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Papierkrieg, ein Leben lang? Moduldokumentation Design Gabriel Wolf HyperWerk, 16. April 2013

Moduldoku design 2012/2013

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Papierkrieg, ein Leben lang?Moduldokumentation Design

Gabriel WolfHyperWerk, 16. April 2013

EinleitungWir können die Schwerkraft überwinden, aber der Papierkram erdrückt uns.

16 31 I 2010 I Voith Paper I twogether

NEUANLAGEN

Im Mai 2010 ging die Hainan PM 2 mit einer Siebbreite von 11,8 m und einer Länge von fast 600 m

erfolgreich in Betrieb. Die riesige Papiermaschinenhalle hat den Monteuren und Inbetriebnehmern

höchste Fitness abverlangt. Aber auch das Klima auf Hainan mit teilweise über 40°C und hoher

Luftfeuchtigkeit stellte eine große Herausforderung für Mensch und Maschine dar.

Hainan PM 2 – die größte Papiermaschine der Welt

Ausnahmeprojekt gemeinsam gemeistert

Alles begann mit einer Absichtserklä-

rung über drei große Papiermaschi-

nen, unterzeichnet von Teguh Ganda

Wijaya, CEO von Asia Pulp and Paper

(APP). Neben der Guangxi KM 1

und der Hainan PM 1 plante APP die

Hainan PM 2 – die größte Papierma-

schine der Welt. Am 06. Juli 2007

startete mit dem Auftrag für das Engi-

neering die Arbeit an der Maschine,

die alle bisherigen Dimensionen über-

treffen sollte.

Bei der Papierherstellung legt APP

großen Wert auf die Reduzierung des

Frischwasser- und Frischfaserver-

brauchs. Letzterer wird durch die Er-

höhung des Strichauftrages mittels

Pigment (hauptsächlich gemahlener

Kalkstein) erreicht. APP Vorstandsmit-

glied Jensen Ko betonte in den Medi-

en die Vorreiterrolle seines Konzerns

in der Verbindung von modernster Pa-

pierherstellung und Ressourcenscho-

nung. Die neue PM 2 von Voith Paper

wird diesem Anspruch gerecht. Der

Frischwasserverbrauch in der Ge-

samtanlage liegt pro produziertem

Kilogramm Papier bei ungefähr 5 l.

Damit wird der von der chinesischen

Regierung vorgeschriebene Maximal-

verbrauch von 10,5 l/kg deutlich un-

terschritten. Vergleichbare Feinpapier-

maschinen in Europa benötigen

durchschnittlich rund 8 l Wasser pro

produziertem Kilogramm Papier.

Durch den verringerten Einsatz von

Frischwasser reduziert sich auch die

Abwassermenge. Die fabrikeigene

Wasseraufbereitungsanlage bei

APP in Hainan hat eine Kapazität

von 100.000 m! pro Tag.

Enorme logistische Heraus-

forderung

Ein Ausnahmeprojekt wie Hainan

PM 2 erfordert von Anfang an eine

grösste Papierfabrik der Welt, sie produziert pro Tag 4.537 t

Zur Zeit verbraucht Deutschland im Schnitt pro Kopf 230 Kilogramm Papier in zwölf

Monaten. Ein Mensch in Indien benötigt für die Menge 58 Jahre. Der Gedanke, dass

Computerzeitalter möge eine Reduktion des Papierverschleisses mit sich bringen, ist zwar

naheliegend, äussert sich jedoch im Gegenteil. In den 80‘ Jahren fand der Computer den

Weg in die Büros und löste in schnellem Tempo die Schreibmaschine ab. Die hiesige

Papierindustrie sah sich mit einer möglichen Papierreduktion konfrontiert und handelte mit

teils prophylaktischen Massnahmen wie Entlassungen und Verkleinerung des Betriebes.

Georg Maddison - ein Papierpionier seiner Zeit - investierte statt zu redimensionieren und

erbaute im Amazonasgebiet eine riesige Papierfabrik. Er sagte „jetzt kommen die Computer,

jetzt brauchen wir mehr Papier“. Und wir wissen heute, dass er recht hat!

velobamuvelo, lörrach, basel, mulhouse

EIN ZURÜCKHALTENDER START

Es tut sich viel im HyperWerk. Denn wer hätte gedacht, dass sich meine Arbeiten zur

Halbzeit schon dem Endspurt nähern? Das Modul „Design“ hat Unerwartetes mit sich

gebracht, denn meine anfängliche Skepsis hat in Begeisterung umgeschlagen. Ist das Projekt

velobamu auf dem richtigen Weg? Zurück zu den Anfängen:

Aufgrund den Bestrebungen von Mischa, in Mulhouse Fuss zu fassen erkannte er die

Schwierigkeit einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit, selbst in der nahegelegenen

Triregion Basel. Um die grossen DMC Hallen mit Leben zu füllen, suchte er auch nach einem

symbolischen Weg die grenzüberschreitenden Zusammenarbeit aufzuzeigen. Seine

Bemühungen mich für dieses Projekt zu aktivieren fanden Ursprung bei den gemeinsamen

Arbeiten an dem Ausstellungskonzept für die IBA 2020. Es hat eine Weile gedauert meine

Zurückhaltung gegenüber Mischa zu überwinden und in dieses Projekt mit einzusteigen.

Inzwischen habe ich gemerkt, dass trotz allen Vorstellungen und Ideen von Mischa, ich selbst

mein eigenes „Ding“ durchziehen kann. Zusätzlich erkannte ich im Projekt „velobamu“

meine ursprünglichen Gründen, post industrial design am HyperWerk zu studieren. Es ist

die Kombination von Sozialem Engagement und Förderung von Soft Skills, mit technischen

Ambitionen und der Sportlichkeit von Ökomobilität. Nachträglich frage ich mich selbst, aus

welcher Überzeugung ich so lange Zurückhaltung zeigte, dennoch erachte ich meine Skepsis

mehr als gesunder Menschenverstand, als einem lästigen Charakterzug.

VELOBAMU IM DETAILDie trinationale Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz gilt in

vielerlei Hinsicht als vorbildlich. Der öffentliche Verkehr funktioniert, mit Distribus

bestehen gute Verbindungen zwischen Basel und dem Elsass, eine eindrückliche

Bogenbrücke für Fussgänger verbindet Huningue mit Wheil am Rhein, und bald wird das

Basler Tram 8 erstmals die Grenze nach Deutschland überqueren.

Doch trotz all dieser Aspekte erweisen sich die Landesgrenzen immer noch als Hürden. Im

Bereich der Jugendkultur sowie der Kreativ- und Designarbeit verpassen wir es, voneinander

zu profitieren. Denn genau darin erkennen wir das grösste Potenzial, das eine grenznahe

Situation ihren Anwohnern zu bieten hätte – dass nämlich Differenz und Vielfalt besonders

junge, kreative Kreise in ihrer Innovation und Offenheit zu beleben vermögen. Dieses

Potenzial wollen wir, zumindest ansatzweise und symbolisch, heben.

Ein Rennen zwischen Basel und Mulhouse entlang dem Hüniger Kanal ist Abschluss und Ziel

von velobamu. Selbst gebaute, ökologisch orientierte Fahrzeuge sollen den offenen Umgang

mit einer Reise veranschaulichen und als Ausdruck einer neugierigen, experimentellen Form

der Zusammenarbeit wirken.

Die Absicht von velobamu besteht nun darin, das Bewusstsein zu verankern, dass man sich

problemlos, rasch und komfortabel zwischen den beiden grössten Städten der Triregio

bewegen kann, und dass sich diese Bewegung auch lohnt. Diese verbindende Botschaft soll

dem Verein motoco aus Mulhouse helfen, dort einen Kreativcampus als ein triregionales

Experimentalfeld hochzuziehen, was mit einer dichten Zusammenarbeit mit Kreisen aus

Basel und Lörrach begonnen hat.

Die vorbereitenden Workshops in der DMC-Halle des Vereins motoco in Mulhouse sind

zielorientiert. Sie wirken als Pfeiler der Teambildung und Projektarbeit. Dort sollen junge

Menschen aus der Triregio ihre alternativen Mobilgeräte gemeinsam entwickeln und bauen,

und anschliessend damit das Rennen absolvieren. Die Kriterien dieses Rennens werden sich

nicht auf Schnelligkeit oder Leichtigkeit reduzieren, denn auch kreative und

designorientierte Aspekte sollen gewichtet werden.

FINANZIERUNG VELOBAMU

TEB Triregionaler Eurodistrict Basel

Velobamu kommt voraussichtlich nur zu Stande, wenn der Triregionale Euroditrict Basel

kurz „TEB“ das Projekt finanziell unterstützt. Die Vorgaben von TEB lauten unteranderem,

dass aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz Partner vorhanden sein müssen.

Gemeinsam mit Mischa habe ich die Lycée Stoessel in Mulhouse und SAK in Lörrach besucht

um diese von einer Projektbeteiligung zu überzeugen. Für mich waren dies durchaus

unbequeme Momente, nicht zuletzt weil ich kaum mit meinem Französisch punkten kann.

Dennoch waren genau diese Besuche ausschlaggebend für meine Bemühungen zur weiteren

Durchführung dieses Projektes. Die Technische Schule in Mulhouse ist gut ausgerüstet, mit

Maschinen und Werkstätten. Doch man fühlt sich mehr in einem Gefängnis denn einem

Bildungsinstitut. Mir hat es wortwörtlich den Atem verschlagen. In den vielen 100m2

Arbeitsfläche findet sich in keiner Weise kreatives und problemorientiertes Arbeiten. Es geht

strickt nach Lernplan, mit einer veralteten hierarischen Schüler/Lehrer Struktur , Stock für

Stock, Zimmer für Zimmer. Im Gegenzug besuchten wir SAK in Lörrach. Selbstverständlich

kann man rein Inhaltlich die Institutionen schlecht vergleichen , dennoch sieht man wie

Struktur, Herangehensweise und die Selbstverantwortung im starken Kontrast zueinander

stehen. Man stelle sich vor, bei SAK gibt es eine selbstverwaltende Küche und sie

funktioniert!

Aus den Bemühungen ein starkes Partnernetz aufzubauen und somit die Finanzierung zu

ermöglichen, sind nun fünf Institutionen an dem Projekt beteiligt. Und jetzt schon bin ich der

Überzeugung, dass velobamu nicht nur symbolhaft die Grenzen überschreiten vermag,

sondern die Partnerinstitutionen schon währen dem Projekt stark voneinander profitieren

können.

Maschinenraum Licée Stoesse Mulhouse

VELOBAMU PARTNERNETZ

Technische Kompetenzen

Lycée Stoessel Mulhouse, Technische Schule  

Die technische Einrichtung dieser Schule ist umfassend und professionell. Zusammen mit

den Jugendlichen, die dort in Ausbildung sind, bildet diese Institution einen wichtigen Pfeiler

von velobamu. http://www.lpm-stoessel.fr

Wolf & Wolf GmbH Muttenz, Fahrradbau

Bei Wolf & Wolf kann man Fahrräder in Workshops  selber bauen. Wolf & Wolf ist bei

velobamu zuständig für die Fahrzeugtechnik. www.wolfundwolf.ch

Soziale Kompetenz

SAK und Altes Wasserwerk in Lörrach

Sie wirken als Zentrum für Kinder, Jugend und Kultur in Lörrach. Mit ihrer vorbildlichen

Jugendarbeit und dem grossen sozialpädagogischen Netzwerk sind sie Vermittler von

Workshopteilnehmern. www.alteswasserwerk.de

Verein Jugendprojekte in Muttenz

Der Verein bezweckt die Förderung und Durchführung von Jugendprojekten und die

Förderung der Ökomobilität. Er ist Vermittler von Workshopteilnehmern.

www.vereinjugendprojekte.ch

Veranstaltungskompetenz

Tours3  

Tours3 beschreibt über 270 Fahrrad- und Wandertouren in der Triregion. Mit GPS Daten

und iPhone App bieten sie eine Vielzeit von Informationen, um grenzüberschreitende

Erlebnistouren zu geniessen. www.tours3.com

AKTUELLER STAND VON VELOBAMU

Am 18. März war Projekteingabe bei TEB. Finanzierungsplan, Zeitplan und vieles mehr

musste bis dahin abgeschickt werden, ein Papierkrieg sondergleichen. Auf den letzten

Drücker hat es noch gereicht. Nicht nur velobamu, noch drei andere Projekte haben

HyperWerkler und Mischa eingereicht. Nach neustem Bericht von TEB muss ich bis zum 18.

April noch den Budgetplan überarbeiten und verfeinern. Am 26. April gibt es eine

Präsentation vor dem TEB Gremium, bei welchem entschieden wird ob die 40‘000CHF

gesprochen werden. Wir sind gespannt.

SAK Lörrach

Drei kleine IdeenAb nun gibt es bei jeder Projektdokumentation drei kleine Ideen meinerseits

EISBEUTELBei jeder kleinen Party stellt man sich zwangsmässig dem Problem der Eiswürfel. Für Drinks

unerlässlich ist das gefrorene Wasser und dennoch gibt es für den Heimgebrauch kaum

anständige Lösungen. Entweder verschüttet man das Wasser bevor es im Gefrierfach ist, oder

man flucht beim Öffnen der nicht sonderlich ökologischen Einwegbeutel. Es muss doch eine

Lösung geben, Wasser unkompliziert in eine Flasche zu füllen, in den Gefrierschrank zu

schmeissen - egal ob gerade oder kopfüber - und einer anschliessend einfachen Entnahme des

Eises, gecrunsht oder in grossen Stücken.

NFC IM WERKSTATTGEBRAUCHIn einer Werkstatt wie beim HyperWerk oder bei Wolf & Wolf gibt es immer wieder die

leidigen Probleme einer Unordnung. Einerseits sind die Hürden einer korrekten

Werkzeugplatzierung meist zu hoch, anderseits lässt sich im Durcheinander nur schwer der

Kernlochbohrer mit Durchmesser 4.2mm finden. NFC bedeutet Near Field Communication

und wird verwendet für die einseitige Kommunikation zwischen zwei Objekten. Statt nun den

Bohrer in das genau richtige Fach zu legen, zeigt die kleine Digitalanzeige z.B. die Grösse an.

Im Bohrer selbst ist nur ein winziger Chip welche ohne Eigenenergie von dem NFC-

Empfänger an der Bohrschachtel ausgelesen wird. Mann könnte so auch einfacher

Ersatzmaterial bestellen.

RIEMEN STATT SPEZIELLE FAHRRADSCHUHE

Ambitionierte Velofahrer, ob für die Tour, den Job als Velokurier oder für den Arbeitsweg,

kommen an sogenannten Klickschuhen kaum vorbei. Es ist jedoch ausgesprochen lästig

jeweils die Schuhe zu wechseln, auch ist die Schuhwahl beschränkt. Es müsste doch eine

Lösung geben, bei welcher der Schuh durch Drücken auf den Pedalen festgeschnürt wird und

bei seitlichem drehen sofort wieder gelöst würde. Gäbe es eine solche Lösung, wäre ich von

dem Erfolg überzeugt :-)

FazitIn den letzten Monaten habe ich sowohl privat als auch im Rahmen von HyperWerk und Wolf

& Wolf 183 Blätter (umgerechnet in A4) ausgedruckt respektive benutzt. Wie viele es waren,

welche ich in Form von Katalogen und Broschüren in den Händen hielt, vermag ich nicht

einmal zu schätzen. Alleine die Steuererklärung (welche immer noch in Papierform kommt,

umfasst 28 Seiten, beidseitig bedruckt.