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Weilheimer Tagblatt DIENSTAG, 17. JANUAR 2012 Münchner Merkur Liebe Leser, .............. Weilheim hat als einziger Ort im Landkreis eine Fußgängerzone. Wie der Name sagt, ist sie denjeni- gen vorbehalten, die zu Fuß gehen. Die Räder, die dort rollen dürfen, sind die von Kinderwagen, Roll- stühlen, Rollatoren, von Trollys, wie sie Handels- vertreter hinter sich her- ziehen, und von Sackkar- ren, wie sie Lieferanten einsetzen, – oder von ge- schobenen Fahrrädern. Und damit sind wir beim Punkt: Binnen weniger Minuten begegneten ges- tern den Fußgängern in der Schmiedstraße: zwei rasende Radler, ein Klein- transporter eines Kurier- dienstes und ein schweres Baustellenfahrzeug samt Container. Natürlich hat- ten die Laster Warnblink- leuchten an, irritiert war aber dennoch nicht nur Korbinian - Aktuelle Informatio- nen finden Sie rund um die Uhr auf der Homepage der Heimatzeitung unter www.merkur-online.de/ weilheim merkur-online.de mit etwa 500 Passagieren sind teurer, haben aber viele Vor- teile.“ Ein Landgang könne bei einigen Tausend Reisen- den schon eine Herausforde- rung sein. Mit der Reederei „Costa“ arbeite sie seit einein- halb Jahren nur noch sehr we- nig zusammen – „da gab es Ärger wegen einer Geschich- te.“ Grundsätzlich seien Kreuzfahrten sehr sicher. Birgit Schirmer, Geschäfts- leiterin des Reisebüros „Der Seereisenplaner“ in Starn- berg, ist erleichtert, dass kei- ner ihrer Kunden auf der „Costa Concordia“ war. Grundsätzlich gibt sie Ent- warnung: „Schiffe sind nach wie vor eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt.“ Die Reederei „Costa“ sei eine von vielen, mit denen Schir- mer zusammenarbeitet. Dem Kreuzfahrtboom werde das Unglück keinen Abbruch tun: Schirmer hat „heute schon wieder neue Buchungen ein- getragen.“ sta/nvp LANDKREIS .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. der Reisenden sei von 60 auf 45 Jahre gesunken. Sie habe auch schon Kreuzfahrten der Reederei „Costa“ – ihr gehört die „Costa Concordia“ – ver- kauft. Die Nachfrage sei aber eher gering. Stoll: „Das ist kein rein deutsches Schiff, das hält viele ab.“ Uta Orawetz von den Weilheimer Reisebüros „Si- mader“ und „Weilheimer Rei- seservice“ vermeldet „zahlrei- che“ Kreuzfahrtbuchungen. Die Nachfrage richte sich nicht vordergründig nach dem Angebot an Bord – Well- ness und Unterhaltung seien auf jedem Schiff Standard – sondern nach der Route: „Am beliebtesten sind das Mittel- meer und die Karibik. Da- nach kommen Nord- und Ostsee.“ Auch die Seereisen mit der norwegischen Post- schifflinie interessieren „ex- trem viele Kunden“. Wichtig sei auch der Preis: „Je größer das Schiff ist, desto günstiger ist die Reise. Kleinere Schiffe Landkreis – Der vergangene Freitag war nicht nur ein 13., sondern auch ein schwarzer Tag in der Geschichte der Kreuzfahrt: Die „Costa Con- cordia“ kenterte vor Italien. Mehrere Menschen starben. Die Sicherheit dieser Luxusli- ner wurde somit Thema, denn sie sind beliebt wie nie. Judith Stoll vom „TUI Tra- vel Star Volksbank“ Reisebü- ro in Penzberg hat in den letz- ten zwei Jahren einen „Boom“ bei Kreuzfahrten festgestellt: „Wir verkaufen über 100 Prozent mehr als früher.“ Dies habe zwei Gründe: Durch Reedereien wie „Aida Cruises“, die vor al- lem junge Reisende anspre- chen, konnten Kreuzfahrten ihr „spießiges Image“ able- gen. Stoll: „Smoking und Ca- pitain‘s Dinner sind Vergan- genheit. Heute geht es an Bord viel legerer zu.“ Hinzu komme, dass eine Schiffsreise nicht mehr unerschwinglich sei, das Durchschnittsalter Am liebsten durchs Mittelmeer und in die Karibik Reisen mit luxuriösen Kreuzfahrtschiffen sind beliebt wie nie – „Costa Concordia“ in der Region nur wenig gebucht Warten auf die Unfallgutachten Der Runde Tisch zur Tauchersicherheit steht auf der Kippe Allmannshausen / Land- kreis – Die genauen Umstän- de der drei tödlichen Tauch- unfälle im Starnberger See im Sommer 2011, bei denen auch ein Tauchlehrer aus Pei- ting starb, sind weiter unge- klärt. Technische Gutachten stehen noch aus – der Runde Tisch zur Sicherheit steht des- wegen auf der Kippe. Derzeit sind in Allmanns- hausen und an der Seeburg weniger Taucher anzutreffen als in den Sommermonaten, weil aus Naturschutzgründen an weiten Teilen der Steil- wand das Tauchen verboten ist. Das Verbot gilt bis 15. März. Ob die Verfügung nach den drei tragischen Un- glücken verschärft werden muss, ist dagegen offen. Auch mehrere Monate nach den Unfällen im Juni und August stehen Untersu- chungen der Tauchausrüs- tungen noch aus. Wann diese Gutachten vorliegen, vermag das Polizeipräsidium Ober- bayern Nord in Ingolstadt nicht zu sagen. Ohne die Gut- achten kann der seit Monaten angekündigte Runde Tisch zur Tauchersicherheit aber nicht stattfinden. ike STARNBERGER SEEE ......................................................................................................................................... Amok-Drohung weiter ungeklärt Polizei ermittelt noch, geht aber mehr denn je von bösem Scherz aus Schongau – In Zusammen- hang mit der Amok-Drohung Mitte Dezember in Schongau, die am Montag, 12. Dezem- ber, die Schließung der Schu- len zur Folge hatte, gibt es keine neuen Erkenntnisse. Nach Befragung zahlreicher Lehrer und Schüler hat sich wohl der Anfangsverdacht er- härtet, wonach es sich bei der auf Flugblättern und bei Leh- rern angekündigten Andro- hung einer Gewalttat wohl um einen schlechten Scherz gehandelt hat. Laut Auskunft von Andre- as Guske, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbay- ern in Rosenheim, sind die polizeilichen Ermittlungen aber noch nicht eingestellt worden. „Es gibt zur Zeit aber keine Erkenntnisse für eine geplante Gewalttat“, so Gus- ke gegenüber den „Schongau- er Nachrichten“. In den Fokus des Interesses war das Thema nicht zuletzt deswegen wieder gerückt, weil besorgte Eltern Anfang des Jahres bei Burggens Bür- germeister Joseph Schuster nachgefragt hatten, ob noch eine akute Bedrohungslage gegeben sei. spe SCHULZENTRUM SCHONGAU ............................................................................................................... WEILHEIM Regionalzentrum wird runderneuert Die Sanierung des Regio- nalzentrums St. Anna ist in vollem Gange. Ein Pro- blem haben die Einrich- tungen, die dadurch hei- matlos werden. SEITE 3 LANDKREIS Haarscharf am Gefängnis vorbei Ein Peitinger (33), der mit Kokain zum Nachtfischen ging, ist haarscharf an ei- ner Gefängnisstrafe vor- beigeschrammt. SEITE 4 PENZBERG Kaum jemand hält an Stopp-Schild In 45 Minuten hat die Penzberger Polizei 20 Stopp-Schild-Sünder he- rausgezogen. SEITE 5 PEISSENBERG Bürgermeister ohne Amt Vor rund 100 Jahren wur- de Johann Hirsch zum Bürgermeister gewählt. Er durfte das Amt aber nicht ausüben. SEITE 6 KULTUR Viel Ehr’ zum 90. von Joseph Kraus Mit großem Konzertpro- gramm ehrte Schongau Dirigent Joseph Kraus zum 90. Geburtstag. SEITE 7 SPORT Fritz Dopfer und sein Werdegang Mit Skirennfahrer Fritz Dopfer, seinem Werde- gang und seinen jüngsten Erfolgen beschäftigt sich am heutigen Dienstag der Hauptsport des „Münch- ner Merkur“. HAUPTSPORT Tom Jäger ist bayerischer Meister Im Schluss-Spurt machte er alles klar: Leichtathlet Tom Jäger (TSV Penzberg) sicherte sich den bayeri- schen Meistertitel über 3000 Meter. SEITE 9 Der Enkel: Konstantin Fritz (33) sucht für Walter Steffens Doku nach Spuren seines Großva- ters Fritz München in Indien. Der Großvater: Hannes Fritz alias Fritz Mün- chen – hier ein Selbstbildnis – porträtierte auch Bauern, Mönche, Tänzer und Jäger. - Der Film soll über ein Künstlerporträt hinausge- hen – „vom Privaten hin zum Großen“, wie es im Ex- posé heißt. Inwiefern? Konstantin Fritz: Anhand der abenteuerlichen Ge- schichte eines deutschen Künstlers, der die Welt bereist hat und in Indien zu Ruhm kam, erzählt dieser Film von zwei Kulturen – und von zwei verschiedenen Kultur-Zeiten. Wir werden unseren Aufnah- men auch Filmmaterial meines Großvaters gegenüber stellen. Walter Steffen: Der Mahara- dscha hat gestern so schön ge- sagt: Es gibt menschliche Wer- te, die heute leider verloren ge- hen. Auch das wollen wir the- matisieren. Etwa die Frage des Vertrauens zwischen Regie- renden und dem Volk, das es so heute nicht mehr gibt – in Indien wie in Deutschland. - Ist das für Sie als Regis- seur ein besonders aben- teuerliches Projekt? Walter Steffen: Wir erleben hier jeden Tag viele kleine Abenteuer, hatten schon viele unerwartete Begegnungen. So standen wir vor ein paar Tagen durch Zufall auf einer Höhe südlich von Bombay – von der wir dann festgestellt haben: „Ach, da war Fritz München ja auch...“. Der Film „München in Indien“, eine Ko- produktion von Walter Steffens „Konzept+Dialog Medienproduk- tion“ mit dem Bayerischen Fern- sehen, soll Anfang 2013 in die Ki- nos kommen und ab Sommer 2013 im TV ausgestrahlt werden. - Was erhoffen Sie sich selbst von dieser Reise und diesem Film? Konstantin Fritz: Zunächst hoffe ich, weitere Spuren zu finden und dann verglei- chen zu können: Wie hat mein Großvater das damals erlebt? Was habe ich als Kind von meiner Großmutter er- zählt bekommen? Und wie ist heute die Realität dazu? - Wie sind die Reaktio- nen auf Ihre Dreharbeiten? Konstantin Fritz: Sehr posi- tiv, auch weil man sich in Ka- purthala – das früher als „klei- nes Paris“ Indiens galt, aber heute relativ heruntergekom- men ist – erhofft, dass durch diesen Film auch Inder auf die eigene Geschichte auf- merksam werden und ihr Er- be schätzen lernen. jetzige Maharadscha kannte die Bilder natürlich und hatte sich gefragt, wer dieser „Fritz Munich“ sei. Weil er im Inter- net nichts über ihn fand, freu- te er sich sehr, uns zu sehen. Ansonsten ist mein Großva- ter nicht mehr so bekannt in Indien, auch weil die Mahara- dschas immer mehr an Be- deutung verloren haben – ähn- lich wie die Adeligen bei uns. VON MAGNUS REITINGER Seeshaupt – „München in In- dien“ heißt das neue Filmpro- jekt des Seeshaupters Walter Steffen – eine abenteuerliche Spurensuche auf dem Sub- kontinent, die nicht nur des Filmemachers wegen in Sees- haupt beginnt: Konstantin Fritz (33) forscht darin dem Leben und Wirken seines Großvaters nach, des Malers Hannes Fritz (1896- 1981), der bis zu seinem Tod im „Fritz- Haus“ in Seeshaupt lebte. Der Künstler, der mit „Fritz Mün- chen“ signierte, wurde be- kannt als Hofmaler der Maha- radschas: Er porträtierte die höchsten indischen Adeligen, kam dadurch zu Ruhm und Wohlstand, lebte nach dem 2. Weltkrieg aber völlig zurück- gezogen in seiner Traumwelt. Mit einem fünfköpfigen Film- team ist Konstantin Fritz, der als Kulturmanager arbeitet, jetzt vier Wochen in Indien unterwegs – wo die Heimat- zeitung gestern mit ihm und Regisseur Steffen telefonierte. - Seit einer Woche su- chen Sie in Indien Spuren Ihres Großvaters Fritz Mün- chen. Haben Sie schon wel- che gefunden? Konstantin Fritz: Ja, ganz wunderbare! Gestern trafen wir den Maharadscha von Kapurthala, den Enkel jenes Maharadschas, der meinen Großvater seinerzeit beauf- tragte, acht Porträts von Fa- milienmitgliedern und hohen Beamten zu malen. Er hat uns reizend in seiner herrschaftli- chen Villa empfangen, wir Ein Film über den Maler der Maharadschas Enkel Konstantin Fritz und Filmemacher Walter Steffen suchen in Indien Spuren des Seeshaupter Malers Fritz München AKTUELLES INTERVIEW ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... fuhren dann zu dem früheren Palast, der jetzt eine Militär- schule ist. In der Halle, in der einst der Thron stand, fanden wir unter verschiedenen Por- träts auch drei meines Groß- vaters, die einen echten Eh- renplatz haben. - Kennt man Fritz Mün- chen heute noch in Indien? Konstantin Fritz: Na ja, der Ein echter Fritz München: „Hof- marschall von Udaipur“ (1932). Walter Steffen & Team drehen vor der Moschee in Kapurthala, die der Großvater des heutigen Maharadschas 1930 für die muslimischen Untertanen bauen ließ. FOTO: KAGER Maler Fritz München porträtiert den Maharana von Udai- pur – ein Foto, das um 1933 entstanden ist. FOTOS: FKN „Das hätten wir sein können“, sagt der Schwab- bucker Bürgermeister Erwin Sporrer (58). Zu- sammen mit seiner Ehefrau und Freunden war er selbst Passagier auf dem verunglückten Kreuz- fahrtschiff „Costa Concordia“ – allerdings vor fünf Jahren. Noch gut erinnert er sich an die Route und kann besonders mit den Überleben- den fühlen. „Ich bin völlig schockiert. Was da passiert ist, ist eine Tragödie“, sagt er. Am Morgen nach der Havarie des Luxusliners ist Sporrer auf einem Termin. „Da habe ich im Auto- radio gehört, dass das Schiff vor der Toskana auf einen Felsen gelaufen ist“, erzählt er. Sofort fährt der 58-Jährige nach Hause, schaltet den Fernse- her ein. Seine Vermutung bestätigt sich: „Unser Schiff ist untergegangen. Es liegt jetzt genau auf der Seite, wo meine Kajüte war. Wäre ich an Bord gewesen, hätte es mich platt gemacht.“ Im Jahr 2007 verbrachte der Rathauschef mit sei- ner Frau Elisabeth darauf eine ganze Woche, fuhr die selbe Route, wie die verunglückten Pas- sagiere. Mit fünf befreundeten Paaren feierten die Sporrers ihre Silberhochzeit. Als die Freunde im Juni vor fünf Jahren an Bord gehen, ist Sporrer von dem Anblick überwältigt: „Mensch, war das ein Riesentrumm. Die ,Concor- dia’ ist nicht umsonst eines der größten Kreuz- fahrtschiffe im Mittelmeer.“ 13 Stockwerke hoch, über 200 Meter lang, Pools mit Rutschen, eine Joggingstrecke ganz oben an Deck. „Wir ha- ben uns damals so sicher gefühlt“, so Sporrer. Noch bis vor ein paar Tagen wäre der Schwabbru- cker Rathauschef jederzeit wieder in See gesto- chen. Jetzt ist er sich da aber gar nicht mehr so si- cher: „Ich habe schon mehr Respekt“. sak „Wir haben uns damals so sicher gefühlt“ Schöne Erinnerung: Freunde der Sporrers, Gott- fried Leichter sowie Maria und Manfred Meichel- böck, vor dem Schiff im Juni 2007. NACH DER HAVARIE DER „COSTA CONCORDIA“ _________________________________

MünchnerMerkur Weilheimer Tagblatt€¦ · die„CostaConcordia“–ver-kauft.DieNachfrageseiaber eher gering. Stoll: „Das ist kein rein deutsches Schiff, dashältvieleab.“

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Page 1: MünchnerMerkur Weilheimer Tagblatt€¦ · die„CostaConcordia“–ver-kauft.DieNachfrageseiaber eher gering. Stoll: „Das ist kein rein deutsches Schiff, dashältvieleab.“

Weilheimer TagblattDIENSTAG, 17. JANUAR 2012

MünchnerMerkur

Liebe Leser, ..............

Weilheim hat als einzigerOrt im Landkreis eineFußgängerzone. Wie derName sagt, ist sie denjeni-gen vorbehalten, die zuFuß gehen. Die Räder, diedort rollen dürfen, sind dievon Kinderwagen, Roll-stühlen, Rollatoren, vonTrollys, wie sie Handels-vertreter hinter sich her-ziehen, und von Sackkar-ren, wie sie Lieferanteneinsetzen, – oder von ge-schobenen Fahrrädern.Und damit sind wir beimPunkt: Binnen wenigerMinuten begegneten ges-tern den Fußgängern inder Schmiedstraße: zweirasende Radler, ein Klein-transporter eines Kurier-dienstes und ein schweresBaustellenfahrzeug samtContainer. Natürlich hat-ten die Laster Warnblink-leuchten an, irritiert waraber dennoch nicht nur

Korbinian

- Aktuelle Informatio-nen finden Sie rund umdie Uhr auf der Homepageder Heimatzeitung unterwww.merkur-online.de/weilheim

merkur-online.de

mit etwa 500 Passagieren sindteurer, haben aber viele Vor-teile.“ Ein Landgang könnebei einigen Tausend Reisen-den schon eine Herausforde-rung sein. Mit der Reederei„Costa“ arbeite sie seit einein-halb Jahren nur noch sehr we-nig zusammen – „da gab esÄrger wegen einer Geschich-te.“ Grundsätzlich seienKreuzfahrten sehr sicher.

Birgit Schirmer, Geschäfts-leiterin des Reisebüros „DerSeereisenplaner“ in Starn-berg, ist erleichtert, dass kei-ner ihrer Kunden auf der„Costa Concordia“ war.Grundsätzlich gibt sie Ent-warnung: „Schiffe sind nachwie vor eines der sicherstenVerkehrsmittel überhaupt.“Die Reederei „Costa“ sei einevon vielen, mit denen Schir-mer zusammenarbeitet. DemKreuzfahrtboom werde dasUnglück keinen Abbruch tun:Schirmer hat „heute schonwieder neue Buchungen ein-getragen.“ sta/nvp

LANDKREIS ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

der Reisenden sei von 60 auf45 Jahre gesunken. Sie habeauch schon Kreuzfahrten derReederei „Costa“ – ihr gehörtdie „Costa Concordia“ – ver-kauft. Die Nachfrage sei abereher gering. Stoll: „Das istkein rein deutsches Schiff,das hält viele ab.“

Uta Orawetz von denWeilheimer Reisebüros „Si-mader“ und „Weilheimer Rei-seservice“ vermeldet „zahlrei-che“ Kreuzfahrtbuchungen.Die Nachfrage richte sichnicht vordergründig nachdem Angebot an Bord – Well-ness und Unterhaltung seienauf jedem Schiff Standard –sondern nach der Route: „Ambeliebtesten sind das Mittel-meer und die Karibik. Da-nach kommen Nord- undOstsee.“ Auch die Seereisenmit der norwegischen Post-schifflinie interessieren „ex-trem viele Kunden“. Wichtigsei auch der Preis: „Je größerdas Schiff ist, desto günstigerist die Reise. Kleinere Schiffe

Landkreis – Der vergangeneFreitag war nicht nur ein 13.,sondern auch ein schwarzerTag in der Geschichte derKreuzfahrt: Die „Costa Con-cordia“ kenterte vor Italien.Mehrere Menschen starben.Die Sicherheit dieser Luxusli-ner wurde somit Thema, dennsie sind beliebt wie nie.

Judith Stoll vom „TUI Tra-vel Star Volksbank“ Reisebü-ro in Penzberg hat in den letz-ten zwei Jahren einen„Boom“ bei Kreuzfahrtenfestgestellt: „Wir verkaufenüber 100 Prozent mehr alsfrüher.“ Dies habe zweiGründe: Durch Reedereienwie „Aida Cruises“, die vor al-lem junge Reisende anspre-chen, konnten Kreuzfahrtenihr „spießiges Image“ able-gen. Stoll: „Smoking und Ca-pitain‘s Dinner sind Vergan-genheit. Heute geht es anBord viel legerer zu.“ Hinzukomme, dass eine Schiffsreisenicht mehr unerschwinglichsei, das Durchschnittsalter

Am liebsten durchs Mittelmeer und in die KaribikReisen mit luxuriösen Kreuzfahrtschiffen sind beliebt wie nie – „Costa Concordia“ in der Region nur wenig gebucht

Warten auf die UnfallgutachtenDer Runde Tisch zur Tauchersicherheit steht auf der Kippe

Allmannshausen / Land-kreis – Die genauen Umstän-de der drei tödlichen Tauch-unfälle im Starnberger See imSommer 2011, bei denenauch ein Tauchlehrer aus Pei-ting starb, sind weiter unge-klärt. Technische Gutachtenstehen noch aus – der RundeTisch zur Sicherheit steht des-wegen auf der Kippe.

Derzeit sind in Allmanns-

hausen und an der Seeburgweniger Taucher anzutreffenals in den Sommermonaten,weil aus Naturschutzgründenan weiten Teilen der Steil-wand das Tauchen verbotenist. Das Verbot gilt bis15. März. Ob die Verfügungnach den drei tragischen Un-glücken verschärft werdenmuss, ist dagegen offen.

Auch mehrere Monate

nach den Unfällen im Juniund August stehen Untersu-chungen der Tauchausrüs-tungen noch aus. Wann dieseGutachten vorliegen, vermagdas Polizeipräsidium Ober-bayern Nord in Ingolstadtnicht zu sagen. Ohne die Gut-achten kann der seit Monatenangekündigte Runde Tischzur Tauchersicherheit abernicht stattfinden. ike

STARNBERGER SEEE .........................................................................................................................................

Amok-Drohung weiter ungeklärtPolizei ermittelt noch, geht aber mehr denn je von bösem Scherz ausSchongau – In Zusammen-hang mit der Amok-DrohungMitte Dezember in Schongau,die am Montag, 12. Dezem-ber, die Schließung der Schu-len zur Folge hatte, gibt eskeine neuen Erkenntnisse.Nach Befragung zahlreicherLehrer und Schüler hat sichwohl der Anfangsverdacht er-härtet, wonach es sich bei derauf Flugblättern und bei Leh-

rern angekündigten Andro-hung einer Gewalttat wohlum einen schlechten Scherzgehandelt hat.

Laut Auskunft von Andre-as Guske, Pressesprecher desPolizeipräsidiums Oberbay-ern in Rosenheim, sind diepolizeilichen Ermittlungenaber noch nicht eingestelltworden. „Es gibt zur Zeit aberkeine Erkenntnisse für eine

geplante Gewalttat“, so Gus-ke gegenüber den „Schongau-er Nachrichten“.

In den Fokus des Interesseswar das Thema nicht zuletztdeswegen wieder gerückt,weil besorgte Eltern Anfangdes Jahres bei Burggens Bür-germeister Joseph Schusternachgefragt hatten, ob nocheine akute Bedrohungslagegegeben sei. spe

SCHULZENTRUM SCHONGAU ...............................................................................................................

WEILHEIMRegionalzentrumwird runderneuertDie Sanierung des Regio-nalzentrums St. Anna istin vollem Gange. Ein Pro-blem haben die Einrich-tungen, die dadurch hei-matlos werden. SEITE 3

LANDKREISHaarscharf amGefängnis vorbeiEin Peitinger (33), der mitKokain zum Nachtfischenging, ist haarscharf an ei-ner Gefängnisstrafe vor-beigeschrammt. SEITE 4

PENZBERGKaum jemandhält an Stopp-SchildIn 45 Minuten hat diePenzberger Polizei 20Stopp-Schild-Sünder he-rausgezogen. SEITE 5

PEISSENBERGBürgermeisterohne AmtVor rund 100 Jahren wur-de Johann Hirsch zumBürgermeister gewählt. Erdurfte das Amt aber nichtausüben. SEITE 6

KULTURViel Ehr’ zum 90.von Joseph KrausMit großem Konzertpro-gramm ehrte SchongauDirigent Joseph Kraus zum90. Geburtstag. SEITE 7

SPORTFritz Dopfer undsein WerdegangMit Skirennfahrer FritzDopfer, seinem Werde-gang und seinen jüngstenErfolgen beschäftigt sicham heutigen Dienstag derHauptsport des „Münch-ner Merkur“. HAUPTSPORT

Tom Jäger istbayerischer MeisterIm Schluss-Spurt machteer alles klar: LeichtathletTom Jäger (TSV Penzberg)sicherte sich den bayeri-schen Meistertitel über3000 Meter. SEITE 9

Der Enkel:Konstantin Fritz (33) suchtfür Walter Steffens Doku

nach Spuren seines Großva-ters Fritz München in Indien.

Der Großvater:Hannes Fritz alias Fritz Mün-chen – hier ein Selbstbildnis –

porträtierte auch Bauern,Mönche, Tänzer und Jäger.

- Der Film soll über einKünstlerporträt hinausge-hen – „vom Privaten hinzum Großen“, wie es im Ex-posé heißt. Inwiefern?

Konstantin Fritz: Anhandder abenteuerlichen Ge-schichte eines deutschenKünstlers, der die Welt bereisthat und in Indien zu Ruhmkam, erzählt dieser Film vonzwei Kulturen – und von zweiverschiedenen Kultur-Zeiten.Wir werden unseren Aufnah-men auch Filmmaterial meinesGroßvaters gegenüber stellen.Walter Steffen: Der Mahara-dscha hat gestern so schön ge-sagt: Es gibt menschliche Wer-te, die heute leider verloren ge-hen. Auch das wollen wir the-matisieren. Etwa die Frage desVertrauens zwischen Regie-renden und dem Volk, das esso heute nicht mehr gibt – inIndien wie in Deutschland.

- Ist das für Sie als Regis-seur ein besonders aben-teuerliches Projekt?

Walter Steffen: Wir erlebenhier jeden Tag viele kleineAbenteuer, hatten schon vieleunerwartete Begegnungen.So standen wir vor ein paarTagen durch Zufall auf einerHöhe südlich von Bombay –von der wir dann festgestellthaben: „Ach, da war FritzMünchen ja auch...“.

Der Film„München in Indien“, eine Ko-produktion von Walter Steffens„Konzept+Dialog Medienproduk-tion“ mit dem Bayerischen Fern-sehen, soll Anfang 2013 in die Ki-nos kommen und ab Sommer2013 im TV ausgestrahlt werden.

- Was erhoffen Sie sichselbst von dieser Reise unddiesem Film?

Konstantin Fritz: Zunächsthoffe ich, weitere Spuren zufinden – und dann verglei-chen zu können: Wie hatmein Großvater das damalserlebt? Was habe ich als Kindvon meiner Großmutter er-zählt bekommen? Und wie istheute die Realität dazu?

- Wie sind die Reaktio-nen auf Ihre Dreharbeiten?

Konstantin Fritz: Sehr posi-tiv, auch weil man sich in Ka-purthala – das früher als „klei-nes Paris“ Indiens galt, aberheute relativ heruntergekom-men ist – erhofft, dass durchdiesen Film auch Inder aufdie eigene Geschichte auf-merksam werden und ihr Er-be schätzen lernen.

jetzige Maharadscha kanntedie Bilder natürlich und hattesich gefragt, wer dieser „FritzMunich“ sei. Weil er im Inter-net nichts über ihn fand, freu-te er sich sehr, uns zu sehen.Ansonsten ist mein Großva-ter nicht mehr so bekannt inIndien, auch weil die Mahara-dschas immer mehr an Be-deutung verloren haben – ähn-lich wie die Adeligen bei uns.

VON MAGNUS REITINGER

Seeshaupt – „München in In-dien“ heißt das neue Filmpro-jekt des Seeshaupters WalterSteffen – eine abenteuerlicheSpurensuche auf dem Sub-kontinent, die nicht nur desFilmemachers wegen in Sees-haupt beginnt: KonstantinFritz (33) forscht darin demLeben und Wirken seinesGroßvaters nach, des MalersHannes Fritz (1896- 1981), derbis zu seinem Tod im „Fritz-Haus“ in Seeshaupt lebte. DerKünstler, der mit „Fritz Mün-chen“ signierte, wurde be-kannt als Hofmaler der Maha-radschas: Er porträtierte diehöchsten indischen Adeligen,kam dadurch zu Ruhm undWohlstand, lebte nach dem 2.Weltkrieg aber völlig zurück-gezogen in seiner Traumwelt.Mit einem fünfköpfigen Film-team ist Konstantin Fritz, derals Kulturmanager arbeitet,jetzt vier Wochen in Indienunterwegs – wo die Heimat-zeitung gestern mit ihm undRegisseur Steffen telefonierte.

- Seit einer Woche su-chen Sie in Indien SpurenIhres Großvaters Fritz Mün-chen. Haben Sie schon wel-che gefunden?

Konstantin Fritz: Ja, ganzwunderbare! Gestern trafenwir den Maharadscha vonKapurthala, den Enkel jenesMaharadschas, der meinenGroßvater seinerzeit beauf-tragte, acht Porträts von Fa-milienmitgliedern und hohenBeamten zu malen. Er hat unsreizend in seiner herrschaftli-chen Villa empfangen, wir

Ein Film über den Maler der MaharadschasEnkel Konstantin Fritz und Filmemacher Walter Steffen suchen in Indien Spuren des Seeshaupter Malers Fritz München

AKTUELLES INTERVIEW ...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

fuhren dann zu dem früherenPalast, der jetzt eine Militär-schule ist. In der Halle, in dereinst der Thron stand, fandenwir unter verschiedenen Por-träts auch drei meines Groß-vaters, die einen echten Eh-renplatz haben.

- Kennt man Fritz Mün-chen heute noch in Indien?

Konstantin Fritz: Na ja, der

Ein echter Fritz München: „Hof-marschall von Udaipur“ (1932).

Walter Steffen & Team drehen vor der Moschee in Kapurthala, die der Großvater desheutigen Maharadschas 1930 für die muslimischen Untertanen bauen ließ.FOTO: KAGER

Maler Fritz München porträtiert den Maharana von Udai-pur – ein Foto, das um 1933 entstanden ist. FOTOS: FKN

„Das hätten wir sein können“, sagt der Schwab-bucker Bürgermeister Erwin Sporrer (58). Zu-sammen mit seiner Ehefrau und Freunden war erselbst Passagier auf dem verunglückten Kreuz-fahrtschiff „Costa Concordia“ – allerdings vorfünf Jahren. Noch gut erinnert er sich an dieRoute und kann besonders mit den Überleben-den fühlen. „Ich bin völlig schockiert. Was dapassiert ist, ist eine Tragödie“, sagt er.Am Morgen nach der Havarie des Luxusliners istSporrer auf einem Termin. „Da habe ich im Auto-radio gehört, dass das Schiff vor der Toskana aufeinen Felsen gelaufen ist“, erzählt er. Sofort fährtder 58-Jährige nach Hause, schaltet den Fernse-her ein. Seine Vermutung bestätigt sich: „UnserSchiff ist untergegangen. Es liegt jetzt genau aufder Seite, wo meine Kajüte war. Wäre ich an Bordgewesen, hätte es mich platt gemacht.“Im Jahr 2007 verbrachte der Rathauschef mit sei-ner Frau Elisabeth darauf eine ganze Woche,fuhr die selbe Route, wie die verunglückten Pas-sagiere. Mit fünf befreundeten Paaren feiertendie Sporrers ihre Silberhochzeit.Als die Freunde im Juni vor fünf Jahren an Bordgehen, ist Sporrer von dem Anblick überwältigt:

„Mensch, war das ein Riesentrumm. Die ,Concor-dia’ ist nicht umsonst eines der größten Kreuz-fahrtschiffe im Mittelmeer.“ 13 Stockwerkehoch, über 200 Meter lang, Pools mit Rutschen,eine Joggingstrecke ganz oben an Deck. „Wir ha-ben uns damals so sicher gefühlt“, so Sporrer.Noch bis vor ein paar Tagen wäre der Schwabbru-cker Rathauschef jederzeit wieder in See gesto-chen. Jetzt ist er sich da aber gar nicht mehr so si-cher: „Ich habe schon mehr Respekt“. sak

„Wir haben uns damals so sicher gefühlt“

Schöne Erinnerung: Freunde der Sporrers, Gott-fried Leichter sowie Maria und Manfred Meichel-böck, vor dem Schiff im Juni 2007.

NACH DER HAVARIE DER „COSTA CONCORDIA“ _________________________________