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elefonsysteme mit IP-An- bindung sind Stand der Technik und gerade bei Busi- ness-Kunden wegen der damit möglichen Spareffekte beliebt. Viele Unternehmen verzichten bei dieser Gelegenheit gleich ganz auf eine eigene Telefonan- lage und buchen auch die Ver- mittlungsfunktionen zwischen ihren Nebenstellen als virtuellen Service aus der Cloud. Das ist oft nicht nur günstiger, sondern macht auch flexibler – etwa wenn die Anzahl der Neben- stellen schnell an veränderte Mitarbeiterzahlen angepasst werden soll. Zudem bieten sol- che netzbasierten TK-Anlagen (im Fachjargon auch „Centrex“ genannt) Komfortfeatures wie die Integration von Mobiltele- fonen als Nebenstellen. Vier Wochen Stresstest Doch wie steht es bei diesen Lösungen um die Sprachquali- tät und die Kompatibilität zu Faxgeräten und Telefondiens- ten? Um dies herauszufinden, nahm connect gemeinsam mit seinem Netztestpartner zafaco die Centrex-Dienste in einem vierwöchigen Stresstest unter die Lupe. HANNES RÜGHEIMER >> T MODERNE ZEITEN Telefonanlagen für Geschäftskunden kommen zunehmend aus der Cloud. Doch wie schneiden die IP-An- schlüsse in puncto Sprachqualität und bei Multitone und Fax ab? Unser großer Test liefert Antworten. Fotos: © Pressmaster – shutterstock.de HOME CONNECT 118 6/2014 119

moderne T bindung sind Stand der - zafaco.de zur Verfügung, der neben CTI (Computer Telephone Integration) auch Präsenzinfos, Instant Messaging, Web- und Videoconferencing bietet

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elefonsysteme mit IP-An-bindung sind Stand der

Technik und gerade bei Busi-ness-Kunden wegen der damit möglichen Spareffekte beliebt. Viele Unternehmen verzichten bei dieser Gelegenheit gleich ganz auf eine eigene Telefonan-lage und buchen auch die Ver-mittlungsfunktionen zwischen ihren Nebenstellen als virtuellen Service aus der Cloud. Das ist oft nicht nur günstiger, sondern macht auch flexibler – etwa wenn die Anzahl der Neben-stellen schnell an veränderte Mitarbeiterzahlen angepasst werden soll. Zudem bieten sol-che netzbasierten TK-Anlagen (im Fachjargon auch „Centrex“ genannt) Komfortfeatures wie die Integration von Mobiltele-fonen als Nebenstellen.

Vier Wochen Stresstest Doch wie steht es bei diesen Lösungen um die Sprachquali-tät und die Kompatibilität zu Faxgeräten und Telefondiens-ten? Um dies herauszufinden, nahm connect gemeinsam mit seinem Netztestpartner zafaco die Centrex-Dienste in einem vierwöchigen Stresstest unter die Lupe. Hannes RügHeimeR >>

Tmodernezeiten

Telefonanlagen für Geschäftskunden kommen zunehmend aus der Cloud.

Doch wie schneiden die IP-An-schlüsse in puncto Sprachqualität

und bei Multitone und Fax ab? Unser großer Test liefert Antworten.

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118 6/2014 119

fazit fazit

fazit fazit

„DeutschlandLAN“ kombiniert SDSL mit 10 Mbit/s, Festnetz-VoIP und Business-Handytarif. Die kleinste Variante für fünf Teilnehmer überzeugt.

Das Paket aus DSL-Leistung und Cloud-Telefonanlage des Kölner Netzbetreibers QSC setzt sich souverän an die Spitze des Testfelds.

Gegenüber dem Centrex-Test 2013 hat der Münchener Anbieter Nfon deutlich aufgeholt und klettert auf den zweiten Platz.

Im Vergleich zu 2013 hat sich die Centrex-Lösung des Berliner Anbieters verbessert. Es bleiben Schwächen bei Sprachqualität und Faxübertragung.

TelekomQSc

nfon Vio:neTworkS

In ihrem Komplettangebot „Deutsch-landLAN“ kombiniert die Telekom Breitband-Anschluss, IP-Telefonie und Mobilfunk für Geschäftskunden mit fünf bis 49 Teilnehmern. Zum Test tritt die Variante „Classic“ in der kleinsten Ausführung für fünf Teilnehmer an, die allerdings stattliche 495 Euro pro Monat kostet. Dafür liefern die Bonner eine SDSL-Leitung (je 10 Mbit/s in beiden Richtungen) mit acht festen IP-Adressen, einen VoIP-Router samt Hardware-Firewall sowie fünf IP-Tele-fone vom Typ SNOM 870. Auch fünf Mobilfunkkarten in einem Business-Einsteigertarif sind enthalten. Über die IP-Leitung stehen bis zu 20 Sprach-kanäle gleichzeitig zur Verfügung.

Dafür gelten Flatrates ins deutsche Festnetz und alle deutschen Mobil-funknetze, auch Gespräche zwischen den einbezogenen Handys und der Fir-menzentrale sind gratis. Die Mobiltele-

fone sind auch unter der zugeordneten Festnetznummer erreichbar. Für die Teilnehmer-Arbeitsplätze steht ein PC-Client zur Verfügung, der neben CTI (Computer Telephone Integration) auch Präsenzinfos, Instant Messaging, Web- und Videoconferencing bietet.

Probleme beim FaxenDie an den DeutschlandLAN-An-schlüssen ermittelten Messwerte sind insgesamt gut. Allerdings fällt auf, dass in über 12 Prozent der Testverbin-dungen der für die Sprachqualität ent-scheidende PESQ-Wert unter die kriti-sche Grenze von 4,0 fällt. Und mit Faxübertragungen hat die Telekom noch größere Probleme als viele ihrer Mitbewerber: Über 20 Prozent der Test - Fernkopien führen zum Abbruch.

connect-Urteilgut (395 Punkte)

Der Kölner Anbieter QSC tritt mit dem Angebot „IPfonie Centraflex“ und ei-nem 16-Mbit-DSL-Anschluss aus sei-nem eigenen Sortiment an. Die Cen-trex-Lösung kostet 4,50 Euro im Mo-nat, setzt allerdings eine Abnahme von mindestens zehn Nebenstellen voraus. Nach Bedarf und gegen Aufpreis las-sen sich auch IP-Telefone oder analoge Telefon/Fax-Adapter von QSC mieten.

Anders als andere Anbieter bietet QSC keine Mobilfunkverträge an, unterstützt aber die Vermittlung von Gesprächen aufs Handy sowie den Parallelruf auf IP- und Mobiltelefon. Auch das Zurückgeben von Mobil-gesprächen auf IP-Nebenstellen ist möglich. Eine eigene Centra flex-App für iOS und Android unterstützt die Nutzung solcher Funk tionen.

Im getesteten Basispaket sind Funk-tionen wie eine individuelle Voice box pro Teilnehmer, Wahlunterstützung aus

Outlook sowie Fax-to-Mail und Mail-to-Fax enthalten. Gegen Aufpreis lässt sich der Anschluss um speziellere Merkmale wie Sprachmenüs oder Call-Center-Funktionen (ACD – „Automa-tic Call Distribution) ergänzen.

Rundum überzeugende MesswerteMit den von zafaco ermittelten Mess-werten setzt sich QSC souverän an die Spitze. Ob Rufaufbauzeiten, Fehlerra-ten, Sprachqualität oder -verzögerung sowie Multiton oder Fax – die im QSC-Netz erzielten Parameter liegen im Spitzenbereich, die Fehlerraten beim Aufbau von Telefongesprächen (0,08 Prozent) und Faxübertragungen (1,82 Prozent) sind die besten im Testfeld. Mit diesen Leistungen fährt QSC den Gesamtsieg ein.

connect-Urteilsehr gut (442 Punkte)

Aus dem Nfon-Sortiment haben wir die Centrex-Lösung „Nfon TK-An-lage“ in Verbindung mit dem SDSL- Anschluss „Nconnect 6000“ (5,7 Mbit/s in beiden Richtungen) getestet. Nach Bedarf bietet Nfon auch schnel-lere Leitungstypen an. Und der schier endlose Funk tionsumfang der Cloud-TK-Anlage stellt alle anderen Kandi-daten in den Schatten: So führt Nfon auf seiner Website mehr als 160 Tele-fon anlagenfunktionen auf – darunter die Integration von Mobilfunk neben -stellen („Fixed Mobile Convergence“), die Nfon in Zusammenarbeit mit O2 realisiert, oder die Anbindung an Microsofts Kommunikationssuite Lync. Umfangreiche Callcenter-Merk-male wie Monitoring und Sprachauf-zeichnung, Projektkennziffern und Kostenstellen, verschlüsselte Telefo-nate (sofern von der Hardware unter-stützt) sowie individuelle Wartemusik

sind ebenso Bestandteile des Pakets wie Funktionen, mit denen sich soge-nannte IVR-Systeme (Interactive Voice Response) realisieren lassen. Und mit der von Nfon seit Kurzem angebotenen „Ncloudbox“ lassen sich auch ältere Systemtelefone anderer Anbieter komfortabel an den SIP- Anschlüssen aus München betreiben.

Insgesamt gute MessergebnisseSeine Messwerte befördern Nfon auf den zweiten Platz. Sprachqualität und Zuverlässigkeit überzeugen, ledig - lich bei Faxübertragungen fällt die Fehlerrate mit knapp 10 Prozent relativ hoch aus – wenn gleich sich der An-bieter auch in dieser Disziplin im Vergleich zum Test des Jahres 2013 deutlich verbessert hat.

connect-Urteilgut (402 Punkte)

Da Vio:networks aus Berlin keine eige-nen DSL-Anschlüsse betreibt, haben wir seine virtuelle Telefonanlage „Vio:pbx“ an einer DSL-16 000-Lei-tung der Telekom getestet. Das Angebot lässt sich zwischen drei und 1000 Teilnehmern skalieren. Dabei kann man pro Nebenstelle bis zu drei Endgeräte nutzen, etwa ein IP-Telefon, einen SIP-Client auf dem PC und ein Mobiltelefon. Alle drei übertragen auf Wunsch bei abgehenden Telefonaten die Durchwahlnummer der IP-Anlage. Zum Leistungsumfang zählen auch Unified-Communications-Merkmale wie CTI (Computer Telephone Integra-tion), Fax-to-Mail- und Mail-to-Fax-Unterstützung, Instant Messaging, inter-aktive Sprachdialogsysteme, Warte-schleifen und vieles mehr. Telefonkon-ferenzen lassen sich mit bis zu 30 Teil-nehmern führen, und auf Wunsch wer-den die IP-Telefonverbindungen mit

VPN-Technik verschlüsselt. Wer will, kann seinen Anschluss mit der Group-ware „Vio:xchange“ erweitern, welche dann Funktionen wie Präsenzmanage-ment oder gemeinsame Dokumenten- und Kalenderverwaltung als Cloud- Service bereitstellt.

Messergebnisse im MittelfeldDie von zafaco ermittelten Messwerte sind insgesamt okay, zeigen allerdings Schwächen bei der Sprachqualität: Bei fast 16 Prozent der Testverbindungen liegt der wichtige PESQ-Wert unter der kritischen Schwelle von 4,0. Auch die ermittelten Verzögerungen und Fax-Fehlerraten fielen bei vielen Test-verbindungen zu hoch aus. So ergibt sich für die Berliner doch ein deutli-cher Abstand zum Sieger-Trio. >>

connect-Urteilbefriedigend (371 Punkte)

Für Firmen, zu deren Bedarf das Kom-plettangebot passt, ist das Deutschland-LAN interessant – zumal es im Test ordentliche Leistungen bietet. Doch die Sprachqualität kann bisweilen spürbar sinken, Faxe schlagen häufiger fehl.

In allen bewerteten Kategorien liefert QSC sehr gute Ergebnisse. Nutzer des Angebots „IPfonie Centraflex“ müssen sich um Sprachqualität, Zuverlässigkeit sowie Multitone- und Faxverbindungen keine Sorgen machen.

Die Messwerte attestieren Nfon hohe Netzqualität, auch wenn die Faxüber-tragungen noch besser sein könnten. In Verbindung mit dem riesigen Funktions-umfang ihrer Centrex-Anlage liefern die Münchener ein überzeugendes Angebot.

Auch wenn es nicht ganz für eine Spit-zenposition reicht, erreicht „Vio:pbx“ brauchbare Messwerte. Doch bei fast 16 Prozent der Sprachverbindungen gibt es Qualitätseinbußen, auch Verzöge run gs-werte und Fax-Fehlerraten sind recht hoch.

Top-Qualität: Die Messwerte sind bei QSC (orange) durch die Bank hervorragend, hier zum Beispiel die der Rufauf-bauzeit vom Home-Office zu einer ISDN-Gegenstelle.

Problemfeld Fax: Die DeutschlandLAN-Anschlüsse (Tele-kom: Kurve in Magenta) hatten bei Faxübertragungen die längsten Aufbauzeiten und eine der höchsten Fehlerraten.

Leichte Schwächen beim Faxen: Eine Fehlerrate von etwa 10 Prozent sowie zum Teil recht lange Fax-Übertragungen sind die einzigen Probleme, die Nfon im Test hatte.

Langsame Datenpalete: Die Testverbindungen über die An-schlüsse von Vio:networks (violette Kurve) weisen hohe Ver - zögerungswerte auf – nur Sipgate (türkis) ist noch schlechter.

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120 6/2014 121

fazit

fazit

Ausgefeilte Mobilfunkintegration und nützliche Funktionen – doch durch-wachsene Messwerte befördern das Vodafone-Angebot ins Mittelfeld.

Vom Platz eins im Jahr 2013 fällt TeamFON auf den sechsten Rang zurück, zählt damit diesmal aber immer noch zum Mittelfeld.

Vodafone

Teamfon

Vodafone präsentiert sich als integrier-ter Kommunikationskonzern – da ist es kein Wunder, dass die Centrex-Lösung „OfficeNet“ mit umfangreicher Mobil-funkintegration glänzt. Handys können vollwertige Nebenstellen der virtuellen Telefonanlage sein; wird ein Nutzer in der webgestützten Administrations-oberfläche als „Kombiteilnehmer“ de-finiert, ist er per Parallelruf sowohl auf dem IP-Festnetztelefon als auch auf dem Mobiltelefon erreichbar. Die erforderliche Integration leistet das Vodafone-Netz – zusätzliche Apps oder Ähnliches werden nicht benötigt.

Innerhalb des eigenen Unternehmens tele fonieren Teilnehmer kostenlos, egal mit welchem Endgerät. Gegen Aufpreis lassen sich weitere Flatrates etwa fürs deutsche Festnetz (ab 2 Euro pro Nebenstelle), für alle deutschen Mobilfunknetze (ab 3 Euro pro Neben-stelle) bis hin zu „Inter national“-

Flatrates fürs Auslands- Roaming per Handy hinzubuchen.

Die in unserem Test untersuchten Anschlüsse basieren auf 16-Mbit-DSL-Leitungen, IP-Telefone oder andere Endgeräte kann man kaufen oder mieten. Über einen PC-Vermitt-lungsplatz lassen sich Gespräche per Drag-and-drop weiterleiten.

Durchwachsene MesswerteDie Messergebnisse sind durchwach-sen: Die Sprachqualität liegt bei vielen Telefonaten auf hohem Niveau, die Signallaufzeiten sind sehr gut. Doch hohe Fehlerraten bei den Testgesprä-chen und viele Verbindungen mit schlechtem PESQ-Wert (14,4 Prozent unter dem Schwellenwert 4,0) verhin-dern eine bessere Note.

connect-Urteilbefriedigend (367 Punkte)

Eigene Breitbandanschlüsse vertreibt der Münchener IP-Spezialist TeamFON nicht. Seine Centrex-Lösung „TeamSIP“ testeten wir deshalb an einer 16-Mbit-DSL-Leitung der Telekom. Auch Mobilfunk hat TeamFON nicht im Sor-timent, was aber nicht bedeutet, dass sich Smartphones nicht komfortabel in seine virtuelle Telefonanlage einbin-den ließen. Dafür sorgt die App „TeamSIP2phone“, die für iOS und Android sowie als mobile Web-App für andere Systeme erhältlich ist. Außerdem hat TeamFON SIP-Clients für Windows-PCs und Macs sowie IP-Telefone von Tiptel, SNOM, Gigaset und Siemens Openstage im Angebot.

Die Vermittlungsfunktionen von TeamSIP umfassen neben Standard-funktionen auch CTI-Unterstützung (Computer Telephone Integration) wie zum Beispiel Outlook-Anbindung, ein firmenweites Adressbuch, einen zen-

tralen Anrufbeantworter, Fax2Mail und Mail2Fax, interaktive Sprachmenüs und Callcenter-Features, Instant Messa-ging und Präsenzverwaltung.

Viel weniger Punkte als 2013Im Vorjahres-Test konnte sich TeamFON den ersten Platz sichern, diesmal ist der Anbieter ins Mittelfeld abgerutscht. Ein Erklärungsansatz: Die Qualität der Verbindungsstrecken hängt davon ab, von welchen Carriern der Anbieter IP-Leitungen zumietet. Anscheinend hat sich TeamFON mittlerweile für Zuliefe-rer entschieden, die bei Sprachverzöge-rung und -qualität sowie Faxübertragung schlechtere Leistungen bringen. Andere Parameter wie Gesprächsfehlerraten, Sprachqualität und Multitone-Übertra-gung gehen dagegen in Ordnung. >>

connect-Urteilbefriedigend (365 Punkte)

Einige Messwerte-Ausreißer verhindern eine bessere Platzierung – schade, denn Vodafone gefällt mit starker Mobil-funk-Integration, kurzen Signallauf-zeiten und durchaus guten Er gebnissen bei Faxübertragungen.

Vom Platz an der Sonne im Vorjahr ist der Absturz deutlich, auch wenn Team-FON insgesamt noch im Mittelfeld mit-spielt. Die Ursache dürften leistungs-schwächere Mietnetze sein, über die der Anbieter seinen IP-Verkehr leitet.

Gemischtes Bild: Vodafone (rote Kurve) glänzt mit sehr guten Verzögerungswerten. Dem stehen hohe Fehlerraten und viele Gespräche mit schlechter Sprachqualität gegenüber.

Lange Leitung: Die im Test ermittelte Sprachverzögerung fällt bei TeamFON (dunkeltürkis) diesmal auffallend schlecht aus – ein Indiz für leistungsarme Transportnetze.

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122 6/2014

fazit

Funktionsumfang und eine clevere Mobilfunkintegration sind Pluspunkte bei Sipgate. Leider fallen die Messwerte deutlich ab.

SipgaTe

Der auch im Privatmarkt für seine VoIP-Angebote bekannte und beliebte Anbieter Sipgate liefert Geschäftskun-den unter dem Namen „Sipgate Team“ eine virtuelle Telefonanlage. Da die Düsseldorfer genau wie Vio:networks und TeamFON keine eigenen Breit-bandanschlüsse zu ihren Kunden legen können, haben wir ihre Centrex- Lö-sung „Team 3“ (für drei Teilnehmer) an einer DSL-16 000-Leitung der Tele-kom getestet. Das Basisangebot lässt sich auch mit Flatrates ins Festnetz und/oder in die deutschen Mobilfunk-netze kombinieren.

Zusätzlich bietet Sipgate eine um-fangreiche Mobilfunkintegration an. Dabei tritt der Anbieter als „MVNO“ (Mobile Virtual Network Operator) auf: Er liefert seinen Kunden eigene Sipgate-SIM-Karten, die das E-Plus-Netz nutzen. So ins „Sipgate Team“ eingebundene Mobiltelefone sind voll-

wertige Nebenstellen der virtuellen Telefonanlage. Jeder Teilnehmer kann wahlweise als Festnetz- oder Mobil-funknebenstelle konfiguriert werden. Die bei abgehenden Telefonaten über-mittelte Rufnummer lässt sich über ein Webportal komfortabel einstellen.

Rote Laterne bei den Messwerten Ohne eigene Breitbandzugänge und zudem mit angemieteten Fremdnetzen für den Fernverkehr hat Sipgate kaum Kontrolle über „Quality of Service“ (QoS). Das führt zu langen Rufaufbau-zeiten, vielen minderwertigen Verbin-dungen (bei über 25 Prozent der Test-gespräche lag der kritische PESQ-Wert unter 4,0), sehr hohen Verzögerungs-werten und über 35 Prozent fehlge-schlagenen Faxverbindungen.

connect-Urteilausreichend (310 Punkte)

Der Sipgate-Funktionsumfang ist sehr gut, die Konfiguration gelingt sehr komfor tabel. Doch bei den Qualitäts-messungen für Telefonie, Multi tone- und Faxübertragung erweist sich „Team 3“ leider als Schlusslicht.

Das Festnetz-Testinstitut zafaco baute baute vom 17. März bis ein-schließlich 13. April 2013 (vier Wochen) fast 50 000 Testverbindungen auf und nahm so die Netz qualität unserer Kandi-daten unter die Lupe. Um realistische Bedingungen nachzustellen, setzte der Mess aufbau auf verteilte Standorte, die eine Firmenzentrale in einer Stadt mit mehreren in Deutschland verteilten Home offices simulierten. Dazu nutzte zafaco Hardware-Installationen in Düs-seldorf, Kiel, Magdeburg, München und Nürnberg. Teilnehmer mit eigenen Netz-anschlüssen stellten diese im Test-Cen-ter mit der zugehörigen Hardware zur Verfügung. Für Sipgate, TeamFON und Vio:networks kamen Standard-DSL- 16 000-Anschlüsse vom Marktführer Telekom zum Einsatz. Für den Netzan-schluss sorgten hier Fritzboxen vom Typ 7390. In Düsseldorf, Kiel, Magdeburg, München und Nürnberg baute je ein In-dustrie-PC die Verbindungen auf. Als Referenz ermittelte zafaco auch die Qualität von Verbindungen über das konventionelle ISDN-Netz. Dazu dienten

So testen connect und zafaco

Quad-ISDN-Karten und die dazugehö-rigen ISDN-Anschlüsse. Die SIP-Verbin-dungen bauten PC-Softphones auf.

Bei den Messungen wurden ver-schiedene Verbindungsarten be-rücksichtigt. Mit der beschriebenen Hardware-Konstellation bildeten die Ex-perten mehrere Szenarien ab: Anrufe von SIP auf ISDN, von ISDN auf SIP so-wie von SIP zu SIP – in der Praxis also innerhalb der IP-Netze der jeweiligen Kandidaten. Zum Vergleich wurden auch die Resultate von reinen ISDN-Verbin-dungen erfasst und bewertet. Um eine realistische Beanspruchung der IP-Lei-tungen zu simulieren, führte das Test-system para llel zu den Telefonaten stets auch FTP-Uploads und HTTP-Downloads großer Testdateien durch. Die Sprach-verbindungen fanden mit dem dafür typi schen Codec G.711 statt, der auf Sprachkompression verzichtet.

Die erhobenen Messwerte stehen in der Tabelle oben. Als Basis zur Punktevergabe dienten die Durch-schnitte der pro Kandidat in rund 6000 Einzelverbindungen erhobenen Werte. Aber auch die Abweichung vom Durch-schnitt floss in die Bewertung ein. Die Idee dahinter: Große Unter schie de fallen

im Alltag stärker auf, als wenn etwa das Wählen konstant etwas länger dauert. Brauchten viele Verbindungen bei der Anwahl länger als fünf Sekunden, führte das zum Punktabzug. Das galt auch für Verbindun gen, die wegen hoher Fehler-quoten abbrachen.

Zur Beurteilung der Sprachver-ständlichkeit hat zafaco den soge-nannten PESQ-Wert ermittelt (Per-ceptual Evaluation of Speech Quality – wahrgenommene Einschätzung der Sprachqualität). Dabei handelt es sich um ein von der ITU-T standardisiertes Verfahren, das die Verständlichkeit einer Sprach übertragung messtechnisch erfasst. PESQ-Werte zwischen 4,0 und 4,5 stehen für sehr gute Übertragungs-qualität, ein Wert von 3,5 entspricht ei-ner guten Mobilfunkverbindung, unter-halb von 2,7 nimmt die Verständlichkeit ab. Ein weitere Gruppe von Messwerten steht für die Sprachverzögerung. Über-schreitet sie 150 Millisekunden, be ginnt dies störend zu wirken – so wie man es von trans atlantischen Satellitenverbin-dun gen kannte. Zumal Telefonate ins Mobilfunknetz, zu DECT-Telefonen oder über Blue tooth-Headsets noch weitere Verzögerungen (Delays) hinzufügen.

Hardware im Dauereinsatz: Die getes-teten Systeme liefen Tag und Nacht in Düsseldorf, Kiel, Magdeburg, München und Nürnberg und lieferten in vier Wochen fast 50 000 Testverbindungen.

Außerdem berücksichtigte zafaco Mehrfrequenztöne („Multitone“) und Faxübertragungen. Multitone-Signale sind vor allem für die Bedienung von Sprachmenüs bei Hotlines und Info-diensten von Bedeutung. Und da Centrex-Nebenstellen auch mit Faxgeräten klar-kommen soll ten, ermittelten wir Über-tragungszeiten und Fehlerraten. War ein Test-Fax nach 180 Sekunden nicht übertragen, wurde die Übermittlung ge-stoppt und als fehlgeschlagen gezählt.

Nicht gut: Der für die Sprachqualität charakte ristische PESQ-Wert (helltürkis) sinkt bei starker Netzauslastung – etwa vormittags und abends – deutlich.

Anbieter QSC nfon telekom Vio:networks Vodafone teamFOn Sipgate

Produkt iPfonie Centraflex

nfon tK-Anlage + nconnect 6000

DeutschlandLAn Classic Vio:pbx Officenet teamSiP

Centrex Sipgate team 3

Preis ab 4,50 Euro/Monat u. NSt.; Q-DSL office 34 Euro/Monat

6,80 Euro/Monat u. NSt.; Nconnect 6000: 99 Euro/M.

ab 495 Euro/Monat für 5 Teilnehmer

4,88–6,50 Euro/Monat und Nebenstelle.

ab 7,95 Euro/Monat und Nebenstelle

5,90–6,90 Euro/Monat und Nebenstelle

19,95 Euro/Monat für 3 Teilnehmer

Internetanbindung (Down/Up) 16100/1024 kbit/s 5700/5700 kbit/s 10000/10000 kbit/s 16000/1024 kbit/s 1 16128/800 kbit/s 16 000/1024 kbit/s 1 16000/1024 kbit/s 1

KonditionenAnzahl Nebenstellen von ... bis 10–500, mehr möglich 2–20 000 5–50 3–1000 5–48 1–1000 3–250

Hardware im Lieferumfang Í (optional z.B. von Aastra oder Panasonic)

Í (div. Endgeräte im Angebot – Kauf oder Miete)

Å (5 IP-Phones Snom 870, Hardware-Firewall)

Í (diverse Endgeräte im Angebot zum Kauf)

Í (div. Endgeräte im Angebot – Kauf oder Miete)

Í (diverse Endgeräte im Angebot zum Kauf)

Í (diverse Endgeräte im Angebot zum Kauf)

Kosten für Telefonate ins deutsche Festnetz 1,39 Cent/Min 1,1 Cent/Min 2 oder Flat

3,90 Euro/Monat und NSt. Flatrate 1 Cent/Min 2 oder Flat 4,00 Euro/Monat und NSt.

1,9 Cent/Min, alternativ Flatrate 2 Euro/NSt. 1,4 Cent/Min 0,84 Cent/Min oder Flat

12,56 Euro für alle Teilnehmer

… in deutsche Mobilfunknetze D-Netze: 11,99 Cent/Min, E-Netze: 13,79 Cent/Min

11,9 Cent/Min 2 oder Flat 9,90 Euro/M. u. NSt. 3 (inkl. EU) Flatrate 9 Cent/Min 2 oder Flat

10,00 Euro/Monat und NSt. 313,5 Cent/Min, alternativ Flatrate ab 3 Euro/NSt. 12,9 Cent/Min 10,84 Cent/Min oder Flat

41,97 Euro für alle Teilnehmer 3

Interngespr./zwischen Filialen beides kostenlos im QSC-Netz kostenlos/kostenlos kostenlos/kostenlos kostenlos/kostenlos kostenlos/kostenlos kostenlos/kostenlos kostenlos/kostenlosMindestlaufzeit/-umsatz 12 Monate / 100 Euro/Monat keine/keiner 24 Monate/keiner keine/keiner 24 Monate/keiner keine/keiner keine/keinerIntegration von MobiltelefonenParallelruf/Übergabe Mobil-Festnetz Å/Í Å /Å Å/Í Å/Å Å/Å Å/Å Å/ÅUmleitung/Makeln/Rückfragen zu Mobiltelefon Å/Å/Í Å/Å/Å Å/Å/Å Å/Å/Å Å/Å/Å Å/Å/Å Å/Å/Å

Client-App für Smartphones Å (iOS, Android) Å/Å (iOS, Android, Blackberry) Í Å/Å (iOS, Android) Í

Å (iOS, Android, Blackberry 7)

Í (Handys über Sipgate-SIM-Karte integriert)

Vermittlungs-/Komfort-FunktionenSoftphone Windows/Mac Å/Å Å/Å Å/Í Å/Å Å/Í Å/Å Å/ÅPresence-/CTI-Funktionen Å/Å Å/Å Å/Å (CTI über Drittanbieter) Å/Å Å/Å Å/Å Å (online)/ÅRufumleitg./Anrufbeantw. pro NSt. Å/Å Å/Å Å/Å (Mobilbox T-Mobile) Å/Å Å/Å Å/Å Å/ÅWarteschlange, Chef/Sekretariat Å/Å Å/Å Í/Å Å/Å Å/Å Å/Å Í/Ífirmenweites Adressbuch Å Å Å Å Å Å Å

Fax to PC, PC to Fax Å / Å Å/Å optional/optional Å/Å Í / Í Å / Å Å/ÅConferencingTel.-/Web/Video-Konferenzen Å /Å/Í Å /Å/Í Å/Å/Å Å/Í/Í Å/Å/Å Å/Í/Í Í/Í/ÍDesktop Sharing / File Sharing Í/Í Å/Å Å/Å Í/Í Å/Å Í/Í Í/Í

Besonderheiten

Assistant Enterprise (Wählen aus Outlook), TAPI 2.1, Receptionist

(Vermittlungsplatt form); Unified Communications

(ESTOS Pro Call Enterprise)

automatische Tel.-Konfig.; über 150 Anlagen-Funkt.; (Pickup, IVR …); Sprach-

verschlüsselung; Integrati-on MS Lync; Integr. mit O2

(„Office Voice Cloud“)

gegen Aufpreis subven tionierte Handys als

Paketbestandteil

Rabattsystem ab zehn Nebenstellen; IVR, Konfe-

renzräume, Warteschleifen etc. kostenlos enthalten

indiv. Flatrates bis Internati-onal Flat pro NSt. buchbar; Mobilfunkintegration ohne zusätzliche Software; an

Firmenstandorten Festnetz-preise; PC-Vermittlungsplatz

eigener Softphone- Client mit Instant

Messaging und Outlook-Integration; Callcenter-

Funktionen (ACD)

vom Handy abgehend Festnetz-Durchwahlnr.;

Abschriften von Voicemails; SMS-Empf. auch via Web oder auf Festnetz; kom-plette Online-Verwaltung

Stand April 2014; alle Preisangaben netto (zuzüglich 19% MwSt.) 1 kein eigenes Access-Angebot, getestet mit Telekom DSL16000 2 Abrechnung sekundengenau 3 Allnet-Flat, Flatrate fürs deutsche Festnetz im Preis enthalten

VirtueLLe teLeFOnAnLAgen: AuSStAttungen unD PreiSe

MeSSwerte unD teStergebniSSeAnbieter QSC nfon telekom Vio:networks Vodafone teamFOn Sipgate iSDn/POtS-

referenz 1

MeSSwerteAnzahl Testsamples Sprache und DTMF 5087 5161 4450 5118 5112 5129 4762 4439Anzahl Testsamples Fax 1267 1266 1263 1260 946 1196 1256 1154ruFAuFbAuzeitRufaufbauzeit s 1,59 1,63 1,50 1,82 1,85 1,73 1,89 2,53Rufaufbauzeit (Standardabweichung) s 1,61 1,39 0,95 1,50 1,51 1,59 1,46 0,77Rufaufbauzeit > 5 Sek. % 1,50 1,92 0,02 0,32 5,31 1,64 2,30 0,90FehLerrAteFehlerrate Gespräch % 0,08 0,10 0,38 0,78 1,58 0,16 0,38 0SPrAChQuALitätPESQ MOS-Wert 4,33 4,34 4,27 4,24 4,28 4,20 4,16 4,46PESQ MOS-Wert (Standardabweichung) 0,16 0,15 0,18 0,23 0,19 0,23 0,27 0,01PESQ MOS-Wert < 4 % 7,58 5,67 12,10 15,92 14,48 21,88 25,43 0SPrAChVerzögerungSprachverzögerung ms 160,28 167,94 157,36 170,64 148,76 168,91 212,39 19,57Sprachverzögerung (Standardabweichung) ms 75,05 88,50 78,71 75,08 74,91 74,90 84,66 1,65Sprachverzögerung > 150 ms % 26,13 26,28 29,61 41,76 17,72 37,88 72,93 0MuLtitOne unD FAxFehlerrate Multitone-Übertragung % 1,46 0,98 2,07 3,27 5,05 3,63 8,10 0Aufbauzeit Faxverbindung s 40,24 35,59 41,01 33,41 34,28 33,70 34,07 30,58 1

Übertragungsdauer Fax s 86,20 96,25 79,91 82,49 79,26 84,60 89,90 81,44 1

Fehlerrate Fax % 1,82 9,79 20,43 11,83 5,71 13,55 35,67 1,65 1

teStergebniSSeRufaufbauzeit max. 55 41 39 52 46 21 36 34 46Fehlerrate max. 175 175 175 175 175 140 175 175 175Sprachqualität max. 80 76 76 68 64 68 56 56 80Sprachverzögerung max. 80 48 48 48 32 64 44 20 80Multitone-Übertragung max. 45 45 45 36 36 27 36 9 45Fax-Übertragung max. 65 57 19 16 18 47 18 16 63

urteiL max. 500442

sehr gut402gut

395gut

371befriedigend

367befriedigend

365befriedigend

310ausreichend

489sehr gut

1 ISDN ist Referenz für Sprache und Multitone. Für Faxe dienten konventionelle Analoganschlüsse („POTS“) als Referenz.

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