38
Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel - Mobilitätsangebot in der Zukunft - VSVI-Verkehrsforum am 17. April 2007 in Idstein Hessiches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

Ministerialdirigent Werner MüllerAbteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung,

Bodenmanagement

EinführungsvortragVerkehr im demographischen Wandel

- Mobilitätsangebot in der Zukunft -

VSVI-Verkehrsforum am 17. April 2007 in Idstein

Hessiches Ministerium fürWirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Page 2: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

2

Überblick

1. Welche demografische Entwicklung ist nach den derzeitigen Vorausschätzungen in

den kommenden Jahrzehnten zu erwarten?Deutschland

Hessen

Teilregionen

2. Welche Komponenten der demografischen Entwicklung sind von Bedeutung?Geburtenentwicklung

Sterblichkeit/Lebenserwartung

Wanderungen

3. Gibt es Möglichkeiten der Einflussnahme auf die demografische Entwicklung?

4. Welche gesellschaftlichen Bereiche sind in welchem Umfang betroffen?

5. Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen, um den demografischen Herausforderungen zu begegnen?

6. Einige Anmerkungen zur Mobilitätsentwicklung

Page 3: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

3

Amtliche Vorausschätzungen der Bevölkerung bis 2050

• Im Rahmen der 10. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung haben die

statistischen Ämter des Bundes und der Länder im Jahre 2003 (mit Basisjahr 2001)

abgestimmte Modellrechnungen für den Bund und die Länder erstellt.

• Mit den betreffenden Grundannahmen wurden für die Enquetekommission

„Demografischer Wandel“ vom Hessischen Statistischen Landesamt (HSL) die

Modellrechnungen bezogen auf Hessen für das Basisjahr 2003 aktualisiert und bis auf die

Kreisebene durchgeführt.

• Von der FEH (heute HA Hessen Agentur) wurde im Jahre 2004 für die Landesplanung

eine eigene Bevölkerungsvorausberechnung für Hessen und seine Teilregionen erstellt

(höhere innerdeutsche und innerhessische Wanderungen als bei der HSL-Berechnung).

• Die HA-Berechnungen sind Grundlage für die Landes- und Regionalplanung in Hessen

(Landesentwicklungplan, Regionalpläne, Bauleitplanung).

Page 4: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

4

  10. Koordinierte HessenAgentur BBR Bertelsmann

   

  Bevölkerung im Jahre 2020    

Hessen 6.119.700 6.110.600 6.132.900 5.979.800

Bundesgebiet 82.822.100   82.139.100  

   

  Bevölkerung im Jahre 2050    

Hessen 5.404.200 5.547.000 5.855.700  

Bundesgebiet 75.117.300   77.260.300  

Vergleich der aktuell vorliegenden Bevölkerungsvorherschätzungen

keine Angabe---

---

---

---

Page 5: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

5

Die wichtigsten Annahmen der HA-Vorausberechnungen

• Die Geburtenhäufigkeit bleibt auf dem niedrigen Niveau von knapp 1,4 Kindern pro

Frau (Hessen geringfügig niedriger als der Bund).

• Die Lebenserwartung steigt weiter, wenn auch in abgeschwächter Form, und zwar um

rund 6 Jahre bis 2050 auf 82,8 Jahre bei den Männern und 87,6 Jahre bei den Frauen

(Bund: 81,1 und 86,6 Jahre).

• Es wird bis 2050 ein jährlicher positiver Außenwanderungssaldo von 200.000

Personen pro Jahr in Deutschland insgesamt angenommen, von denen 12.000 auf

Hessen entfallen.

• Für den Gesamtzeitraum wird zusätzlich ein positiver Binnenwanderungssaldo für

Hessen erwartet (pro Jahr 6.500 bis 2010 und 4.500 bis 2020; danach 2.000 Personen

pro Jahr).

Page 6: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

6Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt; grafische Darstellung durch das BiB

Page 7: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

7

Landmittleres Erstheiratsalter

der FrauenNichteheliche

Lebendgeborene in % aller Lebendgeburten

Totale Fruchtbarkeitsrate Tendenz

1960 1980 2000 1960 1980 2000 1960 1980 2000 1980-2000

DänemarkFinnlandNorwegenSchweden

23242424

25242426

2928

291

30

844

11

33135

40

45395055

2,542,712,882,19

1,541,631,721,68

1,71,71,81,5

+0,16+0,07+0,08- 0,18

BelgienFrankreichIrlandNiederlandenUK

23232824

k.A.

22232523

k.A.

26 281

272

28 271

25215

41154

12

2243322240

2,562,733,813,122,673

1,681,953,201,611,913

1,61,81,91,61,73

- 0,08- 0,15- 1,3

- 0,01- 0,21

DeutschlandBRD5

DDR5

ÖsterreichSchweiz

2324232425

2323222325

2828282728

86

12134

128

23185

3219523111

2,374

2,42,3

2,692,44

1,454

1,41,9

1,681,53

1,31,4k.A.1,31,5

- 0,15

- 0,38- 0,03

GriechenlandItalienPortugalSpanien

25252526

k.A.242323

271

272

28 281

1292

2494

4102217

2,202,373,012,81

2,211,662,132,16

1,31,21,51,2

- 0,91- 0,46- 0,63- 0,96

Familienbildung und Geburtenhäufigkeit in ausgewählten Länden Europas

1: Angabe für 1992; 2: Angabe für 1995; 3: England und Wales; 4: früheres Bundesgebiet; 5: 2000: alte/neue Bundesländer, Daten: Statistisches Bundesamt

Quelle: Europäische Kommission 2003, Population Reference Bureau 2003, Statistisches Bundesamt 2004

Page 8: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

8

Hochschule

Lehre

ohne Abschluss

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft

Page 9: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

9

Weitere aktuelle Bevölkerungsvorausberechnungen

• Bevölkerungsprognose der BertelsmannStiftung für alle Kommunen mit mehr als

5.000 Einwohner in Deutschland bis zum Jahre 2020 unter

www.wegweiserdemographie.de

• Raumordnungsprognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung

(BBR) 2020/2050 (Bevölkerungs-, Erwerbspersonen- und Haushaltsprognose

sowie Wohnungsmarktprognose) nach Landkreisen und kreisfreien Städten

• Untersuchung der Universität Köln (Eckart Bomsdorf und Bernhard Babel)

„Großstädte Deutschlands im demografischen Wandel. Fakten und Perspektiven

bis 2040“

Page 10: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

10

Entwicklung der Bevölkerungszahl seit 1950ab 2004 Annahmen der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung

65

70

75

80

85

90

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050

Millionen

max imale Bevölkerungszahl (Variante 9)

minimale Bevölkerungszahl (Variante 1)

mittlere Bevölkerungszahl (Variante 5)

81,3 Mio

75,1 Mio

67,0 Mio

82,5 Mio

Deutschland insgesamt

Quelle: Statistisches Bundesamt

Page 11: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

11

Page 12: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

12

Page 13: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

13

2002 6,092 Mill.2020 6,111 Mill. + 19.000 + 0,3 %

2050 5,547 Mill.2020-50 -9,2 %

Page 14: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

14

2002 1,240 Mill.2020 1,059 Mill. - 181.200 - 14,6 %

2050 0,875 Mill.2020-50 - 17,4 %

Page 15: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

15

2002 3,396 Mill.2020 3,285 Mill. - 111.000 - 3,3 %

2050 2,633 Mill.2020-50 - 19,8 %

Page 16: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

16

2002 1,455 Mill.2020 1,766 Mill. + 311.100 + 21,4 %

2050 2,039 Mill.2020-50 + 15,4 %

Page 17: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

17

Entwicklung nach Altersgruppen bis 2050

• Die Bevölkerungszahl insgesamt wird bis etwa 2020 stagnieren, dann aber um

rund eine halbe Millionen auf 5,55 Millionen (Niveau: 70er/80er Jahre)

zurückgehen.

• Die Bevölkerung unter 20 Jahren nimmt bis 2050 um fast 30 % ab. Hier macht

sich vor allem bemerkbar, dass durch die niedrige Geburten-häufigkeit langfristig

die Zahl der potenziellen Mütter immer kleiner wird.

• Die Bevölkerung im Altersbereich von 20 bis 60 Jahren geht um über

22 % zurück. (vor allem in dem Jahrgangsbereich 20-45 Jahre: -31%; dagegen

45-60 Jahre: -7 %).

• Die Bevölkerung mit 60 Jahren und älter steigt bis 2050 um über 40 %, wobei

der höhere Altersbereich besonders dynamisch wächst.

• Die Zahl der Hochbetagten (80 Jahre und älter) steigt bis zum Jahre 2050 um

180 %. Ihr Anteil an der Bevölkerung insgesamt verdreifacht sich.

Page 18: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

18

Quelle: FEH Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen, 2004

Page 19: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

19Quelle: FEH Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen, 2004

Kleinräumige Bevölkerungsentwicklung im Zeitraum 2002 bis 2050(Veränderung zwischen Jahresende 2002 und 2050 in %)

Page 20: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

20

Räumliche Dimension des demografischen Wandels

• Das räumliche Muster der langfristigen Bevölkerungsentwicklung – dies gilt

im übrigen auch außerhalb Hessens - ist durch ein Nebeneinander von

wachsenden und schrumpfenden Regionen geprägt.

• Es bleiben immer weniger „Wachstumsinseln übrig“

• Die Alterung der Bevölkerung betrifft praktisch alle Teilräume, aber in

unterschiedlichem Umfang

• In allen Teilregionen wird der Anteil von Menschen mit Migrations-

hintergrund zunehmen, aber unterschiedlich intensiv

• Die räumlichen Gegensätze sind in Hessen geringer ausgeprägt als auf

Bundesebene (insbesondere in den neuen Ländern)

Page 21: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

21

Bevölkerungsentwicklung in Deutschland 2002- 2050 nach LändernBBR- Bevölkerungsprognose

- Veränderung in % -

-35,9

-31,8

-28,3

-21,7

-14,5

-11,2

-8,4

-6,4

2,9

4,5

-6,5

-6,2

-0,2

-3,1

-0,1

-3,9

-9,5

-40,0 -35,0 -30,0 -25,0 -20,0 -15,0 -10,0 -5,0 0,0 5,0 10,0

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Sachsen

Mecklenburg-Vorpommern

Saarland

Brandenburg

Berlin

Bremen

Nordrhein-Westfalen

Deutschland

Niedersachsen

Hessen

Schleswig-Holstein

Hamburg

Rheinland-Pfalz

Bayern

Baden-Württemberg

nd

er

Veränderung in %

Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Page 22: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

22

Ursachen des Geburtenrückgangs

• Fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft

• Wertewandel, Vorrang materieller Werte

• Bedeutungsverlust der Familie als Lebensmodell

• zunehmende Instabilität von Partnerschaften

• Tendenz zu kurzfristigen Bindungen und fragmentierten Lebensläufen

• Stärkeres Selbstverwirklichungsstreben der heutigen Elterngeneration

• Weitreichende Möglichkeiten der Schwangerschaftsvermeidung

• Hohe Opportunitätskosten von Kindern

• Berufliche Zwänge zur Mobilität und Flexibilität, die private Interessen

zurückdrängen; Probleme der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

• Unsichere wirtschaftliche und soziale Perspektiven

Page 23: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

23

Lassen sich die Bevölkerungstrends umkehren bzw. beeinflussen?

• Die demografische Umgestaltung der Gesellschaft ist bereits in nicht

unerheblichem Maße fortgeschritten

• Insbesondere durch den bereits seit mehreren Jahrzehnten bestehenden

Geburtenrückgang und die zunehmende Lebenserwartung ist die Entwicklung

für viele Jahre im wesentlichen bereits vorprogrammiert.

• Die Zeitspanne bis zu der demografische Prozesse wieder umgekehrt oder

zumindest beeinflusst werden können, ist naturgemäß sehr lang.

• Gesellschaftliche Einstellungen und Werte sind derzeit kaum umkehrbar.

Eine Verstärkung der vorhandenen Tendenzen zeichnet sich eher ab.

• Alle Maßnahmen die in Angriff genommen werden können, sind von der

Wirksamkeit her eher träge und zeigen nur eine allmähliche, viele Jahre

beanspruchende Wirkung

Page 24: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

24

Herwig Birg: Der lange Bremsweg

„Der wichtigste und schwerwiegendste Irrtum über der Natur der demographischen Veränderungen ist der Glaube, dass uns ein rascher Wiederanstieg der Geburtenrate auf 1,6 oder zwei Kinder pro Frau vor dem Schlimmsten bewahren könnte. Aber es ist dreißig Jahre nach zwölf, heute kann selbst ein Anstieg der Geburtenrate auf die ideale Zahl von zwei Kindern je Frau die Alterung für Jahrzehnte nicht mehr abwenden …..

Wenn ein demographischer Prozeß ein Vierteljahrhundert in die falsche Richtung läuft, dauert es ein Dreivierteljahrhundert, um ihn zu stoppen.

(FAZ, 04. März 2005)

Page 25: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

25

Maßnahmen zur Beeinflussung der demografischen Entwicklung

• Änderung der Einstellung der Gesellschaft zu Kindern / Wertewandel

• Verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Ausbau von Kinderbe-

treuungseinrichtungen, Telearbeit, mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten)

• Familienfreundliche Studien-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen

• Familienfreundliche Strukturen in der Siedlungs- und Flächenplanung

• Verbesserungen der Infrastruktur für Familien mit Kindern z.B. durch

verbesserte Betreuungsangebote für Kinder und Ausbau der kulturellen

Infrastruktur sowie der örtlichen und regionalen Freizeitangebote

• Einführung einer am früheren Erwerbseinkommen orientierten Lohnersatz-

leistung ("Elterngeld")

• Sozialversicherungsrechtliche und steuerliche Besserstellungen von

Arbeitnehmern mit Kindern

Page 26: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

26

Wirtschaftsentwicklung im Raum

• Wachsende Regionen (Agglomerationsräume) wirken auch zukünftig als

Wachstumspole und als Migrationsmagneten vor allem für jüngere

qualifizierte Arbeitskräfte

• Das flächen- und einwohnerbezogene Wachstum wird dabei weiterhin

stärker in der Peripherie und im Umland stattfinden als in den Kernstädten,

auch wenn die Kernstädte – allein wegen der Infrastruktur – an Attraktivität

gewinnen dürften.

• Schrumpfende Regionen – z.B. in Nord- und Mittelhessen – sind

gekennzeichnet durch die Abwanderung junger qualifizierter Bevölkerungs-

gruppen und Auslastungsproblemen in vielen Infrastrukturbereichen.

• Die Aufrechterhaltung funktionsfähiger regionaler Arbeitsmärkte und die

infrastrukturelle Daseinsversorgung wird immer schwieriger.

Page 27: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

27

Änderungen der Nachfragestruktur

• Ältere Menschen haben andere Konsumgewohnheiten und Serviceansprüche als Jüngere.

• Durch die Alterung der Gesellschaft wird aller Voraussicht nach die Entwicklung der Wirtschaft

zum Dienstleistungsbereich beschleunigt.

• Dabei profitieren haushalts- und personenbezogene Dienstleistungen, die bei einer alternden

Bevölkerung stärker nachgefragt werden als bisher.

• Bei den Seniorenhaushalten sind überdurchschnittliche Konsumausgaben in den Bereichen

„Reisen“, „Gesundheit“ sowie „Wohnen und häusliches Umfeld“ festzustellen. Unter dem

Durchschnitt lagen dagegen die Aufwendungen der Senioren für Kommunikation oder im

Wohnungsbaubereich. In beiden letzteren Bereichen sind Entwicklungspotenziale vorhanden

(Beispiel: seniorengemäßer Wohnungsumbau).

• Es besteht die Notwendigkeit, bestehende Produkte an die Bedürfnisse Älterer anzupassen, neue

Produkte seniorengerecht zu entwickeln (Beispiel: Handy, Paternosterschrank,

Funktionsnachttisch) oder auch den Servicebereich auszuweiten bzw. zu modifizieren (z.B. neue

Vertriebs- und Lieferformen).

Page 28: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

28

Wohnungsmarkt

• Bis 2020 steigt nach Schätzungen der HA die Zahl der Haushalte in Hessen noch

um ca. 200.000, weil die durchschnittliche Haushaltsgröße sinkt (auch wegen der

zunehmenden Zahl Älterer, die in überdurchschnittlichem Umfang allein leben).

• Bei einer zunehmenden Wohnfläche je Haushalt wird der Wohnungsbedarf insge-samt

weiter zunehmen (BBR: bis 2020 Bedarf für 3,4 Mio. Neubauwohnungen in

Deutschland) - mit allerdings regional erheblichen Unterschieden (hohe Wohnungs-

nachfrage in den Verdichtungsräumen; z. T. Leerstände in peripheren Gebieten).

• Es ist mit einer gewissen Steigerung der Attraktivität der Innenstädte unter anderem

auch für Hochqualifizierte/Kreative zu rechnen, die ein solches Milieu als anregend

empfinden und für die face-to-face-Kontakte wichtig sind.

• Es ist zu vermuten, dass mit dem Zurückgehen familiärer Strukturen der Druck in die

suburbanen Verdichtungsräume nachlässt, hinter dem der Wunsch nach einem

Einfamilienhaus bzw. dem Wohnen im Grünen steht.

Page 29: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

29

Mobilität, Verkehr

• In noch stärkerem Maße als bisher müssen sich die unterschiedlichen

Verkehrsträger ergänzen.

• Pluralisierung der Lebensstile sowie die vielfältigen Bedürfnisse der

Verkehrsteilnehmer müssen unter Einbeziehung aller Fortbewegungs-formen

angemessen berücksichtigt werden.

• Kombination von verschiedenen Fortbewegungsformen für eine Wegstrecke; z.B.

eine gemeinsame Fahrkarte im Fern- und Nahverkehr; Kombination mit Auto-

und Fahrradvermietung („multioptionale Mobilität“, „intermodale Fortbewegung“)

• Kommunikation im Vorfeld wird fester Bestandteil der Reiseplanung

• Entstehung neuer Mobilitätszwänge (z.B. längere Schulwege durch

Konzentration von Schulen in schrumpfenden Regionen)

Page 30: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

30

Flächenbeanspruchung, Siedlungsentwicklung

• Der Rückgang der Bevölkerung ist nicht zwangsläufig mit einem Rückgang

des Flächenverbrauchs bzw. der Siedlungsflächen verbunden.

• Veränderte und sehr differenzierte Ansprüche an das Wohnumfeld, an Mobilität

und die Grundversorgung können zu einer Steigerung der Flächennachfrage

führen.

• Falls sich die weitere soziale Segregation der Gesellschaft fortsetzt, wird auch

die räumliche Segregation der verschiedenen Bevölkerungsgruppen noch

deutlich verstärkt („Parallelgesellschaften“).

• Eine verstärkte weitere Flächenbeanspruchung kann durch eine stärkere

Durchmischung von unterschiedlichen Wohnungs- und Gebäudetypen und

letztlich auch Nutzungen verhindert werden (Stadt der kurzen Weg,

Multifunktionalität der Stadtteile).

• Notwendigkeit umfassender technischer Innovationen und Sanierungen beim

vorhandenen Gebäude- und Wohnungsbestand.

Page 31: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

31

Fazit• Nahezu alle Bereiche der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sind betroffen.

• Herausforderungen ähnlich wie die der Globalisierung und Digitalisierung.

• Gesellschaft wird „bunter“ (Pluralität von Lebensformen und Lebensstilen)

• Soziale Disparitäten in der Gesellschaft wachsen.

• Räumliche Disparitäten werden ebenfalls größer.

• Stagnierende Wirtschaft verstärkt noch die Probleme (strukturelle Änderungen lassen sich

in einem dynamischen wirtschaftlichen Umfeld leichter bewältigen).

• Wirtschaftliche Entwicklung ganz entscheidend für die Bewältigung der demografischen

Veränderungen (Wachstum, Erwerbsbeteiligung, Produktivität)

• Herkömmliche Entscheidungs- und Verhaltensmuster müssen überdacht werden

• Staatliche Finanzmittel können zur Lösung von Problemen in immer geringerem Umfang

herangezogen werden.

• Stärkere Verzahnung verschiedener Politikbereiche zwingend notwendig. Demografische

Aspekte müssen bei allen wichtigen Zukunftsentscheidungen berücksichtigt werden.

Page 32: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

32

Wir brauchen ein Früherkennungssystem, um in dem Prozess frühzeitig zu bemerken, ob sich der grundsätzliche Entwicklungstrend ändert.

Wir brauchen eine neue Planungskultur, denn Planung für Wachstums-, Stagnations- oder Schrumpfungsprozesse macht sehr verschiedenartige Planungsphilosophien erforderlich.

Prognosen, die mutig genug sind, auch „hinter den Berg“, d.h. die Zeit nach 2015, zu schauen und

Bei der Abwägung von konkreten Projektalternativen sind Projekte zu bevorzugen, die sich als robust gegenüber Prognoseunsicherheiten erweisen (z.B. geringe Kosten bei rückläufiger Nachfrageentwicklung).

Grundsätze für die Planungspraxis

Dirk Zumkeller, Institut für Verkehrswesen, Universität Karlsruhe Enquetekommission Demographischer Wandel – Anhörung am 8.2.2006

Page 33: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

33

Früherkennung, Prognose, Planung

Wir brauchen

    In den verschiedenen Raumtypen Früherkennungssysteme, die früher oder später eintretende prinzipielle Veränderungen der Entwicklungfrühzeitig ankündigen,

    Wir brauchen mindestens drei Planungsphilosophien, die sich mitden Fragen befassen: 

1. wie gehe ich mit Wachstumsräumen um, die für eine mehr oder weniger lange Zeit Übergangslösungen für immer noch steigendeNachfrage finden müssen (z.B. Telematik)

2. wie gehe ich mit schrumpfenden Räumen um, die gleichwohl einegeordnete Verschlankung und Sicherung ihrer Verkehrsinfrastrukturbenötigen und

3. welche Planungsgrundsätze lassen sich für die Vielzahl von indifferenten Räumen entwickeln, die über den Tag hinaus ihre Entwicklungsstrategie definieren müssen

 

Dirk Zumkeller, Institut für Verkehrswesen, Universität Karlsruhe Enquetekommission Demographischer Wandel – Anhörung am 8.2.2006

Page 34: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

34

Klasse statt Masse – durch qualitativ hochwertigen Umbau der Verkehrsinfrastruktur

könnten folgende Ziele erreichbar werden:

Der zunehmenden Zahl an älteren Menschen sind qualitativ hochwertige und sichere Verkehrsgelegenheiten zu bieten, damit sie sowohl im urbanen Raum, als auch in Freizeitregionen hochwertige Ziele erreichen können.

Im Straßenverkehr sind die Kapazitätsprobleme in Wachstumsräumen eher durch Telematik und organisatorische Maßnahmen zu überbrücken. Ausbaumaßnahmen vergrößern das ohnehin schon vorhandene Problem von Erhaltung und Erneuerung.

Umgekehrt sind im Straßenverkehr neue Chancen zu nutzen, die durch Entspannungstendenzen der Verkehrsnachfrage entstehen. Dies gilt insbesondere für flachere zeitliche Verteilungen und für dispersere Raumstrukturen.

Die Allokation der Mittel im Investitionshaushalt ist auf unstrittig notwendige Projekte im Kernnetz zu konzentrieren. Dabei stellt die zu erwartende Zunahme des Regional- und Fernverkehrs ein besonderes Problemfeld dar.

Eine weitere Umorientierung der Mittel auf die Bestandserhaltung statt den Ausbau der Infrastruktur ist zu fördern.

Kleinteilige, differenzierte und flexible Strukturen sind Großprojekten vorzuziehen.

 Dirk Zumkeller, Institut für Verkehrswesen, Universität Karlsruhe Enquetekommission Demographischer Wandel – Anhörung am 8.2.2006

Page 35: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

35

 es gilt:

für den ÖPNV zwischen Untersuchungsräumen außerordentlich differenziert zu unterscheiden und sich ein Höchstmaß an infrastruktureller, betrieblicher und räumlicher Flexibilität zu erhalten

für den MIV im Zusammenspiel mit dem (noch?) wachsenden Güterverkehr die Kräfte in besonderer Weise auf Projekte mit hoher Nutzenstiftung zu konzentrieren

den nicht-motorisierten Verkehr angesichts der wachsenden Zahl älterer Menschen so zu pflegen, dass er eine bedeutende Rolle bei der Bereitstellung hoher Stadtqualitäten spielen kann .

Dirk Zumkeller, Institut für Verkehrswesen, Universität Karlsruhe Enquetekommission Demographischer Wandel – Anhörung am 8.2.2006

Page 36: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

36

1. In Wachstumsregionen ein nachhaltiges Konzept für eineSicherung und Arrondierung von Kernnetzen im ÖPNV

2. Ein angemessenes Rollenspiel zwischen MIV und ÖPNV in stagnierenden Regionen

3. Ein angemessenes Rollenspiel zwischen Schiene und Straße im Regional- und Fernverkehr

4. Eine weltweit wettbewerbsfähige und umweltverträgliche Entwicklung des Luftverkehrs

Anregungen um einen planvollen Umbau der Verkehrsinfrastruktur – in noch engerer Verzahnung zur Raumplanung – als Gestaltungs-option zu entwickeln

Dirk Zumkeller, Institut für Verkehrswesen, Universität Karlsruhe Enquetekommission Demographischer Wandel – Anhörung am 8.2.2006

Page 37: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

37

Fazit

Das Spektrum der Planungskonzepte der Zukunft reicht von

qualifizierten Abschlüssen von Ausbaustrategien

bis zu

geordnetem Rückbau

Dirk Zumkeller, Institut für Verkehrswesen, Universität Karlsruhe Enquetekommission Demographischer Wandel – Anhörung am 8.2.2006

Page 38: Ministerialdirigent Werner Müller Abteilungsleiter Landesplanung, Regionalentwicklung, Bodenmanagement Einführungsvortrag Verkehr im demographischen Wandel

38

Vielen Dank für IhreAufmerksamkeit