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Kontakt: B Kontakt: Büro f ro für Angewandte Hydrologie, K r Angewandte Hydrologie, berlesteig 6, 13156 Berlin, Tel. +49 30 49 913 702, Email: berlesteig 6, 13156 Berlin, Tel. +49 30 49 913 702, Email: bah@bah bah@bah-berlin.de berlin.de Web: Web: www.bah www.bah-berlin.de berlin.de 2. Methodik 2. Methodik Das hydrologische Modellierungssystem ArcEGMO Bewirtschaftungs- und Veränderungsregeln Die zeitlich variablen Steuerungselemente werden als Bewirtschaftungsregeln in das Modellsystem integriert: Vegetationsänderungen (Waldumbau, Wiederbewaldung, Extensivierung landwirtschaftlicher Flächen) wirken über veränderte Entzugsintensitäten und werden über Zeitfunktionen oder ein deterministisches Vegetationsmodell nachgebildet. Die Abflussdynamik der Fließgewässer kann durch vorgegebene Aufstauregeln, wasserstandsabhängige Abflussaufteilungen an Verzweigungen oder durch zeitlich gesteuerte Einleitungsmengen im Modell über die Zeit verändert werden. Zeitliche veränderliche Stauhöhen können über Zeitfunktionen vorgegeben werden. Der Rückstau hinter den Staueinrichtungen wirkt sich im Fließgewässermodell so weit in den Oberlauf aus, bis der Wasserstand eines Gewässerabschnittes die Stauhöhe überschreitet. 1. Einleitung 1. Einleitung Klimawandel, Landnutzungsänderungen und diverse Eingriffe in die Gewässersysteme können den Wasserhaushalt und die Abflussentwicklung ganzer Einzugsgebiete beeinflussen. Insbesondere in Brandenburg erzeugen sinkende Grundwasserstände (Klima, Flächenmelioration) Wassermangelsituationen, die die Existenz von Feucht- gebieten und kleineren Fließgewässern bedrohen. Um auf den lokalen Wassermangel möglichst flexibel reagieren zu können, werden technische Maßnahmen wie Stauregulierungen und Ein- oder Überleitungen eingesetzt. Die Simulation von Vegetationsänderungen und Bewirtschaftungsszenarien wird an Beispielen vorgestellt. Modellierung von Modellierung von Ver Verä nderungen im Wasserhaushalt nderungen im Wasserhaushalt verschiedener Einzugsgebiete verschiedener Einzugsgebiete mit einer variablen Kopplung mit einer variablen Kopplung zwischen Oberfl zwischen Oberflä chen chen - und Grundwassermodellen und Grundwassermodellen „Hydrologische Systeme im Wandel“ Tag der Hydrologie - Kiel, 26.-27. März 2009 Silke Mey 1 , Bernd Pfützner 1 , Gunnar Nützmann 2 1 Büro für Angewandte Hydrologie; 2 IGB – Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei 3. Untersuchungsgebiete 3. Untersuchungsgebiete Die gekoppelten dynamischen Modellierungen zur Abbildung von im Wandel befindlichen hydrologischen Systemen werden an Beispielen aus verschiedenen Regionen Nordostdeutschlands vorgestellt (Abb. 2). 4. Ergebnisse 4. Ergebnisse Waldumbau in Brandenburg Als Entscheidungshilfe für die Umsetzung von Waldumbaumaßnahmen in Branden- burg wurde ihre Wirkung auf den Wasserhaushalt (Grundwasseranhebung und Reichweite) untersucht. Dabei wurden die Einflussgrößen Grundwassergefälle (infolge verschieden durchlässiger Grund- wasserleiter) und Größe der Waldum- bauflächen, sowie die Intensität des Wald- umbaugrades variiert und die Grundwas- serstände in ihrer räumlichen Verteilung simuliert. Waldumbau in Brandenburg Untersuchungen der generellen (Flächen-) Wirkung von Waldumbaumaßnahmen in Brandenburg. Lietzengraben Auf einem ehemaligen Rieselfeldgebiet soll der Abfluss zu den Unterliegern durch die Einleitung von weitgehend gereinigtem Abwasser und unter Verwendung saisonal variierender Fließwege erhöht werden. Hammerfließ Um das Abflussverhalten des oberen Hammerfließes zu vergleichmäßigen, sind Sohlschwellen im gesamten Oberlauf geplant, die das Grundwasser erhöhen. Moorgebiet Luchsee Das den Luchsee umgebende Moor soll vor weiterer Degradierung durch Wald- umbaumaßnahmen geschützt werden gesamter Waldumbau 141 ha Abb. 4: Auswirkung der Zusatzwassereinleitung auf die Grundwasserstände bei zwei verschiedenen Abflusswegen Abb. 3: Grundwasserstandsänderungen aufgrund verschieden großer / intensiver Waldumbauflächen Abb. 1: Modellbibliotheken Abb. 7: Auswirkung von Sohlgleiten auf die Grundwasserstände Abb. 8: Grundwasserstandserhöhung durch Waldumbau und Auflichtung In abflussstärkeren Zeiten wird das Zusatzwasser über einen längeren Weg geleitet, hier kann Wasser im ufernahen Grundwas- ser zwischengespeichert werden (Abb. 4). In sommerlichen Trockenperioden kann dieses Wasser wieder zum Abfluss kommen, während das Zusatz- wasser auf kürzestem Weg zum Vorfluter gelangt (Abb. 5). Lietzengraben Weitgehend gereinigtes Abwasser wird in Reinigungsbiotope gleitet und über unter- schiedliche Abflussstrecken dem Fließgewässersystem zugeführt. Moorgebiet Luchsee Um der Degradierung des den Luchsee umgebenden Moorgebietes entgegenzuwirken, sind bereits einige reine Kiefernbestände zu Mischwald mit einer geringeren Bestockungsdichte (lichter) umstrukturiert worden. Die Untersuchung zeigte, dass Waldumbau (auf allen potenziell dafür geeigneten Flächen) die Grund- wasserstände um bis zu 30 cm erhöht (Abb. 8). Im Bereich des Moores können erhöhte Wasserstände um 20 cm schon Wirkung zeigen. Hammerfließ Der Einbau von Sohlschwellen an Oberlieger - Fließgewässerabschnitten führt zur Grundwasserstandsanhebung. Durch den Rückstau an den Sohlschwellen wird der Abfluss verlangsamt und reduziert (Abb. 7). Fließgewässerabschnitte der Niederung reagieren auf Grundwasseranhebung mit höherem Basisabfluss (Abb. 6). ArcEGMO bietet die Möglich- keit, die Wasserhaushalts- und Abflussprozesse durch den Einsatz von Vegetations- und Bewirtschaftungsmodulen und über Kopplungen mit verschiedenen Grundwasser- modellen in Abhängigkeit der veränderlichen Größen in ihrer Dynamik abzubilden. Dazu wird das detaillierte Boden- wasserhaushalts- Vegetations- modell (PSCN) eingesetzt. Abfluss am Schmelzewehr 0 100 200 300 400 500 600 700 800 1.1.1985 1.5.1985 1.9.1985 1.1.1986 1.5.1986 1.9.1986 1.1.1987 1.5.1987 1.9.1987 1.1.1988 1.5.1988 1.9.1988 1.1.1989 1.5.1989 1.9.1989 1.1.1990 1.5.1990 1.9.1990 1.1.1991 1.5.1991 1.9.1991 1.1.1992 1.5.1992 1.9.1992 1.1.1993 1.5.1993 Abfluss [l/S] Ist-Szenario Sohlgeiten-Szenario 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 Jan. 00 Mai. 00 Sep. 00 Jan. 01 Mai. 01 Sep. 01 Jan. 02 Mai. 02 Sep. 02 Jan. 03 Mai. 03 Sep. 03 Jan. 04 Mai. 04 Sep. 04 Jan. 05 Mai. 05 Sep. 05 Jan. 06 Mai. 06 ´ Abfluss [l/s] -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 Abflussdifferenzen [l/s] Abflussdifferenz (So-Wi) Winterweg Sommerweg Rieselfeld Auslass (Lietzengraben+Graben2) Abb. 6: Abflussveränderung durch Sohlgleiten Abb. 5: Abflussdifferenzen der zwei Abflusswege Abb. 2: Untersuchungsgebiete 5. Schlussfolgerung 5. Schlussfolgerung Für die gleichzeitige Betrachtung der verschiedenen Prozesse und ihren Wechsel- wirkungen untereinander ist ein Modellierungssystem entwickelt worden, welches in der Lage ist, diese parallel zu simulieren und die Auswirkungen der Handlungsfelder zu quantifizieren. Die Erkenntnisse aus den Szenariosimulationen fließen als Entscheidungs-hilfe in die Planung und praktische Umsetzung ein. Die erfolgreiche Modellierung der unterschiedlichen Fragestellungen für die hier vorgestellten Gebiete zeigt, dass diese Methodik auf verschiedene Gebiete des nord- deutschen Tieflandes übertragen werden kann.

Modellierung von Veränderungen im Wasserhaushalt ... · können den Wasserhaushalt und die Abflussentwicklung ganzer Einzugsgebiete ... Der Einbau von Sohlschwellen an Oberlieger

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Kontakt: BKontakt: Büüro fro füür Angewandte Hydrologie, Kr Angewandte Hydrologie, Kööberlesteig 6, 13156 Berlin, Tel. +49 30 49 913 702, Email: berlesteig 6, 13156 Berlin, Tel. +49 30 49 913 702, Email: bah@[email protected] Web:Web: www.bahwww.bah--berlin.deberlin.de

2. Methodik2. MethodikDas hydrologische Modellierungssystem ArcEGMO

Bewirtschaftungs- und VeränderungsregelnDie zeitlich variablen Steuerungselemente werden als Bewirtschaftungsregeln in das Modellsystem integriert:

• Vegetationsänderungen (Waldumbau, Wiederbewaldung, Extensivierung landwirtschaftlicher Flächen) wirken über veränderte Entzugsintensitäten und werden über Zeitfunktionen oder ein deterministisches Vegetationsmodell nachgebildet.

• Die Abflussdynamik der Fließgewässer kann durch vorgegebene Aufstauregeln, wasserstandsabhängige Abflussaufteilungen an Verzweigungen oder durch zeitlich gesteuerte Einleitungsmengen im Modell über die Zeit verändert werden.

• Zeitliche veränderliche Stauhöhen können über Zeitfunktionen vorgegeben werden. Der Rückstau hinter den Staueinrichtungen wirkt sich im Fließgewässermodell so weit in den Oberlauf aus, bis der Wasserstand eines Gewässerabschnittes die Stauhöhe überschreitet.

1. Einleitung1. EinleitungKlimawandel, Landnutzungsänderungen und diverse Eingriffe in die Gewässersysteme können den Wasserhaushalt und die Abflussentwicklung ganzer Einzugsgebiete beeinflussen. Insbesondere in Brandenburg erzeugen sinkende Grundwasserstände (Klima, Flächenmelioration) Wassermangelsituationen, die die Existenz von Feucht-gebieten und kleineren Fließgewässern bedrohen.Um auf den lokalen Wassermangel möglichst flexibel reagieren zu können, werden technische Maßnahmen wie Stauregulierungen und Ein- oder Überleitungen eingesetzt. Die Simulation von Vegetationsänderungen und Bewirtschaftungsszenarien wird an Beispielen vorgestellt.

Modellierung vonModellierung von VerVeräänderungen im Wasserhaushalt nderungen im Wasserhaushalt verschiedener Einzugsgebieteverschiedener Einzugsgebiete mit einer variablen Kopplung mit einer variablen Kopplung

zwischen Oberflzwischen Oberfläächen chen -- und Grundwassermodellenund Grundwassermodellen

„Hydrologische Systeme im Wandel“ Tag der Hydrologie - Kiel, 26.-27. März 2009

Silke Mey1, Bernd Pfützner1, Gunnar Nützmann2

1 Büro für Angewandte Hydrologie; 2 IGB – Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

3. Untersuchungsgebiete3. UntersuchungsgebieteDie gekoppelten dynamischen Modellierungen zur Abbildung von im Wandel befindlichen hydrologischen Systemen werden an Beispielen aus verschiedenen Regionen Nordostdeutschlands vorgestellt (Abb. 2).

4. Ergebnisse4. ErgebnisseWaldumbau in BrandenburgAls Entscheidungshilfe für die Umsetzung von Waldumbaumaßnahmen in Branden-burg wurde ihre Wirkung auf den Wasserhaushalt (Grundwasseranhebung und Reichweite) untersucht. Dabei wurden die Einflussgrößen Grundwassergefälle (infolge verschieden durchlässiger Grund-wasserleiter) und Größe der Waldum-bauflächen, sowie die Intensität des Wald-umbaugrades variiert und die Grundwas-serstände in ihrer räumlichen Verteilung simuliert.

Waldumbau in BrandenburgUntersuchungen der generellen (Flächen-) Wirkung von Waldumbaumaßnahmen in Brandenburg.LietzengrabenAuf einem ehemaligen Rieselfeldgebiet soll der Abfluss zu den Unterliegern durch die Einleitung von weitgehend gereinigtem Abwasser und unter Verwendung saisonal variierender Fließwege erhöht werden.HammerfließUm das Abflussverhalten des oberen Hammerfließes zu vergleichmäßigen, sind Sohlschwellen im gesamten Oberlauf geplant, die das Grundwasser erhöhen.Moorgebiet LuchseeDas den Luchsee umgebende Moor soll vor weiterer Degradierung durch Wald-umbaumaßnahmen geschützt werden

gesamter Waldumbau141 ha

Abb. 4: Auswirkung der Zusatzwassereinleitung auf die Grundwasserstände bei zwei verschiedenen Abflusswegen

Abb. 3: Grundwasserstandsänderungen aufgrund verschieden großer / intensiver Waldumbauflächen

Abb. 1: Modellbibliotheken

Abb. 7: Auswirkung von Sohlgleiten auf die Grundwasserstände

Abb. 8: Grundwasserstandserhöhung durch Waldumbau und Auflichtung

In abflussstärkeren Zeiten wird das Zusatzwasser über einen längeren Weg geleitet, hier kann Wasser im ufernahen Grundwas-ser zwischengespeichert werden (Abb. 4). In sommerlichen Trockenperioden kann dieses Wasser wieder zum Abfluss kommen, während das Zusatz-wasser auf kürzestem Weg zum Vorfluter gelangt (Abb. 5).

LietzengrabenWeitgehend gereinigtes Abwasser wird in Reinigungsbiotope gleitet und über unter-schiedliche Abflussstrecken dem Fließgewässersystem zugeführt.

Moorgebiet LuchseeUm der Degradierung des den Luchsee umgebenden Moorgebietes entgegenzuwirken, sind bereits einige reine Kiefernbestände zu Mischwald mit einer geringeren Bestockungsdichte (lichter) umstrukturiert worden.Die Untersuchung zeigte, dass Waldumbau (auf allen potenziell dafür geeigneten Flächen) die Grund-wasserstände um bis zu 30 cm erhöht (Abb. 8). Im Bereich des Moores können erhöhte Wasserstände um 20 cm schon Wirkung zeigen.

HammerfließDer Einbau von Sohlschwellen an Oberlieger- Fließgewässerabschnitten führt zur Grundwasserstandsanhebung. Durch den Rückstau an den Sohlschwellen wird der Abfluss verlangsamt und reduziert (Abb. 7).Fließgewässerabschnitte der Niederung reagieren auf Grundwasseranhebung mit höherem Basisabfluss (Abb. 6).

ArcEGMO bietet die Möglich-keit, die Wasserhaushalts- und Abflussprozesse durch den Einsatz von Vegetations- und Bewirtschaftungsmodulen und über Kopplungen mit verschiedenen Grundwasser-modellen in Abhängigkeit der veränderlichen Größen in ihrer Dynamik abzubilden. Dazu wird das detaillierte Boden-wasserhaushalts- Vegetations-modell (PSCN) eingesetzt.

Abfluss am Schmelzewehr

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Abb. 6: Abflussveränderung durch SohlgleitenAbb. 5: Abflussdifferenzen der zwei Abflusswege

Abb. 2: Untersuchungsgebiete

5. Schlussfolgerung5. SchlussfolgerungFür die gleichzeitige Betrachtung der verschiedenen Prozesse und ihren Wechsel-wirkungen untereinander ist ein Modellierungssystem entwickelt worden, welches in der Lage ist, diese parallel zu simulieren und die Auswirkungen der Handlungsfelder zu quantifizieren. Die Erkenntnisse aus den Szenariosimulationen fließen als Entscheidungs-hilfe in die Planung und praktische Umsetzung ein.Die erfolgreiche Modellierung der unterschiedlichen Fragestellungen für die hier vorgestellten Gebiete zeigt, dass diese Methodik auf verschiedene Gebiete des nord-deutschen Tieflandes übertragen werden kann.