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Celecoxib mindert Inzidenz okkulter Magen-Darm-Blutungen Gastrointestinale (GI) Komplikationen stellen das größte Hindernis für eine Thera- pie mit traditionellen (t) NSAR dar. Das Risiko bestehe bereits mit dem ersten Tag der Einnahme (Abb.), betonte Dr. Martin Gau- bitz aus Mainz. Besonders hoch sei es bei älteren Patienten ab 65 Jahren, bei bereits früher aufgetretenen Komplikationen, unter der Einnahme hoher NSAR-Dosen und im Fall bestimmten Begleitmedikationen. Bei Patienten, die Kumarine, Clopidogrel oder ASS einnehmen, sollten tNSAR wegen des erhöhten Blutungsrisikos ganz gemieden und durch Coxibe oder Opioide ersetzt werden. Dazu riet Dr. Gerd Geisslinger, Frankfurt. Das Gleiche empfiehlt er bei einer Begleittherapie mit selektiven Serotonin- Wiederaufnahmehemmern, die ebenfalls die Thrombozytenfunktion stören und in Kombination mit tNSAR das Blutungsrisiko erhöhen. „Unter selektiven COX-2-Hemmern ist im Vergleich zu tNSAR das Risiko für Läsi- onen im oberen GI-Trakt mindestens hal- biert“, sagte Gaubitz. Zudem ermöglichen die Substanzen auch eine Prophylaxe von Läsionen im unteren GI-Trakt. Ein besserer Schutz des gesamten GI-Trakts durch Celecoxib (Celebrex®) im Vergleich zu Diclofenac plus PPI wurde in der CONDOR- Studie bei insgesamt rund 4.500 Rheuma- patienten mit erhöhtem gastrointestinalen Risiko (mindestens 60 Jahre alt oder gastro- intestinale Ulzera in der Anamnese) belegt. Binnen sechs Monaten war die kumulative Inzidenz gesicherter klinisch relevanter GI- Ereignisse einschließlich okkulter Blutun- gen bei klinisch signifikanter Anämie (Hb- Abfall ≥ 2 g/dl oder Abnahme des Hämatokrits ≥ 10 %) unter Celecoxib rund vierfach niedriger (20 vs. 81 Ereignisse, p < 0,0001). Die geringfügige Erhöhung des kardiovaskulären Risikos gilt Geisslinger zufolge – mit Ausnahme von Naproxen – für für traditionelle und selektive NSAR in ähnlichem Maß. Roland Fath Deutscher Schmerzkongress, Symposium „Bewer- tung von antientzündlichen Therapien aus der Sicht verschiedener Fachdisziplinen“, Mannheim, 7.10.2011; Veranstalter: Pfizer Abb Die Risikoerhöhung für gastrointestinale Ereignisse unter traditionellen NSAR beginnt mit dem ersten Einnahmetag. Relatives Risiko 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0 Keine Anwendung 1–30 Tage 31–90 Tage 91–180 Tage 1,0 Modifiziert nach Hernandez-Diaz et al. Arch Int Med 2000;160:2093–2099 Behandlungsdauer [Tage] 181–365 Tage 5,7 (95 %-KI 4,9–6,6) 3,7 (95 %-KI 3,2–4,2) 4,1 (95 %-KI 3,5–4,7) 5,1 (95 %-KI 3,9–6,5) Medikamentenfreie Rheuma-Remissionen sind möglich In klinischen Phase-III-Studien ist bei Patienten mit rheumatoider Arthritis das Erreichen klinischer Remissionen, definiert als Abfall des Disease Activity Score (DAS28) auf Werte < 2,6, im Verlauf einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern umfassend doku- mentiert. Im Fall einer längerfristigen Re- mission wird mittlerweile erfolgreich ein Absetzen des Biologicals oder sogar aller Antirheumatika versucht. Dies berichtete Prof. Hanns-Martin Lorenz, Universitätskli- nikum Heidelberg. Die besten Daten hierzu liegen aus der BeST-Studie zu Infliximab (Remicade®) vor. Die Multicenterstudie hat bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis vier Therapie- strategien verglichen: sequenzielle Mono- therapie, stufenweise Kombinationsthera- pie, initiale Kombinationstherapie und initiale Kombination unter Einschluss von Infliximab. Der sofortige Therapiebeginn mit Infli- ximab war in mehrfacher Hinsicht am effek- tivsten: So fiel die radiologische Progression im siebenjährigen Follow-up bei den Pati- enten in diesem Studienarm am geringsten aus. Zudem erreichten 45 % der von Anfang an mit dem TNF-alpha-Blocker behandelten Patienten eine klinische Remission (DAS44 < 1,6). 17 % konnten das Biological und Me- thotrexat (MTX) absetzen, ohne dass da- nach der DAS44 angestiegen wäre. Damit gelang bei etwa jedem fünften Patienten dank der frühen Therapie mit Infliximab- eine medikamentenfreie Remission, die im Schnitt 35 Monate anhielt. Bei Patienten, die nach Absetzen von Infli- ximab einen Schub der rheumatoiden Arth- ritis erlebten, zeigte der dann erneut gege- bene TNF-α-Blocker meist wieder eine gute Wirkung. Das belegt eine Post-hoc-Analyse der BeST-Studie nach 7,2-jährigem Follow- up von 104 Patienten, die die Infliximab- Therapie bei einem DAS44 von durch- schnittlich 1,3 beendet hatten. Gut die Hälfte der Patienten (52 %) blieb auch ohne Biological langfristig in Remission. Bei den Übrigen wurde Infliximab wegen des An- stiegs der Krankheitsaktivität nach im Mittel 17 Monaten erfolgreich wieder eingesetzt: 84 % der Patienten sprachen erneut mit ei- nem Abfall des DAS auf Werte ≤ 2,4 an. Dr. Katharina Arnheim 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheu- matologie (DGRh); Symposium „Arzneimittelfreie Remission bei RA und SpA – vom Wunsch zur Wirk- lichkeit“, München, 1.9 2011; Veranstalter: MSD 78 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (2) Pharmaforum

Medikamentenfreie Rheuma-Remissionen sind möglich

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Celecoxib mindert Inzidenz okkulter Magen-Darm-Blutungen

— Gastrointestinale (GI) Komplikationen stellen das größte Hindernis für eine Thera-pie mit traditionellen (t) NSAR dar. Das Risiko bestehe bereits mit dem ersten Tag der Einnahme (Abb.), betonte Dr. Martin Gau-bitz aus Mainz. Besonders hoch sei es bei älteren Patienten ab 65 Jahren, bei bereits früher aufgetretenen Komplikationen, unter der Einnahme hoher NSAR-Dosen und im Fall bestimmten Begleitmedikationen. Bei

Patienten, die Kumarine, Clopidogrel oder ASS einnehmen, sollten tNSAR wegen des erhöhten Blutungsrisikos ganz gemieden und durch Coxibe oder Opioide ersetzt werden. Dazu riet Dr. Gerd Geisslinger, Frankfurt. Das Gleiche empfiehlt er bei einer Begleittherapie mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, die ebenfalls die Thrombozytenfunktion stören und in Kombination mit tNSAR das Blutungsrisiko

erhöhen. „Unter selektiven COX-2-Hemmern ist im Vergleich zu tNSAR das Risiko für Läsi-onen im oberen GI-Trakt mindestens hal-biert“, sagte Gaubitz. Zudem ermöglichen die Substanzen auch eine Prophylaxe von Läsionen im unteren GI-Trakt. Ein besserer Schutz des gesamten GI-Trakts durch Celecoxib (Celebrex®) im Vergleich zu Diclofenac plus PPI wurde in der CONDOR-Studie bei insgesamt rund 4.500 Rheuma-patienten mit erhöhtem gastrointestinalen Risiko (mindestens 60 Jahre alt oder gastro-intestinale Ulzera in der Anamnese) belegt. Binnen sechs Monaten war die kumulative Inzidenz gesicherter klinisch relevanter GI-Ereignisse einschließlich okkulter Blutun-gen bei klinisch signifikanter Anämie (Hb-Abfall ≥ 2 g/dl oder Abnahme des Hämatokrits ≥ 10 %) unter Celecoxib rund vierfach niedriger (20 vs. 81 Ereignisse, p < 0,0001). Die geringfügige Erhöhung des kardiovaskulären Risikos gilt Geisslinger zufolge – mit Ausnahme von Naproxen – für für traditionelle und selektive NSAR in ähnlichem Maß. Roland Fath

Deutscher Schmerzkongress, Symposium „Bewer-tung von antientzündlichen Therapien aus der Sicht verschiedener Fachdisziplinen“, Mannheim, 7.10.2011; Veranstalter: Pfizer

Abb:� Die Risikoerhöhung für gastrointestinale Ereignisse unter traditionellen NSAR beginnt mit dem ersten Einnahmetag.

Rela

tives

Ris

iko

6,0

5,0

4,0

3,0

2,0

1,0

0Keine

Anwendung1–30 Tage 31–90 Tage 91–180 Tage

1,0

Modi�ziert nach Hernandez-Diaz et al. Arch Int Med 2000;160:2093–2099

Behandlungsdauer [Tage]

181–365 Tage

5,7 (95 %-KI 4,9–6,6)

3,7 (95 %-KI 3,2–4,2)

4,1 (95 %-KI 3,5–4,7)

5,1 (95 %-KI 3,9–6,5)

Medikamentenfreie Rheuma-Remissionen sind möglich

— In klinischen Phase-III-Studien ist bei Patienten mit rheumatoider Arthritis das Erreichen klinischer Remissionen, definiert als Abfall des Disease Activity Score (DAS28) auf Werte < 2,6, im Verlauf einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern umfassend doku-mentiert. Im Fall einer längerfristigen Re-mission wird mittlerweile erfolgreich ein Absetzen des Biologicals oder sogar aller Antirheumatika versucht. Dies berichtete Prof. Hanns-Martin Lorenz, Universitätskli-nikum Heidelberg. Die besten Daten hierzu liegen aus der BeST-Studie zu Infliximab (Remicade®) vor. Die Multicenterstudie hat bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis vier Therapie-strategien verglichen: sequenzielle Mono-therapie, stufenweise Kombinationsthera-pie, initiale Kombinationstherapie und

initiale Kombination unter Einschluss von Infliximab. Der sofortige Therapiebeginn mit Infli-ximab war in mehrfacher Hinsicht am effek-tivsten: So fiel die radiologische Progression im siebenjährigen Follow-up bei den Pati-enten in diesem Studienarm am geringsten aus. Zudem erreichten 45 % der von Anfang an mit dem TNF-alpha-Blocker behandelten Patienten eine klinische Remission (DAS44 < 1,6). 17 % konnten das Biological und Me-thotrexat (MTX) absetzen, ohne dass da-nach der DAS44 angestiegen wäre. Damit gelang bei etwa jedem fünften Patienten dank der frühen Therapie mit Infliximab-eine medikamentenfreie Remission, die im Schnitt 35 Monate anhielt. Bei Patienten, die nach Absetzen von Infli-ximab einen Schub der rheumatoiden Arth-

ritis erlebten, zeigte der dann erneut gege-bene TNF-α-Blocker meist wieder eine gute Wirkung. Das belegt eine Post-hoc-Analyse der BeST-Studie nach 7,2-jährigem Follow-up von 104 Patienten, die die Infliximab-Therapie bei einem DAS44 von durch-schnittlich 1,3 beendet hatten. Gut die Hälfte der Patienten (52 %) blieb auch ohne Biological langfristig in Remission. Bei den Übrigen wurde Infliximab wegen des An-stiegs der Krankheitsaktivität nach im Mittel 17 Monaten erfolgreich wieder eingesetzt: 84 % der Patienten sprachen erneut mit ei-nem Abfall des DAS auf Werte ≤ 2,4 an. Dr. Katharina Arnheim

39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheu-matologie (DGRh); Symposium „Arzneimittelfreie Remission bei RA und SpA – vom Wunsch zur Wirk-lichkeit“, München, 1.9 2011; Veranstalter: MSD

78 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (2)

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