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Luftangriffe auf Regensburg Die Messerschmitt-Werke und Regensburg im Fadenkreuz alliierter Bomber 1939 – 1945 Peter Schmoll

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Luftangriffe aufRegensburgDie Messerschmitt-Werke und Regensburg imFadenkreuz alliierter Bomber 1939 – 1945

Peter Schmoll

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Mit zahlreichen historischen und bislang unveröf-fentlichten Fotos schildert der Autor die Geschichteder planmäßig durchgeführten Bombenangriffe aufdie kriegswichtigen Industrieanlagen im GroßraumRegensburg in den Jahren 1939 bis 1945. Haupt-angriffsziel waren zunächst die Messerschmittwer-ke in Regensburg-Prüfening und auf dem Flieger-horst Regensburg-Obertraubling, dem heutigenNeutraubling. Als im weiteren Verlauf des Kriegesdie Alliierten auch die Bahnhofsanlagen und dasHafengelände bombardierten, wurde auch dieRegensburger Altstadt und die dort lebende Zivil-bevölkerung zum Teil schwer in Mitleidenschaftgezogen. Der vorliegende Band ist eine nüchterneDokumentation, die anlässlich der 70. Wiederkehrdes Kriegsendes erscheint und die dem ehrenvollenGedächtnis der zahlreichen Opfer des Bombenkrie-ges im Großraum Regensburg gewidmet ist.

Peter Schmoll, Jahr-gang 1952, ehemaligerLeiter einer großenWerkfeuerwehr, befasstsich seit Anfang der70er Jahre mit derGeschichte der Luftan-griffe auf Regensburgund der Flugzeugpro-duktion von Messer-schmitt. Besuche in

Archiven im In-und Ausland sowie Interviews mitzahlreichen Zeitzeugen, ergaben eine einmaligeSammlung von Berichten, Fotos und Unterlagen.Diese waren die Basis für dieses Buch.

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2. erweiterte und überarbeitete Auflage 2015© 2015 MZ-Verlag in der H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf(www.gietl-verlag.de)Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-86646-310-3

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86646-310-3

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„Nichts wird Kriege abschaffen,wenn nicht die Menschen selbst den

Kriegsdienst verweigern.“

Albert Einstein

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Blick durch die ehemalige Heldengasse nach dem Luftangriff vom 20. Oktober 1944. Im Hintergrund ist das totalzerstörte Stadtlagerhaus zu erkennen. (StAR)

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort.............................................................................................................................................. 8

Einleitung .......................................................................................................................................... 9

Luftangriffe auf Regensburg ............................................................................................................ 11• Die USAAF................................................................................................................................ 11• Die Deutsche Luftwaffe ............................................................................................................ 14• Die Auswirkungen der Luftangriffe .......................................................................................... 17

Regensburg als Ziel der strategischen Bomberverbände der USAAF .............................................. 18• Die Flugzeugwerke der Messerschmitt GmbH Regensburg ........................................................ 20• Das Hafengelände mit dem Ölhafen.......................................................................................... 30• Regensburg und seine Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt ................................................... 34• Die Kasernen und das Heeresnebenzeugamt............................................................................. 36

Luftschutzmaßnahmen in Regensburg ............................................................................................ 38• Der organisatorische Aufbau des Luftschutzes in Regensburg.................................................... 38• Weitere Schutzmaßnahmen ...................................................................................................... 40

Die Luftverteidigung ......................................................................................................................... 45• Die Regensburger Flak .............................................................................................................. 45• Ein Kapitel für sich: Die Regensburger „Flakhelfer“ .................................................................. 49• Die „Industriestaffel Messerschmitt Regensburg“ ...................................................................... 71

Die Luftangriffe der 8. und 15. US-Luftflotte auf Regensburg ......................................................... 74- 17. August 1943: Der erste Angriff ....................................................................................... 74- 22. Februar 1944: Angriff auf Prüfening und Obertraubling ................................................. 91 – 25. Februar 1944, Doppelschlag: 400 Bomber im Anflug auf Regensburg ............................. 99- Der Luftangriff vom 21. Juli 1944......................................................................................... 124- Der Luftangriff vom 20. Oktober 1944 ................................................................................. 127- Der Luftangriff vom 23. Oktober 1944.................................................................................. 135- 4. November 1944: Der dritte schwere Luftangriff innerhalb von zwei Wochen .................... 140- 22. November 1944: Ein Verlegenheits-Luftangriff auf Regensburg ...................................... 147- 9. Dezember 1944: Ein schwarzer Tag für Tegernheim ......................................................... 150- 20. Dezember 1944: Es regnet 1.489 Sprengbomben............................................................ 153- 28. Dezember 1944: 1.537 Bomben treffen das Hafen- und Stadtgebiet. .............................. 160- 20. Januar 1945: 3.699 Bomben, Langzeitzünder und Blindgänger ...................................... 172- 5. Februar 1945: Der bisher mit Abstand schwerste Angriff verwüstet die Ziele .................... 177- 16. Februar 1945: Zielwechsel ............................................................................................. 185- 13. März 1945: 1.120 Tonnen Bomben auf Regensburg ........................................................ 191- 11. April 1945: Das „Aus” für den Ölhafen............................................................................ 199- 16. April 1945: Der letzte große Luftangriff auf Regensburg................................................. 205- 20. April 1945: Die Royal Air Force greift Regensburg an ....................................................... 210

Das Kriegsende in Regensburg ......................................................................................................... 214• Tieffliegerangriffe 1944/45....................................................................................................... 214• Die US-Tieffliegerangriffe ......................................................................................................... 216• Kriegsende und Übergabe der Stadt an die US-Armee ............................................................... 228

Fundsachen oder die Hinterlassenschaften der Luftangriffe auf Regensburg................................ 233Anhang ........................................................................................................................................... 238Abkürzungen, Archive und Sammlungen......................................................................................... 249Literaturverzeichnis .......................................................................................................................... 250

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VORWORT

Vor nunmehr über 20 Jahren bat der (zwischen-zeitlich leider viel zu früh verstorbene) damaligeLeiter des Buchverlages der MittelbayerischenZeitung, Dr. Konrad M. Färber, den Schreiberdieser Zeilen, einen ausführlichen Blick in dasManuskript der Erstauflage dieses Buches zuwerfen und auch ein kurzes Vorwort zu verfas-sen. Beiden Ansuchen habe ich damals sehrgerne entsprochen. Vieles von dem 1995 vonmir Formulierten kann auch heute noch beste-hen, dennoch ergreife ich auf Wunsch desBuchautors gerne die Gelegenheit zu einigen imAnschluß an den Auszug aus dem „O-Ton 1995“angefügten Ergänzungen:

„ (...) Das grelle Heulen der Sirenen gehört zu denprägenden Erinnerungen aller, die die Jahre desZweiten Weltkrieges in den größeren Städtenerlebt haben. Regensburg blieb jenes Infernoerspart, in dem viele Städte untergingen. Trotzschwerer Luftkriegsschäden und zahlreicher Opferblieb die historische Substanz der Stadt weitge-hend erhalten.Eine Gesamtgeschichte Regensburgs im ZweitenWeltkrieg ist noch nicht geschrieben. Im Laufe derletzten Jahre sind einige wichtige Arbeiten erschie-nen – insbesondere Helmut Halters Arbeit über dieKommunalpolitik während der NS-Zeit „Stadtunterm Hakenkreuz“ in der Reihe RegensburgerStudien und Quellen zur Kulturgeschichte,erschienen 1994 im Universitätsverlag Regens-burg.Einen weiteren Baustein liefert nun Peter Schmoll.Mit Fleiß und Ausdauer hat er über Jahre hinwegZahlen, Daten und Bildmaterial zusammengetragen. Insbesondere sind hierzu auch amerika-nische Quellen zu den Luftangriffen auf Regens-burg ausgiebig ausgewertet worden. Es handeltsich bei dieser Darstellung um keine wissenschaft-liche Arbeit im strengen Sinne, dennoch bringt dasWerk neue Erkenntnisse über die Geschichte derStadt Regensburg im Zweiten Weltkrieg. (...)“

Auch zum Thema Regensburg im Luftkrieg sindweiterhin noch manche Fragestellungen ohneAntwort – beispielsweise, warum blieb Regens-

burg 1944/45 von einem Flächenangriff auf dasZentrum der Stadt verschont?

Nun erscheint diese überarbeitete und ergänzte2. Auflage des Buches von Peter Schmoll,gleichzeitig wird auch das Manuskript einesAufsatzes aus meiner Feder in den Druck gehen,der sich mit dem frühen Luftkrieg im rechtsrhei-nischen Bayern und speziell mit den erstenAngriffsversuchen 1940/41 auf Regensburgbefasst1. Peter Schmoll hat mich gebeten,hieraus eine kurze Zusammenfassung an dieserStelle einzufügen:

Entgegen mancher Regensburger Legende warRegensburg bis zum August 1943 keine „Insel derSeeligen“, weit weg von allem Luftkriegsereignis-sen. Im Gegenteil – Regensburg stand vom erstenTag jenes Krieges, der bald der Zweite Weltkrieggenannt wurde, ganz oben auf den Listen mögli-cher britischer (und bis Juni 1940 auch französi-scher) strategischer Angriffsziele. Jedoch nichtdie Messerschmitt-Werke am Ort, sondern derRegensburger Ölhafen, westlichster Umschlag-punkt des für die deutsche Kriegsführung unver-zichtbaren rumänischen Öls hatte das Interesseder alliierten Luftkriegsplaner auf sich gezogen.

Bereits in der Nacht vom 5. auf den 6. Septem-ber 1940 flog die britische Luftwaffe einenersten Angriff auf Regensburg – Wochen undMonate bevor München und Nürnberg zukonkreten Zielen der Royal Air Force werdensollten! Ein weiterer britischer Angriffsversuchauf den Ölhafen Regensburg folgte in der Nachtvom 12. auf den 13. Januar 1941. In beidenNächten waren auch Bomben gefallen, jedochweit entfernt vom vorgegebenen Ziel, imnördlichen Oberbayern bzw. in Oberfrankenund der mittleren Oberpfalz. In dieser Phase desLuftkrieges war die nächtliche Zielfindung überweite Flugstrecken hinweg noch ein erheblichesProblem – Zielirrtümer und Fehlwürfe eigent-lich der Regelfall.

Rainer Ehm, Regensburg, im Juni 2015

1 Siehe: Rainer EHM, Regensburg im Fokus der britischen Luftwaffe 1939-1941, eine Studie zum rechtsrheinischen Bayern als Zielgebiet im frühen Luftkrieg,speziell zu zwei mißlungenen Luftangriffen auf Regensburg 1940/41 sowie zu den Bomben auf Donaustauf im Oktober 1941, in: Verhandlungen deshistorischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg (VHVO), Bd. 154 (2014), erscheint im Spätsommer 2015.

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EINLEITUNG

Mein Entschluss, über die Luftangriffe aufRegensburg während des Zweiten Weltkriegesein Buch zu wagen, hat eine Vorgeschichte.Anfängliche Archivstudien hatten lediglich derpersönlichen Information gedient. Oberarchiv-rat Korn, Hauptstaatsarchiv München, gabunwissentlich den Anstoß zu diesem Buch, als ereinen anderen, an gleicher Thematik interessier-ten Benutzer an mich verwies: Prof. Dr. ThomasChilders, Professor für Geschichte an derUniversity of Pennsylvania, in Philadelphia,USA. Er unterstützte mich maßgeblich bei zweiAufenthalten am National Archiv in Washing-ton. Hier konnte ich alle Unterlagen zu denLuftangriffen auf Regensburg einsehen.

Der Buchtitel „Luftangriffe“ nimmt Bezug auf dieweit über 40.000 schweren Sprengbomben,welche während der Jahre 1943 – 45 überwie-gend von US-Bombern bei 20 Tagesangriffen imBereich der Stadt und seiner näheren Umgebungabgeworfen worden sind. Dass dabei die AltstadtRegensburgs, im Gegensatz zu anderen deut-schen Städten, nur geringe Schäden aufwies, lagan dem glücklichen Umstand, dass die englischeRoyal Air Force keinen vernichtenden Nachtan-griff auf die Stadt flog. Erst am 20. April 1945erschienen 100 Lancaster von der 3. BomberGroup der Royal Air Force über der Stadt undbelegten den Ölhafen bei einem Tagesangriff miteinem schweren Bombardement.

Die Schäden, die durch die Luftangriffe verur-sacht wurden, nahmen bis zum Kriegsende stetigzu, sodass die gesamte Infrastruktur, wie dieWasser- und Stromversorgung, in den betroffe-nen Stadtgebieten für mehrere Tage ausfiel. DieKanalisationssysteme hatten schwere Schädenzu verzeichnen, die bis Kriegsende auch nichtmehr repariert werden konnten. Es fehlte angeeigneten Arbeitskräften, Material, Fahrzeugenund Treibstoff, um die Schäden zu beheben. ImWinter 1944/45 brach die Kohleversorgung fastvollkommen zusammen. Die Luftangriffe auf dieEinrichtungen und das Streckennetz der Eisen-bahn wirkten sich immer katastrophaler aus. Biszum Kriegsende kam das zivilisierte Leben in derStadt so gut wie zum Stillstand, da auch dieLebensmittelversorgung ständig gekürzt werdenmusste. Hinzu kamen Seuchen, wie Typhus und

Ruhr, die nachweislich durch verunreinigtesTrinkwasser verursacht wurden.

Bei allen Luftangriffen auf Regensburg gab esauch zahlreiche Blindgänger, Bomben, die nichtexplodierten. Nach allen Luftangriffen wurde vonden Behörden eine Suche nach Blindgängerndurchgeführt. So mussten Gefängnisinsassen,Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in RegensburgBlindgänger ausgraben und auch beim Abtrans-port helfen. Besonders heimtückisch waren dieabgeworfenen Bomben mit Langzeitzünder.Diese Bomben explodierten zum Teil nachwenigen Stunden, konnten aber auch erst nachdrei Tagen detonieren. Diese Bomben waren derreine Terror und sollten die Rettungs-, Lösch-und Bergungsmaßnahmen behindern. Heute werden im Regensburger Raum diebelasteten Gebiete vor Baumaßnahmen konse-quent nach Kriegsaltlasten abgesucht. 70 Jahrenach Kriegsende werden immer noch großeSprengbomben im Boden entdeckt und verset-zen die Bevölkerung in Angst und Schrecken.Die Fundstelle muss dann vor dem Entschärfendes Sprengkörpers immer in unmittelbarer Nähein einem Umkreis von bis zu 1.000 Meternevakuiert werden. Der Radius der Evakuierungist abhängig von der Größe der Bombe. Blind-gänger mit einem Zeitzünder lassen sich über-haupt nicht entschärfen, diese müssen vor Ortgesprengt werden.

Mit wichtigen Detailinformationen und Unterla-gen beigetragen haben: Tom Childers, DanielStudener, Günther Wagner, Josef Eimannsber-ger, Hans Wohlmuth, Hans Grimminger, AlbertReichl, Winfried Bock und Carl E. Carles,Matthias Kobler, Rudibert Ettelt, Dr. HelmutHalter, Frederic Müller-Romminger, StefanKuczmik, Heinz Lohmann sowie EhrenfriedHeller, der einen Beitrag über seine Zeit alsFlakhelfer beisteuerte.Fotos stellten dankenswerterweise zur Verfügung:die Herren Willy Radinger, Eduard Sack, JosefHerzig, die Städtische Bildstelle und die Hafen-verwaltung Regensburg mit Frau Andrea Betz.

Herzlichen Dank!

Peter Schmoll, Sandsbach im Mai 2015

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Mahnmal der Vernichtung. Eine bei den Luftangriffen am 25. Feb. 44 zerstörte Bf (Me) 109 G-6auf dem Regensburger Industrieflugplatz. Die 109 trägt keinen Tarnanstrich und verfügt überkeine Hoheitsabzeichen. Die Lackierung ist vermutlich teilweise im Farbton RLM 76. Rechtsdavon befindet sich eine weitere zerstörte Maschine desselben Typs. Das gesamte Flugplatzgelän-de ist von zahlreichen Bombenkratern übersät. (Sammlung Peter Schmoll)

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LUFTANGRIFFE AUF REGENSBURG

Am 7. Dezember 1941 erfolgte der vernich-tende Luftangriff der japanischen Streitkräftegegen den US-Stützpunkt Pearl Harbor aufHawaii. Am 11. Dezember 1941 erklärteHitler den Vereinigten Staaten von Amerikaden Krieg. Darauf hatte der Präsident derVereinigten Staaten, Theodor Roosevelt, nurgewartet und sofort entsprechende Kriegs-maßnahmen eingeleitet. Die USA mobilisier-ten ihr gewaltiges Industriepotential undstellten es auf Kriegswirtschaft um. Churchillund Roosevelt einigten sich dahin gehend,dass zuerst der Krieg gegen DeutschlandVorrang hatte. Bereits in den ersten Monatendes Jahres 1942 begannen die USA mit demAufbau einer Bodenorganisation und derAnlegung von Flugplätzen in England bzw.übernahmen dort Stützpunkte der Royal AirForce. Welche Schlagkraft die USAAF auf-baute, zeigte sich im Verlauf nur eines Jahres.Am 17. August 1942 flogen zwölf Bombervom Typ B-17 „Flying Fortress“ einen erstenLuftangriff auf das europäische Festland. Zieldes Luftangriffes war der Eisenbahnknoten-punkt Rouen/Sotteville in Nordfrankreich.Genau ein Jahr später, am 17. August 1943,erfolgte der erste schwere Luftangriff mit 126Bombern auf das Messerschmitt-Werk inRegensburg/Prüfening. Hatte sich die RoyalAir Force, bis auf wenige Ausnahmen, aufflächendeckende Bombardements in derNacht spezialisiert, flog die US-LuftwaffeTages-Präzisionsangriffe auf die Rüstungs-und Mineralölindustrie (Oilstrike) sowiegegen die deutschen Eisenbahnanlagen.Für die Besatzungen der US-Bomber bedeute-ten die Einsatzflüge mit einer Dauer von 8 – 10Stunden auch ohne Feindberührung eineunwahrscheinliche Strapaze. Die Bomberhatten keine Druckkabine und da die Einsatz-flüge in der Regel in einer Höhe von 6.000 –8.000 Metern Höhe durchgeführt wurden,mussten die Besatzungen ständig eine Sauer-

stoffmaske tragen. In den zum Teil offenenKampfständen waren die Besatzungen einerKälte von -25 Grad und mehr ausgesetzt. Zwarverfügten sie über heizbare gefütterte Kombi-nationen, welche aber die Bewegungsfreiheitstark beeinträchtigten. Ein Teil der Bordschüt-zen trugen zum Schutz Westen, in die vornePanzerplatten eingearbeitet waren. Eineständige Gefahr waren die überfallartigenAngriffe deutscher Jagdflieger. Gegen dieseAngriffe konnten sich die Bomber mit ihrerBordbewaffnung wehren, gegen den Flakbe-schuss gab es jedoch kaum eine Abwehrmög-lichkeit, vor allem dann, wenn sich die Bomberim Endanflug auf das Ziel befanden. Hierkonnten keine Ausweichbewegungen geflogenwerden und die Bomberbesatzungen wusstennicht, wann und wo die nächste Lage derFlakgranaten explodierte. Da waren dieNerven zum Zerreißen angespannt und diepsychische Belastung war enorm hoch. HattenBesatzungen der 8. US-Luftflotte ihren 25.Einsatz überstanden, kehrten sie in die USAzurück. Bei der 15. US-Luftflotte mussten dazu50 Einsätze geflogen werden. Die Verluste derEinheiten waren vor allem in den Jahren 1943bis Mitte 1944 entsprechend hoch, sodassstatistisch gesehen jede vierte Besatzung ihrendritten Einsatz nicht überstand bzw. nichtzurückkam und als vermisst galt. In den US-Dokumenten gab es dafür die BezeichnungMACR: Missing Aircrew Report. Erst nachKriegsende konnte dann der Verbleib dervermissten Besatzungen aufgearbeitet werden.Den US-Bomberbesatzungen stand ein rech-nergesteuertes Bombenzielgerät mit einererstaunlichen Treffergenauigkeit zur Verfü-gung, dessen Bedienung allerdings sehrkomplex war. Seit dem Jahr 1944 flog auch die15. US-Luftflotte, aus Süditalien kommend,ihre Angriffe gegen Regensburg und sollte biszum Kriegsende ein ständiger „Gast“ über derStadt sein.

Die USAAF

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Auch die immer wieder auftretenden Nebel-und Hochnebelfelder im Donautal, vor allemim Spätherbst und Winter, verhindertennicht, dass die US-Luftwaffe ihre Bombardie-rungen in Regensburg durchführte. DerGrund dafür war zum einen das Vorhanden-sein eines Bordradargerätes vom Typ H2X undzum anderen der Einsatz von sogenanntenPFF (Path-Finder-Forces). Das Bordradargerätder Royal Air Force vom Typ H2S hatten US-Spezialisten nochmals entscheidend verbes-sert, und speziell ausgebildete Besatzungsmit-glieder in den PFF-Einheiten ermöglichten soeine genaue Zielfindung und einen Bomben-abwurf durch eine geschlossene Wolkende-cke. So unwahrscheinlich es heute klingenmag, aber diese Hochtechnologie hat verhin-dert, dass die Altstadt von Regensburg mitihrem historischen Stadtkern bei der Vielzahlder geflogenen Angriffe ohne flächendecken-de Schäden davonkam.Die Angriffsstrategie der US-Luftwaffe ging soweit, dass sogar bei schönem Wetter dieZielerfassung nicht nur visuell, sondern auchmit Radarunterstützung erfolgte. Bei den

Anflügen auf Regensburg wurde ein IP (InitialPoint), ein Bezugspunkt für den Kurs zumZiel, gewählt. In der Regel waren dies dieEndpunkte von Bahnstrecken wie zumBeispiel Beilngries oder Rottenburg. Abdiesem Punkt wurden die Bombenklappengeöffnet. Der Bombenschütze steuerte mitdem Zielgerät den Bomber ins Ziel und löstedie Bomben aus. Während des Anflugesmusste eine konstante Geschwindigkeiteingehalten werden, und es durften keineAusweichbewegungen bei Flakfeuer geflogenwerden. Drückte der Bombenschütze in derFührungsmaschine den Bombenauslöse-knopf, betätigten auch die Schützen in denanderen Flugzeugen der Kampfstaffel denentsprechenden Schalter. Die Folge war einkonzentrierter Bombenteppich, der anZerstörungskraft nichts zu wünschen übrigließ und am Boden die Wirkung eines kleinenErdbebens hatte. Selbst in den Ortschaftenum Regensburg war dann ein Zittern desBodens spürbar, und durch die Druckwellender explodierenden Bomben klirrten dieFensterscheiben.

Diese Aufnahmezeigt die Bomben-last, die eine B-17ins Ziel schleppenkonnte. Im Durch-schnitt waren es 2,5Tonnen an Bomben,die eine „FlyingFortress“ nachRegensburg tragenkonnte. Im Bild sindschwere Spreng-bomben vom Typ GP500 (227 kg) zusehen. In denBehältern befindensich mehreretausend Schuss anMunition für die12,7 mm Maschi-nengewehre derBordbewaffnung.(USAF)

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Für einen Einsatz wird auf einem Flugplatz in Süditalieneine B-24 „Liberator“ betankt. Die Tanks in den Trag -flächen konnten rund 9.000 Liter an Treibstoff aufnehmen.(USAF)

Eine B-17 F der 99. BG rollt über eineverschlammte Startbahn. (USAF)

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Da die Flak in Regensburg mit einem Funk-messgerät (Radar) ausgerüstet war, wurdendie Bomber bereits im Anflug erfasst und dieentsprechenden Werte wie Flughöhe, Flug-richtung und Geschwindigkeit an die Flakbat-terien übermittelt. Dies bekam die US-Luft-waffe besonders bei den Angriffen im Februar’44 zu verspüren, als zahlreiche Bomber vonden Flakbatterien abgeschossen oder schwerbeschädigt wurden. Als Gegenmaßnahmewurden bei späteren Angriffen Metallfolien-streifen abgeworfen, um das Radargerät zublenden und somit auszuschalten (passiveStörung). Dazu wurden Langstreckenjägervom Typ „Lightning“ mit entsprechenden

Behältern ausgerüstet. Sie warfen bereits vorEintreffen der Bomber die Folienstreifen ab,um den Anflug der Bomber zu verschleiern.Einige Bomber verfügten auch über Störsen-der und beeinträchtigten so die Wirkung derdeutschen Funkmessgeräte (aktive Störung).Diese Maßnahmen wurden von Seiten derUS-Luftwaffe als RCM = Radio CounterMeasures (elektronische Gegenmaßnahmen)bezeichnet. Nachdem die deutsche LuftwaffeEnde 1944 weitgehend niedergekämpft undausgeblutet war, beherrschte die US-Luftwaf-fe den Himmel über Europa, was sich auch ander stetig steigenden Anzahl von Bombernzeigte.

Flugaufnahme einer „Fliegenden Festung“ B-17 G.Deutlich sind die Drehtürme mit ihren Maschinenge-wehren vom Kaliber 12,7 mm zu erkennen. Insgesamtwaren 10 Maschinengewehre dieses Typs zur Abwehrangreifender Jagdflugzeuge vorhanden. Seit Dezember

1943 entfiel bei den amerikanischen Bombern derTarnanstrich. Das eingesparte Gewicht betrug ca.150 kg. Um dieses Gewicht konnte dann die Bomben-last oder der Treibstoffvorrat erhöht werden. (USAF)

Die Deutsche Luftwaffe

Die Jagdgeschwader der Luftwaffe hatten imVerlauf des Krieges von 1939–1942 dafürgesorgt, dass die restliche Luftwaffe mit ihrenBomber-, Sturzkampf- und Schlachtverbändenwirkungsvoll zum Einsatz kam. Die Luftherr-schaft über den Fronten war ein entscheiden-des Kriterium, was sich auch an den Verlust-zahlen der Wehrmacht zeigte, welche in denJahren von 1943–1945 dramatisch anstiegen.So verlor die Wehrmacht in den MonatenJanuar – Oktober 1943 rund eine MillionSoldaten. Der Ruf nach der Luftwaffe an allenFronten nahm in dem Maße zu, wie dieMaterialüberlegenheit der Alliierten sichsteigerte. Da die Anzahl der Luftangriffe überdem Reichsgebiet und deren Intensität ständig

zunahm, sah sich das Oberkommando derLuftwaffe (OKL) gezwungen, neue Jagdver-bände aufzustellen und Jagdeinheiten vonden Fronten abzuziehen. Diese Jagdverbändefehlten natürlich dort und so ging hier dieLuftherrschaft, sogar an der Ostfront verloren,was wiederum einen enormen Blutzoll bei denBodentruppen bedeutete. Als im Dezember1943 eine zweite strategische Bomberflotte,die 15. US Luftflotte in Süditalien, förmlichaus dem Boden gestampft wurde, geriet dieLuftwaffe zwischen zwei Mühlsteine. Gelanges den deutschen Jagdfliegern bis in denFebruar 1944 hinein, den US-Bombernempfindliche Verluste beizubringen, tat sichein weiteres Problem auf, als die Bomber

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Ruhe vor dem Sturm. Eine mitRaketen bewaffnete Bf (Me) 110wartet auf ihren nächsten Einsatzgegen einfliegende Bomber.(Sammlung Peter Schmoll)

zunehmend Begleitschutz durch das neueJagdflugzeug vom Typ P-51 „Mustang“bekamen. Dieses Jagdflugzeug hatte eineextreme Reichweite und war in der Lage, denBombern Begleitschutz von England bis nachBerlin und zurück zu geben. Die P-51 warenaber auch technisch den deutschen Jagdflug-zeugen mehr als ebenbürtig. Die Luftwaffebefand sich seit dem April 1944 in einemerhöhten Abnutzungsprozess, und die Verlustestiegen ständig an. Immer mehr bewährte undgut ausgebildete alte Piloten gingen verlorenund mussten durch junge, meist unerfahreneFlugzeugführer, die eine Schnellausbildungdurchlaufen hatten, ersetzt werden. Kam eindeutscher Jagdflieger zu seiner Einheit, hatteer auf dem Einsatzmuster Bf 109 oder FW 190meistens nicht mehr als 50 – 60 Flugstundenabsolviert. Das bedeutete, er konnte dieMaschine landen und starten. Die Luftkampf-ausbildung dagegen wurde mit zunehmenderKriegsdauer immer weiter reduziert. Einamerikanischer Jagdflieger hatte dagegen aufseinem Einsatzmuster 500 Flugstunden undbeherrschte seine Maschine perfekt. Die Reichsverteidigung kam im November1944 auf die beachtliche Anzahl von über2.000 einsatzbereiten Jagdflugzeugen.Göring hatte Jagdflugzeuge und nochmalsJagdflugzeuge von der Industrie gefordertund die Industrie lieferte. Allein die Messer-schmitt GmbH Regensburg produzierte 1944insgesamt 6.316 Bf 109. Nun standen zwar

genügend Jagdflugzeuge zur Verfügung, aberdie Produktion an Treibstoff war dramatischeingebrochen. Die Luftwaffe benötigte imMonat mindestens 100.000 Tonnen Treib-stoff. Bedingt durch die Luftangriffe auf dieHydrierwerke und Raffinerien sank dieProduktion an Flugbenzin im September1944 auf 12.000 Tonnen ab und konnte imOktober wieder auf 18.000 Tonnen gesteigertwerden. Im November stieg die Produktionauf 48.000 Tonnen Flugbenzin an, was aberfür den aktuellen Verbrauch immer nochdeutlich darunter lag. Die Einheiten lebtenvon den vorhandenen Reserven des OKW undein Ende war absehbar. Oft dauerte es eineWoche bis die 25.000 – 30.000 Liter verfüg-bar waren, die eine Jagdgruppe mit ihren 30Flugzeugen für einen Einsatz benötigte.Anfang 1945 war die Reichsverteidigungzusammengebrochen. Die noch vorhandenenJagdflieger flogen Tiefangriffe an allenFronten auf die vorrückenden Alliierten. Nurnoch die neuzeitlichen Turbos (Düsenjäger)vom Typ Messerschmitt Me 262 konntengegen die feindliche Übermacht Erfolgeerzielen, waren aber bei Start und Landungständig durch die herumstreifenden amerika-nischen und englischen Jäger gefährdet. DasDritte Reich führte mittlerweile einen Kriegdes armen Mannes, der mit einem unvorstell-baren Blutzoll bezahlt wurde. Die deutschenStädte waren den Angriffen der alliiertenLuftflotten schutzlos ausgeliefert.

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Die Gräber vom Luftangriff am 17. August 1943 auf dem Oberen Katholischen Friedhof als Mahnmal für alle Opfer von Luftangriffenauf Regensburg. (Sammlung Maier)

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Da die deutschen Jäger der zahlenmäßigenÜberlegenheit, außer persönlichem Mut, fastnichts mehr entgegenzusetzen hatten, gingendie US-Jäger zu Tiefangriffen über undtrugen damit wesentlich zur Lähmung desdeutschen Transportsystems bei. Ab demFebruar 1945 störten sie die deutsche Kriegs-maschinerie auch im Regensburger Raumganz erheblich. Alles wurde von den Tiefflie-gern unter Beschuss genommen. Züge,Fahrzeuge, Radfahrer und Bauern auf denFeldern wurden beschossen. Die US-Pilotenhatten Befehl, auf alles zu schießen. Wer mitvollen Munitionsmagazinen zurückkam,wurde zum Rapport bestellt. Schließlich warKrieg! Bermerkenswert ist in diesem Zusam-menhang, dass sich die Tiefangriffe nicht nurauf den Abwurf von Sprengbomben undBordwaffenbeschuss beschränkten, sonderndass es gegen Kriegsende im Großraum vonRegensburg auch zum Einsatz von Napalm-bomben kam.Die ständigen schweren Luftangriffe und dieungezählten Tieffliegerangriffe im Jahre1945 hatten verheerende Auswirkungen aufdie Bevölkerung. Die ständigen Fliegeralar-me, die oft den ganzen Tag andauerten,wirkten sich äußerst negativ auf die Moralder Bevölkerung aus. Insgesamt wurde inRegensburg mindestens 440-mal Luftalarmausgelöst. Vor allem in den letzten Kriegsmo-naten gab es fast jeden Tag Alarm. Die sichlaufend verschlechternde Versorgungslageund die nicht mehr zu übersehenden und zubehebenden Bombenschäden, ließen dieBevölkerung insgeheim nur noch auf einschnelles Kriegsende hoffen. Offen durftendiese Gedanken nicht geäußert werden, denndas bedeutete Wehrkraftzersetzung, und daswurde mit drakonischen Strafen geahndet. Die Versorgungslage war 1945 derart kritischgeworden, dass wegen fehlendem Treibstoffdie Milch bei den Bauern nicht mehr abge-holt werden konnte. Ein Teil des Milchtrans-ports in die Stadt wurde mit der Bahn geleis-tet. Aus dem gleichen Grund war auch die

Die Auswirkungen der Luftangriffe

ärztliche Versorgung auf dem Land nichtmehr gesichert. Es fehlte an Medikamentenund Verbandsstoffen. Die Kohleversorgungwar Ende ’44 so gut wie völlig zusammenge-brochen, und die Brennstoffvorräte für dieHaushalte waren in Regensburg auf einbeängstigendes Mindestmaß zusammenge-schmolzen. Nachschub war nicht in Sicht, daes an Transportkapazität fehlte. Die Lebens-mittelversorgung klappte mehr schlecht alsrecht. Unter der Hand blühte der Schwarz-handel mit Lebensmitteln. Die Verteilung vonLebensmitteln und der Milchtransport in derStadt wurden Ende 1944 bis Kriegsende zueinem großen Teil mit der Straßenbahndurchgeführt. Die Zuteilung von Treibstoff,wie Benzin, Diesel und Treibgas, war fürzivile Einsatzzwecke derart reduziert wor-den, dass die verantwortlichen Ämter ihrenAufgaben nicht mehr oder nur teilweisenachkommen konnten. Die Beseitigung vonBombenschäden hatte noch einen gewissenVorrang, wenn es um die Reparatur von Gas-und Wasserleitungen oder die Kanalisationging. Es dauerte aber oft mehrere Tage, bisSchadstellen beseitigt werden konnten.Hinzu kam das Fehlen von Fachkräften.Ver-unreinigtes Trinkwasser führte zu Ruhr- undTyphuserkrankungen. Diese traten zuerst inden vielen Barackenlagern auf, verbreitetensich aber bis Kriegsende fast auf das gesamteStadtgebiet und forderten auch Todesopferunter den Erkrankten. Abkochen des Wassershätte hier Abhilfe gebracht, aber dazu fehltees an Brennstoffen. Die Müllabfuhr mussteauf Pferdefuhrwerke umgestellt werden, dafür die Müllfahrzeuge kein Treibstoff mehrvorhanden war. Ja selbst die Luftschutzein-heiten, Feuerwehren und der Rettungsdiensthatten kaum mehr Treibstoffreserven. DieWehrmacht hatte bei der Versorgung derTruppen absoluten Vorrang. Als beim Luftan-griff auf den Ölhafen, am 11. April 1945, dieletzten Tanks vernichtend getroffen wordenwaren, kam danach das zivile Leben sogutwie zum Stillstand.

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Regensburg mit der angesiedelten Luftfahrt-industrie war für eine strategisch durchge-führte Bombardierung ein durchaus lohnen-des Ziel. Dass die Stadt nicht nachts von derRoyal Air Force (RAF) gebombt wurde, ist alseinmaliger Glücksfall zu bezeichnen. DieThesen, dass Regensburg als Bischofsstadtund Wohnsitz von Thurn und Taxis nichtangegriffen wurde, konnten bisher nichtbelegt werden. Gegen diese Thesen sprechendie Bombardierungen von Würzburg (Bi-schofsstadt) oder Hannover (verwandtschaft-liche Beziehungen des früheren Kurfürsten-tums und Königreiches Hannover zumenglischen Königshaus). Vielmehr dürfte amAnfang des Zweiten Weltkrieges die Zielfin-dung eine Rolle gespielt haben, lag dochRegensburg geographisch gesehen weiter vonEngland entfernt als z.B. Berlin. Hinzu kam,dass bei Kriegsbeginn wichtigere Ziele zubekämpfen waren, wie die Bomberoffensivengegen das Ruhrgebiet und die Reichshaupt-stadt zeigten. Die auch immer wieder aufge-stellte These, dass Regensburg auf Grundseiner Einwohnerzahl, vor Kriegsbeginnunter 100.000, nicht auf der Zielliste der RAFerschien, ist nicht stichhaltig. Regensburgwar sehr wohl in der Zielliste der RAF mitdem Decknamen „Goldfish“ enthalten.Unvorstellbar, wenn die englische Luftwaffein einem nächtlichen Luftangriff die Altstadtvon einem Ende zum anderen in Schutt undAsche gelegt hätte, was ja anderen deutschenStädten (Hamburg, Kassel, Pforzheim,Stuttgart, München, Augsburg, Nürnberg,Dresden,Würzburg usw.) widerfahren ist. DieAltstadt von Regensburg mit ihrer engenBebauung ist als ein Brandabschnitt anzuse-hen, und eine konzentrierte Bombardierungder Innenstadt hätte katastrophale Folgennach sich gezogen. Churchill sagte: „Whenwe can not find the works, we hit the work -ers!“ (Wenn wir die Fabriken nicht findenkönnen, treffen wir eben die Arbeiter.) Dieswar ohne Zweifel eine Kriegserklärung gegen

die Zivilbevölkerung, lag aber in den Angrif-fen der deutschen Luftwaffe gegen Londonund Coventry begründet. Die englischeLuftwaffe vertrat bei ihren Luftangriffen dieStrategie des „dehousing“ und des „moral-bombing“. Der Bevölkerung in den Städtenund Rüstungszentren sollten die Lebens-grundlagen zerstört und dadurch sollte eineRebellion gegen Hitler ausgelöst werden.Zwar wurde Regensburg während des Kriegesmehrmals von englischen Bombern desNachts überflogen, diese hatten jedochandere Ziele, z.B. Pilsen. Am 15.10.1941herrschte von 2.30 – 3.30 Uhr Fliegeralarm inRegensburg. Ein Bomber, der sich anschei-nend verflogen hatte, warf einige Bomben beiDonaustauf. Eine dieser Bomben durchschlugdas Dach der Liegehalle in der Lungenheilan-stalt, ohne zu zünden.Bisher konnten kaum Angriffe von Bombernder englischen Luftwaffe mit dem ZielRegensburg nachgewiesen werden. In derNacht vom 12./13. Januar 1941 warenmindestens drei Bomber vom Typ Wellingtonnach Regensburg unterwegs. Ihr Ziel warerstaunlicherweise nicht das MesserschmittFlugzeugwerk, sondern der Ölhafen. DieBomber erreichten jedoch ihr Ziel nicht undwarfen die Bomben in Nordbayern ab.Militärische Gegebenheiten und glücklicheUmstände bewahrten Regensburg vorAngriffen der Royal Air Force, genauso wiedie Stadt von Kampfhandlungen gegenKriegsende weitestgehend verschont blieb.Ein weiterer Grund, dass Regensburg nichtvon der RAF angegriffen wurde, liegt in demverstärkten Auftreten der US-Luftwaffe mitden Luftflotten 8 und 15.

Regensburg hatte in jeder Hinsicht als An-griffsziel etwas anzubieten. Da war dieFlugzeugproduktion der Messerschmitt GmbHRegensburg, welche unter anderem dasJagdflugzeug Bf 109 in Großserie herstellte.Ferner war Regensburg ein sehr wichtiger

REGENSBURG ALS ZIEL DER

STRATEGISCHEN BOMBERVERBÄNDE DER USAAF

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Eisenbahnknotenpunkt mit all seinen Depotsund Werkstätten. Das Hafenareal war einwichtiger Nachschubstützpunkt für dieSüdostfront und auf dem Balkan. Nochwichtiger war jedoch der Ölhafen für dieankommenden Öltransporte aus Rumänien

und Österreich/Ungarn. In den zwei kleinenHydrierwerken erfolgte die Verarbeitung desangelieferten Rohöls zu Treibstoffen wieBenzin und Diesel, die für die Kriegsführungvon herausragender Bedeutung waren.

Auflistung aller wichtigen Ziele in Regensburg. Deutlich ist erkennbar, dass die Altstadt von Regensburg nicht als Ziel markiert ist.(WNRC)

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Luftangriffe aufRegensburgDie Messerschmitt-Werke und Regensburg imFadenkreuz alliierter Bomber 1939 – 1945

Peter Schmoll

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Mit zahlreichen historischen und bislang unveröf-fentlichten Fotos schildert der Autor die Geschichteder planmäßig durchgeführten Bombenangriffe aufdie kriegswichtigen Industrieanlagen im GroßraumRegensburg in den Jahren 1939 bis 1945. Haupt-angriffsziel waren zunächst die Messerschmittwer-ke in Regensburg-Prüfening und auf dem Flieger-horst Regensburg-Obertraubling, dem heutigenNeutraubling. Als im weiteren Verlauf des Kriegesdie Alliierten auch die Bahnhofsanlagen und dasHafengelände bombardierten, wurde auch dieRegensburger Altstadt und die dort lebende Zivil-bevölkerung zum Teil schwer in Mitleidenschaftgezogen. Der vorliegende Band ist eine nüchterneDokumentation, die anlässlich der 70. Wiederkehrdes Kriegsendes erscheint und die dem ehrenvollenGedächtnis der zahlreichen Opfer des Bombenkrie-ges im Großraum Regensburg gewidmet ist.

Peter Schmoll, Jahr-gang 1952, ehemaligerLeiter einer großenWerkfeuerwehr, befasstsich seit Anfang der70er Jahre mit derGeschichte der Luftan-griffe auf Regensburgund der Flugzeugpro-duktion von Messer-schmitt. Besuche in

Archiven im In-und Ausland sowie Interviews mitzahlreichen Zeitzeugen, ergaben eine einmaligeSammlung von Berichten, Fotos und Unterlagen.Diese waren die Basis für dieses Buch.

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