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KURT EICHENWALD Verschwörung der Narren

KURT EICHENWALD Verschwörung der Nar ren

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KURT EICHENWALD

Verschwörung der Narren

Buch

Der spektakulärste Wirtschaftsskandal in der Geschichte derUSA: Enron war einst ein mächtiger Energiekonzern und gehörtezu den größten Unternehmen Nordamerikas. Die Anmeldung derInsolvenz Ende des Jahres 2001 überraschte selbst ausgebuffte Bör-senprofis. Der Zusammenbruch der Firma traf Kunden und Liefe-ranten, Mitarbeiter und Shareholder, Banken und Broker völlig un-vorbereitet. Die verantwortlichen Manager hatten jahrelang ihreBilanzen frisiert und somit die Überschuldung von Enron vertu-schen können. Dabei hatten sie ein hohes Maß an kriminellerEnergie entfaltet und sich selbst bereichert. Der Scherbenhaufenbestand aus Tausenden freigesetzten Arbeitnehmern, Milliardenvon Schulden und zwei Milliarden Dollar, die durch Veruntreuungdem Pensionsfonds entzogen wurden. Tausende von Aktionärenblieben auf wertlosen Anteilscheinen sitzen. Dabei haben es dieVorstände des Konzerns geschickt verstanden, die Gutgläubigkeit,die in Finanzwelt, Politik und Justiz geherrscht haben, für sichauszunutzen. Die Verantwortlichen gründeten ein Netz von Betei-ligungsgesellschaften, die untereinander Geschäfte tätigten unddamit den Banken eine Produktivität und eine Umsatzentwick-lung vorgaukelten, die nichts mit der Realität zu tun hatte. Kurzvor dem Bankrott hatten sich die Manager John Baxter, AndrewFastow, Jeffrey Skilling und Chairman Kenneth Lay noch ein Bo-

nus-Programm im Wert von 55 Millionen Dollar ausgezahlt.

»Akribisch recherchiert, ein fesselndes Buch.«Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

»Irre spannend – ein ganz realer Thriller.«BILD am Sonntag

Autor

Kurt Eichenwald schreibt seit rund zwanzig Jahren für die »NewYork Times« und gilt als einer der einflussreichsten Wirtschafts-journalisten der USA. Er erhielt bislang zweimal den George Polk

Award und war 2000 für den Pulitzer-Preis nominiert.

Kurt EichenwaldVerschwörung

der NarrenDer Enron-Skandal:

Eine wahre Geschichte

Aus dem amerikanischen Englischvon Helmut Dierlamm, Anne Emmert

und Thomas Pfeiffer,VerlagsService Dr. U. Mihr

Die Originalausgabe ist 2005 unterdem Titel »Conspiracy of Fools«

bei Broadway Books New York, erschienen.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100

Das FSC-zertifizierte Papier München Super für Taschenbücheraus dem Goldmann Verlag liefert Mochenwangen Papier.

1. AuflageTaschenbuchausgabe Mai 2007

Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Originalausgabe 2005 by Kurt EichenwaldCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2006

by C. Bertelsmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Design Team MünchenUmschlagabbildung:

Corbis/Orjan F. Ellingvag/Dagens Naringsliv (42-16313398)KF · Herstellung: Str.

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany

ISBN: 978-3-442-15455-5

www.goldmann-verlag.de

SGS-COC-1940

Inhalt

Vorbemerkung des Autors . . . . . . . . . 9Die handelnden Personen und

ihre wichtigsten Funktionen . . . . . 10Die wichtigsten Deals . . . . . . . . . . . . 17

Prolog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

1. Teil: Der Rausch des Aufstiegs

Kapitel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Kapitel 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67Kapitel 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98Kapitel 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132Kapitel 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

2. Teil: Die Raptoren

Kapitel 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191Kapitel 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227Kapitel 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264Kapitel 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294Kapitel 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327Kapitel 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363Kapitel 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398Kapitel 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436

3. Teil: Der drohende Kollaps

Kapitel 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470Kapitel 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508Kapitel 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545Kapitel 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581Kapitel 18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610

4. Teil: Erdbeben

Kapitel 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 651Kapitel 20 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 687Kapitel 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 725Kapitel 22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 764Kapitel 23 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 795

Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 849

Anmerkungen und Quellen . . . . . . . 853Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . 917Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 923

Meinen Eltern Elva Eichenwald und Heinz Eichenwald,die mich ermutigten, gegen meine Windmühlen zu kämpfen,und mir Beifall spendeten, wenn ich siegte.

Die Vernunft träumt von einem Reich des Wissens,einem Herrenhaus des Geistes. Aber manchmal leben wir

am Ende daneben in einer Bruchbude.

Heinz R. Pagels, The Dreams of Reason

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich vorausgesagt, dass derStrom in den Zäunen ausfallen würde.

Die Figur Ian Malcolm in Michael Crichtons Dino Park

Vorbemerkung des Autors

Dieses erzählende Sachbuch beruht auf über 1000 Stunden Inter-views mit über 100 Personen, die an den geschilderten Ereignissenbeteiligt waren, und auf Zehntausenden von firmeneigenen undstaatlichen Dokumenten. Diese umfassen Verhörprotokolle des FBIsowie Aussagen vor Anklagejurys, vor der Securities and ExchangeCommission und vor anderen bundesstaatlichen Organen. Die Dia-loge basieren auf diesen Dokumenten und auf damals erstellten Auf-zeichnungen (einschließlich privater Tage bücher) sowie auf den Er-innerungen der Beteiligten. Das Ergebnis ist die detaillierte Ge-schichte des größten US-amerikanischen Firmenskandals aller Zei-ten, eines Skandals mit Vorgängen, die auch heute noch geradezu un-glaublich sind. Aber das alles fand tatsächlich statt.

Die handelnden Personenund ihre wichtigsten Funktionen

BEI DER ENRON CORPORATION, HOUSTON, TEXAS

Die obersten FührungskräfteKenneth Lay, Chairman und Jeffrey Skilling, President

Chief Executive Officer (1997–2001)Rich Kinder, President Greg Whalley, President (2001)

(1989–1996) Chief Executive Officer (2001)

In der FinanzabteilungAndrew Fastow, Chief Financial Jim Timmins, Director Private

Officer (1998–2001) Equity (Spezialist für dieJordan Mintz (Justiziar der Beziehungen zu den

Rechtsabteilung) Pensionsfonds)Lea Fastow, Assistant Treasurer Tim Despain, Vice PresidentMichael Kopper (Leiter der Ben Glisan Jr., Treasurer

Special Projects Group) (2000–2001)Michael Jakubik, Vice President Bill Brown, Vice PresidentJeffrey McMahon, Treasurer Raymond Bowen Jr., Treasurer

(1999–2000), Chief Financial (2001–2002)Officer (2001–2002)

In der BuchhaltungRichard Causey, Chief Accounting David Woytek, Vice President

Officer (Leiter der Buchhaltung) (Interne Buchprüfung)Rodney Faldyn, Vice President, Ryan Siurek (Buchhalter in der

Transaction Accounting Group Transaction Accounting Group)

In der RisikoabteilungRichard Buy, Chief Risk Officer Stinson Gibner, AnalystVince Kaminski, Vice President Vasant Shanbhogue, Analyst

Forschung (oberster Risiko- Rakesh Bharati, Analystanalyst) Kevin Kindall, Analyst

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Im Unternehmensbereich Corporate DevelopmentJ. Clifford Baxter, Executive Mark Muller, Senior Vice

Vice President (zuständig für President (Enrons obersterEnron North America im Deal Maker)Unternehmensbereich Sherron Watkins,Großkunden) Vice President (2001)

In der StabsabteilungRebecca Carter (Repräsentantin Cindy Olson (Leiterin

Investor Relations, Community Communications;Assistentin des CEO) Personalabteilung)

Mark Koenig (Leiter der Stephen Kean (Leiter derAbteilung Investor Relations) Abteilung für Regierungs-

Mark Palmer beziehungen ab 1998),(Leiter der PR-Abteilung) Stabschef (1999–2001)

In der RechtsabteilungJames Derrick, Chefjustiziar Rob Walls (stellvertretender

(Leiter der Rechtsabteilung) Chefjustiziar)Rex Rogers (Abteilungsleiter

in der Rechtsabteilung)

Im Unternehmensbereich GroßkundenKenneth Rice, Chief Executive John Forney, ManagerKevin Hannon, President (Echtzeithandel Enron Portland)Greg Whalley, President (2000) Stuart Zisman (Anwalt ausAmanda Martin, Managing Enrons Großhandelsabteilung)

Director, Asset Management Mark Frevert, President vonMark Haedicke, Justiziar Enron London (1998), ChairmanKristina Mordaunt (Anwältin in von Enron London (2000–2001)

der Finanzrechtsabteilung1997–1999)

Timothy Belden, ManagingDirector (HandelsabteilungEnron Portland)

Im Unternehmensbereich PrivatkundenAndrew Fastow, Managing Lou Pai, Chief Executive

Director (1996) (1996–2001)David Delainey, Chief Executive Raymond Bowen Jr.,

(Leiter der Privatkunden- Vice Presidentgruppe) (2001)

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In der Internationalen AbteilungRebecca Mark, Chief Executive Joseph Sutton, Vice Chairman

Im Unternehmensbereich BreitbandKenneth Rice, Co-CEO (1999), Kristina Mordaunt (Justiziarin)

Chief Commercial Officer Joseph Hirko, Co-CEO (1999–2001)(2000) Kevin Hannon, Chief Operating

Rex Shelby, Senior Vice President Officer

Bei Portland General, einer StromversorgungsgesellschaftKenneth Harrison, Joseph Hirko, Chief Financial

Chairman Officer (1991–1996)

Bei Azurix, einer WassergesellschaftRebecca Mark, Chief Executive Amanda Martin,Colin Skellett, Executive Director Executive Director

Auf dem Board of DirectorsJohn Duncan Robert JaedickeHerbert »Pug« Winokur Jr. Robert BelferNorman Blake Wendy GrammCharles »Mickey« LeMaistre William Powers

BEI ARTHUR ANDERSEN & CO.

Joseph Berardino, Managing Thomas Bauer, PartnerPartner (2001 –2002) Carl Bass, Partner

Andrew Pincus, Justiziar John Riley, Practice DirectorDavid Duncan, Partner Rich Corgel, Practice DirectorStephen Goddard, Partner

Im Büro HoustonDebra Cash, Partner Gary Goolsby, PartnerPatricia Grutzmacher, Global Risk

Partner James Hecker, Partner

In der Professional Standards Group, Chicago, IllinoisJohn Stewart, Partner Ben Neuhausen, Partner

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In der Rechtsabteilung, Chicago, IllinoisNancy Temple (Anwältin)

BEI DER DYNEGY CORPORATION, HOUSTON, TEXAS

Chuck Watson, Chairman und Keith Fullenweider (stell-Chief Executive Officer vertretender Chefjustiziar)

Stephen Bergstrom, President Rob Doty, Chief Financial Officer

BEI MERRILL LYNCH & COMPANY

Daniel Bayly (Leiter Globales Schuyler Tilney, RelationshipInvestmentbanking) Banker, Büro Houston

James Brown (Leiter Robert Furst, Relationshipstrategische Projekt- und Banker, Büro DallasLeasingfinanzierung) John Olson (Wertpapieranalyst)

BEI GREENWICH NATWEST, GREENWICH,CONNECTICUT, UND LONDON

Gary Mulgrew, Managing David Bermingham, BankerDirector Giles Darby, Managing Director

BEI J. P. MORGAN CHASE

James (Jimmy) Lee, Vice Rick Walker, Relationship BankerChairman

BEI KYNIKOS ASSOCIATES

James Chanos, President

DIE ANDEREN CHIEF EXECUTIVES

Dennis Kozlowski, Tyco Sumner Redstone, ViacomInternational

Rupert Murdoch, NewsCorporation

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DIE ANWALTSKANZLEIEN

Vinson & Elkins, Houston, TexasJoseph Dilg, Managing Partner Ronald Astin, PartnerMax Hendrick III., Partner

Wilmer, Cutler & Pickering, Washington, D.C.William McLucas, Partner Reed Brodsky (Anwalt)William Joor, Partner Joseph Brenner, PartnerCharles Davidow, Partner

Weil, Gotshal & Manges, New York CityThomas Roberts, Partner Mary Korby, Partner

DIE PRÄSIDENTEN

George H. W. Bush (1988–1992) George W. Bush (seit 2001)Bill Clinton (1992–2001)

IM WEISSEN HAUS UNTER GEORGE W. BUSH,WASHINGTON, D.C.

Dick Cheney (Vizepräsident) Andrew Card (Stabschef)

IM JUSTIZMINISTERIUM, WASHINGTON, D.C.

John Ashcroft (Justizminister) Larry Thompson (stellvertretenderMichael Chertoff (Leiter der Justizminister)

Behörden für Strafverfolgung)

Bei der Enron Task ForceLeslie Caldwell, DirektorinAndrew Weissmann, stellvertrender Direktor

Beim Federal Bureau of InvestigationRobert Mueller, Director Joseph Ford, Special Agent

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BEI DER SECURITIES AND EXCHANGE COMMISSION,WASHINGTON, D.C.

Arthur Levitt, Chairman Stephen Cutler (Leiter der(1993–2001) Abteilung für Strafverfolgung;

Harvey Pitt, Chairman 2001–2004)(2001–2003) Linda Chatman Thomsen

Richard Walker (Leiter der (stellvertretende Leiterin derAbteilung für Strafverfolgung; Abteilung für Strafverfolgung)1998–2001)

Im SEC-Regionalbüro Fort WorthSpencer Barasch (stellvertretender Distriktverwalter)Robert Hannan (Anwalt)

IM FINANZMINISTERIUM, WASHINGTON, D.C.

Lawrence Summers Paul O’Neill(Finanzminister; 1999–2001) (Finanzminister; 2001–2002)

IM HANDELSMINSTERIUM, WASHINGTON, D.C.

Donald Evans (Handelsminister)

IM AUSSENMINISTERIUM, WASHINGTON, D.C.

Colin Powell (Außenminister)

IN DER KALIFORNISCHEN STAATSREGIERUNG,SACRAMENTO, KALIFORNIEN

Gray Davis (Gouverneur)

IM US-KONGRESS

Im SenatTrent Lott (Mehrheitsführer, Phil Gramm (Republikaner

Republikaner aus Mississippi) aus Texas)

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Im RepräsentantenhausW. J. (Billy) Tauzin James Greenwood (Republikaner

(Republikaner aus Louisiana) aus Pennsylvania)

Mitarbeiter des Subcommittee on Oversight andInvestigations des Ausschusses für Energie und Handel

im RepräsentantenhausMark Paoletta David CavickeKen Johnson

JOURNALISTEN

Beim Wall Street JournalJonathan Weil Rebecca SmithJohn Emshwiller

Bei der Zeitschrift FortuneBethany McLean

AndereBal Thackeray, Anführer von Arnold Schwarzenegger,

Shiv Sena, Mumbai, Indien Schauspieler, Los Angeles,Kalifornien

Die wichtigsten Deals

JEDI

Joint Energy Development Investments. Ein gemeinsam von Enronund dem kalifornischen Pensionsfonds California Public EmployeesRetirement System (CalPERS) gehaltener Fonds, der in Erdöl- undErdgasanlagen investierte.

JEDI II

Ein ebenfalls gemeinsam von Enron und CalPERS aufgelegter Fondsfür Investitionen in breiter gestreute Vermögensanlagen.

CHEWCO

Eine von einer Enron-Führungskraft kontrollierte außerbilanzielleGesellschaft. Chewco übernahm den CalPERS-Anteil an JEDI, damitder Pensionsfonds in JEDI II investieren konnte

LJM CAYMAN

Auch bekannt als LJM1. Ein von Enrons Chief Financial Officer ver-walteter Investmentfonds. Er diente hauptsächlich dazu, Enrongegen einen Wertverlust der Investition in eine Technologie-gesellschaft namens Rhythms NetConnections abzusichern.

LJM2

Ein weitaus größerer Investmentfonds, der ebenfalls vom Enron-CFOgemanagt wurde. LJM2 diente hauptsächlich dazu, Investments undVermögenswerte zu kaufen, die Enron verkaufen wollte, und dazu,außerbilanziellen Gesellschaften, die ebenfalls Geschäfte mit Enronmachten, Bargeld zu verschaffen.

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DIE RAPTOREN

Vier außerbilanzielle Gesellschaften, die sich zu einem Zeitpunktteilweise im Besitz von LJM2 befanden. Die Raptoren wurden mitdem Ziel gegründet, Enron gegen Verluste aus bestimmten In-vestitionen in andere Unternehmen und Vermögenswerte abzusi-chern.

BRAVEHEART

Der Codename für einen Deal, bei dem es um den Verkauf eines Teilsvon Enrons Video- on-Demand-Unternehmen ging, einem gemein-sam mit Blockbuster gegründeten Jointventure. Auch dieser Verkauferfolgte an eine von Enron gegründete außerbilanzielle Gesellschaft.

Prolog

24. Oktober 2001 – Houston, TexasKen Lay stieg auf dem reservierten Parkplatz vor den HuntingdonCondominiums in seinen schwarzen Mercedes 600 SL1 und fuhr los.An der Ausfahrt des Parkplatzes bog er nach rechts in den KirbyDrive ein, die von Bäumen gesäumte, wichtigste Durchgangsstraßevon River Oaks2, dem reichsten und vornehmsten Viertel von Hous-ton. Das acht Jahre alte Kabriolett glitt an den Villen links und rechtsder Straße vorbei, die vom finanziellen Erfolg der Ölmagnaten undIndustriebarone der Stadt zeugten. Viele Gebäude schimmerten zwi-schen sorgfältig geschnittenen Sträuchern und schmiedeeisernenToren hindurch, andere standen fern der Straße an dem Hang, dersich hinunter zum Buffalo Bayou erstreckte. Lay versuchte nicht,einen Blick auf die Gebäude zu erhaschen. Als Houstons einfluss-reichster Unternehmer war er in fast allen interessanten Häusernvon River Oaks schon zu Gast gewesen.

Die luxuriöse Wohngegend setzte sich am Allen Parkway fort,einer gewundenen Straße, die River Oaks direkt mit der Innenstadtverband. Vor Lay ging gerade die Morgensonne auf, ein flammen-der orangeroter Ball hinter einem Hochhaus aus Aluminium undGlas, das den architektonischen Rhythmus der Houstoner Skylinebestimmte. Es war die Zentrale von Enron, Lays Enron, das sich imLauf von ein paar Jahren von einem unbekannten Pipeline-Un-ternehmen zu einem Energieriesen mit exzellenten politischenVerbindungen entwickelt hatte. Heute war Enron der pulsierendeMittelpunkt im Leben der Stadt und an allen Aktivitäten von derKommunalpolitik bis zum Sport beteiligt. Trotzdem würde der wu-chernde Gigant für die alten Houstoner wohl immer einfach nur KenLays Firma bleiben.

Lay klappte die Sonnenblende herunter und warf einen Blick aufdie Uhr im Armaturenbrett des Mercedes. Kurz vor sieben – er war

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früh dran. Doch er wusste jetzt schon, dass es kein normaler Tag wer-den würde. Seine Firma stand unter Beschuss, das war klar. Aktien-händler, die darauf gesetzt hatten, dass der Kurs von Enron fallenwürde, verbreiteten Gerüchte, nein, Lügen, über sein Unternehmen.Das Wall Street Journal brachte ein Trommelfeuer von feindseligenArtikeln, die behaupteten, dass Enron seine Finanzen manipulierthabe. Es machte ihn rasend vor Wut.

Die begreifen einfach nichts.Eigentlich hätte er mit diesem Chaos überhaupt nichts mehr zu

tun haben dürfen. Er war schon im Februar als Chief Executive Of-ficer zurückgetreten und hatte seinem mit größter Sorgfalt ausge-wählten Nachfolger Jeffrey Skilling die Zügel übergeben. Skilling warder Kopf, der hinter dem spektakulären Wachstum von Enron ge-steckt hatte. Mit der Marktmacht von Enron war auch sein welt-weiter Einfluss gewachsen, und Lay war zum Vertrauten von Präsi-denten, zum Medienstar und, wenigstens in Houston, zu einer un-gemein bekannten Persönlichkeit aufgestiegen. Bei seinem Rücktrittwar er als ein Mann gefeiert worden, der seine Visionen verwirk-lichte. Zum Jahresende hätte er eine lukraktive Position bei der Be-teiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Company (KKR)übernehmen sollen als strahlender Sieger, der ein gewaltiges Indus-trieimperium hinterlassen hatte.

Dann plötzlich war Skilling fast ohne Vorwarnung zurückgetreten.Einfach so, nur ein paar Monate nachdem er den Job übernommenhatte. Lay hegte seit Wochen den Verdacht, dass mit seinem Nach-folger etwas nicht stimmte. Einigen Board-Mitgliedern hatte er sogarim Vertrauen gesagt, dass Skilling von seinen neuen Aufgaben über-fordert scheine. Trotzdem hatte er sich nicht vorstellen können, dassder Mann einfach gehen würde. Als die Bombe platzte, hatte er prak-tisch keine Wahl gehabt. Er hatte der Führung von KKR mitgeteilt,dass er ihr Angebot ablehnen müsse, und seinen alten Posten wiederübernommen.

Aber alles hatte sich verändert. Innerhalb des Konzerns hatte Skil-lings Rücktritt Wut ausgelöst und eine Flut von Änderungswünschennach sich gezogen; außerhalb hatte er den Verdacht genährt, dass esin dem Unternehmen ein paar schreckliche Geheimnisse gebe.

Die Presse hatte sich schnell auf Andrew Fastow, den Chief Finan-cial Officer des Konzerns, eingeschossen. Er wurde kritisiert, weil ereinen zweiten Job als Manager eines Investmentfonds hatte, der mit

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Enron Geschäfte machte. Der Vorwurf, dass Fastow in einem Inte-ressenkonflikt stehe, erzürnte Lay. Er hatte mit dem CFO gespro-chen, als dieser widerstrebend den zweiten Posten angenommenhatte, jedoch nur, weil es Enron nutzte. Und es hatte dem Unter-nehmen genutzt: Mit seinem Fonds gewann Fastow Partner, die dasGeschäft von Enron genau kannten und Transaktionen schnell undreibungslos durchführen konnten. Nach Lays Ansicht hatte Fastoweine freiwillige Zusatzleistung für Enron erbracht, und nun wurde erfür seine Loyalität geteert und gefedert.

Wir haben alle erforderlichen Schutzmaßnahmen getroffen. Wirhaben alles offen gelegt. Die begreifen einfach nichts.

Lay fuhr in das Parkhaus des Allen Center, parkte ein paar Schrit-te neben dem Verbindungsgang zum Enron-Gebäude und eilte in dieelegante, von Metall geprägte Lobby des Gebäudes. Dort näherte ersich dem Checkpoint, der nach den Anschlägen am 11. Septembereingerichtet worden war, hielt eine Magnetkarte hoch, wartete kurz,bis das grüne Licht aufleuchtete, und ging zum Aufzug.

Der riesige, mahagonigetäfelte Empfangsbereich im 50. Stock warstill und leer. Lay schlenderte an dem vielfarbigen Standbild einesElefanten vorbei, den Kollegen auf einer ihrer vielen Reisen nach In-dien erstanden hatten. Er öffnete mit seiner Magnetkarte die schwe-re hölzerne Tür, die zu den Büros der Konzernleitung führte. Rosa-lee Fleming, seine Assistentin, arbeitete an ihrem Schreibtisch.

»Morgen, Rosie«, sagte er.»Guten Morgen, Ken. Andy Fastow hat vor ein paar Minuten an-

gerufen. Er muss Sie dringend sprechen.«»Okay. Sagen Sie ihm, dass ich da bin.«Lay ging in sein Büro und zog die Anzugjacke aus. Er drückte auf

eine bestimmte Stelle der Wandtäfelung und öffnete einen verborge-nen Schrank, in dem er die Jacke aufhängte. Dann ging er zu seinemSchreibtisch und rückte sich den Stuhl zurecht, doch bevor er sichsetzen konnte, stand Fastow in der Tür.

»Guten Morgen, Andy«, sagte Lay.Fastow nickte kurz. »Wir müssen miteinander sprechen, Ken.«»Gut. Kommen Sie herein. Nehmen Sie Platz.«Fastow schlurfte zu einem runden Konferenztisch, der am Bo-

den des Büros befestigt war. Lay drückte auf einen Knopf in sei-ner Schreibtischschublade und schloss durch ein Funksignal dieTür.

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Er setzte sich zu Fastow an den Tisch und musterte ihn. Der CFOwar vom Stress der vergangenen Tage deutlich gezeichnet. In derRegel war er sorgfältig frisiert, wirkte stets frisch und war adrett ge-kleidet. Heute jedoch war sein Gesicht eingefallen und seine Stirngefurcht. Er sah aus, als hätte er in der Nacht kaum geschlafen.

»Ich habe ein paar Informationen, die ich Ihnen mitteilen muss«,sagte er. »Gestern Abend hat sich Ben Glisan mit ein paar von denBankern getroffen, und sie sagten, sie könnten uns keinen Kreditgeben, solange ich CFO bin.«

Das waren schlimme Nachrichten. Glisan, der junge Treasurer desUnternehmens, war ein glühender Verehrer von Fastow. Wenn er dieBanker nicht überreden konnte, mit dem Mann Geschäfte zu ma-chen, konnte es niemand.

Es war ein schwieriger Moment. Lay kämpfte schon seit Tagen, umFastow zu halten. Greg Whalley, der neue President des Unterneh-mens, wollte ihn feuern, aber Lay hatte bisherige Versuche erfolg-reich abgewehrt. Er respektierte Fastow, und im Board of Directorswurde der Finanzchef geradezu verehrt. Man feuerte doch keinenCFO, nur weil ein paar böse Artikel über ihn erschienen waren. Jetztaber hatte sich die Lage geändert. Wenn die Banker nichts mehr mitFastow zu tun haben wollten, war Enron selbst in Gefahr.

»Wir haben ja schon über diese Möglichkeit geredet, Andy«, sagteLay. »Das Board und ich haben Sie natürlich sehr unterstützt, sowohlin der Öffentlichkeit als auch privat. Aber wir haben auch gesagt,dass wir die ganze Sache neu überdenken müssen, falls Sie jemalsdas Vertrauen der Finanzwelt verlieren sollten.«

Fastow nickte mit gesenktem Blick.»Ich muss jetzt also das Board einberufen, und dann müssen wir

sehen, was wir tun können«, sagte Lay. »Ich werde das so bald wiemöglich tun, denn es ist offensichtlich eine Menge los.«

Fastow schwieg. »Okay«, sagte er schließlich, »danke, dass Sie mitmir gesprochen haben, Ken.«

Lay hatte Mitleid mit Fastow, als er gedrückt aus dem Zim-mer schlich, zurück an einen Schreibtisch, von dem sie beide wus-sten, dass er ihn bald räumen musste. Lay war überzeugt, dasssich der Wirbel um Enron bald wieder legen würde, aber dann wäredie Karriere dieses begabten jungen Managers schon nicht mehr zuretten. Fastow würde zum Opfer werden. Das war wirklich unge-recht.

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Kurt Eichenwald

Verschwörung der NarrenDer Enron-Skandal: Eine wahre Geschichte

Taschenbuch, Broschur, 928 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-442-15455-5

Goldmann

Erscheinungstermin: April 2007

Enron – die Geschichte des größten Skandals der Weltwirtschaft. Ein Sachbuch-Thriller, der dieWahrheit über New Economy enthüllt. Enron wurde zum Synonym für die Skrupellosigkeit von Managern, die wohlfeile Blauäugigkeitvon Aktionären und die Blindheit von Politik und Justiz. Die Enron-Pleite veränderte WallStreet und Amerika. Jetzt rollt Kurt Eichenwald den Enron-Skandal unnachgiebig, minutiös undatemberaubend spannend auf. Der Energiekonzern Enron, einer der zehn größten Konzerne der USA, war Ende des 20.Jahrhunderts einer der meistgehätschelten Lieblinge der Finanzwelt. Die Enron-Manager warengern gesehene Gäste der Mächtigen in Wirtschaft und Politik bis hinauf zum Präsidenten.Dieses schöne Bild von grenzenlosem Wachstum und risikolosen Spekulationen zerbarst imDezember 2001 von einem Augenblick auf den anderen: Enron war insolvent. MillionenschwereBilanzfälschungen hatten einen der größten und folgenreichsten Unternehmensskandale derUS-Wirtschaft ausgelöst. Wall Street hält für einen Augenblick den Atem an. Der Schaden gehtin die Milliarden Dollar, Zehntausende verlieren ihren Job, ein Präsident gerät ins Schlingern,die Gerichte werden noch Jahre mit der Abwicklung befasst sein. Doch was sich wirklich beiEnron abgespielt hat, wie Größenwahn, blindes Vertrauen, Selbstgefälligkeit, Unfähigkeit undrücksichtsloses Machtstreben eine solch explosive Melange eingehen konnten, hat das Zeug zueinem veritablen Thriller. Auf der Basis dreijähriger Arbeit rollt Eichenwald den Enron-Skandalauf und erzählt minutiös einen Wirtschaftskrimi ohne Beispiel. Der Leser blickt hinter jedeverschlossene Tür, lernt die Hauptdarsteller um den aus einfachen Verhältnis aufgestiegenenBoss Ken Lay und deren Hintermänner kennen, sitzt bei Konferenzen am Tisch und ist Zeugegeheimer Absprachen. Fasziniert und entsetzt verfolgt er das Roulette um Geld und Macht mitimmer höheren Einsätzen – und immer dramatischeren Verlusten. Eichenwald beherrscht dieMischung aus Fakten und Fiktion perfekt.