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HANDEL Das Team vom Autohaus Schröter (v.l.): Wolfgang und Martin Schröter, Jana Waschk, Mario Nickel, Alexan- der Schröter, Daniel Benkenstein, André Wolle Das Autohaus Schröter heute VON SABINE TILP Lada / Autohaus Schröter in Roßla hat sich mit viel Engagement, Überzeugungskraft und Kunden- nähe einen treuen Stammkundenkreis aufgebaut M it der Marke Lada hatte Wolfgang Schröter, seit 36 Jahren im Kfz-Handwerk tätig, eigentlich schon immer zu tun. Der heute 53-Jährige war während der DDR-Zeit als Kfz-Schlosser, Karosseriebauer und Kfz- Meister im volkseigenen Kraftfahrzeugin- standsetzungsbetrieb beschäftigt, bereits da- mals hauptsächlich im Lada-Bereich. Bis zur Wende war der Lada in der ehemaligen DDR ein begehrtes Objekt – immerhin waren die in der damaligen Sowjetunion gefertigten Mo- delle Fiat-Lizenzbauten, mit der Verfügbarkeit von „echten Westautos“ nach der Wende sank der Attraktivitätsgrad allerdings deutlich. Start mit Ford Wolfgang Schröter, der sich 1992 im nahe Nordhausen liegenden Roßla mit einer freien Werkstatt selbstständig gemacht hatte, war bis Mitte 2006 Ford-Händler. Im Januar 2004 hatte Schröter, dessen beiden Söhne Alexander (Verkauf) und Martin (Werk- statt) ebenfalls mit im Unternehmen tätig sind, zusätzlich zu Ford die Marke Lada übernommen. Eigentlich gedacht als zu- sätzliches Standbein – und um die Ford-Pa- lette zu ergänzen, vor allem durch den Lada Niva 4x4, einen Jeep, der seit 1977 mit nur Chance in der Nische Gelegenheiten wie bei der Überführung eines Fahrzeugs im Stau auf der Autobahn, wenn Menschen fragen, wo es die Autos denn noch neu gibt. Aber nicht nur in Sachen Verkauf ist Schröter Ansprechpartner für Interessen- ten, in der Werkstatt werden Ladas aus allen Jahrzehnten gewartet – es sei erstaunlich, auf diesem Wege festzustellen, dass es doch noch so viele gibt, berichtet Schröter. Zugpferd Allrad Der Lada Niva ist das verkaufsstärkste Fahr- zeug der Lada-Palette im Autohaus Schröter, die Pkw-Modelle spielten bisher eher eine untergeordnete Rolle. Mit dem neuen Kalina, hofft Schröter, könnte sich das möglicher- weise ändern. Natürlich steht und fällt alles mit dem Thema Qualität, aber Schröter ist geringen Veränderungen von Lada gebaut wird – ist Lada seit Mitte 2006 Schröters Hauptmarke. „Wir haben den Ford-Vertrag selbst gekündigt“, berichtet Schröter, „das Anforderungsprofil des Herstellers war ein- fach unsinnig – und unter betriebswirtschaft- lichen Gesichtspunkten für uns als kleines Unternehmen untragbar.“ Interesse wecken Wie reagieren die Kunden auf diesen un- gewöhnlichen Markenwechsel? „Anfangs war das Thema Lada natürlich zäh“, erinnert sich Alexander Schröter, „aber man muss die Kunden heranführen. Zum Beispiel dadurch, dass wir auf regionalen Messen die Fahrzeuge präsentieren.“ Das Interesse für die Marke ist da – und äußert sich auch bei ungewöhnlichen Das jüngste Lada-Modell: der Kalina. Er ist seit 2006 in Deutschland als Stufenheck erhältlich. Die Anfänge in einer gemieteten Werkhalle 172 AUTOHAUS 1-2/2007

lada / Autohaus Schröter in Roßla hat sich mit viel ... · von „echten Westautos“ nach der Wende sank der Attraktivitätsgrad allerdings deutlich. Start mit Ford Wolfgang Schröter,

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Page 1: lada / Autohaus Schröter in Roßla hat sich mit viel ... · von „echten Westautos“ nach der Wende sank der Attraktivitätsgrad allerdings deutlich. Start mit Ford Wolfgang Schröter,

Handel

Das Team vom Autohaus Schröter (v.l.): Wolfgang und Martin Schröter, Jana Waschk, Mario Nickel, Alexan-der Schröter, Daniel Benkenstein, André Wolle

Das Autohaus Schröter heute

Von Sabine Tilp

lada / Autohaus Schröter in Roßla hat sich mit viel Engagement, Überzeugungskraft und Kunden-nähe einen treuen Stammkundenkreis aufgebaut

M it der Marke Lada hatte Wolfgang Schröter, seit 36 Jahren im Kfz-Handwerk

tätig, eigentlich schon immer zu tun. Der heute 53-Jährige war während der DDR-Zeit als Kfz-Schlosser, Karosseriebauer und Kfz-Meister im volkseigenen Kraftfahrzeugin-standsetzungsbetrieb beschäftigt, bereits da-mals hauptsächlich im Lada-Bereich. Bis zur Wende war der Lada in der ehemaligen DDR ein begehrtes Objekt – immerhin waren die in der damaligen Sowjetunion gefertigten Mo-delle Fiat-Lizenzbauten, mit der Verfügbarkeit von „echten Westautos“ nach der Wende sank der Attraktivitätsgrad allerdings deutlich.

Start mit FordWolfgang Schröter, der sich 1992 im nahe Nordhausen liegenden Roßla mit einer freien Werkstatt selbstständig gemacht hatte, war bis Mitte 2006 Ford-Händler. Im Januar 2004 hatte Schröter, dessen beiden Söhne Alexander (Verkauf) und Martin (Werk-statt) ebenfalls mit im Unternehmen tätig sind, zusätzlich zu Ford die Marke Lada übernommen. Eigentlich gedacht als zu-sätzliches Standbein – und um die Ford-Pa-lette zu ergänzen, vor allem durch den Lada Niva 4x4, einen Jeep, der seit 1977 mit nur

Chance in der nische

Gelegenheiten wie bei der Überführung eines Fahrzeugs im Stau auf der Autobahn, wenn Menschen fragen, wo es die Autos denn noch neu gibt. Aber nicht nur in Sachen Verkauf ist Schröter Ansprechpartner für Interessen-ten, in der Werkstatt werden Ladas aus allen Jahrzehnten gewartet – es sei erstaunlich, auf diesem Wege festzustellen, dass es doch noch so viele gibt, berichtet Schröter.

Zugpferd AllradDer Lada Niva ist das verkaufsstärkste Fahr-zeug der Lada-Palette im Autohaus Schröter, die Pkw-Modelle spielten bisher eher eine untergeordnete Rolle. Mit dem neuen Kalina, hofft Schröter, könnte sich das möglicher-weise ändern. Natürlich steht und fällt alles mit dem Thema Qualität, aber Schröter ist

geringen Veränderungen von Lada gebaut wird – ist Lada seit Mitte 2006 Schröters Hauptmarke. „Wir haben den Ford-Vertrag selbst gekündigt“, berichtet Schröter, „das Anforderungsprofil des Herstellers war ein-fach unsinnig – und unter betriebswirtschaft-lichen Gesichtspunkten für uns als kleines Unternehmen untragbar.“

Interesse weckenWie reagieren die Kunden auf diesen un-gewöhnlichen Markenwechsel? „Anfangs war das Thema Lada natürlich zäh“, erinnert sich Alexander Schröter, „aber man muss die Kunden heranführen. Zum Beispiel dadurch, dass wir auf regionalen Messen die Fahrzeuge präsentieren.“ Das Interesse für die Marke ist da – und äußert sich auch bei ungewöhnlichen

Das jüngste Lada-Modell: der Kalina. Er ist seit 2006 in Deutschland als Stufenheck erhältlich.

Die Anfänge in einer gemieteten Werkhalle

172 AutohAus� 1-2/2007

Page 2: lada / Autohaus Schröter in Roßla hat sich mit viel ... · von „echten Westautos“ nach der Wende sank der Attraktivitätsgrad allerdings deutlich. Start mit Ford Wolfgang Schröter,

Handel

1-2/2007 AutohAus 173

Horst Fitschen, Leiter Aftersales, Lada Deutschland

L A D A L i E g T i M T r E N D

Lada ist mit seinem Programm gut aufgestellt und ist nicht nur als Zweit- oder Drittmarke ein angenehmer Partner im Tagesgeschäft.in den Segmenten „Kompakt- und geländewa-gen“ gehört Lada zu den günstigsten Anbietern. Lada liegt im Trend. Der kostenbewusste Kunde liebt seinen Lada „ohne Schnickschnack“ und fährt ihn gerne. gerade der Lada Niva 4x4 erfreut sich großer Beliebtheit, aufgrund bewährter Technik und Spitzenwerten in der Offroad-Disziplin. Der Vorreiter ganzer Allrad-gene-rationen findet seine Kunden im privaten und gewerblichen Bereich. Der unschlagbare Preis – im Handel bekommen Sie den Niva schon um 10.000 Euro – spricht den Kunden an. Auch die Sondermodelle mit den verschiedensten Aus-stattungen liegen deutlich unter den Verkaufs-preisen der Wettbewerber. Der Lada 1118 wurde in den letzten Monaten vorgestellt. Lada ist mit dem Start in Westeuropa durchaus zufrieden, nicht nur weil der Kalina mit 8.000 Euro zu den preiswertesten Kompakten zählt, sondern auch

weil der „russe“ in der jüngeren und mittleren Surfer-generation angenommen wird. im Jahre 2007 wird Lada mit der erweiterten Kalina- Familie, Schräghecklimousine und Kombi, gera-de hier Marktanteile gewinnen wollen.Die sparsamen Modelle der 2110er Familie, ob als Stufenheck, Fließheck oder Kombi, allesamt unter 10.000 Euro, ob als 8- oder 16-Ventiler, sind Autos, die der Automobilhandel mit seiner Erstmarke normalerweise nicht anbieten kann. Für Lada sprechen die guten Konditionen, die preisstabilen Ersatzteile, das positive Klima in der Organisation und die gu-ten Serviceleistungen der rund 280 Händler, die in den nächsten zwei Jahren auf maximal 350 Partner erweitert werden sollen. Und zurzeit überaus interessant: Alle Modelle sind auch mit bivalenter Autoflüssiggasanlage lieferbar. Bei nahezu unschlagbar niedrigen Autoprei-sen liegen die Kraftstoffkosten im untersten Bereich. günstiger und umweltfreundlicher kann man kaum Auto fahren.

Der 2101 (im Export Lada 1200) war das ers-te Modell der Marke Shiguli, später Lada. Es basierte auf dem Fiat 124 und wurde ab 1971 produziert.

Ab Ende der 70er Jahre wurden die ursprüng-lichen Shigulis durch die Limousine 2105 abgelöst. Das Spitzenmodell dieser Baureihe war der 2107 (im Export Lada 1500S), der seit 1982 gebaut wurde und in Deutschland zeit-weise die Bezeichnung „Toscana“ trug.

Der Samara war eine komplette Neukonstruk-tion, galt jedoch nur noch als Kleinwagen. Bei der Motorenentwicklung kooperierte Lada mit Porsche. Der Samara wurde in Deutschland bis 2004 verkauft, die Nachfolgemodelle werden hierzulande nicht vertrieben.

Der Niva ist technisch vom Shiguli auf Fiat 124-Basis abgeleitet und

wird seit 1977 fast unverän-dert produziert.

sich sicher, dass Fahrzeuge in der Preisklasse von Dacia Logan und Lada für die Kunden durchaus interessanter werden. Nicht zuletzt deshalb, weil die Kaufkraft in der Gegend trotz der Bergbau-Rentner relativ niedrig ist – rund 800 Einwohner haben der 4.500-Ein-wohner-Stadt den Rücken gekehrt und sind abgewandert, es gibt kaum noch Industrie, das Lohnniveau ist niedrig. Doch nicht nur aus diesem Grund sieht Schröter eine Chance, sich mit Lada zu etablieren: „Ganz markenun-abhängig betrachtet werden Neufahrzeuge immer teurer – natürlich sind sie hervorragend ausgestattet, aber aus meiner Sicht ist die Frage: Wie lange ist der Kunde noch bereit, für Dinge zu zahlen, die er nicht will oder nicht braucht?“ Nur allein mit der Marke Lada

könnte Wolfgang Schröter Stand heute noch nicht überleben. Sein Grundstock ist der Han-del mit Gebrauchtwagen, die Vermittlung von Neuwagen – und nicht zuletzt der gute Ruf der Werkstatt. Im Servicebereich entschloss man sich nach der Beendigung des Ford-Vertrages, ad-Autodienst-Partner zu werden. Wolfgang Schröter: „Für uns ist die Konstellation optimal – ein ad-Autodienst-Logistikcenter befindet sich direkt auf dem Nachbargrundstück.“ Rund 1.000 Stammkunden zählt Schröter, etwa 2.500 Werkstattaufträge werden im Jahr abgewickelt, zusätzlich zu den rund 20 Lada-Neuwagen verkauft Alexander Schröter etwa 60 Ford-Jahreswagen – viele Kunden kaufen bereits das dritte oder vierte Fahrzeug bei ihm. Zu-dem kooperiert das Unternehmen eng mit den

Autohäusern PS Union Halle und dem Harzer Autozentrum Nordhausen. Die Zusammenar-beit mit beiden Partnern schätzt Schröder als fair und positiv – ebenso wie die Zusammen-arbeit mit Lada Deutschland: „Die Betreuung durch den Außendienst unterscheidet sich nicht von der bei anderen Marken, wir fühlen uns gut aufgehoben.“ In Sachen Standards etc. bleibt Lada auf dem Teppich. Und außerdem: Lada kann stolz sein auf das Autohaus Schröter: Da aus der Ford-Zeit noch die gesamte Signa-lisation vorhanden war und das Lada-Logo zufällig eine ähnliche Form aufweist, konnten verschiedene Elemente „umgewidmet“ wer-den, sodass das Autohaus Schröter nicht nur mit wirklicher Kundennähe, sondern auch mit einem für die Marke sicher ungewöhnlichen Außenauftritt glänzt.