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Klassifizierungen computervermittelter Kommunikationsarten Andrea Kienle 15.05.2003

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Klassifizierungen computervermittelter Kommunikationsarten

Andrea Kienle

15.05.2003

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Informatik &Gesellschaft

Inhaltsüberblick: 4 V!!!

Einführung in die Vorlesung und Grundlagen der

Kommunikationstheorie (Do 24.4.)

(Computervermittelte) Kommunikation: Grundlagen und

Gestaltungsanforderungen an Hand von Mediaspaces (Do 8.5.)

Mediaspaces, Teil 2 (Mi 14.5.)

Klassifizierung computervermittelter Kommunikationsarten (Do 15.5.)

Computervermittelte Kommunikation; Beispiele und Übungen (Mi 21.5.)

Kooperationsunterstützung: Grundlagen (Do 22.5.)

Grundlagen weiter und erste Beispiele zu Kooperationsunterstützung im

WWW (Mi 28.5.)

Diskussion von am Beispiel LiveLink und ebay (Mi 4.6.)

Kooperationsunterstützung: Joint Editing (Gastvortrag Gabriele Kunau)

(Do 5.6.)

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Informatik &Gesellschaft

Gliederung für die heutige Sitzung

Media Richness Theory

Media Featured Theory

Social Richness

Media Synchronicity Theory

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Informatik &Gesellschaft

Media Richness Theory (MRT)

Erster Versuch der Klassifizierung von Medien (nicht

ausschließlich Kommunikationsmedien!)

Medienwahl abhängig von der Aufgabe

Die Reichhaltigkeit („richness“) eines Mediums lässt sich an

folgenden Faktoren messen:

Möglichkeit des unmittelbaren Feedbacks

Anzahl der verwendeten Kommunikationskanäle

Persönliche/unpersönliche Sprache

Vielfalt der verwendeten Sprache

Autoren: Daft & Lengel (1986)

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Informatik &Gesellschaft

Beispiele, klassifiziert nach MRT

Merkmale

Feedback

Anzahl der Kommunikations-kanäle

Persönliche/unpers-önliche Sprache

Vielfalt der verwendeten Sprache

Face-to-Face

+ direkt

+ Sprache, Gestik, Mimik, Audio, Video

+ Übermittlung von Emotionen möglich

+ ausdrucksstark

Briefpost

- mit Verzögerung

- wenig Text

- nicht möglich

+ wenig nur bei vorgefertigten Formularen

reicharm

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Informatik &Gesellschaft

Klassifizierung von Aufgaben

Unsichere Aufgaben (uncertainty)

…könnten optimal gelöst werden, wenn alle Informationen

vorhanden wären

Mehrdeutige Aufgaben (equivocality)

… können auch durch sehr viele Informationen nicht gelöst

werden

„equivocality can be seen as a measure of the inability to

reduce uncertainty, or a measure of the absence of knowledge

about a given task“ (Kock 1998)

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Informatik &Gesellschaft

Relevanz der Klassifizierung von Aufgaben

Mehrdeutige Aufgaben sind komplexer als unsichere

Aufgaben: bei mehrdeutigen Aufgaben sucht man Variablen, bei

unsicheren Variablenwerte

Verwendung von geeigneten Medien führt zu höherer

Effektivität bei der der Aufgabenbearbeitung

Medienwahl

Mehrdeutige Aufgaben: reiches Medium

Unsichere Aufgaben: ärmeres Medium, aber viel

Informationen vermitteln

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Informatik &Gesellschaft

Medienwahl abhängig von der Aufgabe

Bereich

effek

tiver

Kommun

ikatio

n

Over-simplification(unpersönlich,kein Feedback)

Overcomplication(Mehrdeutigkeit, zuviele Neben-informationen)

Media Richness

Komplexität derKommunikationsaufgabe

Face-to-Face Dialog /„Meeting“

Videokommunikation

Telefon /Telefonkonferenz

Voice Mail

Computerkonferenz

Telefax

E-Mail

Briefpost /Dokumentation

Hoch

Mittel

Niedrig

Medium

aus (Reichwald et al. 1998)

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Informatik &Gesellschaft

Empirische Untersuchungen der MRT(El-Shinnawy & Markus 1997, 1998)

Untersuchung von V-Mail und E-Mail

E-Mail ist ärmer als V-Mail, überträgt aber mehr Informationen

Vermutung nach MRT

Für unsichere Aufgaben: E-Mail

Für mehrdeutige Aufgaben: V-Mail

Befund: E-Mail wird bevorzugt für

Die Reduktion von Unsicherheiten

Das Ausräumen von Mehrdeutigkeiten

V-Mail: es entstehen weitere Mehrdeutigkeiten

+ bei E-Mail: Ablagemöglichkeiten

besser nachvollziehbareraber + bei V-Mail:

Erstellung von Kommu-nikationsbeiträgen

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Informatik &Gesellschaft

Kritikpunkte an der MRT(El-Shinnawy & Markus 1997, 1998)

Unterscheidung von Perspektiven des Senders und

Empfängers ist notwendig „…choose media on the basis of their

communication role“(El-Shinnawy & Markus 1997, pp. 464)

MRT ist nicht auf „neue“ computervermittelte Medien

übertragbar; vielmehr ist die Wahl von „Features“ beeinflusst:„The ability of communicators to handle equivocality may depend, not only

on the richness of their media but also on other media features and

functionalities such as communication mode and filing/retrieval

capabilities“ (El-Shinnawy & Markus 1997, pp. 464)

Entwicklung der Media Featured Theory

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Informatik &Gesellschaft

Media Featured Theory (MFT)

Starker Einfluss der Features eines Mediums auf die Wahl eines

Kommunikationsmediums; beeinflussende Funktionalitäten:

Möglichkeit, eine bestimmte Nachricht zu versenden

Qualität der Übertragung (bei v-mail in der Studie

Übertragungsschwierigkeiten)

Möglichkeit, die Kommunikation zu dokumentieren und Dokumente

abzulegen

Handhabbarkeit:

Anstrengungen, die zur Nutzung des Mediums notwendig sind

eine leichte Handhabbarkeit beeinflusst die Auswahl eines

Mediums positiv

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Informatik &Gesellschaft

Ein anderer Ansatz: Social Richness

Social richness Häufigkeit des Gebrauchs(Camino et al. 1998)

Wahl einer Kommunikationsunterstützung abhängig von der jeweiligen Situation und auch von der kritischen Masse( critical mass theory)

Medienwahl abhängig von symbolischen und situationsbedingten Einflüssen (Rice 1992) Normen des Informationsbereiches Status eines Mediums Individuelle Wahl der übergeordneten Hierarchiestufe

neue Medien testen im Vergleich mit anderen, bereits vorhandenen Medien

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Informatik &Gesellschaft

Laterale, vertikale und diagonale KommunikationHinds & Kiesler (1995)

lateral (42%)Telefon ist ausreichend; schnelles Feedback!!!

vertikal(30%)

Abhängig von oberer

Hierarchie-stufe

Diagonal (28%)Medium mit vielen Kanälen

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Media Synchronicity Theory (MST) Dennis & Valacich (1998)

Kritik an MRT MRT klingt plausibel, die empirischen Untersuchungen bislang

nicht überzeugend waren. Studien zu MRT basieren auf Wahrnehmungen der Eignung von

Medien für Aufgaben, nicht aber auf echter Nutzung

Ansatz der MRT ist zu grob; nicht die Aufgabe, sondern der Kooperationsprozess bestimmt die Medienwahl

Unterscheidung zweier Prozesse: Divergente Prozesse: Verteilung von Informationen Konvergente Prozesse: Verdichtung von Informationen, um zu

einem gemeinsamen Verständnis zu kommen.

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Informatik &Gesellschaft

Konvergente und divergente Prozesse

Problemanalyse undRedefinition

Ideengenerierung Ideenbewertung und -auswahl

aus (Schwabe 1999)

Divergenter ProzessBezug zu MRT: Reduktion

von Unsicherheiten

Konvergenter ProzessBezug zu MRT: Reduktion

von Mehrdeutigkeiten

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Informatik &Gesellschaft

MST: Eigenschaften von Kommunikationsmedien

Geschwindigkeit des Feedbacks: Wie schnell kann ein Kooperationspartner auf Nachrichten antworten?

Symbolvarietät: Auf wie viele Weisen kann eine Information übermittelt werden (vgl. Anzahl der Kanäle bei MRT)

Parallelität der Kommunikation: wie viele Kanäle stehen gleichzeitig zur Verfügung?

Überarbeitbarkeit eines Kommunikationsbeitrages (relevant für Mitteilenden)

Wiederverwendbarkeit eines Kommunikationsbeitrages (relevant für Rezipienten)

X

X

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Informatik &Gesellschaft

MST: Kommunikationsmedien und -prozesse

Hohe Geschwindigkeit des Feedbacks und geringe Parallelität = hohe Synchronität

Divergente Prozesse: Medien mit geringer Synchronität

Konvergente Prozesse: Medien mit hoher Synchronität Höhere Wiederverwendbarkeit führt zu besseren Ergebnissen

Überarbeitungsleistung hat positiven Einfluss auf Ergebnis

Einfluss der Gruppe!!!: Etablierte Gruppen benötigen weniger Synchronität Der Bedarf an Synchronität nimmt im Laufe der Zeit ab, da sich ein

gemeinsames Grundverständnis entwickelt.

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Informatik &Gesellschaft

Zusammenfassung: Differenzierungsmöglichkeiten für Kommunikationsunterstützung

Synchron vs. asynchron („Feedback“; MRT & MST)

Anzahl der Kommunikationskanäle

MRT, zusätzlich: persönliche Sprache, Vielfalt der Sprache

Hinds & Kiesler: Unterscheidung abhängig von

Kommunikationsart

Möglichkeit zur Erstellung/Wiederverwendung:

Aufwand der Erstellung von Kommunikationsbeiträgen

(MFT, MST)

Wiederverwendbarkeit von Kommunikationsbeiträgen

(MFT, MST)

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Informatik &Gesellschaft

Zusammenfassung: Differenzierungsmöglichkeiten für Kommunikationsunterstützung

Art der zu unterstützenden Aufgaben

Unsicherheit/Mehrdeutigkeit (MRT)

Divergente/konvergente Prozesse (MST)

Kommunikation in oder zwischen Hierarchiestufen

Art der Teilnehmer

Unterscheidung von Mitteilender und Rezipient

Hinds & Kiesler: bezüglich Hierarchiestufen in Unternehmen

Gruppen etabliert/nicht etabliert

Bevorzugte Kommunikationsmedien vorhanden?

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Informatik &Gesellschaft

Zusammenfassung: Differenzierungsmöglichkeiten von Kommunikationsmedien (1)

1. Was kann ausgetauscht werden, welche Formen der

Wahrnehmung werden unterstützt?

2. Wer kann miteinander verbunden werden?

3. Wie wird die Verbindung aufgebaut, modifiziert, abgebaut?

4. Wie ist das Ausgetauschte weiterverwendbar?

5. Welche Zusatzinformationen zum Kommunikationsgeschehen

werden zugefügt oder sind verarbeitbar, welche

Strukturierungsmöglichkeiten gibt es?

6. Zusätzliche Dienstleistung Dritter?

7. Nachvollziehbarkeit durch Dritte?

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Informatik &Gesellschaft

Literatur Camino, Beatrice M.; Milewski, Allen E.; Millen, David R.; Smith, Thomas M. (1998): Replying to email with

structured responses. In: International Journal Human-Computer Studies (1998), 48. S. 763-776. Daft, Richard L.; Lengel, Robert H. (1986): Organizational Information Requirements, Media Richness and

Structural Design. In: Management Science, Vo. 32, No. 5. S. 554-571. Dennis, Alan R.; Valacich, Joseph S. (1999): Rethinking Media Richness: Towards a Theory of Media

Synchronicity. In: Proceedings of the 32nd Hawaii International Conference on System Sciences, 1999. El-Shinnawy, Maha; Markus, Lynne M. (1997): The poverty of media richness theory: explaining people´s

choice of electronic mail vs. voice mail. In: International Journal of Human-Computer Studies, Vol. 46 (1997). S. 443 - 467.

El-Shinnawy, Maha; Markus, M. Lynne (1998): Acceptance of Communication Media in Organizations: Richness or Features? In: IEEE Transactions on Professional Communication, Vol. 41, No. 4, Dec. 1998. S. 242-253.

Hinds, Pamela; Kiesler, Sara (1995): Communication across Boundaries: Work, Structure, and Use of Communication Technologies in a Large Organization. In: Organization Science, Vol. 6, No. 4, July-August 1995. S. 373-393.Kock, Ned (1998): Can communication medium limitations foster better group outcomes? An action research study. In: Information & Managment Vol. 34 (1998). Elsevier. S. 295-305.

Reichwald, R.; Möslein, K.; Sachenbacher, H.; Englberger, H.; Oldenburg, S. (1998): Telekooperation, Verteilte Arbeits- und Organisationsformen.: Springer.

Rice, Ronald E. (1992): Task analyzability, use of new media, and effectiveness: a multi- site exploration of media richness. In: Organization science, Vol 3, No. 4 November 1992. S. 475- 500.

Schwabe, Gerhard (1999): Telekooperation für den Gemeinderat. Habilitationsschrift. Schwabe, Gerhard (2001): Theorien zur Mediennutzung bei der Gruppenarbeit. In: Schwabe, G. ; Streitz, N.;

Unland, R. (2001): CSCW-Kompendium. Heidelberg: Springer.