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Konjunkturmonitor Baden-Württemberg Baden-Württemberg vor einer digitalen Stagnation? 20.11.2019 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist

Konjunkturmonitor Baden -Württemberg · 2020-03-19 · RP Niedersachsen Sachsen Thüringen SH SA Brandenburg MVP Sehr viele im Hochtechnologiesektor beschäftigt 20.11.2019 Quelle:

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Konjunkturmonitor Baden-WürttembergBaden-Württemberg vor einer digitalen Stagnation?

20.11.2019 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist

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Strukturelle Probleme der digitalen Transformation überlagern konjunkturelle Abwärtsrisiken

20.11.2019

LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für Baden-Württemberg und Deutschland.

2

Quelle: Refinitiv, LBBW Research.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

0,0%

0,5%

1,0%

1,5%

2,0%

2,5%

3,0%

3,5%

4,0%

4,5%

5,0%

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019(F)

2020(F)

2021(F)

2022(F)

2023(F)

BIP (Y/Y) Baden-Württemberg BIP (Y/Y) Deutschland

• Die Konjunktur Baden-Württemberg kühlt gerade stark ab – und aufgrund der Exportabhängigkeit Baden-Württembergs und der strukturellen Herausforderungen der Automobilbranche stärker als die Konjunktur Gesamtdeutschlands.

• Für 2019 erwarten wir für Baden-Württemberg lediglich ein Nullwachstum für das reale BIP (0,0%) (Deutschland: 0,5%), für 2020 von 0,2% (0,6%).

• Die für Baden-Württemberg so wichtigen Branchen Automotive und Maschinenbau stehen vor gewaltigen Herausforderungen in Bezug auf die Servizierung, Digitalisierung und Dekarbonisierungihrer Geschäftsmodelle.

• Baden-Württemberg scheint zwar gut aufgestellt zu sein, um auch zukünftig wirtschaftlich erfolgreich zu sein, muss aber verstärkte Anstrengungen in Sachen Weiterbildung, angewandter Forschung, sowie der Bildung von Agglomerationsvorteilen des Standorts leisten, um gegenüber Worst-Case-Szenarien in Bezug auf die traditionellen Geschäftsmodelle der Industrie gewappnet zu sein.

• Um eine „digitale Stagnation“ von Baden-Württemberg zu verhindern, muss die Politik verstärkt in öffentliche Güter investieren (Weiterbildungshilfen und –strukturen, Breitbandausbau, Schaffung eines digitalen Ökosystems für Baden-Württemberg).

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Wachstumsranking 2019 der Bundesländer –Baden-Württemberg nur mit Nullwachstum

20.11.2019

LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für ausgewählte Bundesländer.

3

Quelle: Refinitiv, LBBW Research.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

0,00% 0,20% 0,40% 0,60% 0,80% 1,00% 1,20% 1,40% 1,60%

Baden-Württemberg

Hessen

NRW

Niedersachsen

Sachsen-Anhalt

Rheinland-Pfalz

Hamburg

Sachsen

Thüringen

Bayern

Brandenburg

Berlin

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Konjunktur Baden-Württembergs mit beträchtlichen Abwärtsrisiken

Konjunktur20.11.2019

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Wachstumsranking im 1. Halbjahr 2019: Baden-Württemberg mit Nullwachstum

20.11.2019

Wirtschaftswachstum nach Bundesländern,Veränderung im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %.

5

Quelle: ifo, LBBW Research..

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

1,9

1,6

1,5

0,9

0,9

0,7

0,6

0,6

0,4

0,4

0,2

0,1

0,0

0,0

-0,4

-0,4

-0,9

-1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5

Berlin

Hamburg

MVP

SH

Bayern

Hessen

Thüringen

Sachsen-Anhalt

Deutschland

Niedersachsen

Brandenburg

NRW

BW

Sachsen

Saarland

Bremen

RP

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Deutsche Industrie in der Rezession

6

• Zwar ist ein Rückschluss auf das reale BIP-Wachstum nur bedingt möglich, aber auch gemessen an den nominalen Beiträgen zum BIP – zumal in einem Umfeld moderater Inflation - lässt sich erkennen, dass die Industrie in Deutschland mittlerweile in einer Rezession steckt.

• Die Beiträge der Industrie zur Bruttowertschöpfung waren in den letzten sechs Quartalen vier Fällen negativ. Getragen wurde das Wachstum eindeutig vom weiter expandierenden Dienstleistungsgewerbe sowie vom Bau.

• Die Daten für das Geschäftsklima weisen darauf hin, dass für das Verarbeitende Gewerbe) die Trendwende noch nicht in Sicht ist.

20.11.2019 Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

BIP nominal Q/Q (Beiträge der Wirtschaftszweige in %-Punkten)

Quelle: Refinitiv, LBBW Research.

1,3%

1,3% 1,0%

0,2%

0,9%

0,1%

1,2%

0,6%

0,5%

-10

-5

0

5

10

15

20

25

30

35

-0,50%

-0,25%

0,00%

0,25%

0,50%

0,75%

1,00%

1,25%

1,50%

1,75%

Q2 2017 Q3 2017 Q4 2017 Q1 2018 Q2 2018 Q3 2018 Q4 2018 Q1 2019 Q2 2019 Q3 2019

Landw. etc. (NACE A) Industrie ohne Bau (NACE B bis E)Bau (NACE F) Dienstleistungen priv. u. staatl. (NACE G-U)zzgl. Steuern-Subv. BIP Q/Q (nominal)Ifo Geschäftsklima, Saldo im Verarb. Gewerbe

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Baden-Württembergs Wirtschaft klar im Abschwung

20.11.2019

L-Bank ifo-Konjunkturuhr für Baden-Württemberg, Oktober 2019

Quelle: L-Bank.

7Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Die ifo-Konjunkturuhr verdeutlicht den Zusammenhang zwischen der Lagebeurteilung und den Erwartungen nach den Ergebnissen des ifo-Konjunkturtests. Der Zusammenhang zwischen den beiden Komponenten kann in einem 4-Quadranten-Schema dargestellt werden.

• Auf der Abszisse der Konjunkturuhr werden die Meldungen der befragten Unternehmen zur Geschäftslage (Salden aus den „Gut“- bzw. „Schlecht“-Meldungen) aufgetragen, auf der Ordinate die Geschäftserwartungen (Salden aus den „Günstiger“- bzw. „Ungünstiger“-Meldungen). Durch das Fadenkreuz der beiden Nulllinien wird das Diagramm in vier Quadranten geteilt, die vier Phasen der Konjunktur markieren.

• Sind die Urteile der im ifo-Konjunkturtest befragten Unternehmen zur Geschäftslage und zu den Geschäftserwartungen per saldo schlecht, d. h. im Minus, so befindet sich die Konjunktur in der Rezession (Quadrant links unten). Gelangen die Geschäftserwartungen ins Plus (bei noch schlechter Geschäftslage), so gerät man in die Aufschwungphase (Quadrant links oben). Sind Geschäftslage und Geschäftserwartungen gut, d. h. im Plus, so herrscht Boom (Quadrant rechts oben). Drehen die Geschäftserwartungen ins Minus (bei noch guter Geschäftslage), so ist die Abschwungphase erreicht (Quadrant rechts unten).

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Industrie in Baden-Württemberg zieht Gesamtwirtschaft ins Minus

20.11.2019

• Der auslaufende Investitionszyklus sowie Unsicherheiten im Außenhandel beeinflussten die Industriekonjunktur im 2. Quartal erwartungsgemäß negativ und zog die Gesamtwirtschaft als Ganzes ins Minus. Ersten Berechnungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg zufolge sank das reale Bruttoinlandsprodukt um 0,3 % gegenüber dem Vorjahr. Dies ist das erste Vorjahresminus seit dem 1. Quartal 2013.

• Der Konjunkturindikator des Statistischen Landesamts (Abbildung links) deutet auf eine weiterhin schwach ausgeprägte Wachstumsdynamik bis zum Jahresende hin. Insbesondere ist in der Industrie bei in- und ausländischen Auftragseingängen noch keine Bodenbildung erkennbar.

Konjunkturindikator des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg

Quelle: Stat. Landesamt Baden-Württemberg.

8Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Industrieumsätze der Industrie im Inland im Minus

20.11.2019

Veränderungsraten der Umsätze der Industrie im Inland, in %

Quelle: Stat. Landesamt Baden-Württemberg, LBBW Research.

9Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Industrieumsätze der Industrie im Ausland im Minus

20.11.2019

Veränderungsraten der Umsätze der Industrie im Ausland, in %

Quelle: Stat. Landesamt Baden-Württemberg, LBBW Research.

10Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Frühindikatoren zeigen keine Bodenbildung an

20.11.2019

Konjunkturindikator des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg

Quelle: Stat. Landesamt Baden-Württemberg

11Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Frühindikatoren zeigen keine Bodenbildung an

20.11.2019

L-Bank ifo-Konjunkturindex für Baden-Württemberg, Oktober 2019

Quelle: L-Bank.

12Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Exporterwartungen wieder positiv

20.11.2019

L-Bank-ifo-Index der Exporterwartungen für Baden-Württemberg, Oktober 2019

Quelle: L-Bank.

13Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Nachdem die Exporterwartungen der baden-württembergischen Unternehmen monatelang im negativen Bereich verharrten, war im Oktober eine deutlich positive Entwicklung zu verzeichnen.

• In der L-Bank-ifo-Konjunkturumfrage stieg der entsprechende Indexwert von -7 auf +1 Punkte.

• In der Chemiebranche (von 15 auf 40 Punkte) und im Automobilsektor (von -0,3 Punkte auf +15 Punkte) waren jeweils deutliche Zuwächse zu beobachten.

• Bei den Unternehmen aus dem Maschinenbau nahm die Skepsis entgegen des allgemeinen Stimmungstrends zu (Rückgang von -5 auf -8 Indexpunkte).

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Inlandsnachfrage hat Fachkräftemangel als Hauptrisiko für Konjunktur abgelöst

20.11.2019

Umfrage der IHK Stuttgart zu Konjunkturrisiken seitens der Unternehmen, Herbst 2019

Quelle: IHK Stuttgart

14Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Inlandsnachfrage ist v. a. für Industrie ein Risiko

20.11.2019

Umfrage der IHK Stuttgart zu Risiken in Bezug auf die Inlandsnachfrage nach Branchen, Herbst 2019

Quelle: IHK Stuttgart

15Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Erwartungen der Stuttgarter Unternehmen im Sinkflug

20.11.2019

Umfrage der IHK Stuttgart, Herbst 2019: Erwartungen der Unternehmen des Raums Stuttgart für die kommenden zwölf Monate, Differenz der positiven und negativen Antworten in Prozentpunkten

Quelle: IHK Stuttgart

16Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Strukturfragen

Strukturfragen20.11.2019

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Baden-Württemberg hat den höchsten Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung innerhalb der EU

20.11.2019

Anteile der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung 2017 insgesamt in %

18

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Jeder Siebte ist in Stuttgart in der Industrie beschäftigt.

20.11.2019

Quelle: Böckler-Stiftung.

Anteil der Beschäftigten in der Industrie (2015, Prozent)

19Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Baden-Württemberg stark vom Hi-Tech-Sektor abhängig

20.11.2019

Quelle: Deloitte, LBBW Research.

BIP pro Kopf in Abhängigkeit vom Anteil der komplexen MINT-Berufe an der Gesamtbeschäftigung (2017)

20Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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0 5 10 15 20 25 30

BaWü

Bayern

Hamburg

Bremen

Hessen

Saarland

Berlin

NRW

RP

Niedersachsen

Sachsen

Thüringen

SH

SA

Brandenburg

MVP

Sehr viele im Hochtechnologiesektor beschäftigt

20.11.2019Quelle: Sächsischer Technologiebericht 2018.

Anteil der Beschäftigten in Hochtechnologiesektoren an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (2017, Prozent)

21Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Der für Baden-Württemberg so wichtige Automotive-Sektor steht vor vielerlei Herausforderungen

20.11.2019 22Konjunkturmonitor Baden-WürttembergQuelle: BIHK, ifo.

• Die Automobilindustrie steht aufgrund des Zusammenwirkens von vier Megatrends (alternative Antriebe, autonomes Fahren, vernetzte Fahrzeuge, neue Mobilitätsangebote) vor fundamentalem Wandel in den nächsten beiden Jahrzehnten.

• Für die Firmen in Baden-Württemberg ist klar abzusehen, dass im aktuellen Markt- und Regulierungsumfeld eine zunehmende Umstellung auf Elektromobilität stattfinden wird. Gleichzeitig muss aber das „konventionelle“ Produktportfolio gepflegt und fortentwickelt werden, da konventionelle Antriebe aufgrund regulatorischer Auflagen effizienter und sauberer werden müssen.

• Die Hersteller und Zulieferer stehen damit vor einer doppelten Herausforderung – den Wandel zu gestalten, ohne das heutige Kerngeschäft zu vernachlässigen.

• Aufgrund der einfacheren Architektur von Elektroautos bedeutet dieser Wandel für Zulieferer bestimmter Produktgruppen, dass sich ihre Nachfrage proportional zur Umstellung verringern wird. Die Geschwindigkeit dieser Reduktion – des „Fade-Outs“ – hängt dabei von der Marktdurchdringung mit batterie-elektrischen Fahrzeugen (BEVs) ab. Da in Hybridfahrzeugen sowohl konventionelle als auch elektrische Antriebsstränge verbaut werden, vergrößert dieses Marktsegment hingegen für Zulieferer sogar tendenziell die Menge der lieferbaren Teile.

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Die automobile Agenda der Zukunft

20.11.2019

Quelle: LEG Thüringen

23Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Dominanz der Autoindustrie an der Wirtschaftsstruktur Stuttgarts

20.11.2019

Quelle: Strukturstudien BWe mobil 2009 und 2019.

Landkarte von Automobilzulieferunternehmen in Baden-Württemberg

24Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Die Automobilindustrie ist in Baden-Württemberg eine der industriellen Kernbranchen mit einem Jahresumsatz von etwas mehr als 105 Mrd. EUR (2016), allein der Fahrzeugbau erbringt rund ein Zehntel der gesamten Bruttowertschöpfung des Landes.

• Gleichzeitig gilt die Automobilbranche in Deutschland und in Baden-Württemberg als forschungsintensivste Industriebranche, sie bringt in Baden-Württemberg knapp die Hälfte der Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Wirtschaftssektor auf.

• Mit direkten und indirekten Beschäftigungseffekten hängen knapp 11 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von der Automobilwirtschaft ab: Fast 470.000 Beschäftigte können dem Automobilcluster zugordnet werden.

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Beschäftigtenstruktur des Automobilclusters in Baden-Württemberg

20.11.2019

Quelle: Strukturstudie BWe mobil 2019.

25Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Dominanz der Autoindustrie an der Wirtschaftsstruktur Stuttgarts

20.11.2019

Quelle: IAW Tübingen/IMU Institut: Strukturbericht Stuttgart, Fraunhofer IP.

Beschäftigungsentwicklung im Automotive-Cluster Region Stuttgart von 2008 bis 2018

26Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Die Region Stuttgart ist wie kaum eine andere Region von der Automobilwirtschaft geprägt. Der Wirtschaftszweig „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ als Kernelement des Automotive-Clusters ist die mit Abstand bedeutendste Branche des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Stuttgart.

• In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der im regionalen Automotive-Cluster Beschäftigten kontinuierlich erhöht. Von rund 180.000 im Jahr 2008 stieg die Beschäftigtenzahl auf 215.500 Beschäftigte im Jahr 2018, was einem prozentualen Zuwachs um fast 20 % bzw. einem durchschnittlichen jährlichen Beschäftigungsplus von 1,8 % entspricht.

• Die Automobilwirtschaft ist im umfassenden Wandel. Die Globalisierung mit einer Regionalisierung der Produktionsnetzwerke als ein seit Jahrzehnten laufender Prozess beschleunigt sich weiter. Dazu kommt der tiefgreifende Transformationsprozess der nächsten Jahre, der von Digitalisierung, Dekarbonisierung und neuen Mobilitätskonzepten geprägt ist.

180.000182.500

191.400

198.000

208.000

215.500

160.000

170.000

180.000

190.000

200.000

210.000

220.000

2008 2010 2012 2014 2016 2018

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Dominanz der Autoindustrie an der Wirtschaftsstruktur Stuttgarts

20.11.2019

Quelle: IAW Tübingen/IMU Institut: Strukturbericht Stuttgart.

Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen: Anteile ausgewählter Regionenmit den höchsten Umsatzanteilen 2018 am Branchenumsatz von Baden-Württemberg

27Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Böblingen als Extremfall einer wenig diversifizierten Ökonomie mit hoher Abhängigkeit von der Industrie

20.11.2019

Anmerkung: Die grau eingefärbten Säulen stellen die restlichen Sektoren dar.

Quelle: ifo.

Sektorale (absolute) Wachstumsbeiträge. Idealerweise sollte im Durchschnitt jeder Sektorgleich viel zum durchschnittlichen Wachstum einer Region beitragen.

28Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Herausforderungen der digitalen Transformation und der Dekarbonisierung für die Beschäftigung in Deutschland

20.11.2019

Quelle: IAW Tübingen/IMU Institut: Strukturbericht Stuttgart, Fraunhofer IP.

29Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Verschiedene Studien (Fraunhofer IPA, ifo, IAB) haben bereits versucht, die Reduktion des Personalbedarfs durch die Transformation der Automobilindustrie weg von den Verbrennungsmotoren hin zur E-Mobilität abzuschätzen.

• Auch wenn bezogen auf die gesamte deutsche Volkswirtschaft mit über 44 Millionen Beschäftigten (Statistisches Bundesamt, Stand 01.06.2018) die hier ermittelten absoluten Zahlen des Personalabbaus zwar durchaus handhabbar erscheinen, so deuten sich mit Fokus auf die Automobilindustrie (840 000 Beschäftigte; Stand 01.06.2018) aber bereits deutliche Herausforderungen an. Dies gilt umso mehr, wenn auch die mindestens ebenso zahlreichen Beschäftigten, die durch die Automobilindustrie zusätzlich induziert sind, ebenfalls zu den Betroffenen gezählt werden.

• Auf Standortebene und in monostrukturellen Industrieregionen können die Herausforderungen schließlich gravierend sein.

Saldo und Anzahl der auf- und abgebauten Arbeitsplätze im Elektromobilitäts-Szenario im Vergleich zur Basisprojektion für Deutschland

-140

-120

-100

-80

-60

-40

-20

0

20

40

2020 2025 2030 2035

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Herausforderungen der digitalen Transformation und der Dekarbonisierung für die Beschäftigung in Baden-Württemberg

20.11.2019

Quelle: Strukturstudie BWe Mobil.

30Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Die Studie BWe mobil 2019 beleuchtet die Chancen und Risiken der Transformation des Automobilsektors für die Industrie in Baden-Württemberg. Rund 470.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg sind demnach direkt oder indirekt vom Automobil abhängig. Mit der Transformation sind laut der Studie negative Beschäftigungseffekte im baden-württembergischen Automobilsektor verbunden, bezogen auf die gesamte Branche fielen diese jedoch moderat aus.

• Durch das Marktwachstum bei neuen Komponenten für die Elektromobilität und dem gleichzeitigen Rückgang konventioneller Komponenten identifiziert die Studie – je nach Szenario – für das Jahr 2030 Beschäftigungseffekte von +1,9 Prozent (8900 Beschäftigte) bis hin zu –6,6 Prozent (30.800 Beschäftigte). Die Auswirkungen sind sehr unterschiedlich verteilt, besonders betroffen könnten die direkt vom Antriebsstrang abhängigen Produktionswerke in Baden-Württemberg mit ihren 70.000 Beschäftigten sein.

• Im Risikoszenario wäre hier im Durchschnitt fast jeder zweite Beschäftigte der antriebsstrangabhängigen Produktionswerke betroffen (46 %, inkl. Produktivitätseffekten 56 %).

Beschäftigungseffekte Elektromobilität in den vom Antriebsstrang abhängigen Produktionswerken

-60

-50

-40

-30

-20

-10

0

Fade-out antriebsstrangabhängigeProduktion Entwicklung ohne Fade-in Gesamtbilanz der Effekte

Basisszenario 2030 Risikoszenario 2030

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Der Fahrzeugbau benötigt in Zukunft mehr hochqualifizierte Mitarbeiter

20.11.2019

Quelle: Strukturbericht Region Stuttgart 2019.

31Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Die Berufsstruktur wird gemäß der unten zitierten Studie durch die zunehmende Bedeutung der Mobilitätsdienstleistungen für die Fahrzeughersteller hochqualifizierter.

Veränderungen der Berufsstruktur im Fahrzeugbau in Baden-Württemberg, 1999-2014

511 13 10

15

1820

17

8

75

6

38

3736 47

3428 25

21

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1999 2004 2009 2014

Einfache manuelle Berufe

(Hoch-)qualifizierte manuelle Berufe

Einfache DL-Berufe

(Hoch-)qualifizierte DL-Berufe

Sonstige Berufe

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Maschinenbau: Produktionstechnik-Cluster Region Stuttgart

20.11.2019

Quelle: IAW Tübingen/IMU Institut: Strukturbericht Stuttgart.

Entwicklung der Beschäftigtenzahl im Maschinenbau der Region Stuttgart, 2007-2018 (Index: 2007=100)

32Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Maschinenbau zweitgrößte Industriebranche in Baden-Württemberg nach Umsatz und Beschäftigung.

• 24,7 Mrd. EUR Umsatz 2018.• 77.056 Beschäftigte im Jahr 2018.• Beschäftigungsrückgang in Finanz- und

Wirtschaftskrise 2008 bis 2010.• Starke Beschäftigungszuwächse in den Jahren 2010

bis 2014 sowie 2016 bis 2018.• Langfristiger Wandel von klassischen

Produktionstätigkeiten zu Angestelltentätigkeiten.• 2019 mit sinkenden Auftragseingängen und

Geschäftsklima, das sich eintrübt.• Trotz Rekord-Produktionswerten und -Umsätzen

sowie starker Exporterfolge steht der Maschinenbau heute und in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen in wirtschaftlicher, technologischer und beschäftigungspolitischer Hinsicht. Von hoher Bedeutung für den Maschinen-und Anlagenbau ist der soziotechnische Wandel im Rahmen der Digitalisierung und der in eine Verschmelzung des klassischen Maschinenbaus mit Informations- und Kommunikationstechnologien mündet.

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Maschinenbau hat die höchsten Umsatzanteile in der Region Stuttgart

20.11.2019

Quelle: IAW Tübingen/IMU Institut: Strukturbericht Stuttgart.

Maschinenbau: Anteile ausgewählter Regionen am landesweiten Umsatz

33Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Unsicherheitsfaktoren lähmen Maschineninvestitionen –Investitionsbereitschaft durchaus vorhanden

20.11.2019

Konjunkturschwäche in China

Weltweit wachsender Protektionismus

Sich wandelndes Konsumverhalten

Fehlende Planungssicherheit in der deutschen Energiepolitik

Brexit

Handelsstreit USA/China

Handelsstreit USA/EU

Strukturwandel in der Automobilindustrie

Konjunkturmonitor Baden-WürttembergQuellen: LBBW Research

34

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Industrie 4.0 und Smart Factory als neue Herausforderungen für Automotive und Maschinenbau

20.11.2019

Quelle: Datatroniq GmbH

35Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Reifegrad und Entwicklungspfade

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Herausforderungen der Industrie 4.0 für die Unternehmen

20.11.2019

Quelle: Datatroniq GmbH, LBBW Research.

36Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Potenziale • Hürden • Bedürfnisse

• Fehlendes Know-How

• Sicherheitsbe-denken

• Limitierte digitale Infrastruktur

• Große Datenmengen nutzbar machen

• Wunsch nach KI

• Hohe Anforderungen an Cyber-Sicherheit

• Digitale Transformation u. Strukturwandel

• Automatisierung

• Prozesseffizienz

• Intelligente u. autonome Sensorik

• Neue, datengetriebene Geschäftsmodelle

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Probleme für die Industrie bei der digitalen Transformation

20.11.2019

Quelle: Datatroniq GmbH.

37Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Alles in die Cloud – aber welcher Anbieter?

• Mangelnde interne & externe KI-Erfahrung

• Fehlende Phantasie bezüglich neuer digitaler Geschäftsmodelle

• Fehlendes Big Data-Technologie-Verständnis

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Droht damit ab 2021 eine Weiterbildungskrise?

20.11.2019 38Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

Quelle: Fahrzeugbau – wie verändert sich die Wertschöpfungskette? ifo-Studie im Auftrag des BIHK.

Ergebnisse einer Studie des ifo-Instituts im Auftrag der Bayerischen Industrie- und Handelskammern, 2019

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57

0

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9

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65

22

1

0 10 20 30 40 50 60 70

Trifft zu

Trifft eher zu

Trifft eher nicht zu

Trifft nicht zu

Unternehmen der Automobilindustrie sind vorbereitet auf zukünftige…

Technologische Änderungen Arbeitsorganisatorische Anpassungsbedarfe

Änderungen der Qualifikations- und Kompetenzbedarfe

• Die Herausforderungen der digitalen Transformation im Rahmen der Industrie 4.0 für die Kernbranchen von Baden-Württemberg implizieren, dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter weiterbilden müssen, ist doch davon auszugehen, dass der Fachkräftemangel in Bezug auf diese neuen digitalen Kenntnisse zu bezahlbaren Preisen nicht zu haben ist.

• Nimmt man diesbezügliche Umfragen aus Bayern (links) ernst, so ist die notwendige Änderung der Qualifikations- und Kompetenzbedarfe die größte Sorge der Unternehmen.

• Nimmt man gleichzeitig diesbezügliche Umfragen aus Sachsen ernst, so unterschätzen gleichzeitig die Unternehmen die Geschwindigkeit der digitalen Transformation der Industrie.

• U. E. ist es daher dringend notwendig, dass Politik und Tarifpartner insbesondere den KMU Hilfestellung bei der Weiterbildung geben. Ohne eine „Weiterbildung 4.0“ wird die „Industrie 4.0“ nicht zu stemmen sein.

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Ohne eine Weiterbildung 4.0 wird die Industrie 4.0 nicht zu stemmen sein

20.11.2019 39

Quelle: LBBW Research; IAB Kurzbericht 8/2019; Weber, Enzo (2017) : Digitalisierung als Herausforderung für eine Weiterbildungspolitik; Heinrich Böll Stiftung „Weiterbildung 4.0“(2019)

Das Konzept der Industrie 4.0 macht es notwendig, dass die Aus- und Weiterbildung der (zukünftigen) Arbeitnehmer auf neue Füße gestellt wird.

Ein wichtiger Schlüssel für die Digitalisierung der deutschen Volkswirtschaft ist damit die Weiterbildung der Beschäftigten. Vor diesem Hintergrund benötigt eine erfolgreiche Implementierung von Industrie 4.0 nicht nur eine Modernisierung des deutschen Arbeitslebens („Arbeit 4.0“ – z. B.im Sinne des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales), sondern auch neue Konzepte der Weiterbildung („Weiterbildung 4.0“).

Die (Weiter-) Bildungspolitik ist dahingehend auszurichten, dass sie die Arbeitnehmer von einer einmaligen „Hyper-Spezialisierung“ am Anfang ihres Berufslebens hin zu einem lebenslangen Lernen motiviert. Diese sollte v. a. verstärkt die Punkte adressieren, bei denen die menschlichen Stärken im Vergleich zu denen von Robotern liegen: Innovation, Unternehmertum und Empathie

Universitäten könnten hier als lebenslanger Bildungsbegleiter dienen. Hierzu müssen sie sich für alle Bevölkerungsgruppen (digital) öffnen. Sog. MOOCs (Massive Open Online Courses) könnten hier den Beschäftigten helfen, sich Bildungsinhalte, die in Abstimmung der Universitäten mit den Arbeitgeberverbänden formuliert werden, anzueignen.

Gewerkschaften könnten derweil als Fortbildungsorganisatoren für kleinere und mittlere Unternehmen dienen.

Dennoch kann mehr getan werden: Eine umfassende öffentliche Förderung von Weiterbildung würde zwar erhebliche Investitionen erfordern. Bei positiven Arbeitsmarktwirkungen könnte sie für Staat und Sozialversicherungen aber auch zusätzliche Einnahmen generieren und Transferausgaben vermeiden.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Ohne Weiterbildung 4.0 wird der Fachkräftemangel der Industrie 4.0 nicht zu lösen sein

20.11.2019

• Um den Fachkräftemangel zu lindern, braucht es viele Stellschrauben: − bessere Ausbildung der jungen Beschäftigten, − neue Lösungen für die Aktivierung der Langzeitarbeitslosen, − ein Punktesystem zur systematischen Anwerbung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland im Stile Kanadas, und − neue Lösungen für eine Weiterbildung der Beschäftigten.

• Mehr berufliche Weiterbildung ist seit dem 12. Juni 2019 offizielles Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung: An diesem Tag hat die Bundesregierung die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) verkündet und damit ein wichtiges Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag auf den Weg gebracht. Erklärtes Ziel der NWS ist es, angesichts der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt eine neue Weiterbildungskultur zu etablieren, die Weiterbildung als selbstverständlichen Teil des Lebens versteht. Wir folgen hier dem DIHK, dass eine Nationale Weiterbildungsstrategie nur einen Rahmen bilden und Impulse für regional unterschiedliche Herausforderungen und Antworten setzen kann. Ob und wie gut dies die Strategie leisten kann, wird die Umsetzung zeigen. In jedem Fall lebt Weiterbildung auch in Zukunft vom individuellen Engagement der Betriebe und Erwerbstätigen vor Ort.

• Es ist u. E. ist eine klare Trennung zwischen staatlichen und privatwirtschaftlichen Aufgaben vorzunehmen. Die Kosten einzelner staatlicher Maßnahmen für die Unternehmen sollten vor Implementierung klar herausgearbeitet werden.

• Der Staat sollte helfen, die Grundlagen für neue Weiterbildungsangebote zu legen: Zu denken ist hier an eine Öffnung der Hochschulen auch für Arbeitnehmer mit Hilfe von Online-Weiterbildungskursen o. ä. So könnten z. B. die dualen Hochschulen Baden-Württembergs auch für Arbeitnehmer geöffnet und zu Weiterbildungsakademien ausgebaut werden. Zu denken ist auch an fortbildungsabhängige Transferleistungen, Bildungsgutscheine, steuerliche Anreize o. ä. an Arbeitnehmer. Aber auch das von der IG Metall geforderte Transformationskurzarbeitergeld mit dem die Beschäftigten in Umbruchphasen im Betrieb gehalten und weitergebildet werden sollen, ist zumindest diskussionswürdig.

• Da aber nur die Unternehmen am besten wissen, welche unternehmensspezifischen Aufgaben die Zukunft für die Beschäftigten bereit hält, sollten derartige Weiterbildungsaktivitäten den Unternehmen überlassen. Allerdings könnten die Tarifpartner und v. a. die Gewerkschaften hier eine neue Rolle als Bildungsberater und -institutionen v. a. für KMUs spielen.

40Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Digitale Kompetenzen in der Industrie müssen ausgebaut werden

20.11.2019 41Konjunkturmonitor Baden-WürttembergQuelle: ifo.

Regionen mit den höchsten digitalen Kompetenzen in der Industrie

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In der Bildung liegt Baden-Württemberg nur im Mittelfeld

20.11.2019

INSM-Bildungsmonitor 2019, Ranking der Bundesländer

42

Quelle: INSM.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Anstrengungen für ein digitales Ökosystem für Baden-Württemberg müssen forciert werden!

20.11.2019 43

Quelle: LBBW Research; IAB Kurzbericht 8/2019; Weber, Enzo (2017) : Digitalisierung als Herausforderung für eine Weiterbildungspolitik; Heinrich Böll Stiftung „Weiterbildung 4.0“(2019).

Das Bundesland Baden-Württemberg ist mit hervorragenden Bildungsinstitutionen – gerade in technologischer Hinsicht und was die sog. MINT-Fächer anbelangt – ausgestattet. Was Baden-Württemberg hier im Vergleich zu anderen Bundesländern, z. B. Bayern, auszeichnet, ist die diesbezüglich hohe Dezentralität. Dieser Dezentralität entspricht die breitflächige Verbreitung des Mittelstands.

Diese Dezentralität Baden-Württembergs macht es aber stärker als in anderen Bundesländern notwendig, die digitalen Kräfte Baden-Württembergs zu bündeln und zu verzahnen.

U. E. ist es von essenzieller Bedeutung, die Anstrengungen in Bezug auf das bereits gegründe sog. Cyber-Valley-Initiative zu erhöhen. Es benötigt hier aber viele Cyber-Valleys, die wiederum untereinander vernetzt sind.

Geholfen wird diesen Initiativen, dass die Großindustrie hier zum einen an digitalen Ökosystemen baut, in die die Zulieferer in Zukunft sicher sukzessive eingebunden werden, und zum anderen, dass die hierfür zugrundeliegende Technologieforschung (Distributed Ledger-Technologien bzw. Blockchain) insbesondere in Bezug auf Industrieanwendungen ohne Vergleich in Deutschland ist. Dies wird oft in Vergleichen, was die Blockchain-Aktivitäten Baden-Württembergs z B. im Vergleich zu Berlin angeht, vergessen.

In Sachen Künstlicher Intelligenz ist Baden-Württemberg sowieso bei der Forschung führend.

Eine große Baustelle ist hier aber die digitale Infrastruktur: Nicht nur fehlt die für Cloud-Anwendungen notwendige Breitbandstruktur in der Fläche –und ohne Cloud dürfte die datenintensive Industrie 4.0 mit ihren Auswertungen für eine KMU nicht zu stemmen sein, sondern es fehlt dem Mittelstand auch an Fachkräften und an Kenntnissen zur Schaffung neuer digitaler Geschäftsmodelle.

Die Politik sollte hier verstärkt Anstrengungen unternehmen, diese losen Enden der Forschung in Baden-Württemberg miteinander zuverzahnen und verstärkt den KMU Hilfestellung bei der digitalen Transformation geben.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Baden-Württemberg hat eine stark diversifizierte, auf Technologie fokussierte Universitätslandschaft

20.11.2019

Universitätslandschaft Baden-Württemberg

44

Quelle: KIT, LBBW Research.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Baden-Württemberg nach Bayern das Land mit der stärksten KI-Szene Deutschlands

20.11.2019 45

Quelle: KIT, LBBW Research.

Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Baden-Württemberg auf Platz 3 bei Start-up-Ansiedlungen

20.11.2019

Hauptsitz der Start-up-Unternehmen in Deutschland, 2017-2018

Quelle: Deutscher Start-up-Monitor.

46Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Berlin

München

Karlsruhe

Hamburg

Köln

Potsdam

Frankfurt

Bielefeld

Tübingen

Münster

Leipzig

Kaiserslautern

Freiburg

Düsseldorf

Chemnitz

Bremen

Aachen

Baden-Württemberg bei KI-Start-ups diversifizierter aufgestellt als andere Bundesländer

20.11.2019

Anzahl KI-Start-ups in ausgewählten Städten, 2019

Quelle: Applied AI München, LBBW Research.

47Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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Bei Big-Data-Start-ups ist Baden-Würrtemberg auch sehr diversifziert aufgestellt

20.11.2019

Big-Data-Unternehmen in Deutschland, Februar 2019

Quelle: IW Köln.

48Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

• Die Plattform „Crunchbase“ hat Unternehmen in seiner Datenbank nach knapp 50 Gruppenkategorien strukturiert, denen jeweils eine Vielzahl von Einzelkategorien zugeordnet ist. Eine dieser Einzelkategorien ist „Big Data“, die in der Gruppenkategorie „Data and Analytics“ zu finden ist. Für jedes gelistete Unternehmen lassen sich zahlreiche Informationen abrufen, etwa eine Beschreibung der Unternehmensaktivität, der Standort oder auch die unternehmenseigene URL.

• In Deutschland gibt es 168 Unternehmen in der Einzelkategorie Big Data (Stand: 18. Februar 2019). Deren geografische Verteilung zeigt die Abbildung links.

• Es fällt auf, dass die Region Berlin der größte deutsche Standort von Big-Data-Unternehmen ist.

• Insgesamt gibt es, ebenso wie bei Unternehmen, die sich mit KI befassen, eine geografische Streuung mit einer Konzentration auf die großen Städte in Deutschland.

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Aufgrund der Diversifikation der Standorte ist Baden-Württemberg kein Start-up-Hub, das Risikokapital anzieht

20.11.2019

Kumulierte Werte von Querinvestitionen von durch den European Investment Fund (EIF) unterstützten Risikokapital-Hubs, 1996-2014

Quelle: European Investment Fund.

49Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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20.11.2019 50Konjunkturmonitor Baden-Württemberg

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