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ULLI EIKE LENA STERN: THANATOS

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ULLI EIKE

LENA STERN:THANATOS

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PROLOG (SONNTAG, 4. MAI)

Es hatte geregnet. Der Geruch des nass glänzendenAsphalts verband sich mit dem Duft des feuchten Laubsder Bäume drüben auf dem Platz und waberte in süß-lichen Schwaden durch die Straßen der Nordstadt. Ausder Ferne drang pulsierendes Zischen an ihr Ohr, wenndie Autos auf der nahe gelegenen Durchgangsstraßedurch die flachen Pfützen rollten.

Oksana drückte sich tiefer in den dunklen Hauseingang.Die beiden Alten, vermutlich Rentner, schlurften langsaman ihr vorbei und warfen ihr im Vorübergehen einenkurzen, scheuen Blick zu. Eher neugierig als verächtlichstellte Oksana fest. Und ein seltsames Gefühl, man könntees Dankbarkeit nennen, machte sich für einen kurzenMoment bemerkbar. Ihr Leben bestand inzwischen nurnoch aus diesen kurzen Momenten, in denen sie so etwaswie Freude empfand. Dazwischen lagen lange Streckender Dunkelheit und der Traurigkeit, die sie, so gut es ging,aus ihrem Gedächtnis zu löschen versuchte.

Es war nicht ihre Schuld gewesen, dass sie sich hier inder dunklen Seitenstraße herumdrücken und lüsternenFreiern zum Kauf anbieten musste. Sie hatte versucht, ausdem kleinen armen Dorf in Weißrussland fortzukommenund in der Fremde Geld für ihre Familie, für die Groß-eltern, für ihre kleinen Brüder und Schwestern zu ver-dienen. Das Angebot, mit dem Bus und einem Dutzendanderer Mädchen in den Westen zu reisen, um dort alsZimmermädchen oder Küchenhilfe in Hotels zu arbeiten,hatte verlockend und vielversprechend geklungen.

Sie hatte nie eines dieser Hotels von innen gesehen.Kaum angekommen hatte man ihr alles weggenommen,sie geschlagen, vergewaltigt und gezwungen, die Reise-kosten, die sich im Nachhinein als gewaltig herausgestellt

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hatten, abzuarbeiten. Nicht in einem Hotel, sondern aufder Straße. Sie hatte am Anfang darüber nachgedacht, vorihren Peinigern zu fliehen. Zwei andere Mädchen hattenes vor ihr versucht. Eines der Mädchen hatten sie wiedereingefangen. Sie war für Wochen in einem kleinenZimmer verschwunden und man hatte sie hin und wiedervor Schmerzen schreien und in den ruhigen Stundenimmer wieder wimmern hören. Als sie wieder aus demZimmer freigelassen wurde, war sie tot gewesen. Nichtwirklich tot, aber jedes Leben war aus ihrem Gesicht, ausihren Augen verschwunden.

Das andere Mädchen hatte sie nicht wiedergesehen. Viel-leicht war es ihm gelungen zu entkommen, vielleichthatten die Männer es getötet. Das Schicksal der Frauspielte für das Ergebnis keine Rolle. Einen Monat später,beim nächsten Transport, hatten die Männer die jüngereSchwester der Frau mitgebracht. Das Mädchen musstenun die Schulden der Älteren abarbeiten. Und ihre eige-nen Reisekosten selbstverständlich auch.

Danach hatte Oksana jeden Gedanken an Flucht aufgege-ben. Zu schrecklich war die Vorstellung, dass dann Ninaoder Irina, ihre jüngeren Schwestern, für ihre Tat büßenmussten.

An der Straßenecke leuchteten Scheinwerfer auf. EinWagen bog in die kleine Seitenstraße ein. An der Art, wieder Wagen fuhr, langsam, als befände er sich auf derSuche nach einer bestimmten Hausnummer, erkannteOksana, dass hier ein Freier im Anrollen war. Ein Freieroder eine Zivilstreife der Polizei.

Seit die gesamte Innenstadt zum Sperrbezirk erklärtworden war, war ihre Arbeit schwieriger geworden.Schwieriger und gefährlicher. Denn die Sicherheit, die ihrfrüher auf dem offiziellen Straßenstrich die anderenHuren und die Mitarbeiter der Hilfsorganisation boten,fehlte nun. Wehmütig dachte sie an das kleine Büro indem grauen, verbeulten Container, in dem man immereinen heißen Kaffee, ein Kondom oder einen Schwanger-schaftstest bekommen konnte.

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Als der Wagen näherkam, schob sie ein Bein vor, sodasses vom Lichtkegel der nächsten Straßenlaterne erfasstwurde. Netzstümpfe und Overknees ließen keinen Zweifeldaran, welchem Gewerbe sie nachging. Die Männerfanden problemlos zu ihr. Wie die Bienen zum Honigtopf.

Der Wagen verlangsamte und hielt schließlich an. Sie trataus dem Hauseingang und ging langsam mit wiegendenHüften auf das Fahrzeug zu. Sie beugte sich vor und ach-tete darauf, dass ihre üppigen Brüste gut durch das Seiten-fenster zu sehen waren. Dass sie selbst den Fahrer nur vonseinem Oberkörper abwärts sehen konnte, spielte fürOksana keine Rolle mehr. Ihr war es egal, wie die Männeraussahen, die sie benutzten. Sie alle wussten genau, dassdie wenigsten Huren, die sich hier auf der Straße für einpaar Euro verkauften, dies aus freien Stücken taten. Aberes interessierte niemanden. Weder die widerlichen Kerlein den Fahrzeugen noch die Mitglieder der besserenGesellschaft, die die Nase über Oksana rümpften und siewie Ungeziefer behandelten.

»Zwanzig für Blasen mit Gummi«, stotterte sie in gebro-chenem Deutsch ihren Standardtext, als sich das Seiten-fenster auf der Beifahrerseite zu senken begann. »Dreißigfür alles.«

Sie sah, wie er seinen Arm ausstreckte und nach demHebel griff, um die Beifahrertür zu öffnen. Sie verstand dieAufforderung, zog die Tür auf und ließ sich in den Bei-fahrersitz fallen.

»Wir fahren aus der Stadt raus. In den Park. Einverstan-den?« Seine Stimme war tief und klang heiser, als käme sieaus einem anderen Raum.

»Dann vierzig. Du zahlen vorher.«»Dreißig. Keinen Cent mehr.«Oksana nickte gleichgültig. Es hatte keinen Sinn, zu ver-

handeln. Er allein bestimmte den Preis.Seit die Straßenprostitution im Stadtgebiet verboten war

und es kaum sichtgeschützte Bereiche gab, verlangtenimmer mehr Freier von den Huren, dass sie eine längereAutofahrt in Kauf nahmen. Einige lehnten ab, aber diemeisten, die wie sie selbst gezwungen waren, möglichst

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viel Geld anzuschaffen, ließen sich darauf ein. Dummer-weise ging die Zeit so für andere Kunden verloren, sodassihr eigener Verdienst immer geringer wurde und sieimmer öfter und länger auf der Straße stehen musste. IhrLeben führte in einer immer enger werdenden, sich immerschneller drehenden Spirale unaufhörlich in den Abgrund.Auch sie selbst war schon tot. Sie hatte es nur noch nichtrichtig akzeptiert.

Sie nahm die zwei Scheine, die er ihr reichte, und stopftesie hastig in ihre schwarze Handtasche in Krokooptik. Siehatte ihren Kunden bislang kaum angesehen und bis aufdie kurzen geschäftlichen Floskeln auch noch nichtsgesagt. Ihr Deutsch war miserabel. Außer den Worten, diesie für ihre Arbeit benötigte, wie Ficken, Blasen undGummi sprach sie kaum einen Brocken.

Ihr Begleiter schien ebenfalls nicht an überflüssiger Kon-versation interessiert. Während er den Wagen schweigendund konzentriert durch die Nacht lenkte, musterte sie nunscheu sein Profil. Seine Augen blickten unverwandtgeradeaus. Er schien nicht einmal zu blinzeln. Sie sah denGlanz auf seinen Pupillen. Er wirkte ungewöhnlich kalt.Seine Lippen hielt er unverwandt aufeinandergepresst,sodass sein Mund nur eine dünne Linie bildete. HarteLippen, die sich nicht einmal zum Atemholen teilten.Inzwischen machte sie sein Schweigen nervös. Nur ruhig,es wird schon alles gut gehen, so wie immer, redete siesich stumm ein.Er sah nicht unsympathisch aus, wirkte kultiviert undseriös. Seine Hände, die sicher auf dem Lenkrad ruhten,waren sauber und gepflegt. Es waren wohlgeformte aberdoch kräftige Hände, die fest zupacken konnten, wenn esnötig war. Oksana war es gewohnt, grob behandelt zuwerden. Sie spürte die gierigen, klammernden Griffeschon lange nicht mehr. Aber diese Hände würden nichtklammern. Sie hatte genug Männer gesehen, genugMänner gehabt, um zu wissen, dass dieser Mann ihr aufsubtilere Weise Schmerzen zufügen würde, wenn erdarauf aus war. Dieser Mann hatte es sicher nicht nötig,

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sich seine Befriedigung regelmäßig auf dem Strich zusuchen. Aber Männer brauchten eben die Abwechslung.

Sie fuhren jetzt durch ein kleines Waldgebiet, das dieInnenstadt von den Vororten trennte. Hier gab es kleineParkplätze und stille Waldwege, auf denen sie, vor neu-gierigen Blicken geschützt, ihrer Arbeit nachgehen konnte.Auch hier bestand jedoch immer die Gefahr, von einerPolizeistreife entdeckt und überprüft zu werden.

Sie waren nun bereits an zwei guten, bewährten Plätzenvorübergefahren, an denen aber leider schon andere Fahr-zeuge parkten. Andere Freier, andere Huren. Sie wundertesich, dass ihr Fahrer schon bald danach den Blinker setzteund in eine kleine Parkbucht direkt an der Straße abbog.Sie hätte ihn nicht für so ungeduldig, für diskreter, fürvorsichtiger gehalten.

Als er den Motor abstellte, begann sie automatisch, ihrBustier aus rotem Kunstleder aufzuknöpfen. Obwohl esnicht unbedingt zum Standard gehörte, verlangte dochfast jeder ihrer Kunden, dass sie ihre schweren Brüste ent-blößte. Schließlich waren die nicht selten die ausschlag-gebenden Argumente für die Freier, sie als Objekt ihrerGelüste zu wählen.

Ihre Zuhälter hatten ihr sogar eine Operation bezahlt, umsie noch größer zu machen. Die Narben waren noch frischund hässlich, aber man sah sie kaum, wenn sie sich vorn-überbeugte, so wie es meist und auch jetzt wieder von ihrverlangt wurde.

Oksana nestelte noch an seiner Gürtelschnalle underschrak, als sie unvermittelt einen kleinen Stich imNacken spürte. Hastig drehte sie sich zur Seite, um demSchmerz auszuweichen und warf dann den Kopf herum.

»Au. Was ...?«Sie sah in seine Augen. Es waren kalte, mitleidlose

Augen. Das sah sie jetzt. Jetzt, als es längst zu spät war.Für drei endlos scheinende Sekunden sagte keiner vonbeiden ein Wort. Dann sprang Oksana die Angst an wieein wildes Tier und schlug die Klauen in ihre Eingeweide.Ihre Finger suchten im Dunklen hastig nach der Verriege-lung der Beifahrertür.

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Raus, dachte sie. Nur weg. Sie stieß die Tür auf undwollte sich kopfüber hinausstürzen.

Verdammt, der Sicherheitsgurt hielt sie zurück. Wiedersuchten ihre Hände fieberhaft. Aber noch bevor sie denSchließmechanismus fand, fing die Welt an, sich um sie zudrehen. Und eine Sekunde später fiel sie in tiefe Dunkel-heit.

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DIENSTAG, 6. MAI

Ich bin wieder hierin meinem Revier

war nie wirklich weghab mich nur versteckt.

Die Musik drang durch die winzigen Kopfhörer direkt in

Lenas Ohr und von dort ohne Umwege in Hirn und Herz.Lena hatte Westernhagens Lied immer als eine Ode an denPott begriffen. Es gab nur ein Revier. Das Revier.

Lena fühlte, wie der Klang der rauen Stimme wie einreinigender Schauer durch ihren Körper rann. Musik warschon immer ihre Zuflucht, die Erlösung von den Qualendes Lebens gewesen. Sie legte den Kopf gegen die Scheibeund die bislang sanften Vibrationen wurden augenblick-lich stärker.

Vorsichtig öffnete sie die Augen einen Spalt weit. DasGeflecht der glänzenden Schienen draußen vor dem Fens-ter wurde dichter. Immer kürzer wurden die Abständezwischen dem Rattern, das ertönte, wenn die Räder derWaggons über die Unebenheiten der Weichen rollten.Dann verschwand das Geräusch ganz unvermittelt, umschon ein paar Sekunden später mit unverminderter Kraftwieder einzusetzen. Sie gelangte an ihr Ziel. Es war nichtmehr zu ändern. Nichts, was einmal geschehen war,konnte noch geändert werden.

»Meine Damen und Herren. In wenigen Minuten erreichenwir Dortmund Hauptbahnhof. Sie erreichen dort alle vorgese-henen Anschlusszüge. Wir wünschen Ihnen noch einenangenehmen Tag.« Die freundliche Stimme wiederholte dieAnsage auf Englisch und verstummte dann so unvermit-telt, wie sie eingesetzt hatte.

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Lena öffnete ihre Augen jetzt ganz. Sie war völlig wach.Sie war die ganze Zeit über wach gewesen, aber bislanghatte ihre Umwelt ihr erlaubt, sie zu ignorieren. Geschütztdurch eine überdimensionale Sonnenbrille, die fast dieHälfte ihres schmalen Gesichts verdeckte, musterte sie nunerstmals die Mitreisenden, die im Laufe der letzten Stundeauf den Sitzen um sie herum Platz genommen hatten.

Den Fensterplatz ihr gegenüber hatte ein Mann ingrauem Anzug und weißem Hemd besetzt. Seine Beineklemmten einen edel aussehenden Aktenkoffer ein.Schwarzes Leder mit goldenen Schlössern. Die Gepäckab-lage über ihm war leer. Vielleicht schien dem Mann derInhalt des Koffers zu wichtig, um ihn auch nur für einenMoment aus den Händen zu geben. Die Hände. Feinglied-rig, schlank, fast weiblich. Lena sah eine blasse Stelle. Erhatte noch vor kurzer Zeit einen Ring am Finger der rech-ten Hand getragen. Wie lange war es her, dass er ihnabgelegt hatte? Wochen? Ein paar Tage? Oder sogar erst,nachdem er heute früh das Haus verlassen hatte?

Sie ließ ihren Blick nach oben wandern, hinweg über diedezent graublau gemusterte Krawatte. Sie entdeckte einenFleck. Eingetrocknetes Eigelb offenbar. Fehlte da schonlänger ein wachsames Auge, das sein Äußeres kontrol-lierte, bevor er das Haus verließ, um seinem Job nachzu-gehen? Sie tippte auf ein paar Tage ohne Ring. Frischgetrennt und auf dem Weg, um ein wichtiges Geschäft zuerledigen. Um einen Anwaltstermin wahrzunehmenwomöglich.

Er starrte mit ausdruckslosem Gesicht aus dem Fenster.Lena konzentrierte sich für ein paar Sekunden auf seineLippen. Er hielt sie fest aufeinandergepresst, als wolle erjede verräterische Regung unterdrücken. Aber hin undwieder zeigte sich ein kleines verräterisches Zucken imMundwinkel. Was immer das Ziel seiner Reise war, er sahnicht besonders glücklich darüber aus, es bald zu errei-chen.

Lena entließ den Fremden aus ihren Gedanken und warfeinen Blick aus den Augenwinkeln auf den Fahrgast zuihrer Rechten. Ohne den Kopf zu drehen, konnte sie nur

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lange dünne Beine sehen, die in schwarzen Röhrenjeanssteckten, und große Füße in weißen Basketballstiefeln mitroten Sternen auf den Knöchelpolstern. Ein junger Kerl ingrüner Bomberjacke aus Polyester, dunkelhaarig und mitrecht hübschen Gesichtszügen, erinnerte sie sich. Sie hattedie Details wahrgenommen, als er sich neben sie auf denSitz fallen gelassen und sie für einen kurzen Moment ausihren Wachträumen gerissen hatte.

Instinktiv hatte sie ihre Umhängetasche, einen geräumi-gen Beutel mit breitem Gurt, den sie meist quer über derBrust trug, weg von ihm auf die andere Seite zwischensich und die Außenwand des Waggons gestellt. Miss-trauen gehörte zu ihrem Beruf, ja inzwischen war es schonTeil ihres Lebens. Und ihr wacher Instinkt war eine ihrerbesten Waffen. Der Junge neben ihr ließ ihre Antennenvom ersten Moment an vibrieren. Nicht stark, als hätte sieeine akut drohende Gefahr zu fürchten, aber doch so deut-lich, dass sie die Alarmsignale zur Kenntnis nahm.

In den letzten Minuten hatte der Junge die Beine in denschwarzen Röhren weit ausgestreckt, sodass sich seineFüße jetzt fast schon unter den Sitz ihm gegenüberbefanden. Die kleine Frau, die dort saß, ließ diese Unhöf-lichkeit jedoch unkommentiert und drängte sich nochweiter in der äußeren Ecke ihres Sitzes zusammen. Lenaregistrierte, dass die Fremde ihre Schultern nach vornegeschoben hatte. Als ob sie sich zum Schutz zusammen-rollte, als ob sie Deckung vor etwas suchte, dachte Lena.Den Kopf hielt sie gesenkt und ihre strähnigen graublon-den Haare fielen wie ein Vorhang nach unten und ver-deckten den größten Teil ihres Gesichts. Die Hände, die siein ihrem Schoß ineinander verschlungen hatte, lösten sichin diesem Moment voneinander und ihre Finger zupftenmechanisch an den Ärmeln ihres roten Pullovers.

Lena ahnte, was sich unter diesen Ärmeln verbarg. Schei-ße, dachte sie. Du bist noch nicht einmal richtig angekom-men und bist schon umgeben von kaputten Beziehungen,Jugendkriminalität und häuslicher Gewalt. Ist das hierwirklich der Ort, an dem du von heute an leben möchtest?

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Ich rieche den Dreckund atme tief ein

und dann bin ich mir sicherwieder zu Hause zu sein.

Sie ließ Marius das Lied zu Ende krächzen und stopptedann die Wiedergabe. Sie zog die Knöpfe der Kopfhöreraus den Ohren, wickelte das Kabel um das Abspielgerätund warf beides achtlos in ihre Umhängetasche. Der Zugkroch jetzt nur noch dahin. Vor dem Fenster tauchte dergraue Beton des Bahnsteigs auf und im gleichen Momentbegannen die Bremsen, schrill zu quietschen. Auf demGang schoben sich die ersten Reisenden gemächlich aufden Ausgang zu. Auch der Mann ihr gegenüber erhob sichnun hastig und stolperte mit einer undeutlich gemur-melten Entschuldigung an ihr vorbei.

Mit einem widerwilligen Grunzen zog Schwarze Röhredie Beine ein, um den Mann vorbeizulassen. Die Frau inder Ecke nutzte die Gelegenheit und erhob sich ebenfalls.Sie langte hinauf zur Gepäckablage, auf der sie ihre kleineschwarze Reisetasche deponiert hatte, zuckte dann jedochzusammen und zog die Arme wieder ängstlich an denKörper. Hilfe suchend irrte ihr Blick zu dem Jungen mitder Röhrenjeans, aber der wandte den Kopf ab und sahgespielt unbeteiligt zur Seite.

»Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Lena erhob sich, langtenach der Reisetasche und hob sie mühelos aus der Ablage.Die Frau griff danach und warf Lena einen dankbarenBlick zu. In diesem Moment hielt der Zug mit einemunerwartet heftigen Ruck. Lena und die andere Frau ver-loren beinahe das Gleichgewicht. Geistesgegenwärtigfasste Lena den Arm der Fremden, um sie zu stützen. DieFrau schrie auf und zuckte zurück.

»Tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht wehtun«, murmelteLena und wusste im gleichen Moment, dass sie mit ihrerVermutung bezüglich der Verletzungen an den Armen derFrau recht gehabt hatte.

»Oh, bitte«, flüsterte die Frau hastig. »Es ist doch nichtIhre Schuld. Sie wollten mir doch nur helfen. Ich danke

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Ihnen.« Ihr Blick irrte über den Boden, als hätte sie dortetwas verloren.

Sie will mir nicht in die Augen sehen, dachte Lena. Siehat Angst, dass sie sich verrät, dass ich sie durchschauenkönnte. Es war die traurige Realität, dass Frauen wie dieUnbekannte nicht mehr in der Lage waren, sich selbst ausihrer Lage zu befreien. Lieber verheimlichten sie ihrenZustand und suchten die Schuld daran bei sich selbst.

Lena wandte sich um. Schwarze Röhre war inzwischenebenfalls verschwunden. Sie zog ihren grünen Schalen-koffer aus der Gepäckablage und ließ ihn zu Bodensinken. Dann griff sie nach dem schwarzen Gitarrenkoffer,hob ihn vorsichtig herunter und stellte ihn auf ihren Sitz,wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass er nicht umfallenkonnte.

Einem Impuls folgend griff sie nach ihrer Umhänge-tasche, die noch immer auf dem Sitz in der Ecke stand, öff-nete das große Mittelfach und zog einen kleinen Notiz-block heraus. Sie kritzelte ihre Handynummer auf eineleere Seite, schrieb ihren Namen dazu und riss das Blattmit einem Ruck heraus.

»Hier.« Sie wandte sich um und streckte die Hand mitdem Zettel aus.

Die Frau, die gerade den Gang betreten wollte, schrakzusammen und sah mit ertapptem Gesichtsausdruck überihre Schulter zurück. Misstrauisch beäugte sie den Zettel.

»Ich bin Polizistin«, sagte Lena mit leiser Stimme. »WennSie mal Hilfe brauchen, rufen Sie mich an.« Sie sah denungläubigen Gesichtsausdruck der anderen und versuchteihn zu deuten. »Wahrscheinlich halten Sie mich eher füreine in die Jahre gekommene Tramperin.« Sie grinsteschwach. »Ich komme gerade aus dem Urlaub. Heute istmein erster Tag hier in Dortmund.« Sie hob den Zettel umein paar Zentimeter. »Das ist meine private Handy-nummer. Ich habe noch keine aktuellen Visitenkarten. Siekönnen mich ab heute aber auch über das Polizeipräsi-dium erreichen. Rufen Sie einfach die Zentrale an undlassen sich verbinden.«

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Sie hob noch einmal auffordernd die Hand mit demZettel und endlich griff die Frau zu. Wahrscheinlichwürde sie den Zettel in den nächsten Papierkorb werfen,dachte Lena. Aber immerhin hatte sie wenigstens ver-sucht, der Frau zu helfen.

Sie wandte sich ihrem eigenen Gepäck zu. Als sie einweiteres Mal nach ihrer Umhängetasche griff, bemerktesie, dass der Druckknopf, der die äußere Klappe ver-schloss, nicht eingerastet war. Sie hob die Klappe an undwusste im gleichen Moment schon, was sie erwartete. IhreGeldbörse war verschwunden.

»Du kleines, mieses Arschloch«, fluchte sie gepresst. IhrInstinkt hatte sie nicht getrogen. Schwarze Röhre hatte sieabgezogen. Und er hatte sich dabei recht geschickt ange-stellt. Er musste den kurzen Moment genutzt haben, indem sie der Frau mit der Reisetasche geholfen hatte undbeide Frauen nach oben auf das Gepäckstück geblickthatten. Blitzschnell hatte er zugegriffen und sich dannsofort aus dem Staub gemacht.

Glücklicherweise hatte Lena sich schon vor Jahren ange-wöhnt, Bargeld und Papiere getrennt voneinander aufzu-bewahren. Sie unterzog ihre Tasche einer schnellen Prü-fung. Wie erhofft fand sie beide Innenfächer des geräumi-gen Beutels verschlossen. Sowohl ihre Bank- und Kredit-karten und Ausweispapiere als auch der andere, wesent-lich brisantere Inhalt befanden sich unversehrt an ihremPlatz.

Erleichtert ließ sie die Luft, die sie unwillkürlich angehal-ten hatte, entweichen. »Na warte, Bürschchen«, murmeltesie. »Ich krieg dich. Verlass dich drauf.«

Lena schob ihren Kopf durch den Gurt des Umhängebeu-tels, griff nach ihrer Gitarre und zog den Schalenkoffer aufRollen hinter sich her hinaus auf den Gang, der sich inzwi-schen schon fast geleert hatte.

Sie kletterte hinunter auf den Bahnsteig und sah sichsuchend um. Der Strom von Menschen schob sich auf diebreite Treppe zu, die hinab in die belebte Passage führte,die die Gleise des Hauptbahnhofs von Norden nach Südenunterquerte. Eine lange Passage, die die beiden Teile der

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Innenstadt, die von den Bahngleisen auseinanderdividiertwurden, wieder miteinander verband.

Zwei völlig unterschiedliche Welten, erinnerte sich Lena.Im Süden die City mit den alten Kirchen, den langen Fuß-gängerzonen mit den zahllosen Geschäften und den Bist-ros und Cafés. Im Norden die Halbwelt mit Bordellen,zweifelhaften An- und Verkaufläden und Kneipen, dieman oft schon Spelunken nennen musste. In welche Rich-tung würde sich Schwarze Röhre wenden?

In keine von beiden, beantwortete Lena ihre Frage selbst.Er würde sich bei den Bahnhofstoiletten herumtreiben. ImMilieu der Fixer und Stricher. Röhre war kein Gelegen-heitsdieb, der Junge benutzte die Züge, um seinen Lebens-unterhalt zu verdienen. Er war im Bahnhof zu Hause.

Die Bahnhofstoiletten lagen am Weg zum Taxistand vordem im Süden gelegenen Haupteingang. Sie nutzte dieGelegenheit, auf dem Weg hinaus einen kurzen Blickhinunter in den gefliesten Gang zu werfen. Tatsächlich sahsie den frechen Dieb vor den Türen zu den Toiletten imGespräch mit zwei anderen, ziemlich verwahrlost aus-sehenden jungen Männern. Junkies vermutlich, dachteLena.

Sie richtete den Blick wieder nach vorne, als sie merkte,dass Schwarze Röhre in ihre Richtung sah. Ohne ihrenzielstrebigen Schritt zu verändern, zog sie mit ihremKoffer weiter. Schwarze Röhre sollte ruhig glauben, dasssie den Verlust ihrer Geldbörse noch gar nicht bemerkthatte.

Vor dem Bahnhof blieb sie einen Moment stehen. Sieschloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, umdie Strahlen der Sonne zu spüren und ihren Herzschlagmit den Geräuschen der hektischen Großstadt in Einklangzu bringen. Dann stieß sie mit einem entschlossenenSchnauben den Atem aus und wandte sich nach links, woein paar Dutzend Taxis auf Fahrgäste warteten. Sie steu-erte auf den ersten Wagen in der Reihe zu. Der Fahrer, einGlatzkopf mit Kugelbauch und fulminantem grauenSchnauzbart, hob den Kofferraumdeckel und verstaute

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Koffer und Gitarre. Bevor er zurück hinter das Lenkradklettern konnte, hielt Lena ihn auf.

»Ich brauche noch zwei Minuten.« Sie deutete mit derHand zurück auf das Bahnhofsgebäude. »Ich muss nochschnell etwas erledigen.«

»Hören Sie ...«, begann der Taxifahrer und bewegte sichschon wieder auf den Kofferraum zu. »Dann nehmen Sie...«

Lena ließ ihn nicht ausreden. »Danach fahren wir zumPolizeipräsidium.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich hab dortheute meinen ersten Tag. Die warten schon sehnsüchtigauf mich.« Sie machte ein paar Schritte auf das Bahnhofs-gebäude zu, drehte sich dann aber noch einmal um.»Lassen Sie sich deshalb nicht einfallen, mein Gepäckwieder auszuladen und mit dem nächsten Fahrgast abzu-hauen. Ich habe mir Ihre Wagennummer gemerkt.«

Der Taxifahrer musterte sie finster. »Na schön. Aber dasTaxameter läuft.«

»Schon klar.« Lena nickte kurz und nahm wieder Kursauf den Eingang.

»Blöde Kuh«, hörte sie ihn in ihrem Rücken. Sie grinste,streckte ihre geballte Faust mit erhobenem Daumen zurSeite aus, sodass der Fahrer das Zeichen der Zustimmungsehen konnte, und setzte ihren Weg unbeirrt fort.

Während sie in den Gang zu den Toiletten einbog, griffsie in die Handtasche und zog den Reißverschluss desgrößeren der beiden Fächer auf. Sie war kaum zehn Meterauf die kleine Gruppe, die unverändert vor den Toilettenherumlungerte, zugegangen, als Schwarze Röhre auf Lenaaufmerksam wurde. Er deutete mit dem Finger in ihreRichtung und raunte seinen beiden Begleitern ein paarWorte zu. Dann verschwand er eilig durch die Tür zu denWaschräumen für Männer.

Seine beiden Freunde wandten sich Lena erwartungsvollzu. Als sie erkannten, dass Lena tatsächlich beabsichtigte,ihrem Kumpel auf die Herrentoilette zu folgen, machtendie beiden Junkies Anstalten, sich ihr in den Weg zu stel-len.

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Lenas Hand verschwand erneut in der Handtasche undihre Finger schlossen sich fest um den Griff ihrer automati-schen Pistole. In einer fließenden Bewegung zog sie dieHand mit der Waffe wieder heraus und hob sie sofort aufSchulterhöhe, den Lauf der Waffe senkrecht nach obengerichtet.

»Polizei. Wenn ihr Schwierigkeiten wollt, lasst euch nichtabhalten. Dann ist hier aber in zehn Minuten Bullenparty.«

Die beiden verwahrlost aussehenden Jugendlichenstoppten wie vom Blitz getroffen, starrten Lena eineSekunde lang an und tauschten dann untereinander einenschnellen Blick. Dann wandten sie sich wie auf Kom-mando um und trabten mit schnellen Schritten davon.

Lena atmete kurz durch. Du bist verrückt, schoss ihrdurch den Kopf. Weißt du, was du hier gerade aufs Spielsetzt?

Meinen Job, antwortete sie sich auch unverzüglich selbst.Scheiß drauf.

Sie stieß die Tür zu den Waschräumen auf, die Waffenoch immer in der erhobenen Hand. Ein Mann stand anden Handwaschbecken und wandte sich gerade um, alssie den Raum betrat. Er stieß einen Laut der Überraschungaus und versteinerte schlagartig. Zwei weitere Männerstanden vor den Urinalen und konzentrierten sich dort aufihre Tätigkeit.

»Kripo Dortmund«, stieß Lena mit erhobener Stimmehervor. »Alle Personen, die nicht Teil dieser polizeilichenMaßnahme sind, verlassen bitte unverzüglich den Raum.«Sie schwieg zwei Sekunden und ließ dann noch ein energi-sches »Sofort« folgen.

Der Mann am Waschbecken stürzte bereits an ihr vorbeidurch die Tür. Die beiden anderen Männer an den Urina-len hatten es nicht ganz so leicht. Es dauerte ein paarSekunden, bis sie den Lauf der Dinge gestoppt und ihreGerätschaften ordentlich verstaut hatten. Einer fluchte,weil ihm das nicht ganz so sauber gelungen war, wie er essich wohl gewünscht hätte. Der andere war schneller undwollte zu einer Beschwerde ansetzen.

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»Ohne Diskussionen, ohne Kommentare. Und heutemuss es auch mal ohne Händewaschen gehen.« Lena deu-tete mit dem linken Daumen über ihre Schulter auf die Türund unterstrich die Bewegung mit einem kleinen Schwungmit der Waffe. Auch die beiden anderen Männer beeiltensich nun, durch die Tür zu verschwinden.

Lena ging in die Hocke, ließ sich nach vorne fallen undstützte sich auf der linken Hand ab. Unter den Türen derToilettenkabinen hindurch sah sie am linken und rechtenEnde der Reihe jeweils ein Paar Männerbeine mit herun-tergelassenen Hosen. Ihre Besitzer waren bereits in hekti-sche Aktivität ausgebrochen und versuchten nun, soschnell wie möglich aus ihrer misslichen Lage zu ent-kommen.

Geschickt schwang Lena sich zurück auf die Füße unddrückte sich aus den Knien hinauf in den Stand. Langsamschritt sie die Türen ab und blieb in der Mitte der Reihevor einer weiteren verschlossenen stehen.

Lena lauschte, hörte aber nur heftiges Atmen und hasti-ges Geraschel von den Seiten. Ein paar Sekunden späteröffneten sich fast gleichzeitig die Türen rechts und linksvon ihr und die zwei Männer hasteten nach einem ängst-lichen Blick auf die Waffe an Lena vorbei zum Ausgang.

Lena trat einen Schritt zur Seite, damit sie kein Ziel bot,falls die Tür sich unvermittelt öffnen sollte, legte die Linkeauf den Verschlussschlitten der Waffe, zog ihn mit einerroutinierten Bewegung nach hinten und ließ ihn wiedernach vorne schnappen.

»Hast du das gehört, Junge?«, erkundigte sie sich mitruhiger Stimme. »Ich habe gerade meine Dienstwaffedurchgeladen.«

Keine Antwort.»Glaubst du wirklich, du kannst hinter einer Sperrholz-

tür vor einer Neun-Millimeter-Wumme in Deckunggehen?«

Noch während sie sprach, betätigte sie den Entspann-hebel, um den Schlagbolzen der Waffe wieder in Ruhe-position zu bringen. Sie hatte selbstverständlich nicht vor,einen Schuss abzugeben. Von der Schusswaffe Gebrauch

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zu machen, wäre völlig unverhältnismäßig gewesen, undhätte mit Sicherheit das Ende ihrer Karriere bedeutet.

Noch immer war es still in der Kabine. Dann, nach weite-ren fünf Sekunden des Schweigens, hörte Lena ein leisesScharren und im nächsten Moment schlitterte ihre Geld-börse unter der Tür hervor, fast genau vor ihre Füße. Sieschob sie mit der Fußspitze aus dem Sichtbereich der Tür,beugte die Knie und griff danach. In gleichen Momentwurde die Tür aufgerissen und Schwarze Röhre stürzteheraus. Lena schnellte im gleichen Moment wieder in dieHöhe, machte gleichzeitig einen Satz nach vorn undstreckte das Bein aus. Fast hätte der junge Dieb esgeschafft, aus der Kabine zu entwischen. Aber zu seinemPech blieb er mit seinem Knöchel an Lenas ausgestreckterFußspitze hängen. Sein eigener Schwung riss seinen Ober-körper weiter, für den Bruchteil einer Sekunde schien erwaagerecht in der Luft zu schweben und im nächstenMoment krachte er schwer auf die harten weißen Fliesen.Eine Sekunde später kniete Lena bereits auf seinemRücken. Ihre knapp sechzig Kilo reichten aus, um ihmauch noch die verbleibende Luft aus den Lungen zu pres-sen. Er ächzte, keuchte und röchelte Luft in seine Lungen.Dann zappelte er hektisch, um sich wieder zu befreien.

»Moment, ich muss doch erst nachsehen, ob noch allesdrin ist«, keuchte Lena und drückte Schwarze Röhre dieMündung ihrer Pistole ins Genick. Als ihm bewusstwurde, dass kalter Stahl sich in seinem Nacken bohrte,stellte er sein Gezappel fast umgehend ein.

Mit der freien Hand öffnete Lena ihre Geldbörse undblickte in ein leeres Scheinfach. »Da fehlen hundert Euro«,stellte sie nüchtern fest, ließ die Börse auf seine Schulter-blätter fallen und tastete mit flinken Fingern die Gesäßta-schen seiner Jeans ab. »Du gestattest«, knurrte sie, wäh-rend sie mit zwei Fingern ein Bündel Geldscheine heraus-zog. »Fünfzig, hundert ... und dann brauch ich noch einneues Portemonnaie. Das hier stinkt jetzt nach Pisse. Unddie Wartezeit meines Taxis musst du auch bezahlen.«

»Du blöde ...« Er brach ab, erinnerte sich wohl daran, inwelch prekärer Lage er war.

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»Die Kuh ist Tier des Tages. Fünfzig extra sollten reichen.Einverstanden? Gut.«

Sie stopfte die drei Scheine achtlos in ihre Jackentascheund ließ den Rest des Geldes wieder in seiner Hosentascheverschwinden. »Wenn du brav liegen bleibst, bis ich wegbin, lasse ich dich für heute in Ruhe. Wenn du Faxenmachen willst, wartest du an den Heizkörper gefesselt aufmeine Kollegen von der Streife. Überleg es dir ganzschnell.«

Schwarze Röhre streckte beide Arme zur Seite aus undöffnete die Handflächen als Zeichen, dass er keine Gegen-wehr plante. Lena drückte ihm ihre Knie fest ins Kreuz, alssie sich mit Schwung aufrichtete.

Er quittierte es mit einem weiteren schmerzerfülltenStöhnen. »Ich hätte nie gedacht, dass du ein Cop bist«,kommentierte er ein paar Sekunden später, schon wiedermit selbstbewusster Stimme.

Lena stand vor dem Spiegel über den Waschbecken undkontrollierte ihr Äußeres, während sie ihn gleichzeitigüber den Spiegel im Blick behielt. »Das denken dieWenigsten«, murmelte sie. »Ich selbst zweifele auch hinund wieder an mir.« Sie griff in die Tasche und zog ihrSmartphone heraus. »Schenk mir ein Lächeln«, flötete sieund richtete die Linse der eingebauten Kamera auf ihn.

Er stützte seinen Ellbogen auf, legte sein Kinn auf dieHandfläche, neigte den Kopf und setzte ein überraschendcharmantes Lächeln auf. »Fahr zur Hölle.«

Du bist mir ja ein Herzchen, dachte Lena, und drückteauf den Auslöser. »Ich bin schon auf dem Weg. See you the-re, Babe.«

Zwei Minuten später saß sie im Taxi zum Polizeipräsi-dium und ertrug mit stoischer Gelassenheit den finsterenBlick ihres Fahrers. Ihr Magen knurrte. Die Mittagszeitwar längst vorüber und sie hatte sich eigentlich im Haupt-bahnhof einen schnellen Imbiss gönnen wollen. Statt-dessen hatte sie sich mit einem Halbwüchsigen auf demBoden der Herrentoilette gewälzt, um überhaupt wiederan ihr Geld zu kommen. Sie lehnte sich im Sitz zurück,

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verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte leise »Ichbin wieder hier.«

»Magdalena Stern, Kriminalhauptkommissarin, sieben-unddreißig Jahre alt, geschieden. In den letzten achtJahren im Landeskriminalamt Düsseldorf, Abteilung III,Fahndung.« Die zierliche Rothaarige auf der anderen Seitedes breiten Schreibtisches ließ die kartonierte Akte in ihrerHand sinken. »Sie haben als verdeckte Ermittlerin gearbei-tet?«

Lena nickte.»Drogen? Menschenhandel? Organisierte Kriminalität?«»Alles.«»Sie werden sich bestimmt hin und wieder ... na, sagen

wir, an der Grenze zur Legalität bewegt haben, oder?«»Hin und wieder.«»Und Sie haben dennoch eine Akte, die in den letzten

Jahren so blütenweiß geblieben ist, wie die Tischdeckemeiner Großmutter zum Sonntagnachmittagskaffee?«

Lena nickte noch einmal.»Sie hätten demjenigen, der diese Akte frisiert hat, sagen

sollen, er hätte wenigstens ein paar Einträge drin lassensollen, um Ihre Vita glaubwürdiger zu machen.«

Lena nickte ein drittes Mal. »Hätte ich getan, wenn manmich um meine Meinung gebeten hätte.«

»Sie bestreiten also nicht, dass Ihre Akte unvollständigist?«

»Falls sie es ist, gibt es dafür vermutlich Gründe. Manwird sie Ihnen bestimmt gerne mitteilen, wenn man es fürangebracht hält.«

Karla Hesse runzelte die Stirn und verzog ihre dünnenLippen zu einem freudlosen Lächeln. »Werden Sie nichtunverschämt, Frau Hauptkommissarin.«

»Das liegt nicht in meiner Absicht, Frau Kriminalrätin.Aber Sie wissen doch genau, wie das läuft. Ich habe michverpflichtet, über gewisse Details meiner Arbeit Still-schweigen zu bewahren, und wenn ich mich nicht daran

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halte, reißt man mir den Arsch bis zum Haaransatz auf.Wenden Sie sich an meine ehemaligen Vorgesetzten beimLandeskriminalamt, wenn Sie mit den Informationen, diein meiner Akte stehen oder die ich Ihnen geben darf, nichtzufrieden sind.«

Lena hielt dem Blick ihrer neuen Dienstvorgesetztenstand. Kriminalrätin Karla Hesse, Leiterin des Kriminal-kommissariats 11, zuständig für Todesermittlungen,Branddelikte und Vermisste, starrte sie aus meergrünenAugen an, die tief in den Höhlen lagen. Die Gesichtszügeder Kriminalrätin würde Lena durchaus als attraktivbezeichnen – allerdings war es dann von Vorteil, wennman auf Raubvögel stand. Die gebogene Nase über demkleinen spitzen Mund erinnerte Lena an einen Habicht.

Die Kriminalrätin maß nach Lenas Einschätzung kaummehr als die als Mindestgröße für weibliche Kriminal-beamte vorgeschriebenen einhundertdreiundsechzigZentimeter. Sie schien zudem etwa in Lenas Alter zu sein,vielleicht sogar noch etwas jünger als sie selbst. Dass KarlaHesse bereits einem Kommissariat vorstand, welchesregelmäßig in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und ins-besondere der Medien geriet, legte den Schluss nahe, dassdie Kriminalrätin hoch qualifiziert war oder gute Verbin-dungen in die oberen Etagen der Polizeiführung besaß.Oder auch beides. Und ganz bestimmt brachte Lenas neueVorgesetzte auch den notwendigen Ehrgeiz mit.

»Warum haben Sie sich vom LKA zurück in dengewöhnlichen Polizeidienst versetzen lassen?«, setzteKarla Hesse das Verhör fort.

Diese Frage traf Lena nicht unerwartet. In ihrer Aktestand, dass sie auf eigenen Wunsch den Dienst beimLandeskriminalamt quittiert hatte. Warum jemand aufeigenen Wunsch eine vielversprechende Karrierebeendete, würde jeden Vorgesetzten neugierig machen.

»Es gab Differenzen, die aber eher meine Person alsmeine Arbeit betrafen. Es war für beide Seiten die ver-nünftigste Lösung, sich zu trennen.«

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Karla Hesse hob die Augenbrauen. »Sie sind gegangen,weil Sie mit Ihren Vorgesetzten nicht zurechtkamen? Odersind Sie doch eher ›gegangen worden‹?«

Die Schlussfolgerungen der Kriminalrätin waren vorher-sehbar gewesen. Lena biss sich auf die Lippen. Ein guterStart im neuen Job sah anders aus. »Nein, die Dinge liegenweitaus komplizierter. Aber darüber kann ich nicht reden.Das würde in meiner Akte stehen, wenn es nicht vertrau-lich wäre.«

Kriminalrätin Hesse starrte sie ein paar weitere Sekun-den schweigend an. »Wir haben Sie bereits gestern Vor-mittag zum Dienst erwartet«, wechselte sie dann über-gangslos das Thema.

»Mein Rückflug aus dem Urlaub war für Sonntaggebucht. Leider haben die Fluglotsen auf Ibiza bis gesterngestreikt. Ich bin heute mit der ersten Maschine in Düssel-dorf gelandet und auf direktem Weg hergekommen.« Miteinem kurzen Umweg über ihre bisherige Wohnung, umeinen Koffer voll frischer Kleidung und ihre Dienstwaffezu holen.

»Ibiza«, stellte Karla Hesse ohne besondere Betonung festund musterte Lena von Kopf bis Fuß. »Ah, ja.«

Lena fühlte sich in blauen Jeans, schwarzem T-Shirt,gelber Lederjacke und roten Sportschuhen nicht allzuunpassend angezogen. Allerdings hätte sie an ihremersten Tag vielleicht wirklich etwas eleganter auftretenkönnen.

»Schön, dass Sie es dann doch noch zu uns geschaffthaben.« Die Missbilligung der Kriminalrätin war unüber-hörbar.

Lena hatte die zu erwartende Verzögerung am gestrigenMontag natürlich unverzüglich telefonisch gemeldet undganz bestimmt war auch Karla Hesse sofort darüber infor-miert worden. Sicher war die Verspätung verzeihlich, aberin jedem Fall unerfreulich und entsprechend registriertworden. Das Gespräch, welches die zwei Frauen führten,diente ihrer neuen Vorgesetzten ausschließlich dazu, Lenakennenzulernen. Neue Informationen waren bei diesemAustausch für beide nicht zu erwarten.

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»Haben Sie schon eine Wohnung in Dortmund?«Lena schüttelte den Kopf. »Ich werde für ein paar

Wochen in eine Pension ziehen, bis ich etwas Passendesgefunden habe.«

Karla Hesse drückte eine Taste auf ihrem Telefon. »Kons-tantin, benachrichtigen Sie bitte Hauptkommissar Förster,dass er seine neue Kollegin bei mir abholen kann. Danke.«

»Mike Förster?«, fragte Lena.»Sie kennen sich?«»Ja. Er hat mir damals einiges beigebracht.« Auch das

wusste Karla Hesse sicher längst. Inzwischen ging Lenadieses überflüssige Fragespielchen auf die Nerven.

»Ich kann mich ebenfalls an Sie erinnern«, eröffnete ihrKarla Hesse unvermittelt.

Lena runzelte die Stirn und versuchte ihrerseits eineErinnerung an Karla Hesse abzurufen, aber es gelang ihrnicht. Deshalb schwieg sie und überlegte, ob die Tatsache,dass Karla Hesse ihr völlig unbekannt war, ein weitererMinuspunkt auf der Liste sein würde, die ihre Chefin übersie führen würde.

»Ja«, fuhr Karla Hesse fort. »Ich bin während meinerAusbildung eine Zeit lang im gleichen Kommissariatgewesen. Sie werden sich vermutlich nicht erinnern.«

»Nein, tut mir leid.«»Sie waren recht bekannt. Es hieß damals, Sie seien ziem-

lich gut.«»Sie können auch nicht schlecht sein«, gab Lena das

Kompliment zurück und unterstrich die Ernsthaftigkeitihrer Aussage durch eine Bewegung mit der Hand, dieSchreibtisch und Chefbüro einschloss.

Karla Hesse bedankte sich mit einem leichten Neigen desKopfs und rief »Ja, bitte«, als ein Klopfen an der Türertönte.

Mike Förster hatte sich Lenas erstem Eindruck nach inden letzten Jahren nicht sehr verändert. Die Falten inseinem Gesicht waren tiefer geworden, die Linien umseinen Mund härter und die Stoppeln an seinem Kinngrau. Aber seine blauen Augen funkelten sie mit der glei-

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chen jungenhaften Verwegenheit an, die ihn schon früherzum Schwarm vieler weiblicher Kollegen werden ließen.Seine dunkelblonden, inzwischen an den Schläfen ergrau-enden Haare hatten noch immer einen ordentlichenSchnitt nötig und seine Lederjacke sah auch noch immerso aus, als hätte er in der vergangenen Nacht daringeschlafen.

Er grinste dünn, als er Lena sah und kam mit langenSchritten auf sie zu. »Das verlorene Schäfchen ist wiederheimgekehrt.«

»Hey, Mike.« Lena erhob sich und streckte ihrem neuenund gleichzeitig alten Kollegen zur Begrüßung die Handentgegen.

»Ach komm, Lena.« Mike Förster ignorierte die Handund breitete die Arme aus. »Lass dich mal drücken.«

Widerwillig ließ Lena sich von ihm in seine Arme ziehen.Förster drückte sie fest an seine breite Brust und gab ihreinen saftigen Schmatzer auf die Wange. Lena fühlte, wieihr das Blut ins Gesicht stieg. Als sie über Försters Schultereinen verlegenen Blick zu Karla Hesse warf, fiel ihr auf,dass ihre Vorgesetzte die Stirn runzelte. Sie schob Försterenergisch von sich und wandte sich zur Kriminalrätin.

»Das wäre dann alles?«Karla Hesse nickte. »Dienstmarke und -ausweis liegen in

meinem Vorzimmer für Sie bereit. Sie besitzen laut Akteeine eigene Dienstwaffe?«

Lena nickte.»Dann war’s das fürs Erste. Willkommen im Kriminal-

kommissariat 11. Auf gute Zusammenarbeit.« Karla Hesseerhob sich ebenfalls und reichte Lena die Hand. Dannwandte sie sich an Mike Förster. »Du nimmst sie ambesten gleich mit. Die Kriminalwache hat sich doch schonbei euch gemeldet?«

»Ja. Hatte ich ohnehin vor.«Mike Förster hielt Lena die Tür auf und sie verließen

Karla Hesses Büro. Im Vorzimmer reichte KonstantinKlein Lena ihre dienstlichen Unterlagen und ließ sie dafürauf einer Reihe Formulare unterschreiben. Seinem Namenzum Trotz maß Klein über einen Meter neunzig und über-

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ragte damit selbst Mike Förster noch um ein paar Zenti-meter.

Lena steckte Ausweis und Marke in die Jackentasche undgriff nach Reise- und Gitarrenkoffer, die sie in KonstantinKleins Obhut gelassen hatte. Förster hielt ihr eine weitereTür auf und beide traten hinaus in den Gang.

Er ging ein paar Schritte, ohne den Versuch zu machen,ihr eines ihrer Gepäckstücke abzunehmen und blieb dannunvermittelt stehen. »Du hast eine eigene Waffe?«

»Ja, die habe ich als verdeckte Ermittlerin gebraucht. Ichkonnte da ja schlecht mit einer P99 rumlaufen. Und weil eseine leichte Glock mit Teilvorspannung ist, habe ich sienicht wieder hergegeben.«

»Das geht beim LKA so einfach?«»Alles Verhandlungssache. Vögelst du sie?«Förster starrte sie an. »Was?«»Die Hesse. Vögelst du sie?«Er schwieg. Dann plötzlich verzog sich sein Mund zu

einem selbstgefälligen kleinen Lächeln. »Hin und wieder.«»Sie trägt einen Ring.«»Ihr Problem.«»Es hat sich hier ja nicht viel geändert.«»Doch. Jetzt ja. Du bist zurück.«Mike Förster deutete auf die Tür gegenüber Karla Hesses

Vorzimmer. »Dort ist das Sekretariat.« Sie gingen denGang hinunter und er deutete mit den Händen nunabwechselnd nach links und rechts.

»MK I. MK II.«Ein paar Meter weiter wiederholte sich das Spiel.»Konferenzraum.«Links.»Verhörräume eins und zwei.«Rechts. Sie hatten die Aufzüge fast erreicht. Wieder wies Förster

nach links und rechts.»MK III und IV.« Er blieb stehen und deutete auf die letz-

ten zwei gegenüberliegenden Türen am Ende des Gangs.»Klos. Küche.« Dann drehte er sich nach links und griff

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nach der Klinke der Tür, hinter der sich seinen Angabennach die MK III, die dritte Mordkommission befand.

Bevor Lena die Namen lesen konnte, die auf dem Schildneben der Tür standen, riss Mike Förster die Tür auf undkomplimentierte sie hindurch.

Sie trat in einen relativ großen Raum mit zwei gegen-einandergestellten Schreibtischen in der Mitte, einer Fens-terfront der Tür gegenüber, einer großen weißen Magnet-tafel an der linken Wand und einer Tür zur rechten, die zueinem weiteren Büroraum führte. An den Wänden nebenden Türen standen graue Aktenschränke mit halb geöffne-ten Schiebetüren.

»KOK Steffen Rohloff, KK Murat Özgül.« Er deutete aufdie zwei Männer, die hinter den Schreibtischen saßen.Kriminaloberkommissar Steffen Rohloff sah aus wie eingroßes rosiges Baby mit unschuldig blickenden Augenhinter einer spiegelnden Nickelbrille. Er verzog seinGesicht zu einem freundlichen Grinsen.

Murat Özgül lächelte nicht. Er war noch jung, schwarz-haarig, trug Anzug und Krawatte und einen ernstenGesichtsausdruck.

»Darf ich euch unsere neue Chefin vorstellen? KHK LenaStern.«

Lena runzelte überrascht die Stirn. Offenbar hatte sieetwas Wichtiges verpasst. Sie sah sich suchend um undstellte ihr Gepäck schließlich einfach neben sich auf demBoden ab. Dann trat sie an den linken Schreibtisch undreichte dem rosigen Baby die Hand. »Lena«.

»Stevie. Ihr müsst auch gleich los.«»Hab schon gehört.« Sie streckte auch Murat die Hand

entgegen.Er ergriff sie zögernd. »Freut mich, Frau Hauptkommis-

sarin.«»Lena«, wiederholte sie. Er antwortete nicht und zog

seine Hand hastig, beinahe erschrocken zurück.»Okay, ganz, wie Sie wollen, Herr Kommissar«, lächelte

Lena schwach.Mike Förster hatte inzwischen Lenas Koffer in den

Nebenraum getragen und befestigte auf dem Rückweg das

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Holster mit seiner Dienstwaffe hinter seinem Rücken amGürtel. »Deinen Schreibtisch zeig ich dir später.«

»Leiche im Horstmarer See«, setzte Stevie Rohloff der-weil unverwandt seine Erläuterungen für die Neue fort.»Nicht mehr ganz frisch.«

»Das heißt?«»Fortgeschrittener Verwesungszustand. Die Meldung ist

erst vor ein paar Minuten hereingekommen. Genaues weißich auch noch nicht. Seht sie euch am besten selbst malan.«

»Hier lang.« Mike Förster hielt Lena ein weiteres Mal dieTür auf und schon eilten sie wieder über den Gang.

»Chefin?«, fragte Lena, sobald sich die Fahrstuhltürenhinter ihnen geschlossen hatten. »Davon hat mir die Hessenichts gesagt.«

»Nein, das hat sie mir überlassen. Das ist doch nett vonihr, oder?«

»Du bist bei Weitem der Dienstältere.«»Ja, schon. Aber ich bin zurzeit so gut wie suspendiert.

Du rettest gerade meine Abteilung und wahrscheinlichauch meinen Arsch. Was meinst du, wie froh ich bin, dichhier zu sehen.«

»Scheiße. Was?«»Na ja, hört sich schlimmer an, als es ist. Die Interne

ermittelt gegen mich. Und solange die Untersuchung nichtabgeschlossen ist, darf ich keinen Fall federführendbearbeiten.«

»Was für eine Untersuchung?« »Erzähle ich dir später, okay? Jedenfalls war die Hesse

ganz froh, eine erfahrene KHK zu bekommen, die zumin-dest kommissarisch und nach außen hin die Leitung derMordkommission III übernehmen kann.«

»Das heißt, du führst die Ermittlungen, und ich unter-schreibe die Protokolle?«

»Wir führen beide die Ermittlungen. Du bist die Chefinund im Zweifelsfall werden wir genau das tun, was dusagst. Das gilt auch für Stevie und Murat. Darauf hast dumein Wort. Nur lass mich bitte nicht hängen.«

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»Mordermittlungen sind nicht gerade mein Spezial-gebiet.«

»Was hast du denn erwartet? Dass du dich hier aufdeinen LKA-Lorbeeren ausruhen kannst? Du warst eineder besten Beamtinnen, die ich je ausbilden durfte. Ichhoffe, die Mühe war nicht vergebens. Du wirst das schonschaffen.«

Sie hatten inzwischen den Parkplatz erreicht und Mikegeleitete sie zu einem silbernen Vectra.

»Wow, hat der schon einen Anlasser oder muss ich kur-beln?«

»Wir alle beneiden das LKA um seine Mittel, Schätzchen.Aber Opa Opel läuft wie ein Schweizer Uhrwerk.«

Mike Förster rangierte vom Parkplatz, während Lenanoch immer mit der Information zu kämpfen hatte, dieMike Förster ihr so ganz nebenbei gegeben hatte. Sie lei-tete ab heute offiziell die dritte Mordkommission. Undgegen ihren Partner, den wichtigsten Beamten ihresTeams, ihren früheren Ausbilder und einen der bestenMordermittler des Präsidiums, lief eine interne Untersu-chung.

Du hast deinen Weg gewählt, Lena. Jammere jetzt nicht,sondern nimm die Dinge, wie sie sind, rief sie sich zurOrdnung. Bis jetzt sind wir ja noch gar nicht bei den Schat-tenseiten deines neuen Lebens angekommen. Und außer-dem: Spielte das alles noch eine Rolle? Was spielte denninzwischen überhaupt noch eine Rolle? Sie versuchte, sichwieder auf den aktuellen Fall zu konzentrieren.

»Wer oder was ist der Horstmarer See?«»Ein etwas größerer Tümpel, in dem man baden und

Boot fahren kann. Er gehört zu einem Freizeit- und Erho-lungsgebiet in Horstmar. Seepark nennt es sich. Erinnerstdu dich, dass irgendwann in den Neunzigern in Lünen dieLandesgartenschau stattgefunden hat? Der Seepark ist dasehemalige Ausstellungsgelände.«

»Also sozusagen der Westfalenpark Lünens?« Der West-falenpark hatte als Dortmunds grüne Lunge für die West-falenmetropole etwa die gleiche Bedeutung und Funktionwie der Englische Garten für München. Lena erinnerte

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sich, dass der Park in den fünfziger Jahren ebenfalls alsAusstellungsgelände, damals für die Bundesgartenschau,das Licht der Welt erblickt hat. Das Revier hatte durchausseine grünen Seiten gehabt und nach dem Ende des Berg-baus und der Schwerindustrie kamen inzwischen Jahr fürJahr immer neue, immer attraktivere hinzu.

»Ja, so in etwa wie der Westfalenpark«, bestätigte ihrKollege. »Nur etwa drei bis vier Nummern kleiner.«

»Lünen gehört doch zum Kreis Unna, oder?«»Richtig. Aber polizeiverwaltungstechnisch zu Dort-

mund. Zur Polizeiinspektion 3, um präzise zu sein. Alsosind wir für die dicken Dinger zuständig.«

»Na wenigstens wird es mir nicht langweilig«, seufzteLena. Sie registrierte, dass ihr Magen noch immer knurrte.»Meinst du, wir können unterwegs kurz anhalten, damitich mir ein Mettbrötchen besorgen kann?«

Kriminalrätin Karla Hesse legte den Hörer zurück auf dieGabel. Erwartungsgemäß war sie im Landeskriminalamtauf eine Mauer des Schweigens gestoßen.»Tut mir leid,darüber weiß ich nichts. ... Die Informationen sind nichtallgemein zugänglich. ... Wir haben nicht die Befugnis,anderen Dienststellen darüber Auskunft zu erteilen ...«

So und ähnlich lauteten die Antworten, die sie am Tele-fon bekommen hatte. Das war nicht ungewöhnlich, denninsbesondere, wenn Ermittlungen noch nicht abgeschlos-sen waren, wurden Informationen streng vertraulichbehandelt, um die Operation und auch gegebenenfalls ein-gesetzte verdeckte Ermittler nicht zu gefährden. Daskonnte Karla Hesse mit professioneller Gelassenheitakzeptieren. Was zu akzeptieren ihr Mühe bereitete, wardie Tatsache, dass fast vier Jahre einer beruflichen Lauf-bahn spurlos verschwunden waren. Diese Zeitspanne wardurch eine oder mehrere vertraulich zu behandelndeOperationen nicht mehr zu erklären.

In den ersten Jahren beim Landeskriminalamt hatte LenaStern kaum Gelegenheit bekommen, sich besonders auszu-

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zeichnen oder negativ aufzufallen. Dann hatte sie angefan-gen, als verdeckte Ermittlerin zu arbeiten und beim Auf-spüren von per Haftbefehl gesuchten Personen zu helfen.Von diesem Moment an war ihre Akte leer.

Unter all den abweisenden und nichtssagenden Auskünf-ten, die Karla Hesse erhalten hatte, war nur eine gewesen,die zumindest eine winzige Spur Information enthaltenhatte.

»Hauptkommissarin Stern hat das LKA auf eigenenWunsch verlassen?«, hatte die Kriminalrätin Lenas ehe-maligen unmittelbaren Vorgesetzten, KriminaloberratSchulenburg, gefragt.

»Das ist richtig.«»Gab es Differenzen zwischen Ihnen und Frau Stern?«,

bohrte Karla Hesse weiter.»Nein, keine«, lautete daraufhin die einsilbige Antwort.Die Kriminalrätin schwieg. Ihr war in diesem Moment

bewusst, dass sie sich ihrer neuen Mitarbeiterin gegenübernicht korrekt verhielt. Sie würde selbst sicher ebenfallsablehnend reagieren, wenn man ihr eines Tages ähnlicheFragen über einen ehemaligen Mitarbeiter stellen würde.Sie wollte sich gerade bedanken und auflegen, als Schu-lenburg plötzlich noch einmal zu sprechen begann.

»Eines noch, Kollegin Hesse. Ich weiß, wie die Sache aus-sieht, und kann mir vorstellen, was Sie denken. Ich kannIhnen nichts Konkretes zu Frau Stern sagen, aber Sie soll-ten zumindest eines wissen: Es gab keinerlei Missstim-mungen in unserem persönlichen Arbeitsverhältnis undich hätte Lena wirklich gerne in meinem Team behalten.Das dürfen Sie mir ohne Weiteres glauben. Und damitsollten Sie die Sache auf sich beruhen lassen.«

Karla Hesse bedankte sich und beendete das Gespräch.Die letzte, die einzige Information, so geringfügig, janahezu selbstverständlich sie auch war, irritierte sie. DieInformation irritierte sie genau so, wie die gesamte PersonLena Stern sie irritierte. Warum beendete man ein Arbeits-verhältnis wegen angeblich persönlicher Differenzen,wenn man zumindest im direkten Umfeld keine hatte?

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Die Kriminalrätin dachte an die Person, die noch voreiner halben Stunde auf dem Stuhl ihr gegenübergesessenhatte. Lena Stern. Ihr selbst war sie recht groß für eineFrau erschienen – einhundertachtundsiebzig Zentimeterlaut Akte. Ohne nennenswerte Oberweite und mit eherschmalen Hüften, die in einer bestickten und mit Strassverzierten Jeans gesteckt hatten, die sicher besser nachIbiza als in das Polizeipräsidium passte. Die spanischeSonne hatte einige Strähnen ihrer halblangen, leichtgewellten braunen Haare ausgebleicht. Das Gesicht trugder Sonne zum Trotz jedoch noch immer eine blasse, fastwächserne Hautfarbe, was charakteristisch für einenbestimmten Typus mit dunklen Haaren war. Das auffäl-ligste Merkmal in Lena Sterns Gesicht waren jedoch dieAugen. Das eine braun, das andere grün. Auch in dieseAugen zu sehen, hatte Karla Hesse als irritierend emp-funden.

Lena Stern war früher bestimmt einmal recht hübschgewesen. Inzwischen würde man die Bezeichnung wohlnicht mehr ohne Weiteres wählen. Die Linien um Mundund Nase waren mit den Jahren tief und hart geworden. Inihrem mageren Gesicht traten Kiefer und Wangenknochendeutlich hervor. Und sie hatte in der ganzen Zeit in ihremBüro nicht ein einziges Mal gelächelt.

Trotzdem erschien Lena Stern der Kriminalrätin nichtunattraktiv. Die Frau war nicht besonders gut aussehend,nicht besonders weiblich, aber dennoch auf eine ganzspezielle, fast animalische Weise anziehend. Anziehendfür einen bestimmten Typ Mann. Für einen Wolf wie MikeFörster etwa, den auf Dauer keine Gespielin, sondern nureine ebenbürtige Gefährtin halten konnte.

Karla Hesse erschrak beinahe, als sich ihre Gedankenplötzlich wieder um Mike Förster drehten. Ärgerlich bisssie sich auf die Unterlippe. Es war ein Fehler gewesen, sichauf ihn einzulassen. Nicht, dass sie irgendetwas zubedauern gehabt hätte. Ihre eigene Ehe funktionierte zwarnach außen hin gut. Aber untereinander führten sie dieBeziehung auf eine nüchterne, fast geschäftsmäßige Weise.Ihr Ehemann, Partner in einer großen Anwaltskanzlei,

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ging ebenso in seinem Beruf auf, wie sie in dem ihren.Karla hatte nach der Hochzeit schnell gemerkt, dassMoritz Hesse nicht viel in die Ehe investieren wollte. Nachein paar Jahren begann er, seine Zerstreuung bei Referen-darinnen und Sekretärinnen zu suchen, auch wenn seinVerhalten ihr gegenüber immer höflich und zuvorkom-mend blieb.

Sie selbst hatte den Zustand akzeptiert und versucht, ihnebenfalls mit eigenständigen Leben und Erleben zu füllen.Das war praktikabel, weil keine Kinder im Spiel und auchnicht geplant waren. Und solange sich keiner von ihnenneu verliebte, würden sie beide an ihrer Ehe festhaltenund vielleicht sogar später einmal einen angenehmengemeinsamen Lebensabend verbringen.

Mike Förster war ein Abenteuer gewesen, auf das sie sichunbedacht eingelassen hatte. Dabei hatte sie unterschätzt,wie viel Gefühl sie selbst ohne es zu wollen investierenwürde, und wie sehr es ihr wehtat, zu sehen, wie wenigihm seinerseits ihr sporadisches Beisammensein bedeu-tete. Nein, wenn es jemals eine Frau schaffen sollte, MikeFörster zu binden, ja überhaupt erst einmal sein Interesseüber einen längeren Zeitraum zu fesseln, dann würde esnicht sie, sondern eher jemand wie Lena Stern sein.

Karla Hesses Gedanken kehrten zu ihrer neuen Mitarbei-terin zurück. Als verdeckte Ermittlerin zu arbeiten, sich ineiner Welt voller Gewalt zurechtzufinden, zu behaupten ...das erforderte nicht nur Mut, das erforderte fast schonFatalismus. Die Bereitschaft, sich selbst, sein eigenes Lebenaufzugeben. Sie fragte sich, wie sich eine Frau, die langeZeit gewohnt war, auf sich selbst gestellt zu agieren, nunwieder in ein Team einfügen würde. Mike Förster schienviel von seiner neuen Partnerin zu halten und würde ihrsicher weitgehend freie Hand lassen. Sie würde deshalbselbst ein wachsames Auge auf ihre neue Mitarbeiterinwerfen müssen.

Das Telefon klingelte.»Frau Hesse, ich habe Kriminaldirektor von Kessel für

Sie in der Leitung.«»Stellen Sie durch, Konstantin.«

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»Karla«, tönte im nächsten Moment die sonore Stimmedes Kriminaldirektors aus dem Hörer. »Ich hatte geradeeinen Anruf vom LKA. Können Sie sich denken, warum?«

Karla Hesse verdrehte die Augen. »Weil ich mich dortnach Hauptkommissarin Stern erkundigt habe? Nein,oder?«

»Doch.« Sogar durch die Leitung konnte sie spüren, wiesich sein Gesicht zu einem Grinsen verzog. »Sie könnensich auch denken, warum ich Sie nun anrufe?«

»Weil ich jegliche Nachforschungen zur Person LenaStern beim LKA unterlassen soll?«

»Sehen Sie, Karla, deshalb haben Sie mit fünfunddreißigJahren bereits so eine verantwortungsvolle Position inne.Ihnen muss man die Dinge nicht lange erklären. Sie wissenimmer, worum es geht.«

Karla Hesse verzog die Mundwinkel zu einem gequältenLächeln. »Also gut. Wenn Sie das so wünschen, HerrKriminaldirektor.«

»Kein Grund, so förmlich zu werden, Karla. Ich habedurchaus Verständnis für Ihre Position. Wie Sie wissen,spiele ich mit dem Polizeipräsidenten Golf. Vielleicht kannich mit seiner Hilfe etwas über Frau Stern in Erfahrungbringen. Aber Sie halten bitte so lange die Füße still. Ein-verstanden?«

»Ja, Chef.«»Etwas Neues bei Aphrodite oder Nemesis?«»Nein, noch nichts.«»Na schön, Sie halten mich aber auf dem Laufenden?«»Sicher.« Sie wartete, bis sie das Klicken hörte, und legte

den Hörer zurück auf die Gabel. Dann zog sie den Ordnermit der Aufschrift ›Lena Stern‹ heran, klappte ihn zu, öff-nete die obere rechte Schublade ihres Schreibtischs undwarf die Akte mit ärgerlich-heftigem Schwung hinein.

Ein paar Sekunden lang starrte sie geistesabwesend aufdie Wand mit dem überdimensionalen Stadtplan. Kleinefarbige Nadeln markierten Orte, die für die aktuellenErmittlungen von Bedeutung waren. Jede Kommissionbesaß eine eigene Farbe. Drei rote Nadeln in der Nord-stadt markierten Punkte, an denen drei junge Frauen, drei

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Prostituierte, zum letzten Mal gesehen wurden. Die MK I,wie die erste Mordkommission intern bezeichnet wurde,bearbeitete die Fälle. Bislang war es den Beamten nochnicht gelungen, eine Spur der Vermissten zu finden, eswar also keinesfalls erwiesen, dass es sich tatsächlich umMord handelte. Aber das Kriminalkommissariat 11 warnicht nur für Mord und Totschlag, sondern auch für Ver-misste und Brandstiftung zuständig.

Vier eng nebeneinanderstehende blaue Nadeln in denWaldgebieten am südlichen Stadtrand zeigten den Ort, andem vier Leichen gefunden wurden. Vier Mordopfer, vierKriminelle. Ein Bandenkrieg? Eine Straf- oder Vergel-tungsmaßnahme? Die zweite Mordkommission ermitteltein alle Richtungen. Bislang ebenfalls ohne zählbares Ergeb-nis.

›Aphrodite‹ hatten sie die Ermittlungen in den Fällen derverschwundenen Prostituierten genannt, ›Nemesis‹ dieNachforschungen zum Tod der Kriminellen. Kriminal-direktor von Kessel teilte mit seiner Kriminalrätin eineVorliebe für Namen aus der griechischen Mythologie.

Eine einzelne gelbe Nadel im Osten, in der Nähe derPferderennbahn, markierte einen kleinen Park, in demKinder über die Leiche eines Stadtstreichers gestolpertwaren. Der oder die Täter hatten dem alten Mann denSchädel eingeschlagen. Die MK IV bearbeitete den Fall.Die Ermittlungen waren noch nicht allzu weit fortgeschrit-ten und der Fall nicht komplex genug, um schon eineneigenen Namen zu bekommen.

Karla Hesse nahm eine grüne Nadel aus dem Glasschäl-chen auf ihrem Schreibtisch, stand auf und trat auf dieKarte zu. Sie musste sich recken und auf die Zehenspitzenstellen, um die Nadel in den kleinen blauen Fleck dichtüber der nördlichen Stadtgrenze zu stecken.

Das Telefon summte ein weiteres Mal. Ihr Assistent mel-dete sich. »Während Sie mit dem LKA gesprochen haben,hat Ihr Mann angerufen. Er hat heute Abend eine Bespre-chung mit einem wichtigen Klienten. Es wird spät. Siesollen nicht auf ihn warten.«

»Danke, Konstantin.«

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Sie warf den Hörer mit der gleichen Heftigkeit auf dieGabel, die zuvor Lena Sterns Akte zuteilgeworden war.Sie konnte sich denken, welche Art von Besprechung ihrenEhemann aufhielt. Sie dachte an Mike. Und dann wiederan Lena Stern. Und sie stellte erschreckend nüchtern fest,dass sie bereits begann, Abneigung gegen ihre neue Mit-arbeiterin zu empfinden.

»Da drüben.« Mike Förster bremste und ließ den Vectraneben dem uniformierten Polizisten ausrollen, der ihnenmit erhobener Hand den Weg versperrte.

»Bitte wenden Sie und fahren Sie zurück. Der Weg istgesperrt.«

Mike Förster zog seinen Dienstausweis aus der Brust-tasche seiner Lederjacke und streckte ihn dem Polizistenentgegen. »Kripo Dortmund, Mord und Totschlag.«

Der Wachposten kommentierte die ungewöhnlicheDienstellenbezeichnung mit einem amüsierten Zucken derMundwinkel. »Ich muss Sie aber trotzdem bitten, sich hiervorne einen Parkplatz zu suchen.« Er deutete mit demDaumen über seine Schulter. »Die stehen sich da drinschon auf den Füßen.«

»Okay«, trällerte Mike Förster fröhlich, legte den Rück-wärtsgang ein und setzte den Opel mit Schwung rück-wärts in eine freie Lücke. Sie stiegen aus und gingen zuFuß über einen breiten Kiesweg, der in einem langenBogen an einem mit Rasen und einem kleinen Sandstrandbegrenzten Seeufer entlangführte.

Das Ziel ihres Ausflugs war nicht zu übersehen. Etwazweihundert Meter entfernt erkannte Lena eine Gruppevon Fahrzeugen. Ein Notarztwagen, ein Fahrzeug derFeuerwehr, ein weißer geschlossener Transporter, zweiPolizeifahrzeuge und ein weiterer Pkw parkten an derdem See abgewandten Seite des Weges zur Hälfte auf derangrenzenden Rasenfläche. Am Ufer des Sees erkannteLena eine Gruppe von Personen, die sich um eine dort

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ausgebreitete weiße Plane verteilt hatten. Die Szene wurdeweiträumig von rot-weißem Absperrband eingezäunt.

Als Lena und Mike näher herankamen, löste sich einweiterer Uniformierter aus der Gruppe und kam auf siezu. Am Absperrband trafen sie aufeinander.

Mike und Lena zeigten ihre Ausweise und der Unifor-mierte hob daraufhin zuvorkommend das Band an.

»Hauptkommissar Wolf. Polizeidienststelle Lünen.«»Mike Förster. Meine Kollegin, Lena Stern. K 11.«Mike ließ Lena den Vortritt. Sie bückte sich und schob

sich gewandt unter der Absperrung hindurch.»Was ist passiert?«»Kinder haben einen großen, in eine Plastikplane ein-

gewickelten Gegenstand im See treiben sehen. Da dieForm entfernt an einen Menschen erinnert hat, haben sieHilfe herbeigerufen. Die Kollegen der Feuerwehr habenden Gegenstand geborgen. ...« Er verstummte. »Am bestenschauen Sie sich die Sache selbst an. Wenn man da über-haupt von ›anschauen‹ reden kann.« Er führte sie hinunterzum Ufer.

Ein älterer grauhaariger Mann mit goldgefasster Brille ineinem weißen Overall kniete neben der Plane. Er wandteden Kopf, als er ihre Schritte hörte. Lena erinnerte sich anDoktor Bremer, der schon vor acht Jahren als Rechtsmedi-ziner am rechtsmedizinischen Institut gearbeitet hatte. Alser Mike Förster sah, erhob er sich und trat auf sie zu. Lenaerkannte hinter ihm, dass die weiße Plane an der Stelle, ander er gekniet hatte, zurückgeschlagen war. Darunter sahsie eine weitere, vermutlich ehemals schwarze Plane, diejedoch so stark mit Schlammschlieren und Pflanzenrestenüberzogen war, dass Lena ihr ursprüngliches Aussehennur erahnen konnte.

»Förster«, nickte der Grauhaarige und sah dann mit fra-gendem Blick zu Lena.

»Lena Stern. Ich bin die Neue.«Doktor Bremer kniff die Augen zu schmalen Schlitzen

zusammen und musterte sie scharf. »Leskowiak? Sind Siedas?«

»Zumindest war ich es mal. Hallo Doc.«

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»Sie sind wieder da? Und Ihr zwei seid jetzt ein Team?«Doktor Bremer stellte die Frage in einem eigenartigen Ton-fall, der jedoch keine eindeutigen Rückschlüsse auf seinepersönliche Meinung zu dieser Tatsache zuließ. Freude?Verwunderung? Besorgnis?

»Sind wir. Was haben Sie für uns, Doc?« Mike deuteteauf die Plane.

»Üble Geschichte. Eindeutig eine menschliche Leiche.Aber das ist auch schon alles, was ich euch zu diesem Zeit-punkt sagen kann.«

»Mann oder Frau?«»Ich weiß es noch nicht. Vermutlich ein Mann. Aber ich

werde die Plane hier vor Ort nicht weiter öffnen, um keineunnötigen Zerstörungen an den Überresten anzurichten.«

»Skelettiert?«, tippte Lena.»Schlimmer.«»Kann ich mal sehen?« Lena zog ein paar Einweghand-

schuhe aus ihrer Jackentasche und trat einen Schritt aufdie schwarze Plane zu.

Doktor Bremer hielt sie am Ellbogen fest. »Besser nicht.«Lena runzelte die Stirn. »Was ist mit der Leiche? Jetzt

machen Sie mich wirklich neugierig, Doc.« Sie befreiteihren Ellbogen mühelos aus seinem nicht sehr festen Griff,streifte die Handschuhe über und kniete neben der Plane.

»Heben Sie die Plane bitte vorsichtig nach oben hin an«,rief der Arzt hastig. »Und erschrecken Sie nicht.«

Lena, die ihre Hand schon auf den oben liegenden,bereits einmal zurückgeschlagenen Rand der Plane gelegthatte, hielt für einen Moment inne. Die Vernunft sagte ihr,dass der Pathologe sie sicher nicht ohne Grund zurück-halten wollte. Aber es war nicht nur die Neugier, die Lenadie Warnung in den Wind schlagen ließ. Auch ihre Abnei-gung dagegen, Anweisungen zu befolgen, die sie nichtverstand, tat das ihre dazu. Sie hörte, dass Mike hinter sietrat, um ebenfalls einen Blick auf die Leiche zu werfen undkonnte nun sowieso keinen Rückzieher mehr machen.

Lena war auf einen unangenehmen Anblick gefasst. Siehatte schon mehrere Tote gesehen, darunter auch Opfermit schwersten Gesichtsverletzungen. Aber als sie jetzt die

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Plane zurückschlug und sah, was sich darunter verbarg,raubte ihr der Anblick den Atem. Sie hörte, wie Mikescharf die Luft durch seine Zähne sog, und taumelte imgleichen Moment rückwärts gegen seine Knie. Sie spürteseine Hand auf ihrer Schulter und im nächsten Momenthalf er ihr auch wieder zurück auf die Füße. Lena atmeteschnell und flach. Erst jetzt nahm sie den durchdrin-genden Geruch nach Fäulnis wahr, der sich wie dichterRauch über die Szene gelegt hatte. Im gleichen Momentsetzte sich die Übelkeit wie ein Kloß in ihrem Hals fest.Verzweifelt kämpfte sie dagegen an, schluckte krampfhaft,als sie spürte, wie die Reste des Mettbrötchens in ihremsonst leeren Magen hektisch zu tanzen begannen, undpresste ihre Lippen fest aufeinander. Vergebens.

Hastig wandte sie sich ab. Nein, sie würde sich nichtübergeben. Nicht hier vor allen Kollegen. Nicht an ihremersten Tag im K 11.

»Was zum Teufel ist das?«, hörte sie ihren Partner fragen.»Das ist das, was mit rohem Fleisch geschieht, wenn es

sich unter bestimmten äußeren Bedingungen zu zersetzenbeginnt. Eine faulige Masse aus Blut, Muskeln und Binde-gewebe. Menschliche Sülze, wenn Sie so wollen.«

Lena stolperte vorwärts und hoffte, dass sie es bis hinterdie Fahrzeuge schaffte, damit wenigstens nicht alle Umste-henden sahen, wie sie sich übergab. Sie schaffte es knappbis zum Transporter der Spurensicherung, bevor ihrImbiss den Weg ins Freie zurückfand.

Danach lehnte sie sich an die Seitenwand des Transpor-ters und sog einige Male tief die Luft in ihre Lungenflügel.Nach einer Minute fühlte sie sich wieder in der Lage, zuihrem Partner zurückzukehren. Auf dem Weg hielt sieihren Blick starr auf die Plane gerichtet und bemühte sich,die feixenden Gesichter der umstehenden Feuerwehrleuteund Polizeibeamten zu ignorieren.

»Was geschieht mit der Leiche? Rechtsmedizin?«, hörtesie Mike Förster fragen, als sie näherkam.

»Nein, wir haben in unserer eigenen Rechtsmedizin nichtdie optimale Ausrüstung, um so stark zersetzte Leichen zuuntersuchen. Wir sind vor allem auf frische Leichen einge-

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stellt.« Doktor Bremer bemerkte, dass Lena sich näherte,und wandte den Kopf. »Großes Kino, Leskowiak. HörenSie bloß nie auf einen erfahrenen Kollegen.«

»Sie vergessen diesen Namen und ich höre beim nächs-ten Mal auf Ihre Warnung. Einverstanden?«

»Stern heißen Sie jetzt, haben Sie gesagt?«»Lena tut’s auch.«Doktor Bremer nickte kurz und wandte sich dann wieder

Mike Förster zu. »Ich schlage vor, wir lassen ihn nachMünster in die Pathologie der Universitätsklinik bringen.«

»Sind die für uns überhaupt zuständig?«»Nein, aber die Studenten freuen sich über jeden außer-

gewöhnlichen Fall, deswegen werden wir so eine Leichedort mit Handkuss los.«

»Mir soll es recht sein«, stimmte Mike Förster zu. »Küm-mern Sie sich um den Abtransport der Leiche, ich infor-miere die Staatsanwaltschaft. Lena?«

»Hat die Spurensicherung schon etwas zu der Plane?«Mike winkte einem der Männer am Ufer zu, der sich

daraufhin aufrichtete und herbeistapfte. Auch er trugeinen weißen Overall und Gummistiefel.

»Horst: Lena. Lena: Horst«, erledigte Mike Förster dieVorstellung. »Habt ihr schon etwas für uns?«

Der familiär Horst genannte Kriminalbiologe der Spuren-sicherung nickte Lena zu. Er war etwa so groß wie Lenaund vermutlich auch in ihrem Alter. Seine sandfarbenenHaare wichen über der Stirn bereits deutlich sichtbarzurück. Horsts Gesichtsausdruck erinnerte Lena aufAnhieb an einen Bernhardiner, wozu auch der Blick ausseinen treuen braunen Augen einen guten Teil beitrug. Ertrug wie Lena Einweghandschuhe, weshalb sie auf Hände-schütteln verzichteten.

»Die Plane ist fest um den Kadaver gewickelt und mitPanzerband verklebt. Um die Leibesmitte könnte einStrick gezurrt gewesen sein. Druckstellen und Faserrestedeuten darauf hin. Kann ich aber frühestens nach einergenaueren Untersuchung im Labor bestätigen.«

»Das heißt, der Körper wurde möglicherweise im Seeversenkt?« Lena runzelte die Stirn.

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»Möglicherweise«, gab Horst mit in die Länge gezoge-nem ersten Vokal zu.

»Ich würde Taucher runterschicken. Vielleicht finden sieein Gewicht. Vielleicht ist das ja auch nicht die einzigeLeiche.«

Mike zögerte nur einen Moment lang. »Ja, würde ichauch. Kriegen wir das so hin, dass unsere verehrte Krimi-nalrätin es frisst?«

Lena überlegte kurz und wandte sich noch einmal an denRechtsmediziner, der schon wieder neben der Leichekniete. »Doc, wie ist das? Besteht die Gefahr, sich an demWasser zu vergiften? Kann Leichengift ins Wasser geratensein?«

»Leichengift?« Doktor Bremer sah auf und schmunzeltemilde. »Nein, das ist ein Ammenmärchen, Stern. Ptomain,das Alkaloid, das bei der Zersetzung einiger im Körpervorkommender Proteine entsteht, ist nicht sehr giftig. Hierin diesem See hätte ich mehr Angst vor den Fäkalien alsvor unserem Freund hier.« Er deutete auf die zugedeckteLeiche. »Oder unserer Freundin.«

»Sind keine hygienischen Probleme zu erwarten?«»Na ja, wenn Sie so wollen, ist der ganze See ein hygieni-

sches Problem. Jedes kleinere stehende Gewässer ist einidealer Lebensraum für eine Vielzahl mehr oder wenigergefährlicher Bakterien. Eine verwesende Leiche macht dieSituation natürlich nicht besser.«

»Oder mehrere.«»Mehrere Leichen?«»Können wir nicht ausschließen. Danke, Doc.« Sie

wandte sich wieder zu Mike Förster. »Das muss reichen.«Lena versuchte, Hauptkommissar Wolf zu entdecken. Siefand den uniformierten Polizisten mit den vier silbernenSternen auf der Schulter im Gespräch mit dem Leiter desFeuerwehreinsatzkommandos. Kurz entschlossen steuertesie auf die beiden Männer zu.

»Meine Herren, wir können nicht ausschließen, dass sichnoch weitere Leichen im See befinden. Ich schlage deshalbvor, wir lassen das Gebiet absperren. Ich möchte, dassspätestens morgen Polizeitaucher den Grund des Sees

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absuchen. Wenn die nichts finden, können Sie den Seewieder freigeben.«

»Wenn Sie meinen«, grunzte Hauptkommissar Wolf, nurwenig begeistert über die Aufgabe, die nun auf ihnzukam. »Ist Ihre Show.«

Lena wandte sich an den Leiter der Feuerwehr. »Aber ichwürde vorher in jedem Fall Wasserproben analysierenlassen, um mögliche hygienische Probleme auszuschlie-ßen.«

»Keine Sorge, junge Dame«, brummelte der bärtigeTruppleiter. »Wir wissen schon, was zu tun ist. Wirkönnen unseren Job genauso, wie Sie den Ihren.«

Bevor Lena antworten konnte, trat ein junger Mann aufsie zu. Er hatte ein paar Meter entfernt gewartet, aberoffenbar nahe genug gestanden, um Lenas Worte zuhören. Nun hielt er Lena unvermittelt ein Mikrofon unterdie Nase.

»Bernd Richter von der Tagespresse. Können Sie unserenLesern etwas über den Leichenfund erzählen?«

»Tut mir leid«, wiegelte Lena sofort und energisch ab.»Zu diesem frühen Zeitpunkt kann ich Ihnen keinerleiInformationen geben. Wir stehen selbst noch am Anfangunserer Untersuchungen. Bitte wenden Sie sich für weitereFragen an die Pressestelle des Polizeipräsidiums Dort-mund.«

»Und Sie sind?«»KHK Lena Stern.«»Sie lassen den See absperren?«Lena überlegte kurz. Normalerweise würde sie ab jetzt

keine weiteren Fragen beantworten, aber in diesem Fallkonnte eine kleine Rückversicherung nicht schaden. »Esbesteht nach unseren Erkenntnissen keine akute Gefahrfür die Gesundheit der Bevölkerung, aber um jedes Risikoauszuschließen, werden wir den See erst wieder für dieAllgemeinheit freigeben, wenn Taucher seinen Grundabgesucht haben und das Wasser auf Unbedenklichkeitanalysiert wurde. Danke.«

Mike Förster war ihr gefolgt. »Hoffen wir, dass die Tau-cher irgendetwas Brauchbares finden. Sonst wird die

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Hesse dich grillen«, raunte er Lena zu, nachdem sich derReporter entfernt hatte.

»Wenn nächste Woche ein weiterer Kadaver auf denWellen dümpelt, weil wir nicht nachgesehen haben, wirdsie das auch tun.«

»Klar, aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?«»Zu groß jedenfalls, als dass ich die Sache auf sich

beruhen lasse. Was ist mit Zeugen?«»Die Kinder und die ersten Erwachsenen vor Ort wurden

von den uniformierten Beamten befragt. Sie haben nichtsVerdächtiges bemerkt. Die Leiche war plötzlich einfachda. In Kontakt gekommen ist außer der Feuerwehr undunseren Leuten keiner mit ihr. Das habe ich überprüft,während du dein Brötchen rückwärts gegessen hast.«

Lena warf noch einen letzten Blick auf die Szene. DieFeuerwehr hatte bereits begonnen, ihr Schlauchboot imEinsatzfahrzeug zu verstauen. Die uniformierten Poli-zisten fingen unverzüglich an, die Absperrung zu verstär-ken und die Schaulustigen, die sich inzwischen angesam-melt hatten, fortzuschicken. Ein Leichenwagen rollte überden Weg und rangierte mit dem abfahrenden Rettungs-wagen um die Wette.

»Okay«, seufzte sie. »Dann fahren wir zurück.« Siegingen schweigend nebeneinander her. Kurz bevor sie denVectra erreicht hatten, sah Lena ihren neuen Partner vonder Seite an. »Wird dir nie schlecht, Mike?«

Er grinste und schüttelte leicht den Kopf. »Nur vonfleischfarbener Damenunterwäsche.«

Stevie Rohloff grinste Lena und Mike vergnügt entgegen,als sie gegen siebzehn Uhr ins Präsidium zurückkehrten.

»Und?«, erkundigte er sich erwartungsvoll.»Leiche. Fortgeschrittener Verwesungszustand. Alter,

Geschlecht, Todeszeitpunkt und -art unbekannt«, fassteMike Förster knapp zusammen.

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Über Rohloffs Gesicht glitt ein Schatten der Enttäu-schung. »Soviel wussten wir auch vorher schon. Ist dasüberhaupt ein Fall für uns?«

»Er wird sich nicht selbst in Plane eingewickelt und imSee versenkt haben. Und einen Ausweis haben wir auchnoch nicht gefunden. Ich schätze, die Staatsanwaltschaftwird wünschen, dass wir dran bleiben.«

»Das wollte ich euch sowieso noch mitteilen. Morgen umneun ist große Frühbesprechung, danach habt ihr einenTermin mit der Staatsanwaltschaft.« Er richtete seineAugen kurz auf Lena, wich ihrem Blick aber sofort wiederaus. »Oberstaatsanwalt Weber kommt persönlich vorbei.«

»Große Frühbesprechung?« Lena bemühte sich, keineReaktion bei der Erwähnung des Namens des Staatsan-walts zu zeigen.

»Das bedeutet, alle vier MKs in voller Besetzung. Ichnehme an, die Hesse will dich vorstellen und dir einenÜberblick über die aktuellen Fälle geben«, erläuterte Förs-ter. »Gewöhnlich findet die große Runde Montag Vor-mittag statt, um alle Teams auf den aktuellen Stand zubringen und das Wochenende aufzuarbeiten.« Er wandtesich wieder an die zwei Kriminalpolizisten an den Schreib-tischen. »Lena hat den See sperren lassen. Wir fordernTaucher an. Falls wir morgen Vormittag länger aufgehal-ten werden, fahrt ihr zwei zum See raus und schaut denenbeim im-Trüben-fischen zu.«

Murat Özgül hatte bislang weder für längere Zeit denBlick vom Monitor auf seinem Schreibtisch genommen,noch einen Ton gesagt. Jetzt hob er den Kopf und sahMike Förster an. »Wann bekommen wir die ersten Ergeb-nisse aus der Rechtsmedizin?«

»Doktor Bremer hat die Leiche nach Münster in diePathologie der Uniklinik bringen lassen. Er meldet sich,sobald er weiß, wann die Autopsie stattfindet.«

»Fährt jemand von uns hin?«»Doktor Bremer wird dabei sein und Horsti wird auch

jemanden schicken oder selbst hinfahren.«Murat Özgül sah enttäuscht aus.

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»Ich wäre auch gerne dabei«, mischte sich Lena ein.»Wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten.«

Murat sah sie überrascht an, schüttelte dann aber denKopf. »Nein, ist nicht nötig.«

»Ganz wie Sie wollen.« Lena runzelte die Stirn.»Hast du noch nicht genug gesehen?« Mike grinste mit

kaum versteckter Schadenfreude.Lena warf den Kopf in den Nacken und verdrehte die

Augen. »Nur, dass ihr es auch wisst«, sagte sie dann ingequältem Tonfall. »Ich habe beim Anblick der Leichemein Mittagessen ausgekotzt. Das wird ja wohl sowiesodie Runde machen, dann könnt ihr es auch gleich von mirerfahren.« Sie presste die Lippen aufeinander und starrteihre drei Kollegen der Reihe nach herausfordernd an. Abernur Mike Förster grinste. Stevie Rohloff lächelte ein klei-nes, mitfühlendes Lächeln. »War bestimmt kein schönerAnblick. Ich geh gar nicht mehr zu Autopsien, meinMagen macht das nicht mit.« Murat Özgül starrte weiterstumm auf seinen Bildschirm. In seinem Gesicht war keineRegung zu sehen.

»Na dann komm mal mit.« Mike Förster führte Lena,noch immer feixend, durch die Tür in der rechten Wand indas benachbarte Büro. Es war ähnlich aufgebaut wie dasandere, allerdings prangte statt einer Magnettafel eingroßer Stadtplan an der Wand gegenüber der Tür. LenasKoffer stand an der Wand hinter einem der Drehstühle,der Gitarrenkoffer lag auf dem zum Drehstuhl gehörigenSchreibtisch.

»Dein neues Zuhause.« Förster wies mit der Hand aufden Tisch und nahm selbst hinter dem anderen Platz. Ergriff zum Telefon. Während er die Polizeitaucher anfor-derte und einwies, nahm Lena den Gitarrenkoffer vomTisch und stellte ihn in die Ecke zwischen Wand undAktenschrank. Sie schaltete den Computer auf ihremSchreibtisch ein, griff in die Tasche und zog den Umschlagheraus, für den sie in Karla Hesses Vorzimmer unter-schrieben hatte. Darin fand sie neben einem neu aussehen-den Diensthandy und einer Schlüsselkarte auf einem

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schmalen Zettel das Passwort für den Zugang zumComputernetzwerk des Polizeipräsidiums.

Mike Förster hatte inzwischen das Gespräch beendet undden Hörer auf die Gabel zurückgelegt.

»Kannst du mir ein billiges Hotel oder eine Pension inder Nähe empfehlen?«, fragte Lena, während sich auf demFlachbildschirm vor ihr bereits die Begrüßungsseite einesHotelreservierungssystems aufbaute.

»Du kannst ein paar Tage bei mir wohnen, bis du etwasPassendes gefunden hast, wenn du willst.« Försterbemerkte ihr kurzes Zögern. »Ich habe ein sauberes Gäste-zimmer und ein großes Bad. Und ich bin ein Kriminal-beamter und deshalb per se vertrauenswürdig.«

Lena erinnerte sich daran, dass gegen ihren Partnerintern ermittelt wurde. Sie schluckte eine bissige Bemer-kung über die offiziellen Zweifel an seiner Integritäthinunter und schüttelte stattdessen langsam den Kopf.»Danke für das Angebot, aber ich brauche nach Diensteinen Ort für mich. Einen Ort, an dem ich alleine undungestört sein kann.«

Förster zuckte mit den Achseln. »Ganz wie du willst.Schau dir mal das Corona an. Die Zimmer sind, soweit ichweiß, einigermaßen günstig und das Hotel liegt nur einpaar Hundert Meter von hier entfernt.«

Lena tippte den Namen Corona in das Suchfeld und sahein paar Augenblicke später die Seite des Hotels auf demBildschirm. Der Zimmerpreis entsprach nicht ganz LenasVorstellungen, ging aber angesichts der Ausstattung derZimmer und der gebotenen Leistungen in Ordnung. Siegab ihre Daten und den gewünschten Buchungszeitraumein und stellte zufrieden fest, dass ein Einzelzimmer ver-fügbar war. Sie bestätigte die Buchung und hob den Kopf.»Ich habe im Corona ein Zimmer bekommen. Kannst dumich nachher mit meinem Gepäck rüberchauffieren?«

»Klar, gerne. Kommst du danach noch mit zu Rudi?«Lena erinnerte sich an die gemütliche Kneipe an der Lin-

demannstraße. Sie lag zehn Minuten Fußweg vom Präsi-dium entfernt. Nahe genug, um nach Dienst noch ein Bierzu trinken, aber schon weit genug weg, um nicht überwie-

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gend von anderen Beamten frequentiert zu werden. »Jetztsag nicht, Rudis Eck gibt es immer noch?«

»Selbstverständlich. Allerdings heißt es inzwischen ChezRudi und er hat Zwiebelsuppe und Weinbergschneckenauf die Karte genommen.« Förster betonte das Rudifranzösisch mit ›ü‹ und lang gezogenem ›i‹.

»Igitt. Frikadellen und Mettbrötchen gibt es aber immernoch?«

»Klar. Und Soleier auch. Glaubst du, ich würde da sonstimmer noch hingehen?«

Als Lena hinter Mike Förster die schummrige Kneipebetrat, hatte sie tatsächlich das erste Mal an diesem Tagdas Gefühl, an einen Ort zurückzukehren, der ein kleinesbisschen ein Zuhause für sie war. Obwohl Rudis Eck denNamen gewechselt hatte, war die Atmosphäre nochgenauso heimelig wie früher. Das Gewirr der Stimmenübertönte die Musik, die immer nur gerade so laut einge-stellt war, dass man sich unterhalten konnte, ohneschreien zu müssen. Das bunt gemischte Publikum allerGenerationen hatte Rudis Kneipe schon vor Jahren zueiner Institution der Entspannung und Geselligkeitgemacht. Und nicht zuletzt den zahlreichen Polizeibeam-ten unter den Gästen war es zu verdanken, dass Radauund Schlägereien hier genauso unbekannt waren wieDrogen und die Gestalten der Halbwelt.

Der lange Tresen aus dunkel lackiertem Holz beganngleich rechts neben der Tür zu den Toiletten und endeteerst an der hinteren Wand des Gastraums. Die zwei Dut-zend Tische links von Lena waren etwa zu einem Drittelbesetzt. Auf der kleinen Bühne auf der anderen Seite standnoch das alte Klavier, auf dem früher immer mal wiederein Gast spontan eine kleine musikalische Einlage zumBesten gegeben hatte.

Lena folgte Mike, der einen freien Platz an der Thekeerkämpft und bereits zwei Pils bestellt hatte. Sie dachtedaran, dass die einzige feste Nahrung nach dem nahezu

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ungenießbaren Imbiss im Ferienflieger, das Mettbrötchen,inzwischen längst wieder den Weg ins Freie gefundenhatte. »Bestell mir bitte eine Frikadelle oder so etwas.Sonst werde ich nach dem ersten Bier vom Stuhl kippen«,raunte sie ihrem Begleiter zu, der näher am Tresen stand.

Förster gab Rudi, dem Wirt, der am Ende der Thekesoeben eine Ladung Getränke abgeliefert hatte, ein Zei-chen. Während das Tablett nun von einer der zwei flinkenKellnerinnen auf ausgestrecktem Arm artistisch durch dieGäste balanciert wurde, schwankte der alte Glatzkopf mitdem grauen Walrossschnauzbart breitbeinig wie ein Mat-rose, aber mit erstaunlicher Geschwindigkeit heran.

»Hey Mike, hast du schon bestellt?«»Ja, aber mein Gast muss vorher eine Frikadelle ein-

werfen. Sonst ist sie in einer halben Stunde blau. Schaumal, wen ich mitgebracht habe.« Mike Förster trat beiseiteund erst jetzt konnte Rudi sehen, wen der Hauptkom-missar im Schlepptau hatte.

»Lena?« Der Alte riss die Augen auf, griff nach einemschmuddeligen Handtuch und trocknete sich wie inTrance die Hände. »Lena?«, fragte er noch einmal, alswürde er seinen Augen nicht trauen. Dann streckte er ihrzur Begrüßung beide Arme entgegen. »Lena, Mädchen.Du bist es ja wirklich. Wie schön, dich endlich wiederzu-sehen.«

Lena drängte sich an Mike Förster vorbei, stieg auf dieSprosse eines Barhockers und beugte sich weit über dieTheke. Sie griff Rudi bei den Ohren, zog den kahlen Kopfheran und drückte ihm einen herzhaften Kuss auf diepolierte Platte.

»Mensch, Rudi«, seufzte sie dann. »Ich freu mich so, dasses dich noch gibt.«

Rudi grinste breit. »Das muss ich den Jungs erzählen. Diewerden Augen machen.«

»Langsam, Rudi. Lass mich erst mal ankommen.« Lenaschmunzelte über seine Begeisterung, begann aber gleich-zeitig, sich ein bisschen zu fürchten. Ihre Vergangenheitwar wesentlich gegenwärtiger als sie selbst angenommen

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hatte. In acht Jahren hatte sich sehr wenig geändert.Erschreckend wenig.

Rudi deutete auf die Bühne. »Sie spielen am Samstaghier. Ich hoffe, du kommst. Vielleicht hast du ja sogar Lust,selbst ...«

»Ganz sicher nicht.« Lena schüttelte entschieden denKopf. »Es ist lange her. Zu lange.«

»Blödsinn.« Rudi hatte inzwischen eine Frikadelle mitdem Durchmesser eines Bierdeckels, ein trockenes Bröt-chen und eine kleine Tüte scharfen Senf auf einen Tellergepackt und schob ihn Lena unter die Nase. »Brauchst duBesteck?«

»Quatsch. Aber eine Serviette wäre hilfreich.« Sie bissherzhaft in den Fleischkloß und sofort war die Erinnerungan diese eigenwillige Delikatesse wieder da. DerGeschmack war undefinierbar und die Konsistenz einkulinarisches Erlebnis der besonderen Art. Aber diesesMeisterwerk zweckmäßiger Kneipenküche hatte sieunzählige Male vor Trunkenheit und Kater bewahrt.Scheinbar hatte sich tatsächlich nichts geändert. Sieschlang die Frikadelle hastig und mit Appetit hinunterund wartete währenddessen schon ungeduldig auf ihrPils, um den letzten Bissen aus dem Mund zu spülen.

»Sie ist ab heute wieder bei uns im Dienst. Wir sind jetztein Team«, erklärte Mike Förster währenddessen mit hör-barem Stolz in der Stimme, als wäre Lena allein seinet-wegen nach Dortmund zurückgekehrt.

»Das sind gute Nachrichten. Vielleicht zahlst du dann jaauch endlich deinen Deckel.« Rudi zwinkerte Lena zu.

»Ach, du Drama. Ich hab noch eine offene Rechnung?Gib her.« Lena machte eine winkende Bewegung mit denFingern.

Rudi beugte sich tatsächlich zu den untersten Fächernauf der Rückseite des Tresens hinab und stöberte dort eineZeit lang herum. Als er wieder auftauchte, hielt er einenalten, fleckigen Bierdeckel in der Hand, auf dem rings-herum am Rand entlang Reihen von Strichen und einzelnekleinere Geldbeträge notiert waren. Er hielt ihn so, dass sie

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den Namen auf dem oberen Rand lesen konnte. Lena L.stand da.

Als Lena nach dem Deckel griff, zog er ihn weg, hob ihndemonstrativ in die Höhe und riss ihn in der Mitte durch.»Ich habe ihn nur als Erinnerung aufbewahrt. Nun brau-che ich ihn nicht mehr. Du bist ja wieder da.« Er stellte dieinzwischen mit frisch gezapftem Pils gefüllten Glastulpenvor Lena und Mike, griff selbst nach einem Wasserglas,das hinter ihm auf dem Bord mit den Würfelbechern undKartenspielen stand, und erhob es. »Auf Lena.«

»Auf Lena«, stimmte Mike Förster ein.»Auf euch«, antwortete Lena und leerte ihre Tulpe mit

einem tiefen Zug bis zur Hälfte. Und auf mein beschis-senes, verpfuschtes Leben, fügte sie ihn Gedanken hinzu.

Karla Hesse hatte zunächst gar nicht die Absicht gehabt,ebenfalls in Rudis Kneipe zu gehen. Sie war ein halbesDutzend Male dort gewesen, weil die Kneipe einer derunverfänglichen Orte war, wo ein Polizeibeamter demanderen begegnen konnte, ohne dass ein zufälligerBeobachter an etwas anderes dachte als an ein gemütlichesFeierabendbier unter Kollegen. Hier hatte sie sich mitMike getroffen und hier hatte sie ihn in den seltenenFällen gesucht, wenn sie ihn unbedingt sehen wollte, ohnedass sie sich zuvor verabredet hatten.

Karla Hesse wusste, dass Mike Förster nicht sehr erfreutsein würde, wenn sie dort unangemeldet auftauchte.Rudis Kneipe war allein seine Welt, sein persönlicherBereich. Wenn sie ihn hier aufsuchte, musste sie damitrechnen, dass er nicht alleine war, wenn sie ihn fand. Esgab allerdings Tage, da war sie bereit, dieses Risiko inKauf zu nehmen. Wenn es klappte, wenn er Zeit für siehatte, war alles gut. Wenn nicht, würde sie die Rolle derzufällig vorbeikommenden Kollegin spielen und mit ihrerEnttäuschung fertig werden müssen.

Als sie heute Abend durch die Tür trat, fiel ihr Blickjedoch sofort auf Lena Stern, die zwischen Mike und dem

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urigen Wirt stand, der sie, Karla, zwar immer höflich, aberspürbar als Fremde behandelt hatte. Die Kriminalrätinerkannte in diesem Moment, dass Lena schon am erstenTag ihrer Anwesenheit mehr zu den beiden Männerngehörte, als es ihr selbst je gelingen würde, selbst wenn siezehn Jahre lang täglich bei Rudi ihr Glas Weißwein trinkensollte. Hastig trat sie einen Schritt zurück, um nicht ent-deckt zu werden, drehte sich um und stand im gleichenMoment schon wieder draußen auf der Straße. Fast eineMinute lang starrte sie dort reglos auf die Pflastersteine zuihren Füßen, während ihre Gedanken wirr durch ihrenKopf jagten und sie vergeblich versuchte, Herrin über ihrewidersprüchlichen Gefühle zu werden. Dann öffnete sichunvermittelt die Tür hinter ihr und zwei schon leichtangetrunkene Gäste stolperten ins Freie.

»Schulligung«, lallte der eine, nachdem er Karla Hesse soheftig angerempelt hatte, dass diese einen stechendenSchmerz im Oberarm verspürte und hilflos zur Seite stol-perte. In ihrem Kopf verbanden sich in diesem Momentder körperliche und der seelische Schmerz und das Bildder Mike Förster zuprostenden Lena Stern miteinander.Bevor ihr Bewusstsein realisieren konnte, was mit ihrgeschah, riss sie eine laute männliche Stimme aus ihrenGedanken.

»Der Westen. Die aktuelle Mittwochsausgabe druckfrischfür nur einen Euro.«

Der Zeitungsverkäufer hielt ihr eine Ausgabe der Tages-zeitung unter die Nase, sodass sie die Schlagzeile lesenkonnte. Im nächsten Moment sah sie auch das dazu gehö-rende Bild und spürte, wie das Blut aus ihrem Gesichtwich.

»Geben Sie her.«Die Kriminalrätin suchte in ihrer Tasche nach einer pas-

senden Münze und riss dem Verkäufer dann ungeduldigdie Zeitung aus der Hand. Sie starrte auf die Schlagzeileund das Foto. Tatsächlich. Sie hatte sich nicht geirrt. Wäh-rend sie zu ihrem Auto hastete, das noch immer auf demParkplatz am Präsidium stand, krampften sich ihre Finger

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so stark um die zusammengerollte Zeitung, dass ihre Knö-chel weiß hervortraten.

»Das darf doch alles nicht wahr sein«, fluchte sie leise.»Mein Gott, ich hasse diese Frau.«

(Ende der Leseprobe)

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WENN DIESE GESCHICHTE SIE GUTUNTERHALTEN HAT ...

Vom gleichen Autoren sind zahlreiche weitereRomane erschienen.

Unter den Lena-Stern-Polizeithrillern, den Caro-und-Nessie-Krimis, den spannenden Joey-Marx-Romanen, dentierischen Abenteuern, die Katharina mit ihrem klugenKater Karl erlebt, und den frechen Geschichten um dieehemaligen Escorts der Agentur Valeska findet jederKrimi- und Thrillerfan die passende Lektüre.

Auf den folgenden Seiten finden Sie dazu weitereInformationen und Links zu umfangreichen kostenlosenLeseproben.

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Die Joey-Marx-Romane

Jenseits der ErinnerungDas gestohlene Leben der Joey Marx

Als Joey Marx bei einem Anschlag das Gedächtnis ver-liert, melden sich längst vergessene Erinnerungen, die siean ihrem eigenen Verstand zweifeln lassen. Nur langsamgelingt es ihr, das Geheimnis zu lüften, das seit ihrer Kind-heit im Verborgenen schlummert. Und gleichzeitig musssie Schritt für Schritt in ihr eigenes Leben zurückfinden.

Aber warten auf sie dort tatsächlich ein Mann, der sieliebt und eine Assistentin, der sie blind vertrauen kann?Der Anschlag, der Joey Marx um ihre Erinnerungen brach-te, war jedenfalls nicht der letzte Versuch, sie aus demWeg zu räumen.

Ihr Killerlein kommetDie mörderischen Weihnachten der Joey Marx

Ein Hotel im Herzen Berlins wird Heiligabend zumSchauplatz von Raub, Entführung und Mord. Joey Marxund ihr Team müssen alles geben, um das Leben einesunschuldigen Kindes zu retten und zu verhindern, dassdas Weihnachtsfest in einem Fiasko endet.

Mehr Informationen und Leseproben im Internet aufwww.joey-marx.de

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Die Caro-und-Nessie-Kriminalromane

Das Mondrian-MysteriumDer fünfte Fall für Caro und Nessie

Versicherungsdetektiv Clemens Nordberg bittet die cle-vere Kunstexpertin Caro um Hilfe bei der Suche nach dreigestohlenen Gemälden. Die unternehmungslustigeGrafentochter kann der Versuchung nicht widerstehenund lässt sich gegen den Rat ihrer besonnenen FreundinNessie auf ein Abenteuer ein, das bereits vier Menschendas Leben kostete. Und wie Nessie ganz richtig voraus-gesehen hat, geraten schließlich auch Nordberg und dieKomtesse in allerhöchste Gefahr.

Der Stern von BethlehemEin weihnachtlicher Caro-und-Nessie-Kurzkrimi

(als eBook kostenlos)

Der Stern von Bethlehem ist weg. Der Messbecher, derdiesen wertvollen Rubin trägt, verschwindet nur wenigeTage vor Weihnachten aus der Sakristei der GreifsheimerPfarrkirche. Kunstexpertin und Hobbydetektivin Carowird vom jungen Gemeindepfarrer um Hilfe bei denErmittlungen gebeten. Wie gelang es dem Dieb, in diesicher verschlossene Sakristei einzudringen, und was istder Grund dafür, dass die ebenso verschlossene ersteSopranistin des Kirchenchors nicht mehr den richtigenTon trifft? Caro und Nessie bleibt kurz vor Heiligabendnur wenig Zeit, den Diebstahl aufzuklären.

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Blut ist dicker als WeinDer erste Fall für Caro und Nessie

(in Kürze auch als eBook erhältlich)

Auf dem Weingut der Grafen zu Greifsheim wird eineLeiche entdeckt und Kunstexpertin Caro findet sich unver-sehens in einem Mordfall wieder. Sind die Mitglieder ihrerFamilie in die Tat verstrickt und welche Rolle spielt spezi-ell ihr Bruder in dem Drama? Als schließlich auch nochihre jüngere Schwester in Gefahr gerät, mischt sich dieKomtesse kurzerhand selbst in die Ermittlungen ein.

Unerwartete Unterstützung erhält Caro von ihrer ehe-maligen Schulfreundin Nessie. Gemeinsam gelingt es denjungen Frauen, dem Geheimnis um die Todesfälle aufGreifsheim auf die Spur zu kommen. Dabei wartet inGestalt der quirligen Nessie schon das nächste Durch-einander in Caros Leben.

Familie und andere VerbrechenDer zweite Fall für Caro und Nessie

(ab Oktober 2014 auch als eBook erhältlich)

Nessie wird unter Mordverdacht verhaftet. Angeblichhat die kampfsporterfahrene Fitnesstrainerin einen Sieb-zehnjährigen zu Tode geprügelt. Caro setzt alle Hebel inBewegung, um die Unschuld ihrer Freundin zu beweisen,obwohl sie weiß, dass Nessie irgendetwas vor ihr ver-heimlicht.

Aber als Caro Nessie im Gefängnis besucht, hat sie eineBegegnung, die sie vor eine völlig neue, unerwarteteHerausforderung stellt, und das Leben ihrer ganzen Fami-lie für immer verändern wird.

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Sonne, Sand und MordDer dritte Fall für Caro und Nessie

(ab Januar 2015 auch als eBook erhältlich)

Als der Lebensgefährte ihrer Mutter ohne Erklärung ver-schwindet, macht Kunstexpertin Caro sich mit ihrerFreundin Nessie auf die Suche – und findet dabei neueHinweise auf das Schicksal ihres Vaters.

Während Caro den Spuren in die Vergangenheit folgt,schlägt vor den Augen der Freundinnen ein Killer zu.Steht die Tat in Verbindung mit ihrer Anwesenheit? Undwelches Geheimnis verbirgt der Lebensgefährte ihrerMutter?

Das Bilder-RätselDer vierte Fall für Caro und Nessie

(ab April 2015 auch als eBook erhältlich)

Der alte Gärtner liegt erstochen im Geräteschuppen. SeinGeheimnis, das er am nächsten Tag der KunstexpertinCaro anvertrauen wollte, nimmt er mit ins Grab.

Bei ihren Nachforschungen stoßen Caro und Nessie aufeine lange zurückliegende Familientragödie. Während dieFreundinnen einem raffinierten Verbrechen in der Ver-gangenheit auf die Spur kommen, geschieht noch einweiterer Mord und Caro erkennt die schreckliche Wahr-heit ...

Mehr Informationen und Leseproben im Internet aufwww.komtesse-caro.de

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Die Abenteuer vonKatharina und Karl

Katharinas KatzenjammerEine total verkaterte Kriminalromanze

Die Fortsetzung des weihnachtlichen Überraschungser-folgs »Die Katze am Fenster«. Nachdem es dem klugenKater Karl gelungen ist, Klaus und Katharina zusammen-zubringen, bedrohen auch schon die ersten Gewitter-wolken die junge Liebe. Glücklicherweise bringt Karl dierichtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt zusammenund rettet Katharina zum Schluss vielleicht sogar dasLeben.

Tod auf dem WeihnachtsmarktEin neues Abenteuer für Katharina und Karl

Elvira Wohlgemuth liegt tot in ihrem Weihnachtsmarkt-stand. Alle Hinweise deuten auf Mord. Und schnell hatdie Polizei auch die vermeintliche Täterin verhaftet.

Katharina mischt sich, unterstützt von ihrem klugenKater Karl, auf eigene Faust in die Ermittlungen ein undfolgt unbeirrbar ihrem eigenen Verdacht.

Und obwohl der Täter ein unerschütterliches Alibi zubesitzen scheint, lässt Katharina nicht locker, bis sie letzt-endlich mit Karls Hilfe die raffinierten Hintergründe derTat enthüllen kann.

Mehr Informationen, Leseproben und»Die Katze am Fenster« kostenlos zum Download auf

www.katharina-und-karl.de

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Die Agentur-Valeska-Thriller

Agentur Valeska:Modelmord

Ex-Callgirl Sascha gerät in ernste Schwierigkeiten, als einkompromittierendes Foto auf den Titelseiten der Tageszei-tungen erscheint, welches sie und Stadtrat Kern in ein-deutiger Pose zeigt. Der Stadtrat kommt ums Leben undSascha verliert Freund und Job. Und dann muss sie auchnoch erfahren, dass ihr Vater ein verurteilter Serienmörderist, dem es soeben gelungen ist, aus der Haft zu fliehen ...

Mehr Informationen und Leseproben im Internet aufwww.agentur-valeska.de

Der nächste Agentur-Valeska-Thrillerin Kürze als Taschenbuch und eBook:

Agentur Valeska:Spinnennetz

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Die Lena-Stern-Polizeithriller

Lena Stern:Thanatos

Hauptkommissarin Lena Stern, die nach acht Jahren imLKA wieder in ihr früheres Präsidium zurückkehrt, wirdin ihrem ersten Fall mit einer entstellten Wasserleichekonfrontiert. Gemeinsam mit Mike Förster, ihrem ehemali-gen Ausbilder und neuen Partner, versucht sie, dasGeheimnis zu lüften, das den Toten umgibt. Als kurzdarauf im gleichen See eine weitere Leiche gefunden wird,entwickelt sich der rätselhafte Fall zu einem komplexenVerwirrspiel mit mörderischem Ausgang.

Aber das ist längst nicht die einzige Herausforderung,der sich die von Job und Privatleben gleichermaßengezeichnete Ermittlerin nach ihrer Rückkehr gegenüber-sieht.

Mehr Informationen und Leseproben im Internet aufwww.lena-stern.de

Der nächste Lena-Stern-Thrillerschon bald als Taschenbuch und eBook:

Lena Stern:Nemesis