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Kämpfen am Beispiel Judo - 88 - Kämpfen am Beispiel Judo 1 Charakteristik des Fachs Die Sportart Judo zählt zu den Kampfsportarten mit Körperkontakt. Mittels verschiedener Wurftechniken im Stand und Techniken in der Bodenlage versuchen zwei Judoka gleichzeitig zum Erfolg zu kommen. Die relativ offene Handlungssituation bietet Platz und Raum zu agieren und zu reagieren. Es kommt häufig nicht nur darauf an, die eigene Kraft optimal einzusetzen, sondern die Fähigkeit zu besitzen, die Bewegungen des Gegners für die eigene Bewegungsabsicht auszunutzen. Judo bedeutet aber nicht nur Kämpfen. Schon die Übersetzung des japanischen Wortes Judo (= der sanfte Weg) verdeutlicht, dass Judo mehr ist als einen Gegner im Zweikampf zu besiegen. Judo bedeutet immer auch, mit einem Partner zusammen zu üben, Techniken zu erlernen, auf den Partner Rücksicht zu nehmen und Verantwortung für ihn zu übernehmen. Die zwei Prinzipien der Sportart Judo, das technische Prinzip „Jede Technik und Bewegung hat dem Prinzip der größtmöglichen Wirkung zu gehorchen“ und vor allem das moralische Prinzip „Prinzip vom gegenseitigen Helfen und Verstehen“ heben Judo über den normalen Zweikampf hinaus. 2 Erscheinungsformen Die Sportart Judo ist in zwei große Gruppen eingeteilt: die Stand- und Bodentechniken. Die Standtechniken umfassen mehr als 40 verschiedene Würfe, die je nach dem am Wurf hauptsächlich beteiligten Körperteil unterschieden werden in Fußtechniken, Schulter- und Hüfttechniken sowie Selbstfall- und Aushebetechniken. Die Bodentechniken sind eingeteilt in Halte-, Hebel- und Würgetechniken. Sowohl die Wurf- als auch die Bodentechniken werden mit zunehmendem Training und Können der Judoka umfassender. Nach außen zeigt sich der technische Könnensstand anhand der Gürtelgraduierung. Je größer das Wissen und Können ist, desto farblich dunkler ist der Gürtel (vom weiß-gelben Schüler-Grad bis zum schwarzen Meister- Grad). Im Judo lassen sich, wie in fast allen Sportarten auch, verschiedenste Intentionen der Ausübung finden. Die Sportart selbst bietet eine breite Palette von Techniken, Bewegungs- und Beanspruchungsmöglichkeiten und fördert aufgrund des ständigen Partner- und Gruppenbezugs auch sozialintegrative Verhaltensformen. Die kämpferische Auseinandersetzung mit dem Partner, sich im Zweikampf messen zu können (Raufen und Rangeln unter normierten Bedingungen) ist ein wesentlicher Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Auch aus diesem Grund wurde der Inhaltsbereich IB 9 „Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport“ in die Rahmenrichtlinien des Schulsports von NRW aufgenommen.

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Kämpfen am Beispiel Judo

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Kämpfen am Beispiel Judo

1 Charakteristik des Fachs Die Sportart Judo zählt zu den Kampfsportarten mit Körperkontakt. Mittels verschiedener Wurftechniken im Stand und Techniken in der Bodenlage versuchen zwei Judoka gleichzeitig zum Erfolg zu kommen. Die relativ offene Handlungssituation bietet Platz und Raum zu agieren und zu reagieren. Es kommt häufig nicht nur darauf an, die eigene Kraft optimal einzusetzen, sondern die Fähigkeit zu besitzen, die Bewegungen des Gegners für die eigene Bewegungsabsicht auszunutzen.

Judo bedeutet aber nicht nur Kämpfen. Schon die Übersetzung des japanischen Wortes Judo (= der sanfte Weg) verdeutlicht, dass Judo mehr ist als einen Gegner im Zweikampf zu besiegen. Judo bedeutet immer auch, mit einem Partner zusammen zu üben, Techniken zu erlernen, auf den Partner Rücksicht zu nehmen und Verantwortung für ihn zu übernehmen. Die zwei Prinzipien der Sportart Judo, das technische Prinzip „Jede Technik und Bewegung hat dem Prinzip der größtmöglichen Wirkung zu gehorchen“ und vor allem das moralische Prinzip „Prinzip vom gegenseitigen Helfen und Verstehen“ heben Judo über den normalen Zweikampf hinaus.

2 Erscheinungsformen Die Sportart Judo ist in zwei große Gruppen eingeteilt: die Stand- und Bodentechniken. Die Standtechniken umfassen mehr als 40 verschiedene Würfe, die je nach dem am Wurf hauptsächlich beteiligten Körperteil unterschieden werden in Fußtechniken, Schulter- und Hüfttechniken sowie Selbstfall- und Aushebetechniken. Die Bodentechniken sind eingeteilt in Halte-, Hebel- und Würgetechniken. Sowohl die Wurf- als auch die Bodentechniken werden mit zunehmendem Training und Können der Judoka umfassender. Nach außen zeigt sich der technische Könnensstand anhand der Gürtelgraduierung. Je größer das Wissen und Können ist, desto farblich dunkler ist der Gürtel (vom weiß-gelben Schüler-Grad bis zum schwarzen Meister-Grad).

Im Judo lassen sich, wie in fast allen Sportarten auch, verschiedenste Intentionen der Ausübung finden. Die Sportart selbst bietet eine breite Palette von Techniken, Bewegungs- und Beanspruchungsmöglichkeiten und fördert aufgrund des ständigen Partner- und Gruppenbezugs auch sozialintegrative Verhaltensformen. Die kämpferische Auseinandersetzung mit dem Partner, sich im Zweikampf messen zu können (Raufen und Rangeln unter normierten Bedingungen) ist ein wesentlicher Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Auch aus diesem Grund wurde der Inhaltsbereich IB 9 „Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport“ in die Rahmenrichtlinien des Schulsports von NRW aufgenommen.

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3 Seminar

3.1 Ziele des Seminars

Die Studierenden sollen durch den Erwerb spezieller Fähigkeiten und Fertigkeiten in die Lage versetzt werden, das Zwei-Kämpfen am Beispiel der Sportart Judo in seinen unterschiedlichen Ausrichtungen zu vermitteln. In Verbindung mit dem grundlegenden bewegungstheoretischen und pädagogischen Basiswissen sollen sie eine fachliche Lehrkompetenz erreichen, mit der sie im Schulsportunterricht den Inhaltsbereich „Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport“ abdecken können.

3.2 Themenbereiche des Seminars

• Erarbeitung und Demonstration ausgewählter Bewegungsabläufe im Stand und am Boden (u.a. Fall- und Wurftechniken sowie Techniken in der Bodenlage)

• Verbesserung koordinativer Fähigkeiten (u.a. Wahrnehmung, Motorik, Gleichgewicht) • Förderung sozialintegrativer Verhaltensformen (u.a. Vertrauen zum Partner schaffen,

Partnerwechsel) • Anwendung der erlernten Techniken in variierenden, situationsoffenen Situationen (u.a.

Randori) • Vermittlung ausgewählter Inhalte aus dem IB 9 „Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport“ • Prinzipien des Judo/ Etikette • Anwendung und Diskussion didaktisch-methodischer Grundsätze (u.a. Lehrverfahren,

methodische Maßnahmen, Anfängerunterricht) • Ausbildungsordnung und traditionelles System

3.3 Organisation und besondere Eingangsvoraussetzungen

Der Grundkurs Judo umfasst zwei Semesterwochenstunden. Besondere Eingangsvoraus-setzungen bestehen nicht.

3.4 Ermittlung der Leistungen im Seminar

3.4.1 Ermittlung der eigenen Bewegungsleistung

INHALTE

Im Judo wird der Nachweis ausgewählter Bewegungstechniken und der Bewegungsleistung im Zweikampf als eigene Bewegungsleistung verlangt.

Überprüfung einzelner Bewegungstechniken:

Hier werden die für die Sportart relevanten Fertigkeiten überprüft, u. a. Fallen, Demonstration verschiedener Wurftechniken und Bodentechniken aus sinnvollen Situationen

Überprüfung der Bewegungsleistung im Zweikampf:

Anwendung der verschiedenen Wurf- und Bodentechniken im Zweikampf, taktisches und strategisches Denken (s.o. technisches Prinzip)

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BEURTEILUNG

Zur Überprüfung einzelner Bewegungstechniken sollen die Studierenden die geforderten Fertigkeiten in einer technisch richtigen Form demonstrieren. Die Benotung erfolgt nach folgendem Schema:

sehr gut (1) die Bewegungstechnik wird in allen Belangen richtig ausgeführt; die

haltungstechnische Ausführung hat ein hohes Niveau; die Anwendung im Zweikampf ist ausgezeichnet

gut (2) die Bewegungstechnik wird in allen Belangen richtig ausgeführt; die haltungstechnische Ausführung weist aber noch Mängel auf; die Anwendung im Zweikampf ist gut

befriedigend (3) die Bewegungstechnik wird weitgehend richtig ausgeführt; die haltungstechnische Ausführung weist noch grobe Mängel auf; die Anwendung im Zweikampf ist zufrieden stellend

ausreichend (4) die Bewegungstechnik sowie die haltungstechnische Ausführung weisen noch grobe Mängel auf; die Anwendung im Zweikampf ist nicht zufrieden stellend

Bei der Bewertung wird ein internes Punktesystem (0 – 10 Punkte) angewendet, das in das Notensystem überführbar ist.

3.4.2 Ermittlung der Kenntnisse in Sporttheorie und Lehrkompetenz

Die Bewertung der Leistungen in der Sportarttheorie erfolgt auf der Basis der im Kurs ermittelten Lehrinhalte in der Regel durch eine einstündige Klausur. Die Lehrkompetenz wird kursbegleitend durch Lehrübungen nachgewiesen.

3.4.3 Kreditpunkte

Nach erfolgreichem Absolvieren aller Seminaranforderungen und der Praxis- und Theorieprüfung erhält die/der Studierende für das Seminar 3 Kreditpunkte (3 CP).