32
Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit Prof. Dr. Thomas Görgen Deutsche Hochschule der Polizei, Münster

Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen

Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen

Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Prof. Dr. Thomas GörgenDeutsche Hochschule der Polizei, Münster

Page 2: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

ÜberblickÜberblick

Demographischer Wandel als Hintergrundfaktor

Polizeiliche Kriminalstatistik

Erkenntnisse aus Befragungen

Ein zweiter Blick auf Kriminalitätsrisiken im Alter

Gefahrenzonen im höheren Lebensalter

Handlungsansätze

Page 3: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Prognosen zur Entwicklung der Zahl der 65-79-Jährigen sowie 80-Jährigen und Älteren bis 2050

(11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung)

Prognosen zur Entwicklung der Zahl der 65-79-Jährigen sowie 80-Jährigen und Älteren bis 2050

(11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung)

Quelle: Statistisches Bundesamt

Page 4: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Einige Grunddaten zur Pflege in Deutschland (Bundesgesundheitsministerium/ Statistisches Bundesamt)

Einige Grunddaten zur Pflege in Deutschland (Bundesgesundheitsministerium/ Statistisches Bundesamt)

1/2009: 2.25 Mio. Pflegebedürftige (mehr als 2/3 Frauen)

68% zu Hause versorgt; 32% in Heimen

zu Hause Versorgte überwiegend ohne Inanspruchnahme ambulanter Pflegedienste; Trend: mehr professionelle Pflege

ca. 11.500 ambulante Pflegedienste; ca. 11.000 voll- / teilstationäre Pflegeeinrichtungen

Page 5: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Schätzungen zur Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis 2030 (in Mio.)

Schätzungen zur Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis 2030 (in Mio.)

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2008

Page 6: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Höheres Alter – ein Kriminalitäts- / Gewaltrisiko ?Höheres Alter – ein Kriminalitäts- / Gewaltrisiko ?

Insgesamt nein: Opferwerdungsrisiken in der Altersgruppe 60+ niedriger als in allen anderen Phasen des Erwachsenenalters

Dies zeigt sich

im Hellfeld (Polizeiliche Kriminalstatistik - PKS)

im Dunkelfeld (Bevölkerungsbefragungen zu Opfererfahrungen)

Page 7: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

PKS: Opfer vollendeter Gewaltdelikte je 100.000 nach

Geschlecht + Alter, Deutschland 1994-2008

PKS: Opfer vollendeter Gewaltdelikte je 100.000 nach

Geschlecht + Alter, Deutschland 1994-2008

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Op

fer

je 1

00.0

00 E

inw

oh

ner

weibl., 60 J. u. älter weibl. 21-59 J. männl., 60 J. u. älter männl., 21-59 J.

Datenbasis: Polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes

Page 8: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Opferwerdung in der Altersgruppe 60+ im Spiegel der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)

Opferwerdung in der Altersgruppe 60+ im Spiegel der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)

insgesamt deutlich reduzierte Risiken (2008: Anteil Opfer 60+ an vollendeten Delikten mit Opfererfassung insgesamt ca. 9%; Bevölkerungsanteil ca. 25%)

wenige Delikte mit gegenüber Jüngeren erhöhtem Opferrisiko :

Handtaschenraub (ältere Frauen)

Misshandlung von Schutzbefohlenen (§ 225 StGB)

Raubmord

fahrlässige Tötung

bislang keine PKS-Opferdaten zu Eigentums-/ Vermögensdelikten

geringe PKS-Altersdifferenzierung (21-59 Jahre – 60 Jahre +)

Page 9: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Befragungsdaten zu Opferrisiken im AlterBefragungsdaten zu Opferrisiken im Alter

KFN-Opferwerdungsbefragung

bundesweite Befragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. (Hannover)

gefördert durch Bundesfamilienministerium (BMFSFJ)

Befragungsdurchführung 2005

Kombination persönlich-mündlicher und schriftlicher Befragung

3.030 Befragte 40 – 85 Jahre; davon ca. 2/3 60 J.+

Page 10: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Gewalt-, Sexual-, Vermögensstraftaten: Opferanteile im 5-Jahreszeitraum 2000-2004 nach Alter / Geschlecht (in %)

Gewalt-, Sexual-, Vermögensstraftaten: Opferanteile im 5-Jahreszeitraum 2000-2004 nach Alter / Geschlecht (in %)

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Frauen

Männer

KFN-Viktimisierungsbefragung 2005; gefördert durch BMFSFJ

Page 11: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

In den letzten 12 Monaten von psych. Aggression/ körperlicher Gewalt durch Familien- und Haushaltsmitglieder

Betroffene nach Alter / Geschlecht (in %)

In den letzten 12 Monaten von psych. Aggression/ körperlicher Gewalt durch Familien- und Haushaltsmitglieder

Betroffene nach Alter / Geschlecht (in %)

24,9

54,6

26,3

49,1

1,64,5

1,33,4

0

10

20

30

40

50

60

40-59 J. 60 J.+

W - psych.

M - psych.

W - phys.

M - phys.

KFN-Viktimisierungsbefragung 2005; gefördert durch BMFSFJInstrument: CTS2

Page 12: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Befragungsbefunde zur subjektiven Sicherheit in der Altersgruppe 60+

Befragungsbefunde zur subjektiven Sicherheit in der Altersgruppe 60+

Befragte 60+ äußern nicht mehr Furcht und schätzen ihr Risiko, Opfer zu werden, nicht höher ein als 40-59-Jährige (Ausnahme: Handtaschenraub!)

Befragte 60+ treffen mehr Vorsichtsmaßnahmen als Jüngere, gehen weniger Risiken ein

Gedanke an Pflegebedürftigkeit, Tod nahestehender Personen, schwere Erkrankungen, etwaige Heimübersiedlung für Altersgruppe 60+ belastender als kriminalitätsbezogene Befürchtungen

KFN-Viktimisierungsbefragung 2005; gefördert durch BMFSFJ

Page 13: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Eine vorläufige Sicherheitsbilanz 60+Eine vorläufige Sicherheitsbilanz 60+

Hell- wie Dunkelfelddaten zufolge nimmt die Gefährdung im höheren Alter ab.

Dies gilt für allgemeine Kriminalität wie für den sozialen Nahraum.

Nur wenige (als solche erkannte) Deliktsbereiche weichen von diesem Muster ab.

Ältere fürchten sich nicht mehr als Jüngere vor Kriminalität.

Ältere verhalten sich vorsichtiger als Jüngere.

Kriminalität nimmt unter den Besorgnissen älterer Menschen einen mittleren Platz ein.

Page 14: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Im Alter „sicherheitsmäßig alles im grünen Bereich“?

Nicht ganz, denn ...

Page 15: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

(1) Alter ≠ Alter(1) Alter ≠ Alter

kontinuierliche Erhöhung der Lebenserwartung Gebrechlichkeit, Pflegebedürftigkeit,

Funktionseinschränkungen treten immer später auf

Gerontologie spricht vom "dritten und vierten Lebensalter"

(Baltes)

Page 16: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

(2) Wir wissen über Gefährdungen der „jungen Alten“ und der „alten Alten“ unterschiedlich viel.

(2) Wir wissen über Gefährdungen der „jungen Alten“ und der „alten Alten“ unterschiedlich viel.

Im 4. Lebensalter häufen sich Merkmale, die zugleich ….

Befragbarkeit i. R. von Dunkelfeldstudien einschränken

„Anzeigefähigkeit“ einer Person reduzieren

Verletzbarkeit (Vulnerabilität) erhöhen in Bezug aufTatbegehungTatverdeckungSchwere und Dauerhaftigkeit von Tatfolgen

Page 17: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

(3) Es gibt besondere Gefahrenzonen im höheren Alter(3) Es gibt besondere Gefahrenzonen im höheren Alter

auf Hochaltrige ausgerichtete Eigentums- / Vermögensdelikte

Tötungsdelikte an Hochaltrigen

Misshandlung / Vernachlässigung von Pflegebedürftigen

……

Page 18: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Gefahrenzone (1): auf Hochaltrige ausgerichtete Eigentums- / Vermögensdelikte

Gefahrenzone (1): auf Hochaltrige ausgerichtete Eigentums- / Vermögensdelikte

Täter wählen gezielt hochaltrige Opfer aus, weil sie günstige Tatbedingungen vermuten (alleinlebend, körperlich eingeschränkt, leicht zu täuschen, verlangsamte Reaktionen ..)

Prototypisch

Enkeltrick

Trickdiebstähle ("Stadtwerketrick", "Glas-Wasser-Trick")

Zugang zum Opfer häufig via Simulieren einer persönlichen Beziehung oder einer speziellen beruflichen Rolle

Page 19: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Opfer von Trickdiebstählen pro 1.000 Einwohner der jeweiligen Alters- und Geschlechtergruppe pro Jahr

(Bremen, 01/2004 – 05/2006; poliz. Daten aus ISA-Web)

Opfer von Trickdiebstählen pro 1.000 Einwohner der jeweiligen Alters- und Geschlechtergruppe pro Jahr

(Bremen, 01/2004 – 05/2006; poliz. Daten aus ISA-Web)

0

1

2

3

4

5

6

<10

10 -

19

20 -

29

30 -

39

40 -

49

50 -

59

60 -

69

70 -

79

80 -

89 90+

gesamt

weiblich

männlich

1. überwiegend Hochaltrige2. Frauen stärker gefährdet

Page 20: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Gefahrenzone (2): (unerkannte) Tötungsdelikte an ÄlterenGefahrenzone (2): (unerkannte) Tötungsdelikte an Älteren

PKS: Anteil älterer Opfer an vollendeten Raubmorden und bei fahrlässiger Tötung gegenüber Jüngeren etwas erhöht

Tötungsdelikte an Hochaltrigen in Kliniken / Heimen durch Pflegekräfte + Ärzte mit z.T. langen Tatzeiträumen und hohen Opferzahlen

Kombinierte Fremd- / Selbsttötungen bei älteren Paaren; oft vor Hintergrund von Pflegebedürftigkeit / unheilbarer Krankheit

Gefahr des Nichterkennens nicht natürlicher Todesfälle:

Tod als „erwartetes Ereignis“ bei Hochaltrigen / Pflegebedürftigen

in Deutschland niedrige Obduktionsrate (klinische Obduktionen ca. 3%, forensische ca. 2%)

Page 21: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Gefahrenzone (3): Misshandlung / Vernachlässigung Pflegebedürftiger

Gefahrenzone (3): Misshandlung / Vernachlässigung Pflegebedürftiger

Private wie professionelle Pflege ….

einerseits: grundsätzlich prosozial angelegt / ausgerichtet (pflegen, helfen, unterstützen, Defizite kompensieren ….)

andererseits:

für "motivierte Täter" günstige Tatbegehungs- und Tatverdeckungsmöglichkeiten

durch Machtunterschiede / Abhängigkeiten gekennzeichnet

hohe Belastungs- und Konfliktpotenziale

Page 22: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Pflegebezogene Komponenten der Studie "Kriminalität und Gewalt im Leben alter Menschen"

Pflegebezogene Komponenten der Studie "Kriminalität und Gewalt im Leben alter Menschen"

Interviews in 90 häuslichen Pflegesettings (2005/2006); 178 Interviews + 4 Gruppengespräche mit pfleg. Angehörigen, Pflegebedürftigen, ambulanten Pflegekräften

Schriftliche Befragung von 503 ambulanten Pflegekräften (2005)

Schriftliche Befragung von 254 pflegenden Angehörigen (2006/07)

ergänzend: im Rahmen der bundesweiten Opferwerdungsbefragung (2005; n= 3.030 Befragte) 241 Personen 60 J.+ mit Pflege- / Unterstützungsbedarf in den letzten 5 Jahren

Page 23: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Befragung ambulanter Pflegekräfte: 12-Monatsprävalenz eigenen problematischen Verhaltens

gegenüber Pflegebedürftigen (% Befragte; n=427)

Befragung ambulanter Pflegekräfte: 12-Monatsprävalenz eigenen problematischen Verhaltens

gegenüber Pflegebedürftigen (% Befragte; n=427)

8,5

21,4

9,6

3,8

18,816,0

39,7

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

phys. Missh. psych. Missh. probl. mechan. FE

probl. medik. FE pfleg. Vernachl. sozioemot. Vernachl.

irgendeine Form

Misshandlung

Freiheits-einschränkung

Vernachlässigung

KFN-Pflegekräftebefragung 2005; gefördert durch BMFSFJ

Page 24: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Problemverhalten ambulanter PflegekräfteProblemverhalten ambulanter Pflegekräfte

Risiko schwerwiegenden / häufigen Problemverhaltens erhöht bei Pflegekräften, die …

häufig Übergriffe (psychisch, physisch, sexuell) von Seiten Pflegebedürftiger erleben

Alkohol als Mittel zur Bewältigung beruflicher Belastung einsetzen

regelmäßig viele Demenzkranke zu versorgen haben

die Qualität ihres jeweiligen Pflegedienstes insgesamt kritisch einschätzen

KFN-Pflegekräftebefragung 2005; gefördert durch BMFSFJ

Page 25: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Interviewstudie familiale PflegeInterviewstudie familiale Pflege

2005/2006: 178 Interviews + 4 Gruppengespräche

leitfadenorientierte Interviews mit pflegenden Angehörigen, Pflegebedürftigen, ambulanten Pflegekräften

soweit möglich >1 Interview pro Pflegearrangement

Zugänge: Presseaufrufe; Vermittlung via Zufallsauswahl ambulanter Dienste; in Einzelfällen über einschlägige Beratungs- / Kriseneinrichtungen vermittelte "Problemfälle"

zusätzliche Interviews mit ExpertInnen aus den Bereichen, Pflege, Pflegebegutachtung, Krisenberatung

KFN-Interviewstudie in häuslichen Pflegesettings; gefördert durch Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Page 26: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Interviewstudie: Zentrale differenzierende Merkmale problematischen Verhaltens gegenüber Pflegebedürftigen

Interviewstudie: Zentrale differenzierende Merkmale problematischen Verhaltens gegenüber Pflegebedürftigen

1. Liegt eine Absicht vor, die pflegebedürftige Person zu schädigen, verletzen, demütigen etc.?

2. Wenn ja: Ist diese Absicht an eine spezifische „aus dem Ruder gelaufene“ situative Konstellation gebunden – oder existiert sie darüber hinaus?

Sinnvolle Interventionen und Definition als primär soziales Problem oder strafrechtliches Problem hängen auch von Antworten auf diese Fragen ab.

KFN-Interviewstudie in häuslichen Pflegesettings; gefördert durch Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Page 27: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Interviewstudie familiale Pflege: Risikokonstellationen für Misshandlung und Vernachlässigung

Interviewstudie familiale Pflege: Risikokonstellationen für Misshandlung und Vernachlässigung

schlechte Qualität der Beziehung vor Pflegeübernahme

primär finanzielle Motivation zur Übernahme und Aufrechterhaltung von Pflege

erlebte Belastung + ungünstige Interpretation des Verhaltens der pflegebedürftigen Person ("Absicht" oder "Charakter", nicht "Krankheit")

KFN-Interviewstudie in häuslichen Pflegesettings; gefördert durch Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Page 28: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Interviewstudie familiale Pflege: Risikokonstellationen für Misshandlung und Vernachlässigung (2)

Interviewstudie familiale Pflege: Risikokonstellationen für Misshandlung und Vernachlässigung (2)

schlechte physische und psychische Verfassung der pflegenden Person

Substanzmissbrauch durch pflegende Person (Medikamente, Alkohol, Drogen)

fehlendes Wissen um Krankheitssymptome, -verläufe etc.

prekäre wirtschaftliche Lage / fehlende finanzielle Ressourcen

aggressives / schwieriges Verhalten der pflegebedürftigen Person

KFN-Interviewstudie in häuslichen Pflegesettings; gefördert durch Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Page 29: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Was tun? Handlungsansätze im Problemfeld „Misshandlung und Vernachlässigung Pflegebedürftiger

im häuslichen Bereich“

Was tun? Handlungsansätze im Problemfeld „Misshandlung und Vernachlässigung Pflegebedürftiger

im häuslichen Bereich“

Dominanz der „Belastungs-Entlastungs“-Thematik im gesellschaftlichen Diskurs um Gewalt in der Pflege

keine eindimensionale Strategie der Misshandlungs- und Vernachlässigungsprävention in der häuslichen Pflege

Page 30: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Einige HandlungsansätzeEinige Handlungsansätze

Unterstützung Pflegender: Angebote für Angehörige pflegebedürftiger Menschen im Hinblick auf Beratung, Unterstützung / Entlastung, Krisenintervention

Verbesserung der Früherkennung von Risikolagen: Ärzte / Pflegekräfte als zentrale Professionen; Screening-Instrumente für Ärzte in Erprobung

Familienrechtliche Interventionen: Eingriffsmöglichkeiten unterhalb der Schwelle strafrechtlicher Interventionen; kritische Prüfung der Übertragbarkeit von Instrumenten KiJu-Hilfe auf pflegebedürftige Erwachsene

Page 31: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

HandlungsansätzeHandlungsansätze

Prävention via ambulante Dienste: Pflegekräfte als "Brücke" familialer Pflegedyaden zur Außenwelt; Prävention muss Aspekte der „Organisationskultur“ einbeziehen

Elder abuse als Thema vernetzter Prävention / Intervention: Intensivierung der Zusammenarbeit von Medizin / Pflege / Gesundheitsversorgung, psychosozialen Einrichtungen und Berufsgruppen, Polizei / Justiz (eigenständige Fallkenntnisnahme für Strafverfolgungsbehörden schwierig; strafrechtliche Reaktion vielfach nicht angemessen)

Page 32: Kriminalitäts- und Gewalterfahrungen im Leben älterer Menschen Ergebnisse einer Studie zu Gefährdungen im Alter und bei häuslicher Pflegebedürftigkeit

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Prof. Dr. Thomas GörgenDeutsche Hochschule der Polizei, Münster [email protected]