Magazin aus der Mitte

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Heft | 6Gute Seiten aus NordHessen Sommer 2012 3 Euro Gute Seiten aus NordHessen Sommer 2012 3 EuroHeft | 6Reiche Region: dOCUMENTA (13) , Ars Natura & viel mehrReiche Region: dOCUMENTA (13) , Ars Natura & viel mehrmagazin aus der mitte | 3Kunst? Kunst!EDITORIALHabn Sie was mit Kunst am Hut? Gut. Denn und jetzt wollen wir Robert Gernhardt nicht weiterbemhendiesesHeftistinersterLiniederKunstgewidmet.Undnichtnurder dOCUMENTA (13), die in diesem Jahr so und nicht anders geschrieben werden soll. Die d13 wirdganzsicher,daswarbeimDruckdiesesMagazinsAnfangMaischonklar,grenzber-schreitend, vielseitig, spannend und so schillernd wie ihre quirlige Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev, wegen des zungenbrecherischen Namens meist CCB genannt. DieAutorenhabenaucheinenBlickzurckaufdieAnfngederdocumentageworfen, auf den Ernder Arnold Bode, die ersten Kuratoren dieser, neben der Biennale, wohl immer noch weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenssischer Kunst. Und wir wollen in dieser Ausgabe des Magazins auch einmal zeigen, was von inzwischen 12 Ausstellungen als sicht-bares Erbe geblieben ist. Hunderttausende kunstafne Besucher werden in diesem Sommer nach Kassel kommen, um diese dOCUMENTA (13) zu sehen. Und sie wren gut beraten, einen Blick ber die Stadtgrenzen hinaus in die Region zu werfen. Denn auch dort gibt es Kunst und Kultur in Hlle und Flle. WemderSinnnachklassischenMuseensteht,derndetinNordhessenmehrals40,einige sogarvonWeltrang.UndwerdieVerbindungvonKunstundNaturschtzt,derndetinder Region etwas, das seinesgleichen sucht: Ars Natura. Hier nutzen Knstler die Natur quasi als Rahmen oder als Galerieraum, hier stehen rund 300 von Menschenhand gefertigte Kunstwerke im Schatten uralter Bume oder neben ligraneren Wunderwerken der Natur, auf moosbewach-senen Lichtungen, auf sonnenbeschienenen Anhhen oder am Rande satt-grner Sommerwie-sen, berst von blhendem Lwenzahn und anderen chtigen Schnheiten.Die Diskussion darber, was Kunst ist, wird gewiss auch durch die diesjhrige dOCUMENTA (13) erneutbegelt.IchndedieFrage,obetwasKunstistodernicht,uninteressant,hat Roger M. Buergel, knstlerischer Leiter der documenta 12, einmal gesagt. Wir haben die Fra-ge, was Kunst ist, gleichwohl vielen mit groer Freude gestellt, bemerkenswerte Antworten erhalten und auch Zitate von Dichtern und Denkern dazu gesucht und gefunden: Schauen Sie sich das bunte Sammelsurium ab Seite 44 einfach mal an. Habn Sie nichts mit Kunst am Hut? Auch gut. Denn in diesem Heft nden Sie auch andere Geschichten, zum Beispiel ber eine Knast-Herberge oder ber jede Menge Feste, bei denen mandemGenussnichtausdemWegegeht.UndwennSiezudenoftzitiertenKunst-und Kulturbanausenzhlen(IstdasKunstoderkanndasweg?),dannwirdIhnenvermutlich auch gefallen, was Bert Brecht einmal gesagt hat: Der grte Teil der kulturellen Produktion der letzten Jahrzehnte wre durch einfaches Turnen und zweckmige Bewegung im Freien mit groer Leichtigkeit zu verhindern gewesen. Anne Riedel>> Kultur erleben wir bringen Sie hin!Steigen Sie ein und entdecken Sie bei Stippvisiten oder Tagestouren lebendige Kultur in Nordhessen! Mit unserem MultiTicket fahren zwei Erwachsene und bis zu 3 Kinder oder 3 Jugendliche allein 24 Stundenoder ein ganzes Wochenende. 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Kultur? Ein Sammelsurium von Zitaten: Bemerkenswert, ernst, geistreich, amsant, keck, originell 46Lehrreich, geistreich, ideenreich Das wortreich in Bad Hersfeld ein Mitmachmuseum fr Sprache und Kommunikation48Alte Meister und andere SchtzeNordhessen ist reich an Museen, zum Teil von Weltrang. 50Herberge und Biergarten im KnastEin Quartier der besonderen Art: Das ehemalige Kasseler UntersuchungsgefngnisElwe wurde zum Hotel umgebaut mit Knastcharakter52Festspiele, Festivals, FesteWo feiert Nordhessen? Vor Schlssern und Burgen, in Parks, auf einer Flussinsel, in der Klosterkirche, in fachwerkgesumten Straen und an anderen wunder-schnen Orten: Genuss fr alle Sinne56Die Eschweger Bierbrauer und die Simpsons Eine Geschichte ber die traditionsreichen Bierbrauer aus dem Werra-Meiner-Kreis60Rtsel & Impressum61Stdte und Karte der Region2850564252d (13): Die Lust am Nicht-KonzeptHngen gebliebend-Erbe: Geliebt, gelobt oder vergessenHerberge und Biergarten im KnastArchaisches, Fragiles, FrivolesFestspiele, Festivals, FesteDie Natur als GalerieDie Eschweger Bierbrauer und die Simpsonsmagazin aus der mitte | 7 6 | magazin aus der mittemagazin aus der mitte | 9 8 | magazin aus der mitteeinemInterviewunterstrichen.Undgeschickt gelingtesderKuratorin,dieAufmerksamkeit derKunstweltaufsichzurichten,sozusagen Ablenkung hin zu ihrer Person, zu ihren immer philosophischunterfttertenStatements,zu ihrerganzenmedienwirksamenPerformance. Die attraktive Bakargiev, auch gern und recht ironisch Queen of documenta genannt, ver-stehtsichdannauchwenigeralsKuratorin denn als ein Trafc-Controller, ein Verkehrslen-ker,derdieBewegungenausrichtet.Letztlich orientiertsiesichdawohlanHaraldSzee-mann,demLeiterderd5.ErwareinFreund der Knstler, sagt sie bewundernd.Ihr documenta-Kosmos wird getragen von einerstndigsichausdehnendenMengevon Menschen, die auf allen Ebenen ihre Aufgaben haben:Agenten,BeraterundfreieMitarbei-ter sttzen das sich stets vergrernde docu-menta-Team, schaffen auch den gedanklichen berbau, der in Notebooks einiet: Hundert unterschiedlichgroeNotizbcherEnde MrzistgeradedieHlfteverffentlicht kommen Schlag auf Schlag auf den Markt und gebendenWissen-WollendenImpulsezum Weiterdenken an die Hand. Essays, die hnlich wie die d13 mit der ffnung der Grenzen zwi-schen Disziplinen und Wissensfeldern prozess-hafteFragenausallenBereichenaufwerfen. Notebooks sind Notizen, sagt CCB erklrend, und Notizen sind etwas nicht Fertiges. Zum Schluss werden die Heft-Cover, aneinanderge-legt, das Bild des zerstrten Kasseler Frideri-cianums, Keimzelle der documenta, wiederge-ben. Die documenta ist auch ein Puzzle.InderKarlsaue,woeinGroteilderAr-beitengezeigtwird,hatallesangefangen: GiuseppePenonepanztehierbereits2010 einen neun Meter hohen, kahlen Bronzebaum, indessenoberensteneinmchtigerStein liegt:ZudemsetzteCCBzusammenmitdem Arte Povera-Knstler einen kleinen Korbinian-Apfelbaum in die Erde. Benannt ist die Frucht nach dem Pfarrer Korbinian Aigner, der wh-rend der NS-Zeit in das KZ Dachau deportiert wurdeunddortvierApfelsortenzchtete. Erinnerungskultur,auchdiesesWortistein-mal gefallen, bindet eben auch die geschicht-lichenundgesellschaftlichenBezgeein. Nichts geht ohne die Welt, in der wir leben. Alles wchst, alles iet, alles entsteht in diesemgewaltigendOCUMENTA(13)-Kosmos. DieFraumitLockenmhneunddemoffenen Lachengreiftaufeinensehrweiten,sehrof-fenen Kunstbegriff zurck, und das verspricht letztendlicheinenProzessmitoffenemEnde. Vielleicht ist das Kunst, vielleicht ist es aber auch Kunstvermittlung, sagte CCB einmal pro-vokativ in einem Interview. Maybe, vielleicht. Wenn die dOCUMENTA (13) am 9. Juni in Kasselerffnetwird,wirddiesesHeftschon seitrundeinemMonatgedrucktsein.Aus Maybe ist dann be geworden. Juliane Sattlerwww.documenta.deUndschonvermutetemaninKunstkreisen, dassdieseWerbekampagnealseklatanter KontrapunktihrenAnsatzsttze.Natrlich nicht, aber irritierend war es dennoch.Maybe,vielleicht,istzumSchlsselwort der kurz als CCB bezeichneten heute 55-jh-rigenLeiterinderdOCUMENTA(13)gewor-den:EinerindenUSAgeborenenundin Italien lebenden Kuratorin mit einer Vorliebe fr die Arte Povera eine Kunstrichtung der 60er,abervorallemeinecharismatische, temperamentvolle,redegewandteFrau,die ihreVortrgerundumdenGlobusallesamt auf Englisch hlt, rasend schnell gesprochen und mit vehementen Gedankensprngen. Maybe,diesesVielleicht-Wort,beinhal-tet fr sie auch die Lust am Nicht-Konzept, amWiderspruchunddenGlaubenaneine kognitiveUnsicherheit.Siemchte,sohat sieeinmalformuliert,dieBesucheraufder dOCUMENTA (13) unsicherer machen: In dem, was sie zu wissen meinen ber die Kunst und ihr Verhltnis zur Welt. Carolyn Christov-Bakargiev lsst den Din-genihrenLauf,Kunstsollsichvollziehen, einfachpassieren.SowiedieKuratorindie Paradoxien in der Welt und in sich liebt und traditionelleDenkstrukturenaufbrechenwill, so begegnet sie auch ihren Knstlern. In aller Welt hat sie sie besucht, ist um den Erdball bis nach Kabul und Spitzbergen gereist, hat Ge-sprche gefhrt, in Werksttten gesucht, Spu-renblogelegt,hnlicheinemArchologen. Schlielich ist sie Tochter einer Archologin, hat das Prinzip des lebenslangen Suchens und Forschens von ihr bernommen. Inzwischen,esistAnfangApril2012, istbekannt,dassetwa150Knstleraus allerWeltanderd13teilnehmenwerden. AufderListestehendieNamenvonschon verstorbenenKnstlernwieSalvadorDali nebenNamenvonPhilosophenwieAdorno und Regisseuren wie Alexander Kluge. Mein Kunstverstndnis ist weiter gefasst, es geht nicht nur um sthetik, sondern auch um In-telligenzundProblemlsungen,sagtsie. Und:IchmagkeineKnstler,diesichnur fr Kunst interessieren. Es geht darum, etwas zulernen.Seltenwareinedocumentaso grenzberschreitend,literaturafnundvor allem: Die d13 soll eine der grten werden. Mit einem Motto hat ihre quirlige Leiterin die Medienvertreterschonfrhzeitigberrascht. CCB richtet den Fokus auf Zerstrung und Wie-deraufbau in einer Stadt, die im Zweiten Welt-krieg fast vllig dem Erdboden gleichgemacht wurde, eine zerstrte Stadt, aus der dann die erste documenta von Arnold Bode als Zeichen der Hoffnung hervorwuchs. Ihre Knstler hat CCBdaraufeingeschworen,sieeingeladen, sich mit der Geschichte Kassels zu beschfti-gen: Sie forschen in der Murhardschen Biblio-thek, sie besuchen das Kloster Breitenau, ein ehemaliges Konzentrationslager, direkt vor Ort in Kassel entstehen ihre Arbeiten. In diesem Sinn hat sich der bislang gepegte Anspruch der internationalen Kunstschau, stets die Ge-genwartskunstzubilanzieren,verdreht:Hier umkreistderheutigeBlickdasEinstigeund schafft Neues.Ich kann nicht sagen, so sieht zeitgens-sische Kunst aus. Sicher ist es fr mich hrter, ohne Konzept zu agieren, aber fr die Knstler ist es einfacher, in einem freien Raum zu arbei-ten, hat Carolyn Christov-Bakargiew einmal in Manchmal schaltet sich auf ungewhnliche Weise der Zufall ein. Zu Beginn dieses Jahres, dem Jahr der dOCUMENTA (13), beherrschte eine groformatige Zigaretten-Werbung das Stadtbild. Dont be a Maybe oder Maybe never wins war da zu lesen. Eine plakative Absage an das Vielleicht- und Kann-sein-Verhalten. Doch gerade mit diesem Vielleicht, der Maybe-Kommunikation, dem Maybe-Konzept machte die Leiterin der d13, Carolyn Christov-Bakargiev, im Vorfeld der internationalen Kunstschau in der Fulda-Stadt Furore. FhrungenCCBpropagiertdieffnungzurRegion,Stadt undLandschaft,zurGeschichteKassels.Vor diesem Hintergrund gibt es nicht, wie bislang, ExpertenalsFhrer,sondernKasselerBrger, die durch die weitluge documenta fhren. Die etwa 150 worldly companions knnen Profes-soren und Studenten, Schler und Hausfrauen, Lehrer und Rentner sein. Die speziell geschulten Kunst-LaienwerdenbeidenFhrungenihren ganz persnlichen Blick auf die Kunst und die Stadteinieenlassen:ImFokusstehtnicht dievorgegebeneWissensvermittlung,sondern dasdialogischePrinzip.CCBbezeichnetdie companions als Brcke zur Welt.Fnf dTOURS stehen zur Auswahl:Annherung an Realitt und Zeit;Fridericianum, FriedrichsplatzBahnhfe, Bewegungen, Bilder;KulturbahnhofZeit vermessen, Raum kartieren, Sequen-zen erzeugen; Orangerie, KarlsaueWenn man reinkommt, sieht man schon, dass es mit Samen gefllt ist;Ottoneum, KarlsaueUnterbrochene Objekte: Was bleibt von den Dingen? documenta-Halle, Neue GalerieDie Lust am Nicht-KonzeptCarolyn Christov-Bakargiev, Queen of documenta Giuseppe Penones Bronzebaum mit Stein Notebooks dokumentieren den gedanklichen berbau Foto: Ryszard KasiewiczFoto: Dirk SchwarzeFoto: Joachim F. Tornaumagazin aus der mitte | 11 10 | magazin aus der mitteAm Rande des Kasseler Friedrichsplatzes steht das altehrwrdige Fri-dericianum,1779alsersterffentlicherMuseumsbauaufdemeu-ropischenFestlanderffnet.Lediglichdiedocumenta1bliebauf dieses klassizistische Bauwerk beschrnkt. Seitdem haben die Kura-torinnen und Kuratoren nicht nur den urbanen Raum erobert, sondern auch neue Ausstellungsrume entdeckt und geschaffen: Manche sind zumfestenDomizilgeworden,anderesindaufNimmerwiedersehen verschwunden, wieder andere sind nach ihrem Ausug in die Welt der modernen Kunst wieder ihrer ursprnglichen Bestimmung zuge-fhrtworden.d13-ChenCarolynChristov-Bakargievhatmehrere rumliche Debutanten ausgewhlt, darunter das Kaskade-Kino und den Weinbergbunker.DieKaskade,1952erffnet,istdaslichtspieltheatralische MeisterstckdesKasselerArchitektenPaulBode.DerBruderdes documenta-BegrnderswareinbegeisterterCineast,derderPr-sentation von Filmen einen wrdigen Rahmen schaffen wollte: Um aber den Kinobesucher aus der Lethargie des bequemen Besuchs ein wenig aufzumuntern, suchen die Architekten nach neuen Stimmungs-werten, schreibt er 1957 in seinem Buch Kinos. Er selbst hatte da-mals diese neuen Stimmungswerte lngst gefunden. Neben Kassel beherbergen auch Mannheim, Nrnberg und Duisburg eindrucksvolle kinoarchitektonischeZeitzeugendesBodeschenKino-Raum-Insze-nierungskonzepts, passgenau auf die Besonderheiten des jeweiligen Standorts ausgerichtet. ImFallKaskadewardieseintortenstckartigerGrundriss.Bode verwandelte ihn in ein Sahnetortenstck vom Feinsten: Ein an der Stra-enfrontseitebreiterZuschauerraumverjngtsichkeilfrmigbiszur ersten Reihe, um dort mit der in die Seitenwnde des Kinos ausschwin-genden Leinwand zu verschmelzen. So schuf er einen unwiderstehlichen optischen Sog. Gleichzeitig erzeugte die exzentrische Tortenarchitektur einen Schalltrichter, welcher der Raumakustik zugute kam. Glanzlichter aber setzte ihr die goldene Faltdecke auf. Ein Hingucker, wie die vllig freischwebendeEmpore,aufderzurmondnenZeitderInnenstadt-Premierenkinos 310 Gste Platz nahmen; fr weitere 600 lieen sich die kommoden roten Samtsessel im Parterre herunterklappen.Die Kaskade war gegen Ende der 1950er Jahre das beliebteste Erst-auffhrungstheaterderStadt,indemauchdieFilmprominenzgern zu Gast war. Die heimlichen Stars aber, ganz ohne Starallren, zudem tglich zu bewundern, waren die tanzenden Fontnen. Wasser-Licht-Spiele nannte der Berliner Elektriker Otto Pyrstawik das von ihm kon-struierteSpektakel,dessenPrsentationeinvomRegiepultauszu steuerndes Stahlrohrsystem mit 1.200 Dsen ermglichte. DieFaszinationanderballettsenAnmutdieserWasserorgel spricht aus dem Bericht ber die Urauffhrung in der Kasseler Zei-tung vom 13. Dezember 1952: Vor dem Vorhang steigen und fallen die Wasser mit einer Beweglichkeit und Exaktheit, wie man es noch nie gesehen hat und in Farben, die schlielich alle bsen Ahnungen zerstreuen,mitdenenmangekommenwar.EsbildensichFiguren von erstaunlicher Plastik und tnzerischer Beweglichkeit. Gekrmmte Ebenen wlben sich auf, ducken sich wie Tiere bei Gefahr, berholen sich spielerisch, sinken langsam ab und klettern gleich wieder hinauf in steile Hhen, verndern die Achsen, verschlingen sich, stehen sich kontrapunktisch gegenber, vereinigen sich zu groen Gesamtakkor-den mrchenhaft, murmeln die Zuschauer.Die mrchenhaften Fontnen tanzten bis 2000. Dann wurde das Kino geschlossen, die Kaskade wurde ein Denkmal im Wortsinn. Verborgen hinter Sttten des Kommerzes, blieb nur die Erinnerung an seine Faszina-tion. Nun wird es fr hundert Tage wieder zugnglich. Wie schn.DiePanze,diedemWeinbergseinenNamengegebenhat,ist schon seit dem 17. Jahrhundert aus dem Kasseler Stadtbild verschwun-den. Dafr entdeckte man im frhen 19. Jahrhundert die unterirdischen Qualitten der markanten Innenstadterhebung zur Lagerung von Bier undEis.1803wurdenvonHanddieerstenStollenindenMuschel-kalksteingetrieben.ImZugedererstenBombardierungimZweiten WeltkriegwurdederWeinberg1941innerhalbeinesJahresmithilfe von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern zu einem Luftschutzbunker erweitert,indem6.000MenschenPlatzndensollten.InWahrheit warenesber10.000,diehierdieZerstrungderStadtberlebten. NachderKapitulationwurdedieBunkeranlagenochberJahreals Behelfshotel von obdachlosen Kasseler Brgern genutzt. NeunStollenweistdas2,7kmlangeunterirdischeLabyrinthauf, zwei von ihnen sollen einem documenta-Kunstwerk Raum bieten. Dies scheint sinnfllig, ist doch der Weinbergbunker sprechender Zeitzeuge fr Zusammenbruch und Wiederaufbau, das Leitmotiv der Ausstellung. Verena JoosDas Kaskade-Kino und der Bunker unter dem Wein-berg werden fr 100 Tage zu KunstrumenFoto: Stefan KollekowskiFoto: Kinomuseum Helsa Werner BausFoto: Kinomuseum Helsa Werner BausFoto: Kinomuseum Helsa Werner Bausmagazin aus der mitte | 13 12 | magazin aus der mitteEinQuirlinderKasselerKunstwelt:Arnold Bode hatte mindestens drei Termine pro Um-drehung.Wennesdarumging,seineIdeen konkret werden zu lassen, lie der Mann nicht locker.Nichtimmerhatteerdengewollten Erfolg. Aber sein grter Gedanke ging gln-zendundweltumspannendauf:Erschufdie documenta. Und sie wurde schnell zur wich-tigstenAusstellungzeitgenssischerKunst der Gegenwart wie viele Kritiker, Knstler und Besucher bereinstimmend urteilen.Das sagt zunchst nichts ber die Qualitt der ausgestellten Kunstwerke oder der einge-ladenen Knstler aus. Der Anspruch ist denn auch ein anderer: Das, was in den wichtigen AteliersderWeltgeschieht,nachHessenzu holen.DiemoderneKunstsollteihrenaktu-ellen Stand selbst dokumentieren. In Kassel.SostelltesichBodedieSacheinden frhen50erJahrenvor.Dahatteervonden schnen Plnen des deutschen Gartenbaus ge-hrt, im furchtbar kriegszerstrten Kassel eine Bundesgartenschau zu zeigen. Die Stadt wrde dannsichervollerMenschensein.Darinsah der Knstler und Kunstmanager Bode eine gute Chance, fr die damals noch wenig geschtzte abstrakte, moderne Kunst zu werben und da-mit auch fr Kunst, die den Deutschen ber ein Jahrzehnt als entartet vorenthalten wurde.UndBode,damalsProfessoranderKasseler Hochschule fr Bildende Knste und selbst Ma-ler und Zeichner, bekam das hin. Allerdings: die Stadt musste sich hinter seine Visionen stellen. Und die Banken mussten sie bezahlen. Tglich auch mehrmals wird er in den Chefetagen vorstellig. Der damalige Oberbrgermeister er-zhlte, er habe Bode zeitweise huger gese-hen als seine eigene Sekretrin. Der unermd-liche Einsatz lohnt sich. Zur Bundesgartenschau 1955 in Kassel gibt es auch eine documenta.brigensnichtdiedocumenta1.Ge-zhlt wird erst spter. An eine Wiederholung der Kunstschau alle vier oder fnf Jahre hat-te man zunchst gar nicht gedacht. Doch im Laufe des Sommers kommt der Gedanke auf. Das ist denn auch dem berraschend starken Besucherinteressezudanken.Vielewollen sehen, was die verrckte Welt der modernen Kunst jetzt ein Gemlde nennt.SiebenNationensinddamalsvertreten, unter ihnen auch Frankreich, England und die USA, gegen die Deutschland gerade zehn Jahre zuvor noch Krieg gefhrt hatte. Auf der Knst-lerliste stehen Namen wie Chagall und Picas-so, August Macke, Franz Marc, Mondrian, Ale-xanderCalder,HenryMoore,KurtSchwitters, Oskar Schlemmer, Paul Klee oder Kandinsky alles Knstler, die sich die Welt erobert haben und deren Werke heute Millionen kosten.Undsieziehenauchdamalsschondie BesuchermagischannichtnurdieZu-fallsgucker von der Gartenschau, auch viele vomFach:Knstler,Kritiker,Galeristen nehmen gezielt in Augenschein, was von ih-renModernenzusehenist.Soisteswohl bisheutegeblieben:Kennererwarteneine sorgfltige Bestandsaufnahme des aktuellen Kunstschaffens, viele andere freuen sich auf einen wilden documenta-Zirkus.DahatdannauchChristos80Meter langer,luftgefllterPlastikschlauch(die Wurst)einenPlatz,vorallemweilerwo-chenlangnichterigierenwollte.Oderdie 7000 Eichen, die Joseph Beuys im Stadtge-bietpanzenlie,oderderErdkilometer, den eine eintausend Meter lange Metallstan-ge im Boden vorm Fridericianum bohrte.Von solchen Sensationen war Bode noch weit entfernt. Viermal leitete er das Museum der einhundert Tage. Dann 1972 bernahm ein Schweizer seinen Job: Harry Szeemann. Der hat khne Ideen, entdeckt Kunst nicht nur in Ateliers, Galerien, Museen oder an den Wnden der Sammler. Er ndet sie auch im Alltag, in der Werbung oder im Produkt-Design. So wird denn seine Kunstschau gro, bunt und vielseitig. Und sehreigen.Soeigen,dassArnoldBodesFrau Marlou am Ende schmollte: Du hast meinen Ar-nold ja ziemlich zur Seite gedrngt ... Der stand daneben und griff gleich ein: Aber ich habe ihn doch nach Kassel geholt, Marlou ...!Zur documenta 6 wird Manfred Schnecken-burgernachKasselgeholt.Derkmmerte sichbisdahininMnsterumdiemoderne Kunst. Und ist ein glhender Fan der Kasseler Schau.Esgehrtzuseinerfestenberzeu-gung,dassmaneinesolcheAusstellungnur einmal im Leben schafft. Weil sie den Macher verzehrt. Sein Motto: Never do a documenta twice!Promptkommtesandersalsgesagt und gedacht. Schneckenburger macht auch die Acht. Und auch die wird von der internatio-nalen Kunstkritik sehr wohlwollend behandelt.ImJahre1982bergibtderdocumenta-Rat,indeminzwischenauchdieStadtKas-selunddasLandHessenvertretensind,die knstlerischeLeitungeinemhollndischen Fachmann. Rudi Fuchs aus Eindhoven kommt mit dem Anspruch daher, Kunst wieder edel zu machen. Was ihm denn auch gelingt. Dassdiedocumenta-Macherseitherwelt-weit gesucht und gefunden werden, ist inzwi-schen ganz unauffllig. Catherine David (Fran-kreich), Jan Hoet (Belgien) und Okwui Enwezor (USA) und Roger Buergel (D) haben sich in dem vielleicht interessantesten Job der Gegenwarts-kunst bewiesen. Mit fester Hand und manchmal auch zittrigen Fingern. Und sie haben dazu bei-getragen, den Beruf des Ausstellungsmachers, des Kurators, weltweit zu etablieren.Buergel,einjungerdeutscherMacher, warberdieWienerKunstszenebekannt.In Kassel gehrte er zu den documentaren, die den Kunstbegriff besonders weit fassten. Und damit durchaus auch auf Kritik stieen.IndiesemJahrwirdmitCarolynChri-stov-Bakargiev,kurzundaussprechlichCCB genannt,erneutfrdeninternationalenZu-schnitt gesorgt sein. Die Herkunft der Knst-lerunddasebensointernationalePublikum lassen solche Lsungen sinnvoll erscheinen.Dass die Stadt Kassel nicht nur alle fnf Jahre von ihrer documenta protiert, zhlt zu den besonderen Nebeneffekten der Schau: VieleZeichen,dieimLaufeeineshalben Jahrhundertsvonderdocumentagesetzt wurden, sind noch zu sehen. Und schon seit 2010istinderKarlsaueeinKunstwerkder diesjhrigen documenta zu sehen: ein Baum, der nicht wchst und nicht stirbt. Er ist aus Bronzegegossen.KunsthltAugenblicke fest manchmal auch fr lange Zeit.Rainer SchumannArnold Bode schuf die documenta das Museum der 100 TageDer grte Gedanke ging glnzend aufHarald SzeemannArnold BodeJoseph BeuysFoto: Floris Neusss / documenta ArchivFoto: Carl Ebert / documenta ArchivFoto: Andreas Knierim / documenta Archivmagazin aus der mitte | 15 14 | magazin aus der mitteIm Parterre rollen Handwerker schwere Kisten auf Gabelstaplern durch staubige Gnge, durchs TreppenhauseilteineScharFotografenund oben, im dritten Stock, kreuzen schwarz geklei-dete documenta-Mitarbeiter die Flure zwischen halboffenenBros.Pr-documenta(13)-Stim-mung; leichtes Vorebern. Am langen Holztisch sitzt inmitten des ihm bekannten Trubels einer, der sich trotz aller Vertrautheit doch fern fhlt. Hans-Jrg Weiser, 69, war viele Jahre Hausmeis- terimMuseumFridericianum,schalteteund waltete im steinernen Herzen des Kunst-Ereig-nisses. Heute kehrt er zurck und erinnert sich im Vorzimmer von documenta-Geschftsfhrer Bernd Leifeld an Gewesenes. Wie an dies Vorebern. Aber das sei ja fr ihn vorbei, sagt der brtige Mann in Jeans und kariertemHemd.Manistjapltzlichauen. DaistschonWehmutdabei.Dasechteund schnste Ganz-nah-dran-Sein ist sehr lange her; dennbesondersnahwarWeiserdemBetrieb noch vor seiner Festanstellung, zu seiner Zeit als Aufbauhelfer.1972nachbundesweitenBewer-bungenalsKunststudentanderGesamthoch-schule Kassel angenommen, jobbte der gelernte ElektrikerregelmigimFridericianumund lernte die groen Knstler persnlich kennen. Ebenerdig, wie er es nennt. Im unverkennbar frnkischgefrbtenTonfallziehtdergebrtige Bamberger Weiser seine Bilanz. Krass, sagt er, sei der Unterschied zu frher. Knstler, damals auf Du und Du mit den Helfern, wrden heute hoert wie abgehobene Stars. Und die knstle-rischen documenta-Leiter? Das ist doch wie ne Prozession, der Leiter geht voran wie der Papst und dann das Umfeld wie ein Rattenschwanz! Einer,deneralsbesondersabgehoben erlebte,warJanHoet,doc-IX-Leitervon 1992. Der war sehr ichbezogen und dadurch konnte man schon mal aus seinen Gesichts-kreis fallen, erinnert sich Weiser. Er wollte dieDiskussionundbliebimmerbeiseiner Meinung.HoethabedamalsalleMitarbei-tergrozumEsseneingeladen;nurWeiser, den Hausmeister im grauen Kittel, hat er im allerletzten Moment gefragt. Da hat der ganz klar abgelehnt. Solche Kleinigkeiten, sagt er, die haben mich gergert.Mit Rudi Fuchs hingegen, Leiter der do-cumenta 7, war das anders. Wie mit Jan Hoet hat er sich auch mit ihm geduzt, es ging lus- tigzu.Undamsympathischsten,alsoals Mensch,warderKnstlerJosephBeuys. Dennoftstimmedaseinfachgarnichtzu-sammen,derRufunddasWesen.Daist dann einer, der macht so tolle Sachen und ist so ein Armleuchter! Beuys hingegen, mit seiner Honigpumpe (1977), den 7000 Eichen (1982), der war nett und natrlich, erinnert sichWeiser.Nurwasdergemachthat,das konnte ich nicht nachvollziehen.Dass er die documenta in diesem Sommer besuchenwird,stehtfest.Schondeshalb, weil deren Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev zuvoramMuseumfrzeitgenssischeKunst inTurinarbeitete,dasRudiFuchs1984er-ffnete.AberalserfahrenerAusstellungsbe-sucherwirderalleinunterwegssein.Erwill von keinem Begleiter gefragt werden, was er vonderKunsthltwaswirklichdransei, dassehemanohnehinerstinzehnoder20 Jahren.Hans-JrgWeiserglaubt,dassder HhepunktdermodernenKunstvorbeisei, sie schlingere nur noch herum. Heute gben die elektronischen Medien das Tempo vor und die Kunst habe dem nichts entgegenzusetzen. Das Schnelle macht vieles kaputt.Wie knnte die documenta aussehen, wenn dieserManndafrverantwortlichwreer, der die technischen Innereien des Hauses am lngstenvonallenkennt?Mitseinemerdi-gen Humor sagt Weiser, er wrde alles klei-nermachen,wenigeranbieten,sodassder Betrachter nicht in Eile verfallen msse, um einenberblickzugewinnen.Zeitsollten sich die Besucher nehmen fr die Kunst: Sie wrdenmichhassen,wennichsiezwinge, zur Ruhe zu kommen. Distanz zum Kunst-Event das ist eines seiner Lebensthemen. Schon seine erste, die documenta5,lieihnsichalsLandpome-ranzefhlen.Evangelischimkatholischen Umfeld aufgewachsen, war ihm die Rolle als schchternerAuenseitervertraut.Alser dannsah,wieBesucherineinePlexiglas-kugelauenamFridericianumhineinklet-terten,kamendieihmanmaendvor.Das ist doch ein Kunstwerk! Er selbst habe sich einfachnichtgetraut.Dabeiwargenaudas beabsichtigt, Kunst zum Anfassen.Die andern waren eben lauter und selbst-bewusster. So ging es ihm auch an der Kunst-hochschule, wo er bei Harry Kramer studierte. Da kamen immer neue Abiturienten, die mehr von sich eingenommen waren als er.AuchwarderMalerWeisernachden documenta-Ausstellungenimmerziemlich fertig,wieerselbstsagt.Daistmanmit derWeltkunstkonfrontiertwordenundhat reektieren mssen auf die eigenen Sachen. Mal- und Zeichenversuche gab es wohl im Ur-laub, bis klar war: Des is nid so mei Ding. Nicht er war der Knstler, sondern die andern waren es. Er wurde und blieb der Hausmeister, seit1987festangestellt.Einer,derandern den Raum bereitete, der sich ereiferte, wenn ihmanmaendeKnstlerinsHaushinein-gefuhrwerkthaben,GsteFuabdrckean frischgeweitenWndenhinterlieenoder Kaugummis am Boden. Und der, seit vier Jah-ren Rentner, bezweifelt, ob die Massen immer nochwegenderKunstnachKasselkommen oder weil man sich wichtig fhlen muss.Distanzhaterauchzwischensichund seineKunstgebrachtundsichmittlerwei-leaufMusikverlegt.ErkomponiertamPC, aber die Musik ist nicht so heiter, weil ich bervielesnachdenke.Sogrbelterauch eine Weile ber die Frage nach seiner liebsten documenta-Auenarbeit:Schwer,schwer, schwer.VielleichtBorofskysManwalking tothesky?MitEinschrnkung.Denwrde er statt vor dem Kulturbahnhof wie zur d9 lieberaufdemFriedrichsplatzsehen,vor seineraltenWirkungssttte.AberderHim-melsstrmer hat sich entfernt wie er. Wer freilich heute in der documenta-Eta-ge die allseits herzliche Begrung Weisers durch seine ehemaligen Kollegen erlebt, dem wirdklar:DievielenHausmeister-Jahreje-denfalls, die waren schon sehr sei Ding. Anne-Kathrin StberArmleuchter und das Schlingern der KunstHans-Jrg Weiser, viele Jahre Haus-meister im Museum Fridericianum und auf Du und Du mit etlichen documenta-Leitern und Knstlern, ber das Ganz-nah-dran-Sein, nette und weniger nette Menschen Kurhessen Therme Wilhelmshher Allee 361www.kurhessen-therme.deDIE KUNST ZU ENTSPANNEN.magazin aus der mitte | 17 16 | magazin aus der mitteNicht alle fhlen sich so geliebt wie der Mann, der erfolgsorientiert nach oben wandert. Man walking to the sky von Jonathan Borofsky vor dem Kulturbahnhof avancierte mhelos zum modernen Wahrzei-chen Kassels. Borofskys Kunstwerk gehrt zum documenta-Erbe: je-nen 13 Installationen und Skulpturen, die seit der documenta 6 im urbanen Raum geblieben sind sichtbare Zeichen in einer Stadt, die alle fnf Jahre die internationale Kunstschau beherbergt. Die einen sind geliebt, die anderen vergessen, viele geduldet. Die SchicksalederzwlfAueninstallationensowiederKlang-skulptur vonMaxNeuhausimAOK-Treppenhaussindsounterschiedlichwie ihre Akzeptanz in der Bevlkerung. Harald Kimpel, als Kunsthistoriker im Kulturamt der Stadt beschftigt, versteht sich schon seit Langem als Anwalt des documenta-Erbes. Er hat verschiedene Publikationen dazuherausgegeben,weiumdieSchwierigkeitenderstdtischen Ankaufspolitik, der Klrung der Eigentumsverhltnisse und der Sorge um Betreuung und Erhalt. Seit Langem ist auch eine bessere Beschilderung auf dem Kunst-ParcourszwischenOrangerieundKulturbahnhofimGesprch.Im Wissendarumbemhtsichauchdasengagiertedocumentaforum um eine sinnvolle und sthetisch haltbare Ausweisung der Kunst im ffentlichen Raum.Zur documenta 12 panzte die Knstlerin Sanja Ivekovic ein Mohn-feld auf dem Friedrichsplatz vor dem Fridercianum, leuchtend rot und wunderschnanzusehen.DerMohnteppichalsSymbolfrgefallene SoldatenundalsMetapherfrWiderstandundRevolutionistschon lngstdemErdbodengleichgemacht,vergessenisternicht.Red square lebt als Bild in unseren Kpfen weiter, auch das kann Kunst. Juliane SattlerOhne Flgel in den Himmel?Hat sich jemals jemand darber Gedanken gemacht, wir er eigentlich heit, der Man walking to the sky? Die Kasseler verehren ihn als Himmelsstrmer, als Symbol fr eine optimistische und aufwrts strebende Entwicklung. Da schwingt religise Verzckung mit. Him-melsstrmer,istdasnichteinAllerweltsname?Undwaswillder walkende Wicht ohne Flgel im Himmel?, fragt sich der zu ihm auf-schauende Betrachter. DieIndustrie-undHandelskammererkornichtdeninKassel ebenso geliebten Herkules, sondern das bei der documenta 9 prsen-tierteschmchtigeMnnleinaufderStangezumMaskottchen.Bei dessen Anblick drngen sich freilich Vergleiche mit einem tragischen Helden der griechischen Mythologie auf. Der kam zwar ebenfalls nicht vom Fleck, doch er trug immerhin einen Namen. InBerlinhttedervielleichtdochnichtsostraighteTypvorm KulturbahnhoflngstseinenSpitznamenweg,wieViktoriaaufder Siegessule, die die Berliner Schnauze respektlos, aber liebevoll Goldelse taufte. Vielleicht lassen sich die Bewunderer des Kasseler Helden von ihren Gefhlen fr oder auch gegen den Platz inspirieren, auf dem der bermtige noch oben zu schreiten scheint. DiegiftgrneFlchezuseinenFenistvoneinem(sd-)hes-sischen Architekturkritiker krzlich in die Todsnden des Stdtebaus eingereiht worden. Und so mancher Kasseler rmpft inzwischen eben-falls die Nase: Der Platz sei tot, eine Belebung tue not. Knnte es sein, dass der angehimmelte Walker einfach nur weg will? Vielleicht und das wre die vershnende Antwort auf die Frage, was uns sein Schpfer Jonathan Borofsky sagen will sucht er einfach nur seinen Namen! Ralf Pasch13 Kunstwerke stehen fr das sichtbare documenta-Erbe in KasselGeliebt, gelobt ... Das Erbe der documentaAnatol: Das Traumschiff Tante Olgad 6, 1977, Heinrich-Schtz-SchuleHorst H. Baumann: Laserscape Kasseld 6, 1977, der Laserstrahl leuchtet samstags nachts ber KasselHaus-Rucker-Co: Rahmenbaud 6, 1977, FriedrichsplatzWalter de Maria: Der vertikale Erdkilometerd 6, 1977, FriedrichsplatzJoseph Beuys: 7000 Eichen Stadtver-waldung statt Stadtverwaltungd 7, 1982, im gesamten StadtgebietUlrich Rckriem: Ein Granitblock in drei Teile gespalten. Der mittlere Teil in vier Teile geschnitten. Alle Teile zur ursprnglichen Blockform zusammen-gefgt. Der untere Teil als Fundament in die Erde eingelassend 7, 1982, Neue GalerieClaes Oldenburg: Spitzhacked 7, 1982, FuldauferJonathan Borofsky: Man walking tothe skyd 9, 1992, Kulturbahnhof, Rainer-Dierichs-PlatzJimmie Durham: Ohne Titeld 9,1992, Gustav-Mahler-TreppePer Kirkeby: Raumskulpturd 9, 1992, documenta-HalleThomas Schtte: Die Fremdend 9, 1992, Portikus Sinn LeffersMax Neuhaus: Three to Oned 9, 1992, Klangskulptur im Treppenhaus der AOKLois Weinberger: Das ber die Panzen / ist eins mit ihnend 10, 1997, Kulturbahnhof, Gleis 1... oder vergessenFoto: Burkhard Fincke18 | magazin aus der mitteTante OlgaDas Schiff schwebt auf der Fulda. Es gleitet still durch die Kasseler Karlsaue. Im Heck sitzt ein schweigsamer Mann: Anatol Herzfeld. Er ist Polizist, weit im Westen, im Rheingebiet. Dort bringt er jungen SchlernmithilfeeinesPuppenspielsbei,wiesiesichimStraen-verkehr richtig verhalten. Anatol hat das Boot gebaut. Jetzt im Juni 1977 freut er sich mit den Menschen in Kassel und auf der ganzen Welt auf die documenta 6.Da hat er zu tun. Anatol macht schon seine Anreise nach Kassel zumKunstwerk,zueinerPerformance.ErwirddereinzigeKnstler sein, der die documenta auf dem Wasser erreicht. In Dangast im Ja-debusen schifft er sich ein. ber die offene Nordsee gelangt er in die Wesermndung,eineBarkasseziehtihnnachBremen.EinFrachter schleppt ihn weiter die Weser hinauf. Und ber die Fulda erreicht er pnktlich zum documenta-Start auch Kassel.SeinschnittigesSchiffndetaufderKarlswieseamFuldaufer einen Platz. Im Katalog natrlich nicht. Ist ja kein ofzielles Kunst-werk. Dafr aber der heimliche Renner. documenta-Besucher aus aller Welt wollen es sehen, anfassen, dran klopfen. Alles erlaubt.AnatolsTraumschiffsiehtauswieeinesderkleinenSchiff-chen,diesichKindergernauseinemBlattPapierzusammenfal-ten.Aberesistvieletausendmalgrerundstabiler:DasSchiff istsichersieben,achtMeterlang,einnutzbaresKunstwerk,eine schwimmendePlastik.Dieweilich-gelbenPlankenausKunst-stoff spiegeln das Licht wie glnzendes Pergament. Anatol hat dem Schiff einen sehr persnlich anmutenden Namen gegeben. Er nennt es Tante Olga.Ein junger Kasseler Kunsterzieher lernt Olga kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Ingo Doering betreut seine Tante whrend der documenta.Unddanachwillsienichtmehrweg.Anatolkanndas verstehen. Er schenkt dem Lehrer das schne Schiff und der kann es an seiner Schule vor Anker gehen lassen. Es passt wunderbar zu der strengen Fassade der Heinrich-Schtz-Schule. Da liegt Tante Olga nun seit mehr als dreiig Jahren auf Reede und trumt vermutlich von den ersten frhen Tagen, in denen sie sogar auf hoher See streng Kurs halten musste. Rainer SchumannDrei am Abgrund InFormenspracheundFarbgebungerinnertThomasSchttes exotischesTrioeinbisschenandiebrummkreiselartigenFigu-rinen,dieOskarSchlemmerfrseinTriadischesBallettent-worfenhat.DassdiedreijemalseinTnzchenwagten,sonah amAbgrund,aufihremerhabenenStandort,demPortikusdes ehemaligenRotenPalaisdastrautmanihnendenndoch nichtzu.Vielleichthabensiedagetanzt,wosieherkommen, die Tnze ihrer Heimat. Die Frau scheint aus Afrika zu stammen, der Mann und das Kind vielleicht aus dem Osten, zwei von vielen Hunderttausenden, die whrend des ersten Golfkrieges ihre Hei-mat verlassen mussten. HierbeiunssindsieDieFremden.DiedreiTongurenhalten demtigihreBlickegesenktunddochstrahlensieeinenunbeug-samenStolzaus.Siescheinen,samtSackundPack,ausderUm-laufbahnihresPlanetengefallenzusein,wieweilandAntoinede Saint-Exuprys kleiner Prinz. Den Brckenschlag ber den Abgrund der Einsamkeit (Saint-Exupry) drfen sie sich nicht erhoffen viel-leicht haben aus diesem Grund sieben der ursprnglich zehn Figuren, die Schtte zur documenta 9 auf den Portikus gestellt hatte, ihr luf-tiges Domizil verlassen? Vier von ihnen stehen heute auf dem Dach der Musik- und Kongresshalle Lbeck, die restlichen drei haben den WegzurckinSchttesDsseldorferAteliergefunden.DasBelas-sen der Gesamtskulptur, heit es, htte den Friedrichsplatz optisch zusehrdominiert.DafllteinemunwillkrlichdashsslicheWort berfremdung ein ...Verena JoosLiebe auf schwankendem StegPsychologen sind manchmal so erschreckend ernchternd. Wer sich in Gefahr begibt, sagen sie, verwechselt den beschleunigten Herzschlag der Aufregung gerne mit dem der Liebe und entammt prompt fr den nchstbesten Menschen (Attraktivitt vorausgesetzt). Vielleicht istdasderGrund,warumdersthlerneSteg,derimRahmenbau amsdstlichenEndedesFriedrichsplatzesschwankendberdem Abgrund schwebt, so voller Liebeserklrungen ist.FrMurat,frPiedro,frnamenloseMenschen.UndfrCele-brities:AufdemGelnderderschmalenBrckeinsNichtsbekennt sich die mutmalich noch recht junge Lara zu dem Teenie-Star Justin Bieber wie ein mutmalich lterer Fan zu Frank Zappa. Ob die ster-reichische Knstler- und Architektengruppe Haus-Rucker-Co derlei im Sinn hatte, als sie den Rahmenbau zur documenta 6 im Jahre 1977 schuf und als Architektur zur Wahrnehmung und Ergnzung irdischer Umweltbezeichnete?Wohlehernicht.AberdasSchneist:Das macht rein gar nichts. Die beiden Stahlgitterrahmen ein groer und ein kleiner, ver-bunden durch eben jenen Steg sollten eigentlich nur als temporre SkulpturdenPostkartenblickaufKarlsaue,Orangerieundnordhes-sischeHgellandschaftgleichermaeneinfassenwieverfremden. magazin aus der mitte | 19Anatol Herzfeld: Traumschiff Thomas Schtte: Die Fremden Haus-Rucker-Co: Rahmenbau Foto: Burkhard FinckeFoto: Joachim F. TornauFoto: Burkhard Finckemagazin aus der mitte | 21 20 | magazin aus der mitteJetztgehrensieschonseit35JahrenzumStadtbildundwerden ganzselbstverstndlichvondenMenschenangeeignet.Dennauch ohnevomGangberdenAbgrundbetrtzusein,mssensiezu-geben: Attraktiver als der preuenadlergekrnte Triumphbogen, der frher an diesem Platz stand, ist der Rahmenbau von Haus-Rucker-Co allemal. Joachim F. TornauDie groe Stadtverwaldung MitJosephBeuyshatteichdamalseinmaleinProblem.Nichtper-snlichnurinmeinerFunktionalsKunstvermittlerinwhrend der documenta 7 im Jahre 1982. Der Mann mit dem Filzhut war der unbestrittene Star dieser Kunstschau. Aber war das, was Beuys mit derAktion7000EichenStadtverwaldungstattStadtverwaltung initiiert hatte, berhaupt noch Kunst? Diese Frage, regelmig von ratlosen Besuchern gestellt, brachte mich oft in Erklrungsnte. Zu-gegeben: Die Rede vom erweiterten Kunstbegriff musste angesichts desgewaltigenSteinhaufensaus7000Basaltstelen,aufgeschttet am Rande des Friedrichsplatzes, auf das kunstliebende Publikum u-erst provokant wirken. GeheichheuteimSchattenderBeuys-Bumespazieren inderKasselerInnenstadtoderentlangderWiesenundFelder amRandedesWilhelmshherBergparks,veranschaulichtsich mirdieBeuysscheVisionvondersozialenSkulpturganzun-mittelbar.UndzugleichdessenIdee,dassjeder,dersichander Hege und Pege der 7000 jungen Bume beteiligt, gleichsam ein Knstler ist. Daswreichauchgern.Aberwie?MiteinerBaumpaten-schaftvielleicht,wiesiedie2002gegrndeteStiftung7000 Eichenermglicht?Undschonertappeichmichdabei,wieich im elektronischen Baumkataster der Stiftung (www.7000eichen.de) nach meinem Lieblingsbaum suche. Vielleicht eine Linde? Es wur-den ja nicht nur Eichen gepanzt.Ilona LehnartUnsichtbare Kunst Den Friedrichsplatz berqueren, den Blick auf den Boden geheftet. VorbeianFlaschen,BierdosenundHundekotbishinzurWeg-kreuzung, wo das gewiss unaufflligste Kunstwerk Kassels seinen Standort hat: eine Sandsteinplatte auf dem Boden, in der in zwlf SprachendieAufschriftDervertikaleErdkilometereingraviert ist, darauf, wie eine plattgetretene 5-Cent-Mnze anmutend, ein rundesStckMessing.DaskleineMessingplttchensignalisiert das Ende einer documenta-Installation: ein glatter, ein Kilometer langer Messingstab von fnf Zentimetern Durchmesser, tief in die Erde versenkt. Damals,1977,wareinBohrturmaufdemFriedrichsplatzauf-gebaut,umdasErdreichzudurchschneiden,unddieWogender EmprunginderBevlkerungschlugenhoch.Kunst,bitteschn, sollte doch zu sehen sein. Das Unsichtbare hat keine Lobby, auch in Kassel nicht. Walter de Maria hat den vertikalen Erdkilometer zur documenta 6 geschaffen und ihr Leiter Manfred Schneckenburger empfahl zu jener ZeitdasKunstwerkalsDenkanstofrdiemoderneMenschheit. Denn der Konzeptknstler de Maria hatte weniger das schne Kunst-objektimSinn,mitseinemunsichtbaren,radikalenWerkginges ihm vielmehr um eine Idee, um einen gesellschaftlichen Impuls. Der 1000MetertiefindieErdeversenkteMessingstabversinnbildlicht jadamalswieheutedenbrutalenUmgangderMenschenmitihrer Erde.DenRaubbaudesindustriellenZeitalters,dasohneRcksicht auf Verluste aus der Erde holt, was es braucht, Mineralien, Metalle, Brennstoffe. IchhaltedenMessingstabdurchausfreineDenkmaldes20. Jahrhunderts. Auch darin ein Denkmal, dass er bis auf einen winzigen Rest unsichtbar sein wird, sagte de Maria whrend der umstrittenen Bohrarbeiten in einem Interview. Damals,1977,glaubteerdaran,dassdieKasselereinesTages den vertikalen Erdkilometer lieben werden vielleicht so wie den Her-kules. Menschensindunberechenbar.DasunsichtbareKunstwerkauf dem Friedrichsplatz gehrt heute eher zu den vergessenen. Juliane SattlerWalter de Maria: Der vertikale ErdkilometerJoseph Beuys: 7000 Eichen Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung Foto: Uwe ZucchiFoto: Burkhard Finckemagazin aus der mitte | 23 22 | magazin aus der mitteArbeitsgert oder Machtsymbol?ZwlfMeterhochundfnfTonnenschwer!NureinRie-se knnte die Spitzhacke in die Hand nehmen. Arbeit gbe es genug fr ihn. Wenn er die Wilhelmshher Allee,dievomHerkuleshochobensechsKilo-meterschnurgeradezurInnenstadthinun-terfhrt, nur um einen Kilometer gerade-aus verlngerte, landete er genau am jetzigenStandortderSpitzhacke undwrdeaufdemWegeda-hindenfantasielosenAn-baudesRathausesund das angrenzende un- sthetische Kino- gebudein TrmmerlegenundalleinschondeshalbvonvielenKasseler Brgern gefeiert werden. An eine Beseitigung neuzeitlicher Bausnden hat der Knstler derPop-ArtClaesOldenburgallerdingsnichtgedacht,alserim Jahre 1982 zur documenta 7 die Spitzhacke an die Fulda stellte. IhmgengtedieVorstellung,dassderweithinberderStadt sichtbare Herkules nach der Ausmistung der Stlle des Augias und also nach getaner Arbeit die Spitzhacke entlang der Wilhelmsh-her Allee geradewegs zur Fulda geschleudert hatte. DortistsiebrigenszumTreffpunktderKasselergewor-den.SpaziergngerundLiebespaaretreffensichheuteunter derSpitzhacke,wohlohnegroanClaesOldenburgoderdie griechischeMythologiezudenken.UndLandgrafKarl,derAuf-traggeber des Herkules um 1700 herum, wrde nur lcheln. Eine Spitzhacke als Zeichen der Kraft des Herkules, eines Halbgottes, dem er, der Landgraf, sich verwandt fhlte? Nein, Arbeitsgerte wie eine Spitzhacke oder wie spter Hammer und Sichel in den so-genannten Volksdemokratien unserer Neuzeit waren fr ihn, den Landesfrstenvon Gottes Gnaden, der den Hessischen Lwen im Wappen fhrte, als Insignien der Macht unvorstellbar. Bernhard HeitschSieben KilometerHeim-Leuchten Ichhabeihnherzlichgern,aber eigentlichdenkeichnichtanihn. Er ist einfach da. Genau dann ist er da, wennichihnbesondersgernhabe.Esist Samstag. Freier Abend, Zeit der Mglichkeiten undVerheiungen.VielleichtbinichmitFreun-denimKinooderwirgenieeneineOpernpremie-re.OderhabenunsimRestaurantverquatscht,einen Wein noch getrunken und nun ist Schluss. Wir ffnen die Tren in die dunkle Nacht, lenken die Fahrrder bergan Rich-tungHeimat.Unddaister:grn,strahlend,unberhrbarweit oben, im Himmel ein Pfeil nach Hause. LiegtesandemletztenGlschenWein?Kassel,dieStadt,die mich auch nach 20 Jahren doch nur zugezogen sein lsst, ist genau hierundjetztmeinOrt.Nirgendssonstsausteichjeuntereinem solchschnenNachtgrndurchsDunkle.MeinLaser.Hebeichden Blick, lotst er mich klar durchs Hier und Jetzt.Dasistnichtimmerso,sondernkostbareRaritt.Sonntagsbis freitags herrscht Lichtstille. Die teuren 7.000 Laser-Meter des Knst-lersHorstH.Baumann,diedankdesEinsatzesihresheutigenBe-treibers documenta forum von neuer Anlage gespeist werden und zur Rettung meterweise von Liebhabern gekauft wurden, leuchten uns nur samstags heim. 1977, zur documenta 6, war es die weltweit erste Laser-Licht-SkulpturimffentlichenStadtraum.Siewurdegeliebt, gekauft, kam in die Jahre und ist nun also vorerst gerettet. Heute also leuchtet sie wieder so selbstverstndlich wie die Kir-chenglocke am nchsten Morgen. Was tun wir? Lcheln gen Himmel. brigens: Laser bei Vollmond, das ist der Licht-Gipfel sternklarer Nchte. Whrend der documenta gibt es eine gute Chance dazu, am Samstag, 1. September. Da fallen Mond und Laser (fast) zusammen. Anne-Kathrin Stberhttp://documentaarchiv.stadt-kassel.dewww.volkswagen.deDas Auto.Volkswagen produziert in Kassel jhrlich ber 4 Millionen Getriebe, darunter die DSG-Getriebe von Volkswagen und das S-Tronic-Getriebevon Audi. Die Elektroantriebe fr den e-up! und den Golf Blue-e-Motion kommen aus Nordhessen. Weiterhin werden in Kassel Abgasanla-gen und Karosserieteile gefertigt, Aggregate aufbereitet, Strukturteile und Getriebegehuse in Europas grter Leichtmetallgieerei gegos-sen und der weltweite Versand von Original Teilen gesteuert.kologisch fertigen. Umweltfreundlich fahren.Das Volkswagen Werk Kassel bietet ber 14.000 Menschen einen Arbeitsplatz in der Region Nordhessen. Und mit dem Elektroantrieb hat Deutschlands zweitgrtes Volkswagen Werk jetzt die Tr zur Zukunft aufgestoen, getreu dem Motto: Die Menschen. Das Werk. Eine Zukunft.Claes Oldenburg: Spitzhackemagazin aus der mitte | 25 24 | magazin aus der mittezotteligenUrzeittierenurwenigeHundert MeterentferntineinemriesigenGehege grasen. In das vertraute Zwitschern und Pfeifen heimischerVogelartenmischtsichlautes Kreischen: Dutzende von blau- und gelbge-edertenWellensittichenatternineiner gerumigen Voliere hin und her. Schrgdahintererhebtsicheinaus-ladenderKletterbaum.MeineKinderwol-lensoforthinauf,bemerkenaberziemlich schnell, dass sich zwischen ihnen und dem vermeintlichenGersteinWassergraben auftut: Die Insel mit ihren kunstvoll errich-tetenastlosenStmmendientneuerdings denvierKatta-ffchenLemurenausMa-dagaskar als Lebensraum.Beeindruckt von Gre und Artenvielfalt des Tierparks waren schon die Zeitgenossen Landgraf Wilhelms IV. Doch wie erst htten sie gestaunt beim Anblick echter Humboldt-Pinguine,derenwahresZuhauseTausende vonKilometernweitersdlich,inChile, liegt?UndselbstderBesuchervonheute, dergewhntandenAnblickexotischer Tiere durch die Bilderwelten des Fernsehens nicht so schnell aus der Fassung zu brin-genist,verweiltlangeZeitindembegeh-baren Pinguin-Areal. TiereinechtundbeinahezumAnfas-sen sind eben doch etwas ganz Besonderes. Kinder,derenAufmerksamkeitfrgewhn-lich nur kurz bei einer Sache verweilt, dr-cken ihre Nasen minutenlang platt an dem Panzerglas,durchdasmandiegeschick-tenSchwimmerunterWasserbeobachten kann. Und die sind neugierig. Drcken ihre schwarz-weien Krper an die durchsichtige Wand und hoffen wohl, dass ihnen von ge-genber ein Fisch entgegengleitet.Bodenstndigerundwenigerelegant gehteszubeidengrunzendenNachbarn: NureinenSteinwurfvomBeckenrandent-ferntweidenetwaserhhtfnfmassige Hngebauchschweine.IhreGesichtersind sorunzelig,dassmanlangesuchenmuss, bevor man ein Augenpaar ndet. Meine Kin-der zeigen keinerlei Berhrungsngste, spa-zieren zwischen den grimmig dreinschauen-den Haustieren hin und her, kommen ihnen zumAnfassennahe.Ichwhlelieberden ausgetretenen Besucherpfad.NunaberzudenWlfen!berdiesem schaurigen Ort sieht man Krhen kreisen auf derSuchenacheinemStckAas,dasdie hochentwickeltenRudeltiereverschmht haben.Hierherverirrensichnurwenige Schaulustige, denn das Gehege liegt weit ab von den Stllen der possierlichen Streichel-tiere. Die einsamen Wlfe sind umgeben von Tierpark SababurgSchondieAnfahrtistetwasBesonderes: Zwischen Holzhausen und der Abbiegung in RichtungSababurgziehtsicheinekilome-terlange schnurgerade Strae. Meine Kinder wundern sich ber den seltsamen Wald, der unsumgibt.HierstehennurwenigeBu-chen, gar keine Tannen, ein paar Birken und sehrvieleEichen.GepanztinReihund GliedvonMenschenhand.Ihreknorrigen ste winden sich in den blauen Himmel. An dendickenStmmenerkennenwir,wiealt diese Baumriesen sein mgen. Im Frhling ndetsichnochberalldieTiernahrung vomVorjahr:Eicheln.UndimSommerist derWaldbodenvongigantischenAdlerfar-nen beschattet. 23.000HektarmisstderReinhards-wald.Damitisterdasgrteinsichge-schlosseneWaldgebietHessensundeiner der einsamsten Orte Deutschlands. Das war nicht immer so. Im Mittelalter weideten die Bauern ihre Nutztiere unter den eigens da-fr angepanzten Eichen und Buchen. Und mittenindiesemHutewaldlieLandgraf Wilhelm II. zu Beginn des 16. Jahrhunderts seinJagdschloss,dieSababurg,errichten. Dort thront sie bis heute auf einem 346 Me-ter hohen Basaltkegel. ZuihrenFenerstrecktsichEuropas ltester Tierpark, gegrndet 1571 von Land-graf Wilhelm IV. auf ber 130 Hektar Flche. Bevor wir in die lebendige Tierwelt eintau-chen, begren uns am Eingang zwei bron-zene Wisente. Kaum zu glauben, dass leib-haftigeExemplaredieserkraftstrotzenden, Raus aus dem Museum, rein in die Natur: In Nordhessen liegen Kultur und Natur eng beieinander. Rund um die documenta-Stadt gibt es drei namhafte Wildtierparks, die uns die Kunst des Lebens auf sehr natrliche Weise nahebringenDie mit den Ottern und Pinguinen sindFoto: Astrid PeterFoto: Susanne Scheerer-Maamagazin aus der mitte | 27 26 | magazin aus der mitteMauernundElektrozunen.Menschund Raubtier verweilen in respektvoller Distanz, wobei sich das gut genhrte Rudel weit we-nigerinteressiertfrseinengrtenFeind als dieser fr den Wolf.AufdemWegzurck,entlangderEi-chenalleen, streift man weniger spannungs-geladeneOrte:einenBauernhof,aufdem alte Haustierrassen wie Kaninchen, Schafe, Ziegen und Milchkhe gedeihen; eine Weide vonprriehaftenAusmaen:Erklimmtman das hlzerne Aussichtspodest, um durch das FernglaseinenBlickaufdiefriedlichgra-sendeBffelherdeunddieungezhmten Wildpferdezuerhaschen,kommtmansich ein bisschen vor wie Buffalo Bill. Undzuwild-romantischeAssoziationen verleiten auch die Falkner, wenn sie im Som-mer ber 20 Greifvgel am Burgberg majest-tisch durch die Lfte schweben lassen.www.tierpark-sababurg.deWildtierpark EderseeOberhalbdessdlichenUfersdesEderseeser-strecktsichaufeinerFlchevon80Hektar der Wildtierpark Edersee. Er gehrt zu Hessens einzigem Nationalpark, dem Kellerwald. Im Ein-klangmitderNaturgebenFrster,Tierpeger undFalknergefhrdetenheimischenTierarten und solchen, die bereits ausgestorben sind, eine sichereHeimat.IndenkilometerweitenBu-chenwldern kann sich die Wildnis von morgen entwickeln,sollenWildkatze,OtterundLuchs wiederheimischwerden.Schonjetztknnen Besucher mit etwas Glck den Knig des Waldes, denRothirsch,infreierWildbahnbeobachten. Wolf,Luchs,WisentundWildpferdlebennoch eingezunt in riesigen Gehegen. Seit 1997 gibt eszudemeineGreifvogelstation,indervom AussterbenbedrohteTierenachgezchtetund verletzte und kranke Vgel gesundgepegt und anschlieend wieder ausgewildert werden.www.wildtierpark-edersee.euWildpark KnllBrenundWlfelebenimWildparkKnll friedlichzusammen.AlseinzigerTierpark Nordhessens vereint der Wildpark im Knll die-se beiden Arten unter einem Dach: Auf 7.000 QuadratmeternlebenBraunbrenundein Wolfsrudel in einer Art Wohngemeinschaft bei-sammen. Ansonsten knnen Besucher auf vier Kilometer gut befestigten Wanderwegen rund umdenStreuingskopfheimischeWildtiere von Luchsen und Rotfchsen ber Rotwild bis zu Wildschweinen hautnah erleben und vieles ber die Landschaft und die Natur erfahren.www.freizeit-schwalm-eder.de/wildparkSusanne Scheerer-MaaInfos zu weiteren Wildparks nden Sie hier:www.bergwildpark-meissner.dewww.wildpark-willingen.dewww.naturerlebnispark-kirchheim.de Foto: Sandy RoeddeFoto: Karsten LeschDie Orthopdische Klinik Kassel ist eine der grten Fach-kliniken fr operative und konservative Behandlung des gesamten Haltungs- und Bewegungsapparates.Unsere Schwerpunkte: Hft- und Knie-Totalendoprothesen Rheumaorthopdie Schulter-, Hand- und Fuoperationen Sporttraumatologie Multimodale Schmerztherapie Traumatologie Ambulante Operationen Arthroskopische Operationen Wirbelsulenchirurgie Kinder- u. Jugendorthopdie Radiologie/MRT-CT Sportrztliche UntersuchungsstelleVitos Orthopdische Klinik Kassel gemeinntzige GmbHWilhelmshher Allee 345, 34131 Kassel, Tel. 0561 - 30 84 - 0, [email protected], www.vitos-okk.deKompetent fr Menschenmagazin aus der mitte | 29 28 | magazin aus der mittegelingen,indiegrlicheArbeitreinbringe und die Zeichnungen dreidimensional umzu-setzen versuche. Magazin: Wie machen Sie das?Karin B.-R.: Ich modelliere meine Figuren aus WachsdasmacheichmitgroerLeiden-schaft. Die hohlen Figuren bringe ich dann in eine Gieerei, die den Bronzeguss erstellt.Magazin:SiehabenvieleWettbewerbege-wonnen,vielKunstimffentlichenRaum geschaffen. Die Hochzeitsgesellschaft zum Beispiel.WoeinerderGsteoderistes garderBrutigam?bereineBrckeden anderenhinterherrennt.Danebenzahlreiche Brunnen oder auch opulente Wandmalereien wie die in einem Hotel in Bad Wildungen.KarinB.-R.:Ja,beisolchenAuftrags-arbeitenbindeichmichthematischan einenOrt.UnddieIdeenkommenmeist dann,wennichetwasberdenOrtlese oder dort in einem Caf sitze und die Men-schen beobachte.Magazin:EinesIhrerAuftragswerke,Herr Roth,trgtdenTitelAbstimmungmitden Fen.EssiehtnachFluchtausderKirche aus, Flucht vor einem Kardinal.Georg R.: Hintergrund ist die Geschichte der Hugenotten Magazin: die Glaubenschtlinge. GeorgR.:Ja,unddasistheutenochsehr aktuell:WennderMenschkeinenFreiraum mehr hat, dann muss er iehen. In meinem WerkhatderKardinaldasisteineHolz-gureinenKopf,derblutrotist.Denn das Bse sitzt ja im Kopf und nicht in den Hnden.Magazin: Eine Ihrer gemeinsamen Auftrags-arbeitenhatbundesweitfrSchlagzeilen gesorgt:DahabenSiebeideMitteder 80erJahreeinenBrunnengestaltetmit etlichenNacktenundleichtBekleideten, wobei vor allem ein lterer Herr vom Brun-nenwasseraussehrbegehrlicheBlickeauf eineBronze-DameamRandedesBrunnens wirft.EinfrivolesWerk,titelteneinige Gazetten damals.Karin B.-Roth: Mit einer solchen Resonanz hattenwirnichtgerechnet.Unddassein solchesWerkalsmoralischbedenklichbe-wertetwerdenknnte,aufdieIdeewren wir vorher auch nicht gekommen.Magazin: Immerhin hat Ihnen der Kurschat-ten-BrunneneinebemerkenswertePublici-ty und auch Folgeauftrge eingebracht. Wie istesheute?KnnensichKommunennoch Kunst im ffentlichen Raum leisten?Magazin: Wir haben fr dieses Magazin viele gefragt, was fr sie Kunst ist. Verraten auch Sie uns: Was ist Kunst?Georg Roth: Es gibt keine feste Denition, es gibt nur eine individuelle. Fr mich persnlich ist Kunst etwas, das mich emotional berhrt.KarinBormann-Roth:Wennetwas zunichtsanderemntztundden AusdruckeinesMenschendarstellt: Dann ist das fr mich Kunst.Magazin:berKunstlsstsichbe-kanntlichstreiten.Jngstwurde zum Beispiel eine Galerie verurteilt, 2.000EuroSchadenersatzaneinen Knstler zu zahlen fr zwei Pommes 22Jahrealt,vertrocknet,ranzig und vermutlich im Mlleimer gelan-det. War das Kunst?KarinB.-R.:Reinrechtlichistdaswohl Kunst.Aberichpersnlichversteheunter Kunst ganz altmodisch eher Sachen, bei de-nen auch etwas Handwerkliches im Spiel ist. Magazin: Heit das, fr Sie hat Kunst auch etwas mit Knnen zu tun?KarinB.-R.:Nein,ichmeineDinge,dieich mitmeinenHndenschaffenkann,woich malen oder bildhauern kann. Magazin:IndiesemJahrkommenwieder KnstlerausallerWeltnachKasselzurdo-cumentaundmindestens700.000Besucher werden sehen wollen, was es in dieser Kunst-welt, diesem Museum der 100 Tage zu sehen gibt.WashaltenSievomKonzept,soweit das jetzt im April schon erkennbar ist?Georg R.: Ich nde schon einmal gut, dass das Gelnde in der Karlaue wieder einbezo-genwird,dassdieserschneRaumwieder eine Rolle spielt.Karin B.-R.: Wir nden die documenta immer spannend. Und natrlich schauen wir uns al-les an, zunchst ohne Fhrung einfach um zusehen,wasunsansprichtundwasuns berhrt. Spter dann gehen wir mit Fhrung durch die Ausstellung. Interessant ist dann zu erleben, dass vieles mit einer Erklrung pltz-lich anderes gesehen und wichtiger wird. Oder wiewirZugangzuKunstwerkennden,den wir ohne Erklrung nicht gefunden htten.Magazin:Strahltdiedocumenta,nebender Biennale die weltweit grte und wichtigste Kunstausstellung, bis nach Grebenstein? Hat Sie irgendeinen Einuss auf Ihre Arbeit?Georg R.: Nein, bei mir nicht. Es gibt Aus-stellungen,diebewirkenbeimireheret-was.ZuletztwarendaszumBeispieldie Werke von Otto Dix in Stuttgart, die wir uns angesehen haben.Karin B.-R.: Direkten Einuss hat die docu-mentaaufmeineArbeitsicherauchnicht. Abervieles,wasichdortsehe,bleibtviel-leicht bei mir im Hinterkopf und kommt dann irgendwann hervor.Magazin:WerIhreWerkesieht,demfllt sofortinsAuge,wieunterschiedlichIhre Arbeitensind.IhreSkulpturen,HerrRoth, wirken massiv, schwer, roh und archaisch wie das verschlungene Paar oder der Boxer. Oder auch absolut realistisch wie Ihre lebensgro-en Golfer, bei denen jeder Muskelstrang, je-der Faltenwurf der Golfhose stimmt.Georg R.: Vor allem bei den schwe-ren,massivenSkulpturenspielt meineigenesKrpergefhleine Rolle.UndmeinEmpnden.Das spiegelt sich alles in meinen Skulp-turen wider.Magazin: Was spiegelt sich in Ihrem Werk Flgel? Da sieht der Betrach-ternackteTodesangstaufBleiplat-tengebanntineinemangstver-zerrten Gesicht. Es ist Ihr Gesicht.GeorgR.:MeineTodesangstspielthuger eine Rolle. Warum das so ist? Ich habe nie ge-lernt, mit dem Tod umzugehen. Nie verkraftet, dass mein Vater und andere mir nahestehende Menschen so frh gestorben sind.Karin B.-R.: Ja, mein Mann tendiert zum The-ma Tod, ich habe weniger ernsthafte Themen, ich kann mich auch nicht so ernst nehmen.Magazin:IhremeistweiblichenBronze-Fi-guren sind auch eher fragil, bizarr zum Teil sindesextreme,karikierendeFormen.Undin IhrenZeichnungendominierenzarteLinien, zarte Farben und ausdrucksstarke Bewegungen.KarinB.-R.:Stimmt.Undauchbeimirhat die Arbeit etwas mit meinem Krpergefhl zu tun. Freunde, die mich tanzen sehen, sagen immer,dasssiedanninmirdieseFiguren sehen.Sicherist,dassichMoment-Bewe-gungen,diemirindenZeichnungenmeist Archaisches, Fragiles und FrivolesDAS INTERVIEWDas Knstlerpaar Karin Bormann-Roth und Georg Roth ber die Kunst, ihre Arbeit am Fue des Burgbergs im nordhessischen Grebenstein und die Rolle des Krpergefhlsmagazin aus der mitte | 31 30 | magazin aus der mitteKarin B.-Roth: Die Zahl der Auftragsarbeiten istzurckgegangen,wirdenken,dassviele Kommunen kein Geld mehr haben, jedenfalls nicht mehr fr Kunst.Magazin:WiekamenSienachGrebenstein? WiefandenSiediesestraumhaftschne Grundstck am Fue des Burgbergs?GeorgR.:DaswarZufall.Wirhattenlange ein Gebude mit einer Werkstatt gesucht, wo wir Lrm machen konnten. In Kassel gab es nichts Erschwingliches. Und dann zeigte mir ein Makler das Grundstck in Grebenstein. Da konnte man gestalten, das war wichtig.Karin B.-R.: Es war frher ein Sgewerk und alsmeinManndasbesichtigte,standein Krandort.Soeinenwollteerimmerschon haben! Und hinter dem Haus gab es auf dem riesigenGrundstcksogareinenBach.Er kam zurck und sagte: Das isses.Magazin:HeutehabenSiebeidehierviel Platz zum Arbeiten und Sie laden seit rund 20 Jahren alljhrlich auch zu einer bundes-weitrenommiertenSommerakademieein. Werkommtda,umunterIhrerAnleitung knstlerisch zu arbeiten?Karin B.-Roth: Das ist ein sehr gemischtes Publikum:VomLaienbiszumprofessio-nellenKnstler,vomHandwerkerbiszum Akademiker.Magazin:IhrejetzigeHeimatstadtGre-bensteinhatnichtnurerstaunlichviele Fachwerkhuser. Hier prsentieren sich im Mai zum 2. Mal auch rund 30 Knstler und Kunsthandwerker aus ganz Deutschland auf einem Markt und es gibt im Ort selbst eine ungewhnliche Ansammlung von Knstlern darunterdenKeramikerWernerGnegel unddieMalerMayaNishiyamaundIngo Kpper.KarinB.-Roth:Ichdenke,dahateinerden anderennachsichgezogen.Wirhabenzum Beispiel mit Werner Gnegel zusammen studiert und ihn damals auch schon in Grebenstein be-sucht. Wir fanden den Ort schon damals sym-pathisch.Interview: Anne RiedelFotos: D. SchwerdtleKarinBormann-Roth(Jahrgang1955)stu-dierteinKasselBildhauerei,Zeichnungund Gobelinweberei. GeorgRoth(1950)wanderteals4-Jhriger mit seinen Eltern von Bad Hersfeld nach Aus-tralien aus, absolvierte nach seiner Rckkehr eineMaurerlehreundbegannschlielich 1975 in Kassel ein Studium der Bildhauerei. 1979erffnetendiebeidenihrerstesge-meinsamesAtelier.Seit1982lebenundar-beiten sie in Grebenstein. www.bormann-roth.deDNGEMITTEL SALZ ERGNZENDE GESCHFTSBEREICHE www.k-plus-s.comUNSER ENGAGEMENT FR DIE REGION:WIR STEHEN FRSPORT UND KULTUR.Seit ber 100 Jahren frdern und verarbeiten wir natrliche Rohstoffe und leisten mit unseren Produkten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Ernhrung, Gesundheit und Lebensqualitt. Der besonderen Verantwortung, die mit der Nutzung dieser Ressourcen verbunden ist, sind wir uns bewusst. Daher bringen wir von Beginn an Wirtschaftlichkeit, Umweltvertrglichkeit und soziale Verantwortung miteinander in Einklang. So engagieren wir uns bei vielen Vereinen fr den Kinder- und Jugendsport und frdern Kultur im Umfeld unserer Standorte.magazin aus der mitte | 33 32 | magazin aus der mitteDie Natur als GalerieEin Ausstellungsraum ohne Wnde und Decke: Ars Natura34 | magazin aus der mitteHellgrn. Dunkelgrn. Blattgrn. Fichtengrn. DieMorgensonnemaltaufderWaldlichtung bei Waldkappel ein Mosaik in Grn. Aus Grn in allen Schattierungen. Es ist, als wolle die Natur mit aller Macht beweisen, wie nahe sie demKlischeevonWaldesruhundWaldeslust kommen kann. Still ist es, kein Mensch weit und breit auer dem Wanderer. Die Grillen zir-pen, die Vgel singen. Da ffnet sich das Grn und gibt den Blick frei auf, ja, auf was? Ein groes Faberg-Ei mitten auf der Lichtung?Beim Nherkommen wird, was wie ein ele-gant verziertes Ei erschien, zu einem hlzernen Horn entstanden aus einem Baumstamm, glatt gehobelt und umschlungen von einem Band aus roten und gelben Keramiksteinen, das sich glit-zernd zur Spitze windet. Und es ist nicht allein, sondern bildet mit drei weiteren solcher urwch-siger Sulen ein Karree. Nach den Himmelsrich-tungen sind sie ausgerichtet, die verschiedenen Farben ihrer bunten Intarsienbnder lassen sie fr Feuer, Erde, Wasser und Licht stehen.Die vier Elemente, wie die hannoversche KnstlerinYaseminYilmazihreSkulpturge-nannt hat, ist eines von rund 300 Kunstwerken desArs-Natura-ProjektsinNordhessen.Seit 2001wurdenundwerdenzweiFernwander-wege nach und nach zu Kunstpfaden, auf de-nenWandererimmerwiederaufknstlerische InterventionenindieLandschaftstoen.Die Wildbahn prosaischer als X3 gekennzeich-net fhrt auf 210 Kilometern Lnge vom We-serbergland in die bayrische Rhn. Aufden90KilometernzwischenKassel und Rotenburg an der Fulda wird sie bereits lckenlosvonKunstwerkengesumt.Der Restsollfolgen.Der326Kilometerlange Barbarossaweg(oderX8)verbindetdas WaldeckerLandmitdemKyffhuser-Massiv inThringen.DieHlftedieserRouteliegt in Nordhessen und ist mittlerweile fast kom-plett zum Ars-Natura-Pfad geworden. Cornelia Urban: Auf den Spuren romantischer DichtungYasemin Yilmaz: Die vier Elementemagazin aus der mitte | 35AuchDievierElementevonYasemin Yilmaz haben ihr Zuhause am Barbarossaweg. UndwiesiesichindieLandschafteinfgen, wie sie das Grn der Waldlichtung kontrastie-ren, ohne Fremdkrper zu sein das macht sie geradezu zur Verkrperung des Prinzips von Ars Natura. Arbeiten aus kologischen Materialien sollen in Dialog treten mit der Umgebung, sol-len die Natur nicht nur als Galerieraum nutzen, sondern sie kreativ ergnzen und kommentie-ren.Wirversuchen,diejenigenWerkeauszu-whlen, die den vorgesehenen Platz mit einer Idee erweitern, sagt Sandrino Sandinista San-der.WenndasfalscheWerkamfalschenOrt steht, kriegt das der Wanderer instinktiv mit.MitArsNaturahabenwiretwas gefunden,waszumLandpasst: Kunst fr die Landschaft. Der 57-Jhrige ist Musiker, Knstler, Ener-giebndel und Kopf von Ars Natura. Gemein-sam mit seiner Lebensgefhrtin, der Knstle-rin Karin Lina Adam, hat er das Projekt erdacht undausderTaufegehoben.BeimWandern, erzhlter,seiihnenderEinfallgekommen. Vor vielen Jahren, auf dem Rennsteig in Th-ringen.SoschndieLandschaftdortauch war, es fehlte etwas, meinte das Knstlerpaar. Wirfanden,dassmannocheineAnregung schaffenmsstezumNachdenken.Undmit dem Brckenschlag zwischen Kunst und Natur kennen sich die beiden aus. Vor 25 Jahren zo-gen sie aus der documenta-Stadt Kassel nach Spangenberg,weilsiefrihreknstlerische EntfaltungdiefreieLandluftbrauchten.Und weildievonihnenbetriebeneErdmalerei nichtzwischenHuserschluchtenpasste.Bis heute erschafft Sander groformatige Geml-deausFarben,dieerausErde,zerstoenen Steinen, Eisenoxyd oder gar einem speziellen Bakterienschleim selbst erzeugt.Diedocumenta,dasseiKunstfrdie Stadt,sagtder57-Jhrige.MitArsNatura habenwiretwasgefunden,waszumLand passt:KunstfrdieLandschaft.Vielen Knstlern begegnet der kunstsinnige Wande-rer dabei immer wieder. Wolfgang Folmer aus Heilbronn etwa, der Baumstmme entrindet, hobeltunddunkelfrbt,umanschlieend Rund 300 Kunstwerke sumen die Ars-Natura-Wanderwege in NordhessenAlf Becker: GezeitenFotos vorige Seite, von links nach rechts:Sandrino Sandinista Sander: X-Terminal; Usch Quednau: RabenmtterLuzia Lippert: Cinema Natura; Christian 3Rooosen: Innere Verbumung IVmagazin aus der mitte | 37 36 | magazin aus der mitteUnternehmengeworden.2005wurdeeine Stiftunggegrndet,diedasGesamtkunst-werk, wie es der knstlerische Leiter nennt, erhalten und weiter ausbauen soll. Als Stif-tungsvorsitzenderfungiertwersonst? Sandrino Sandinista Sander. Drei angestellte Kunstranger kmmern sich um die Pege der Arbeiten, ersetzen geklaute Schilder, mhen das Gras rund um die Kunstwerke. Ihren Sitz hatdieStiftunginSpangenberg.Denndas ist nicht nur der Wohnsitz des Chefs, sondern auch der Ort, wo sich die beiden Fernwander-wegeX3undX8kreuzen.Unddeshalbsoll ebendort eines Tages auch noch ein Ars-Na-tura-Museumentstehen,alsgeistigesZen-trumfrdasgesamteWegenetz,sagtSan-der, mit Rumen fr Ausstellungen, Theater, FilmundArchiv.Grundstckundarchitek-tonischen Entwurf gibt es bereits, nur noch kein Geld und kein Okay der Stadt. Doch wer den Ars-Natura-Macher erlebt, wird kaum da-ran zweifeln, dass die geplante Kunststation irgendwann Wirklichkeit sein wird. Die Ener-gie, mit der er sein Projekt verfolgt, scheint grenzenlos zu sein.Dabei ist ein Ars-Natura-Museum eigent-licheinParadoxmiteinemKunstmuseum hatdieFreiluftausstellungweniggemein. DemerschpfendenSchreiten,Stehenund SchauendesKunsthausbesuchssetztArs NaturadieschweitreibendeAnstrengung des Wanderns entgegen, der stndigen Reiz-berutungdenReizdesSuchensundEnt-deckens.WersichaufArsNaturaeinlsst, braucht eine ganz andere Kondition als etwa ein documenta-Gnger. Das fhrt bereits der Ort,andemvormehralseinemJahrzehnt dieerstenArbeitenaufgestelltwurden, nachdrcklich vor. Auch Kunstwandern ist anstrengend. Aber es erschpft ganz anders als ein Museumsbesuch. Genau393MeterberdemMeeresspie-gel misst der Heiligenberg bei Felsberg, hoch ragtseineKuppeberdemFachwerkstdt-chen auf. Ihn zu Fu zu erklimmen, fordert denKrperderGeistdarfPausemachen. DochzurBelohnungwartenobenneben Ausugsgaststtte und Hotel auch die ber-reste einer mittelalterlichen Burg. Die wurde zwar, was ihr deutlich anzusehen ist, in Nazi-Deutschland zum Gau-Ehrenmal umgebaut. Die Aussicht aber ist fantastisch. Hier oben, wo dem Wanderer Felder und Wiesen zu F-en liegen und sich in der Ferne Hgelkette um Hgelkette auftut, hat das Projekt Kunst am Wanderweg dereinst begonnen. Und bis heute ndet sich nirgends sonst so viel Ars NaturaaufsowenigRaum:Aufeinemzwei Kilometer langen Rundkurs stehen 15 Kunst-werke.Vegetationlautetedamals,sonahe-liegendwieallgemein,dasMottodieser allererstenRoute.Seitdemsind20weitere Teilstrecken gefolgt und nach wie vor widmet sichjedeeinemOberthema.UnterdemTi-tel Zauberwlder erkunden die Kunstwerke entlangdesX8imWerra-Meiner-Kreisdas Reich des Mrchenhaften: Der Hohe Meiner, mit 754 Metern hchste Erhebung im Kasse-lerUmland,giltalsHeimatvonFrauHolle. InGudensbergldtein18Kilometerlanger Abstecher vom Barbarossaweg zur Auseinan-dersetzung mit der Blauen Blume ein, die vom Sagenmotiv zum zentralen Sehnsuchts-symbolderRomantikwurde,aberauchzur nationalistischaufgeladenenpreuischen Blume.EinThema,dassichfreilichauch ganzkonkretinterpretierenlsst:Soste Luzia Lippert: Cinema NaturageometrischeMuster,Figurenoderauch TexthineinzuritzenHolzschnitte,dievon denFraspurendesBorkenkfersinspiriert sind. Oder Christian 3Rooosen aus Hamburg, derunterdemMottoInnereVerbumung vielerortsfrIrritationamArs-Natura-Weg sorgt: In der groben weien Schrift, die Wan-derern von Wegezeichen vertraut ist, pinselt eramsant-verwirrendeBotschaftenandie Bume. Finde den Fehler der Natur! ist bei Bad Wildungen zu lesen. Ein Blatt beobach-tetSie!,warnterbeiAlheim.ImNotfall Naturschutzbunkerbenutzen!,lautetseine Anordnung in Spangenberg.ZudentreuestenWegbegleiterndes Kunstwanderers zhlt auch Sandrino Sandini-sta Sander selbst: Mit verschiedensten Arbei-ten ist er vertreten, sein ehrgeizigstes Projekt sindOffeneBuchstaben-Bibliotheken:Der Ars-Natura-Chef stellt riesige hlzerne Lettern aufmitFchern,indenenBcherdarauf warten, entliehen und gelesen zu werden. Das Thema gibt der jeweilige Buchstabe vor: P wie Paradies, R wie Ruhe, Rast und Regeneration, GwiedieBrderGrimm(derenDeutsches Wrterbuch Pate stand fr das Vorhaben). Ir-gendwann soll das Alphabet vollstndig sein.Freundlich oder frech, pfg oder bieder, aus-gefeiltodergrobschlchtig:Wasderstetig wachsendenZahlvonArs-Natura-Knstlern einfllt,istsovielgestaltigwiedieLand-schaft,dieihrAusstellungsraumseinsoll. DurchdunkleWlderundlichtdurchutete TlerfhrendieWege.Malsindesschmale Pfade, mal breite Fahrwege, in die sich die Ge-fhrtederForstarbeitertiefhineingefressen haben. Bergkuppen, von denen der Blick weit hinausinsLandschweifenkann,wechseln sichabmitdemundurchdringlichenStamm-gewirr von Bumen und Unterholz. Die Land-schaft,diewirhierhaben,istfantastisch, schwrmt Sander. Sie ist unser Kapital. Die Vergnglichkeit der Kunst soll nicht vertuscht werden sie gehrt zum Konzept. Und auch wenn es um die Kunst geht, soll die Natur, sozusagen, das letzte Wort haben: Die Ausung, der langsame Zerfall der Arbei-ten unter dem Einuss der Witterung gehrt zumKonzept.WirlebenineinemZeituss, wir knnen das nicht aufhalten, sagt Sander. ArsNaturawilldieVergnglichkeitderFrei-luftkunst deshalb nicht vertuschen, allenfalls verlangsamen. Manches, meint der knstle-rische Leiter, wird durch diesen Prozess sogar viel attraktiver weil die Natur sich und das Kunstwerk verndert, kann auch eine Arbeit, die wir anfangs gar nicht so gut fanden, noch zum Lieblingskunstwerk werden. Gibt es so etwas denn berhaupt fr den Kurator? Persnliche Favoriten, die er aus der FlutvonknstlerischenBeitrgenhervorhe-ben wrde? Ja, es gibt sie. Und Sander muss auchgarnichtlangenachdenken:Cinema Natura,sagter.DasisteineIdee,dieich sehrsympathischnde.AufderMetzeba-cherHhebeiAlheim,etwasabseitsvom Wanderweg,hatLuziaLippertausHannover sieben Sthle aufgestellt, in drei Reihen hin-tereinander,wieimKino.Davorbreitetsich eine sanfte Hgellandschaft aus, mit Feld und Wald und Dorf und Bergen. Die Natur als Film, derganzentspanntabluft.Ohneschnelle Schnitte, ohne Musik, ohne Action. Man sitzt da, plaudert, vielleicht mit Wein und Picknick, der Film luft, die Wolken ziehen vorbei, sagt Sander. Das ist einfach schn.SeitdenAnfngenvormehralseinem JahrzehntistausArsNaturaeinkleines Hiltraud Peterova: Die Gedanken sind frei38 | magazin aus der mitteKarinLinaAdameinfachKornblumenaus in der Hoffnung, dass sich das selten gewor-dene und unter Naturschutz stehende Acker-kraut wieder vermehren mge.WeilallesamWegesrandKunst sein knnte, ndert sich der Blick des Wanderers. Eine solche Akzentverschiebung auf das zweiteWortvonArsNaturabestimmtbei ShrewaldsogareinenganzenAbschnitt des X3: Als Bume der Zukunft wurden auf zwlf Kilometern 15 rar gewordene Baumar-ten gepanzt, wie Elsbeere, Wildbirne, Spei-erlingoderRosskastanie.Begleitetwerden sievonBasaltformationeneineAnspie-lung auf die legendren 7000 Eichen, die Joseph Beuys vor 30 Jahren unter dem Mot-to Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung inKasselpanzteundmitBasaltstelen kennzeichnete. Von Landschaftsarchitektur in Korrespondenz mit Kunst spricht Ars-Na-tura-KuratorSander.KunstnuraufKultur zu fokussieren, ist zu wenig.DieserweiteKunstbegriffverleiht demKunstwanderneinenganzbesonde-renCharme.WeilallesKunstseinknnte, wasentlangdesWegsbegegnet,weilhin-terjederBiegung,hinterjedemBaumein Kunstwerklauernknnte,ndertsichder BlickdesWanderers.Underneigtimmer mehrdazu,Kunstauchdortzuvermuten, wosiegarnichtist.Oderjedenfallsnicht mit dem Ars-Natura-Schild geadelt ist. Jene bunt markierten Bume: knstlerischer Ein-griffoderWerkeinesWaldarbeiters?Jener pittoreskbemoosteStamm:Skulpturoder schlicht Natur?AmOrtsrandvonSpangenberg,wodie WildbahndasStdtchengenSdenver-lsst, hat ein Anwohner vor seinem Haus ein Pissoir an die Betonwand geschraubt. Dar-ber hngt ein goldenes Schild Ars Natura. Mangehtwohlnichtzuweit,wennman hinter dem Erschaffer dieser inofziellen In-stallation nicht den grten Fan des Kunst-wanderwegsvermutet.SandrinoSandinista SanderaberndetdieKritikkreativund nimmtsiegelassen.Ichhabeherzhaftla-chen mssen, sagt er. Und wenn immer alle einverstanden wren, wrs langweilig.Joachim F. TornauFotos: Joachim F. Tornau & Ars NaturaWeitere Informationen:berStreckenverlauf,AbschnitteundKunst-werkederArs-Natura-Wanderwegeinformiert die Website www.ars-natura-stiftung.de. Dort werdenauchVeranstaltungenwieVortr-ge,gefhrteWanderungenoderPlanwagen-fahrten angekndigt.Anreise:VieleOrteentlangderArs-Natura-Wege sind von Kassel aus problemlos auch mit ffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Wer nach Spangenberg will, nimmt die Regiotram (LinieR5)odereinenRegionalzugbisMel-sungen und steigt dort in die regelmig ver-kehrende Buslinie 400 um. Waldkappel liegt auf der Buslinie 200 von Hessisch Lichtenau nach Eschwege; nach Hessisch Lichtenau fhrt von Kassel die Tramlinie 4, nach Eschwege die Bahn. Bad Wildungen ist im Zweistundentakt mit dem Zug ber Wabern erreichbar; auer-demverkehrteindurchgehenderExpressbus (Linie 500). Dieser Bus hlt auch in Gudens-berg.NachFelsberg,Alheim-Heinebachund Rotenburg an der Fulda fahren ebenfalls Re-gionalbahnen. Shrewald ist mit der Buslinie 37 ans Kasseler Stadtbusnetz angebunden.Es gibt Regionen, die glauben, Mrchen findet man nur in Bchern.Und es gibt dieGrimmHeimat NordHessen.www.grimm2013.deHier feiern wir 200 Jahre Kinder- und Hausmrchen der Brder Grimm. Mit der groen Jubilumsaus-stellungdesLandesHesseninKassel,mit Theater und Konzerten, mit Lesungen und Mrchentagen. Vom 20. Dezember 2012 bis 30. September 2013. Feiern Sie mit!Die Lage ist gut ....Christa Niestrath: Serielle Schnittstellen II Das Kunstklo...magazin aus der mitte | 41 40 | magazin aus der mitteKunsthochschule (mit bedeutenden Knstlern als Lehrer): www.kunsthochschule-kassel.deKunstfreiheit (Art. 5, Abs. 3 GG)Kochkunst (in Husern mit und ohne Michelin-Sternen und mit Mrchenkchen): www.nordhessen.deKunstobjektezuhauf, berallin der RegionKunsthndler(etliche)Kunsthandwerkermarkt: www.kunsthandwerkermarkt-kassel.deKunstkenner (viele)Kunstwerke (meisterliche): www.museum-kassel.deKunstrasen (hier und dort)Kunsttempel: www.kunsttempel-kassel.netKunstgewerbe (zahlreich)Wasserkunst: www.wasserkunst-landau.de, www.kassel-marketing.deKunstverein: www.kasselerkunstverein.deKunsthaare (schon hufiger gesehen)Kunstschnee (wenn echter Schnee fehlt): www.willingen.de Kunst (komische): www.caricatura.deKunst & WindDass Wind nicht nur Energie erzeugt, son-dernauchKunstinBewegungsetzt,das zeigen die Ausstellungsmacher des Vereins zurFrderungderWindkunstausLichten-felsimKreisWaldeck-Frankenbergwieder vom19.Augustbis2.September.Zum sechstenMalveranstaltendieLiebhaber derWindkunsteinfarbenprchtigesund vorallemsehrbewegtesKunstfestivalan unterschiedlichen Orten des Kreises. Mitt-lerweileistdieFreiluftausstellungunter Insidern so bekannt, dass sich Windknst-lerausderganzenWeltbewerben.2010 warenesbereits200Kreativeaus35 Lndern.GesponsertwirddieAusstellung auchvomhessischenKultusministerium. Dort ist man sich sicher, dass aus solchen KunstaktionenimlndlichenRaumknf-tige documenta-Knstler hervorgehen.www.bewegter-wind.deKunst & TodWo nden Knstler ihre letzte Ruhe? In der Nekropole, der Totenstadt am Blauen See. Im Habichtswaldschufderdocumenta-Knstler HarryKramermitderKnstler-Nekropole eineneueAusdrucksformderKunstimf-fentlichenRaum.Seit1992sinddortneun ungewhnlicheGrabmaleentstanden.Ge-bautvondocumenta-KnstlernwieRune MieldsoderUgoDossi.AufeinemRundweg knnen Besucher die freundliche Totenstadt erkunden.NureinKunstwerkdesGrnders werdensievergebenssuchen.HarryKramer lieseineUrne1997anonymvergraben. DieNekropoleselbstistseinGrabmal.Die Knstlernekropole liegt oberhalb von Kassel in der Nhe des Bergparks und ist auch mit ffentlichenVerkehrsmittelnzuerreichen, etwa vom Knigsplatz mit den Buslinien 10 oder19RichtungKassel-Harleshausenbis HaltestelleSonnenhang.Vondortca.500 Meter zu Fu.www.kassel-marketing.deKunst & KisteKunst im Quadrat: 57 mal 57 Zentimeter klein sinddieKisten,indenenKnstlerausganz Deutschland,ausFrankreich,denNiederlan-den und aus Belgien zuletzt ihre Werke bei den Eschweger Kunstwegen gezeigt haben. Nach demMottoKunstinderKistefordertedie StadtinZusammenarbeitmitdemEschweger Kunstverein und dem Stadtmarketing die Kre-ativen zuletzt 2010 auf, ihre Exponate in sol-chen Holzbehltern zu prsentieren. Rund 100 Kisten bemalt, zum Stilleben verwandelt oder als Skulptur verfremdet kamen so zusammen und konnten vom Publikum in den Schaufens-ternEschwegerGeschftebetrachtetwerden. DanngingensieaufReiseinsbenachbarte Thringen:nachMhlhausen,Schmalkalden und nach Stolberg im Harz. Den nchsten Preis wollendieKunstsinnigenanderWerrazeit-gleich zum Grimm-Jahr, 2013, verleihen.www.kunstverein-eschwege.de Kunst & Hanse Rund100Kilometerweiterwestlichlobtdie KorbacherHanse,derZusammenschlussaller GeschftsleutederKreisstadt,allezweiJah-reeinenKunstpreisaus.IndiesemJahrha-bensichbereitsrund60Knstlerausganz Deutschlandbeworben:Malerei,Fotograe, Bildhauerei das klassische Spektrum knst-lerischer Ausdrucksformen. Die Werke, die im Rahmen des Wettbewerbs eingereicht werden, sollenknftigimRahmeneinerKorbacher Kunstwochegezeigtwerden.Damitknpft dieHanseandieKunstnchtedervergange-nen Jahre an. Wie bisher werden Geschfte der Innenstadt Knstler und dann ihre Werke pr-sentieren,wirdesMusikundKleinkunstge-ben. Mitglieder der heimischen Knstlergrup-pe artur, die es bereits seit 15 Jahren gibt unddieneuerdingseinekleineKunstgalerie mit wechselnden Ausstellungen in der Korba-cherAltstadtbetreibt,beratendieJurybei der Auswahl der besten Wettbewerbsarbeiten.www.korbacher-hanse.deKunst & Kolonie VonWillingshausennachSt.Petersburgist es ein weiter Weg. Jeder kennt zumindest vomHrendieweltberhmteEremitage. DassdiewertvolleSammlungauchMotive desSchwlmerLandlebensbeherbergt,wis-senindesnurganzwenige.Dabeigiltdas vertrumte Fachwerkdorf zwischen Knll und KellerwaldalsltesteMalerkolonieEuropas. Gegrndet wurde es im frhen 19. Jahrhun-dertvondemBaltenGerhardtvonReutern (1794 1865). Der lie sich von Emil Grimm, demjngerenBruderderMrchensammler, im Zeichnen unterrichten und schenkte viele seinerSchwlmerPortraits,seinerLand-schafts- und Sittengemlde der Zarenfamilie. An die Tradition der Malerkolonie knpft ein Stipendium an, das seit 1996 vergeben wird: Fr drei Monate nutzen Knstler das Hirten-haus im Dorf als Wohnung und Atelier.www.malerkolonie.deKunst & KuchenMan nehme eine Eiche aus dem Reinhards-wald, spalte den Stamm, bearbeite ihn und fge ein Mittelteil aus Metall ein: Fertig ist die fnf Meter hohe Baumskulptur des Bild-hauers Karl F. Hofeditz. Das imposante Werk schmcktdasFoyerderKreisverwaltungin Kassel. Der gelernte Silberschmied, der mit seinerFrauBarbaraaufeinemHofinSie-len bei Trendelburg lebt, hat dort einen le-bendigenTreffpunktfrKunstinteressierte geschaffen: Sein Atelier reich mit Skulp-turen bestckt steht Besuchern offen und imangrenzendenCafknnendieGste frisch gebackenen Kuchen und den Blick auf das Flsschen Diemel genieen. Hier rasten im Sommer gern auch viele Kanufahrer. Wer mitdemAutokommt,sollteeinenAbste-cher in das mittelalterliche Fachwerkstdt-chen Trendelburg einplanen.www.karlfhofeditz.de, www.cafekarlf.deSusanne Scheerer-Maa und was es sonst noch gibt in Nordhessen:KunstvollIllustration: Fotoliamagazin aus der mitte | 43 42 | magazin aus der mittedeckthat.IchwanderezwischenOrientund Okzident, zwischen zwei Herzen immer hin und her, sagt Katase. In seiner Schpfung formt der Schirmieger des Lwenzahns eine buddhi-stischeSchale,diebeidentragendenSporen aber bilden ein christliches Kreuz.Der 64-Jhrige hat sich der Malerei und der FotograegewidmetsowieBhnenbilderfrs Theater entworfen. Zuletzt aber trat er vor allem mit Rauminstallationen und Skulpturen hervor. DasSpielmitLicht,imWechselvonTagund Nachtgehrtdabeifastimmerdazu.Vordie FassadedesKlinikumsinLudwigshafenam Rhein hngte er einen riesigen roten Ring, der miteinemblauleuchtendenNeonringinder glsernenTreppenhauskuppelkorrespondiert. DenKurt-Blaum-PlatzinHanauschmckteer mit einer muschelartigen, von innen beleuchte-ten Trichtersule aus weiem Edelstahl, die trotz einer Hhe von 17 Metern zerbrechlich wirkt. In dereuropischenKulturhauptstadtEssen2010 setzte er zwei knstliche Inseln in die Ruhr, mit einemjapanischenTeehausaufdereinenund einemKrutergartenaufderanderen.Undin Kassel berspannt seit diesem Jahr wieder sein Blue Dancer die Fulda.DiebiszurNichterkennbarkeitabstra-hierteFigurtanztaufeinemDrahtseilund geht ganz in ihrer Balancierstange auf. Zehn Meter lang ist dieser leuchtende Stab, tags-ber zeigt er sich milchig-wei, um mit ein-setzender Dmmerung in einem sanften Blau zu strahlen. Fast unscheinbar gelingt so der BrckenschlagzwischendemViertelumdie alte Brderkirche einem der wenigen Teile der Kasseler Altstadt, die den Zweiten Welt-krieg und den Wiederaufbau berstanden ha-ben und der erst seit Ende der 1990er Jahre wiedererstandenen Unterneustadt. WieseinErschafferistauchderBlue Dancer ein Wanderer zwischen den Welten. Allerdingseiner,dernieseinZielzuerrei-chen vermag. Der Knstler dagegen ist ange-kommen: in Nordhessen. Nachdem Sponsoren die Reaktivierung des 2010 in den Ruhestand geschicktenSeiltnzersermglichthatten, machte Kazuo Katase die Skulptur der Stadt undihrenBrgernzumGeschenk.EinDank an seine Wahlheimat. Joachim F. TornauWasdasist?KazuoKataselchelt:Ichbin das.Der64-JhrigestehtimLichthofdes Diakonie-GesundheitszentrumsinKassel undschautaufseinWerk.AchteinhalbMe-ter misst der berdimensionale Schirmieger eines Lwenzahns, eine Tafel mit dem ersten Foto der Erde tragend, das aus dem All aufge-nommen wurde. Der Erdball als Samenkorn im ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen.Statt in sein Atelier hat der Knstler zum Gesprch in den Klinikneubau in der Herku-lesstrae geladen. Denn er will erzhlen, wer er ist. Und wieso er in Nordhessen lebt. Und das, sagt er, gehe am besten vor seiner In-stallation, die er Schpfung genannt hat. VorweitmehralsdreiJahrzehntenkam Katase von Japan nach Deutschland. Erst nach Wolfsburg,dannnachKassel.Undwieeine Pusteblume bin ich hier hngen geblieben. Zu-flligja,abernichtohneSinn:Tokiowarihm zu gro, zu geschwtzig, zu abstrakt, sagt er. Kassel ist mir ein Ashram, eine Eremitage. Ein PlatzfrdieknstlerischeEntfaltung,diefr denzweifachendocumenta-Teilnehmerimmer auch geistige Entfaltung voraussetzt. Kunst ist eine Brcke zwischen Natur und Geist, meint er. Ohne Geist ist nur Brsencrash.Auchnachmehrals35JahreninKassel hatderfeinsinnigeKnstlerdiejapanische Blumigkeit des Ausdrucks nicht gegen nordhes-sischePoltrigkeitgetauscht.UnsereExistenz istwieeinHauch,sagter.Wirmssendie innere Reise vorbereiten und eigene Wege zur Identittnden.Leichtfigspaziertder Wahl-Nordhesse durch die Gedankenwelten von Hermann Hesse und Thomas Mann, von Nietz-sche und Heidegger und verknpft sie mit dem japanischenZen-Buddhismus,denerfreilich erst aus der Ferne, in Deutschland fr sich ent-Hngen gebliebenDer Knstler Kazuo Katase verbin-det Zen-Buddhismus und westliche Philosophie und hat seine Wahl-heimat in Nordhessen gefundenSparkassen. 6uI fr 0euIschland.Sparkassen-FinanzgruppeHessen-1hringenWann isI ein 6eldinsIiIuI guI fr 0euIschland? Wenn sein EngagemenI frdie KulIur so vielfalIig isIwie das Land selbsI.6SDUNDVVHQ I|UGHUQ .XQVW XQG .XOWXU LQ DOOHQ 5HJLRQHQ'HXWVFKODQGV KunstundKultursetzenschplerscheKraltelre,llnenCestundSnnelurUberlelertesundUngewhnlches.Mt |ahrlchen Zuwendungen von rund 152 Mo. Luro st de Sparkassen- Fnanzgruppe der grte nchtstaatlche Kulturlrderer n 0eutsch-land.0asstgutlurdenLnzelnenundgutlurdeCesellschalt.ZZZJXWIXHUGHXWVFKODQGGH

Foto: KataseFoto: Irene Adelmann-Katasemagazin aus der mitte | 45 44 | magazin aus der mitte magazin aus der mitte | 45 44 | magazin aus der mitteKunst? Kultur?Kunst hat nichts mit Geschmack zu tun. Kunst ist nicht da, damit man sie schmecke. Max Ernst, KnstlerEl arte es un bien de todos (Kunst ist ein Gut, das jedermann gehrt).Botschaft auf einem Plakat in der argentischen Stadt Resistencia, Provinz ChacoDie Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.Paul Klee, Knstler Kunst ist schn. Macht aber viel Arbeit. Karl Valentin, Komiker und SchriftstellerValentin hat recht aber die Arbeit lohnt sich. Eva Khne-Hrmann, Hessische KultusministerinOhne Bcher, Kupferstiche, Gemlde wrde fr mich das Leben nicht so reizend sein, als es ist . Jacob Grimm, Universalgelehrter Wofr knnte das Wort Kunst stellvertretend stehen? Im konventionellen Sinne verwendet, bezeichnet es eine empirische, praktische Form der Erkenntnisbildung durch die Herstellung und Wahrnehmung sthe-tischer Objekte, die gleichzeitig Metaphern, Modelle und unmittelbarer Ausdruck der Verfeinerung der Wahr-nehmung zu einer Form des Wissens und der Erkenntnis an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit innerhalb einer bestimmten Gesellschaft sind.Carolyn Christov-Bakargiev, Leiterin der d 13Kunst fngt gesellschaftliche Entwicklungen ein und greift Felder auf, die wir oft gar nicht oder anders wahrnehmen. Prof. Dr. h. c. Ludwig Georg Braun, Aufsichtsratsvorsitzen-der der B. Braun Melsungen AGKunst und Kultur bereichern die Lebens-qualittinunsererlndlichenRegion. Frank-MartinNeuprtl, Landrat Schwalm-Eder-KreisKunst ist wie der Bauern-hof meiner Eltern: macht viel Aufwand und bringt meist wenig ein. Klaus Stern, FilmemacherKunst ist, wenn man es nicht kann. Denn wennman es kann, ist es ja keine Kunst mehr. Ich habe immerwieder aufs Neue erfahren, dass diese Defnition von Karl Valentin die Zutrefendste ist, sei es imtglichen Leben, sei es in der Politik.Dr. Reinhard Kubat, Landrat des Landkreises Waldeck-FrankenbergKNSTLER IST NUR EINER, DER AUS DER LSUNG EIN RTSEL MACHEN KANN. KARL KRAUS, SCHRIFTSTELLERArt is making something out of nothing and selling it (Kunst ist, aus nichts etwas zu machen und es zu verkaufen). Frank Zappa, MusikerWenn Politik die Kunst des Mglichen ist, dann ist Kunst die Politik der Phantasie. Dieter Posch, Hessischer Wirtschaftsminister (Stand: Mai 2012)Kunst? Kultur? Das sind fr mich Lebensmittel. Wolfram Bremeier, Kasseler Ex-Oberbrgermeister und Grndungsvorsitzender des Vereins Kulturnetz KasselWo St adt gesel l schaft en mi tGel assen-hei tund Tol er anz Fr ei r ume frKul t urund Kr eat i vi t ter ffnen, er bl hen si e. Ber t r am Hi l gen, Kassel erOber br ger mei st erKunst und Kultur sollten den Geist wecken und zum Nachdenken anregen. Stefan Reu, Landrat Werra MeinerK u n s t i s t e i n e B r c k e z w i s c h e n N a t u r u n d G e i s t . Kazuo Katase, Knstler Das Kunstwerk ist ein Sinn-Zeichen. Hans Heinz Holz, Philosoph Kunst ist die Komische Kunst. Inka Bachmann, Caricatura GalerieKunst ist das, was man nicht begreift.Kunst ist das, was man nicht begreift. Markus Lpertz, Knstler ICHHALTEESMITJEANPAUL: DIE KUNST IST ZWAR NICHT DAS BROT, ABERDERWEINDESLEBENS. NORBERTSTEINER, VORSITZENDER DES VORSTANDES DERK+SAKTIENGESELLSCHAFTKunsti stant i k,barock,romant i sch oder modern,Kunsti stLandschaf t ,Archi t ekt ur,Li t erat ur,Mal erei ,0XVLN3HUIRUPDQFHXQG,QVWDOODWLRQXQGNDXPei ne Regi on verei ntdi ese Spannbrei t e so wi e unsere.Hol gerSchach,Regi onal managerNor dhessenDie Kunst ist lang, das Leben kurz, da- (rlc|l -chw|cr|g, d|c Cclcgcnhc|l