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Team der Frühförderung
Stand: Juli 2017
Erich Kästner-Schule Karlsruhe, SBBZ Hören
Frühförderung für Hörgeschädigte
Kommunikation
Hören lernen
Miteinander sprechen
Handreichung für Eltern
hörgeschädigter Kinder
2
Liebe Eltern,
im Erstgespräch werden in unserer Beratungsstelle viele Themen ange-
sprochen.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Hörschädigung“ ist jedoch ein
Prozess, bei dem im Verlauf immer wieder neue Fragen aufkommen.
Ein Teil dieser Fragen wird in dieser Broschüre beantwortet.
Darüber hinaus melden Sie sich bitte mit weiteren Fragen, Wünschen
oder Überlegungen bei Ihrer Frühförderin oder in der Beratungsstelle.
Wir sind Ihre Ansprechpartnerinnen.
Das Frühförderteam der
Erich Kästner-Schule
SBBZ Hören
Frühförderung für Hörgeschädigte
3
Inhaltsverzeichnis
1 Hören wird erlernt .................................................................................................... 4
2 Welche Arten von Hörschädigungen gibt es? .......................................................... 5
3 Welche Hörhilfen gibt es für Ihr Kind? ..................................................................... 6
3.1 Hörgeräte ..................................................................................................... 6
3.2 Cochlea-Implantat (CI) ................................................................................. 7
3.3 Versorgung mit einem Knochenleitungshörgerät .......................................... 8
3.4 Digitale Übertragungsanlagen als ergänzende Hörhilfe................................ 8
3.5 Wie lese ich ein Audiogramm? ................................................................... 11
4 Wie entwickeln sich das Hören und die Sprache? ................................................. 14
4.1 Hören und Hörverstehen ............................................................................ 14
4.2 Die Entwicklung der Lautsprache in den ersten Lebensjahren
bei Hörenden ................................................................................................... 15
4.3 Der Spracherwerb bei hörbehinderten Kindern .......................................... 15
5 Wie kann ich mein Kind unterstützen?................................................................... 16
5.1 Der natürlich hörgerichtete kommunikationsorientierte Ansatz ................... 16
5.2 Kinderlieder, Spiele und anderes ............................................................... 17
5.3 Bilderbücher ............................................................................................... 17
5.4 Gebärdensprache ...................................................................................... 18
6 Unterstützungssysteme ......................................................................................... 19
6.1 Frühförderung ............................................................................................ 19
6.2 Sonderpädagogischer Dienst (SOPÄDI) .................................................... 20
6.3 Behindertenausweis ................................................................................... 20
7 Glossar – Bedeutung verschiedener Begrifflichkeiten ............................................ 22
4
1 Hören wird erlernt
Hören wird erlernt! Das bedeutet, das Gehirn muss erst lernen, was ein Geräusch
ausmacht, woher es kommt, wer spricht, und was das Gesprochene bedeutet.
Wie funktioniert das Hören?
Unser Hörorgan besteht aus unseren beiden Ohren.
Am Ohr werden drei Teile unterschieden:
Außenohr, Mittelohr und Innenohr.
Das Außenohr
Die Ohrmuscheln fangen die Schallwellen aus der Luft auf und leiten sie
in den Gehörgang. Hier treffen sie auf ein dünnes Häutchen, das
Trommelfell.
Das Mittelohr
Die feine Membran fängt an zu schwingen und leitet diese
Schwingungen an drei winzige Knöchelchen im Mittelohr
weiter. Der kleine Hammer nimmt als erster die Bewegung
auf, schlägt auf den Amboss und dieser bringt dann den
Steigbügel in Schwung.
Das Innenohr
Das Innenohr ist mit Flüssigkeit gefüllt. Hier befindet sich
die Schnecke (Cochlea) mit ihren ca. 35.000 feinen
Härchen, die an Hörsinneszellen sitzen. Die Hörzellen
wandeln die Schwingungen in elektrische Impulse um, die
über den Hörnerv weiter bis in das Hörzentrum unseres
Gehirns gelangen.
Hammer
Amboss
Steigbügel
Bild: Auditorix
Bild: Hörstudio Kleeberg
Bild: Auditorix
Bild: Auditorix
5
Deshalb hören wir
Unser Gehirn kann die elektrischen Impulse auswerten, zuordnen und verstehen. Es
übersetzt die Impulse für uns in Klänge, Geräusche oder Sprache. Wir hören. Bei
Ihrem Kind ist die Hörfähigkeit eingeschränkt. Es hat eine Hörschädigung.
2 Welche Arten von Hörschädigungen gibt es?1
Schallleitungsschwerhörigkeit
Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit ist die Luftleitung betroffen. Der Schall, der
auf das Außenohr trifft, kann nicht durch die Luftleitung übertragen werden.
Dafür kann es verschiedene Ursachen geben:
• Gehörgangsatresie (Verschluss des Gehörgangs)
• Gehörgangsverengung
• Paukenerguss
• nicht angelegte bzw. funktionsfähige Gehörknöchelchenkette
Kinder mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit hören leiser.
Schallempfindungsschwerhörigkeit
Die Schallempfindungsschwerhörigkeit kann durch eine Schädigung der Sinnes-
zellen oder des Hörnervs verursacht sein. Meist haben Kinder, die Hörhilfen tragen,
defekte Haarsinneszellen im Innenohr. Kinder mit einer Schallempfindungsschwer-
hörigkeit hören je nach Hörverlust nicht nur leiser, sondern auch verzerrt und
bruchstückhaft.
1 Quelle: www.auditorix.de/schule (Stand: April 2017).
6
Kombinierte Schwerhörigkeit
In diesem Fall treten Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit gemein-
sam auf.
Einseitige Hörschädigung
Bei einer einseitigen Hörschädigung hört Ihr Kind nur auf einer Seite vermindert. Dies
wirkt sich vor allem beim Richtungshören aus. Die Kinder profitieren davon, wenn sie
eine Hörhilfe tragen. Gerade in Räumen mit viel Lärm (z.B. im Kindergarten) unter-
stützt die Hörhilfe das Hörverstehen Ihres Kindes.
3 Welche Hörhilfen gibt es für Ihr Kind?
3.1 Hörgeräte
Es gibt verschiedene Arten von Hörgeräten.
Kinder tragen Hörgeräte hinter dem Ohr (HdO).
Ein Hörgerät funktioniert nicht wie eine Brille. Das Hören mit der Hörhilfe hat nicht die
gleiche Qualität wie das Hören mit intaktem Hörsinn. Eine Hörhilfe reduziert nur die
Hörbeeinträchtigung.
Ansprechpartner und Fachleute für die Hörgerätetechnik sind die Akustiker. Für
Kinder sind Pädakustiker zuständig. Auf Anfrage geben wir Ihnen gerne eine Liste
der Pädakustiker in unserem Einzugsbereich.
Wie funktioniert ein Hörgerät?
Der vom Mikrofon aufgenommene und verstärkte Ton wird durch den Schallschlauch
in den Gehörgang geleitet. Das Ohrpassstück verhindert eine Übertragung des
verstärkten Schalls zurück auf das Mikrofon und somit das unangenehme Pfeifen
einer Rückkopplung. Ferner sorgt das Ohrpassstück für einen festen Sitz im Ohr.
Bild: www.clipart.me
7
Beim Kauf sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass das Hörgerät über einen
Audioeingang verfügt. An diesen kann eine Digitale Übertragungsanlage ange-
schlossen werden oder ein direkter Anschluss an andere Geräte wie Radio oder
Fernseher erfolgen.
Eine gute Hörgeräteanpassung braucht Zeit!
Es bedarf mehrerer Termine bei einem Pädakustiker. Sie haben Anspruch auf das
Ausprobieren von drei verschiedenen Geräten. Geben Sie sich und Ihrem Kind Zeit,
um sich an die Hörhilfen zu gewöhnen. Für die weitere Anpassung durch den
Pädakustiker sind Ihre Beobachtungen der Hörreaktionen wichtig. Worauf zu achten
ist, besprechen wir gerne mit Ihnen.
3.2 Cochlea-Implantat (CI)
Das Cochlea-Implantat (CI) ist eine Prothese, ein
„Innenohrersatz”. Das Cochlea-Implantat besteht aus
mehreren Teilen: Spule und Sprachprozessor werden am
Ohr getragen. Der Empfänger wird während einer
Operation unter die Haut implantiert und ist durch ein
dünnes Kabel mit dem Elektrodenstrang verbunden. Dieser
wird in die Cochlea (Hörschnecke) eingeführt.
Der Elektrodenstrang übernimmt die Aufgabe des defekten Innenohrs. Die
ankommenden Schallwellen werden vom CI in elektrische Impulse umgewandelt. Im
Innenohr werden die Impulse an den Hörnerv weitergeleitet. Der
Umwandlungsprozess im Innenohr ist sehr kompliziert. Die Prothese kann die
natürlichen Signale nur unvollkommen ersetzen. Das Hören mit CI ist individuell
unterschiedlich und muss auch erlernt werden. Hierbei hat Ihr Kind Anspruch auf
eine umfangreiche Reha-Maßnahme in einem CI-Zentrum.
Bild: Lux-Spa-Ibiza
8
3.3 Versorgung mit einem Knochenleitungshörgerät
Manchmal ist die Ohrmuschel nicht vollständig angelegt
und/ oder der Gehörgang verschlossen. Dadurch ist das
Tragen eines Hinter-dem-Ohr-Geräts (HdO Gerät) nicht
möglich. Hier gibt es die Möglichkeit eines
Knochenleitungshörgerätes.
Das Hörgerät überträgt den Schall nun nicht über die Luftleitung, sondern direkt über
den Knochen auf die Schnecke. Dafür muss das Hörgerät relativ fest auf dem
Knochen anliegen. Bei kleinen Kindern werden daher gerne die Hörgeräte an ein
Stirnband angebracht.
3.4 Digitale Übertragungsanlagen als ergänzende Hörhilfe
Eine Digitale Übertragungsanlage ermöglicht dem hörbehinderten Menschen auch
bei ungünstiger Raumakustik und bei Störschall ein besseres Sprachverstehen.
Denn das Sprachverstehen ist im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig:
• vom Verhältnis Nutzschall-Störschall und
• von der Raumakustik.
Das Verhältnis von Nutzschall und Störschall
Was ist Nutzschall?
Nutzschall sind alle Geräusche, die gehört werden sollen (z. B. Sprache des Ge-
sprächspartners, Musik, gewünschte Fernsehsendung, Martinshorn (tatütata…)).
Was ist Störschall/ Störlärm?
Alle Geräusche, die das Hörverstehen stören (z.B. die Gespräche des Tisch-
nachbarn, Verkehrslärm, Hintergrundmusik, …) beeinträchtigen das
Sprachverstehen. So kann der Fernseher oder das Radio ein erwünschtes Geräusch
(Nutzschall) oder störendes Nebengeräusch (Störschall) sein.
Bild: www.cochlear.com
9
Bei einem gut hörenden Menschen reichen 5 dB Lautheitsunterschied, um Nutzschall
und Störschall zu unterscheiden. Bei Hörbehinderten sollte der Abstand zwischen
Nutzschall und Störschall mindestens 20 dB betragen. Man muss daher auf eine
leise Umgebung achten.
Die entscheidende Größe nennt man SNR = Signal to Noise Ratio (= Unterschied
der Lautstärke zwischen Störschall und Nutzschall)
Raumakustik
Die Größe, Höhe und Einrichtung eines Raumes beeinflusst das Hörverstehen aller
Personen. Raumbeschaffenheiten wie Bodenbeläge (Fliesen oder weicher Teppich),
Wandmaterial (Betonwand oder Holzverkleidung) und Fensterfronten verändern die
Nachhallzeit.
Beispiel: In einem großen, hohen Saal mit Steinboden, wenig Möbeln und großen
Fenstern hallt es mehr als in einem kleinen Raum mit Teppichboden, Polstermöbeln
und kleinen Fenstern.
Je stärker die Hintergrundgeräusche und je schlechter die Raumakustik, desto
schwieriger ist es zu hören und zu verstehen. Um dem entgegen zu wirken, gibt es
Digitale Übertragungsanlagen.
Da in Kindergärten oft großer Störlärm herrscht und die Raumakustik nicht optimal
ist, ist hier der Einsatz der Digitalen Übertragungsanlage angebracht.
Woraus besteht eine Digitale Übertragungsanlage?
Digitale Übertragungsanlagen nehmen Sprachsignale nahe an der Schallquelle
(Mund des Sprechers) auf und senden diese direkt zur Hörhilfe. Damit vermindern
sie den Einfluss von Hintergrundgeräuschen, Entfernung und Nachhall. Das hör-
Bild:www.13db.de/wissen/schallpegel-und-distanz/
10
behinderte Kind braucht dadurch weniger „Kraft“ zum Hören und hat mehr Energie,
um zu verstehen, was es gehört hat.
Digitale Übertragungsanlagen werden von HNO-Ärzten und CI-Zentren verordnet.
Eine Digitale Übertragungsanlage wird bei allen Hörhilfen ergänzend genutzt. Sie
besteht aus einem Sender und einem Empfänger. Der Sender ist zum Umhängen
oder Anstecken mit einem externen Mikrofon oder Headset ausgestattet. Der
Empfänger sitzt durch einen sogenannten Audio-Schuh am Hörgerät oder CI. Eine
Digitale Übertragungsanlage ist in der Regel sehr einfach zu bedienen. Im Prinzip
muss man sie nur einschalten und koppeln. Sonstige Einstellungen müssen im
Vorfeld durch einen Akustiker vorgenommen werden.
Wie kann ich die Digitale Übertragungsanlage im Alltag einsetzen?
• beim Bahn-, Bus- und Autofahren, um mich mit meinem Kind (auf dem
Rücksitz) zu unterhalten
• bei einer Radtour/ Wanderung
• bei Theatervorführungen, Vorträgen oder beim Musikhören
• im Gesprächskreis oder Stuhlkreis in der Kita/ im Kiga
• beim Vorlesen und Einführen von Geschichten
• beim Turnen oder auf dem Spielplatz
• …
Was sollte ich beim Einsatz einer Digitalen Übertragungsanlage beachten?
• Fragen Sie beim Kind nach, ob und wie das Signal ankommt.
• Leiten Sie Ihr Kind zum selbständigen Umgang mit der Anlage an.
• Setzen Sie die Digitale Übertragungsanlage gezielt ein.
• Denken Sie an das Ausschalten der Anlage. Ihr Kind braucht auch
Hörpausen.
11
3.5 Wie lese ich ein Audiogramm?
Was ist ein Tonaudiogramm?
Für ein Tonaudiogramm werden meist über Kopfhörer Töne in verschiedenen Höhen
(Frequenzen) und Lautstärken vorgespielt. Sobald das Kind reagiert, wird dies in
einem Raster eingetragen. Dadurch entsteht eine Kurve. Diese nennt man
Hörschwelle und auch Luftleitungskurve (LL). Diese Kurve gibt für alle Frequenzen
die Lautstärke an, bei der ein Ton gerade noch gehört wird. Alle Töne und
Geräusche, die oberhalb dieser Kurve liegen, können zunächst nicht gehört werden.
Die Knochenleitungskurve (KL) zeigt die Funktionsfähigkeit des Innenohres
(Cochlea) auf. Durch den Vergleich der beiden Kurven lässt sich ein möglicher Ort
der Schädigung feststellen (Diagnose). Die Aufblähkurve (ABK) zeigt an, wie die
Testperson mit einem Hörgerät oder einem Cochlea-Implantat (CI) hört.
Bild: www.schwerhoerigenforum.de
Zeichenerklärung:
rechtes Ohr linkes Ohr
o----o Luftleitung x-----x
>…> Knochenleitung
12
Hörschädigungen teilt man in leicht-, mittel- und hochgradig ein. Je nachdem, wo die
Hörschwelle liegt, handelt es sich um eine …
Der Sprachbereich
Der Hauptbereich unserer gesprochenen Sprache liegt im Frequenzbereich von 500
Hz bis 4000 Hz. Dieses Feld, in dem die Vokale und Konsonanten unserer Sprache
je nach ihrer Klanghöhe und Lautstärke liegen, nennt man aufgrund des Aussehens
Sprachbanane oder das Sprachfeld.
Bild: R. Malessa, Wilhelmsdorf
Bild: https://notquitelikebeethoven.files.wordpress.com/2010/01/speech-banana1.jpg
13
Was ist ein Sprachaudiogramm?
Bei einem Sprachaudiogramm wird ermittelt, wie groß das Sprachverständnis von
kurzen Alltagswörtern (z.B. Ball, Haus, Baum, Puppe) ohne Mundbild bei verschie-
denen Lautstärken (in dB) ist. Bei der Testung trägt Ihr Kind dabei die Hörhilfen. Die
normale Umgangslautstärke bei 1 m Entfernung beträgt ca. 65 dB. Die untere der
beiden schwarzen Linien zeigt die Sprachverständlichkeit für Einsilber bei Normal-
hörenden an, die obere die Sprachverständlichkeit für Zahlen.
Bild: www.schwerhoerigenforum.de
14
4 Wie entwickeln sich das Hören und die Sprache?
4.1 Hören und Hörverstehen2
Entwicklungsschritte Was kann ich bei meinem Kind
beobachten?
0 bis 6
Monate
reagiert auf laute Geräusche
reagiert auf Stimmen
lauscht intensiver
erschrickt
verstummt oder lächelt
lauscht der eigenen Stimme
7 bis 12
Monate
lokalisiert die Schallquelle genau
assoziiert Bedeutung mit Wörtern
stoppt seine Aktivität, wenn der Name
gerufen wird
beendet Handeln als Reaktion auf ein
„Nein“
13 bis 24
Monate
unterscheidet Lieder, versteht
eine Vielzahl von Sätzen
befolgt zweistufige Anweisungen
versteht mit 24 Monaten 250-300
Wörter
versteht Personalpronomen: mein, dir
benennt Köperteile (Ellenbogen, Backe)
„Hol den Ball und wirf ihn!“
24 bis 36
Monate
lauscht aus der Entfernung
erweitert auditives Gedächtnis
Wortschatz vergrößert sich
hört sich bekannte Lieder von einer CD an
führt 2-3 verbale Anweisungen aus
versteht Präpositionen, hat Zeitbegriff z.B.
heute
36 bis 48
Monate
kann einer 10 bis 15-minütigen
Geschichte folgen
verarbeitet längere komplexere
Äußerungen
versteht 1500 – 2000 Wörter
kann eine kurze Geschichte wiedergeben
„Kannst du mir etwas benennen, was auf
einem Bauernhof lebt, Federn und einen
gelben Kamm hat?“
2 Quelle: Entwicklungsskalen von Listen- Learn and Talk / Cochlear Limited.
15
4.2 Die Entwicklung der Lautsprache in den ersten Lebensjahren bei Hörenden3
Meilensteine der Sprachentwicklung
ab 0 bis 1 Monat Bevorzugen der mütterlichen Sprache
Gefühl für Sprachrhythmus/ -melodie
Schreien, Vokalisationen, Gurrlaute
ab 6 Monaten klares Bevorzugen von Wörtern der Muttersprache
Lallketten
ab 9 Monaten referenzieller/ triangulärer Blickkontakt
erstes Wortverstehen
erste Wörter
ab 12 bis 15 Monaten auf Aufforderung alltägliche Gegenstände geben
10-20 Wörter
ab 18 bis 24 Monaten einfache Aufforderungen ausführen
Wortschatzspurt (50-200 Wörter)
„Was ist das?“, Zweiwortkombinationen
ab 24 bis 30 Monaten auf Aufforderung alltägliche Gegenstände suchen
„Wo?“, einfache Mehrwortsätze
ab 36 Monaten einfache Geschichten verstehen und erzählen, „Warum?“
4.3 Der Spracherwerb bei hörbehinderten Kindern
Der Spracherwerb bei hörbehinderten Kindern verläuft in der Regel wie beim
hörenden Kind, jedoch zeitlich verzögert oder auch langsamer.
Mehrere Faktoren haben darauf Einfluss:
• Zeitpunkt der Erkennung der Hörschädigung
• Zeitpunkt der Versorgung mit Hörhilfen
3 Quelle: B. Zollinger (2010): Die Entdeckung der Sprache. In: Pädiatrie up2date 3/2010. S.278-293.
16
• Art und Ausmaß der Hörschädigung
• eventuelle Zusatzbehinderungen
Sie als Eltern, sowie alle im Umfeld beteiligten Personen (Großeltern, Familien-
mitglieder, Erzieherinnen, …) können Ihr Kind in der sprachlichen Entwicklung unter-
stützen.
Gibt es zwei oder mehrere Sprachen in Ihrer Familie, werden wir Ihnen eine auf
Ihre Situation zugeschnittene Beratung anbieten.
5 Wie kann ich mein Kind unterstützen?
5.1 Der natürlich hörgerichtete kommunikationsorientierte Ansatz
Ein natürlich hörgerichteter kommunikationsorientierter Ansatz bezieht die engsten
Bezugspersonen des Kindes ein und stellt ihre gemeinsame Kommunikation in den
Mittelpunkt.
Morag Clark, international bekannte Hörgeschädigtenpädagogin, bringt in einem Satz
die Grundgedanken des hörgerichteten Förderansatzes auf den Punkt.
„Kinder mit einer Hörschädigung haben spezielle Bedürfnisse, aber diese sind nicht
mit etwas besonderem zu erfüllen, sondern mit mehr vom Normalen!“
(Aus: Morag Clark, 2009: Interaktion mit hörgeschädigten Kindern – Der natürlich hörgerichtete Ansatz)
Was bedeutet natürlich hörgerichtet?
Heutzutage wird die Hörschädigung bei Kindern schon früh erkannt und sie werden
mit Hörgeräten bzw. einem oder zwei Cochlea-Implantaten versorgt. So können sie
gesprochene Sprache wahrnehmen und erlernen.
Aus den Forschungen von Sprachwissenschaftlern lassen sich wichtige Erkenntnisse
für die Sprachförderung hörbehinderter Kinder ableiten: Es zeigt sich, dass
hörbehinderte und normalhörende Kinder beim Erwerb der Sprache den gleichen
17
Regeln folgen. Es zeigte sich aber auch, dass hörbehinderte Kinder intensivere und
gezieltere Sprachangebote brauchen.
5.2 Kinderlieder, Spiele und anderes
Um das Sprechen zu erlernen, braucht ein Kind Sprachangebote der Eltern. So
erhält es grundlegende Informationen über Rhythmus, Melodie und Betonung
unserer Sprache. Jede Sprache hat ihren eigenen Klang. Wissenschaftliche Unter-
suchungen haben gezeigt, dass Kinder im Alter von 4 Monaten die Sprachmelodie
ihrer Muttersprache von einer Fremdsprache unterscheiden können.
Fingerspiele, Verse, Reime, Kniereiter und andere Spiellieder eignen sich besonders
gut zur lautsprachlichen Förderung. Hierbei werden Rhythmus und Melodie be-
sonders betont wiedergegeben. Sie stellen Routinen dar, die dem Kind durch häufige
Wiederholung immer vertrauter werden. Kinder lernen dabei ohne Mitzusprechen
rhythmische Sprachmuster. Das Mitsprechen braucht noch etwas Zeit. Im Vorder-
grund stehen Freude und Spaß des Kindes mit seinen Eltern, Großeltern und Fa-
milienangehörigen. Ein intensives und gemeinsames Handeln entsteht. Die Freude
am Nachahmen ist geweckt.
Die Spiele, die dem Entwicklungsalter des Kindes angepasst sein sollten, sind so
wichtig, weil ...
• ... sie dem Kind rhythmische Sprachmuster vermitteln.
• ... sich das Kind nach dem Erlernen des Rhythmus auch Satzteile
einprägt.
• ... dem Kind dieser Umgang mit Sprache und Bewegung in der Regel so
viel Spaß macht, dass es diese Spiele viele Male wiederholen möchte.
5.3 Bilderbücher
„Bilderbücher holen die ganze Welt zu uns ins Zimmer, immer wieder und wann
immer wir wollen!“
18
Lassen sie sich von Ihrem Kind durch das Buch führen. Seien Sie neugierig darauf,
was es gerade entdeckt.
Welches Buch ist das richtige für mein Kind?
• Es entspricht dem Entwicklungsstand des Kindes.
• Es entspricht dem Interesse des Kindes.
• Für kleine Kinder eignen sich Fühl-/Tastbücher, bei denen man Klappen
herausziehen kann.
• Die Seiten des Buches sollten überschaubar sein und schöne klare
Farben haben.
• Es sollten sich alltägliche Erfahrungen im Buch widerspiegeln.
• Anfangs stehen für Kinder die Bilder im Vordergrund.
• Ahmen Sie gemeinsame Handlungen im Buch nach, füttern sie Tiere, be-
gleiten sie Ihre Handlungen mit Sprache. Körpereinsatz, Lautmalereien
und Übertreibungen sind willkommen. Trauen Sie sich – Ihr Kind wird es
lieben.
5.4 Gebärdensprache4
Die Gebärdensprache ist eine visuell wahrnehmbare und manuell produzierte
Sprache. Sie ist als vollwertige Sprache anerkannt. Insbesondere von Menschen mit
einer Hörbehinderung wird sie genutzt, weil diese Form der Kommunikation weniger
anstrengend ist.
Die Gebärdensprache besteht aus einer Verbindung von Handbewegungen, Gestik,
Gesichtsmimik, lautlos gesprochenen Wörtern und der entsprechenden Körper-
haltung.
Die Sätze werden mit einer anderen Grammatik aufgebaut als in der Lautsprache.
4 Quelle: wikipedia.org/wiki/Gebaerdensprache, gebaerdenlernen.de/index.php?article_id=1, youtube. com/watch?v=BAB4n84F1og (Stand April 2017).
19
Neben der Deutschen Gebärdensprache (DGS) gibt es weltweit viele andere
Gebärdensprachen mit ähnlicher Grammatik aber unterschiedlichen Gebärden und
auch Dialekten.
Darüber hinaus gibt es zwei Fingeralphabete zum Buchstabieren von Namen und
Fremdwörtern.
In Karlsruhe gibt es seit 2016 eine Gebärdensprachschule. Hier können Eltern,
Kinder und andere Interessierte Gebärden erlernen.
Nähere Informationen können Sie über uns erhalten.
6 Unterstützungssysteme
6.1 Frühförderung
In der Frühförderung geht es vor allen Dingen um Ihre Familie und Ihr hörbehindertes
Kind. Welche Versorgung/ Hilfe benötigt Ihr Kind, um sich gut zu entwickeln und
welche Unterstützung wünschen Sie sich als Eltern? Wir beraten Sie gerne. Die
Frühförderung ist für Sie kostenlos und freiwillig. Wir unterliegen der Schweigepflicht.
Nach dem Erstgespräch in der Beratungsstelle an der Erich Kästner-Schule in
Karlsruhe beginnt die Frühförderung. Wir verstehen uns als Experten in Sachen
Hören und stehen Ihnen bei Ihren Fragen gerne zur Seite.
Was heißt Frühförderung konkret?
Die Frühförderung umfasst eine auf die Entwicklung Ihres Kindes angepasste
Begleitung. Dabei tauschen wir uns auch mit Ihnen über ein sprachförderliches
Verhalten im Alltag aus.
Das Frühförderteam arbeitet nicht therapeutisch. Bei Bedarf raten wir zur Unter-
stützung durch Logopäden und andere Fachkräften wie Heilpädagogen oder Ergo-
therapeuten, mit denen wir gerne im Austausch stehen. Regelmäßig bieten wir
Spielgruppen an der Erich Kästner-Schule an, sodass Sie sich mit anderen Eltern
austauschen können und Ihr Kind andere hörbehinderte Kinder kennenlernt.
20
Bevor ihr Kind in die Kita/ den Kindergarten kommt, beraten wir gerne das Personal
der Einrichtung und geben Tipps. Des Weiteren bieten wir Fortbildungen und In-
formationsveranstaltungen für Eltern und Erzieherinnen zu ausgewählten Themen
an. Einmal im Jahr findet der Familiensamstag statt.
Des Weiteren ...
• ... unterstützen wir Sie bei der Beantragung von Eingliederungshilfen
im Kindergarten.
• ... bieten wir Hördiagnostik in unserer Beratungsstelle an.
• ... führen wir standardisierte Tests zur Sprachentwicklung und zur
Entwicklungsdiagnostik durch.
Sobald Ihr Kind im Vorschulalter ist, kann es an unserer Vorschulgruppe teil-
nehmen. Hier geben wir Ihnen Rückmeldung bezüglich der wichtigen Entscheidung
der Schulwahl.
6.2 Sonderpädagogischer Dienst (SOPÄDI)
Wenn ihr Kind in die Schule kommt, endet die Frühförderung, jedoch kann Ihr Kind in
der Schule vom Sonderpädagogischen Dienst (SOPÄDI) kostenfrei betreut
werden. Der SOPÄDI unterstützt Ihr Kind im Alltag und erklärt Klassenkameraden
und LehrerInnen die Themen Hörschädigung, Nutzung der Digitalen
Übertragungsanlage etc.
6.3 Behindertenausweis
Wozu dient der Ausweis nach § 4 Abs. 5 SchwbG?5
Der Ausweis des Versorgungsamtes ermöglicht die Inanspruchnahme von Rechten
und Nachteilsausgleichen, die Menschen mit einer Behinderung zustehen. Er ist
bundesweit gültig. Einen Ausweis erhalten Sie, wenn das für Sie zuständige
Versorgungsamt auf Ihren Antrag das Vorliegen einer Behinderung und einen Grad
5 Quelle: http://www.schwerhoerigen-netz.de/MAIN/schwerb.asp?inhalt=300 (Stand: Februar 2017).
21
der Behinderung (GdB) von mindestens 50% feststellt. Das Versorgungsamt hat zum
Nachweis der Voraussetzungen für verschiedene Nachteilsausgleiche zusätzliche
Feststellungen über weitere gesundheitliche Merkmale zu treffen. Bei Vorliegen der
Voraussetzungen werden hierüber im Ausweis die entsprechenden Merkzeichen ein-
getragen. Bitte prüfen Sie deshalb bereits vor der Antragstellung anhand der „Über-
sicht über Nachteilsausgleiche für Schwerbehinderte", ob Sie derartige Fest-
stellungen benötigen. Der Ausweis ist mit einem fälschungssicheren Aufdruck in der
Grundfarbe grün versehen.
Diejenigen Menschen mit Schwerbehinderung, die unentgeltliche Beförderung im
öffentlichen Personennahverkehr in Anspruch nehmen können, erhalten einen Aus-
weis mit einem zusätzlichen halbseitigen orangefarbenen Flächenaufdruck und
außerdem ein Beiblatt mit gültiger Wertmarke. Dieses Beiblatt ist Bestandteil des
Ausweises und gilt nur in Verbindung mit dem Ausweis. Zum berechtigten Personen-
kreis gehören schwerbehinderte Menschen, die infolge ihrer Behinderung in ihrer Be-
wegungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt, hilflos, blind oder gehörlos sind.
Der Ausweis gilt als Nachweis in der Regel ab dem Zeitpunkt, zu dem Sie die
Anerkennung beantragt haben; dieses Datum ist im Ausweis angegeben. Sofern Sie
in Ausnahmefällen auch für die Zeit vor der Antragstellung einen Nachweis be-
nötigen, werden die entsprechenden Feststellungen vom Versorgungsamt zusätzlich
getroffen. Vermerken Sie bitte in einem solchen Fall im Antrag besonders, zu
welchem Zweck und ab welchem Zeitpunkt diese rückwirkende Feststellung
getroffen werden soll. Das kann für eine Steuererstattung maßgeblich sein.
Die Gültigkeit des Ausweises wird bei den meisten schwerbehinderten Menschen
vom Monat der Ausstellung an für die Dauer von längstens 5 Jahren befristet.
Da es regionale Unterschiede geben kann, empfiehlt es sich aber, sich an die
vorhandenen Beratungsstellen zu wenden.
22
7 Glossar – Bedeutung verschiedener Begrifflichkeiten
Akustiker – Pädakustiker
Akustiker passen Hörgeräte an. Die auf Kinder spezialisierten Akustiker heißen
Pädakustiker, weil sie eine entsprechende Zertifizierung haben.
Wir können Ihnen auf Anfrage eine Liste von Pädakustikern zur Verfügung stellen.
Audiogramm
Für jedes Ohr wird die Hörkurve in ein Audiogramm eingetragen.
Die waagerechte Linie oben stellt die Frequenzen dar (siehe Kapitel 3.5):
Von links nach rechts werden demnach die Tonhöhen (in Hertz, Hz) abgebildet. Von
oben nach unten ist die Lautstärke (in Dezibel, dB) angegeben, die zum Hören einer
bestimmten Tonhöhe erforderlich ist.
Audiologische Methoden6
Die Hörprüfungen bei Säuglingen und Kleinkindern stützen sich auf zwei große,
methodisch unterschiedliche Verfahren: auf die objektive und die subjektive Audio-
metrie.
Bei objektiven Hörprüfungen wird keine aktive Mitarbeit des Kindes benötigt.
Stattdessen werden unwillkürliche physiologische Reaktionen von Muskulatur,
Rezeptoren und dem ZNS (Zentralnervensystem) auf akustische Reizung gemessen.
Zu den objektiven Hörprüfverfahren gehören:
• Impedanzaudiometrie
• Otoakustische Emissionen (OAE)
• Auditorisch evozierte Potentiale(AEP)
6 Quelle: http://www.kinderzentrum.de/neurophysiologie_hoerstoerung.php (Stand: Februar 2017).
23
Subjektive Hörprüfungen hingegen erfordern die Mitarbeit des zu untersuchenden
Kindes. Es muss wach sein und je nach Entwicklungsalter auf seine Aufgaben vor-
bereitet und dafür motiviert werden.
In den meisten Fällen kindlicher Hörstörung werden objektive und subjektive
Verfahren parallel eingesetzt, um die Hörstörung quantitativ (= Ausmaß der Hör-
störung) zu beschreiben und topographisch anatomisch zu lokalisieren (Ort der
Störung). Objektive Hörprüfungen alleine reichen dazu in keinem Fall aus. Ergeben
objektive und subjektive Hörprüfungen widersprüchliche Ergebnisse, ist die Aussage
der subjektiven Audiometrie entscheidend.
Die subjektive Audiometrie wird altersabhängig eingeteilt in:
• Reaktionsaudiometrie (man beobachtet die Reaktion eines Kindes auf
die akustische Stimulation)
• Konditionierungsaudiometrie (man versucht, bestimmte Reaktionen
vorher zu trainieren, z.B. bei der Spielaudiometrie)
• Audiometrie nach eigenen Angaben des Kindes
(Tonschwellenaudiometrie, Sprachaudiometrie, zentrale Hördiagnostik)
ca. ab dem 5. Lebensjahr
Die Audiometrie von Kindern bis zum Alter von etwa 3 Jahren nutzt zur Reiz-
darbietung Lautsprecher im Raum (Freifeldmessung).
Behindertenausweis
Einen Behindertenausweis kann man beim zuständigen Versorgungsamt bean-
tragen. Dort wird der Grad der Behinderung festgestellt. Ein Behindertenausweis ist
hilfreich bei Eintrittspreisen, bei der Teilnahme im öffentlichen Personennahverkehr
sowie für die Steuer. Informationen zum Thema Behindertenausweis finden Sie auf
der Homepage des Schwerhörigenforums.
Beratungsstelle der EKS
Die Beratungsstelle der EKS bietet Ihnen Beratung, Diagnostik, Begleitung und
Hilfestellung bei Fragen in Bezug auf die Hör- und Sprachentwicklung Ihres Kindes.
24
Kontakt: Sonderpädagogische Beratungsstelle an der Erich Kästner-Schule, SBBZ Hören
Moltkestraße 134, 76187 Karlsruhe, Tel.: 0721-133 4773, E-Mail: [email protected]
Digitale Übertragungsanlage
Eine Digitale Übertragungsanlage ist ein Hilfsmittel, das einem hörbehinderten
Menschen hilft, einen Sprecher besser zu verstehen.
Frühförderung
Bitte lesen Sie in unserer Handreichung das Kapitel 6.1 dazu.
Hörpausen
Hörpausen sind kleine Pausen, in denen ein Kind in Ruhe ist und nicht zuhören
muss. Hörpausen sind wichtig, um Gehörtes zu verarbeiten und danach konzentriert
weiterarbeiten zu können.
Interessante Seiten zum Stöbern
1. www.imhplus.de
Dies ist ein barrierefreies Internetportal für gehörlose, schwerhörige und
taubblinde Menschen, ihre Bezugspersonen und Experten.
2. www.taubenschlag.de
Der Taubenschlag ist eine Website für Taube und Schwerhörige, aber auch für
Hörende und bietet Einblicke in die Welt der Menschen mit Hörbehinderung.
3. www.schwerhoerigenforum.de
Das Schwerhörigenforum gibt jede Menge Sachinformationen und bietet
Gelegenheit zum Austausch mit anderen
mailto:[email protected]
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Neugeborenen-Hörscreening (NHS)7
Neugeborene haben ab dem 1. Januar 2009 einen gesetzlichen Anspruch auf eine
Früherkennungsuntersuchung auf Hörstörungen als Leistung der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV).
Von 1.000 Kindern kommen zwei bis drei mit einer behandlungsbedürftigen
Hörstörung zur Welt. Wird eine Hörstörung monatelang oder gar jahrelang nicht
entdeckt, kann sich dies auf die gesamte Entwicklung negativ auswirken: Nur wenn
ein Kind hören kann, lernt es, normal zu sprechen und kann sich die Welt
erschließen.
Das Hörtestgerät gibt seine Ergebnisse in Form der Aussage „PASS“/ „Unauffällig"
oder „REFER“/ „Kontrolle" für kontrollbedürftig aus.
Pädagogische Audiologie
Die Pädagogische Audiologie ist meist an Sonderpädagogische Bildungs- und
Beratungszentren (SBBZ) für Hören und Sprache angegliedert. Dort ist Ihre
Anlaufstelle für alle Anfragen zu folgenden Themen:
• Überprüfung der Hörfähigkeit
• Überprüfung der auditiven Verarbeitung und Wahrnehmung
• Beratung bei diagnostizierten Hörproblemen
Die medizinische Diagnostik findet ausschließlich in Pädaudiologischen Kliniken
statt.
Pflegegrad8
Zum 01.01.2017 wurde ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt.
Pflegebedürftig sind laut Gesetz:
7 Quelle: http://www.neugeborenen-hoerscreening.de/index.html (Stand: Februar 2017). 8 Quelle: Deutsche Stiftung Patientenschutz: Information Häusliche Pflege, 2017.
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„Personen, die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder
Fähigkeiten aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfe. […] Die
Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer und mit mindestens der in § 15 festgelegten
Schwere bestehen“ (§14 Abs.1 des Elften Sozialgesetzbuches (SGB XI)).
Wer Leistungen der Pflegeversicherung beantragen möchte, muss einen Antrag bei
seiner Pflegekasse stellen (§33 Abs.1 SGBXI). Der Antrag kann formlos gestellt
werden.
Caritas und Diakonie können beratend zur Seite stehen.
Schallempfindungsschwerhörigkeit9
Die Schallempfindungsschwerhörigkeit ist eine Innenohrschwerhörigkeit. Hierbei liegt
in den Teilen des Innenohrs eine Funktionsschwäche oder Schädigung vor, die das
Klangbild und die Klangempfindung verändert. Der Betroffene nimmt sein Umfeld
daher meist klanglich „dumpfer“ wahr. Das wirkt sich vor allem auf die
Kommunikation in Gesprächssituationen aus, da der Betroffene seine Mitmenschen
nicht mehr so gut versteht. Hier können Hörgeräte helfen und mehr Lebensqualität
ermöglichen.
Schallleitungsschwerhörigkeit10
Bei der Schallleitungsschwerhörigkeit handelt es sich um eine Minderung des
Hörvermögens, die von einer leichten Einschränkung bis zum völligen Hörverlust
reichen kann. Diese Form der Schwerhörigkeit wird Schallleitungsstörung genannt,
da der über das Trommelfell ankommende Schall vom Mittelohr nicht mehr richtig an
das Innenohr weitergeleitet wird. Dadurch wird das Hörvermögen eingeschränkt.
Sonderpädagogischer Dienst
Die Kolleginnen aus dem Sonderpädagogischen Dienst (SOPÄDI) sind An-
sprechpartnerinnen für Kinder und deren Lehrkräfte an der allgemeinen Schule.
Diese Unterstützung muss beantragt werden. Wir beraten Sie gerne.
9 Quelle: http://www.hoeren-heute.de/schallempfindungsschwerhoerigkeit/ (Stand: Februar 2017). 10 Quelle: http://www.hoeren-heute.de/schallleitungsschwerhoerigkeit/ (Stand: Februar 2017).