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Page 1: MünchnerMerkur Weilheimer Tagblatt€¦ · die„CostaConcordia“–ver-kauft.DieNachfrageseiaber eher gering. Stoll: „Das ist kein rein deutsches Schiff, dashältvieleab.“

Weilheimer TagblattDIENSTAG, 17. JANUAR 2012

MünchnerMerkur

Liebe Leser, ..............

Weilheim hat als einzigerOrt im Landkreis eineFußgängerzone. Wie derName sagt, ist sie denjeni-gen vorbehalten, die zuFuß gehen. Die Räder, diedort rollen dürfen, sind dievon Kinderwagen, Roll-stühlen, Rollatoren, vonTrollys, wie sie Handels-vertreter hinter sich her-ziehen, und von Sackkar-ren, wie sie Lieferanteneinsetzen, – oder von ge-schobenen Fahrrädern.Und damit sind wir beimPunkt: Binnen wenigerMinuten begegneten ges-tern den Fußgängern inder Schmiedstraße: zweirasende Radler, ein Klein-transporter eines Kurier-dienstes und ein schweresBaustellenfahrzeug samtContainer. Natürlich hat-ten die Laster Warnblink-leuchten an, irritiert waraber dennoch nicht nur

Korbinian

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mit etwa 500 Passagieren sindteurer, haben aber viele Vor-teile.“ Ein Landgang könnebei einigen Tausend Reisen-den schon eine Herausforde-rung sein. Mit der Reederei„Costa“ arbeite sie seit einein-halb Jahren nur noch sehr we-nig zusammen – „da gab esÄrger wegen einer Geschich-te.“ Grundsätzlich seienKreuzfahrten sehr sicher.

Birgit Schirmer, Geschäfts-leiterin des Reisebüros „DerSeereisenplaner“ in Starn-berg, ist erleichtert, dass kei-ner ihrer Kunden auf der„Costa Concordia“ war.Grundsätzlich gibt sie Ent-warnung: „Schiffe sind nachwie vor eines der sicherstenVerkehrsmittel überhaupt.“Die Reederei „Costa“ sei einevon vielen, mit denen Schir-mer zusammenarbeitet. DemKreuzfahrtboom werde dasUnglück keinen Abbruch tun:Schirmer hat „heute schonwieder neue Buchungen ein-getragen.“ sta/nvp

LANDKREIS ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

der Reisenden sei von 60 auf45 Jahre gesunken. Sie habeauch schon Kreuzfahrten derReederei „Costa“ – ihr gehörtdie „Costa Concordia“ – ver-kauft. Die Nachfrage sei abereher gering. Stoll: „Das istkein rein deutsches Schiff,das hält viele ab.“

Uta Orawetz von denWeilheimer Reisebüros „Si-mader“ und „Weilheimer Rei-seservice“ vermeldet „zahlrei-che“ Kreuzfahrtbuchungen.Die Nachfrage richte sichnicht vordergründig nachdem Angebot an Bord – Well-ness und Unterhaltung seienauf jedem Schiff Standard –sondern nach der Route: „Ambeliebtesten sind das Mittel-meer und die Karibik. Da-nach kommen Nord- undOstsee.“ Auch die Seereisenmit der norwegischen Post-schifflinie interessieren „ex-trem viele Kunden“. Wichtigsei auch der Preis: „Je größerdas Schiff ist, desto günstigerist die Reise. Kleinere Schiffe

Landkreis – Der vergangeneFreitag war nicht nur ein 13.,sondern auch ein schwarzerTag in der Geschichte derKreuzfahrt: Die „Costa Con-cordia“ kenterte vor Italien.Mehrere Menschen starben.Die Sicherheit dieser Luxusli-ner wurde somit Thema, dennsie sind beliebt wie nie.

Judith Stoll vom „TUI Tra-vel Star Volksbank“ Reisebü-ro in Penzberg hat in den letz-ten zwei Jahren einen„Boom“ bei Kreuzfahrtenfestgestellt: „Wir verkaufenüber 100 Prozent mehr alsfrüher.“ Dies habe zweiGründe: Durch Reedereienwie „Aida Cruises“, die vor al-lem junge Reisende anspre-chen, konnten Kreuzfahrtenihr „spießiges Image“ able-gen. Stoll: „Smoking und Ca-pitain‘s Dinner sind Vergan-genheit. Heute geht es anBord viel legerer zu.“ Hinzukomme, dass eine Schiffsreisenicht mehr unerschwinglichsei, das Durchschnittsalter

Am liebsten durchs Mittelmeer und in die KaribikReisen mit luxuriösen Kreuzfahrtschiffen sind beliebt wie nie – „Costa Concordia“ in der Region nur wenig gebucht

Warten auf die UnfallgutachtenDer Runde Tisch zur Tauchersicherheit steht auf der Kippe

Allmannshausen / Land-kreis – Die genauen Umstän-de der drei tödlichen Tauch-unfälle im Starnberger See imSommer 2011, bei denenauch ein Tauchlehrer aus Pei-ting starb, sind weiter unge-klärt. Technische Gutachtenstehen noch aus – der RundeTisch zur Sicherheit steht des-wegen auf der Kippe.

Derzeit sind in Allmanns-

hausen und an der Seeburgweniger Taucher anzutreffenals in den Sommermonaten,weil aus Naturschutzgründenan weiten Teilen der Steil-wand das Tauchen verbotenist. Das Verbot gilt bis15. März. Ob die Verfügungnach den drei tragischen Un-glücken verschärft werdenmuss, ist dagegen offen.

Auch mehrere Monate

nach den Unfällen im Juniund August stehen Untersu-chungen der Tauchausrüs-tungen noch aus. Wann dieseGutachten vorliegen, vermagdas Polizeipräsidium Ober-bayern Nord in Ingolstadtnicht zu sagen. Ohne die Gut-achten kann der seit Monatenangekündigte Runde Tischzur Tauchersicherheit abernicht stattfinden. ike

STARNBERGER SEEE .........................................................................................................................................

Amok-Drohung weiter ungeklärtPolizei ermittelt noch, geht aber mehr denn je von bösem Scherz ausSchongau – In Zusammen-hang mit der Amok-DrohungMitte Dezember in Schongau,die am Montag, 12. Dezem-ber, die Schließung der Schu-len zur Folge hatte, gibt eskeine neuen Erkenntnisse.Nach Befragung zahlreicherLehrer und Schüler hat sichwohl der Anfangsverdacht er-härtet, wonach es sich bei derauf Flugblättern und bei Leh-

rern angekündigten Andro-hung einer Gewalttat wohlum einen schlechten Scherzgehandelt hat.

Laut Auskunft von Andre-as Guske, Pressesprecher desPolizeipräsidiums Oberbay-ern in Rosenheim, sind diepolizeilichen Ermittlungenaber noch nicht eingestelltworden. „Es gibt zur Zeit aberkeine Erkenntnisse für eine

geplante Gewalttat“, so Gus-ke gegenüber den „Schongau-er Nachrichten“.

In den Fokus des Interesseswar das Thema nicht zuletztdeswegen wieder gerückt,weil besorgte Eltern Anfangdes Jahres bei Burggens Bür-germeister Joseph Schusternachgefragt hatten, ob nocheine akute Bedrohungslagegegeben sei. spe

SCHULZENTRUM SCHONGAU ...............................................................................................................

WEILHEIMRegionalzentrumwird runderneuertDie Sanierung des Regio-nalzentrums St. Anna istin vollem Gange. Ein Pro-blem haben die Einrich-tungen, die dadurch hei-matlos werden. SEITE 3

LANDKREISHaarscharf amGefängnis vorbeiEin Peitinger (33), der mitKokain zum Nachtfischenging, ist haarscharf an ei-ner Gefängnisstrafe vor-beigeschrammt. SEITE 4

PENZBERGKaum jemandhält an Stopp-SchildIn 45 Minuten hat diePenzberger Polizei 20Stopp-Schild-Sünder he-rausgezogen. SEITE 5

PEISSENBERGBürgermeisterohne AmtVor rund 100 Jahren wur-de Johann Hirsch zumBürgermeister gewählt. Erdurfte das Amt aber nichtausüben. SEITE 6

KULTURViel Ehr’ zum 90.von Joseph KrausMit großem Konzertpro-gramm ehrte SchongauDirigent Joseph Kraus zum90. Geburtstag. SEITE 7

SPORTFritz Dopfer undsein WerdegangMit Skirennfahrer FritzDopfer, seinem Werde-gang und seinen jüngstenErfolgen beschäftigt sicham heutigen Dienstag derHauptsport des „Münch-ner Merkur“. HAUPTSPORT

Tom Jäger istbayerischer MeisterIm Schluss-Spurt machteer alles klar: LeichtathletTom Jäger (TSV Penzberg)sicherte sich den bayeri-schen Meistertitel über3000 Meter. SEITE 9

Der Enkel:Konstantin Fritz (33) suchtfür Walter Steffens Doku

nach Spuren seines Großva-ters Fritz München in Indien.

Der Großvater:Hannes Fritz alias Fritz Mün-chen – hier ein Selbstbildnis –

porträtierte auch Bauern,Mönche, Tänzer und Jäger.

- Der Film soll über einKünstlerporträt hinausge-hen – „vom Privaten hinzum Großen“, wie es im Ex-posé heißt. Inwiefern?

Konstantin Fritz: Anhandder abenteuerlichen Ge-schichte eines deutschenKünstlers, der die Welt bereisthat und in Indien zu Ruhmkam, erzählt dieser Film vonzwei Kulturen – und von zweiverschiedenen Kultur-Zeiten.Wir werden unseren Aufnah-men auch Filmmaterial meinesGroßvaters gegenüber stellen.Walter Steffen: Der Mahara-dscha hat gestern so schön ge-sagt: Es gibt menschliche Wer-te, die heute leider verloren ge-hen. Auch das wollen wir the-matisieren. Etwa die Frage desVertrauens zwischen Regie-renden und dem Volk, das esso heute nicht mehr gibt – inIndien wie in Deutschland.

- Ist das für Sie als Regis-seur ein besonders aben-teuerliches Projekt?

Walter Steffen: Wir erlebenhier jeden Tag viele kleineAbenteuer, hatten schon vieleunerwartete Begegnungen.So standen wir vor ein paarTagen durch Zufall auf einerHöhe südlich von Bombay –von der wir dann festgestellthaben: „Ach, da war FritzMünchen ja auch...“.

Der Film„München in Indien“, eine Ko-produktion von Walter Steffens„Konzept+Dialog Medienproduk-tion“ mit dem Bayerischen Fern-sehen, soll Anfang 2013 in die Ki-nos kommen und ab Sommer2013 im TV ausgestrahlt werden.

- Was erhoffen Sie sichselbst von dieser Reise unddiesem Film?

Konstantin Fritz: Zunächsthoffe ich, weitere Spuren zufinden – und dann verglei-chen zu können: Wie hatmein Großvater das damalserlebt? Was habe ich als Kindvon meiner Großmutter er-zählt bekommen? Und wie istheute die Realität dazu?

- Wie sind die Reaktio-nen auf Ihre Dreharbeiten?

Konstantin Fritz: Sehr posi-tiv, auch weil man sich in Ka-purthala – das früher als „klei-nes Paris“ Indiens galt, aberheute relativ heruntergekom-men ist – erhofft, dass durchdiesen Film auch Inder aufdie eigene Geschichte auf-merksam werden und ihr Er-be schätzen lernen.

jetzige Maharadscha kanntedie Bilder natürlich und hattesich gefragt, wer dieser „FritzMunich“ sei. Weil er im Inter-net nichts über ihn fand, freu-te er sich sehr, uns zu sehen.Ansonsten ist mein Großva-ter nicht mehr so bekannt inIndien, auch weil die Mahara-dschas immer mehr an Be-deutung verloren haben – ähn-lich wie die Adeligen bei uns.

VON MAGNUS REITINGER

Seeshaupt – „München in In-dien“ heißt das neue Filmpro-jekt des Seeshaupters WalterSteffen – eine abenteuerlicheSpurensuche auf dem Sub-kontinent, die nicht nur desFilmemachers wegen in Sees-haupt beginnt: KonstantinFritz (33) forscht darin demLeben und Wirken seinesGroßvaters nach, des MalersHannes Fritz (1896- 1981), derbis zu seinem Tod im „Fritz-Haus“ in Seeshaupt lebte. DerKünstler, der mit „Fritz Mün-chen“ signierte, wurde be-kannt als Hofmaler der Maha-radschas: Er porträtierte diehöchsten indischen Adeligen,kam dadurch zu Ruhm undWohlstand, lebte nach dem 2.Weltkrieg aber völlig zurück-gezogen in seiner Traumwelt.Mit einem fünfköpfigen Film-team ist Konstantin Fritz, derals Kulturmanager arbeitet,jetzt vier Wochen in Indienunterwegs – wo die Heimat-zeitung gestern mit ihm undRegisseur Steffen telefonierte.

- Seit einer Woche su-chen Sie in Indien SpurenIhres Großvaters Fritz Mün-chen. Haben Sie schon wel-che gefunden?

Konstantin Fritz: Ja, ganzwunderbare! Gestern trafenwir den Maharadscha vonKapurthala, den Enkel jenesMaharadschas, der meinenGroßvater seinerzeit beauf-tragte, acht Porträts von Fa-milienmitgliedern und hohenBeamten zu malen. Er hat unsreizend in seiner herrschaftli-chen Villa empfangen, wir

Ein Film über den Maler der MaharadschasEnkel Konstantin Fritz und Filmemacher Walter Steffen suchen in Indien Spuren des Seeshaupter Malers Fritz München

AKTUELLES INTERVIEW ...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

fuhren dann zu dem früherenPalast, der jetzt eine Militär-schule ist. In der Halle, in dereinst der Thron stand, fandenwir unter verschiedenen Por-träts auch drei meines Groß-vaters, die einen echten Eh-renplatz haben.

- Kennt man Fritz Mün-chen heute noch in Indien?

Konstantin Fritz: Na ja, der

Ein echter Fritz München: „Hof-marschall von Udaipur“ (1932).

Walter Steffen & Team drehen vor der Moschee in Kapurthala, die der Großvater desheutigen Maharadschas 1930 für die muslimischen Untertanen bauen ließ.FOTO: KAGER

Maler Fritz München porträtiert den Maharana von Udai-pur – ein Foto, das um 1933 entstanden ist. FOTOS: FKN

„Das hätten wir sein können“, sagt der Schwab-bucker Bürgermeister Erwin Sporrer (58). Zu-sammen mit seiner Ehefrau und Freunden war erselbst Passagier auf dem verunglückten Kreuz-fahrtschiff „Costa Concordia“ – allerdings vorfünf Jahren. Noch gut erinnert er sich an dieRoute und kann besonders mit den Überleben-den fühlen. „Ich bin völlig schockiert. Was dapassiert ist, ist eine Tragödie“, sagt er.Am Morgen nach der Havarie des Luxusliners istSporrer auf einem Termin. „Da habe ich im Auto-radio gehört, dass das Schiff vor der Toskana aufeinen Felsen gelaufen ist“, erzählt er. Sofort fährtder 58-Jährige nach Hause, schaltet den Fernse-her ein. Seine Vermutung bestätigt sich: „UnserSchiff ist untergegangen. Es liegt jetzt genau aufder Seite, wo meine Kajüte war. Wäre ich an Bordgewesen, hätte es mich platt gemacht.“Im Jahr 2007 verbrachte der Rathauschef mit sei-ner Frau Elisabeth darauf eine ganze Woche,fuhr die selbe Route, wie die verunglückten Pas-sagiere. Mit fünf befreundeten Paaren feiertendie Sporrers ihre Silberhochzeit.Als die Freunde im Juni vor fünf Jahren an Bordgehen, ist Sporrer von dem Anblick überwältigt:

„Mensch, war das ein Riesentrumm. Die ,Concor-dia’ ist nicht umsonst eines der größten Kreuz-fahrtschiffe im Mittelmeer.“ 13 Stockwerkehoch, über 200 Meter lang, Pools mit Rutschen,eine Joggingstrecke ganz oben an Deck. „Wir ha-ben uns damals so sicher gefühlt“, so Sporrer.Noch bis vor ein paar Tagen wäre der Schwabbru-cker Rathauschef jederzeit wieder in See gesto-chen. Jetzt ist er sich da aber gar nicht mehr so si-cher: „Ich habe schon mehr Respekt“. sak

„Wir haben uns damals so sicher gefühlt“

Schöne Erinnerung: Freunde der Sporrers, Gott-fried Leichter sowie Maria und Manfred Meichel-böck, vor dem Schiff im Juni 2007.

NACH DER HAVARIE DER „COSTA CONCORDIA“ _________________________________

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