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'l'EXTE ZUM Vom Ausgang -2 p~ der Antike bis zur Frühscholastik Lateinische, griechische und arabische Texte des 3.-12. Jahrhunderts Übersetzt und herausgegeben von Hans-Ulrich Wohler /i "O~/AS"; Akademie Verlag A Y TL& -~-t nn

l'EXTE ZUM - commonweb.unifr.chcommonweb.unifr.ch/.../pub/gestens/f/as/files/4610/13568_105440.pdf · Aristoteles definiert in ,,Peri hermeneias" das Allgemeine [Universale] als

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' l 'EXTE ZUM

Vom Ausgang -2 p~ der Antike bis zur

Frühscholastik

Lateinische, griechische und arabische Texte des 3.-12. Jahrhunderts

Übersetzt und herausgegeben von Hans-Ulrich Wohler

/ i " O ~ / A S " ; Akademie Verlag

A Y TL& - ~ - t nn

Dr. Hans-Ulrich Wohler Technische Universitat Dresden

Fakultat fur Geistes- und Sozialwissenschaften Mommsenstr. 13 0-8027 Dresden

Inhalt

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Texte mm Universalienstreit 1 übers. und hrsg. von Hans-Ulrich Wohler. - Berlin: Akad.-Verl.

NE: Wohler, Hans-Ulrich [Hrsg.]

Bd. 1. Vom Ausgang der Antike bis zur Friihscholastik: lateinische, griechische und arabische Texte des

3.-12. Jahrhunderts. - 1992 ISBN 3-05-001792-9

O Akademie Verlag GmbH, Berlin 1992 Erschienen in der Akademie Verlag GmbH, 0-1086 Berlin

(Bundesrepublik Deutschland), Leipziger Str. 3-4 Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darfohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Fotokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache über-

tragen oder übersetzt werden. Satz: Dorlemann-Satz GmbH & Co. KG, W-2844 Lemforde; Druck: GAM MEDIA,

W-1000 Berlin 61; Bindung: D. Mikolai, W-1000 Berlin 10; Umschlaggestaltung: E. Steiner, 0-1 144 Berlin

Printed in the Federal Republic of Germany

Vonvort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

TEXTE

1. Porphyrios: Isagoge (Einfuhrungsschrift zu Aristoteles' ,,Kategorien") 2. Anicius Manlius Severinus Boethius: Kommentar zur ,,Isagoge" des

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Porphyrios. Erste Ausgabe, Buch 1, Kapitel 10 3. Anicius Manlius Severinus Boethius: Kommentar zur ,,IsagogeC' des

Porphyrios. Zweite Ausgabe, Buch 1, Kapitel 10 und 11; Buch III, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kapitel 6 und 7

4. Anicius Manlius Severinus Boethius: Kommentar zu den ,,Kategoriencc . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . des Aristoteles, Buch 1 (Auszüge) ..

5. Anicius Manlius Severinus Boethius: Kommentar zu Aristoteles' ,,Peri hermeneias". Zweite Ausgabe, Buch II, Kapitel 7 (Auszüge) . . . .

6. Anicius Manlius Severinus Boethius: Inwiefern die Trinitat ein Gott und . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nicht drei Gotter ist, Kapitel 2

7. Anicius Manlius Severinus Boethius: Gegen Eutyches und Nestorios, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kapitel 1-7

8. Roscelin von Compiègne: Brief an Petrus Abaelard (Auszüge) . . . . . . . 9. Anselm von Canterbury: Brief über die Fleischwerdung des Wortes.

Engültige Fassung, Kapitel 1-16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Adelard von Bath: Von Demselben und dem Verschiedenen (Auszüge) 11. Anonymus (,,Pseudo-Gauslenus"): Über die Genera und Spezies . . . . . 12. Petrus Abaelard: Die Logica ,,Ingredientibusa. Glossen zu Porphyrios

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Auszüge) 13. Petrus Abaelard: Die Logica ,,IngredientibusU. Glossen zu Aristoteles'

,,Kategoriencc (Auszüge) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

132 Texte 12. Abaelard: Glossae super Porphyriuin 133

Dies kann man in unterschiedlicher Weise auffassen. Wir konnten es namlich so auffassen, als würde er sagen: über diese drei oben angegebenen und anderes in bezug zu ihnen Stehendes - das heiBt freilich diese drei Fragen - werde ich es ablehnen zu sprechen. Es kann auch noch andere [Fragen] geben, die sich auf dieselben Dinge beziehen und ebenso kompliziert sind, wie zum Beispiel jene Frage nach der Beschaffenheit des gemeinsamen Grundes fur die Imposition von univer- salen Nomina, insofern verschiedene Dinge untereinander übereinstimmen. Oder auch die Frage nach dem Gedankeninhalt [intellectus] von universalen Nomina - weshalb durch ihn keinerlei Ding begriffen zu werden scheint und weshalb es bei einem universalen Wort nicht um ein Ding zu gehen scheint. Und noch viele andere komplizierte Fragen. Wir konnen so die Satzpassage ,,[oder existieren sie wirkiich in ihnen] und in bezug auf sie?" in der Weise erklaren, daB wir eine vierte Frage anknüpfen: ob die Genera und Spezies - solange sie Genera und Spezies sind - notwendig sich auf ein real existierendes Ding beziehen, sobald sie genannt werden, oder ob auch nach der Vernichtung der auf bestimmte Weise bezeichneten Dinge auf Grund eines gedanklichen Bezeichnungsaktes ein Universale bestehen kann, wie z. B. dasNomen ,,Rosec', wenn es bereits keine einzige Rose mehr gibt, fur die es das Gemeinsame ist. Diese Fragen aber werden wir spater genau besprechen.

Jetzt wollen wir den Text der Vorrede verfolgen. [. . .]4

Aristoteles definiert in ,,Peri hermeneias" das Allgemeine [Universale] als das, ,,was über mehreres pradiziert zu werden pflegtC',5 Porphyrios definiert jedoch das Ein- zelne, das heiBt das Individuum, als das, ,,was nur über ein einzelnes pradiziert wire.6 Dies scheint die gültige Lehrmeinung sowohl den Dingen als auch den Wortern zuzuschreiben; eben Aristoteles schreibt es den Dingen zu, wenn er unmittelbar vor der Definition des Universale vorausschickt: ,,da von den Dingen dieses [alles] allgemein [universal], jenes aber einzeln ist - Allgemeines [Universale] aber nenne ich, was über mehreres pradiziert zu werden pflegt, Einzelnes aber, was nicht USW."~ Auch Porphyrios zielte auf die Natur der Dinge ab, als er bestimmte, daB sich die Spezies aus dem Genus und der Differenz ergibt.8 Hieraus wird eindeutig klar, daB die Dinge selbst in einem universalen Nomen enthalten sind.

Die Universalien werden auch als ,,Nomina'' bezeichnet. Daher sagt Aristoteles: ,,Eh Genus bestimmt mit Bezug auf die Substanz eine Qualitat; denn es bezeichnet ein bestimmtes Qualitatives."g Und Boethius sagt in ,,De divisione": ,,Dies zu wis- sen, [daB es eine mehrfache Einteilung eines einzelnen Genus gibt,] ist sehr nütz- lich, da ein Genus ja in gewisser Weise ein einheitliches Ebenbild vieler Spezies ist, das die substantielle Übereinstimmung von ihnen allen anzeigt."lO Eine-Bedeu- tung-Angeben oder Bezeichnen ist den Worten eigen, das Bezeichnetwerden aber kommt den Dingen zu. Und andererseits sagt er: ,,Der Terminus ,Nomenc wird über mehrere Nomina pradiziert, in gewisser Weise wie eine Spezies, die in sich Indivi- duen enthalt."ll Er wird jedoch nicht im eigentlichen Sinne als ,,SpeziesN bezeich-

net, da er kein substantieller, sondern ein akzidentieller Terminus ist; unzweifelhaft aber ist er ein Universale, auf das die Definition des Universale zutrifft. Hieraus wird eindeutig kiar, daB es auch universale Worter gibt, denen nur zugeschrieben wird, pradizierte Termini von Aussagen zu sein.

Wenn man nun aber anscheinend sowohl von universalen Dingen als auch Wortern spricht, dann muB gefragt werden, in welcher Weise die Definition des Universale auf Dinge angewendet werden kann. Denn kein Ding noch auch irgend- eine Ansammlung von Dingen wird offenbar einzeln über mehreres pradiziert, was aber die Eigenschaft des Universale verlangt. Denn obgleich ,,dieses Haus", ,,dieses Volk" oder ,,Sokrates" zugleich über alle seine Teile ausgesagt wird, so wird jedoch niemand diese [Termini] als ,,Universalien" bezeichnen, da deren Pradikation nicht bis zu den Einzeldingen kommt. Noch vie1 weniger aber als eine Ansammlung von Dingen wird ein einzelnes Ding über mehreres pradiziert. Inwiefern man also ein einzelnes Ding oder eine Ansammlung ein ,,Universale" nennt, wollen wir horen und wir wollen samtliche Auffassungen von allen angeben.

Einige namlich verstehen ein universales Ding so, daB sie in durch Formen voneinander verschiedenen Dingen eine wesensmaBig identische Substanz anneh- men, die fur die einzelnen Dinge, in denen sie ist, das materielle Wesen sein soll, das innerlich einheitlich und nur auf Grund der Formen der niederen Dinge differen- ziert sein soll. Sollte es vorkommen, daB diese Formen abgetrennt werden, dann gabe es überhaupt keine Differenz bei den Dingen, die sich voneinander nur durch die Verschiedenheit der Formen unterscheiden, da ja die Materie vollig wesensma- Big identisch ist. Zum Beispiel ist in den einzelnen, sich zahlenmaBig unterschei- denden Menschen ein und dieselbe Substanz des Menschen, die hier als Platon vermittels dieser Akzidentien existiert und dort als Sokrates vermittels jener. Die- sem scheint Porphyrios seine volle Zustimmung zu geben, wenn er sagt: ,,Denn wegen der Teilhabe an der Spezies sind die vielen Menschen nur einer; in Hinsicht auf die partikularen aber ist der eine und gemeinsame [Mensch] viele."12 Und andererseits sagt er: ,,Solches aber bezeichnet man als ,IndividuumC, weil jedes von ihnen sich aus Eigentümlichkeiten zusammensetzt, deren Gesamtheit in einem anderen nicht genauso v ~ r k o m m t . " ~ ~ Ebenso nehmen sie auch in einzelnen Lebe- wesen, die sich der Spezies nach unterscheiden, eine wesensmaBig identische und einheitliche Substanz des Lebewesens an, die sie durch Aufnahme unterschied- licher Differenzen zu unterschiedlichen Spezies machen - wie wenn ich aus diesem Wachs einmal die Statue eines Menschen, einmal die eines Rindes mache und dabei das voilig gleich bleibende Wesen mit verschiedenartigen Formen versehe. Das liegt jedoch daran, daB dasselbe Wachs zur selben Zeit die Statuen nicht in der Weise bestimmt, wie man es im Falle des Universale einraumt; dieses Universale kenn- zeichnet Boethius als Gemeinsames derart, daB es zu gleicher Zeit als identisches Ganzes in Verschiedenem ist, deren Substanz es in materialer Hinsicht ausmachtl4; und obwohl es in sich ein Universale ist, soll es ein Singulares in bezug auf die

134 Texte 12. Abaelard: Glossae super Porphyrium 135

hinzukommenden Formen sein, das ohne sie zwar auf natürliche Weise durch sich selbst subsistiert, aber ohne deren Hilfe keineswegs aktual bestehen bleibt - das heiBt, es ist zwar ein Universale von der Natur her, aktual aber ein Singulares; als Unkorperliches und nicht sinnlich Wahrnehmbares wird es auf Grund der Einfach- heit seiner Allgemeinheit begriffen, subsistiert aber zugleich als Korperliches und sinnlich Wahrnehmbares durch die Akzidentien; und nach demselben Zeugnis des Boethius subsistiert das viele Singulare, wie die Universalien ihrerseits gedacht werden.15

Dies ist nur die eine von me i Meinungen. Und wenn die mangebenden Autoren ihr auch am meisten zuzustimmen scheinen, so widerspricht ihr jedoch in jeder Hinsicht die Physik. Wenn dieses [Universale] namlich auf den Einzeldingen beruht - wenngleich es durch unterschiedliche Formen in Besitz genommen wurde -, so muB dieses Ding, was durch diese Formen beeinfluBt wurde, notwendig jenes sein, welches durch jene Formen beherrscht wird; so daB z.B. ein durch Vernunftbe- gabung geformtes Lebewesen notwendig ein Lebewesen sein muB, was durch Ver- nunftlosigkeit geformt ist, und damit ein vernunftbegabtes Lebewesen ein vernunft- loses Lebewesen sein muB, so daB in ein und demselben zugleich Kontrares existiert - vielmehr schon gar nicht mehr Kontrares, wo es in einem vollig identischen Ding gleichzeitig zusammenkommt: so waren zum Beispiel WeiBheit und Schwarze nichts fùreinander Kontrares, wenn sie gleichzeitig in diesem einen Ding aufiraten, wenngleich dieses Ding in der einen Hinsicht weiB und in der anderen schwarz ist - genauso ist es in der einen Hinsicht weiB und in der anderen hart auf Grund der WeiBheit und der Harte. Denn fùreinander Kontrares kann auch unter unterschiedli- chen Aspekten nicht ein und demselben Ding zu gleicher Zeit innewohnen, wie das etwa das Relative und vieles andere kann. Deswegen beweist Aristoteles ganz klar, daB in der Kategorie ,,in bezug auf' das Kleine und GroBe dadurch, daB sie zugleich ein und demselben innewohnen, nichts Kontrares sind, nachdem er gezeigt hat, daB sie in verschiedener Hinsicht zugleich ein und demselben innewohnen.16

Vielleicht aber wird - jener Auffassung entsprechend - geauBert werden, daB Vernunftbegabung und Vernunftlosigkeit doch dann nicht weniger Gegensatze sind, wenn sie in solcher Weise in ein und demselben vorgefunden werden, das heiBt in demselben Genus oder in derselben Spezies - es sei denn, daB sie sich in ein und demselben Individuum ausbreiten. Dies wird auch folgendermden verdeutlicht: Vernunftbegabung und Vernunftlosigkeit sind tatsachlich in ein und demselben Individuum, namlich in Sokrates; daB sie gemeinsam in Sokrates sind, wird daraus bewiesen, daB sie gemeinsam in Sokrates und in [dem Esel] Burnellus sind; Sokrates und Burnellus aber sind Sokrates. Und tatsachlich sind Sokrates und Burnellus Sokrates, da Sokrates ja Sokrates und Burnellus ist. Denn Sokrates ist Sokrates und Sokrates ist Burnellus. DaB Sokrates Burnellus ist, wird jener Auffassung zufolge so bewiesen: alles, was in Sokrates verschieden von den Formen des Sokrates ist, das ist genau das, was in Burnellus verschieden von den Formen des Burnellus ist; alles

aber, was in Burnellus verschieden von den Formen des Burnellus ist, ist Burnellus; alles was in Sokrates verschieden von den Formen des Sokrates ist, ist Burnellus;

l wenn das aber der Fail ist, dann ist darum, weil Sokrates eben das ist, was von den Formen des Sokrates verschieden ist, Sokrates selbst Burneilus. DaB aber nun das, was wir oben annahrnen, wahr ist - das heiBt: alles, was in Burnellus verschieden von den Formen des Burnellus ist, ist Burneilus -, wird daraus ersichtlich, daB weder die Formen des Burnellus er selbst sind - weil ja dann schon die Akzidentien die

\ Substanz darstellten -, noch die Materie mit den Formen des Burnellus gemeinsam Burneilus sind - weil ja sonst notwendig zuzugeben ware, daB ein Korper und ein Nicht-Korper ein Korper sind.

Es gibt manche, die in der Suche nach einem Ausweg nur die Worte dieser

( Aussage, jedoch nicht die Auffassung bekritteln würden, das heiBt die Aussage: ,,ein vernünftiges Lebewesen ist ein unvernünftiges Lebewesen"; es konne beides sein, jedoch würde dies durch diese Worte nicht passend ausgedrückt; weil namlich ein Ding - wenngleich es dasselbe ist - als ,,vernünftigC' unter dem einen Aspekt und als ,,unvernünftig" unter einem anderen Aspekt bezeichnet wird, das heiBt: auf Grund

i entgegengesetzter Formen. Aber ganz gewiB besteht zwischen Formen kein Gegen- satz, welche denselben Dingen genau gleichzeitig zukamen; und darum bekritteln sie auch nicht die Aussagen: ,,ein vernünftiges Lebewesen ist ein sterbliches Lebe- wesen" oder ,,ein weiBes Lebewesen ist ein gehendes Lebewesen", weil es ja nicht

(

1 dadurch, daB es vernünftig ist, sterblich ist, und weil es nicht dadurch, daB es weiPJ ist, geht; sie halten diese Aussagen aber darum fur wahr, weil dasselbe Lebewesen

l

I beides zugleich besitzt, wenn auch in verschiedener Hinsicht. Widrigenfalls würde , man nicht behaupten, daB ein Lebewesen ein Mensch ist, weil ja nichts dadurch, daB es ein Lebewesen ist, ein Mensch ist.

I Nach der Position der vorausgeschickten Auffassung gibt es auBerdem nur zehn Wesen fur samtliche Dinge, das heiBt zehn oberste Genera, weil ja in den einzelnen Kategorien nurje ein einziges Wesen vorliegt, das, wie gesagt, nur durch die Formen der niederen Dinge zur Verschiedenheit gebracht wird und ohne diese keinerlei

1 Veranderlichkeit besaBe. Ebenso, wie also alle Substanzen vollig dasselbe sind, sind es auch alle Qualitaten, Quantitaten usw. Da also Sokrates und Platon die Dinge der einzelnen Kategorien in sich haben, diese aber vollig identisch sind, so sind samtli-

I che Formen des einen auch die des anderen, die in sich genauso nicht in ihrem l Wesen verschieden sind, wie die Substanzen, mit denen sie in Verbindung stehen - t wie zum Beispiel die Qualitat des einen auch die Qualitat des anderen ist, weil jede

von beiden eine Qualitat ist. Sie sind also nicht mehr verschieden auf Grund der Natur der Qualitaten als auf Grund der Natur der Substanz, da ja das Wesen ihrer Substanz einheitlich ist, wie ebenfalls das der Qualitaten. In der gleichen Hinsicht bewirkt auch die Quantitat keine Differenz, weil sie identisch ist, wie auch nicht die

1 übrigen Kategorien. Deshalb kann es auch keinerlei Differenz durch Formen geben,

l die in sich genauso nicht verschieden sind, wie die Substanzen.