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Die Nahrung Chemie, Biochemie, Mikrobiologie, Technologie 11. Jahrgang 1967 Heft 718 Kurt Taufel75 Jahre alt Mir ist alles verhaot, was mich bloll belehrt, ohm mcinc Tatigkeit unmittelbar zu beleben. GOETHE Wenn am 10. Dezember 1967 Schiiler, Freunde und Kollegen sich anlaBlich des 75. Geburtstages von Professor Dr. Dr. h. c. Kurt TAUFEL zur Ehrung und zum Gedenken dieses Mannes sammeln, so konnen sie mit gutem Recht darauf verzichten, alle Stufen im Leben des Meisters unserer Disziplin noch einmal nachzuschreiten. Chronisten und Laudatoren haben dies zur Geniige anlaBlich friiherer Casuren getan. In dieser Stunde ziemt es sich weit mehr, abstrahierend 37 Die Nahrung, 11. Jhg., Heft 71’:

Kurt Täfel 75 Jahre alt

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Die Nahrung Chemie, Biochemie, Mikrobiologie, Technologie

11. Jahrgang 1967 Heft 718

K u r t Taufel75 Jahre alt

Mir ist alles verhaot, was mich bloll belehrt, ohm mcinc Tatigkeit unmittelbar zu beleben.

GOETHE

Wenn am 10. Dezember 1967 Schiiler, Freunde und Kollegen sich anlaBlich des 75. Geburtstages von Professor Dr. Dr. h. c. Kurt TAUFEL zur Ehrung und zum Gedenken dieses Mannes sammeln, so konnen sie mit gutem Recht darauf verzichten, alle Stufen im Leben des Meisters unserer Disziplin noch einmal nachzuschreiten. Chronisten und Laudatoren haben dies zur Geniige anlaBlich friiherer Casuren getan. In dieser Stunde ziemt es sich weit mehr, abstrahierend 37 Die Nahrung, 11. Jhg., Heft 71’:

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der Personlichkeit gerecht zu werden, deren Leben von der Heimatstadt Crimmitschau in Sachsen aus zum Studium in Leipzig und Munchen, zur Pro- motion, Habilitation und Professur in Munchen, zu weiterer Lehr- und For- schungstatigkeit in Karlsruhe und Dresden und schliel3lich in der Nachkriegszeit an das Institut fur Ernahrungs- und Verpflegungswissenschaften in Potsdam- Rehbrucke fuhrte, wo TAUFEL nach dem Tode SCHEUNERTS die Gesamtleitung des ,,Instituts fur Ernahrung" ubernahm. Gedenken wir noch seiner ehemaligen Funktionen als Professor mit Lehrstuhl an der Humboldt-Universitat in Berlin sowie als Leiter des seiner Initiative entsprungenen Universitatsinstitutes fur Lebensmittelchemie und -technologic in Berlin-WeiBensee, so rundet sich das Bild einer dynamischen Personlichkeit, die Redlichkeit, Ernst und Hingabe des forschenden Chemikers mit ungewohnlichem didaktischem Talent und gesell- schaftsfrohem Wesen vereint. Es nimmt nicht wunder, daB Kurt TAUFEL so viele Ehren zuteil wurden. Sie zeichneten sich schon 1921 in der preisgekronten Arbeit uber kunstliche SuDstoffe ab. Besonders erwahnenswert sind unter vielen Anerkennungen die Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle/Saale sowie in der Sachsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, die Verleihung der WILHELM-NORMANN-Medaille der Deutschen Gesellschaft fur Fettwissenschaft, Munster i. Westf., der Wurde Dr. rer. nat. h. c. durch die Technische Hochschule Dresden, des Nationalpreises fur Wissenschaft und Technik der DDR und des Titels ,,Hervorragender Wissenschaftler des Volkes". Hinzu kommen die Ehrenmitgliedschaft der bterreichischen Gesell- schaft fur Ernahrungsforschung in Wien, der Chemischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik, die Berufung in zahlreiche Gremien unse- rer Disziplin und viele andere Ehrungen. AuBerer Ausdruck seines Lebens- werkes sind zunachst weit uber 600 Publikationen aus allen Gebieten der Lebens- mittelchemie, Lebensmitteltechnologie und Ernahrungsphysiologie. Auch hier- uber moge nur in grol3en Zugen berichtet werden. Schon fruhzeitig galt das Interesse des jungen Forschers Problemstellungen, die neben der reinen Chemie auch biochemisch-dynamische Aspekte beriicksichtigen. Erkenntnisse uber den Mechanismus und die Bedeutung der Autoxydation und die Wirkungsweise der Antioxydantien, uber Reversion und Transglykosidierung auf dem Saccharid- gebiet, uber das Vorkommen und Verhalten der Citronensaure in der Natur sind nur einige Beispiele. Damit wurde Taufel im deutschen Raum der Weg- bereiter und Initiator des Zweiges der Lebensmittelchemie, der neben die rein analytische Betrachtungsweise und neben die Wertung von Hauptkomponenten unserer Nahrungsstoffe die f funktionell-biochemische" Wertung, neben rein stoffliche. ,,statische" Momente also die Dynamik unserer Lebensmittel als Systeme stellte, die, einem steten Auf-, Ab- und Umbau unterworfen, alle Kriterien lebender Substanz aufweisen. Diese Entwicklung der deutschen Lebensmittelchemie, wie sie sich heute in zahllosen Forschungsvorhaben spiegelt, ist ein Hauptverdienst im arbeitserfullten Leben des Jubilars. Die Wiirdigung der Forschungsarbeit ware unvollstandig, vergal3en wir die anwendungstechni- schen und analytischen Untersuchungen, die Tatigkeit als Herausgeber der Zeitschrift ,,Die Nahrung" und als Mitherausgeber der Zeitschriften ,,Er-

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nahrungsforschung" und ,,Zeitschrift fur Lebensmittel-Untersuchung und -For- schung", die Mitarbeit am ersten ,,Handbuch der Lebensmittelchemie" sowie an der ,,Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse".

Der Lehrer TAUFEL trat schon friihzeitig ins Blickfeld des Laudators, als dieser in Miinchen zu seinen FiiBen saB. Didaktisches Geschick, Begeisterungs- fahigkeit im Sinne des eingangs gebrachten GOETHE-Zitates und Fahigkeit, andere zu begeistern, anschauliche Darstellung der Probleme und nicht zuletzt das Streben nach klarer Definition zeichneten schon damals seinen Vortrag aus. Solche Eigenschaften blieben bis in diese Tage erhalten und die Prazisierung seiner Thesen hat fur unsere Disziplin in vieler Hinsicht ein Wort von Max PLANCK wahrgemacht, das dieser 1908 vor Leidener Studenten sprach : ,,Denn in der Scharfe und ZweckmaBigkeit der Definitionen und in der Einteilung des Stoffes liegen, wie allen etwas tiefer Nachdenkenden bekannt ist, sogar die letzten, reifsten Resultate der Forschung haufig schon implizite rnit enthalten".

Eng verkniipft rnit der Lehr- und Forschungstatigkeit und aus dem akademi- when Leben eines mit Passion zur Wissenschaft gesegneten Professors nicht wegzudenken waren Aufgaben, denen er sich mit aller Liebe widmete. So war er Leiter einer Unterrichtsplankommission, die den Studienplan fur die Fach- richtung Lebensmittelchemie ausarbeitete, der dann 1954 zur Studien- und Priifungsordnung dieser Disziplin fiihrte und den Titel des Diplom-Lebensmittel- chemikers schuf.

Hier war er in ein Leben gezwungen, in dem er sich angstigte und hoffte, litt und kampfte, resignierte und triumphierte. Nicht immer waren ihm innere Ruhe und innerer Ausgleich beschert, Tiefen der Krankheit wechsel- ten rnit expansiver Forschungsintensitat, und wenn der Jubilar - wie eingangs erwahnt -- zum Schopfer der deutschen dynamischen Lebensmittelchemie wurde, so zeichnet sich diese schopferische Fahigkeit, wie ich meine, sicher- lich in diesem Wechselspiel seines Lebens ab: Eines Lebens, in dem der Mensch stets mehr als seine Gedanken war. Nie geriet er in meinungslose und unverbindliche Konzilianz, die ihn gehindert hatte, so Iange Zeit kunstlich gezogene Grenzen unseres Fachgebietes zu sprengen und dieses rnit Nachbar- disziplinen zu verweben. Er verstand schlieBlich, Friichte zu pfliicken und ihren Samen zu neuer Saat zu nutzen. Solche Saat fie1 auch in die Familie, in die beiden Sohne und vor allem in das Leben der hochverehrten Gattin, fiir die das Wort aus der beruhmten Rede des PERIKLES gilt: ,,Nicht besprochen zu werden unter den Mannern in Lob und Tadel, wird ihre hochste Ehrung sein". Schuler, Freunde und Kollegen finden sich am Geburtstag von Kurt TAUFEL zusammen. Und wenn sie ihn an diesem Tag ehren, so ehren sie damit sich selbst und ihre Miihen. Sie schatzen und bewundern ihn, weil sie wissen ,,wer es ist". Moge der Quell seines Schaffens noch lange flieBen, ihm zur Freude und unserer Wissen- schaft zu stetem Nutzen! J. SCHORMULLER

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Dem Jubilar sind die nachstehend aufgefiihrten Arbeiten gewidmet worden :

I. J. SCHORMULLER, KURT TAUFEL 75 Jahre alt 2. A. DAHLQVIST, B. LINDQUIST und G. MEEUWISSE, Resorption und Mal-

absorption der Monosaccharide 3. H.-K. GRWFE, Ernahrungsuberprufung in qualitativer Hinsicht bei Lei-

stungssportlern 4. S. ZIEMLA~SKI, D. CIE~LAK, B. PLISZKA und A. SZCZYGIEL, EinfluB einer

proteinfreien Ernahrung auf die spatere Aminosaureresorption aus EiweiB- hydrolysat im Verdauungskanal der Ratten

5. R. MAUNE und H.-A. KETZ, Energieverbrauchsmessungen als Beitrag zum Problem der Ernahrungsbilanzierung

6. E. SANDNER und B. GASSMANN, uber den EinfluB von Verdauungssaften auf die Phosphorylierung und Resorption des Vitamin B,

7. A . M. UGOLEV, N. N. JESUITOWA, N. M. TIMOFEJEWA und R. J. KUSCHAK, (russ.) Zur Mikrotopographie der Verteilung der bei der Hydrolyse von Disacchariden und Dipeptiden entstehenden Hexosen und Aminosauren in der intra- und extrazellularen Fliissigkeit.

8. H. ESTERRAUER und E. SCHAUENSTEIN, Uber den Mechanismus der Autoxy- dation von g,12-Linolsauremethylester in Wasser

9. Z. PLACER, Lipoperoxydationssysteme von Subzellularpartikeln 10. H. P. KAUFMANN, K. D. MUKHERJEE und Q. KHALID, Die Dunnschicht-

Chromatographie auf dem Fettgebiet, XX : Die Trennung kritischer Lipoid- Partner durch Temperatur-Programmierung

11. CL. FRANZKE, F. KRETZSCHMANN, D. KUBEL, L. ZAHN und E. HOLLSTEIN, Studien iiber die Ausbeuten an Monoglyceriden bei der katalytischen Glyce- rinolyse von Triglyceriden

12. A. POPOV und N. JANISHLIEVA, uber den EinfluB von einigen nicht-glyceri- dischen Komponenten der Naturfette bei Bildung und Zersetzung der H y dr oper oxide

13. J. POKORNG, S. S. KONDRATENKO und G. J A N ~ ~ E K , Stabilisierung der Fette durch natiirliche Antioxydantien. 2. Mitt. Einflul3 der Schwermetalle auf die antioxydative Aktivitat von a-Tocopherol

14. F. LINOW und G. MIETH, Vergleichende analytische Untersuchungen an Soja- und Rapsphosphatiden

15. L. TELEGDY KOVATS und E. BERNDORFER-KRASZNER, Uber die Anwesenheit von Tocopherolen und Oxydationsprodukten in einigen Pflanzenolen

16. M. JAKY, Tocopherol-Untersuchungen an Pflanzenolen mit Hilfe der Dunn- schicht -Chromatographie

17. H. THALER und H.-J. KLEINAU, Zur photometrischen Bestimmung der Peroxidzahl nach S. HARTMANN und J. GLAVIND

18. J. SCHORMULLER und K. H. MULLER, Veranderungen von Ascorbinsaure und Keduktonen in gelagerten Trockentomaten und Trockenkarotten

19. H. SCHMANDKE und H. GOHLKE, Zur Reduktion von Dehydroascorbinsaure mit L-Cystein in pflanzlichem Material

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20. U. F R E I ~ I U T H und R. JOHANNSEN, Zur trypsinhemmenden \\'irkung der Kuhmilch

21. G. FREIaIUTH und w. KRAUSE, Gelelektrophoretischer Nachweis von Kuh- milch in Frauenmilch

22. G. KUPKE und H. RUTTLOFF, Zur elektrophoretischen Trennung von Gluco- amylase-Isoenzymen an Polyacrylamidgel

23. M. ROTHE und J. STOCKEL, Thermisch bedingte Aktivitatsanderungen bei Enzymen. I. Mitt. Lipase, Acetylesterase, Peroxydase und Lipoxydase yon Getreideprodukten

24. R. ENGST und M. KUJAWA, Enzymatischer Abbau des DDT durch Schimmel- pilze. 2. Mitt. Reaktionsverlauf des enzymatischen DDT-Abbaues

25. \V. GOLDRACH, H. HAENEL und P. KLINGENBERG, Zum h'achweis und zur Substratabhangigkeit der lipolytischen Aktivitat von Mikroorganismen

20. I\'. BLUMBERGER und H. GLATZEL, Wirkungen von Riech- und Schmeck- stoffen der Nahrung auf die Speichelsekretion. Untersuchungen iiber \Yir- kungsdauer und Sekretmenge

27. J. KOROLCZUK, E. PIJANOWSKI und S. ZMARLICKI, Vergleichende Unter- suchungen uber Anderungen einiger chemischer Kennzeichen in gelagertem Vollmilchpulver

2% L. PRAHL, Uber Hitzeschadigungen am FischeiweiB 29. H. HOPPE und K. ROMMINGER, Beitrag zum Nachweis und zur halbquanti-

tativen Bestimmung von Diphenyl und 2-Hydroxydiphenyl auf Zitrus- friichten

30. H. WOGGOK, U. KOHLER und W.- J. UHDE, Beitrag zur Prufung von Bedarfs- gegenstanden aus Plasten. Der EinfluB von Gleitmitteln auf die Migrations- tendenz von Organozinn-Verbindungen aus Hart-PVC

31. 1;. B A U ~ I , Untersuchungen uber die Eignung synthetischer Senfolbildner zur Lebensmittelkonservierung. 2. Mitt. Konservierungsversuche an Apfelmost

3 2 . A. SEHER, Untersuchung von Bratfetten. Zur Bestimmung ,,oxydierter Fettsauren"

33. L. GATZSCHE und U. BEHNKE, uber Carbonylverbindungen beim Tollenw (Tilsiter) Kase

34. R. ZIMMERXIANN, Die Bewertung der Miillereiprodukte nach Helligkeit 35. J. JANICKI, M. GOGOLEWSKI und D. OLEJNIK, Uber Komplese von Toco-

36. J. FRXGTER und B. SOLNAROVA, Gedanken zur Sicherstellung der Ernahrung

37. E. KOFR~NI'I , Die biologische Wertigkeit gemischter Proteine 3s. R. T.-\R JAN, Persistente Pestizide und die damit verbundenen lebensmittel-

39. K. D. SCHWENKE, Die Knupfung der Peptidbindung in vitro und die Eiwein-

40. M. M ~ H K , Einige Thesen zur Verbesserung der Schulspeisung.

pherol mit EiweiB

in Gegenwart und Zukunft

hygienischen Probleme in Ungarn

synthese in vivo

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Weitere dem Jubilar gewidmete Arbeiten erscheinen aus Termin-Grunden in Heft I und z des nachsten Jahrgangs.

I n H e f t 1/1968: 41. H. KRAUT und U. IMHOFF, Die Bestimmung von Vitamin B, und seiner

Komponenten in Korperfliissigkeiten sowie der Zusammenhang von Auf- nahme und Ausscheidung

42. M. KLEPP und L. SCHMID, Eine neue Synthese von Phosphatidsauren 43. W. HEIMANN und K. WISER, Zur Kinetik der peroxydatischen Reaktion

I n H e f t 2/1968: 44. M. RICHTER und F. SCHIERBAUM, Moglichkeiten und Grenzen der Starke-

bestimmung in Getreideprodukten.