1
So viel Besuch bekommt die evangelische Kirche in Reudern eher selten. Doch zum Höhepunkt der Veranstaltungsreihe zum Reformationsjubiläum kamen hunderte Zuhörer und wollten die Mati- nee miterleben. Der Besuch lohnte sich. Rockiger Sound vom Feinsten ver- mischte sich mit christlichen Liedern. Dem Komponisten und Dirigenten Chris- tian König gelang ein Meisterwerk. Von Thomas Krytzner NT-REUDERN. Die Bestuhlung in der Kir- che reichte bei Weitem nicht, selbst im Foyer standen die Besucher der Matinee. Sie wollten alle bei der Uraufführung der Pop-Kantate „Der Schlüssel zur Frei- heit“ dabei sein. Pfarrerin Kornelia Stysch war vom zahlreichen Besuch überwältigt und betonte, dass die Refor- mation nebst der Kirche auch die Politik und die Gesellschaft in Deutschland ver- ändert habe. Vor allem die Freiheit des Glaubens und des Gewissens sei in der Zeit der Reformation in die Verantwor- tung jedes Einzelnen übergegangen. Eröffnet wurde die Matinee vom Kom- ponisten selbst. Er spielte die Fanfare über „Ein feste Burg“ an der Orgel und dirigierte danach den Kirchenchor Reu- dern. Sie sangen das Gnadenlied (Armo- laulu) von Kari Tikka. An der Darbie- tung nahmen auch Gäste aus Leinfel- den-Echterdingen teil. Der Gospelchor Children of Joy überzeugte mit „Jesus is alive“ von Ron Kenoly. Christian König hatte eigens für diesen Tag eine Band zu- sammengestellt. Rebecca Sammet be- geisterte das Publikum mit ihrem Solo- Gesang. Die Musiker Sylvio Zondler, Pe- ter Gölz, Eberhard Ellwanger, Matthias Mangold und Susanne Mangold waren Virtuosen an ihren Blasinstrumenten. Für rockige Klänge in der Friedenskir- che sorgten Michael Sanders und Kitti Tordai an der Gitarre und am Bass. Be- gleitet wurden sie von Florian Stäbler am Keyboard und Luis Greschner am Schlagzeug. Viel Applaus bekamen die Musiker für „Ein feste Burg“. Den Song hatte Christian König bearbeitet. „Vor 500 Jahren war die Zeit reif für Standing Ovations für die Uraufführung Matinee am Reformationstag in der Friedenskirche in Reudern – Mehrere Hundert Menschen feierten mit Veränderung“, begann Pfarrerin Korne- lia Stysch die Erklärung der Reformati- on: „Sie ist eine Geschichte der Befrei- ung.“ Stysch führte weiter aus, dass Martin Luther gegen die Kommerziali- sierung des Glaubens kämpfte. Es war ein Ziel, dass nicht nur die kirchlichen Autoritäten und Dogmen für den Glau- ben maßgeblich waren, sondern die Christenmenschen sollten in den Mittel- punkt rücken: „Noch heute fordert uns Luther heraus, die Verantwortung für den eigenen Glauben zu übernehmen.“ Christian König, der als einer der ers- ten Studenten das Fach „Kirchliche Po- pulärmusik“ studiert, nahm sich die Ma- tinee als Thema für seine Masterarbeit und zeigte sich gleich als wahrer Meister. Er entwickelte die Texte, organisierte die Chöre und Musiker. „Die Kirche in Reudern hat enormen Rückenwind aus der Gemeinde“, freute er sich. Seit März dieses Jahres wuchs die Idee zur Pop- Kantate und im Sommer gab es die ers- ten Proben: „Die Freiheit soll zentrales Thema der Darbietung sein.“ Schlüssel zur Freiheit Mit sechs Gedanken, Wörtern und Lie- dern wurde den Anwesenden die Refor- mationszeit nähergebracht. Christian Kö- nig verstand es hervorragend, die Sänger und Musiker zu einer fulminanten Sym- biose zu vereinigen. Im Wechsel und ge- meinsam erklärten sie singend die neue Freiheit der Christen und erzählten vom Gedankenkarussell. Musikalisch stellten die Akteure mit der Uraufführung der Pop-Kantate auch den Raum, den Gott für jeden bereithält, vor. Mit dem kritischen Vergleich der Gesetze mit der Liebe und dem Glauben kamen die Mitwirkenden zum Schluss, dass der Geist der Freiheit aus der Liebe Gottes entsteht. Das musi- kalische Meisterwerk war eine gelungene Uraufführung und sorgte für stehende Ovationen bei den Zuschauern. Ein wei- terer, eher seltener Fall in einer Kirche: Das Publikum forderte eine Zugabe und bekam sie. Christian König lud zum ge- meinsamen Singen des Friedensliedes ein. Die Matinee am 500. Reformationstag verband christliche Lieder mit Pop. Dirigent Christian König komponierte die rockige Kantate. Foto: Krytzner

Matinee am Reformationstag in der Friedenskirche in Reudern ......alive“ von Ron Kenoly. Christian König hatte eigens für diesen Tag eine Band zu-sammengestellt. Rebecca Sammet

  • Upload
    others

  • View
    6

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Matinee am Reformationstag in der Friedenskirche in Reudern ......alive“ von Ron Kenoly. Christian König hatte eigens für diesen Tag eine Band zu-sammengestellt. Rebecca Sammet

So viel Besuch bekommt die evangelischeKirche in Reudern eher selten. Dochzum Höhepunkt der Veranstaltungsreihezum Reformationsjubiläum kamenhunderte Zuhörer und wollten die Mati-nee miterleben. Der Besuch lohntesich. Rockiger Sound vom Feinsten ver-mischte sich mit christlichen Liedern.Dem Komponisten und Dirigenten Chris-tian König gelang ein Meisterwerk.

Von Thomas Krytzner

NT-REUDERN. Die Bestuhlung in der Kir-che reichte bei Weitem nicht, selbst imFoyer standen die Besucher der Matinee.Sie wollten alle bei der Uraufführung derPop-Kantate „Der Schlüssel zur Frei-heit“ dabei sein. Pfarrerin KorneliaStysch war vom zahlreichen Besuchüberwältigt und betonte, dass die Refor-mation nebst der Kirche auch die Politikund die Gesellschaft in Deutschland ver-ändert habe. Vor allem die Freiheit desGlaubens und des Gewissens sei in derZeit der Reformation in die Verantwor-tung jedes Einzelnen übergegangen.

Eröffnet wurde die Matinee vom Kom-ponisten selbst. Er spielte die Fanfareüber „Ein feste Burg“ an der Orgel unddirigierte danach den Kirchenchor Reu-dern. Sie sangen das Gnadenlied (Armo-laulu) von Kari Tikka. An der Darbie-tung nahmen auch Gäste aus Leinfel-den-Echterdingen teil. Der GospelchorChildren of Joy überzeugte mit „Jesus isalive“ von Ron Kenoly. Christian Könighatte eigens für diesen Tag eine Band zu-sammengestellt. Rebecca Sammet be-geisterte das Publikum mit ihrem Solo-Gesang. Die Musiker Sylvio Zondler, Pe-ter Gölz, Eberhard Ellwanger, MatthiasMangold und Susanne Mangold warenVirtuosen an ihren Blasinstrumenten.Für rockige Klänge in der Friedenskir-che sorgten Michael Sanders und KittiTordai an der Gitarre und am Bass. Be-gleitet wurden sie von Florian Stäbleram Keyboard und Luis Greschner amSchlagzeug. Viel Applaus bekamen dieMusiker für „Ein feste Burg“. Den Songhatte Christian König bearbeitet.

„Vor 500 Jahren war die Zeit reif für

Standing Ovations für die UraufführungMatinee am Reformationstag in der Friedenskirche in Reudern – Mehrere Hundert Menschen feierten mit

Veränderung“, begann Pfarrerin Korne-lia Stysch die Erklärung der Reformati-on: „Sie ist eine Geschichte der Befrei-ung.“ Stysch führte weiter aus, dassMartin Luther gegen die Kommerziali-sierung des Glaubens kämpfte. Es warein Ziel, dass nicht nur die kirchlichenAutoritäten und Dogmen für den Glau-ben maßgeblich waren, sondern dieChristenmenschen sollten in den Mittel-punkt rücken: „Noch heute fordert unsLuther heraus, die Verantwortung fürden eigenen Glauben zu übernehmen.“

Christian König, der als einer der ers-ten Studenten das Fach „Kirchliche Po-pulärmusik“ studiert, nahm sich die Ma-tinee als Thema für seine Masterarbeitund zeigte sich gleich als wahrer Meister.

Er entwickelte die Texte, organisiertedie Chöre und Musiker. „Die Kirche inReudern hat enormen Rückenwind ausder Gemeinde“, freute er sich. Seit Märzdieses Jahres wuchs die Idee zur Pop-Kantate und im Sommer gab es die ers-ten Proben: „Die Freiheit soll zentralesThema der Darbietung sein.“

Schlüsselzur Freiheit

Mit sechs Gedanken, Wörtern und Lie-dern wurde den Anwesenden die Refor-mationszeit nähergebracht. Christian Kö-nig verstand es hervorragend, die Sängerund Musiker zu einer fulminanten Sym-

biose zu vereinigen. Im Wechsel und ge-meinsam erklärten sie singend die neueFreiheit der Christen und erzählten vomGedankenkarussell. Musikalisch stelltendie Akteure mit der Uraufführung derPop-Kantate auch den Raum, den Gott fürjeden bereithält, vor. Mit dem kritischenVergleich der Gesetze mit der Liebe unddem Glauben kamen die Mitwirkendenzum Schluss, dass der Geist der Freiheitaus der Liebe Gottes entsteht. Das musi-kalische Meisterwerk war eine gelungeneUraufführung und sorgte für stehendeOvationen bei den Zuschauern. Ein wei-terer, eher seltener Fall in einer Kirche:Das Publikum forderte eine Zugabe undbekam sie. Christian König lud zum ge-meinsamen Singen des Friedensliedes ein.

Die Matinee am 500. Reformationstag verband christliche Lieder mit Pop. Dirigent Christian König komponierte die rockige Kantate. Foto: Krytzner