2
347 Der Schmerz 3 · 2012 | Mitteilungen der ÖSG Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Rahmen der letzten 20. Jah- restagung sind in Linz folgen- de Veränderungen im Vorstand der Österreichischen Schmerzge- sellschaft erfolgt:Als Beiratsmit- glied ausgeschieden ist Dr. Pe- ter Pauly und neu aufgenom- men wurden die Kollegen Univ.- Prof. DDr. Anton Wicker (Salz- burg), OA. Dr. Gernot Luthrings- hausen (Salzburg) und Univ.- Prof. Dr. Josef Donnerer (Graz). Unter dem Titel „Langer Lei- densweg statt schnelle Schmerz- therapie? Was läuft falsch im Ös- terreichischen Gesundheitssys- tem?“ fand anlässlich der 20. Wis- senschaftlichen Tagung der ÖSG vom 01.-02. Juni 2012 in Linz eine hochkarätige Podiumsdiskussion statt. Prof. Dr. Christian Lampl, Präsident elect der ÖSG und Ta- gungspräsident des Kongresses führte den langen Leidensweg vieler Patienten unter anderem auf ein strukturelles Problem zu- rück. Er erklärte, dass zwar weit über 90 Prozent der Schmerz- kranken ambulant behandelt werden könnten, dies aber meist nicht der Fall ist. Eine stationä- re Behandlung dieser Patienten sei eine nicht zu verantwortende Verschwendung von Mitteln. Von einer sinnvoll abgestuften Versor- gung, die beim Hausarzt beginnen müsse, dann zum Schmerzmedi- ziner und erst nach dem Aufsu- chen einer Schmerzambulanz in ein ausgewiesenes Schmerzkran- kenhaus führen müsse, sei man weit entfernt. Da die überwiegen- de Mehrzahl der Schmerzkran- ken ambulante Patienten sind, die über Jahre oder gar lebenslang be- handlungsbedürftig bleiben, sei deren Behandlung primär Aufga- be des Schmerzmediziners. So ge- be es keine spezifischen interdiszi- plinären Schmerzzentren, die für Patienten einen Ansprechpartner darstellen würden. Zusätzlich sei das Fehlen von Qualitätsmaßstä- ben bzw. Methoden der Quali- tätssicherung ein Problem in der Schmerzmedizin. Dr. Hans-Jörg Schelling, Vorsitzender Hauptver- band Österreichischer Sozialversi- cherungsträger appellierte vor al- lem an das Verantwortungsbe- wusstsein jedes einzelnen Patien- ten. Es gehe laut Dr. Schelling viel mehr um das Herstellen von Be- wusstsein Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit zu über- nehmen. „Vorsorgen statt versor- gen“ wäre die Devise. Prof. Lampl kritisierte zuletzt den derzeitigen sparpolitischen Zugang, der für die Betroffenen die schmerzhaf- teste und für das Gesundheits- system die teuerste Variante sei. Durch chronische Schmerzen würden direkte Kosten für Me- dikamente und Spitalsaufenthalte, aber auch indirekte durch Kran- kenstände und Frühpensionie- rungen entstehen. 33 Prozent der chronischen Schmerzpatienten seien berufsunfähig und 21 Pro- zent müssen in die Frühpension entlassen werden. Frühzeitige Therapien und innovative Medi- kamente könnten laut Lampl die- ser Entwicklung entgegenwirken. Anläßlich dieser Tagung wur- den folgende 3 Poster mit einem Preis ausgezeichnet: 1. Preis Einfluss von lokaler Kühlung und Lokalanästhesie auf die Re- duktion der Nervenfaserdichte in der Haut bei der topischen An- wendung von hochdosiertem Capsaicin 8% Autoren: Zadrazil M., Kovacs GG. , Schemper M., Scharbert G., Medwed S., Hainfellner J., Knolle E. Medizinische Universität/AKH Wien, Klin. Abtlg. für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie 2. Preis. Boswellia serrata in der Behand- lung von chronischem Cluster Kopfschmerz Autoren: Christine Schwieger, Bernhard Haider und Christian Lampl Abteilung für Allgemeine Neuro- logie und Schmerzmedizin KH Barmherzige Brüder Linz 3. Preis Der N. genitofemoralis und N cutaneus femoris lateralis: En- fants terribles bei der lumbalen Sympathikusblockade? Autoren: G. Feigl, M. Dreu, H. Ulz, C. Maier, R. Likar Institut für Anatomie, Medizini- sche Universität Graz, Österreich Zum Auftakt der Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesell- schaft (ÖSG) wurde heuer bereits zum dritten Mal der „Pain Award, Österreichischer Journalistenpreis Schmerz“, mit finanzieller Unter- stützung durch Fa. Grünenthal verliehen. Für ihre herausragen- de Berichterstattung zum Thema chronischer Schmerz wurden ins- gesamt drei Journalistinnen und Journalisten ausgezeichnet: Mar- garethe Engelhardt-Krajanek (Ö1/ Radiokolleg), Alwin Schönberger (profil), Gottfried Derka (profil WISSEN) (.Abb. 1). Abb. 1 8 Gewinner des Pain Award 2012 Norbert van Rooij (Grünenthal Ge- schäftsführer Österreich), Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky (Präsident der ös- terreichischen Schmerzgesellschaft), Alwin Schönberger (Preisträger), Mar- garethe Engelhardt-Krajanek (Preisträgerin), Gottfried Derka (Preisträger), Prof.Christian Lampl (Tagungspräsident) (von links nach rechts) Schmerz 2012 · 26:347–348 DOI 10.1007/s00482-012-1211-z © Springer-Verlag 2012 Sekretariat der Österreichischen Schmerzgesellschaft Frau Sabine Bell Universität Salzburg, Naturwissenschaftliche Fakultät FB für Organismische Biologie Hellbrunnerstr. 34 A-5020 Salzburg [email protected] www. oesg.at

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

  • Upload
    i

  • View
    217

  • Download
    5

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Liebe Kolleginnen und Kollegen!

347Der Schmerz 3 · 2012 |

Mitteilungen der ÖSG

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Im Rahmen der letzten 20. Jah-restagung sind in Linz folgen-de Veränderungen im Vorstand der Österreichischen Schmerzge-sellschaft erfolgt:Als Beiratsmit-glied ausgeschieden ist Dr. Pe-ter Pauly und neu aufgenom-men wurden die Kollegen Univ.-Prof. DDr. Anton Wicker (Salz-burg), OA. Dr. Gernot Luthrings-hausen (Salzburg) und Univ.-Prof. Dr. Josef Donnerer (Graz).

Unter dem Titel „Langer Lei-densweg statt schnelle Schmerz-therapie? Was läuft falsch im Ös-terreichischen Gesundheitssys-tem?“ fand anlässlich der 20. Wis-senschaftlichen Tagung der ÖSG vom 01.-02. Juni 2012 in Linz eine hochkarätige Podiumsdiskussion statt. Prof. Dr. Christian Lampl, Präsident elect der ÖSG und Ta-gungspräsident des Kongresses führte den langen Leidensweg vieler Patienten unter anderem auf ein strukturelles Problem zu-rück. Er erklärte, dass zwar weit über 90 Prozent der Schmerz-kranken ambulant behandelt werden könnten, dies aber meist nicht der Fall ist. Eine stationä-re Behandlung dieser Patienten sei eine nicht zu verantwortende Verschwendung von Mitteln. Von einer sinnvoll abgestuften Versor-gung, die beim Hausarzt beginnen müsse, dann zum Schmerzmedi-ziner und erst nach dem Aufsu-chen einer Schmerzambulanz in ein ausgewiesenes Schmerzkran-kenhaus führen müsse, sei man weit entfernt. Da die überwiegen-de Mehrzahl der Schmerzkran-ken ambulante Patienten sind, die

über Jahre oder gar lebenslang be-handlungsbedürftig bleiben, sei deren Behandlung primär Aufga-be des Schmerzmediziners. So ge-be es keine spezifischen interdiszi-plinären Schmerzzentren, die für Patienten einen Ansprechpartner darstellen würden. Zusätzlich sei das Fehlen von Qualitätsmaßstä-ben bzw. Methoden der Quali-tätssicherung ein Problem in der Schmerzmedizin. Dr. Hans-Jörg Schelling, Vorsitzender Hauptver-band Österreichischer Sozialversi-cherungsträger appellierte vor al-lem an das Verantwortungsbe-wusstsein jedes einzelnen Patien-ten. Es gehe laut Dr. Schelling viel mehr um das Herstellen von Be-wusstsein Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit zu über-nehmen. „Vorsorgen statt versor-gen“ wäre die Devise. Prof. Lampl kritisierte zuletzt den derzeitigen sparpolitischen Zugang, der für die Betroffenen die schmerzhaf-teste und für das Gesundheits-system die teuerste Variante sei. Durch chronische Schmerzen würden direkte Kosten für Me-dikamente und Spitalsaufenthalte, aber auch indirekte durch Kran-kenstände und Frühpensionie-rungen entstehen. 33 Prozent der chronischen Schmerzpatienten seien berufsunfähig und 21 Pro-zent müssen in die Frühpension entlassen werden. Frühzeitige Therapien und innovative Medi-kamente könnten laut Lampl die-ser Entwicklung entgegenwirken.

Anläßlich dieser Tagung wur-den folgende 3 Poster mit einem Preis ausgezeichnet:

1. PreisEinfluss von lokaler Kühlung und Lokalanästhesie auf die Re-duktion der Nervenfaserdichte in der Haut bei der topischen An-wendung von hochdosiertemCapsaicin 8% Autoren: Zadrazil M., Kovacs GG. , Schemper M., Scharbert G., Medwed S., Hainfellner J., Knolle E.Medizinische Universität/AKH Wien, Klin. Abtlg. für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie

2. Preis.Boswellia serrata in der Behand-lung von chronischem Cluster KopfschmerzAutoren: Christine Schwieger, Bernhard Haider und Christian LamplAbteilung für Allgemeine Neuro-logie und Schmerzmedizin KH Barmherzige Brüder Linz

3. PreisDer N. genitofemoralis und N cutaneus femoris lateralis: En-fants terribles bei der lumbalen Sympathikusblockade?Autoren: G. Feigl, M. Dreu, H. Ulz, C. Maier, R. LikarInstitut für Anatomie, Medizini-sche Universität Graz, Österreich

Zum Auftakt der Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesell-schaft (ÖSG) wurde heuer bereits zum dritten Mal der „Pain Award, Österreichischer Journalistenpreis Schmerz“, mit finanzieller Unter-stützung durch Fa. Grünenthal verliehen. Für ihre herausragen-de Berichterstattung zum Thema chronischer Schmerz wurden ins-gesamt drei Journalistinnen und Journalisten ausgezeichnet: Mar-garethe Engelhardt-Krajanek (Ö1/Radiokolleg), Alwin Schönberger (profil), Gottfried Derka (profil WISSEN) (. Abb. 1).

Abb. 1 8 Gewinner des Pain Award 2012 Norbert van Rooij (Grünenthal Ge-schäftsführer Österreich), Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky (Präsident der ös-terreichischen Schmerzgesellschaft), Alwin Schönberger (Preisträger), Mar-garethe Engelhardt-Krajanek (Preisträgerin), Gottfried Derka (Preisträger), Prof.Christian Lampl (Tagungspräsident) (von links nach rechts)

Schmerz 2012 · 26:347–348 DOI 10.1007/s00482-012-1211-z © Springer-Verlag 2012

Sekretariat der Österreichischen SchmerzgesellschaftFrau Sabine Bell Universität Salzburg, Naturwissenschaftliche Fakultät FB für Organismische Biologie Hellbrunnerstr. 34 A-5020 [email protected]. oesg.at

Page 2: Liebe Kolleginnen und Kollegen!

348 | Der Schmerz 3 · 2012348 | Der Schmerz 3 · 2012

Kürzlich wurde Burkhard Gus-torff für seinen Posterbeitrag

„Does mechanical pain sensiti-vity differentiate responders to capsaicin 8% patch treatment?” auf dem Kongress der Ameri-can Academy of Pain Medicine in Palms Springs mit einem der begehrten Posterpreise ausge-zeichnet.

Die Arbeitsgruppe um B. Gus-torff (Wilhelminenspital Wien) und R. Likar (Landeskranken-haus Klagenfurt) untersuchte Pa-tienten, die mit dem neuen Cap-saicin-8%-Pflaster gegen neuro-pathische Schmerzen behan-delt wurden. Mittels quantitati-ver sensorischer Testung wurde erstmals gezeigt, dass eine wirk-same Behandlung der neuro-pathischen Schmerzen auch zu einer Verbesserung der mecha-nischen Schmerzüberempfind-

lichkeit führt. Im Gegensatz da-zu wurden keine Veränderungen bei Non-Respondern beobachtet. Die Posterpreisträger konnten damit zum ersten Mal einen Zu-sammenhang zwischen Schmerz-reduktion und sensorischen Ver-änderungen bei Patienten zeigen, denen die Behandlung mit topi-schem Capsaicin hilft. Beson-ders interessant ist dabei, dass es zu einer Normalisierung der sen-sorischen Funktion kommt.

Die ÖSG gratuliert allen Preisträgern sehr herzlich zur Auszeichnung!

Ao.Univ-Prof. Dr. G. Bernatzky (Präsident)

Prim.ao Univ.- Prof. Dr. Chr. Lampl (Präs. elect)

Mitteilungen der ÖSG

Abb. 2 8 Posterpreis: B. Gustorff, H. Kloimstein, N. Hacker, S. Maier, C.D. Poo-le, R. Likar: Does mechanical pain sensitivity differentiate responders to cap-saicin 8% patch treatment. Poster, AAPM

Posterpreis beim Kongress der American Academy of Pain Medicine in Palm Springs erhalten