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LICHTTECHNIK SEHEN UND GESEHEN WERDEN Intelligente Lichtsysteme in Fahrzeugen können die Sicherheit im Straßenverkehr verbessern und so die Zahl der Unfälle senken. Im Lightron-Projekt hat Hella eine blendfreie und kostengünstige LED-Lichttechnik für ein Mittelklasse-Fahrzeug entwickelt. Der Matrix-LED-Scheinwerfer im Audi A8, bestehend aus 25 Leuchtdioden und einer Kamera, kann verschiedene, für Fahrer wie Verkehrsteilnehmer sicherheitsrelevante, Lichtszenarien darstellen. Mit Claus Allgeier, Leiter des Geschäftsbereichs Automotive-LED-Systeme bei Osram, sprach die ATZ über weitere Innovationspotenziale und die Chancen, diese in die breite Anwendung zu bringen. Die Innovationsgeschwindigkeit beim Scheinwerfer ist mittlerweile enorm. Von den 60ern bis 1991 tat sich bei den Halogenlampen nicht viel – dann kam Xenon in einem BMW 7er auf den Markt. In den letzten Jahren, seit erste LEDs 2008 in den Audi R8 eingebaut wurden, setzt man stark auf diese junge Technik. Der Stellenwert der Lichttechnik wird immer wichtiger, ungeachtet der dadurch ausgelösten Kosten- und Komplexitätsspirale. Die Marktprognosen unterstützen den teu- ren LED-Trend in der Premiumklasse. Dieses Licht wandert aber auch schon in untere Klassen, auf dem Genfer Salon wird man LED-Scheinwerfer im neuen VW Polo sehen. Nach einer McKinsey-Studie werden bis 2020 welt- weit etwa 20 % aller Neufahrzeuge mit LEDs für Hauptlichtfunktionen ausge- stattet sein. Das Lichtdesign hat markenbildendes Differenzierungspotenzial erlangt und wird beispielsweise bei Audi wieder inhouse konzipiert. Die Ingolstädter erklären in ihrem Artikel, wie sie das tun, am Beispiel des neuen Matrix-LED- Scheinwerfers im Audi A8. Hier arbeiten 25 Leuchtdioden mit einer Kamera zusammen, um verschiedene Lichtsze- narien darzustellen. Die klassische Trennung von Fernlicht und Abblend- licht ist aufgehoben, erklären die Ent- wickler. Das Abblendlicht wird in die- sem neuen Scheinwerfer zu einem blendfreien Dauerfernlicht erweitert. Damit wird es beispielsweise möglich, Vorausfahrende und Gegenverkehr auszublenden, damit sie nicht irritiert werden. Es können aber auch bestimmte Objekte gezielt markiert werden. Unter- suchungen haben laut Audi ergeben, dass bis zu 95 % der Fahrsituationen außerhalb geschlossener Ortschaften ein aktiviertes Matrix-LED-Fernlicht ermöglichen. Was hat automobile Lichttechnik mit Fernsehen zu tun? Nun, auch bei den LED-Scheinwerfern steigt wie bei High Definition Television (HDTV) die Anzahl von Lichtpunkten pro Zeile. „Die höhere Auflösung einerseits und zunehmend intelligentere Sensorik andererseits beflügeln sich gegen- seitig“, unterstreicht Dr. Claus Allgeier, Leiter des Geschäftsbereichs Automo- tive-LED-Systeme bei Osram, im ATZ- Interview. Er stellt zudem fest: „Die Matrixtechnik wird sich langfristig gegenüber Xenon durchsetzen“. Denn ihre Technik sei weniger kompliziert, und das Design werde bei weniger benötigtem Bauraum flexibler. Der Kritik an den hohen Kosten von LED-Lichttechnik begegnet der Zuliefe- rer Hella in seinem Beitrag. Mit dem Projekt Lightron zeigen die Lippstädter unter anderem die Integration einer blendfreien LED-Scheinwerfertechnik in ein Mittelklasse-Fahrzeug auf, und das zu erschwinglichen Kosten. 10 Matrix-LED-Scheinwerfer von Audi Stephan Berlitz, Michael Hamm, Christian Funk [Audi] 16 „Langfristig wird sich die Matrix durchsetzen“ Interview mit Claus Allgeier [Osram] 20 Komplexe Lichttechnik für Mittelklasse-Fahrzeuge Bernd Giepen, Carsten Hohmann, Martin Mügge, Thomas Rettweiler [Hella] BILD © Automotive Lighting 8 TITELTHEMA LICHTTECHNIK

Lichttechnik Sehen und gesehen werden

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LICHTTECHNIK SEHEN UND GESEHEN WERDENIntelligente Lichtsysteme in Fahrzeugen können die Sicherheit im Straßenverkehr verbessern und so die Zahl

der Unfälle senken. Im Lightron-Projekt hat Hella eine blendfreie und kostengünstige LED-Lichttechnik für ein

Mittelklasse-Fahrzeug entwickelt. Der Matrix-LED-Scheinwerfer im Audi A8, bestehend aus 25 Leuchtdioden

und einer Kamera, kann verschiedene, für Fahrer wie Verkehrsteilnehmer sicherheitsrelevante, Licht szenarien

darstellen. Mit Claus Allgeier, Leiter des Geschäftsbereichs Automotive-LED-Systeme bei Osram, sprach die ATZ

über weitere Innovationspotenziale und die Chancen, diese in die breite Anwendung zu bringen.

Die Innovationsgeschwindigkeit beim Scheinwerfer ist mittlerweile enorm. Von den 60ern bis 1991 tat sich bei den Halogenlampen nicht viel – dann kam Xenon in einem BMW 7er auf den Markt. In den letzten Jahren, seit erste LEDs 2008 in den Audi R8 eingebaut wurden, setzt man stark auf diese junge Technik. Der Stellenwert der Licht technik wird immer wichtiger, ungeachtet der dadurch ausgelösten Kosten- und Komplexitätsspirale. Die Marktprognosen unterstützen den teu-ren LED-Trend in der Premiumklasse. Dieses Licht wandert aber auch schon in untere Klassen, auf dem Genfer Salon wird man LED-Scheinwerfer im neuen VW Polo sehen. Nach einer McKinsey-Studie werden bis 2020 welt-weit etwa 20 % aller Neufahrzeuge mit LEDs für Hauptlichtfunktionen ausge-stattet sein.

Das Lichtdesign hat markenbildendes Differenzierungspotenzial erlangt und wird beispielsweise bei Audi wieder inhouse konzipiert. Die Ingolstädter erklären in ihrem Artikel, wie sie das tun, am Beispiel des neuen Matrix-LED-Scheinwerfers im Audi A8. Hier arbeiten 25 Leucht dioden mit einer Kamera zusammen, um verschiedene Lichtsze-narien dar zustellen. Die klassische Trennung von Fernlicht und Abblend-licht ist aufgehoben, erklären die Ent-wickler. Das Abblendlicht wird in die-sem neuen Scheinwerfer zu einem

blendfreien Dauerfernlicht erweitert. Damit wird es beispielsweise möglich, Vorausfahrende und Gegenverkehr auszublenden, damit sie nicht irritiert werden. Es können aber auch bestimmte Objekte gezielt markiert werden. Unter-suchungen haben laut Audi ergeben, dass bis zu 95 % der Fahrsituationen außerhalb geschlossener Ortschaften ein aktiviertes Matrix-LED-Fernlicht ermöglichen.

Was hat automobile Lichttechnik mit Fernsehen zu tun? Nun, auch bei den LED-Scheinwerfern steigt wie bei High Defi nition Television (HDTV) die Anzahl von Lichtpunkten pro Zeile. „Die höhere Aufl ösung einerseits und zunehmend intelligentere Sensorik andererseits befl ügeln sich gegen-seitig“, unterstreicht Dr. Claus Allgeier, Leiter des Geschäftsbereichs Automo-tive-LED-Systeme bei Osram, im ATZ-Interview. Er stellt zudem fest: „Die Matrixtechnik wird sich langfristig gegenüber Xenon durchsetzen“. Denn ihre Technik sei weniger kompliziert, und das Design werde bei weniger benötigtem Bauraum fl exibler.

Der Kritik an den hohen Kosten von LED-Lichttechnik begegnet der Zuliefe-rer Hella in seinem Beitrag. Mit dem Projekt Lightron zeigen die Lippstädter unter anderem die Integration einer blendfreien LED-Scheinwerfertechnik in ein Mittelklasse-Fahrzeug auf, und das zu erschwinglichen Kosten.

10 Matrix-LED-Scheinwerfer von AudiStephan Berlitz, Michael Hamm, Christian Funk [Audi]

16 „Langfristig wird sich die Matrix durchsetzen“Interview mit Claus Allgeier [Osram]

20 Komplexe Lichttechnik für Mittelklasse-FahrzeugeBernd Giepen, Carsten Hohmann, Martin Mügge, Thomas Rettweiler [Hella]

BILD © Automotive Lighting

„Langfristig wird sich die Matrix durchsetzen“Interview mit Claus Allgeier [Osram]

Komplexe Lichttechnik für Mittelklasse-FahrzeugeBernd Giepen, Carsten Hohmann, Martin Mügge, Thomas Rettweiler

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9 03I2014 116. Jahrgang