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biologie und bedeutung der roten waldameisen Monica Kaiser-Benz millionenvolk im wald S E R V E T S C H F O R ES T A L D A L G R I S C H U N S E R V I Z I O F O R E S T A LE D E I G R IG I O N I Das Amt für Wald Graubünden informiert ... Erste Ausgabe januar 2000 Faktenblatt 4

millionenvolk im wald - gr.ch · Ameisen gehören zu den bekann-testen Tieren überhaupt; jedes Kind erkennt eine Ameise. Manch-mal finden wir sie lästig, manch-mal bleiben wir bei

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biologie und bedeutungder roten waldameisenM

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Das Amt für Wald Graubünden informiert ...

Erste Ausgabejanuar 2000

Faktenblatt 4

Ameisen gehören zu den bekann-testen Tieren überhaupt; jedesKind erkennt eine Ameise. Manch-mal finden wir sie lästig, manch-mal bleiben wir bei einem Amei-senhaufen stehen und staunenüber das Gekrabbel. Ameise istaber nicht gleich Ameise. Weltweitgibt es etwa 9000 Arten undin der Schweiz allein sind 133Arten bekannt.

Sechs davon werden als Gruppeder Roten Waldameisen zusam-mengefasst. Im deutschen habendiese Arten komplizierte oder garkeine eigenen Namen; deshalb istes oft einfacher, die wissenschaft-liche Bezeichnung zu benutzen(siehe Zusammenstellung rechts).

Waldameisen gibt es in der gan-zen Schweiz, aber nur in Grau-bünden kommen alle sechs Wald-

Waldameise und wald-ameise und...

Wissen Sie, dass...es in der Schweiz sechs verschiedene Artender Roten Waldameisen gibt?...in der Schweiz nur in Graubünden alle sechs Artenvorkommen?...alle Waldameisen Nesthaufen aus Tannennadelnund trockenem Reisig bauen?

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ameisenarten vor. Die beiden Ar-ten «Formica aquilonia» und «For-mica paralugubris» kennen wirnur aus dem Münstertal und demEngadin, die andern vier Artenfindet man im ganzen Kanton.

Die Waldameisen unterscheidensich zunächst einmal in der Wahldes Neststandortes. Die Kleineund die Rote Waldameise sindmeistens im Wald, am Waldrandoder in Hecken zu finden, dieDunkle Wiesenameise in Wiesen

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name

Kleine oder Kahlrückige WaldameiseGrosse oder Rote WaldameiseDunkle WiesenameiseStarkbeborstete GebirgswaldameiseSchwachbeborstete Gebirgswaldameisekein deutscher Name

Formica polyctenaFormica rufaFormica pratensisFormica lugubrisFormica aquiloniaFormica paralugubris

und die anderen drei in Gebirgs-wäldern, aber auch in Zwerg-strauchheiden. Die waldbewoh-nenden Arten leben mehrheitlichin Nadel- und Mischwäldern. Siekommen aber auch über derWaldgrenze bis in eine Höhe vonetwa 2400 Metern über Meer vor.Alle Waldameisenarten bauen diekunstvollen Ameisenhaufen, diean besonnten Stellen meist nied-rig und flach sind, um nicht zustark aufgeheizt zu werden. Anschattigeren Stellen werden dieHaufen grösser und steiler ge-baut.

Foto w.bauer

das ameisennest -ein soziales gefüge

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Wie die Wespen, Bienen undHummeln gehören die Ameisenzur Insektenordnung der Haut-flügler; andere Insektenord-nungen sind beispielsweise dieSchmetterlinge, die Fliegen unddie Käfer. Ameisen sind als Ein-zeltiere nicht überlebensfähig,sondern bilden sogenannte Staa-ten. Auf einem Ameisenhaufensieht es für uns immer sehr chao-tisch aus, aber in Wirklichkeit hatjedes Tier seine Aufgabe.Die Ameisen treten äusserlich indrei leicht unterscheidbaren For-men auf, den sogenanntensozialen Kasten.

Mittelpunkt ist die Königinoder eine Mehrzahl von Königin-nen. Diese sind grösser als dieArbeiterinnen und haben einenauffällig glänzenden Hinterleib.Junge Königinnen haben Flügel,welche vor der Nestgründung ab-gebrochen werden; diese geflügel-ten Tiere werden als Weibchenbezeichnet. Bei der GrossenWaldameise sind nur eine odereinige wenige Königinnen im Nest,bei der Kleinen Waldameise sindes manchmal Tausende.

Wissen Sie, dass...eine Ameisenkönigin etwa 25 Jahre alt werden kann,eine Arbeiterin nur etwa sechs Jahre?...manche Waldameisennester nur eine Königinenthalten, andere über 1000?

Die Arbeiterinnen bildendie Mehrheit im Ameisenstaat. Siehaben keine Flügel und verrichtenausser dem Eierlegen alle Arbei-ten, welche in einem Ameisenvolkanfallen: Sie bauen das Nest, füt-tern die Königinnen und die Brut,sorgen für Nahrung und verteidi-gen das Nest. Junge Arbeiterin-nen verrichten die Arbeiten imNest, die älteren Tiere sind fürden Nestbau und die Futterbe-schaffung verantwortlich.

Männchen gibt es bei denWaldameisen nur im Frühjahr undFrühsommer. Sie sind grösser alsdie Arbeiterinnen, aber kleiner alsdie Königinnen, sind schwarz undtragen immer Flügel. Die Artenmit vielen Königinnen haben meistauch viele Nester beieinander, siebilden Kolonien. Die Tiere der ver-schiedenen Nester einer Koloniehaben Kontakt untereinander undbekämpfen sich nicht.

ameisen-arbeiterin.Foto D. Cherix

ameisen-männchen .Foto D. Cherix

ameisen-weibchen.Foto D. Cherix

Wissen Sie, dass...eine Million Waldameisen nur etwa 3½ kg wiegen?...eine Arbeiterin der Waldameisen etwa das Sechzig-fache ihres eigenen Gewichtes tragen kann?

ameisenbauten:kunstwerke

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Die Nestkuppe wird aus Tannen-nadeln, Holz- und Aststückchen,Knospen und Harzklümpchen er-richtet. Dieses Material wird vonden Arbeiterinnen aus der Nest-umgebung zusammengetragen;dabei vermögen die Waldameisenetwa das sechzigfache ih-res eigenen Körperge-wichtes zu tragen. Das Kör-pergewicht einer Ameise beträgt 7bis 10 tausendstel Gramm.

deckschicht austannennadeln

eingang

lockerezwischenschichtmit kammern

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eier

larven

puppen

Im Innern des Nestes befindensich zahlreiche Kammern, inwelchen die Brut aufgezogen wird.An der Oberfläche kann man Öff-nungen beobachten, die als Aus-und Eingänge dienen. Bei heis-sem Wetter werden diese starkerweitert, um das Nest zu durch-lüften, bei Regen und Kälte wer-den sie verschlossen.

In einem Haufen der Roten Wald-ameisen können bis zu einerMillion Ameisen leben. Dergrösste Teil davon sind Arbeiterin-nen. Im zeitigen Frühjahr, wenndie Sonne den Boden erwärmt,beginnt auch das Leben im Amei-senstaat. In dichten Klumpenkrabbeln dann die Tiere auf die

Meist werden während des Win-ters die Ameisenhaufen vomGrünspecht beschädigt oder sinddurch Schnee und Regen starkzusammengesunken. Nun gilt esfür die Arbeiterinnen, den Haufenwieder zu reparieren.

Im Mittelpunkt des Nestes befin-det sich häufig ein Baum-strunk. Der Nadelhaufen istnur der oberirdische, sichtbareTeil des Nestes. Das Nest reichtetwa gleich weit in den Boden hin-ein und dehnt sich dort oft auchseitwärts weiter aus als dieNestkuppe.

Nestkuppe, wärmen sich auf undtragen diese Wärme insNest. Dies ist die einzige Zeit,zu der auch die Königinnen aus-serhalb des Nestes anzutreffensind. Die übrige Zeit des Jahresverbringen sie in tieferen Nest-schichten.

ameisen-nest. foto d. Cherix

tausende von ameisenwärmen sich in der sonne.Foto M. Kaiser-benz

ameisen verständigensich chemisch

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Wenn Tausende von Tieren zu-sammen leben, müssen sie sichauch verständigen können. Amei-sen tun dies sehr oft mit denFühlern und mit zahlreichenDuftstoffen.Auf einem einzigen Ameisenfühlerbefinden sich etwa 2000 Sin-neszellen, mit welchen siedie Duftstoffe wahrnehmen, ihreNestgenossinnen durch Tastenerkennen sowie dieTemperaturund die Luftströmungen messenkönnen.

Auch das Sehvermögen der Amei-sen ist gut ausgebildet; sie besit-zen zwei Komplexaugenund drei kleine Stirn-augen. Die Komplexaugen heis-sen so, weil jedes Auge einenKomplex aus etwa 750 stabförmi-gen Einzelaugen, den Facetten,darstellt. Mit den Stirnaugen kön-nen sie Helligkeitsunterschiedewahrnehmen.

Wenn eine Ameise eine gute Beu-te gefunden hat, kann sie dies mitDuftstoffen ihren Artgenossinnenmitteilen. Die Duftstoffe scheidendie Ameisen aus verschiedenenDrüsen am ganzen Körper aus.

Mit den Duftstoffen markieren sieauch die Strassen, auf denen sie

ameisen auf fühlerkontakt.Foto w. bauer

ameisen-strasse. Foto d. cherix

Wissen Sie, dass...Waldameisen acht Drüsen besitzen, aus welchen siechemische Substanzen zur Verständigung freisetzen?...die Waldameisen zwei Komplexaugen mit je 750Facetten und drei Stirnaugen besitzen?

sich bewegen. So können sie sichin ihrer Umgebung zurecht finden.Da Waldameisen sehr gut sehen,orientieren sie sich auch amStand der Sonne und an Wegmar-ken.

Verfolgen Sie die Stras-sen, welche vom Amei-sennest wegführen,

markieren Sie diese.Wohin führen sie?Wie lang sind sie?

Über die Ameisenstras-se werden im Abstandvon einem Zentimeter

zwei weisse Fäden ge-spannt. Wieviele Ameisenlaufen während zehn

Minuten durch? Rechnen Siees um auf zwölf Stunden.

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die königin legtverschiedene Eier

Der Ameisenstaat ist ein Weib-chenstaat. Im Frühjahr legendie Königinnen befruchtete undunbefruchtete Eier. Aus den unbe-fruchteten Eiern entwickeln sichMännchen, aus den befruchtetenEiern entstehen Weibchen. DieKönigin kann die Eier befruchten,indem sie Samen aus der Samen-blase austreten lässt; durch Mus-keln kann die Samenblase ver-schlossen werden, so dass unbe-fruchtete Eier abgelegt werden.Auch die Nesttemperatur spieltdabei eine Rolle; in schattigen,kühlen Nestern entwickeln sich oftnur Männchen, in gut besonntenNestern vorwiegend Weibchen.Die Königinnen legen nur Eier undbeteiligen sich nicht an den an-dern Arbeiten (siehe nebenstehen-des Entwicklungs-Schema).

Bereits etwa fünf Wochen nachder Eiablage erscheinen die geflü-gelten Geschlechtstiere auf derNestoberfläche, bei der KleinenWaldameise ist dies bereits imMai, bei der Grossen Waldameiseanfangs Juli. Gemeinsam schwär-men die jungen Weibchen undMännchen aus auf den Hoch-zeitsflug, wo die Begattungder Weibchen erfolgt.

Wissen Sie, dass...die Arbeiterinnen Weibchen sind, die sich nichtfortpflanzen?...die Männchen nur wenige Wochen leben?

Danach sterben die Männchen.Die jungen Königinnen brechenihre Flügel ab und gründen einneues Nest oder schlüpfen in ei-nem bereits bestehenden Nestunter. Der Samenvorrat derWeibchen reicht dann für dasganze Leben.

Im Sommer legen die Königinnenausschliesslich befruchtete Eier,aus denen sich Arbeiterinnen ent-wickeln. Aus diesen Eiern schlüp-fen nach etwa zwei Wochen kleineLarven. Die Larven sehen auswie weisse Würmchen, sie besit-zen keine Augen, keine Beine undkeine Fühler. Deshalb werden sievon den Arbeiterinnen gepflegtund gefüttert.

Wenn die Larven genügend ge-fressen haben und gross genugsind, verpuppen sie sich. DiePuppen werden von vielen Leu-ten für Ameiseneier gehalten. Ausdiesen Puppen schlüpfen dann diejungen Arbeiterinnen. Die leerenPuppenhüllen und andere Abfällewerden auf einem Haufen ausser-halb des Nestes, dem «Fried-hof», deponiert.

arbeiterin

puppe in kokonlarve

befruch-tete Eier

weibchenmännchen

schwärmen

weibchen brichtflügel ab

königin

larvelarve

larve

larve

larve

larve

larve

larve

puppe inkokon

puppe inkokon

BEgattung. foto L. keller

arbeiterin mit puppen.Foto d. cherix

unbe-fruchtete

eier

sie schützen den wald

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Die Roten Waldameisen ernährensich zur Hauptsache von ande-ren Insekten, Honigtauund Blütennektar. Anfleischlicher Kost fressen Wald-ameisen vor allem andere In-sekten, Spinnen undWürmer. Sie verzehren auchAas, weshalb sie oft als «Gesund-heitspolizei des Waldes» bezeich-net werden. Der grösste Teil derfleischlichen Nahrung besteht je-doch aus lebenden Tieren. DasJagdgebiet kann sich bis zu 50Metern vom Nest erstrecken, waseine Fläche von rund einerHektare ergibt.

Ein grosses Volk kann im Laufeeines Jahres 28 KilogrammInsekten und 200 LiterHonigtau aufnehmen. Darun-ter befinden sich viele pflanzen-fressende Insekten, welche beimassenhaftem Auftreten den Waldschädigen können. Somit tragendie Waldameisen zur Erhaltungdes Waldes bei.

Lieferanten des Honig-taus sind zahlreiche Arten vonHonigtauinsekten wie Blatt-,Schild- und Rindenläuse. Diesesaugen den zuckerhaltigen Saftaus Bäumen. Die Überrestescheiden sie als süssen Honigtauaus, den die Ameisen aufnehmen.Die Ameisen regen durch regel-mässiges Fühlerschlagen dieHonigtau-Insekten an, vermehrtHonigtau auszuscheiden.

Die Ameisen ihrerseits halten räu-berische Insekten von den Blatt-läusen fern, indem sie die Fress-feinde mit Ameisensäure besprit-zen. Nach heftigen Regenfällen,durch welche die Blattläuse von

den Bäumen gespült werden,kann man gelegentlich beobach-ten, wie die Ameisen ihre Honig-taulieferanten wieder hochtragen.

Im Kropf können die Ameisenden Honigtau speichern und insNest transportieren. Sie habendann einen aufgedunsenen Hinter-leib. Unterwegs und im Nest wür-gen sie den Inhalt des Kropfeswieder hoch und geben ihn anandere Arbeiterinnen, an die Brutund an die Königin weiter.

waldameisen und blattläuse.Foto w. bauer

Nahrungsaustausch zwischenzwei arbeiterinnen.foto M. Kaiser-benz

Waldameise mit «grossem fang». foto d. cherix

Wissen Sie, dass...ein grosses Ameisenvolk an einem Tag bis zu100 000 Insekten verzehren kann?...Waldameisen Honigtau-Insekten pflegen undauch schützen?

kropf (sozialer magen)

persönlicher magen

6-7 millimeter

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grüner wald dankwaldameisenDie Samen vieler Pflanzen habenein kleines Anhängsel, dasElaiosom, welches sehr nahr-haft ist und von den Ameisen ger-ne gefressen wird.Die Ameisen beissen dieses An-hängsel ab und verlieren den Sa-men auf dem Weg zum Nest oderlassen ihn in der Nähe des Nestesliegen. Dadurch werden die Sa-men verbreitet und es entsteht ofteine artenreiche Begrünungder Wälder, was eine Nah-rungsbereicherung für das Wilddarstellt. Ameisenarme Wäldersind auch arm an Ameisen-Pflanzen.

Zahlreiche Tierarten wie Spinnen,Tausendfüssler, Käfer und Fliegenleben als Gäste in den Nesternder Waldameisen. Sie ernährensich entweder nur von pflanzli-chen Teilen des Nesthügels oderaber von der Ameisenbrut.Zusätzlich bietet ihnen der Nest-hügel Schutz vor Feinden undWärme.

salomons-siegel.foto M. kaiser-benz

nährstoffreichesanhängsel(elaiosom)

samen-körper

Einige Pflanzen, die vonAmeisen verbreitet werden:• Schöllkraut• Waldveilchen• Lerchensporn• Salomonssiegel• Perlgras• Wachtelweizen• Ehrenpreis• Taubnessel• Waldanemone

Suchen Sie in der Um-gebung von Nesternder Waldameisen

nach Ameisenpflanzenund vergleichen Siederen Häufigkeit mit

jener in einem Gebiet ohneAmeisenhaufen.

Wissen Sie, dass...Ameisen mehr als 150 Pflanzenarten im Waldverbreiten?...dass in der Nähe von Ameisenkolonien dieProduktion von Waldhonig der Bienen grösser istals ohne Ameisen?

1 millimeter

gefahren lauern

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Der Grünspecht ernährt sichzu mehr als 50% von Ameisen,die er im Sommer auf den Bäu-men oder auf dem Boden auf-nimmt. Würde er es auf dem Nestversuchen, würde er mit einerDusche von Ameisensäu-re bespritzt. Bei Gefahr verteidi-gen sich die Waldameisen näm-lich mit Ameisensäure, die sieaus einer Drüse ihm Hinterleib ineiner typischen Stellung abgeben.Sie können diese Säure bis zueinem Meter weit versprit-zen. Gegenüber Fressfeinden wieVögel ist dies ein sehr wirksamesMittel, gegenüber dem Menschennützt es aber nichts.

Naturkatastrophen wieMurgänge und Erdrutsche, Wald-brände und Sturmschäden habenzwar mit dazu beigetragen, dassder Bestand der Roten Waldamei-sen zurückging. In erster Linieaber gefährdet der Mensch die

grünspecht. foto e. heim waldameise spritzt säure. foto m. kaiser-benz

Lebensräume der Waldameisendurch Strassenbauten und durchdie Ausdehnung der Siedlungen.Auch Unachtsamkeit bei Forstar-beiten kann zur Zerstörung vonAmeisenhaufen führen.

Vielfach werden Ameisennesterdirekt vom Menschen zerstört.Stören und Beschädigen derNestkuppe aus Neugierde oderUnkenntnis führt zu einer starkenBeeinträchtigung des Klimahaus-haltes; dadurch kann das Amei-senvolk nicht mehr wachsen.

25 insektenfressende Vogelartengehören zu den Hauptfein-den der Waldameisen, daruntersind vor allem der Schwarz-, derGrün-, der Buntspecht und derWendehals zu erwähnen.

So können Sie Amei-sensäure nachweisen!Bewegen Sie eine blaue

Blume, zum Beispiel eineGlockenblume oder eineWiesensalbei, über der

Kuppe eines Ameisenhaufens.Die Ameisen halten siefür einen Feind und verspritzenAmeisensäure. Dadurchverfärbt sich die Blume rot.

Wissen Sie, dass...ein Grossspecht etwa 3000 Waldameisen pro Tagverzehren kann?...die grösste Gefahr für die Waldameisen derMensch ist?

Waldameisen sindgeschützt

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Eine naturgemässe Be-wirtschaftung des Wal-des erhält diesen als ökologischwichtigen Lebensraum, in wel-chem zahlreiche Tiere und Pflan-zen Platz finden. Darunter hat esauch seltene und gefährdete Ar-ten wie die Waldameisen. DieWaldameisen benötigen Orte, anwelchen die Sonne bis auf denWaldboden gelangt und möglichstgeringe Störungen durch denMenschen erfolgen.

Die Förster können dafür sorgen,dass genügend Licht bisauf den Waldboden ge-langt und schonen beim Bau vonWegen und beim Fällen undTransportieren von Bäumen dieNester der Ameisen. Auch sollbeim Anlegen von Spazier- undWanderwegen, Spielplätzen undFeuerstellen auf vorhandeneAmeisennester Rücksichtgenommen werden.

Durch Bauarbeiten aller Artwerden oft Nester von Waldamei-sen zerstört oder der Lebensraumso stark verändert, dass er sichfür die Waldameisen nicht mehreignet. Wenn ein Nest durch bauli-che Massnahmen dem Unterganggeweiht ist, kann und soll es um-gesiedelt werden. Diese Arbeitdarf aber nur von Fachperso-nen oder von dazu ausgebilde-ten Förstern und nur mit eineramtlichen Bewilligung vor-genommen werden. Diese Bewilli-gung muss in Graubünden beimAmt für Natur und Landschaft inChur (siehe Kontakt-Adressen,Seite 11) eingeholt werden. EineUmsiedlung darf nur bei gefährde-ten Nestern vorgenommenwerden.

umsiedlung eines ameisen-nestes.foto m. Kaiser-benz

waldbewirtschaftung. fotoamt für Wald graubünden

Wissen Sie, dass...alle Roten Waldameisen geschützt sind?...zur Umsetzung eines Ameisennestes eine amt-liche Bewilligung erforderlich ist?

«Unter den Ameisen findetman Weber, Schlächter, Tier-züchter, Maurer, Kartonfabri-kanten, Bäcker, Pilzzüchter,Gärtner, Krieger und Pazifi-sten, Sklavenjäger, Diebe,Räuber und Parasiten, aberkeine Professoren, noch Volks-redner, Regenten, Bürokratenund Generäle, nicht einmalKorporale, auch keine Kapitali-sten und Spekulanten undebensowenig Schwätzer.»August Forel, Schweizer Amei-senforscher, in seinem Werk«Die Ameisen und derMensch» (1921)

Waldameisen sindnützlich

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Wussten Sie, dass...Rote Waldameisen ein wichtiges Glied im Öko-system des Waldes sind?...Wälder mit Waldameisen besser vor Kahlfrassdurch Insekten geschützt sind als solche ohneWaldameisen?

«Für mich sind die Waldamei-sen eine Art Gesundheits-polizei, die zahlreiche kleineKadaver beseitigen, aber auchzur Humusbildung beitragenund die Zersetzung des Holzesbeschleunigen.» Marcel Lerch,Förster, Präz (GR)

...verbreitenSamen

..beherbergenandere Insekten

im Nest

...sorgen dafür, dass sichandere Insekten nichtmassenhaft vermehren

...pflegen Honigtau-Insek-ten und erhöhen dadurchdie Produktion von Honig

...beseitigenKadaver

DieRoten

Waldameisen...

...beteiligen sich amAbbau von Laub undHolz und tragen so zurHumusbildung bei

...verbessern durch ihrunterirdisches Nest dieBodendurchlüftung

...dienen andernTieren als Nahrung

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Impressum

Literatur Cherix, D., 1986,Les fourmis des bois ou four-mis rousses, Atlas visuels PayotLausanne • Domont, P., Zaric, N.,1999, Waldführer für Neugieri-ge, Werd Verlag Zürich • Fischer-Nagel, H. und A., 1987, DerAmeisenstaat, KinderbuchverlagLuzern • Julivert, M. A., 1992,Das faszinierende Leben derAmeisen. Ars edition München •Korsholm, P., Oetzmann, H.,1982, Wie die Ameisen mitein-ander leben. Quelle & Meyer Hei-delberg • Schmid, F., R., 1985,Wunderwelt der Ameisen. Hall-wag Verlag Bern • Für beson-ders Interessierte Hölldo-bler, B., Wilson, E. O., 1995,Ameisen - Die Entdeckung einerfaszinierenden Welt. Birkhäuser

Text Monica Kaiser-Benz,Thusis • Grafische Gestal-tung Markus Weidmann, Chur •grafiken Monica Kaiser-Benz, Thusis • Druck Sulser,Chur • 2. Auflage 1000 Exem-plare • BezugsquelleRichard Walder, Koordination fürÖffentlichkeitsarbeit, Amt für WaldGraubünden, Loëstr. 14/16, 7000Chur.Tel. 081/257 38 54, Fax 257 21 59;email: [email protected]• © Amt für Wald Graubünden,Mai 2000.

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Gleiche Zahlenbedeuten gleicheBuchstaben.

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Verlag Basel • Seifert, B., 1996,Ameisen: beobachten, bestim-men. Naturbuch Verlag Augsburg• Video Traber, H. A., Aus demLeben der Ameisen. 1. Ameisenund ihre Bauten. 2. Ameisen undihr tägliches Leben. 3. Ameisenund ihre tierische Umwelt. Je 25min. Fernsehen DRS FilminstitutBern.Kontakt-adressen Amtfür Natur und Landschaft (ANL),Rohanstr. 5, 7000 Chur. Tel. 081/257 29 33; email: [email protected] •Bündner Natur-Museum (BNM),Masanserstr. 31, 7000 Chur, Tel.081/257 28 41, Fax 257 28 50;email: [email protected] • MonicaKaiser-Benz, Oecoinformica,Beverinstr. 200A, 7430 Thusis.Tel. 081/651 21 77.

ameisen kreuz & quer

Der grau hinterlegte Balken ergibt- von oben nach unten gelesen -das Lösungswort.

mehr zum thema

Oft Zentrum des Ameisennestes

Darin wird Honigtau gespeichert

Kaste der Waldameisen

Träger zahlreicher Sinneszellen

Lebensraum der Waldameisen

Entwicklungsstadium der Ameisen

Haben nur Männchen und Weibchen

Deponie der Waldameisen

Darauf bewegen sich die Ameisen

Werden von Ameisen verbreitet

Benutzen die Ameisen zur Verständigung

Legt die Eier

Gruppe gleicher Ameisen

Dazu gehören auch die Ameisen

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