelter Form und dokumentiert so die innere Entwicklung und zwischenzeit­lichen Ergebnisse des Reformprozesses »Kirche im Aufbruch«. Er lädt dazu ein, weiter theologisch an den Fragen zu arbeiten,und eröffnet zugleich Perspektiven im Blick auf das Reforma­tionsjubiläum 2017.

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9 783374 031313

ISBN 978-3-374-03131-3

EUR 25,00 [D]

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Kirche im Aufbruch

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HerausgegebenvomKirchenamtderEKD Band7

k i r c h e i m au f b r u c hRefor mprozess der EKD

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HerausgegebenvomKirchenamtderEKD Band7

Kirche im Aufbruch

Schlüsseltexte zum Reformprozess

Herausgegeben vom Kirchenamt der EKD

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Bibliographische Information der Deutschen NationalbibliothekDieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbibliographie;detailliertebibliographischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.dnb.deabrufbar.

©2012byEvangelischeVerlagsanstaltGmbH·LeipzigPrintedinGermany·H7583DasWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgeschützt.JedeVerwertungaußerhalbderGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohneZustimmungdesVerlagsunzulässigundstrafbar.DasBuchwurdeaufalterungsbeständigemPapiergedruckt.Coverbild:DecalcomanievonReneMagritte,©VGBild-Kunst,Bonn2012Cover:Formenorm,FriederikeArndt,ww.wformenorm.deLayoutentwurf:Kai-MichaelGustmann,LeipzigSatz:MarioMoths,MarlDruckundBinden:DruckhausKöthenGmbH

ISBN978-3-374-03131-3

www.eva-leipzig.de

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Grusswort

Einen Impuls setzen, etwas in Gang bringen, das wollte das Impulspapier„Kirche der Freiheit. Perspektiven für die Evangelische Kirche im 21. Jahr-hundert“ausdemJahre2006.UnddieserAnsatzistaufgegangen:Vielfäl-tigeDiskussionenhatdasImpulspapierausgelöst.DieVerbreitungszahlendes Impulspapiers von über 45 000 Druckexemplaren und über 400 000DownloadsimInternetmachendeutlich,wieintensivdieWirkungwar.DieFragen,dieaufgeworfenwurden,erlebteneineArt„Kairos“,einengünsti-genAugenblick.Dasmagauchdarangelegenhaben,dassdasImpulspapierSchlüsselfragenangesprochenhat,etwadieFragenachderQualitätkirch-licherArbeit,nachdemGelingendeskirchlichenFöderalismusoderderZu-kunftdesPfarramtesundEhrenamtes. DieFragenhabenbisheuteGewicht.VorallemaberwarderTextvonsei-nerGattungungewohntunduntypischfürdashöchsteGremiumderEvan-gelischen Kirche in Deutschland. Denn anders als sonst versuchte dieserTextnichtvonvornherein,verschiedenePositionenzuintegrieren,sondernerwollteundsollte„heißeEisen“aufgreifenundohne„Scheren imKopf“Perspektivenentwickeln.DerTextwargeradenichtmitdenverschiedenenInteressensgruppenabgesprochenundwurdesodurchauszumAnstoßfürvieleundvieles. SechsJahresindseitderVeröffentlichungdesImpulspapiersvergangen.DerRatderEKDhatgemeinsammitdenGliedkirchenausdenImpulsenundAnregungen einen Reformprozess entwickelt und wirbt bis heute darum,dass möglichst viele ihn mitgestalten. Und vieles ist zwischenzeitlich ge-wachsen,derReformprozessist–trotzallerReformmüdigkeit,diesichmitt-lerweileinKircheundGesellschaftbreitgemachthaben–aucheineErfolgs-geschichte.DochwieimmerfolgtaufeinenkräftigenAufbruchdieEtappe,also die Mühen der Ebene, die nicht mehr ganz so sichtbar und strahlendsind.AberkeineSorge:AlsVorsitzendedervonRat,KirchenkonferenzundSynode eingesetzten Steuerungsgruppe kann ich versichern, dass der Re-formprozesslebtunddassdervermeintliche„Reformstress“inunsererKir-cheeherinderunentschlossenenReformhaltungliegtalsaneinemZuvielanReformen.Wirsindmitder„Transformation“derevangelischenKircheins21.Jahrhundertnochnichtdurchundwerdenals„ecclesiasemperrefor-manda“auchniefertigsein;aberderAnfangistgemachtunddasistschonsehrviel.

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Grusswort

Jetztaber istesanderZeit,aufdieAnfängezurückzuschauen.DiehiervorgelegtePublikation„SchlüsseltextezumReformprozess“beinhaltetdiewichtigstenTextedesReformprozessesseit2006undermöglichtsodemin-teressiertenLesenden,sichmitdiesenAnfängenauseinanderzusetzenundeinigezentraleEtappennachzuvollziehen. AllenInteressiertenwünscheicheineanregendeundvielleichtauchauf-regende Lektüre der maßgeblichen Texte zum Reformprozess. Mögen sieunsererKircheeinengutenWegindieZukunfteröffnen.

Katrin Göring-Eckardt Präses der Synode

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Inhalt

Thies GundlachEinleitungSchlüsseltexte des Reformprozesses 2006–2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Impuls.

Rat der EKDImpulspapier „Kirche der Freiheit“PerspektivenfürdieevangelischeKircheim21.Jahrhundert.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Entfaltung..

Thies Gundlach Einführung in das Impulspapier des Rates der EKD „Kirche der Freiheit“ PerspektivenfürdieevangelischeKircheim21.Jahrhundert.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

Thomas Begrich Kann, will und darf Kirche steuern?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

Hermann BarthVergiftete Frucht?ÜberlegungenzumGebrauchneuerSprachformenfürtheologischeInhalteausAnlassderDiskussionüber„KirchederFreiheit“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Thorsten Latzel Über Schlafen und Steuern in kirchenleitender Verantwortung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

Thomas Begrich / Thies GundlachReaktionen und Stellungnahmen zum Impulspapier des Rates der EKD.. . . . 159

Stationen.

Zukunftskongress Wittenberg 2007

Wolfgang HuberEvangelisch im 21. JahrhundertEröffnungsvortrag .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

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Inhalt

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Inhalt

Eberhard JüngelBibelarbeit über 1. Mose 13. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

Wolfgang HuberAbschließendes Votum des Vorsitzenden des Rates der EKD .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198

Axel Noack Predigt über 2. Korinther 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204

Thomas Begrich / Thies Gundlach / Thorsten Latzel Einführung in den Dokumentationsband.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210

Synode Dresden 2007 – „Evangelisch Kirche sein“

Eberhard HauschildtOrganisation der Freiheit – „evangelisch Kirche sein“ verändert sichReferatzumSchwerpunktthema .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

Peter Bukowski Einbringungsrede zum Kundgebungsentwurf „evangelisch Kirche sein“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233

10. Synode der Evangelischen Kirche in DeutschlandKundgebung zum Schwerpunktthema „evangelisch Kirche sein“.. . . . . . . . . . . . . . . 238

Zukunftswerkstatt Kassel 2009

Katrin Göring-EckardtEröffnungsrede der Präses der Synode der EKD .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

Wolfgang Huber Du stellst unsere Füße auf weiten RaumEröffnungsvortrag .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246

Fulbert Steffensky Dein Wort ist unseres Fußes LeuchteÜberdieSchönheitdesProtestantismus .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258

Sätze der Verlässlichkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264

Prozess.

Impulsaufnahme

Katrin Göring-EckardtDie EKD in BewegungStandortbestimmungderevangelischenKircheinZeitendesWandels . . . . . . 268

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InhaltInhalt

Qualität von Gottesdiensten/Predigtkultur

Folkert FendlerEin guter Gottesdienst ist, wenn … PerspektivenfüreineQualitätsentwicklungimGottesdienst .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

Alexander DeegNeue Formen von Predigt und Verkündigung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285

Mission

Hans-Hermann PompeDornröschen und NazarethZuChancenundRisikenregionalermissionarischerKooperation . . . . . . . . . . . . . . . . 292

Leiten und Führen

Peter F. Barrenstein Leitung und Führung in der Kirche OrientierungineinemzentralenHandlungsfeld .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302

Wilfried HärleFühren und Leiten in der evangelischen KircheEinGutachten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307

Kirche in der Fläche

Thies GundlachKirche in der FlächeBeobachtungenundThesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348

Thorsten LatzelDie Vielfalt der kirchlichen Situationen in ländlichen RäumenEinetypologischeLandkartenachderEKD-Studie„WandelnundGestalten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354

Finanzmanagement

Thomas Begrich Kirchliches Finanzmanagement und Entscheidungskulturen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360

Ökumene

Martin Schindehütte„Fresh experiences“ErkenntnisseausökumenischenBegegnungenfürdenReformprozess .. . . . . . 374

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Inhalt

Seelsorge

Erhard BerneburgSeelsorge und MissionEinebensonaheliegendeswieriskantesThema .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379

Petra Bosse-Huber Seelsorge, die „Muttersprache der Kirche“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383

Bildung

Erhard Berneburg / Andreas Schlamm„Erwachsen glauben“MissionarischeBildungsangebotealsKernaufgabederGemeinde“ . . . . . . . . . . . . 389

Erfahrungsaustausch / Neue Medien

Thorsten Latzel „geistreich“ – die Praxisplattform der EKDEinekleineTheologiedesErfahrungsaustausches .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393

Perspektiven.

Thies GundlachUm Gottes Willen ÜberlegungenzumReformationsjubiläum2017 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398

Anhang.

Zeitleiste.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424TagungenundWorkshops.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426Publikationen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427Quellenverzeichnis.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429VerzeichnisderAutorinnenundAutoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433

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Inhalt

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Einleitung..

Schlüsseltexte.des.Reformprozesses.2006.–.2012

I. Über die Notwendigkeit von Reformen

„Bei einem aktiven Umbauen, Umgestalten und Neuausrichten der kirch-lichenArbeitundeinembewusstenKonzentrierenaufundInvestiereninZukunftverheißendeArbeitsgebietewirdeinWachsengegendenTrendmöglich.“ SoschriebderdamaligeVorsitzendedesRatesderEKD,BischofDr.Wolf-gang Huber, imVorwort des Impulspapiers„Kirche der Freiheit. Perspek-tivenfürdieevangelischeKirche im21. Jahrhundert“desRatesderEvan-gelischen Kirche in Deutschland (EKD), das am 6. Juli 2006 veröffentlichtwurde.DieseAussagewandtesichgegendieinderKircheoftmalsbestim-mendenTrends,gegendenTrendzurSelbstgenügsamkeitoderzumKlam-mernanüberkommeneStrukturenundgegendenTrendzurSelbstsäku-larisierung oder zur Selbstüberforderung. Mit dem Impulspapier wolltederRatderEKDdievorhandenenReformdiskussionenvertiefenundeineReformdebatteaufallenkirchlichenEbenenundHandlungsfeldernansto-ßen,weileineNeuausrichtungkirchlicherHandlungsfelderdringendnö-tigerschien. WiekameszudiesemImpuls?DieSchrift„KirchederFreiheit“reagierteaufdreiWahrnehmungenimJahre2003,diejedefürsichgenommendurchausbekannt waren, die aber zusammengenommen ein bedrängendes Gesamt-bildfreilegten:

a)Die demographische Mitgliederentwicklung rechnete mit einem Rück-gangum1/3derMitgliederbiszumJahre2030.

b)InfolgedieserEntwicklungwarmiteinemRückgangdereigenenFinanz-kraftlangfristigumknappdieHälftezurechnen.

c)DieKirchenmitgliedschaftsuntersuchung(KMUIV)bescheinigtederKir-chehoheZustimmungzudenGrundfunktionenderKirche,allerdingsbeistetigabnehmendenMitgliederzahlen;dieGefahreinerSelbsttäuschunglagaufderHand.

DerRatderEKDbeauftragtedaraufhininÜbereinstimmungmitderKirchen-konferenzeinenurauszehnPersonenbestehendeKommission,diePerspekti-veneinermissionarischaufbrechendenundorganisatorischmodernisiertenKircheentfaltensollte.DiePerspektivkommissionarbeitetevonAnfang2004

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Thies Gundlach Einleitung

bisMitte2006unterderLeitungdesVorsitzendendesRatesundverfolgtedasBildeinersichaufihreKernaufgabenkonzentrierenden,erschöpfteFormateaufgebendenundvorhandeneRessourceningelingendeHandlungsfelderin-vestierendenKirchezuentwerfen. Konkret wurden vier zentrale Handlungsfelder identifiziert, die in je dreiOrientierungsperspektivenentfaltetwurden(sog.Leuchtfeuer).DieseLeucht-feuer sind „keine Konstruktionspläne. Sie sind Landschaftsbeschreibungen,ausdenendergemeinsameWegindieZukunfterkennbarwird“(Impulspa-pier,S.9).Undin,mitundunteralldiesenPerspektivensteckteinegeistlicheZukunftsvisionfürdieevangelischeKirche,dieVisioneinernahenundbehei-matenden,einerüberzeugtenundüberzeugendenKirche,dieumdieunver-fügbareFreiheitdesEvangeliums,zuwirkenwannundwoeswill,weiß,unddiedennochihrBestesgibt,damitdasEvangeliumgeschehenkann. DieaufdieVeröffentlichungdesImpulspapiers„KirchederFreiheit“folgen-den Diskussionenwurdendurchauslebhaftgeführt;dabeiwarnichtnurdiebesonders inderÖffentlichkeitdiskutierteFragenachderzukünftigenZahlderLandeskircheneinAnlasszukritischenStellungnahmen,sondernebensodie vermeintlich wirtschaftsnaheSprache und der Optimierungsansatz, derunvermeidlich die gegenwärtigen Aktivitäten aller Mitarbeitenden in derKircheineinnichtzufriedenstellendesLichttauchte.DieersteWellederRe-aktionenwurdeumgehendimDezember2007dokumentiert (sieheSchlüs-seltexte S. 179 ff.), wobei dieser Text zugleich Verständnis signalisierte fürmanchenUnwillendarüber,dasseinigefürdasSelbstverständnisderevange-lischenKircheunerlässlicheThemenwiez.B.dieÖkumeneoderdieSeelsorgeimImpulspapierkeinenPlatzgefundenhatten.

II. Von der „Kirche der Freiheit“ zur „Kirche im Aufbruch“

a) Kann ein Top-down-Prozess gelingen?ImKerngingundgehtesseitderVeröffentlichungdesImpulspapiers2006umdieFrage,wieein„Top-down-Impuls“zueinemgemeinsamen,breitge-tragenen und vielfältig ausdifferenzierten Reformprozess werden kann. Zu-gegebenerMaßensind„Top-down-Prozesse“keinetypischenVorgängeinderevangelischenTradition: Kirchenreformen erwachsen in aller Regel „bottom-up“, also von untennachoben,jamituntersogarvonuntengegenoben.Wasaber,wenndieHer-ausforderungenauseinerBasisperspektivegarnichtrechtwahrgenommenwerden können? Welche Aufgabe, auch welche Verantwortung hat dannKirchenleitungimBlickaufdieReformnotwendigkeiten?WielässtsicheineKircheverändern,die„evangelischKirchesein“will(vgl.dasThemaderEKD-Synode2008,sieheSchlüsseltextS.215ff.)unddennocheinezentralePerspek-tiveaufdiegemeinsamenHerausforderungenbraucht?ImGrundekannman

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Thies Gundlach

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Einleitung

alle Maßnahmen und Initiativen des Reformprozesses seitVeröffentlichungdesImpulspapiersunterdieseLeit-undLeidfragestellen:Wiewirdauseinem„Top-down-Impuls“ein„Bottom-up-Prozess“?WiewirdausdemImpuls„Kir-chederFreiheit“einegemeinsame„KircheimAufbruch“? Dazu wurde zuerst und umgehend ein Zukunftskongress für den Januar2007 in Wittenberg organisiert, an dem etwa dreihundert Vertreterinnenund Vertreter aller Gliedkirchen und vieler Dienste und Werke teilnehmenkonnten.WährenddesdreitägigenKongresseswurdendiezwölfLeuchtfeuer,dieimImpulspapierentfaltetwurden,inArbeitsgruppenzurDiskussionge-stellt,wesentlicheEinwändeaufgenommenundvieleKonkretionenbedacht.Eine zentrale Grundeinsicht dieses Zukunftskongresses wurde in derThesefestgehalten,dassesangesichtsdergliedkirchlichenVielfaltkeinegenerellenLösungenfür alleSituationengebenkönne–wohlabereinegrundlegendeAnregungfürdenweitzufassendenReformprozess. DerZukunftskongressinWittenbergbotzugleichdieGelegenheit,dieoft-mals Anlass zur Kritik gebende, vermeintlich fehlendeTheologie explizit zuentfalten (siehe Schlüsseltexte, S. 174 ff.). DerVorsitzende des Rates der EKDvertiefte die theologischen Grundzüge des Impulspapiers so, dass die theo-logische Kritik am Impulspapier dort verstummte, wo diese Texte bekanntwurden. Allerdings zeigte sich auf einer gemeinsamen Tagung von Reform- vertretern und wissenschaftlichen Theologinnen und Theologen im Januar 2009,dassjeneweiterführendenTexteundvertiefendenVorträgeinderaka-demischenRezeptionnichthinreichendwahrgenommenwordenwaren;diesmagauchdarangelegenhaben,dassdieseSchlüsseltextezumReformprozessnichtleichtzugänglichgemachtwurden.DassollmitdiesemBandnachge-holtwerden.

b) Leitung und Partizipation als GrundspannungNebendiesemZukunftskongressstandennochweitereMaßnahmenzurVer-ankerungdesReformimpulsesindenGliedkirchen:DazugehörtevorallemdieBeteiligungder Synode der EKD im Herbst 2007,diesichinganzeigenerWeisedemThemaReformnäherte.IhrgingesnichtzuerstumreinorganisatorischeFragen, sondern um das Verständnis von Kirche in einer Zeit der Transfor-mationunddesnotwendigenUmbaus.„EvangelischKirchesein“,solautetedasThema; es sollte geklärt werden, wie ein evangelischesVerständnis vonLeitungundSteuerungderKircheimBlickaufPartizipationundBeteiligungangemessengelingenkann.Esstelltesich–angeregtdurcheinenherausra-genden Grundlagenvortrag des Theologieprofessoren Eberhard HauschildtzurDifferenzvonInstitutionKircheundOrganisationKirche(sieheSchlüssel-texte,S.215ff.)–alsbleibendeHerausforderungheraus,wiePartizipationalsAusdruckdesPrinzips„PriestertumallerGetauften“zusammenzudenkenistmitdernotwendigenLeitungsverantwortungindenevangelischenKirchen.DennkeineOrganisationkannsichaufDauereinenKonfrontationskurszwi-

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Thies Gundlach Einleitung

schen den verschiedenen Schlüsselberufen in der Fläche und den zentralenHierarchieverantwortlichkeiten leisten; es bedarfeiner Kulturder gegensei-tigen Wertschätzung, die von den unterschiedlichen Rollen und Aufgabenausgeht.DazugehörteinerseitseineLeitungsverantwortung,dienichtdurchGremienstrukturen unsichtbar wird, dazu gehört zugleich die Grundbereit-schaft,LeitungundFührungnichtprinzipiellfürunevangelischzuhalten.DieEKD-Synode2008konntediesesThema„FührenundLeiteninderevan-gelischen Kirche“ zwar nicht klären, wohl aber als ein Schlüsselthema desweiterenReformprozessesetablieren.UndessignalisiertdiespannungsvolleGrundproblematik des Führungsthemas in der evangelischen Kirche, dassentsprechendestrukturelleEntscheidungenzurFörderungdiesesThemenbe-reicheserstimJahre2012abgeschlossenwerdenkonnten.AbermankannjaandermitdenStichworten„Stuttgart21“oder„ErweiterungderFlughafen-Startbahn“ geführten Diskussionen der demokratischen Gesellschaft sehen,wievirulentdiesesfrühzeitigvonderSynodeaufgegriffeneThemavonLeitungundPartizipationist.

c) Reformen brauchen einen leitungsfähigen Motor DieBeteiligungandemReformprozesswurdenichtzuletztdadurchdeutlich,dassdieGemeinschaftderGliedkirchenzweikonkreteMaßnahmenverabre-dete,diegleichsamdie„Dienstleistungsseite“deranhebendenReformenver-traten: Einmal wurden im Laufe des Jahres 2007 drei zentrale Themen des Im-pulspapiers identifiziert, die durch entsprechende Kompetenzzentren in al-len Gliedkirchen gefördert werden sollten. Diese Konzentration besiegeltezugleichdieEinsicht,dassdieKräftederKirchenichtausreichten,damitallezwölfimImpulspapierangesprochenHandlungsfeldervoneinerZentraleausangeschobenundbearbeitetwerdenkönnenundsollen.AlsfürdieZukunftdesProtestantismusinDeutschlandzentralerkanntwurden–nebenderFra-genachFührungundLeitung–dieFragenachderKunstdesPredigens,dieFragenachdemeinladenden,zumGlaubenrufendenHandelnnichtnurderGemeinden,sondernauchinRegionenundGestaltungsräumenunddieFra-ge nach der Qualität kirchlichen Handelns in Kernbereichen gemeindlicherArbeit.EswurdendreiZentreneingerichtet,dieinengerZusammenarbeitmitvorhandenenInstitutionendiesespeziellenKompetenzenfördernundkom-munizieren. Zum anderen richteten die Gliedkirchen der EKD im Kirchenamt ein Pro-jektbüro Reformprozess ein, deren vier Mitarbeitende durch großzügigePersonalfreistellungen aus den Gliedkirchen zu einer Art ReformabteilungderEKDwerdenkonnten.DieMitarbeitendenbereitetennichtnurdieGrün-dungderobengenanntenZentrenvor,sondernsorgenauchfürregelmäßigeKommunikationderReformentwicklunginderEKD,sievernetztendieBemü-

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Einleitung

hungenderGliedkirchenundsammeltenviele„Good-practice-Beispiele“fürgelingendekirchlicheAngebote.DarüberhinausarbeitetensiedieAufträgeder ebenfalls 2007 eingesetzten Steuerungsgruppe des Reformprozesses zu,indersichunterdemVorsitzdesVorsitzendendesRatesderEKDjeweilsvierMitgliederderSynodederEKD,desRatesderEKDundderKirchenkonferenzzusammenfandenundgleichsamdenMotorderweiterenReformbewegunginderevangelischenKirchebildeten.

d) Learning by doingPartizipationundhoheBeteiligungentstandzuletztanPunkten,dievomIm-pulspapierkräftigangeschoben,umnichtzusageneingefordertwurden:DiezentralenStichwortedesLeuchtfeuers9–HinweiseaufdieMöglichkeitvonThemenmanagement und Agendasetting –konnten mit der 2007 einsetzen-den„Entdeckung“ des Reformationsjubiläums 2017 und der auf sie hinfüh-renden Lutherdekade überraschend erfolgreich umgesetzt werden. Die sog.ThemenjahrederReformations-bzw.Lutherdekade2008–2017dienendazu,dieFülledermitderReformationfreigesetztenThemenineinzelnenSchrit-tenzuerschließenunddamitdieTiefedesreformatorischenAufbruchesim16.Jahrhundert„sprachfähig“fürdas21.Jahrhundertzumachen.Dassesauf-grunddieserWirkungdesImpulspapierszueinerengenVerzahnungderAr-beitdesReformbürosundderVorbereitungdesReformationsjubiläums2017kommt,liegtaufderHand.DieorganisatorischeWeiterentwicklungdesPro-testantismus inDeutschlandundEuropaerhältmitderThemendekadedieChance, auch eine theologisch-inhaltliche Weiterentwicklung voranzubrin-gen.HiersindallerdingsnochmancheWegezugehen.

e) Kassel 2009 – von der Partizipation zur Konkretion Neben der Partizipation an dem durch das Impulspapier ausgelösten bzw.verstärktenReformdiskursindenevangelischenKirchenwurdezunehmendauchdieAbstraktheitderReformanstrengungenkritischangefragt.Wiekön-nemansicheigentlicheineKirchevorstellen,diediegefordertenReformendurchlaufenundumgesetzthabe?SindesnichtdochnurGedankenamgrü-nenTisch,nettzulesen,aberinderRealitätunbrauchbar? Es waren diese Anfragen, die mit der „Zukunftswerkstatt 2009 in Kassel“ aufgenommenwerdensollten.Esgingdarum,dieetwaeintausendvondenLandeskirchen entsandten Gäste der Werkstatt nicht nur zu Partnern derReformenzumachen,sondernihnenaucheinwenig„SinnundGeschmack“füreineerneuerteKirchezugeben.SowurdennebenvertrautenFormenwieVorträgenundDiskussionsforenauchneueFormateentwickelt:„Andachtenanders“z.B.suchtenungewöhnlicheOrtefürAndachtenauf,der„Abendaus-gezeichneterIdeen“gestalteteaufzweiBühneneineArt„Oscar-Nachtfürdiebesten Reformideen“ und ein Stationenweg quer durch die Kasseler Innen-stadterlaubteüberraschendeErfahrungenundverblüffendeAnregungenauf

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demWegzueinerAbschlusskundgebung,dieinsog.„SätzenderVerlässlich-keit“eineArtgeistlichesResümeederReformanstrengungenzuziehenver-suchte.WennderZukunftskongressinWittenberg2007gleichsamdieKom-munikation des Reformimpulses war, so lässt sich die Zukunftswerksatt inKassel2009alsKonkretiondesReformimpulsesverstehen.

III. Wie es weitergeht – zum Stand des Reformprozesses 2012

a) Neue Themen – alte HerausforderungenDas ImpulspapierhattenatürlichauchGrenzen,nichtnur theologischoderbegrifflich,sondernauchthematischundperspektivisch.Dazugehörenwei-terreichende Perspektiven für die ökumenische Arbeit des deutschen Pro-testantismus inEuropaundweltweit;dazugehörtauchdieFragenachderseelsorgerlichenKompetenzeiner„KirchedesWortes“undihrerAuftragsge-wissheitindenvielengesellschaftlichenFeldernundArbeitsbereichen,inde-nenSeelsorgegeschieht.UnddazugehörtdieFragenachdenentvölkerten,ländlichenRegionenundihrergeistlichenVersorgung. MitderNeuwahldesRatesderEKDimHerbst2009verbandsichnichtnurdiekontinuierlicheBegleitungderetabliertenZentrenunddiekonsequenteWeiterarbeit an demThema„Führen und Leiten“ in der evangelischen Kir-che (siehe Schlüsseltexte, S. 302 ff.), sondern auch eine Neuausrichtung derReformanstrengungenhinzudiesenbisheretwasvernachlässigtenThemen. Die aufgeworfenen Fragen nach der Präsenz der evangelischen Kirche inausgedünnten, ländlichen Gebieten wurden mit einer ersten Land-Kirchen-KonferenzinGotha2011aufgenommenundineinerweiterenFachkonferenz2012inHannoverfortgesetzt.SosehrdiesesThema„KircheinderFläche“nochin derWahrnehmungsphase steckt, eines ist mittlerweile sehr deutlich: DieZukunftalsVolkskirchewirdentscheidenddaranhängen,dassdieseGebietenichtaufgegeben,sonderndurchneueundeinfallsreiche,aberfürdiehan-delnden Personen attraktive und für Familien lebbare Formate bereichertwerden. EineweitereEinsichtzumThemaPartizipationundBeteiligungistmitderFrageangestoßen,wereigentlichkonkretdienotwendigenoderwünschens-wertenReformenumsetzt.Hier landetmansehrbaldbeieinerGruppevonregional leitenden Geistlichen in der evangelischen Kirche, die nicht ganzzuUnrechtals„vernachlässigterStand“angesehenwerdenkönnte.Diesog.„Mittlere Ebene“, die je nach Landeskirche Superintendenten, Dekane oderPröpstegenanntwerden,lebenundarbeitenineinerklassischen„Sandwich-Situation“:VonobenerhaltenSieKürzungs-undUmgestaltungsvorgabenundvonuntendieHoffnungen,Kürzungenabzuwenden.HiersindderAustauschvonErfahrungen,gegenseitigeErmutigungundgeistlicheAnregungenzen-traleanstehendeAufgaben.Deswegenhatdieseit2009unterderLeitungder

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PräsesderSynodearbeitendeSteuerungsgruppedemReformbürodieAufga-begestellt,einZukunftsforum für die mittlere Ebene 2014auszurichtenunddiezentralenFrageneinerKircheimAufbruchindieserPerspektiveaufzuneh-men.Entsprechendsolles2014inderTransformations-Gegendparexcellence–imRuhrgebiet–einZukunftsforummitüber1500Beteiligtengeben.

b) Ausblick – Reformnotwendigkeit und ReformmüdigkeitVersuchtmanausdemhiernurangedeutetenVerlaufderDiskussionumdasImpulspapier„KirchederFreiheit“nureinigeOrientierungspunktefürdiezu-künftigeStrategiederKirchezuformulieren,dannmussmanzweifelloszu-gestehen: EsgibteinenichtzuunterschätzendeReformmüdigkeitnichtnurinunse-rer Kirche, sondern in der ganzen Gesellschaft. Die Dynamik der Globalisie-rung und die beständigeVeränderungsrhetorik legen exakt den gegenteili-genImpulsfrei:LassdochmaldieKircheimDorf!UndsorichtigdieseHaltunggegenüber allen leichtfüßigen Erregungswellen und aller vordergründigenAufbruchsmetaphorikist, imKernhabendieevangelischenKirchenihreRe-formhausaufgaben zurTransformation der Kirche ins 21. Jahrhundert nochnichtgemacht.DenndasEndedesehemaligenMonopolismusunddiewach-sende Pluralität (pseudo-)religiöser Angebote, die zunehmende UnkenntnisgeradedernachwachsendenGenerationüberchristlicheTraditionsbeständeundkirchlicheHandlungsräume,auchdieimmernochzunehmendeIndividu-alisierungunddiedamiteinhergehendeDistanzzuInstitutionenmachenesunumgänglich,dassauchdieevangelischeKirchebeständigimWandelbleibtundsichdenneuenBedingungenanpasst.DieFragenderIdentitätdesEvan-gelischen und des Spezifischen des kirchlichen Angebotes, die Fragen nachderErkennbarkeitunddesAlleinstellungsmerkmals imUmfeldderÖkume-nesindnichteinfürallemalzubeantworten,sondernsindbeständigneuzubearbeiten.UndnureinesolchekontinuierlicheProfil-bzw.Identitätsbestim-mungerlaubtdannauchdieNennungvonPosterioritäten,wasbekanntlichzudenschwierigstenAufgabeneinerjedenStrategiebildungunddamitderLeitungs-undFührungsentscheidunggehört.DarumlautetdieLeitthesefürdenFortgangdesReformprozesseshier: TrotzallerReformmüdigkeitgilt,dassnichtderReformprozessdieKircheineinenReformstresstaucht,sonderndieSituation,inderdieKirchelebtundar-beitet.UndnureinebensokonsequenterwieunaufgeregterReformkurskanndaraufhoffen,gelingendeWegederTransformationzufinden.Undalsogilt:DerReformprozessstehterstamAnfang!Abermansolljaauchimmerwieder„mitdemAnfanganfangen“(KarlBarth).OKR Dr. Thies Gundlach, Vizepräsident Kirchenamt der EKD, Juli 2012

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Kirche der Freiheit

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Impulspapier „Kirche der Freiheit“Perspektiven.für.die.evangelische.Kirche.im.21..Jahrhundert

Rat der EKD

Vorwort

DieevangelischeKircheinDeutschlandstehtvorgroßenHerausforderungen:Demographische Umbrüche, finanzielle Einbußen, die Spätfolgen zurück-liegenderAustrittswellen,hoheArbeitslosigkeit,globalisierterWettbewerbsind gesellschaftliche Entwicklungen, von denen die Kirche entscheidendbetroffenist.SienötigenzueinemWandelderkirchlichenStrukturen,dersehrvielKraftundAufmerksamkeitinAnspruchnimmt.DieSorgeumdieZukunft der Kirche und um die Arbeitsplätze im kirchlichen Bereich greiftum sich; wenn kirchliche Arbeitszweige eingestellt oder umgestaltet wer-den,wenn Gemeindenzusammengelegtoder Kirchengebäudenichtmehrwie bisher genutzt werden, so ist dies stets mit schmerzlichen Erfahrun-genverbunden.WeitererWandelstehtbevor.WenndieheuteerkennbarenTrends einfach fortgeschrieben werden müssten, so würde nach manchenEinschätzungendieevangelischeKirche imJahre2030 einDrittelwenigerKirchenmitgliederundnurnochdieHälftederheutigenFinanzkrafthaben.EineeigenständigeAntwortaufsolchePrognosenkannnurdarinbestehen,gegendenTrendwachsenzuwollen. AuchdiesgehörtzudenZügenunsererGegenwart:EswirdneunachGottgefragt.ReligiöseThemenziehenhoheAufmerksamkeitaufsich;Menschenfragen auch wieder nach der eigenen religiösen Identität, nach dem, wasfür sie selbst Halt und Zuversicht verbürgt. Eine in den zurückliegendenJahrzehnten verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber den im christlichenGlauben gegebenen Grundlagen des persönlichen wie des gemeinsamenLebens weicht einem neuen Interesse für tragfähige GrundeinstellungenundverlässlicheOrientierungen.DarinliegenneueHerausforderungenfürVerkündigungundMissionderevangelischenKircheinDeutschland.Indie-semUmfeldgewinnenauchdieUmstrukturierungeninderevangelischenKirche einen neuen Sinn. Sie lassen Kreativität, Aufbruchsstimmung undAuftragsorientierungwachsen. DieGrundfrageanunsereevangelischeKirchelautetindieserUmbruch-situation: Wird sich bei hauptamtlich Mitarbeitenden und ehrenamtlichEngagierten ein Paradigmen- und Mentalitätswechsel vollziehen, der dieevangelischeKircheaufdieneueSituationausrichtetundihreChancenzuergreifensucht?EntwickeltsichdieKraftzurGestaltungdesUmwandlungs-

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prozesses, der in jedem Fall stattfindet? Drei Alternativen oder OptionenmussmandabeivorAugenhaben:

– BeiderFortführungdesbisherigenHandelnsundWirkenstreibtdieKircheschon in wenigen Jahren auf eine Situation zu, in der das hochexplosiveGemischausVersorgungskosten,TeuerungsrateundschrumpfendenEin-nahmenzurfaktischenGestaltungsunfähigkeitführt.

– Oder:BeieinemgleichmäßigenundvermeintlichgerechtenAbschmelzenallerbisherigenAktivitätenschrumpftdieevangelischeKircheaufeinim-merniedrigeresNiveau.AmEndediesesWegeswerdenwesentlicheGrund-aufgaben der evangelischen Kirche in weiten Teilen Deutschlands nichtmehrüberzeugendwahrgenommenwerdenkönnen.

– Oder: Bei einem aktiven Umbauen, Umgestalten und Neuausrichten derkirchlichenArbeitundeinembewusstenKonzentrierenundInvestiereninzukunftsverheißende Arbeitsgebiete wird ein Wachsen gegen den Trendmöglich.

DerhiervorgelegteTextdesRatesderEKDwilldendrittenWegfördern. Es gehört zum Selbstverständnis reformatorischer Kirchen, Kurskorrek-turen durch theologische Reflexion und innerkirchlichen Diskurs zu steu-ern. Dabei ist es unerlässlich, sich überWesen und Auftrag der Kirche zuverständigen.Was sind ihre zentralen Aufgaben und welche AusrichtungistihrvonderbiblischenBotschaftheraufgegeben?Diefolgendenvierbib-lischgeprägtenGrundannahmensindfürdiehiervorgelegtenÜberlegun-genleitend:

a)GeistlicheProfilierungstattundeutlicherAktivität Woevangelischdraufsteht,mussEvangeliumerfahrbarsein.Indiesem

MotivscheintdasbiblischeBildvomLichtderWeltauf,vondemLicht,dasnichtunterdenScheffelgestelltwerdensoll(vgl.Lukas11,33).

b)SchwerpunktsetzungstattVollständigkeit KirchlichesWirkenmussnichtüberallvorhandensein,wohlaberüberall

sichtbar. Hier ist an die vielfältige Bedeutung des zeichenhaften Han-delns Jesu zu denken (vgl. insbesondere die Heilungs- undWunderge-schichten).

c) BeweglichkeitindenFormenstattKlammernanStrukturen NichtüberallmussumdesgemeinsamenZieleswillenallesaufdiesel-

beWeisegeschehen;vielmehrkanndasselbeZielauchaufverschiedeneWeiseerreichtwerden.ImBild„vomLeibChristi“darfman„denJudeneinJudeunddenGriecheneinGrieche“sein(vgl.1.Korinther9,20).

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Impuls Kirche der Freiheit

d)AußenorientierungstattSelbstgenügsamkeit AuchderFremdesollGottesGüteerfahrenkönnen,auchderFernege-

hörtzuChristus.DasBildvon„ChristusalsHauptderGemeinde“veran-schaulicht,dassseineGegenwartimmergrößerundweiteristalsderjeeigeneGlaubeunddiejeeigeneGemeinde(vgl.Kolosser1,15ff.).

DieseMotivesindanvielenStellenwirksam,andenenindenGliedkir-chenderEKD,inihrenEinrichtungenwieindengliedkirchlichenZusam-menschlüssen Leitbilder entwickelt oder Konzepte der Kirchenreformerarbeitetwerden.DaranknüpftderfolgendeTextan;erwilldieindenLandeskirchen vorhandenen Reformanstrengungen sichten und bün-deln,verstärkenundfördern.InwesentlichenKernpunktendesnotwen-digenReformprozessesistsichderdeutscheProtestantismuseinig.DasermutigtfürdengemeinsamenWegindieZukunft.

VierHandlungsfeldersindfürdennotwendigenMentalitätswandelvonzentraler Bedeutung. Sie werden deshalb ins Zentrum der folgendenÜberlegungengerückt.NötigisteinAufbruch

–indenkirchlichenKernangeboten, –beiallenkirchlichenMitarbeitenden, –beimkirchlichenHandelninderWeltund –beiderkirchlichenSelbstorganisation.

MitdiesenvierKernbereichensindzweifellosnichtallewichtigenZukunfts-felderangesprochen.DerDialogderReligionen,dieweltweiteÖkumene,dieinternationaleVernetzungderevangelischenKircheinDeutschlandunddasgemeinsam verantwortete weltweite Gerechtigkeitshandeln – um einigewichtigeBeispielezunennen–werdenindiesemTextnichteigensthemati-siert,obgleichsieebenfallszentraleHerausforderungenunsererKirchedar-stellenwerden. AberindiesenvierSchlüsselbereichenentscheidetsichderWegderevan-gelischenKircheindieZukunft.DaswirdanzwölfLeuchtfeuernverdeutlicht,vondenenjeweilsdreieinemderviergenanntenHandlungsfelderzugeord-net sind. Sie sollen eine Vorstellung davon vermitteln, welche qualitativenundstrukturellenUmwandlungendieevangelischeKirchebraucht,umdennotwendigen Mentalitätswandel zu gestalten. Diese zwölf Leuchtfeuer sindkeine Konstruktionspläne, sondern Orientierungslichter auf dem Weg; siesindLandschaftsbeschreibungen,ausdenendergemeinsameWegindieZu-kunfterkennbarwird. Aus den Leuchtfeuern werden Handlungsziele abgeleitet; diese mögenkühn wirken, aber nur große Ziele locken großes Engagement hervor. KannsichdieevangelischeKircheinDeutschlandinihrergroßenMehrheitaufdievorgeschlageneVeränderungsrichtungindiesenvierSchlüsselbereichenver-ständigen,dann–soistderRatderEKDüberzeugt–gibteseinerealeChance,

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Impuls

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Kirche der Freiheit

dassdieevangelischeKircheauchim21.JahrhundertalseineKirchederFrei-heitleuchtet.

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland veröffentlicht diesen TextmitderAbsicht,eineDiskussionanzuregen,undinderHoffnung,dasserAuf-takt und Antrieb für eine Reformdebatte auf allen kirchlichen Ebenen undHandlungsfeldern wird. Die Auseinandersetzung mit diesen ÜberlegungeninGemeinden,Kirchenkreisen,ArbeitszweigenundLandeskirchensolldabeihelfen,dienotwendigenVeränderungenfürdenjeeigenenBereichzuklärenundzufördern.DabeiwerdenausdiesenÜberlegungenmitSicherheitregi-onal unterschiedliche Folgerungen gezogen. Aber auch in solcher PluralitätgehtesumeinengemeinsamenWeg.DeswegenverbindetderRatderEKDmitderVeröffentlichungdiesesTextesdenausdrücklichenWunsch,kritischeStellungnahmen und konstruktive Weiterentwicklungen zu erarbeiten, dieden weiteren Diskussionsprozess entscheidend fördern werden. Eine ersteGelegenheit, solche weiterführenden und korrigierenden Überlegungen zubündeln,wirdderZukunftskongressderEKDimJanuar2007 inWittenbergbieten.AufihmsolldieDiskussionineinerAufwärtsagendagebündeltwer-den,aufderenGrundlagederdeutscheProtestantismusdieDekadebiszumLutherjubiläum2017mitfrischenImpulsengestaltenwird. Der hiermit veröffentlichte Text will denen Mut machen, die unterwegssind;erwilldortSorgenmindern,wodiesesichlähmendauswirken.Dennesistkein„GeistderFurcht,sonderneinGeistderKraft,derLiebeundderBeson-nenheit“(2.Timotheus1,7),derunsChristenverheißenist.DasVertrauenaufdiesenGeistbestimmtdieBemühungen,die indiesemTextgebündeltundzugleichangestoßenwerden. Herzlich danke ich den Mitgliedern der Perspektivkommission, dieWegezurReformunsererKircheerkundethaben,sowiedenGeschäftsführernderKommission,ThomasBegrichundThiesGundlach,diediesesVorhabenzuih-rerpersönlichenSachegemachthaben.

Hannover, den 1. Juli 2006Bischof Dr. Wolfgang HuberVorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

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Impuls Kirche der Freiheit

I. Chancen und Herausforderungen

1. Evangelische Kirche im gesellschaftlichen Wandel

DieevangelischenKircheninDeutschlanddenkenintensivüberihreZukunftund die Neugestaltung wichtiger Arbeitsfelder nach. Ausgelöst wurde diesdurchenormeWandlungsprozesse, indenensichunsereganzeGesellschaftbefindet.DieKirchensindindiesenWandelverwoben.DieWandlungsprozes-sesindvielschichtig;dieFaktoren,diesiebeeinflussen,sindkomplex.Grobun-terscheidenlassensichfürdieKirchenFaktoren,diedurchkirchlichesHandelnstärkerbeeinflussbarsind,beispielsweisedieGestaltungkirchlicherAngeboteoderdieKommunikationinnerhalbdereigenenMitarbeiterschaft,undRah-menbedingungen,dienurzueinemgeringenTeilodergarnichtbeeinflussbarsind,wieetwaderdemographischeWandel. DamitdieVeränderungsprozessegestaltbarwerden,bedarfessachgemä-ßerAnalysenundderBereitschaft,sichselbstbewusstundaktivaufdenWan-deleinzustellen.DieEinsichtindieNotwendigkeitvontiefgreifendenRefor-menistgewachsen.ZugleichwirdmitjederinsAugegefasstenVeränderungdeutlich, wie konfliktbehaftet und anstrengend solche Reformen sind. AlsChristinnen und Christen vertrauen wir darauf, dass die UmbruchsituationauchneueChanceninsichbirgt. Die vor uns liegenden Gestaltungsaufgaben erfordern organisatorischeKompetenzundhaushalterischenUmgangmitdenverfügbarenRessourcen.Sie fordernabernochmehr:einenMentalitätswandel indenevangelischenKirchen.Wernurklagtundzagt,wirddenWandelnichtgestalten.VielmehrsindVertrauenundHoffnung,MutundZuversichtentscheidendeKraftquel-lenaufdemWegindieZukunft.Wervertrautundhofft,wirdfrei,auchloslas-senzukönnen.Daswirdnötigsein,dennPrioritätenkönnenbeizurückgehen-denfinanziellenMittelnnurdanngesetztwerden,wennzugleichbestimmteArbeitsfelder reduziert, mit geringerem Aufwand neu gestaltet oder auchganzaufgegebenwerden. Zuversicht und Aufbruchstimmung können nicht verordnet werden, aberalsChristenkönnenwirunsgegenseitigimmerwiederandenGrundzurHoff-nungerinnern,derderKirchemitderZusagegegebenist:„Undsiehe,ichbinbeieuchalleTage,bisanderWeltEnde“(Matthäus28,19). DiechristlicheHoffnungmachtfreidazu,diepositivenAspekteinunsererLageangemessenwahrzunehmen.DieAusgangsbedingungenfürdieGestal-tungdesWandelsschließennichtnurschwierigeHerausforderungen,sondernauchpositiveAnsatzpunkteein.DieKirchenzählennachwievorzudengrößtenInstitutioneninunseremGemeinwesen.Siehabeneindichtes,kenntnisreichlokal verwurzeltes Organisationsnetz und eine ausdifferenzierte Infrastruk-tur.IhreTraditionen,KennzeichenundSymbolesindaufwichtigenFeldernderKultur,inMusik,Literatur,bildenderKunstundArchitekturpräsent.Anvielen

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OrtenundaufvielenTätigkeitsfeldernengagierensichChristinnenundChris-tenTagfürTag.IndenBetriebenundöffentlichenVerwaltungen,inSchulen,UniversitätenunddiakonischenEinrichtungentragensieWesentlichesdazubei,unserGemeinwesenmenschlichzugestalten.EsgeheninsgesamtmehrMenschenamSonntagmorgen indieKirchenalsamSonnabendnachmittagindieBundesligastadien. InunsererGesellschaft lassensicheinneuesInter-esseundeineneueSensibilitätfürreligiöseundchristlicheTraditionenundLebensweisen beobachten. Die kirchlichen Haushalte sind im Gegensatz zudenöffentlichenHaushaltennichtüberschuldet.IndenneuenBundesländernwurdennach1989auchindenKirchenenormeAufbauleistungenvollbracht,Kirchen und Altenheime renoviert, soziale Initiativen ergriffen und diakoni-scheEinrichtungenausgebaut.DieUrsprungsortederReformation,aberauchZentren des deutschen Pietismus und der protestantischen Aufklärung sinddurchdieWiedervereinigungüberbisherigeGrenzenhinwegwiederfreizu-gänglichgeworden. DassymbolischeKapitaldesdeutschenProtestantismusistgewachsen;dietraditionsreichen Erinnerungsorte können in neuer Weise ihre Wirkung fürdaskulturelleGedächtnisentfalten.DieUnterstützung,diederWiederaufbauder Frauenkirche in Dresden erfahren hat, und die Aufmerksamkeit, die dasFestderWeihefand,sindermutigendeBeispiele. EsgehtumdieGestaltungdesWandelsinderevangelischenKirche.Imevan-gelischenVerständnisvonGlaubenundKircheliegenwichtigeRessourcenfürdenWegzumNeuaufbruch.FünfAktivpostenseieneinleitendgenannt: DerGrundimpulsderReformationzieltdarauf,ausderbiblischenÜberlie-ferungherausMenscheneinenneuenZugangzumGlaubenanGottesgnä-digeZuwendungzuermöglichen,diealsTrost,StärkungundBefreiungimei-genenLebenerfahrenwerdenkann.ZurSignaturevangelischenChristseinsgehörtFreiheit.DieBindunganJesusChristuseröffnetRaumfürdiepersön-lichverantworteteGestaltungderchristlichenExistenzunddeskirchlichenAuftrags, den Auftrag besonderer Ämter eingeschlossen. Doch die christ-licheFreiheitistnichtmitBeliebigkeitzuverwechseln;sieträgtvielmehreinspezifischesProfil.ZuihrgehörtdieBereitschaft,VerantwortungfüreinanderundfürdenWegderKirchezuübernehmen.FreiheitlässtsichnichtnurinDistanznahmeundKritikleben.IhrewirklichkeitsgestaltendeKraftentfaltetsieauchinderBereitschaftdazu,deneigenenHorizontfürdieAnliegenundBedürfnissederAnderenzuöffnenunddasgemeinsameLebenmitzugestal-ten.DieevangelischeKirchebrauchtzurGestaltungdesWegesindieZukunfteineneueBereitschaft,ausFreiheitVerbindlichkeitenwachsenzulassen.Sol-cheBindungausFreiheitmündetineinJazurKirchealssichtbarerGemein-schaft der Glaubenden. Dies wird konkret in der Bereitschaft, die evange-lischeKircheaufihremWegindieZukunftzuunterstützen.EswirdkonkretinderBereitschaftzurBlickerweiterungübereigeneInteressenlagenhinaus.EswirdkonkretinderBereitschaftzumKompromissundzurKooperation.

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Von diesem Grundanliegen der Erneuerung und Stärkung eines lebens-dienlichenGlaubensaushatdieReformationvonBeginnandievorhandenenkirchlichen Strukturen daraufhin befragt, ob und wie sie dieVerkündigungdes Evangeliums behindern oder fördern. Nach evangelischem Verständnisgibteskeineheiligen,unantastbaren,unveränderbarenOrganisationsstruk-turen.Auftragsgemäßen,theologischreflektiertenWandelzuermöglichen,isteineDaueraufgabeevangelischerKirchenleitungaufallenEbenen. ZumProfildesevangelischenKirchenverständnissesgehörteinspezifischesVerständnis von Kirchenleitung: Alle Getauften haben Anteil an der Gestal-tungderKirche.AlleBegabungenundFähigkeitenvonChristinnenundChris-tenwerdenaufdemWegindieZukunftgebraucht.DurchdiemiteinemAmtverbundeneAutoritätwerdenkonkretePläneoderEntscheidungennichtderKritikentzogen;dieevangelischeKirchekenntkeine„Hierarchie“(zudeutsch:„heiligeHerrschaft“).DernötigeWandelkanndeshalbauchnichteinfach„vonoben“verordnetwerden.DasRechtaufPartizipationfüralleChristenwurdevondenReformatorenimRückgriffaufeinebiblischeVorstellunginderLehrevom„PriestertumallerGlaubenden“begründet. So sehr die tröstende und freimachende Kraft des Glaubens persönlichunddamitinindividuellerAusprägungerlebtwird,sosehrlebtdieserGlaubezugleichausdem,wasderGemeinschaftderGlaubendenanvertrautistundinihrüberliefertwird.DeshalbgehörtdasgegenseitigeHelfenundStützenin der Gemeinschaft der Christen unlöslich zum evangelischenVerständnisdes Glaubens. Solches Miteinander muss geordnet und organisiert werden.Um dieser Aufgabe willen wurde das Pfarramt ausgebildet und mit einerspezifischenLeitungskompetenzundKommunikationsaufgabeausgestattet.DerPfarrerschaftunddenanderenhauptberuflichenLeitungspersoneninderKirchekommtbeiderGestaltungderWegeindieZukunfteinezentraleRollezu. Unsere Kirche braucht eine Mitarbeiterschaft, die sich den Herausforde-rungenmutigundhoffnungsvollstellt. ZudenStärkendesreformatorischenChristentumsgehörtdiefreietheo-logische Reflexion. Aus ihr ergibt sich große Kompetenz zur Interpretationder biblischen Botschaft wie zur Verarbeitung der Lage des Christentumsunter modernen Bedingungen. Sie ermöglicht die Deutung der vielfältigenAusdrucksformendesGlaubens,diesichineineralleinanderKirchealsIns-titutionausgerichtetenPerspektivenichtzureichenderfassenlassen.NebendemkirchlichenChristentum,dasintraditionellenwieinneuenFormenge-lebtwird,habensichsowohleineindividualisierteFrömmigkeitalsaucheinöffentlichesChristentumausgebildet,die invielfältigenkulturellenFormenihren Ausdruck finden. Theologische Reflexion hat die Aufgabe, die Ange-messenheitdeskirchlichenVorgehensimBlickaufdiebiblisch-theologischenGrundlagenkritischzuprüfen,diefaktischeVielgestaltigkeitwahrzunehmen,KommunikationzuermöglichenunddenKonsenszusuchen.SolcheReflexionistgeradedannvonnöten,wennesKontroversenüberdieLageunddenWeg

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der Kirche gibt, wenn Abgrenzungen überwunden und Spaltungen vermie-denwerdensollen.IndertheologischenReflexionliegenChancenfürkritischeAufklärung, für Horizonterweiterung und eigenständigen Orientierungsge-winn.DurchsiewirddieSuchenachVeränderungsmöglichkeitenimmerwie-derneuandenAuftragderKirchegebunden.DieserAuftragliegtdarin,dasEvangeliumzuverkündigenundGlaubenzuwecken.

2. Gib den Chancen eine Chance

SchautmanmitklarerOrientierungamkirchlichenAuftragwiemitnüchter-nemRealitätssinnaufdieSituation,indersichdieevangelischenKirchenundihreGemeindenbefinden,sofälltderBlicknichtnuraufdieSchwierigkeiten,sondernauchaufdiebesonderenChancenderGegenwart.DerChancenreich-tum der aktuellen Situation liegt zum einen in einer gesellschaftlich güns-tigen Situation, und zum anderen in einer ermutigenden innerkirchlichenLage.BeidePhänomeneverdienenes,aufmerksambetrachtetzuwerden;bei-de haben es mit dem Kern des kirchlichen Auftrags und des evangelischenSelbstverständnisseszutun.

a) Die gesellschaftliche Situation ist günstigEin neues, plural geprägtes Interesse für religiöse Fragen bestimmt unsereGegenwart,dasmitdemStichwortderWiederkehrderReligionnurgrobge-kennzeichnetist.DiesesneuereligiöseInteressemussbewusstalseinbeson-deresZeitfensterfürneuekirchlicheInitiativengenutztwerden. Bereits in der dritten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangeli-schenKircheinDeutschlandzuBeginnderneunzigerJahrewurdenHinweiseauf eine verstärkte Hinwendung zur Religion wahrgenommen; inzwischenbezeichnen Zukunftsforscher die Respiritualisierung als gesellschaftlichenMegatrend. Dies belegen auch Untersuchungen wie etwa die EuropäischeWertestudie„Die europäische Seele“ (2002). Kulturelle Entwicklungen sinddeutlicheIndikatorenfüreinenWandelderFragestellungen.IndenMassen-medien,indenFilmthemenHollywoods,inderTheaterlandschaftderGegen-wartwieindenbildendenKünstenspielenreligiöseFrageneinewachsendeRolle. Es ist nicht mehr peinlich, nach Gott zu fragen, nach Sinn zu suchen,überHaltundHeimatzudiskutieren,–alsoexistenziellnachdemzufragen,wasgrößeristalsdasKaufbare,MachbareundGestaltbare.DieserneueGeistdesreligiösenFragensstehtzudenKirchenundihrerBotschaftineinemviel-deutigenVerhältnis.DieöffentlichenSprecherfürsolcheFragensindeherinZeitungsredaktionen,TheaterteamsoderLiteraturzirkelnalsindenKirchenzuHause.Undmitunterwirdkritischgefragt,obdiesevermeintlicheWiederkehrderReligionwirklichauseinerreligiösinteressiertenHaltungherauswächst.Darüberhinausisteskeineswegssicher,dassdiesesweithindiffusekulturel-leInteresseanderReligioneinerverbindlichenZuwendungzumEvangelium

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zuGutekommt.AbersosehrdieszukritischenFragenauchgegenüberdemZeitgeist berechtigt, so weisen diese neuen kulturellen Bewegungen dochdeutlichdaraufhin,dassgeistlicheThemenauchinderöffentlichenDiskus-sionwiederanderZeitsind.DiechristlichenKirchenhabenimBlickaufihrezentralenThemenneueChancen–auchwennsieselbstdieseteilweisenurzögerndwahrnehmen. Das aktuelle Zeitfenster für religiöse Fragen entsteht auch durch die ra-dikalisierte Globalisierung der Gegenwart. Die enormen Umwälzungen imwirtschaftlichenundpolitischenBereichführenzugroßengesellschaftlichenUmstellungen und erheblichen sozialpolitischen Herausforderungen. Je un-gewisserpersönlicheLebenssituationenundberuflicheWegewerdenundjefragwürdiger eingelebte Sinnkonstruktionen und vertraute Ideale von Leis-tungundErfolgerscheinen,destomehrsuchendieMenschennachSinnundBedeutung,nachFreundschaftundLiebe,nachGemeinschaftundWerten.Siesuchendanach,wasüberdenTaghinausHaltgibt.AuchdiesesSuchenrichtetsichnichtmitZwangsläufigkeitaufdieKirchen,aberesgibtdenKirchendieChance,derartigeFragenaufzunehmenunddieAntwortendesGlaubens inneuerWeisealsHaltundTrostzuverdeutlichen.GlaubwürdigeundüberdenTaghinaustragfähigeAntwortenhabeninZeitenderglobalenStimmenviel-faltwiedermehrChancen,gehörtzuwerden.DieseEinschätzungenderLagelassensichexemplarischdurcheineReiheempirischerBefundeverdeutlichen:

– DasInteresseanreligiösenThemenlagimgesamtenJahr2005höheralsindenneunzigerJahrenundnochamBeginndiesesJahrzehnts.DieÜber-zeugung,dassderchristlicheGlaubeungebrochenaktuellist,stiegAnfang2005auf52ProzentundhältsichseitheraufdiesemNiveau.

– Laut repräsentativen Umfragen glauben 82 Prozent aller westdeutschenKinderzwischen6und12JahrenanGott;siesindalsodurchausbereit,sichdiesemThema zuzuwenden. In Ostdeutschland glauben dagegen nur 27ProzentderKinderindiesemAlteranGott.FürDeutschlandinsgesamter-gibtsichdarauseinAnteilvon74Prozent.DaranzeigtsichdiegroßeBedeu-tungderreligiösenBildungundderWeitergabevonTradition.

– Ebendeshalbistesbeachtenswert,dassinwachsendemMaßdieFragebe-jahtwird,obreligiöseErziehungwichtigfürKindersei;antworteten197965ProzentmitJa,warenes200268Prozent.

– Damit korrespondiert die Feststellung, dass ein wachsender Anteil derdeutschenBevölkerungdavonüberzeugtist,dassreligiöseFragenauchin Zukunft von Bedeutung sind. Die knappe Hälfte der Bevölkerungnimmt an, dass diese Fragen gleichbleibend wichtig sind; ein knappesViertelgehtdavonaus,dassGlaubeundReligioninZukunftanBedeu-tunggewinnenwerden,wobeidiesererwarteteBedeutungszuwachsimBlickaufdenGlaubendeutlicherausgeprägtist(24Prozent)alsimBlickaufdieKirche(21Prozent).

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– Trotz erheblicher Veränderungen in den gesellschaftlichen Bedingungenwie in den Möglichkeiten kirchlichen Handelns erweist sich das religiöseSelbstverständnisderMenschenalsweithinstabil.Zwischen1995und2005hat sich die Selbsteinschätzung, ob ein Mensch sich als religiös verstehtodernicht,umkeinenProzentpunktverändert(49Prozent).

– DieZahlderMenschen,diebeten,istüberraschendgroß;nureineMinder-heitsagtvonsich,siebetenie.66ProzentderMenschen inDeutschlandbeten gelegentlich oder häufig; in Ostdeutschland sind es immerhin 46ProzentunddamiterheblichmehrMenschenalsamkirchlichenLebenteil-nehmen.

– 30 Prozent der Bevölkerung haben ein ausgeprägtes Interesse an religiö-sen Fragen undThemen (wobei das Interesse an Kirchen und Religionenweitgehenddeckungsgleichist).Auffallendist,dassinderGruppeder16-bis29-JährigenjederFünfteeinstarkausgeprägtesInteresseanreligiösenThemenhat.DieZahlderInteressiertenistalsoweithöheralsdieZahlder-jenigen, die von den Kirchen mit ihrer Jugendarbeit erreicht werden, ob-wohlauchdieseZahlbemerkenswertist,dasieüber10Prozentderentspre-chendenJahrgängeliegt.

– MehralsdieHälfteallerKirchenmitgliedergibtalsentscheidendenGrundfürihreKirchenmitgliedschaftdieTatsachean,dasssie„wichtigeEreignis-seimLebenkirchlichfeiern“will (57ProzentderProtestanten,58ProzentderKatholiken).DieseMotivationistdeutlichwichtigeralsdiesogenannteTraditionsmitgliedschaft, die heute bei Protestanten nur noch 37 ProzentundbeiKatholiken44Prozentausmacht.DanebenistdasGefühl,„zueinerGemeinschaftgehören“zuwollen,entscheidendfürdieZugehörigkeitoderdenWiedereintrittindieKirche.FasteinDrittelallerProtestantengibtdiesalswesentlicheMotivationfürdieKirchenmitgliedschaftan.

– DiereligiöseBindungvonJugendlichenandieKircheführtzumarkantenUnterschiedenimLebensgefühlundinderLebensauffassungimVergleichzuanderenJugendlichen.KonfessionellgebundeneJugendlichezwischen14und29JahrenlebeneinenLebensentwurfmitanderenWertorientierun-genalsreligiösindifferenteJugendliche.ZwaristdasZiel,guteFreundezuhabenundeinabwechslungsreichesLebenzuführen,inbeidenGruppengleichstarkverbreitet;unddieaktiveTeilnahmeampolitischenLebenhatinbeidenGruppenkeinehohePriorität.BesonderswichtigistfürkirchlichgeprägteJugendlichedasZiel,eineguteundvielseitigeBildungzuerhaltenundimmerwiederNeueszulernen.MarkantistderUnterschiedauchinderHaltungzuFragendersozialenGerechtigkeit,diebeijungenChristenebensoausgeprägtistwiedieBereitschaft,inNotgeratenenMenschenzuhelfen.KirchlichgebundeneJugendlichewollenmitgrößererEindeutigkeitals ihre religiös indifferenten Altersgenossen Kinder haben, in kreativenBerufen und Lebenssituationen leben, Verantwortung für andere über-nehmenunddieAuseinandersetzungmitderSinnfragesuchen,während

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ihnen hohes Einkommen und das Ziel, Spaß zu haben und das Leben zugenießen,nichtganzsowichtigerscheinenwiedenreligiösindifferentenJugendlichen.InsgesamtergibtsichausdenUmfragen,dasskonfessionellgebundenejungeMenschensichunabhängigvonihrerkonkretenLebens-situationhäufigerglücklichfühlenalskirchlichnichtGebundene.

SolcheBefundeenthaltenklareAnknüpfungspunktefürkirchlicheInitiativen.DieevangelischeKirchehateinechancenreicheAusgangsbasis.Dieszeigtsichauch an folgender Überlegung: Die Bevölkerung der Bundesrepublik ist imBlickaufdieReligionszugehörigkeitdreigeteilt:EtwaeinDrittel(31,3Prozent)gehört der evangelischen Kirche, ein weiteres Drittel der römisch-katholi-schenKirche(31,7Prozent)an;zuanderenchristlichenKirchenundKonfessio-nengehören1,9ProzentderBevölkerung.InDeutschlandsindetwa4ProzentMuslime.DasverbleibendeknappeDrittel(31,3Prozentoderetwa27Millio-nenMenschen)istjedochkeineswegsdurchwegunchristlich.EshandeltsichvielmehrzueinemerheblichenTeilumMenschen,dieausdenKirchenaus-getretensind.SosindalleinindenzweiJahrzehntenzwischen1983und2003inWestdeutschland3,4Millionenundseit 1991 inOstdeutschland500000MenschenausderevangelischenKircheausgetreten.Vonihnensindetwa12ProzentimLaufederJahrewiedereingetreten;daranzeigtsich,dassAusge-treteneoftdasMotivihresAustrittshintersichlassenundzumWiedereintrittbereitsind.InDeutschlandlebensomitsehrvieleMenschen,diegetauft,oftauchkonfirmiertsindoderaufweiterenWegenmitdemchristlichenGlau-beninBerührunggekommensind.Berücksichtigtman,dassKirchenaustritteüberwiegendimErwachsenenalterzwischen18und50Jahrenvollzogenwer-den, so kann man davon ausgehen, dass der weitaus größteTeil der in denvergangenen 20 Jahren Ausgetretenen auch heute noch lebt. EinschließlichderbereitsinfrüherenJahrenAusgetretenendürftesichdieZahlderinunse-rerGesellschaftlebendenevangelischgetauftenNichtkirchenmitgliederbzw.Konfessionslosenzwischen3,5und5Millionenbewegen.Dasisteingewalti-gesPotenzialfüreinebesonderemissionarischeInitiativegegenüberausge-tretenenGetauften.EbensowichtigistdasBemühenumdiejenigen,die–auswelchenGründenauchimmer–seiteinerodermehrerenGenerationenkei-nenKontaktmiteinerchristlichenKirchehaben.

b) Die innerkirchliche Lage macht MutZu den wichtigen Ausgangspunkten für die Analyse dieser chancenreichenSituationgehörtdieWahrnehmung,dassvielGrundzurDankbarkeitfüreineoftstabile,engagierteundgelingendeGemeindearbeitinderevangelischenKircheinDeutschlandbesteht.DieTreuesehrvielerMenschenzurevangeli-schenKircheunddieLebendigkeitvielerGemeindeninStadtundLandbildenein hohes Gut, das durch die Rede von einem notwendigen Aufbruch nichtgeschmälertodermissachtetwerdensoll.DieevangelischeKircheinDeutsch-

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landlebtundistlebendigindenvielenMenschen,dietreuzuihrhalten.EsgibtauchheuteinDeuschlandeinstabilesprotestantischesMilieu,dassichimHörenaufundimlebendigenZeugnisfürdasEvangelium,imFeiernderSakramenteundimEngagementfürbedürftigeMenschenausdrückt.Diefol-genden Überlegungen sollen die darin liegende Kraft zur Beheimatung be-stärken.DamitverbindetsichdieHoffnung,sieauchindernächstenGenera-tionlebendigzuhaltenundzuerneuern. Zu den positiven Grundzügen der gegenwärtigen Situation gehört so-dann,dasssicheineneueAufbruchstimmungunterdenMitarbeitendeninderKirchefeststellenlässt.NatürlichfindensichinderevangelischenKir-cheauchVerzagtheitundMutlosigkeit–aberdiessolltenichtblindmachenfürdiewachsendeBereitschaft,sichmitderKircheundihrenAufgabenzuidentifizieren, und für den vorhandenen Mut, neueWege gemeinsam zugehen. „ImGeistedesVertrauensVertrautesverlassen“,dieseFormulierungtrifftdengutenGeistvielerEngagierter.EsgibtgegenwärtigeinebeeindruckendeZahlvonMitarbeitendeninderevangelischenKirche,diesichzuversichtlichund überzeugend engagieren. Dies können folgende Hinweise und Erinne-rungenexemplarischbelegen: ErmutigendistzuerstdiehoheZahlanEhrenamtlichen,diebereitist,inderundfürdieKirchezuarbeiten.VondenMitgliedernderKirchenvorständeundanderenLeitungsgremienbishinzuderhohenZahlanSängerinnenundSän-gerninkirchlichenChören,vondenungezähltenMitarbeiterinnenundMit-arbeiternin(Kinder-)GottesdienstenbiszudenvielenMenschen,dieinVer-einen,Arbeitskreisen,InitiativenundProjektgruppenimUmfeldderKirchenarbeiten,istdasfreiwilligeEngagementeinimmenserSchatzderKirche.DasEngagementderEhrenamtlichenbleibteinewesentlicheZukunftsgrößeindenevangelischenKirchen. Glücklicherweise sind auch die internen kirchlichen Konflikte, die in densiebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts sehr viele Kräfte bean-spruchthaben,weitgehendüberwunden. Die verschiedenen evangelischen Frömmigkeitsstile sind näher zusam-mengerückt.DieAuseinandersetzungenzwischenkonservativenundlibera-lenGruppen,zwischenevangelikal-charismatischenAnsätzenundvolkskirch-lichenAnstrengungensindausderPhasedergegenseitigenVerurteilungundBekämpfungherausgetreten;dieChancenwechselseitigenLernenssindda-durchgrößergeworden.EbensobegegnenzielgruppenspezifischekirchlicheArbeitsformen – seien dies Jugendarbeit oder Seniorenarbeit, FrauenarbeitoderMännerarbeit–einandermitgegenseitigemRespekt;dieVielfaltinderevangelischen Kirche wird in aller Regel als Reichtum wahrgenommen undgewürdigt.DarinliegteinewesentlicheVoraussetzungdafür,sichinderge-genwärtigenUmbruchsituationnichtininternenAuseinandersetzungenzuerschöpfen,sonderngemeinsamnachvornzuschauen.

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Zu den ermutigenden Wahrnehmungen gehört auch die unangefochtengute und stabile Stellung der Geistlichen in der Außenwahrnehmung. Pfar-rerinnenundPfarrerhabeneinengutenRuf. Injedemsog.„Berufs-Ranking“stehendieGeistlichenseitvielenJahrenunangefochteninderSpitzengruppeundgenießengroßesVertrauen.DiemeistenEinwändegegendenBerufsstandderGeistlichenformuliertdieinterneKritikandersog.Pfarrerkirche–dieesbeinüchternerBetrachtungsonichtbzw.nursehrbedingtgibt. Mehrals30ProzentallerdeutschenArbeitnehmerwürdengerneinderKir-che oder in der Diakonie arbeiten, weil diese Institutionen„einen inhaltlicherkennbarenAuftrag“verfolgen.Diemit jederBerufsarbeitverbundene Fra-genachSinnundZweckderAnstrengungenwirdoffensichtlichbeikirchlicherunddiakonischerArbeitbesondersklarbeantwortet;diepositiveIdentifikationmitdergestelltenAufgabeerscheintalsbesondersgutmöglich. Erfreulicherweisesteigt gegenwärtigauchdie ZahlderWiedereintritte indieKirchelangsam,aberstetigan,währenddieZahlderKirchenaustrittesogardeutlich zurückgeht, wenn auch deren Niveau nach wie vor viel zu hoch ist.Es gelingt den Kirchen allmählich besser, Menschen zurückzugewinnen unddie Kirchenmitgliedschaft zu stabilisieren. Austritte sind längst nicht mehrderentscheidendeGrundfürdenRückganginderZahlderKirchenmitglieder.WeitstärkerwirktsichderÜberhanganSterbefällengegenüberdenTaufzah-len aus. Er spiegelt das demographische Gefälle der deutschen Gesellschaft,dasallerdingsauchdieZukunftunsererKirchewesentlichbestimmenwird. ZudenermutigendenSignalengehörtauch,dassinallenkirchlichenGrup-pierungen eine missionarische Neuausrichtung der Kirche bejaht wird.Von„Mission“istnichtnurimBlickaufPartnerschaftenmitKircheninanderenKontinentendieRede;einemissionarischeAusrichtungwirdauchnichtmehrausschließlich mit evangelistischen Verkündigungsformen gleichgesetzt.Vielmehr wird Mission als glaubenweckendes Ansprechen der Menschen inder eigenen Gesellschaft als Aufgabe der ganzen Kirche anerkannt, die inallen kirchlichen Handlungsfeldern zur Geltung kommen muss. Zwar stehtdieUmsetzungdieserEinsichtinvielenBereichennochaus;aberdieBereit-schaft, diese Umsetzung in Angriff zu nehmen und zu fördern, ist deutlichgewachsen.ZudenerfreulichenZügendergegenwärtigenSituationgehörtebenso, dass die evangelische Bildungsarbeit in den Gemeinden und kirch-lichen Bildungseinrichtungen ebenso wie in den öffentlichen Schulen undanderen Institutionen positive Resonanz erfährt; besonders hervorzuhebensind in diesem Zusammenhang die zahlreichen Neugründungen von evan-gelischenSchulen.BeiKirchenmitgliedernwiebeivielenKonfessionslosenbe-stehteingroßesInteressedaran,evangelischgeprägteSchulenoderKinder-gärtenwählenzukönnen.UnterdenheuteDreißig-bisFünfzigjährigengibtesviele,dereneigenereligiöseSozialisationzwargebrochenistodergarnichtstattgefundenhat,dieaberSinnundWerteinerreligiösenErziehungfürihreeigenenKindernhocheinschätzen.

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Unbedingt erwähnenswert ist die mittlerweile entstandene Reihe vonErfolgsmodellen (good practice), in denen überzeugende kirchliche Arbeitstattfindet,seiesineinerklassischenGemeindeform,seiesinanderenkirch-lichen Angeboten. Erfolgsmodelle weisen sich unter anderem an konkretenZahlen bei Mitgliederzuwachs und Stabilität aus; sie zeigen sich aber auchandemMaßöffentlicherResonanz,anderkulturellenPrägekraftimjeweili-genUmfeldundanderEinwerbungzusätzlicherFinanzmittel.SolcheModellebelegen,dassdieevangelischeKircheauchheuteMenschenaufneueWeiseerreicht.ZudenwichtigenErfolgsfelderngehörenbeispielsweise

– dieCity-Kirchen-Arbeit,dieinVerbindungmitWiedereintrittsstelleneinenenormenBedeutungszuwachsgewonnenhat,

– die Arbeit in Profilgemeinden, die sich an unterschiedliche Milieus undFrömmigkeitsstilewendet,

– dieTourismuskirchen in touristisch interessanten Gebieten, die sich be-mühen,diebesondereSituationderFreizeitunddesUrlaubsneuaufzu-nehmen,

– und ebenso viele andere Gemeinden in Stadt und Land, die neue KräftezurEntfaltungbringen,LaienengagementstärkenundeineüberzeugendeAusstrahlungentwickeln.

– Nicht zuletzt gehört das scheinbar Alte undVertraute weiterhin zu denerfolgreichstenBemühungenderevangelischenKirche.IhreKirchenmusikistnachwievoreinederwirksamstenAnstrengungen,einladenddasGe-heimnisdesGlaubenszumLeuchtenzubringen.Die(Kirchen-)MusikwirdauchinZukunfteinewesentlicheLebensäußerungevangelischerGemein-densein.

– Zu den ermutigenden Entwicklungen gehört schließlich auch die wach-sendeBereitschaftinunsererKirche,durchMitarbeiterberatungundPer-sonalentwicklung,durchJahresgesprächeundZielvereinbarungen,durchFortbildungsbemühungenundvielesanderemehrdieIsolierungderMit-arbeitenden aufzubrechen und das Gespräch in den Gemeinden zu ver-stärken.InsgesamtistunsereKircheheutegutinderLage,ZielekoordiniertzuentwickelnunddenEinsatzderverfügbarenRessourcengemeinsamansolchenZielenauszurichten.DieseEntwicklungmusskonsequentweiter-gehen;dankbaristfestzustellen,dassgeradejüngereMitarbeitendeinderKirchemitgrößererSelbstverständlichkeitEinsichtenundMethodenderTeamarbeit,derpersönlichenWeiterentwicklungundderberuflichenWei-terbildunginwachsendemMaßakzeptieren.

3. Die Herausforderungen begreifen

IneinergemeinsamenAnstrengungmussesdarumgehen,aufdasneueFra-gennachSinnundWerten,nachHaltundReligionmitneuenFormenderVer-

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kündigung, der Gemeindebildung und kirchlicher Bildungsangebote zu re-agieren.AllerdingsfälltsolcheinWandelschwer.ErgehtmitÄngsten,SorgenundEntmutigungeneinher.AuchinderevangelischenKirchespiegelnsichdieZerreißprobenzwischenReformnotwendigkeitundBeharrungssehnsucht,dieallegesellschaftlichenVeränderungsprozessederGegenwartprägen.VersagtsichdieevangelischeKirchejedochdemnotwendigenMentalitätswandel,soverweigert sie sich den entscheidenden Herausforderungen der GegenwartundverpasstzugleichwichtigeZukunftschancen.DiefolgendenÜberlegun-genwollendahereinenMentalitätswandelfördern,derinvielenGemeinden,KirchenkreisenundLandeskirchenbereitsbegonnenhat. EsgibtguteGründedafür,denanstehendenWandelmutiganzugehenunddieChancenzunutzen,diesichausdergesellschaftlichenLagewieausderinnerenVerfassungunsererKircheergeben.Esgilt,gegebeneRahmenbedin-gungenundkünftigeStrukturveränderungennüchternwahrzunehmenunddieAnsatzpunktefürneueInitiativenkonkretzubestimmen.Denndiegro-ßenChancenunddieerschwertenBedingungenzusammenbestimmendenHandlungsrahmenfürdieZukunftsorientierungderKirche.DabeiistauchfürdieheutigeGenerationdieGrundhaltungbestimmend,diederersteThessa-lonicherbrief(5,8)sobeschreibt:„Wiraber,diewirKinderdesTagessind,wol-lennüchternsein,angetanmitdemPanzerdesGlaubensundderLiebeundmitdemHelmderHoffnungaufdasHeil.“ Zukünftige Entwicklungen können nur mit einem hohen Maß an Unbe-stimmtheitantizipiertwerden.WerauchnureinVierteljahrhundertvoraus-zudenken versucht, wird spätestens dann bescheiden werden, wenn er sichfragt, was von der heutigen Situation vor einemVierteljahrhundert zutref-fend vorausgesehen und bei damaligen Entscheidungen angemessen be-rücksichtigt wurde. Bei der Beschreibung der für die evangelischen Kirchenin Deutschland wichtigen Herausforderungen müssen wir uns auf wenigeAspektebeschränken.NurmitknappenStrichenseiderweitereRahmenan-gedeutet,indensolcheÜberlegungenhineingestelltwerdenmüssen. Europa„eineSeelezugeben“,wirdnachallemmenschlichenErmessenauchimJahre2030nocheinezentraleHerausforderungsein.DerökumenischeDia-log mit der römisch-katholischenSchwesterkirche, den orthodoxen und alt-orientalischenKirchenunddencharismatisch-pfingstlerischenKircheneben-so wie der jüdisch-christliche Dialog werden auch zukünftig unerlässlicheThemenderevangelischenKirchebleiben.DieBegegnungderReligionenwirdangesichtseineswachsendenmuslimischenBevölkerungsanteilsinDeutsch-landundEuropaeinezentraleHerausforderungsein.Großegesellschaftspo-litischeProblemewerdenbleiben,auchwennderenJeweiligesnurschwerzuerahnenist.VondenUmwelt-undEnergiefragenüberFrageneinergerechtenVerteilungvonArbeitundReichtum,vonderFriedensfähigkeitineineruner-löstenWeltbishinzuGerechtigkeitsfragenimBlickaufeineinunseremTeilderWeltälterwerdendeBevölkerungwerdensichvieleerahnbareundebenso

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vielegänzlichneueHerausforderungeneinstellen.DieWeltgesellschaftwirdnoch näher zusammenwachsen; regional verursachte Konflikte werden ver-mutlicheinenochstärkereinternationaleAusstrahlunghaben.DieAufgabe,Friedenzusichernundzufördern,wirdneueFormenannehmen.Dieevange-lischeKirchewirdsichdiesenHerausforderungenstellenundversuchen,inallihremRedenundHandeln„RechenschaftzugebenvonderHoffnung,dieinihrist“(vgl.1.Petrus3,15). Im vorliegenden Zusammenhang richtet sich der Blick vor allem auf dievoraussehbaren Herausforderungen für die evangelische Kirche selbst. Beialler Unbestimmtheit ist eine solche Überlegung nötig, um die mutmaßli-chenFolgeneinerunterbleibendenKurskorrekturabzuschätzen–nachdemMotto:Waspassiert,wennnichtspassiert?LeitendistdabeidieÜberzeugung,dasseineintakte,stabileundwachsenwollendeevangelischeKirche,dieih-resGrundesgewissist,diemitdemEvangeliumdieMenschenerreichenundinsofernwachsenwillunddiesichumstabileStrukturenbemüht,auchamehesten in der Lage sein wird, die gesellschaftlicheVerantwortung wahrzu-nehmen,diesichausdemEvangeliumergibt.DerEinsatzfürdieMenschen-würde,dasEintretenfürdie„Gerechtigkeit,dieeinVolkerhöht“(SprücheSa-lomos14,34),dieVermittlungvonZuversichtundHoffnunghängendavonab,dassdieevangelischeKirchedieMenscheninüberzeugenderWeisegeistlichbeheimatet,dasssieeinestabileMitgliedschaftsbasishatundschlanke,be-zahlbareStrukturenunterhält.DieSorgeumdieäußereGestaltderevangeli-schenKirchedientdemAuftragdesEvangeliums,auchinZukunft„Kirchefürandere“zusein. AchtzentraleHerausforderungenwollenwirunterdiesemGesichtspunkthervorheben.

a) Die demographische EntwicklungDasBundesamtfürStatistikerwartetbiszumJahr2030einenRückgangderBevölkerunginDeutschlandumgut6Prozent,dasheißtumfünfMillionenMenschen.ZuwanderungendämpfendendemographischenEffektderstar-kenÜberalterung,diedurcheinegestiegeneLebenserwartungundeinederniedrigsten Geburtenraten derWelt verursacht wird. Die demographischenFaktorentreffendieKirchenumsomehr,alssiezusätzlichdurchfrühereundheutigeAustrittsratenbeijungenMenschenbelastetsind. Nach einer eigenen Prognose der EKD ergibt sich, wenn man den TrendzurückliegenderJahrefortschreibt,fürdenZeitraumbis2030folgendeKon-sequenz: Die Zahl der Mitglieder der evangelischen Kirche würde dann von26Millionen(2003)umeinDrittelaufetwa17Millionen(67Prozent)zurück-gehen.DabeistelltsichdieEntwicklungimBereichderöstlichenGliedkirchender EKD wegen der dort besonders hohen Überalterung und anhaltenderWanderungsbewegung–namentlichindenSüdenundSüdwestenderBun-desrepublik–alsbesondersschwerwiegenddar.DasFortschreibendergegen-

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wärtigenTrendsführtfürdiesenBereichsogarzueinemAbsinkenderMit-gliederzahlauf57ProzentdesheutigenStandes.AberauchindenwestlichenGliedkirchengibteseinezunehmendeDifferenzierung: FürdieEvangelischeKircheimRheinlandwirdeinRückgangaufzweiDrit-tel des heutigen Bestands prognostiziert, also von drei auf zwei Millionen,für die württembergische Landeskirche dagegen ergibt sich eine Prognose,diebei85ProzentdesheutigenBestandsliegt.SehrschwerwürdeesfürdiekleinerenLandeskirchen,denninAnhaltgäbeesdannstatt55.000nurnoch31.000Evangelische, inLippestatt 198.000nurnoch139.000undinBraun-schweigstatt416.000nurnoch293.000.Erschwerendkommthinzu,dasssichdie Altersstruktur der Gemeindeglieder ungünstig entwickelt: Das Durch-schnittsaltersteigtselbst indenwestlichenGliedkirchenvon44 Jahrenauf50Jahrean–sowieheuteimOsten.IndenöstlichenGliedkirchenwirddasDurchschnittsalterderGemeindegliedersogaraufüber55Jahreanwachsen.Darausergibtsich,auchwenndieMitgliederzahlinsgesamtum9Millionensinkt,einkonstanterAnteilderübersechzigjährigenGemeindegliedervon7bis8Millionen;damiterhöhtsichderenrelativerAnteilvonjetzt31,3Prozentauf41,5Prozent–mitentsprechendenKonsequenzenfürdieSchwerpunktekirchlicherArbeit.ZugleichsinktdieZahlder Mitglieder imerwerbsfähigenAlteraufetwa58ProzentdesheutigenStandes–undzwarauchdann,wenndieDauerdesErwerbslebensauf68oder70Jahresteigensollte.DasergibtfolgendesBild:

Altersgruppe 2002 2030unter20 4,9Mio. 2,6Mio.21bis60 13,1Mio. 7,7Mio.über60 8,2Mio. 7,3Mio.insgesamt 26,2Mio. 17,6Mio.

Gewaltige strukturelleVeränderungen für alle und eine wachsende Unein-heitlichkeitdeskirchlichenLebenszwischenverschiedenenRegionensinddieFolge. DieseEntwicklungistmitunterschiedlichenUmfeldbedingungenverknüpft.FürdenOstenDeutschlandswirdmitAusnahmederBerlinerRegioneinestarkeBevölkerungsschrumpfungerwartet,städtischeBallungsräumewieMünchen,Nürnberg, Stuttgart und das Rhein-Main-Gebiet werden weiterhin wachsen.Auchdie„Rheinschiene“sowieBremenundHamburgkönntenvondiesenEnt-wicklungen profitieren. Zugleich ist mit einer erheblichen Ausdünnung desländlichenRaumeszugunstendergenanntenBallungsräumezurechnen.

b)Die finanzielle EntwicklungVerlässlichkannmanwenigübereinemöglicheKirchensteuerentwicklungübereinenZeitraumvon25 Jahrensagen.ZuwenigwissenwirüberPreis-

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entwicklung,sichveränderndeKostenstrukturen,Tarif-undSteuerkonzepte,die wirtschaftliche Lage oder gar die Geldwertentwicklung. Doch dass diekirchlicheArbeit maßgeblichvonderBereitschaftderGemeindeglieder, siezu tragen, abhängt, steht fest – unter welchen Finanzierungsformen auchimmer.DieKirchensteueristinDeutschlanddieguteundverlässlicheFinan-zierungsbasis der Kirchen. Sollte sich in Zukunft deren Gestaltung ändern(z.B.durchstaatlicheSteuerreformen),wirdeserstrechtnötigsein,Finan-zierungsergänzungssystemezuentwickeln.AbersolcheergänzendenFinan-zierungen – vom Gemeindebeitrag bis zum professionellen Einwerben vonSpenden–greifen letztlich immerwiederaufdiegleichenZielgruppenzu-rück.AlleineineverstärkteEinbeziehungderRentnerundRuheständlerwür-dezusätzlicheGruppenerschließen. Insgesamt ist die Entwicklung der Gemeindegliederzahlen und der Mit-gliederstruktur eine wesentliche Grundlage für die Abschätzung der künf-tigen finanziellen Entwicklung. Ließe man – um eine Vorstellung von denbevorstehenden finanziellen Herausforderungen zu entwickeln – einmaldie oben genannten unbekannten Faktoren gedanklich außer acht, ergäbesichalleinausderhierskizziertenMitgliederentwicklungeinRückgangderKirchensteueräquivalenz (d.h. der Kirchensteuern und ihrer möglichen Er-gänzungsformen) von vier Milliarden Euro heute auf zwei Milliarden EuroimJahr2030nachheutigemGeldwert.Dasheißt:DieBasisderkirchlichenFinanzkrafthalbiertsich!AllerdingswirddabeidieunterschiedlicheEntwick-lungdereinzelnenLandeskirchenzwischendemNordostenunddemSüdender Republik zu einem immer stärkeren Ungleichgewicht führen. Dadurchwird der Finanzausgleich zwischen ihnen immer wichtiger; die SolidaritätderGliedkirchenunddieGestaltungihresMiteinandersistvonwachsenderBedeutung.ZusammengefasstheißtdieDiagnose:BeisinkenderMitglieder-zahlumetwaeinDrittelgehtdiefinanzielleLeistungsfähigkeitnahezuumdieHälftezurück.

c) Die „volkskirchliche“ Situation des gottesdienstlichen HandelnsDieAmtshandlungensindsoetwaswiederLackmus-Testdafür,wieesumdieevangelische Kirche heute steht. In den Zahlen, Quoten und EntwicklungenbeiTaufe,TrauungundBestattungspiegeltsichwider,wiestarkdieKirchefürdiebiographischeLebensbegleitungnachgefragtwird.Seitden90erJahrenhatsichbeidenAmtshandlungeneinmassiverEinbruchvollzogen.Dazueini-genüchterneZahlenundFakten:

– DieTaufensindimZeitraumvon1991–2003umüber25Prozentzurückge-gangen.

– DieTrauungszahlenhabensichimgleichenZeitraumbeinahehalbiert(45Prozent).

– BeidenBestattungenbetrugderRückgang17Prozent.

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AuchderdurchschnittlicheGottesdienstbesuchderProtestanten istnichtzufriedenstellend; zwar gab es seit der Reformation aufgrund geringerBeteiligung immer wieder Anlass zur Klage, aber mit einer durchschnitt-lichen Gottesdienstbeteiligung von etwa 4 Prozent können sich die evan-gelischenKircheninDeutschlandnichtabfinden.ÖkonomischausgedrückthatdieevangelischeKircheeinenerheblichenMarktverlustimBereichih-res Kerngeschäfts erlitten. Der starke Rückgang erklärt sich vor allem ausdemZusammenspielzwischendemographischenEntwicklungenunddenKirchenaustritten früherer Jahre. Der Kreis der potenziellen Adressatenwirddadurchgeringer.UndselbstbeideneigenenMitgliedern istdie In-anspruchnahme der Kasualien lange nicht mehr selbstverständlich. JedeszehnteverstorbeneKirchenmitgliedwirdnichtevangelischbestattet.JededritteEheschließung,beiderbeide(!)PartnerderevangelischenKirchean-gehören,findetohneevangelischeTrauungstatt.DieTaufquotebeiKindernmitmindestenseinemevangelischenElternteilliegttrotzgestiegenerTauf-bereitschaftnurbeietwa80Prozent.AuchreichendiefaktischvollzogenenTaufen längst nicht aus, den Verlust durch Sterbefälle zu kompensieren;dies wäre auch dann nicht der Fall, wenn alle Kinder mit mindestens ei-nemevangelischenElternteilgetauftwürden.DerErosionsprozessbeidenTrauungenträgtdieGefahrinsich,dassEheundFamiliedurchdiefehlendekasualeBegleitungtendenziellentkirchlichtwerden.DiesziehtwiederumFolgenfürdiekommendenGenerationennachsich,esentstehteineArtge-nerativeEntkirchlichung.

d) Die Kirche und die nächste GenerationEntscheidendfürdiezukünftigeEntwicklungderKircheistdieFrage,inwie-weitesihrgelingt,denGlaubenandienächsteGenerationzuvermitteln.ZudengroßenkirchlichenProblemengehörtdabeideroftzitierteTraditi-onsabbruch. Verschiedene Krisenphänomene werden unter diesem Schlagwort zu-sammengefasst:derhäufigeAusfallfamiliärerundauchschulischerSozia-lisationsinstanzeninreligiösenFragen,dieoftfehlendeEinübungreligiöserRitenundBräuche,diebisweilengeringeKenntnisbiblischerGeschichten,kirchlicher Lieder und christlicher Glaubensinhalte, die Fremdheit gegen-überKirchenraumundKirchenjahr.Von„religiösemAnalphabetentum“istdieRede.IndenalljährlichzuOsternundWeihnachtenzulesendenUmfra-geergebnissenzurBedeutungkirchlicherFestewirddiesgreifbar.SchwerernochalsdiereininhaltlichenWissenslückenwiegtdabeidasFehlenchrist-lich-religiöserErfahrungen–unddieHaltungderIndifferenz,dietrotzdereigenenUnkenntnisvomchristlichenGlaubennichtsNeueserwartet. DieGründefürdiesenTraditionsabbruchsindvielfältig;siehängenunteranderemmitunterschiedlichenreligiösenPrägungenimWechselderGene-rationen und der veränderten Beziehung der Generationen zueinander zu-

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sammen. Die heutige Urgroßeltern- oder Großelterngeneration, die zumin-destimWestenDeutschlandsnochweithinreligiösgeprägtist,lebtoftnichtim unmittelbaren Umfeld der heranwachsenden Generation und wirkt aufihre religiöse Bildung schwächer ein als in früheren Zeiten. Die heutige El-terngenerationhatseitdensiebzigerJahrendieEnttabuisierungdesKirchen-austrittsmitvollzogen,selbereinegroßeDistanzzurReligionentwickeltundsiealsIndifferenzsozialvererbt.UnddenheuteHeranwachsendensind–imBildgesprochen–von„densaurenTrauben,welchedieElternaßen,dieZähnestumpf“geworden(vgl.Ezechiel18,2).Danebengibtesvorallemindenöstli-chenBundesländern,aberauchimWestenbereitseineKonfessionslosigkeitinderdrittenGeneration.AnknüpfungsmöglichkeitenfürdenchristlichenGlau-ben sind dadurch verloren gegangen. Die Konkurrenten für die christlichenKirchensinddabeiwenigeranderegroßeReligionenoderSektenalsvielmehrdieAnbieter„kleinerTranszendenzen“–wieWellness,SportoderMeditation.DieAntwortenaufSinnfragenwerdenweithinindividuellohneAnspruchaufinnereKonsistenzundohneRekursaufdieKirchenkonstruiert.OftwerdendabeiLeitbilderfüreineeigene,patchworkartigereligiöseIdentitätdurchdieMedienvermittelt.

e) Die zukünftige Situation der MitarbeiterschaftDieZahlderhauptamtlichenMitarbeiterinderevangelischenKirche–ohnedenBereichderDiakonie,deretwa400.000Mitarbeitendeumfasst–istmit233.000beeindruckend.Davonentfallen 150.000auf teilzeit-undgeringfü-gigbeschäftigteDienstverhältnisse.TrotzvielerengagierterMitarbeitendengibt es an vielen Orten in der evangelischen Kirche verunsicherte, mutloseunddeshalbauchentmutigendeStimmungen,nichtselteninbesonderskon-zentrierterFormbeiberuflichMitarbeitenden.SiesehennichtnurihreeigeneArbeitssituationinderanstehendenUmbruchsituationalsgefährdetan,son-dernwissenauchnicht,wiesiedie inmanchenBereichenzurückgehendenBeteiligungszahlenodereinevermeintlicheoderwirklicheGeringschätzungihresWirkensverarbeitensollen.WerständigmitsinkendenGemeindeglie-derzahlenundschrumpfenderAkzeptanzzutunhat,gerätleichtineineDe-pressionsschleife, aus der heraus neue Impulse und innovative Aufbrücheschwerfallen.MitarbeiterinnenundMitarbeiterderKirchemöchtengewür-digtsehen,dassdieevangelischeKirche inderVergangenheitvieleArbeits-felder überzeugend gestaltet hat. Sie hat auf die Herausforderungen derzurückliegenden Jahrzehnte mit neuen Initiativen reagiert; lebendiges Ge-meindelebenundwichtigefunktionaleDienstekonntenaufgebautwerden.DochtrotzdiesergutenArbeitistheuteausinnerenwieausäußerenGründeneinfundamentalerWandelnötig.DieevangelischeKirchemussGewachsenesloslassen,etablierteStrukturenzurückbilden,vertrauteArbeitsfelderumstel-lenundmanchesinnvolleArbeitsformganzaufgeben.Dazubrauchtdieevan-gelischeKircheeinenMentalitätswandelundeinenParadigmenwechselweg

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vonderVerteidigunggewachsenerStrukturenhinzumErgreifenneuerundverheißungsvollerMöglichkeiten. DiegenauestenDatenfürdieanstehendenHerausforderungenliegenfürdenPfarrdienstvor:Gegenwärtigsindinden23Landeskirchen20.400Theolo-ginnenundTheologenbeschäftigt.AufschlussreichistdieKostenstruktur:FürdenPfarrdienstwerden1,5MilliardenEuroausgegeben.AusKirchensteuerein-nahmenverbleibendamitknapp2,5MilliardenEurofüralleübrigenAufga-ben.DieFortschreibungderheutigenPersonalentwicklungkönntebedeuten:NichteinDrittelderKirchensteueräquivalenz(sogegenwärtig)werdenfürdenPfarrdienstbenötigt,sondernzweiDrittel(wiebereitsheutedurchschnittlichimOsten).ÜbertrügemandagegendieheutigePfarrerdichteanteiligaufdasJahr2030(d.h.dannetwa13.000PfarrerinnenundPfarrer), ließensich–beigleichbleibendenVoraussetzungen(alsoohneVeränderungeninderGehalts-struktur)–KostenvoneinerMilliardeEuroheutigenGeldwertserwarten.DannstündefüralleübrigenkirchlichenAufgabenwenigeralsdieHälftedesheuti-genBetragszurVerfügung.DashätteunteranderemzurFolge,dassdieZahlaller übrigen Mitarbeiterstellen überproportional reduziert werden müsste.Zubedenkenistaberauch,dassdievorhandenenEigenmittelauchdieMög-lichkeit beeinflussen, Drittmittel einzuwerben. Deren Bedeutung ist aber er-heblich;imKindergartenbereichbeispielsweisebetragensieüber80Prozent. IndergegenwärtigenPersonalpolitikbleibtdieseEntwicklungoftmalsun-berücksichtigt. Vielmehr dient weithin der gegenwärtige MitgliederbestandnochimmeralsMaßstab.KommenheutestatistischaufeinenTheologenbe-ziehungsweiseeineTheologinimkirchlichenDienst(unterEinbeziehungallerAufgabenbereiche,auchaußerhalbdesGemeindedienstes)einKirchengebäu-debzw.einePredigtstätte,sohätteeineReduzierungderPfarrstellenauf13.00020Prozentbis30ProzentmehrPredigtstättenproPfarrstellezurFolge.IndenöstlichenGliedkirchensindesheuteschonmehralszwei,imJahr2030wärenesdannvierbisfünfPredigtstätten.DabeiverdecktdieBerechnungdesstatisti-schenDurchschnittseineWirklichkeit,diesichdramatischzuspitzenwürde:AufdemLandergäbensichwachsendeBereichemitzwanzigKirchengebäudenodermehrproPfarrstelle–sowieesheutebereitsineinigenRegionenOstdeutsch-landsderFallist.BeidervorausgesetztenReduzierungdesPfarrdiensteswürdeindenöstlichenGliedkircheninsgesamtdieZahlderPfarrerinnenundPfarrervongegenwärtig3.200auf1.700sinken.IstabermiteinersoniedrigenPfarrer-zahldieArbeitnochinausreichendemMaßsicherzustellen? AussolchenÜberlegungenergebensichnichtnurfürdieöstlichenGlied-kirchen außerordentliche Herausforderungen an die inhaltliche GestaltungundOrganisationderkirchlichenArbeit.DamitverbindensichFragennachderkünftigenGehalts-undTarifstruktur.SiebeziehensichzumeinenaufdienachwievorvorhandenenDifferenzenzwischenOstundWest,zumandernauf die Frage, ob Gehälter und Tarife eingefroren oder gar langsam abge-senktwerdensollen.Aberwasbedeuteteeine–wieauchimmergestaltete–

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GehaltsabsenkungfürdenPfarrerstand?WäredamitperspektivischaucheinlangsamesAbsinkendesNiveausverbunden?WäredasmitdenwachsendenqualitativenAnforderungenvereinbar? Über diese Fragen muss Klarheit geschaffen werden:Wie groß kann undsolldiePfarrerdichtekünftigsein?WasbedeutetdieAntwortaufdieseFra-gefürdieaktuellePersonalplanung?WelcheGehaltsstruktursolldemPfarr-dienstzuGrundegelegtwerdenundwelchesBerufsbildistdamitverbunden?WasfolgtdarausfürandereGruppenvonMitarbeitenden?SoschwersolcheFragenzubeantwortensind,sodeutlichmusszugleichsein:Jedes„Weiterso!“führtineinfinanziellesDesasterunddamitzumEndejeglicherHandlungs-fähigkeit.DarummüssendieseFragenentschiedenwerden,solangewirnochhandelnkönnen–unddasheißtmöglichstbald.

f) Die Kirche und ihre KirchenMehrals21.000KirchenundKapellenstehenimBereichallerevangelischenLandeskirchen. Sie werden zum größtenTeil für den gottesdienstlichen Ge-brauchgenützt.BetriebskostenundBaulastenkirchlicherGebäude,nament-lichderetwa20.000Kirchen,belaufensichjährlichaufmehralseineMilliar-deEuro.ErneutergibtsicheinebesondersschwierigeLagefürdieöstlichenGliedkirchen:StehendochaufdiesemGebietbeiknapp8ProzentderMitglie-der40ProzentallerevangelischenKirchen.DieDiskussionumdieZukunftderKirchengebäudeistinvollemGange.ImmerwiederkommteineUmnutzung,UmwidmungodergarAufgabevonKircheningroßemUmfangindieDiskus-sion.Dasistwederwünschenswertnochrealistisch.NacheinerUntersuchungder Kirchlichen Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa)beträgt ein entsprechendes Potenzial maximal 5 Prozent bis 10 Prozent derKirchengebäude. Kirchen sind (vielleicht von den Bauten der fünfziger undsechzigerJahreabgesehen)immerzugleichauchdasIdentifikationsmerkmaleinesOrtes.GeradedieMenschenaufdemLandwollenaufdieKircheimDorfnichtverzichten,weilnursodasDorfauchihrDorfist.DieAlternativeheißtaber oft: Leerstand und langsamer Verfall oder Erhaltung bei erweitertenNutzungskonzepten.Vorausgesetztist,dassdieKirchenimmerzuerstgottes-dienstlicheRäumesind.SiesollenaberdeutlicheralsGebäudefürdiegesam-te Gesellschaft wahrgenommen werden, als Orte des Friedens wie der Got-tessuche.AlleneuenNutzungskonzeptedürfendieLesbarkeitderKirchenalsKirchennichtzerstören.KirchenwerdeninihrerGrundaufgabeimmerwiederauchvonderganzenGesellschaftgebraucht,wieGottesdiensteangesichtsei-nesgroßenGlückesodereinesgroßenUnglückesbeispielhaftzeigen.AberdieTatsache,dassdieKirchengemeindendieBaulastnichtzutragenvermögen,isteinedergrößtenHerausforderungenfürdienächstenJahrzehnte.DadasAufgebenderKirchenwedermöglichistnochangestrebtwerdenkann,musseinneuerBürgersinnfürdieKirchenimDorfundinderStadtgewecktwer-den.AngesichtsderfinanziellenGesamtsituationistdasnichtleicht.

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g) Die Selbst-Verwaltungskosten der KirchenDieevangelischeKircheistföderalaufgebaut:23Landeskirchen.23Synoden.23Kirchenverwaltungen.ZahlundZuschnittderLandeskirchenhabenhisto-rischeGründe.NochimmerwirkenindenGrenzenvielerevangelischerLan-deskirchendieKonturenderdeutschenEinzelstaatenfort,wiesiedurchdenWiener Kongress von 1815 festgestellt wurden. Doch von den Konturen derheutigenBundesländeristdasoftweitentfernt.AufdemGebietdesLandesSachsen-AnhaltetwaagierensechsLandeskirchen(dieKirchenprovinzSach-sen, Anhalt, Braunschweig, die EKBO,Thüringen und Sachsen), während dieEvangelischeKircheimRheinlandunddieEKBOesjeweilsmitvierBundeslän-dernzutunhaben.SchonheuteistderKoordinationsaufwandauffastallenGebietenkirchlichenLebensbeträchtlich.IsteinsolcherAufwandinZukunftnochzuverantworten? KlärungsbedürftigistdieFrage,waseineLandeskircheausmacht.Ihrehis-torische Entstehung? Ihre landsmannschaftliche Prägung? Die Bindung aneinvorZeitenregierendesFürstengeschlecht?ZweifellosgehörtdieVerstän-digungüberdieBekenntnisbindungzudenzentralenAufgabenderLandes-kirchen.DanebengewährleistendieLandeskirchendaskirchlicheLebeninderVielfalt seiner Ausdrucksformen. Landeskirchen mit drei Millionen Mitglie-dernkönnendafürauchinZukunftSorgetragen.WieabergelingtdasKirchenmit55.000Gemeindegliedern?Undwiegelingtesihnen2030? ZuwenigistbisherbekanntüberdiewirklichnotwendigenKostenkirch-licherLeitungsstrukturen,derVerwaltungenwiedervielfältigenBeratungs-undUnterstützungssysteme.DazuwenigKlarheitüberdieZielesolchenLei-tungshandelnsbesteht,istaucheinePrüfungdesErfolgesnichtzuerfassen.NötigwäreabereintragfähigesBenchmarking(d.h.vergleichbareKennziffernfürvergleichbareLeistungen)füralleBereichekirchlichenHandelns.Esmüss-teseineBasisineinemertragsorientierten,auchLeistungenundErgebnissemessendenInformations-undRechnungswesenhaben.EinewichtigeVoraus-setzungdafürwurdeinder2006novellierten„OrdnungfürdaskirchlicheFi-nanzwesen“gelegt.DochderenUmsetzungstehtnochaus. AberselbstwenneseinBenchmarkinggäbe,bliebedieoffeneFrage:Wel-chenOrganisationsaufwandkönnenwirunsinwelcherVielfaltleisten?WievielParallelorganisationindenGliedkirchenistzuverantworten?Notwendigist injedemFalleinekoordinierteAbstimmungundPlanunginallenBerei-chenkirchlichenLebens.Dasistumsoaufwändiger,jeunterschiedlicherundundurchlässigerdiekirchlichenStrukturensind.EinezentralistischeEinheit-lichkeitistwedergewolltnochmitdemevangelischenSelbstverständnisver-einbar.DochunverkennbarbestehtdieGefahr,dasseineföderaleStruktur,dieVielfalt und Ideenreichtum ermöglicht und Menschen in großer Zahl in dieGestaltungdeskirchlichenLebenseinbezieht,sichinImmobilismusverkehrt,weildieKleinteiligkeitderOrganisationkirchlichesLebenanderEntfaltungundWeiterentwicklunghindert.JedeDoppelarbeitkostetdoppeltGeld;und

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jede nicht erbrachte Leistung kostet Sympathien. Die Frage, was wir im Be-reich der Selbstverwaltung aufwenden müssen, hängt unmittelbar mit derGestaltungeinerangemessenenföderalenStrukturzusammen.

h) Zur Analyse kirchlicher SchwachstellenSo viele Einzelanalysen es auch immer gab und gibt, in den vergangenenJahren ist eine systematische Analyse der Schwachstellen kirchlicher Arbeitoftmalsversäumtworden.EsfehlteineZusammenschauundeinezielgerich-teteAuswertungdervorhandenenEinsichten.EinigeElementeeinersolchennüchternenSchwachstellenanalysesollenhiergenanntwerden: ÜberdieQualitätderkirchlichenArbeit–insbesonderedesPfarrdienstes–istinsgesamtzuwenigbekannt.DieGliedkirchenbemühensich,diesesProb-lementwederdurchdasInstrumentderVisitationoderdurchmoderneFüh-rungsinstrumente wie einen„Kirchenkompass“ (Zielverabredungen mittelseiner„Balancedscorecard“,d.h.einerausgeglichenenBewertungvonmess-baren und immateriellen Prüfkriterien) zu lösen. Aber jede Gliedkirche hateinebesondereVisitationsordnungmitjeeigenenSchwerpunkten.Visitatio-nensindnachlaufend,sehrumfangreichundrechtarbeitsaufwändig;seltensindStandardsklarbestimmt.DieUmsetzungvonVisitationseinsichtenlässtoftzuwünschenübrig.NurinwenigenGliedkirchengibteseinbegleitendesQualitätsmanagement.OhneklareStandardsundohneQualitätskontrolleisteineQualitätsanalysejedochunmöglich.Dabeiwäregeradedaseinwesentli-cherBeitragdazu,kirchlicheArbeitaufneueAufgabenundwachsendeErwar-tungenauszurichten. DieZukunftschanceneinerjedenInstitutionhängenanihrerLernfähigkeit.Abergeradedort,wokirchlicheArbeitgutgelingt,wirddieszuwenigbeach-tet,nichtbewusstausgewertetundkaumalsAnregungzurNachahmunginAnspruchgenommen.VieleBeispielevonüberzeugendgelungenemEngage-ment(goodpractice)bleibenaufdieseWeiseungenutzt.OftwirdmehrEner-giedaraufverwendetzubegründen,warumdiesegelingendenBeispielenichtübertragbar sind, als der Frage nachzugehen, was man davon lernen kann.UndvielEnergiebindetoftauchdieBegründung,warumanZahlenablesbareResonanznichtzurBewertungvonkirchlicherArbeitherangezogenwerdendarf. Eine aufrichtige Analyse von missglückten Aktivitäten (bad practice)wirdsehroftdurcheinefalschverstandeneChristlichkeitverhindert,ausderherausSchwächen,fehlerhaftePersonalentscheidungenundmangelndeKri-tikfähigkeitnichtgeklärtundkorrigiertwerden. Aber nur wenn man weiß, warum und wo man gut ist, und sich ebensoderEinsichtstellt,warumundwomannichtgutgenugist,kannmanbesserwerden.DeminstitutionellenErfahrungsaustauschalsqualitätsorientiertemLernprogrammmisstdieevangelischeKircheinsgesamtzuwenigBedeutungzu.LetztlichgiltaberauchfürdiekirchlicheArbeitderGrundsatz:NurQuali-tätsetztsichdurch.

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