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Dezember 2003 Magazin für Wald, Wissenschaft und Praxis Privat- und Körperschaftswald Wirtschafter auf der Suche nach neuen Wegen 42 Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Magazin für Wald, Wissenschaft und Praxis€¦ · Forstbetriebsgemeinschaften, die AGDW, private und kommunale Forstbetriebe sowie Forstsachver-ständige (Auflage 6.000). Die Nachfrage

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Magazin für Wald, Wissenschaft und Praxis

Privat- und KörperschaftswaldWirtschafter auf der Suche nach neuen Wegen

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Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

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Liebe Leserinnen und Leser,

es ist in den letztenJahren an der Bayeri-schen Landesanstaltfür Wald und Forst-wirtschaft zur gutenTradition geworden,den Jahreszyklusunserer LWF aktuell-Hefte mit einer Aus-gabe zum Privat- und Körperschaftswaldzu beschließen.Entstanden ist dies aus der Notwendig-keit, die Ergebnisse der Auswertung derTestbetriebsnetze an der LWF darzustel-len. Im Laufe der Jahre wurden weitereBeiträge, die besonders für den Privat-und Körperschaftswaldbesitz von größe-rem Interesse sind, um diese Ergebnissedes Testbetriebsnetzes gruppiert unddamit entstand eben ein umfassendesHeft zum Privat- und Körperschafts-wald. In dieser Ausgabe können Sie z. B.Beiträge zum Testbetriebsnetz, zum Ein-schlag im Kleinprivatwald, zur Transpa-renz im Förderdschungel und zur Privat-waldarbeit im Forstamt Landau finden.Einen Blick über den Zaun nach Baden-Württemberg ermöglicht der Beitrag vonden Kollegen Baron, Hartebrodt undHercher.

Abgerundet und ergänzt wird das vorlie-gende Privat- und Körperschaftswald-Heft mit Beiträgen zu Logistik-Projek-ten, zu Strukturveränderungen inEichenkronen, dem Gesundheitszustandder Eichen im Schlosspark Nymphen-burg, zum Tannensterben, zu Wildlingenund passend zur Jahreszeit, einem kul-turgeschichtlichen Abriss zum Weih-nachtsbaum.

Einleitend stelle ich in diesem Heft ausden Erfahrungen nach dem Jahrhundert-Sommer 2003 heraus dar, dass dieBedeutung von Waldschutz und Transferforstlicher Forschungsergebnisse in diePraxis in den nächsten Jahren an Bedeu-tung gewinnen werden.Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, auchdiesmal wieder ein für Sie lesenswertesund interessantes LWF aktuell-Heftzusammenzustellen.

Damit verbleibe ich mit freundlichenGrüßen

Ihr

Olaf Schmidt, Präsident der LWF

Die LWF- Ansprechpartner für alle Waldbesitzervon Olaf Schmidt

Die wirtschaftliche Situation im größeren Privat- und Körperschaftswald im Jahr 2002von Beatrix Enzenbach und Hans Perschl

Wieviel Holz kam 2002 aus dem Kleinprivatwald?von Hans Perschl, Roland Beck und Gunther Ohrner

Arbeitszeiten und Holzverkauf im Privatwald unter 200 ha

von Hans Perschl und Gunther Ohrner

Produktbereiche im Produktplan Forst

von Heinz Joachim Daschner

Regelmäßige Erhebungen in der Land- und Forstwirtschaftvon Roland Schreiber

Notwendiges Übel - Kontrolle der forstlichen Förderungvon Jürgen Jobst

Veranstaltungshinweise

Rechtsformen und steuerliche Grundlagen forstwirtschaftlicher Zusammenschlüssevon Roland Schreiber

Forstliche Beratung - Teil eines Bewirtschaftungskonzeptes für den Kleinprivatwaldvon Christian Kleiner und Reinhard Strobl

Das Testbetriebsnetz Kleinprivatwald in Baden-Württembergvon Ute Baron, Christoph Hartebrodt und Wolfgang Hercher

Bürgernahe Messeauftritte der LWFvon Christoph Baudisch und Stefan Wittkopf

IHT-Logistikprojekt: Zeitstudien zur Trailerbeladungvon Michael Lutze

Integrierte Holzernte mit Trailersystem

von Andreas Schäfer und Michael Lutze

Kronenstrukturanalyse auf den fünf Waldklimastationen mit Eiche

von Stefanie Hufnagl und Franz-Josef Mayer

Erhebung des Gesundheitszustandes der Eichen im Schlosspark Nymphenburgvon Franz-Josef Mayer und Stefanie Hufnagl

Geschichte der Waldschäden an Tannevon Stefan Meining unf Franz-Josef Mayer

Eine Kulturgeschichte des Weihnachtsbaumesvon Joachim Hamberger

Die Flatterulme in Bayernvon Stefan Müller-Kroehling

Veröffentlichungen der LWF

Maschinelle Wildlingsgewinnung am Forstamt Altöttingvon Robert Nörr, Thomas Immler und Reinhard Schröpfer

Der Augsburger “Waldpavillon”von Frank Richter

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Diese Bilder werden vom Verein für Waldforschung als Poster im Format DIN A2 (42 x 59,4 cm) in zwei Sätzenherausgegeben. Satz 1 zeigt fünf Motive aus dem Flachland (oben), Satz 2 fünf Motive aus dem Hochgebirge(unten). Bestellungen werden gegen eine Schutzgebühr (10 Euro je Satz zzgl. Versand) vom Verein für Waldforschung e. V. (c/o LWF, Am Hochanger 11, 85354 Freising, [email protected]) angenommen.Bei Bestellung beider Sätze werden 17 Euro (zzgl. Versand) berechnet.

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Waldschutzprobleme nach dem Jahrhun-dert-Sommer 2003

Auf Grund der lang anhaltenden hohen Temperatu-ren und der Trockenheit vermehrten sich die rinden-brütenden Borkenkäfer an Fichte sehr stark. Auffäl-lig war, dass bereits in der ersten Schwärmwellevorwiegend der Kupferstecher stehende Fichtenbefiel. Das Auffinden von Kupferstecher-Stehend-befall an Fichten gestaltet sich jedoch sehr schwie-rig. Bohrmehlkontrollen sind nicht möglich und sowird der Befall in der Regel erst spät erkannt. Häu-fig werden betroffene Fichten erst bei Sekundärbe-fall durch Buchdrucker im Rahmen der Bohrmehl-kontrolle entdeckt. Der Kupferstecher-Stehendbe-fall, die hohen Temperaturen und der Trockenstressder Fichte begünstigten den Buchdrucker. Er konn-te lokal erhöhte Dichten aufbauen, die ihn auchzum Befall stehender Fichten befähigten. Die ange-spannte Situation bei den rindenbrütenden Fichten-borkenkäfern führten zu vielen Anfragen per Tele-fon und E-mail, vor allem aus dem Privatwald, andie LWF. Neben dem Besuch verschiedenster Ver-anstaltungen der Forstämter und Waldbesitzerverei-nigungen versuchten wir, die aktuelle Befallssitua-tion und die Käferentwicklung in einem kleinenInformationsblatt prägnant darzustellen. Veröffent-

lichungen zur Borkenkäfersituation im BayerischenLandwirtschaftlichen Wochenblatt, in LWF aktuellsowie im Internet ergänzten unsere Hinweise undHandlungsempfehlungen. Weiter planen wir in enger Abstimmung mit Prakti-kern und Experten, im Winter ein Merkblatt zu denFichtenborkenkäfern zu gestalten, einen Workshopzum Borkenkäfermanagement durchzuführen undim nächsten Jahr mit dem Aufbau eines integriertenBorkenkäfermonitorings zu beginnen.Daneben zeigte gerade die Borkenkäfersituation imSommer 2003 sehr deutlich, wie wichtig eine flä-chendeckende Forstorganisation ist, die mitgeschultem Personal rasch auf die außerordentlicheSituation reagieren kann, um dem gesetzlichen Auf-trag im Artikel 14 des Waldgesetzes für Bayerngerecht zu werden, den Wald vor Schäden zubewahren und ihn zu erhalten.

Weitere SchadinsektenNeben der wichtigen Frage des Borkenkäferbefallsund der notwendigen Bekämpfungsmaßnahmenwurden die Waldschutzexperten der LWF im Jahr2003 auch verstärkt mit anderen Forstschädlingenkonfrontiert. Die Kleine Fichtenblattwespe befielvor allem im Privatwald wieder große Flächen.

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 1 LWFaktuell

Waldschutz und Wissensvermittlung gewinnen an Bedeutung

Die LWF – Ansprechpartner für alle Waldbesitzarten

von Olaf Schmidt*

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft dient als Forschungseinrichtung vorrangig

der praxisbezogenen und anwenderorientierten forstlichen Forschung. Die Ergebnisse eigener Studien

wie auch die Ergebnisse anderer Institutionen fließen in die Beratung privater und kommunaler Waldbe-

sitzer ein. Außerdem gibt die LWF aktuelles forstliches Wissen unter Einsatz moderner Informationstech-

nologien heraus. Darüber hinaus beteiligt sie sich an der Aus- und Fortbildung der Angehörigen der Bay-

erischen Staatsforstverwaltung und stellt die Wissensvermittlung durch zielgruppengerechte Aufbereitung

neuerer Forschungsergebnisse sicher. Der Jahrhundert-Sommer 2003 und das daraus resultierende Auf-

treten verschiedenster Forstschädlinge (Insekten, Pilze) sowie die Weitergabe dieser Erkenntnisse zeigten

deutlich, dass sowohl Waldschutz wie auch Wissensvermittlung im Aufgabenbereich der Landesanstalt für

Wald und Forstwirtschaft gerade in der Nachfrage privater und kommunaler Waldbesitzer an Bedeutung

gewinnen.

* OLAF SCHMIDT ist Präsident der LWF.

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SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 2 LWFaktuell

Dies verfolgen wir mit großer Sorge und Aufmerk-samkeit. Unterdessen breitet sich die Kleine Fich-tenblattwespe im Bereich des Vorderen BayerischenWaldes auch in Lagen aus, in denen die Fichtedurchaus standortsgerecht ist. Es zeigte sich in den letzten Jahren deutlich, dassein mehrjähriger Rückgang der Fraßintensität diesesInsektes keinesfalls die Massenvermehrung beendet.So waren z. B. in den Jahren 1997 bis 1999 Fraßin-tensität und Schadumfang noch deutlich geringer alsheuer. Die LWF verfasste in enger Abstimmung mitden Forstdirektionen Oberbayern/Schwaben undNiederbayern-Oberpfalz ein Merkblatt zur KleinenFichtenblattwespe. Es enthält neben Gegenmaßnah-men auch ein Waldbaukonzept für chronisch befalle-ne Fichtenbestände, das auch in der Beratung derWaldbesitzer Verwendung finden kann.Bayernweit wird auch ein vermehrter Befall desGroßen Lärchenborkenkäfers (Ips cembrae) an Lär-che beobachtet (dazu siehe auch Beitrag von LOBINGER in LWF-aktuell Nr. 41).Experten der LWF wurden nach Unterfranken geru-fen, um die Massenvermehrung des Eichenprozes-sionsspinners sowie die sich anbahnende stärkereEntwicklung des Schwammspinners weiter zubeobachten.

Pilze Ein Notruf erreichte uns aus dem oberfränkischenForstamt Lichtenfels. Dort zeigten Kiefern insbe-sondere im Privatwald auffällige Absterbeerschei-nungen. Unser Mykologe konnte als Verursacherdas Diplodia-Kieferntriebsterben (Sphaeropsis sapinea) diagnostizieren. Hierbei handelt es sichum einen wärmeliebenden Pilz, der hauptsächlichim Mittelmeerraum Schäden verursacht. Sicher för-derten die extremen Temperaturen im Jahr 2003 dieEntwicklung dieses Pilzes. Zum Schadensausmaßtrug aber wesentlich ein vorhergegangener Hagel-schlag bei, der entsprechende Verletzungen an denRinden der Kiefernkronen verursachte.Aus dem Kommunalwald in Unterfranken erreich-ten uns besorgniserregende Meldungen wegenerheblicher Schäden an den dortigen Schwarzkie-fernbeständen bei Erlabrunn und Margretshöch-heim. Auch hier konnten unsere Experten dasDiplodia-Triebsterben bestätigen.

Ebenso bemerkenswert ist das Sirococcus-Trieb-sterben an Fichte im Bayerischen Wald. Hier versu-chen wir, die Frage zu beantworten, ob der Pilz inbestimmten Lagen und Bestandesstrukturenbesonders gute Vermehrungsbedingungen vorfindet.

Sind gute Weinjahre auch gute Insektenjahre?

Noch vor einigen Jahren galt, dass Trockenheit unddie damit stets verbundene Wärme die Sterblichkeitvon Forstinsekten senkt und zu einem stärkerenAuftreten von Forstinsekten führen wird. DurchWärme wird die Entwicklungszeit von Insektensta-dien verkürzt und damit auch die Einwirkungszeitvon Räubern und Parasitoiden. Außerdem steigertWärme Fraßintensität und erhöht die Vermehrungs-fähigkeit von Forstinsekten (SCHWENKE 1983).Häufig konnten daher nach warmen und trockenenJahren, die bei Weinliebhabern als gute Weinjahrein Erinnerung bleiben, Massenauftreten von Forst-insekten verzeichnet werden. Allerdings sind dieVerhältnisse bei Massenwechsel von Insekten durchWechselwirkungen verschiedener Einflussfaktorenviel komplizierter und daher eine Entwicklungs-prognose für tierische Schädlinge sehr schwierig.Neben den abiotischen Einflussfaktoren wie z. B.Temperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer undTageslänge spielen vor allem die biotischen Fakto-ren wie z. B. Parasitoide, Krankheitserreger, Räubersowie auch das Konkurrenzverhalten verschiedenerArten oder die Nahrungsqualität eine wichtigeRolle. Einzelne oder mehrere trockene und warmeJahre in Folge können sicherlich förderlich für dieEntwicklung von Insektenkalamitäten, insbesonderebei blatt- und nadelfressenden Arten, sein, gleich-zeitig ist aber auch zu erwarten, dass sich die Popu-lationsdichten der verschiedenen Parasitoide wär-mebegünstigt erhöhen werden. Aus der Reaktionauf ein oder mehrere trockene Jahre kann nicht aufeine gleichermaßen ablaufende Reaktion bei einerdauerhaften Klimaerwärmung geschlossen werden.Bei einer dauerhaften Klimaerwärmung bestehtjedoch die Gefahr, dass sich süd- und südosteuropä-isch vorkommende Insektenarten auch nach Mittel-europa ausbreiten und hier eventuell Schäden anBäumen und Wäldern hervorrufen könnten. AlsBeispiel sei der Bärenspinner (Hyphantria cunea)

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genannt, der bereits in Ungarn und im Burgenlandan verschiedensten Gehölzen in Massenvermehrungauftritt. Ebenso besteht die Gefahr, dass im Zugeder Globalisierung mit Importholz oder auch mitVerpackungsmaterial aus Holz Schadorganismennach Mitteleuropa eingeschleppt werden, die aufGrund der dann höheren Temperatur-Mittelwertedauerhaft hier überleben können. Als Beispiel seihier der Asiatische Laubholzbock (Anoplophoraglabripennis) genannt.Auch spielt der Zustand der Bäume vor allem fürdie Infektion mit Pilzkrankheiten oder für denBefall mit Borkenkäfern eine nicht zu unterschät-zende Rolle. So sind von Wasserstress beeinflussteBäume stärker durch Pilzinfektionen gefährdet alsoptimal wasserversorgte. Gleiches gilt auch für denBefall durch Borkenkäfer. Aussagen, wie sichInsekten und Pilze in ihrer Bedeutung für die Wald-erhaltung entwickeln werden, sind derzeit sehr spe-kulativ. Es zeigt aber gerade die Notwendigkeit auf,Fachleute vor Ort zu besitzen, die die Wälder genaubeobachten und Auffälligkeiten einer kompetentenFachstelle, wie der LWF, zur genaueren Diagnoseund Prognose übermitteln.

WissensvermittlungEs ist seit langem ein Ziel der LWF, mit zielgrup-pengerecht aufbereiteten neuen Forschungsergeb-nissen den Wissenstransfer in die forstliche Praxissicherzustellen. So versenden wir die Exemplarevon LWF aktuell kostenlos an den BayerischenBauernverband und den Waldbesitzerverband sowiean die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen, alleForstbetriebsgemeinschaften, die AGDW, privateund kommunale Forstbetriebe sowie Forstsachver-ständige (Auflage 6.000). Die Nachfrage geradevon Waldbesitzern nach einzelnen Heften mit fürsie besonders interessanten Themen, wie z. B. Test-betriebsnetz und Waldschutz, stieg in den letztenJahren immer weiter an. Wir freuen uns über dieseNachfrage. Neben den jährlich rund vier bis sechsHeften von LWF aktuell mit einem Umfang von ca.30 bis 40 Seiten mit leicht lesbaren Fachartikelnsind es vor allem die Merkblätter aus der LWF, dieder raschen Information interessierter Waldbesitzerdienen. Gerade das Merkblatt zu Phytophthora anErle, das wir in einer hohen Auflage von 30.000

drucken ließen, fragten die Waldbesitzern sehr starknach.Daneben wollen wir aber auch weiterhin aktuelleBeiträge in Zeitschriften platzieren, die Waldbesit-zer, insbesondere Kleinprivatwaldbesitzer lesen.Hier ergab sich in den letzten Jahren eine sehr guteZusammenarbeit mit dem Bayerischen Landwirt-schaftlichen Wochenblatt. Es ist erfreulich, dass dieAnzahl der Beiträge der LWF in der Waldbeilagedes Wochenblattes in den letzten Jahren ständigstiegen. Während wir in den Jahren 1993 bis 1999im Durchschnitt nur zwei Beiträge jährlich dort ver-öffentlicht hatten, waren es im Jahre 2002 zehn undim laufenden Jahr 2003 bereits 22 Beiträge. Bei derhohen Auflage des Landwirtschaftlichen Wochen-blattes können wir damit wesentlich mehr Privat-waldbesitzer erreichen als nur mit unseren eigenenSchriftenreihen. Wir wollen diese gute Zusammen-arbeit auch in Zukunft fortsetzen.Die Fachleute der LWF wollen auch in Zukunftkompetente Ansprechpartner für spezielle Problemeim Bereich Wald und Forstwirtschaft für privateund kommunale Waldbesitzer sein. Wir freuen unsdaher auf Hinweise und Anregungen aus dem Kreisder Waldbesitzer besonders.

LiteraturSCHWENKE, W. (1983): Die Trockenperiode 1971 –

1976 und ihre Folgen für die phyllophagenWaldschädlinge in Bayern. Allgemeine Forst-zeitschrift 28, S. 710 - 715

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 3 LWFaktuell

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SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 4 LWFaktuell

Teilnahme erwünscht28 Betriebe aus dem Körperschaftswald mit einerdurchschnittlichen Betriebsgröße von 1.030 Hektarnahmen an der Erhebung für das Wirtschaftsjahr2002 teil. Die Betriebe repräsentieren eine Gesamt-fläche von 28.800 Hektar. Bayernweit nimmt derKörperschaftswald mit rd. 320.000 Hektar 13 Pro-zent der Waldfläche ein. 200 private Waldeignerbewirtschaften in Bayern eine Waldfläche von mehrals 200 Hektar. 24 von ihnen konnten in diesemJahr für die Teilnahme gewonnen werden. Erfreuli-cherweise erweitern zwei Waldbesitzer, die erstma-lig auf das Testbetriebsnetz aufmerksam gemachtwurden, den Teilnehmerkreis. Die Bezugsflächevergrößerte sich damit auf 18.800 Hektar. Diedurchschnittliche Holzbodenfläche der Betriebebeträgt 784 Hektar. Jeder Teilnehmer mit einerWaldfläche von über 200 Hektar leistet einen gro-ßen Beitrag für die Aussagefähigkeit des gewonne-nen Datenmaterials und der daraus resultierendenErgebnisse. Während die Betriebe des Körperschaftswaldes fastgleichmäßig über Bayern verteilt sind, liegt derSchwerpunkt der privaten Betriebe in Oberbayernund Schwaben. Daher weisen über zwei Drittel derBetriebe einen Fichtenanteil von über 50 % auf undwerden der Klasse der Fichtenbetriebe zugeteilt.Daneben können für den Privatwald Aussagen überexemplarische Laubholzbetriebe gemacht werden.Eine weitere Differenzierung ist im Gegensatz zum

Körperschaftswald wegen des mit einer zu geringenBetriebszahl verbundenen Datenschutzes nichtmöglich (genauere Hinweise zur Klassenbildungfinden sich in der Beilage zum Testbetriebsnetz indiesem Heft).

NaturalausstattungNur wenige Erhebungen und Studien liefernDatenmaterial aus der Praxis nichtstaatlicherForstbetriebe. Das Testbetriebsnetz Forstwirtschaftbesitzt seit über 20 Jahren einen hohen Stellenwertfür die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage desgrößeren Privat- und Körperschaftswaldbesitzes.Um vorschnelle Schlüsse und Verallgemeinerun-gen zu vermeiden, ist es wichtig, immer die Struk-turdaten und Spezifika der Testbetriebe zu kennenund bei der Beurteilung zu berücksichtigen. Baum-artenzusammensetzung und Altersklassenstrukturstellen die entscheidenden Faktoren für die Bewer-tung des Zahlenmaterials dar. Daneben spielt diejeweilige Anzahl der Betriebe in den gebildetenKlassen eine wichtige Rolle. Betriebliche Extrem-werte lassen sich bei einer geringen Betriebszahlnicht vermeiden und wirken sich statistisch auf dieDurchschnittswerte aus. Der Privatwald unter-scheidet sich mit einem Fichtenanteil von 69 %deutlich vom Körperschaftswald mit 43 %. Dieserbesitzt mit 23 % den höchsten Kiefern- und mit34 % den höchsten Laubholzanteil unter denBesitzarten.

Ergebnisse aus dem Testbetriebsnetz

Die wirtschaftliche Situation im größeren Privat- und Körperschaftswald im Jahr 2002

von Beatrix Enzenbach und Hans Perschl*

Voraussichtlich zum letzten Mal stellten die Testbetriebe aus dem Privat- und Körperschaftswald ihre Buch-

führungsergebnisse nach dem klassischen Betriebsabrechnungsbogen zur Verfügung. Ab dem Wirtschafts-

jahr 2003 wird auch im Testbetriebsnetz nach dem Produktplan verbucht. Die Aufteilung nach Geschäfts-

feldern wird eine größere Transparenz der unterschiedlichen Aktivitäten der Forstbetriebe liefern.

Im Folgenden werden die Daten des Wirtschaftsjahres mit den Ergebnissen des Jahres 2001 verglichen,

soweit nichts anderes angegeben ist.

* BEATRIX ENZENBACH und HANS PERSCHL sind Mitarbeiter im Sachgebiet IV „Betriebswirtschaft und Waldarbeit“ der LWF.

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SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 5 LWFaktuell

Einschlag Sowohl im Privat- als auch im Körperschaftswaldstieg der Einschlag 2002 im Vergleich zum Vorjahr.Im Privatwald wurde der Einschlag um 0,9 fm/haangehoben, blieb jedoch unter dem Niveau von1999 und 2000. Im Körperschaftswald erreichte der Einschlag mit8,4 fm/ha (+ 2,4 fm/ha) eine Rekordhöhe. Insbe-sondere die neun Körperschaftsbetriebe unter500 ha trugen mit einem Einschlag von fast12 fm/ha zur Steigerung bei. Im Staatswald warder Einschlag mit 6,3 fm/ha gegenüber dem Vor-jahr leicht rückläufig. Der Anteil der kalamitätsbe-dingten Nutzungen schwankte zwischen 21 % imPrivatwald, 13 % im Körperschaftswald und 10 %im Staatswald.

HolzernteDer Einsatz von Arbeitskräften in der Holzernte ist inden Besitzarten äußerst unterschiedlich und zeigt jenach Holzmarktlage und Einschlagsintensität jährli-che Schwankungen. Im Privatwald war der Anteilder Regiearbeit in der Holzernte mit 27 % gering.Sieben von den 24 teilnehmenden Betrieben beschäf-tigten keine eigenen Waldarbeiter. Selbstwerber undUnternehmer wurden je nach Bedarf eingesetzt. Dererhöhte Einschlag ließ den Unternehmereinsatz um10 % und den Selbstwerberanteil um 12 % steigen.Damit schlugen Selbstwerberfirmen knapp die Hälf-te des Holzes ein. Im Körperschaftswald waren über-wiegend eigene Waldarbeiter eingesetzt. Auf Grundder größeren Einschlagsmenge stieg aber auch hierder Selbstwerberanteil um 6 %.

Abb. 1: Baumartenzusammensetzung

Abb. 2: Einschlag in den Besitzarten 1998 bis 2002

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Nr.42/2003 6 LWFaktuell

Die Aufteilung in die Sortimentsgruppen Stamm-holz und sonstige verwertbare Sortimente war beiFichte nahezu gleich, differierte jedoch bei Laub-holz und Kiefer innerhalb der Besitzarten um 11 %.Den höchsten Stammholzanteil über alle Baumartenmit 75 % verzeichnete der Privatwald, im Staats-wald betrug dieser 71 %. Der Körperschaftswalderreichte mit 63 % den geringsten Anteil.

Die Holzerntekosten waren im Privat- und Körper-schaftswald gleich hoch. Der Holzeinschlag kostetein Regie sowie mit Unternehmern durchschnittlich16 €/fm. Die Rückekosten lagen bei 9 €/fm. Siebeinhalten Aufwendungen für den Transport vonHolzmengen innerhalb des Betriebes oder zu Sam-mellagerplätzen bei Versteigerungen und Submis-sionen.

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Abb. 3 : Anteile an der Holzernte

Die reinen Lohnkosten stiegen im Körperschafts-wald um fast einen €/Std. auf 12,97 €/Std. Im Pri-vatwald gingen die Löhne im selben Zeitraumleicht zurück auf 10,91 €/Std. Im Staatswald betrugder Verdienst je Stunde13 €. Noch deutlicher zeigtesich der Unterschied in den Lohnnebenkosten.Diese beliefen sich im Privatwald auf 80 %, warenjedoch im Körperschaftswald mit 100 % und imStaatswald mit 134 % wesentlich höher. In einzel-nen Testbetrieben führten anteilige Aufstockungs-leistungen bei Altersteilzeit zu Belastungen deutlichüber den Durchschnittssätzen.

Ertrag und...Wie setzte sich der Ertrag zusammen? Die BaumartFichte steuerte 54 % des Betriebsertrags der priva-ten Testbetriebe bei. Buche, Eiche und Kiefer kammit einem Anteil jeweils unter 5 % nur eine geringe

Bedeutung zu. Der Ertrag aus Selbstwerberverträ-gen (ohne Ausscheidung von Baumarten) betrugjedoch 28 %. Die Betriebe erhielten im Durch-schnitt 18 €/ha Fördermittel. Dies entspricht 4 %des Betriebsertrages. Der Betriebsertrag lag im Pri-vatwald insgesamt bei 336 €/ha, im Körperschafts-wald bei 373 €/ha. Entsprechend der Baumartenzusammensetzung derteilnehmenden Körperschaftswald-Betriebe erziel-ten Buche 21 %, Eiche 7 % und Kiefer 10 % desErtrages, Fichte 43 %. Selbstwerber lieferten nureinen geringen Beitrag (6 %). Die Fördermittellagen mit 19 €/ha (6 %) nur minimal über denen desPrivatwaldes. Die teilnehmenden Kommunenbeschäftigten zu zwei Drittel eigenes Forstpersonal,daher beinhaltete ein Großteil der Fördermittel Per-sonalkostenzuschüsse. Das Kollektiv der Testbetrie-be weicht damit erheblich vom bayerischen Durch-

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schnitt ab. Fast 90 % der rd. 5.500 Körperschaftenin Bayern übertragen Betriebsleitung und Betriebs-ausführung staatlichem Personal.

...AufwandIm Privatwald erhöhte sich der Aufwand leicht aufinsgesamt 292 €/ha. Neben Mehrausgaben bei der

Holzernte, die durch zusätzliche Einnahmen ge-deckt sind, begrenzte sich die Ausgabensteigerungauf die Waldpflege. Der Aufwand bei allen anderenKostenstellen ging leicht zurück. Im Körperschaftswald gelang es trotz Mehrko-sten bei der Holzernte insgesamt die Belastun-gen nicht weiter steigen zu lassen. Der absolute

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 7 LWFaktuell

Abb. 4: Lohn- und Lohnnebenkosten

Abb. 5: Fördermittel im Privat- und Körperschaftswald

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Betrag von 385 €/ha liegt unter dem Vorjahres-wert. Dieses Ergebnis lässt sich auf Einsparun-gen im Verwaltungsbereich zurückführen. Sozeigt der Blick auf die Kostenart Gehälter undhöhere Instanzen eine Reduktion um über 7 %.Im Ganzen ergibt sich ein Aufwand von 112 €/hafür diese Kostenart, im Privatwald dagegen nurvon 62 €/ha. Daneben ist ein Rückgang beiBestandsbegründung und Material zu verzeich-nen. Als Folge des höheren Einschlages sinddafür im nächsten Jahr vermehrte Aktivitäten zuerwarten.

ErfolgsrechnungDas Betriebsergebnis verbesserte sich in allenBesitzarten im Vergleich zum Vorjahr. Im Privat-wald stieg der positive Reinertrag (ohne Förderung)auf 43 €/ha Holzbodenfläche. Im Körperschafts-wald schrumpfte der negative Reinertrag I von103 €/ha auf 12 €/ha. Werden die Fördermittel dazuaddiert, errechnet sich sogar ein positives Ergebnisvon 7 €/ha. Im Staatswald wurde zum positiven

Betriebsergebnis des Geschäftsfeldes 1 - Produk-tion - von 9 €/ha der Aufwand aus dem Geschäfts-feld 2 - Schutz und Erholung - hinzugerechnet. Umdie Vergleichbarkeit sowohl zwischen den Besitzar-ten als auch unter den Bundesländern zu wahren,wurde das Ergebnis um den Aufwand für die nur imbayerischen Staatswald durchgeführte Schutzwald-sanierung reduziert. Für den Staatswald errechnetesich so in der Summe der Geschäftsfelder 1 und 2ein negativer Reinertrag von 6 €/ha.

ZusammenfassungDie bayerischen Testbetriebe reagierten im Wirt-schaftsjahr 2002 mit zusätzlichen Einschlägen aufdie schwierigen Rahmenbedingungen. Auf der Auf-wandseite bemühten sich alle Waldeigentümer,Kosten zu senken. Nicht dringend notwendigeMaßnahmen wurden zurückgestellt, Arbeitskräfteund Personal eingespart. Nur so gelang es denBetrieben, bei schwacher Baukonjunktur und allge-mein wirtschaftlicher Stagnation erträgliche Ergeb-nisse zu erzielen.

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 8 LWFaktuell

Abb. 6: Aufwand und Ertrag in den Besitzarten

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TeilnehmerDer Teilnehmerkreis verringerte sich seit Beginndes Erhebungsverfahrens von ursprünglich 1.200im Laufe der Jahre um etwa die Hälfte. Deshalbwurden für die letztjährige Erhebung wieder dieForstämter um Unterstützung gebeten. Dank derWerbung im Zuge der Privatwaldberatung kamen976 „neue Kunden“ zu den 522 Antwortenden ausdem „Stammkundenkreis“ hinzu. 42 neue Teilneh-mer meldeten ihre Daten auf dem im „BayerischenWaldbesitzer“ veröffentlichten Fragebogen. Insge-samt konnten 1.540 Fragebögen ausgewertet wer-den.

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 9 LWFaktuell

Erhebung des Holzeinschlags und des Holzverkaufs im Privatwald bis 200 ha Betriebsgröße

Wie viel Holz kam im Jahr 2002 aus dem Kleinprivatwald?

von Hans Perschl, Roland Beck und Gunther Ohrner*

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft erhebt seit 1998 im Rahmen einer schriftlichen

Befragung die Einschlagshöhe und die Verkaufsmengen im Privatwald bis 200 ha Besitzgröße. Anfang

Januar versendet die LWF Fragebögen an die interessierten Betriebe. Sie melden dann den Einschlag

sowie den Holzverkauf getrennt nach Hauptsortimenten und Holzarten. Die Auswertung erfolgt anonym.

Die Ergebnisse aus der Stichprobe werden innerhalb der einzelnen Besitzgrößenklassen hochgerechnet,

wobei Extreme im unteren und oberen Bereich unberücksichtigt bleiben. Für den Privatwald über 200 ha

ermittelt das Testbetriebsnetz Forstwirtschaft die Daten.

,* HANS PERSCHL ist Mitarbeiter im Sachgebiet IV „Betriebswirtschaft und Waldarbeit“ der LWF, das DR. GUNTHER OHRNER leitet.ROLAND BECK ist Mitabeiter am Lehrstuhl für Forstpolitik und Forstgeschichte der Technischen Universität München.

Abb. 1: Teilnehmer in den einzelnen Landkreisen

Auswertung Die Teilnehmer gliedern sich auf die einzelnen Besitzgrößenklassen wie folgt auf:

Unter 1 ha 1 bis 5 ha 5 bis 10 ha 10 bis 20 ha 20 bis 50 ha 50 bis100 ha 100 bis 200 ha4 471 363 342 209 47 24

EinschlagDer Einschlag im Kalenderjahr 2002 im Privatwaldkleiner 10 ha betrug 5,77 fm/ha (Vorjahr5,49 fm/ha). Im Privatwald größer 10 ha bis 200 halag der Einschlag bei 5,04 fm/ha (Vorjahr4,47 fm/ha). Zum Vergleich: In den Privatwaldbe-trieben des Testbetriebsnetzes wurden 7,58 fm/ha(Vorjahr 6,48 fm/ha) eingeschlagen.Am meisten genutzt wurde in den Besitzgrößen 1 bis5 ha mit 5,81 fm/ha und 5 bis 10 ha mit 5,48 fm/ha,am wenigsten in den Besitzgrößen unter 1 ha mit3,62 fm/ha und 50 bis 100 ha mit 3,44 fm/ha.

Das nicht ohne weiteres verständliche Nutzungstief inder Besitzgrößenklasse 50 bis 100 ha deckt sich mitdem Ergebnis des Vorjahres, in dem mit 2,92 fm/haebenfalls die geringste Nutzung verzeichnet wurde.Diese Besitzgrößenklasse verdient in den Erhebungender nächsten Jahre verstärkte Aufmerksamkeit. Die Hochrechnung* für die Besitzgrößen 10 bis200 ha ergibt einen Gesamteinschlag von rd.2,7 Mio. fm. Für die Besitzgröße kleiner 10 ha wur-den ca. 3,2 Mio. fm hochgerechnet. Diese Zahlerhöht sich bei Berücksichtigung der zusätzlich vor-handenen Flächen um 0,9 Mio. fm.

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Nr.42/2003 10 LWFaktuell

Einschlag Betriebsgrößenklassen in Hektar0-10 ha 10-20 ha 20-50 ha 50-100 ha 100-200ha 10-200 ha 0-200 ha

Durchschnittlicher [fm/ha] 5,77 5,48 5,23 3,44 5,03 5,04 5,41Fichte/Tanne 2.597.070 1.040.915 692.868 194.700 299.768 2.228.251 4.825.321Kiefer/Lärche 378.779 122.801 95.751 40.115 49.472 308.139 686.918

Gesamt Eiche [fm] 23.067 1.033 1.804 8.770 1.369 12.976 36.043Buche/SLbh 226.802 55.892 34.746 20.440 19.365 130.443 357.245SUMME *3.225.718 1.220.641 825.169 264.025 369.974 2.679.809 *5.905.527

Fichte/Tanne 1.434.527 669.236 484.635 145.086 224.376 1.523.333 2.957.860Stamm- Kiefer/Lärche 100.097 52.496 59.150 26.573 30.443 168.662 268.759holz Eiche [fm] 0 0 297 3.119 1.027 4.443 4.443

Buche/SLbh 14.558 2.221 2.877 5.663 7.113 17.874 32.432SUMME 1.549.182 723.953 546.959 180.441 262.959 1.714.312 3.263.494

Fichte/Tanne 148.245 86.135 68.422 21.174 48.853 224.584 372.829Industrie- Kiefer/Lärche 0 0 113 0 13.112 13.225 13.225holz Eiche [fm] 0 0 0 0 0 0 0

Buche/SLbh 0 0 0 0 821 821 821SUMME 148.245 86.135 68.535 21.174 62.786 238.630 386.875

Fichte/Tanne [fm] 985.001 222.292 103.513 21.350 19.900 367.055 1.352.056Brenn- Kiefer/Lärche 278.682 61.430 32.115 12.939 5.917 112.401 391.083holz Eiche 23.067 1.033 1.506 5.651 342 8.532 31.599

Buche/SLbh 212.243 51.132 30.020 14.741 11.430 107.323 319.566SUMME 1.498.993 335.887 167.154 54.681 37.589 595.311 2.094.304

Wind/Sturm [fm] 107.157 59.777 28.031 12.354 17.804 117.966 225.123Insekten 20.511 13.045 10.408 4.189 8.643 36.285 56.796Sonstiges (Hackschnitzel) 29.296 74.666 42.522 7.729 6.639 131.556 160.852

* Die Zahlen erhöhen sich für die zusätzliche Fläche von 155.359 ha um 896.416 fm.

Tab. 1: Einschlag nach Holzarten und Sorten in den einzelnen Betriebsgrößenklassen

* Die Waldfläche dieser Besitzgröße umfasst711.226 ha. Für die Hochrechnung lagen vom Bay-erischen Landesamt für Statistik und Datenverar-beitung nur für 555.868 ha Angaben vor. Für dienoch zusätzlich vorhandene Fläche von 155.359 haerhöht sich der Einschlag bei einem zugrundege-legten Durchschnittswert von 5,77 fm/ha um896.416 fm. Der Einschlag in der Größenklasse bis10 ha kann also auf etwa 4,1 Mio fm geschätztwerden.Der Gesamteinschlag für den Privatwald kleiner 200 habelief sich im Kalenderjahr 2002 auf ca. 6,8 Mio fm.

SortenanfallDie folgende Grafik spiegelt den unterschiedlichenSortenanfall innerhalb der Besitzgrößen wider. Der

Stammholzanteil wächst mit zunehmender Besitz-größe. Innerhalb der anderen Sortimente sinkt derBrennholzanteil mit zunehmender Betriebsgröße,der Industrieholzanteil steigt. Hackschnitzel spie-len bei den mittelgroßen Betrieben eine immerwichtigere Rolle.

VerkaufVon den 6,8 Mio fm des im Privatwald genutztenHolzes erschienen nur 3,1 Mio fm (46 %) aufdem Holzmarkt. In der Besitzgrößenklasse kleiner10 ha wurden nur 34 % des eingeschlagenen Hol-zes verkauft. Davon waren rd. 82 % Stammholz.Diese Waldbesitzer wiesen fast die Hälfte desHolzanfalls als Brennholz aus, das sie zu 96 %selbst verbrauchten.

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In der Besitzgrößenklasse größer 10 ha wurden wieim Vorjahr 63 %, mit einem erheblich höherenStammholzanteil als im kleineren Privatwald, ver-kauft. Der Vergleich der zwei Größenklassen lässt

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Nr.42/2003 11 LWFaktuell

Abb. 2: Anteile der Holzsortimente in den einzelnen Größenklassen

Abb. 4: Einschlag und Verkauf in der Besitzgrößenklasse über 10 ha

Abb. 3: Einschlag und Verkauf in der Besitzgrößenklasse kleiner 10 ha

ein enormes Holzpotential erwarten. Es wird imkleineren Privatwald bis jetzt zwar als Brennholzgenutzt, könnte aber durchaus höherwertig sortiertund vermarktet werden.

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Nr.42/2003 12 LWFaktuell

Die an der Befragung 2002 teilnehmenden 1.540Waldbesitzer wurden erstmals um Angaben zu dergeleisteten Arbeitszeit in ihrem Wald gebeten. Eswurde gefragt, wer die Leistung erbrachte undunterschieden in Arbeitsleistung in und außerhalbder Holzernte. Die Befragten schätzten die Arbeits-zeiten pauschal nachträglich. Das Ergebnis liegt beidurchschnittlich 9,1 Arbeitskraftstunden pro Jahrund Hektar in der Holzernte und bei 3,3 Stundenaußerhalb der Holzernte.Die Übereinstimmung mit den Resultaten des Test-betriebsnetzes Kleinprivatwald in Baden-Württem-

berg mit 8,7 Arbeitskraftstunden in der Holzernteund 3,7 Arbeitskraftstunden außerhalb der Holzern-te verblüfft und wird in den nächsten Jahren weiterbeobachtet werden. Dort werden die Arbeitszeitenin den Testbetrieben mittels Aufschreibungen überdas Jahr hinweg aufwändig und exakt ermittelt.Bestätigt sich die Verlässlichkeit der bayerischenErhebungsart, so lassen sich die in Baden-Württem-berg beobachteten Zeitreihentrends auch auf Bay-ern übertragen. Die Auswertung der Arbeitszeiter-mittlung nach Berufsgruppen und Waldbesitzgrö-ßen zeigt Abbildung 1.

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Zusätzliche Ergebnisse der Befragung von Waldbesitzern

Arbeitszeiten und Holzverkauf im Privatwald unter 200 ha

von Hans Perschl und Gunther Ohrner*

Bei der jährlichen Befragung über die Höhe ihres Holzeinschlags (siehe Artikel von PERSCHL et al. in die-

sem Heft) werden die Waldbesitzer zusätzlich nach ihrem ausgeübten Beruf und der Art ihrer Holzver-

marktung befragt. In bemessenem Umfang soll die Erhebung auch dazu genutzt werden, in unregelmäßigen

Abständen weitere Informationen zu erhalten.

* HANS PERSCHL ist Mitarbeiter im Sachgebiet IV „Betriebswirtschaft und Waldarbeit“ der LWF, das DR. GUNTHER OHRNER leitet.

Abb. 1: Arbeitszeit im Wald nach Berufsgruppen und Größenklassen

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Nr.42/2003 13 LWFaktuell

Auch die fast dreifache Stundenleistung außerhalbder Holzernte lässt ein gewisses „gärtnerischesHandeln“ innerhalb dieser Besitzgröße vermuten.Der kleinere Waldbesitz könnte nicht nur den Ertragmit besserer Sortimentsaushaltung und Vermark-tung steigern, sondern auch den Aufwand reduzie-ren.

Eigenleistung - Unternehmereinsatz Der Anteil der Familienarbeitskräfte liegt im Jahr2002 bei 94 % im Waldbesitz kleiner 10 ha und bei78 % im Waldbesitz größer 10 ha. Über alle Grö-ßenklassen betrug der Familienarbeitszeitanteil84 %, in Baden-Württemberg im selben Zeitraum87 % und im Durchschnitt der letzten 24 Jahreebenfalls 87 %. Fremdarbeit wird erwartungsgemäß stärker bei denNichtlandwirten geleistet. Sie führen nur noch 55 %der Einschlagsarbeiten selbst aus, bereits 32 % erle-digen Unternehmer. Zwischen Nebenerwerbs- undVollerwerbslandwirten lässt sich dagegen keinunterschiedliches Regime des Arbeitskräfteeinsat-zes feststellen. Fremdarbeitskräfte spielen mit ins-gesamt 11 % der Arbeitszeit nur eine untergeordne-te Rolle (Tabelle 1).

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Die Antworten verteilen sich auf die genanntenGruppen wie folgt:

Vollerwerbsbetriebe 44 %Nebenerwerbsbetriebe 28 %Nichtlandwirte 28 %

Waldbesitz größer 10ha 37 %Waldbesitz kleiner 10 ha 63 %

Die Aufstellung zeigt, dass sich nicht nur das „klas-sische“ Klientel der bäuerlichen Waldbesitzer, son-dern auch andere Berufsgruppen nennenswert ander Umfrage beteiligten. Hinsichtlich der Berufs-gruppen liegt das Ergebnis nahe beisammen. DerGesamtaufwand lag zwischen 11,6 Arbeitskraft-stunden/ha bei den Vollerwerbslandwirten und 13,5Arbeitskraftstunden/ha bei den Nichtlandwirten.Anders sieht es bei der Differenzierung in Besitz-größen kleiner und größer 10 Hektar aus. Hier stehtein Durchschnittswert von 9,9 Akh größer 10 haeinem Wert von 21,9 Arbeitskraftstunden kleiner 10ha gegenüber. Ein Grund dürfte die vermehrteBrennholzaushaltung im kleineren Waldbesitz sein(siehe Beitrag von PERSCHL et al. in diesem Heft).

Nichtlandwirte Nebenerwerbslandwirte VollerwerbslandwirteSelbst oder Familie 55 % 89 % 88 %Unternehmer 32 % 5 % 5 %Nachbarn/Freunde 5 % 3 % 3 %Maschinenring 8 % 3 % 3 %

Tab. 1: Ausführung der Holzerntearbeiten

Die Arbeitsproduktivität der bayerischen Teilneh-mer betrug 0,60 fm/Arbeitskraftstunde, die derbaden-württembergischen Waldbesitzer 0,78fm/Arbeitskraftstunde im selben Zeitraum und0,58 fm/Arbeitskraftstunde im 24-jährigen Mittel.

VermarktungsverhaltenAbbildung 2 zeigt das Vermarktungsverhalten dif-ferenziert. Nach der qualifizierten Einschlagsschät-zung werden beim Waldbesitz kleiner 10 ha 34 %und in der Besitzgrößenklasse größer 10 ha 63 %des eingeschlagenen Holzes verkauft. Die Besitzergrößerer Waldflächen vermarkteten damit im Ver-gleich zum Vorjahr noch mehr Holz über ihre

Selbsthilfeeinrichtungen (Vorjahr 58 %). Im klei-neren Waldbesitz stieg der Anteil derjenigen, dieüberhaupt nicht verkauften, auf 42 % gegenüberdem Vorjahr mit 27 %. Am häufigsten vermarkte-ten die Waldbesitzer in allen Besitzgrößen über dieWaldbauernvereinigung/Forstbetriebsgemein-schaft.

Folgerungen und AussichtenDie jährliche Befragung von privaten Waldbesitzernmit dem seit vier Jahren bewährten Erhebungsver-fahren erfordert nur einen relativ geringen Auf-wand. Trotzdem liefert es wertvolle Erkenntnisseüber das betriebswirtschaftliche Handeln im kleine-

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Nr.42/2003 14 LWFaktuell

ren Privatwald. Diese Erhebungen werden inZukunft noch an Wert gewinnen, wenn über Zeitrei-hen Entwicklungstendenzen aufgezeigt werdenkönnen.Interessant wird mit zunehmender Datenmenge einVergleich mit den Ergebnissen des baden-württem-bergischen Testbetriebsnetzes Kleinprivatwald. Die

dort seit 1979 erhobenen Daten bieten sich für eineEinordnung und Überprüfung der eigenen Ergeb-nisse an. Darüber hinaus stellen die Erhebungen inden beiden südlichen Bundesländern mit der reprä-sentierten hohen Zahl an Kleinwaldbesitzern einwertvolles Fundament für eine Vielzahl in Zukunftdenkbarer Studien dar.

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Abb. 2: Vermarktungsverhalten in den Besitzgrößenklassen (Mehrfachnennungen)

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Im Zuge der unternehmerischen und gewinnorien-tierten Ausrichtung wurde in der BayerischenStaatsforstverwaltung im Jahre 2000 eine moderneKosten- und Leistungsrechnung eingeführt. Sie istTeil von FORIS, dem umfassenden FOrstlichenRechnungswesen und Informations-System, dasmit der betriebswirtschaftlichen Software R 3 derFirma SAP betrieben wird.Die bereits seit 1997 bestehende Einteilung in vierGeschäftsfelder wurde in FORIS übernommen.Dieser Aufbau ermöglicht es in Verbindung mit dertechnischen Ausstattung, für alle Geschäftsfelderein eigenes Betriebsergebnis herzuleiten. Damit ist

die Transparenz für die Tätigkeiten nach innen undnach außen für die Öffentlichkeit gewährleistet.Abbildung 1 zeigt die haushaltstechnische Gliede-rung der Bayerischen Staatsforstverwaltung. Wäh-rend die Landesanstalt für Wald und Forstwirt-schaft, die Forstschule/Technikerschule in Lohr amMain sowie die Waldbauernschule im ordentlichenHaushalt nach kameralistischen Grundsätzengeführt werden, sind die vier Geschäftsfelder imUnternehmen Bayerische Staatsforsten zusammen-gefasst, das wie ein Staatsbetrieb im Haushaltplanmit einem Nettobudget (Wirtschaftsplan) veran-schlagt ist.

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Nr.42/2003 15 LWFaktuell

Die Geschäftsfelder der Bayerischen Staatsforstverwaltung

Produktbereiche im Produktplan Forst

von Heinz Joachim Daschner*

Im Rahmen des Testbetriebsnetzes Forst wird ab dem Jahr 2003 der Produktplan Forst mit der Gliederung

in fünf Produktbereiche eingeführt. Die Bayerische Staatsforstverwaltung teilte ihre Aufgaben bereits seit

dem Jahr 1997 in vier Geschäftsfelder - diese entsprechen begrifflich den Produktbereichen - ein. Im Fol -

genden werden Aufbau, Inhalt und Erfahrungen in der Bayerischen Staatsforstverwaltung in einem kurzen

Überblick dargestellt.

* MR HEINZ JOACHIM DASCHNER leitet das Referat Haushalt, Betriebswirtschaft im Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaftund Forsten.

Abb. 1: Haushaltstechnische Gliederung der Bayerischen Staatsforstverwaltung

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Nr.42/2003 16 LWFaktuell

Inhalt der GeschäftsfelderDie Abgrenzung zwischen den Geschäftsfeldern 1(Produktion von Holz und anderen Forstprodukten)und 2 (Sicherung von Schutz und Erholung) erfolgtim wesentlichen maßnahmenbezogen. Der vorrangigeZweck gibt jeweils den Ausschlag für die Zuordnung. Das Geschäftsfeld 1 umfasst alle Maßnahmen derStaatswaldbewirtschaftung mit dem vorrangigenZweck der Erzeugung und Verwertung von Holzund anderen Forstprodukten. Dazu gehören auchalle Forstgrundstock- und Forstrechtsangelegenhei-ten, Jagd und Fischereibetrieb sowie Maßnahmenzum Holzmarketing.Dem Geschäftsfeld 2 sind die Maßnahmen zugeord-net, die vorrangig der Sicherung der Schutz- undErholungsfunktionen dienen. Insbesondere gehörendazu Schutzwaldsanierung, Arten- und Biotop-schutz, waldbauliche Sonderprogramme, Natur-waldreservate, Erholungseinrichtungen und Wan-derwege sowie Kompensationskalkungen und Wild-bachverbauungen. Das Geschäftsfeld 3 (Dienstleistung für Dritte)schließt alle Tätigkeiten außerhalb des Staatswaldesein sowie Aktivitäten, die nicht der Staatswaldbe-wirtschaftung zugeordnet werden können. In derPraxis sind dies im wesentlichen die Beratung,Betriebsleitung und Betriebsausführung im Privat-und Körperschaftswald, Maßnahmen im Rahmenvon Ersatzvornahmen etc.. Dem Geschäftsfeld 4 (Hoheit und sonstige behörd-liche Aufgaben) sind neben den aufsichtlichen undbehördlichen Tätigkeiten die finanzielle Förderung,die Waldzustandserhebung, das Forstliche Gutach-ten zur Situation der Waldverjüngung (Verbissgut-achten) sowie alle Maßnahmen der Waldpädagogikund Umweltbildung eingegliedert.Während die Zuordnung der Tätigkeiten in denGeschäftsfeldern 3 und 4 relativ eindeutig undunproblematisch ist, besteht zwischen denGeschäftsfeldern 1 und 2 doch größerer Erläute-rungsbedarf. Was gehört zur Holzerzeugung, waszur Sicherung von Schutz und Erholung? Schon dasZuordnungsmerkmal „Vorrangigkeit“ zeigt, dassbei Erfüllung der einen Aufgabe vieles in anderenAufgabenfeldern miterledigt werden kann.Das Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) stellt rela-tiv geringe Anforderungen an die Waldbewirtschaf-

tung. Art. 14 (1) BayWaldG fordert als Grund-pflicht „nur“ die sachgemäße Bewirtschaftung. Fürden Staatswald und den Wald der öffentlich - recht-lichen Körperschaften ist diese Pflicht in Art. 18und 19 BayWaldG wesentlich erweitert.

Besondere Pflichten für den Staatswald imGeschäftsfeld 1

Laut Art.18 BayWaldG dient der Staatswald demallgemeinen Wohl in besonderem Maße. Er ist des-halb vorbildlich zu bewirtschaften. Diese Bestim-mungen, die im BayWaldG noch spezifiziert wer-den, wurden u.a. in den „Waldbaugrundsätzen fürden Bayerischen Staatswald“ konkretisiert. ZehnAussagen sind dort formuliert, die mit allgemeinenErläuterungen bzw. Handlungsanweisungen ergänztsind. Sie dienen als Grundlage für die inhaltlicheUmsetzung. Im Kern geht es um eine naturnaheForstwirtschaft, um standortgemäße, stabile undstrukturreiche Mischwälder, mehr Laubbäume, einegrößere biologische Vielfalt, erhöhten Boden- undNaturschutz sowie mehr Naturverjüngung. Dieser umfassende Auftrag wirkt sich erheblich aufdie dem Geschäftsfeld 1 einzugliedernden Inhalteaus. Im Staatswald ist aus ökologischen Gründenein hoher Anteil reifer Waldentwicklungsstadienangestrebt. Horst- und Höhlenbäume sollen bis zumZerfall stehen bleiben. Bemerkenswerte Einzelbäu-me werden ebenso erhalten wie offene, für denNaturhaushalt bedeutende Flächen. Um wertvollesStarkholz, insbesondere von Buche, Eiche, Edel-laubholz, Lärche und Kiefer zu erzeugen, sindgewisse Holzvorräte erforderlich. Auf den Einsatzvon Fungiziden und Herbiziden wird grundsätzlichverzichtet, Insektizide werden nur in existenzbedro-henden Fällen flächig ausgebracht. All dies sindBeispiele für Leistungen im Zuge der Vorbildlich-keit, die weitgehend dem Naturschutz, Wasser-schutz oder anderen Funktionen zugute kommen.Der planmäßige Umfang von 2.000 ha Kulturen jeJahr sowie ein Anteil von rund 70 bis 80 % Laub-holzpflanzen je Jahr im vergangenen Dezenniumverdeutlichen die finanziellen Auswirkungen.

Der Schutzwald – generell im Geschäftsfeld 2Angesichts dieses hohen Niveaus, das aus derPflicht zur Vorbildlichkeit resultiert, sind im Flach-

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land nur noch in geringem Umfang spezielle Maß-nahmen notwendig, die dem Geschäftsfeld 2 zuzu-ordnen sind. Arten- und Biotopschutz auf Sonder-standorten, Bau und Unterhalt von Erholungsein-richtungen sowie Verkehrssicherungsmaßnahmensind Beispiele hierfür.Anders stellt sich die Situation im Hochgebirg ed a r. Neben der oben explizit genannten Schutz-waldsanierung werden seit dem Jahr 2003 grund-sätzlich alle Maßnahmen im Schutzwald gemäßArt. 10 A b s.1 BayWaldG dem Geschäftsfeld 2zugeordnet. Dies ist mit dem Vorrang der Schutz-funktion zu begründen. Dort werden nur nochsolche Maßnahmen durchgeführt, die zur Siche-rung oder Verbesserung der Schutzfunktion zwin-gend notwendig sind. Auf ertragsstarken Flächen,auf denen sich unter Berücksichtigung allerKosten positive Deckungsbeiträge erwirtschaftenlassen, sind zusätzlich Maßnahmen zulässig, diedie Schutzfunktion nicht beeinträchtigen. Die

Deckungsbeiträge dienen dazu, die Aufgaben imGeschäftsfeld 2 insgesamt zu finanzieren.Sowohl der Ertrag als auch der Aufwand werdenin allen diesen Fällen dem Geschäftsfeld 2 zuge-b u c h t .

AusblickDie knappen finanziellen Ressourcen zwingendazu, das eigene Handeln ständig zu hinterfragensowie die Notwendigkeiten und Leistungen bei denfür das Budget Verantwortlichen darzustellen. Nurwenn beides gelingt, ist die Finanzierung der künf-tigen Aufgaben sicherzustellen. Aus diesem Grundwird derzeit die Abgrenzung der Geschäftsfelder imRahmen der Leitstrategie überprüft. Insbesonderegeht es darum, ob auf Grund von besonderen Ein-schränkungen oder Forderungen weitere Flächenwie der Schutzwald im Hochgebirge definiert wer-den, auf denen grundsätzlich alle Maßnahmen demGeschäftsfeld 2 zuzuordnen sind.

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Nr.42/2003 17 LWFaktuell

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Nr.42/2003 18 LWFaktuell

1. Testbetriebsnetze1.1 Nationale Testbetriebsnetze

Am landwirtschaftlichen Testbetriebsnetz neh-men bundesweit rund 12.000 landwirtschaftlicheTestbetriebe (9.761 Haupt-, 1.449 Nebenerwerbsbe-triebe), davon ca. 2.088 Haupt- und etwa 700Nebenerwerbsbetriebe aus Bayern, freiwillig teil.Von 198 bayerischen landwirtschaftlichen Haupter-werbsbetrieben mit Wald liegen Angaben zumforstlichen Betriebsteil vor. Die Grundlage für dieDatenerfassung liefert der BMVEL - Jahresab-

schluss, den Steuerberater und landwirtschaftlicheBuchstellen gegen eine Vergütung verfassen. Am forstlichen Testbetriebsnetz nehmen bundes-weit 343 Forstbetriebe (2001) ab einer Größe von200 ha teil, davon 30 Körperschaftswaldbetriebesowie 21 Privatwaldbetriebe aus Bayern. Die Baye-rische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschafterfasst die Daten gemäß BMVEL - Jahresabschlussund betreut die bayerischen Teilnehmer.

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Testbetriebsnetz und CO

Regelmäßige Erhebungen in der Land- und Forstwirtschaft

von Roland Schreiber*

Um die wirtschaftliche Lage der Land- und Forstwirtschaft zu beurteilen, finden in regelmäßigen Abstän-

den nationale und internationale Erhebungen statt. Darin werden Informationen über das Einkommen

sowie über die sich laufend verändernde Struktur der Betriebe in der Land- und Forstwirtschaft zusammen-

gestellt. Bei den nachfolgend beschriebenen Erhebungen werden jeweils unterschiedliche Verfahren ange-

wandt. Im Rahmen der Testbetriebsnetze werden die Betriebe und ihre wirtschaftliche Lage nach Buchfüh-

rungsgrundsätzen gemäß Handelsgesetzbuch (HGB) bewertet. Bei den Land- und Forstwirtschaftlichen

Gesamtrechnungen sowie der Statistik über das Einkommen Landwirtschaftlicher Haushalte (ESLH) sind

Verfahren der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung maßgeblich. Die amtliche Agrarstatistik befasst sich

weniger mit der Einkommenssituation sondern mit der Produktion der Betriebe. Als Zusatzinformation

werden die Strukturdaten ermittelt.

Testbetriebsnetze TBN Landwirtschaft(TBN) TBN Forstwirtschaft

Erhebung Holzeinschlag und Verkauf im Kleinprivatwald BayernsTBN Kleinprivatwald Baden-WürttembergInformationsnetz Landwirtschaftlicher Buchführungen (INLB)

Gesamtrechnungen Land- und forstwirtschaftliche Gesamtrechnungen Statistik über das Einkommen Landwirtschaftlicher Haushalte

Agrarstatistik HolzstatistikLandwirtschaftszählungAgrarstrukturerhebungGrunderhebung (allgemeine Zählung) der EUWeltagrarzensus (FAO)

Wichtige Erhebungsverfahren aus bayerischer Sicht

* ROLAND SCHREIBER ist Mitarbeiter im Sachgebiet IV „Betriebswirtschaft und Waldarbeit“ der LWF.

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1.2 Erhebungen im KleinprivatwaldIn Bayern erhebt die LWF jährlich den Holzein-schlag und Holzverkauf im kleineren Privatwald bis200 ha. Die Daten werden an das Bayerische Lan-desamt für Statistik und Datenerfassung gemeldet.Es ist nach dem Agrarstatistikgesetz verpflichtet,dem Bundesamt für Statistik Daten über Holzein-schlag und -verkauf für alle Waldbesitzarten zumelden (siehe Holzstatistik). Über diese Informatio-nen hinaus werden wechselnd zu unterschiedlichenThemen zusätzliche Fragen, z. B. zur Arbeitserledi-gung, Holzvermarktung etc. gestellt.In Baden-Württemberg nehmen 172 Betriebe miteiner Waldfläche von 5 bis 200 ha am Testbetriebs-netz Kleinprivatwald der Forstlichen Versuchs- undForschungsanstalt Freiburg teil.

1.3 Internationales TestbetriebsnetzDas Informationsnetz Landwirtschaftlicher Buch-führungen (INLB) geht auf eine EU-Verordnungaus dem Jahr 1965 zurück. Es ist aus den nationalenErhebungen abgeleitet und wendet in allen Länderndie gleichen Buchhaltungsgrundsätze an. Von denca. 4 Mio. landwirtschaftlichen Betrieben in derEU, die über 90 % der genutzten Fläche (LF) in den15 Mitgliedstaaten verfügen, werden etwa 60.000landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe erfasst.

2. Land- und forstwirtschaftliche Gesamtrechnung und die Statistik überdas Einkommen LandwirtschaftlicherHaushalte (ESLH)

Die Gesamtrechnungen für die Bereiche Landwirt-schaft (einschließlich Garten- und Weinbau) undForstwirtschaft (ohne Jagd) werden nach den Regelndes Europäischen Systems VolkswirtschaftlicherGesamtrechnungen (ESVG 95) aufgestellt. Siebasieren auf dem Konzept des Wirtschaftsbereichs. Im Unterschied zu den Gesamtrechnungen bilden beider Statistik über das Einkommen Landwirtschaft-licher Haushalte (ESLH) von Eurostat die landwirt-schaftlichen Haushalte und nicht die Betriebe dieBezugsgröße für die Ermittlung des Einkommens.

3. AgrarstatistikDie statistischen Erfassungsgrenzen wurden 1998angehoben. Im Rahmen der Holzstatistik und der

Strukturerhebungen in land- und forstwirtschaftlichenBetrieben werden seit 1999 nur noch Betriebe mit • einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von

zwei Hektar (früher 1 ha) und mehr oder mit Min-desttierbeständen oder Spezialkulturen,

• einer Waldfläche von mindestens zehn Hektar(früher 1 ha)

erfasst. Diese Änderung befreite viele bisher auskunfts-pflichtige kleinere Betriebe von der Erhebung. 1999wurden in Bayern rund 65.000 Forstbetriebe weni-ger erfasst als im Vorjahr, da nur 7.259 Forstbetrie-be die Erfassungsgrenze von 10 ha überschreiten.Bundesweit reduzierte sich die Zahl der auskunfts-pflichtigen Forstbetriebe von 156.404 im Jahre1998 auf 26.409.

3.1 Jährliche Meldung von Holzeinschlag undHolzverkauf (Holzstatistik)

Das Bayerische Landesamt für Statistik und Datener-fassung ist nach dem Agrarstatistikgesetz verpflichtet,dem Bundesamt für Statistik Daten über Holzeinschlagund -verkauf für alle Waldbesitzarten zu melden. Für den Staats- und Körperschaftswald liefert dasBayerische Staatsministerium für Landwirtschaft undForsten die Zahlen. Für den Privatwald von 10 bis200 ha ermittelt die Bayerische Landesanstalt fürWald und Forstwirtschaft in Zusammenarbeit mitdem Lehrstuhl für Forstpolitik und Forstgeschichteder Technischen Universität München seit 1998Daten mit Hilfe direkter Befragungen der Waldbesit-zer. Seit 2000 ist das Erhebungsverfahren standardi-siert und wird auch für den Privatwald kleiner 10 haangewandt. Für den Privatwald über 200 ha liefertdas Testbetriebsnetz Forstwirtschaft die Zahlen.

3.2 Strukturerhebungen in land- und forst-wirtschaftlichen Betrieben

Die Strukturerhebungen in land- und forstwirt-schaftlichen Betrieben setzen sich zusammen ausden alle acht bis zwölf Jahre durchzuführendenLandwirtschaftszählungen (1949, 1960, 1971,1979, 1991, 1999) und den diese seit 1975 imAbstand von zwei Jahren ergänzenden Agrarstruk-turerhebungen. Mit der Agrarstrukturerhebung werden gleichzeitig dieAnforderungen der ebenfalls alle zwei Jahre vorgeschrie-

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Nr.42/2003 20 LWFaktuell

benen Agrarstrukturerhebungen der EuropäischenGemeinschaft/Europäischen Union erfüllt. Die letzteErhebung fand im Jahre 2003 statt (siehe Beispiel).Die Landwirtschaftszählung stellt die umfangreich-ste und wichtigste Erhebung der Produktionsgrundla-gen, der Struktur sowie der sozialökonomischen Ver-hältnisse der land- und forstwirtschaftlichen Betriebedar. Sie gliedert sich in zwei Teilbereiche. In dieHaupterhebung werden sämtliche land- und forstwirt-schaftlichen Betriebe (einschließlich Garten- undWeinbaubetriebe) einbezogen. Die Bereichserhe-bungen (Spezialerhebungen) beschränken sich aufGartenbau, Weinbau und Binnenfischerei. Die Haupterhebung der Landwirtschaftszählungwurde zuletzt im Mai 1999 gemeinsam mit derAgrarstrukturerhebung (Grund- und Ergänzungs-programm) durchgeführt. Damit wurde gleichzeitigdie gemäß EG vorgesehene zehnjährige Grunder-hebung (allgemeine Zählung) sowie der Welt-agrarzensus 2000 (Empfehlung der Ernährungs-und Landwirtschaftsorganisation der VereintenNationen FAO) abgedeckt.Das Erhebungsprogramm besteht aus einem reprä-sentativen mit allen zu erhebenden Merkmalen (fürrd. 20 % der Betriebe) und einem allgemeinen(totalen) Erhebungsteil (verkürzter Fragebogen fürdie restlichen Betriebe). Es wurde gegenüber 1991etwas modifiziert. So entfällt z. B. für die Forstbe-triebe bis auf den Nachweis der Arbeitskräfte nachPersonengruppen das Ergänzungsprogramm derAgrarstrukturerhebung. Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse der Landwirt-schaftszählung 1999 mit vorangegangenen Erhebun-gen ist wegen der geänderten Erfassungsgrenzen nurbei entsprechender Anpassung des Darstellungsbe-reiches möglich. Danach existierten auf Grund desStrukturwandels in der Landwirtschaft in Bayern imJahr 1999 nur noch 154.189 erfasste landwirtschaft-liche Betriebe, etwa 45.000 weniger als 1991.

4. Verwertbarkeit für die forstliche BeratungDie in diesem Beitrag vorgestellten Erhebungen stel-len eine große Menge an Daten und Fakten über dieLand- und Forstwirtschaft zusammen. Die Testbe-triebsnetze dokumentieren die wirtschaftliche Lageder Forstbetriebe. Die Tabellen der Strukturerhebun-

gen lassen den stetig voranschreitenden Strukturwan-del in der Land- und Forstwirtschaft erkennen.Auch für den aus forstlicher Sicht besonders inter-essanten Privatwald liegen viele Informationen vor.Für die einzelbetriebliche Beratung eignen sichdiese auf Landes-, Bundes- bzw. EU-Ebene ausge-werteten Daten jedoch nur eingeschränkt. Daherbedarf es für die Beantwortung bestimmter Frage-stellungen (z. B. Einstellung und Verhalten derWaldbesitzer) auch weiterhin vertiefender wissen-schaftlicher Studien.

Beispiel (Originaltext)Gemeinde Musterdorf - Agrarstrukturerhebung imApril/Mai 2003Amtliche Bekanntmachung vom 31.03.2003

Auf Grund des Gesetzes über Agrarstatistiken(Agrarstatistikgesetz - AgrStatG) in der Fassung derBekanntmachung vom 8. August 2002 (BGBl I, S.3118) in Verbindung mit dem Gesetz über die Stati-stik für Bundeszwecke (Bundesstatistikgesetz -BStatG) vom 22. Januar 1987 (BGBl I, S. 462, 565)wird im gesamten Bundesgebiet die Agrarstrukturer-hebung 2003 im Zeitraum April/Mai durchgeführt.

Zweck der Erhebung Seit Jahren vollzieht sich in der Landwirtschaft eintiefgreifender Strukturwandel. Die Ergebnisse derErhebung sollen Erkenntnisse zur aktuellen Situa-tion liefern. Für Planungsmaßnahmen sowie Ver-waltungsaufgaben benötigen Regierung und land-wirtschaftliche Berufsorganisationen aktuelle undzuverlässige statistische Unterlagen. Es liegt daherim ureigensten Interesse aller Landwirte, die bevor-stehende Zählung zu unterstützen.

Wer wird befragt? Befragt werden alle land- und forstwirtschaftlichenBetriebe (einschließlich Gartenbau und Weinbau)mit mindestens 2 ha landwirtschaftlich genutzterFläche oder 10 ha Waldfläche. Ferner sind alleBetriebe unter 2 ha bzw. ohne landwirtschaftlichgenutzte Fläche einbezogen, deren Tierbeständeoder Anbauflächen gesetzlich vorgegebene Min-destgrößen erreichen oder überschreiten.

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zung vorliegender Verwaltungsdaten aus dem Mehr-fachantrag. Betriebe, die einen Mehrfachantrag stel-len, erhalten die Erhebungsvordrucke zusammen mitden Mehrfachantragsunterlagen. Die Rückgabe ist indiesen Fällen an den Landwirtschaftsämtern vorzu-nehmen. Mit der unmittelbaren Durchführung derErhebung bei Betrieben ohne Mehrfachantrag sinddie Erhebungsstellen der Gemeinden betraut.

LiteraturAGRARSTATISTIKGESETZ: Neufassung vom 8. August

2002

BUCHFÜHRUNGSERGEBNISSE DER TESTBETRIEBE

2001/2002: Ergänzung zum Ernährungs- undAgrarpolitischen Bericht 2003 der Bundesregierung

NAUSE, G. (1999): Programm und Organisation derLandwirtschaftszählung. Wirtschaft und Stati-stik 3, S. 179 ff.

PÖSCHL, H. (2003): Erfassung von Einkommen in derLandwirtschaft. Wirtschaft und Statistik 5, S. 410 ff.

EG-VERORDNUNG: Nr. 571/88 vom 29.2.1988,geändert durch VO Nr. 2467/96 vom17.12.1996)

Nr.42/2003 21 LWFaktuell

Was wird erfragt? Erfragt werden Angaben zur Bodennutzung undViehhaltung sowie zu Strukturmerkmalen (z. B.Arbeitskräftesituation).

Auskunftspflicht bei der Zählung Nach § 93 des Agrarstatistikgesetzes in Verbindungmit § 15 Bundesstatistikgesetz besteht bei dieser Erhe-bung Auskunftspflicht. Die in den Erhebungsbögengestellten Fragen sind wahrheitsgemäß, vollständig,fristgemäß und unentgeltlich zu beantworten. Einzel-angaben werden geheimgehalten! Dem Datenschutzwird durch die statistische Geheimhaltung nach § 16Bundesstatistikgesetz voll Rechnung getragen. DieWeiterleitung und Auswertung von Einzelangaben fürnichtstatistische Zwecke ist ausgeschlossen. DieGeheimhaltungsbestimmungen gelten für alle Stellenund Personen, die mit der Durchführung betraut sind.

Wie wird die Erhebung durchgeführt? In Bayern wird die Agrarstrukturerhebung vom Bay-erischen Landesamt für Statistik und Datenverarbei-tung durchgeführt. Zur Entlastung der Betriebsinhaber erfolgt soweit als möglich die Nut-

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LandwirtschaftszählungHaupterhebung Weinbauerhebung Gartenbauerhebung Binnenfischereierhebung

1999Mai 1999 dazu werden Angaben aus der

Haupterhebung und insbesonde-re Verwaltungsdaten aus derWeinbaukartei ausgewertet.

Für die Durchführung dieser spezifischenBereichserhebung muss die rechtliche Grund-lage noch geschaffen werden. Gartenbaubetrie-be sind zu den Merkmalen der Haupterhebung1999 auskunftspflichtig.

HaupterhebungAgrarstrukturerhebung Spezifische Merkmale der LandwirtschaftszählungGrundprogramm Ergänzungsprogramm Haupterhebungallgemein (total) allgemein (total) repräsentativ allgemein (total) repräsentativ

Bodennutzungshaupt-

erhebung (Gesamtflä-

che nach Hauptnut-

zungs- und Kulturart

Hauptnutzungsart

nach Nutzungszweck)

Viehzählung (Rinder,

Schweine, Schafe,

Pferde, Geflügel)

Art der Gewinnermitt-

lung/Umsatzbesteuerung

Sozialökonomische Ver-

hältnisse der Betriebe

Arbeitskräfte nach

Personengruppen

Eigentums- und

Pachtverhältnisse

Außerbetriebliche

Erwerbs- und

Unterhaltsquellen

Wirtschaftsdünger

tierischer Herkunft

Arbeitskräfte nach

dem Einzelperso-

nenkonzept

Vermietung von Unterkünften

an Ferien- oder Kurgäste

Hofnachfolge für Betriebsinha-

ber, die 45 Jahre und älter sind

Berufsbildung des Betriebs-

inhabers, seines Ehegatten

und des Betriebsleiters

Soziale Sicherung des

Betriebsinhabers und seiner

Familienangehörigen

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Nr.42/2003 22 LWFaktuell

Wer kontrolliert wann, was und wieviel ?

Prüfung der VerwendungsnachweiseDie Revierleiter nehmen im Rahmen der Verwen-dungsnachweisprüfung alle waldbaulichen Förder-maßnahmen nach Fertigstellung vor Ort ab. DieseKontrollen sind sowohl nach dem Landesrecht alsauch nach dem EU-Recht vorgeschrieben und müssenzu 100 % erfüllt werden. Im Jahr 2002 wurden insge-samt 2.840 waldbauliche Maßnahmen kontrolliert.

Zahlungsnahe Vor-Ort-KontrollenDie EU schreibt vor, dass bei kofinanzierten Maß-nahmen mindestens 5 % der ausbezahlten Maßnah-men von Personen zu kontrollieren sind, die nichtan der Antragsbearbeitung beteiligt waren. Kontrol-liert werden nur Maßnahmen, bei denen im vergan-genen halben Jahr Zuschüsse gezahlt wurden („zah-lungsnahe Kontrollen“). Die Auswahl erfolgt nacheinem Zufalls- und Risikoprinzip. Der forstamtlicheLeitungsdienst überprüft dabei die Maßnahmen desForstamts, das Fachreferat des Staatsministeriumsdie Maßnahmen „Standorterkundung“, „Walder-schließung“ und „Investitionen der Forstwirtschaft-lichen Zusammenschlüsse“. Im Jahr 2002 wurdenvon 15.302 Auszahlungen 1.162 geprüft. Dies sind

im Durchschnitt neun Anträge je Forstamt oderzwei pro Revier.

BindefristkontrollenDie EU schreibt vor, dass bei kofinanzierten Maß-nahmen mindestens 1 % im Verlauf der Bindefristvon Personen zu kontrollieren sind, die nicht an derAntragsbearbeitung beteiligt waren. Die Inspek-tionsgebietsleiter der Forstdirektionen überprüfendabei die waldbaulichen Fördermaßnahmen, dasFachreferat des Staatsministeriums die Fördermaß-nahmen „Walderschließung“ und „Investitionen derForstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse“. Im Jahr2002 wurden von 11.750 kofinanzierten Anträgen130 geprüft. Dies sind im Durchschnitt zehn Anträ-ge je Insepektionsgebiet (ca zehn Forstämter) oderein Antrag je Forstamt.

FachaufsichtskontrollenDie Forstdirektionen sind seit kurzem verpflichtet,das Verwaltungshandeln der Forstämter im Bereichder finanziellen Förderung zu durchleuchten. JedesForstamt sollte in einem Turnus von vier Jahreneinmal geprüft werden. Die Prüfungen finden auf

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Was verbirgt sich hinter IUS und BS?

Notwendiges Übel - Kontrolle der forstlichen Förderung

von Jürgen Jobst*

Im Rahmen der forstlichen Förderung werden Zuwendungen für die meisten Maßnahmen nicht nur aus

Landesmitteln, sondern auch aus Programmen der EU und ab dem Jahr 2003 aus Mitteln des Bundes mit-

finanziert („kofinanzierte Maßnahmen“). Die Geldgeber schreiben als Garantie für einen fach- und sach-

gerechten Einsatz ihrer Mittel bestimmte Kontrollsysteme vor („wer zahlt, schafft an“). Diese Vorgaben

sind sowohl für die Bayerische Staatsforstverwaltung als auch für externe Kontrollorgane verbindlich.

Für manchen Waldbesitzer mag dieses System der Förderung undurchsichtig, verschlungen und schwerfäl-

lig erscheinen. Vor allem die lange Bindungsfrist wird angesichts der Unwägbarkeiten im Wald kritisch

gesehen.

Die nachstehenden Erläuterungen zu den Verursachern, den Kontrolleuren und dem Umfang der Kontrol-

len dienen dazu, den „Kontrolldschungel“ aufzulichten und eine sachliche Bewertung des Themas zu

ermöglichen.

* JÜRGEN JOBST ist Mitarbeiter im Referat für Privat- und Körperschaftswald, Forstpolitik, Forstrecht des Bayerischen Staatsministeri-ums für Landwirtschaft und Forsten.

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der Grundlage sowohl des Landes- als auch desEU- Rechts statt, eine Quote ist nicht vorgegeben.Im Jahr 2002 wurden elf Forstämter geprüft.

Prüfungen der Innenrevision UnabhängigeStelle (IUS)

Die IUS ist eine nach den Vorschriften der EU ein-gerichtete unabhängige Prüfstelle am Staatsministe-rium für Landwirtschaft und Forsten. Sie recher-chiert anhand von Förderfällen, ob die bestehendenFörder- und Kontrollverfahren zweckmäßigerscheinen und ob die Fälle mit den EU-Gemein-schaftsvorschriften übereinstimmen. Jede Bewilli-gungsdienststelle soll innerhalb eines Zeitraumesvon fünf Jahren geprüft werden. Im Jahr 2002 wur-den 55 Förderanträge kontrolliert.

Prüfungen der Bescheinigenden Stelle (BS)Die BS ist eine nach den Vorschriften der EU ein-gerichtete unabhängige Prüfstelle am Staatsministe-rium der Finanzen. Sie überwacht die Vollständig-keit, Genauigkeit und sachliche Richtigkeit vonausgewählten Förderfällen nach deren Auszahlung.Auf der Grundlage dieser Prüfungen wird die derEU vorzulegende Jahresbescheinigung des abgelau-fenen EU-Haushaltsjahres über die Konformität derFörderung erstellt. Aus aufgedeckten Fehlern kön-nen bei diesen zahlungsnahen Prüfungen hoheAnlastungen folgen. Im Jahr 2002 wurden vier För-deranträge geprüft.

Abschließende BindefristkontrollenDie Forstämter führen auf der Grundlage des Lan-desrechts gegen Ende der Bindefrist Erfolgskontrol-len durch. Sie weisen nach, ob der Förderzweckerreicht wurde oder nicht.

Weitere unabhängige KontrollorganeFolgende unabhängige Stellen sind zu weiteren Ein-zelfall- und Verfahrensprüfungen berechtigt: Euro-päischer Rechungshof, Europäische Kommission,Amt für Betrugsbekämpfung in der EU (OLAF).Diese EU-Organe prüften im Jahr 2002 keinen Fall.Der Bayerische Oberste Rechnungshof und seineRechnungsprüfungsämter sowie Prüfdienststellendes Bundes sind ebenfalls zu Prüfungen ermächtigt.Über den Umfang der Kontrollen ist nichts bekannt,

zumal oft nur Teilelemente der Fördermaßnahmeneinbezogen werden. Da es sich bei den externenKontrollorganen um unabhängige Stellen handelt,sind mehrfache Prüfungen eines Antrags nicht aus-geschlossen.

Beratung während der Bindefrist.....Die Revierleiter im Privat- und Körperschaftswaldsind Berater und Kontrolleur in einer Person. Gege-benenfalls durchleuchten andere Kontrolleure diebearbeiteten Förderfälle. Die Revierleiter jedochmüssen dem Waldbesitzer die eigenen Kontrollfest-stellungen und die der anderen Kontrolleure mittei-len. Bei Unstimmigkeiten hat der WaldbesitzerAnspruch auf eine Beratung, um den ordnungsge-mäßen Zustand wieder herstellen zu können. Even-tuell sind auch Gründe für eine Rückforderung zuerläutern. Die Zuwendungsempfänger sind auf Grund desBewilligungsbescheids verpflichtet, das Förderzielzum Ende der Bindefrist zu erreichen. Dabei sindAuflagen und Nebenbestimmungen einzuhalten.Trotzdem tragen die Forstämter Verantwortung fürdas Erreichen jener Ziele, da sie nicht nur als Geld-geber, sondern auch als Berater für diese Maßnah-me tätig waren. Um die Waldbesitzer vor waldbau-lichen Fehlentwicklungen oder finanziellen Schä-den zu bewahren, wird im Interesse der „Kunden-freundlichkeit“ zusätzlich vor Ort beraten.

........und vor der KontrolleDas zu Beginn jeder geplanten Fördermaßnahmestattfindende Beratungsgespräch ist wesentlicherBestandteil der Förderung. Hier beginnt bereitsdie Weichenstellung für den Nachfolgeaufwand.Das bei der Beratung formulierte (Förder-)Ziel,das sich im Arbeits- und Kulturplan widerspie-gelt, muss sich mit den Zielen des Waldbesitzersdecken und für ihn bis zum Ablauf der Bindefristzu erreichen sein. Nur dann ergeben sich mög-lichst wenige „Angriffspunkte“ für spätere Kon-trollen. Das bedeutet auch, dass bei schwierigenFällen, z. B. nach Kalamitäten, Kompromisse beiden waldbaulichen Vorstellungen einzugehensind. Zur Gewährleistung des verantwortungsvollen Ein-satzes von Haushaltsmitteln sind Kontrollen uner-

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lässlich. Sie dürfen jedoch weder die Beratungbehindern noch als Gängeleien der Waldbesitzerverstanden werden. Dies würde eine negativeGrundstimmung gegen die Förderung an sich auslö-sen. Stellen doch die finanziellen Anreize wichtigeMaßnahmen der gesetzlich verankerten Förderung

Nr.42/2003 24 LWFaktuell

des privaten und körperschaftlichen Waldbesitzesdar. Das Staatsministerium hat sich zum Zielgesetzt, den Kontrollaufwand zu reduzieren. So istman bemüht, bei den anstehenden Neufassungender Förderrichtlinien unter anderem die Bindefri-sten zu verkürzen.

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Die Vorträge finden statt:

• am 15. 1. und 5. 2. im Großen Sitzungssaal der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Am Hochanger 11, 85354 Freising

• am 22. 1. im Hörsaal 24 der Studienfakultät Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement, Am Hochanger 13, 85354 Freising

TERMINE/VERANSTALTUNGENWaldbau-Seminar im Wintersemester 2003/04

Im Wintersemester 2003/04 veranstalten der Lehrstuhl für Waldbau und Forsteinrichtung, das Fachgebiet Wald-inventur und Forstbetriebsplanung des Wissenschaftszentrums Weihenstephan, das Sachgebiet Waldbau undForstplanung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft sowie die Professur für Waldbau undWaldwachstum der Fachhochschule Weihenstephan wieder ein gemeinsames Seminar, in dem waldbauliche For-schungsarbeiten der drei Institutionen vorgestellt werden. Zu den Seminarvorträgen mit anschließender Diskus-sion sind alle Interessenten herzlich eingeladen.

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Der aid infodienst e.V. veröffentlichte im Sep-

tember 2003 ein Heft, das sich mit den Organisa-

tions- und Rechtsformen sowie der Besteuerung

von forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen

auseinandersetzt. Diese Form der Kooperation

von Waldbesitzern kann einen Teil der strukturel-

len Nachteile, insbesondere auf Grund geringer

Waldflächengrößen, mildern.

Das Heft gibt einen Überblick über rechtliche

Ausgestaltungsmöglichkeiten sowie Informatio-

nen zu steuerrechtlichen Fragen, die im

Zusammenhang mit der Tätigkeit derartiger

Zusammenschlüsse auftreten können. Außerdem

werden Erklärungs- und Anzeigepflichten, Auf-

zeichnungserfordernisse sowie Informationen zu

einzelnen Steuerarten, insbesondere zu Einkom-

mens- und Ertragssteuern sowie zur Umsatzbe-

steuerung, erläutert.

Ergänzend wird auch die Frage der geringfügigen

Beschäftigung vor dem Hintergrund der gesetz-

lichen Neuregelung aufgegriffen.

Die Broschüre ist hilfreich für eine erste Orien-

tierung, kann aber nicht alle denkbaren Situatio-

nen abdecken. Daher sollte vor einer endgültigen

Entscheidung der Rat eines Fachmannes (Steuer-

berater, Rechtsanwalt) eingeholt werden.

Die ca. 40-seitige Broschüre kann über den aid-

Vertrieb DVG, Birkenmaarstraße 8, 53340 Mek-

kenheim, Tel.: 02225926-146, Fax: -118, E-Mail:

[email protected] oder über den aid-Medien-

shop im Internet bezogen werden.

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Nr.42/2003 25 LWFaktuell

Licht im Paragraphendschungel

Rechtsformen und steuerliche Grundlagen forstwirtschaftlicherZusammenschlüsse

von Roland Schreiber*

* ROLAND SCHREIBER ist Mitarbeiter im Sachgebiet IV „Betriebswirtschaft und Waldarbeit“ der LWF.

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Nr.42/2003 26 LWFaktuell

AusgangslageDas Revier Reisbach befindet sich im niederbayeri-schen Tertiärhügelland. Es umfasst ca. 4.200 HektarKleinprivatwald, aufgeteilt auf 1.000 bis1.500 Besitzer. Die durchschnittliche Besitzgrößebeträgt drei bis vier Hektar. Ca. 700 Waldbesitzersind mit einer Gesamtfläche von 4.000 Hektar Mit-glied bei der örtlichen WaldbauernvereinigungReisbach. Körperschaftswald ist flächenmäßig ohneBedeutung. Der Großprivatwald wird mit eigenemPersonal bewirtschaftet. Er ist nicht in die Aktivitä-ten der Waldbauernvereinigung eingebunden undnimmt die staatliche Beratung kaum in Anspruch.Bei den Baumarten dominieren Fichte mit ca. 55 %und Kiefer mit 40 %. Die Waldbauernvereinigungvermarktete im Durchschnitt der letzten Jahre rund12.000 fm Holz pro Jahr. Dies entspricht einemAnteil von mehr als 80 % des gesamten verkauftenHolzes im Vereinsgebiet.

Maschinelle Sammeldurchforstungen - dreiAktionen in vier Jahren

Nach anfänglicher Skepsis steigt die Akzeptanz desEinsatzes vollmechanisierter Holzernteverfahren

mit forstlichen Lohnunternehmern im hiesigenBereich. Ursache hierfür ist neben der Kostensitua-tion auch ein selbst im bäuerlichen Waldbesitz weit-verbreitetes Defizit an motormanueller Aufarbei-tungskapazität. Der ausschließlich auf den einzelbe-trieblichen Bereich beschränkte Einsatz von Harve-stern bereitet bekanntermaßen folgende Schwierig-keiten:• geringer Mengenanfall;• hoher organisatorischer Aufwand für Forstunter-

nehmer, Waldbauernvereinigung und Forstdienst-stelle;

• schlechte Verhandlungssituation des Waldbesit-zers insbesondere im Hinblick auf den Einsatz-zeitpunkt der Maschine und die Aufarbeitungsko-sten.

Die staatlichen Berater erarbeiteten deshalb inZusammenarbeit mit der Waldbauernvereinigungein Konzept, mit dem die nachfolgenden Zieleerreicht werden sollten:• Unabhängig von der Besitzgröße soll jedem

Waldbesitzer die maschinelle Holzernte ermög-licht werden;

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Neue Wege für private Waldbesitzer

Forstliche Beratung als Teil eines Bewirtschaftungskonzeptes fürden Kleinprivatwald

von Christian Kleiner und Reinhard Strobl*

Stark gegenläufige Tendenzen kennzeichnen derzeit die strukturelle Entwicklung im Bereich des Waldbesit-

zes einerseits wie der holzverarbeitenden Industrie andererseits, da einer ständig steigenden Zahl von

Waldbesitzern nur noch wenige Rundholzkäufer gegenüberstehen. Die durchschnittliche Waldfläche pro

Eigentümer sinkt kontinuierlich und liegt derzeit in Bayern bereits unter zwei Hektar. Bei den holzverar-

beitenden Betrieben dagegen steigt die Einschnittmenge ständig und mit ihr die Ansprüche nach planmäßi-

ger und vertragskonformer Belieferung. In diesem Prozess läuft der Kleinprivatwald Gefahr, seine Rolle als

ernsthafter Marktpartner zu verlieren. Dies hätte erhebliche volkswirtschaftliche Nachteile, insbesondere

für den ländlichen Raum, zur Folge. Die forstliche Beratung ist gefordert, zusammen mit den Forstbe-

triebsgemeinschaften Konzepte zu entwickeln, die eine dauerhafte, nachhaltige Bewirtschaftung des Klein-

privatwaldes sicherstellen helfen.

Über mehrjährige einschlägige Erfahrungen aus dem Bereich der Forstdienststelle Reisbach des Bayeri-

schen Forstamtes Landau an der Isar wird nachstehend berichtet.

* CHRISTIAN KLEINER ist Revierleiter am Forstamt Landau an der Isar, REINHARD STROBL leitete dieses Forstamt und ist derzeit Abtei-lungsleiter an der Forstdirektion Niederbayern-Oberpfalz.

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Nr.42/2003 27 LWFaktuell

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• Zusammenfassen größerer Mengen, um höhereHolzpreise und niedrigere Aufarbeitungskosten zuerreichen;

• Optimieren des Einsatzzeitpunktes;• attraktive Konditionen, um die Bereitschaft bei

den Waldbesitzern zu steigern;• Abbau von Durchforstungsrückständen, um den

Waldzustand zu verbessern;• Umsatzsteigerung bei der Waldbauernvereinigung.

Unter dem Begriff „maschinelle Sammeldurchfor-stung“ wurde deshalb für den Forstmaschinenein-satz geworben, die zu durchforstenden Flächeneruiert und für die Waldbesitzer das günstigste ausmehreren Unternehmerangeboten ausgewählt.Dabei erwies sich die in der nachfolgenden Tabelledargestellte Aufgabenverteilung zwischen Wald-bauernvereinigung und staatlicher Beratung alszweckmäßig.

Tab. 1: Standardablauf maschinelle Sammeldurchforstung im Kleinprivatwald

Aufgaben AusführungWaldbesitzervereinigung Forstdienststelle

1. Interessierte Waldbesitzer ermitteln x x2. Informationsveranstaltung für die Waldbesitzer x x3. Einzelberatung des Waldbesitzers zur beabsichtigten x

Durchforstungsfläche4. Auszeichnen der Bestände (WBV) nach Beratung x x

(Forstdienststelle)5. Einholen von Angeboten x6. Auftragsvergabe an Selbstwerber x7. Hiebseinweisung x8. Durchführung und laufende Kontrolle des x x

Holzeinschlags9. Übernahme, Vermessung und Abrechnung des x

Holzes

Aktion Englmannsberg - Information: 58 Waldbesitzer mit einem Waldbesitz von ca. 25 ha (10/1999 bis 01/2000) (0,9 ha bis 40 ha);

- Beteiligung: 14 Waldbesitzer mit 16 Flächen; - aufgearbeitete Holzmenge: 2.900 fm/rm (8 fm/rm bis 838 fm/rm pro

Waldbesitzer)Aktion Haberskirchen - Information: 104 Waldbesitzer mit einem Waldbesitz von ca. 400 ha

(1 ha bis 35 ha);- Beteiligung: 15 Waldbesitzer mit 22 Flächen; - aufgearbeitete Holzmenge: 2.750 fm/rm (22 fm/rm bis 472 fm/rm pro

Waldbesitzer)Aktion Sommer 2002 - Information:12 Waldbesitzer mit einem Waldbesitz von ca. 180 ha (5 ha

bis 45 ha);- Beteiligung: 8 Waldbesitzer mit 9 Flächen;- aufgearbeitete Holzmenge: 1.850 fm/rm (30 fm/rm bis 1.001 fm/rm pro

Waldbesitzer)

Tab. 2: Bilanz der maschinellen Sammeldurchforstungen im Überblick

Bisher fanden drei Aktionen statt. Im Winter2000/2001 wurde auf Grund der nach dem Sturm

Lothar verfügten Einschlagsbeschränkung keinemaschinelle Durchforstung realisiert. Bei den bei-

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Nr.42/2003 28 LWFaktuell

den ersten Aktionen wurden jeweils alle Waldbesit-zer eines Teiles einer Gemarkung angeschrieben.Im Zuge der dritten Aktion wurden nur solcheWaldbesitzer informiert, die entweder den staat-lichen Beratern gegenüber oder bei der Waldbau-ernvereinigung ihr Interesse angemeldet hatten.

Ergebnisse• Die Ziele der maschinellen Sammeldurchforstung

wurden in hohem Ausmaß erreicht. Schwierigkei-ten bereitet nach wie vor die mangelnde Bereit-schaft der Kleinstwaldbesitzer, sich an derartigenAktionen zu beteiligen. Deshalb wurden Waldbe-sitzer dieser Kategorie bei der dritten Aktion nichtmehr mit persönlichen Anschreiben informiert,sondern nur noch über die Lokalpresse.

• Das Ergebnis der hohen aufgearbeiteten Holz-mengen (Tabelle 2) rechtfertigt den Organisa-tionsaufwand.

• Das waldbauliche Idealziel, einen Komplex voll-ständig durchzuarbeiten inklusive der hierfür not-wendigen Feinerschließungsmaßnahmen, lässtsich auf Grund der mangelnden Bereitschaft derKleinstwaldbesitzer nicht realisieren.

Laubholzversteigerung - Zusammenarbeitvon zehn Waldbauernvereinigungen übervier Landkreise

Im Forstamt Landau an der Isar (alter Ordnung vorder Organisationsreform 2002) war der Anteil desLaubholzes, abgesehen von größeren Erstauffor-stungsflächen jüngeren Datums, äußerst gering. Diemarktgerechte Bereitstellung von Laubholzlosen inSchneideholzqualität war nicht möglich, anfallen-des Laubholz wurde meistens einzelstammweise fürden Eigenbedarf (meist Brennholz) verwertet.Die Steigerung der Akzeptanz des Laubholzes beiden Waldbesitzern wurde zum Ziel der forstlichenBeratung erklärt. Dies war auch deshalb geboten,weil mittel- und langfristig Waldschutzprobleme(Borkenkäfer und Kleine Fichtenblattwespe)Umbaumaßnahmen erforderlich machen können.Um die Akzeptanz des Laubholzes zu verbessern,sollte das Bewusstsein gerade auch für den ökono-mischen Wert des Laubholzes geschaffen werden.Forstamt und Waldbauernvereinigungen entschie-den sich aus diesem Grund, erstmals im Jahr 1996

eine gemeinsame Laubholzsubmission abzuhalten.Eine Bündelung des Angebotes sollte die Zahl mög-licher Kaufinteressenten erhöhen.Die beiden Submissionen 1996 und 1997 bewährtensich ebenso wenig wie die von Waldbesitzerseitegewünschte und anfangs praktizierte Holzlagerungauf zahlreichen verschiedenen Lagerplätzen. Es warfür die Käufer sehr umständlich, das weit verteilteHolz zu besichtigen. Ebenso wenig war es ihnenmöglich, bei der Abgabe ihres Gebotes einzuschät-zen, ob überhaupt und wenn ja, für wieviele Festme-ter sie den Zuschlag erhalten würden. Letzten Endeswar ein hoher Aufwand zur Abfuhr oftmals einzel-ner Stämme erforderlich. Aus diesen Gründen konn-ten bei der zweiten Submission im Jahr 1997 nurnoch 53 % des angebotenen Holzes verkauft wer-den. Deshalb ging man nach einer Pause 1999 vonder Submission zur Versteigerung über. Das gesam-te Holz wurde an einen zentralen Versteigerungsorttransportiert. Es wurde dort optisch ansprechendpräsentiert, eingewertet und in einem Losverzeich-nis erfasst. Die Federführung übernahm die Wald-bauernvereinigung Reisbach. Die mengenmäßigenErgebnisse enthält Abbildung 1.

Nach mittlerweile zwei Submissionen und fünf Ver-steigerungen lassen sich die Erfahrungen wie folgtbeschreiben:• Das Interesse der Waldbesitzer wie auch der Käu-

fer stieg kontinuierlich. So nahm die Anzahl derliefernden Waldbauernvereinigungen von vier aufzehn zu, damit sind vier niederbayerische Land-kreise bei der Versteigerung vertreten. Der Anteildes verkauften Holzes beträgt mittlerweile 99 %.Vor allem wegen des geringeren Transportauf-wandes boten die Waldbesitzer bei der erstenSubmission viel Holz an. Die guten Verkaufser-folge der letzten Jahre führten dazu, dass auch beider Versteigerung auf einem zentralen Lagerplatzdie ursprüngliche Holzmenge aus dem Jahr 1996beinahe wieder erreicht wurde.

• Die Laubholzversteigerung in Reisbach ist keineWertholzversteigerung. Die Qualitäten liegenüberwiegend im Schneideholzbereich, also B,teilweise auch nur C.

• Die Erlöse liegen durchwegs über dem Niveauder im Freihandverkauf erzielbaren Preise.

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

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Nr.42/2003 29 LWFaktuell

• Auf Grund der relativ geringen Holzmenge stelltdie Versteigerung weder für die beteiligten Wald-bauernvereinigungen noch für den einzelnenWaldbesitzer eine große Belastung dar.

• Die angestrebten Ziele - Akzeptanz des Laubhol-zes und Verbesserung seines Ansehens bei denKleinprivatwaldbesitzern - wurden weitgehenderreicht.

• Die Laubholzversteigerung schuf einen eigenenkleinen Laubholzmarkt für den örtlichen Waldbe-sitz in Verbindung mit ortsansässigen Schreine-reien und anderen Betrieben. Sie dient auch derKontaktpflege zwischen den Waldbauernvereini-gungen und den Holzkäufern.

• Der volksfestähnliche Charakter dieser Veranstal-tung mit mehreren hundert Besuchern leisteteeine wertvolle Öffentlichkeitsarbeit für den Roh-stoff Holz.

• Schwierigkeiten bereitet es, das Qualitätsniveaudes Holzes mit Hilfe entsprechender Lieferdiszi-plin seitens der Privatwaldbesitzer so hoch zu hal-ten, dass das Interesse der Käufer auch langfristiggewahrt bleibt.

Waldpflegeverträge - positive Resultate fürWaldbesitzer, Waldbauernvereinigungen undstaatliche Beratung

Grundgedanke des Waldpflegevertrages ist es, dieBewirtschaftung solcher Waldflächen zu sichern,bei denen der Besitzer selbst nicht Willens oder inder Lage dazu ist. Der Begriff des Waldpflegever-trages hat sich mittlerweile in der Fachdiskussioneingebürgert. Trotzdem erscheint uns der Begriff „Waldbewirt-schaftungsvertrag“ passender. Es geht nicht darum,den (Patienten) Wald (kostenintensiv) zu pflegen(Pflegeversicherung, Pflegeheim und ähnlicheAssoziationen werden damit verbunden), sondernüber die fachgerechte nachhaltige Bewirtschaftungangemessene Erträge und einen guten Zustand zuerzielen.Die Waldbauernvereinigung Reisbach schloss teil-weise unter Vermittlung und Beratung des Forstam-tes die ersten Verträge im Sommer 2001 ab. Derzeitbestehen sechs Verträge mit insgesamt 81 Hektarangeschlossener Waldfläche (kleinste Fläche 2 Hektar, größte Fläche 44 Hektar).

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Abb. 1: Holzmengen der Laubholzversteigerungen

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Nr.42/2003 30 LWFaktuell

Aus der kurzen Erfahrung der letzten beiden Jahrelassen sich folgende, für die tägliche Praxis wichti-ge Aussagen ableiten:• Die Bereitschaft der Waldbesitzer, einen Waldbe-

wirtschaftungsvertrag abzuschließen, steigt mitzunehmender Entfernung ihres Wohnsitzes vomWald (bei fünf von sechs Verträgen wohnen dieBesitzer mehr als hundert Kilometer entfernt).

• Der Kontrollaufwand für Wind- und Insektenschä-den ist bei den Waldflächen relativ hoch. Um diesenAufwand im vertretbaren Rahmen zu halten, wurdejedem Waldpflegevertrag ein nahe bei dem betref-fenden Waldstück wohnender „Waldaufseher“ zuge-ordnet. Er nimmt diese Kontrollaufgaben wahr.

• Die mit einem Waldbewirtschaftungsvertrag andie Waldbauernvereinigung gebundenen Waldbe-sitzer sind die zuverlässigsten Kunden. Das Holzwird vertraglich langfristig gesichert über dieWaldbauernvereinigung vermarktet. Das Holzsteht auf Grund längerfristiger Hiebsplanungdann zur Verfügung, wenn es gebraucht wird undsich gut absetzen lässt.

• Für die staatlichen Forstdienststellen bringen dieWaldbewirtschaftungsverträge eine deutliche Ent-lastung, da sich die Waldaufseher mit relativ gerin-gem Zeitaufwand um die ZE-Anfälle kümmernkönnen. Gerade bei weit entfernt wohnendenWaldbesitzern bringen ansonsten Sturm- und

Insektenschäden oft einen hohen organisatorischenAufwand und gelegentlich auch Ärger mit sich.

AusblickMit den beschriebenen Versuchen, zusammen mitden Waldbauernvereinigungen Bewirtschaftungs-konzepte zu entwickeln, ist es teilweise gelungen,die Bewirtschaftungsintensitäten im Kleinprivat-wald zu erhöhen und den Waldbesitzern die sichaus ihrem Wald bietenden Einkommensmöglichkei-ten zu verdeutlichen. Voraussetzung für die Ent-wicklung erfolgreicher Beratungskonzepte ist, fach-lich fundierte Situationsanalysen zu erstellen undnach Möglichkeit mit den Forstbetriebsgemein-schaften gemeinsam Ziele und Handlungsstrategienabzuleiten. Dieses Verfahren ist als Leitlinie für dieJahresarbeitsplanung im Privatwald mittlerweile fürden gesamten Bereich der Forstdirektion Nieder-bayern-Oberpfalz vorgegeben. Das anspruchsvolleZiel, über eine flächendeckende, sachgemäßeBewirtschaftung den Zustand des Kleinprivatwal-des zu verbessern, ist nur über eine enge, vertrau-ensvolle Kooperation zwischen staatlicher Beratungund forstlichen Zusammenschlüssen zu erreichen.Hierbei sind Kreativität und Engagement ebensounersetzlich wie die Gelassenheit, mit sehr langsa-men Fortschritten oder auch Rückschlägen umge-hen zu können.

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Abb. 2: Laubholzversteigerung

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Die Entstehung des TestbetriebsnetzesDas erforderliche Datenmaterial war nur über einefreiwillige Mitarbeit von privaten und körperschaft-lichen Forstbetrieben im Rahmen eines Netzes miteiner genügend hohen Zahl an Waldbesitzern zugewinnen. In den 60er Jahren führte die UniversitätFreiburg die ersten Reinertragsuntersuchungen ingemischt land- und forstwirtschaftlichen Betriebendurch. Ein Projekt der Forstlichen Versuchs- undForschungsanstalt (FVA) zur Methodik der Feststel-lung des Betriebserfolges ergänzte diese Studie.Gesetzliche Bestimmungen verliehen den Recher-chen ein besonderes Gewicht. Konkrete Untersu-chungen sowohl auf regionaler, überbetrieblicherEbene als auch auf einzelbetrieblicher Ebene wur-den gefordert. In der Folge wurde die FVA beauf-tragt, ein Testbetriebsnetz (TBN) für den Kleinpri-vatwald aufzubauen. Im Vorfeld war zu klären, welche Daten schon vor-handen sind bzw. wie sie erfasst werden können.Nach einer dreijährigen Pilotphase wurde das Test-betriebsnetz im Forstwirtschaftsjahr 1979 als dauer-haftes Monitoring-System mit 160 – 170 teilneh-

menden Betrieben eingerichtet. Die Abteilung Forstökonomie erfasst und bearbeitet die Daten,prüft sie auf Plausibilität und wertet sie aus.

StichprobentheorieTestbetriebsnetze (TBN) stellen eine Stichprobedar. Für die Grundgesamtheit (alle privaten Betrie-be mit Waldbesitz in der Größe bis 200 ha) liegendie vollständigen statistischen Unterlagen vor(Zahl, land- und forstwirtschaftliche Fläche). DieBetriebe sind außerdem in Teilkollektive nach denvier Regionen sowie in vier Größenklassen (Tabelle1) gegliedert. Auf diese Weise kann die Zahl derTestbetriebe je Region oder je Größenklasse nachdem jeweiligen Anteil an der Gesamtheit festgelegtwerden. Die Mitarbeit der Betriebsinhaber und -inhaberinnen geschieht auf freiwilliger Basis. Des-halb kann keine zufallsgesteuerte Stichprobenaus-wahl getroffen werden. Unter diesen Gesichtspunk-ten ist das Testbetriebsnetz als eine „Beurteilungs-stichprobe“ und somit als geeignetes Instrument zurErfassung von Trends und Entwicklungstendenzenzu charakterisieren.

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Nr.42/2003 31 LWFaktuell

Blick zu den Nachbarn

Das Testbetriebsnetz Kleinprivatwald in Baden-Württemberg

von Ute Baron, Christoph Hartebrodt und Wolfgang Hercher*

Die Fläche von Baden-Württemberg ist zu 39 % mit Wald bedeckt, der sich zu ca. einem Drittel in den Hän-

den von Privatpersonen befindet. Davon entfallen ca. 340.000 ha (26 %) auf die Besitzgröße unter 200 ha.

2/3 dieser Fläche bewirtschaften gemischt land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Die Bewirtschaftung des

Waldes wirkt sich direkt auf das Erscheinungsbild der Kultur- und Erholungslandschaft, die Infrastrukur

und das Gemeindeleben im ländlichen Raum aus. Deshalb ist die Bewirtschaftung des bäuerlichen Waldbe-

sitzes für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung. Die Erträge aus dem Wald sind für viele gemischt land-

und forstwirtschaftliche Betriebe eine wichtige Ergänzung zum Einkommen aus der Landwirtschaft und den

weiteren Betriebszweigen (Fremdenverkehr, Direktvermarktung, unternehmerische oder nichtselbständige

Beschäftigung außerhalb des Betriebs). Auf Grund der Betriebsgröße haben diese Betriebe im Regelfall kein

detailliertes Rechnungswesen, so dass wesentliche Informationen über diese Besitzart fehlen. Etwa ab 1965

wurden in Baden-Württemberg für den privaten und körperschaftlichen Waldbesitz die ersten Förderpro-

gramme aufgelegt. Die Bewertung der bestehenden Förderprogramme und die Frage nach der wirtschaft-

lichen Begründbarkeit ließen rasch einen Bedarf an ökonomischen Kennzahlen entstehen.

* DR. CHRISTOPH HARTEBRODT leitet die Abteilung für Forstökonomie der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg, UTE BARON

und WOLFGANG HERCHER sind dort Mitarbeiter.

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Nr.42/2003 32 LWFaktuell

Verwendung der ErgebnisseNeben der konkreten Zielsetzung für das Testbe-triebsnetz (TBN) sind die Daten als Informations-quelle für folgende Personen und Interessengruppenvon Bedeutung:1. Eigentümer/Interessenvertreter• Waldbesitzer erhalten ein umfassendes betriebs-

wirtschaftliches Instrumentarium zur Steuerungihres Betriebes.

• Forstbetriebsgemeinschaften und Bauernverbän-de nutzen die Ergebnisse für ihre Verbandsarbeit.

• Forstpersonal erhält differenzierte Informationenfür die zielorientierte Betreuung des Kleinprivat-waldes.

2. Politische Entscheidungsträger• Wirtschaftsergebnisse aus dem Kleinprivatwald

dienen politischen Akteuren als Entscheidungs-grundlage (z. B. Ausgleichszulage Wald).

3. Wissenschaft und Forschung• Das Testbetriebsnetz Kleinprivatwald stellt eine

wichtige Ergänzung zum Testbetriebsnetz desBundes dar, in dem Betriebe unter 200 ha nichterfasst werden.

• Datenmaterial des Testbetriebsnetzes wird fürzahlreiche weiterführende wissenschaftlicheArbeiten herangezogen.

• Das Konzept des Testbetriebsnetzes erlaubt auch,auf spezielle Anfragen Datenmaterial zu liefern.

4. Industrie/Dienstleister• Holzabnehmern bieten die Ergebnisse die Chan-

ce, das Potential dieser Waldbesitzart einzuschät-zen.

• Servicegesellschaften und forstliche Sachverstän-dige nutzen das Testbetriebsnetz für ein angepass-tes Dienstleistungsangebot und verwenden dieDaten als Hintergrundinformation.

Naturale GrundlagenVoraussetzung für den Sektor der Rohstoffprodu-zenten, zu dem auch die Forstwirtschaft gehört,sind Informationen, mit welchen naturalen Mittelndie Betriebe ausgestattet sind. Jeder Betrieb erhältfür seine Teilnahme ein Betriebsgutachten. Es lie-fert Informationen über Baumartenanteile,Betriebsarten, Holzvorrat, Zuwachs und Nutzungs-potentiale. Im Forstwirtschaftsjahr 2002 nahmen

Tab. 1: Betriebsverteilung in den vier Regionen und vier Größenklassen im Testbetriebsnetz Baden-Württemberg

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156 Betriebe teil, die zusammen 3.644 ha Holzbo-den bewirtschaften. Die Baumarten Fichte, Tanneund Douglasie stellen mit einem Anteil von 78 %die wichtigste Baumartengruppe dar. Bei denBetriebsarten überwiegt der Altersklassenwald miteinem Anteil von 86 %, gefolgt vom Plenterwaldmit 13 %. Niederwälder als Relikte historischerWaldnutzungsformen und Nichtwirtschaftswäldernehmen zusammen 1 % der Holzbodenfläche ein.

DatenerhebungWährend des Jahres dokumentieren die Teilnehmerdes Testbetriebsnetzes alle forstlichen Tätigkeitenund die damit verbundenen Erträge und Kosten.Mitarbeiter der FVA, seit 2001 auch ein beauftrag-tes Forstunternehmen, besuchen jährlich die Betrie-be. Gemeinsam mit den Betriebsleitern werden dieerfassten Aufwands- und Ertragsdaten des jeweili-

gen Wirtschaftsjahres besprochen und in entspre-chende Formblätter übertragen. Im Laufe der Zeitwurde die Datenmenge beständig ausgeweitet.Dreh- und Angelpunkt des Betriebsgeschehens undKernbereich des Betriebsertrags sind der BereichHolzernte und die Verwertung der aufbereitetenSortimente. In diesem Kontext werden folgendeKenngrößen erfasst:• Holzeinschlag (Forstwirtschaftsjahr 2002: 8,1

fm/ha)• Holzverwertung• Kalamitätsholzanfall• Nebennutzungen (z. B. Weihnachtsbäume und

Zierreisig).Insgesamt bietet das Testbetriebsnetz einen detail-lierten Überblick über die wesentlichen ertragsbe-stimmenden Faktoren wie z. B. den durchschnitt-lichen Holzerlös der wichtigsten Baumarten.

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 33 LWFaktuell

Abb. 1: Entwicklung des Holzeinschlags und der Holzerträge im Testbetriebsnetz Baden-Württemberg

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Darstellungder Fördermittel, nachdem sich gesellschaftlicheAnforderungen häufig über die Ausgestaltung ent-sprechender Förderprogramme erreichen lassen.Hierzu zählen auch Fördertatbestände wie die Aus-gleichszulage Wald (AGZ), die in benachteiligtenGebieten eine nachhaltige Waldnutzung im Interesseder Gesellschaft erleichtern soll. In zweifacher Hin-sicht hat die AGZ eine Beziehung zum Testbetriebs-netz. Zum einen können Daten aus dem Testbe-triebsnetz diese Förderung untermauern, zum ande-ren dokumentieren sie deren Bedeutung für dasFamilieneinkommen. Nach den beiden Jahrhundert-stürmen 1990 und 2000 flossen die Ergebnisse in dasExistenzsicherungsprogramm des Landes ein undhalfen mit bei der Einkommenssicherung der zumTeil schwer betroffenen Betriebe. Im Weiteren wer-den noch sonstige Erträge wie zum Beispiel der Jagd-ertrag oder Entschädigungen/Gestattungen erfasst.Auf der Aufwandsseite werden folgende Kenngrö-ßen ermittelt:

• Arbeitszeit der Familienmitglieder und angestell-ten Fremdarbeitskräfte (Forstwirtschaftsjahr2002: 12 Akh/ha);

• Schlepperstunden;• Investitionen;• Abschreibungen;• Unternehmer- und Fremdmaschineneinsatz;• Kosten für Betriebsmittel, Material und Reparaturen;• Betriebsversicherungen und Verwaltung.Abbildung 2 zeigt wichtige Aufwands- und Lei-stungsdaten.

Die Auswertungen liefern einen sehr genauen Ein-blick in die betriebswirtschaftliche Situation derprivaten Waldbesitzer. Die aus dem Datenmaterialgewonnenen wichtigen betriebswirtschaftlichenErfolgsgrößen sind:• der Deckungsbeitrag (Forstwirtschaftsjahr 2002:

431 €/ha)• das Roheinkommen (Forstwirtschaftsjahr 2002:

329 €/ha)

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• das Betriebsergebnis (Forstwirtschaftsjahr 2002:78 €/ha).

Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die Ent-wicklung von Deckungsbeitrag, Roheinkommensowie Betriebsergebnis mit und ohne Fördermittelin den vergangenen 24 Jahren.

Die Ergebnisse werden jährlich veröffentlichtund bilden die Grundlage für den Bericht desMinisteriums Ländlicher Raum Baden-Württem-berg (MLR) zur Lage der Land- und Forstwirt-schaft. Das Langzeitprojekt blickt inzwischen aufein viertel Jahrhundert zurück. Neben diesenBerichten und Beiträgen in Fachzeitschriften istdie Darstellung langer Zeitreihen die wesentlicheStärke des Monitoringsystems. Aus der Entwick-lung der einzelnen Verläufe lassen sich Tenden-

zen ablesen sowie künftige Entwicklungen pro-gnostizieren.

Auf den ersten Blick ist der Eindruck eines „Zah-lengrabes“ oft nur schwer zu zerstreuen. Das Test-betriebsnetz wurde daher in der Vergangenheithäufig von externer Seite (z. B. Rechnungshof)wie auch intern hinterfragt. Schließlich konnte dieBedeutung des Netzes, die von der betrieblichenBeratung über sozioökonomisches Monitoring bishin zur optimalen Gestaltung von Förderprogram-men reicht, jedes Mal unter Beweis gestellt wer-den. Die Langzeitdaten ermöglichen in zuneh-menden Maße Detailanalysen und stellen daherauch für wissenschaftliche Studien eine wichtige,international anerkannte und gefragte Grundlagedar.

SCHWERPUNKTTestbetriebsnetz

Nr.42/2003 34 LWFaktuell

Abb. 2: Entwicklung der Arbeitsproduktivität und des Zeitaufwands im Testbetriebsnetz Baden-Württemberg

Abb. 3: Deckungsbeitrag, Roheinkommen, Betriebsergebnis mit und ohne Fördermittel im Testbetriebsnetz Baden-Württemberg

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Vom 26. bis 29. Juni kamen trotz der hochsommer-lichen Temperaturen etwa 8.000 Besucher auf dasMessegelände in Straubing, um sich auf der „Bio-masse 2003“ einen umfassenden Überblick über dieverschiedenen nachwachsenden Rohstoffe und dieSolarenergie zu verschaffen. Auf der „Biomasse 2003“ informierte die LWF dieBesucher über ihre Forschungsergebnisse zur Bereit-stellung und Lagerung von Brennholz und Hack-schnitzeln. Zusätzlich wurden die ersten Ergebnisseder Anbauversuche mit schnellwachsenden Baumar-ten im Kurzumtrieb vorgestellt. Insbesondere Land-wirte zeigten sich an dieser neuen Nutzungsform fürihre Stilllegungsflächen sehr interessiert. Das Quizam Stand der LWF, bei dem es als Hauptpreise einHüttenwochenende und eine Motorsäge zu gewin-nen gab, war ein zusätzlicher Publikumsmagnet. Dader Eintritt zur „Biomasse“ kostenlos war, kamenauch zahlreiche Familien, die bis zu diesem Zeit-punkt noch keinen Gedanken an eine Holzheizungverschwendet hatten. Während sich die Eltern amStand der LWF unverbindlich informierten, konntesich der Nachwuchs mit Kreiseln und anderen klei-nen Präsenten der LWF beschäftigen.In Augsburg hatte die „HolzEnergie“ vom 18. bis21. September ihre Tore geöffnet. 6.100 Fachbesu-cher nutzten diese Gelegenheit, um sich bei den 152in- und ausländischen Ausstellern über den Standder Technik bei der energetischen Nutzung von Holzzu informieren. Daneben diskutierten Aussteller undFachbesucher intensiv die zu erwartenden Entwick-lungen, Tendenzen und Perspektiven. Die wenigenruhigen Minuten im Lauf der Messetage nutzten dieAussteller zum Erfahrungsaustausch und zu einemkurzen Bummel über das Messegelände.Auf Grund der geringeren Fläche des Messestandesmusste sich die LWF bei der „HolzEnergie“ auf die

Bereitstellung und Lagerung von Brennholz undHackschnitzeln beschränken. Dennoch war auchdiesmal der Stand der LWF wieder gut besucht. ImGegensatz zur „Biomasse 2003“ kam nach Augs-burg jedoch hauptsächlich Fachpublikum. Dies wardeutlich an den zahlreichen, gezielten Fachfragenan das Personal der LWF zu spüren. Viele Besucherlobten außerdem den Stand der LWF, da sie sich beieiner Behörde objektiv und ohne den Zwang,„etwas kaufen zu müssen“, informieren konnten. Großen Publikumserfolg und reger Nachfrage erfreu-te sich der Stand der LWF im Rahmen des ZentrumsWald Forst Holz auf der „Heim + Handwerk” vom29.11. bis 7. 12. 2003 in München. Wir blicken in dersicheren Gewissheit, mit der Holzenergie nicht aufdem Holzweg zu sein, auf die Messeauftritte derLWF 2003 zurück. Das Personal der LWF verbrachtedieses Jahr einige intensive und anstrengende Messe-tage. Dennoch lernten alle an diesen Tagen viel dazuund knüpften zahlreiche neue Kontakte. Daher wol-len wir auch nächstes Jahr wieder an verschiedenenMessen teilnehmen und unser Wissen weitergeben.

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 35 LWFaktuell

Reges Interesse an nachwachsenden Rohstoffen

Bürgernahe Messeauftritte der LWFvon Christoph Baudisch und Stefan Wittkopf*

Im Jahr 2003 fanden in Bayern wieder zwei der größten deutschen Messen zum Thema „Holzenergie“ statt.

Die LWF war auf beiden Ausstellungen mit einem eigenen Messestand vertreten. Ebenso präsentierte die

LWF im Rahmen des Zentrums Wald Forst Holz auf der Messe „Heim + Handwerk” die energetische

Nutzung von Holz.

* CHRISTOPH BAUDISCH und STEFAN WITTKOPF sind Holzenergieberater im Sachgebiet IV „ Betriebswirtschaft und Waldarbeit“ der LWF.

Abb. 1: Minister Wiesheu erkundigt sich auf der Messe Heim + Handwerk bei Herrn Baudisch, LWF, über die Möglichkeiten derenergetischen Nutzung von Holz

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Nr.42/2003 36 LWFaktuell

Methoden Die Zeitstudiendaten wurden mit dem Fortschritts-zeitverfahren (REFA 1991) ermittelt. Innerhalb die-ses Verfahrens wurden die Zeiten chronologisch, inder Abfolge also „fortschreitend“, festgehalten.Dies gewährt einen Einblick in den Arbeitszeitbe-darf, Prozessabläufe lassen sich rekonstruieren.Eine kontinuierlich fortlaufende Uhr erfasst die Zei-ten, die Ablaufabschnitte werden separat notiert(LÖFFLER 1992; REFA 1991). Bei den Zeitstudienwurden mobile Datenerfassungsgeräte des TypesEG 20 der Firma Latschbacher eingesetzt. Mit die-ser Technik ist es möglich, Einzelzeiten undAblaufabschnitte zu speichern sowie gleichzeitigBezugsgrößen wie Stammzahl und HAB-Nummerneinzugeben. Auf einem dafür entwickelten Aufnah-meformular wurden zusätzlich die einzelnen Zyklenmit Bezugsgrößen sowie auftretende Störungennotiert. Die Zeitstudien wurden mit dem Tabellen-kalkulationsprogramm „EXCEL“ ausgewertet.

Aufnahmezyklus und AblaufabschnitteAbbildung 1 zeigt die einzelnen Ablaufabschnitteund Varianten der Trailerbeladung. Der Vorgangvon der Holzaufnahme des Forwarders bis zurLeerfahrt in den Bestand stellt einen Zyklus dar.Unterschiedliche Ausgangssituationen erforderneine Beladung des Trailers grundsätzlich in ver-schiedenen Prozessabfolgen. Die in Abbildung 1grau unterlegten, zweistelligen Ablaufabschnitteumfassen alle Varianten der Polterung und Trailer-beladung mit dem Forwarder. Die Summe aus rei-ner Arbeitszeit (RAZ) und allgemeinen Zeiten (AZ)ergibt die Gesamtarbeitszeit (GAZ).

Abb. 1: Gliederung des Arbeitsablaufes in Ablauf-abschnitte

Massen und BezugsgrößenDie Stammzahlen und Massen pro beladenem Trai-ler ließen sich aus den Frachtbriefen in Verbindungmit den Werkseingangslisten der beteiligten Forst-ämter ermitteln.

ErgebnisseDie Studie konzentrierte sich insbesondere auf denVerladevorgang, denn sonstige Arbeiten (Rückenim Bestand etc.) verändern sich in Bezug auf her-kömmliche Holzerntesysteme nicht oder nur unwe-sentlich. Das heißt, anstatt eines Ablaufabschnitts„Poltern des Holzes am Waldweg“ erfolgte eine„direkte Beladung auf den Trailer“ mit zusätzlichen

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Neue Verfahren beschleunigen die Holzerntekette

IHT-Logistik-Projekt: Zeitstudien zur Trailerbeladung

von Michael Lutze*

Die „Integrierte Holzernte mit Trailersystem“ (IHT) ist ein relativ neues Verfahren im Bereich Holzernte-

kette. Für ihre Analyse und Weiterentwicklung stellen Zeitstudien ein bewährtes Instrument dar. Im Rahmen

des IHT-Projektes wurde diese Methode angewandt, um einen Vergleich des Arbeitszeitbedarfes für den

Forwarder, zwischen konventionellem Rücken und Poltern und dem IHT-Verfahren mit Direktverladung zu

ermöglichen.

* DR. MICHAEL LUTZE ist Mitarbeiter im Sachgebiet IV „Betriebswirtschaft und Waldarbeit“ der LWF.

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Arbeiten (Zählen und Ausfüllen des Lieferscheins,gegebenenfalls kurze Besprechungen mit Revierlei-ter, Einsatzleiter oder Harvesterfahrer, die den sach-lichen Verteilzeiten zugeordnet wurden).In Tabelle 1 sind die Mittelwerte der Zeitstudienangegeben. Ihnen kommt zwar kein repräsentativer

Charakter für bayerische Verhältnisse zu, daBestandes- und Rückebedingungen sowie dieGeschicklichkeit der Fahrer großen individuellenSchwankungen unterliegen. Dennoch sind sie hilf-reich für erste Beurteilungen des Verfahrens undlassen sich für Schätzungen verwenden.

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Reine Arbeitszeit (RAZ)1

Allgemeine Zeiten GAZ1

(AZ)1

Ablaufab- Laden Laden

schnitte Last- des Zäh- Leer- im Sachliche Persönliche Störun-

(AA) fahrt Trailers len fahrt Bestand VZ VZ gen

Min/Trailer2 10,10 38,24 7,54 7,54 59,48 13,48 7,06 1,18 146,22

Min/Fm 0,21 1,19 0,16 0,16 2,03 0,28 0,15 0,03 5,00

EZ % 6,95 26,23 5,40 5,40 40,85 9,43 4,85 0,89 100,00

Tab. 1: Ergebnisse von Zeitstudien; Rücken von Standardlängen (4 und 5 Meter) und Direktbeladen von Trailern

Abkürzungen: EZ - Einzelzeiten; VZ - Verteilzeiten; GAZ - Gesamtarbeitszeit (Summe aus RAZ und AZ), ohne Rüstzeiten, die bei derStudie nicht erhoben wurden.1 Mittelwerte von 68 ausgewerteten Zyklen bei vier Fahrern 2 Die durchschnittliche Lademenge der untersuchten Trailer betrug 29,25 fm.

Eine Fokussierung auf die hier besonders interessie-renden Werte für die Direktverladung ergibt: • Der Zeitbedarf für die Direktverladung inklusive

zusätzlicher Arbeiten betrug beim untersuchten Kol-lektiv circa 1:30 bis 1:45 Minuten pro Festmeter.

• Im Einzelfall lagen die Werte um bis zu 30 Pro-zent über/unter den Mittelwerten.

• Um das Holz abfahren zu können, muss der Trai-ler noch angekoppelt und ein leerer am Verlade-punkt abgestellt werden. Der Aufwand für dieseTätigkeiten liegt bei circa einer Minute pro Fest-meter (Schätzgröße aus Einzelbeobachtungen und-befragungen).

• Der gesamte Zeitbedarf für die betrachteten Teil-arbeiten beim Trailersystem schwankt demnachzwischen 2:30 und 2:45 Minuten pro Festmeter.

Für einen Systemvergleich (IHT - Poltern undAbfuhr mit Kran-LKW) sind noch Angaben zum„normalen Poltern“ an der Waldstraße sowie zumBeladen des Kran-LKW’s erforderlich. Der Zeit-bedarf für das Poltern liegt nach Informationenvon zwölf befragten Forwarderfahrern bei 0:45 bis1:00 Minuten/Festmeter für vergleichbare Sorti-mente und Maschinen. Aus diesen Beobachtungenund Einschätzungen ergibt sich zunächst einMehrbedarf bei der Direktbeladung von ca. 40

Sekunden pro Festmeter. Hinzu kommt allerdingsnoch der Zeitaufwand für das Verladen mit demKran-LKW. Zur Beladung dieses Systems mitcirca 25 Festmetern (Fichte SL) schätzten achtFuhrunternehmer einen Gesamtzeitaufwand von30 bis 40 Minuten. Dies entspricht etwa 1:10 bis1:35 Minuten pro Festmeter. Die Summe der Zei-ten für das herkömmliche Verfahren liegt somit beiungefähr 1:55 bis 2:35 Minuten pro Festmeter(Tabelle 2).Eine IHT mit Direktbeladung benötigt nach diesenErgebnissen - betrachtet man nur die verschiedenensystembedingten Ladevorgänge - etwas mehr Zeitals herkömmliche Verfahren. Bei einer Differenzie-rung zwischen Rückemaschinen und Holztranspor-ter arbeitet der Forwarder bei der Trailerbeladungeindeutig unproduktiver als bei traditionellen Syste-men. Für die Zugmaschinen ergeben sich insgesamtkeine bedeutenden zeitlichen Unterschiede. Einzeitlicher Mehr- oder Minderaufwand von etwa 20bis 30 Minuten pro Trailer/Kran-LKW für Ladevor-gänge ist aber nur ein Faktor, der die Rentabilitätder Systeme beeinflusst. Für den Logistiker ist vorallem die Tonnage pro Fracht von Bedeutung. Indiesem Punkt zeigt sich der Vorteil der Trailersyste-me, da ihre Zuladung höher liegt.

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WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

LiteraturAuf Anfrage beim Autor

Tab. 2: Vergleich IHT (Trailer Direktverladung) und Standardverfahren (Poltern und Laden mit Kran-LKW); wichtige systembedingte Ablaufabschnitte, in denen sich die Verfahren unterscheiden; Werte in Minutenpro Festmeter

Ablaufabschnitte Trailer Direktverladung Standardverfahren

Ladevorgang am Trailer1 1:30 bis 1:45

Poltern an der Waldstraße 0:45 bis 1:00

Trailer ankoppeln/leeren/bereit- 1:00

stellen (circa)

Ladevorgang mit Kran-LKW 1:10 bis 1:35

Summen (circa) 2:30 bis 2:45 1:55 bis 2:35

1 Inklusive Zählen der Stämme und FrachtbrieffertigungAnmerkung: Die Zeiten können bei beiden Verfahren deutlich abweichen, wenn bei der IHT zwischengepoltert werden muss und beimStandardverfahren der LKW beispielsweise zwei Polter für die Beladung anfahren muss.

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Das System „Integrierte Holzernte mit Trailersy-stem (IHT)“ stellt ein relativ neues Verfahren derHolzerntekette innerhalb der Logistikvarianten derBayerischen Staatsforstverwaltung dar. Die LWFbegleitete die Einführung des Verfahrens in der Ein-schlagsperiode 2002/2003 und entwickelte es mitden Beteiligten weiter. Das Projekt umfasste rund52.000 Festmeter, davon 30.000 Festmeter Stan-dardlänge Fichte/Tanne, in fünf beteiligten Forst-ämtern der Forstdirektion Oberbayern-Schwaben.Die bereitgestellten Standardlängen wurden an dreiStammkunden verkauft.Wesentliche Ziele des Projekts waren: • Darstellung der Prozessabläufe; • Erarbeitung der Einsatzvoraussetzungen;• Aufzeigen von Vor- und Nachteilen dieser Logis-

tikvariante.

Das Verfahren „Integrierte Holzernte mitTrailersystem“

Die Bestände für die anstehenden Holzerntemaß-nahmen wählt der Revierleiter aus. Einschlag, Rücken und Transport der Holzmengen liegen inder Hand eines Generalunternehmers. Er stellt dasHolz dem Kunden Frei Werk bereit. Der wesentli-che technische Unterschied zur konventionellenHolzabfuhr mit einem Kran-LKW liegt in derDirektbeladung eines Sattelaufliegers (Trailer) mitdem Forwarder (Abbildung 1a). Das ansonstenübliche Poltern an der Waldstraße entfällt. Dazustellt eine LKW-Zugmaschine einen leeren Traileram Hiebsort ab und fährt einen bereits vom For-warder beladenen Trailer zum Kunden. Im (Säge-)Werk entlädt der Kunde den Trailer (Abbildung 1b).

Der leere Auflieger wird erneut am Hiebsort zurBeladung bereitgestellt.

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 39 LWFaktuell

Eine Variante zur Frei-Werk-Lieferung mit LKW

Integrierte Holzernte mit Trailersystem (IHT)

von Andreas Schäfer und Michael Lutze*

Innerhalb der technischen Produktion nimmt der Kostenfaktor Holztransport vom Wald zum Kunden eine

zentrale Rolle ein. Dauerhaft niedrige Holzpreise, hohes Lohnniveau und steigende Abgabenlast reduzieren

tendenziell die Gewinnspanne des Holzanbieters. Der zunehmende Wettbewerb der Holproduzenten ver-

schärft die Situation und erfordert von den Akteuren, Optimierungspotentiale in der forstlichen Produk-

tionskette zu erkennen und zu mobilisieren.

* DR. MICHAEL LUTZE und ANDREAS SCHÄFER sind Mitarbeiter im Sachgebiet IV „Betriebswirtschaft und Waldarbeit“ der LWF.

Abb. 1a: Beladung des Trailers mit dem Forwarder

Abb. 1b: Entladung im Werk

Der Prozessablauf bezieht vier Funktionsträger ein:Forstamt, Revierleiter, Generalunternehmer undKunde. Abbildung 2 stellt vereinfacht den Prozess-ablauf und den Weg des Holzes vom Einschlag biszum Kunden dar. Charakteristika des Verfahrenssind ineinandergreifende Abläufe mit kurzenDurchlaufzeiten vom Einschnitt bis ins Werk und

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die dominierende Rolle des Generalunternehmers.Das Holz ist im Idealfall bereits drei Tage nach demEinschnitt beim Kunden.

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 40 LWFaktuell

Abb. 2: Ablauf der Frei-Werk-Lieferung mit Trailersystem

Einsatzvoraussetzungen für IHTAus den Ergebnissen der Prozessanalyse und einge-henden Gesprächen mit den beteiligten Akteurenergaben sich spezifische Einsatzvoraussetzungenfür das Trailersystem. Die gezielte Vorbereitungund Planung durch den Revierleiter in Absprachemit dem Verkaufsleiter ist die wichtigste Einsatz-voraussetzung seitens des Forstamtes für denAblauf der Holzbereitstellung. Die Anforderungenan den Generalunternehmer und seine Subunterneh-mer gehen bei Frei-Werk-Lieferung in Kombinationmit Trailerdirektbeladung über die allgemeinenAnforderungen bei der maschinellen Holzernte hin-aus. Der Schwerpunkt liegt dabei besonders in derBereitstellung von ausreichenden Transportkapa-zitäten und geeigneten Zugmaschinen. Weiterhinträgt auch der Kunde als letzter Akteur in der Pro-zesskette durch kontinuierliche Holzabnahmewesentlich zum reibungslosen Ablauf der Holzern-tekette bei. Tabelle 1 zeigt die wichtigsten Einsatzvorausset-zungen und verantwortlichen Akteure für eineneffektiven Einsatz des Trailersystems.

Vor- und Nachteile des TrailersystemsDer Einsatz des Trailersystems in der Holzernte bringtfür die beteiligten Akteure (Verkäufer, Generalunter-nehmer und Kunden) zahlreiche technische und orga-nisatorische Vor- und Nachteile mit sich. Tabelle 2gibt eine Übersicht über die wesentlichsten Vor- undNachteile bei der Anwendung dieses Systems.

Tab. 1: Einsatzvoraussetzungen für das Trailer-system

Forstamt:- Gezielte Auswahl der Bestände- Trailerfähige Erschließung mittels geeigneter

Streckenführung- Präziser Arbeitsauftrag für den Generalunter-

nehmer- Arbeitsspitze in der Einschlagsperiode muss

der Revierleiter bewältigen können

Generalunternehmer:- Bereitstellung von flexiblen Trailerkapazitäten- Bereitstellung von geeigneten Zugmaschinen

(vor allem im Wintereinschlag)- Transparente Frachtbrieffertigung

Kunde:- Zügige Entladung mit werkseigenen Maschi-

nen und eigenem Personal- Kontinuierliche Abnahme der bereitgestellten

Holzmengen- Nachvollziehbare Werkseingangsvermes-

sungslisten

Tab. 2: Vor- und Nachteile des Trailersystems

Vorteile: - Forstschutzproblem entfällt- Schnelle Abrechnung der Holzmengen- Umsatz von großen Mengen in kurzer Zeit- Geringer Lagerplatzbedarf im Wald- Beschleunigte Abrechnung mit Unternehmer- Einsatzleiter vor Ort- Bereitstellung von frischem Holz „just in time“- Festigung der Kundenbindung

Nachteile:- Störanfällige Holzerntekette

(Forstamt-Unternehmer-Säger)- Höherer Organisations- und Zeitaufwand für den

Revierleiter (Vorbereitung und Durchführung)- Begrenztes Einsatzspektrum des Trailers

(Bestände, Erschließung, Trailerplätze, Ver-kehrsanbindung)

- Geringere Leistung beim Rücken - einzelneHiebe dauern länger, Problem vor allem beischlechter Witterung

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Fazit und AusblickDie Kostenentwicklung beim Transport und diegestiegenen Serviceansprüche zwingen den Liefe-ranten, neue Verfahren und Techniken zu entwik-keln. Die Tendenz zur Verarbeitung immer größe-rer Mengen schwachen Holzes, beispielsweise zurProduktion von Zellstoff und OSB-Platte, erfor-dern neue Antworten auf zukünftige Logistikan-forderungen. Die „Integrierte Holzernte mit Trai-lersystem (IHT)“ stellt einen Baustein in derLogistikpalette der Bayerischen Staatsforstver-waltung dar, der die Holzerntekette vom Waldzum Kunden technisch und wirtschaftlich opti-mieren kann.

LiteraturBRUNNER, M. (2002): Einsparpotentiale in unserer

Wald- und Holzwirtschaft. Wald und Holz 2, S. 42-44

CHALOUPEK, W. (2001): Holzflussmanagement vomWald zum Werk. Forstzeitung 7, S. 44-45

HECKER, M. (2002): Qualität und Frische aus demWald - Waldmärkerschaft Uelzen. Forstmaschi-nenprofi, S. 44-45

PETERS, S. (2001): Logistik-Kette für die Kiefer.Forstzeitung 10, S. 34-35

WIPPERMANN, J. (1998): Ein neues Transportsystemfür Kurzholz verbessert die Logistik. Forst undTechnik 1, S. 4-7

Weitere Literatur auf Anfrage beim Autor

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 41 LWFaktuell

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Nr.42/2003 42 LWFaktuell

Nach der Testphase im Winter 1999/2000 wurde imWinter 2002/2003 erneut die Kronenstruktur derEichen auf fünf bayerischen Waldklimastationenmit Hilfe eines Bilderatlasses eingewertet (Abbil-dung 1). Dieser Bilderatlas wurde um detaillierteBeschreibungen der acht Kronenstrukturstufenerweitert. Die Ergebnisse beider Aufnahmen sind inAbbildung 2 dargestellt.Die Anteile der Eichen mit sehr starken und starkenStrukturschäden sind im Winter 2002/2003 an allenbetroffenen Waldklimastationen (Riedenburg,Landau, Rothenbuch) geringer als im Winter1999/2000. Dies ist nur zum Teil auf den Tod vor-mals sehr schlecht verzweigter Bäume zurückzu-führen. Die Eichen auf den Waldklimastationen Landauund Freising weisen die größten Anteile an sehrungünstigen und ungünstigen Kronenstrukturen auf.Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Blattver-lustprozente. An allen fünf Waldklimastationen sinkt der Anteilder Eichen mit ungünstiger Fenster- und Grobast-struktur. Vor allem an den Stationen Riedenburg,Freising und Würzburg ist der Rückgang der Antei-le der Strukturstufen 5 und 6 zugunsten einesAnstiegs der Anteile der Strukturstufen 3 und 4 dra-stisch. Auf den Flächen Riedenburg und Würzburgerhöht sich der Anteil der feinastigen Eichen, auf

den Flächen Landau und Rothenbuch sinkt derAnteil feinastiger Eichen jedoch. In Rothenbuchverringert sich der Anteil feinastiger Eichen vonvormals 34,8 % auf heute 10,6 %. Knickwuchs-und Segmentstadium dominieren heute auf allenbeobachteten Flächen. Der Vergleich der beiden ersten Kronenstrukturan-sprachen bestätigt im wesentlichen die Anspracheder Blattverlustprozente. Sie weisen nach, dassStrukturschäden in der Krone langjährige hoheBlattverluste bewirken. Sie zeigen aber auch, dassein Ausgleich starker Strukturschäden über dieJahre ebenso möglich ist wie eine erneute Ver-schlechterung vormals günstiger Verzweigungsmu-ster. Eine periodische Ansprache der Kronenstruk-tur im Winter kann daher die regelmäßige Aufnah-me im Sommer ergänzen, aber nicht ersetzen.

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Zusammenhang zwischen Kronenstruktur und Belaubung

Kronenstrukturanalyse auf den fünf Waldklimastationen mit Eiche

von Stefanie Hufnagl und Franz-Josef Mayer*

Abb 1: Optimal strukturierte Eiche (links) mit vielfältiger Feinverzweigung (Stufe 1) und strukturarme Eiche (rechts) mit fast völlig fehlender Feinverzweigung (Stufe 7)

* STEFANIE HUFNAGL war Mitarbeiterin, DR. FRANZ-JOSEF MAYER ist Mitarbeiter im Sachgebiet I „Zentrale Dienste und EDV“ der LWF.

Abb. 2: Vergleich der Eichenkronenstrukturstufen mit den Schadstufenanteilen an den fünf Eichen-Waldklimastationen 2000 und 2003

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Im Schlosspark Nymphenburg ließ ParkarchitektVON SCKELL um 1800 an markanten und gestalte-risch wichtigen Stellen einheimische Eichen pflan-zen, die inzwischen zu eindrucksvollen Altbäumenherangewachsen sind (Abbildung 1).

national anerkannten und langjährig erprobtenMethoden der Waldzustandserhebung bewertet. Der Vergleich der Schadstufenverteilung bei denbelaubten Kronen im Sommer im SchlossparkNymphenburg mit der Schadstufenverteilung aufden Eichenflächen der Waldzustandserhebung zeigtfür den Park einen deutlich größeren Anteil anEichen in den höheren Schadstufen.Die Blattverlustprozente im Schlosspark Nymphen-burg wurden ebenfalls mit den Ergebnissen der letz-ten Waldzustandserhebung 2003 verglichen (Abbil-dung 3). Hier spiegeln sich noch einmal die Ergeb-nisse der Schadstufenbewertung wider. Im Durch-schnitt zeigen die Eichen bayernweit ein Blattver-lustprozent von 19,4 (über 60 Jahre von 22,1). Die

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 43 LWFaktuell

Eichen auf dem Prüfstand

Erhebung des Gesundheitszustandes der Eichen im SchlossparkNymphenburg

von Franz-Josef Mayer und Stefanie Hufnagl*

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) untersuchte auf Anfrage der Bayerischen Ver-waltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen den Gesundheitszustand der Eichen im Schlosspark Nym-phenburg. Im vergangenen Jahr regte Finanzminister Prof. DR. KURT FALTLHAUSER die Studie an, um herauszu-finden, ob die Gesundheit der Eichen in Gefahr ist und welche Konzepte zum Schutz der historischen Eichenbe-stände angewendet werden können.

Im 225 ha großen Schlosspark existieren über 1250Eichen, die 50 Jahre und älter sind. Die Schlösserver-waltung kartierte den gesamten historischen Eichen-bestand. Sie stellte das Kartenmaterial (Abbildung 2)der LWF zur Verfügung, die darauf basierend einerepräsentative Stichprobe der Alteichen auswählteund auf ihren Gesundheitszustand hin überprüfte.

Was grünes Laub und kahle Kronen verraten

Bei der Begutachtung der Eichen im Winter wurdendie Verzweigungsmuster der kahlen Kronen nachder Arbeitsanweisung der ArbeitsgemeinschaftDauerbeobachtung des Bundes und der Länder, dieDichte der Belaubung im Sommer nach den inter-

Abb. 2: Verteilung der untersuchten Eichen im Schlosspark Nymphenburg

Abb. 1: Alteichen säumen eine Sichtachse zum Schloss

* STEFANIE HUFNAGL war Mitarbeiterin, DR. FRANZ-JOSEF MAYER ist Mitarbeiter im Sachgebiet I „Zentrale Dienste und EDV“ der LWF.

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Eichen im Schlosspark Nymphenburg weisen miteinem Mittel von 34,4 Prozent durchschnittlichhöhere Verluste auf.Der Vergleich der Kronenstruktur im Winter zeigtschlechtere Verzweigungsstrukturen der Eichen desSchlossparks Nymphenburg gegenüber den Eichenauf den bewerteten Waldflächen an den bayerischenWaldklimastationen (Abbildung 4). Zusätzlich zu den erwähnten Kriterien wurden nochan einem Eichenstamm die Jahrringe analysiertsowie Auffälligkeiten, wie etwa biotische Schäden(z. B. Insekten- und Pilzbefall), oder waldbaulicheBesonderheiten festgehalten und diskutiert.

Nymphenburg nicht optimal ist. Deutlich unter-scheidet sich der Gesundheitszustand der Eichenauf Bayerns Dauerbeobachtungsflächen, die imVergleich besser abschneiden, von den Nymphen-burger Eichen. Sommer- wie Wintererhebung führ-ten tendenziell zu den gleichen Resultaten.Der Vorteil einer Wintererhebung liegt darin, dasssie langjährige Entwicklungen besser widerspiegeltund die Baumkronen im Winter besser einzusehensind. Für eine Erhebung im Sommer spricht, dassnur im belaubten Zustand der aktuelle Gesundheits-zustand genau einzuschätzen ist. Überdies liegenfür eine Sommererhebung alljährlich Vergleichsda-ten aus der Waldzustandserhebung vor. Überregio-nale Trends können so sicherer bestimmt werden.Sekundärschäden wie Wasserreiser, Frostleisten und-risse, Insekten- oder Pilzbefall waren an insgesamt23 Bäumen zu finden. Dies entspricht 18 Prozentder untersuchten Eichen. Einige Bäume werden ausSicherheitsgründen genauer untersucht.Eine Jahrringanalyse weist nach, dass seit etwa1989 die Ringbreitenbildung tendenziell nachlässt.Dieses Nachlassen an Wuchskraft könnte auch Aus-druck in der aktuellen Kronenstruktur und Belau-bungsdichte finden. In den letzten Jahren zeigt sichbei der Ringbildung eine schwache Erholung, dieaber auf Grund ihrer geringen Ausprägung keineUmkehr dieser Tendenz bedeuten muss. Als mögliche Ursachen für den angeschlagenenGesundheitszustand der Eichen im SchlossparkNymphenburg sind Umwelteinflüsse innerhalb desStadtgebietes von München sehr wahrscheinlich.Schadstoffkonzentrationen sowie erhöhte Tempera-turen in der Stadt können sich hier auswirken. In einer gemeinsamen Pressemitteilung der Bayeri-schen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärtenund Seen und der Landesanstalt für Wald und Forst-wirtschaft wurde die Öffentlichkeit über die Ergeb-nisse informiert. Zusätzlich ist die Untersuchung des Befalls mitdem Phytophthora-Fäulepilz an ausgewähltenEichen noch in diesem Jahr geplant. Dieser Pilzbefällt die Feinwurzeln der Eichen und steht imVerdacht, durch die Reduzierung der Feinwurzel-menge auch die Belaubungsdichte negativ zu beein-flussen (JUNG 1998).Literatur auf Anfrage beim Verfasser

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 44 LWFaktuell

Nymphenburger Eichen teilweise inBedrängnis

Die Ergebnisse der Inventur zeigen, dass derGesundheitszustand der Eichen im Schlosspark

Abb. 3: Vergleich der Schadstufenverteilung im Schlosspark Nymphenburg mit der Vertei-lung der Schadstufen bei den (über 60-jäh-rigen) Eichen bei der Waldzustandserhe-bung 2003 in Bayern

Abb. 4: Vergleich der Anteile der Kronenstruktur-stufen Nymphenburg 2003 mit den Kronen-strukturstufen an den fünf Waldklimastationen

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Berichte über Schäden an der Baumart Tanne gibtes bereits aus vorigen Jahrhunderten (SCHEIDTER

1919). WIEDEMANN berichtete im Jahr 1927 überdas Tannensterben und beschrieb die Symptomegenau (in: CRAMER 1984). Mitte der sechziger Jahrewurden in Europa wieder Schädigungen an Tannenbeobachtet. Stärkere Anzeichen des sogenannten„Tannensterbens“ traten zunächst in Süddeutsch-land vor allem im Schwarzwald und OberpfälzerWald auf. Besonders deutlich nahmen die Schädennach 1976 zu. In diesem Jahr wurde neben einerlang andauernden Trockenphase der höchsteSchwefeldioxidausstoß in Deutschland gemessen(SEITSCHEK 1990). Neben absterbenden Tannenwurden starke Kronenverlichtungen, Wasserreiser-bildung und Zuwachsdepressionen beobachtet. Inden Folgejahren breiteten sich die Symptome rapideaus. Betroffen war ab Ende der siebziger Jahre auchder Alpenraum. Dies führte zur Anlage erster Dau-erbeobachtungsflächen im natürlichen Verbrei-tungsgebiet der Tanne in Bayern und Baden-Würt-temberg. Periodische Aufnahmen sollten den Scha-densverlauf am Kriterium des Kronenzustandesdokumentieren und die Ursachen der Symptomeheraufinden.

ErgebnisseIn der Entwicklung des Schädigungsgrades der Tan-nen zeigt sich über alle Dauerbeobachtungsflächenhinweg ein weitgehend gleichgerichteter Verlauf. Nach einer starken Zunahme der Nadelverluste unddem Erreichen der bisher höchsten Verlustprozentebis etwa 1986 erholte sich bis Anfang der neunziger

Jahre der Vitalitätszustand auf den Tannen-Dauer-beobachtungsflächen. Seitdem stagniert der mittlere Nadelverlust mitgeringen Schwankungen auf diesem Niveau Im bayerischen Alpenraum nimmt der Anteil stärkerverlichteter Tannen seit 1997 wieder zu. Auch dieErgebnisse der jährlichen Waldschadenserhebungauf Rasterstichprobenpunkten zeichnen diesenSchadverlauf der Tanne in Grundzügen nach. ImStichprobenkollektiv der Länder weisen in allenJahren mindestens 46 % aller Tannen mit durchge-hender Beobachtung Nadelverluste von mindestens30 % auf (Abbildung 1). Besonders hohe Anteilewaren in den Jahren 1989, 1993 und 1996 zu ver-zeichnen. Über die Ursachen für die neuartige Tan-nenerkrankung wird immer noch diskutiert. Sicherist, dass die Tanne besonders empfindlich aufSchwefeldioxidemissionen reagiert. So zeigen auchZuwachsmessungen deutliche Vitalitätssteigerun-gen, sobald schädigende Schwefeldioxidemissionenverringert wurden (ELLING 1999). Bereits in denachtziger Jahren veröffentlichte Studien weisen aufdie von Bodenpilzen (BLASCHKE 1982) primärgeschwächten Tannen (ELLING 1993) hin.Schädigungen der Primärkrone vermag die Tanneim Gegensatz zu vielen anderen Baumarten durchBildung von Wasserreisern am Stamm und Ersatz-trieben in der Krone teilweise zu kompensieren.Stark geschädigte Tannen können so noch langeüberleben. In Ausnahmefällen kann die sekundäreWasserreiserkrone mit der Zeit die geschädigte Pri-märkrone in ihrer Funktion ganz ersetzen und so zueiner Regeneration des Vitalitätszustandes der

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Nr.42/2003 45 LWFaktuell

Entwicklung des Gesundheitszustandes der Tanne in Europa

Geschichte der Waldschäden an Tanne

von Stefan Meining und Franz-Josef Mayer*

Die Tanne ist eine auf Luftverschmutzung besonders empfindlich reagierende Baumart, die vor allem in den

siebziger Jahren bei hoher Schwefeldioxidbelastung erhebliche Schäden zeigte. Auch wenn sich der Kro-

nenzustand einzelner stark geschädigter Tannen wieder verbessern konnte, zeigt eine Auswertung aller

Tannen im Level-1-Netz seit 1996 nur eine geringe Abnahme des Anteils der Tannen in Schadstufe 2 bis 4

(deutliche Schäden).

* STEFAN MEINING ist Mitarbeiter in der Abteilung Waldschutz der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg, DR. FRANZ-JOSEF

MAYER ist Mitarbeiter im Sachgebiet I „Zentrale Dienste und EDV“ der LWF. Beide sind zuständig für die Waldzustandserhebung.

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im Thüringer Schiefergebirge, ist die Tannenmistelallerdings sehr selten und spielt unter Artenschutzge-sichtspunkten eine gewisse Rolle (SCHMIDT 1999).

LiteraturBAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WALD UND FORST-

WIRTSCHAFT (2001): Bayerischer Waldzustands-bericht 2001. Freising, 63 S.

BLASCHKE, H. (1982): Schadbild und Ätiologie desTannensterbens - III. Das Vorkommen einerPhytophthora-Fäule an Feinwurzeln der Weiß-tanne (Abies alba Mill.), Eur.J.For.Path

BRAUN, A. (1995): Tannenerkrankungen: 15 JahreUntersuchungen zum Krankheitsverlauf auf denBeobachtungsflächen der FVA. In: Waldwirt-schaft und Waldökologie - Beiträge aus derBetriebsforschung. Agrarforschung, Bd. 26, S.160-169; zugleich Mitteilungen der FVA Baden-Württemberg, Bd. 194

BRAUN, A.; SCHRÖTER, H. (1997): Entwicklung derVitalität von Tannen auf Dauerbeobachtungsflä-chen. AFZ/Der Wald, S. 1372-1375

CRAMER, H.H. (1984): Über die Disposition mittel-europäischer Forsten für Waldschäden. Pflan-zenschutznachrichten BAYER, Heft 2

ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropasmit den Alpen. 5. Auflage, Eugen Ulmer Verlag,Stuttgart, 1095 S.

ELLING, W. (1993): Immissionen im Ursachenkom-plex von Tannenschädigung und Tannensterben.AFZ, S. 87-95

ELLING, W. et al. (1999): Zuwachsdepression anTannen durch Emissionen des Kraftwerks Penz-berg. Jahresbericht der Fachhochschule Weihen-stephan und der Versuchsanstalt für GartenbauWeihenstephan, S. 64-72

FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-WÜRTTEMBERG (2001): Waldzustandsbericht 2001

FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT

BADEN-WÜRTTEMBERG (2001): Beobachtungsflä-chen Waldschäden - Tanne

SEITSCHEK, O. (1990): Versuch einer Zwischenbilanz.Allgemeine Forstzeitschrift, S. 377 - 379, München

SCHEIDTER, F. (1919): Das Tannensterben im Fran-kenwalde. Naturwissenschaftliche Zeitschrift fürForst- und Landwirtschaft, S. 69 - 90, Stuttgart

SCHMIDT, O. (1999): Waldschutzsituation an Tannein bay. Wäldern 97/98, Forst u. Holz, S. 368-369

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 46 LWFaktuell

Tanne führen. Auch stark geschädigte Tannen kön-nen sich wieder erholen (Abbildung 2).

Abb. 1: Prozentanteil der Tannen (mit durchgehen-der Beobachtung seit 1988) im Level-I-Netzin Schadstufe 2 bis 4 (mindestens 30 % Kronenverlichtung)

Abb. 2: Beispiel einer stark geschädigten Tanne inden Jahren 1985 bis 2002, die eine deut-liche Revitalierung aufweist (Bild a,b:SCHRÖTER, c: MEINING, beide FVA Baden-Württemberg)

Mistel Auch Mistelbefall kann die Vitalität der Tannen schwä-chen. Die Mistel (Viscum album) lebt halbparasitisch inder Baumkrone und entzieht dem Baum mit ihren Rin-den- bzw. Senkerwurzeln Wasser und Nährsalze. Aus-wertungen langjähriger Aufnahmen ergeben einen ein-deutigen Zusammenhang zwischen dem Nadelverlustund der Mistelbefallsstärke. Tannen mit mittlerem bzw.starkem Mistelbefall liegen im Gegensatz zu Bäumenohne oder nur mit geringem Befall deutlich über demmittleren Nadelverlustprozent. Die Mistel besiedeltnicht vorzugsweise stärker geschädigte Tannen, viel-mehr führt die Besiedelung der Baumkronen zu einerstetigen Verschlechterung des Vitalitätszustandes. Eswird angenommen, dass der Wasser- und Nährstoffent-zug durch die Mistel einen zusätzlichen Stressfaktorfür den Baum darstellt. Im Randbereich der natürlichenVerbreitung der Weißtanne, z. B. im Frankenwald und

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UrsprüngeDer „Christbaum“ hat viele Ursprünge. Die Ver-wendung grüner Zweige zur Winterszeit ist schonseit römischer Zeit belegt. Eine wichtige Wurzel derVerwendung von Weihnachtsbäumen liegt immittelalterlichen Krippenspiel in der Kirche. Vordem eigentlichen Krippenspiel fand das Paradies-spiel statt, in dem gezeigt wurde, wie durch Adamund Eva die Sünde in die Welt kam. Zu diesemSpiel gehörte ein mit Äpfeln behängter „Paradies-baum“, der durchaus auch ein winterkahler Laub-baum sein konnte. Der Apfel diente hier als Zeichender verbotenen Frucht und erinnerte so an den Sün-denfall. In Norddeutschland schmückte man nochim 19. Jahrhundert den Christbaum mit Adam undEva und der Schlange, die entweder gebacken oderaus Holz geschnitzt wurde.

Seit wann besteht der Brauch?Der Brauch, an Weihnachten einen grünen Baumzuhause aufzustellen, ist relativ jung. Aus demMittelalter ist uns nichts davon überliefert. Erst mit

Beginn der Neuzeit, also etwa seit 1500, tauchenerste Hinweise auf. Sie stammen alle aus dem deut-schen Sprachraum. Das Brauchtum ist noch sehrunterschiedlich und noch weit vom klassischenWeihnachtsbaum entfernt, wie wir ihn uns heutevorstellen. Aus dem Elsaß des 16. Jahrhunderts(1508) ist bekannt, dass „Weihnachtsmeien“ ver-wendet wurden, also grüne Zweige zur Weihnachts-zeit. Auch im berühmten „Narrenschiff“ des SEBASTIAN BRAND von 1494 ist „grien tannries“ zurWeihnachtszeit erwähnt.In der Mark Brandenburg befestigten die Bauern inden 12 heiligen Nächten zwischen Heiligabend undDreikönig immergrüne Zweige an den Häusern undstellten Bäume auf ihrem Hof auf (vgl. Kasten). Dererste Beleg von einem Baum im Inneren des Hausesstammt aus einer Bremer Zunftchronik von 1570.Dort wird von einem Bäumchen berichtet, das imZunfthaus aufgestellt war und an das Äpfel, Nüsse,Datteln, Brezeln und Papierblumen gehängt waren.Die Kinder der Zunftgenossen durften es an Weih-nachten abschütteln.

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Nr.42/2003 47 LWFaktuell

Wie die Konifere in die Gute Stube kam

Eine Kulturgeschichte des Weihnachtsbaumes

von Joachim Hamberger*

Alle Jahre wieder kehrt der Brauch, zu Weihnachten den „Tannenbaum, oh Tannenbaum“ aufzustellen.

Dabei ist Tannenbaum als Sammelbezeichnung für viele Arten von Koniferen zu verstehen. Angefangen bei

der Weißtanne, die allerdings eher selten gekauft wird, über Fichten- und Kiefernarten bis hin zum faltba-

ren, wiederverwertbaren Weihnachtsbaum aus Plastik, der nicht nadelt und sich zunehmender Beliebtheit

erfreut.

Das Grün des Baumes als Symbol des Wachsens, Werdens und Seins geht im Weihnachtsbaum eine Verbin-

dung mit dem Gold und dem Licht ein, das für die Sonne und den Tag steht. Nicht von ungefähr wurde im

Jahr 354 n. Chr. Weihnachten auf den Festtag des unbesiegbaren Sonnengottes gelegt, der etwa auf den

Tag der Wintersonnwende fiel.

Pflanze und Sonne, Grün und Gold leben und weben durcheinander und bringen so einen ganz eigenen

Reiz hervor, der die Stimmung des Weihnachtsfestes wesentlich prägt. Der Weihnachtsbaum ist das Symbol

für die bürgerliche Kleinfamilie und der Mittelpunkt des Heiligen Abends. Alljährlich kaufen die Deutschen

rund 25 Millionen Weihnachtsbäume, von denen viele aus dänischen Plantagen kommen. Aber auch in

Deutschland werden etliche dieser winterlichen Hoffnungsbringer produziert.

* DR. JOACHIM HAMBERGER ist Redakteur von LWFaktuell.

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einheirateten, brachten diesen Brauch später auchin den Süden Deutschlands. 1816 erstrahlte dererste lichtergeschmückte Weihnachtsbaum amWiener Hof, 1830 auf Wunsch Thereses, GattinLudwigs I., in der Münchener Residenz. In denTuilerien stellte eine deutschstämmige Herzoginvon Orléans den ersten Weihnachtsbaum auf.Albert von Sachsen-Coburg, der deutsche Prinzge-mahl von Königin Victoria, führte ihn am engli-schen Königshof ein. So wurde der Weihnachts-baum bereits im 18., vor allem aber im 19. Jahr-hundert in ganz Europa bekannt. Mit deutschenAuswanderern kam er auch nach Amerika und inandere Überseegebiete.Die wesentlichen Träger des Weihnachtsbaum-brauchtums waren im Deutschland des 19. Jahrhun-derts also immer noch Adel und Großbürgertum.

Mit einem Krieg beginnt der Siegeszug desWeihnachtsbaumes

Dies änderte sich mit dem deutsch-französischenKrieg von 1870/1871. Nachdem die letztenSchlachten im Spätherbst 1870 geschlagen waren,aber der Friedensvertrag noch nicht unterzeichnet

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Nr.42/2003 48 LWFaktuell

Aus diesem geselligen Bereich übernahmen dannallmählich die Familien das Weihnachtsbäumchen,das aber noch keine Kerzen trug.

Ausbreitung in den Städten und an denHöfen des Adels

Es war also die bürgerliche Stadtkultur, in der sichdie neue Sitte verbreitete. Vor allem in der zweitenHälfte des 16. Jahrhunderts gestalteten protestanti-sche Stadtzünfte ihr Weihnachtsfest neu aus. Im 17.und 18. Jahrhundert verbreitete sich dann das Auf-stellen eines Weihnachtsbaumes von Stadt zu Stadtund drang zunehmend auch in die häuslichen Stu-ben der Zunftgenossen ein. Auf dem Land fehlteder Brauch noch gänzlich.Neben der bürgerlichen Welt der Handwerker undKaufleute trat ein weiterer sozialer Kreis als Trä-ger weihnachtlichen Brauchtums auf, die Aristo-kratie. Sie trug wesentlich zu seiner Verbreitungbei. Der erste kerzengeschmückte Baum, einBuchsbaum, so ist aus den Briefen der Lieselottevon der Pfalz überliefert, stand in den 1660er Jah-ren am fürstlichen Hof in Hannover. Protestanti-sche Prinzessinnen, die in katholische Fürstenhöfe

Abb. 1: OTTO GERLACH: Vor Paris 1870, Die Gartenlaube 1892, S. 829; aus: WEBER-KELLERMANN

Otto Brausewetter (1835–1904): Landwehr-manns Weihnachten. (DER HAUSFREUND

13/1871)

Otto Gerlach (1862–1908): Vor Paris 1870.(DIE GARTENLAUBE 1892, S. 829)

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war, lagen die deutschen Truppen an Weihnachten1870 noch in den Feldlagern in Frankreich.Auf Wunsch der aristokratischen Heeresleitungwurden in den Lazaretten, Quartieren und Unter-ständen Weihnachtsbäume aufgestellt undgeschmückt. Das Licht der Kerzen weckte wohlauch eine Fülle von Emotionen wie Heimweh,Sehnsucht nach der Familie und nationalenStolz.Das gemeinsame Erlebnis der Soldaten von1870/71 gab den entscheidenden Impuls. Der einfa-che Landser nahm dieses Erlebnis mit nach Hausezu seiner Familie. So zog nun endgültig der Weih-nachtsbaum in alle deutschen Stuben ein, einWeihnachtsbaum, wie ihn auch der Kaiser in sei-nem Schloß hatte! Auch in Kirchen und Schulenwurde er jetzt aufgestellt, was die Verbreitungenorm förderte.Wie schnell sich der neue Brauch des Christbaum-Aufstellens im Volke einwurzelte, läßt sich inmoderner Zeit am ehesten mit der Ausbreitungsge-schwindigkeit des Halloween-Kultes vergleichen.Innerhalb von höchstens fünf Jahren hat dieses iro-keltisch-amerikanische Treiben ganz Deutschlanderfasst. Allerdings wurde der Vorgang mit kommer-ziellen Methoden erheblich beschleunigt und voran-getrieben. Dieser Hintergrund fehlte bei der flä-chendeckenden Einführung des Weihnachtsbaumesgut 100 Jahre früher gänzlich.

Der Baum in der FamilieDamit ist der Weihnachtsbaum in der bürgerlichenKleinfamilie angekommen, in der er heute sein„Hauptverbreitungsgebiet“ hat. Die Feier findethier im intimen, abgeschlossenen Kreis von Elternund Kindern statt. Sie wird nach einem fast liturgi-schen Programm gestaltet mit gemeinsamemGesang und Spiel, Mahl und Trank sowie derBescherung für die Kinder. Ziel war es (und ist esin vielen Familien noch heute), einen Abend fami-liärer, verinnerlichter Harmonie zu gestalten, andem für einige Stunden das Wunschbild von derglücklichen Familiengemeinsamkeit verwirklichtwird. Man muss diese extreme Familienbetontheitund Ritualisierung des Weihnachtsfestes imZusammenhang mit der hektischen Gründerzeit imSog der industriellen Revolution in Deutschland

sehen. In dieser Zeit, die Wachstum fast ohne Endebrachte und die die soziale Entwurzelung des Indi-viduums vorantrieb, kann die intime Ausgestaltungdes Weihnachtsfestes auch als eine Gegenreaktionder mit dem Alltag kämpfenden Familie gesehenwerden.

HeuteHeute findet man den Weihnachtsbaum auch über-all im öffentlichen Bereich, in den Kirchen, aufMarktplätzen, vor und in Kaufhäusern, in Cafés undSportheimen sowie in den Foyers von Firmen undBehörden. Ein Weihnachtsfest ohne Baum kannsich heute keiner mehr vorstellen.Obwohl der Weihnachtsbaum auch Christbaum(christmas tree) genannt wird, stammt er nichtdirekt aus der christlichen Tradition. Dennochstellt er heute ein allgemeingültiges Symbol fürFrieden und Geborgenheit dar. Er verbreitet festli-che Stimmung und heimelige Atmosphäre. Er istformvollendet und ästhetisch. Er spricht Emotio-nen an und kostet nicht allzu viel. Vor allem aberist er jedes Jahr aufs Neue ein Wunder für dieKinder.

LiteraturKRONFELD, E. M. (1906): Der Weihnachtsbaum:

Botanik und Geschichte des Weihnachtsgrüns;seine Beziehungen zu Volksglauben, Mythos,Kulturgeschichte, Sage, Sitte und Dichtung.Oldenburg [u.a.], Schulze, 233 S.

LAUFFER, O. (1934): Der Weihnachtsbaum in Glau-ben und Brauch. Berlin, de Gruyter, 52 S. (Hortdeutscher Volkskunde; Bd. 1)

MANTEL, K. (1974): Tannenbaumkult, Weihnachtsmai-en, Weihnachtsholz und Weihnachtsbaum, insbe-sondere in Südwestdeutschland und in der Schweiz.Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen/hrsg.vom Schweizerischen Forstverein, Zürich [u.a.],125. Jg., Nr. 8, S. 514 - 525

SCHNEIDER, C. (1977): Der Weihnachtsbaum undseine Heimat, das Elsass. 3., durchges. u. erw.Aufl., Dornach, Philosoph.-Anthroposoph. Verlag,114 S. (Goetheanum-Bücher; 7)

WEBER-KELLERMANN, I. (1978): Das Weihnachts-fest: eine Kultur- und Sozialgeschichte derWeihnachtszeit. Luzern [u.a.], Bucher, 232 S.

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 49 LWFaktuell

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WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 50 LWFaktuell

Preußische Regelung„Nachdem wir in Erfahrung kom-men, daß umb Weynachten in denDörfern mit Ihren Hörnern blasen,mit dem Vorgeben, sie bliesen denheiligen Christ herab, daß einigeBäume mit Kränzen aufgerichtetwerden, so sie Lose-Bäume nennen,um welche das junge Volk tanzetund viel Unfug dabey treibet“, sol-len die Prediger von der Kanzelherab verkündigen, daß „solches beyVermeidung fiscalischer Inquisition“zukünftig verboten sei und „dieObrigkeit des Ortes die Verbrecherernstlich bestrafen solle.“Geheimes Staatsarchiv Pr. Branden-burg Rep. 7, Amt Rüdersdorf, Sect.II, Fach 31, Nr. 2, 1693

Quelle: David Herrliberger(1697-1777): Nr. 32 der Züri-cher-Ausruff-Bilder. 1748;aus: WEBER-KELLERMANN

Bayerische Regelung„Auf die erhaltene Anzeige von derin einem großen Theile der hiesigenProvinz herrschenden Gewohnheitden Kindern auf das WeihnachtsfestChristbäume aufzustellen, hat mansich veranlaßt gesehen, diesen derForstkultur so nachtheiligen undganz zwecklosen Mißbrauch abzu-stellen. So wird daher sämtlichenPolizeibehörden aufgetragen, diesesVerbot durch die geeigneten Wegeallgemein bekannt zu machen mitder nöthigen Aufmerksamkeit überdessen Vollziehung zu wachen, sicherforderlichen Falls, vorzüglich inHäusern, wo Kinder sind, durchAugenschein zu überzeugen und dieÜbertreter mit einer angemessenenGeld- oder Leibesstrafe zu belegen.“Bayrisch-schwäbische allerhöchsteVerordnung von 1804 (nach MantelS.101)

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Die Flatterulme - markant und doch oftübersehen

Der Irrtum, die Flatterulme kreuze sich mit Feld-oder Bergulme, ist relativ weit verbreitet. Gleichesgilt für die Annahme, sie ließe sich von jenenschwer unterscheiden. Tatsächlich ist sie von Berg-und Feldulme sehr deutlich und sicher zu trennen.Sie ist in ihren Merkmalen sehr stabil, da sie inMitteleuropa keine Rassen ausbildet und sich mitanderen Ulmenarten nicht kreuzt.Die in Tabelle 1 zusammengefassten Merkmale ermög-lichen einzeln oder in der Summe eine sichere Bestim-mung der Flatterulme (in der Reihenfolge ihrer Sicher-heit). Zur Bestimmung von Ulmen sollten niemalsWasserreiser oder Stockausschläge verwendet werden.

Abb. 1: Die langgestielten Früchte gaben der Flat-terulme den Namen (Foto: MÜLLER-KROEHLING)

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 51 LWFaktuell

Eine wenig bekannte heimische Baumart

Die Flatterulme in Bayern

von Stefan Müller-Kroehling*

Die Flatterulme ist von den drei in Mitteleuropa heimischen Ulmenarten die unbekannteste. In mancherlei

Hinsicht ist sie regelrecht eine „verkannte Baumart“, denn sie wird oft übersehen, mit anderen Ulmen ver-

wechselt und selten gezielt angebaut oder gefördert. Obwohl sie sich ökologisch deutlich von Berg- und

Feldulme unterscheidet, wird sie häufig mit jenen unter „Ulme“ subsummiert. Jetzt ist eine neue Mono-

graphie dieser Baumart erschienen, die sie „ins rechte Licht“ rücken und ihr verstärkte Aufmerksamkeit

widmen möchte.

Flatterulme Berg- und FeldulmeBlüten und Früchte gestielt (stets) ungestielt bzw. sehr kurz gestieltglatte Blattoberseite (stets) Bergulme: Oberseite stets rauhKnospen schlank und zweifarbig „geringelt“ Knospen stets einfarbig, breiter und stumpfer(stets)doppelt gezähnte Blätter mit nach vorn weisenden einfach gezähntSpitzen der Zähne (fast immer)sehr stark asymmetrische Blattbasis weniger asymmetrisch(in aller Regel)Blattadern (fast) alle ungeteilt (stets) Blattadern verzweigtRinde hell, flach, in Schuppen abblätternd (meist) Rinde glatt (Bergulme) bzw. sehr stark verborkt

(Feldulme), nicht in Schuppenausgeprägte Brettwurzeln (häufig) sehr selten Brettwurzeln

Tab. 1: Unterscheidungsmerkmale von Flatterulme gegenüber Berg- und Feldulme

* STEFAN MÜLLER-KROEHLING ist Mitarbeiter im Sachgebiet V „Waldökologie und Waldschutz“ der LWF.

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Verbreitet und doch meist seltenAusserhalb der höheren Lagen der Mittelgebirgeund der Alpen ist die Flatterulme in Bayern relativweit verbreitet. Regelrecht häufig kommt sie jedochnur in wenigen Regionen vor. Besonders in denDonauauen sowie in den Bach- und SumpfwäldernFrankens (Mittelfränkisches Becken, Steigerwald-vorland, Main zwischen Kitzingen und Schwein-furt, Schweinfurter Becken) tritt sie sehr regelmä-ßig auf.Die Raster-Verbreitungskarte im Bayerischen Atlasder Gefäßpflanzen (SCHÖNFELDER und BRESINTZKY

1990; BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR ERNÄH-RUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN 1986) gibtdie Verbreitung in der Tendenz richtig, jedoch ins-gesamt nur unvollständig wieder. So ist sie an denVoralpenflüssen häufiger anzutreffen als dies diesporadischen Verbreitungspunkte andeuten. AnIller, Lech, Isar und Inn finden sich immer wiederFlatterulmen in ursprünglichen, sehr naturnahenBeständen. Es besteht kein Grund, anzunehmen,dass sie hier nicht autochthon sei. Obwohl sie frost-hart ist, wie ihre Vorkommen in Finnland beweisen,steigt sie in Bayern kaum höher als 600 m, in Ost-bayern sogar nur bis ca. 360 m (WALTER 1931). Sieist daher als Baumart der planaren bis collinenStufe zu charakterisieren (Abbildung 2).

eine Charakterbaumart des Winkelseggen-Eschen-Waldes sowie des Traubenkirschen-Eschenwaldes.Ferner ist sie eine Auwaldbaumart, die auf Kalkpa-ternien unterschiedlicher Mächtigkeit vorkommt.Von den heimischen Ulmen stellt sie die geringstenAnsprüche an die Nährstoffversorgung und kannauch noch auf feuchten Sandböden und anmoorigenStandorten gedeihen.Ökologisch unterscheiden die geringere Anfälligkeitfür das Ulmensterben und die hohe Überflutungstole-ranz diese Baumart deutlich von den anderen Ulmen.Großer und Kleiner Ulmensplintkäfer (Scolytusscolytus und S. multistriatus) als Hauptvektoren des„Ulmensterbens“ fliegen die Flatterulme wegenihrer anderen Rindeninhaltsstoffe und -strukturdeutlich weniger an als Berg- und Feldulme. Diesist der Hauptgrund, warum Flatterulmen relativhäufig Epidemien des Ulmensterbens überleben,auch wenn in der weiten Umgebung alle Berg- undFeldulmen abgestorben sind. Sie verfügt ferner überechte, wenn auch nicht vollkommene Resistenzme-chanismen gegen diesen Schlauchpilz (Ophiostomanovo-ulmi, O. ulmi), wenn sie doch infiziert wird.Ihre Überflutungstoleranz ist hoch und übersteigtdeutlich 100 Tage pro Jahr, je nachdem, zu welcherJahreszeit das Hochwasserereignis eintritt und wiesauerstoffreich das Wasser ist (Abbildung 3).

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 52 LWFaktuell

Abb. 2: Verbreitung der Flatterulme in den bayeri-schen Wuchsbezirken (nach: BAYERISCHES

STAATSMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LAND-WIRTSCHAFT UND FORSTEN 1986, verändert und ergänzt)

Fluterprobt und gesundDie Flatterulme wächst auf unterschiedlichenStandorten. An erster Stelle ist sie eine Baumart derGrundwasserböden (Gleyzeigerin) und als solche

Abb. 3: Mächtige Flatterulme im Isarauwald bei Oberhummel (Forstamt Freising) nach demPfingsthochwasser 1999 (Schlammmarke am Stamm!) (Foto: MÜLLER-KROEHLING)

Diese Eigenschaft prädestiniert sie für Pflanzungenoder Verjüngungsmaßnahmen in Auwäldern, dierevitalisiert werden sollen. Betrachtet man ihr heu-tiges Verbreitungsbild, so fällt auf, dass sie Überflu-tungen nicht nur erträgt, sondern regelmäßig über-

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flutete Standorte deutlich bevorzugt. Dies könntemit Konkurrenzphänomenen, aber auch mit günsti-gen Bedingungen für ihre Samen zusammenhängen,

die zum Keimen offenen Boden und hohe(Luft)feuchtigkeit benötigen.

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 53 LWFaktuell

Flatterulme Berg- und FeldulmeWiderstandskraft gegen hoch sehr geringUlmensterbenÜberflutungstoleranz von den heimischen Arten gering (Bergulme) bis hoch

am höchsten (Feldulme)Nährstoffansprüche geringer, mittel höher, hochStandorte Gleye, Auenlehme (mittel- Bergulme: auch in Schluchtwäldern;

bis tiefgründig) Feldulme:auch auf (sehr) trockenen Hängen, ferner im Auwald

Verjüngung nur auf Rohboden auch auf vegetationsbestandenen FlächenHöhenverbreitung planar-collin (submontan), Bergulme auch montan

meist bis ca. 600 merreichbare Dimensionen bis 35 m Höhe, bis 8 m Umfang ähnlichHolz Brettwurzeln, breiter Splint, bei Holzverwendern beliebter;

gewundene Faser, zäher, meist aber alle UlmenVerarbeitung aufwändiger, aber gemeinsam (Rüster)Holz nicht per se schlechter

Tab. 2: Ökologische Unterschiede der Flatter- zu Berg- und Feldulme

Verglichen mit dem Holz der Feld- und Bergulmebesitzt jenes der Flatterulme für die meisten Zwek-ke etwas ungünstigere Eigenschaften. Für mancheVerwendungen wird aber gerade seine Zähigkeitgeschätzt. Meist werden ohnehin alle drei Artengemeinsam in einem Los gehandelt.

„Die Ulme“ ist tot - es leben Flatter-, Berg- und Feldulme

Die Flatterulme verdient es nicht länger, wie bisherallzu häufig mit Feld- und Bergulme als „die Ulme“in einen Topf geworfen zu werden. Es handelt sichum drei sich sowohl morphologisch als auch ökolo-gisch voneinander unterscheidende Arten. Auchangesichts der vielfach beklagten „Armut an Baum-arten“ in Mitteleuropa sollten wir ihre Unterschiedekennen und auch schätzen lernen. Die Flatterulmeist eine Baumart, die sich nach der letzten Eiszeitvon selbst ihren Weg aus dem Baltikum zu unsbahnte. Sie hat sich hier seitdem unter unterschied-lichsten Klimabedingungen „bewährt“.Der Erhalt dieser seltenen Baumart leistet einenwichtigen Beitrag zum Artenschutz. Manche Arten

wie der Ulmenblattfloh (Psylla ulmi), ein geschätz-ter Honigtau-Produzent, kommen nur an dieserUlmenart vor. Auch für alle anderen monophagenUlmenbesiedler wie den Ulmenzipfelfalter (Saty-rium w-album) ist sie eine „Rettungsinsel“ dort, wodie anderen beiden Ulmenarten dem Ulmensterbenzum Opfer fielen.

Die Flatterulme ist eine Leitbaumart natürlicher,heute vielfach selten gewordener Standorte und

Abb. 4: Ulmenzipfelfalter (Satyrium w-album) (Foto: A. KROEHLING)

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Waldgesellschaften. Diese Lebensräume sind daherauch nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie als„prioritärer Lebensraum“ zu schützen. Die Flat-terulme eignet sich als „Zielbaumart“ für die Revi-talisierung der Bach- und Flußauen.

Literatur:Das umfangreiche Literaturverzeichnis kann derHomepage des Verfassers (unter www.lwf.bayern.de)oder dem Beitrag in der Enzyklopädie der Holzge-wächse entnommen werden.Ausführliche Informationen und die Literatur ent-halten ferner die Arbeiten:

MÜLLER-KROEHLING, S. (2003 a): Ulmus laevisPall. Flatterulme. In: WEISGERBER, H. et al.(Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse. 33.Ergänzunglieferung, 13 S.

MÜLLER-KROEHLING, S. (2003 b): Flatterulme -unbekannter Baum, zehn verbreitete Irrtümer zueiner heimischen Baumart. AFZ/Der WaldNr. 25, S. 1282-1286

MÜLLER-KROEHLING, S. (2003 c): Flatterrüster(Ulmus laevis Pall.) - eine wenig bekannte hei-mische Holzart. Holz-Zentralblatt (im Druck)

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 54 LWFaktuell

VERÖFFENTLICHUNGEN DER LWFBeiträge zum Wacholder

(Berichte aus der LWF Nr. 41)

Der Gemeine Wacholder wurde für das Jahr 2002 zum Baum des Jahres gewählt. Zwar forstwirtschaftlich ohneBelang, so ist er doch die am weitesten verbreitete Konifere, wenn nicht sogar Baumart der Welt. Der GemeineWacholder wächst als Strauch oder kleiner Baum. Er kann bis zu 600 Jahre alt werden. Die Art ist der einzigemitteleuropäische Vertreter der Zypressengewächse und kommt in zwei morphologisch und ökologisch ver-schiedenen Formen vor, einer aufrecht wachsenden sowie einer niederliegend am Boden kriechenden Unterart.In Bayern ist der Gemeine Wacholder insbesondere in der Schwäbischen und Fränkischen Alb sowie in denAlpen verbreitet.Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft richtete mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald- Landesverband Bayern - eine Fachtagung zum Baum des Jahres im Kloster Ettal aus. Traditionellerweise wur-den in Vorträgen verschiedenste Aspekte zum Wacholder beleuchtet und im Tagungsband „Beiträge zumWacholder“ publiziert.Die Autoren befassen sich mit dendrologischen, pflanzengeographischen, ökologischen sowie verwendungs-orientierten Fragestellungen. Aber auch den am Wacholder lebenden Pilzen und Insekten sind Referate gewid-met. Beiträge zur Natur- und Volksheilkunde sowie zur Geschichte der Naturschutzbewegung in Deutschlandrunden den Tagungsband ab.Der farbige LWF-Bericht Nr. 41 „Beiträge zum Wacholder“ umfasst 57 Seiten und kann zum Preis von 5 Eurobeim Bestellservice der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Am Hochanger 11, 85354 Freising bezogen werden.

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Das Forstamt Altötting hatte für die Wildlingsbörseein großes „Angebot“ gemeldet. Auf Grund derhohen Nachfrage stand es im Frühjahr vor dem Pro-blem, größere Mengen an Wildlingen in einem sehrengen Zeitraum für benachbarte Forstämter gewin-nen zu müssen. Deshalb sollte ein baggergestütztesVerfahren eingesetzt werden, das aus den Erfahrun-gen mit einem Radladereinsatz am Forstamt Kip-fenberg heraus entwickelt worden war. Bereits imHerbst 2002 hatte der zuständige Revierleiter damit10.000 Buchenwildlinge der Größe 30 – 50 gewon-nen. Die Kosten beliefen sich auf 76 € je Tsd. Wild-linge. Mit Agricoltauchung und Transport zu denca. 30 km entfernten Pflanzorten ergaben sichGesamtkosten von 100 €/Tsd. Wildlinge.

GewinnungsbestandDer zugelassene Saatgutbestand war flächig mitBuche in einer Dichte von durchschnittlich 20 ver-wertbaren Wildlingen/m2 verjüngt. Er war geschlos-sen bis licht, so dass genügend Bereiche mit größe-ren Baumabständen und geringer Altholzwurzel-konkurrenz (Verletzung der Wurzeln durch die Lok-kerung) vorhanden waren. Der Bestand stockte auf

einem ca. 30 cm mächtigen Lehm über Kies (Schot-terebene). Eine Gewinnung von Hand erwies sichals problematisch, da wegen des hoch anstehendenKieses die Wurzeln häufig abgerissen wurden.

Vorbereitungen• Markierung von zur Wildlingsgewinnung geeig-

neten Teilflächen mit Farbbändern; eine Markierung erleichtert die Orientierung desBaggerfahrers und verhindert unnötiges Umher-fahren im Bestand. Zur genetischen Durchmi-schung und Auswahl werden die Gewinnungsorteim Bestand bewusst verteilt.

• Vorbereitung eines zentralen Einschlagplatzes mitMöglichkeiten zur Agricoltauchung;

• Organisation der Arbeitskapazität; acht bis zehn abgeordnete Waldarbeiter gewinnendie Wildlinge.

• Organisation des Baggers; den Bagger bediente ein geübter Fahrer einerBaufirma. Die Firma muss so flexibel sein, proTag ca. ein bis zwei Stunden für die Wildlingsge-winnung zu arbeiten. Das gute Beherrschen desBaggers ist die Voraussetzung für einen möglichst

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 55 LWFaktuell

Ein Verfahren für größere Wildlingsmengen?

Maschinelle Wildlingsgewinnung am Forstamt Altötting

von Robert Nörr, Thomas Immler und Reinhard Schröpfer*

Auf Grund der schwierigen Finanzsituation in den Jahren 2002 und 2003 musste der Ankauf von Forst-

pflanzen gegenüber den Planungen deutlich reduziert werden. Um dennoch eine möglichst große Pflanz-

fläche zu realisieren, sollten im Bereich der Forstdirektion Oberbayern-Schwaben verstärkt Wildlinge ein-

gesetzt werden. Um den Bedarf der Forstämter sowie das Angebot an geeigneten Wildlingen zu ermitteln,

richtete das Sachgebiet „Waldbau“ der Forstdirektion eine „Wildlingsbörse“ ein. Als sich ein großes Inter-

esse abzeichnete, wurde rasch ein Erfahrungsaustausch mit einer Schulung organisiert, um mögliche Feh-

ler bei der Wildlingsgewinnung und -pflanzung zu minimieren. In neun halbtägigen Veranstaltungen mit rd.

150 Personen wurden die wichtigsten Forschungsergebnisse der LWF zum Einsatz von Wildlingen sowie

die Ziele der Forstdirektion gemeinsam anhand von vielen Beispielen vorgestellt. Die praktische Umset-

zung demonstrierte Forstwirtschaftsmeister J. GEYER vom Forstamt Schwabmünchen. Am gemeinsamen

Sortieren der gewonnenen Wildlinge sowie den lebhaften Diskussionen beteiligten sich alle Teilnehmer,

vom Forstamtsleiter bis zum Waldarbeiter. Möglichkeiten und Grenzen des Wildlingseinsatzes vor Ort kri-

stallisierten sich dabei rasch heraus.

* ROBERT NÖRR ist Mitarbeiter im Sachgebiet III „Waldbau und Forstplanung“ der LWF, THOMAS IMMLER ist Mitarbeiter der Forstdirek-tion Oberbayern-Schwaben, REINHARD SCHRÖPFER ist Revierleiter am Forstamt Altötting.

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Unmittelbar danach ziehen die Waldarbeiter diegelockerten Wildlinge. Vor Beginn der Arbeit hates sich bewährt, auf einem Stock/Maßstab dieminimale und maximale Größe der zu gewinnen-den Wildlinge zu markieren, um den Blick derWaldarbeiter für die geeignete Größe zu schulen.Gewonnen werden nur unbeschädigte Wildlingevon geeigneter Sprossqualität und -größe. Damitmüssen später nur noch Wildlinge mit Wurzelschä-den, Wurzeldeformationen oder zu wenig Feinwur-zeln aussortiert werden. Zum Herausziehen derWildlinge sollen diese möglichst weit unten amWurzelhals gefasst werden. Dabei ist darauf zuachten, dass die Erde nicht abgeschüttelt wird, dadiese einen guten Verdunstungsschutz bietet. Auchbei nachfolgender Agricoltauchung sollte die Erdeunbedingt an den Wurzeln verbleiben. Eine rascheVerschlämmung der Agricollösung muss dabei inKauf genommen werden. Die Wildlinge werdensofort streng nach ihrer Wurzelgüte und -länge(Pflanzverfahren) sortiert, gezählt und gebündelt.Bis zum Abtransport werden sie in Pflanzenfrisch-säcken aufbewahrt oder mit nassen Rupfensäckengut abgedeckt.

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 56 LWFaktuell

hohen Anteil an Wildlingen mit unbeschädigtenWurzeln. Nach Erfahrungen der LWF mit Mini-baggern (damals zum Ausgraben von Wurzeln)wird mit etwas technischem Geschick nach etwaeinem Tag die Übungsschwelle überschritten.

• Art des Baggers; in Altötting wurde ein 3,8-t-Bagger eingesetzt, dadieser im Vergleich zu den Minibaggern (2 t oderleichter) eine höhere Geländetauglichkeit auf-weist (geringere Kippgefahr). Mit Hilfe des 5 m-Kranes kann die Befahrung der Fläche minimiertwerden (Abbildung 1). Für den Transport ist aller-dings ein LKW erforderlich. Als Schaufel hat sichein 60 cm breiter Tieflöffel bewährt. BreitereSchaufeln verhängen sich leicht an den Wurzelnder Altbäume, wodurch die notwendige Aushebe-tiefe oft nicht erreicht wird.

• Organisation des Abtransportes/der Pflanzung; Wildlinge sollen möglichst zeitnah verpflanztwerden. Dazu sind die Pflanzflächen vorzuberei-ten sowie genügend Waldarbeiter/Unternehmerfür die Pflanzung zu organisieren. Die beliefertenForstämter konzentrieren sich ausschließlich aufdie Pflanzung der angelieferten Wildlinge.

ArbeitsablaufDer Baggerfahrer fährt an den Rand der markiertenFlächen. Er setzt den Tieflöffel leicht schräg nachunten geneigt an (Abbildung 2) und bewegt ihn indie Tiefe und gleichzeitig zu sich hin. Sobald derLöffel „gefüllt“ ist, hebt er ihn vorsichtig nach hin-ten aus. Dadurch gleitet der gelockerte Erdbereichwieder in seine Ausgangslage zurück. Die Wildlin-ge stehen wieder überwiegend gerade (Abbildung3). Sobald alle geeigneten Partien innerhalb derKranreichweite gelockert sind, fährt der Baggerfah-rer ein Stück weiter. Dabei sollte er vermeiden,bereits gelockerte Bereiche zu befahren. Auf größe-ren Flächen ist es sinnvoll, den Bagger zu einerbenachbarten Stelle umzusetzen, während diegelockerten Wildlinge bereits jetzt gewonnen wer-den. Danach bearbeitet der Bagger die restliche Flä-che.

Kosten für den BaggereinsatzBagger inkl. An-, Abtransport und Mwst.: 67 €/Einsatzstunde, 10 €/Tsd.

Kosten für das Ziehen der Wildlinge (inkl. strengerSortierung)Sortiment 30-50 cm 76 €/Tsd. Sortiment (50-) 80 cm 135 €/Tsd

Auch beim Transport (z. B. mit kleiner „Pritsche“am Schlepper) müssen die Pflanzen vollständigabgedeckt sein.

Kosten für den Schlepper zum Transport derPflanzen aus dem BestandSchlepper inkl. Mwst. 8,70 €/Einsatzstunde, 2 €/Tsd.

Am Einschlagsplatz werden die Pflanzen in Agricolgetaucht. Am Forstamt Altötting standen für denWeitertransport große wiederverwendbare Holzki-sten zur Verfügung, die bis zu 3.000 Pflanzen(Buche 50 - 80 cm) fassen. Die Wildlinge warenwährend des Transports in den in weiße Planegewickelten und mit Spanngurten gesichertenKisten gut geschützt. Sie wurden am selben Tagzum Bestimmungsort gebracht und sofort nach derAnkunft gepflanzt.

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BeurteilungDas Verfahren eignet sich zur Gewinnung größererWildlingsmengen, insbesondere wenn wegen einesengen zeitlichen Rahmens beim Gewinnen und Pflan-zen sehr große Tagesmengen erforderlich sind unddie Böden einen höheren Skelettgehalt aufweisen.

Vorteile: Bis zu einer Tiefe von ca. 30 cm wird dasErdreich kräftig gelockert. Dieses Vorgehen mini-miert Verluste an Wurzeln, insbesondere an Fein-wurzeln. Wo der Baggerlöffel ansetzt, bevor er indie Tiefe geht, werden allerdings die Wurzeln derWildlinge abgeschert. Diese Pflanzen müssenkonsequent aussortiert werden. Insgesamt lassensich mit maschineller Arbeit bei scharfer Sortie-rung qualitativ hochwertige Wildlinge gewinnen.

Nachteile: Der entscheidende Nachteil ist die Befahrung derBöden außerhalb der Rückegassen. Bei großenErntebeständen kann allerdings ausschließlichvon den Gassen aus gearbeitet werden.

Schäden am Gewinnungsbestand: Die Schäden werden als gering eingeschätzt. Dieam Gewinnungsort verbleibenden Bäumchenwerden wieder anwachsen, soweit sie nicht zuschief stehen. Partien ohne Bestockung füllensich nach erneuter Mast oder werden dazugenutzt, Mischbaumarten in großflächige reineBuchen-Naturverjüngung einzubringen.

LiteraturNÖRR, R. (2002): Wildlinge - richtig eingesetzt.

LWF-Merkblatt Nr. 8NÖRR, R.; GANZ, M.; WAECHTER, A. (2002):

Wildlinge. Neue Erkenntnisse zu einem altenThema? AFZ/Der Wald Nr. 5, S. 225 - 227

NÖRR, R.; WAECHTER, A. (2002): Wildlinge auf demPrüfstand. LWFaktuell Nr. 32, S. 28-29

NÖRR, R.; WAECHTER, A. (2002): Wildlinge richtigeingesetzt. LWFaktuell Nr. 32, S. 30 - 32

NÖRR, R.; GANZ, M.; WAECHTER, A. (2003): Wildlinge richtig eingesetzt. Materialien derLWF Nr. 7

NÖRR, R. (2003): Wurzeldeformationen - ein Risikofür die Bestandesstabilität. Entstehung, Entwick-lung und Auswirkungen von Wurzeldeformatio-nen. Forstlicher Forschungsbericht München,199 S., im Druck

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Nr.42/2003 57 LWFaktuell

Kosten für den Agricoleinsatz9 €/Tsd. Materialkostenca. 16 €/Tsd. Tauchen

Abb. 1: Der eingesetzte 3,8 t-Bagger mit 5 m-Kranzur maschinellen Wildlingsgewinnung.

Abb. 2: Der Baggerfahrer setzt den Tieflöffel leichtschräg nach unten geneigt an und bewegt ihn in die Tiefe und gleichzeitig zu sich hin.

Abb. 3: Sobald der Löffel „gefüllt“ ist, hebt derBaggerfahrer den Tieflöffel vorsichtig nachhinten aus. Dadurch gleitet der gelockerteErdbereich wieder in seine Ausgangslagezurück. Die Wildlinge stehen wieder über-wiegend gerade.

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Nr.42/2003 58 LWFaktuell

Idee und KonzeptionDer Wald als eine der ursprünglichsten Land-schaftsformen mit seiner großen Biodiversität undseinen zahlreichen Funktionen nimmt bei derUmweltbildung wohl einen Schwerpunkt ein. DieTatsache, dass Waldpädagogik als Bildungsauftragin das Bayerische Waldgesetz aufgenommen wurde(Art. 28 (1) Punkt 9), unterstreicht diese Bedeutung.Die Stadt Augsburg - mit ca. 7.000 ha größter kom-munaler Waldbesitzer in Bayern - hat diese Wich-tigkeit auch erkannt. Allein in den rund 2.000 hades „eigentlichen Stadtwaldes“, der innerhalb derAugsburger Stadtgrenzen liegt und bis an das Stadt-zentrum heran reicht, führten Angehörige der Forst-

verwaltung in den vergangenen Jahren bis zu 1.600Personen pro Jahr, vor allem Schulkinder. DieNachfrage steigt. Allerdings stoßen auch Waldfüh-rungen an ihre Grenzen. Bei schlechtem Wetter istdie Motivation und Aufnahmefähigkeit der Kinderrelativ gering. Schwierigere Sachverhalte (z. B.Photosynthese) lassen sich an vorbereiteten Model-len anschaulicher erläutern und manche Dinge wiez. B. Wildtiere oder Bodenaufbau sind bei einemBegang nur selten zu sehen.So entwickelte die Stadtforstverwaltung unter derLeitung von Ltd. Forstdirektor FRANK VON RÖMER

die Idee, eine Institution zu schaffen, die diegenannten Nachteile ausgleichen kann, den „Wald-

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Waldpädagogik in Großstadtnähe

Der Augsburger „Waldpavillon“

von Frank Richter*

* FRANK RICHTER ist Mitarbeiter der Forstverwaltung der Stadt Augsburg und zuständig für Waldpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit fürSchulen.

Umweltbildung geht uns alle an, ist aber in der heutigen Zeit gerade für Schüler und Schülerinnen ein

äußerst wichtiger Aspekt. Eine Aufgabe besteht darin, Kindern (wieder) einen vernünftigen Bezug zur

Natur zu vermitteln. Oftmals sind einfachste natürliche Zusammenhänge nicht mehr bekannt. Viele Schüler

wissen nicht, wo unser Trinkwasser herkommt oder dass Gemüse auch im Garten wachsen kann und nicht

nur im Supermarkt zu kaufen ist. Es gibt auch Kinder aus der 8. Klasse, die nicht in der Lage sind, den

Unterschied zwischen Laub- und Nadelbaum zu erklären. Solche grundlegenden Kenntnisse und

Zusammenhänge müssen vermittelt werden, da nur das, was bekannt ist, auch geschätzt und schließlich

geschützt werden kann. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, auf die vielfältigen Gefahren, denen

die Natur und unsere elementaren Lebensgrundlagen wie Trinkwasser, Luft, Nahrung usw. ausgesetzt sind,

aufmerksam zu machen. Verknappung, Verschmutzung oder die ungerechte Verteilung sind eine mögliche

Bedrohung für sie. Zudem nimmt schnellebige Unterhaltungselektronik oftmals viel Zeit in Anspruch. Sie

hindert Kinder daran, sich in der Natur aufzuhalten. Dort bekämen sie die notwendige Bewegung, Fanta-

sie und Kreativität, die für eine gesunde Entwicklung wichtig sind. Vor allem in Städten, wo allein die

räumliche Entfernung ein Erleben der Natur erschwert, ist objektnahe Umweltbildung besonders wertvoll.

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An Hand eines kindgerechten Zeichentrickfilmswird die Photosynthese erklärt. Des weiteren läßtsich der Aufbau des Baumes mit verschiedenen inden Stamm integrierten Okularen erkunden.Ein weiterer Publikumsmagnet ist ein über 20 m2

großes begehbares Luftbild, auf dem der gesamteStadtwald sowie Teile der umliegenden Stadtteilebis ins kleinste Detail zu sehen sind. Es lädt zumVerweilen und intensiven Erforschen unser Umge-bung ein. Vitrinen, die an einem umlaufenden Stegpositioniert sind, nehmen Bezug zu diesem Ortho-photo und behandeln Themen wie Forstwirtschaft,Naturschutz oder Trinkwasserschutz. Ein Schmuckstück im Waldpavillon ist das ehema-lige Siebenbrunner Waldmuseum von Forstober-amtsrat a. D. FRANZ SAUTER, das hier eine neueHeimat gefunden hat. In jahrzehntelanger Kleinar-beit hatte der ehemaligen Stadtwaldförster eineVielzahl faunistischer und floristischer Exponategesammelt. Sie sind nun in einer Art „Wunderkam-mer“ ausgestellt. Besonders eindrucksvoll sind dienaturnah gestalteten Dioramen mit heimischenWaldtieren sowie die bemerkenswerte Insekten-und Vogelsammlung.Viele weitere Konsolen und Spiele sind zu entdek-ken und auszuprobieren. Beispielsweise ist durchDrehen an der sanduhrähnlichen „Holzuhr“ zuerfahren, wieviel Holz der Wald in einer vergleich-baren Zeit produziert und wieviel nachhaltiggenutzt werden kann. Bei einem anderen Modullassen sich verschiedene Holzkeile in einen Lese-schlitz einführen und Informationen über die Ver-wendung der jeweiligen Holzart abrufen. Die Besu-cher können 34 heimische Baumarten mit ihrenHölzern entdecken und die Reinheit des AugsburgerTrinkwassers sogar schmecken. Weitere Themensind spannend und erlebbar aufbereitet und sollenalle Sinne des Besuchers ansprechen.

FührungenDen Waldpavillon kann man eigenständig entdek-ken oder im Rahmen einer angemeldeten, fachkun-digen Führung erfahren. Für Schulklassen steht einspezielles Angebot an Führungen mit verschiedenenThemenschwerpunkten zur Verfügung. Besonderszu empfehlen ist die Kombination eines Pavillon-Besuches mit einer anschließenden Waldführung.

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pavillon“. Dabei ist zu beachten, dass dieser dieWaldführungen nicht ersetzt, sondern nur eine idea-le Ergänzung dazu bietet. Die Idee war, eine inter-aktive Ausstellung zu schaffen, die zum Mitmachenanregt und Interesse an Wald und Natur weckt.Dabei standen Schulkinder als Besucher im Mittel-punkt. Doch auch Jugendliche und Erwachsenesollten auf ihre Kosten kommen.

Planung und BauNach längerer Suche wurde an der SportanlageSüd/Ilsungstraße ein geeigneter Bauplatz gefunden,der sowohl eine optimale Verkehrsanbindung(P&R-Parkplatz, S-Bahnanschluss) als auch eineunmittelbare Nähe zum Stadtwald aufweisen kann.Nach den inhaltlichen Vorgaben der Forstverwal-tung fertigten zwei Studenten der FH Weihenste-phan Fachrichtung Forstwirtschaft im Rahmen ihrerDiplomarbeit ein Ausstellungskonzept für denPavillon. Folgende Kernpunkte sollten behandeltwerden: Wald und Wasser, Aufbau und Funktioneines Baumes, Waldfunktionen, Lebensraum Waldmit Flora und Fauna, Forstwirtschaft, Nachhaltig-keit und Holzverwendung. Die Idee war also, denWald an sich vorzustellen, seine vielfältigen Funk-tionen hervorzuheben und für den Rohstoff Holz zuwerben. Letzteres wurde auch bei der Architekturbeachtet. So ist beispielsweise der Dielenfußbodenaus dekorativer heimischer Braunkernesche gefer-tigt, andere Teile des Gebäudes sind aus Spitzahornund Rotkernbuche aus dem Stadtwald gestaltet.

Themen der AusstellungDie Ausstellung beginnt in der „Waldlichtung“ miteinem einführenden Film, der die verschiedenenThemen des Pavillons anreisst sowie sensibilisierenund Neugierde wecken soll. Er ist aus der „Frosch-Perspektive“ aufgenommen und allein der kreativgestaltete, mit Sitzsäcken ausgestattete Vorführraumläßt Kinderaugen vor Begeisterung groß werden.Als Kernstück der rund 200 m

2großen Ausstellung

dient ein mächtiger Abschnitt eines Buchenstammes,der viel Interessantes in sich birgt. Über ein Boden-fenster lassen sich seine Wurzeln betrachten. Simu-lierte Stoffflüsse, die sich bis in den Stamm fortset-zen, erklären, wie ein Baum lebt. Auf einem in denStamm eingelassenen Bildschirm wird dies vertieft.

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Zur Zeit betreut ein Diplom-Forstingenieur denWaldpavillon. Eine Teilnehmerin eines freiwilli-gen ökologischen Jahres (FÖJ) sowie Bediensteteder Forstverwaltung unterstützen ihn dabei. Aller-dings ist anzumerken, dass der Einsatz einer wei-teren waldpädagogischen Fachkraft sinnvoll unddiese auch ausgelastet wäre. Die momentanefinanzielle Situation lässt allerdings kaum Spiel-raum zu.

Öffnungszeiten und EintrittSeit 27. September 2003 ist der Waldpavillon geöff-net und erfreut sich schon in der Anfangszeit gera-de bei Schulklassen regen Zuspruchs. Täglich kom-men zur Zeit eine bis drei Klassen, die meistsowohl den Pavillon besuchen als auch eine Wald-führung miterleben. Allgemeine Öffnungszeitensind Dienstag und Donnerstag von 14 bis 18 Uhrsowie Mittwoch und Freitag von 10 bis 14 Uhr. Amersten und dritten Sonntag im Monat ist der Wald-pavillon von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintrittbeträgt für Erwachsene 2 €, Kinder zahlen 1 €,Familienkarten kosten 4 €. Schulklassen werden

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auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten für10 € geführt. Weitere Informationen sind unter Tel.: 0821/324-6111 oder e-mail:[email protected] erhältlich.

Geplante ErweiterungenFür die Zukunft ist geplant, einzelne noch ausste-hende Exponate nachzurüsten sowie einen kleinenAußenbereich mit in die Ausstellung einzubeziehen.Durch den Hinterausgang des Waldpavillons wirddieses Außengelände zu erreichen sein. Als Ergän-zung zum Thema Wald kann man hier weitere loka-le Biotope kennenlernen. So wird sich der renatu-rierte Brunnenbach an Korbweiden vorbei schlän-geln und in einen kleinen, belebten Teich ergießen.In einem Heckenstreifen werden heimischeStraucharten sowie Wildobstbäume vorgestellt wer-den. Aber auch an Erlebnisstationen und Ruhemög-lichkeiten ist gedacht.Es bleibt zu hoffen, dass der Augsburger Waldpavil-lon einen Teil mit dazu beitragen kann, Naturver-ständnis und -liebe zu fördern, und dies nicht nurbei den Kindern.

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