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ASTRONOMISCHE NACHRICHTEN. - Band 263. Nr. 6307. 19. Kometenbeobachtungen und ihre Genauigkeit bei Anwendung einer kurzbrennweitigen Kamera. Von 7. Stobbe. Der Sternwarte Kiel ist von C. Zeif3 eine Astrokamera mit einem funflinsigen Objektiv (d= 12 cm, f =53 cm) ge- liefert worden. Das Objektiv stellt in seinem Typus eine Weiter- entwicklung des SonnefeZdschen Vierlinsers dar und weist einen vergronerten Feldbereich guter Abbildung auf. Mit dieser Kamera sind gelegentlich einige Ortsbestimmungen aus- gefiihrt worden, und es ist daher erwunscht, Rechenschaft uber die Genauigkeit zu geben, die mit einem Instrument von ver- haltnismaBig so kurzer Brennweite erzielt werden kann. Die anschlieaend mitgeteilten Beobachtungen sind aus je einer Platte mit einer Belichtung durch Anschlufi des Kometen an je zwei Sternpaare.erhahen worden. Die Reduktion erfolgte nach den1 Kaiserschen Verfahrenl). Die Orter der Anhaltsterne wurden a uf das mittlere Aquinoktium des Jahresanfangs bezogen. Der mittlere Fehler p eines an- gegebenen Ortes laat sich aus den Differenzen d bestimmen, die zwischen den Ergebnissen der Anschlusse an die beiden Stern- paare einer Platte auftreten. Nach der Jordanschen Forrne12) ist bei m Differenzen auf m Platten Aus 2 j Platten3) erhielt ich als mittlere Differenz in a 1!78 und in 6 1!48. Daraus folgt fur den mittleren Fehler eines Plattenortes pLn = + I’~IZ, pd = io’193 oder im Mittel p = + 1’.’0. Dieser Wert setzt sich zusammen aus dem MeRfehler der Anhaltsterne, den Fehlern der Lage der Bildpunkte in der Plattenschicht, den Fehlern der Katalogorter der Anhaltsterne und den Vernachlassigungen des Redulrtionsverfahrens. Nicht enthalten ist der Einstellfehler des Kometen, da im allgenieinen die gleichen gemessenen Kometenkoordinaten fur beide Stern- paare benutzt wurden. Bei gut definierten Bildern, z. B. bei Komet 1937f, ist der reine Einstellfehler jedoch verhaltnismaBig klein. Er ist Der durch Platte und Instrument bedingte Fehler la& sich nach einer Interpolationsformel abschatzen, die von F. SclzZesinger4) aus Parallaxenbeobachtungen an Instrumenten mit Brennweiten zwischen 19 und 4 Metern abgeleitet worden ist. Da sie sich aber auch fur Kameras von z m Brennweite noch als gultig erwiesen hat, durfte sie auch in unseiem Fall die richtige GroBenordnung liefern. Umgerechnet auf den mittleren Fehler bei einer Exposition auf einer Platte ergibt diese Formel fur f = zm p= &o!zo, wahrend aus den Beob- achtungen von ScHesinger, KoFzig und Neckmann und den Bergedorfer Untersuchungen Werte zwischen 0’120 und 0!30 folgen. Fur f =0.53 m erhalt man als ZLI erwartenden mittleren Fehler pp= ;f0‘!68= &1.7p.. PE= &Or2 == &0.5p. Dan der wirklich beobachtete mittlere Fehler um o‘lg bis 0!4 grofier ist, hat seinen Grund offenbar fast ausschlieRlich in der Unsicherheit der verwendeten Katalogorter, fur die hiernach ein mittlerer Fehler = fur das Mittel aus 4 Anhaltsternen folgen wurde. Im Durch- schnitt ware also bei einer Katalogposition rnit einem mittleren Fehler von + 1!4 zu rechnen. Ein Betrag, der zum groaten Teil auf die Unkenntnis der Eigenbewegungen zuruckzufiihren ist. Vergleicht man die Genauigkeit einer Kometenbeob- achtung, die an eifiem groI3eren Refraktor unter gunstigen Bedingungen erreicht werden kann, rnit der Genauigkeit, die hier fur eine kurzbrennweitige Kamera geiunden wurde, so 1aBt sich zusammenfassend sagen : sofern nicht ein fehlerfreier Katalogort vorliegt oder bestimmt werden kann, ist der photo- graphische AnschluD an 4Sterne dem an sich genaueren Refraktoranschlun an einen Stern vorzuziehen und an Cenauig- keit im Mittel uberlegen. Zugunsten der photographischen Aufnahme spricht ferner, daO bei visuellen Beobachtungen von Kometen infolge ihres verwaschenen Aussehens leicht subjelitive Fehlerquellen auftreten, wahrend photographisch auch ein nur wenig an- gedeuteter Kern bei geeigneter Belichtungszeit gut zu erfassen ist und in seiner Lage durch die Entwicklung des Kopfes und Schweifes wenig beeinflufit wird. B eo b a c h t ung en. Komet 1937~ (WiZk - P1. !Bel.-Zt.lIa 29.92516’10 54 51.94; +45 58 30.6 ai 1.93962 11 I 27.98’+43 52 1.5 4 24.831 +42 53 21.6 2.92312 11 Bem.: Sehr schwieriges Objekt. Aufnahmen: R. Bart&, IF. Hahn, J. Stnbbe. Reduktion: S. Bauwzbach, 1. Stobbe. - I. Aufnahme durch Wolken gestort. 2. Bild sehr schwach. 3. Bild deutlich, aber sehr diffus und unregelmaaig. 4. Verwaschenes Objekt I 3m ohne Kern. Durchmesser So”. Komet 19371 (Finsl‘er). PI. IBel.-Zt.l1937 Weltzeitl a 1937.0 1 8 1937.0 I p, d ~ pd 0 ____-- __- F81 I Bem. : Der Komet besal3 eine photographisch gut definierte Kern- verdichtung yon 30” Durchmesser. Uber Helligkeit, Durchmesser des Kopfes und den Schweif wird spater berichtet. Kiel, 1937 Aug. 16. J. Stobbe. l) Veroff. Sternwarte Heidelberg Bd. 7, Nr. 5, S. 125. z, AN74.225. 3, Siehe auch AN 260.159. 4, AJ46.86. 27

Kometenbeobachtungen und ihre Genauigkeit bei Anwendung einer kurzbrennweitigen Kamera

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ASTRONOMISCHE NACHRICHTEN. - Band 263. Nr. 6307. 19.

Kometenbeobachtungen und ihre Genauigkeit bei Anwendung einer kurzbrennweitigen Kamera. Von 7. Stobbe.

Der Sternwarte Kiel ist von C. Zeif3 eine Astrokamera mit einem funflinsigen Objektiv ( d = 12 cm, f = 5 3 cm) ge- liefert worden. Das Objektiv stellt in seinem Typus eine Weiter- entwicklung des SonnefeZdschen Vierlinsers dar und weist einen vergronerten Feldbereich guter Abbildung auf. Mit dieser Kamera sind gelegentlich einige Ortsbestimmungen aus- gefiihrt worden, und es ist daher erwunscht, Rechenschaft uber die Genauigkeit zu geben, die mit einem Instrument von ver- haltnismaBig so kurzer Brennweite erzielt werden kann.

Die anschlieaend mitgeteilten Beobachtungen sind aus je einer Platte mit einer Belichtung durch Anschlufi des Kometen an je zwei Sternpaare.erhahen worden. Die Reduktion erfolgte nach den1 Kaiserschen Verfahrenl). Die Orter der Anhaltsterne wurden a uf das mittlere Aquinoktium des Jahresanfangs bezogen. Der mittlere Fehler p eines an- gegebenen Ortes laat sich aus den Differenzen d bestimmen, die zwischen den Ergebnissen der Anschlusse an die beiden Stern- paare einer Platte auftreten. Nach der Jordanschen Forrne12) ist bei m Differenzen auf m Platten

Aus 2 j Platten3) erhielt ich als mittlere Differenz in a 1!78 und in 6 1!48. Daraus folgt fur den mittleren Fehler eines Plattenortes pLn = + I ’~IZ, pd = io’193 oder im Mittel

p = + 1’.’0.

Dieser Wert setzt sich zusammen aus dem MeRfehler der Anhaltsterne, den Fehlern der Lage der Bildpunkte in der Plattenschicht, den Fehlern der Katalogorter der Anhaltsterne und den Vernachlassigungen des Redulrtionsverfahrens. Nicht enthalten ist der Einstellfehler des Kometen, da im allgenieinen die gleichen gemessenen Kometenkoordinaten fur beide Stern- paare benutzt wurden.

Bei gut definierten Bildern, z. B. bei Komet 1937f, ist der reine Einstellfehler jedoch verhaltnismaBig klein. Er ist

Der durch Platte und Instrument bedingte Fehler la& sich nach einer Interpolationsformel abschatzen, die von F. SclzZesinger4) aus Parallaxenbeobachtungen an Instrumenten mit Brennweiten zwischen 19 und 4 Metern abgeleitet worden ist. Da sie sich aber auch fur Kameras von z m Brennweite noch als gultig erwiesen hat, durfte sie auch in unseiem Fall die richtige GroBenordnung liefern. Umgerechnet auf den mittleren Fehler bei einer Exposition auf einer Platte ergibt diese Formel fur f = zm p= &o!zo, wahrend aus den Beob- achtungen von ScHesinger, KoFzig und Neckmann und den Bergedorfer Untersuchungen Werte zwischen 0’120 und 0!30 folgen. Fur f =0.53 m erhalt man als ZLI erwartenden mittleren Fehler p p = ;f0‘!68= &1.7p..

PE= & O r 2 == &0.5p.

Dan der wirklich beobachtete mittlere Fehler um o‘lg bis 0!4 grofier ist, hat seinen Grund offenbar fast ausschlieRlich in der Unsicherheit der verwendeten Katalogorter, fur die hiernach ein mittlerer Fehler =

fur das Mittel aus 4 Anhaltsternen folgen wurde. Im Durch- schnitt ware also bei einer Katalogposition rnit einem mittleren Fehler von + 1!4 zu rechnen. Ein Betrag, der zum groaten Teil auf die Unkenntnis der Eigenbewegungen zuruckzufiihren ist.

Vergleicht man die Genauigkeit einer Kometenbeob- achtung, die an eifiem groI3eren Refraktor unter gunstigen Bedingungen erreicht werden kann, rnit der Genauigkeit, die hier fur eine kurzbrennweitige Kamera geiunden wurde, so 1aBt sich zusammenfassend sagen : sofern nicht ein fehlerfreier Katalogort vorliegt oder bestimmt werden kann, ist der photo- graphische AnschluD an 4Sterne dem an sich genaueren Refraktoranschlun an einen Stern vorzuziehen und an Cenauig- keit im Mittel uberlegen.

Zugunsten der photographischen Aufnahme spricht ferner, daO bei visuellen Beobachtungen von Kometen infolge ihres verwaschenen Aussehens leicht subjelitive Fehlerquellen auftreten, wahrend photographisch auch ein nur wenig an- gedeuteter Kern bei geeigneter Belichtungszeit gut zu erfassen ist und in seiner Lage durch die Entwicklung des Kopfes und Schweifes wenig beeinflufit wird.

B eo b a c h t u n g en. K o m e t 1 9 3 7 ~ (WiZk -

P1. !Bel.-Zt.lIa

29.92516’10 54 51.94; +45 58 30.6 ai 1.93962 11 I 27.98’+43 5 2 1.5

4 24.831 +42 53 21.6 2.92312 11

Bem.: Sehr schwieriges Objekt. Aufnahmen: R. Bart&, IF. Hahn, J. Stnbbe. Reduktion: S. Bauwzbach, 1. Stobbe. - I . Aufnahme durch Wolken gestort. 2. Bild sehr schwach. 3 . Bild deutlich, aber sehr diffus und unregelmaaig. 4. Verwaschenes Objekt I 3m ohne Kern. Durchmesser So”.

K o m e t 19371 (Finsl‘er). PI. IBel.-Zt.l1937 Weltzeitl a 1937.0 1 8 1937.0 I p , d ~ pd 0 ____-- __-

F81 I

Bem. : Der Komet besal3 eine photographisch gut definierte Kern- verdichtung yon 30” Durchmesser. Uber Helligkeit, Durchmesser des Kopfes und den Schweif wird spater berichtet.

Kiel, 1937 Aug. 16. J. Stobbe. l) Veroff. Sternwarte Heidelberg Bd. 7, Nr. 5 , S. 125. z, AN74.225. 3, Siehe auch AN 260.159. 4, AJ46.86.

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