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Milchproduktion 2020 –Nachhaltigkeit statt Wachstum?
Gregor VeauthierChefredakteur
48165 Münster
Agenda
• Was kommt auf die Milcherzeuger zu?
– Forderung der Verbraucher / NGO‘s
– seitens der Politik
– von den Molkereien
• Nachhaltige Milchproduktion: Versuch einer Definition
• (Überlebens)Strategien!
Da braut sich was zusammen …
Wo liegt das Problem?
Weltweit steigende Nachfrage nach Lebensmitteln tierischer Herkunft führt zu Ausdehnung & Intensivierung der Tierproduktion
Experten (NGO‘s) und Verbraucher sehen Handlungsbedarf da negativer Umwelteinfluss, mangelnder Tierschutz, …
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Wahrnehmung des Verbrauchers
• Das Bild der Landwirtschaft beim Verbraucher wird heute vor allem durch den Einfluss der Medien geprägt.
• Emotionale Bilder aus der guten alten Zeit werden in den Köpfen durch die Werbung konserviert.
Molkereienvermitteln falsches Bild
235 Badewannen voll Milch
Die moderne Kuh funktioniert nach der Logik der Formel 1: auf Hochleistung gezüchtet, von Technik umgeben, fein gewartet und clever getunt. Gras unter den Klauen spürt sie nie. Muss das so sein?
Quelle: Der SPIEGEL 8/2014; der Mensch macht‘s
Presse I
Presse I I
Presse III
Das bleibt hängen …
„Menschen haben ein ungutes Gefühl bei der Vorstellung, dass ein Naturprodukt unter industriellen Bedingungen hergestellt wird.“
C. Roth-Sackenheim; in Elite 2/2015
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Das Heidi-Idyll
• 86,4 Prozent der Verbraucher finden es problematisch, dass durch die Massenproduktion die Wertschätzung für das einzelne Tier verlorengeht.
• 50 Prozent sind der Auffassung, dass Landwirte heute keine Zeit haben, sich um das einzelne Tier zu kümmern!
A. Spiller, Tierwohl und moderne Tierhaltung – Akzeptanz in der Gesellschaft; Ergebnisse einer aktuellen Verbraucherstudie (2012)
Das Ergebnis ist bekannt
Neu entdeckt: Tierwohl
Saftige Auflagen in der Diskussion:
• Mehr Stallfläche pro Tier
• Verbot des Spaltenbodens?
• Täglicher Auslauf der Kühe (Weidepflicht?)
• Kritik am Boxenlaufstall
• Bestandsobergrenzen drohen
Auch die Politik macht Druck …
Emissionen höher als gedacht Die Bundesregierung hat die Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren zu niedrig bewertet. Deutschland überschreitet damit die von der EU tolerierten Mengen weitaus stärker als bisher angenommen.
… Die EU-Kommission hat die Länder aufgefordert, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Andernfalls drohe ein Vertragsverletzungsverfahren.
agrarzeitung 13. April 2015
EP-Umweltausschuss | 13. April 2015, Uhr
Einige Europaabgeordnete möchten den Ausstoß von Ammoniak aus dem Stall deutlich vermindern. Andere sind dagegen. Die Debatte um Schadstoffe für die Luft beginnt gerade im EP-Umweltschuss.
Ammoniak birgt Zündstoff
Dünge- & JGS-Anlagenverordnung
• Nicht praxisgerecht, teuer, bürokratisch und kaum durchführbar …
• … das könnte richtig Geld kosten!
Emotionsgeladener Begriff „Massentierhaltung“
• Betriebsgröße wird in der Diskussion mit Verbrauchern instrumentalisiert:
– Große Betriebe gelten für industrielleLandwirtschaft.
– Kleine Betriebe stehen für die bäuerlicheLandwirtschaft, in welcher sich deutlich mehr um die Tiere und Umwelt gesorgt wird.
Nur 475 halten mehr als 500 Kühe
Bauernhöfe statt Agrarfabriken
Wenn ein Landwirt in Ortsnähe einen neuen Stall bauen will, bilden sich immer häufiger Bürgerinitiativen, die dies verhindern wollen.
Besonders fällt bei den Bürgerinitiativen die hohe Professionalität, die soziale Vernetzung über das Internet und damit verbunden eine schnelle Mobilisierung der Kritiker auf. Die sozialen Medien werden genutzt, um gezielt Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und Aktivitäten abzustimmen.
Herausforderung Stallbau
• Eine Baugenehmigung für einen Kuhstall zu erhalten ist fast unmöglich!
• Knackpunkte sind die Regelungen zu den Ammoniak- und Schwebstaubimmissionen der TA-Luft
� Politik und Öffentlichkeit bremsen weitere Entwicklung aus !!!
Zukunftsthema Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit (sustainability) gilt seit mehreren Jahren als Leitbild für eine zukunftsfähige, nachhaltige Entwicklung der Menschheit.
Was genau ist Nachhaltigkeit?
1. Konzepte, die gegen den weiteren Raubbau an natürlichen Ressourcen (fossiler Energieträger gerichtet sind und die umfassende Energie-Einsparmaßnahmen vorsehen sowie eine effektive Nutzung erneuerbarer Energieen anst‚reben.
2. Konzepte, mit denen die Überwindung gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten sowie eine stärkere Teilhabe aller Beteiligten an gesellschaftlichen Prozessen angestrebt wird.
Nachhaltigkeit
Große Nahrungsmittelkonzerne (Nestle, Unilever, …) und der Lebensmittelhandel drängen vermehrt auf den Nachweis einer nachhaltigen Produktionskette !!!
�Molkereien geraten „nachhaltig“ unter Druck
�Molkereien reichen „Anforderungen“ an Milcherzeuger weiter
Ist die Milchproduktion nachhaltig ?
• Ja… glauben viele Erzeuger und Molkereien
• NEIN… sagen viele NGO‘sund „Experten“
Nachhaltigkeit ist messbar!
Weltierschutzgesellschaft: Wie kuhfreundlich einzelne Milchmarken sind, kann man einer Tabelle entnehmen, in der die Milch-Marken nach vier Kriterien bewertet werden:
• Haben die Kühe genug Auslauf im Freien?
• Bekommen die Kühe frisches Grünfutter?
• Werden die Kühe enthornt?
• Werden die Kälber nach der Geburt von der Mutter getrennt?
Nachhaltigkeit in der Nutztierproduktion
ÖKONOMIE ÖKOLOGIE
TIERWOHLSOZIALES
NährstoffmanagementEnergieverbrauch/Erz.Fruchtfolge
InvestitionenZukunftsperspektiven(Liquidität / Cash flow)
Arbeitszeit/UrlaubEntlohnung AKÖffentlichkeitsarbeit
HaltungsverfahrenTiergesundheitLeistungen
Nachhaltigkeit ist messbar!
Lebensleistung kg Milch/Kuh 45.000
Intensität kg Milch/ha > 20.000
Milch aus GF % Milch/Kuh > 50
Zellgehalt Zellen/ml < 150.000
Nutzungsdauer Kuh Abgangsalter Jahre > 6,5
Anteil GL an LN
hoch
KF aus nachhaltiger Erz. % 100
Futtereffizienz kg Milch : kg TM > 1,4
Nährstoffbilanz kg N bzw. kg P/ha < 60 bzw. < 20
Stromverbrauch kWh/Kuh/Jahr < 300
Anteil regen. Energie % > 20
Emmissionsarme Lagerung und Ausbringung von Mist und Gülle
Beteiligung an Agrar- und Umweltmaßnahmen
Angemessene Entlohnung (Mindestlohn) und max. 45 Stunden
Nicht einfach … aber machbar!
FrieslandCampina: Foqus Planet
• für jeden Milcherzeugerbetrieb wird ein Nachhaltigkeitsprofil erstellt, bei dem jedes der fünf Nachhaltigkeits-Module mit einer Note und einer speziellen Gewichtung verrechnet wird.
Arla: Verbesserung der CO2-Bilanz
Verpflichtet Lieferanten, Fremdfirmen und Dienstleister auf die Anerkennung der Leitlinien
Was wäre wenn …
… die Milchproduktion auf kleinbäuerliche Strukturen zurückgeworfen würde?
• Dann müssten viele Milcherzeuger aufgeben!
• Dann würde viel Grünland veröden!
• Dann würden viele Arbeitsplätze und KnowHow verloren gehen
• Wettbewerbsfähigkeit würde sinken
Was ist nachhaltiger?
• 7.000 kg
• Weide
• < 20 % Remontierung
• max. Handarbeit
• 15.000 kg
• Stallhaltung
• max. Technik
• 30 % Remontierung
(Überlebens)Strategien
• Nutzungsdauer / Lebensleistung erhöhen
• Arzneimittel reduzieren (auf Immunität selektieren)
• GF-Qualität optimieren, KF-Einsatz reduzieren
• Nährstoffüberschüsse vermeiden / org. Dünger besser nutzen
• Verbesserung der Arbeitsbedingungen
• Investieren
= Best Practice – Strategien umsetzen
Ohne Nachhaltigkeit kein Wachstum!
• Die Ansprüche an den Milcherzeuger werden immer höher. Die Zeiten, in denen es ausreichte, munter drauf los zu produzieren, sind vorbei.
• Anpassungen der Produktion, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Molkerei und Verbraucher (Haltungsbedingungen) werden unerlässlich und sind ein Garant für den (nachhaltigen) wirtschaftlichen Erfolg.
Fazit I
nachhaltig ≠ extensiv
• Nachhaltigkeit bedeutet nicht das romantische lokale Ideal,der extensive Betrieb.
• Nachhaltigkeit ist ein Optimierungsprozess� Möglichkeiten und Kosteneinsparungen als Chance nutzen
Fazit II
Optimisten schauen nach vorne
• Innerbetriebliche Reserven mobilisieren� ermöglicht weiteres Wachstum
• Wer Wachstum anstrebt muss seine Strategien sowie Investitionsentscheidungen mit Disziplin und Sorgfalt (nachhaltig!!) vorbereiten und umsetzen !!!
Fazit III
Mehr PR in eigener Sache
• Transparente, nachvollziehbare Milcherzeugung ... denn wer nicht kommuniziert ist per se verdächtig!
• Wenn Sie nicht kommunizierbare Mißständehaben, müssen Sie diese beseitigen, bevor Sie vorgeführt werden ...
Fazit IV
Milchproduktion 2025 (?)