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1 Mehrdimensionale Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse als Instrument des Integrierten Qualitätsmanagements Dr. Anette von Ahsen und Professor Dr. Christoph Lange* in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 74. Jg. (2004), S. 441-460 Überblick Die Verbesserung von Produkt- bzw. Prozesskonzeptionen stellt eine zentra- le Aufgabe des Qualitätsmanagements dar, deren Erfüllung durch Qualitäts- managementinstrumente, insbesondere die Fehlermöglichkeits- und -ein- flussanalyse (FMEA), unterstützt wird. Dabei wird mit der herkömmlichen Methodik ausschließlich auf eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit abge- stellt. Vor dem Hintergrund mehrdimensionaler Zielsysteme von Unterneh- men, die neben kundenbezogenen insbesondere finanzielle, häufig aber auch umweltbezogene Sachziele umfassen, ist diese Sichtweise nicht ausreichend. Im vorliegenden Beitrag wird daher die FMEA kosten- und umweltorientiert weiterentwickelt. Hierzu werden neben den Auswirkungen potenzieller Feh- ler aus Kundensicht auch die Kosten unternehmensintern entdeckter Fehler sowie die ökologischen Fehlerfolgen einbezogen. Die Anwendbarkeit dieser „Mehrdimensionalen FMEA“ wird anhand eines Kooperationsprojektes mit einem Automobilzulieferer demonstriert. * Dr. Anette von Ahsen und Professor Dr. Christoph Lange, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Umweltwirtschaft und Controlling, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, 45117 Es- sen, e-mail: [email protected]

Mehrdimensionale Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse ... · nicht dagegen für Neuentwicklungsprojekte: Ben-Daya und Raouf19 weisen darauf hin, dass bei einer Anwendung der

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Mehrdimensionale Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse

als Instrument des Integrierten Qualitätsmanagements

Dr. Anette von Ahsen und Professor Dr. Christoph Lange*

in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 74. Jg. (2004), S. 441-460

Überblick

• Die Verbesserung von Produkt- bzw. Prozesskonzeptionen stellt eine zentra-

le Aufgabe des Qualitätsmanagements dar, deren Erfüllung durch Qualitäts-

managementinstrumente, insbesondere die Fehlermöglichkeits- und -ein-

flussanalyse (FMEA), unterstützt wird. Dabei wird mit der herkömmlichen

Methodik ausschließlich auf eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit abge-

stellt. Vor dem Hintergrund mehrdimensionaler Zielsysteme von Unterneh-

men, die neben kundenbezogenen insbesondere finanzielle, häufig aber auch

umweltbezogene Sachziele umfassen, ist diese Sichtweise nicht ausreichend.

• Im vorliegenden Beitrag wird daher die FMEA kosten- und umweltorientiert

weiterentwickelt. Hierzu werden neben den Auswirkungen potenzieller Feh-

ler aus Kundensicht auch die Kosten unternehmensintern entdeckter Fehler

sowie die ökologischen Fehlerfolgen einbezogen. Die Anwendbarkeit dieser

„Mehrdimensionalen FMEA“ wird anhand eines Kooperationsprojektes mit

einem Automobilzulieferer demonstriert.

* Dr. Anette von Ahsen und Professor Dr. Christoph Lange, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,

insb. Umweltwirtschaft und Controlling, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, 45117 Es-

sen, e-mail: [email protected]

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Mehrdimensionale Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse

als Instrument des Integrierten Qualitätsmanagements

Überblick

• Die Verbesserung von Produkt- bzw. Prozesskonzeptionen stellt eine zentra-

le Aufgabe des Qualitätsmanagements dar, deren Erfüllung durch Qualitäts-

managementinstrumente, insbesondere die Fehlermöglichkeits- und -ein-

flussanalyse (FMEA), unterstützt wird. Dabei wird mit der herkömmlichen

Methodik ausschließlich auf eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit abge-

stellt. Vor dem Hintergrund mehrdimensionaler Zielsysteme von Unterneh-

men, die neben kundenbezogenen insbesondere finanzielle, häufig aber auch

umweltbezogene Sachziele umfassen, ist diese Sichtweise nicht ausreichend.

• Im vorliegenden Beitrag wird daher die FMEA kosten- und umweltorientiert

weiterentwickelt. Hierzu werden neben den Auswirkungen potenzieller Feh-

ler aus Kundensicht auch die Kosten unternehmensintern entdeckter Fehler

sowie die ökologischen Fehlerfolgen einbezogen. Die Anwendbarkeit dieser

„Mehrdimensionalen FMEA“ wird anhand eines Kooperationsprojektes mit

einem Automobilzulieferer demonstriert.

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A. Problemstellung

Qualitätsmanagementinstrumente1 sind in der Regel am Ziel einer hohen Kundenzu-

friedenheit ausgerichtet, wobei meist ein Zusammenhang zwischen der Kundenzu-

friedenheit und dem finanziellen Unternehmenserfolg unterstellt wird.2 Die im vor-

liegenden Beitrag diskutierte Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA) hat

entsprechend das Ziel, Produkte und Prozesse so zu konzipieren, dass keine schwer-

wiegenden Fehler beim Kunden auftreten.3 Hierzu werden potenzielle Fehler an Pro-

dukten oder Prozessen sowie ihre Ursachen und Folgen aus der Sicht von Kunden

analysiert und auf dieser Basis Maßnahmen zur Vermeidung bzw. zur möglichst

frühzeitigen unternehmensinternen Entdeckung der Fehler erarbeitet. Beispielsweise

kann ein Zulieferer von Scheinwerfern für Kraftfahrzeuge mittels der FMEA analy-

sieren, welche Folgen aus einer fehlerhaften Materialauswahl für das Scheinwerfer-

gehäuse resultieren (etwa eine verringerte Haltbarkeit) und wie der Fehler durch den

Kunden beurteilt wird.

Mit Fehlern an Produkten oder Prozessen sind für ein Unternehmen i. d. R. Kosten

verbunden. Diese werden in der herkömmlichen FMEA jedoch nicht explizit berück-

sichtigt. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive besteht daher ein Erfordernis, das

Instrument um kostenbezogene Analysen zu ergänzen.

Neben kundenbezogenen sind inzwischen in vielen Unternehmen auch umweltbezo-

gene Sachziele Bestandteil des unternehmerischen Zielsystems.4 Um diese Ziele zu

erreichen, werden Umweltmanagementinstrumente, etwa Stoff- und Energiefluss-

rechnungen sowie das Life Cycle-Assessment bzw. aus diesen abgeleitete Kennzah-

len, angewendet.5 Werden auf Basis der Ergebnisse eines Life Cycle-Assessment

Produkte und/oder Prozesse verändert, indem z. B. recycelfähige Materialien einge-

setzt werden, kann sich dies jedoch auch auf weitere Qualitätsmerkmale auswirken.

Vor dem Hintergrund solcher Interdependenzen6 werden seit einigen Jahren Ansätze

einer Integration von Qualitäts- und Umweltmanagement diskutiert.7 Eine integrierte

Festlegung qualitäts- und umweltbezogener Ziele unter Berücksichtigung von Kos-

tengrößen und ihre entscheidungsorientierte Umsetzung in Geschäftsprozessen, etwa

der Produktentwicklung oder Produktion, soll im Folgenden als Integriertes Quali-

tätsmanagement bezeichnet werden.

In diesem Zusammenhang stellt sich zum einen die Frage, inwieweit der Einsatz von

Instrumenten des Qualitäts-, Umwelt- und Kostenmanagements so kombiniert wer-

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den kann, dass z. B. die Entscheidungen zur Ausgestaltung von Produkten zugleich

an den unterschiedlichen Zielen orientiert getroffen werden. Zum anderen können

einzelne Instrumente mehrdimensional modelliert werden.8

Ziel des vorliegenden Beitrags ist eine solche Weiterentwicklung der FMEA zu ei-

nem mehrdimensionalen Informations-, Planungs- und Kontrollinstrument, das neben

den Kundenreaktionen einerseits die finanziellen Folgen von Fehlern für das Unter-

nehmen, insbesondere auch die Kosten unternehmensintern entdeckter Fehler, sowie

andererseits ihre Umweltwirkungen umfassender berücksichtigt. Eine solche mehr-

dimensionale Beurteilung von Fehlern hat zur Konsequenz, dass die potenziellen

Verbesserungsmaßnahmen zur Vermeidung bzw. frühzeitigen Entdeckung der Fehler

ebenfalls nicht mehr einseitig an den Kundenanforderungen, sondern entsprechend

des gesamten unternehmerischen Zielsystems bewertet werden.

Abschnitt B. enthält eine Darstellung der Ziele und Methodik der herkömmlichen

FMEA. Auf die Kritik an methodischen Aspekten des Instrumentes wird in Ab-

schnitt C. eingegangen. In Abschnitt D. werden inhaltliche Modifikationen analy-

siert: Zunächst diskutieren wir Vorschläge zu einer kostenbezogenen Erweiterung

der FMEA; danach wird eine umweltbezogene Modifikation erläutert. Hierauf auf-

bauend schlagen wir eine „Mehrdimensionale FMEA“ (MFMEA) vor und beschrei-

ben ein Pilotprojekt, in dem wir die MFMEA bei einem Automobilzulieferer ange-

wendet haben.

B. Ziel und Methodik der Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse

Ziel der (herkömmlichen) FMEA9 ist die Bereitstellung von Informationen über po-

tenzielle Fehler an Produkten oder Prozessen sowie ihre Ursachen und Folgen, wobei

alle Abweichungen von den Kundenanforderungen als Fehler definiert werden. Auf

dieser Basis wird eine Rangfolge der Fehlerursachen gebildet und analysiert, ob und

gegebenenfalls welcher Handlungsbedarf im Hinblick auf die Erarbeitung von Maß-

nahmen zur Vermeidung bzw. rechtzeitigen Entdeckung der Fehler besteht. Es han-

delt sich um ein Instrument des präventiven Qualitätsmanagements, das also in erster

Linie im Rahmen von Entwicklungsprozessen angewandt wird. In der Unterneh-

menspraxis kommt es jedoch häufig auch zur Verbesserung bestehender Produkte

und Prozesse zum Einsatz. Grundsätzlich können sämtliche Teile und alle Prozesse

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im Rahmen des Lebenszyklus eines Produktes mittels der FMEA analysiert und ver-

bessert werden. In der Regel erfolgt jedoch eine Beschränkung auf erfolgskritische

und/oder fehleranfällige Produktteile sowie Prozesse.

Zu unterscheiden sind Produkt- und Prozess-FMEAs.10 Die Produkt-FMEA analy-

siert die Konstruktion sowie das funktionsgerechte Zusammenwirken der System-

komponenten im Hinblick auf mögliche Fehlerrisiken. Im Unterschied hierzu geht

die Fragestellung der Prozess-FMEA von potenziellen Fehlern in den einzelnen Fer-

tigungs- und Montageprozessen aus.11

Die FMEA-Ausprägungen unterscheiden sich nur im Hinblick auf die untersuchte

Fragestellung, nicht bezüglich der Methodik. In jedem Fall werden drei Phasen

durchlaufen: Risikoanalyse, Risikobewertung und Entscheidungen über Verbesse-

rungsmaßnahmen. Im Rahmen der Risikoanalyse werden alle potenziellen Fehlerar-

ten sowie Fehlerursachen und -folgen untersucht. Ziel der Risikobewertung ist es, auf

Basis der Risikoanalyse eine „Risikoprioritätszahl“ (RPZ) zu ermitteln. Diese ergibt

sich durch die Multiplikation folgender drei Bewertungsgrößen:

AS = Score für die Auftretenswahrscheinlichkeit von Fehlern,

ES = Score für die Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler unternehmensintern ent-

deckt wird,

BS = Score für die Bedeutung der Fehlerfolgen aus Sicht der Kunden12.

Es gilt:

(1) BEA SSSRPZ ⋅⋅= .

Auf einer Skala von eins bis zehn erfolgt eine Einschätzung der drei Kriterien: Je-

weils ein Punkt steht für ein äußerst unwahrscheinliches Auftreten des Fehlers, für

eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler unternehmensintern entdeckt

wird, und eine geringe Bedeutung der Fehlerfolgen aus Sicht des Kunden. Zehn

Punkte stehen entsprechend für ein sicheres Auftreten, eine geringe Entdeckungs-

wahrscheinlichkeit13 und eine sehr große Bedeutung der Fehlerfolgen aus Sicht des

Kunden. In „Konvertierungstabellen“ sind den verbalen Beschreibungen der einzel-

nen Ausprägungen für die drei Bewertungsgrößen Punkte zugeordnet;14 zusätzlich

sind für die Ausprägungen von Auftretens- und Entdeckungswahrscheinlichkeiten

auch Wahrscheinlichkeitsintervalle angegeben (siehe hierzu Abschnitt C.). Als Er-

gebnis liegen somit Bewertungen der Fehlerursachen in Form von RPZ zwischen

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eins und 1.000 vor. Die Fehlerursachen werden entsprechend der Höhe ihrer RPZ in

einer Rangfolge angeordnet.

In der Folge sind verschiedene Handlungsalternativen zu differenzieren:15 Wird das

Risiko einer Fehlerursache als akzeptabel eingeschätzt – hierfür können unterneh-

mensintern Toleranzschwellen festgelegt sein –, besteht kein Anpassungserfordernis.

Wird das Risiko dagegen als nicht akzeptabel beurteilt, werden Vermeidungs-

und/oder Entdeckungsmaßnahmen entwickelt. Dabei ergibt sich die Priorität der

Handlungsbedarfe aus der Höhe der RPZ für die jeweiligen Fehlerursachen. Der Er-

folg von Verbesserungsmaßnahmen wird überprüft, indem nach ihrer Durchführung

aktuelle RPZ ermittelt werden.

C. Kritik an der Methodik der FMEA und Vorschläge zur Weiterentwicklung

Die methodische Kritik an der FMEA bezieht sich insbesondere auf die Konvertie-

rungstabellen zur Zuordnung von Scores für die Auftretens- und Entdeckungswahr-

scheinlichkeiten. Diese Tabellen sind so angelegt, dass der Zusammenhang zwischen

der Entdeckungswahrscheinlichkeit und den für dieses Kriterium vergebenen Punk-

ten weitgehend linear ist; dies gilt jedoch nicht hinsichtlich der Auftretenswahr-

scheinlichkeiten (siehe Abbildung 116).

Abb. 1: Konvertierungstabelle zur Bestimmung der Scores für die Auftretens- und Entdeckungswahrscheinlichkeit

ScoreAuftretens-wahrschein-

lichkeit

Entdeckungs-wahrschein-

lichkeit

1 0 % 95 - 100 %2 0,005 % 85 - 94 %3 0,01 % 75 - 84 %4 0,05 % 65 - 74 %5 0,1 % 55 - 64 %6 0,5 % 45 - 54 %7 1 % 35 - 44 %8 5 % 25 - 34 %9 10 % 15 - 24 %

10 50 % 0 - 14 %

Bei Verwendung dieser Konvertierungstabelle werden beispielsweise für eine Auf-

tretenswahrscheinlichkeit von 0,01 % drei Punkte und für eine Wahrscheinlichkeit

von 65-74 %, dass der Fehler unternehmensintern entdeckt wird, vier Punkte verge-

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ben. Daraus folgt: SA · SE = 12 Punkte. Die gleiche Punktzahl wird dem Fall zuge-

ordnet, dass der Fehler mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,05 % auftritt und mit ei-

ner Wahrscheinlichkeit von 75-84 % entdeckt wird. Dies führt dazu, dass für zwei

Fehler, die mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit zum Kunden gelangen, die glei-

che Punktzahl im Rahmen der Berechnung der RPZ resultiert: Die Wahrscheinlich-

keit, dass der Kunde ein fehlerhaftes Produkt erhält, kann im ersten Fall bei

0,0065 %, im zweiten Fall dagegen bei 0,0125 % liegen.17

Gilchrist schlägt daher vor, anstelle der Vergabe von Punkten für die Berechnung der

RPZ Wahrscheinlichkeiten heranzuziehen, die insbesondere auf Basis von Prüfer-

gebnissen in der Vergangenheit geschätzt werden.18

Voraussetzung hierfür sind allerdings zum einen große Stückzahlen, wie sie in der

Serienfertigung vorliegen, da nur dann in ausreichendem Umfang Prüfergebnisse

vorliegen können, um auf dieser Basis die zukünftig erwarteten Wahrscheinlichkei-

ten zu ermitteln. Zum anderen können solche Vergangenheitswerte nur für FMEAs

mit dem Ziel einer Verbesserung bestehender Produkte oder Prozesse vorliegen,

nicht dagegen für Neuentwicklungsprojekte: Ben-Daya und Raouf19 weisen darauf

hin, dass bei einer Anwendung der FMEA in der Designphase eines Produktes oder

Prozesses keine (objektiven) Wahrscheinlichkeiten bekannt sein können. Sie schla-

gen daher vor, weiterhin Scores anzuwenden, die Konvertierungstabelle jedoch so zu

modifizieren, dass eine Linearisierung der Zuordnung von Punkten zu den geschätz-

ten Fehlerhäufigkeiten hergestellt wird.

Eine solche Modifikation der Konvertierungstabellen ist u. E. zweckmäßig, sofern

aus Praktikabilitätsgründen Scores verwendet werden sollen. Auch dann erfordert

jedoch die Zuordnung von Punkten eine Schätzung der zu erwartenden Fehlerhäufig-

keiten. Insofern basiert jede Konvertierungstabelle auf Annahmen über Wahrschein-

lichkeiten. Allerdings kann dabei das Konzept subjektiver Wahrscheinlichkeiten

zugrunde gelegt werden, wie es für zahlreiche betriebliche Entscheidungssituationen

genutzt wird, in denen keine objektiven Wahrscheinlichkeiten bekannt sind: Dabei

werden „Glaubwürdigkeitsvorstellungen“ über das Eintreten von Ereignissen20 als

subjektive Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt und auf diese Weise in stochastischen

Entscheidungsmodellen berücksichtigt. Letztlich können diese subjektiven Wahr-

scheinlichkeiten ebenso in Prozenten wie in Scores ausgedrückt werden.21

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Neben der Auftretens- und Entdeckungswahrscheinlichkeit wird auch die dritte Beur-

teilungsgröße im Rahmen der FMEA, die „Bedeutung der Fehlerfolgen aus Sicht der

Kunden“, in der Literatur diskutiert. Gilchrist schlägt vor, diese Größe nicht mithilfe

von einem bis zehn Punkten, sondern als Kosten auszudrücken.22 Er unterscheidet

dabei zwei Fälle: Zum einen die Möglichkeit, dass der Kunde den Fehler bei der An-

nahme bemerkt und reklamiert, so dass „Garantiekosten“ entstehen, und zum ande-

ren, dass der Kunde den Fehler zunächst nicht bemerkt und es daraufhin zu Störun-

gen in seiner Produktion mit entsprechenden „Folgekosten“ kommt. Die Formel zur

Berechnung der durch beim Kunden auftretende Fehler verursachten Kosten lautet

dann:23

(2) Am

Ws

e KpKpK ⋅+⋅= ,

eK = Kosten als Folge eines unternehmensextern entdeckten Fehlers, WK = Garantiekosten, AK = Folgekosten des Fehlers beim Kunden,

sp = Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde den Fehler bei Produktannahme ent-deckt,

mp = )p1( s− = Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde den Fehler bei Produktan-nahme nicht entdeckt.

Der Vorschlag von Gilchrist kann erweitert werden, indem zum einen ein breiteres

Spektrum möglicher Reaktionen des Kunden explizit einbezogen wird: Dieser kann

z. B. ausschließlich den Fehler reklamieren oder aber zusätzlich bei der nächsten

Kaufentscheidung zu einem anderen Hersteller wechseln. Gerade die entgehenden

erwarteten Deckungsbeiträge aufgrund von Imageverlusten nach Qualitätsmängeln

sind im Einzelfall sehr schwer monetär zu quantifizieren.24 Trotzdem ist es u. E. er-

forderlich, sie in die Analyse einzubeziehen, da sie eine beträchtliche Höhe anneh-

men können. Zudem müssen i. d. R. die Reaktionen unterschiedlicher Kunden prog-

nostiziert werden.25

Wir nehmen im Folgenden an, dass das Unternehmen m Kunden hat. Weiterhin ge-

hen wir davon aus, dass es mehrere Kundenreaktionen auf einen aufgetretenen Fehler

gibt, die mit unterschiedlichen Kosten für das Unternehmen, das ein fehlerhaftes

Produkt verkauft hat, verbunden sein können. Der Erwartungswert der Kosten extern

entdeckter Fehler kann dann wie folgt ermittelt werden:

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(3) eij

n

1i

m

1jij

e Kp]K[ ⋅∑∑=µ= =

wobei 1pn

1iij =∑

=

,

]K[ eµ = Erwartungswert der Kosten als Folge eines unternehmensextern entdeck-ten Fehlers,

eijK = Kosten als Folge von Kundenreaktion i durch den Kunden j,

i = 1,…,n Kundenreaktionen auf Fehler, j = 1,…,m Kunden,

ijp = Wahrscheinlichkeit, dass sich Kunde j gemäß Reaktion i verhält.

Durch Multiplikation von ]K[ eµ mit dem Produkt aus der Auftretenswahrschein-

lichkeit und der Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler nicht unternehmensintern ent-

deckt wird, erhält man eine Risikoprioritätszahl ( eKRPZ ), die die Folgen unterneh-

mensextern entdeckter Fehler monetär quantifiziert einbezieht:26

(4) ]K[)p1(pRPZ eEAKe µ⋅−⋅=

Ap = Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler tatsächlich auftritt,

Ep = Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler unternehmensintern entdeckt wird.

Die Kosten bzw. entgehenden Deckungsbeiträge für das Unternehmen aufgrund von

Fehlerfolgen können in Abhängigkeit von der Dauer des Produktlebenszyklus und

der Möglichkeit des Auftretens von Fehlern während der einzelnen Lebenszyklus-

phasen mit erheblicher zeitlicher Verzögerung zu ihrer Verursachung anfallen: Dies

gilt insbesondere für Fehler, die erst während der Produktnutzung oder sogar Entsor-

gung (etwa eines Pkw) auftreten. Um diese zeitlichen Unterschiede des Kostenanfalls

zu berücksichtigen, ist die einperiodige Betrachtungsweise in (3) zu erweitern und

auf den Barwert der Zahlungsgrößen abzustellen. Bewertungsgröße ist dann der Er-

wartungswert der Barwerte der durch die Fehler verursachten Auszahlungen für die

Jahre des Produktlebenszyklus.27

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D. Kritik an der inhaltlichen Ausrichtung der FMEA und Vorschläge zur Wei-

terentwicklung

I. Kostenorientierte Modifikation der FMEA

Die FMEA bewertet – wie dargestellt – die Fehlerfolgen aus Sicht der Kunden, wo-

bei diese teilweise bereits als Kosten ausgedrückt werden. Sie stellen einen Teil der

so genannten „Abweichungskosten“28 dar. Diese sind grundsätzlich definiert als Kos-

ten, die durch Abweichungen von Produkten bzw. Prozessen von den an sie gestell-

ten Anforderungen entstehen, wobei zwischen Kosten als Folge unternehmensintern

und -extern festgestellter Fehler unterschieden wird (siehe Abbildung 229).

Abb. 2: Systematik von Abweichungskosten und ihre Berücksichtigung in der FMEA

Kosten / Auszahlungen für- Haftung für unmittelbare Mangel- schäden- Haftung für mittelbare Begleit- (Mangelfolge-) Schäden an anderen Rechtsgütern- Beschwerdemanagement- Produktrückrufe- Problemanalysen- Sonstiges

Entgehende Deckungsbeiträge / Ein-zahlungen durch- Marktanteilsverluste infolge von Qualitätsproblemen (z. B. durch Imageverluste)- Erlösminderungen aufgrund von Qualitätsmängeln- Sonstiges

Abweichungskosten

Kosten / Auszahlungen für- Ausschuss (einschließlich Abfall) und Nacharbeit (einschließlich Wie- derholungsprüfungen)- Sortierprüfungen- Produktrückrufe- Problemanalysen- Sonstiges

Entgehende Deckungsbeiträge / Ein-zahlungen durch- Erlösminderungen aufgrund von Qualitätsmängeln - qualitätsbedingte Ausfallzeiten- Sonstiges

in herkömmlicher FMEA nicht berücksichtigt

in herkömmlicher FMEA alsBewertungskriterium "Bedeutung

der Fehlerfolgen für Kunden" berücksichtigt

Kosten / Auszahlungen als Folge unter-nehmensintern festgestellter Fehler Ki

Kosten / Auszahlungen als Folge unter-nehmensextern festgestellter Fehler Ke

Eine Erweiterung der FMEA besteht darin, nicht nur die Kosten unternehmensextern

entdeckter Fehler, sondern auch die Kosten intern entdeckter Fehler zu berücksichti-

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gen. Ihre Relevanz ergibt sich aus folgendem Zusammenhang: Eine hohe interne

Entdeckungswahrscheinlichkeit aufgetretener Fehler vermindert zwar die Ausprä-

gung der RPZ, ist aber möglicherweise mit hohen Kosten, z. B. für Ausschuss,

Nacharbeit und Problemanalysen, verbunden.30 Insofern werden in der herkömmli-

chen FMEA die Fehlerursachen aus ökonomischer Perspektive nur unvollständig

beurteilt. Hinzu kommt, dass bei der Entwicklung von Verbesserungsmaßnahmen

nicht berücksichtigt wird, dass (zusätzliche) Entdeckungsmaßnahmen zwar die Kos-

ten unternehmensextern entdeckter Fehler vermindern, aber gleichzeitig gegebenen-

falls zu erhöhten Kosten für intern entdeckte Fehler führen. Der Erwartungswert der

Kosten als Folge unternehmensintern entdeckter Fehler ergibt sich aus den Wahr-

scheinlichkeiten, mit denen die Fehler zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Unter-

nehmen entdeckt werden, und den jeweils daraus resultierenden internen Abwei-

chungskosten.

Um sowohl die Kosten für extern als auch die für intern entdeckte Fehler in die

FMEA einzubeziehen, schlagen wir folgende Erweiterung der RPZ aus (4) vor:31

(5) ]]K[)p1(]K[p[pRPZ eE

iEAK µ⋅−+µ⋅⋅= ,

KRPZ = Kostenbezogene Risikoprioritätszahl, ]K[ iµ = Erwartungswert der Kosten eines unternehmensintern entdeckten Fehlers.

Durch die modifizierte Berechnung der RPZ ist es möglich, Entscheidungen über

Verbesserungsmaßnahmen auf Basis sämtlicher Kosten, die einem Unternehmen als

Folge unternehmensintern oder durch Kunden entdeckte Fehler entstehen, zu tref-

fen.32

Nach dieser kostenbezogenen Erweiterung der FMEA wird im folgenden Abschnitt

eine umweltbezogene Modifikation des Instruments diskutiert.

II. Umweltorientierte Modifikation der FMEA

Umweltbezogene FMEAs sind dann relevant, wenn der Umweltschutz im unterneh-

merischen Zielsystem als Zieldimension verankert ist. Im Rahmen des Umweltma-

nagements können FMEA-Projekte der Bereitstellung von Informationen zu ökologi-

schen Auswirkungen von Fehlern im Produktionsprozess bzw. am Produkt und zu

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möglichen Verbesserungsmaßnahmen dienen. Um dies zu ermöglichen, ist die Risi-

kobewertung im Vergleich zur herkömmlichen FMEA zu modifizieren:33 Die um-

weltbezogene RPZ ( uKRPZ ) wird errechnet, indem das Kriterium „Bedeutung der

Fehlerfolgen aus Sicht der Kunden“ durch die „umweltbezogene Fehlerauswirkung“

ersetzt wird.

Dies erfordert eine Bewertung der umweltbezogenen Fehlerfolgen. Grundsätzlich

lassen sich dabei monetäre und nicht-monetäre Ansätze unterscheiden. Um umwelt-

bezogene Fehlerfolgen monetär bewerten zu können, müssen neben den Kosten für

die Beseitigung der Umweltschäden auch die mit Fehlern verbundenen externen Ef-

fekte – etwa Lärm oder CO2-Emissionen, die für das Unternehmen nicht mit Kosten

verbunden sind – monetär quantifiziert werden. Hierfür wurden mehrere Ansätze

entwickelt, die allerdings mit Problemen verbunden sind.34 Dabei ist es erforderlich,

nicht nur die einzelnen Umweltwirkungen, sondern auch ihre Wirkungsbeziehungen

(etwa die Wirkungsbeziehungen zwischen mehreren Emissionsströmen) und die ver-

schiedenen Auswirkungen vor dem Hintergrund der Umweltbelastung am Standort

des Auftretens der Umweltwirkung monetär zu quantifizieren.35 Zudem können die

Umweltwirkungen auch davon abhängen, ob bzw. zu welchem Zeitpunkt der Fehler

entdeckt wird, in welchem Zeitraum sich also die Umweltwirkung ausbreiten kann.

Diese Zusammenhänge werden im Folgenden als „Umweltkonstellationen“ bezeich-

net. Analog zur Bewertung der Folgen bei Kunden aufgetretener Fehler sind den

Umweltkonstellationen (subjektive) Wahrscheinlichkeiten zuzuordnen und die jewei-

ligen Kosten zu schätzen. Dabei ist auch die Möglichkeit zu berücksichtigen, dass

aufgrund der Umweltfolgen eines unternehmensextern entdeckten Fehlers für das

Unternehmen Kosten entstehen, etwa wenn gesetzliche Grenzwerte für Emissionen

überschritten werden.

Wir nehmen im Folgenden an, dass eine monetäre Quantifizierung der mit Fehlern

verbundenen Umweltwirkungen möglich sei und bezeichnen diese als „Umweltkos-

ten nicht unternehmensintern entdeckter Fehler“ ( xK )36. Deren Erwartungswert wird

ermittelt durch:

(6) xk

q

1kk

x Kp]K[ ⋅=µ ∑=

]K[ xµ = Erwartungswert der Umweltkosten eines nicht unternehmensintern ent-

deckten Fehlers,

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xkK = Kosten eines nicht unternehmensintern entdeckten Fehlers als Folge von

Umweltkonstellation k, k = 1,…,q Umweltkonstellationen,

kp = Wahrscheinlichkeit, dass Umweltkonstellation k eintritt.

Neben den xK sind die (monetär quantifizierten) Umweltwirkungen unternehmens-

intern entdeckter Fehler, insbesondere die „Beseitigungskosten“37, zu berücksichti-

gen. Sie werden im Folgenden als bK bezeichnet; ihr Erwartungswert ergibt sich

analog zu (6).

Die umweltbezogene Risikoprioritätszahl uKRPZ errechnet sich dann aus:

(7) ]]K[)p1[(]K[p[pRPZ xE

bEAKu µ⋅−+µ⋅⋅=

uKRPZ = Umweltbezogene Risikoprioritätszahl,

]K[ bµ = Erwartungswert der Umweltkosten eines unternehmensintern entdeckten Fehlers.

In einigen Unternehmen werden bereits erste „Umwelt-FMEAs“ durchgeführt, so

etwa bei DaimlerChrysler, Ford und Volvo.38 Hier wird allerdings keine monetäre

Quantifizierung der mit einem Fehler verbundenen Umweltwirkungen, sondern eine

nicht-monetäre Bewertung vorgenommen. Eine solche kann grundsätzlich „verbal-

argumentativ“, auf ordinalem Skalenniveau (etwa ABC-Analysen) oder auf kardina-

lem Skalenniveau (z. B. mit Hilfe von Äquivalenzziffern) erfolgen.39 Die Ermittlung

einer umweltorientierten Risikoprioritätszahl im Rahmen einer umweltbezogenen

FMEA erfordert für die Zuordnung von einem bis zehn Punkten eine Bewertung auf

kardinalem Skalenniveau. Mit dieser sind allerdings grundsätzlich weitgehend die

gleichen offenen Fragen verbunden wie mit einer monetären Bewertung. In der Lite-

ratur werden verschiedene Ansätze zur nicht-monetären Bewertung von Umweltwir-

kungen diskutiert.40 Diese können die Probleme bislang letztlich nicht vollständig

lösen, so dass die ökologische Beurteilung von Fehlerfolgen auch bei diesem Vorge-

hen mit einem hohen Subjektivitätsgrad verbunden bleibt. Bei einer Integration des

Umweltschutzes in das unternehmerische Zielsystem ist es jedoch erforderlich, die

Entscheidungen im Rahmen der Konzipierung von Produkten und Prozessen auch

auf Basis einer Bewertung der ökologischen Auswirkungen zu treffen. Hierfür stellt

die umweltorientierte FMEA eine Möglichkeit dar.

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III. Mehrdimensionale FMEA

1. Methodik

Ziel der Mehrdimensionalen FMEA (MFMEA) ist es, bei der Produkt- und Prozess-

entwicklung kunden-, kosten- und umweltbezogene Aspekte miteinander verknüpft

zu berücksichtigen. Hierzu schlagen wir eine im Vergleich zur herkömmlichen

FMEA modifizierte Berechnung der Risikoprioritätszahl vor.

Eine MFMEA erfordert zunächst die Ermittlung einerseits der erwarteten Kosten

unternehmensintern und -extern entdeckter Fehler sowie andererseits der erwarteten

(auch externen) Umweltkosten von Fehlern. Anschließend werden – jeweils für un-

ternehmensintern und -extern entdeckte Fehler – beide Kostengrößen gewichtet

summiert. Wir verwenden im Folgenden den Ausdruck ]K[ miµ für den mehrdimen-

sionalen41 Erwartungswert der unternehmensintern entdeckten Fehler und entspre-

chend ]K[ meµ für den mehrdimensionalen Erwartungswert der nicht unternehmens-

intern entdeckten Fehler. Hierzu ist die Bestimmung eines Gewichtungsfaktors x

erforderlich, der umso niedriger ist, je höher die umweltbezogenen Fehlerauswirkun-

gen – in Abhängigkeit vom unternehmerischen Zielsystem – gewichtet werden sol-

len:

(8) ]K[)x1(]K[x]K[ xeme µ⋅−+µ⋅=µ und

(9) ]K[)x1(]K[x]K[ bimi µ⋅−+µ⋅=µ

]K[ meµ = Erwartungswert der Umweltkosten eines nicht unternehmensintern ent-deckten Fehlers und der aus Kundenreaktionen resultierenden Kosten des Fehlers,

]K[ miµ = Erwartungswert der Umweltkosten und der qualitätsbezogenen Kosten eines unternehmensintern entdeckten Fehlers,

x = [0; 1] = Gewichtungsfaktor.

Insgesamt errechnet sich die mehrdimensionale Risikoprioritätszahl RPZM aus:

(10) ]]K[)p1(]K[p[pRPZ meE

miEAM µ⋅−+µ⋅⋅= ,

MRPZ = Mehrdimensionale Risikoprioritätszahl.

Wird eine monetäre Quantifizierung der Umweltwirkungen von Fehlern nicht für

möglich gehalten, können diese – wie in Abschnitt II. dargestellt – nicht-monetär

beurteilt werden. Dann erfordert die MFMEA eine Definition von Konvertierungsta-

bellen sowohl für die Umweltwirkungen als auch für die erwarteten Kosten unter-

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15

nehmensintern und -extern entdeckter Fehler: Um beide Größen in die Berechnung

der RPZ einzubeziehen, wird bei der MFMEA ausschließlich mittels Scores bewer-

tet. In die Festlegung der Konvertierungstabellen sollten aber u. E. die Kostenanaly-

sen und gegebenenfalls die zeitlichen Unterschiede des Anfalls von Auszahlungen

als Folge von Fehlern einfließen. Die Scores einerseits für die mit Fehlern verbunde-

nen Kosten und andererseits für die umweltbezogenen Folgen werden im Anschluss

gewichtet summiert:

(11) UKU,K S)x1(SxS eE ⋅−+⋅= und

(12) UKU,K S)x1(SxS ii ⋅−+⋅=

U,KES = Score für die gewichtete Bewertung der Kosten und der Umweltwirkungen

eines nicht unternehmensintern entdeckten Fehlers, eKS = Score für die Kosten eines unternehmensextern entdeckten Fehlers,

U,KiS = Score für die gewichtete Bewertung der Kosten und der Umweltwirkungen

eines unternehmensintern entdeckten Fehlers, iKS = Score für die Kosten eines unternehmensintern entdeckten Fehlers,

US = Score für die umweltbezogenen Fehlerauswirkungen.

Insgesamt errechnet sich die mehrdimensionale Risikoprioritätszahl MRPZ dann

aus:

(13) ]S)p1(Sp[pRPZ U,KEU,KEAM ei ⋅−+⋅⋅= ,

Die MFMEA ist in dieser Ausprägung den nicht-monetär integrierenden Informati-

ons-, Planungs- und Kontrollinstrumenten zuzuordnen. Diese versuchen, durch eine

getrennte Erfassung und Bewertung von ökonomischen und ökologischen Zielerrei-

chungsgraden eine Beurteilung der Wirkungen von Prozessen und Produkten auf die

ökologische Umwelt vorzunehmen und mit einer ökonomischen Bewertung zu ver-

knüpfen, indem eine Zusammenfassung der ökonomischen und ökologischen Dimen-

sionen zu einem ökonomisch-ökologischen Entscheidungswert vorgenommen wird.42

Im Folgenden wird die Anwendung dieser MFMEA in einem Pilotprojekt beschrie-

ben.

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16

2. Anwendung der MFMEA in einem Pilotprojekt

Das Projekt „MFMEA für einen recyclingoptimierten Hauptscheinwerfer“ wurde bei

einem Automobilzulieferer für Kfz-Beleuchtung, Elektronik und komplette Fahr-

zeugmodule durchgeführt.43 Ziel war es, potenzielle Fehler in der Konstruktion, die

sich auf die Recycelfähigkeit des Hauptscheinwerfers auswirken, im Hinblick auf

ihre kunden-, umwelt- und kostenbezogenen Auswirkungen zu analysieren und Ver-

besserungsmaßnahmen abzuleiten.

Sämtliche Fehlerfolgen wurden aus Vereinfachungsgründen in dem Projekt nicht als

erwartete Kosten, sondern mittels Scores ausgedrückt; ebenso wurden die Auftre-

tens- und Entdeckungswahrscheinlichkeit in Scores ausgedrückt. Die Beurteilung der

Kosten unternehmensextern entdeckter Fehler sowie der Auftretens- und Entde-

ckungswahrscheinlichkeiten wurde basierend auf der vom Verband der Automobil-

industrie (VDA) entwickelten Konvertierungstabelle44 zur kundenbezogenen Beur-

teilung von Fehlerfolgen vorgenommen. Für die ökologische Beurteilung der Fehler-

folgen wurde eine auf Basis des Prinzips der ABC-XYZ-Analyse erstellte Konvertie-

rungstabelle definiert, wobei als Beurteilungskriterien zum einen die Mengen und

zum anderen die ökologische Schädlichkeit der mit den Fehlern verbundenen Stoff-

und Energieströme herangezogen wurden.45

Die Berechnung einer Risikoprioritätszahl erfordert – wie oben dargestellt – die Ge-

wichtung und Verknüpfung dieser einerseits kunden- bzw. kostenbezogenen und

andererseits ökologischen Beurteilung der Fehlerfolgen. In dem Projekt wurde ein

Gewichtungsfaktor von x = 0,8 angenommen, das heißt, kunden- bzw. kostenbezo-

gene Folgen wurden deutlich höher als die Folgen für die Umwelt bewertet. Abbil-

dung 3 zeigt einen Ausschnitt der Bewertungen der Folgen unternehmensextern ent-

deckter Fehler in Form einer Ergebnistabelle:

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Abb. 3: Auszug der Ergebnistabelle der Bewertung von Fehlerfolgen aus Kunden-sicht sowie aus ökologischer Perspektive

Folgen potenzieller Fehler am Hauptscheinwerfer eKS0,8

US

0,2 U,KeS

Stoffverbote nach Altfahrzeug-Gesetz nicht berücksichtigt 9 8 8,8

Anforderungen an Demontagefähigkeit von Schad- und Störstoffen für Verwertungsbetriebe nach Altfahrzeug-Gesetz Anhang I 3.3 nicht erfüllt

3 6 3,6

Stoffverbote entsprechend der Kundenanforderungen bezogen auf Altfahr-zeug-Gesetz nicht berücksichtigt

6 6 6

Kundenspezifische Stofflisten (Kundennorm) nicht eingehalten 6 6 6

Kundenspezifische Demontageanforderungen nicht eingehalten 2 4 2,4

Kundenspezifische Vorgaben zur Werkstoffauswahl nicht eingehalten 6 6 6

… … … … Im Ergebnis zeigte sich, dass einige Fehlerfolgen aus Umweltperspektive problema-

tischer sind, als sie von den Kunden eingeschätzt werden: Dies betrifft z. B. den Feh-

ler „Anforderung an Demontagefähigkeit von Schad- und Störstoffen für Verwer-

tungsbetriebe nach Altfahrzeug-Gesetz Anhang I 3.3 nicht erfüllt“. Hier wird eine

durchschnittlich eher geringfügige Einschätzung des Fehlers durch die Kunden ange-

nommen, die potenziellen Umweltfolgen werden dagegen als mäßig bis hoch beur-

teilt.

Um die Kosten intern entdeckter Fehler einzubeziehen, wurde zunächst eine entspre-

chende Konvertierungstabelle entwickelt; diese basiert auf der Annahme, dass die

Höhe dieser Kosten insbesondere von dem Zeitpunkt innerhalb der Konstruktion, zu

dem der Fehler entdeckt wird, sowie von der Frage, ob veränderte oder sogar Neu-

entwicklungen durch den Fehler erforderlich sind bzw. ob Ausschuss produziert

wird, abhängt. Im Anschluss wurde eine Gewichtung und Verknüpfung dieser kos-

tenbezogenen und der ökologischen Beurteilung der unternehmensintern entdeckten

Fehler vorgenommen. Abbildung 4 zeigt einen Ausschnitt des ausgefüllten Formblat-

tes, das die Ergebnisse der MFMEA enthält.

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Abb. 4: Auszug der Ergebnisse der MFMEA

Mögliche Fehlerfolgen

Mögliche Fehler

Mögliche Fehlerursachen

Vermeidungs-maßnahmen

Entdeckungs-maßnahmen RPZ

Maßnahmenstand -Anfang: 01.03.02Kundenspez. Vorga- hohes Gewicht von ungünstige Werkstoff- Scheinwerfergewichtben zur Werkstoff- 6 5,4 Einzelteilen / Bau- auswahl hinsichtlich 2 keine 10 prüfen im Gate 3 / 4 2 120 472auswahl nicht einge- gruppen vorhanden des Gewichtes halten

Kundenspez. Vorga- Recyclate nicht ein- Einsatz von Recycla-ben zur Werkstoff- 6 5,4 gesetzt ten bei Einzeltteilen/ 1 Berücksichtigung der 5 Konzeptfreigabe im 4 120 202auswahl nicht einge- Baugruppen nicht ge- Hella-Norm Produktentste-halten prüft HN 20100-1; Punkt 4 hungsprozess Gate 3

unter 3.3.2Anforderung an De- Verbindungselement/ nicht lösbare, ge- Konzeptfreigabemontagefähigkeit von 3 3,6 Bauteile/Schad- und schlossene Produkt- 1 keine 10 (Gate 3), unsicher, da 5 150 280Schad- und Störstof- Störstoffe nicht oder bauweise (z. B. KAS- nicht expliziter Be-fen für Verwertungs- schwer zugänglich Gehäuse) standteilbetriebe nicht erfüllt… … … … … … … … … … … …

MFMEA für einen recyclingoptimierten Hauptscheinwerfer

Maßnahmenstand -Anfang: 01.03.02

BS U,K eS U,K iSAS ES MRPZ

Ein Vergleich der Ergebnisse der MFMEA mit denen der herkömmlichen FMEA

zeigt deutliche Unterschiede, wie etwa am Beispiel der Fehlerursache „nicht lösbare,

geschlossene Bauweise (z. B. KAS-Gehäuse)“ deutlich wird: Die Bewertungen im

Rahmen der herkömmlichen FMEA führen zu RPZ = 150. Dagegen ordnet die

MFMEA dieser Fehlerursache eine höhere Prioritätszahl zu: RPZM = 280. Die höhere

Bewertung resultiert zum einen daraus, dass zusätzlich die ökologischen Fehlerfol-

gen (Nichterfüllung der Demontageanforderungen) berücksichtigt werden. Noch

größere Differenzen ergeben sich in diesem Fall dadurch, dass aufgrund der Kombi-

nation aus sehr hoher Auftretenswahrscheinlichkeit und mittlerer Entdeckungswahr-

scheinlichkeit hohe Kosten für intern entdeckte Fehler entstehen, die bei der

herkömmlichen FMEA nicht berücksichtigt werden. Diese Berücksichtigung der

Kosten unternehmensintern entdeckter Fehler wirkt sich besonders stark bezüglich

des Fehlers „hohes Gewicht von Einzelteilen / Baugruppen vorhanden“ aus. Im

Ergebnis verändert sich somit ggf. bei einer MFMEA im Vergleich zur

herkömmlichen FMEA die Rangfolge der RPZ und damit die

Entscheidungsgrundlage für die Festlegung von Handlungsalternativen zur

Verbesserung der Produkt- bzw. Prozesskonzeption.

E. Resümee

Mit der FMEA sollen Produkt- und Prozesskonzeptionen verbessert werden. Die

Anwendung der Methode ist jedoch mit verschiedenen Problemen verbunden, für die

wir im vorliegenden Beitrag Lösungen diskutiert haben.

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• Die Folgen beim Kunden entdeckter Fehler sollten u. E. als erwartete Kosten

bzw. Auszahlungen ausgewiesen werden. Dadurch können sie besser in ökono-

mische Entscheidungskalküle mit dem Ziel der Auswahl zwischen verschiedenen

Handlungsalternativen zur Verbesserung von Produkt- bzw. Prozesskonzeptionen

einbezogen werden.

• Ein zentrales Problem der herkömmlichen FMEA besteht darin, dass sie die Kos-

ten unternehmensintern entdeckter Fehler nicht einbezieht. Durch die vorge-

schlagene Modifikation der Risikoprioritätszahl kann dieses Problem gelöst und

damit eine Produkt- bzw. Prozessentwicklung unterstützt werden, die sämtliche

mit beim Kunden oder unternehmensintern entdeckten Fehlern verbundenen ö-

konomischen Risiken für das Unternehmen berücksichtigt.

• Die umweltbezogene FMEA trägt der Entwicklung Rechnung, dass unternehme-

rische Zielsysteme häufig auch umweltbezogene Sachziele enthalten. Um diese

erreichen zu können, sind entsprechende Informationen für die betrieblichen Ent-

scheidungsträger erforderlich. Eine umweltbezogene FMEA ermöglicht die Ana-

lyse und Verminderung ökologischer Fehlerrisiken. Dabei können sowohl mone-

täre als auch nicht-monetäre Ansätze einer Bewertung ökologischer Fehlerfolgen

zugrunde gelegt werden.

• Ziel der Mehrdimensionalen FMEA ist es, entsprechend eines

mehrdimensionalen unternehmerischen Zielsystems, das neben den finanziellen

Zielen kunden- und umweltbezogene Sachziele umfasst, auch die Folgen

möglicher Fehler an Produkten bzw. Prozessen mehrdimensional zu bewerten.

Hierzu werden die potenziellen Fehlerursachen im Hinblick auf drei Kriterien –

monetär oder nicht-monetär – bewertet: (1) die Kosten, die durch

unternehmensintern entdeckte Fehler entstehen, (2) die Kosten, die aus bei

Kunden aufgetretenen Fehlern resultieren, und (3) die ökologischen

Auswirkungen von Fehlern. • Die vorgeschlagenen Modifikationen der FMEA erhöhen einerseits die Komple-

xität des Instruments. Sie unterstützen jedoch andererseits eine Konzipierung von

Produkten und Prozessen, die im Sinne eines Integrierten Qualitätsmanagements

am mehrdimensionalen unternehmerischen Zielsystem orientiert sind.

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Anmerkungen 1 Vgl. zu einem Überblick z. B. Masing (Hrsg.), 1999. 2 Im Sinne der Balanced Scorecard-Konzeption wird die Kundenzufriedenheit somit als Werttrei-

ber für den finanziellen Unternehmenserfolg verstanden. Diesen Zusammenhang untersuchen – mit unterschiedlichen Ergebnissen – z. B. Burmann, 1991; Coenenberg/Fischer, 1996; Chap-man/Murray/Mellor, 1997; Peter, 1997, S. 223-233; Herrmann/Johnson, 1999; Curco-vic/Vickery/Droge, 2000; Matzler/Stahl, 2000. Einzelne Instrumente, etwa das Quality Function Deployment, werden inzwischen mit Kostenmanagementinstrumenten, wie dem Target Costing, verknüpft, um z. B. die Kosten der Erfüllung von Kundenanforderungen in die Entscheidungen einzubeziehen. Vgl. z. B. Coenenberg, 1999, S. 495-497; Monden/Hoque, 1999.

3 Vgl. z. B. Kersten, 1996, Sp. 512-525. 4 Ergebnisse empirischer Studien zu unternehmerischen Zielsystemen zeigen, dass umweltbezoge-

ne Ziele hier häufig explizit formuliert werden; die Einschätzungen hinsichtlich der Interdepen-denzen zu den ökonomischen Zielen sind unterschiedlich. Vgl. z. B. schon Raffée/Förster/Fritz, 1992; Tarara, 1997; Meffert/Kirchgeorg, 1998.

5 Der Einsatz dieser Methoden wird inzwischen ebenfalls vermehrt mit Kostenmanagementin-strumenten, wie dem Life Cycle-Costing oder dem Target Costing, verknüpft, um z. B. die kos-tenbezogenen Konsequenzen einer umweltverträglichen Produktkonzeption zu berücksichtigen. Zu einem Überblick über Umweltmanagementinstrumente vgl. Lange/Schaefer, 1998.

6 Vgl. z. B. Haasis, 1996, S. 47. 7 Zu unterschiedlichen Ansätzen der Integration von Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen

vgl. Pischon, 1999; Wilkinson/Dale, 1999; Ahsen/Funck, 2001. 8 Zu einem Überblick über verschiedene Ausprägungen mehrdimensionaler Entscheidungsmetho-

den vgl. schon Fandel/Spronk, 1985. 9 In der amerikanischen Literatur wird von „Failure Mode and Effect Analysis“ (FMEA) gespro-

chen, teilweise auch von „Failure Mode, Effect and Criticality Analysis“ (FMECA) (vgl. Fei-genbaum, 1991, S. 657 f.; Waller, 1999, S. 577 f.).

10 Vgl. auch zu Folgendem Pfeifer, 2001, S. 397-409 sowie Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA), 1996.

11 Devadasan et al. (2003) diskutieren darüber hinausgehend eine Anwendung der FMEA in Füh-rungsprozessen eines Unternehmens.

12 Erfahrungen z. B. in der Automobilindustrie zeigen, dass hier häufig FMEAs gemeinsam mit Kunden durchgeführt werden, so dass die Beurteilung der Fehlerfolgen nicht nur aus Sicht der Kunden, sondern (auch) durch diese selbst vorgenommen werden kann.

13 Der Score für die Entdeckungswahrscheinlichkeit (SE) ist somit umso höher, je unwahrscheinli-cher das Entdecken des Fehlers im Unternehmen ist. Dies liegt darin begründet, dass die Risiko-prioritätszahl, die das mit der Fehlerursache verbundene Risiko ausdrückt, nur bei einer solchen Punktzuordnung im Falle niedriger Entdeckungswahrscheinlichkeit erhöht wird.

14 Vgl. z. B. Gilchrist, 1993, S. 18; Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA), 1996, o. S. 15 Entscheidungshintergrund ist dabei, dass die – in Abhängigkeit vom Zeitpunkt des FMEA-

Projektes (verschiedene Phasen innerhalb der Entwicklung bzw. sogar während der Produktion, wenn es sich um FMEAs zur Verbesserung bestehender Prozesse oder Produkte handelt) mögli-cherweise sehr unterschiedlich umfangreichen – geplanten bzw. bereits implementierten Entde-ckungs- und Vermeidungsmaßnahmen als gegeben angenommen werden.

16 Quelle: Gilchrist, 1993, S. 18; Ben-Daya/Raouf, 1996, S. 44. 17 In der deutschen Automobilbranche wird weit verbreitet für FMEA-Projekte eine vom VDA

entwickelte Konvertierungstabelle (vgl. Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA), 1996, o. S.) verwendet; mit dieser wie auch mit weiteren Konvertierungstabellen in der Literatur (vgl. etwa Sankar/Prabhu, 2001, S. 328) ist die gleiche Problematik verbunden.

18 Vgl. Gilchrist, 1993, S. 21. 19 Vgl. Ben-Daya/Raouf, 1996, S. 46 f. 20 Vgl. auch zu Folgendem Laux, 2003, S. 125-129 und S. 309-312; Bamberg/Coenenberg, 2002,

S. 76 f. 21 Eine Zuordnung von Scores zu Wahrscheinlichkeitsintervallen setzt allerdings grundsätzlich

voraus, dass die jeweiligen Zustandsausprägungen (etwa die Entdeckungswahrscheinlichkeiten), für die Punkte vergeben werden, vom Entscheider hinreichend gut differenziert werden können. Analog zur Zuordnung von Präferenzen unter Zugrundelegung des Prinzips rationalen Handelns ist hierfür neben der Vergleichbarkeit der Ausprägungen auch Transitivität Voraussetzung. (Vgl. etwa Bitz, 1981, S. 181 und 186 f.) Dabei besteht das Problem der „Fühlbarkeitsschwellen“ (vgl.

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21

ebenda zum auf Krelle (1961 und 1968) zurückgehenden Begriff der Fühlbarkeitsschwellen): Ist etwa im Rahmen der FMEA – wie in der Konvertierungstabelle in Abbildung 2 – ein Intervall abgegrenzt (z. B. zwei Punkte entsprechen dem Intervall [0,85; 0,94] auf der relevanten Skala für die Entdeckungswahrscheinlichkeit), so ist fraglich, warum nicht auch 0,849 oder 0,941 noch mit zwei Punkten bewertet werden. (Vgl. Göbel, 1998, o. S.) Eine Möglichkeit, um solche unschar-fen Ausdrücke zu berücksichtigen, besteht in der Anwendung des Konzeptes der „linguistischen Variablen“ (vgl. Göbel, 1998), auf das an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen werden soll. Zur Nutzung der Fuzzy Logic speziell im Zusammenhang mit der FMEA vgl. Chang/Wei/Lee, 1999; Braglia/Frosolini/Montanari, 2003.

22 Vgl. auch zu Folgendem Gilchrist, 1993, S. 21-23. 23 Es ist davon auszugehen, dass bei Nicht-Entdeckung von Fehlern bei der Annahme der Produkte

im Falle von Störungen in der Produktion des Kunden die Garantiekosten zusätzlich zu den Feh-lerfolgekosten anfallen. Zu einer Systematisierung von Abweichungskosten vgl. Abschnitt D.I. Aus den Ausführungen von Gilchrist geht hervor, dass er auf Erwartungswerte abstellt, auch wenn dies in der Formel nicht explizit gemacht wird. Zudem werden bei Gilchrist zum Teil an-dere Symbole verwendet; diese wurden an die im vorliegenden Beitrag verwendeten Symbole angepasst. Durch das Abstellen auf Wahrscheinlichkeiten sowie auf Kosten sind die möglichen Ausprägungen der RPZ nicht mehr auf den Bereich von eins bis 1.000 normiert.

24 Möglichkeiten hierzu diskutiert Fröhling, 1993, S. 546-563. 25 Vgl. Romberg, 1999, S. 127. Dieses Problem betrifft Konsumgüterhersteller noch stärker als

Investitionsgüterhersteller. 26 Dabei gehen wir aufgrund der Definition von Fehlern als Abweichungen von Kundenanforde-

rungen davon aus, dass solche Fehler, die nicht unternehmensintern entdeckt werden, durch den Kunden festgestellt werden.

27 Da davon auszugehen ist, dass zwischen (periodisierten) Kostengrößen und (unperiodisierten) Auszahlungen hier kein signifikanter Unterschied besteht, wird weiterhin der Begriff Kosten verwendet.

28 Vgl. Wildemann, 1995, S. 42-48; Coenenberg, 1999, S. 494. Vgl. ausführlich zur Berücksichti-gung von Kosten im Rahmen des Qualitätsmanagements Dale/Plunkett, 1991; Romberg, 1999. Neben den Abweichungskosten umfassen die qualitätsbezogenen Kosten die so genannten „Kos-ten der Übereinstimmung“ (insb. „Fehlerverhütungskosten“), zu denen etwa die Kosten für die Qualitätsplanung und -fähigkeitsanalysen sowie für den Einsatz präventiver Qualitätsmanage-mentinstrumente, z. B. der FMEA, gehören. Vgl. Kandaouroff, 1994; Wildemann, 1995, S. 48-50; Romberg, 1999, S. 81-84.

29 Eine ähnliche Systematisierung nimmt die Deutsche Gesellschaft für Qualität (1985) sowie – hierzu erläuternd – Romberg, 1999, S. 85-93 vor. Eine andere Systematik findet sich bei Sasse (2000, S. 44 und 47-52; vgl. hier sowie bei Schumacher, 1994 auch zu einer Diskussion der ein-zelnen Kostenkategorien). Die entgehenden Deckungsbeiträge sind dabei im Sinne von Opportu-nitätskosten zu verstehen. Zu den Kosten für Ausschuss (einschließlich Abfall) und Nacharbeit sowie zu der Problematik ihrer Abgrenzung vgl. außerdem Kilger, 2002, S. 219-233; bezüglich der qualitätsbedingten Ausfallzeiten vgl. Hoitsch, 1993, S. 426. Die Kosten, die einem Unter-nehmen durch unmittelbare Mangelschäden entstehen, können aufgrund gesetzlicher Vorschrif-ten („Gewährleistung“), vertraglicher Vereinbarungen („Garantie“) oder als Folge entsprechen-der Unternehmensstrategien als Kulanz, also ohne rechtliche Verpflichtung, entstehen. Auch im Hinblick auf die Haftung für Mangelfolgeschäden kann zwischen der Produzentenhaftung auf-grund rechtlicher Verpflichtung und der freiwilligen Kulanzleistung unterschieden werden. Zu diesen Abgrenzungen sowie zu Möglichkeiten des Managements von Produkthaftungsrisiken vgl. ausführlich Ahlert/Schröder, 1996, S. 156-158 sowie 206-225. Innerhalb eines FMEA-Projektes sind die erwarteten Kosten entsprechend der gesetzlichen Regelungen bzw. vertragli-chen Vereinbarungen und Kulanzstrategien anzusetzen.

30 Ausführlich zur Ermittlung von Folgekosten aufgrund von Qualitätsmängeln unter Berücksichti-gung von Auftretens- und Entdeckungswahrscheinlichkeiten von Fehlern vgl. Fröhling, 1993, S. 551-554.

31 Im Folgenden wird auf die erwarteten Kosten abgestellt. Ebenso können die erwarteten Auszah-lungen herangezogen werden.

32 Aus ökonomischer Perspektive wäre allerdings weiter zu untersuchen, welche Interdependenzen zwischen verschiedenen Fehlern sowie zwischen mehreren Fehlerursachen bestehen, um damit die Realisierung von Synergien bei der Festlegung von Handlungsalternativen zu ermöglichen. Zudem stellt sich für jede FMEA die Frage der Abwägung zwischen den Kosten und dem Nut-zen des Projektes insgesamt bzw. im Hinblick auf unterschiedliche Detaillierungsgrade der Ana-

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lyse (etwa bezüglich der Frage, wann die Liste potenzieller Fehler bzw. Fehlerursachen abge-schlossen wird). Die Autoren danken einem anonymen Gutachter für diesen Hinweis.

33 Vgl. Kamiske et al., 1999, S. 157-160; Ahsen, 2001. Analog zu dieser umweltbezogenen Modi-fikation der FMEA kann auch eine an weiteren Stakeholdern des Unternehmens, etwa den Mit-arbeitern, orientierte Modifikation vorgenommen werden. Vgl. Braglia, 2000, der anstelle der Bedeutung der Fehlerfolgen für den Kunden die mit Fehlern verbundenen mitarbeiterbezogenen Gesundheitsrisiken heranzieht.

34 Zum Konzept der externen Effekte sowie zu verschiedenen Verfahren und Problemen einer mo-netären Quantifizierung externer Kosten vgl. z. B. Cansier, 1996, S. 95-118; Bräunig, 2002. Zu einem Überblick über die Instrumente der Umweltkostenrechnung vgl. Haasis, 1996, S. 194-202; Letmathe/Doost, 2000; Letmathe/Wagner, 2002.

35 Vgl. z. B. Haasis, 1996, S. 195 f. Bei prozessbezogenen FMEAs wird eine solche Bewertung leichter möglich sein, da hier die Umweltzustände des Produktionsstandortes besser bekannt sind.

36 Die Notwendigkeit, auf „nicht unternehmensintern entdeckte Fehler“ abzustellen, ergibt sich durch die Tatsache, dass Umweltwirkungen natürlich auch dann auftreten, wenn der die Um-weltwirkungen verursachende Fehler gar nicht entdeckt wird. Insofern kann hier nicht aus-schließlich, wie im Zusammenhang mit den qualitätsbezogenen Abweichungskosten, auf „unter-nehmensextern entdeckte Fehler“ abgestellt werden.

37 Es können drei Kategorien umweltbezogener Kosten im Unternehmen unterschieden werden: (1) Vermeidungs- und Verminderungskosten, (2) Verwertungskosten sowie (3) Beseitigungskosten. Letztere fallen für die Beseitigung von Umweltschäden durch Stoff- und Energieströme an. (Vgl. Letmathe/Wagner 2002.) Der Teil der Beseitigungskosten, die für die Beseitigung von Umwelt-wirkungen als Folge von Fehlern an Produkten oder Prozessen anfallen, ist im Rahmen der um-weltbezogenen FMEA zu berücksichtigen.

38 Vgl. Volvo, 1999; Ahsen, 2001; Schmidt, 2001. 39 Vgl. zusammenfassend sowie zu einzelnen Bewertungsverfahren Günther, 1994, S. 151-169;

Steven/Schwarz/Letmathe, 1997, S. 32-48; Sturm, 2000, 130-160; Lange/Ahsen/Daldrup, 2001, S. 106 f. und 132-136.

40 Vgl. z. B. Society of Environmental Toxicology and Chemistry, 1993, S. 25 f.; Dold, 1996, S. 99-128.

41 Der Erwartungswert bezieht sich zwar ausschließlich auf Kosten, diese drücken aber einerseits die Beurteilung der Fehlerfolgen aus Sicht der Kunden aus, andererseits die Umweltwirkungen; insofern handelt es sich um eine mehrdimensionale Größe.

42 Vgl. zur nicht-monetär integrierenden Investitionsplanungs- und -kontrollrechnung Lange/Uke-na, 1996 sowie zu Ansätzen einer umweltschutzbezogenen Kostenrechnung Lange/Fischer, 1998. Auch die internationale Diskussion um ein „Environmental Management Accounting“ als Erweiterung der Unternehmensrechnung um ökologische Aspekte zielt auf eine solche Verknüp-fung monetärer und nicht-monetärer Informationen ab. Vgl. z. B. Jasch, 2001, insbesondere S. 7-18.

43 Wir bedanken uns herzlich bei dem Unternehmen Hella KG Hueck & Co. und den Mitgliedern des FMEA-Teams, insbesondere Herrn Harald Theisling, für die Zusammenarbeit in dem Pro-jekt.

44 Vgl. Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA), 1996, o. S. 45 Zur Anwendung der ABC-XYZ-Analyse für eine Beurteilung von Umweltwirkungen vgl. Ste-

ven/Schwarz/Letmathe, 1997, S. 36-39.

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Zusammenfassung

Die meisten Qualitätsmanagementinstrumente stellen ausschließlich auf eine Erhö-

hung der Kundenzufriedenheit ab, obwohl dadurch das Erreichen finanzieller sowie

auch umweltorientierter Ziele nicht umfassend gewährleistet wird. Dies gilt auch für

die Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA), der eine zentrale Bedeutung

für die Verbesserung von Produkt- und Prozesskonzeptionen zukommt. Die her-

kömmliche Methodik vernachlässigt einerseits die Kosten unternehmensintern ent-

deckter Fehler und andererseits die umweltorientierten Fehlerfolgen, soweit sie nicht

durch Kunden sanktioniert werden. Daher wird das Instrument im vorliegenden Bei-

trag zu einer „Mehrdimensionalen FMEA“ weiterentwickelt und ihre Anwendung im

Rahmen eines Pilotprojektes bei einem Automobilhersteller diskutiert.

Summary

Most quality management instruments aim exclusively at increasing customer satis-

faction. This often results in a failure to reach the overall objectives of companies,

which include not only customer satisfaction, but also financial as well as – increas-

ingly – ecological objectives.

This problem also concerns the “Failure Mode and Effect Analysis” (FMEA) which

is of high significance for improving the development of product and process con-

ceptions. The conventional methodology on the one hand neglects the costs of intra-

organizational detected failures and on the other hand ecological aspects of failures.

Thus we advance the instrument into a “Multidimensional FMEA”. Furthermore its

pilot scheme implementation at a company of the motor industry will be discussed.