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16 MARKETING & KOMMUNIKATION W ie viele andere Sportarten hat auch der Motor- sport die Sozialen Netzwerke entdeckt. Vor allem über die beiden beliebtesten Kategorien For- mel 1 und Moto GP kann man auf Twitter täglich etliche News nachlesen. Ich selbst bin ein grosser Moto-GP-Liebhaber, deshalb followe ich einige Rennfahrer und Teams auf ihren Twitter-Accounts. Wie überall im Leben werden auch hier die Möglich- keiten nicht von allen gleichermassen ausgeschöpft. Dass Fernando Alonso mit seinen 30 Jahren zu alt ist für Twitter, kann man ja noch verstehen, aber von einem Generation-Y-Mitglied wie Sebastian Vet- tel würde man bieberische Follower-Zahlen erwar- ten. Weit gefehlt. Sein digitales Verhalten ist das ei- nes DDR-Beamten. Von den Top-Fahrern sind gerade mal Hamilton @LewisHamilton und Button @JensonButton (erster Preis für das beste Profilbild) im Rennauto mit dem blauen Vogel unterwegs. Angeführt wird die Rang- liste der «most influential» Drivers von – man würde es nie erraten – Rubens Barrichello @rubarrichello. Mit 1,1 Millionen Followers und 11 000 Tweets schon fast ein Superstar. Immerhin auf Twitter. Böse Zungen würden jetzt sagen, dass er (bei seinen häu- figen Ausfällen) schliesslich auch die nötige Zeit da- für hat. SBei den Teams ist es dafür so wie im richtigen Leben. Mit 129 000 Followers ist Ferrari @InsideFer- rari eine Klasse für sich. Dass Legenden kaum Zeit für Twitter haben, be- weist auch die komplette Abwesenheit der Herren Schumacher (dafür gibt es eine Fanpage @F1_Schu- macher, die ihn «Ex-Formula 1 driver nennt – Soci- al Media hinkt offenbar noch immer der Realität nach) und Rossi. Kumulierte 16 Weltmeistertitel und keinen einzigen Tweet. Vielleicht gerade deswegen... Dafür ist in der Moto GP Alex Briggs @Alex_ Briggs, einer von Rossis Mechaniker, auf Platz 5 der most influential. Er teilt auch viele der Insider- News mit. Eine Art digitaler Biograf. Und natürlich, das neue grosse Talent, Jorge Lorenzo (87er-Jahr- gang). Mit 230 000 Followers ist er die Zukunft, auf und neben der Rennstrecke. Er ist übrigens einer der wenigen (gilt auch für Firmen), der es verstanden hat, dass Social Media vernetzt sind. Auf seiner Twit- ter Seite steht «follow me!». Mit den Links zu Face- book, YouTube und Flickr. Bravo! Sicher, man könnte argumentieren, dass die Her- ren besser ihrem Job nachgehen sollten als online über verspätete Flüge oder Sommerbeschäftigungen zu informieren. Dann würden sie aber ein ganz wich- tiges Element ihres Markenwerts vernachlässigen: die Nähe zu den Fans. Wenn man die Sozialen Medien als Motorsport- Fan zu nutzen weiss, hat man das Gefühl, den Pilo- ten viel näher zu sein, da man an ihrem Tagesablauf teilhaben und sie persönlich kontaktieren kann, ih- nen sagen kann, was man von ihnen hält. Manchmal kann man sogar mitdiskutieren. Dass dem so ist, sieht man gut an den ReTweets und Antworten der Piloten. Immer mehr entsteht somit der hoch gelob- te Dialog. Dank Social Media gehen einem Fan die Infos zu ihren Leidenschaften nie aus, auch nicht während der Winterpause. Es wird nie langweilig. Ich glaube, dass dies bloss der Anfang ist. Sowohl Fahrer als auch Teams und andere Players werden in Zukunft nicht mehr um eine professionelle Nutzung dieser Tools kommen. Die Fahrer werden noch direk- ter ihre Meinungen Preis geben können und somit den Filter der Medien umgehen. Die Teams werden ihre Side-Aktivitäten verlagern und Social Media so- wohl für Branding als auch für Merchandising nut- zen. Last but not least werden die Rennstrecken mit Foursquare Check-ins und weitere Integrationen vor Ort und online dafür sorgen, dass der Besucher die 360 Grad Experience 365 Tage im Jahr haben kann. Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management HWZ. Moto GP und Formel 1 bei Social Media A359753 werbewoche 15 | 26.08.2011

Like / Dislike "Moto GP vs Formel 1"

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Kolumne "Like / Dislike" in der Werbewoche zum Thema "Moto GP vs Formel 1"

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16 MARKETING & KOMMUNIKATION

W ie viele andere Sportarten hat auch der Motor-sport die Sozialen Netzwerke entdeckt. Vor

allem über die beiden beliebtesten Kategorien For-mel 1 und Moto GP kann man auf Twitter täglich etliche News nachlesen. Ich selbst bin ein grosser Moto-GP-Liebhaber, deshalb followe ich einige Rennfahrer und Teams auf ihren Twitter-Accounts. Wie überall im Leben werden auch hier die Möglich-keiten nicht von allen gleichermassen ausgeschöpft.

Dass Fernando Alonso mit seinen 30 Jahren zu alt ist für Twitter, kann man ja noch verstehen, aber von einem Generation-Y-Mitglied wie Sebastian Vet-tel würde man bieberische Follower-Zahlen erwar-ten. Weit gefehlt. Sein digitales Verhalten ist das ei-nes DDR-Beamten.

Von den Top-Fahrern sind gerade mal Hamilton @LewisHamilton und Button @JensonButton (erster Preis für das beste Profilbild) im Rennauto mit dem blauen Vogel unterwegs. Angeführt wird die Rang-liste der «most influential» Drivers von – man würde

es nie erraten – Rubens Barrichello @rubarrichello. Mit 1,1 Millionen Followers und 11 000 Tweets schon fast ein Superstar. Immerhin auf Twitter. Böse Zungen würden jetzt sagen, dass er (bei seinen häu-figen Ausfällen) schliesslich auch die nötige Zeit da-für hat.

SBei den Teams ist es dafür so wie im richtigen Leben. Mit 129 000 Followers ist Ferrari @InsideFer-rari eine Klasse für sich.

Dass Legenden kaum Zeit für Twitter haben, be-weist auch die komplette Abwesenheit der Herren Schumacher (dafür gibt es eine Fanpage @F1_Schu-macher, die ihn «Ex-Formula 1 driver nennt – Soci-al Media hinkt offenbar noch immer der Realität nach) und Rossi. Kumulierte 16 Weltmeistertitel und keinen einzigen Tweet. Vielleicht gerade deswegen...

Dafür ist in der Moto GP Alex Briggs @Alex_Briggs, einer von Rossis Mechaniker, auf Platz 5 der most influential. Er teilt auch viele der Insider-News mit. Eine Art digitaler Biograf. Und natürlich, das neue grosse Talent, Jorge Lorenzo (87er-Jahr-gang). Mit 230 000 Followers ist er die Zukunft, auf und neben der Rennstrecke. Er ist übrigens einer der wenigen (gilt auch für Firmen), der es verstanden hat, dass Social Media vernetzt sind. Auf seiner Twit-ter Seite steht «follow me!». Mit den Links zu Face-book, YouTube und Flickr. Bravo!

Sicher, man könnte argumentieren, dass die Her-

ren besser ihrem Job nachgehen sollten als online über verspätete Flüge oder Sommerbeschäftigungen zu informieren. Dann würden sie aber ein ganz wich-tiges Element ihres Markenwerts vernachlässigen: die Nähe zu den Fans.

Wenn man die Sozialen Medien als Motorsport-Fan zu nutzen weiss, hat man das Gefühl, den Pilo-ten viel näher zu sein, da man an ihrem Tagesablauf teilhaben und sie persönlich kontaktieren kann, ih-nen sagen kann, was man von ihnen hält. Manchmal kann man sogar mitdiskutieren. Dass dem so ist, sieht man gut an den ReTweets und Antworten der Piloten. Immer mehr entsteht somit der hoch gelob-te Dialog. Dank Social Media gehen einem Fan die Infos zu ihren Leidenschaften nie aus, auch nicht während der Winterpause. Es wird nie langweilig.

Ich glaube, dass dies bloss der Anfang ist. Sowohl Fahrer als auch Teams und andere Players werden in Zukunft nicht mehr um eine professionelle Nutzung dieser Tools kommen. Die Fahrer werden noch direk-ter ihre Meinungen Preis geben können und somit den Filter der Medien umgehen. Die Teams werden ihre Side-Aktivitäten verlagern und Social Media so-wohl für Branding als auch für Merchandising nut-zen. Last but not least werden die Rennstrecken mit Foursquare Check-ins und weitere Integrationen vor Ort und online dafür sorgen, dass der Besucher die 360 Grad Experience 365 Tage im Jahr haben kann.

Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management HWZ.

Moto GP und Formel 1 bei Social Media

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werbewoche 15 | 26.08.2011