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MATERIAL SHIFTS HG./ED. RENATA BRINK

MATERIAL SHIFTS - showcase.design.haw-hamburg.de · bis zum Manufaktur-Gedanken sowie deren Einusspotential auf zeitgenössisches Textildesign in den Blick. Materials and Technologies

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MATERIAL

SHIFTSHG./ED. RENATA BRINK

SHIFTS

MATERIAL

Prof. Renata Brink MA

Werkstätten Weberei und Textildruck/Färberei

Weaving and Textile Printing / Dyeing Workshops

Jarupatcha Achavasmit

King Mongkut’s College Ladkrabang /// Bangkok /// Thailand

Mana Siangsanthia

Flechter + Weber /// Thailand

Basketry + Weaving

Do Thi Cuc

Hoa Ban+ /// Community Project /// Hanoi - Mai Chau /// Vietnam

Vi Thi Thuan

Weberin + Stickerin /// Hoa Ban+ /// Mai Chau /// Vietnam

Weaving + Embroidery

Lehrbegleitungen

Co-Teaching

Prof. Dr. Ingrid Radewaldt: Konzept BATIK

Peter de Vries / Produktdesign : FORMEN UND FLÄCHEN FLECHTEN

In 2016 und 2017 ist der Studienschwerpunkt Textildesign der HAW

Hamburg Partner im Regionalprojekt IKAT/eCUT der Goethe-Institute

Südostasien/Australien/Neuseeland, das auf Textilien in Kunst/Design/

Tradition und Technologie fokussiert ist. Die Studienrichtung Textildesign

der HAW Hamburg nimmt hier insbesondere handwerkliche Traditionen

bis zum Manufaktur-Gedanken sowie deren Einflusspotential auf

zeitgenössisches Textildesign in den Blick.

Materials and Technologies East + West

Structures and Colours East + West

In 2016 and 2017, HAW Hamburg’s area of study textile design is a

partner in the regional project IKAT/eCUT of the Goethe Institutes in

Southeast Asia, Australia and New Zealand, which is focused on textiles

in art/design/tradition and technology. In this project textile design at HAW

Hamburg focuses particularly on craft traditions up to the manufacture

concept for small editions as well as their potential influence on

contemporary textile design.

Materials and Technologies East + West

Structures and Colours East + West

C O N T E N T

R E N ATA B R I N K

M a t e r i a l S h i f t s

J O A N A B E R N D

Te x t s I n Te x t i l e s

B Ü S R A D U R S U N

B a t i k I n t e r p r e t a t i o n

D A N I E L F LY N N

Ta l k t o p l a n t s

E S R A G R A B B E

F L O U

N I K L A S G U S TAV S S O N

D e g r a d a t i o n

A G N I E S Z K A H E I M

K o n z e p t B a t i k

J U L A K N I E S E L

B u n t e W e l t

A N T O N I A K O R B M A C H E R

M a t e r i a l I n t e r c o n n e c t i o n

K A I S A L E P P Ä K O S K I

P o h j a n p a l o

L I V I A L O E R B R O K S

S t u h l r e s t a u r a t i o n u n d P o l s t e r s t o f f

M E L A N I E M O R A N - N I N O

W a x C o l o r L i g h t

M I R J A M P O L L E R

V o n K o p f u n d K r a g e n

D A P H N E R E U V E R

Te x t i l e F i c t i o n

F R É D É R I Q U E R É V U Z

Z S t i c k e r e i

J A D E D E R O O S T E R

A b s t r a c t B a t i k

L U D M I L L A S AV I C H E V

K o s m o s

C A R O L I N E S E I F F E R T

Q u e r s t r a ß e S t . P a u l i

L I L LY W A H R E N B U R G

U t e n s i l i o

K AT H A R I N A Z I M N I A K

S k i n o n S k i n

J E S S I C A Z M I J A N

N e g a t i v e P r i n t i n g

C O N T R I B U T O R S

I m p r i n t

0 9 / 1 9

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Neu-Interpretationen traditionellen Handwerks, ein konzeptueller

Blick auf künstlerisch-handwerkliche Traditionen und Future

Crafts sowie Aspekte sozialer, ökologischer und ökonomischer

Nachhaltigkeit im Textilbereich bilden die inhaltliche Verortung der

praxisorientierten Textilprojekte IKAT/eCUT im Hochschulkontext.

Im Spannungsfeld von handwerklichem Know-How – von

Können und Erkenntnis – und experimentellen forschenden

Arbeitsansätzen entstanden Flächen, Stoffe und dreidimensionale

Ideen, die ein Ringen um die Erweiterung des Verständnisses

der textilen Fläche belegen. Aus tradierten Techniken, die

eine Vervollkommnung von textiler Fläche und Form durch die

nahezu unendliche Wiederholung der (handwerklichen) Geste

ermöglichen, können sich auch die „Fehler“ weiter entwickeln, die

eine fragilere Option des Bewährten entstehen lassen. Unperfekte

Flächen und Artefakte eröffnen Fragestellungen zu Sinn und

Anwendung sowie zu Fragen der Ästhetik – was ist schön? Und

welche Entwicklungspotentiale können die exquisite „Skizze“ einer

textilen Fläche oder das „bezaubernde“, doch augenscheinlich

nutzlose Objekt, im Design bieten?

Jarupatcha Achavasmit, die sowohl in ihrer Heimat Thailand, bzw.

Südostasien, als auch – durch ihr Studium, Reisen und familiäre

Bindungen – im westlichen Kontext beheimatet ist, fasste es so

zusammen: der traditionelle Arbeitsansatz geht zunächst von

der Technik aus, die vor allem erlernt werden muss, während

eine westliche Herangehensweise im Textildesign sowie im

Hochschulzusammenhang zumeist im Experiment, das erforschend

„ertastet“, beginnt. In diesen Zusammenhängern werden die

Überschneidungen und die unbedingte Zusammengehörigkeit von

Handwerk und Gestaltung ausgelotet. Handwerk, als das Werk der

denkenden Hand 1, und Design als Begriff des 20. Jahrhunderts,

der in der Übertragung in unterschiedliche Sprach-Kontexte

unterschiedliche Bedeutungen – oder viel vager – verschiedene

Auffassungen suggeriert. Design aus dem Englischen ist zuerst

das gestaltete Gebrauchsmuster, das mit einem technischen

Verständnis unterlegt ist. Im Deutschen hingegen hat sich „Design“

zumeist als „Verschönerung“ eingebürgert. Die Konnotationen

– hier für das Textildesign – sind vielfältig. So sind die ersten

Designer des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts

Architekten und Möbelbauer gewesen. Und während am Bauhaus

oder an der Ulmer Hochschule noch von Gestaltung gesprochen

wurde, verbreitete sich im deutschen Sprachraum ab den 1960er

Jahren zunehmend der Begriff „Design“, der die Industrie-Nähe

von Gestaltung weiter entwickelte und parallel vielerorts eine

Abschaffung oder Stigmatisierung der handwerklich-künstlerischen

Werkstätten an den Hochschulen zur Folge hatte.

R E N A T A B R I N K

_ M a t e r i a l S h i f t s

1 Handwerk, Richard Sennett, Berliner Taschenbuch Verlag, 2008

Seit der Jahrtausendwende nimmt – möglicherweise auch

im Spiegel der Virtualisierung der Welt – die Nachfrage nach

haptisch-individualisierten und individualistisch-handwerklich

gestalteten Flächen und Produkten zu. Auch im textilen Kontext

sind Einzelstücke oder Maßanfertigungen gefragt. Zudem gibt es

die Trends der Industrie, hochwertiger Meterware eine persönliche

Note zu verleihen, bzw. im Stoff eine Idee von Handwerklichkeit zu

kommunizieren.

Ob tradiert hergestellt oder hoch-technisiert produziert, basiert

die grundsätzliche Erschaffung struktureller textiler Flächen aus

wenigen formalen Prinzipien – die auch als Konzepte aufgefasst

werden können: Entweder aus der Verkreuzung des Webens,

der Maschenbildung aus dem Endlosfaden oder aus dem

Zusammenfügen von Fasern zu Vliesen. Mit unzähligen, und

in vielen Kulturkontexten dennoch verwandten und ähnlichen

Veredelungstechniken, wie der Färberei oder den textilen

Drucktechniken kann die textile Fläche eine Weiterentwicklung,

die sie in ihrer Oberflächenbeschaffenheit zusätzlich auszeichnet,

erhalten. Haptische und visuelle – sowie zuweilen akustische –

Reize sind hier tatsächlich miteinander verwoben.

Im Projekt IKAT/eCUT der HAW Hamburg spielte auch der

olfaktorische Sinn eine Rolle – das aus Thailand mitgebrachte

Süßgras Vetiver 2 wurde für die ersten Flechtversuche mit Mana

Siangsanthia eingesetzt und durchflutete den Raum. Von der

handwerklichen Übung über die experimentelle Handhabung

des Materials bis zur Intervention wurden verschiedene

Entwurfsstrategien erprobt. Jarupatcha Achavasmit hatte in

ihrem Reisegepäck zudem eine große Anzahl von kleinen, aus

Zuckerpalmenblättern geflochtenen Täschchen mitgebracht.

Da Handy-Größen sich sukzessive gesteigert hatten, waren

diese Behältnisse seit längerem redundant. Durch das Mittel der

Intervention entstanden sozusagen neue Sichtweisen auf die

kleinen Taschen, die z.T. auch ihre Gestalt veränderten. Shifting

Forms – also Verschiebungen der Form – führten zu neuen

Objekten, die auch als textile Skizzen zu begreifen sind.

Die Flecht-Materialien aus Südostasien wechselten in den

Hamburger Kontext, wo sie ver- oder bearbeitet bzw. dekonstruiert

wurden und den Weg in eine kleine Ausstellung während des

Symposiums GREEN CYCLES in Bangkok 2016 3 wieder zurück

in ihre Heimat fanden. Insbesondere die Gewinnung der textilen

Naturmaterialien ist zumeist geografisch bzw. regional begründet,

so dass an beiden Orten East + West Fragestellungen zur lokalen

Verortung entstanden. So erfuhren wir auf einer Exkursion

in das Hamburg-nahe Twistringen von der Bedeutung der

Strohgewinnung, die dort über 300 Jahre – bis in die 1960er Jahre

hinein – gewährt hatte 4.

2 Vetiver ist ein schnell wachsendes Gras aus Südostasien mit sehr tief reichenden Wurzeln.

So wird es u.a. dort gezielt gepflanzt, wo die Gefahr von Bodenerosionen besteht. Durch

regelmäßiges Mähen wird das Wurzelwerk noch vertieft und das hervorragende Flechtmaterial

gewonnen. Zur Parfumherstellung hingegen werden die Wurzeln des Süßgrases benötigt.

http://prvn.rdpb.go.th/king.html (Stand: 03.01.2017)

Das Projekt IKAT / eCUT ermöglichte einen praxisnahen Fokus

auf einen internationalen globalen textilen Kontext in Bezug auf

Handwerk und Industrie zu legen, und anschaulich Parallelen

und Unterschiede der deutschen und südostasiatischen textilen

Kulturen heraus zu arbeiten. Für die textile Welt – die bereits seit

langem global funktioniert – bietet dieses Projekt eine wichtige und

überaus relevante Vernetzung von Hamburg nach Südostasien.

Do Thi Cuc, die das etwa 3-4 Autostunden nordwestlich von Hanoi

gelegene und auf Weberei und Stickerei spezialisierte Community-

Projekt Hoa Ban+ in 2012 initiierte, und seitdem leitet, wurde

von der Stickerin und Weberin Vi Thi Thuan, die zur Minderheit

der Weißen Thai in Vietnam gehört, nach Hamburg begleitet.

Trotz der weiten Entfernung zwischen Mai Chau und Hamburg

zeigten die einfachen, farbigen gestickten Kreuzstichmuster

verblüffende Ähnlichkeiten mit bekannten Mustern im hiesigen

Kontext. Irritationen diesbzgl. warfen Fragen zu unterschiedlichen

Kontexten von Gestaltung auf: für Hoa Ban+ werden die textilen

Arbeiten im ländlichen Mai Chau insbesondere von Frauen mit

Behinderungen umgesetzt, die auf diese Weise ein Einkommen

erzielen können. Durch das Engagement von Do Thi Cuc gelangen

die Stoffe und Produkte u.a. in eine trendige Hanoi-Szene zum

Verkauf. Die in Hamburg über Hoa Ban+ entstandenen Stickerei-

Übungen im Kreuzstich wurden durch freie und weitere Stickereien

zurück gespielt: Knötchen-, Vor- und Rückstiche beeinflussten die

Motiventwicklung.

Die Batik als hochspezialisierte kulturelle Praxis Indonesiens kam

durch die Reisenden des 20. Jahrhunderts nach Europa, wo sie

sich u.a. über die Jugendkulturen der 1960er und 1970er Jahre

in eine DIY Praxis verlagerte. Erste Workshops zum Reservieren

mit Wachs und zu Farbaufträgen auf Papier und Stoff eröffneten

Einblicke in die Vielfalt dieser Reservierungstechnik.

Weder das FLECHTEN, noch das STICKEN oder die

Reservetechnik BATIK sind Schwerpunkte des textilen

Fächerkanons im deutschen Hochschulkontext, obschon das

Flechten und Sticken auch in Deutschland große Traditionen

hat. So bleiben neue Interpretationen tradierter handwerklicher

Techniken sowohl in Südostasien als auch in Deutschland ein

aktuelles Thema im Handwerk und seinem Einfluss auf das

zeitgenössische Design.

3 Das Regionalprojekt der Goethe-Institute Südostasien IKAT/eCUT wurde mit dem

Symposium GREEN CYCLES – Creative Industries East & West go Sustainable Business am

11.+12. Mai 2016 im Bangkok Art and Culture Centre eröffnet.

4 Museum der Strohverarbeitung Twistringen: http://www.strohmuseum.de

(Stand: 03.01.2017)

New interpretations of traditional craft, a conceptual view of

artistic and technical traditions and future crafts as well as aspects

of social, ecological and economic sustainability in the textiles

field provide issues of positioning the practice-orientated textiles

projects IKAT/eCUT in a university context. Between the conflicting

priorities of technical expertise – of ability and knowledge – and

experimental research approaches, surface, material and three-

dimensional ideas expand the understanding of the textile surface.

From traditional techniques that enable a completion of the textile

surface and textile form by means of the seemingly endless

repetition of the craft-based gesture, the “errors” can also develop

further, which give rise to a more fragile option of the tried-and-

tested. Imperfect surfaces and artefacts raise questions about

purpose and use as well as questions of aesthetics and beauty

– what potential for development can the exquisite “sketch” of a

textile surface or the “enchanting” but apparently useless object

offer in terms of design?

Jarupatcha Achavasmit, who is at home both in her homeland

of Thailand, or Southeast Asia, and – due to her studies, travels

and family bonds – in a western context, summed it up this way:

the traditional work approach is based first and foremost on

the technique that must be learned above all, while a western

approach in textile design and in a university context begins mostly

by experimental research and intuitive investigation.

In these contexts overlaps and the unconditional affiliation of

craft and design are being explored. Craft, as the work of the

thinking hand 1, and design as a term of the 20th century that, in

its transmission into different linguistic contexts, denotes different

meanings or, much more vaguely, different concepts. In English,

design refers first and foremost to the formed utility pattern that is

underlaid with a technical understanding. In German, “Design” has

mostly acquired the meaning of “beautification”. The connotations

– here, for textile design – are diverse. For instance, the first

designers of the late 19th and early 20th centuries were architects

and furniture makers. And while the German term Gestaltung

was used at the Bauhaus and at Ulm University, the term Design

spread increasingly in the German-speaking area from the 1960s

onwards, which further developed design’s proximity to industry.

At the same time this led to a closing down or stigmatisation of the

the art + craft-based workshops in many German Art Colleges.

Since the turn of the millennium, demand for haptic and

individualised or customized technically designed surfaces and

products has increased, possibly as a reflection of the virtualisation

of the world. Individual items and custom-tailored productions are

also in demand in a textile context. In addition, there are the trends

of industry towards giving high-quality bulk stock a personal touch

and communicating an idea of artisanry in the material.

1 Handwerk, Richard Sennett, Berliner Taschenbuch Verlag, 2008

_ M a t e r i a l S h i f t s Whether traditionally manufactured or produced on a high-tech

basis, the fundamental creation of structural textile surfaces is

based on very few formal principles – which can also be regarded

as concepts: Either from the grid in weaving, knit and mesh

from one continuous fibre thread or from the joining of fibres

into fleeces. With countless and yet in many cultural contexts

related and similar finishing techniques, such as dyeing or the

textile printing techniques, the textile surface can contain a further

development that additionally characterises its surface quality.

Here, haptic and visual – and sometimes acoustic – stimuli are

actually interwoven.

In HAW Hamburg’s IKAT/eCUT project, the olfactory sense also

played a role – the sweet grass vetiver 2 brought from Thailand

was used for the first braiding attempts with Mana Siangsanthia

and flooded the room. Various design strategies were tested,

from the technical exercise via experimental use of the material to

intervention. Jarupatcha Achavasmit had also brought with her in

her travel case a large number of small braided bags using sugar

palm leaves. As mobile phone sizes had successively increased,

these containers had long since been redundant. By means of

intervention, new perspectives emerged on the small purses - also

partly changing shape. Shifting forms led to new objects, which are

also to be understood as textile sketches..

2 Vetiver is a fast-growing grass from Southeast Asia with very deep-reaching roots. Thus,

it is purposely planted, for example, where there is a risk of soil erosion. Through regular

mowing, the roots are deepened even further and the fantastic braiding material increases its

growth. Alas, the roots of the sweet grass are also used for perfume production.

http://prvn.rdpb.go.th/king.html (as at: 03/01/2017)

Some irritation gave rise to questions on different design contexts:

for Hoa Ban+, the textile work in rural Mai Chau is performed in

particular by women with disabilities, who in this way can generate

an income. Thanks to the commitment of Do Thi Cuc, the materials

and products are sold in places such as a trendy Hanoi scene.

The embroidery exercises in cross stitch produced in Hamburg

by means of Hoa Ban+ were played back through free and further

embroideries: knot, running and backstitches influenced the motif

development.

Batik, a highly specialised cultural practice of Indonesia, came to

Europe with the travellers of the 20th century, where it relocated

into a DIY practice, partly via the youth cultures of the 1960s and

1970s. The first workshops for reserving with wax and for colour

applications on paper and material opened up insights into the

diversity of this reservation technique.

Neither BRAIDING nor EMBROIDERY or the reservation

technique BATIK are focuses of the textiles curriculum in the

German university context, although braiding and embroidery

have major traditions in Germany, too. Thus, new interpretations

of traditional artisanal techniques both in Southeast Asia and

in Germany remain a current topic in craft and its influence on

contemporary design.

The braided materials from Southeast Asia changed into the

Hamburg context, where they were processed or worked and/or

deconstructed and made their way back to their homeland as part

of a small exhibition during the symposium GREEN CYCLES in

Bangkok in 2016 3. Growing or winning natural textile materials

is mostly geographically or regionally grounded, which raised

questions on local positioning at both locations, East + West. For

instance, on an a field trip to Twistringen, near Hamburg, we found

out about the importance of straw production, which had been

established there for more than 300 years up to the 1960s 4.

The IKAT/eCUT project made it possible to place a practice-based

focus on an international global textile context in relation to craft

and industry and to work out parallels and differences between

the German and Southeast Asian textile cultures. For the textile

world – which has already functioned globally for a long time – this

project offers an important and extremely relevant connection

from Hamburg to Southeast Asia. In 2012 Do Thi Cuc initiated

the community project Hoa Ban+ and has managed it since. Hoa

Ban+ is located approximately 3–4 hours car-drive north-west of

Hanoi and is specialised in weaving and embroidery. Do Thi Cuc

was accompanied to Hamburg by embroiderer and weaver Vi Thi

Thuan, who belongs to the minority White Tai in Vietnam. Despite

the long distance between Mai Chau and Hamburg, the colored,

plain, embroidered cross-stitch patterns showed surprising

similarities to familiar patterns in our local context.

3 The regional project of the Goethe Institutes in Southeast Asia, IKAT/eCUT, was opened

with the symposium GREEN CYCLES – Creative Industries East & West go Sustainable

Business at the Bangkok Art and Culture Centre on 11. + 12. May 2016.

4 Museum der Strohverarbeitung Twistringen: http://www.strohmuseum.de (as at: 03/01/2017)

_ P r o f . R e n a t a B r i n k

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/ / 1 0

J O A N A B E R N D

Schrift und Sprache umgeben uns und sind allgegenwärtig.

Als Träger von Informationen und Emotionen sind sie die

Grundlage unserer heutigen Kommunikation und überdauern

in Form von Büchern, Texten und Sagen Generationen der

Menschheit.

Inspiriert durch die griechische Mythologie ‘Ikarus’ dient diese

als Grundlage eines Stoffentwurfs. Die Tragik der Geschichte,

mit ihren euphorischen Höhen und schicksalhaften Tiefen,

wird durch die Verwendung verschiedener Schriftarten visuell

wahrnehmbar. Mit Hilfe eines Tjantings werden die Worte, in

Form von Wachs, direkt auf den Stoff aufgetragen. Zunächst

in Baumwolle und final in Seide stellt diese die Fragilität des

Helden Ikarus dar.

_ T e x t s I n T e x t i l e s

Das Verarbeiten von unterschiedlichen Stoffen zeigt gleichzeitig

die spezifischen Eigenschaften jedes Stoffes auf. Die

unterschiedlichen Farben zeigen ein Farbspektrum, das die

Emotionen der Betrachterinnen/er beeinflusst und somit das Werk

unterschiedlich erscheinen und interpretieren lässt.

Durch ihre sanfte Art der Linienzeichnung weckt die arabische

Sprache Emotionen - auch ohne dass diese geschrieben, gelesen

oder übersetzt werden können. Diese Art von Kombination aus

Schrift und Zeichnung lässt ungewöhnliche Emotionen zu mit

einem Hauch von Neugier.

Eine Zeichnung, die zum Bild entwickelt und im Batik-Konzept

zusammengestellt wird, führt die Betrachterinnen/er in

unterschiedliche Dimensionen bezüglich der Vergangenheit

und Zukunft oder in unreale Welten. Systematische oder

unsystematische Linien lassen viele Interpretationen zu.

B Ü S R A D U R S U N_ B a t i k I n t e r p r e t a t i o n

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‘Talk To Plants (2016)’ is an experimental textile application

using techniques derived from Eastern ways of manipulating

and working with textiles. These techniques of working

directly on the surface of fabric (applying colours, dyes and

resists) allowed me to explore motifs of personal identity in a

more direct manner. Having been away from the sunshine,

ocean and direct contact with the natural environment for

what seems like such a long time I chose to paint bright and

colourful plant motifs directly to a pair of pants (an everyday

garment) to allow the wearer to continually be surrounded by

the positive vibes that both sunshine and nature constantly

emit. Combined with direct embroidery giving the garment a

tactile quality reminiscent of contact with nature, these pants

act as a response to my time in Europe and the feelings and

desires I have as an individual.

D A N I E LF L Y N N_ T a l k T o P l a n t s

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E S R A G R A B B E

Fragilität, Transparenz, Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit, Licht/Schatten,

Vielschichtigkeit...

Durch eine experimentelle Arbeitsweise entstand eine Vielzahl von Material-

Ansammlungen, welche offen und improvisiert wirken und die sich dennoch zu

bewusst erzeugten Kompositionen fügen. Um die oben genannten Gefühlswelten

zu erreichen, wurden verschiedene Reserveverfahren, Techniken wie Wachs-Batik,

sowie diverse Pasten verwendet.

Am Ende entstand aus einer Vielzahl von fragmentarischen Eindrücken eine

Vorstellung des Ganzen….

_ F L O U

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“Degradation” is an exploration of abstract and geometric

shapes with the natural forms being inspired by the changing

seasons in Hamburg. It uses a combination of digital and

analogue techniques to show the pastiche of western

and eastern design cultures in our modern-age. As I am

experiencing my first “Northern” autumn, the deteriorated

natural aspects have really stood out and given me visual

inspiration. The forms start off large before gradually

dissecting and dispersing. Natural matter such as trees, plants

and ice have been at the forefront of this inspiration. Another

inspiring factor has been the shortened days that have given

my series its dark characteristics.

N I K L A SG U S T A V S S O N

Over a series of three designs there is gradual build up in

density and intensity to show the arrival of the winter months.

All designs have been hand-drawn or photographed, before

being digitised and then laser printed. Following this, I have

screen printed on cotton fabric to produce the end product.

This part of the process is important as I want to use both

hands-on and digital techniques. While the designs may come

across dark and haunting, I feel they have their own abstract

sincerity that reflects this cycle of natural deterioration.

_ D e g r a d a t i o n

/ / 2 9

A G N I E S Z K AH E I M

Zwischen Tradition und experimentellem Entwurf.

Der Versuch einer Fusion.

Batik ist eine Technik des Textilfärbens bei der, in Handarbeit,

mit flüssigem Wachs, Muster auf Gewebe aufgezeichnet

werden. Die damit abgedeckten Stellen werden so vor dem

anschließenden Färben ausgespart bzw. „reserviert“. Das

ursprünglich aus Indonesien stammende Verfahren zeichnet

sich durch seine großartige Mustervielfalt aus, die auf die

kulturelle und religiöse Relevanz der darstellenden Motive

zurückzuführen ist.

Batik-inspirierte Textilien haben eine typische Optik,

die unmissverständlich auf ihre Herkunft weist. Zum

Leitgedanken meines Konzeptes wurde ein Umlenken des

Entwurfsprozesses: Statt der kontrollierten Methode einer

Vorlage zu folgen wurde intuitiver anhand einer Skizze

gearbeitet. Der Versuch den traditionellen Weg der Batik zu

verlassen, erlaubte, eine unvoreingenommene Sicht auf das

Medium Wachs zu gewinnen.

_ K o n z e p t B A T I K

Die Möglichkeit den Entwurf mit Drucktechniken zu erfassen,

führte zu Versuchen, Druckertinte mit Lavendelöl als

Lösungsmittel auf Gewebe zu übertragen. Dieses Verfahren

nimmt der Vorlage ihre Tiefe und ist auch nicht in der Lage

sie farblich korrekt wiederzugeben. Das Übertragene gibt

dennoch eine Stimmung des im Original entstandenen

Schemas wieder.

Die Batik-Technik kann auf eine sehr experimentelle Art und

Weise zu überraschenden Ergebnissen führen. Am Ende

meiner Erfahrung mit Wachs stehe ich der Frage gegenüber,

ob es eine Möglichkeit gibt, diese manuelle Methode zu

standardisieren, um verlässliche Ergebnisse zu erzielen?

Und würde der Versuch, den traditionellen Hintergrund des

Entwurfes zu normen, nicht dazu führen, dem Bewahren eben

dieser Tradition entgegenzuwirken?

Die experimentelle Herangehensweise bewegt sich zwischen

den Ansätzen der traditionellen Technik des Wachsens und

einer freien, künstlerischen Gestaltungsform. Seide und

Baumwolle werden mit einer Wachsdecke beschichtet. Durch

das anschließende Brechen dieser Schicht entstehen Ritze,

in die Farbe eindringt und die auf diese Weise eine amorphe

Gestalt annehmen. Der Einsatz verschiedener Farbtöne beim

Färbeprozess beeinflusst zusätzlich die Tiefe der organisch

auslaufenden Formen. Es entstehen Schichtungseffekte,

die durch die Lichtdurchlässigkeit des Stoffes noch verstärkt

werden.

Die entstandenen Proben sind, trotz der Anwendung gleicher

Komponenten, allesamt Unikate. An diesem Punkt entsteht

das Problem der Übertragung der Vorlage, da sich die oben

genannte Schichtung jeglicher Beherrschbarkeit entzieht. Eine

exakte Übersetzung wäre daher nur mit einem digitalen Druck

zu erzielen. In den Testphasen war jedoch ein einheitliches

Management des Entwurfes nicht umzusetzen.

Eine exakte Übersetzung wäre daher nur mit einem digitalen

Druck zu erzielen. In den Testphasen war jedoch ein

einheitliches Management des Entwurfes nicht umzusetzen.

Die Möglichkeit den Entwurf mit Drucktechniken zu erfassen,

führte zu Versuchen, Druckertinte mit Lavendelöl als

Lösungsmittel auf Gewebe zu übertragen. Dieses Verfahren

nimmt der Vorlage ihre Tiefe und ist auch nicht in der Lage

sie farblich korrekt wiederzugeben. Das Übertragenen

gibt dennoch eine Stimmung des im Original entstandene

Schemas wieder.

Farbe bewohnt den Raum.

Farbe erzeugt Leben.

Farbe „ist“.

Farbe lässt träumen.

Farbe macht frei.

Farbe, um zu empfinden.

Farbe verleiht Kraft.

Ob helle, dunkle, kräftige oder leuchtende Farben - sie alle kommen in

diesen Arbeiten vor und bilden mit Hilfe von Reservierungstechniken den

Ausgangspunkt der Stoffentwürfe. Den Motiven werden keine Grenzen gesetzt.

Zwischen orientalisch anmutenden Formen und Quadraten, Längs- oder

Querstreifen variieren sie und betonen die Leichtigkeit der Seide. In Anlehnung

an die aus Indonesien stammende Batik-Technik besteht der Reiz darin, diese

frei interpretieren zu können, was sowohl für die Bertachtung als auch für die

Gestaltung gelten soll.

J U L A K N I E S E L_ B u n t e W e l t

/ / 3 3

A N T O N I A K O R B M A C H E R

_ M a t e r i a l I n t e r c o n n e c t i o n

Durch verschiedene Flechttechniken mit Rattan und Filz

wurden Ideen für Sitzflächen entwickelt. So unterschiedlich

die Ausgangsmaterialien in ihren Ursprungseigenschaften

sind, so weisen sie hinsichtlich ihrer Verarbeitungsweise

mit Wasser doch Gemeinsamkeiten auf. Die Struktur der

traditionell gebräuchlichen Sitzflächen aus Rohrgeflecht

wird aufgebrochen, und erhält durch die Einflechtung eines

kontrastierenden Materials wie Filz einen neuen Ausdruck.

Durch die bewusste Reduktion auf klare Formen und

ein minimales Farbkonzept der Filzelemente, kann die

Rattanverflechtung, die den Holzrahmen und die Filzflächen

zur Sitzfläche verbindet, in einer neuen Materialverbindung

erfrischend aus alter Tradition hervortreten.

K A I S A L E P P Ä K O S K I

Pohjanpalo is Finnish and it can be translated into Aurora

Borealis or Northern lights. It’s a breathtaking phenomenon

when you can see bright colorful lights dancing in the night

sky. It catches a viewer in a flash. Everything around you

disappears and you feel like there is nothing more beautiful in

the world. There are many stories about how northern lights

used to be born. Samis (origin ethnic population who lives

in Lapland) used to believe that the phenomenon appeared

when a fox rushed and swung its tail on crust of snow so

much that it sparkled into the night sky.

In my work I am using black corduroy fabric as the

background, hand embroided with brighly coloured yarn

which is “dancing”. I have tried to capture the same kind of

atmosphere, with the colors representing the landscape of

my soul at the moment on a piece of work you can hang on a

wall. I want time to cease the time when people have a look

at my work and make them wonder about how incredible our

nature is and can be.

_ P o h j a n p a l o

The northern cheek of the heavens,

By a sudden glory kissed,

Blushed to the tint of roses,

And hid in an amber mist,

And through the northern pathway,

Trailing her robe of flame,

The queenly Borealis

In her dazzling beauty came!

MAY RILEY SMITH, “Aurora Borealis”

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Es handelt sich bei meinem Projekt um einen antiken Stuhl

im Jugendstil, welchen es zu restaurieren und mit neuem

Polsterstoff zu beziehen galt. Da der von mir gefundene Stuhl

gewisse Mängel aufweist, wie z.B. eine kaputte Rückenlehne,

beschloss ich, den Stuhl aufzuarbeiten und mit einem neuen

Design, angelehnt an den Jugendstil, zu gestalten. Interessant

daran ist auch der Aspekt des Upcycling, da ein mangelhafter

Gegenstand repariert und neu gestaltet wird. Möbel, die

sozusagen überflüssig und defekt scheinen, können durch das

Upcycling wieder an Wert gewinnen. Sie sind nicht mit hohen

Anschaffungskosten verbunden und sehr individuell.

Bei dem Design für den Polsterstoff habe ich mich für zwei

Varianten entschieden. Der erste Stoff ist ein sehr feiner

Baumwollstoff, der sich gut für Siebdruck eignet. Das Arbeiten

mit der Schablone ermöglicht eine illustrative Grafik, die an die

Form der Polster und des Stuhls angepasst ist.

L I V I A L O E R B R O K S

_ S t u h l r e s t a u r a t i o n u n d P o l s t e r s t o f f

Die zweite Variante ist ein handgewebter Stoff mit einem

überwiegenden Anteil von Wolle und einem kleineren

Baumwoll- und Leinenanteil. Dieser Stoff ist erheblich dicker

und gröber. Das Muster besteht aus einem gleichbleibenden

Rapport mit Schuppen-Motif.

Die Farbauswahl ist bei beiden Exemplaren in weichen,

gedämpften Rot-/Violett- und Blautönen gehalten. Nicht nur

die Farben orientieren sich am Jugendstil, auch die Formen

der Muster sind rund, geschwungen und floral/organisch. Das

produktorientierte Arbeiten ermöglicht, dass das Projekt zu

einem abgeschlossenen, funktionellen Produkt wird. Dabei

geht es nicht nur um die reine Auseinandersetzung mit dem

Textil, sondern auch um die mitgegebenen Materialien, wie

z.B. in diesem Falle Holz.

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Das Konzept meiner Idee beschäftigt sich vordergründig mit

dem Stecksystem einer Leuchte, deren transparente Module

leicht ausgewechselt und intuitiv oder geplant angeordnet

werden können. Durch ein ausgewähltes und abgestimmtes

Farbkonzept soll so in unterschiedlichen Konstellationen

immer ein stimmiges und ansprechendes Gesamtbild

erzielt werden. Die Lichtdurchlässigkeit der Einzelteile, also

die Helligkeit des Objektes, ist von der Anzahl, sowie der

unterschiedlichen Schichtung der Module abhängig und kann

so individuell beeinflusst werden.

Verschiedene Transparenzen des in Wachs getränkten

und somit veredelten Papiers, spielen bei der Gestaltung

eine große Rolle. Die Idee hierbei ist, mehrerlei Module

aus einem speziell ausgesuchten Papier einzufärben und

sie anschießend mit Wachs zu veredeln, um ihnen so eine

leichte, elegante, Lichtdurchlässigkeit zu verleihen. Die

einzelnen Module sollen dann auf einer hinterleuchteten Acryl

Glasscheibe, die mit unterschiedlichen Schlitzen versehen ist,

angeordnet werden können.

M E L A N I E M O R A N - N I N O_ W A X C O L O R L I G H T

Es soll dem Nutzer die Möglichkeit geboten werden, nach

Belieben eine Leuchte zu bauen, die seinem Geschmack

entspricht, ihn jedoch was die Gestaltung betrifft, nicht

komplett alleine lässt.

Ohne zu merken, dass dahinter eine ausgeklügelte Idee und

ein konkretes Farbkonzept steckt, sollen der freien Anordnung

und Kombinationsmöglichkeit keine Grenzen gesetzt sein.

Dieses Konzept ist sowohl für den Innen-, als auch für den

Außenraum gedacht.

Durch die Veredelung ist das Papier wasserabweisend und

im Außenbereich würde das Hinterleuchten der Fläche mit

Tages- bzw. Sonnenlicht funktionieren. Theoretisch wäre

es auch möglich, die Idee weiter zu einem Raumteiler

oder Sichtschutz zu entwickeln. Durch verschieden starke

Papiere kann eine unterschiedliche Transparenz bzw.

Lichtdurchlässigkeit erzielt werden, wodurch eine direkte

Beleuchtung nicht mehr notwendig wäre.

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M I R J A M P O L L E R

_ V o n K o p f u n d K r a g e n

Was kann ich als Designerin mit alten Hemden tun?

Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich nach den abgelegten

Hemden meines Freundes griff, die er gerade gedankenlos in

den Müll werfen wollte. Da ich mich schon seit einigen Jahren

in der Welt der Accessoires bewege und dieses Thema auch

in meinen Semesterprojekten immer wieder Einfluss nimmt,

konzentrierte ich mich auch bei diesem Projekt auf die

Idee des Accessoires. Ich stellte mir also die Aufgabe, aus

abgelegten, nicht mehr so modischen Hemden etwas Neues,

Kleidsameres zu entwickeln.

Meine Beobachtungen, wie Produkte auf Kunden wirken,

brachten mich auf die Idee, nicht nur das Produkt – das

Accessoire – zu gestalten. Ich wollte auch die Verpackung

dazu entwickeln, denn eine besondere Verpackung hebt

die Wertigkeit eines Produktes zusätzlich hervor. Mein Ziel

ist es, Kunden für den Wert eines Textils zu sensibilisieren.

Ich möchte nicht nur dem Hemd neues Leben einhauchen,

sondern auch erreichen, dass der Kunde erkennt, dass es

jedes Kleidungsstück wert ist, aufgearbeitet zu werden.

Während meiner Arbeit fiel mir auf, dass nicht ich das neue

Design für das jeweilige Hemd, bzw. den Kragen bestimme,

sondern dass mir das Hemd seine Geschichte erzählt und ich

diese in das Design einfließen lasse. Als mir diese Erkenntnis

bewusst wurde, „hörte ich den Hemden zu“.

Mittlerweile hatte ich weitere Hemden von meiner Familie

aus Hessen, Kammerbach geschickt bekommen. Ich brachte

die Geschichte des Hemds, die ja verknüpft ist mit der

Geschichte des Trägers, die wiederum verknüpft ist mit der

Beziehung, die ich zu dem Träger habe, in das Design mit ein.

Ich möchte nicht zu stark intervenieren, wenn ich das Hemd

umgestalte, also gestaltete ich es einfach nur „weiter“. Durch

das Besticken und das Bedrucken der Krägen fand ich meine

Ausdrucksweise.

Die Verpackung zu den Krägen ist manchmal experimentell,

manchmal einfach, aber immer im Bezug auf die hinter dem

Hemd stehende Erzählung. So entsteht auch zwischen dem

Produkt und der Verpackung eine Beziehung.

Was erzählt dein Hemd?

Where are the boundaries of textile surfaces? In an experimental

speculative approach I used protein compounds to discuss the

possibilities and limits of non-fibrous raw materials.

D A P H N E R E U V E R_ T e x t i l e F i c t i o n

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Die von Rorschach-Bildern inspirierten Formen wurden in Stickerei übersetzt und durch

diese Technik weiter entwickelt. Es entsteht eine Art knotige Landschaft, deren Relief vom

Kontrast der Farben verstärkt wird. Durch Farbe und Form findet ein Gefäß aus Papier

und gefärbten Kokosfasern eine Resonanz in den gestickten Flächen.

F R É D É R I Q U E R É V U Z_ Z S t i c k e r e i

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J A D ED E R O O S T E R

Through research the Batik technique is used to create a handmade design fabric.

The shapes are drawn with hot wax, and the color is applied to the fabric with a brush.

When everything is dry the wax is removed with an iron. The parts covered by the wax

stay virgin. The abstract pattern is created by arbitrary shapes and layers of superimposed

colors. Those layers create new colours by addition and give a feeling of depth to the

pattern.

_ A B S T R A C T B A T I K

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Das Projekt ist ein einfaches Stoffdesign. Die Grundlage dieser Batikarbeiten

ist Seide. Mit dem Wachs wurden die Falten des Stoffes mit einem Pinsel

nachgemalt. Inspiration waren die Sternbilder der Astrologie und die

Linienwege der Falten auf dem Stoff. Die Farben sind entsprechend des

Themas „Kosmos“ gewählt. Das aufgetragene Wachs wurde nach dem

Trocknen gebrochen, so dass beim Färben in den Linien wieder kleine Linien

(feine Rissformen) entstehen.

L U D M I L L A S A V I C H E V_ K o s m o s

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Bei meiner textilen Flächengestaltung habe ich mich von der

traditionellen Batiktechnik gelöst und sie auf eine abstraktere Weise

umgesetzt. Sowohl das Wachs als auch die Textil- und Acrylfarbe

wurden intuitiv und großzügig auf feine sowie starke Naturfaserstoffe

aufgetragen und das Wachs wurde nur partiell entfernt. Dadurch

entstanden verschiedene Schichten und Gefüge aus Schichtungen

sowie differenzierte Farbnuancen. Der textil kartografierte urbane Raum

mit dem verästelten Konzept der Querstrasse bot einen reichen Fundus

an Oberfächenstrukturen, Rastern und Schablonen als Ausgangspunkt

für die gestalterische Umsetzung.

C A R O L I N E S E I F F E R T_ Q u e r s t r a ß e S t . P a u l i

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Im Naturmaterial Filz haben mich das Zusammenspiel aus

Festigkeit im Material und der Aspekt der weichen Anmutung

fasziniert und zugleich inspiriert. Als Herausforderung sah

ich, ein gleichermaßen anmutendes Objekt zu kreieren, sowie

dem Industriefilz die Natürlichkeit zu bewahren und es in ein

modernes und zeitloses Design-Objekt zu verwandeln..

Das Utensilio besteht aus schlichten geometrischen Formen,

die in ihrem Zusammenspiel ein großes Ganzes ergeben und

an die Malerei des Bauhaus erinnern.

L I L L Y W A H R E N B U R G_ U t e n s i l i o

Durch das Prinzip Upcycling sind die Rohstoffe immer in

unterschiedlichen Variationen vorhanden. Das ,,Matchen´´

von einzelnen Elementen lässt neue individuelle Flächen

entstehen, ohne dabei weitere Rohstoffe hinzu zu fügen.

Das Design ist flexibel.

In den flachen Taschen des Utensilios lassen sich viele

Kleinigkeiten verstauen. Von Badezimmer bis Küche,

überall ist die Tasche platzsparend einsetzbar und einfach

an die Wand zu bringen. Besonders in Haushalten, wo

Ablageflächen knapp bemessen sind, ist das Utensilio

wunderbar funktional und immer ein Blickfang.

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K A T H A R I N AZ I M N I A K_ S k i n o n S k i n

Die Haut.

Unser größtes sichtbares Organ.

Schaut man auf die Haut der Menschen, so erkennt man

Unterschiede. Mal sind die Hautstrukturlinien feiner, mal

gröber. Sie kann zart oder beansprucht aussehen und sich

anfühlen. Die genannten Gegensätze finden sich n einer

Gemeinsamkeit wieder, die Haut ist das Spiegelbild unserer

selbst. Geht es uns schlecht, ernähren wir uns ungesund,

so wird man es wohl schnell an der Haut erkennen können.

Umgekehrt ist unser Wohlergehen ebenso an ihr bemerkbar.

Die wenigsten pflegen sie regelmäßig, dabei ist sie für uns

von allergrößter Wichtigkeit. Sie schützt uns vor äußeren

Einflüssen und signalisiert, wenn etwas nicht intakt ist. Sie ist

allgegenwärtig, doch erst wenn es ihr schlecht geht, fällt es

uns auf und wir versuchen einzulenken.

Auf dieses Problem möchte ich mit meiner Projektarbeit

aufmerksam machen. Ich möchte ein Kleidungsstück

aus einem eigenständig gebatikten Stoff mit Hautstruktur

herstellen. Ich habe mich für Kleidung entschieden, da

sie uns genau wie die Haut schützen soll. Merkmale

wie Haare, Muttermale oder Narben möchte ich gerne

in das Kleidungsstück aufnehmen, um das Hautbild

zu vervollständigen. Dies werde ich u.a. mit Hilfe von

Stickereien, Pailletten und Nähten umsetzen.

Ziel ist es dem Betrachter/Träger das Bewusstsein für die

eigene Haut zu erwecken. Zu zeigen, dass Makel schön sein

können und nicht zwingend unansehnlich sind. Der Träger

soll sich erinnern, dass es notwendig ist, die Haut zu pflegen,

um ein Leben lang mit ihr in Einklang zu verbringen.

Ich habe mich noch nie wirklich mit der Fotografie

auseinandergesetzt - noch war ich je eine gute Fotografin,

jedoch haben mich Analogfilme schon immer sehr gepackt.

Da ich mich dieses Semester dank eines Laborkurses mit

schwarz-weißer Analogfotografie befasse, wollte ich dieses

Thema auch in meine Textildesign-Arbeiten einfließen lassen.

Da Negativfilme zum „belichten“ da sind, habe ich ein Sieb mit

Sequenzen meiner Negativfilme belichtet, welche ich zuvor

eingescannt und mit Photoshop bearbeitet habe. Es kamen

sehr vielfältige, interessante Drucke zustande.

Besonders spannend wird es, wenn die bestehenden Drucke

mit einer an IKAT/eCut angelehnten Technik kombiniert

werden. Ich erhoffe mir, dass durch diese „Schichtung“ an

Techniken der Betrachter angeregt wird, das Endergebnis

durch mehrere Ebenen wahrzunehmen.

J E S S I C A Z M I J A N_ N e g a t i v e P r i n t i n g

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Photocredit p. 62 Sandra Schollmeyer

Goethe-Institut Bangkok /// Thailand

Goethe-Institut Hanoi /// Vietnam

HAW Hamburg /// Department Design

Wir danken der Druckerei SCHÖN UND WIDER

für ihre Unterstützung.

We thank the printers SCHÖN UND WIDER for

their support.

FIRMENFÜHRUNGEN UND MATERIALSPENDEN

COMPANY VISITS

Thonet /// Frankenberg (Eder)

Roess Nature Group /// Twistringen

Peter de Vries Produktdesign /// Hamburg

DRUCK

PRINTING

Druckerei SCHÖN UND WIDER, Hamburg

Auflage/Edition: 80

Papier/Paper: Infinity Silk, 115g.

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Nachdruck und Vervielfältigungw

– auch auszugsweise – nicht gestattet.

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DANKETHANK YOU

IMPRESSUM

IMPRINT

Herausgeberin Editor: Renata Brink

© Renata Brink, die Autorinnen/en

HAW Hamburg 2017

Grafisches Konzept und Gestaltung

Niklas Gustavsson

Antonia Korbmacher

Daphne Reuver

Unter Betreuung von

Prof. Renata Brink