6

CARAVANING Fahrbericht

AUTOMOBIL ReVue Nr. 14 Donnerstag, 6. April 2018

Der Alkoven lebt

Steckbrief

Text und Bilder: Jürg Wick

Mit den Alkoven begann der Reise-mobilismus auf grossem Fuss in den 1980er-Jahren

auch in Europa. Dann kultivierte Hy-mer mit den Integrierten das Bild auf den Campingplätzen. Zu fahrbaren Wohnungen ausgebaute Kastenwa-gen bereicherten die Szene ebenfalls, und schliesslich, Stand heute, domi-niert der sogenannte Teilintegrierte, abgesehen von den Vans à la VW Ca-lifornia oder Mercedes Marco Polo, die Nachfrage. Lediglich noch um die zehn Prozent aller neu zugelassenen Reisemobile sind Alkoven. Und wenn, sind es neu fast ausschliesslich auf Familien zugeschnittene Miet-fahrzeuge mit bis zu sechs Schlafplät-zen. Welche aber eines Tages auch den Weg zum Privatkunden finden müssen, dank des ersten grossen Abschreibers zu Günstigangeboten gereift.

Unser Euramobil Activia One 690 HB ist so ein Ding, und abgese-hen von der als grobschlächtig wahr-genommenen Optik können die «Schlafnasen»-Mobile immer noch wesent liche Vorteile ins Feld führen. Pro Quadratmeter bieten sie weiter-hin das beste Verhältnis zwischen Aussen- und Innenmassen. Was nach unserer Erfahrung circa einen halben Liter Treibstoffverbrauch mehr kos-tet als bei einem gleichwertigen Teil-integrierten. Die mögliche Spitzen-geschwindigkeit auf deutschen Auto-bahnen reduziert sich. Mehr als 135 km/h liegen kaum drin, und we-gen des hohen Aufbaus kann es beim Überholen von grossen Nutzfahrzeu-gen zum Schlingern kommen.

FortschritteSofern man sich mit dem grossen Eu-ra mit sechs (!) Schlaf- und Sicher-heitsgurten versehenen Sitzplätzen bei circa 110 km/h auf der Autobahn beschränkt, kommt man mit knapp elf Litern auf 100 Kilometer aus.

Mit «schlafnase» Statistisch gesehen ist der einst dominierende Alkoven ziemlich out. Aber einiges spricht weiterhin für die «Schlafnasen», wie der Euramobil Activia One zeigt.

Masse und Gewichte: L × B × H 699 × 232 × 313 cm, Radstand 404 cm, Steh­höhe 198 cm, Innenbreite 217 cm, Leergewicht 2890 kg, Gesamtgewicht 3500 kg.Antrieb: Turbodieselmotor, direkt eingespritzt, Common Rail, 4 Zyl. 2287 cm3, 109 kW/148 PS bei 3600/min, 350 Nm bei 1500/min, Vorder­radantrieb, manuelles 6­Gang­Getriebe, Tankinhalt 90 l.Messwerte: Beschleunigung 0 auf 80 km/h in 13.5 s, Höchstgeschwindigkeit circa 135 km/h; Verbrauch 11.1 l/100 km. Ausrüstung Wohnkabine: Check­Control­

System, autom. Ladegerät, Gel­Bord­Batterie 80 Ah, Gasflaschenbox 2 × 11 kg, 3­Flamm­Kocher, Kühlschrank 140 l, Heizung Truma Combi 4, elektrische Druckwasserpumpe, Frischwassertank 140 l, Abwassertank 100 l, zweiteilige Nasszelle mit Dusche, Thetford­Kassettentoilette.Preis: Euramobil Activa One 690 HB/Fiat Ducato 2.3/150 Multijet, 6 Schlafstellen Fr. 58 075.–.Fahrzeuglieferant: Burri Motorcaravan, CH–6340 Sihlbrugg, Tel. 041 761 73 53,www.euramobil.ch.

Mit doppeltem Boden und Alkoven 313 cm hoch.

Die «Schlafnase» do­miniert die Silhouette.

Erkennbar auch die beidseitig zugängige

Seitengarage hinten.

Konventionelle Dinette, grosser

Schlafraum im oberen Geschoss. Für den Aufgang zum Alko­ven sollte man jung

geblieben sein.

Praktische Details.

Nach unserer Erfahrung sind das 0.5 l/100 km weniger als mit der Du-cato-Euro-5-Generation. Ebenfalls erfreulich hat sich die Zuladung dank Leichtbauweise entwickelt. Ungefähr 100 kg mehr lässt sich im Activia One aufpacken als in einem entsprechen-den Wohnmobil mit Baujahr 2008. So gesehen spricht dann einiges für einen klobigen Alkoven statt für ei-nen stromlinienförmigeren, aber län-geren Teilintegrierten. Dies auch dann, wenn die mögliche Belegschaft nicht ausgereizt, sondern bei vier Per-sonen belassen wird. So bekommt man im Alkoven zwei bequeme Fest-betten, und es verbleibt genügend Stauraum, ohne anzuecken. Der Ac-tivia One 690 steht sodann beispiel-haft für ein Reisemobil mit ordentli-chen Reserven, indem man wegen der konventionell angeordneten Dinette die Sitze im Fahrerhaus nicht drehen muss, um gepflegt essen, Monopoly spielen oder einen Jass klopfen zu können.

Doppelter BodenMit 78 cm Kopffreiheit, 200 cm Län-ge und 150 cm Breite bietet die obere Bettstatt ein fast schon luftiges Ge-fühl. Das quer installierte Heckdop-pelbett über der beidseitig zugängli-chen Garage misst 200×140 cm. Der rund 50 cm kürzere Activia 650 VB verfügt hinten über drei Etagenbetten – ein Fünfschläfer mit Festbetten. Für den Eura spricht der doppelte Boden mit mehr Stauraum und die bessere Isolation; Wintercamping ist ohne den Zukauf von Optionen mög-lich. Ski und Skischuhe finden im doppelten Boden leicht Platz, und Heizung sowie Isolation halten auch tiefen Minusgraden stand. Was letzt-lich den Unterschied zwischen einem verlockend günstigen und einem hö-her gepreisten Reisemobil ausmachen kann. Insgesamt bietet Euramobil auf dem Fiat-Chassis sechs verschie-dene Grundrisse in Alkoven-Bauwei-se an, darunter auch einen 8.3 m lan-gen TA770 EV mit zwei Längsbetten im Heck. AR