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Team der Frühförderung Stand: Juli 2017 Erich Kästner-Schule Karlsruhe, SBBZ Hören Frühförderung für Hörgeschädigte Kommunikation Hören lernen Miteinander sprechen

Kommunikation Hören lernen Miteinander sprechen · 2019. 3. 20. · Ein Hörgerät funktioniert nicht wie eine Brille. Das Hören mit der Hörhilfe hat nicht die gleiche Qualität

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  • Team der Frühförderung

    Stand: Juli 2017

    Erich Kästner-Schule Karlsruhe, SBBZ Hören

    Frühförderung für Hörgeschädigte

    Kommunikation

    Hören lernen

    Miteinander sprechen

    Handreichung für Eltern

    hörgeschädigter Kinder

  • 2

    Liebe Eltern,

    im Erstgespräch werden in unserer Beratungsstelle viele Themen ange-

    sprochen.

    Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Hörschädigung“ ist jedoch ein

    Prozess, bei dem im Verlauf immer wieder neue Fragen aufkommen.

    Ein Teil dieser Fragen wird in dieser Broschüre beantwortet.

    Darüber hinaus melden Sie sich bitte mit weiteren Fragen, Wünschen

    oder Überlegungen bei Ihrer Frühförderin oder in der Beratungsstelle.

    Wir sind Ihre Ansprechpartnerinnen.

    Das Frühförderteam der

    Erich Kästner-Schule

    SBBZ Hören

    Frühförderung für Hörgeschädigte

  • 3

    Inhaltsverzeichnis

    1 Hören wird erlernt .................................................................................................... 4

    2 Welche Arten von Hörschädigungen gibt es? .......................................................... 5

    3 Welche Hörhilfen gibt es für Ihr Kind? ..................................................................... 6

    3.1 Hörgeräte ..................................................................................................... 6

    3.2 Cochlea-Implantat (CI) ................................................................................. 7

    3.3 Versorgung mit einem Knochenleitungshörgerät .......................................... 8

    3.4 Digitale Übertragungsanlagen als ergänzende Hörhilfe................................ 8

    3.5 Wie lese ich ein Audiogramm? ................................................................... 11

    4 Wie entwickeln sich das Hören und die Sprache? ................................................. 14

    4.1 Hören und Hörverstehen ............................................................................ 14

    4.2 Die Entwicklung der Lautsprache in den ersten Lebensjahren

    bei Hörenden ................................................................................................... 15

    4.3 Der Spracherwerb bei hörbehinderten Kindern .......................................... 15

    5 Wie kann ich mein Kind unterstützen?................................................................... 16

    5.1 Der natürlich hörgerichtete kommunikationsorientierte Ansatz ................... 16

    5.2 Kinderlieder, Spiele und anderes ............................................................... 17

    5.3 Bilderbücher ............................................................................................... 17

    5.4 Gebärdensprache ...................................................................................... 18

    6 Unterstützungssysteme ......................................................................................... 19

    6.1 Frühförderung ............................................................................................ 19

    6.2 Sonderpädagogischer Dienst (SOPÄDI) .................................................... 20

    6.3 Behindertenausweis ................................................................................... 20

    7 Glossar – Bedeutung verschiedener Begrifflichkeiten ............................................ 22

  • 4

    1 Hören wird erlernt

    Hören wird erlernt! Das bedeutet, das Gehirn muss erst lernen, was ein Geräusch

    ausmacht, woher es kommt, wer spricht, und was das Gesprochene bedeutet.

    Wie funktioniert das Hören?

    Unser Hörorgan besteht aus unseren beiden Ohren.

    Am Ohr werden drei Teile unterschieden:

    Außenohr, Mittelohr und Innenohr.

    Das Außenohr

    Die Ohrmuscheln fangen die Schallwellen aus der Luft auf und leiten sie

    in den Gehörgang. Hier treffen sie auf ein dünnes Häutchen, das

    Trommelfell.

    Das Mittelohr

    Die feine Membran fängt an zu schwingen und leitet diese

    Schwingungen an drei winzige Knöchelchen im Mittelohr

    weiter. Der kleine Hammer nimmt als erster die Bewegung

    auf, schlägt auf den Amboss und dieser bringt dann den

    Steigbügel in Schwung.

    Das Innenohr

    Das Innenohr ist mit Flüssigkeit gefüllt. Hier befindet sich

    die Schnecke (Cochlea) mit ihren ca. 35.000 feinen

    Härchen, die an Hörsinneszellen sitzen. Die Hörzellen

    wandeln die Schwingungen in elektrische Impulse um, die

    über den Hörnerv weiter bis in das Hörzentrum unseres

    Gehirns gelangen.

    Hammer

    Amboss

    Steigbügel

    Bild: Auditorix

    Bild: Hörstudio Kleeberg

    Bild: Auditorix

    Bild: Auditorix

  • 5

    Deshalb hören wir

    Unser Gehirn kann die elektrischen Impulse auswerten, zuordnen und verstehen. Es

    übersetzt die Impulse für uns in Klänge, Geräusche oder Sprache. Wir hören. Bei

    Ihrem Kind ist die Hörfähigkeit eingeschränkt. Es hat eine Hörschädigung.

    2 Welche Arten von Hörschädigungen gibt es?1

    Schallleitungsschwerhörigkeit

    Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit ist die Luftleitung betroffen. Der Schall, der

    auf das Außenohr trifft, kann nicht durch die Luftleitung übertragen werden.

    Dafür kann es verschiedene Ursachen geben:

    • Gehörgangsatresie (Verschluss des Gehörgangs)

    • Gehörgangsverengung

    • Paukenerguss

    • nicht angelegte bzw. funktionsfähige Gehörknöchelchenkette

    Kinder mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit hören leiser.

    Schallempfindungsschwerhörigkeit

    Die Schallempfindungsschwerhörigkeit kann durch eine Schädigung der Sinnes-

    zellen oder des Hörnervs verursacht sein. Meist haben Kinder, die Hörhilfen tragen,

    defekte Haarsinneszellen im Innenohr. Kinder mit einer Schallempfindungsschwer-

    hörigkeit hören je nach Hörverlust nicht nur leiser, sondern auch verzerrt und

    bruchstückhaft.

    1 Quelle: www.auditorix.de/schule (Stand: April 2017).

  • 6

    Kombinierte Schwerhörigkeit

    In diesem Fall treten Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit gemein-

    sam auf.

    Einseitige Hörschädigung

    Bei einer einseitigen Hörschädigung hört Ihr Kind nur auf einer Seite vermindert. Dies

    wirkt sich vor allem beim Richtungshören aus. Die Kinder profitieren davon, wenn sie

    eine Hörhilfe tragen. Gerade in Räumen mit viel Lärm (z.B. im Kindergarten) unter-

    stützt die Hörhilfe das Hörverstehen Ihres Kindes.

    3 Welche Hörhilfen gibt es für Ihr Kind?

    3.1 Hörgeräte

    Es gibt verschiedene Arten von Hörgeräten.

    Kinder tragen Hörgeräte hinter dem Ohr (HdO).

    Ein Hörgerät funktioniert nicht wie eine Brille. Das Hören mit der Hörhilfe hat nicht die

    gleiche Qualität wie das Hören mit intaktem Hörsinn. Eine Hörhilfe reduziert nur die

    Hörbeeinträchtigung.

    Ansprechpartner und Fachleute für die Hörgerätetechnik sind die Akustiker. Für

    Kinder sind Pädakustiker zuständig. Auf Anfrage geben wir Ihnen gerne eine Liste

    der Pädakustiker in unserem Einzugsbereich.

    Wie funktioniert ein Hörgerät?

    Der vom Mikrofon aufgenommene und verstärkte Ton wird durch den Schallschlauch

    in den Gehörgang geleitet. Das Ohrpassstück verhindert eine Übertragung des

    verstärkten Schalls zurück auf das Mikrofon und somit das unangenehme Pfeifen

    einer Rückkopplung. Ferner sorgt das Ohrpassstück für einen festen Sitz im Ohr.

    Bild: www.clipart.me

  • 7

    Beim Kauf sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass das Hörgerät über einen

    Audioeingang verfügt. An diesen kann eine Digitale Übertragungsanlage ange-

    schlossen werden oder ein direkter Anschluss an andere Geräte wie Radio oder

    Fernseher erfolgen.

    Eine gute Hörgeräteanpassung braucht Zeit!

    Es bedarf mehrerer Termine bei einem Pädakustiker. Sie haben Anspruch auf das

    Ausprobieren von drei verschiedenen Geräten. Geben Sie sich und Ihrem Kind Zeit,

    um sich an die Hörhilfen zu gewöhnen. Für die weitere Anpassung durch den

    Pädakustiker sind Ihre Beobachtungen der Hörreaktionen wichtig. Worauf zu achten

    ist, besprechen wir gerne mit Ihnen.

    3.2 Cochlea-Implantat (CI)

    Das Cochlea-Implantat (CI) ist eine Prothese, ein

    „Innenohrersatz”. Das Cochlea-Implantat besteht aus

    mehreren Teilen: Spule und Sprachprozessor werden am

    Ohr getragen. Der Empfänger wird während einer

    Operation unter die Haut implantiert und ist durch ein

    dünnes Kabel mit dem Elektrodenstrang verbunden. Dieser

    wird in die Cochlea (Hörschnecke) eingeführt.

    Der Elektrodenstrang übernimmt die Aufgabe des defekten Innenohrs. Die

    ankommenden Schallwellen werden vom CI in elektrische Impulse umgewandelt. Im

    Innenohr werden die Impulse an den Hörnerv weitergeleitet. Der

    Umwandlungsprozess im Innenohr ist sehr kompliziert. Die Prothese kann die

    natürlichen Signale nur unvollkommen ersetzen. Das Hören mit CI ist individuell

    unterschiedlich und muss auch erlernt werden. Hierbei hat Ihr Kind Anspruch auf

    eine umfangreiche Reha-Maßnahme in einem CI-Zentrum.

    Bild: Lux-Spa-Ibiza

  • 8

    3.3 Versorgung mit einem Knochenleitungshörgerät

    Manchmal ist die Ohrmuschel nicht vollständig angelegt

    und/ oder der Gehörgang verschlossen. Dadurch ist das

    Tragen eines Hinter-dem-Ohr-Geräts (HdO Gerät) nicht

    möglich. Hier gibt es die Möglichkeit eines

    Knochenleitungshörgerätes.

    Das Hörgerät überträgt den Schall nun nicht über die Luftleitung, sondern direkt über

    den Knochen auf die Schnecke. Dafür muss das Hörgerät relativ fest auf dem

    Knochen anliegen. Bei kleinen Kindern werden daher gerne die Hörgeräte an ein

    Stirnband angebracht.

    3.4 Digitale Übertragungsanlagen als ergänzende Hörhilfe

    Eine Digitale Übertragungsanlage ermöglicht dem hörbehinderten Menschen auch

    bei ungünstiger Raumakustik und bei Störschall ein besseres Sprachverstehen.

    Denn das Sprachverstehen ist im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig:

    • vom Verhältnis Nutzschall-Störschall und

    • von der Raumakustik.

    Das Verhältnis von Nutzschall und Störschall

    Was ist Nutzschall?

    Nutzschall sind alle Geräusche, die gehört werden sollen (z. B. Sprache des Ge-

    sprächspartners, Musik, gewünschte Fernsehsendung, Martinshorn (tatütata…)).

    Was ist Störschall/ Störlärm?

    Alle Geräusche, die das Hörverstehen stören (z.B. die Gespräche des Tisch-

    nachbarn, Verkehrslärm, Hintergrundmusik, …) beeinträchtigen das

    Sprachverstehen. So kann der Fernseher oder das Radio ein erwünschtes Geräusch

    (Nutzschall) oder störendes Nebengeräusch (Störschall) sein.

    Bild: www.cochlear.com

  • 9

    Bei einem gut hörenden Menschen reichen 5 dB Lautheitsunterschied, um Nutzschall

    und Störschall zu unterscheiden. Bei Hörbehinderten sollte der Abstand zwischen

    Nutzschall und Störschall mindestens 20 dB betragen. Man muss daher auf eine

    leise Umgebung achten.

    Die entscheidende Größe nennt man SNR = Signal to Noise Ratio (= Unterschied

    der Lautstärke zwischen Störschall und Nutzschall)

    Raumakustik

    Die Größe, Höhe und Einrichtung eines Raumes beeinflusst das Hörverstehen aller

    Personen. Raumbeschaffenheiten wie Bodenbeläge (Fliesen oder weicher Teppich),

    Wandmaterial (Betonwand oder Holzverkleidung) und Fensterfronten verändern die

    Nachhallzeit.

    Beispiel: In einem großen, hohen Saal mit Steinboden, wenig Möbeln und großen

    Fenstern hallt es mehr als in einem kleinen Raum mit Teppichboden, Polstermöbeln

    und kleinen Fenstern.

    Je stärker die Hintergrundgeräusche und je schlechter die Raumakustik, desto

    schwieriger ist es zu hören und zu verstehen. Um dem entgegen zu wirken, gibt es

    Digitale Übertragungsanlagen.

    Da in Kindergärten oft großer Störlärm herrscht und die Raumakustik nicht optimal

    ist, ist hier der Einsatz der Digitalen Übertragungsanlage angebracht.

    Woraus besteht eine Digitale Übertragungsanlage?

    Digitale Übertragungsanlagen nehmen Sprachsignale nahe an der Schallquelle

    (Mund des Sprechers) auf und senden diese direkt zur Hörhilfe. Damit vermindern

    sie den Einfluss von Hintergrundgeräuschen, Entfernung und Nachhall. Das hör-

    Bild:www.13db.de/wissen/schallpegel-und-distanz/

  • 10

    behinderte Kind braucht dadurch weniger „Kraft“ zum Hören und hat mehr Energie,

    um zu verstehen, was es gehört hat.

    Digitale Übertragungsanlagen werden von HNO-Ärzten und CI-Zentren verordnet.

    Eine Digitale Übertragungsanlage wird bei allen Hörhilfen ergänzend genutzt. Sie

    besteht aus einem Sender und einem Empfänger. Der Sender ist zum Umhängen

    oder Anstecken mit einem externen Mikrofon oder Headset ausgestattet. Der

    Empfänger sitzt durch einen sogenannten Audio-Schuh am Hörgerät oder CI. Eine

    Digitale Übertragungsanlage ist in der Regel sehr einfach zu bedienen. Im Prinzip

    muss man sie nur einschalten und koppeln. Sonstige Einstellungen müssen im

    Vorfeld durch einen Akustiker vorgenommen werden.

    Wie kann ich die Digitale Übertragungsanlage im Alltag einsetzen?

    • beim Bahn-, Bus- und Autofahren, um mich mit meinem Kind (auf dem

    Rücksitz) zu unterhalten

    • bei einer Radtour/ Wanderung

    • bei Theatervorführungen, Vorträgen oder beim Musikhören

    • im Gesprächskreis oder Stuhlkreis in der Kita/ im Kiga

    • beim Vorlesen und Einführen von Geschichten

    • beim Turnen oder auf dem Spielplatz

    • …

    Was sollte ich beim Einsatz einer Digitalen Übertragungsanlage beachten?

    • Fragen Sie beim Kind nach, ob und wie das Signal ankommt.

    • Leiten Sie Ihr Kind zum selbständigen Umgang mit der Anlage an.

    • Setzen Sie die Digitale Übertragungsanlage gezielt ein.

    • Denken Sie an das Ausschalten der Anlage. Ihr Kind braucht auch

    Hörpausen.

  • 11

    3.5 Wie lese ich ein Audiogramm?

    Was ist ein Tonaudiogramm?

    Für ein Tonaudiogramm werden meist über Kopfhörer Töne in verschiedenen Höhen

    (Frequenzen) und Lautstärken vorgespielt. Sobald das Kind reagiert, wird dies in

    einem Raster eingetragen. Dadurch entsteht eine Kurve. Diese nennt man

    Hörschwelle und auch Luftleitungskurve (LL). Diese Kurve gibt für alle Frequenzen

    die Lautstärke an, bei der ein Ton gerade noch gehört wird. Alle Töne und

    Geräusche, die oberhalb dieser Kurve liegen, können zunächst nicht gehört werden.

    Die Knochenleitungskurve (KL) zeigt die Funktionsfähigkeit des Innenohres

    (Cochlea) auf. Durch den Vergleich der beiden Kurven lässt sich ein möglicher Ort

    der Schädigung feststellen (Diagnose). Die Aufblähkurve (ABK) zeigt an, wie die

    Testperson mit einem Hörgerät oder einem Cochlea-Implantat (CI) hört.

    Bild: www.schwerhoerigenforum.de

    Zeichenerklärung:

    rechtes Ohr linkes Ohr

    o----o Luftleitung x-----x

    >…> Knochenleitung

  • 12

    Hörschädigungen teilt man in leicht-, mittel- und hochgradig ein. Je nachdem, wo die

    Hörschwelle liegt, handelt es sich um eine …

    Der Sprachbereich

    Der Hauptbereich unserer gesprochenen Sprache liegt im Frequenzbereich von 500

    Hz bis 4000 Hz. Dieses Feld, in dem die Vokale und Konsonanten unserer Sprache

    je nach ihrer Klanghöhe und Lautstärke liegen, nennt man aufgrund des Aussehens

    Sprachbanane oder das Sprachfeld.

    Bild: R. Malessa, Wilhelmsdorf

    Bild: https://notquitelikebeethoven.files.wordpress.com/2010/01/speech-banana1.jpg

  • 13

    Was ist ein Sprachaudiogramm?

    Bei einem Sprachaudiogramm wird ermittelt, wie groß das Sprachverständnis von

    kurzen Alltagswörtern (z.B. Ball, Haus, Baum, Puppe) ohne Mundbild bei verschie-

    denen Lautstärken (in dB) ist. Bei der Testung trägt Ihr Kind dabei die Hörhilfen. Die

    normale Umgangslautstärke bei 1 m Entfernung beträgt ca. 65 dB. Die untere der

    beiden schwarzen Linien zeigt die Sprachverständlichkeit für Einsilber bei Normal-

    hörenden an, die obere die Sprachverständlichkeit für Zahlen.

    Bild: www.schwerhoerigenforum.de

  • 14

    4 Wie entwickeln sich das Hören und die Sprache?

    4.1 Hören und Hörverstehen2

    Entwicklungsschritte Was kann ich bei meinem Kind

    beobachten?

    0 bis 6

    Monate

    reagiert auf laute Geräusche

    reagiert auf Stimmen

    lauscht intensiver

    erschrickt

    verstummt oder lächelt

    lauscht der eigenen Stimme

    7 bis 12

    Monate

    lokalisiert die Schallquelle genau

    assoziiert Bedeutung mit Wörtern

    stoppt seine Aktivität, wenn der Name

    gerufen wird

    beendet Handeln als Reaktion auf ein

    „Nein“

    13 bis 24

    Monate

    unterscheidet Lieder, versteht

    eine Vielzahl von Sätzen

    befolgt zweistufige Anweisungen

    versteht mit 24 Monaten 250-300

    Wörter

    versteht Personalpronomen: mein, dir

    benennt Köperteile (Ellenbogen, Backe)

    „Hol den Ball und wirf ihn!“

    24 bis 36

    Monate

    lauscht aus der Entfernung

    erweitert auditives Gedächtnis

    Wortschatz vergrößert sich

    hört sich bekannte Lieder von einer CD an

    führt 2-3 verbale Anweisungen aus

    versteht Präpositionen, hat Zeitbegriff z.B.

    heute

    36 bis 48

    Monate

    kann einer 10 bis 15-minütigen

    Geschichte folgen

    verarbeitet längere komplexere

    Äußerungen

    versteht 1500 – 2000 Wörter

    kann eine kurze Geschichte wiedergeben

    „Kannst du mir etwas benennen, was auf

    einem Bauernhof lebt, Federn und einen

    gelben Kamm hat?“

    2 Quelle: Entwicklungsskalen von Listen- Learn and Talk / Cochlear Limited.

  • 15

    4.2 Die Entwicklung der Lautsprache in den ersten Lebensjahren bei Hörenden3

    Meilensteine der Sprachentwicklung

    ab 0 bis 1 Monat Bevorzugen der mütterlichen Sprache

    Gefühl für Sprachrhythmus/ -melodie

    Schreien, Vokalisationen, Gurrlaute

    ab 6 Monaten klares Bevorzugen von Wörtern der Muttersprache

    Lallketten

    ab 9 Monaten referenzieller/ triangulärer Blickkontakt

    erstes Wortverstehen

    erste Wörter

    ab 12 bis 15 Monaten auf Aufforderung alltägliche Gegenstände geben

    10-20 Wörter

    ab 18 bis 24 Monaten einfache Aufforderungen ausführen

    Wortschatzspurt (50-200 Wörter)

    „Was ist das?“, Zweiwortkombinationen

    ab 24 bis 30 Monaten auf Aufforderung alltägliche Gegenstände suchen

    „Wo?“, einfache Mehrwortsätze

    ab 36 Monaten einfache Geschichten verstehen und erzählen, „Warum?“

    4.3 Der Spracherwerb bei hörbehinderten Kindern

    Der Spracherwerb bei hörbehinderten Kindern verläuft in der Regel wie beim

    hörenden Kind, jedoch zeitlich verzögert oder auch langsamer.

    Mehrere Faktoren haben darauf Einfluss:

    • Zeitpunkt der Erkennung der Hörschädigung

    • Zeitpunkt der Versorgung mit Hörhilfen

    3 Quelle: B. Zollinger (2010): Die Entdeckung der Sprache. In: Pädiatrie up2date 3/2010. S.278-293.

  • 16

    • Art und Ausmaß der Hörschädigung

    • eventuelle Zusatzbehinderungen

    Sie als Eltern, sowie alle im Umfeld beteiligten Personen (Großeltern, Familien-

    mitglieder, Erzieherinnen, …) können Ihr Kind in der sprachlichen Entwicklung unter-

    stützen.

    Gibt es zwei oder mehrere Sprachen in Ihrer Familie, werden wir Ihnen eine auf

    Ihre Situation zugeschnittene Beratung anbieten.

    5 Wie kann ich mein Kind unterstützen?

    5.1 Der natürlich hörgerichtete kommunikationsorientierte Ansatz

    Ein natürlich hörgerichteter kommunikationsorientierter Ansatz bezieht die engsten

    Bezugspersonen des Kindes ein und stellt ihre gemeinsame Kommunikation in den

    Mittelpunkt.

    Morag Clark, international bekannte Hörgeschädigtenpädagogin, bringt in einem Satz

    die Grundgedanken des hörgerichteten Förderansatzes auf den Punkt.

    „Kinder mit einer Hörschädigung haben spezielle Bedürfnisse, aber diese sind nicht

    mit etwas besonderem zu erfüllen, sondern mit mehr vom Normalen!“

    (Aus: Morag Clark, 2009: Interaktion mit hörgeschädigten Kindern – Der natürlich hörgerichtete Ansatz)

    Was bedeutet natürlich hörgerichtet?

    Heutzutage wird die Hörschädigung bei Kindern schon früh erkannt und sie werden

    mit Hörgeräten bzw. einem oder zwei Cochlea-Implantaten versorgt. So können sie

    gesprochene Sprache wahrnehmen und erlernen.

    Aus den Forschungen von Sprachwissenschaftlern lassen sich wichtige Erkenntnisse

    für die Sprachförderung hörbehinderter Kinder ableiten: Es zeigt sich, dass

    hörbehinderte und normalhörende Kinder beim Erwerb der Sprache den gleichen

  • 17

    Regeln folgen. Es zeigte sich aber auch, dass hörbehinderte Kinder intensivere und

    gezieltere Sprachangebote brauchen.

    5.2 Kinderlieder, Spiele und anderes

    Um das Sprechen zu erlernen, braucht ein Kind Sprachangebote der Eltern. So

    erhält es grundlegende Informationen über Rhythmus, Melodie und Betonung

    unserer Sprache. Jede Sprache hat ihren eigenen Klang. Wissenschaftliche Unter-

    suchungen haben gezeigt, dass Kinder im Alter von 4 Monaten die Sprachmelodie

    ihrer Muttersprache von einer Fremdsprache unterscheiden können.

    Fingerspiele, Verse, Reime, Kniereiter und andere Spiellieder eignen sich besonders

    gut zur lautsprachlichen Förderung. Hierbei werden Rhythmus und Melodie be-

    sonders betont wiedergegeben. Sie stellen Routinen dar, die dem Kind durch häufige

    Wiederholung immer vertrauter werden. Kinder lernen dabei ohne Mitzusprechen

    rhythmische Sprachmuster. Das Mitsprechen braucht noch etwas Zeit. Im Vorder-

    grund stehen Freude und Spaß des Kindes mit seinen Eltern, Großeltern und Fa-

    milienangehörigen. Ein intensives und gemeinsames Handeln entsteht. Die Freude

    am Nachahmen ist geweckt.

    Die Spiele, die dem Entwicklungsalter des Kindes angepasst sein sollten, sind so

    wichtig, weil ...

    • ... sie dem Kind rhythmische Sprachmuster vermitteln.

    • ... sich das Kind nach dem Erlernen des Rhythmus auch Satzteile

    einprägt.

    • ... dem Kind dieser Umgang mit Sprache und Bewegung in der Regel so

    viel Spaß macht, dass es diese Spiele viele Male wiederholen möchte.

    5.3 Bilderbücher

    „Bilderbücher holen die ganze Welt zu uns ins Zimmer, immer wieder und wann

    immer wir wollen!“

  • 18

    Lassen sie sich von Ihrem Kind durch das Buch führen. Seien Sie neugierig darauf,

    was es gerade entdeckt.

    Welches Buch ist das richtige für mein Kind?

    • Es entspricht dem Entwicklungsstand des Kindes.

    • Es entspricht dem Interesse des Kindes.

    • Für kleine Kinder eignen sich Fühl-/Tastbücher, bei denen man Klappen

    herausziehen kann.

    • Die Seiten des Buches sollten überschaubar sein und schöne klare

    Farben haben.

    • Es sollten sich alltägliche Erfahrungen im Buch widerspiegeln.

    • Anfangs stehen für Kinder die Bilder im Vordergrund.

    • Ahmen Sie gemeinsame Handlungen im Buch nach, füttern sie Tiere, be-

    gleiten sie Ihre Handlungen mit Sprache. Körpereinsatz, Lautmalereien

    und Übertreibungen sind willkommen. Trauen Sie sich – Ihr Kind wird es

    lieben.

    5.4 Gebärdensprache4

    Die Gebärdensprache ist eine visuell wahrnehmbare und manuell produzierte

    Sprache. Sie ist als vollwertige Sprache anerkannt. Insbesondere von Menschen mit

    einer Hörbehinderung wird sie genutzt, weil diese Form der Kommunikation weniger

    anstrengend ist.

    Die Gebärdensprache besteht aus einer Verbindung von Handbewegungen, Gestik,

    Gesichtsmimik, lautlos gesprochenen Wörtern und der entsprechenden Körper-

    haltung.

    Die Sätze werden mit einer anderen Grammatik aufgebaut als in der Lautsprache.

    4 Quelle: wikipedia.org/wiki/Gebaerdensprache, gebaerdenlernen.de/index.php?article_id=1, youtube. com/watch?v=BAB4n84F1og (Stand April 2017).

  • 19

    Neben der Deutschen Gebärdensprache (DGS) gibt es weltweit viele andere

    Gebärdensprachen mit ähnlicher Grammatik aber unterschiedlichen Gebärden und

    auch Dialekten.

    Darüber hinaus gibt es zwei Fingeralphabete zum Buchstabieren von Namen und

    Fremdwörtern.

    In Karlsruhe gibt es seit 2016 eine Gebärdensprachschule. Hier können Eltern,

    Kinder und andere Interessierte Gebärden erlernen.

    Nähere Informationen können Sie über uns erhalten.

    6 Unterstützungssysteme

    6.1 Frühförderung

    In der Frühförderung geht es vor allen Dingen um Ihre Familie und Ihr hörbehindertes

    Kind. Welche Versorgung/ Hilfe benötigt Ihr Kind, um sich gut zu entwickeln und

    welche Unterstützung wünschen Sie sich als Eltern? Wir beraten Sie gerne. Die

    Frühförderung ist für Sie kostenlos und freiwillig. Wir unterliegen der Schweigepflicht.

    Nach dem Erstgespräch in der Beratungsstelle an der Erich Kästner-Schule in

    Karlsruhe beginnt die Frühförderung. Wir verstehen uns als Experten in Sachen

    Hören und stehen Ihnen bei Ihren Fragen gerne zur Seite.

    Was heißt Frühförderung konkret?

    Die Frühförderung umfasst eine auf die Entwicklung Ihres Kindes angepasste

    Begleitung. Dabei tauschen wir uns auch mit Ihnen über ein sprachförderliches

    Verhalten im Alltag aus.

    Das Frühförderteam arbeitet nicht therapeutisch. Bei Bedarf raten wir zur Unter-

    stützung durch Logopäden und andere Fachkräften wie Heilpädagogen oder Ergo-

    therapeuten, mit denen wir gerne im Austausch stehen. Regelmäßig bieten wir

    Spielgruppen an der Erich Kästner-Schule an, sodass Sie sich mit anderen Eltern

    austauschen können und Ihr Kind andere hörbehinderte Kinder kennenlernt.

  • 20

    Bevor ihr Kind in die Kita/ den Kindergarten kommt, beraten wir gerne das Personal

    der Einrichtung und geben Tipps. Des Weiteren bieten wir Fortbildungen und In-

    formationsveranstaltungen für Eltern und Erzieherinnen zu ausgewählten Themen

    an. Einmal im Jahr findet der Familiensamstag statt.

    Des Weiteren ...

    • ... unterstützen wir Sie bei der Beantragung von Eingliederungshilfen

    im Kindergarten.

    • ... bieten wir Hördiagnostik in unserer Beratungsstelle an.

    • ... führen wir standardisierte Tests zur Sprachentwicklung und zur

    Entwicklungsdiagnostik durch.

    Sobald Ihr Kind im Vorschulalter ist, kann es an unserer Vorschulgruppe teil-

    nehmen. Hier geben wir Ihnen Rückmeldung bezüglich der wichtigen Entscheidung

    der Schulwahl.

    6.2 Sonderpädagogischer Dienst (SOPÄDI)

    Wenn ihr Kind in die Schule kommt, endet die Frühförderung, jedoch kann Ihr Kind in

    der Schule vom Sonderpädagogischen Dienst (SOPÄDI) kostenfrei betreut

    werden. Der SOPÄDI unterstützt Ihr Kind im Alltag und erklärt Klassenkameraden

    und LehrerInnen die Themen Hörschädigung, Nutzung der Digitalen

    Übertragungsanlage etc.

    6.3 Behindertenausweis

    Wozu dient der Ausweis nach § 4 Abs. 5 SchwbG?5

    Der Ausweis des Versorgungsamtes ermöglicht die Inanspruchnahme von Rechten

    und Nachteilsausgleichen, die Menschen mit einer Behinderung zustehen. Er ist

    bundesweit gültig. Einen Ausweis erhalten Sie, wenn das für Sie zuständige

    Versorgungsamt auf Ihren Antrag das Vorliegen einer Behinderung und einen Grad

    5 Quelle: http://www.schwerhoerigen-netz.de/MAIN/schwerb.asp?inhalt=300 (Stand: Februar 2017).

  • 21

    der Behinderung (GdB) von mindestens 50% feststellt. Das Versorgungsamt hat zum

    Nachweis der Voraussetzungen für verschiedene Nachteilsausgleiche zusätzliche

    Feststellungen über weitere gesundheitliche Merkmale zu treffen. Bei Vorliegen der

    Voraussetzungen werden hierüber im Ausweis die entsprechenden Merkzeichen ein-

    getragen. Bitte prüfen Sie deshalb bereits vor der Antragstellung anhand der „Über-

    sicht über Nachteilsausgleiche für Schwerbehinderte", ob Sie derartige Fest-

    stellungen benötigen. Der Ausweis ist mit einem fälschungssicheren Aufdruck in der

    Grundfarbe grün versehen.

    Diejenigen Menschen mit Schwerbehinderung, die unentgeltliche Beförderung im

    öffentlichen Personennahverkehr in Anspruch nehmen können, erhalten einen Aus-

    weis mit einem zusätzlichen halbseitigen orangefarbenen Flächenaufdruck und

    außerdem ein Beiblatt mit gültiger Wertmarke. Dieses Beiblatt ist Bestandteil des

    Ausweises und gilt nur in Verbindung mit dem Ausweis. Zum berechtigten Personen-

    kreis gehören schwerbehinderte Menschen, die infolge ihrer Behinderung in ihrer Be-

    wegungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt, hilflos, blind oder gehörlos sind.

    Der Ausweis gilt als Nachweis in der Regel ab dem Zeitpunkt, zu dem Sie die

    Anerkennung beantragt haben; dieses Datum ist im Ausweis angegeben. Sofern Sie

    in Ausnahmefällen auch für die Zeit vor der Antragstellung einen Nachweis be-

    nötigen, werden die entsprechenden Feststellungen vom Versorgungsamt zusätzlich

    getroffen. Vermerken Sie bitte in einem solchen Fall im Antrag besonders, zu

    welchem Zweck und ab welchem Zeitpunkt diese rückwirkende Feststellung

    getroffen werden soll. Das kann für eine Steuererstattung maßgeblich sein.

    Die Gültigkeit des Ausweises wird bei den meisten schwerbehinderten Menschen

    vom Monat der Ausstellung an für die Dauer von längstens 5 Jahren befristet.

    Da es regionale Unterschiede geben kann, empfiehlt es sich aber, sich an die

    vorhandenen Beratungsstellen zu wenden.

  • 22

    7 Glossar – Bedeutung verschiedener Begrifflichkeiten

    Akustiker – Pädakustiker

    Akustiker passen Hörgeräte an. Die auf Kinder spezialisierten Akustiker heißen

    Pädakustiker, weil sie eine entsprechende Zertifizierung haben.

    Wir können Ihnen auf Anfrage eine Liste von Pädakustikern zur Verfügung stellen.

    Audiogramm

    Für jedes Ohr wird die Hörkurve in ein Audiogramm eingetragen.

    Die waagerechte Linie oben stellt die Frequenzen dar (siehe Kapitel 3.5):

    Von links nach rechts werden demnach die Tonhöhen (in Hertz, Hz) abgebildet. Von

    oben nach unten ist die Lautstärke (in Dezibel, dB) angegeben, die zum Hören einer

    bestimmten Tonhöhe erforderlich ist.

    Audiologische Methoden6

    Die Hörprüfungen bei Säuglingen und Kleinkindern stützen sich auf zwei große,

    methodisch unterschiedliche Verfahren: auf die objektive und die subjektive Audio-

    metrie.

    Bei objektiven Hörprüfungen wird keine aktive Mitarbeit des Kindes benötigt.

    Stattdessen werden unwillkürliche physiologische Reaktionen von Muskulatur,

    Rezeptoren und dem ZNS (Zentralnervensystem) auf akustische Reizung gemessen.

    Zu den objektiven Hörprüfverfahren gehören:

    • Impedanzaudiometrie

    • Otoakustische Emissionen (OAE)

    • Auditorisch evozierte Potentiale(AEP)

    6 Quelle: http://www.kinderzentrum.de/neurophysiologie_hoerstoerung.php (Stand: Februar 2017).

  • 23

    Subjektive Hörprüfungen hingegen erfordern die Mitarbeit des zu untersuchenden

    Kindes. Es muss wach sein und je nach Entwicklungsalter auf seine Aufgaben vor-

    bereitet und dafür motiviert werden.

    In den meisten Fällen kindlicher Hörstörung werden objektive und subjektive

    Verfahren parallel eingesetzt, um die Hörstörung quantitativ (= Ausmaß der Hör-

    störung) zu beschreiben und topographisch anatomisch zu lokalisieren (Ort der

    Störung). Objektive Hörprüfungen alleine reichen dazu in keinem Fall aus. Ergeben

    objektive und subjektive Hörprüfungen widersprüchliche Ergebnisse, ist die Aussage

    der subjektiven Audiometrie entscheidend.

    Die subjektive Audiometrie wird altersabhängig eingeteilt in:

    • Reaktionsaudiometrie (man beobachtet die Reaktion eines Kindes auf

    die akustische Stimulation)

    • Konditionierungsaudiometrie (man versucht, bestimmte Reaktionen

    vorher zu trainieren, z.B. bei der Spielaudiometrie)

    • Audiometrie nach eigenen Angaben des Kindes

    (Tonschwellenaudiometrie, Sprachaudiometrie, zentrale Hördiagnostik)

    ca. ab dem 5. Lebensjahr

    Die Audiometrie von Kindern bis zum Alter von etwa 3 Jahren nutzt zur Reiz-

    darbietung Lautsprecher im Raum (Freifeldmessung).

    Behindertenausweis

    Einen Behindertenausweis kann man beim zuständigen Versorgungsamt bean-

    tragen. Dort wird der Grad der Behinderung festgestellt. Ein Behindertenausweis ist

    hilfreich bei Eintrittspreisen, bei der Teilnahme im öffentlichen Personennahverkehr

    sowie für die Steuer. Informationen zum Thema Behindertenausweis finden Sie auf

    der Homepage des Schwerhörigenforums.

    Beratungsstelle der EKS

    Die Beratungsstelle der EKS bietet Ihnen Beratung, Diagnostik, Begleitung und

    Hilfestellung bei Fragen in Bezug auf die Hör- und Sprachentwicklung Ihres Kindes.

  • 24

    Kontakt: Sonderpädagogische Beratungsstelle an der Erich Kästner-Schule, SBBZ Hören

    Moltkestraße 134, 76187 Karlsruhe, Tel.: 0721-133 4773, E-Mail: [email protected]

    Digitale Übertragungsanlage

    Eine Digitale Übertragungsanlage ist ein Hilfsmittel, das einem hörbehinderten

    Menschen hilft, einen Sprecher besser zu verstehen.

    Frühförderung

    Bitte lesen Sie in unserer Handreichung das Kapitel 6.1 dazu.

    Hörpausen

    Hörpausen sind kleine Pausen, in denen ein Kind in Ruhe ist und nicht zuhören

    muss. Hörpausen sind wichtig, um Gehörtes zu verarbeiten und danach konzentriert

    weiterarbeiten zu können.

    Interessante Seiten zum Stöbern

    1. www.imhplus.de

    Dies ist ein barrierefreies Internetportal für gehörlose, schwerhörige und

    taubblinde Menschen, ihre Bezugspersonen und Experten.

    2. www.taubenschlag.de

    Der Taubenschlag ist eine Website für Taube und Schwerhörige, aber auch für

    Hörende und bietet Einblicke in die Welt der Menschen mit Hörbehinderung.

    3. www.schwerhoerigenforum.de

    Das Schwerhörigenforum gibt jede Menge Sachinformationen und bietet

    Gelegenheit zum Austausch mit anderen

    mailto:[email protected]

  • 25

    Neugeborenen-Hörscreening (NHS)7

    Neugeborene haben ab dem 1. Januar 2009 einen gesetzlichen Anspruch auf eine

    Früherkennungsuntersuchung auf Hörstörungen als Leistung der Gesetzlichen

    Krankenversicherung (GKV).

    Von 1.000 Kindern kommen zwei bis drei mit einer behandlungsbedürftigen

    Hörstörung zur Welt. Wird eine Hörstörung monatelang oder gar jahrelang nicht

    entdeckt, kann sich dies auf die gesamte Entwicklung negativ auswirken: Nur wenn

    ein Kind hören kann, lernt es, normal zu sprechen und kann sich die Welt

    erschließen.

    Das Hörtestgerät gibt seine Ergebnisse in Form der Aussage „PASS“/ „Unauffällig"

    oder „REFER“/ „Kontrolle" für kontrollbedürftig aus.

    Pädagogische Audiologie

    Die Pädagogische Audiologie ist meist an Sonderpädagogische Bildungs- und

    Beratungszentren (SBBZ) für Hören und Sprache angegliedert. Dort ist Ihre

    Anlaufstelle für alle Anfragen zu folgenden Themen:

    • Überprüfung der Hörfähigkeit

    • Überprüfung der auditiven Verarbeitung und Wahrnehmung

    • Beratung bei diagnostizierten Hörproblemen

    Die medizinische Diagnostik findet ausschließlich in Pädaudiologischen Kliniken

    statt.

    Pflegegrad8

    Zum 01.01.2017 wurde ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt.

    Pflegebedürftig sind laut Gesetz:

    7 Quelle: http://www.neugeborenen-hoerscreening.de/index.html (Stand: Februar 2017). 8 Quelle: Deutsche Stiftung Patientenschutz: Information Häusliche Pflege, 2017.

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    „Personen, die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder

    Fähigkeiten aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfe. […] Die

    Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer und mit mindestens der in § 15 festgelegten

    Schwere bestehen“ (§14 Abs.1 des Elften Sozialgesetzbuches (SGB XI)).

    Wer Leistungen der Pflegeversicherung beantragen möchte, muss einen Antrag bei

    seiner Pflegekasse stellen (§33 Abs.1 SGBXI). Der Antrag kann formlos gestellt

    werden.

    Caritas und Diakonie können beratend zur Seite stehen.

    Schallempfindungsschwerhörigkeit9

    Die Schallempfindungsschwerhörigkeit ist eine Innenohrschwerhörigkeit. Hierbei liegt

    in den Teilen des Innenohrs eine Funktionsschwäche oder Schädigung vor, die das

    Klangbild und die Klangempfindung verändert. Der Betroffene nimmt sein Umfeld

    daher meist klanglich „dumpfer“ wahr. Das wirkt sich vor allem auf die

    Kommunikation in Gesprächssituationen aus, da der Betroffene seine Mitmenschen

    nicht mehr so gut versteht. Hier können Hörgeräte helfen und mehr Lebensqualität

    ermöglichen.

    Schallleitungsschwerhörigkeit10

    Bei der Schallleitungsschwerhörigkeit handelt es sich um eine Minderung des

    Hörvermögens, die von einer leichten Einschränkung bis zum völligen Hörverlust

    reichen kann. Diese Form der Schwerhörigkeit wird Schallleitungsstörung genannt,

    da der über das Trommelfell ankommende Schall vom Mittelohr nicht mehr richtig an

    das Innenohr weitergeleitet wird. Dadurch wird das Hörvermögen eingeschränkt.

    Sonderpädagogischer Dienst

    Die Kolleginnen aus dem Sonderpädagogischen Dienst (SOPÄDI) sind An-

    sprechpartnerinnen für Kinder und deren Lehrkräfte an der allgemeinen Schule.

    Diese Unterstützung muss beantragt werden. Wir beraten Sie gerne.

    9 Quelle: http://www.hoeren-heute.de/schallempfindungsschwerhoerigkeit/ (Stand: Februar 2017). 10 Quelle: http://www.hoeren-heute.de/schallleitungsschwerhoerigkeit/ (Stand: Februar 2017).