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Manfred Andexinger Alexander Siedschlag Bericht Konferenz Jahreskonferenz SFI@SFU 2010 Eine Veranstaltung im Rahmen des KIRAS Projekts SFI@SFU 22. Oktober 2010 – Steigenberger Hotel Herrenhof, Wien Gesamtorganisation: Andrea Jerkovi ć Mitwirkung an der Berichterstattung: Klaus Becher, Florian Fritz, Rosemarie Stangl Veröffentlichung des Berichts: November 2010 Finanziert im SicherheitsforschungsFörderprogramm KIRAS vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie

Manfred Andexinger Alexander Siedschlag · 2010. 11. 8. · Andexinger/Siedschlag Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010 November 2010 3 1 ZIELSETZUNG UND ERÖFFNUNG Am 22. Oktober

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Manfred Andexinger 

Alexander Siedschlag  

Bericht Konferenz  

 Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  

Eine Veranstaltung im Rahmen des  KIRAS‐Projekts SFI@SFU  

 22. Oktober 2010 – Steigenberger Hotel Herrenhof, Wien  

 Gesamtorganisation: Andrea Jerković  

Mitwirkung an der Berichterstattung: Klaus Becher, Florian Fritz, Rosemarie Stangl   

 

Veröffentlichung des Berichts: November 2010 

 

Finanziert im Sicherheitsforschungs‐Förderprogramm KIRAS vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie 

 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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INHALT   

1 ZIELSETZUNG UND ERÖFFNUNG................................................................................................................................ 3

2 ROUNDTABLE 1: ETHISCHE UND NORMATIVE HERAUSFORDERUNGEN DER SICHERHEITSFORSCHUNG.................. 4

3 ROUNDTABLE 2: POLITIK UMFASSENDER ZIVILER SICHERHEIT – DER „COMPREHENSIVE APPROACH“ AUS NATIONALER UND EUROPÄISCHER SICHT.................................................................................................................. 5

4 PANEL: KRISEN‐ UND KATASTROPHENFORSCHUNG – INTERNATIONALE STATE‐OF‐THE‐ART‐PERSPEKTIVEN  UND ÜBERTRAGBARKEIT AUF ÖSTERREICH............................................................................................................... 6

5 WORKSHOP 1: WEITERBILDUNGSPLAN ZUR STEIGERUNG DER KOOPERATIONS‐ UND  INTEGRATIONSFÄHIGKEIT VON GSK‐FORSCHERN/‐INNEN IN TECHNOLOGIEPROJEKTEN......................................... 8

6 WORKSHOP 2: SCHLUSSFOLGERUNGEN, NÄCHSTE PROJEKTAKTIVITÄTEN UND KICK‐OFF EINES  STRUKTURIERTEN DIALOGS ZWISCHEN BEDARFSTRÄGERN UND GSK‐FORSCHUNG ZUM THEMA  „SUBJEKTIVE SICHERHEIT/ SICHERHEITSEMPFINDEN IN DER BEVÖLKERUNG“ ......................................................... 9

7 REFLEKTIERENDER AUSBLICK ................................................................................................................................... 10

8 FAZIT UND NÄCHSTE SCHRITTE................................................................................................................................ 10

9 EVALUATIONSERGEBNIS UND WEITERE ANFORDERUNGEN AN EIN NATIONALES SICHERHEITSFORSCHUNGSINSTITUT ....................................................................................................................... 12

 

ANHANG 

KONFERENZPROGRAMM 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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1 ZIELSETZUNG UND ERÖFFNUNG  

Am 22. Oktober 2010 fand im Steigenberger Hotel Herrenhof in Wien die Jahreskonferenz des Instituts für Sicherheitsforschung (SFI) der Sigmund Freud Privat Universität Wien (SFU) im Rahmen des KIRAS‐Projekts SFI@SFU  statt. Es  sollten  ein  „Halbzeitstand“ der  fachwissenschaftlichen Arbeit  im Projekt  „Entwicklung eines  disziplinenübergreifenden  nationalen  Sicherheitsforschungsinstituts  (Austrian  Center  for  Com‐prehensive Security Research) an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien“ (SFI@SFU) präsentiert und diskutiert,  der  Bezug  zu  ausgewählten  anderen  KIRAS‐Projekten  hergestellt  und  thematischer  sowie inhaltlicher Input für die weitere Projektarbeit erzeugt werden. Darüber hinaus sollte insbesondere in zwei Workshops  ein  Beitrag  zur  Vernetzung  KIRAS‐relevanter  Forschungsakteure  und  Bedarfsträger  geleistet werden.  Ausgewählte  Konferenzvorträge  sind  auf  der  Publikationsseite  der  Projekthomepage  abrufbar (http://www.sfi‐sfu.eu/publikationen.htm).  

Univ.‐Prof. Dr. Alfred Pritz, Rektor der SFU, betonte  in seiner Begrüßungsrede, dass Sicherheitsforschung viel  mit  Rahmenbedingungen  zu  tun  habe,  und  führte  dazu  die  Entstehungsgeschichte  der Privatuniversitäten  an.  Die  SFU  sei  als  neunte  österreichische  Privatuniversität  von  vier  „psycho‐therapeutischen Enthusiasten“ gegründet worden. Grundidee sei die Akademisierung der Psychotherapie gewesen,  jener Disziplin, die als „Wissenschaft von der Subjektivität“ gelte. Das an der SFU nunmehr seit einem Jahr bestehende Institut für Sicherheitsforschung (SFI) mit dem KIRAS‐Projekt SFI@SFU spiele dabei eine große Rolle, auch bei der Betreuung des Doktoratsstudiums der Psychotherapiewissenschaft in Bezug auf sicherheitsforschungseinschlägige Themen. Sicherheitsforschung handle auch von Sicherheitsgefühlen der  Menschen.  Es  gebe  nämlich  ein  allgemeines  Gefühl,  die  Welt  werde  immer  unsicherer,  was  als „Hintergrundschall“  wahrgenommen  werde.  Und  so  erwarte man  sich  durch  die  Einbindung  der  GSK‐Komponente  (Geistes‐,  Sozial‐  und  Kulturwissenschaften)  in  die  Forschungsarbeit  des  SFI  vom  Projekt SFI@SFU nicht nur wissenschaftliche Ergebnisse, sondern auch konkrete Handlungsanweisungen. Mit Prof. Alexander Siedschlag habe man für diese Aufgaben einen hervorragenden Wissenschafter gewonnen, der auch europäisch bestens vernetzt sei. 

Ministerialrat Dr. Gernot Grimm, Leiter der Stabsstelle  für Sicherheitsforschung und Technologietransfer im  Bundesministerium  für  Verkehr,  Infrastruktur  und  Technologie  (BMVIT),  lobte  „die  Runde“  der Besucher/‐innen  von  Veranstaltungen  des  KIRAS‐Projekts  SFI@SFU,  die  sich  nunmehr  zu  einem „qualifizierten Netzwerk“ entwickle. Es sei ein Vertrauensbeweis und zugleich eine bewusste Inkaufnahme eines Risikos gewesen, dass man Steuergeld  in Sicherheitsforschung  investiert habe, man  sei aber davon ausgegangen, dass sich dies  fast  immer  rentiere. Die GSK‐Einbindung sei völliges Neuland gewesen, auch international,  das  SFI  habe  aber  die  Erwartungen  nicht  enttäuscht  und  sich  zu  einem Spitzenforschungsinstitut  entwickelt,  so  dass  es  jetzt  darum  gehe,  Benchmarking  auch  im  europäischen Rahmen  zu betreiben. Grimm dankte  in diesem  Sinne  Siedschlag und  seinem  Team. Die österreichische Forschung  habe  Vorbildcharakter  und werde  auch  auf  EU‐Ebene  reflektiert, wobei  Sicherheitsforschung zusehend  als  „umfassendes“  Technologiethema  begriffen  werde.  Das  Spannungsverhältnis  zwischen Sicherheit und Freiheit sei sensibel und erfordere die Einbindung der GSK‐Disziplinen. Der GSK‐Input dürfe aber nicht zur Formalie degradiert werden. Da Steuergeld im Spiel sei, dürfe man auch volkswirtschaftliche Effekte nicht aus den Augen lassen, was die Einbindung von Wirtschaft und Unternehmen erfordere. KIRAS habe außerdem eine Trainingsfunktion mit Blick auf die europäische Ebene, was die Antragstellung angeht: An  jedem vierten Projekt  im Themenbereich „Sicherheit“ des 7. EU‐Forschungsrahmenprogramms sei ein österreichischer  Partner  beteiligt.  Die  Jahreskonferenz  zeige,  so  Grimm,  dass  sich  das  KIRAS‐Projekt SFI@SFU zu einem „Leuchtturmprojekt“ der Sicherheitsforschung entwickelt habe. 

Christian Brüggemann,  innerhalb der Österreichischen  Forschungsförderungsgesellschaft  (FFG)  für KIRAS zuständig, erläuterte das Prozedere der vier KIRAS‐Programmlinien. Thematischer Gesamtschwerpunkt sei der Schutz kritischer Infrastruktur, wie vom Lenkungsausschuss festgelegt. Ziel sei sowohl die Erhöhung der objektiven  Sicherheit  als  auch  des  Sicherheitsempfindens  der  Bevölkerung.  Es  sollten  daher  alle gesellschaftlichen Fragestellungen behandelt werden. Unabdingbar sei der Österreichbezug sowie die klare Thematisierung  von Aspekten  des  Schutzes  kritischer  Infrastruktur  gemäß  dem  laufenden  thematischen Schwerpunkt. 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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Univ.‐Prof. Dr. Alexander Siedschlag, Vorstand des SFI und Leiter des KIRAS‐Projekts SFI@SFU, betonte  in seiner Einleitungsrede die Bedeutung der Vernetzung von nationaler und internationaler Expertise und die Möglichkeiten eines internationalen Benchmarking, das im Rahmen des Projekts bereits konkret konzipiert werde. Man  sei bemüht, den  state of  the art  in der Sicherheitsforschung als akademische Praxisdisziplin weiterzuentwickeln.  Dabei  dürfe  es  zu  keiner  unproduktiven  Duplizierung  von  bereits  praktizierter Forschung  und  Institutionalisierung  kommen,  weshalb  ausgiebige  Umfeldanalysen  betrieben  würden. Siedschlag  verwies  auf  zurückliegenden  projektbezogenen  Veranstaltungen  des  Instituts,  die  sehr erfolgreich verlaufen seien. Schillers Diktum „Vieles  ist wünschenswert, wenig  ist möglich“ sei zumindest für  Österreich widerlegt worden.  Zum  Zeitpunkt  der  Projekteinreichung  sei  der  Erfolg  aber  noch  nicht abschätzbar  gewesen.  Österreich  habe  auch  in  der  Sicherheitsforschung  eine  Vorreiterrolle wahrgenommen.  Marksteine  bei  der  Einreichung  des  Projekts  SFI@SFU  seien  nunmehr  auch  auf europäischer  Ebene  zu  Marksteinen  geworden.  Jeder  umfassende  Ansatz  (comprehensive  approach) erfordere  unter  anderem  eine  Auffächerung  in  nationale  und  subnationale  Sicherheitskulturen.  Das SFI@SFU  werde  seinen  weiter  reichenden  Beitrag  zur  fachwissenschaftlichen  Konsolidierung  von Sicherheitsforschung  unter  anderem  in  Form  zweier  Buchprojekte  leisten:  einem  Methodenhandbuch ziviler  Sicherheitsforschung  aus  interdisziplinärer  Perspektive  sowie  einer  Monographie  –  der  ersten deutschsprachigen – zur Katastrophenforschung. 

 Abbildung 1: Gruppenfoto der Jahreskonferenz 

 

 

 

 

 

 

 

 

2 ROUNDTABLE 1: ETHISCHE UND NORMATIVE HERAUSFORDERUNGEN DER SICHERHEITSFORSCHUNG 

An  den  Begrüßungs‐  und  Einführungsblock  schloss  sich  der  Roundtable  zu  „ethischen  und  normativen Voraussetzungen  der  Sicherheitsforschung“  an.  Er  wurde  von  Univ.‐Prof.  Dr.  Heinz  Gärtner  vom Österreichischen Institut für Internationale Politik (OIIP) moderiert, der einleitend den Vertrag von Lissabon und  dessen  sicherheitsforschungsrelevante  Themen  zitierte,  die  zeigten,  dass  Sicherheit  „sehr wertegeleitet“ sei. 

Ministerialrätin Dr. Brigitte Ohms vom Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt (BKA) beleuchtete in ihrem Vortrag  das  komplexe  Problem  „Gewährleistung  von  Menschenrechten  versus  Sicherheit“.  In  der österreichischen  Verfassung  gebe  es  sowohl  ein  Recht  auf  Freiheit  als  auch  auf  Sicherheit;  letzteres legitimiere das Gewaltmonopol des Staates. Die Menschenrechtstradition in Österreich reiche in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück und komme dem Zusammenspiel von Menschenrecht und  innerer Sicherheit zugute. Regionalisierung und Internationalisierung hätten zu einer Zunahme an Grundrechten geführt. Das System  von  checks  and  balances  im  Parlamentarismus  garantiere  eine  weitgehend  ausgewogene Rechtsgüterabwägung. Trotzdem sei das Verhältnis von Menschenrecht, Macht und öffentlicher Sicherheit stets  spannungsgeladen.  Ohms  zitierte  als  Beispiel  Maßnahmen  zur  Terrorismusbekämpfung.  Das Zusammenwirken  von  Europäischer  Union  –  Stichwort:  Stockholm‐Programm  –  und  Europarat  bei  der 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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Wahrung  von  Grundrechten  werde  noch  spannend,  es  könnten  verschiedene  Wertungen  aufeinander prallen,  etwa  bei  der  „Vorratsdatenspeicherung“.  Ohms  verwies  schließlich  darauf,  dass  die Grundrechtspalette  ausreiche,  um  neuen  Gefahren  zu  begegnen:  Sie  sei  bloß  umzusetzen,  und  die Durchsetzungsmöglichkeiten des Einzelnen müssten gestärkt werden. 

Ministerialrat Walter Ruscher vom Bundesministerium für Inneres (BM.I) referierte in seinem Beitrag über die  Anti‐Folterkonvention  der  Vereinten  Nationen  ein,  die  1984  durch  die  UN‐Generalversammlung abgesegnet und 1987 in den österreichischen Rechtsbestand transformiert worden sei. Dabei ginge es um die Konkretisierung des allgemeinen Folterverbots. Einzelne Elemente der Folterdefinition hätten sich als „Stolpersteine“ erwiesen. 

Dr. Johannes Rath, Evolutionsbiologe an der Universität Wien, verwies auf die ethischen Probleme  in der Sicherheitsforschung.  Von  der  Forschung  formulierte  ethische  Grundsätze,  etwa  bei  klinischen  Studien, seien mittlerweile  rechtlich  aufgegriffen worden,  etwa  in der Medizin habe dies  zu  Ethik‐Kommissionen geführt. Bei der Forschungsförderung  innerhalb der EU würde die Projektvergabe an ethische Standards gebunden. Dies sei auch für die Sicherheitsforschung von Relevanz, wenn es etwa  in Forschungsprojekten um  den  Umgang  mit  gefährlichen  Substanzen  gehe.  Ethik  sei  zudem  eine  Verantwortung  der Forschungsförderungseinrichtungen 

3 ROUNDTABLE 2: POLITIK UMFASSENDER ZIVILER SICHERHEIT –  DER „COMPREHENSIVE APPROACH“ AUS NATIONALER UND EUROPÄISCHER SICHT 

Nach  einem  gemeinsamen  Networking‐Mittagessen  im  Restaurant  des  Hotels,  bei  dem  in  kleineren Tischgruppen  die  Themen  des  Vormittags  auch  mit  Blick  auf  mögliche  Projektbeantragungen weiterdiskutiert wurden, befasste sich der nun  folgende, zweite Roundtable mit „der Politik umfassender ziviler Sicherheit und dem comprehensive approach aus nationaler und europäischer Sicht“. Er wurde von MMag. Andrea Jerkovic, MPA vom SFI moderiert. 

MMag. Harald  Felgenhauer  vom BM.I  stellte  in  seinem Vortrag die  Frage nach der Herkunft der neuen Ansätze für eine zeitgerechte Sicherheitspolitik. „Vernetzung“ komme aus der Systemtheorie und bedeute eine Abkehr von hierarchisch‐dirigistischen Ansätzen, „vernetzte übergreifende Antworten“ seien gefragt. Die Theorie gehe davon aus, dass aus Gesprächen etwas Neues entstehe. Dabei gehe comprehensiveness über das Politisch‐Militärische hinaus, wie das Beispiel der Umfassenden Landesverteidigung  (ULV) zeige. Sie  beinhalte  die  zivile, militärische,  wirtschaftliche  und  geistige  Dimension.  Leitmotiv  der  ULV  sei  die umfassende  Sicherheitspolitik. Comprehensiveness basiere  auf  einer derartigen Multidimensionalität  von Sicherheit. Felgenhauer vermisste „echte Politikkohärenz“, was damit zusammenhänge, dass es noch keine gemeinsame Ausgangsbasis gebe. Globalisierung und Vernetzung müssten erst noch verinnerlicht werden. 

Christoph  Kautz  von  der  Generaldirektion  Industrie  und  Unternehmen  der  Europäischen  Kommission beleuchtete das Thema aus europäisch‐supranationaler Sicht. Dabei erläuterte er eingehend die inhaltliche Binnendifferenzierung des 7. EU‐Rahmenprogramms. Bezug nehmend auf das European Security Research and  Innovation Forum  (ESRIF), das versucht habe, mannigfaltige Ebenen abzudecken – vor allem aber die industrielle  –  ging  Kautz  auf  die  in  Folge  des  Vertrags  von  Lissabon  neuen  oder  erweiterten  EU‐Kompetenzen ein, etwa  in den Bereichen Katastrophenschutz, Datenschutz,  innere und äußere Sicherheit. Der  Klimawandel  sei  Teil  des Bereichs  innere  Sicherheit. Überhaupt  seien  äußere  und  innere  Sicherheit kaum mehr eindeutig zu trennen, es gebe viele Überschneidungen, etwa bei der organisierten Kriminalität oder der Cyberkriminalität. Man werde im künftigen 8. EU‐Rahmenprogramm vermehrt auf Synergieeffekte zwischen  zivilen  und militärischen  Sicherheitsbelangen  abzielen. Markt  und  Forschung müssten  besser verbunden werden. Kautz stellte  in einem Gedankenspiel auch die Frage, ob man die Bürger/‐innen nicht besser in den „Prozess der Sicherheit“ einbeziehen sollte. 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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Ministerialrat  Dr.  Helmut  Schnitzer,  Leiter  der  Abteilung  „Sicherheitspolitische  Angelegenheiten, Nationaler  Sicherheitsrat“  im  Bundeskanzleramt  (BKA),  spannte  in  seinem  Beitrag  einen  Bogen  vom Konzept  der Umfassenden  Landesverteidigung  (ULV)  aus  1975  über  die  Sicherheits‐  und  Verteidigungs‐doktrin  von  2001  bis  hin  zur  möglichen  Sicherheitsstrategie  2010.  Er  skizzierte  dabei  die  Genese  der umfassenden Sicherheitspolitik in Österreich mit Blick auf äußere und innere Faktoren: 1975 sei „der Geist des  Kalten  Kriegs“  noch  präsent  gewesen,  die  CSSR‐Krise  von  1968  –  der  Prager  Frühling  –  habe  noch nachgewirkt. Man  habe  sich  damals  am  Vorbild  der  Schweiz  und  Schwedens  orientiert,  Bundeskanzler Bruno Kreisky sei bewusst gewesen, dass zur Sicherheit auch zivile und wirtschaftliche Faktoren gehörten. Dies sei auch der Grund, warum diese Agenda seither im Bundeskanzleramt behandelt werde. 2001 sei ein Nachvollzug des Paradigmenwechsels von 1989 notwendig geworden, so Schnitzer, man habe den Fokus auf Sicherheit gerichtet – ein Trend, der sich im Gefolge von „9/11“ verstärkt habe. Ein Konsens, wie noch 1975, sei 2001 aber nicht mehr zustande gekommen. 2010 gehe es wieder  in Richtung mehr Vernetzung, der  NATO‐Bezug  sei  wesentlich  abgeschwächt  worden  und  es  gebe  einen  Auftrag  zu  mehr comprehensiveness.  Abschließend  stellte  Schnitzer  die  beiden  wesentlichen  Koordinierungsinstrumente vor: den Nationalen Sicherheitsrat  (NSR), besetzt mit Mitgliedern der Bundesregierung, Politikern/‐innen aller  Parlamentsparteien  und  höchsten  Beamten/‐innen  und  militärischen  Vertretern,  sowie  die Arbeitsebene des NSR, auf der Beamte/‐innen unter seiner, Schnitzers, Leitung eine  laufende Evaluierung durchgeführt und regelmäßig ein Lagebild entworfen werde. 

Klaus Becher, M.A., Mitarbeiter des SFI und Leiter des Arbeitspakets „Umfassende Zivile Sicherheit“ des Projekts  SFU@SFI,  referierte  über  „Sicherheit  als  umfassende  politische  Herausforderung  und  die Eckpunkte der europäischen Entwicklung“. Für Österreich sei die EU der wesentliche Rahmen, was auch die Chance biete, die  europäischen  Strategien  zu beeinflussen. Becher  ging  auf  die  traditionelle  innere und äußere  Sicherheit  ein,  auf  die  Rolle  der  KSZE,  die  Ost‐West‐Transformation,  transnationale Sicherheitsgefährdungen, den Einfluss der Europäischen Wirtschafts‐ und Währungsunion, die Chancen, die sich  aus  der Auflösung  der UdSSR  und  der  EU‐Erweiterung  ergeben  hätten,  und  verwies  auf  die  neuen Prioritäten  im Gefolge von  „9/11“ und die  zunehmende Cyber‐Kriminalität.  In der Folge ging Becher auf historische Weichenstellungen in europäischen Institutionen ein: Schengen, Maastricht, GASP, WEU, ESVP, die  durch  ESRIF  angeregte  europäische  Sicherheitsforschung,  den  Vertrag  von  Lissabon  mit  seiner Solidaritätsklausel und das  Stockholm‐Programme.  Zu den  Schwerpunktzielen der  EU  gehörten:  Freiheit, Sicherheit  und  Recht,  gesellschaftliche  Stärke  durch  mehr  Bürgervertrauen,  offene  Grenzen,  aber  mit effizienteren  Kontrollen,  umfassender  Katastrophenschutz,  Schutz  vor  Terrorismus  und  Organisierter Kriminalität  und  die  Untrennbarkeit  von  innerer  und  äußerer  Sicherheit.  Becher  wies  darauf  hin,  dass Sicherheit  nicht  immer  reflexartig  als  potenzieller  Angriff  auf  die  Freiheitsrechte  durch  Missbrauch staatlicher Macht  angesehen werden  sollte. Ohne  ein  sicheres Umfeld  können  sich  die Menschen‐  und Freiheitsrechte nicht  entfalten.  Forschungsförderung müsse  Prioritäten  setzen. Bei  Sicherheit  heiße das: Konzentration  auf  Gefahren  für  Leib  und  Leben  und  Trennung  zwischen  safety  und  security.  Wer Sicherheitswahrnehmung messe, dürfe Sicherheit nicht mit „Wohlfühlen“ verwechseln. Sicherheit sei nicht das Gleiche wie Abwesenheit von Risiken, Veränderungen und ästhetischen Belästigungen. 

4 PANEL: KRISEN‐ UND KATASTROPHENFORSCHUNG – INTERNATIONALE  STATE‐OF‐THE‐ART‐PERSPEKTIVEN UND ÜBERTRAGBARKEIT AUF ÖSTERREICH  

Im  folgenden  Panel  zur  Krisen‐  und  Katastrophenforschung  wurden  internationale  state‐of‐the‐art‐Perspektiven präsentiert und deren Übertragbarkeit auf Österreich diskutiert. Moderiert wurde die Runde von  DI  Dr.  Rosemarie  Stangl,  SFI‐Mitarbeiterin  und  Leiterin  des  Arbeitspakets  „Krisen‐  und Katastrophenmanagement“ im Projekt SFI@SFU. 

Oberst  Ing. Mag. Josef Schröfl vom Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport  (BMLVS) stellte den Übergang von der Umfassenden Landesverteidigung (ULV) zur Umfassenden Sicherheitsvorsorge (USV) vor. Die ULV  gebe  es  zwar  noch,  sie werde  aber  Zug  um  Zug  von  der USV  abgelöst. Die  EU  habe  sich geographisch  mehr  als  verdoppelt,  Russland  sei  kein  wirklicher  Feind  mehr.  Damit  habe  sich  das 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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Selbstverständnis  des  Österreichischen  Bundesheeres  (ÖBH)  wesentlich  verändert.  Im  Inland  seien  vor allem der Schutz der Bevölkerung, die  Luftraumüberwachung und die Souveränität  sicherzustellen  sowie Assistenzeinsätze  bei  Katastrophen  zu  leisten.  Im  Ausland  gebe  es  nur mehr  Assistenzeinsätze mit UN‐Mandat. USV sei die Gesamtstrategie der Republik, wesentlich sei die Erstellung des sicherheitspolitischen Lagebildes  im Zwei‐Jahres‐Rhythmus. Im Laufe seines Vortrags ging Schröfl auf die einzelnen militärischen Operationen des ÖBH ein und gab einen Ausblick auf den künftigen „Sicherheits‐Cluster“, der zu Synergien führen  solle.  Abschließend  ging  Schröfl  auf  den  Vertrag  von  Lissabon  ein,  der  eine  „Solidaritätsklausel“ enthalte, die eine Beistandspflicht des ÖBH auch innerhalb der Union impliziere. 

Univ.‐Prof. Dr. Wolf Dombrowsky, Katastrophensoziologe  an der  Steinbeis Hochschule Berlin,  referierte über  die  Zukunft  des  Katastrophenmanagements,  Gefährdungen  und  Strategien.  Die  Zukunft  sei  die Kombinatorik  des  Heute.  Die  Trendforschung  betrachte  die  Wirklichkeit  als  Experimentierfeld  und identifiziere  das  Potential  für  das  Morgen,  meint  Dombrowsky,  Engels  zitierend:  „Im  Schoße  der Gesellschaft  wächst  das  Kommende  keimhaft  heran.“  Der  Zyklus  sei,  dass  für  ein  Problem  Lösungen entstünden,  die  dann  institutionalisiert  und  vermarktet  würden.  Die  Problemlöser  wollten  aber  nicht überflüssig werden,  also müsse  das  Problem  erhalten  bleiben,  um  die  Lösung  ewig  neu  vermarkten  zu können. Konkurrenz entstehe. Oder die Lösung erweise sich als nicht gut genug und werde durch andere verdrängt.  Solche  Prozesse  fänden  permanent  statt. Die  Forschung  habe  sie  nun  zu  reduzieren  und  die strukturell  wirkmächtigen  Variablen  herauszufiltern.  Bei  Veränderung  der  Strukturen  beziehe  sich  die Wirkmächtigkeit auf andere Dinge. Ein Beispiel sei der erwähnte Wandel der traditionellen Trennung von innerer  und  äußerer  Sicherheit  bzw.  Polizei  und  Militär.  Dombrowsky  präsentierte  einen  hoch interessanten  wissenschaftstheoretischen  Längsschnitt  durch  die  Geschichte  menschlichen Zusammenlebens, von der Kultur der Jäger und Sammler bis zur Gegenwart. Durch zahlreiche Brüche, etwa den von Newton ausgelösten Paradigmenwechsel in der Physik, sei die Wirklichkeit so komplex geworden, dass man sie nicht mehr durchschauen könne. Zumal die wirklich entscheidenden Katastrophen der Zukunft Systemkrisen seien aufgrund von schier unüberblickbaren Metadaten, die nicht mehr steuerbar seien. 

DI Dr. Rosemarie Stangl hielt nun selbst einen ausführlichen Vortrag über „Strategien und Instrumente des Naturgefahrenmanagements sowie über Forschung und Beiträge  für Vorsorge und Bewältigung“. Mit der Industrialisierung  habe  sich  ein  Paradigmenwechsel  im Naturgefahrenmanagement  vollzogen, man  lebe nicht mehr mit der Gefahr, sondern verlasse sich auf technische Abwehrmaßnahmen. Stangl gab nicht nur einen ausführlichen Überblick über verschiedene Bedrohungsbilder und deren Abwehrstrategien sondern auch  über  die  Akteure  im  Katastrophenmanagement,  das  sich  als  sehr  heterogen  erweise. Katastrophenforschung  finde bisher nicht  „unter dem  Label der  Sicherheitsforschung“  statt,  sie  sei  aber wesentlicher  Teil  des  integralen  Risikomanagements  und  des  umfassenden  Katastrophenschutzes  –  vor allem  im Hinblick darauf, dass das Risiko durch Naturgefahren größer sei als etwa das Terrorrisiko durch CBRN‐Anschläge.  Naturgefahrenmanagement  sei  stark  zersplittert  und  fragmentiert,  schwammige Rechtslage  und  eingeschränkte  Verfügbarkeit  von  Aufklärungsmaterial  bzw.  eingeschränkte Bevölkerungsaufklärung seien nach wie vor große Defizite. Zuständigkeiten auf ministerieller Ebene würden in  der  untergeordneten Hierarchie  verschwimmen:  Bedeutend  sei  die  Rolle  der Gemeinde  im  Zuge  der Vorsorgeverpflichtung  und  im  kommunalen  Katastrophenschutz.  Naturgefahrenforschung  greife  in  sich verzahnende Themen. Zersplitterte Förderung und fehlende Koordination/Steuerung seien durch fehlende nationale Programme markant. Mögliche Anknüpfungspunkte für KIRAS lägen hier in der Koordination von Technologieentwicklung in der Risikoanalyse für Prognose/Frühwarnung in der Vorsorgepolitik sowie in der Bereitstellung von Bewertungsinstrumenten  für den Katastrophenschutz. Bisher  sei der Berücksichtigung von  GSK‐Perspektiven  im  Zusammenhang  mit  Naturrisiken  und  dem  Umgang  mit  ihnen  zu  wenig Aufmerksamkeit  geschenkt worden. Naturgefahrenmanagement werde,  so  Stangl,  oft  als  belastend  und einschränkend empfunden. Aufklärung sei daher zu forcieren, und Wege, wie dies zu bewerkstelligen sei, müssten noch erarbeitet werden. 

 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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5 WORKSHOP 1: WEITERBILDUNGSPLAN ZUR STEIGERUNG DER KOOPERATIONS‐ UND INTEGRATIONSFÄHIGKEIT VON GSK‐FORSCHERN/‐INNEN IN TECHNOLOGIEPROJEKTEN  

Der anschließende Workshop widmete sich der Steigerung der Kooperations‐ und Integrationsfähigkeit von GSK‐Forschern/‐innen  in  Technologieprojekten.  Er  wurde  von  Mag.  Florian  Fritz,  wissenschaftlicher Mitarbeiter  am  SFI, moderiert.  In  seiner  Eröffnung  stellte  Fritz  die  diesbezüglich  vom  Projekt  SFI@SFI gesteckten Ziele und Aufgaben vor, etwa die Betonung der human factors in Definition, Vulnerabilitäts‐ und Resilienzanalyse  kritischer  Infrastruktur;  die  Optimierung  von  Risiko‐  und  Krisenkommunikation  der öffentlichen  Hand;  die  Systematisierung,  Definition  und  Analyse  von  sozialwissenschaftlich‐technischen Schnittstellen  in  der  Sicherheitsforschung;  schließlich  Aspekte  der  gesellschaftlichen  sicherheits‐forschungsbezogenen  Bewusstseinsbildung.  Eine  wichtige  Aufgabe  sei  die  laufende  Erhebung  der Anforderungen von Bedarfsträgern, Forschern/‐innen und Bürgern/‐innen an „gute“ Sicherheitsforschung. Es  gelte,  die  Sicherheitsforschung  als  Planungsinstrument  ziviler  Sicherheit,  als  Fachdisziplin  sowie  als Faktor der Innovation zu etablieren und Maßnahmen zur Steigerung der Kooperationsfähigkeit zu ergreifen. Im  Rahmen  von  SFI@SFU  werde  dazu  konkret  etwa  durch  Institutionalisierung  einer  Summer  School SFI@SFU  ab  2011  und  eines  Strukturierten  Dialogs  von  GSK‐Forschern/‐innen  und  Bedarfsträgern beigetragen, der auf dieser Konferenz gestartet werde. Abschließend ging Fritz auf die Leistungsansprüche an die Sicherheitsforschung und die Anforderungen an die GSK‐Forschung ein. Zu diesen gehörten u. a. die Betonung  der  Schnittstelle  Mensch‐Maschine  (Stichwort:  human  factor  versus  Automatisierung),  ein besserer  kommunikativer  und  informativer  Zugang  zu  den  Bürger/‐innen,  die  Optimierung  von Arbeitsabläufen, die Analyse von Sicherheitskulturen einschließlich Verhaltens‐ und Erwartungsmuster der Bürger/‐innen,  die  Feststellung  der  (sozialen)  Kritikalität  von  Infrastruktur  und  die  Ausarbeitung  von Kommunikationsstrategien zur Steigerung von gesellschaftlicher Resilienz. 

Dr. Katharina Miko & Mag.  Jochen Förster‐Kugler, beide vom FH Campus Wien, Kompetenzzentrum  für Soziale  Arbeit  GmbH,  und  federführende  Betreuer  des  KIRAS‐Projekts  SUSI,  widmeten  sich  in  einem gemeinsamen Beitrag der „subjektiven Wahrnehmung von Sicherheit/Unsicherheit  im öffentlichen Raum“ und stellten sich dabei die provokante Frage „Mehr Sicherheit für wen?“ Sie hätten  im Projekt SUSI einen konstruktivistischen  Ansatz  verfolgt  und  die  Auswirkungen  von  kriminalpräventiven  Schutzzonen umfassend  erforscht.  Methodologisch  hätten  sie  sich  vornehmlich  „explorativ  teilnehmender Beobachtungen“ bedient. Eine wichtige Erkenntnis sei gewesen, dass  technologische Entwicklungen nicht immer mehr  subjektive  Sicherheit  generierten.  Die  Verbindung  von  GSK  und  Technologieforschung  sei komplex sei komplexer als gedacht. 

Mag. Dr. Walter Walter Peissl vom Institut für Technikfolgen‐Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sprach über „Sicherheit und Datenschutz als integrierte Planungsvorgaben von Produkt‐  und  Technologieentwicklung“.  Seine  entscheidende  Erkenntnis:  Datenschutz  im  Sinne  der Wahrung  persönlicher  Freiheit  und  öffentliche  Sicherheit  seien  kein  zwingender Widerspruch.  Es  gehe darum, Sicherheitstechnologien grundrechtskonform zu entwickeln. Man habe Kriterien und  Instrumente entwickelt, die bei Nichteinhaltung der  vorgegebenen Kriterien  sofort  reagierten. Dabei definierte Peissl eine  Hierarchie  von  drei  Bereichen  der  Sicherheit:  einen  Kernbereich  innerer  Lebensführung,  der (weiterhin) unangetastet bleiben solle; einen Bereich, der nur auf Datenschutzkonformität untersucht und beobachtet werden solle; und einen dritten Bereich, bei dem der Sicherheitsgewinn so groß sei, dass auch Eingriffe in Grundrechte legitimiert würden. Damit ergebe sich eine neue Sichtweise auf privacy by design. 

Dr.  Reinhard  Raml  vom  Institut  für  Empirische  Sozialforschung  (IFES)  widmete  seinen  Beitrag  der „subjektiven Sicherheitswahrnehmung und Akzeptanz als Schlüsselfaktoren technologischer Innovationen“. Seine wichtigste Erkenntnis sei: „GSK‐Forscher/‐innen denken anders“. Dies führe in der wissenschaftlichen Praxis  dazu,  dass  bestimmte  Folgen  von  Technologien  bereits  antizipiert  würden  und  damit (kostenintensive)  Fehlentwicklungen  vermieden werden  könnten.  „Nacktscanner“  etwa mögen  vielleicht manche Ziele erreichen, es  stellten  sich über den Primärnutzen hinausgehende Fragen, etwa: „Wie  fühlt sich der, der den Nacktscanner bedient?“ 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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6 WORKSHOP 2: SCHLUSSFOLGERUNGEN, NÄCHSTE PROJEKTAKTIVITÄTEN UND KICK‐OFF EINES STRUKTURIERTEN DIALOGS ZWISCHEN BEDARFSTRÄGERN UND GSK‐FORSCHUNG ZUM THEMA „SUBJEKTIVE SICHERHEIT/ SICHERHEITSEMPFINDEN IN DER BEVÖLKERUNG“ 

Im  zweiten  und  letzten  Workshop  des  Tages  wurden  Schlussfolgerungen  gezogen,  die  nächsten Projektaktivitäten vorgestellt sowie ein Strukturierter Dialog gestartet, bei dem Bedarfsträger und die GSK‐Forschung  gemeinsam  das  Thema  „Subjektive  Sicherheit/  Sicherheitsempfinden  in  der  Bevölkerung“ behandeln  sollen. Diese Runde wurde  von Prof. Dr. Alexander  Siedschlag und MMag. Andrea  Jerkovic, MPA, gemeinsam gestaltet. 

Der Strukturierte Dialog wird am 6. Dezember 2010 mit einer ersten Arbeitssitzung weitergeführt und soll auf bereits Erarbeitetem aufbauen, das  für  jede Sitzung  seitens SFI@SFU aufbereitet und  im Vorfeld  zur Verfügung gestellt wird. Dabei sei es wichtig, auch Agenden eines nationalen Sicherheitsforschungsinstituts für die Zeit nach dem Projekt SFI@SFU zu erarbeiten. Die bereits existierende KIRAS‐Sicherheitsforschungs‐Landkarte  sei,  wie  die  Moderation  herausstellte,  schon  ein  großer  Fortschritt.  Ein  solcherart institutionalisierter  Gesprächsrahmen  entspreche  auch  dem  an  das  Projekt  SFI@SFU  herangetragenen Wunsch  der  Bedarfsträger, wie  Siedschlag  erläuterte.  Zur  fachlichen  Einordnung  verwies  Siedschlag  auf Schelsky und Luhmann. Schelsky sei  in seinem Artikel „Der Mensch  in der wissenschaftlichen Zivilisation“ (1965) noch davon ausgegangen, dass  

„[j]edes  technische  Problem  und  jeder  technische  Erfolg  […]  unvermeidbar  sofort  auch  ein  soziales,  ein psychologisches Problem [wird], und zwar in der Art, dass dem Menschen eine Sachgesetzlichkeit, die er selbst in die Welt gesetzt hat, nun als soziale, als seelische Forderung entgegentritt, die ihrerseits gar keine andere Lösung zulässt als eine technische, eine vom Menschen her geplante konstruktive“.  

Demgegenüber nehme der GSK‐Ansatz gerade an, dass  technische Entwicklung die soziale Wirklichkeit  in einer  Weise  verändere,  die  Handlungsbedarf  erzeuge,  dem  eben  nicht  nur  wiederum  nur  technisch nachzukommen sei.  

Luhmann habe in einem verwandten Sinne in seiner Soziologie des Risikos (1990) „Sicherheit“ als Ausdruck einer  „sozialen  Fiktion“  definiert,  die weder  einen  spezifischen  Prozess  noch  einen  Zielwert  beschreibe, sondern  ein  gesellschaftlich  gewachsenes  Instrument  zur  Komplexitätsreduktion  darstellt.  Mit  diesem Instrument versuchen die Mitglieder sozialer Gemeinschaften, untereinander Deutungen und Erwartungen zu  stabilisieren,  um  in  einer  unüberblickbaren  Umwelt  überhaupt  die  Möglichkeit  zu  wahren,  noch entscheiden und handeln zu können. Methodisch untersucht werden müssen demzufolge gesellschaftlich konstruierte  Sicherheitsverständnisse,  da  diese  den  Deutungsrahmen  dafür  liefern,  welche  Sicherheits‐probleme eine Gesellschaft überhaupt als solche wahrnehmen kann. Dies zeige, so Siedschlag, abermals die Bedeutung einer Sicherheitskulturanalyse auf.  

Dies  aufgreifend,  stellte  einer  der  anwesenden  Experten  die  Frage  nach  den  „empirischen  Räumen“,  in welchen  Sicherheit  „de‐  und  entkonnotiert“  werde  sowie  nach  dem  Zusammenhang  mit  Be‐  und Entschleunigung  der  mittlerweile  als  bedrohlich  empfundenen  Geschwindigkeit.  Techniker  glaubten, Geschwindigkeit regulieren zu können, man solle ihnen aber nicht das Feld überlassen. Ein weiterer Experte merkte  an,  dass man  nicht  „alles“  fördern  könne, man müsse  sich  über  Priorisierungen  einigen  Dafür benötige man  sehr wohl einen klar definierten Sicherheitsbegriff. Dies aufgreifend, plädierte ein anderer Experte dafür, den Sicherheitsbegriff nicht zu weit oder zu philosophisch zu fassen, sondern auf konkrete Gefahren  für  Leib  und  Leben  zu  reduzieren.  Ebenso  in  der  Diskussion  gefordert wurde  eine  verstärkte Bewusstseinsbildung zum Thema  Informatik und kritische  Infrastruktur mit Blick auf die Anwender/‐innen von  Technologien. Der  Faktor Mensch müsse  in  Ausbildung  und  Training  besser  berücksichtigt werden. Thematisiert  wurde  auch  die  Unterscheidung  von  safety  und  security,  gerade  im  Bereich  der Katastrophenforschung.  Beispielshalber  angeführt  wurden  Unfälle  in  Tunnels: Wenn  ein  Tanklastzug  in einem Tunnel verunfalle und eine Brandkatastrophe auslöse, falle das in den Bereich safety, wenn ebendort eine Bombe explodiere,  in den von  security. Aus dem Blickwinkel der betreffenden Sicherheitsmissionen (Ereignis‐ und Folgenbewältigung) mache die Kausalität indes kaum einen Unterschied. 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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7 REFLEKTIERENDER AUSBLICK 

Dr. Manfred Andexinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter des SFI, stellte  im Rahmen eines reflektierenden Ausblicks „philosophische Reflexionen zum Thema Sicherheit und Freiheit“ an. Ausgehend von der in KIRAS geforderten  integralen  Einbindung  der  Geistes‐,  Sozial‐  und  Kulturwissenschaften  in  die  laufende Sicherheitsforschung,  die während  der  Konferenz  bereits mehrfach  thematisiert worden war,  versuchte sich  Andexinger  in  einem  kleinen  philosophischen  Exkurs  zum  Spannungsverhältnis  von  Sicherheit  und Freiheit. Tausche man nämlich den Begriff „Sicherheit“ gegen den verwandten Terminus „Ordnung“ aus, ergebe sich eine neue Dichotomie, die sich wie ein roter Faden durch die Philosophiegeschichte ziehe und zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts,  im  Gefolge  der  Französischen  Revolution  von  1789,  zur  Ausbildung unterschiedlicher politischer Strömungen geführt habe. Andexinger stellte dem klassischen Liberalismus die Anfänge  des  Sozialismus  gegenüber  und  verortete  in  diesen  beiden,  einander  diametral  gegenüber‐stehenden Konzepten die beiden Pole,  zwischen denen die  je verschiedenen Gewichtungen von Freiheit und  Ordnung  getroffen  worden  seien.  Dabei  hätte  sich  die  „Idee  der  Freiheit“  als  fundamental  und konstitutiv  für  unseren  freiheitlich‐demokratischen  Rechtsstaat  erwiesen.  Die  klassischen  politischen Utopien hingegen – sei es Platons „Idealer Staat“, sei es Campanellas „Sonnenstaat“ oder Thomas Morus’ „Utopia“ – mit ihren gleichsam „auf dem Reißbrett durchkonstruierten“ Vorstellungen einer „heilen Welt“ seien zum Scheitern verurteilt gewesen, weil sie „echter“ Freiheit keinen Platz geboten hätten. Wie aktuell die klassischen Philosophen seien, zeige sich am Spannungsverhältnis zwischen öffentlicher Sicherheit und persönlicher Freiheit, wo  letzterer nach wie vor ein höherer Stellenwert zukomme. Gerade angesichts der zunehmenden  Verunsicherung  durch  neue  Bedrohungsbilder,  wie  organisierter  Kriminalität  und Terrorismus,  werde  der  Ruf  nach  Datenschutz  immer  lauter,  und  es  zeige  sich,  dass  die  GSK  bei  der Abwägung zwischen  technisch Machbarem und  tatsächlich Wünschenswertem sowie bei der Aufwertung des human factors an der Schnittstelle Mensch‐Maschine eine ganz wesentliche Rolle spiele. 

8 FAZIT UND NÄCHSTE SCHRITTE 

Auf der Jahreskonferenz gelang es, das Konzept der Entwicklung eines nationalen Instituts für umfassende Sicherheitsforschung in wesentlicher seiner thematischen Säulen zu validieren, produktive Rückmeldungen zu bisher stattgefundenen und nächsten geplanten Arbeitsschritten einzuholen sowie die Plattformfunktion für eine weitere Kommunikation von KIRAS und ausgewählter Forschungsergebnisse seiner Programmlinien weiter zu konsolidieren und zu praktizieren. 

Die  Vorträge  und  Diskussionen  machten  unter  anderem  –  gerade  auch  aus  dem  Gesichtspunkt  der Anwendbarkeit und Praxisrelevanz – deutlich, dass noch weitere substanzielle Arbeit am Sicherheitsbegriff nötig  ist.  Dies  umso mehr,  als  die  weitere  Entwicklung  des  Faches  Sicherheitsforschung  auch  als  eine wissenschaftliche Disziplin von der Schärfung und Ergänzung der Methodik abhängen wird, und Methodik benötigt eine klare, feste Fundierung im Begriff. Im Rahmen der Konferenzdiskussionen vor allem auch um Sicherheitskulturen sowie und  technische und GSK‐Bezüge sowie deren Verbindungsmöglichkeiten wurde deutlich, dass das Projekt  SFI@SFU hier bereits Akzente  setzen  konnte und die Relevanz dieser Aspekte dafür  spricht,  ein  nationales  Institut  für  umfassende  Sicherheitsforschung  auf  der  universitären  Ebene anzusiedeln. Die  auf  der  Veranstaltung mitunter  geäußerte Auffassung, GSK‐  und  Technologieforschung vollziehe  sich  in  regelrechten  unterschiedlichen Welten,  kann  durch  die  bisherige  Projekterfahrung  im Rahmen von SFI@SFU nicht bestätigt werden. Wichtig erscheint, wie in SFI@SFU von Anfang an getan, die Erarbeitung und konsequente Anwendung eines projektspezifischen fachübergreifenden Integrationsplans. Im Rahmen von SFI@SFU liegt dieser in Form von D1.1 – „Arbeitspaketübergreifender Integrationsplan des produzierten Wissens und der erzielten Forschungsergebnisse“ vor. 

Insbesondere wurde im Zuge der Jahreskonferenz die Relevanz folgender Arbeiten im Rahmen des Projekts SFI@SFU bestätigt, was auch praktische Hinweise  für eine mögliche Weiterentwicklung von KIRAS selbst oder Anregungen zu neuen bzw. weiteren thematische Schwerpunkten im Rahmen von KIRAS gibt:    

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• Auseinandersetzung mit normativen Ambivalenzen  (z.B. Recht  auf  Sicherheit/Recht  auf  Freiheit?), die einer Rechtsgüterabwägung bedürfen.  

• Empowerment und citizen resilience über den reinen Schutzaspekt kritischer Infrastruktur hinaus. 

• Integration der Bürger/‐innen in Prävention und Katastrophen‐/Notfallmanagement. 

• Comprehensive  approach  by  design:  nicht  nur  dessen  operative  Berücksichtigung,  sondern  auch Berücksichtigung  in  organisatorischen  und  politischen  Zieldefinitionen.  Dies  ist  eine  gute  externe Validierung  für den Ansatz und die Schlussfolgerungen  im Rahmen von Deliverable 4.1 –  „Studie  zum State  of  the  Art  zivil‐militärischer  Vernetzung  im  Krisen‐  und  Katastrophenmanagement  und Expertenworkshop“  

• Synchronisation von Lagebildern und Sicherheitsverständnissen, wie  innerhalb des Projekts neben dem Arbeitspaket 4 (Krisen‐ und Katastrophenmanagement)  insbesondere auch behandelt  in Deliverable 2.3 –  Studie:  Integrierte  Risikobewertungssystematik  (comprehensive  risk  assessment)  und  subjektiven Schutzbedürfnisbewertung  für  kritische  Infrastruktur  (Beitrag  zum  Lagebildprozess  für  Österreich)  in Form von Indikatoren. 

Die nachstehende Tabelle 1  zeigt die Synchronisation auf der  Jahreskonferenz gewonnener wesentlicher thematischer Hinweise, Anregungen  und Wünsche mit  den  nächsten  im  Rahmen  des  Projekts  SFI@SFU plangemäß anstehenden Schritten. 

 Tabelle 1: Synchronisation auf der Jahreskonferenz gewonnener wesentlicher thematischer Hinweise, Anregungen und Wünsche mit den nächsten im Rahmen des Projekts SFI@SFU plangemäß anstehenden Schritten 

Ergebnisse der Jahreskonferenz (Auswahl)  Nächste geplante Projektschritte SFI@SFU (Auswahl) 

Normative Ambivalenzen (z.B. Recht auf Sicherheit/Recht auf Freiheit?), die einer Rechtsgüterabwägung bedürfen  

• Strukturierter Dialog (AP5)  

• Weiterbildungsplan (D5.3) 

„Empowerment“ (citizen resilience u.a.)   (vs. Schutz) 

• Strukturierter Dialog (AP5) 

• Buch‐Develiverables (Sammelband Methoden ziviler Sicherheitsforschung und Monographie Katastrophenforschung aus Sicherheitsforschungs‐Sicht) (D3.4 und D4.3) 

• Summer School (AP5)  

Integration der Bürger/‐innen  • Strukturierter Dialog (AP5) 

• Studie zum comprehensive approach mit Forschungsfragen‐ und Methodenkatalog (synoptischer Ansatz) (D3.2) 

• Buch‐Develiverables (Sammelband Methoden ziviler Sicherheitsforschung und Monographie Katastrophenforschung aus Sicherheitsforschungs‐Sicht) (D3.4 und D4.3) 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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Comprehensive approach nicht nur operativ, sondern auch in der Zieldefinition berücksichtigen 

• Strukturierter Dialog (AP5) 

• Eigenerhebungen (z.B. Erhebungsstudie zu internationalen Verfahren der Koordination/Koordination im Katastrophenmanagement) (AP4)   

• Studie zum Comprehensive Approach mit Forschungsfragen‐ und Methodenkatalog (synoptischer Ansatz) 

• Buch‐Develiverables (Sammelband Methoden ziviler Sicherheitsforschung und Monographie Katastrophenforschung aus Sicherheitsforschungs‐Sicht) (D3.4 und D4.3) 

Synchronisation von Lagebildern und Sicherheitsverständnissen  

• Strukturierter Dialog (AP5) 

• Weiterbildungsplan (D5.3) 

Verbindung von Forschung und Entwicklung (RTD) mit Beschaffungswesen  

auch: Frage „marktnaher“ GSK‐Forschung 

• Beratungsgremium‐Prozess 

• Strukturierter Dialog (AP5) 

• Eigenerhebungen (z.B. Erhebungsstudie zu internationalen Verfahren der Koordination/Koordination im Katastrophenmanagement) (AP4)  

• Weiterbildungsplan (D5.3)   

 

9 EVALUATIONSERGEBNIS UND WEITERE ANFORDERUNGEN AN EIN NATIONALES SICHERHEITSFORSCHUNGSINSTITUT 

Mit  der  Jahreskonferenz  wurde  eine  Projektveranstaltung  erstmals  mittels  eines  eigens  entwickelten Rückmeldebogens evaluiert. Bei  insgesamt 92 angemeldeten Teilnehmenden wurden 40 Rückmeldebögen abgegeben  (43%)  und  konnten  vollständig  ausgewertet  werden.  Da  von  den  insgesamt  angemeldeten Teilnehmenden  77  tatsächlich  erschienen  und  theoretisch  einen  Rückmeldebogen  hätten  ausfüllen  und abgeben  können,  betrug  die  tatsächliche  Rücklaufquote  52  Prozent.  Die  Konferenz  wurde  mit  einer Durchschnittsnote von 2,08 („gut“ ) auf einer „Schulnotenskala“ von 1 bis 5 bewertet. Zwei Drittel (75%) bewerteten die Veranstaltung insgesamt mit „sehr gut“ (28%) oder „gut“ (47%).  

Mit  37  Prozent  Behördenvertretern/‐innen  unter  den  Respondenten  konnte  das  Ziel,  insbesondere Bedarfsträger anzusprechen und einzubinden, erreicht werden. Die Qualität der Vorträge (Projektvorträge SFI@SFU und externe Vorträge) wurde zu 79 Prozent mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet.  

65 Prozent bewerteten die Relevanz der Veranstaltung für  ihre eigene Arbeit als „sehr gut“ oder „gut“, eine gute Rückmeldung auch zur Praxisrelevanz des Projekts SFI@SFU  insgesamt. Der  Informationsgehalt der Veranstaltung wurde von 75 Prozent als „sehr gut“ oder „gut“ erachtet,  so dass die Verbindung von Greifbarkeit und Innovationsgehalt also in beachtlicher Weise gelang. 92 Prozent gaben sogar an, dass die Konferenz ihr Wissen im Bereich der Sicherheitsforschung konkret ergänzt hat.  

Die  auf  den  Rückmeldebögen  und  in  den  Workshops  erhaltenen  Wortrückmeldungen  bestätigen  die nächsten geplanten Schritte im Projekt SFI@SFU sowie die fortgesetzte Relevanz und Umsetzbarkeit seiner 

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Andexinger/Siedschlag  Bericht Jahreskonferenz SFI@SFU 2010  November 2010 

 

 

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Zielsetzungen.  Dies  betrifft  in  erster  Linie  den multidisziplinären  und  umfassenden,  vernetzen  Ansatz sowie die Vermittlung neuer  Impulse und  Ideen mit Praxisbezug, einschließlich neuer Perspektiven auf den Begriff „Sicherheit“. Es betrifft aber auch die Verbindung nationaler Schwerpunkte und Aufbereitung von europäischen/internationalen Entwicklungen. Auf künftigen Veranstaltungen werden wir Wünschen der Teilnehmenden entsprechend die Arbeitsatmosphäre und  Interaktionsmöglichkeiten verstärken,  zum Beispiel  durch  die  Fortsetzung  der  bereits  im  Rahmen  eines  projektbezogenen  Workshops  erprobten Eröffnung  von  Raum  für  projektrelevanten  open  space  und  projektrelevantes  brokering  oder  durch  die Parallelschaltung von (dann kleineren und länger dauernden) Arbeitsgruppen. 

Für die Konzeption eines nationalen  Instituts  für umfassende Sicherheitsforschung  im Anschluss an die Projektlaufzeit  kann  den  Diskussionen  und  Rückmeldungen  entnommen  werden,  dass  dessen wissenschaftliches  Profil  neben  den  im  Rahmen  des  Projekts  SFI@SFU  abgedeckten  drei  großen thematischen Säulen (Arbeitspakete 2‐4) folgende inhaltliche Dimensionen mitberücksichtigen sollte:  

• Bedrohungs‐  und  Risikoanalysen  allgemein  (über  den  unmittelbaren  Bezug  zu  kritischer  Infrastruktur hinaus unter Einschluss von Migration, Integration und demographischem Wandel) 

• ökonomische Aspekte der Sicherheit 

• Analysen der Sicherheitswirtschaft 

• Kriminologie 

Im Bereich Katastrophenforschung, der mit Arbeitspaket 4  im  laufenden Projekt bereits bearbeitet wird, wurde  die  Befassung  mit  dem  Aspekt  des  Wiederaufbaus  nach  Katastrophenfällen  dezidierter  als Tätigkeitsfeld  eines  Instituts  gewünscht  als  der Aspekt  der  Resilienz.  Perspektivische Anregungen  hierzu betrafen  auch  die  Analyse  der  Verbindungen  zwischen  security  und  safety  im  Rahmen fähigkeitsorientierter Querschnittsanalysen zur Schadensbewältigung.    

Besonders gewünscht auf dem Sektor der weiteren Ergebnisverbreitung wurde eine  Institutstätigkeit mit betreffenden  thematischen Ableitungen  in Universitätsstudiengänge  sowie  akademische Weiterbildungs‐lehrgänge.  Dies  fällt  auch  in  den  Bereich  der weiteren  Exploration  von  Potenzialen  „marktnaher“  GSK‐Forschung, wie er in Diskussionen auf der Konferenz angeregt wurde.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Versionschronik   

Version  Datum   Änderung/Anmerkung  1.0  29.10.2010  Erstfassung  1.5  02.11.2010  Überarbeitung und Freigabelauf (BMVIT) zur Veröffentlichung auf der 

Projekthomepage 2.0  08.11.2010  Erstveröffentlichung  

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ANHANG   

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  Sigmund Freud Privat Universität Wien SFI | Institut für Sicherheitsforschung

Vorstand: Prof. Dr. Alexander Siedschlag 

   Adresse:  Schnirchgasse 9a,      A‐1030 Wien   Öffnungszeiten:  Mo‐Fr 9.00‐16.00 Uhr   Telefon:  +43 (0)1 798 62 90‐50   Telefax:  +43 (0)1 798 62 90‐52   E‐Mail:  mail@sfi‐sfu.eu   Homepage:  http://www.sfi‐sfu.eu 

 

JAHRESKONFERENZ –  

KIRAS‐Projekt SFI@SFU  

Freitag, 22.10.2010            09.30‐20.00 Uhr 

Steigenberger Hotel Herrenhof  Obergeschoss, Saal Loos & Kafka Herrengasse 10, A‐1010 Wien 

 

 

Wir laden Sie herzlich ein zur Jahreskonferenz des Instituts für Sicherheitsforschung an der Sigmund Freud Privat Universität Wien im Rahmen des KIRAS‐Projekts SFI@SFU.  

Das  im Jahr 2009 gegründete  Institut für Sicherheitsforschung der Sigmund Freud Privat Universität Wien bündelt  Fachwissen  und  setzt  fachübergreifend  gewonnenes  Wissen  in  anwendungsfähige Grundlagenforschung  sowie  in  angewandte  Forschung  und  Analysen  um.  Entsprechend  unserem Selbstverständnis  arbeiten wir  daran,  Forschung  und  Lehre  zu  verbinden  und  folglich  Projektergebnisse über ein Studienangebot  zu verbreiten, das  sich an gesamtgesellschaftlich wirkende Entscheidungsträger und  Multiplikatoren  wendet.  Ein  inhaltlicher  Rahmen  dafür  sind  die  thematischen  Schwerpunkte  des Instituts:  Gesellschafts‐  sozial  und  kulturwissenschaftliche  Aspekte  in  Definition  und  Schutz  Kritischer Infrastruktur,  Umfassende  zivile  Sicherheit  und  entsprechende  Entscheidungsanalyse,  Krisen‐und Katastrophenforschung.  

Besonderes Augenmerk  liegt nicht zuletzt auf der Aufarbeitung des  internationalen Forschungsstands und der  Einschätzung  seiner  Übertragbarkeit  auf  Österreich  sowie  der  Einbettung  der  eigenen Forschungsprozesse  in  einen  Strukturierten  Dialog,  um  Bedarfsträgern  und  Betreibern  einen  Zugang  zu Wissenschaft und Forschung im Bereich der so genannten GSK (Geistes‐, Sozial‐, und Kulturwissenschaften) zu bieten. 

Auf der Jahreskonferenz möchten wir einerseits einen „Halbzeitstand“ der fachwissenschaftlichen Arbeit im Projekt SFI@SFU präsentieren und uns andererseits der Diskussion mit externen Experten/  ‐innen stellen. Außerdem  möchten  wir  unsere  eigenen  Forschungsergebnisse  mit  Ergebnissen  anderer  Forschung kontrastieren  und  kritisch  diskutieren.  Schließlich  soll  die  Veranstaltung  auch  der  Vernetzung  KIRAS‐relevanter Forschungsakteure und Bedarfsträger dienen.  

 

 Die Entwicklung des Instituts für Sicherheitsforschung wird gefördert im Rahmen des KIRAS‐Projekts „Entwicklung eines disziplinenübergreifenden nationalen  Sicherheitsforschungsinstituts  (Austrian  Center  for  Comprehensive  Security  Research)  an  der  Sigmund  Freud  PrivatUniversität Wien“ (SFI@SFU) durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). 

 

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PROGRAMM (STAND: 21.10.2010) 

 

 

09.00 – 09.30  REGISTRIERUNG & BEGRÜSSUNGSKAFFEE   

 

09.30 – 10.15  BEGRÜßUNG UND EINFÜHRUNG  

  Sprecher:  Prof. Dr. Alfred Pritz                                                                                                (Rektor, Sigmund Freud Privat Universität – SFU) 

  MR Dr. Gernot Grimm                                                                                 (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie – BMVIT) 

  Christian Brüggemann                                                                         (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft – FFG) 

  Prof. Dr. Alexander Siedschlag                                                                         (SFU, Institut für Sicherheitsforschung) 

 

10.15 – 12.00  ROUNDTABLE 1    ETHISCHE UND NORMATIVE HERAUSFORDERUNGEN DER SICHERHEITSFORSCHUNG 

  Moderation:  Prof. Dr. Heinz Gärtner                                                                            (Österreichisches Institut für internationale Politik) 

  Beiträge:  MR Dr. Brigitte Ohms                                                                                                             (Bundeskanzleramt – Verfassungsdienst)                                                             „Wahrung der Menschenrechte – Maßnahmen zum Schutz der Inneren   Sicherheit“ 

    MR Walter Ruscher                                                                             (Bundesministerium für Inneres)                                                                                              „Die UN‐Antifolterkonvention und ihre Umsetzung im Rahmen des   Bundesministeriums für Inneres und der Sicherheitsgestaltung“                                                     

    N.N. (angefragt)    (Europäische Agentur für den Schutz und die Förderung der Grundrechte) 

    Mag. Dr. Johannes Rath      (Institut für Evolutionsbiologie, Universität Wien)     „Ethics oversight und Sicherheitsforschung in der Praxis: Mechanismen, 

  Beispiele und Herausforderungen“  

 

12.00 – 13.15  RESTAURANT „HERRENHOF“  MITTAGSDISKUSSION BEIM BUFFET 

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13.15 – 15.00  ROUNDTABLE 2    POLITIK UMFASSENDER ZIVILER SICHERHEIT – DER „COMPREHENSIVE APPROACH“ AUS NATIONALER 

UND EUROPÄISCHER SICHT 

  Moderation:  MMag. Andrea Jerkovic, MPA                                                                                          (SFU, Institut für Sicherheitsforschung) 

  Beiträge:  MMag. Harald Felgenhauer                                                               (Bundesministerium für Inneres)                                                                „Vernetzung! Comprehensiveness! Monismus? Woher kommen die neuen    Ansätze für eine zeitgerechte Sicherheitspolitik?“ 

    Christoph Kautz     (Europäische Kommission, Generaldirektion Industrie und     Unternehmen):     „Politik umfassender ziviler Sicherheit aus europäischer Sicht“ 

    MR Dr. Helmut Schnitzer                                                                                                 (Bundeskanzleramt, Sicherheitspolitische Angelegenheiten,    Nationaler Sicherheitsrat )                          „Comprehensive Approach in der österreichischen Sicherheitspolitik“ 

    Klaus Becher, M.A.                                                                                                 (SFU, Institut für Sicherheitsforschung)                                                                                                   „Sicherheit als umfassende politische Herausforderung: Eckpunkte der   europäischen Entwicklung“ 

 

15.00 – 15.15  OBERGESCHOSS / FOYER  KAFFEEPAUSE  

 

15.15 – 16.45  PANEL    KRISEN‐ UND KATASTROPHENFORSCHUNG: INTERNATIONALE STATE‐OF‐THE‐ART‐PERSPEKTIVEN   UND ÜBERTRAGBARKEIT AUF ÖSTERREICH 

  Moderation:  DI Dr. Rosemarie Stangl                                                                                                (SFU, Institut für Sicherheitsforschung) 

  Vorträge:   DI Dr. Rosemarie Stangl                                                                                             (SFU, Institut für Sicherheitsforschung) 

    „Strategien und Instrumente des Naturgefahrenmanagements –                                       Forschung und Beiträge für Vorsorge und Bewältigung“ 

     Ing. Mag. Obst. Josef Schröfl     (Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport)     „Von der Umfassenden Landesverteidigung  zur Umfassenden 

  Sicherheitsvorsorge“ 

   Prof. Dr. Wolf Dombrowsky                                                                                      (Steinbeis Hochschule Berlin)                                                    „Katastrophenmanagement der Zukunft: Gefährdungen und Strategien“  

 

16.45 – 17.00  OBERGESCHOSS / FOYER  KAFFEEPAUSE  

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17.00 – 18.00  WORKSHOP 1    WEITERBILDUNGSPLAN ZUR STEIGERUNG DER KOOPERATIONS‐ UND INTEGRATIONSFÄHIGKEIT VON  

GSK‐FORSCHERN/‐INNEN IN TECHNOLOGIEPROJEKTEN 

  Moderation: Mag. Florian Fritz                                                                                                         (SFU, Institut für Sicherheitsforschung) 

  Vorträge:  Dr. Reinhard Raml                                                                                                                                        (Institut für Empirische Sozialforschung – IFES)                                                                 „Subjektive Sicherheitswahrnehmung und Akzeptanz als  Schlüsselfaktoren   technologischer Innovationen“ 

  Mag. Dr. Walter Peissl                                                                                                            (Institut für Technikfolgen‐Abschätzung der Österreichischen Akademie der   Wissenschaften)    „Sicherheit und Datenschutz als integrierte Planungsvorgaben von   Produkt‐ und Technologieentwicklung“ 

  Dr. Katharina Miko & Mag. Jochen Förster‐Kugler    (KIRAS‐Projekt SUSI – FH Campus Wien, Kompetenzzentrum für    Soziale Arbeit GmbH)                                                                                                (queraum.kultur‐ und sozialforschung):   „Subjektive Wahrnehmung von Sicherheit/Unsicherheit im öffentlichen   Raum (SUSI)“ – „Mehr Sicherheit für wen?“ 

           

18.00 – 19.00  WORKSHOP 2    SCHLUSSFOLGERUNGEN, NÄCHSTE PROJEKTAKTIVITÄTEN UND    KICK‐OFF EINES STRUKTURIERTEN DIALOGS: BEDARFSTRÄGER UND GSK‐FORSCHUNG ZUM THEMA 

„SUBJEKTIVE SICHERHEIT / SICHERHEITSEMPFINDEN IN DER BEVÖLKERUNG“ 

  Moderation/  Prof. Dr. Alexander Siedschlag & MMag. Andrea Jerkovic, MPA   Vortrag:         (SFU, Institut für Sicherheitsforschung)  

       

19.00 – 19.30  REFLEKTIERENDER AUSBLICK  

  Vortrag:    Dr. Manfred Andexinger                                                                                                     (SFU, Institut für Sicherheitsforschung)                                                      „Philosophische Reflexionen zum Thema Sicherheit und Freiheit“ 

 

19.30 – 20.00  VERABSCHIEDUNG UND NETWORKING‐AUSKLANG  

  

ORGANISATORISCHE RÜCKFRAGEN: SUSANNE KINDL (TEL.  01 798 62 90‐50, ([email protected])  

PRESSEKONTAKT: DR. MANFRED ANDEXINGER (TEL.  0664 549 36 54, [email protected]

 

  Instituts‐ und Projektleiter  Programm‐ und Organisationsleitung 

  Prof. Dr. Alexander Siedschlag, M.A.  MMag. phil. Andrea Jerković, MPA   Wissenschaftliche Mitarbeiterin    Institut für Sicherheitsforschung  Institut für Sicherheitsforschung    Schnirchgasse 9a  Schnirchgasse 9a   A‐1030 Wien  A‐1030 Wien    Tel. +43 (0) 1 798 62 90‐51  Tel.: +43 (0) 1 798 62 90‐54  Fax +43 (0) 1 798 62 90‐52  Fax +43 (0) 1 798 62 90‐52   E‐Mail [email protected]  E‐Mail [email protected]