Manifest B

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Atlan - Die Abenteuer der SOLNr. 607Anti-ES - Xiinx-Markant

Manifest Bvon Arndt Ellmer

Hidden-X ist nicht mehr! Und somit haben Atlan und die fast hunderttausend Bewohner der SOL die bislang gefhrlichste Situation auf dem an Gefahren reichen Weg des Generationenschiffs fast unbeschadet berstanden.Doch was ist mit dem weiteren Weg der SOL?Die Verwirklichung von Atlans Ziel, das schon viele Strapazen und Opfer gekostet hat das Ziel nmlich, in den Sektor Varnhagher-Ghynnst zu gelangen, um dort den Auftrag der Kosmokraten zu erfllen, scheint nun auerhalb der Mglichkeiten des Arkoniden zu liegen. Denn beim entscheidenden Kampf gegen Hidden-X wurde Atlan die Grundlage zur Erfllung seines Auftrags entzogen: das Wissen um die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst.Doch Atlan gibt nicht auf! Im Bemhen, sich die verlorenen Koordinaten wieder zu besorgen, folgt der Arkonide einer vagen Spur, die in die Randgebiete der Galaxis Xiinx-Markant fhrt, wo die SOL in neue, erbitterte Kmpfe verwickelt wird.Gegenwrtig liegt das Generationenschiff allerdings im Ozean des Planeten Terv fest. Die Lage scheint verzweifelt, als sich unvermutet eine Fluchtchance auftut, die gleichzeitig Cara Doz, dem neuen Pilotentalent, die Gelegenheit bietet, sich auszuzeichnen.Dann aber macht sich wieder der unheimliche Gegner der SOL bemerkbar er wird verkrpert durch MANIFEST B

Die Hauptpersonen des Romans:

Cara Doz - Die neue Pilotin der SOL.Rubeiner - Ein Solaner riskiert sein Leben.Urk-Wascheff - Ein Kmpfer und Philosoph aus dem Volk der Urk-Lystarin.Lemarner Traph - Senkmeister von Lisbaon.Juccan Bresalph und Gushtar Irrido - Ein Tangmeister und sein Schler.Pervrin - Ein neuer Gegner der Sol taucht auf.

1.

Urk-Wascheff schlug die harten Knochenwlste in seinem Schlund zusammen. Mit heftigen Rucken zerrten seine oberen Gliedmaen an dem letzten Fetzen Pschormygut, rupften ihn in hauchdnne Fasern auseinander und schoben diese dann gemchlich in den runzligen Schlund hinein, dessen sprde und gruliche Rnder ein deutliches Zeichen dafr waren, da Urk-Wascheff entweder sehr alt oder krank war.Das Pschormygut bildete den Hauptteil der Nahrung bei den wichtigsten Sagern im groen Volk der Urk-Lystarin. Es setzte sich aus dem Fleisch der Pschorm zusammen, runden Weidebllchen, die auf Farmen aller Planeten gehalten wurden, sowie einer Beize aus hochwertigen Krutern und Mineralien. Eine dieser Zutaten bildete Homerplatis, ein leicht suerlich schmeckendes Gewrz, das es nur auf Rostertom im siebten System gab. Die Beize wurde in der Hochsprache aller Urk-Lystarin Gut genannt.Urk-Wascheff verzog den Verdauungsbeutel an seiner linken Seite zu einem wohlbehaglichen Rlpser und befrderte die letzten Reste des Pschormyguts hinter seinen Schlund. Er ersparte sich die qualvolle Mhe, die Knochenwlste zur Zerkleinerung des Fleisches zu Hilfe zu nehmen, und splte lieber mit einem gehaltvollen Oberkong nach.Danach warf er den pappernen Trinkbecher achtlos beiseite, rlpste noch einmal und schwankte mit funkelnden Augen auf den Durchschlupf zu.Kampf! wrgte er heftig und freute sich, weil seine Lebensgeister nach diesem Mahl zu jugendlicher Frische erwachten. Wenigstens fr einige Zeit, und sie dachte er zu nutzen. Als Sager allerhchster Verantwortung lag ein guter Teil des Schicksals der Urk-Lysterin in seinen Hnden, und wenn er starb, dann wrden ihm Hunderte freiwillig in das Grab folgen.Bestimmt werden es Tausende sein oder noch mehr, berlegte er zufrieden. Die anderen mssen sich gehrig anstrengen, wenn sie im Lauf ihres blhenden Lebens eine solche Achtung und Beliebtheit erreichen wollten, wie sie mir zuteil geworden ist.Diesmal nahm er den rechten Verdauungsbeutel zu Hilfe und rlpste einem seiner untergebenen Artgenossen ins Gesicht, der im Begriff stand, ihn aufzusuchen. Urk-Kaznol verschluckte sich artig, ahmte ein erhabenes Echo nach und trollte sich zur Seite, um dem Sager den Weg frei zu machen.Ihr werdet in der Mulde der obersten Verbindung gewnscht, erffnete Ulk-Kaznol und formte seinen jugendlichen Krper zu einer Geste der Dringlichkeit. Es ist die Flotte! Mit der dritten Greifhand scheuchte der Sager den Boten davon, unwirsch, weil ihm sein geregelter Spaziergang durch die Flora der nheren Umgebung versagt blieb, fiebernd und bebend, weil der Anruf der Flotte nur eines bedeuten konnte.Sie hatten ihn gefunden! Es gab nur diese eine Mglichkeit.Urk-Wascheff wute nicht, wie lange sein Volk schon seiner wichtigsten Aufgabe folgte, die es immer wieder mit anderen Vlkern der Galaxis zusammenfhrte, und das auf eine Weise, wie sie erhabener nicht sein konnte. Jedesmal ging es um das Messen der Krfte, um die Bewhrung, und jede Generation erhielt die Chance, ihren Wert in dem fortdauernden Kampf unter Beweis zu stellen. Jeder Urk-Lystarin lebte fr diesen Kampf.Stolz waren sie darauf, und vor allem er als Sager, der schon etliche Generationen der Jungen hatte kommen sehen.Urk-Wascheff trug Sehnsucht mit sich herum. Er hoffte, da dieser Kampf, der irgendwann in grauer Vorzeit begonnen hatte, eines Tages zu Ende sein wrde, weil das Ziel erreicht war. Und ber das Ziel gab es keinen Irrtum. Der Beste blieb Sieger und triumphierte.Es war gerade er in seinem Amt als Sager allerhchster Verantwortung, der dafr eintrat, da sie das Ziel noch im Lauf seines Lebens erreichten. Gern brachten die Mitglieder des groen Volkes Opfer, indem sie auf die Wohltaten des Pschormyguts verzichteten, das den Sagern jugendliche Strke und lngere Kraft verlieh. Sie erhielten dadurch ein Leben, das um ein Viertel lnger war als das eines gewhnlichen Urk-Lystarin.Die Hoffnung auf die frohe Botschaft beflgelte den Sager. Er lie seine beweglichen Glitschbeine hin und her schnellen und jagte ber den nachgiebigen Untergrund durch das Fladengebude, bis er die groe Rutsche vor sich sah. Er glitt in die Muschel hinein, und sofort setzte sich das Gefhrt in Bewegung. Es trug ihn hinauf bis unter den hchsten Punkt, wo das Dach seine geringste Neigung besa und berdies ein Teil davon ausgespart war, so da er den Himmel berblicken konnte.Seine Artgenossen saen regungslos vor ihren Gerten. Nur an der Nische der Funker gab es ununterbrochen Bewegung. Darauf hielt Urk-Wascheff zu und brachte seinen Krper in eine Form der Entschlossenheit. Eines einzigen Wortes von ihm bedurfte es, und berall in den sieben Systemen von Urk-Lystarin mit ihren dreiundvierzig Planeten hrten die Mitglieder seines Volkes auf seine Stimme.Den Funkspruch, schnell! schrillte er entgegen seiner wrdevollen Erscheinung. Eifer und Kampfeslust leuchteten aus seinen Augen und erfaten das ganze Rund der Mulde der obersten Verbindung. Liegt noch ein Kontakt vor?Seine Erregung nahm zu und versetzte seinen Verdauungsapparat in heftiges Zucken. Es war nur gut, da er das Fleisch so klein gemacht hatte. Grere Klumpen htte er im jetzigen Zustand unweigerlich von sich gegeben.Unter Urk-Wascheff schien der Boden zu beben, doch es war nur Einbildung, hervorgerufen durch das stetige Erschlaffen und Wiedererstarren seiner Gleittentakel. Ohne auf die verneinenden Gesten der Umsitzenden zu achten, schwankte er von einem Bildschirm zum anderen und richtete smtliche Augen darauf.Der groe Gegner! belehrte er sie. Irgendwann mu er sich zeigen. Er darf sich nicht verstecken!Deshalb hatte er vor nicht langer Zeit die Sucher ausgeschickt. Sie konnten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zurck sein, und doch erwartete er ihr Eintreffen mit jedem Sonnenaufgang.Es war sein groer Traum. Urk-Wascheff war der bedeutendste Philosoph seiner Zeit, und die Erfahrungen und Ergebnisse einer Vergangenheit, die ber etliche Generationen zurckreichte, hatten ihn in seinen Gedanken bestrkt. Die Urk-Lystarin waren jedem Gegner gewachsen. Seit etlichen Dekaden hatten sie kein fremdes Volk mehr vor ihre Schiffe bekommen. Auch ber den Planeten der sieben Systeme waren keine fremden Raumer aufgetaucht. Es bewies ihm, da die Urk-Lystarin auf dem Hhepunkt ihrer Fhigkeiten angelangt waren. Urk-Wascheffs jngste Gedanken bildeten eine unmittelbare, logische Folge dieser Erkenntnis.Er mu kommen! redete er ihnen ein. Wir werden uns an dem ganz groen Gegner messen und werden ihn besiegen, wie wir alle anderen besiegt haben! Das ist unser Ziel!Betretenes Schweigen herrschte, als der lteste aller Sager an einen kleinen Schirm trat, der sich gerade in diesem Moment erhellte. Der Krper eines Urk-Lystarin wurde sichtbar. Es war Urk-Gnodel, der Kommandant der Flotte von Urklys. Die Augen des Sagers richteten sich voller Erwartung auf ihn.Bei allen Planeten, den Fladensiedlungen und ihren berwucherten Husern, sprich! forderte Urk-Wascheff ihn auf.Ich habe mich gemeldet, wie ihr befohlen habt, klang es an seine Hrorgane. Der Tonfall stimmte ihn bedenklich und bereitete ihn vor. Wir haben wieder nichts entdeckt. Es scheint, als sei ganz Xiinx-Markant entvlkert!Absolute Stille trat in der Mulde der obersten Verbindung ein. Man htte einen Tropfen Speichel platschen hren. Aber gerade in diesem Augenblick verschlo die Trauer allen Anwesenden den Schlund. Bei Urk-Wascheff wechselte er erschreckend rasch die Farbe, und der Sager allerhchster Verantwortung sank bergangslos in sich zusammen.Nein? hauchte er deprimiert. Wieder nichts? Was sage ich meiner Gefhrtin?Ein Blitzschlag htte nicht schlimmer wirken knnen, verga er doch vor lauter Schreck, da Urk-Jeware seit zwei Planetenlufen nicht mehr unter ihnen weilte.Es ist gut, meinte er nach einer Weile. Dringt noch tiefer in unsere Galaxis ein. Irgendwo werden wir doch auf Lebewesen treffen, auf intelligentes, raumfahrendes Leben.Er wandte sich ab und schwankte hinaus, keines rechten Gedankens fhig. All sein Mut, seine Zuversicht, sie waren dahin, und er htte laut hinausblasen mgen, wenn es eines Urk-Lystarin wrdig gewesen wre. So ringelte er lediglich seine oberen Gliedmaen zusammen und verkroch sich frierend in seiner Unterkunft.War die Auslese etwa bereits beendet? Gab es keinen Gegner mehr?

*

Urklys war der vierte Planet der Sonne Urkeins. Mit Ausnahme des ersten Planeten, dessen Umlaufbahn dem dunkelgelben Stern zu nahe lag, trugen sie Leben. Jede Welt bot mehreren Milliarden Urk-Lystarin eine stndige Heimat und die besten Voraussetzungen fr das Leben. Leben bedeutete Vorbereitung auf den Kampf, und alles, was dieses Volk tat, war zur Strkung fr diesen Kampf gedacht.Seit Urk-Wascheff sein Amt als Sager allerhchster Verantwortung bekleidete, geno Urklys ein nicht zu unterschtzendes Ma an Achtung innerhalb des Reiches der sieben Systeme. Bis auf eine einzige Ausnahme handelte es sich um benachbarte Sterne, deren Welten in stndiger Verbindung untereinander standen. Entscheidungen der Sager verbreiteten sich in berlichtschneller Eile auf alle Empfangsstellen und wurden entsprechend ausgefhrt. Dabei richteten sich die Stielaugen und die Hrorgane in der blichen, gehorsamen Schwankung auf die Gerte und die Nachrichten, die dem Kontakt mit Urklys dienten.Nun aber schwieg die Mulde der obersten Verbindung auf diesem Planeten, und Urk-Wascheffs Name befand sich in aller Munde. Es gab keinen Urk-Lystarin, der sich nicht Gedanken ber den Sager gemacht htte.Urk-Wascheff war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er begann den Kontakt zu seinen Untergebenen zu scheuen, und wer den bleichen, zitternden Krper ab und zu zu Gesicht bekam, konnte sich nur schwer vorstellen, da es sich dabei um den Krieger aller Krieger handelte, der frher Bume ausgerissen und an anderer Stelle wieder in den Boden gerammt hatte. Vor Zeiten hatte es Mitglieder seiner Familie gegeben, die ihm bei solchen Taten in achtungsvollem Abstand gefolgt waren. Seine Bume standen noch, sie wren mit kleinen Tafeln gekennzeichnet und blhten mitten in den dichten Pflanzenwldern Urklys' vor sich hin. Ab und zu kam es vor, da sich der eine oder andere ber die Wipfel des Dschungels hob, als wolle er den Himmel gren. Hier hatte Urk-Wascheff eine glckliche Hand bewiesen. Er hatte die Pflanzen an Stellen eingesetzt, an denen der Boden besonders nhrstoffhaltig war und ein anhaltendes Wachstum garantierte. Die Bume symbolisierten den Erfolg des Sagers, der sein ganzes Leben lang angehalten hatte. Bis vor ein paar Planetenphasen.Jetzt war Urk-Wascheff unglcklich.Die Angehrigen seines Volkes, die in unmittelbarer Nhe seiner Unterkunft arbeiteten, warfen sich bedrckte Blicke und geknickte Augenstiele zu. Sie wuten um seinen Zustand und waren doch ratlos. Fr den Zustand des Sagers gab es keine Hilfe.Sie munkelten, da in finsterer Nacht, wenn im Innern des Fladens die Beleuchtung heruntergeschaltet war, schwarze Teppiche durch die Gnge huschten und bei ihm Einla nahmen. Seelenberater sollten es sein, angetan mit den Gewndern ihres Ranges. Niemals bekam ein Urk-Lystarin das Gesicht eines Seelenberaters zu sehen, die aufgrund unerklrlicher Eigenschaften von einer Gruppe von Sagern unter der Bevlkerung ausgewhlt wurden. Sie sorgten fr die inneren Bedrfnisse der Einzelwesen ihres Volkes.Nichts drang nach auen, und der Sager lie sich etliche Rotationsphasen nicht sehen. Niemand wute, ob er noch lebte oder gestorben war.Urk-Wascheff trauerte. Sein Krper fiel in sich zusammen, whrend er reglos auf dem grnen Polster lag, das seine Ruhestatt bildete.Sie waren allein, fanden keinen Gegner mehr. Sie muten sich mit der Ungewiheit zufriedengeben und warteten verzweifelt, da jemand kommen wrde, um ihnen zu sagen, da sie als Sieger aus dem immerwhrenden Kampf hervorgegangen waren. Der Begriff immerwhrend war ein Gegensatz zu dem Ziel. Er schlo es aus, und doch wuten sie, da es dieses Ziel gab, denn es war ihnen vor langer Zeit verheien worden.Und wir werden siegen! Trotz war es, der in dem Sager aufkeimte. Er wollte sein Gesicht nicht verlieren und fhlte sich durch den Zuspruch der Seelenberater ein wenig gestrkt. Irgendwann wrden sie die Nachricht erhalten, da sie die Auserwhlten waren. Und gleichzeitig wute Urk-Wascheff, da er eine gegenteilige Nachricht nicht berleben wrde.Es war zu der Stunde, in der er sich fr gewhnlich in seine Polster einrollte und dem leicht flaumigen Krper und der aufgewhlten Seele Ruhe gab in der Hoffnung, da der gequlte Geist sich bis zum Tagesanbruch erholte. In der Stille, die bisher um ihn herum gewesen war, entstand Unruhe. Die Wnde raschelten, das ganze Gebude wisperte in einem fort.Urk-Wascheff schnellte sich empor, streifte hastig die Tcher und Polster ab, die ihm als Wrmespeicher dienten. Er warf sich dem Durchschlupf entgegen und zwngte sich hinaus, ohne auf die rhythmischen Bewegungen des halborganischen Vorhangs zu achten. Er raste durch die Dunkelheit des Gebudes, bis er in der hellen Mulde der obersten Verbindung stand.Sein Erscheinen erregte erhebliches Aufsehen, denn die Techniker und Sprecher rechneten nicht damit. Die Funker haspelten mit den Fhlern der Tentakel auf der Anlage herum.Urk-Wascheff erfate mit acht gleichzeitigen Einblicken, da alle Bildschirme in Betrieb waren. Die Schwrze des Weltalls waberte auf ihnen, und auf jedem lag das Wrmeecho eines ganz bestimmten Gegenstands, der unruhig flatterte und langsam grer wurde.Die Sucher! sthnte der Sager laut. Die Sucher sind da!Er hatte Mhe, es zu glauben. Nach all den Phasen der tiefsten Niedergeschlagenheit kehrten sie zurck. Allein ihre Rckkehr bedeutete, da sie Erfolg gehabt hatten. Sie brachten eine freudige Nachricht, zumindest eine Botschaft.Trunken vor Glck taumelte der Sager allerhchster Verantwortung zu dem dunkelroten Kissen, das allein ihm vorbehalten war. Er setzte sich darauf und schaltete smtliche Verbindungen auf sein autorisiertes Terminal, den Kommunilystor.Urk-Wascheff spricht! flsterte er beinahe ehrfrchtig. Was habt ihr zu berichten?Die Sucher auf den Bildschirmen wurden immer grer und glnzender. Je nher sie an Urklys herankamen, desto mehr reflektierten sie das Licht von Urkeins.Sager! teilte die monotone Stimme eines der robotischen Schiffe mit, deren Sonnenwindsegel sich stndig um alle drei Achsen bewegten. Wir berspielen euch die Daten, die ihr erwnscht habt!Die Abbilder der Sucher verschwanden, die Daten erschienen und wanderten ber die Schirme. Sie berichteten von einem Planeten der Galaxis, in nicht weitem Abstand zu der unantastbaren Dunkelzone. Etliche zufllige Energieortungen hatten ergeben, da es auf diesem Wasserplaneten eine technische Zivilisation gab.Einen Gegner.Steif und erfroren vor Freude und Glck sa Urk-Wascheff auf seinem Kissen. Ein Irrtum war ausgeschlossen, die Daten der Sucher stellten die Wahrheit dar.Der Sager gab keinen einzigen Laut von sich. Er wute, da alle die Bedeutung der bertragung begriffen. Sie eilte von Urklys hinaus zu den anderen Planeten.Nach Dekaden bangen Wartens und Harrens war es ausgestanden.Fr Urk-Wascheff war es wie ein zweites Leben.

2.

Hallo, Engel!Rubeiner nickte Cara Doz freundschaftlich zu, aber die kleine Frau mit der unterernhrten Gestalt beachtete ihn kaum. Sie schritt an ihm und seinen Begleitern vorbei, als seien sie Luft. Ja, sie wich den Mnnern sogar ein wenig aus, als empfinde sie unterschwellige Angst vor ihnen.Kastenbold, Rubeiners Stellvertreter, schttelte verwundert den Kopf und blieb stehen. Er blickte ihr nach, bis sie hinter der Krmmung des Korridors verschwunden war.Die ist komisch, meinte er. Ein ziemlich junges Ding!Glaub das ja nicht! lachte Rubeiner. Das Persnchen ist schon 21. Sie hat soeben ihre Ausbildungszeit abgeschlossen und ist auf dem Weg zur Hauptzentrale, um sich mit den Steueranlagen vertraut zu machen.Jetzt verschlug es Kastenbold endgltig die Sprache. Er sttzte sich gegen die Korridorwand und holte tief Luft.Du phantasierst! behauptete er. Das soll die Neue sein? Die Pilotin?Du hast es erfat! Rubeiner nickte den fnfzehn Mnnern und Frauen zu, die ihn begleiteten. So klein und unscheinbar sie ist, sie hat es faustdick hinter den Ohren. Und sie hat am 25. Dezember Geburtstag!Daher der Engel! rief Melinda Grosar aus. In gut sieben Wochen ist es wieder soweit! Dann ist Weihnachten!Rubeiner nickte und winkte ihnen. Er schlo seinen Helm, und die Gruppe machte sich auf zu der Mannschleuse. Noch einmal setzte der Solaner sich mit der Zentrale in Verbindung.Wir steigen jetzt aus, gab er ber den Helmfunk durch. Wenn sich drauen etwas ndert, gebt uns sofort Bescheid. Ich habe nicht vor, Menschenleben aufs Spiel zu setzen.Geht in Ordnung! klang die Stimme von Breckcrown Hayes in ihren Empfngern auf. berstrzt keinen eurer Schritte!Die Warnung erinnerte sie wieder einmal daran, da sich das Schiff in einer ausweglosen Situation befand. Es lag auf dem Grund des Ozeans des Planeten Terv und wurde von einem Gravitationsfeld zur Bewegungslosigkeit verdammt. Zustzlich hatten die Terver die SOL in einen Berg Tang gehllt, ber den sie bisher ein paar Dinge herausgefunden hatten.Der Tang stellte eine Art niedere Intelligenz dar, es waren primitive Gehirnfunktionen feststellbar. Und es schien, als erteilten die Terver dieser organischen Waffe bestimmte Anweisungen.Der Tang blockierte die externen Waffen des Schiffes sowie alle Antriebssysteme. Versuche, mit Handwaffen oder transportablen Gerten gegen ihn vorzugehen, fhrten zum Gegenteil dessen, was man wollte. Unter dem Beschu kristallisierte der Tang und wurde nahezu unzerstrbar.Fr den Einsatz der Gruppe hatten sie eine Mannschleuse gewhlt. Auf ihr hatte sich an der Auenseite des Schiffes kein Tang festgesetzt.Vorsichtig, als knne das Primitivwesen drauen die Gerusche hren, ffnete Rubeiner das Auenschott. Die Schleuse war bereits geflutet, der Druckausgleich hergestellt. Die Finsternis des fnfhundert Meter bis zwlf Kilometer tiefen Ozeans erwartete sie, und sie schalteten die Lampen an den Helmen ein.Wir entfernen uns vertikal zum Schiff, ordnete der Solaner an. Wenn wir Glck haben und sich drauen nichts verndert hat, gelangen wir in die Nhe des Knotens.Sie stieen sich nacheinander ab und trieben davon, strampelten die Lcke entlang, die der Tang an dieser Stelle bildete. Manchmal kamen sie dem gefhrlichen Netzwerk aus biegsamen Blttern und Strngen bedrohlich nahe. Die Arme des Tangs erreichten eine Breite von bis zu zehn Metern und eine Lnge von mehreren Kilometern. Wie ein Netz umgab er das Schiff, war fest auf die Schiffshlle gepret. Es war eine glckliche Fgung des Schicksals, da er nicht in der Lage war, das Metall der Wandungen aufzulsen. Sechs eigentliche Tangwesen hatten sie gezhlt, und noch immer suchten sie verzweifelt nach einem Ausweg.Die Solaner kamen sich wie winzige Fische zwischen den dicken Strngen vor. Sie richteten sich stur nach Rubeiner, der zielstrebig vorwrtsglitt. Sie vermieden es, allzu oft zur Seite zu sehen und die Gebilde anzuleuchten, die sich wie riesige Wrste um sie herum auftrmten oder wie gigantische Bettcher, unter denen sie zu ersticken drohten. Etwa zweihundert Meter entfernten sie sich in dem Labyrinth, ohne da sie die Richtung nennenswert verndern muten. Dann jedoch war vorlufig Endstation.Langsam! mahnte Rubeiner sie. Orientieren wir uns zuerst.Nach seiner Schtzung befanden sie sich unmittelbar vor der riesigen Blase, die durch ihr rhythmisches Zucken aufgefallen war. Die Bewegung deutete auf ein Zentrum hin, ein Nervenzentrum vielleicht. Die Idee, sich das Ding einmal anzuschauen, stammte von Bjo Breiskoll.Es dauerte ein paar Minuten, bis sie den engen Durchgang entdeckten. Er war so schmal, da sie keine groen Bewegungen mit dem Krper machen konnten, ohne den Tang zu berhren. Rubeiner gab eine kurze Mitteilung an Hayes durch.Ich gehe allein, verkndete er. Sollte mir etwas zustoen, dann ziehen sich die anderen zurck.Proteste klangen auf, doch er beachtete sie nicht. Mit kraftvollen Sten schwamm er auf den schmalen Kanal zu und verschwand in ihm. Nur das Atmen war noch zu hren, und seine Begleiter verhielten sich still, um ihn nicht zu irritieren.Rubeiner paddelte mit den Hnden voran. Er hielt den Krper steif und betete, da ihn keine Strmung erfate. Angestrengt musterte er den Lichtkegel, den seine Lampe vor ihn warf. Er rechnete damit, jeden Augenblick abbremsen und rckwrts schwimmen zu mssen, weil es nicht weiterging.Dann hatte er die Blase pltzlich vor sich. Er sah das Pulsieren, es gab keinen Irrtum.Zieht euch ein wenig zurck in einen Bereich, wo ihr viel Platz habt, wies er seine Gefhrten an. Ich bin am Ziel und werde es wagen. Ach ja, Hayes, gr den Engel von mir!Bedchtig zog er den Strahler aus der Hfttasche und stellte ihn auf strkste Intensitt. Er war sich bewut, da rings um ihn der Tod lauerte und der Rcksto des Strahlers ihn unweigerlich gegen die dicken Arme des Primitivwesens treiben mute.Rubeiner schaltete seine Gedanken ab, konzentrierte sich auf den nchsten Augenblick und scho. Er hielt die Augen starr auf die zuckende Blase gerichtet und verfolgte den Weg des Strahls und seine Wirkung. Der Strahl drang wie ein Stein in das Gebilde ein, lie es hellviolett aufleuchten und in sich zusammenfallen. Der Wasserdruck prete eine dunkle Flssigkeit heraus.Sonst geschah berhaupt nichts.Rubeiner wurde vom Rcksto weggetrieben und landete zwischen den Auslufern eines riesigen Blattes. In seinem Rcken war bergangslos ein stechender Schmerz.

*

Atlan hielt sich in der Hauptzentrale im Mittelteil auf und nahm am Rande wahr, was sich abspielte. Irgendwo in einem entlegenen Teil seines Bewutseins speicherte er das Wissen, da Rubeiners Gruppe das Schiff verlie und Cara Doz hereinkam und sich zu Lyta Kunduran gesellte. Der Arkonide dachte nach. Vor wenigen Stunden bereits hatte er sich in seiner Kabine mit ihrer hoffnungslosen Lage befat, aber er war zu keinem Ergebnis gelangt. Immer wieder wurde sein Nachsinnen von anderen, gewaltigeren Gedanken berlagert. Sie beschftigten sich mit den Ereignissen im Hintergrund, die er zu erfassen und zu verstehen suchte.Er hatte eine Spur gefunden, eine Spur zu Anti-ES. Sie fhrte ber Anti-Homunk, den ehemaligen Diener von Hidden-X, dessen neuer Herr nur die negative Superintelligenz sein konnte.Und gerade in diesen Stunden des Erkennens waren Atlan wieder einmal die Hnde gebunden, denn ohne fremde Hilfe schien sich das Schiff nicht befreien zu knnen.Anti-ES, der alte Gegner. Die Abstoung der negativen Bewutseinsteile innerhalb des Reifungsprozesses von ES.Die Negation war schneller und weiter gewachsen, als die Kosmokraten es jemals angenommen hatten.Ein Gedankenblitz: Du warst bei den Kosmokraten, sie haben dir einen Auftrag erteilt, den du nun nach Verlust der Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst nicht mehr ausfhren kannst. Vorher hat Anti-ES dich geraubt. Wann ist es dir gelungen, jenen Weg anzutreten, auf den der Roboter Laire dich geschickt hatte?In der Auseinandersetzung zwischen ES und Anti-ES hielt sich die negative Superintelligenz nicht an die Regeln eines solchen Kampfes, und die Kosmokraten verbannten sie fr zehn Relativ-Einheiten in die Namenlose Zone, die zwischen dem Normaluniversum und den Materiequellen lag.Atlan war von Anti-ES entfhrt worden, das ihn als Faustpfand gegen die Kosmokraten verwenden wollte. In den von Wbbeking hervorgerufenen temporren Reinkarnationseffekten erlebte er all das nach, was ihm in dieser Zeit widerfahren war, die Gefangennahme durch die Superintelligenz, die Fluchtversuche und die gelungene Abspaltung eines kleinen, positiven Teils von Anti-ES.Wieder ein Gedankenblitz: Du erkennst sehr richtig, da auch Anti-ES im Lauf seines Wachstums positive Teile in sich entwickelt hat. Du hast sie befreit. Anti-ES war in diesem Augenblick eine rein negative Erscheinung. Ob es ihm gelungen ist, Born wieder einzufangen? Kaum, denn die Gedankenverbindung von Born zu Wbbeking-Nar'Bon drngte sich frmlich auf.Born nannte sich dieser Kern selbst, und Atlan fieberte einer Auffllung weiterer Erinnerungslcken entgegen, ohne da er htte sagen knnen, wann Wbbeking als Auslser sich wieder bei ihm melden wrde.Auf der Basis des Ersten Zhlers raubte Anti-ES ihm seinen Extrasinn, doch er erhielt ihn mit Hilfe eines Wesens namens Kik zurck. Sein Logiksektor hatte sich zusammen mit dem positiven Teil von Anti-ES verborgen gehalten. Aus der geistigen Vereinigung dieser beiden Wesenheiten entstand ein neues Wesen mit einem Krper aus Jenseitsmaterie. Das Kind und Born muten die Flucht ergreifen.Der dritte Gedankenblitz: Es fllt dir schwer, es zu glauben. Dein Extrasinn ist ein Elternteil einer fremden Wesenheit. Und du hast dein Kind verloren, als dein Sieg ber Hidden-X sich verwirklichte.Chybrain, das unbegreifliche Wesen, mit einemmal hatte er sein Verhalten begriffen. Chybrain war das Kind gewesen.Atlan schlo die Augen und lauschte. Auer dem Stimmengewirr, das ber der Zentrale lag, vernahm er nichts. Langsam hob er seine Augenlider und wandte den Kopf zur rechten Seite hinber, wo in einer Entfernung von zehn Metern Breckcrown Hayes neben einem Sessel stand. Der High Sideryt wirkte nervs, es war kein Wunder. Die Begegnung mit seinem verstorbenen Vater war erst wenige Stunden her. Die Erkenntnis, da er einer Illusion Anti-Homunks das Schicksal der SOL anvertraut hatte, machte ihm zu schaffen. Beinahe wre es dem falschen Deccon gelungen, die SOL mit Hilfe der Beiboote so weit zu dezentralisieren, da es den Tervern ein leichtes gewesen wre, sie alle zu vernichten.Wofr? fragte der Arkonide sich. Wozu soll dieser Kampf gut sein, den alle Vlker dieser Galaxis gegeneinander fhren?Seine Augen wanderten weiter, blieben an der kleinen, schmchtigen Gestalt von Cara Doz hngen. Die Solanerin trug keine der blichen Bordkombinationen, sondern einen langen, sackhnlichen Umhang von dunklem Braun, der den schlanken Krper verbarg, die mageren, weien Arme dafr um so mehr hervorhob und das blasse Gesicht grell betonte. Die weiblonden, strhnigen Haare hingen ihr wirr in die Stirn und machten einen ungepflegten Eindruck. Und bei all dem sah die junge Frau bermdet und erschpft aus.Unruhe entstand in der Zentrale. Hayes wurde laut.Die Gruppe sofort zurck! befahl er. Rubeiner, wie steht es bei euch?Atlan trat zu Breck und lauschte auf die Antwort.Melinda Grosar spricht! klang die Stimme einer Frau auf. Wir kommen nicht an ihn heran. Er hat offenbar auf die Blase geschossen. Der Tang hat sich kristallisiert. Ein paar Strnge haben sich verschoben, so da wir nicht bis zu ihm vorstoen knnen!Breckcrown schluckte mehrmals.Kommt ins Schiff zurck, sofort! sagte er dann. Wir knnen uns jetzt nicht um ihn kmmern!Sie verfolgten, wie sich die Mnner und Frauen auf demselben Weg dem Schiff nherten, den sie beim Verlassen genommen hatten. Sie kehrten in das Innere zurck und hrten das schrille Heulen der Alarmsirenen.Die Ortungsergebnisse sind einwandfrei, wandte Breck sich an Atlan. Sieh her!Weit entfernt und zwischen den ortungshemmenden Tangmassen nur kurzzeitig wahrnehmbar, bewegten sich metallische Objekte. Ohne Unterbrechung kamen sie nher.Sie versuchen es wieder! stellte Atlan fest. Die Terver greifen an!Er verzog das Gesicht zu einem sarkastischen Lcheln. Die Hoffnungslosigkeit des derzeitigen Zustands war es, die seine Reaktionen bestimmte. Er freute sich ber diesen Angriff und wnschte sich nichts sehnlicher, als da die Terver das Netz aus Tang beseitigen wrden, um endlich an die SOL heranzukommen. Gleichzeitig aber wute er, da dieser Gedanke nichts anderes als ein Wunschtraum war.

*

Lyta Kunduran winkte der 1,62 groen Frau, die zehn Jahre jnger war als sie selbst. Auf Grund ihrer Gestalt konnte man Cara Doz fr fnfzehn oder sechzehn halten. Nur wer in ihr Gesicht blickte, erkannte, da sie doch lter und reifer war, als es ihr Krper vermuten lie. Caras Gesicht besa energische Zge. Sie sprach nie darber, warum sie bermdet aussah. Lediglich Lyta hatte sie anvertraut, da es sich um eine Art Krankheit handelte, eine Erscheinung, die ihr mit in die Wiege gelegt worden war. Geistig war sie hellwach und brauchte nie Schlaf. Auf seltsamen Wegen hatte die Natur sich bei ihr eine andere Mglichkeit zur Erholung gesucht.Medizinisch gesehen wre es vielleicht nicht verfehlt gewesen, sie als eine Wachschlferin zu bezeichnen. Die Ursachen dieses Wachschlafes konnten nicht gefunden werden, und auf ihre Befhigung zur Emotionautin hatte die Krankheit keinen Einflu.Vorlan, Uster, sagte die Stabsspezialistin. Das ist Cara!Die beiden Chefpiloten der SOL erhoben sich aus ihren Sesseln. Whrend Uster es von unten herauf tat, was bei einer Gre von 1,64 begreiflich war, kam der Krper Vorlans von oben herab. Er ma 1,86 und verbeugte sich, da es aussah, als wolle er umstrzen.Mein Frulein! suselte er, aber ein zorniger Ausruf Usters lie ihn verstummen.Woher willst du das wissen! schimpfte Uster Brick.Vorlan schwenkte zu ihm herum, und die beiden Gesichter starrten sich an. Sie glichen einander bis aufs Haar. Vorlan und Uster Brick waren eineiige Zwillinge und waren in jeder Hinsicht identisch, mit Ausnahme der unterschiedlichen Krpergre.Sie reichten Cara Doz die Hand und behinderten sich gegenseitig dabei.Du bist eine sehr junge Pilotin, sagte Vorlan freundlich, und Uster versetzte ihm heimlich mit dem Ellenbogen einen Sto gegen die Hfte.Holzkopf, murmelte er. Darf ich dir meinen Sessel anbieten, Cara?Die junge Solanerin hatte noch kein einziges Wort gesprochen. Jetzt huschte ein flchtiges Lcheln ber ihr Gesicht, aber es verging so schnell, wie es kam. Sie raffte ihr langes, sackhnliches Gewand und nahm Platz. Aufmerksam huschten ihre Augen ber die Steuerkonsole und die dazugehrenden Gerte. Mit einer raschen Armbewegung bettigte sie den Sensorpunkt der bersichtskontrolle. Mit Ausnahme der auenliegenden Antriebssysteme und der Waffen gab es keine Negativmeldungen. Cara nickte.Gut, sagte sie und blickte zu Lyta Kunduran, die sie aufmerksam beobachtete.Keine Schwierigkeiten? fragte die Stabsspezialistin. Der Engel schttelte die weiblonden Haare.Vertraut, meinte sie. Alles vertraut!Gesprchig bist du gerade nicht, stellte Uster Brick fest und kratzte sich die pechschwarzen Haare.Cara Doz beugte sich vor und strich mit den Fingerspitzen an den optischen Anzeigen entlang. Sie ertastete die Abmessungen der Konsole wie eine Blinde, bis sie an den Buchsen fr die mechanisch-magnetischen Sensitivanschlsse innehielt. Kurz schlo sie die Augen, richtete dann einen leuchtenden Blick auf die Anschlsse. Lyta Kunduran trat dicht neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter.Du mut dich noch ein wenig gedulden, Cara, mahnte sie und verstrkte den Druck ihrer Hand fr kurze Zeit. Alles mu sorgsam vorbereitet sein!Vorlan lachte lauthals los. Er hielt sich den Bauch und rempelte seinen Bruder an.Kleiner! keuchte er. Das ist lustig. Was soll das Mdchen mit den Dingern!Wie ein Pfeil scho Cara Doz aus ihrem Sitz empor und baute sich vor ihm auf. Ihre Augen blitzten ihn an.Nicht noch mal! brachte sie hervor, aber es klang eher wie ein Flehen denn wie ein Befehl.Vorlan, Uster! Lyta wandte sich an die beiden fnfunddreiig jhrigen Chefpiloten. Ihr werdet euch umstellen mssen. Cara erhlt demnchst ihre erste Chance, sich zu bewhren!Jetzt? Beide sagten es gleichzeitig, blickten sich an und lachten wieder.Natrlich war es nicht mglich, das Schiff zu fliegen, solange es von dem Tang und dem Gravo-Fesselfeld der Terver behindert wurde. Irgendwann wrde der Zeitpunkt schon kommen, da dies nicht mehr so war. Die Hoffnungen aller richteten sich im Augenblick auf Rubeiner und seine Gruppe.Lyta, danke, kam es ber die Lippen des Engels, und wieder war da dieses flchtige Lcheln, ein Beweis von Dankbarkeit und Schchternheit. Hast du es?Bit nickte vielsagend. Sie eilte zu einer Ablage hinber und nahm einen metallisch glnzenden Reif auf, an dem etliche Kabel und Anschlsse befestigt waren. Sie brachte das Ding herbei und gab es der jungen Solanerin.Cara Doz betrachtete den Gegenstand aus leuchtenden Augen. Dann prete sie ihn an sich und wandte sich rasch ab, als schmte sie sich der Geste. Sie legte den Reif auf die Sitzflche des Sessels.Das Band, flsterte sie geistesabwesend, das Band.Sie fate Lytas Hnde und lie sie nicht mehr los, bis sich die Frau dem Griff entwand.Es ist gut, meinte sie. Ich habe es gern angefertigt!Wir verstehen kein Wort! brummelte Vorlan Brick und blickte anzglich auf seinen Bruder hinab. Grenmig pat ihr hervorragend zusammen!Er meinte Uster und Cara, doch Cara verstand sich und das Band.Es ist ein Emotioband! erklrte Lyta Kunduran, und den beiden Bricks fielen die Kinnladen herunter. Es hat lange gedauert, bis SENECA eine optimale Lsung gefunden hatte. Und ihr macht euch kein Bild, wie schwer es war, die Systeme der alten Emotionautenausbildung zu beschaffen und eine vollstndige Einweisung durchzufhren.Aus Usters Mund kam ein gefhrliches Gurgeln. Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete er auf die junge Frau.Emo , kam es heraus, tionau tin! Ah! Er verschluckte sich und hustete schwer.Du willst die SOL , fgte Vorlan hinzu.Cara reagierte nicht darauf. Wieder griff sie nach dem Stirnreif, umklammerte ihn fest und streifte ihn sich behutsam ber den Kopf. Der silberne Glanz verlieh ihr erst recht etwas von einem weihnachtlichen Engel.Ich nehme an, wir werden die Gelegenheit erhalten, das Band auszuprobieren! bekrftigte Lyta Kunduran und zog den Engel mit sich. Komm!Sie lieen die beiden Piloten stehen, denen noch immer der Mund offenstand. Vorlan und Uster Brick starrten ihnen entgeistert nach. Vermutlich wren sie noch eine Weile so stehengeblieben, wenn nicht Hayes die Fahrzeuge der Terver entdeckt und Alarm gegeben htte.

3.

Lisbaon lag auf Grund. Die acht Kilometer durchmessende Stadt hatte mit Hilfe der Antigravprojektoren ihres Stengels die Kappe der Pilzstadt hinabsinken lassen in die Mulde am Grund des Ozeans, der hier knapp sieben Kilometer tief war. Die Stadt fllte die Mulde aus und ragte wie ein Fnydros ber den Boden hinaus, einer jener schmackhaften Fische, die auf der Unterseite platt und am Rcken gewlbt waren. Der Schutzschirm hielt das Wasser von ihr fern und ermglichte es gleichzeitig, Beobachtungen der unmittelbaren Umgebung anzustellen.Viel zu sehen gab es im Augenblick nicht, aber die ber Funk eintreffenden Aufhellbilder von dem eingehllten Fremdschiff erinnerten Lemarner Traph daran, da eine Pattsituation eingetreten war. Es war ihnen bisher nicht gelungen, an die Fremden heranzukommen und sie zu besiegen.Traph schmte sich dafr. Es hielt ihn nicht lnger in seiner Beobachtungskanzel, und er eilte hinaus. Am liebsten htte er sich mit Juccan Bresalph in Verbindung gesetzt, dem Tangmeister, der die Aktionen gegen das Fremdschiff gesteuert hatte.Traph suchte die Befehlszentrale auf. Die Techniker waren darum bemht, die durch Verschlei mde gewordenen Teile des Stadtstengels auszutauschen. Ganze Kolonnen Mechaniker waren unterwegs, um im Schutz der Schirme jene Zonen zu berprfen, in denen es aus Platzgrnden und wichtigen Konstruktionsprinzipien heraus keine automatischen Selbsterneuerungsanlagen gab. Ansonsten ruhte Lisbaon sicher auf der steinernen Oberflche Tervs.Senkmeister, es ist baldige Untersttzung gemeldet!Ronner Jagwes erhob sich und machte dem gewhlten Herrn ber die Stadt Platz. Lisbaon gehrte zu den reichsten Stdten des Planeten, und Traphs Worte galten oft als ausschlaggebend, wenn es um wichtige Entscheidungen ging, die alle Terver betrafen. Entscheidungen ber die Fremden zum Beispiel.Lemarner Traph atmete auf. Das ewige Warten htte ihn auf Dauer noch mehr zermrbt, und Untersttzung aus der unmittelbaren Umgebung jenes Bereichs, in dem das Schiff gefangen war, bedeutete zunchst einmal ein Weiterkommen.Angreifen, das war es! Die Worte des Auftraggebers besaen eine zwingende Gewalt. Keinem Terver wre es eingefallen, sie zu bezweifeln oder nicht augenblicklich zu befolgen. Anti-Homunk, das groe Wesen, das jeden Terver berragte, hatte sie aufgesucht und ihnen mitgeteilt, da es nun den entscheidenden, letzten Kampf galt. Dementsprechend offensiv waren sie auch darangegangen, diesen Kampf fr sich zu entscheiden. Wie alle frheren Kmpfe.Seit Anti-Homunks Auftauchen erfllte Begeisterung den Planeten und seinen Ozean. Inzwischen jedoch hatte sich das Blatt ein wenig gewendet. Das fremde Schiff hatte keine kleinen Boote mehr ausgeschleust, und gegen die groe Einheit aus zwei Kugeln und einem Mittelstck kamen sie nicht an.Traph wute im Augenblick keinen Rat. Das beunruhigte ihn. Das pltzliche Verschwinden Anti-Homunks hatte ihn zustzlich erschttert, und er fragte sich, was in diesem Wesen mit seiner glatten, grauen Oberflche vorgehen mute. Es besa keine ausgeprgte Physiognomie. Die Nase war nur angedeutet, der Mund viel zu schmal, um Nahrung damit aufnehmen zu knnen. Die kreisrunden, bergroen Augen verstrmten absolute Unnachgiebigkeit, wie es sich fr den Auftraggeber des Bewhrungskampfs geziemte.Der Senkmeister fuhr pltzlich herum, aber da war niemand. Nur in einer Entfernung von ein paar Metern standen ein paar Ingenieure und unterhielten sich halblaut ber das Problem, wie sie dem groen Schiff doch noch beikommen konnten.Einen Augenblick lang hatte ich das Gefhl, als blickte mir jemand ber die Schulter, stellte Traph fest. Was mag es bedeuten?Er glaubte die Nhe Anti-Homunks zu spren, aber es konnte auch Einbildung sein. Der Auftraggeber hielt sich mit Sicherheit in der Nhe des Gegners auf, um ihn zu beobachten, ihn und das Volk der Terver, das mitten aus dem Alltag in den Kampf bergetreten war.Es war nicht irgendein Kampf.Die Ankunft von ber zwanzig Gleitern wurde ihm gemeldet. Er machte sich auf zu dem Saal, in dem sie ihre Besprechung durchfhren wollten. Er erwartete die Senkmeister aller Stdte, die in einem Umkreis von fnfhundert Kilometern um das Gefngnis herum lagen. Die dreiundzwanzig Gleiter bildeten die Vorhut.berraschenderweise kamen auch ein paar andere Terver. Juccan Bresalph zum Beispiel, der Tangmeister. Er schleppte eine schwere Tasche mit sich und stellte sie sofort auf den Tisch, der an der linken Saalwand stand. Er holte mehrere Gegenstnde heraus und legte sie daneben, lud die Anwesenden mit einer Handbewegung zum Nhertreten ein.Wozu sind wir das Volk von Terv, wenn wir keine Ideen haben? fragte der Tangmeister, der fr sein entschiedenes Vorgehen gegen den Feind bekannt war. Das ist eine Falle, in die wir den Gegner locken!Mit wenigen Handgriffen steckte er die Teile eines Modells zusammen. Zufrieden sah er die Terver der Reihe nach an.Waffengewalt ntzt nichts mehr, erklrte er. Wir knnen uns nicht an die Auenflche des Schiffes heranbewegen, solange der Tang es einhllt. Ihn zu entfernen, wrde jedoch bedeuten, da wir vorher das Fesselfeld ausschalten und die Tangwesen zurckbefehlen. Bei einem Teil von ihnen ist nur noch eine eingeschrnkte Bewegung mglich, weil der Feind durch Zerstrung mehrerer Blasen die Struktur des Tangs verhrtet hat.Und dein Modell schafft Abhilfe? Traph schttelte unglubig den Kopf. Was stellt es dar?Es ist ein Gravitron, sagte Bresalph. Die Idee dazu ist schon alt, ich kam zufllig darauf. Ein paar Stunden dauerte es nur, bis ich das Modell fertig hatte.Er stellte sich in Positur und machte ein wichtiges Gesicht.Das Gravitron ist das Gegenteil eines Fesselfelds, machte er ihnen begreiflich. Das Prinzip besteht darin, da wir das Schiff freilassen und aus dem kleinen Kfig in einen greren Kfig sperren. Zunchst wird es so aussehen, als gelnge den Fremden die Flucht. Sie sind jedoch in ein Maximalfeld eingesperrt, in dessen Innerem ein zweites Feld arbeitet, das auf gegenteiliger Basis arbeitet. Das einzige, was zu beachten ist: Die beiden Felder drfen sich nicht berhren, da sie sich dann gegenseitig aufheben.Traphs Miene war nachdenklich geworden. Er blickte zur Decke, als knne er durch das Metall und das Wasser hindurch die gelbe Sonne Zautath sehen, die nur 3,8 Lichtjahre auerhalb der Dunkelzone von Xiinx-Markant stand.Das Gravitron hat also gegenteilige Wirkung, antwortete er. Es engt nicht ein, es reit auseinander! Natrlich, das war die Lsung, die sie suchten!Rasch trat er auf Bresalph zu und beglckwnschte ihn.Du Genialer! rief er aus. Nichts gibt es, das dir nicht mglich wre!Freudige Ausrufe wurden laut, bergangslos befanden sich die Terver in Hchststimmung und bester Laune.Ja, so werden wir es machen, verkndeten sie. Wir werden das Schiff des Gegners auseinanderreien, wie man die Schale einer Muschel zerbricht. Sind die Fremden erst einmal ihrer sthlernen Hllen beraubt, mssen sie sich zum Kampf stellen!Eigentlich war es verwunderlich genug, da der Feind sich in seinem Schiff nicht rhrte. Es war Feigheit, und sie war den Tervern unbegreiflich. Alles in ihrer Welt war auf den Kampf ausgerichtet. Die bewaffnete Auseinandersetzung bildete den Grundstein des Lebens. Nur wer unermdlich an sich selbst und seinem Bestehen arbeitete, konnte Aussicht auf den Lohn haben.Die Terver befanden sich in ihrem entscheidenden Kampf, Anti-Homunk hatte es ihnen mitgeteilt.Geniale Einzelleistungen waren schon immer die Vorbereitung fr geniale Leistungen des ganzen Volkes, dozierte Bresalph stolz.

*

Seit Gushtar Irrido von seinem Vorgesetzten und Lehrer Juccan Bresalph in die Pilzstadt geschickt worden war, um unter der Kuppe dicht an der Oberflche des Ozeans Aufgaben fr die Raumverteidigung zu bernehmen, kam er sich unntz vor. Und er wurde den Verdacht nicht los, da Bresalph ihn nicht nur wegen seiner stndig differierenden Ansichten zum Kampfesgetmmel in dem Wassermantel Tervs hierher geschickt hatte, sondern da dies noch einen anderen Grund besa, ber den der Tangmeister jedoch nicht sprechen wollte.Zur Kontrolle funkte Irrido seinen Lehrer auf der ihm gelufigen Wellenlnge an, aber ein Techniker machte ihm begreiflich, da der Tangmeister seinen Aufgabenbereich verlassen hatte und sich an unbekanntem Ort aufhielt. Auch die Dauer seiner Abwesenheit war nicht bekannt.Der Ozean soll zu Eis gefrieren! fluchte Gusthtar und warf seinen Krper auf den harten Schemel, der an den Beobachtungsgerten fr die Raumbeobachtung stand. Die Kuppe der Stadt befand sich unmittelbar unter der Wasseroberflche, und die Antennen und Taster fr die Fernortung ragten als dnne, elastische Stbe bis zu dreiig Meter aus dem Ozean hervor. Tag und Nacht warteten sie auf Signale, aber diese blieben aus. berhaupt war es kaum zu erwarten, da sich innerhalb krzester Zeit ein weiterer Feind ihrem Sonnensystem nherte. Wenn das, was Anti-Homunk gesagt hatte, zu Ende gebracht werden konnte, bedeutete es ohnehin, da es keinen weiteren Feind gab.Gushtar Irrido war kein Zweifler. Wie alle Mitglieder seines Volkes war er zutiefst davon berzeugt, da der Kampf die wichtigste und hchste Aufgabe des Lebens war. Sein Geist jedoch dachte in weiteren Bahnen als der von Bresalph, und er hie nicht alle Schritte und Taten seines Lehrmeisters gut.Als nach zwei weiteren Stunden noch immer nichts geschah und Bresalph weiter verschwunden blieb, fate der Terver den Entschlu, nach drauen zu gehen. Er wollte die Stadt durch eine Strukturlcke ihres Schutzschirms verlassen und sich ein wenig an der Oberflche des Weltmeers tummeln, vielleicht auch ein wenig tauchen und Ausschau nach aggressiven Stachelfischen halten, die es an der bis zu vierundzwanzig Grad warmen Oberflche des Wassers in ganzen Schwrmen gab.Irrido ffnete einen Schrank und vertauschte seine leichte Stadtkleidung mit einem wasserfesten, glnzenden Anzug. Sicherheitshalber nahm er Atemgert und Sauerstoffflasche mit. Es war zwar nicht unbedingt ntig, denn die ehemaligen Meerbewohner besaen noch Rudimente eines inneren Kiemensystems, mit dessen Hilfe sie etwa zwei Stunden unter Wasser bleiben konnten, ohne atmen zu mssen. Sie bezogen dann ihren Sauerstoff aus dem Ozean. Nach zwei Stunden allerdings waren die Krfte der Kiemenreste erschpft, und es kam zu Durchblutungsstrungen und Atemnot.Der Terver strich sich ber die silberfarbene Narbe ber seinem rechten Auge und machte sich auf den Weg. Zuvor jedoch warf er einen letzten Blick auf die Ortungsanzeigen.Im nchsten Moment lie Irrido alles fahren, was er in den Hnden hielt. Er strzte an die Kontrollen, ma mit flackernden Augen die Werte und stie hastig die Luft aus.Bei allem, was mir heilig ist! chzte er. Das gibt es nicht!Er kniff die Augen zusammen und wollte den Eindruck verscheuchen. Die Werte jedoch blieben, und Gushtar Irrido setzte sich wieder auf den Schemel.Schiffe! murmelte er. Ein ganzer Schwarm Schiffe! Wo kommen sie her?Ein Gedanke kam ihm. Es konnten nur Angehrige jenes Volkes sein, dessen Mitglieder auf dem Grund des Ozeans gefangen waren. Dann war alles, was sie bisher erreicht hatten, nichts. Das eine Schiff war nur ein Vorbote gewesen, die eigentliche Prfung stand noch bevor.Aus brennenden Augen verfolgte er, wie die Aufzeichner liefen und jede Erscheinung festhielten, die sich im System der Sonne Zautath abspielte. Der Tauchgang und alles andere war vergessen, er dachte nicht mehr daran, da er einen Schwimmanzug trug.Und dann richtete sich der Terver ruckartig auf.Muschelschiffe! stie er hervor. Raumschiffe mit Muschelform!Es war unglaublich, und Irrido verga darob fast seine wichtigste Pflicht. Siedendhei berkam es ihn, und er ri mit der Hand den Verschlu der kleinen Kammer auf, in der die drei schwarzen Hebel steckten. Er packte sie mit einer Hand und drckte sie nach innen. Schmatzend ffnete sich in den Kontrollanlagen eine Klappe und gab das Spezialfunkgert frei, mit dessen Hilfe er gleichzeitig mit allen Stdten Tervs in Verbindung treten konnte. Er prete den Knopf ein, und ein Computer gab automatisch die Daten der Sendestation durch.Hier spricht Gusthar Irrido! Ich rufe alle Senkmeister! In unserem Sonnensystem sind ber einhundert Raumschiffe aufgetaucht. Sie besitzen Muschelform und sind uns nicht bekannt!Jeder erwachsene Terver besa das Wissen um alle Vlker, mit denen sie schon gekmpft hatten. Eines mit Muschelschiffen war ihnen noch nie begegnet!Mehrere Dinge geschahen gleichzeitig. Die Besttigungen trafen ein, und die Stadt senkte sich abwrts, ihrer Mulde entgegen. Die Antigravstationen im Innern des Stiels arbeiteten mhelos und zogen den Lamellenstengel zusammen, auf dem der Stadtpilz ruhte. Der Senkmeister hatte umgehend reagiert.Hastig kleidete Gushtar Irrido sich um und wartete sehnschtig darauf, da Juccan Bresalph ihn zurckrief. Er beobachtete weiter und fragte sich, ob diese Schiffe tatschlich zu dem riesigen Ungetm gehrten, das auf ihrer Welt lag. Wenn nicht, dann htte er gern gewut, wie viele Vlker an dem letzten, entscheidenden Kampf der Terver beteiligt waren.Davon hatte Anti-Homunk nicht gesprochen.Flchtig dachte Irrido an das kleine Perlenkstchen, das in die Glasmauer Pschwemmvus eingelassen war, der ltesten Stadt des Planeten. Die berlieferung berichtete, da es ein wichtiges Geheimnis enthielt, das erst dann offenbart werden sollte, wenn die Terver sich auf dem Gipfel ihres Kampfes befanden. Davon hatte Anti-Homunk auch nicht gesprochen, obwohl er mit Sicherheit wute, was fr ein Geheimnis es war.

4.

Die Besatzung des Sttzpunktplaneten sandte einen letzten Gru, whrend Urk-Wascheff das Zeichen fr den endgltigen Weiterflug gab. Die Schiffe beschleunigten innerhalb weniger Zeiteinheiten auf Lichtgeschwindigkeit und wechselten das Transportmedium. Fr die Beobachter auf Urk-Sanzig sah es aus, als gbe es die einhundertachtzehn Raumschiffe pltzlich nicht mehr. Etwas, das sich schneller bewegte als das Licht, konnte man nicht beobachten.Es ist bald soweit. Urk-Gnodel nherte sich dem Sager allerhchster Verantwortung, rutschte ein wenig vor ihm hin und her und senkte alle acht Augenstiele nach unten. Seine Verdauungsbeutel zitterten vor Erregung, die sie alle befallen hatte, seit die Sucher mit ihrer Botschaft zurckgekehrt waren.Urk-Wascheff dachte an seine Bume und seinen Ruhm. So hoch es ging, streckte er sich auf seinen Beinchen der, flachen Decke der Kommandomulde entgegen, die ein einziger, durchgehender Bildschirm war und alles wiedergab, was sich drauen in Flugrichtung ereignete.Kampf wird sein! machte er den Urk-Lystarin begreiflich. Ein groer Kampf! Bei allen Bumen und Muscheln, la es den ganz groen Gegner sein!Auer den Hinweisen auf eine technische Zivilisation besaen sie keine Anhaltspunkte, die ihnen darber Aufschlu gaben. Und dennoch konnte es nicht anders sein, die Geschichte ihres Volkes hatte es sie gelehrt.Groer Philosoph nannten sie ihn, und seit ihrem Aufbruch von Urklys gefielen sich viele der Raumfahrer darin, ihn mit dieser Bezeichnung zu ehren und ihm zustzliche Portionen ihres Nahrungsbedarfs abzutreten. Urk-Wascheff fgte sich mit einem gndigen Gurgeln in das Unvermeidliche. Es htte seinem Ansehen geschadet, htte er das Anerbieten abgelehnt.Fr seine persnlichen Zeitrume bewohnte er die Unterkunft des Flottenkommandanten, in der er sich unbeobachtet bewegte. Er schlang die Gaben hinunter, die er mit seinen Knochenwlsten nicht zerkleinern konnte. Die Urk-Lystarin in seiner Umgebung bten sich in Entsagung.Offensichtlich hielten sie ihn fr jnger, als er tatschlich war.Er kam sich wirklich vor wie in einem zweiten Leben.Es dauert nicht lange, meldete Urk-Gnodel. Die Entfernung betrgt hchstens noch vier Lichtjahre!Es hrte sich unglaublich an, doch fr den Sager allerhchster Verantwortung stellte es nichts Besonderes dar. Die Technik seines Volkes befand sich auf einem Stand, den so leicht kein anderes erreichte. Es war mit ein Grund, warum die Urk-Lystarin bisher ohne Niederlage aus dem Wettkampf hervorgegangen waren.Urk-Wascheff verfiel wieder ins Philosophieren. Er redete sich ein, da sein Weg von Anfang an vorgezeichnet war, da die Urk-Lystarin fr den Endsieg bestimmt waren, ohne es jemals erfahren zu haben. Jener, der die endgltige Entscheidung ber den Sieger treffen wrde, mute es wissen.Der Sager machte sich kein Bild von dem Geheimnisvollen, den er bei sich den Kampfrichter nannte. Er hatte Jahrzehnte gesucht, ohne auf den Planeten der sieben Systeme einen Hinweis auf ihn zu finden. Lediglich der Weg war vorgezeichnet.Nur durch den Kampf durften sie das hohe Ziel erreichen.Die heftigen Bewegungen der ber vierzig Urk-Lystarin in der Kommandomulde deuteten es an, da sich die Schiffe kurz vor dem Ende ihrer berlichtreise befanden. Violette Lampen leuchteten auf, tauchten die Mulde in zurckhaltendes Licht. Es war eine Vorsichtsmanahme. Ohne sie war es mglich, da die Augen aller Insassen von den Lichtblitzen beim bergang geblendet wurden und nie mehr zum Leben erwachten.Der bergang kndigte sich durch ein feines Ziehen in den Tentakelbeinen an, kroch den Krper empor bis zu den Sinnesorganen und verlie die Urk-Lystarin nach oben, entschwand irgendwo ber ihnen in dem Bildschirm, dessen dunkle Lichtlosigkeit bergangslos von hellen Blitzen getroffen wurde. Elektrostatische Entladungen knisterten und bildeten berschlagsbgen zu den Metallteilen an den Bedienungstischen. Ein Fauchen lag in der Luft, als die Automaten den Antrieb des Schiffes um zehntausend Einheiten zurcknahmen und die Fahrt den Gegebenheiten des Normalraums anglichen.Es war geschafft. Die Sternenreigen von Xiinx-Markant wanderten ber die Decke, und die Urk-Lystarin folgten einzelnen hellen Sonnen mit einem Teil der Augen, whrend die anderen weiterhin die Instrumente beobachteten. Die Schiffe verloren weiter an Fahrt, und Urk-Gnodel schaltete sich ber den Funkverbund in die Steuerung aller Schiffe ein. Die Anwesenheit des Sagers legte ihnen eine Reihe von Vorschriftsmanahmen auf, die vor allem aus Grnden der Sicherheit erforderlich waren.Ein Sager in Feindeshand oder im Kampf gettet, htte ein nie zu verzeihendes Delikt dargestellt, und die Angehrigen der Angriffsflotte htten es als selbstverstndlichste Pflicht betrachtet, ihrem Philosophen in das Grab zu folgen. Sie htten den Toten mit ihren Gliedmaen umfat, so gut es ging, und versucht, ihm wenigstens im Jenseits etwas von der Wrme zu vermitteln, die sie ihm im Leben auf leichtsinnige Weise versagt hatten.Urk-Wascheff, unser Sager, ich bitte euch, das Kommando ber den Angriff zu bernehmen! fltete der Kommandant.Der Sager gab durch eine Geste sein Einverstndnis zu erkennen. Er schlug alle drei Greifhnde gegeneinander, ein deutliches Zeichen. Den Urk-Lystarin hatte die Natur einen Haufen Tentakel gegeben, aber manche Dinge waren nur mit Hilfe der Hnde auszufhren. So bildeten diese Krperteile einen zwar notwendigen, aber doch nicht zum Erscheinungsbild eines stolzen Kmpfers gehrenden Zusatz. Da der Sager sie jetzt ins Spiel brachte, war eine uerung dessen, was er dachte. Es sollte eine Aufforderung an den Gegner sein, sich zu zeigen.Urk-Wascheff griff in die Steuerung ein. Die Schiffe schwenkten herum, zeigten dem Gegner den Rcken und bremsten ihre rasche Fahrt ab, bis sie beinahe bewegungslos am Rand des Sonnensystems verharrten. Sie suchten die Umgebung ab.Sie fanden nichts. Drei Planeten besa die gelbe Sonne, die beiden inneren stellten heie Gesteinsbrocken ohne jedes Leben dar. Blieb der dritte Planet, der ringsum aus Wasser bestand, mit einer atembaren Luftschicht darber. Eine Sauerstoffwelt wie alle bewohnbaren Planeten des eigenen Volkes.Nichts! gurgelte der Sager allerhchster Verantwortung verschchtert. Die Sucher haben sich geirrt!Er sprte den dunklen Nebel, der durch die Wandung der Mulde drang und sich ihm nherte, und wich instinktiv zurck. Er wollte nicht. Er hatte es schon einmal mitgemacht und wehrte sich mit aller Kraft dagegen. Der unsichtbare Nebel stoppte, und Urk-Wascheff atmete mit allen Rhren auf. Nur jetzt nicht in Selbsttrauer versinken, redete er sich ein.Verzweifelt ermunterte er die Funker und Beobachter, nach den Spuren des Gegners zu suchen, doch sie hatten keinen Erfolg. Das Unternehmen, so groartig es begonnen hatte, war in Frage gestellt, und der Sager erkannte mit Schrecken, da die Sucher getuscht worden waren. Sie hatten falsche Worte mitgebracht und womglich einen unheimlichen Feind mitten zwischen die Urk-Lystarin getragen.Da! stie Urk-Gnodel erleichtert aus. Seht ihr es?Fr einen kurzen Augenblick zuckten die Metalltaster, sanken dann in ihre ursprngliche Nullposition zurck. Ein Hinweis?Urk-Wascheff raste durch die Mulde und scheuchte die Funker beiseite. Er lie die Tentakel ber die Sensoren gleiten und blubberte eine Unverschmtheit nach der anderen durch den ther.Ihr Feigen, ihr Schwachen! Ihr habt euch versteckt. Aber wir wissen, da ihr hier seid! Zeigt euch endlich. Stellt euch!Er befahl einer Gruppe von vierzig Schiffen, in eine enge Umlaufbahn um den Planeten zu gehen und notfalls blind den Kampf gegen einen noch nicht vorhandenen Gegner zu erffnen.Konnte der Feind sich unsichtbar machen?Schnell erhielt er Antwort. Aus dem Wasserball des Planeten rasten feurige Zungen hinaus und griffen gierig leckend nach den Schiffen. Die Schsse waren so przise gezielt, da selbst der kampferprobte Sager staunte und verwundert mit den Augpfeln rollte. Er stolzierte zu seinem Beobachtungsplatz in der Mitte der Mulde zurck und streckte sich.Sie sind drunten! Er drhnte los, und es klang erfreut. Alle sprten, da das Kampffieber den Philosophen gepackt hatte. Weitere Schsse zogen ihre Spuren durch das All, und sie htten die Schiffe vernichtet, wenn sie keine Energieschirme zu ihrem Schutz besessen htten.Er ist es! jubelte Urk-Wascheff verzckt. Er mu es sein!

*

ber den Wogen der Wasserwelt schien der Traum eines ganzen Volkes in Erfllung zu gehen. Eine Botschaft durcheilte Xiinx-Markant und gelangte bis nach Urklys, wo sie mit leichten Verzerrungen in der Mulde der obersten Verbindung verstanden und weitergeleitet wurde. Das Volk der Urk-Lystarin geriet in einen Aufruhr der Gefhle.Die hundertachtzehn Schiffe verteilten sich rund um den Planeten und erffneten ihrerseits das Feuer. Noch besaen sie keine eindeutigen Energieechos, die auf den Standort des Gegners hinwiesen. Lediglich die Austrittsstellen der Strahlschsse aus dem Wasser waren sichtbar. Urk-Wascheff befahl, auf jene Stellen zu zielen und mit grtmglicher Energie zu schieen, um den Wassermantel zu durchdringen und die versteckten Schiffe oder Waffen zu treffen.Der Sager konnte nicht ahnen, da ausgerechnet diese Anweisung zu einer ganz anderen als von ihm beabsichtigten Entwicklung fhren wrde.Ungeduldig warteten die Urk-Lystarin auf den Gegner, suchten die Wasseroberflche nach Anzeichen von Raumschiffen ab, doch nichts geschah. Der Schuwechsel blieb ein anonymer.Urk-Wascheff zauderte. Er trug sich mit dem Gedanken, die Hlfte der Flotte in das Wasser zu schicken, dann jedoch berlegte er sich, da es eher nach einer Falle roch, da der Gegner nur darauf wartete, da er sich hineinbegab. Also wies er die Kommandanten der Schiffe an, ihre Positionen nicht zu verlassen.Und da geschah etwas vllig Unerwartetes. Es verblffte den Sager allerhchster Verantwortung derart, da er ein paar Augenblicke keine Befehle mehr gab und die bisherigen zurcknehmen wollte.Kambatschen! trompetete er durch die Mulde, da alle Urk-Lystarin erschraken. Das sind Kambatschen!Rund um den Planeten tauchten riesige Gebilde auf. Sie variierten in der Gre, aber es war eine unbersehbare Zahl. Auf langen Stengeln steckend, hoben sie sich aus dem Wasser und streckten ihre Kpfe in den Himmel hinein. Die Oberflche des Ozeans verwandelte sich in Windeseile in eine von metallenen Krpern schillernde Zone.Es waren Hunderte, dann Tausende.Urk-Wascheff pendelte verzckt mit den Augenstielen. Er meinte den scharfen Geruch der heimischen Wlder auf Urklys zu riechen, und sein Geruchsdepot gab tatschlich eine erhebliche Restmenge gespeicherten Wohlbehagens von sich. Kambatschen wuchsen dort zu Millionen. Tglich sprossen sie aus dem weichen, nahrhaften Boden. Es gab nicht so viele Liebhaber, um sie jemals vollstndig ernten zu knnen.Sie wuchsen und wuchsen, und manche wurden so hoch, wie ein halber Tentakel lang war.Der Sager berschlug kurz sein Wissen, es war betrchtlich. Er kannte weit ber zwanzig Hundertschaften dieses faserigen Gewchses, das eine Bettigung der Knochenwlste im Schlund unntig machte, weil es leicht zerfiel und gut verdaulich war. Alle sahen sie so aus wie die Riesen, die jetzt aus dem Wasser wuchsen und ebensolche Tellerkappen besaen.Nur waren diese aus Metall, und ein leichter, immer wieder aufflammender Hauch zeigte, da sie ebenso wie die Schiffe ber ihnen in starke Energieschirme gehllt waren, denen die Ladungen aus vielen Waffen nichts anhaben konnten.Urk-Wascheff sprte eine unbestimmte Gefahr. Es mochte die Andersartigkeit der Kambatschen dort unten sein, die Tatsache, da es sich um feuerspeiende Stationen handelte, die der Gre nach gemessen auch der einheimischen Intelligenz Zuflucht boten.Siedlungen! uerte er und richtete alle Extremitten auf den Bildschirm ber sich. Es sind Kambatschensiedlungen!Bei Urk! Urk-Gnodel knickte vor Entsetzen ber diesen Vergleich mit allen Beinchen ein. Die Schrpe seines Kommandos berhrte den Boden und hinterlie einen unauslschlichen, dunklen Segmentfleck.Bei Urk und allen Seelenberatern! stimmte Urk-Wascheff ihm zu. Setzt die Destruktoren ein!Der Befehl ri auch den letzten seines Volkes vom faszinierenden Anblick des Schirmes los. Tief in den Auensektoren der Schiffe nahmen zustzliche Maschinen und Kraftstationen ihre Arbeit auf, begannen Aggregate zu rumoren, die zum Gefhrlichsten gehrten, was urklystarinsche Wissenschaft jemals erdacht hatte. Hellgelbe ffnungen bildeten sich nach allen Seiten, und wei-violette, wabernde Glut jagte hinaus auf die Kampfstationen der einheimischen Intelligenz zu.Ein Groteil der Kambatschen verschwand blitzartig unter der Oberflche des Wassers. Andere zogen sich bis in die Nhe des schtzenden Mantels zurck und hllten sich in dunkelrote Farben. Der Sager mute erkennen, da die Computer des Volkes dort unten auch nicht schlechter waren als seine eigenen. Die gleienden Lohen der Destruktoren glitten wirkungslos ab und beeintrchtigten nicht einmal die Wassermassen so, da ein Erfolg sichtbar gewesen wre. Dafr wehrte sich der Gegner um so strker.Diesmal waren es grnliche Strahlen, so grn wie das Wasser. Optisch waren sie erst auszumachen, wenn sie den Bereich des Horizonts berschritten. Fr diejenigen, die sich direkt ber einer Schubahn befanden, war die Gefahr nur am Wrmeecho zu erkennen.Urk-Wascheff rlpste geringschtzig. Es war nicht einmal ntig, die Energie der Schutzschirme zu verstrken, doch der Gedanke, welche Waffe er nun in den Einsatz schicken sollte, bereitete ihm Luftwirbel in seinem Denkbereich.Philosoph, Ihr habt recht gehabt! klang die Stimme des Flottenkommandanten auf. Erneut machte Urk-Gnodel eine Ehrenbezeigung vor dem Sager. Das ist tatschlich der GANZ GROSSE GEGNER!

1. Zwischenbetrachtung

Von seinem Aufenthaltsort aus beobachtete Anti-Homunk das Geschehen auf Terv. Aufmerksam verfolgte er das Vorhaben der einheimischen Intelligenz gegen die SOL.Der glatte Krper des Auftraggebers zeigte keinerlei Regung. Ab und zu bewegte er sich ein wenig hin und her oder wechselte seinen Standort. Die Terver nahmen ihn nicht wahr, und er sah keine Veranlassung, erneut in den Pilzstdten zu erscheinen. Ein einziges Mal zog er den Vorhang aus Wasser beiseite und betrachtete das, was von der SOL zu sehen war: Ein von Tang eingehllter, dunkler Krper, in der Finsternis des Grunds kaum wahrnehmbar. Fr ihn jedoch spielte das keine Rolle. Er sah die Lichter und verfolgte, was sich in unmittelbarer Nhe des Schiffes zutrug.Dann schlo Anti-Homunk den Vorhang wieder und richtete sein glattes Androidengesicht auf die Umgebung des Planeten. Erneut sah er die SOL, wie sie arglos heranflog und in den Wassermantel von Terv eintauchte, sich fast freiwillig in die Falle begab, aus der sie nicht mehr entkommen konnte.Seinem Auftrag stand nichts im Weg.Hidden-X war es gewesen, sein ehemaliger Herr, der ihm diesen Auftrag erteilt hatte. Er leitete alles in die Wege, um ihn zu erfllen.Gleichzeitig wartete er darauf, da es ihm die Terver leicht machten, die Rache zu vollziehen. Nachdem Janvrin vernichtet war, wollte er sich nicht den Zorn seines neuen Herrn zuziehen, indem er weitere Manifeste in die Auseinandersetzung schickte.Der neue Herr war ungeduldig, er konnte es nicht erwarten, das wahre Objekt nach Xiinx-Markant zu locken.Anti-Homunk wute, da alles so gelingen wrde, wie er es vorausplante. Die SOL wrde vernichtet, die Rache von Hidden-X ausgefhrt. Wenn es soweit war, blieb nur noch der neue Auftrag.Der Auftraggeber konzentrierte sich auf die Gegenwart und erkannte die fremden Schiffe, die sich Zautath nherten. Ihr Ziel war eindeutig Terv.Anti-Homunk war zufrieden. Der Zufall untersttzte ihn und lieferte den Tervern einen zustzlichen Gegner, so da es fr sie keinen Zweifel geben konnte, da sie sich in der letzten, entscheidenden Auseinandersetzung befanden.Die geballte Macht zweier Vlker bedeutete das endgltige Aus fr die SOL.

5.

Das erste, was Rubeiner dachte, als er seine Benommenheit abgeschttelt hatte, war: Du mut dich wehren! Er achtete nicht darauf, ob sein Rcken noch schmerzte oder bereits Wasser in den Druckanzug eindrang. Er warf sich herum und stie sich mit Hnden und Fen von dem Tangwesen ab. Er trieb davon, zappelte auf die zerstrte Blase zu und versuchte, zum Stillstand zu kommen. Jetzt erst hatte er Zeit, sich um seinen Zustand zu kmmern.Er tastete seinen Krper und auch den Rcken ab, so gut es ging. Nichts schien beschdigt, die Grtelanzeigen meldeten keinen Ausfall.Der Tang, was war mit ihm?Vorsichtig steuerte er einen der dunklen Strnge an und leuchtete ihn ab. Er berhrte das Ding und stellte fest, da der Tang kristallin geworden war. Er fluchte.Es war umsonst. Der Hinweis Breiskolls hatte zu nichts gefhrt. Auch diese Blase erfllte keine andere Funktion als alle, die sie bisher untersucht und beschossen hatten. Eine verfahrene Situation.Rubeiner wute zu gut, was auf dem Spiel stand, als da er einfach aufgegeben htte. Er blickte sich suchend um, erwartete, irgendwo einen Durchgang zu finden, der ihn weiter hinausbrachte.Wie sieht es bei euch aus? fragte er.Er erhielt keine Antwort, obwohl er mehrmals nach seinen Begleitern rief. Der Kanal seines Helmfunks war offen, das Gert nicht beschdigt. Sie konnten ihn im Schiff nicht hren, weil sie die Verbindung offensichtlich abgeschaltet hatten.SENECA hrt mich auf alle Flle, dachte er. Er wird Meldung machen oder von sich aus mit mir in Verbindung treten.Der Gedanke beruhigte ihn. Kastenbold und die anderen waren vielleicht in das Schiff zurckgekehrt.Ach, du Schande! stie er hervor. Wenn das so ist, war ich weggetreten!Tatschlich belehrte ihn ein Blick auf den Chrono, da er fast eine Viertelstunde ohne Bewutsein gewesen war. Der Rcksto der Waffe hatte ihn mit starker Gewalt gegen den erstarrenden Tang geschleudert.Rubeiner machte sich auf und suchte die Waffe. Er leuchtete den Grund ab, soweit der Tang es zulie, doch er fand sie nicht. Irgendwo war sie dazwischengerutscht und unwiderruflich verloren.Der Solaner machte sich fr die Rckkehr bereit und steuerte den engen Durchschlupf an, den er benutzt hatte. Er fand ihn, aber er war so eng geworden, da er mit seinem Anzug nicht mehr hindurchpate. Er war gefangen.SENECA! rief er. Hrst du mich?Sein Krper begann zu schaukeln, er warf sich herum. Es gab Wellengang, eine Strmung hatte ihn gepackt und zerrte ihn mit sich fort. Er klammerte sich an einer Tangfaser fest, rutschte ab und sah hilflos zu, wie er bis zur Blase hingesogen wurde und dort hngenblieb.SENECA antwortete nicht, offensichtlich lie der kristalline Tang keine Funkwellen mehr durch.Er war verloren. Eingeschlossen in dem Zeug und unfhig zu einem Hilferuf, blieb ihm nichts brig, als darauf zu warten, da ihm die Atemluft ausging und er bewutlos wurde.Sie werden dich suchen! wollte er sich beruhigen. Sie knnen unmglich verantworten, da du stirbst! Sie haben Meldung gemacht!Er glaubte, da sie bereits versuchten, zu ihm vorzudringen, und schaltete den Empfnger seines Funkgerts auf hchste Leistungsstufe.Wieder zerrte die Strmung an ihm, und was er sah, schrieb er zunchst einer Sinnestuschung zu, hervorgerufen durch den Schlag in den Rcken oder einen Tiefenkoller, den er hier unten bekam.Der Tang ber ihm bewegte sich. Er schwankte hin und her wie ein Gummizug. Ein paarmal sackte er so tief ab, da er Rubeiner berhrte und ihn gegen den Untergrund prete.Und dann sprang er. An die empfindlichen Auenmikrofone drang ein leises Knirschen wie von Kies. Rubeiner warf sich herum und suchte den Ort zu lokalisieren, wo es herkam. Er dachte im Augenblick nur daran, einen Weg aus seinem Gefngnis zu finden.Der kristalline Tang um ihn herum geriet in eine taumelnde Bewegung. Die Hhle, in der er steckte, dehnte sich und schrumpfte abwechselnd, als atme sie. Es war gespenstisch, und der Solaner beobachtete aufmerksam jede Bewegung, die vorging. Noch reichte der Strom fr seinen Scheinwerfer aus, aber irgendwann mute er eine Entscheidung treffen, ob er das Licht anlie oder das Funkgert.Das Wasser leitete ein Kreischen und Knirschen weiter. Es drang von allen Seiten auf ihn ein und jagte ihm Angst ein. Wieder hielt er nach seiner Waffe Ausschau.Bei der nchsten, zuckenden Bewegung des Tangs sah er sie. Sie lag auf dem Untergrund, halb von dem Primitivwesen bedeckt. Jedesmal, wenn sich der Strang vom Boden hob, tauchte sie fr einen kurzen Augenblick auf und wurde wieder zugedeckt.Er schnellte sich hin, zog die Waffe an sich und brachte sich auer Reichweite des herabsinkenden Strangs.ber ihm bildete sich ein Spalt, dahinter schimmerte es heller als hier unten. Geistesgegenwrtig stie er sich ab, trieb durch den Zwischenraum nach oben und befand sich in einer Zone, in der es keinen Tang gab. Das kristallisierte Gebilde blieb unter ihm zurck. In einer Entfernung von zwanzig Metern zu den Seiten hin und weit ber ihm jedoch war die Hlle.Rubeiner hatte irgendwann eine moderne Interpretation des Jngsten Gerichts betrachtet. So hnlich erschien ihm das jetzt. Der Tang, der in etlichen tausend Tonnen rund um die SOL lagerte und an der Schiffswandung hing, war in Bewegung geraten. Er zuckte hin und her, sein Abstand zum Schiff nahm zu und wieder ab. Irgend etwas war dort droben, das den Tang zu entfernen suchte.Ein Retter!Das Licht seines Scheinwerfers half ihm, auch Einzelheiten zu erkennen. Er verfolgte, wie die ste und Arme des Tangs auseinanderrissen, ohne ihren Zusammenhalt zu verlieren. Sie zogen sich zurck oder wurden einfach zurckgeschleudert. Im Umkreis von etwa hundert Metern war das Zeug verschwunden.Achtung, ich komme jetzt! sagte er in der Hoffnung, da sie ihn hren konnten. Tatschlich war die Verbindung sofort da.Wo bist du, Rub? fragte die Stimme des High Sideryt, doch Rubeiner gab keine Antwort. Es hatte ihm die Sprache verschlagen.Auf halbem Weg zwischen sich und der SOL hing reglos eine helle Gestalt im Scheinwerferlicht. Sie wandte ihm den Rcken zu und schien die SOL zu betrachten, von der Rubeiner eine ganze Wandflche des Mittelteils sah. Er blinzelte mehrmals und leuchtete die Stelle an, aber da war die Gestalt verschwunden.Komm an Bord zurck, so schnell du kannst! sagte Breckcrown Hayes jetzt. Ich glaube, es tut sich was!Bin schon unterwegs, knurrte der Solaner. Aber ich mu euch warnen. Wenn ich mich nicht tusche, bin ich soeben diesem Ding begegnet!Dem was?Drck dich genauer aus! Das war Atlans Stimme.Dem Androiden, den du gesehen hast. Der Beschreibung nach kann es nur er gewesen sein. Anti-Homunk!Rubeiner wute nicht, ob er die Gestalt tatschlich gesehen hatte oder ob es nur eine Tuschung war, hervorgerufen durch seinen Scheinwerfer und einen einzeln treibenden Tangfetzen.Der Solaner war im Begriff, sein Rckstoaggregat einzuschalten, da machte er eine zweite Entdeckung. Genau unter ihm befand sich eine Tangflche. Sie trieb am Boden entlang vorbei und bedeckte eine Flche in der Gre mehrer Fuballfelder. In ihrer Mitte leuchteten die bekannten Blasen, doch der Unterschied fiel Rubeiner sofort auf. Er kannte inzwischen die toten Blasen und die, die violett pulsierten. Beide Arten zeichneten fr die Zustandsform des Tangs verantwortlich. Wenn man sie zerstrte, wurde der Tang zu einer unangreifbaren Einheit.Die weie Blase aber, die den Mittelpunkt eines ganzen Blasenfelds bildete und von den anderen in geometrischen Ringen umgeben war, stellte zweifellos etwas Besonderes dar.Der Hauptknoten! redete Rubeiner sich ein. Du hast die Zentrale des Nervensystems vor dir. Das Gehirn des Primitivwesens oder was auch immer!Er lie sich absinken und richtete die Waffe darauf. Diesmal konnte er abdrcken, ohne sich zu gefhrden. Der Rcksto ri ihn weg, aber die weie Blase blieb im Erfassungsbereich des Scheinwerfers. Sie reagierte nicht anders wie alle Blasen dieser Wesen. Sie blhte sich auf, zuckte kurz und fiel dann in sich zusammen.Diesmal jedoch war die Wirkung eine ganz andere, umwerfende. Rubeiner stellte pltzlich fest, da riesige Tangmassen auf ihn herabstrzten, und er scho hilfesuchend davon. Der Tang erreichte ihn, trieb an ihm vorbei und legte sich als dicke Pulverschicht auf den Grund des Ozeans. Er zerbrckelte und wurde zu Staub.Der Solaner stie einen Freudenschrei aus, raste mit dem Rckstogert auf das Schiff zu und bremste erst kurz vor einer der vielen Mannschleusen ab. ber Funk gab er Anweisung an die Zentrale. Er hatte es wahnsinnig eilig, hineinzukommen.Habt ihr das gesehen! sagte er begeistert. Bjos Gedanke war richtig. Nur hatten wir die falsche Blase im Auge. Jetzt wissen wir, wonach wir suchen mssen! Mann, im Umkreis von mindestens hundert Metern alle ste zerstrt!Mehr, viel mehr! drang die erregte Stimme Lyta Kundurans an seine Ohren. Im Umkreis von zwei Kilometern ist es so. Eines der sechs Primitivwesen ist zu ungefhrlichem Staub zerfallen. Bravo, Rubeiner!Rubeiner betrat die Schleuse und wartete ungeduldig, da sich das Auenschott schlo und das Wasser abgepumpt war. Dann ri er die Innentr auf und rannte mit seinem tropfenden Anzug in das Schiff hinein.Wir werden sie alle auer Gefecht setzen! verkndete er den Mnnern und Frauen, denen er begegnete. Alle!Nicht so strmisch! sagte Breckcrown aus dem zurckgeklappten Helm. Es sieht ganz so aus, als htten wir das nicht mehr ntig!Auch gut, knurrte Rubeiner. Was macht der Engel?Diesmal kam Hayes' Stimme nur als Flstern bei ihm an.Sieh selber nach, mein Freund! meinte der High Sideryt.Rubeiner beschleunigte seinen Schritt.

*

Anti-Homunk!SENECAS Aufzeichnungen bewiesen, da sich das Kunstwesen mehrere Sekunden drauen im Wasser aufgehalten hatte. Mit Hilfe des falschen Deccon hatte es vor kurzem versucht, die SOL zu vernichten. Es war ihm nicht gelungen, und jetzt wartete es offensichtlich auf eine bessere Gelegenheit.Die Tatsache, da Anti-Homunk in diesen Minuten auftauchte, in denen der Tang in Bewegung geriet und sich die kleinen Boote der Terver drauen formierten, verursachte Atlan Magendrcken. Er wollte nicht so recht glauben, da die Entwicklung fr die SOL positiv war. Das einzige, was er vorbehaltlos akzeptierte, war die Zerstrung eines der Tangwesen durch Rubeiner.Die ganze Umgebung des Schiffes war in Bewegung. Der Tang lste sich teilweise von der Oberflche der SOL, wurde davongewirbelt und bildete wirre Knuel, die die Ortung stark behinderten. Dennoch hatte es einen Vorteil. Teilweise wurden die Auenteile des Schiffsantriebs frei, und auch die meisten Klappen der Geschtztrme konnten wieder gefahrlos geffnet und die Waffen bedient werden.Die Terver planen eine Falle! stellte der Extrasinn fest, und der Arkonide stimmte ihm vorbehaltlos zu. Was an Einzelbeobachtungen in der Zentrale einging, deutete auf eine starke Aktivitt des Gegners in einer Entfernung zwischen zwanzig und dreiig Kilometern hin. Etwas war im Gang, das sie noch nicht erkennen konnten.Wir sollten versuchen, alle Tangwesen zu zerstren! knurrte Gallatan Herts in diesem Moment. Was meinst du, Breck?Hayes musterte den ehemaligen Magniden nachdenklich. Er tat sich mit einer Entscheidung schwer, denn jede konnte die Freiheit, aber auch den vlligen Untergang bedeuten. Schlielich sprang Lyta Kunduran in die Bresche.Lat uns abwarten! schlug sie vor. Noch ist alles um das Schiff herum in Bewegung!Der Tang entfernte sich immer mehr. Er trieb davon. Teilweise wurde er durch heftige Strmungen des Wassers einfach mitgerissen und den Sulen der Pilzstdte entgegengetrieben.Die Ortung wurde besser. Etwa dreihundert kleine Einheiten der Terver befanden sich im Meer um die SOL herum, und weit hinter ihnen hingen grere Schiffe im Wasser und bewegliche Stationen, die eine sackfrmige Formation bildeten. Ihre Schutzschirme flimmerten, ein Durchkommen war so gut wie unmglich. Die Waffen der Terver waren denen der Solaner ebenbrtig. Die Entscheidung ber den Sieg war eine Frage des Intellekts.Man lt uns eine Gasse! stellte der High Sideryt fest. Es sieht aus, als legte man auf unseren Abzug Wert.Die Gasse zeigte nach oben, doch das besagte nichts. Es konnte eine tdliche Falle sein, die die Terver errichtet hatten. Und die folgenden Ereignisse lieferten den Beweis.Wir rhren uns nicht von der Stelle! Atlan trat zu Hayes und blickte ihn aus seinen roten Augen an. Etwas stimmt hier nicht.Sie warteten, und inzwischen war der letzte Tang aus der Nhe des Schiffes verschwunden. Wieder orteten sie, ohne einen Hinweis zu finden. Die Minuten wurden zu Stunden, ohne da sich etwas vernderte.Atlan hatte in dieser Zeit alle Mglichkeiten mehrmals durchdacht. Fr ihn stand fest, da dort oben etwas war, das der SOL schadete. Die Terver warteten, da sie das Schiff hinaufsteuerten und der unmittelbaren Gefahr aussetzten.Ortung! rief Vorlan Brick pltzlich aus. Da oben ist die Hlle los!Etwa drei Kilometer ber ihnen kam es mitten im Wasser zu energetischen Entladungen ungeheuren Ausmaes. Die Anzeigen schnellten immer wieder in gleichmigem Rhythmus empor.Bei der SOL, was ist das? stie Hayes hervor. Was kommt da auf uns zu?Er schielte nach den Sensoren fr die Schutzschirme, aber diese standen bereits und sicherten das Schiff ab. Seit den Erlebnissen mit Janvrin, dem Panther, flog es stndig mit Staffelschirmen.Ein Bereich von etwa zwei Kilometern Durchmesser vernderte schlagartig seinen Zustand. Das Wasser wurde davongeschoben, an der Oberflche des Ozeans bildeten sich Wellen von hundert Metern Hhe. Bis in eine Entfernung von fnfzig Kilometern begannen die Stiele der Pilzstdte zu schwanken.Da! Ein Schrei aus Lytas Mund. Sie hatte sich irgendwo an einer Konsole festgeklammert.Ein Schlag erschtterte das Meer und ri die SOL von ihrem Standort weg, schleifte sie fnfhundert Meter ber den Grund und lie sie dann liegen. Im Wasser tobten Strme. Der Ortungsalarm schrillte.Das Fesselfeld, es war das Fesselfeld. Es glhte und ri an mehreren Stellen, wurde immer durchlssiger. Und dann machten sie das Antifeld aus, das weit darber einen groen Raum umspannte und an den Wassermassen ebenso zerrte, wie an allem, was sich in seinem Erfassungsbereich befand.Die Falle! rief der Arkonide. Sein Instinkt hatte ihn nicht getrogen.Auf den Monitoren, die die Vorgnge graphisch darstellten, konnten sie verfolgen, wie das instabile Fesselfeld sich nach oben hin ausstreckte, einen Trichter bildete und das Antifeld berhrte. Energien wurden frei, als sich die beiden Felder gegenseitig aufzuheben begannen, die auf einer festen Oberflche sicher alles vernichtet htten, was sich im Umkreis von fnfhundert Kilometern befand. So aber bildete das Wasser einen natrlichen Prellbock und fing einen Teil der physikalischen Kraft ab.Dennoch preten sich die Wassermassen unter dem entstehenden Druck zusammen und lsten Wasserbeben hchster Ordnung aus. Die vier dem Explosionsort am nchsten stehenden Pilzstdte wurden mitsamt ihren Stielen aus dem Grund gerissen und wie Geschosse waagrecht davongeschleudert, quer durch den Ozean. Wenn sie Glck hatten, stieen sie mit keiner anderen Stadt zusammen und landeten einigermaen weich auf dem Grund, so da es nicht zu greren Opfern kam.Die Terver bemhten sich von ihren Stationen aus, das Antifeld wieder unter Kontrolle zu bekommen. Stellenweise gelang es ihnen, aber die Instabilitt blieb.Das ist unsere Chance zur Flucht! stie Lyta Kunduran hervor. Eine solche erhalten wir nie wieder!Hayes antwortete nicht. Er war nicht sicher, was er sagen sollte. Auch ihn beeindruckten die wabernden Energien dort oben.Vorlan, Uster? fragte Breck schlielich. Die beiden Chefpiloten schttelten langsam und nachdrcklich den Kopf.Das schaffen wir nie! brummten sie. Dabei gehen wir drauf!Auch Atlan hielt es fr unmglich, doch er sagte nichts, weil er sich ausrechnete, da keiner dieses Wagnis eingehen wrde. Jetzt, wo der Tang verschwunden war und das Fesselfeld fast nicht mehr existierte, wrde es irgendwann eine Mglichkeit geben, der Umklammerung durch das Antifeld zu entkommen.Wenn die Terver nicht die Mglichkeit besaen, es zusammenzuziehen wie ein Fischnetz und die SOL zu zerreien.SENECA! verlangte der High Sideryt. Wie stehen die Chancen?Ein Durchqueren der Auflsezone ist unmglich! behauptete die Biopositronik. Ich rate davon ab, in dieser Richtung zu denken!Vorlan Brick stie einen unterdrckten Schrei aus, scho aus seinem Sessel empor und brachte sich mit einem weiten Satz bei seinem kleinen Bruder in Sicherheit. Unglubig richtete er seine Augen auf Cara Doz, die mit einer Nadel in der Hand neben dem Sessel stand und sich jetzt hineinsinken lie.Das Biest hat mich gestochen! schimpfte er. Hayes, unternimm etwas!Lyta Kunduran kam herber und blickte auf den Engel hinab. Cara hielt das Emotioband in der Hand und machte Anstalten, es sich aufzusetzen.Was hast du vor? rief die Stabsspezialistin. Du kannst jetzt nicht einfach Ich kann! klang es trotzig aus dem Mund der kleinen Person, und ihre Finger fuhren wie beim ersten Mal ber die Anschlsse, als knnte sie so vorhandene Energien ermessen.Das ist Wahnsinn! Niemand kann es! sagte jetzt auch Hayes, doch das Mdchen wrdigte ihn keines Blickes.Ich mach's! wiederholte sie, und die Anwesenden standen hilflos um sie herum.Auch fr die Emotionautin gibt es keine Chancen! lie SENECA verlauten. Sie hat zudem keine Erfahrung!Du hrst es. Tu uns den Gefallen und la es sein. Du gefhrdest das Schiff und alle seine Bewohner! bat Lyta. Es bietet sich ein anderes Mal Gelegenheit fr dich!Das Schweigen dauerte viel zu lang, und Atlan wollte bereits eingreifen und Cara aus dem Sessel ziehen.Doch! schrillte die junge Frau bermig laut. Mit einer raschen Bewegung streifte sie sich das Band ber und stpselte die Anschlsse ein. Sie schlo die Augen, und noch ehe Lyta etwas dagegen tun konnte, begannen die Schiffsmotoren anzuspringen, machte die SOL sich bereit zum Start.Haltet sie davon ab, es ist unser Untergang! schimpfte Vorlan Brick.Lyta Kunduran wehrte ab. Sie stellte sich schtzend vor den Engel.Ihr knnt sie nicht mehr wegreien, ohne ihr geistigen Schaden zuzufgen, erklrte sie. Und vielleicht

*

Hayes gab Alarm und informierte das ganze Schiff ber das, womit sie mglicherweise rechnen muten. Alarmglocken schrillten, aber im nchsten Augenblick stellten sie ihre Arbeit wieder ein. SENECA teilte mit, da die Emotionautin alle Systeme des Schiffes beherrschte. Er konnte allerdings nicht sagen, wie lange Cara diese geistige Beanspruchung durchhalten wrde.Atlan kannte den Vorgang von frher aus der ersten Zeit der SOL, als sie noch unter Perry Rhodans Kommando geflogen war. Das riesige Schiff mittels eigener Gedankenimpulse zu fliegen, bedurfte einer hohen Konzentration. Der Emotionaut mute in der Lage sein, smtliche eigenen, bewuten Gedankenimpulse auszuschalten. Er durfte nur an das denken, was sich im Schiff abspielte. Dazu war es erforderlich, da er ber alle Systeme, ihre Verknpfungen und Abhngigkeiten informiert war. Kein Gedankenbefehl durfte in der falschen Reihenfolge kommen. Zwar besa die Biopositronik die Mglichkeit, falsche Befehle ungltig zu machen, aber in Situationen der Gefahr, in denen der Emotionaut selbst in Sekundenbruchteilen etliche Dutzend Impulse auszugeben hatte, konnte es zu Problemen kommen.Die SOL hob ab. Cara Doz steuerte das Schiff schrg nach oben, dem Zentrum der wabernden Energien entgegen, die von den Tervern noch nicht stabilisiert worden waren. Das Schiff drang in den gefhrlichen Bereich ein und stieg weiter beschleunigend empor.Lyta Kunduran umklammerte bebend die Lehne des Sessels, in dem die junge Frau kauerte. Caras Krper war erstarrt, kein Muskel bewegte sich. Kleine, glnzende Spuren liefen den Hals abwrts und zeigten, da der Engel unter dem SERT-Band schwitzte. Irgendwann wrde der kleine, schmchtige Krper aufgeben und Cara bewutlos werden. Dann war das Schiff verloren.Mit angehaltenem Atem verfolgte die Schiffsfhrung, wie die SOL in das Zentrum der Energie eindrang. Die Anzeigen offenbarten, da Cara Doz alle Systeme im Griff hatte. Sie erkannte Schwachzonen, durchflog sie, korrigierte den Kurs und wechselte aus der Berhrungszone des Fesselfeldes in das Antifeld ber. Immer wieder lie sie das Schiff absinken, bestimmte einen neuen Kurs, und die Minuten auf der Bildschirmanzeige krochen mit wie erschpfte Wrmer.Die Boote und Stationen der Terver mhten sich verzweifelt. Grere Unterwasserschiffe nherten sich und nahmen die SOL unter Beschu. Sie versuchten, sie in jene Zonen des Antifelds zu treiben, die stabil waren und ihre Wirkung entfalteten.Cara widerstand auch dem. Sie schaffte es sogar, ein paar Warnschsse abzugeben.Lyta lie einen Jubelruf erschallen. Das Schiff durchstie die uerste Zone des Antifelds und lie es hinter sich zurck, whrend es sich unter den Bemhungen der Terver langsam stabilisierte. Die Kmpfer des Wasserplaneten kamen zu spt. Buchstblich in letzter Sekunde war der SOL die Flucht gelungen. Sie strebte der Oberflche des Ozeans entgegen, whrend ihr die letzten, ungefhrlichen Schsse der Terver nacheilten.Die Ortung spielte pltzlich verrckt. Eine Unmenge Impulse aus dem freien Raum kamen bei ihr an und lieen die Solaner verwirrt aufblicken.Was soll das schon wieder? brummte Herts verwundert.Vorlan, schnell!Lyta Kunduran lste behutsam die Verbindungen zwischen Schiff und SERT-Band und hob den leichten Krper des Mdchens aus dem Sessel heraus. Der Groe schaltete sofort. Er lie sich hineinfallen und bernahm das Schiff in Handsteuerung. Sein Zwilling half ihm krftig.Sie ist ohnmchtig geworden! rief Bit aus. SENECA, sofort einen Medorobot!Erkannt! erwiderte die Biopositronik nur, und gleichzeitig rollte bereits einer der Medos herein. Behutsam bettete Lyta den kleinen Krper auf die bereitstehende Bahre und begleitete den Roboter hinaus zur Medostation.Seht euch das an! Hayes deutete auf die Bildschirme, die in diesem Augenblick den Raum ber der Wasseroberflche freigaben. Da ist die Hlle los!Die SOL flog mitten hinein, und die Mnner und Frauen brauchten ein paar Sekunden, um zu begreifen, da sie mitten in der gewaltigsten Raumschlacht gelandet waren, die sie seit langem erlebt hatten.Vom Regen in die Traufe! rief Atlan.Aber es war nur halb so schlimm.

6.

Lag es an ihrem eigenen Unvermgen oder allein daran, da der Gegner es tunlichst vermied, in Berhrung mit dem Ozean zu kommen, da es ihnen nicht gelang, einen entscheidenden Vorteil herauszuschinden?Juccan Bresalph wute die Antwort nicht. Es lag ihm eine bissige Bemerkung auf der Zunge, da, wenn der Feind nicht ins Wasser kam, sie eben zu ihm hinaus gehen sollten. Er verscheuchte den Gedanken, denn es war ihm so gut wie allen Tervern bekannt, da ihre Strke in den Stengeln ihrer Stdte steckte. Das Prinzip ihres Kampfes beruhte auf dem Vorzeigen der Pilze und deren raschem Rckzug in die Tiefe. Der Gegner lie sich immer herausfordern und folgte ihnen unter das Wasser, wo sie jedem Raumschiffsverband an Technik und Kampftaktik berlegen waren. Ihr Leben und ihre Entwicklung waren vom Wasser bestimmt.Dieser Gegner aber lie sich nicht tuschen.Bresalph betrachtete die Bilder, die sie von den Muschelschiffen gemacht hatten. Sie besaen einen Durchmesser von einheitlich dreihundert Meter und waren in der Mitte rund dreiig Meter hoch. Die uere Form glich bis ins Detail einer Muschel, wie sie hnlich auch im Ozean Tervs lebte. Die Fremden hllten ihre Schiffe in undurchdringliche Schirme und besaen ein erhebliches Angebot an Waffen.Der Tangmeister programmierte den Transmitter, dann lie er Gushtar Irrido zu sich kommen. Der Schler betrat wenige Augenblicke spter den Raum und verbeugte sich.Ich bin zur Stelle! sagte er und setzte sich auf den Schemel, den Bresalph ihm bei ihrem ersten Zusammentreffen vor Jahren zugewiesen hatte.Du warst aufmerksam, lobte der Meister. Du hast den Gegner sofort entdeckt!ber dem Wasser tobte der Kampf weiter, und Bresalph hrte stndig die Meldungen an, die von den Gleitern und Booten eingingen, die sich um die Installierung des Gravitrons bemhten. Wenn das Schiff auf dem Grund zerstrt war, konnten sie die gefhrliche Waffe auch gegen den Feind einsetzen. Dazu aber mute er zu ihnen kommen, mindestens bis an die Wasseroberflche.Gushtar Irrido erwiderte nichts. Es htte sich wie Prahlerei angehrt, htte er sein Verdienst herausgestellt. So wartete er ab, was sein Lehrer weiter entscheiden wrde.Du bist nicht immer einsichtig, fuhr Bresalph fort. Aber du denkst immer zuerst, bevor du handelst. Nicht wahr?Noch immer zeigte Irrido keine Reaktion.Was wrdest du denken, wenn du das Vorgehen des Feindes betrachtetest?Der junge Terver horchte auf. Er berlegte kurz, dann sagte er:Ich habe es betrachtet, und ich denke, da sie von einer Wasserwelt stammen, die hnliche Voraussetzungen bietet wie Terv. Sie wissen, womit sie es zu tun haben, und werden einen langen Zermrbungskrieg gegen uns fhren.Den sie nicht gewinnen knnen! rief der Tangmeister aus, aber es klang nicht ganz berzeugt. Wenn der Gegner von einer Wasserwelt kam, jedoch die interstellare Raumfahrt in der offenkundigen Weise betrieb, dann war er ihnen berlegen.Bresalphs Gedanken wurden immer kleinlauter, und der Tangmeister legte sich die Worte des Auftraggebers zurecht, der sich Anti-Homunk nannte. Wenn es stimmte, da dies ihr letzter, entscheidender Kampf war, dann stellte das Schiff auf dem Grund berhaupt keinen ernstzunehmenden Gegner dar.Der Raumer in unserem Fesselfeld gehrt nicht zu den Muschelschiffen, stellte er fest und schickte seine Botschaft sofort an alle Stdte hinaus. Anti-Homunk hat sich geirrt, oder wir haben ihn falsch verstanden. Nicht das Einzelschiff ist unser Gegner im letzten Kampf, sondern die Muscheln sind es. Wir mssen unsere Taktik sofort ndern!Er wandte sich wieder an Irrido, der ihn zweifelnd ansah.Taktik? fragte der Schler