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gruSSwort Staatsministerin Brunhild Kurth Seite 3 interview Dr. Solvejg Rhinow, Zentrale Studienberatung Seite 5 reportage Ein Tag mit einem sächsischen Referendar Seite 6/7 Bericht Wie Sachsen seine Lehrer qualifiziert Seite 11 DAS MAGAZIN FÜR SCHULE IN SACHSEN 2 / 2012 Lehrer werden in Sachsen ein heft über chancen im Lehrerberuf

Lehrer werden in Sachsen · Online-Selfassessment-Test durchspielen. Die sollte man zwar nicht überbewerten, aber einfach mal ausprobieren, um sich mit den beruflichenAnforderungen

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Page 1: Lehrer werden in Sachsen · Online-Selfassessment-Test durchspielen. Die sollte man zwar nicht überbewerten, aber einfach mal ausprobieren, um sich mit den beruflichenAnforderungen

g r u S S w o r t

Staatsministerin Brunhild Kurth Seite 3

i n t e r v i e w

Dr. Solvejg Rhinow, Zentrale StudienberatungSeite 5

r e p o r t a g e

Ein Tag mit einem sächsischen Referendar Seite 6/7

B e r i c h t

Wie Sachsen seine Lehrer qualifiziert Seite 11

DAS M AGA ZI N FÜR SCH U LE I N SACHSEN

2 / 2012

Lehrer werden in Sachsenein heft über chancen im Lehrerberuf

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i n h a Lt

Warum ich Lehrer bin ist quer durch Sachsen gefahren und hat sich mit Lehrern getroffen, die ihre ganz persönliche

geschichte auf dem weg zum Lehrerberuf erzählen. Diese Lehrer finden Sie auf den folgenden Seiten.

Stephanie Schiemenz Lehramtsanwärterin an der 32. Grundschule in Dresden

»Anfänglich  habe  ich  Soziologie  studiert  und  im Grundstudium  gemerkt,  dass  die  theoretische  Ausrichtung weniger meine Erwartung erfüllte. Es war zwar interessant, aber ich hatte keine Vorstellung von  mir  in  diesem  Beruf«,  erinnert  sich  Stephanie Schiemenz.  Neben  ihrem  Studium  arbeitete  sie oft  in  Ferienlagern  und  betreute  regelmäßig  zwei Grundschulkinder  bei  den  Hausaufgaben.  »Die  

Arbeit  mit  den  Kindern  machte  mir  großen  Spaß und ich dachte, warum werde ich nicht Grundschul-lehrerin?«  2003  wechselte  sie  ihr  Fach  an  der  TU Dresden zu Lehramt Grundschule und studierte ab diesem  Zeitpunkt  Grundschuldidaktik  und  Ethik /Philosophie. Seit fast zwei Jahren ist sie nun an der 32. Grundschule in Dresden und ist im Begriff, bald eine »richtige« Lehrerin zu werden. Auf die Frage, ob sie den Wechsel bereue, antwortet sie mit einem klaren  »Nein!«  »Rückblickend  bin  ich  froh  über meine Entscheidung. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich mir keinen besseren Beruf vorstellen.«

cornelia Köhler,Schulleiterin der grund-schule Kirschau

Stephanie Schiemenz,Lehramtsanwärterin ander 32. grundschule inDresden

Jörn Seiffert, referendar am Fried-rich-Schleiermacher-gymnasium in niesky

armin Bartz, Schulleiter des immanuel- Kant-gymnasiums inwilthen

Jens peter,Lehrer an der Mittel-schule Dippoldiswalde

Martina gemeiner,Lehrerin am Förderzen-trum »Käthe Kollwitz« Freiberg

TITELBILD

S. 1/2 S. 4 S. 6

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g r u S S w o r t

Sachsen braucht  junge Lehrer. Das weiß niemand  besser  als  Sie,  die  Sie  täglich als Pädagogen Verantwortung tragen für Ihre  Schule.  Und  das  haben  auch  schon all die Schüler erfahren müssen, die sich manches  Mal  über  Unterrichtsausfall  ärgern mussten. 

Wir  sind  mittendrin  in  einem  Genera-tionenwechsel  in  den  Lehrerzimmern. Lehrerinnen  und  Lehrer,  die  das  solide  Fundament  unseres  guten  Bildungssys-tems  in  Sachsen  gelegt  haben,  gehen  in den Ruhestand, aber wenige rücken nach. Infolge  des  Geburteneinbruchs  in  Sach-sen  nach  der  Wiedervereinigung  sank die Schülerzahl seit Mitte der 90er Jahre um  ziemlich  genau  die  Hälfte.  Deshalb mussten  mehr  als  1.000  Schulen  schlie-ßen,  und  das  hatte  gravierende  Folgen für  Kommunen,  Familien  und  Lehrer. Dennoch wollten wir keine Lehrerin und keinen Lehrer entlassen. Im Konsens mit den  Lehrerverbänden  war  es  gelungen, Teilzeitregelungen  zu  treffen.  Das  wie-derum  schmälerte  die  Möglichkeiten, neue  Lehrer  einzustellen.  Insgesamt  wa-ren  es keine  leichten  Jahre  für  Sie. Aber Sie haben diese Unannehmlichkeiten mit großem Verantwortungsbewusstsein mit-getragen,  und  dafür  möchte  ich  Ihnen herzlich danken. 

Nun  haben  wir  eine  andere  Herausfor-derung  zu  meistern:  Die  Sicherung  des Lehrerbedarfs. In vier Jahren werden fast 2.000 Lehrerinnen und Lehrer aus ihrem Dienst  ausscheiden.  In  zwanzig  Jahren werden  es  knapp  dreiviertel  der  jetzigen Lehrkräfte  sein.  Der  Bedarf  an  hervor-ragend  ausgebildeten  Lehrern  ist  sehr groß. Ebenso groß ist damit aber auch die Chance für junge Menschen, einen siche-ren  und  erfüllenden  Beruf  zu  ergreifen. Der Lehrerberuf in Sachsen hat Zukunft. Deshalb  möchte  ich  Schülerinnen  und Schüler ausdrücklich ermutigen, Lehramt zu studieren. 

Liebe Schülerinnen und Schüler, vor eini-gen Tagen habe ich die Frage eines Schü-lers im Internet gelesen: »Aber, was meint ihr?  Ist  es  überhaupt  noch  sinnvoll,  ein Studium  auf  Lehramt  zu  beginnen  oder sollte  man  sich  am  besten  nach  etwas anderem  umsehen?«  Zwei  Lehrer  haben ihm geantwortet: »Wenn das dein Traum-beruf ist, dann mach das doch.«

Der  Lehrerberuf  ist  ein wunderbarer  Beruf.  Das liegt weniger an den  langen Ferien oder der relativ guten Bezahlung bei weitgehender Arbeitsplatzsicherheit im öf-fentlichen Dienst. Es  ist die Zusammenarbeit  mit  Kin-dern und Jugendlichen.Lehrer ist kein Job, sondern eine Berufung. 

Ich  selbst  war  jahrelang Lehrerin mit Leib und Seele und bin  trotz meines neuen Amtes  immer  noch  begeis-tert von den Möglichkeiten, die  dieser  Beruf  bereithält: Selbstständigkeit, Abwechs-lung, Dynamik, persönliche und berufliche Entwicklung und  Dienst  am  Gemeinwe-sen. 

In  der  dieser  KLASSE-Aus-gabe  berichten  Lehrerinnen und  Lehrer  von  den  ganz persönlichen Beweggründen ihrer  Berufung.  Bei  der  In-formation  zu  den  Chancen des Lehrerberufs und bei der Begleitung  von  angehenden Lehrern  bitte  ich  Sie,  liebe  Lehrerinnen und Lehrer, sehr herzlich um Ihre weitere Unterstützung. 

Mein  Haus  und  ich  persönlich  werden alles  unternehmen,  damit  unsere  neu-en  Lehrerinnen  und  Lehrer  erfüllende Berufsperspektiven  haben,  damit  unse-re  Kinder  ihre  Chance  auf  gute  Bildung bekommen und damit Sachsen weiterhin Spitze bleibt.

Brunhild KurthSächsische Staatsministerin für Kultus

Liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Schülerinnen und Schüler,

»Der LehrerBeruF iSt Die chance Für Junge MenSchen, einen

Sicheren unD erFüLLenDen BeruF zu ergreiFen.«

Brunhild Kurth, Sächsische Staatsministerin für Kultus

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i n t e r v i e w

Cornelia KöhlerSchulleiterin der Grundschule Kirschau

»Mit Grundschülern zu arbeiten, ist unglaublich. Es kommt auch mal vor, dass man spontan im Schulhaus umarmt wird mit dem Satz: ‚Schön, dass du da bist’«, erzählt Cornelia Köhler, Schullei-terin der Grundschule Kirschau. Die Frau mit dem strahlenden Gesicht ist seit 35 Jahren Grundschullehrerin und hat noch kei-nen Tag bereut. Seit 1985 arbeitet sie in der Kirschauer Grund-schule.  Frau  Köhler  und  ihre  neun  Kolleginnen  schaffen  sich dabei  immer  neue  Herausforderungen.  Seit  acht  Jahren  ist  die Grundschule Kirschau Stützpunktschule für Kinder mit Sprach-auffälligkeiten. »Ich habe großes Glück mit unserem Team, sie sind offen für alles, haben viele Ideen und ich bin wirklich stolz, mit  solchen  tollen  Kolleginnen  zusammenzuarbeiten.«  Teilwei-se  kommen  nun  ehemalige  Schüler  mit  eigenen  Kindern  in  die Grundschule.  »Es  ist  ein  tolles  Gefühl,  den  Lebensweg  eines Menschen ein Stück mitgestaltet zu haben.«

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Frau Rhinow, in einer Broschüre der Uni Leipzig zum Lehr-amtsstudium liest man gleich von der hohen körperlichen und seelischen Belastung im Lehrerberuf. Warum soll man sich überhaupt noch für das Lehramt entscheiden?Wer gern mit Menschen arbeitet, Kinder liebt und gern bereit ist, Wissen weiterzuvermitteln, der sollte unbedingt Lehrer werden. Gerade das Land Sachsen wird in nächster Zeit sehr viele Lehrer brauchen. Man ergreift hier einen Beruf,  in dem man sehr viel Anerkennung gewinnen kann – von der Gesellschaft, den Schü-lern selbst und auch, indem man gut bezahlt wird. Aber das sollte natürlich nicht der Hauptgrund sein.

Wird man denn als Lehrer geboren oder kann man das erlernen?Es gibt bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, die man bereits mitbringen  muss.  Das  A  und  O  ist  die  Kommunikationsfähig-keit. Darüber hinaus muss man konfliktfähig sein, geduldig und eine gewisse Autorität ausstrahlen können. Aber man sollte auch Humor  haben.  Dann  gibt  es  natürlich  auch  Kompetenzen,  die man während des  Studiums vor  allem  in der praktischen Aus-bildungsphase noch erlernen kann, wie etwa fachlich vernetztes Denken  und  Verantwortungsbewusstsein.  Man  lernt  auch  die didaktischen Komponenten: Wie vermittle ich altersgerecht und je nach Schulart das mir angeeignete Wissen? Wie gehe ich mit unterschiedlichen pädagogischen Kompetenzen auf die verschie-denen Schüler ein?

Was sind die häufigsten Probleme innerhalb des Studiums?Es  kann  sein,  dass  man  ein  anderes  Fach  wählen  will,  weil  es doch  nicht  das  Richtige  für  einen  ist,  man  lieber  ein  anderes Lehramt  studieren möchte oder man bestimmte Voraussetzun-gen, wie das Latinum, nicht schafft. Aber egal welches Lehramt man wählt, man muss psychisch sehr belastbar sein, vor allem aufgrund der persönlichen Konflikte, die die Schüler mit in die Schule bringen. Das ist eine Eigenschaft, über die man im Vorfeld noch nicht sicher Bescheid weiß. Das ist auch ein Grund, warum viele  dann  doch  nicht  Lehrer  werden  wollen,  wenn  sie  in  den  ersten praktischen Erfahrungen merken, wie  sie überhaupt mit den sozialen Konflikten umgehen.

Wie werden die Studierenden innerhalb des Studiums auf die psychischen Belastungen vorbereitet?Das ist schwierig, weil die Ausbildung an der Uni zunächst eine 

wissenschaftliche  ist.  Wir  empfehlen  den  Studierenden,  in  den Semesterferien Schulpraktika zu absolvieren oder als Betreuer in ein Ferienlager zu fahren, wo man dann tagtäglich mit den Schü-lern zusammen ist, um dort die praktische Erfahrung zu gewin-nen, ob man wirklich so belastbar ist.

Wenn man sich nun für ein Lehramtsstudium entscheidet – wie sehen in fünf Jahren überhaupt die Chancen aus, hier in Sachsen eine Anstellung zu finden?Laut einer Studie des Kultusministeriums über den Einstellungs-bedarf für die nächsten Jahre sollen mehr Referendariatsstellen zur  Verfügung  stehen.  Damit  verbessern  sich  auch  die  Einstel-lungschancen. Lehrer  für Grundschulen  und  Sonderpädagogen haben sehr gute Chancen, ebenso Lehrer für Mittelschulen. Bei Gymnasien ist es auch von der Fächerkombination abhängig. In den letzten Jahren mussten Lehramtsabsolventen immer wieder in  andere Bundesländer  ausweichen.  Viele wollen  ja  aber  auch in Sachsen bleiben, wenn sich die Bedingungen wie angekündigt bessern. 

Was würden Sie jemandem raten, der überlegt, ins Lehramt einzusteigen?Auf alle Fälle sollte man im Vorfeld Praxiserfahrung sammeln, sich ausprobieren, ob man lieber mit jüngeren oder älteren Schü-lern zusammenarbeiten möchte. Man sollte außerdem mal einen Online-Selfassessment-Test  durchspielen.  Die  sollte  man  zwar nicht überbewerten, aber einfach mal ausprobieren, um sich mit den  beruflichen  Anforderungen  auseinanderzusetzen.  Wichtig ist auch, sich ein Fremdbild einzuholen, also Lehrer, Eltern und Freunde befragen, ob man über die Persönlichkeitseigenschaften, die man als Lehrer braucht, überhaupt verfügt.

»Lehrer müssen belastbar sein.«

Lehrer werden zurzeit gebraucht und zur Schule ist man sowieso immer relativ gern gegangen. aber reicht

das, um Lehrer zu werden? Dr. Solvejg rhinow, Leiterin der zentralen Studienberatung an der uni Leipzig,

erklärt im -interview, woran man die eigene Lehrertauglichkeit erkennt und wie die chancen stehen,

nach dem Studium eine anstellung zu finden.

IntervIew StepHanIe teIStler,  -redaktIon

»Die FähigKeit zur KoMMuni-Kation iSt DaS a unD o.«

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Jörn Seiffert Referendar am Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium in Niesky

In der Theorie ist vieles möglich. Das merkt auch der Referendar Jörn Seiffert nur zu gut. »Wenn  ich vor 27 Schülern  stehe und sie für den aktuellen Unterrichtsstoff begeistern möchte, ist das dann nicht mehr so einfach, wie einem an der Uni erzählt wird.« Seit fast einem Jahr ist er Referendar für Englisch und Geschich-te am Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium in Niesky. Er sieht sich  in  diesem  Beruf  und  hat  hohe  Ansprüche  an  seine  eigene Tätigkeit. Er will nicht nur plump den Stoff vermitteln, sondern Schülern ein gewisses Gespür für die Inhalte geben. Das funktio-niert nicht immer und einige Stunden verlaufen nicht so, wie er es geplant hat, aber er sieht das gelassen. »Als Anfänger macht man eben Fehler. Ich nehme die Dinge mit Humor und versuche die Ratschläge meiner Mentorinnen umzusetzen.« Für die Zukunft im Lehrerberuf wünscht er sich »mit den gegebenen Möglichkei-ten professionellen Unterricht zu halten, zwar unter Zeitdruck, aber ohne innerlich aufgewiegelt zu werden.«

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Das  Pausenklingeln  scheppert  durch  das  Friedrich-Schleierma-cher-Gymnasium Niesky und die 613 Schüler  strömen aus den Zimmern,  um  zum  nächsten  Unterricht  zu  gelangen.  Mitten-drin ein großer junger Mann mit Büchern unterm Arm auf dem Weg zum Vorbereitungsraum Englisch. Jörn Seiffert ist seit 2011  Referendar für Geschichte und Englisch. Er ist schon eine Weile auf den Beinen. Lehrer sind Frühaufsteher. Das war ihm schon klar, als er sich für Lehramt Geschichte und Englisch entschieden hat. »Das Studium war eine Schnittmenge meiner Interessen und Leidenschaften: englische Sprache, Geschichte und die Arbeit mit Kindern«, sagt der Referendar. Nach allen Prüfungen bewarb er sich bundesweit für einen Referendariatsplatz. »Ich wollte zwar in Sachsen bleiben, wäre aber auch bereit gewesen, in ein anderes Bundesland zu gehen.«

Dann kam die Nachricht: ein Referendariat in Niesky. »Natür-lich  habe  ich  mich  gefreut,  allerdings  war  Niesky  nicht  unbe-dingt  meine  erste  Wahl,  aber  kinderlos  und  als  Single  bin  ich leicht vermittelbar«,  erklärt der gebürtige Dresdner. Die  ersten Wochen waren gefüllt mit Hospitationen und dem Kennenlernen des  Schulablaufs.  Während  der  Hospitationen  hatte  er  bereits die Gelegenheit seine zukünftigen Schüler kennenzulernen. Eine sechste, eine siebte, eine neunte und eine elfte Klasse werden von ihm in Englisch und Geschichte unterrichtet.

Dabei waren die ersten Stunden aufregend: »Wie würde die Klas-se reagieren?«, »Schaffe ich alles?«, »Geht meine Unterrichtspla-nung auf?« Mit diesen Fragen setzt er sich nach wie vor auseinan-der, ist aber mittlerweile sicherer im Umgang mit den Schülern. Nicht  zuletzt  durch  die  Unterstützung  seiner  Mentorinnen  Regina Kuß und Carola Brocke. Einmal kam Herr Seiffert aus einer Stunde mit den Worten: »Das nennt man wohl einen Bauch-klatscher«,  erinnert  sich  Frau  Kuß,  seine  Englisch-Mentorin. Der Unterricht wird gemeinsam ausgewertet. Dabei merkt Frau Brocke an: »Als Mentorin  steht man natürlich auch vor vielen Aufgaben, es ist nicht immer einfach, neben dem normalen All-tagsgeschäft in der Schule noch Hilfestellungen und Hinweise zu geben – aber wir arbeiten gut zusammen.«

In  gemeinsamen  Auswertungen  gibt  es  auch  mal  Kritik,  aber das  sieht  er  gelassen:  »Ich  bin  ja  noch  in  der  Ausbildung  und die Tipps und Hinweise meiner Mentorinnen helfen mir wirklich 

sehr.« Dabei  stellt  er  auch  fest,  dass  der  organisatorische  Auf-wand, den ein Lehrer bewältigen muss, weitaus größer ist, als er erwartet hat. »Früher liefen die Sachen hinter den Kulissen ab, jetzt bekomme ich alles mit und merke jeden Tag, wie aufwändig und komplex die Aufgaben eines Lehrers sind.« Die Diskrepanz zwischen dem Anspruch, Schüler für die eigenen Fächer zu be-geistern  und  trotzdem  den  Lehrplan  zu  schaffen,  sind  für  den werdenden Lehrer jeden Tag eine Herausforderung. »Außerdem gibt es immer wieder diese verhexten Stunden, in denen einfach gar nichts klappen will«, sagt er und seine Mentorinnen nicken ihm zu. »Selbst bei uns gestandenen Lehrern ist das so, es gleicht eben  keine  Stunde  der  anderen«,  ergänzt  seine  Geschichts- Mentorin, Frau Brocke.

Mit den Schülern kommt er gut aus. Auch wenn es ihm anfäng-lich  in  den  jüngeren  Klassen  schwer  gefallen  ist.  »Die  12-  bis 13-Jährigen testen ihre Grenzen aus, da ist es schon manchmal schwer, die Fassung zu wahren«, sagt Jörn Seiffert. 

Nun  ist  er  fast  ein  ganzes  Schuljahr  in  Niesky.  Die  Betreuung durch seine Mentorinnen hilft  ihm jeden Tag und er  fühlt  sich sehr  wohl.  Momentan  sind  Berufsleben  und  Privatleben  zwar eher im Ungleichgewicht, aber das will er ändern. »Auch wenn alle denken, dass Lehrer so viele Ferien haben, ich habe das bis jetzt im Referendariat noch nicht gehabt – mein Terminkalender füllt  sich  immer wieder  von  selbst«,  sagt  er  schmunzelnd. Per-spektivisch  wünscht  er  sich  eine  gewisse  Routine,  dass  er  den Unterricht leichter mitgestalten kann: »So, dass ich auch mal eine Vertretungsstunde  aus  dem  Hut  zaubern  kann  und  es  weniger Bauchklatscher gibt.«

Zwischen Leidenschaft und Lehrplan

Jörn Seiffert ist referendar am Friedrich-Schleiermacher-gymnasium in niesky. wie sein Start ins referen-

dariat war, welche Schwierigkeiten sich ergeben und wie er mit ‚verhexten‘ unterrichtsstunden umgeht,

verrät er .

von anIkó töppel,  - redaktIon

»ich MerKe JeDen tag, wie auFwänDig unD

KoMpLex Die auFgaBen eineS LehrerS SinD.«

r e p o r ta g e

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i n t e r v i e wr e p o r ta g e

Lehramt studieren in Sachsen wer sich jetzt für ein Lehramtsstudium in Sachsen entscheidet, hat gute chancen, nach dem Studium als Lehrer in Sachsen arbeiten zu können. Schließlich gehen rund drei viertel aller sächsischen Lehrer bis 2030 in den ruhestand und nachfolger werden gebraucht. verrät, welche Schularten besonders gebraucht werden und wo man in Sachsen Lehramt studieren kann.

TU Dresden

Grundschule, 8 SemesterMittelschule, 9 SemesterBerufsbildende Schulen, 10 SemesterGymnasien, 10 Semester

Fragen und Antworten zum Studium:

Zentrale Studienberatung DresdenMommsenstraße 701069 Dresden Tel.: +49 351 463-36063Fax: +49 351 [email protected]

Universität Leipzig

Grundschule, 8 SemesterMittelschule, 9 SemesterSonderpädagogik / Förderschule, 10 SemesterGymnasien, 10 Semester

Fragen und Antworten zum Studium:

Zentrale Studienberatung LeipzigGoethestraße 604109 LeipzigTel.: +49 341 97-32044Fax: +49 341 [email protected]

TU Chemnitz

ab Wintersemester 2013 / 2014: Grundschule, 8 Semester

Fragen und Antworten zum Studium:

Straße der Nationen 6209107 ChemnitzTel.: +49 371 531 - 55555Fax: +49 371 531 - [email protected]

Veränderungen  des  Studienangebots sind  denkbar.  Bewerber  sollten  sich auch  direkt  bei  der  Universität  infor-mieren.

Hier kann man Lehramt studieren

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i n t e r v i e wr e p o r ta g e

Gebraucht werden:

 Grundschullehrer in allen Fächern Mittelschullehrer insbesondere in denFächern: Englisch, Mathematik, Deutsch, Französisch als zweite Fremd-sprache, Naturwissenschaften und WTH (Wirtschaft, Technik, Haushalt / Soziales) 

 Gymnasiallehrer insbesondere inden Fächern: Englisch, Mathematik, Französisch, Deutsch und Naturwis-senschaften

 Förderschullehrer insbesondere mit denSchwerpunkten: emotionale und soziale Entwicklung und Lernen

Auch  für  berufsbildende  Schulen  werden sich  in  den kommenden  Jahren  die Mög-lichkeiten verbessern, insbesondere für die Fachrichtung Metall- und Elektrotechnik.

Als Orientierung gilt:

 Mindestens ein Fach mit hohem Stundenanteil sollte gewählt werden.

 Die Wahl von Fächern unterschiedlicherFächergruppen ist vorteilhafter als artverwandte Fächer. 

 Die Wahl von drei Fächern (zum Bei-spiel ein stundentafelintensives Fach, zwei Einstundenfächer) sollte durch den Studierenden geprüft werden, um die Einsatzbreite auch an nur einer Schule zu gewährleisten.

Hilfreiche Links:

 Eignungstest für alle Lehramtsstudien-bewerber: www.cct-germany.de

 Selbsterkundungsverfahren: www.dbb.de/events/projekte/potsda-mer-lehrerstudie.html

Empfehlungen

für Interessenten

Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden

Fragen und Antworten zum Studium:

Postfach 120 03901001 DresdenTel.: +49 351 4923 - 617Fax: +49 351 4923 - [email protected]

Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig

Fragen und Antworten zum Studium:

Postfach 100 80904008 LeipzigTel.: +49 341 21 44 - 55Fax: +49 341 21 44 - [email protected]

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2 / 201210

Armin Bartz Schulleiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Wilthen

»Ich habe die Entscheidung, Lehrer zu werden, nie bereut. Von der ersten Stunde an trete ich gern vor die Kinder und das mache ich  heute  noch  mit  genauso  viel  Herzblut  wie  vor  30  Jahren.« Armin Bartz ist Schulleiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Wilthen.  Sein  Lehrerberuf  ist  Berufung.  Als  Mathematik-  und Physiklehrer ist sein Enthusiasmus auch die beste Voraussetzung. Seit 1995 unterrichtet er ausschließlich Mathematik, seine »fach-liche Schokoladenseite«, wie er selbst sagt. Mathematik geht für ihn dabei über den Satz des Pythagoras oder Kurvendiskussionen hinaus. »Das Entscheidende ist für mich, dass dort Dinge ausge-bildet werden, die jeder im Leben braucht: logisches Denken, sich Problemen zu stellen und nicht davonzulaufen, aber auch Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.« Das Wesentliche am Lehrerberuf ist für Armin Bartz die bewusste Entscheidung, immer mit  jungen Menschen  zusammenzuarbeiten. »Ich versu-che als älter werdender Lehrer,  im Herzen jung zu bleiben und mir das Verständnis für die Jugend zu bewahren.«

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2 / 2012 11

B e r i c h t

Ines  Müller  hat  vorausschauend  gehandelt.  Seit  2011  fungiert die 42-jährige Englisch- und Russischlehrerin als stellvertreten-de  Schulleiterin  des  Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasiums Kamenz.  Doch  schon  ab  dem  Schuljahr  2009 / 10  besuchte  sie zwei Module der ersten Phase des Qualifikationsprogramms für Schulleiter und stellvertretende Schulleiter in Sachsen. »Da wuss-te ich noch nicht, ob ich die Stelle in Kamenz bekommen wür-de. Doch  ich plante  schon  länger,  stellvertretende Schulleiterin zu werden. Deshalb bin  ich  so  früh  in den Kurs eingestiegen«, sagt  Ines Müller. Damals absolvierte sie zwei Module der Ori-entierungsphase, »Self-Assessment Kompetenzprofil« und »Eine Schule  führen  und  managen«.  »Das  Self-Assessment  half  mir, mein  professionelles  Selbstbild  aus  einer  neuen  Perspektive  zu beleuchten und herauszufinden, inwieweit ich als Führungskraft geeignet bin«, resümiert sie heute. 

Für  Sibylle  Engelke, Abteilungsleiterin  für Lehrerbildung,  Weiter-bildung und lebenslan-ges Lernen am SBI, hat die Orientierungsphase damit  bei  Ines  Müller ihren  Zweck  erfüllt: »Die  erste  und  zweite Phase  der  Qualifizie-rung  dienen  unter  an-derem  dazu,  den  inte-ressierten  Kollegen  zu verdeutlichen,  was  auf 

sie  als  schulische Führungskraft  zukommt. Manche  stellen da-nach fest: Das ist doch nichts für mich.« Denn als Lehrer ist man gleichwertiger Teil  eines Kollegiums. Als  Schulleiter weist man an, muss auch unpopuläre Entscheidungen treffen. Das kann ein-sam machen. Ines Müller, die am SBI und als Prozessmoderato-rin bei der Sächsischen Bildungsagentur (SBA) tätig gewesen war, hat mit diesen Erfahrungen bewusst entschieden,  sich als  stell-vertretende  Schulleiterin  zu  bewerben.  Sie  hielt  auch  nach  den ersten beiden Phasen der Qualifizierung daran fest. Sie hat drei Module der zweiten Phase abgeschlossen und begann im Novem-ber 2011 mit der dritten Phase, der amtseinführenden Qualifi-zierung. Diese begleitet frischgebackene Schulleiter und Stellver-treter in den ersten zweieinhalb Jahren ihrer Tätigkeit. Das erste 

von  fünf  Pflichtmodu-len  liegt  hinter  Ines Müller: »Schulleiter als Führungskraft«.  Nun wartet  das  nächste, »Personalführung«. Außerdem  wird  die Pädagogin  in  dieser Ausbildungsphase  ein Projekt  leiten und prä-sentieren.  »Mein  Pro-jektthema soll auf jeden Fall  mit  Schulentwick-lung  zu  tun  haben.« Ein weiterer Baustein der amtseinführenden Qualifizierung, das Hospitationspraktikum, wird Ines Müller erlassen, weil sie aus ihrer Zeit bei SBI und SBA gleichwertige Erfahrungen vorweisen kann. 

Das Qualifizierungsprogramm für Schulleiter und Stellvertreter – es gibt ein ähnliches für weitere Funktionsstellen wie Fachleiter und Oberstufenberater – ist relativ neu. »Früher wurden Schul-leiter auch fortgebildet, aber weniger systematisch als heute. Es gab keinen Lehrgang, der sie in der ersten Zeit ihrer neuen Auf-gabe  begleitete«,  kommentiert  Sibylle  Engelke.  »Wir  möchten aber Kollegen gewinnen, die  sich  einer  solchen Verantwortung stellen, und sie nicht unvorbereitet in ihre anspruchsvolle Funk-tion  schicken.  Denn  das  Aufgabenspektrum  eines  Schulleiters wächst weiter.« Deshalb ist der Lehrgang für die Führungskräfte verpflichtend. Jenseits von Stress und Pflicht schätzt Ines Müller es,  sich  in  ihrer  rund  20-köpfigen  Seminargruppe  austauschen zu können: »Da ich noch nicht lange stellvertretende Schulleite-rin bin, muss ich auf vielen Gebieten erst Erfahrungen sammeln, zum Beispiel, wie man die Aufgaben  innerhalb der erweiterten Schulleitung  am  besten  verteilt.  Die  Tipps  der  Seminargruppe haben mir dabei sehr geholfen.«

Lernen, eine Schule zu führen

Der Freistaat Sachsen will Lehrer und Lehrerinnen dazu ermutigen, Führungsverantwortung zu übernehmen.

wer sich dafür entscheidet, wird nicht alleingelassen: Bereits zum dritten Mal läuft der mehrjährige Lehrgang

zur Qualifizierung von Schulleitern und stellvertretenden Schulleitern, den das Sächsische Bildungsinstitut (SBi)

anbietet. im unterschied zu früheren Kursen begleitet dieser frisch berufene Schulleiter und Stellvertreter bei

ihren ersten Schritten in das neue amt, bietet austausch mit Kollegen, die sich derselben herausforderung stel-

len, und hilft ihnen, praxisprobleme zu lösen.

von Beate dIederIcHS,  - redaktIon

Materialien und weitere Informationen zu Qualifizierungsmöglich-keiten schulischer Führungskräfte in Sachsen finden Sie unter:www.sachsen-macht-schule.de/schule/10496.htm

Ines Müller, Gotthold-Ephraim-Lessing-

Gymnasium Kamenz

Sibylle Engelke, SBI

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2 / 201212

Jens PeterLehrer an der Mittelschule Dippoldiswalde

Die Einladung zu einer Hochzeit erfüllt Jens Peter beruflich mit Stolz. Denn Jens Peter ist Lehrer und die Einladung kommt von einem ehemaligen Schüler. »So etwas zeigt mir immer, dass ich nicht nur Fachvermittler bin, sondern ihnen auch etwas für das Leben mitgebe.« An der Mittelschule Dippoldiswalde unterrich-tet der 44-Jährige Informatik und Technik / Computer. Er fährt jeden Tag gern zur Schule. Für die Schüler sei er wohl der »höflich Korrekte«. Doch für etwas mehr als nur korrekt halten sie den engagierten Frühaufsteher schon: Immerhin wurde er auch dieses Jahr von der Schülerschaft zum Vertrauenslehrer gewählt. »Ich hoffe, dass ich für die Schüler ein Lehrer bin, der respektvoll und fair mit ihnen umgeht und auch bei Problemen ein offenes Ohr hat.« Aber er stellt im Unterricht auch klare Anforderungen an seine Schüler. Dabei vergisst er nie, dass er nicht nur Pauker, son-dern Mensch für die Schüler sein möchte. »Man muss mindes-tens einmal in jeder Unterrichtsstunde mit den Kindern herzhaft lachen können.«

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2 / 2012 133

p r o t o Ko L L e

Kerstin Scheffler

»Ich bin Deutschlehrerin und  seit Ende August  2003  in Geor-gien. Viel wusste  ich nicht über das Land, aber  ich wollte den Neuanfang  wagen.  Natürlich  war  es  für  mich  zunächst  ein Sprung ins kalte Wasser, ein Abenteuer. Ein fremdes Land, eine fremde Kultur, ein mir unbekanntes Schulsystem, neue Schüler. Erwartungen hatte ich eigentlich keine, ich wollte mich einfach offen den neuen Herausforderungen stellen und den georgischen Schülern eine gute Lehrerin sein. Von Anfang an hatte  ich das Gefühl, ein willkommener Gast zu sein. Mich überraschten die Anstrengungsbereitschaft  der  Schüler  und  ihre hohe  Sprachbe-gabung. Schule in Deutschland und in Georgien zu vergleichen, ist schwierig. Georgien ist ein Land im Umbruch, ständige Ver-änderungen sind an der Tagesordnung, auch im Bildungsbereich. Manchmal  funktionieren  Ideen noch nicht  ganz  in der Umset-zung. Fachkabinette wie in Deutschland gibt es nicht, mit Strom-ausfällen muss immer gerechnet werden und im Winter ist es oft kalt. Bewundernswert ist die Gelassenheit, mit der die Lehrkräf-te damit umgehen. Oft geben sie nach dem Schulunterricht noch Privatunterricht, der die eigentliche Einnahmequelle ausmacht. Mein persönliches Fazit: Ich habe zu keiner Zeit meine Entschei-dung  für  einen  Auslandseinsatz  bereut.  Man  bekommt  einen anderen  Blick  auf  viele  Dinge,  lernt  scheinbare  Normalitäten schätzen. Auch die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sind vielschichtig, wenn man Engagement, Kreativität,  hohe Belast-barkeit und eine gewisse Portion Mut mitbringt.«

Heike und Uwe Loitsch

»Für uns sächsische Lehrer mit DDR-Vergangenheit gibt es einen großen  Nachholbedarf  beim  Kennenlernen  der  Welt.  Und  das geht nun mal am besten durch Arbeit dort. Persönlich habe ich die Türkei,  ihr  Schulsystem und  sehr  viele Menschen mit  zwei Kulturen,  (mindestens)  zwei  Sprachen  und  großer  Fachkompe-tenz  kennengelernt.  Meine  alte  und  meine  jetzige  Schule  sind ähnlich in der Größe. Aber hier werden zu 80 Prozent türkische Schüler  unterrichtet  und  zum  Abitur  geführt,  unsere  Heimat-schule hat fast keine Ausländer. Ich habe ein neues Bewusstsein für die deutsche Sprache und ihre Entwicklung bekommen. Die Vorstellungen  darüber,  was  Kunst  ist,  kann  und  soll  und  wie man Kunst lehrt, unterscheiden sich in beiden Kulturen enorm. Das ist natürlich bereichernd, aber auch konfliktreich. Ich habe gemerkt, dass meine vormalige Skepsis, das eigene fach-liche und methodische Potenzial betreffend, völlig unnötig war. Vor sechs Jahren, als mein Mann (er unterrichtet ebenfalls hier) und ich nach Istanbul kamen, waren meine größten Befürchtun-gen, in dieser Megacity zurechtzukommen und mich nicht in der Schule zu blamieren. Denn wer daran scheitert, kommt auch mit allem anderen nicht klar und wird bald wieder nach Hause wol-len. Dank der Unterstützung von Familie und Freunden hat bei-des funktioniert.«

Lehren im Ausland

Das arbeiten an fremden Schulen im ausland birgt viele chancen, aber auch große herausforderungen.

circa 1.000 sächsische Lehrer haben den Schritt schon gewagt. Drei von ihnen berichten für von

ihren erlebnissen.

von anne lIeBeck,  - redaktIon

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2 / 201214

Martina GemeinerLehrerin am Förderzentrum »Käthe Kollwitz« Freiberg

»FRAU GEMEINER!!!« ruft es von einer Ecke des Supermarktes zur anderen. Martina Gemeiner  lacht, wenn sie davon erzählt, wie ihre Schüler ihr manchmal in freier Wildbahn begegnen. Seit gut 15 Jahren arbeitet sie am Förderzentrum »Käthe Kollwitz« Freiberg mit Kindern von der ersten bis zur zehnten Klasse. Der Unterricht  verlangt  ihr  dabei  jede  Minute  ihre  ungeteilte  Auf-merksamkeit ab. »Unsere Kinder zeigen sehr viel Gefühl und sind sensibler als andere Schüler. Den Umgang mit den Kindern und den Lehrerberuf  an  sich«,  sagt  sie,  »muss man  im Blut  haben, mehr noch, ihn leben. In ihrem Arbeitsalltag versucht sie für sich die richtige Mischung aus Konsequenz und Nähe zu finden. »Auf der  einen  Seite  muss  ich  schon  streng  sein,  aber  auch  mal  ein  Belohnungs-Eis  für  die  Klasse  muss  drin  sein.«  Private  Sorgen und schulische Probleme versucht sie so gut wie möglich vonein-ander zu trennen. So strikt jedoch, dass sich die Vollblutlehrerin in  ihr nicht über  ein  liebes »FRAU GEMEINER!!!«  im Super-markt freuen würde, ist diese Trennung natürlich nicht. 

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2 / 2012 15

pa n o r a M a

ausstellung »Bildung für nachhaltige entwicklung«Im September widmet sich eine ausstellung projekten von Schulen, kinder-tageseinrichtungen  und  außerschulischen  Bildungsträgern,  die  sich  dem  thema lebenslanges lernen widmen. »Bildung für nachhaltige entwicklung«, u. a. veranstaltet vom Sächsischen Staatsministerium  für kultus,  soll vielfäl-tige  Initiativen zur nachhaltigen entwicklung  in Sachsen bekannt machen. die ausstellung eröffnet am 03.09.2012 um 20 Uhr mit  einer  lesung von valentin thurn zum thema »‚die essensvernichter‘ – warum die Hälfte aller lebensmittel  im Müll  landet  und  wer  dafür  verantwortlich  ist«.  veranstal-tungsort ist die Haupt- und Musikbibliothek. ausführliche Informationen gibt es unter www.dresdner-agenda21.de.

IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden | Redaktion: Peggy Darius (V. i. S. d. P. ), Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: [email protected]; Peggy Darius, SMK; Peter Stawowy, Anikó Töppel, stawowy media |Mitarbeit in dieser Ausgabe: Anne Liebeck, Beate Diederichs, Stephanie Teistler | Fotos: Mike Hillebrand, Ronald Bonß (S. 3), LernStattMuseum (S. 15) | Gestaltung: stawowy media |Auflage: 40.000 Exemplare | Druck: Druckerei Vetters GmbH & Co. KG | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staats-regierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.

Sie können kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an [email protected]. Ansprechpartner für ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der ist das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: [email protected] (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).

umwelterziehung einmal anders – Klimaexpedition in sächsischen Schulen»einen tag auf klimaexpedition gehen« – dieses besondere projekt wird vom Bonner verein Germanwatch für klassen ab der fünften Jahrgangsstufe ange-boten. 20 Schulen können in den Zeiträumen vom 17.09. bis 28.09. und vom 05.11. bis 16.11.2012 teilnehmen. In jeweils zwei lerngruppen nacheinander werden sie in ca. 90-minütigen Unterrichtssequenzen durch die projekte geführt. dort setzen sich die Schüler mit spannenden Fragen wie dem Unterschied zwischen wetter und klima auseinander und lernen z. B. die Ursachen und auswirkungen des klimawandels kennen. Im projekt erfahren sie, wie sich das menschliche Handeln auf die erde auswirkt. Gleichzeitig werden sie  für die konsequenzen  ihres eigenen Handelns  sensibilisiert und erfahren etwas über  konkrete Handlungsmöglichkeiten, um die Folgen des klimawandels zu vermindern.Informationen zum projekt erhalten Sie hier: http://germanwatch.org/de. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte [email protected] unter angabe von Infos zu Schule, thematischem Zusammenhang zum Unterricht, ansprechpartner, welche lerngruppen vorgesehen sind und – wenn vorhanden – einem konkreten wunschtermin.

einsendeschluss »pegasus« und »LernStadtMuseum«»pegasus ist Unterricht am denkmal, mit dem denkmal und für das denkmal« – seit 1995 motiviert das projekt Schüler zur auseinandersetzung mit einem denkmal. Zu gewinnen gibt es für acht projekte jeweils bis zu 500 euro, so-wie Unterstützung bei der veröffentlichung. »lernStadtMuseum in Sachsen – Schüler entdecken Museen« sucht nach projekten, die schulisches und erleb-nisorientiertes lernen in einem Museum verbinden. Besonders soll damit die Zusammenarbeit  von  leistungsstarken  und  -schwachen  kindern  unterstützt werden. 

einsendeschluss für die projekte ist der 06.07.2012. 

Informationen  gibt  es  unter:  www.sachsen-macht-schule.de/pegasus  und www.sachsen-macht-schule.de/lernstadtmuseum.

Das politische Berlin erleben

durch  den  Bundesrat  werden  Informationsfahrten  nach  Berlin  gefördert. Schülerinnen  und  Schüler  können  jedes  Jahr  im  rahmen  der  politischen Bildung den Bundesrat  in Berlin besuchen. der Bundesrat gewährt diesen Schüler-  und  auszubildendengruppen  unter  bestimmten  voraussetzungen auch Zuschüsse zu den Fahrtkosten. die anmeldung und antragstellung auf Fahrkostenzuschüsse erfolgt für das Jahr 2013 vom 11. bis 24. September 2012 im elektronischen verfahren im Internet unter www.bundesrat.de.

Bei interesse können Sie dazu das informationsblatt anfor-dern unter: vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund, annett regelski, Brüderstraße 11/12, 10178 Berlin, tel.: 030-20606411 oder unter [email protected]

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Wer sich für ein Lehramtsstudium in den benötigten Schularten mit den richtigen Fächern entscheidet, hat beste Aussichten, danach als Lehrerin oder Lehrer in Sachsen zu arbeiten. Ob an Grundschulen, Mittelschulen, Förderschulen, Gymnasien oder berufsbildenden Schulen – Lehrer gestalten die Zukunft des Freistaats.

Mehr Informationen zum Studium unter www.lehrer-werden-in-sachsen.de

Wir brauchen Dich! Lehrer werden in Sachsen