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Damals, als das Internet noch der Tummelplatz aller BWLer mit Schmiss war, da war ein Wort in aller Munde: Portal. In vorauseilender Übereinkunft von Form und Inhalt und wesenstypischer Inhaltsleere dachte man sich, wenn das Netz schon global ist, dann müssen Web- seiten mit Erfolg alles wissen, alles haben, alles können, alles zeigen. Global-Info-Porno. Zwar weiß Google alles, es hat aber nichts, und selbst große Provider-Portale, die einem ihre Homepage als Default- seite ins Modem brennen könnten, wenn sie wollten, halten den Info- terror für alle längst nicht mehr durch und lassen sich ihren Content von der Meinungsmaschine der Hirnlosen bauen. Und während die Großen mit ihren Content-Management-Systemen im Usability-Des- aster auf der Ad-per-Click-Asymptote der Selbstverlinkung verdursten, bauen die User mit speziellen Interessen in ihren eigenen Communi- ties und Open-Source-Newsmodulen eine Gegenöffentlichkeit der Aufmerksamkeit, die, wie bei der Mutter all dieser Seiten, Slashdot, schon mal den Effekt einer Denial Of Service-Attacke haben kann. PHP-Portale und Community-Sites machen jeden zum professionellen Medienmogul im Eigenbau, und wenn man den Nerv der User einer Seite getroffen hat, dann wächst sie wie von selbst . Gebt doch mal zu, wann habt ihr das letzte Mal News auf einer klassi- schen Seite wie Cnet oder T-Online (hähä) gescannt, ohne vorher über die Filter einer Community-Seite gegangen zu sein? Wir jedenfalls kön- nen uns kaum noch daran erinnern. Also geben wir euch in einem Überblick eine Anleitung zum Selberpublizieren, durchforsten die tra- gische Geschichte des Portal-Memes quer durch den Boom bis hin zum Pups, interviewen ein paar Seiten über den Zusammenhang von PHP, Musiktechnik, Tourismus und Nouveau Journalism, schauen Altavista hinter die Binde und entdecken nebenher, wie der Redaktionsalltag im Netz zu dem zurückführt, wovon man ja nicht nur im Netz immer ge- träumt hat: offene Strukturen, neue Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine, die Auflösung der Gegensätze zwischen Medienma- chern und -Usern, zwischen Konsumenten und Produzenten, Nichts- könnern, Scriptkiddies und Hackern, und vor allem: Information, die ei- nen wirklich etwas angeht. <Seite#25> MAC OS X MUSIK MEDIEN KULTUR SELBSTBEHERRSCHUNG ROB MELLO | DJ HELL | SWAYZAK | SOURCE RECORDS | ANTI-EMINEM-HASH | TARWATER | PESHAY | GEHT WÄHLEN! ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE 63 Überraschungen sind vor allem deshalb Überraschungen, weil man vor- her nicht ahnen konnte, was nachher passiert. Klar, auch bei Brooks gab es Anzeichen, der aufmerksame Maxi-Käufer, Plattenladen-Besitzer und House-DJ war im Bilde – Brooks, der kann was, ist noch jung, da kom- men sicher noch interessante Sachen. Aber mit einem Album wie "You, Me & Us" hat dann vermutlich doch niemand gerechnet. Denn da ver- söhnt Brooks Housemusik mit Songwritergestus, verbindet kleinteili- gen Samplefunk mit Oldschool-Synthie-Sounds und verliert bei aller Detailverliebtheit nicht den Blick für die größeren Zusammenhänge. Diese merkwürdige Melange entspringt einem im heimischen Schlaf- zimmer zusammengebastelten musikalischen Universum, in dem die Talking Heads gleichberechtigt neben Ron Trent stehen und ein imagi- nierter Derrick May schon mal mit der Blechbläsersektion eines nor- denglischen Orchesters ins Studio geht. Brooks ganz privater Retrofilm ist eine deutlich unkonventionellere und kreativere Auseinanderset- zung mit den 80er-Jahren als es viele Zeitzeugen der Dekade hinbe- kommen. Vorsprung durch späte Geburt. Scheinbar brauchte es einen 19-jährigen Seitenscheitelträger aus einem nordenglischen Kaff, um die großen Themen der Housemusik zusammenzubringen und alle ins Boot zu holen, ohne dabei anbiedernd gefallsüchtig oder geschmäcklerisch zu werden. Brooks selbst sieht das alles gelassen und faltet die Hände auf der Kante des Bettes, in dem 15 Jahre Housegeschichte auf die Dorn- röschen-Erweckung durch "You, Me & Us" gewartet haben. <Seite#13> TEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected] TIGERSUSHI Netaudio mit Lerneffekt. Die französische Website "Tigersushi" lädt zum Spaziergang durch ihre Pixelstadt. Dort begegnet man Chicago- House, Gorillas, Serge Gainsbourg oder Metro Area. Und erfährt, wie man sie zum gemeinsamen Tanzen bringt. <Seite#20> Pixelstadt für Musik. TECHGARAGE Um Produzenten wie Phil Weeks, David Duriez, Brett Johnson oder Rob Mello bündelt sich eine weltweite Housezene, die alte Garage-Tu- genden mit jüngster Techhouse-Rhythmik würzt. Unser Special mit In- terview und Überblick. <Seite#14> House baut ein neues Haus. FRÜHREIFER KLASSIKER Statt Boygroup House-Bub: Brooks. NEWS R US Communities statt Portale. DISNEY REALWORLD Disney macht sich auf, zum Stadtplaner des 21. Jhdts. zu werden. In ih- rer Stadt "Celebration" bieten sie ausgewählten Amerikanern die Möglichkeit, zwischen weißen Vorhängen und Dreckwäsche-freien Vorgärten ein Leben wie im Themenpark zu führen. <Seite#10> Leben wie Mickey und Daisy. Mit 10.2 wagt Mac OS X den Sprung vom ungeliebten Kuscheltier- Zweitbetriebssytem zum rasanten Jaguar. Die heiße Story des meist- verbreitesten Unix-Systems akribisch und nerdig von uns für euch nachgezeichnet. <Seite#28> Erst schlaucht es, dann faucht es. SCHNEIDER TM "Guten Tag, mein Name ist Schneider." Ein Partyscherz, mit dem für Dirk Dresselhaus eine Musikerkarriere besiegelt wird. Als Schneider TM zwingt er die Musikerpolizei nieder, kämpft gegen das globale Un- wissen und bleibt im Herzen doch immer Indie. <Seite#05> Soultronics im Nah-Zoom. DOGTOWN & Z-BOYS Eine Subkultur kann auch ohne Ausverkauf im Kino landen. Mit "Dog- town and Z-Boys" lässt Oldschool-Skatestar Stacy Peralta alte Mythen wieder aufleben und erzählt die Frühgeschichte des Skatens in Kali- fornien. Ein Jugendmärchen in leeren Pools. <Seite#08> Die erste Skaterwelle auf Filmrolle. MIT PEER TO PEER GEGEN STREAMINGGEBÜHREN............... <SEITE#21> NYER HACKERKONFERENZ H2K2................................................. <SEITE#22> MUSIKTECHNOLOGIE: REASON 2.0............................................. <SEITE#23> VOM PORTAL ZUR SUCHMASCHINE.......................................... <SEITE#25> PHP-URPORTAL SLASHDOT ........................................................... <SEITE#26> BAU DIR DEIN EIGENES PORTAL.................................................. <SEITE#32> DIE BREITBAND-BALLADE TEIL 2.................................................. <SEITE#35> Medien. BOOM BIP ........................................................................................ <SEITE#04> DJ HELL............................................................................................. <SEITE#11> SWAYZAK.......................................................................................... <SEITE#12> TARWATER....................................................................................... <SEITE#18> PESHAY ............................................................................................. <SEITE#19> SAFETY SCISSORS MÖCHTE EIN EISBÄR SEIN........................ <SEITE#22> 10 JAHRE SOURCE.......................................................................... <SEITE#24> Musik. SKATEBOARD-FILM: DOGTOWN & Z BOYS............................. <SEITE#08> BILDERKRITIKEN............................................................................ <SEITE#08> DISNEYS REALWORLD "CELEBRATION"....................................<SEITE#10> GANGSTERRAP-FILM: ALI G. IN DA HOUSE............................ <SEITE#29> DESIGN: SIGN AUS FRANKFURT ................................................. <SEITE#32> DESIGN: TOM FLENNIGEN/ TOMAKEN.................................... <SEITE#33> REDESIGN: WIR GESTALTEN WAHLZETTEL.............................. <SEITE#34> Kultur . TEXT: FELIX DENK | [email protected] / FOTO: YASMINA HADDAD MONATSZEITUNG September 2002. EUR 2.80 © Schweiz: SFR 5,50

MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

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Page 1: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

Damals, als das Internet noch der Tummelplatz aller BWLer mitSchmiss war, da war ein Wort in aller Munde: Portal. In vorauseilenderÜbereinkunft von Form und Inhalt und wesenstypischer Inhaltsleeredachte man sich, wenn das Netz schon global ist, dann müssen Web-seiten mit Erfolg alles wissen, alles haben, alles können, alles zeigen.Global-Info-Porno. Zwar weiß Google alles, es hat aber nichts, undselbst große Provider-Portale, die einem ihre Homepage als Default-seite ins Modem brennen könnten, wenn sie wollten, halten den Info-terror für alle längst nicht mehr durch und lassen sich ihren Contentvon der Meinungsmaschine der Hirnlosen bauen. Und während dieGroßen mit ihren Content-Management-Systemen im Usability-Des-aster auf der Ad-per-Click-Asymptote der Selbstverlinkung verdursten,bauen die User mit speziellen Interessen in ihren eigenen Communi-ties und Open-Source-Newsmodulen eine Gegenöffentlichkeit derAufmerksamkeit, die, wie bei der Mutter all dieser Seiten, Slashdot,schon mal den Effekt einer Denial Of Service-Attacke haben kann.PHP-Portale und Community-Sites machen jeden zum professionellenMedienmogul im Eigenbau, und wenn man den Nerv der User einerSeite getroffen hat, dann wächst sie wie von selbst .Gebt doch mal zu, wann habt ihr das letzte Mal News auf einer klassi-schen Seite wie Cnet oder T-Online (hähä) gescannt, ohne vorher überdie Filter einer Community-Seite gegangen zu sein? Wir jedenfalls kön-nen uns kaum noch daran erinnern. Also geben wir euch in einemÜberblick eine Anleitung zum Selberpublizieren, durchforsten die tra-gische Geschichte des Portal-Memes quer durch den Boom bis hin zumPups, interviewen ein paar Seiten über den Zusammenhang von PHP,Musiktechnik, Tourismus und Nouveau Journalism, schauen Altavistahinter die Binde und entdecken nebenher, wie der Redaktionsalltag imNetz zu dem zurückführt, wovon man ja nicht nur im Netz immer ge-träumt hat: offene Strukturen, neue Schnittstellen zwischen Menschund Maschine, die Auflösung der Gegensätze zwischen Medienma-chern und -Usern, zwischen Konsumenten und Produzenten, Nichts-könnern, Scriptkiddies und Hackern, und vor allem: Information, die ei-nen wirklich etwas angeht.

<Seite#25>

MAC OS X

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SELBSTB

EHER

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ROB MELLO | DJ HELL | SWAYZAK | SOURCE RECORDS | ANTI-EMINEM-HASH | TARWATER | PESHAY | GEHT WÄHLEN!

ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE

63

Überraschungen sind vor allem deshalb Überraschungen, weil man vor-her nicht ahnen konnte, was nachher passiert. Klar, auch bei Brooks gabes Anzeichen, der aufmerksame Maxi-Käufer, Plattenladen-Besitzer undHouse-DJ war im Bilde – Brooks, der kann was, ist noch jung, da kom-men sicher noch interessante Sachen. Aber mit einem Album wie "You,Me & Us" hat dann vermutlich doch niemand gerechnet. Denn da ver-söhnt Brooks Housemusik mit Songwritergestus, verbindet kleinteili-gen Samplefunk mit Oldschool-Synthie-Sounds und verliert bei allerDetailverliebtheit nicht den Blick für die größeren Zusammenhänge.Diese merkwürdige Melange entspringt einem im heimischen Schlaf-zimmer zusammengebastelten musikalischen Universum, in dem dieTalking Heads gleichberechtigt neben Ron Trent stehen und ein imagi-

nierter Derrick May schon mal mit der Blechbläsersektion eines nor-denglischen Orchesters ins Studio geht. Brooks ganz privater Retrofilmist eine deutlich unkonventionellere und kreativere Auseinanderset-zung mit den 80er-Jahren als es viele Zeitzeugen der Dekade hinbe-kommen. Vorsprung durch späte Geburt. Scheinbar brauchte es einen19-jährigen Seitenscheitelträger aus einem nordenglischen Kaff, um diegroßen Themen der Housemusik zusammenzubringen und alle ins Bootzu holen, ohne dabei anbiedernd gefallsüchtig oder geschmäcklerischzu werden. Brooks selbst sieht das alles gelassen und faltet die Händeauf der Kante des Bettes, in dem 15 Jahre Housegeschichte auf die Dorn-röschen-Erweckung durch "You, Me & Us" gewartet haben.

<Seite#13>

TEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected]

TIGERSUSHI

Netaudio mit Lerneffekt. Die französische Website "Tigersushi" lädtzum Spaziergang durch ihre Pixelstadt. Dort begegnet man Chicago-House, Gorillas, Serge Gainsbourg oder Metro Area. Und erfährt, wieman sie zum gemeinsamen Tanzen bringt. <Seite#20>

Pixelstadt für Musik.TECHGARAGE

Um Produzenten wie Phil Weeks, David Duriez, Brett Johnson oderRob Mello bündelt sich eine weltweite Housezene, die alte Garage-Tu-genden mit jüngster Techhouse-Rhythmik würzt. Unser Special mit In-terview und Überblick. <Seite#14>

House baut ein neues Haus.

FRÜHREIFER KLASSIKERStatt Boygroup House-Bub: Brooks.

NEWS R USCommunities statt Portale.

DISNEY REALWORLD

Disney macht sich auf, zum Stadtplaner des 21. Jhdts. zu werden. In ih-rer Stadt "Celebration" bieten sie ausgewählten Amerikanern dieMöglichkeit, zwischen weißen Vorhängen und Dreckwäsche-freienVorgärten ein Leben wie im Themenpark zu führen. <Seite#10>

Leben wie Mickey und Daisy.

Mit 10.2 wagt Mac OS X den Sprung vom ungeliebten Kuscheltier-Zweitbetriebssytem zum rasanten Jaguar. Die heiße Story des meist-verbreitesten Unix-Systems akribisch und nerdig von uns für euchnachgezeichnet. <Seite#28>

Erst schlaucht es, dann faucht es.SCHNEIDER TM

"Guten Tag, mein Name ist Schneider." Ein Partyscherz, mit dem fürDirk Dresselhaus eine Musikerkarriere besiegelt wird. Als SchneiderTM zwingt er die Musikerpolizei nieder, kämpft gegen das globale Un-wissen und bleibt im Herzen doch immer Indie. <Seite#05>

Soultronics im Nah-Zoom.DOGTOWN & Z-BOYS

Eine Subkultur kann auch ohne Ausverkauf im Kino landen. Mit "Dog-town and Z-Boys" lässt Oldschool-Skatestar Stacy Peralta alte Mythenwieder aufleben und erzählt die Frühgeschichte des Skatens in Kali-fornien. Ein Jugendmärchen in leeren Pools. <Seite#08>

Die erste Skaterwelle auf Filmrolle.

MIT PEER TO PEER GEGEN STREAMINGGEBÜHREN...............<SEITE#21>NYER HACKERKONFERENZ H2K2.................................................<SEITE#22>MUSIKTECHNOLOGIE: REASON 2.0.............................................<SEITE#23>VOM PORTAL ZUR SUCHMASCHINE.......................................... <SEITE#25>PHP-URPORTAL SLASHDOT........................................................... <SEITE#26>BAU DIR DEIN EIGENES PORTAL.................................................. <SEITE#32>DIE BREITBAND-BALLADE TEIL 2.................................................. <SEITE#35>

Medien.BOOM BIP........................................................................................ <SEITE#04>DJ HELL............................................................................................. <SEITE#11>SWAYZAK..........................................................................................<SEITE#12>TARWATER....................................................................................... <SEITE#18>PESHAY............................................................................................. <SEITE#19>SAFETY SCISSORS MÖCHTE EIN EISBÄR SEIN........................ <SEITE#22>10 JAHRE SOURCE.......................................................................... <SEITE#24>

Musik.SKATEBOARD-FILM: DOGTOWN & Z BOYS............................. <SEITE#08>BILDERKRITIKEN............................................................................ <SEITE#08>DISNEYS REALWORLD "CELEBRATION"....................................<SEITE#10>GANGSTERRAP-FILM: ALI G. IN DA HOUSE............................ <SEITE#29>DESIGN: SIGN AUS FRANKFURT................................................. <SEITE#32>DESIGN: TOM FLENNIGEN/ TOMAKEN....................................<SEITE#33>REDESIGN: WIR GESTALTEN WAHLZETTEL..............................<SEITE#34>

Kultur.

TEXT: FELIX DENK | [email protected] / FOTO: YASMINA HADDAD

MONATSZEITUNG

MÄRZ 2002. ¤ 2.80

©

MONATSZEITUNG

September 2002. EUR 2.80

©

Schweiz: SFR 5,50

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Europa wird immer sibirischer. Immermehr Ungemach, das sich nicht mehrmit einem flotten Jägermeister wiedergut machen lässt. (Etwa: "Ich trinkeKräuterschnaps, weil ich das Panzer-oberkommando verloren habe.")Feschisten räumen langsam überall abund machen sich dreist an die Abschaf-fung der demokratischen Mindeststan-dards und das nur, weil die offensicht-lich nur mindermündigen Bürgerschlicht gelangweilt sind und nach Ab-wechselung gieren und keiner die Eierhat klarzustellen, dass Politik einfachlangweilig ist. Und wenn der Karrengründlich im Feschisten-Matsch

steckt, werden sie an den privatisier-ten Stränden abhängen und exquisiteCocktails schlürfen, während der Restwohl oder übel auf die russische Me-thode zurückgreifen und auf der StraßeBlindmacher in Wasserglasportionenschütten muss, um das Elend zu ertra-gen. Die De:Bug hat das schon mal ge-testet und für ungut befunden unddeshalb gibt es jetzt Bonus-Informatio-nen: Frau Merkel will mit Berlusconi insBett und hat öffentlich Vorfreude be-kundet. Wenn die werten Leser dasverhindern, dürfen sie diese Bonus-In-formation ausschneiden und mit ande-

ren Bonus-Informationen zusammen-kleben, um so eine Bonus-Zeitung zuerhalten, die garantiert keinen geld-werten Vorteil darstellt, aber viel Freu-de bereiten wird.

DAS NETZ TRINKT MITNachdem wir uns gerade an schwitzen-de Roboter gewöhnt und beruhigt fest-gestellt haben, dass sie unsere Drinksbislang in Ruhe lassen, kommt einOberschlauer (Professor GerhardGruhler vom Institut für angewandteForschung in der Automatisierung ander Fachhochschule Reutlingen) undzeigt in seinem "virtuellen Labor" einen

Blechkameraden, der "über das Internetferngesteuert eine Bierflasche öffnenund fachgerecht ein Weizenbier ein-schenken kann". Aber erklären, was derFernsteuernde davon haben soll, tutniemand. Kann demnach als Drohungverstanden werden. Und wenn Bayerntatsächlich die Republik regieren, dür-fen wir zwar jede Menge Bier öffnen,aber trinken tut es der Oberschlaueganz alleine. Die US-Kollegen sindauch ganz schön klug und haben "DocBeardsley" kreiert, der zwar ziemlichblöd ist, aber dafür sehr schön mode-rieren und alleinunterhalten kann. Der

Doc kommt mit einem Bewegungssen-sor, einem Richtmikrofon und einerSpracherkennungssoftware aus, dieihm die Stichwörter für seine Antwor-ten gibt, die aus smarten Allerwelts-phrasen bestehen und somit alle be-geistern. Der Roboter wurde angeblichals Sohn eines Ziegenhirten in Öster-reich geboren und simuliert jetzt einenalten Wissenschaftler, der zwar etwaswirr, aber insgesamt doch liebenswür-dig ist. Mit dieser Legende ausgerü-stet, moderiert er Uni-Shows, wobei erimmer, wenn er kein Stichwort findet,seine wirren und senilen Seiten betont

und so seine Dummheit überspielt. EinSpin-Off soll jetzt zwei marktfähigeProdukte des Blöd-Bots bringen, einesfür Kinocenter und eines als Politiker-ersatz, das statt Senilität einfach "keinKommentar" und "ich möchte mit Ber-lusconi ins Bett" auf dem Blechkastenhat. Für ein besseres Morgen: MitBrechreiz Schily als kleineres Übel ak-zeptieren, die guten Hangouts ver-staatlichen, Cocktailpreise subventio-nieren und Frau Merkels feuchte Träu-me verhindern.

A BETTER TOMORROW

Bootin’ up

TEXT: ANTON WALDT | [email protected]

Für ein besseres Morgen: Mit Brechreiz Schily alskleineres Übel akzeptieren, die guten Hangoutsverstaatlichen, Cocktailpreise subventionierenund Frau Merkels feuchte Träume verhindern.

Drogen sind trotz Partykollaps und Re-zession an jeder Ecke zu haben, und da-mit auch in Zukunft kein Besitzer eben-solcher von den Schnüffeldackeln, inunserem Fall in Australien, bedrohtwird, haben sich kluge Programmierer(die dafür besonders empfänglich zusein scheinen) ein Webinterface mitSMS-Frühwarnsystem ausgedacht.Dieses Netzwerk funktioniert aller-dings nur, wenn auch alle hippen Aus-tralier mit Vibrationshandys ausge-stattet sind. Inwiefern das neue Dis-ney-Handy über diese Funktion ver-fügt, dürfte egal sein, da die Zielgruppezwischen sechs und zwölf Jahren unse-rer Meinung nach noch nicht in Dro-genhöllen gehört, auch wenn in Eng-land Ecstasy langsam Alkohol den Rangabläuft und ein zehnjähriges Mädchennach 5 Pillen gestorben ist. Das kann al-lerdings die mit neuer Website ausge-stattete Björk nicht stören, wurde siedoch von einem aufmerksamenDe:Bug-Leser in Italien am Vulkan

Stromboli mit Freund und Bergführerinklusive dickem Bauch (hat ja zur Zeitjede - ist sozusagen ziemliche Hipster-Pflicht) gesehen. Bewusstseinserwei-terung völlig gratis und ohne SMS.

Während Jill de Jong als Lara Croft ver-kleidet das London Symphonic Orche-stra dirigierte, wurde ihre Handynum-mer auf dem Unterarm gesichtet undnur, weil die Redaktion sich zu einemAnruf hinreißen lies, war die US-Armydran und wollte uns als Net.Guard fürihre Homeland Defense verpflichten.Zum Glück konnten wir schnell klarmachen, dass in unserem Büro keineHacker sind und überhaupt finden wirDirekt-Marketing ziemlich blöd. Späteram Tag gab es dann die erste Versionvom Open Source MP3-KonkurrentenOgg Vorbis und alle konnten sich daranmachen, die über Jahre in langen Sit-zungen konvertierten CDs noch malneu zu rippen. Auch wenn das dazu-gehörige Logo, wie bei fast allen dieser

Projekte, nahezu im Alleingang einesInformatikstudenten entstanden seinwird, fordern wir Ogg Vorbis Unter-stützung für den "iPod". Die Menschenvon Boomselection, dem Vorzeige-Bootleg-Projekt, bringen unterdesseneine Kompilation auf drei CDs mit im-merhin 432 Tracks, allerdings im pro-prietären MP3-Format. Vielleicht hät-ten sie besser die einzelnen Files in Bil-dern versteckt und mit dem vom MITentwickelten Infranet über diverse ge-blockte Server verteilt. Lustiger wärees auf jeden Fall gewesen. Wer bestelltschon MP3s auf CD?

Der "Flyer" unterdessen hat seine Pi-xel-Onlinepräsenz dem Burda-Verlaguntergemischt und füllt jetzt immerdie Partylücke auf whow.de, vielleichtwurde deshalb auch eine News zurSwitchkampagne von Apple als völligeUnterwerfung der De:Bug an den Macgewertet. Nein, lieber Leser, wir be-kommen nichts, aber auch gar nichts

von Steve Jos dafür, dass wir Windows-User davon überzeugen wollen, dassMac OS X prima ist und etwas mehr alsvier (!!) Prozent Marktanteil den Men-schen aus Cupertino ganz gut stehenwürde. Wem das alles zu kompliziert istund wer lieber an ganz konkreten Pro-jekten arbeitet, der kann ja einen Geld-schein designen oder Mitglied in derneu gegründeten MP3 Party (Momentmal, war da nicht gerade noch OggVorbis und Open Source - Ogg Party?)werden und bei denen darüber wa-chen, dass das Wireless-Netzwerk rich-tig konfiguriert ist und keine ungewoll-ten Personen Traffic erzeugen, der nor-malerweise Geld kostet. Am liebstenhatten wir immerhin die Bild-Zeitungfür ihre Online-Vorabwahlen, die regel-mäßig die SPD und die Grünendraußen ließ. Das nennen wir Realis-mus. Und nun weiter mit De:Bug ...

UNSER MONAT

TEXT: MARCUS HAUER | [email protected]

<2> - DE:BUG.63 - 09.2002

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DEBUG Verlags GmbHBrunnenstr. 196, 10119 BerlinEmail Redaktion: [email protected]: [email protected]: [email protected]: 030.28384458, Fax: 030 2838 4459

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Mit ihrem Projekt "System" huldigen Tho-mas "Opiate" Knak, Anders "Dub Tractor"Remmer und Jesper "Acustic" Skaaning aufdem Berliner Label "~scape" ihrer Liebe zuDub. Gemeinsam bildet das Trio ein Team,bei welchem dem Einzelnen, aus der Zu-sammenarbeit in den letzten Jahren ge-wachsen, eine eigene Aufgabe zukommt.

Während Anders Remmer ganz seinem Be-ruf als Lehrer folgt und in seinem Studio dieRegie an Computer und Reglern über-nimmt, bildet Jesper Skaaning die Säule ausMelodien. Liebevoll bezeichnet ihn Andersdeswegen auch als "Melody Man" und be-wundert dessen Stärken im Entfalten vonAkkorden. Thomas Knak schließlich mit sei-nen wuscheligen Haaren und den aufmerk-samen Augen überwacht in diesem Systemdie Produktion und macht seine Freundeauf interessante Stellen aufmerksam.

PAUSE MACHENDie Musik entwickelt sich bei den Dreienjedoch hauptsächlich in den Pausen, im Da-zwischen, in den zwischenmenschlichenBeziehungen, wenn sie Kaffee trinken, dis-kutieren und mit Leidenschaft schwärmen.So wie das leise Knistern in den Tracks eine

wohlig-warme Atmosphäre schafft, bildendie Gespräche über Musik das Grund-gerüst für eine Harmonie. Musikliebe wirdhier in Worte gekleidet. "Musik produzierenist Ausprobieren," definiert Anders. "Sie ent-steht aus Verwerfen, ein bisschen Kaffee trin-ken und wieder Ausprobieren. Denn von zehnVersuchen gelingt meistens nur einer." Somit

ist Zuhören und Selektion einer der wich-tigsten Fähigkeiten, weswegen Thomas als"Listening Guy" auch so eine wichtige Rolleim System übernimmt. Denn während An-ders und Jesper die Technik kontrollierenoder komponieren, hört Knak gewissenhaftzu und leitet die Aufmerksamkeit auf inter-essante Stellen und Fehler, die dann dankder Technik sofort "eingefroren" werden,um sie zu konservieren.

ES MENSCHELTFehler bilden bei System oftmals einen derKernpunkte der Arbeit. "Hört man am näch-sten Tag noch einmal die Stellen durch, dieman am Vortag produziert hat und löscht dieFehler, so löscht man auch unweigerlich die-sen magischen Moment, der diese Stelle her-vortreten ließ.", gesteht Anders. "Vor allemdas Nicht-Löschen der Fehler erfordert viel

Disziplin.", fügt Thomas hinzu und erklärtDisziplin als Katalysator für das Vorankom-men des Projektes und als Mindestanfor-derung für die demokratischen Prozesseinnerhalb des Teams.Den Tracks der Kopenhagener tut das nurgut und so betten sie ihre schweren,gemütlichen Bassläufe in eine Atmosphäre

aus knisternden Mustern und Gadgets, dieüber und zwischen den Sounds liegen, malper Mikrofon im eigenen Studio entstan-den oder durch das Manipulieren der Klän-ge per Technik. Doch Software und Hard-ware ersetzt hier nie das Gefühl für Melo-die, denn das ist für alle der Dreh und An-gelpunkt. Zwar können PlugIns die Stim-mung der Sounds manipulieren und da-durch eventuell die Melodien beeinflussen,doch das warme Menschliche ersetzt keinMechanismus, attestieren Anders und Tho-mas.Liebenswürdig und menschlich ist auch derUmgang mit Fans und Tauschbörsen im In-ternet. Neben den extra für die eigene Ho-mepage produzierten Tracks durchstöbertAnders des öfteren die File-Sharing-Syste-me um festzustellen, ob und welche seinereigenen Tracks angeboten werden. Muss er

feststellen, dass nirgends seine Stücke zumDownload vorhanden sind, reagiert er ent-täuscht. Schmunzelnderweise gesteht erda einen gewissen Narzissmus und Thomasstaunt angesichts des Spleens. Auch ihmist es nur recht, wenn die Musikliebhaberdurch MP3 von ihrer Musik erfahren. Dar-

um ist die Wahl des Labels auch nur Aus-gangspunkt, um an die richtigen Zuhörerzu geraten und nicht um das Portmonaie zufüllen. Man lebt nun mal für die Musik unddas Dazwischen und Geld besorgt man sichwoanders.

FEHLER ALS MAGISCHE MOMENTE

Die Kopenhagener “System” suchen das Gerüst des Dub in Gesprächen, die ihnen als Inspirationsquellefür Harmonien dienen. Überhaupt ist das Menschliche die Tragfläche ihrer Musik, die sie ungefähr so liebhaben wie die sich in ihr widerspiegelnden Fehler. Mit gefühlter Disziplin gegen den Mechanismus.

Musik produzieren ist Ausprobieren

TEXT: MORITZ SAUER | [email protected] / FOTOS: KLAUS THYMAN

System ist auf Scape erschienen.www.scape-music.de

SERVICEPOINT

Verschiedene wechselnde MP3's von DubTractor, Acustic, Opiate, System oder Futu-re 3 kann man aufhttp://www.systemf3.com downloaden.

Das Interview in voller Länge als MP3 gibtes auf http://www.phlow.net

HTTP

<3> - DE:BUG.63 - 09.2002

Elektronika

System

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Donna Summer hat wirklich eine besonde-re Vorliebe für Japan. Der Stream seinerletzten Radioshow auf WFMU/ New Yorkbeginnt mit einem japanischen Folklore-stück, seine Homepage ist eine einzigeHuldigung an Mangas (sein Favorit ist ak-tuell “Superficial Dragon”) und sein ersterRelease "To All Methods Which Calculate

Power" erscheint auf dem neu gegründe-ten japanischen Label Omeko aus Osaka.Aber Verstrickungen in rundäugige Nied-lichkeit sind in seiner Musik nicht zu fin-den, im Gegenteil. Donna Summer alias Ja-son Forrest umschreibt seinen Klang in ei-ner Endlosaufzählung: Breakcore, Electro-Acoustics, Death Metal, Dirty 70's Discound Raw Satanism. Das bezieht sich sowohlauf seine Radioshow als auch auf die eige-nen Produktionen genauso wie auf seineFans. Und ja, sie tauschen heimlich die neu-sten Donna Summer-MP3’s.

SEX YOUR LABEL UPDer Weg zu Omeko ist bei Donna Summerdurch Zufälle gepflastert, auch wenn die

Faszination an experimenteller japanischerMusik klar vorhanden war. ”Vor ungefähracht Monaten startete ich den Versuch, mei-ne Sachen rauszubringen. Irgendwie kam ichdann zur japanischen Electro-Violence Web-seite, schickte eine ziemlich willkürliche Mailraus, bei der es um meine CD-Rs ging, da icheigentlich unter meinem kleinen goofy halb-

imaginären Label ’Cock Rock Disco’ veröffent-lichen wollte. Zu meiner großen Überra-schung haben sie sofort zurückgemailt undkauften vom Fleck weg 60 CDs. Anschließendhabe ich dann eine andere CD rübergeschickt,mit einer Notiz dran in der Art wie ’Ich möch-te das hier gerne veröffentlichen, bitte gebtdas an jemanden, von dem ihr denkt, dass erdas mag’. Daraufhin bekam ich wieder soforteine Mail, in der stand, dass sie gerade ein La-bel an den Start bringen und das direkt veröf-fentlichen wollen. Aus irgendeinem Grundhabe ich dann viel neueres Material veröf-fentlicht, als ich eigentlich wollte. 'To All Me-thods Which Calculate Power' ist nun das Er-gebnis. In den kommenden vier Monaten wer-de ich aber noch mehr Material für zwei wei-

tere Alben zusammen haben. Eines wird echtheavy, schnell und dark; das andere wirdleichter und ein bisschen experimenteller, mitmehr alten Disco-Elementen. LabelmacherMasakatsu und mein guter Freund Joseph No-thing sagen, dass Omeko übersetzt so waswie 'Pussy’ oder 'Cunt’ heißt." Passt doch be-stens zu "Cock Rock Disco".

Musikalisch ist Donna Summer eine un-glaubliche Mischung aus Happy Hardcore,Breakbeats, Abstract, Electronica, Techno.Anstatt nur zu samplen, wird auch mal indie eigene Mülltonne geschaut. Trashtransfers to Information. "Ich habe versucht, alles an Signifikanzen zumixen, was für mich kulturell wichtig ist. DieLeute sollen hören, meine Musik ist genau soeine Kollektion an Gefühlen wie an Genres.Ich bin sehr an der Reorganisation von musi-kalischer Information in den Kontexten vonZeit, Genre und Style interessiert. Ich versu-che eine wieder-neu-informierende Wertge-bung dessen, was ich mag – anstatt die Ver-gangenheit nur auszugraben, um sie in einemunreferentiellen Eklektizismus zu verwerten.

Ich sample nur Musik, die ich wirklich schätzeund genieße. Meistens fühle ich mich sogarregelrecht von dieser Musik eingeschüchtert!"Seine Referenzen sind weit verstreut. "Ichwar schon immer an fast allen Formen expe-rimenteller elektronischer Musik interessiert.Musik aus der minimalen Ecke (Raster Noton)bis zu den extremsten Arten von Breakcore(Venetian Snares, Doormouse). Als Kindsteckte ich wirklich tief in Rock, dann wurdeich aber total von Public Enemy fasziniert undfixiert. Auf dem College war ich Radio DJ miteiner 'experimentellen’ Show, deren Fokus aufSachen wie Current 93, Test Dept., Hafler Triound solchen Sachen lag. Ich war auch mal anHeavy Metal interessiert und liebe es viel-leicht aus diesem Grund, 'to fuck shit up andplay really fast hard stuff’."

GOTT IST EIN SAMPLE"Samples sind allen anderen Sachen totalübergeordnet. Ich denke zwar nicht, dass esjetzt ultimativ wichtig für Leute ist, genau zu

wissen, wo jedes individuelle Sample her-kommt. Aber es hilft. Ich genieße es wirklich,Leute raten zu sehen, wo die Ursprungssam-ples her sind. Ich habe ja nichts anders als ei-nen Computer, so dass jeder Sound auf die-sem Album entweder gesamplet, processed,aufgenommen (wie das Ende des Albums)oder von ein paar Quell-Files ist, die ich ge-sammelt habe. Es ist meistens definitiv 'pro-duzierte’ Musik anstatt 'performter’." Aber indie Nähe von Bastard Pop will er damitnicht geraten. "Mir fehlt der Respekt für Leu-te, die einfach nur ein Acapella über ein In-strumental legen. Das klingt zum Teil, alsmüsste man es nach einmal Anhören weg-schmeißen, Einweg-Musik. Ansonsten ist daswie die runtergekommene Seite der Postmo-derne. Ich hoffe, ich bin das totale Gegenteildavon."

COCK ROCK DISCODonna Summer

Jung oder unbekannt, aber super

TEXT: KERSTIN SCHÄFER | [email protected]

Unser Starschnitt des Monats, zum Zweiten, diesmal aus New York: Von "I feel love" zu "To all Methodsthat calculate Power". Donna Summer setzt seit über 20 Jahren Maßstäbe. In der aktuellen Personifika-tion als Jason Forrest lässt sie Bastard-Pop wie den Schildbürger-Pfusch wirken, der er auch meistens ist.Musikalische Aufklärung mit Rumspring-Faktor 10, Donna Summer sei Dank.

Bastard Pop ist die runtergekommene Seite der Postmoderne.

Playlists und Archive für Advancetes mit Donna Summerwww.wfmu.org/playlists/suwww.wfmu.org/donnasummer/www.cockrockdisco.comwww.electro-violence.com

Statt eingängig funklastigem Rhythmusblinzeln einem auf Boom Bips LP "Seed ToSun" fließende Harmonien mit diversennüchtern klackernden Wiederholungenund skurrilen Sounds entgegen. Amerika-nische Indierocksozialisation, HipHop,Klassik, Jazz und Elektronika schimmerndurch. Schließlich interessiert nicht dasFormat, sondern der Sound an sich. Der ist

komplex arrangiert und lebt vor allem vonSpuren aus der Ferne, die einen wohl vonirgendwelchen abstrakten Metaebenenüberzeugen wollen. Die Platte erscheintbei Lex Records, einem Unterlabel vonWarp, das sich nicht nur durch wohldesign-te Qualitätsplattencover auszeichnet.

DEBUG: Woher kommst du und wie ist esda so?BOOM BIP: Aus Cincinnati. Es ist cool undentspannt. Der Lebensstil ist hier sehr häus-lich. Daher entwickeln die Leute eine Mengekreative Energie. Eine Menge Kids sitzen lie-ber in ihren Schlafzimmern und machen Mu-sik, anstatt in Clubs auszugehen und in sozia-le Szenen verwickelt zu werden. Das züchtetauch Spinner.

DEBUG: Womit und seit wann produzierstdu ?

BOOM BIP: Ich benutze alles, was ich be-kommen kann. In meinem Studio habe ichjetzt ein DrumKit, Gitarren, Bass, alte Keybo-ards, einen Mac, viele Programme, Spielzeu-ge, Theremins, etc. Als Kind hatte ich Schlag-zeugunterricht, was mir wirklich geholfenhat, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Ichhabe in der High School und im College inBands gespielt. Angefangen, samplebasierte

Musik zu machen, habe ich 1996.

DEBUG: Es scheint, als wären momentanviele Leute von Mainstream und Undergro-und HipHop gelangweilt. Siehst du einenBedarf nach einem neuen Ansatz, etwa an-dere Sounds zu verwenden und die Musik-struktur auszuweiten?BOOM BIP: Absolut. Es braucht frische Luft.Der beste Weg, damit das passiert, ist es, garnicht zu beabsichtigen, HipHop zu machen.Einfach Musik machen. Wenn es nach Hip-Hop klingt, dann ist es halt so. Das ist der ein-zige Weg, es frisch klingen zu lassen.

Frisch heißt hier nicht funky oder fröhlich.Boom Bip hat vor zwei Jahren eine LP na-mens "Circle" zusammen mit Dose One beidem amerikanischen Label Mush rausge-bracht. Dose One ist MC der sprachlichversierten Art, schließlich hat auch er, wie

Boom Bip, ein Collegestudium auf demBuckel. Man traf sich "in einem Geschichts-kurs im College. Er hat es gerockt. Ich habe esaufgegeben. Danach haben wir Musik ge-macht."Die Mehrschichtigkeit ihrer Musik und desschnellen Geredes kann gerade bei Konzer-ten in nicht englischsprachigen Städtenwie Berlin etwas hinderlich sein: "Ich glau-

be, die Sprachbarriere hat Dose' Witze et-was schwierig zu verstehen gemacht, wasuns dazu veranlasst hat zu glauben, dassdie Leute gelangweilt wären." Was gut seinkönnte, schließlich ist Boom Bips Musikkeine explizite Tanzmusik und ihr optischerUnterhaltungsfaktor ist auch eher gering.Boom Bip ist auch DJ. "Ich habe 1993 ange-fangen aufzulegen. Ich habe hauptsächlichalte MoWax- und Ninja Tune-Sachen gespielt,viele Illbient Spacey Beats." Und plant, malwieder eine Band zusammenzusetzen, "umTracks von 'Seed to Sun' Und 'Circle' live auf-zuführen." Inzwischen ist er aus unbeant-worteten Gründen nicht mehr bei MushRecords, dessen erste Veröffentlichungvon ihm war.

DEBUG: Mit wem arbeitest du und mitwem würdest du gerne zusammenarbei-ten?

BOOM BIP: Nun, Boards Of Canada habengerade zugestimmt, einen Remix für meinenächste 12" zu machen. Auf meiner LP habeich mit Buck65 und Dose One gearbeitet. Ichhabe Colin Greenwood von Radiohead wegeneines Remixes angehauen, mal sehen, waspassiert. Mein Traum ist es, mit Björk ein Al-bum zu machen. Gerade bin ich mit Mark Bellauf Tour und ich komme nicht darüber hin-weg, dass er mit ihr arbeitet. Ich habe meinenNeid ihm gegenüber ausgedrückt.

DEBUG: Irgendwelche anderen Kommen-tare?BOOM BIP: Esst gut. Behandelt Tiere mitmehr Respekt als Menschen. Kauft einenHund.

KOMPLEX, NICHT FETTBoom Bip

TEXT: CLARA VÖLKER | [email protected]

Das entwachsene Indiekid Boom Bip aus Cincinnati hat für seine erste LP tief in der musikalischen Fund-grube gekramt und den Rap weitgehend wegradiert. Ein gefundes Fressen für das britische Label Lex Re-cords.

HipHop Musik braucht frische Luft.

Donna Summer "To All Methods WhichCalculate Power“ ist im August auf Ome-ko/ Electro-Violence erschienen.

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http://www.lexrecords.com http://www.dirtyloop.com

Boom Bip, Seed To Sun, ist auf Lex erschie-nen. Weitere Platten von Boom Bip:"Circle" zusammen mit Dose One aufMush, "Low and Sequence" zusammenmit DJ Osiris, auch auf Mush, DJ-Toolserie"doo doo", Remixe für Fourtet und JamieLidell von Super Collider, uvm.

Boom Bip's Top Five:neutral milk hotel - on avery islandgary newman - pleasure principalsquarepusher - new album (just have testpressing)jamie lidell - muddlin gearsonic youth - murray street

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<4> - DE:BUG.63 - 09.2002

Elektronikahop

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“Wir müssen ja nicht so viel über Musik re-den…”, denkt er sich so, als er mich auf demkleinen stillgelegten Spreedampfer “Hoppe-tosse" Anfang Juli, übrigens ein verdammtheißer Tag, unter Deck empfängt. Dabei istdas doch genau mein Plan - TrademarkSchneider treffen und ihn so richtig über sei-ne Produktionsbedingungen und Entste-hungssituationen seines neuen Albums “Zoo-mer" auf City Slang, im Herzen Indierockla-bel, auszuquetschen. Und um ihn abseitig zufragen, wie man bitte zu diesem Markenna-men kommt, was er manchmal hinter demVorhang sucht und wie Wayne Schlegel seinLeben intonierte?

VON BIELEFELD NACH BERLIN MIT ZWI-SCHENDURCH AUF’S LANDDoch zunächst einen Blick zurückge-schmuht. Beeindruckt hat Dirk Dressel-haus aka Schneider TM schon 1998 mit sei-nem Album “Moist". Schneider ist der Typ,der sich auch gerne mal unverblümt bei ei-nem Auftritt (so geschehen in der GalerieBerlin Tokio) hinter den Vorhang setzt unddann live auf halber Umdrehung pro MInu-te abgeht. Er ist auch derjenige, der seineTracks unverhohlen auf diverse Labels ver-streut und so auch Aufmerksamkeit aufsich zieht, bspw. auf der Warp Compilation“Warp back to earth" anno 99? Der Einstieggeht gut in die Ohren und verspricht dengroovenden Funk. Und dann kratzt Schnei-der TM einfach die Kurve, um so richtig denKrach reinfauchen zu lassen. Was davor

und danach geschah, lässt sich leicht be-schreiben. Schneider hat angefangen Re-mixe zu machen, war viel auf Tour und ho-stet von 1998 bis Ende 1999 bei Viva2 dasMagazin ”Wah 2”. Seine neue Band “Pain-cake” hat er zusammen mit Hanayo undChristopher Uhe (und jetzt auch VredeberAlbrecht) verschmerzkekst und außerdemviel live gespielt, speziell auch für HanayosAlbum ”Gift”, das 2000 bei Geist/DHR er-schienen ist. Flux drauf und ohne Luft zuholen mit Ilpo Väisänen von Pan Sonic dasNoise-Projekt “Angel" angefangen und mitMichael Beckett aka kptmichigan unterdem Projektnamen Dr.Drek viele Sessionsaufgenommen, etc... Ach, und dann war danoch der Ausflug 1997 mit Freunden vonBielefeld aufs Land, um dort sesshaft zuwerden. Nach dem Scheitern der Umzugs-aktion schnell eingesehen, die Gegend zuverlassen, um in einer Phase des allgemei-nen Aufbruchs nach Berlin zu fliehen.

IDENTITÄTSDESTILLATION FENSTERSTURZDirk ist ein Kind der späten 80er: SonicYouth, Dinosaur Jr., die Pixies und My Bloo-

dy Valentine haben ihn ernsthaft beschäf-tigt. Daraufhin wollte Schneider zunächstlärmige Gitarrenmusik machen. “Aus einemBedürfnis heraus”, sagt er. Auf den Plattenseiner Bands Hip Young Things und LocustFudge stand dann auch immer und überallSchneider drauf mit Indierock drin. Ausdem Schulbandschlagzeuger Mitte derAchtziger wurde so ein Sänger und Gitar-rist, der dann auch alleine anfing elektroni-sche und instrumentale Stücke aufzuneh-men. Es war die Zeit, da konnte er mit sei-nem richtigen Namen aus familiären Grün-den nicht so viel anfangen. Doch nurSchneider alleine war so bescheuert, dasseine Typenbezeichnung her musste. DenSpitznamen getrademarked bekommenhat er, als er sich vor etwa dreizehn Jahrenauf einer Party mit: “Guten Tag, mein Nameist Schneider" vorgestellt hat. So ähnlich liefdas wohl auch damals mit Alf. “Es gibt da ei-ne Folge", erzählt mir Schneider, “da fällt Alfein Fenster auf den Kopf, der denkt sich dann,er wäre der Kosmetikvertreter Wayne Schle-gel." Durch ausufernde alkoholische Verkö-stigung kann man schon mal von einem“Guten Tag, mein Name ist Schlegel" geohr-wurmt aus dem Schneider sein - oder an-dersrum? Egal. Dresselhaus ist also Alf.Doch das nur am Rande. Das (TM) war nunbeschlossene Sache, was weder auf Tech-nomusik noch auf Thomas Morr hinweist.

BESESSENER AUS LEIDENSCHAFT... sondern auf hemmungslose Hingabe.

Dirk dazu: “Ich wollte immer nur Musik ma-chen, weil mich das zusammenhält. Es istauch super. Man kommt rum, es macht Spaß,ist gut für den Körper und den Geist." Undman sitzt hinter Vorhängen. “Echt?" Ja. “Achso, Galerie Berlin Tokio war das. Stimmt, dahatte ich die erste Schneider TM Platte aufge-nommen und habe da live, zusammen mitDirq von Powerline, gespielt. Ich fand es an-genehmer nicht gesehen zu werden. LovelyDirq hat mir, als ich noch kein richtiges TM-Li-ve-Konzept hatte, geholfen, in irgendeinerWeise live aufzutreten - ich habe komischeBeats von meiner Maschine gefreestyled under hat dazu Elvis u.ä. aufgelegt."Ganz so wilde und ungezähmte Einblickelässt Schneider auf “Zoomer" allerdingsnicht zu. Zoomer zeigt uns einen umwelt-bewussten Schneider, der Worte vertrig-gert. Hier zeigt sich ein reifes Stück Iden-titätsentwicklung mit allen verzweiflungs-trächtigen Gedankengängen und ausein-andersetzungswilligen Wirrungen, die ver-packt in die Richtige Portion Sound und Be-atbastel ihren Ausdruck und Lösung fin-den. Dabei betritt er mit einer gewissen Artvon Soulmusik gern ein wenig abseitige

Wege Musik zu machen. Inspiriert hat ihn sicherlich auch die für ihngrößte Soulband Pan_Sonic. “So eine Bandwar vorbildlich für entmenschlichte Musik,bei der die Vibes zählen. Ich finde es erstaun-lich, dass viele Leute Musik wie Pan_Sonicoder auch Oval als komplett 'entmenschlicht'empfinden und die Leidenschaft, den Soulnicht wahrnehmen, weil sie es wahrscheinlichnicht an sich heranlassen können oder, auf-grund von Zivilisations / Informations-Over-load, einfach eine veränderte Sensibilisierunghaben, die immer zuerst über die 'Ratio'geht?!? Ich empfinde Musik wie z.B. 99% derCharts als komplett entmenschlicht."Schneider versucht Fehler und Zufälle zunutzen, der Musik nicht so viel abzuverlan-gen, ihr den eigenen Flow zu lassen - Free-style kommt eben von Innen. “Ich meine,was soll man sich einschränken, ich mag dasnicht, von vornherein einen ideologischenoder intellektuellen Überbau zu haben. Ichfinde es faszinierend, wie bspw. Markus Poppvon Oval das macht. Er selbst meint ja, dass erüberhaupt keine Musik macht. Schneider hatOvals ‘Process’-Album tief berührt. Es ist be-stimmt auch Koketterie mit dabei, was jaauch cool ist - im Ernst." Schneider will sichseine Produktionswege offen lassen. Manmuss sich ja auch selber dabei unterhalten,wenn man produziert.

DIE MUSIKERPOLIZEI NIEDERSCHNUSPELNSo auch on stage. Schneider spielt am lieb-

sten vor Leuten, die sich locker machen.“Ich mag das nicht, wenn man sich fühlt, alsspielte man auf einer Gerichtsverhandlung,oder wenn Leute da stehen, die das ganz ge-nau beobachten und analysieren. Unsere be-sten Konzerte, an die ich mich in den letztenzwei, drei Jahren erinnern kann, hatten wirsehr oft in Frankreich. Letztes Jahr haben wirz.B. auf dem Suicide-Festival gespielt, das warecht super. 1500 Leute, und je abstrakter unddekonstruktiver wir geworden sind, um somehr sind die abgeflashed. Wir hatten aucheinen uns unbekannten Sänger mit auf derBühne. Eine Form von absurdem Stadion-Rock. Das hat super funktioniert. Egal wo, wirspielen auch gerne vor großem Publikum,mögen es aber auch sehr gern vor wenig Leu-ten. Außerdem bin ich kein ausgebildeterFreddy Mercury oder Frontmann oder je-mand, der richtig gut auf der Bühne perfor-men kann. Wir spielen eben nicht mit Com-putern oder Laptops live, sondern mit zweiSamplern. Dadurch ist eben auch alles sehrfragil, also die Show kann extrem nach vornegehen, es kann aber auch in die Hose gehen.Am liebsten spielen wir vor Leuten, die Lusthaben darauf abzuflashen."

ZOOMER: ONE TWO REALITY CHECKUnd da sind wir doch schon mittendrin imSong- und Trackbastelgespräch: Das ersteStück des Albums “Reality Check" könnteauch ein Indie-Rock-Song sein, denn dieAufnahme wäre auch mit Bassgitarre undSchlagzeug denkbar gewesen. Viele Ein-drücke sind hier von der Straße, ohne dasman gleich field recording machen müsste.Es ist auch der Versuch, sich in irgendeinerForm in den globaleren Zusammenhängen,die sich uns darstellen, zu positionieren.Als Globalisierungsgegner. Es ist eben ab-solut nicht in Ordnung, was wirtschaftlichabgeht, und das hat für Dirk wie für Schnei-der TM auch mit der Verwirrung zu tun.Dirk dazu: “Letzten Endes weißt du nicht, wodu stehst, weil du nie wirklich wissen kannst,wen du supportest, weil du überhaupt garnichts weißt. Du weißt überhaupt nicht, waswirklich abgeht. Man kommt sich verlorenvor, wenn man darüber nachdenkt." Eine ge-wisse Form von Identitätskrise stellt sichda ein. Hilfe (The Cure) scheint man in denWäldern der Verfängnis nicht erwarten zukönnen. “In diesen vertrackten Zusammen-hängen spielst du über fünf Ecken dein Geld

oder deine Arbeit dann doch wieder Organi-sationen zu, mit denen man sein Lebtag nieetwas zu tun haben möchte. Es ist gut, sichdavon nicht zu sehr runterziehen zu lassenund zu versuchen in seinem kleinen, engstenKreise, Dinge auf einer menschlich guten Ebe-ne zu regeln. Der Text kommt eher von außen.Also, einmal in die Runde geguckt, nurScheiße gesehen, Text geschrieben, nächstesStück." Auch das “Frogtoise" Stück kommtsehr von innen, ein Traum out of Schnei-derworld. Es ist auch das erste Stück seitgeraumer Zeit, auf dem Dirk seine Stimm-bänder mit in den Produktionsprozess ein-bezieht, sprich mal wieder singt. “Ich versu-che eigentlich immer mit wenig Worten mög-lichst genau das zu beschreiben, was geradeabgeht." Machen wir’s nicht so kompliziert.Im Sinne Schneiders: Die Texte sprechenfür sich.

HEREIN, WENN’S EIN SCHNEIDER IST

Schneider TM

Elektronika

TEXT: ANETT FRANK | [email protected]/ FOTOS: KAI VON RABENAU

"Guten Tag, mein Name ist Schneider." Ein Partyscherz, mit dem für Dirk Dresselhaus eine Musikerkarrie-re besiegelt wird. Als Schneider TM stürzt er sich von Kollaboration zu Soloprojekt zu Kollaboration, umsich gegen die politischen Globalisierungsanfeindungen zusammen zu halten. Am schönsten auf seinemneuen Soloalbum "Zoomer".

Du weißt überhaupt nicht, was wirklich abgeht. Man kommt sich verloren vor,wenn man darüber nachdenkt.

www.cityslang.de - Hier findet man auch Hinweise zu einer Diplomarbeit im CD-Rom Format über SchneiderTM als Ping Pong Spiel Tocotronic.

Schneider TM geht ab Herbst auf Europa-Tour. Mit dabei sein wird wie immer auch Micha-el Beckett (kptmichigan). Auch wird Christian Obermaier mitspielen (im erweiterten Sinn'Percussion' und Mathod Acting...), der schon früher, wie auch in Zukunft, mit BarbaraMorgenstern gespielt hat. Desweiteren denkt Schneider über BackgroundsängerInnennach.

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- schneider tm 12", payola 1997- moist cd/lp, city slang 1998- up-tight 12", city slang 1998- masters mcd/12", city slang 1998- binokular split cd/lp (mit kptmichigan), city slang 2000

DISKOGRAFIE

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Der Dokumentarfilm "Dogtown and Z-Boys" spürt den Pionieren des VerticalSkateboarding aus den 70er-Jahrennach: dem Zephyr Skate Team. Skatergab es vorher schon, aber erst die Z-Boys machten den Sport zum Kult: ElfJungs und ein Mädchen, Freestyle-ori-

entiert und strikt Anti-Mainstream,wurden im "Skate Boarder"-Magazingehypet, Peralta und Tony Alva wurdenzu Teenieschwärmen und Sportstars.

EINE SZENE DOKUMENTIERT SICH SELBSTDie Originalaufnahmen aus der Zeitsind das Herzstück dieser independentproduzierten Dokumentation; siestammen von dem Fotografen, Skate-und Surfboard-Designer Craig R.Stecyk und von dessen Protegé Glen E.Friedman, der später auch als Punk-und Rap-Dokumentarist ("Fuck youHeroes") bekannt wurde. Damals hingFriedman mit den Z-Boys ab - undschuf deren beste Porträts.Im Kontrast zum späteren Erfolg stehtdie Herkunft der Z-Boys aus dem abge-wrackten Dogtown, einem Stadtteilvon Santa Monica. In Venice Beachwurde Anfang des letzten Jahrhun-derts ein Freizeitpark für die Bewohnervon Los Angeles und Touristen aus demBoden gestampft. Doch Mitte der60er-Jahre brach das "Coney Island ofthe West" wirtschaftlich ein - und Dog-town verarmte. Stehen blieben die Rui-nen der Fahrgeschäfte - und der Piers,an denen sich einladend die Wellenbrachen.Ein Surfparadies, gefährlich - und nurfür Mitglieder: "No Invaders", warntedie Clique von Jungs, die sich hier ihrerSurfleidenschaft widmeten. Ihre Bo-ards hatten sie vom Designer Jeff Ho,

der zusammen mit Stecyk, dem Co-Au-tor des Films, und Skip Engblom den"Jeff Ho & Zephyr Productions SurfShop" führte. Hier hingen die oft ausdysfunktionalen Familien kommendenKids ab - und hier wurde das ZephyrSkate Team gegründet.

VOM SURFEN ZUM POOLRIDINGNach einem ersten Boom in den 50ernwaren Skateboards eigentlich out - siewurden von den surfbegeisterten Kali-forniern nur bei Flaute benutzt. Dochdann entwickelte die Sportartikelindu-strie eine neue Wheel-Technologie, Bo-ard-Hersteller sponserten Meister-schaften - und die Subkultur wurdevom Mainstream aufgegriffen. SogarFarah Fawcett ließ sich in den 70ernauf dem Board ablichten.Umso mehr war Skaten jetzt eine Fragedes Stils: Auf den Schulhöfen - die inDogtown scheinbar alle diese schön er-höhten Ränder hatten - entwickeltendie verschworenen Z-Boys ihren Style;deutlich beeinflusst vom Surfen skate-ten sie "hands on the wave", mit denHänden am Boden. Neue Drehungenund Schwünge waren möglich. In einerder schönsten Sequenzen des Filmsüberblendet Peralta Aufnahmen der Z-Boys mit denen von Surfern: Bewegungpur und Musik.Von den Schulhöfen zog man bald wei-ter - in die wegen der Dürre und derPleite leer stehenden Swimming-Poolsder Villen von Santa Monica. "Poolri-ding" wurde das Größte: Sauber ma-chen, skaten, vor den Bullen fliehen.Und am nächsten Pool dasselbe. Hierhaben Alva & Co. das Vert Skating er-funden, das Hochfahren an den Pool-wänden - und die Airs, das sekunden-lange Verlassen der Poolwand inklusi-ve Drehung des Boards in der Luft.

DREI VON ZWÖLFDrei von Zwölf, Jay Adams, Tony Alvaund sich selbst, widmet Stacy Peraltaein eigenes Kapitel in seinem Film. Pe-ralta war der erste Z-Boy-Star, mit Wer-beverträgen und einem Kurzauftritt in"Charlie's Angels". Ab den 80ern wid-mete sich Peralta der Nachwuchsför-derung - er gilt als Entdecker von TonyHawk - und drehte eine Menge Skate-Videos.Mit Kinderbildern wird Jay Adams vor-gestellt, als überaus begabter blonderEngel, bewundert für seine Verwegen-heit: Als 13-Jähriger ignorierte er mitgrößter Selbstverständlichkeit die Be-grenzung der "Freestyle Area" bei denNational Championships 1975 - undließ die braven Handstandmacher undRückwärtsfahrer alt aussehen. Heutehat Adams alte Augen, sagt dauernd"You know what I mean" - und saß, wiewir erst am Schluss erfahren, währendder Dreharbeiten im Knast. Bei den Z-Boys war er ausgestiegen, sobald derErfolg einsetzte.Tony Alva, das Vorbild mit dem "athle-tic stream of consciousness", galt als derEhrgeizigste. Als erster hatte er seineeigene Firma - und ist heute ein freund-licher Typ mit Rastas, der immer nochtäglich in leere Pools springt. Alvasteht wohl auch für den entspanntenUmgang der Szene mit Sponsoring:Mitfinanziert hat Peraltas Film derSportschuh- und Bekleidungsherstel-ler Vans. Die standen von Anfang an in

enger Verbindung zur Skaterszene -und deshalb muss diesem Film auch diekritischste Jugend verzeihen: Vansmüssen sich nicht irgendwo "hinein-kaufen", sie sind schon drin.

NICHT WEHMÜTIG WERDENWie das Retro-Schuhmodell zum Filmverlässt sich auch der Soundtrack ganzaufs Zeitkolorit - von Herb Alpert bisZZ Top. Manchmal ist die Musik aucharg affirmativ eingesetzt; fällt etwa dasWort Mafia, erklingt ein "Godfather"-sound-a-like. Und wenn der als Kindgeradezu obszön hübsche Adams ander Kamera vorbeizieht, singt Rod Ste-wart ausgerechnet "Maggie May".Peralta nähert sich seinem Thema un-erwartet distanziert; er tappt in keineBetroffenheitsfalle und vermitteltdoch viel von seinem Insiderwissen.Die Schattenseiten einer längst ver-gangenen Erfolgsgeschichte lässt derFilm trotzdem ahnen. Man kann in denschwarz-weiß gefilmten Gesichternder gealterten Idole lesen und begrei-fen, warum die Kamera so wehmütigüber ihre unbeschwerte Jugendschmeichelt. Das Schlimmste, lerntman da, ist wohl das Alter. Und was al-les aus einem werden kann, wenn manseine ganze Teenagerzeit mit Skatenverbringt.

WIR KINDER VOM SURFSHOP HO

Die Skater-Doku "Dogtown and Z-Boys"

Underground Kino

Eine Subkultur kann auch ohne Ausverkauf im Kino landen. Mitdem Film ”Dogtown and Z-Boys” füttert uns Stacy Peralta, einOld-School-Skaterstar, mit neuen Bildern und lässt den Z-Boys-Mythos wieder aufleben. Zwar wimmelt es von Videos überSkate-Teams aus der ganzen Welt - aber keiner außerhalb derSzene würde es merken. Für Nicht-Kenner und Alles-Wisser.

http://www.sonyclassics.com/dogto-wn/Film-Website (amerikanisch)

http://www.dogtown-derfilm.de/Film-Website (deutsch)

http://www.z-boys.com/Fan-Site mit Glen-Friedman-Fotos

http://www.tonyalva.com/Tony Alvas Website

http://www.dogtownskateboards.com/Skateboards von Jim Muir

http

Erwan Frotin, in: i-D 08 02 "Für mich ist nicht am wichtigsten, was es ist, sondern wo esist." In einem Sportstudio ist es. Und zwar in einem der ganzalten Sorte, dessen Räume eher an Beichtstühle als anGroßraumbüros erinnern. Geschichten, wie sie in denSchlafsälen eines katholischen Knaben-Internats erzähltwerden, würden ihn inspirieren, bekennt der Fotograf. Dassdie Wahl der Szene, die klaustrophobischen Kammern, dazuals Darsteller verunsicherte Pennäler bei Streckübungen, ei-ner Schlafsaalphantasie entsprungen sind, kann kaum ver-wundern. Auf die "fiktionale Kraft" der Bilder kommt es an,

sagt Erwan Frotin, der beim Festival d'Hyères gerade denPreis für Fotografie gewonnen hat. Was heißt fiktionaleKraft? Im Laokoon lässt sich Lessing über das Problem aus,wie man in einem Bild eine Geschichte zeigt. Man solle denWendepunkt anstreben, empfiehlt er, in dem die drei Stadi-en - Anfang, Mitte, Ende - zusammenfallen. Mit der Fiktionbei Frotin verhält es sich anders als mit der Geschichte beiLessing. Dort steht die Geschichte schon fest und soll nurnoch bebildert werden, hier soll das Bild sie erst erzeugen.Einen Wendepunkt gibt es nicht. Die Fiktionen des Bildesdehnen sich wie ein Netz in verschiedene Richtungen aus,ohne die Linie einer einzigen Geschichte zu verfolgen. Vonjedem der Köpfe in Frotins Bild geht eine eigene Spur aus.Das Bild zerstreut sich. Wären es nur drei Figuren, würdesich ihr Verhältnis bündeln, weil aber der vierte über dieWand schaut, vervielfachen sich die möglichen Beziehun-gen. SH ••••

Von den Schulhöfen zogen die Skater bald in dieleer stehenden Swimming-Pools der Villen vonSanta Monica: Sauber machen, skaten, vor denBullen fliehen.

<8> - DE:BUG.63 - 09.2002

TEXT: INGRID ARNOLD | [email protected]

"Dog Town and Z-Boys", Dokumen-tarfilm, USA 2001, Regie: Stacy Peral-ta, Buch: Stacy Peralta, Craig R.Stecyk, Sprecher: Sean Penn, mit JayAdams, Tony Alva, Jeff Ament, BobBiniak, Paul Constantineau, Skip Eng-blom, Glen E. Friedman, Tony Hawk,Shogo Kubo, Jim Muir, Peggy Oki,Stacy Peralta, Nathan Pratt, HenryRollins, Wentzle Ruml, Allen Sarlo,Craig R. Stecyk, Kinotourstart: 15. Au-gust 2002, geplant bis Ende Oktober,Soundtrack bislang nur als Import er-hältlich.

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Versace-Werbung in: Vogue Italia, Juni2002Das Verstreuen von Ereignissen macht dieses Bild zum Prin-zip. Nicht nur deshalb, weil es viele Ereignisse zeigt, sondernweil es ganz zielsicher dezentriert ist. Man folgt dem Blickdes Liegenden im Vordergrund, gerät in die Leere in der Mit-

te des Bildes. Keine Figur,kein Objekt, kein Licht.Langeweile am Strand.Das Mädchen richtet denBH, der ölige Kerl rechtsdaneben wartet mit sei-nem Frisbee, das aussiehtwie ein Diskus, er wie einantiker Olympionike.(Gibt es die Statue in die-ser Haltung?) Niemandschaut den anderen an.Man kennt sich nicht, hatnichts miteinander zu tun.Am einen Bildrand gibt es

eine Hand, die an einer Badehose herumnestelt, am ande-ren einen halben Körper, der sich am Sonnenschirm zuschaffen macht. Die kreuzweise Symmetrie schließt ein drit-tes Gesicht eines Sitzenden in der Bildmitte ab. Dass derBlick schließlich doch noch auf die große Tasche im Vorder-grund fällt, hat nichts mit Aufdringlichkeit zu tun, sondernmit der schlichten Tatsache, dass in dem Bild nichts weitergeschieht. Der gelangweilte Blick kreuzt zwischen der sym-metrisch angeordneten Strand-Langweile umher, bis er im-mer wieder bei der Tasche ankommt. SH •••••

BILDERKRITIKEN

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Die Walt Disney Company ist mit ihrenzahlreichen Tochterfirmen heute derzweitgrößte Medienkonzern der Welt.Durch die konsequente Anwendung desPrinzips der In-House-Cross-Promotion,bei dem ein Produkt das andere bewirbt,wurde aus dem kleinen Zeichentrickstudioein Unternehmen, das etwa ein Fünftel derHollywood-Kinofilme produziert (so sindz.B. fast alle Filme mit Robin Williams, JuliaRoberts oder John Travolta von den Disney-Filmfirmen Miramax oder Touchstone pro-duziert worden). Zum Konzern gehörenaber auch der größte amerikanische Fern-sehsender ABC, die Disney Music Group(die u.a. den Country-Music-Markt be-herrscht, aber auch Bands wie Aerosmithunter Vertrag hat und diverse Indepen-dent-Label besitzt) sowie Zeitschriften-und Buchverlage und natürlich auch Akti-vitäten im Internetbereich (Infoseek, Go).Die Bandbreite an Produkten reicht dem-entsprechend von Kaffeetassen und Pyja-

mas bis hin zu Ferienclubs und Kreuzfahrt-linien mit konzerneigener Karibikinsel.Angesichts dieses Erfolgs ist es nur konse-quent, dass der Konzern sich nun auch ent-schlossen hat, sein familienfreundlichesImage auch im Immobiliensektor zu nutzenund ganze Städte mit dem Markenzeichen"Disney" zu bauen. So ist die Walt DisneyCompany nicht nur federführend am wich-tigsten Stadterneuerungsvorhaben derUSA der letzten Jahre, dem Times SquareRedevelopment, beteiligt, sondern baut inFlorida auch eine komplette Stadt für20.000 Einwohner, die sich ihr Alltagsle-ben vom Vergnügungskonzern organisie-ren lassen wollen. Dabei nutzt das Unter-nehmen neben dem familienfreundlichenImage sein kulturelles Kapital, seit Jahr-zehnten mit seinen Themenparks die Vor-stellungen der amerikanischen Mittel-schicht von urbaner Qualität beeinflusst zuhaben.

INSZENIERUNG TOURISTISCHER URBANITÄTDer New Yorker Times Square ist seit derJahrhundertwende Inbegriff amerikani-scher Großstadtkultur, doch seit dem Nie-dergang der Kinopaläste in der Nachkriegs-zeit und dem Boom der Peepshows war erauch ein Symbol der Krise amerikanischerMetropolen geworden. In den 80er-Jahrenbegann die New Yorker Stadtverwaltung,

das Gebiet um die 42nd Street aufzukaufenund 200 kleine Geschäfte und Peep-Showszu räumen, um das Gelände für den Bauvon Bürotürmen vorzubereiten. Als dieMieter vertrieben waren, sprangen die pri-vaten Investoren jedoch wieder ab, so dassdanach jahrelang mehrere Blocks im Zen-trum Manhattans leer standen.Dies änderte sich erst, als 1994 RobertStern, Architekt und Mitglied des Disney-Aufsichtsrats, einen Alternativplan vorleg-te und die Renovierung der historischenTheater, touristenorientierte Geschäfteund Restaurants sowie den Bau von Hotelsvorschlug. Dank diesem Plan betreibt derDisney-Konzern heute nicht nur drei Musi-caltheater am Broadway, sondern auch ei-nen großen Disney-Store, ein Themenre-staurant seines Sportfernsehsenders ESPNund ein TV-Studio seiner TochterfirmaABC. Damit ist Disney zum Markenzeichender Renaissance des Times Square gewor-den, wobei das familienfreundliche Image

des Konzerns als Leitstern und Schutz-schild der weißen Vorortbewohner dient,die sich vorher gar nicht mehr an den TimesSquare getraut hatten.Den Wünschen des Konzerns entspre-chend wurde zu diesem Zweck auch nochein beispielloses Programm zur Verände-rung der Sozialstruktur des Quartiers auf-gelegt. So beschloss die Stadt New York einauf den Times Square ausgerichtetes Re-gelwerk, das Sexshops im Umkreis von 150Metern um eine Kirche, eine Schule, einWohngebiet oder einen anderen Sexshopverbietet. Damit können von 300 Sexshopsim Quartier nur noch drei bestehen blei-ben. Gleichzeitig wurde der so genannteMidtown Community Court ins Leben ge-rufen - ein von den Grundstücksbesitzernam Times Square privat finanzierter (undvon der Stadt genehmigter) Sonderge-richtshof für die Gegend um die 42nd Stre-et. Dort werden Prostituierte und Taschen-diebe zu "Gemeinschaftsaufgaben" wieReinigungsdienste mit dem Besen verur-teilt.Mit solchen Maßnahmen ist die 42nd Stre-et zum Aushängeschild der Null-Toleranz-Politik des Bürgermeisters Giuliani und sei-nes Nachfolgers Bloomberg geworden.Disneys Anwesenheit am wieder po-pulären Times Square kann dabei als Sym-bol des vermeintlichen Erfolgs der Zero-To-lerance-Strategie gelten. Und umgekehrt

trägt der Ruf der Polizei, hart durchzugrei-fen, dazu bei, dass potentielle Kunden ausden Vororten wieder an den Times Squarekommen - und so zur Umsatzsteigerung inden Disney-Unterhaltungseinrichtungenbeitragen.

ILLUSION EINER HISTORISCHEN STADTAngesichts der Eintönigkeit der Einfamili-enhausgebiete in den Vororten der Groß-städte in den USA erfreut sich bei amerika-nischen Architekten in den letzten Jahrender so genannte "New Urbanism" wachsen-der Beliebtheit. Dessen Anhänger schlagenals Alternative zu den endlosen Highwaysund immer gleichen Shoppingmalls neohi-storistische Siedlungen vor, die die Formeiner Kleinstadt des 19. Jahrhunderts miteiner fußgängerorientierten Hauptstraßehaben sollen. Das erste Projekt dieser Artwar die kulissenhaft-idyllische SiedlungSeaside in Florida, die bekannt wurde alsDrehort des Films "Truman Show".

Der Disney-Konzern, dessen Hauptachsevon Disneyland "Main Street U.S.A." daskollektive Gedächtnis der Mittelschichtüber das Aussehen historischer Kleinstäd-te nachhaltig geprägt hat, erkannte, dass erauf diesem Markt gute Chancen hat, underrichtet mit der Stadt Celebration südlichvon Orlando die bisher größte neotraditio-nelle Siedlung. Um das Flair einer histori-schen Südstaaten-Ortschaft zu schaffen,wurde ein umfassendes Musterbuch ent-wickelt, nach dem sich die Hinzuziehendenbei der Gestaltung ihrer Einfamilienhäuserzu richten haben. Sie müssen sich zunächstfür einen von sechs möglichen historischenStilen entscheiden und dann ihr Haus ausden festgelegten Gestaltungselementenzusammenstellen. Dadurch sollen Einheit-lichkeit und Vielfalt miteinander verbun-den werden, um ein geschlossenes roman-tisierendes Stadtbild zu schaffen. Die lang-sam entstandene Vielfalt einer gewachse-nen Stadt wird so simuliert. Doch die Harmonie bezieht sich nicht nurauf die Gestaltung der Gebäude, sondernauch auf das Verhalten der Bewohner. DerKonzern hat sich umfassende Einflussmög-lichkeiten in Celebration gesichert, denneinen Stadtrat oder gar einen frei gewähl-ten Bürgermeister gibt es nicht. Die ent-sprechenden Aufgaben werden von Dis-ney-Tochterunternehmen wahr genom-men. Diese erlassen dann Verhaltensregeln

wie zum Beispiel die Verbote, reparaturbe-dürftige Autos auf der Straße abzustellenoder Wäsche im Vorgarten aufzuhängen.Auch die Art und Zahl der Vorgartenpflan-zen sind geregelt, und Vorhänge müssenweiß sein. Bürger von Celebration, die sichnicht an solche Vorschriften halten, wer-den von Disney-Kontrolleuren ermahnt.Mit dieser Kombination aus historisieren-der Gestaltung und rigider Organisationpräsentiert sich die Siedlung als die adap-tierte Version einer Kleinstadt, die derenVorteile in eine mit den technologischenAnforderungen des neuen Jahrhundertskompatible Form bringen soll. Eine Illusionzwar, von Disney wird sie aber als Wieder-gewinnung einer verlorenen Idylle für dieMittelschicht vermarktet.

GEHEIME VERFÜHRUNGENDer am ehesten innovative Aspekt an Dis-neys Stadtplanungsprojekten dagegen ist,dass dabei auch wieder die ganze Band-breite an Cross-Promotion genutzt wird.Schon immer nutzt das Unternehmen diePopularität seiner Kino- und Fernsehfilmezur Werbung für seine Themenparks, undim Gegenzug trägt Disneyland dazu bei,die Markenloyalität der Kunden langfristigzu erhöhen. Oft sind die Werbestrategiengar nicht direkt als solche erkennbar. ZumBeispiel wurde die Handlung von ABC-Fernsehserien wie "Roseanne" so umge-

schrieben, dass die Hauptdarsteller eineReise nach Disneyland machen, um damitindirekt für den Themenpark zu werben.Nach dem selben Prinzip wird nun auch fürden neuen Times Square geworben. Sobrachte der Medienkonzern zum Beispielkurz nachdem der Disney-Store eröffnetworden war den Kinofilm "Jungle2Jungle"heraus. Der Film wurde so konzipiert, dasser wie eine Werbung für einen Familien-ausflug nach New York wirkt. Damit die po-tentiellen Kunden auch nicht vergessen,den Times Square zu besuchen, integrierteman in den Film eine Szene, bei der einerder Hauptsdarsteller an diesen Ort pilgert- auch wenn diese Szene ansonsten keinenBezug zur Handlung des Films hat. Solltendiese Hinweise auch nur bei ein paar Pro-zent von den Millionen Zuschauern des Fil-mes ihre Wirkung entfalten, wird es sich fürden Konzern günstig auf den Umsatz desDisney Store am Times Square auswirken.Der Konzern, der schon seit Jahrzehntenmit seinen Themenparks Vorreiter im Be-reich Merchandising und Cross-Promotionist, setzt so einen weiteren neuen Trend:medial inszenierte Stadtplanungsvorha-ben, die vollständig in den Vermarktungs-zyklus eines Unterhaltungskonzerns einge-bunden sind.

LIVING IN DISNEYWORLD

Der Vergnügungskonzern Disney baut jetzt auch "echte" Städte

Urban Entertainmant

TEXT: FRANK ROOST

Mickey Mouse und Themenparks belegen es: Disney ist die führende Autorität bei der Inszenierung bür-gerlicher Idyllen. Da frohlockt man doch, wenn Disney jetzt in den realen Städtebau einsteigt, historisti-sche Plattenbauten entwickelt und Wäsche im Vorgarten verbietet. Endlich kann man dort einziehenund selbst zur Disney-Figur werden.

Disneys neuer Trend: medial inszenierte Stadtplanungsvorhaben, die vollständigin den Vermarktungszyklus eines Unterhaltungskonzerns eingebunden sind.

Mehr zum Thema urbane Entertainment-kultur in den beiden so eben erschienenBänden des Bauhaus-Kollegs:

Regina Bittner (Hg.)"Die Stadt als Event. Zur Konstruktion ur-baner Erlebnisräume", Campus Verlag,49,00 EUR.

Regina Bittner (Hg.)"Urbane Paradiese. Zur Kulturgeschichtemodernen Vergnügens", Campus Verlag,39,90 EUR.

Wer sich ein Haus in Celebration kaufen möchte:www.celebrationfl.com

Zum Nachlesen:Frank Roost,Die Disneyfizierung der Städte.Leske & Budrich, 2000, EUR 16,90

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<10> - DE:BUG.63 - 09.2002

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Alexander Plaza Hotel, Rosenstraße. Hier ist Berlinein bisschen wie München. Nicht zuletzt wegen desleicht bayrischen Akzents der netten Angestellten. Le’ell wird vor unserem Interview fotografiert. Er ver-sucht, die bezaubernde Tochter des Fotografen davonzu überzeugen, dass sie mit ihm auf’s Bild kommt.Aber sie widersteht dem Charme des Herren mit derstylishen Sonnenbrille, die wirkt, als hätte sie im vori-gen Leben mal einem Cop gehört, und macht lieberFaxen. Ob er gern eins oder mehrere von der Kleine-Leute-Sorte haben will, will ich wissen. ”Ja, so langsam freun-de ich mich mit dem Gedanken an. Vor Jahren wäre dasnoch undenkbar gewesen. Da war ich zu egoistisch, hat-te keinen Bock auf die väterlichen Kompromisse. Aberjetzt... Maybe buying a Bauernhof soon und dann kann’slangsam losgehen." Sanftes Lächeln. Stand dieser Sekunde: Er ist aber "nur” Labelchef vonGigolo Records. Dem Label, das uns die letzten Jahreglauben ließ, dass Boris Becker noch immer aktiverTennisboy auf dem Court ist und noch kein lüsternerGreis hinterm Mikro. Hell und sein ”starkes Team inMünchen” gaben uns die Musik, die zu unseren Revi-valhaarschnitten und allen anderen Pfui-Teufel-80er-Accessoires passten.

Aber jetzt ist gut. Jetzt ist dieses absolut unge-schmäcklerische Jahrzehnt ein zweites Mal durchge-standen und wir schreiben das Jahr des GigoloRocks.

DEBUG: Während deines Telefonats hast du dich ge-rade ganz schön geärgert. Was ist los?Hell: Hmmhhmhm. Man hat mir gerade mitgeteilt, dassman einige unserer Künstler, die auf Promotour inDeutschland sind, in meiner Wohnung in München ein-quartiert hat. Oh Mann. Ich habe die Wohnung echtnicht so verlassen, dass sie für Fremde zugänglich ist.Außerdem bin ich morgen für einen Tag daheim, da wär’sschon ok gewesen, bisschen Ruhe zu haben... Naja. So istdas als Labelchef und Quasi-Familienoberhaupt.

DEBUG: Deine Familie wächst gerade ganz schön –um den gesamten Universal-Stamm?Hell: Zum Vertriebsdeal mit Universal musste ich auchschon auf dem Musik und Maschine-Kongress in BerlinRede und Antwort stehen, auf einem Panel namens”Rich, Famous and Independent”. Warum wir den Schrittgewagt haben, mit einem Major zu fusionieren. Da galtes aufzuklären, dass wir Gigolo sind und bleiben und dasswir eben lediglich deren Vertriebswege für uns nutzen.Das bedeutet weiß Gott nicht, dass ich jetzt demnächstvor irgendwelchen Entscheidungen bei Tim Renner anru-fe und mir für jeden Schritt meinen Segen hole. Im Ge-genteil, dem muss ich am wenigsten erklären, da mussman sich einfach mal anschauen, wo er her kommt. In-haltlich und musikalisch bleiben wir die gleichen. Das isteben auch generell nicht mehr so, dass man einem Majorunterstellen kann, dass es total statisch und büromäßigdaher kommt. Klar haben die einen großen Apparat,aber der besteht eben echt aus Menschen, die selber ausder Clubszene kommen. Mit denen kann man einfach gutkommunizieren.

DEBUG: Seltsamerweise hält sich das gegenteiligeVorurteil in Deutschland sehr gut...Hell: Ja, ein Indielabel muss zwangsläufig unabhängigbleiben. Es ist eben nicht so wie in England, denn da ist esvöllig normal, dass man solche Wege beschreitet. Schaudir MoWax an... kleine Label, die mit großen verbundensind. Völlig normal. Was wir gemacht haben, ist ein sogenannter First Option Deal. Das heißt, wenn wir bei Gi-golo so was haben wie z. B. Fischerspooner, dann könnenUniversal das übernehmen, dann kann das eben bei de-nen über die ganzen Promotion- und Marketingwege ge-hen. Die haben immens mehr Power als ich mit meinem La-

bel. Ich habe mittlerweile so starke Acts, die haben so ei-ne Power auch einfach verdient und brauchen sie. Ich willeben gute Videos machen und ihnen weltweite Promoti-on bieten können. Es geht nicht nur darum, ein paar Ma-xis rauszubringen und die zu verkaufen. Klares Ziel istschon immer, die Maschine am laufen zu halten, inhalt-lich und musikalisch zu optimieren und unabhängig zusein. Ich werde da nie den kleinsten Kompromiss machen.

DEBUG: War Universal der Traumpartner?Hell: Es gab Angebote von allen, für eine kompletteÜbernahme, für einen weltweiten Deal...

DEBUG: Fühlt sich gut an, hm?Hell: Es ist schon eine Art Bestätigung, aber eben fürjahrelange Arbeit. Jedenfalls war es zwischenzeitlich malso krass, dass die Leute schon nach einem Konzert von Fi-scherspooner an der Rezeption des Hotels standen undgleich alles wollten. Gesamt Gigolo. Da war es mir dannirgendwann zuviel. Ich wollte dann nur noch mit Univer-sal verhandeln und den für beide Seiten besten Deal raus-holen. Das hab ich mit Tim Renner geschafft.

DEBUG: Was hat Universal letztendlich davon?Hell: Bei Universal geht es um Marktanteile. Die denkenda in anderen Gefügen. Und letztendlich, wenn auchnicht an vorderster Front, dreht es sich um Umsätze undChartplatzierungen. Und das wird sich in Zukunft zei-gen, was es uns beiden bringt. So kann ich auf jeden Fallerstmal planen, die nächsten drei bis fünf Jahre. Studiosin München bauen für Künstler. Das Geld fließt ja schonalles zurück ins Label.

DEBUG: Und in ’ne schicke Wohnung...Autsch! Das war das Stichwort. Er erinnert sich an dasTheater daheim und brummt noch ein wenig davon,was er alles hat rumliegen lassen in der Wohnung undwie es da ausschaut.

WIR ÜBEN DEN AUSFALLSCHRITT

DJ Hell

Rock

Die Bayern packen die Lederhose aus.Nicht die für Schuhplattler, sondern diemit den Seitenschnürungen für Rocker. DJHell probt mit seinem Label InternationalGigolo Records den Luftgitarrenaufstand.Eine Innovation, die auch Universal spon-tan begeistert hat.

Ich habe mittlerweile so starkeActs, die haben die Universal-Power einfach verdient undbrauchen sie.

<11> - DE:BUG.63 - 09.2002

TEXT: SASCHA HORSLEY | [email protected] FOTO: CHRISTOPH KLENZENDORF

COCOON COM PILATION C

6 X VINYL BOX & CD

COR LP/CD OO5 RELEASE DATE 02.09.2002

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JACEK SIENKIEWICZ

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WATCH OUT FOR

VISION

SVEN VÄTH

COR 12"003 RELEASE DATE 09.09.2002

WW

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E.D

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Der gemeine Engländer an sich, wir verall-gemeinern hier jetzt mal ein bisschen, hatkeinen sehr ausgeprägten Sinn für Subti-lität. Zumindest wenn es um Musik geht.Wenn er am Wochenende zum WorkingClass Hero mutiert und sich vom Pub umdie Ecke in den Club seiner Wahl aufmacht,um dafür zu sorgen, dass er schon am sech-sten Tag ruhen muss, dann mag er seinenSoundtrack vor allem eins: "banging".Rocken soll es. Nicht umsonst haben dieEngländer auf ihrem balearischen Außen-posten Ibiza vor fünfzehn plus x JahrenDance- und vor allem Ravekultur erfundenund ganz Europa damit infiziert. Traditio-nen sind dafür da, dass man an ihnen fest-hält. Und sie pflegt. Für gepflegten musika-lischen Minimalismus konnte man sichganz im Gegensatz zu den auf dem eu-ropäischen Festland ravenden Nachbarnaber nie wirklich erwärmen. Ausnahmenbestätigen da wie immer die Regel. So ist esdann auch nicht verwunderlich, dass in derenglischen Hedonisten-Bravo "Mixmag"der "grandiose" Fatboy Slim-Remix des alslangweillig geschassten Originals "Bushes"von Markus Nikolai wegen einer ungemeinwichtigen Rave-Primärtugend abgefeiertwird: er ist "banging"!

ANTI-LADISM?!Von hier ist es jetzt nicht weit zu Swayzak,denn auf dem dritten Album der beidenLondoner hat, neben nicht weniger po-pulären Gästen wie Adult, Kotai, Carl Fin-low und Headgear, mit Clair Dietrich dieselbe Chanteuse, die mehrere Markus Ni-kolai Tracks - und eben auch jenes "Bushes"

- mit ihren Vocals veredelt hat, für einigeTracks das Mikro in die Hand genommen.James Taylor und David Brown, die vor fünfJahren ihre erste 12" als Swayzak veröffent-lichten, gehören zu den musikalischen Re-negaten auf der Insel, deren Aufmerksam-keit eher Richtung Köln oder Berlin wan-dert, als in London zu verharren. LieberStudio 1 und Basic Channel als Ministry ofSound. "Sehr viele britische Menschen, vor al-lem die Presse, ist sehr xenophob, wenn es umMusik aus Europa, Deutschland, Frankreich,woher auch immer, geht. Dabei passiert dortviel mehr als in England. Mit der Groovetech-nology Mix-CD wollten wir den Leuten hiergenau das zeigen. Eigentlich sollte diese Com-pilation nur in England veröffentlicht werden.Bis !K7 anfragte, ob sie sie lizensieren könn-ten. Achtzig Prozent der Tracks auf diesem Al-bum sind aus Deutschland und auch die mei-sten Platten, die wir uns kaufen, sind ausDeutschland", erklärt David und nickendpflichtet James bei: "England ist musikalischgesehen nicht sonderlich wichtig für uns. Esfängt aber an, sich zu ändern. Die Leute hieröffnen sich langsam, aber außer der Freaks-Posse, Baby Ford und Steve O' Sullivans LabelMosaic gibt es hier nicht viele Gleichgesinn-te." Ein Anzeichen, dass sich in ihrer Heimatlangsam die Vorzeichen ändern, mag auchihre unregelmäßige Residence im Londo-ner Club "Fabric", den man wohl (abgese-hen vom Booking) in die Reihe der engli-schen Clubs stellen kann, bei denen Super-lative wie "mega" oder "super" als adäquateBeschreibung einfach zum guten Tongehören, darstellen. Überhaupt ist hier die

Hegemonie der üblichen Verdächtigen ausder alten Garde britischer Ravemafia à laJudge Jules, Paul Oakenfold und Tall Paulaufgebrochen. Stattdessen werden schonmal Leute wie Akufen, Steve Bug oder MRIeingeladen.

KOMM, TANZ MIT MIRSwayzak haben sich ganz im Gegensatz zugeistesverwandten Produzenten aus Lon-don nie auf einen Stil festgelegt. Während

sich Steve O' Sullivan ganz seinen dubge-schwängerten Reggae-Einflüssen hingibtund die Freaks-Posse ihre Vorliebe für klas-siche Garage-Tracks durch den digitaljackenden Minifunk-Wolf dreht, sind Davidund James bis jetzt immer gleich auf meh-reren Baustellen aktiv gewesen. Von agi-len, discoiden Housetracks über nüchterneClicks und Cuts-Exkursionen, verrauschteDubtechno-Schleifen oder leicht ange-kitschte Retrohits war bis jetzt so ziemlichalles möglich. Eben je nach Label, auf demsie gerade etwas veröffentlichten. Von For-ce Tracks über Theorems THX, The Medici-ne Label bis zu ihrem eigenen Label Sway-zak. Für "Dirty Dancing", dem neuen, drit-ten Album der beiden, der Name soll, werhätte das gedacht, natürlich nicht auf denwohlbekannten, gleichnamigen Tee-nietanzschocker rekurieren ("everyone likes

to dance dirty sometimes"), hatten sie sichjedoch vorgenommen, ihren Drang zum of-fenherzigen Eklektizismus ein wenig Ein-halt zu gebieten. James: "Wir hatten keinwirkliches Konzept, als wir mit dem neuen Al-bum anfingen, und haben erst mal die Soundsgenommen, die sich cool anhörten. Aber wirwussten, dass wir ein relativ kurzes, kohären-tes Album machen wollten. Kurze, kompakteTracks. Unser letztes Album ("Himawari")war einfach viel zu lang mit zu vielen ver-

schiedenen Stilen drauf. Es hat sich darin to-tal verloren. Den selben Fehler wollten wirnicht noch einmal machen." Und siehe da,sie haben ihn nicht noch einmal gemacht.Und nicht nur das, "Dirty Dancing" istgleichzeitig auch überraschend retro ge-worden. Auch wenn die beiden ihr Gespürfür poppige Dancefloorhits mit Retroein-schlag spätestens mit "State of Grace" (hierals Tribut an Kraftwerk und Giorgio Moro-der getarnt), dem mit Kirsty Hawkshawszuckersüßen Vocals getoppten Konsenshitdes letzten Albums bewiesen haben. Sopasst die Auswahl der Leute, die Vocals bei-gesteuert haben, ganz gut in den etwasoldschooligen Vibe, der zwischen Elektro-reminiszenzen, etwas Detroit-Flair und fürSwayzak sehr ravigen, kühlen, minimalenTechnotracks mit Popappeal hin und hermäandert. Für den Produktionsprozess der

Vocaltracks, und auf "Dirty Dancing" wim-melt es geradezu vor Vocaltracks, habensich die beteiligten Seiten für die kosten-sparende digitale Autobahn entschieden.Will heißen, dass nur Daten und Biomassehin und hergeschickt wurde. David: "Wirhaben allen einfach Soundfiles und Skizzenvon den Tracks geschickt, damit wir Londonnicht verlassen mussten (lacht). Und es warwirklich super, als wir dann die ganzen neuenSachen geschickt bekommen haben und uns

an unseren neuen Laptops durch das Audio-material arbeiten konnten. Anhören, hier undda ein wenig ändern und umbauen, zurück-schicken, eigentlich war das fast wie Remi-xen."Ihr Studio hat sich mittlerweile, ganz derAlbum-Maxime klein und kompakt folgend,in zwei formschöne Laptops verwandelt,auch wenn sie manchmal noch ins Studiogehen, um einzelne Sounds einzuspielen.Mit Abletons Software "Live" haben siedann auch einen zuverlässigen Partner ge-funden, der Swayzak live nicht im Stich läs-st. James: "Ich liebe unsere Laptops. Jetztmuss ich keine Synthies oder anderes Equip-ment durch die Gegend schleppen, fühle michnicht mehr wie ein Rockstar und bin deswe-gen weniger gestresst." Na dann, viel Spaßauf Tour.

DIDAKTISCHES LEBEN

Swayzak

Minimaltechno

Das Londoner Duo Swayzak probt auf seinem dritten Album dieschwierige Balance zwischen einer Liebe zu deutschem Minimalis-mus, Vocals aller Art und der Raveaffinität ihrer Londoner Kumpels.Diesen Eklektizismus haben sie auf "Dirty Dancing" perfektioniert.

Dirty Dancing? Everyone likes to dance dirty sometimes!

"Dirty Dancing" erscheint auf !K7.

"Groovetechnology 2.0" ist bereits auf Groovetech/!K7 erschienen.

www.swayzak.com

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TRIGGERMEHAPPYTOUR13.9. Dresden, Scheune 14.9. Hannover, Cafe Glocksee 15.9. Bielefeld, Forum 16.9. Düsseldorf, ZAKK 17.9. Duisburg, Hundertmeister 18.9. Köln, Stadtgarten 19.9. Weinheim, Cafe Zentral 22.9. München, Pathos-Theater

23.9. Konstanz, Kulturladen24.9. Karlsruhe, Jubez 25.9. A-Wien, B 72 27.9. Fulda, Kulturkeller28.9. Magdeburg, Objekt 730.9. Würzburg, AKW1.10. Frankfurt, Robert Johnson 2.10. Halle, Objekt 5

3.10. Berlin, SO 36 4.10. UK-London, Kitty Yo-Nacht6.10. Hamburg, Fabrik7.10. Bremen, Junges TheaterInfos und weitere Termine unter WWW.QUARKSLAND.DE

TEXT: SVEN VON THÜLEN | [email protected] / FOTOS: CHRISTOPH KLENZENDORF

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WUNDERTÜTE ALBUMDEBUG: Nach vier Maxis erscheint jetzt einAlbum von dir. War es eigentlich etwas an-deres, ein Album zu produzieren?BROOKS: Völlig anders. Als mich das Labelum ein Album bat, war es eine ganz bewussteEntscheidung, nicht einfach so weiter zu pro-duzieren. Es gibt so viele Dance-Alben, die ei-gentlich nur eine Sammlung von 12"s sind undgar nicht berücksichtigen, dass das Ganze eineEinheit bilden soll, die man auch zu Hausehören können soll. Außerdem wollte ich, weiles mein erstes Album ist, alles unterbringen,was mich beeinflusst hat. Das war ein langerProzess, so 10 Monate, und am Ende war ichnur noch im Studio, habe da auch gegessenund geschlafen. Es ist also schon ganz anders,als eine Maxi zu produzieren, es kommt mehrdabei raus, im Nachhinein ist das sehr schön.

DEBUG: Stilistisch weicht "You, Me & Us" jaschon ein bisschen von deinen Maxis ab...

BROOKS: Ja, ich habe auch den Eindruck,dass ich nicht besonders gut darin bin, Plattenfür den Dancefloor zu produzieren, wofür 12"snatürlich sein sollen. Mir liegen auch eher dieSorte Alben am Herzen, die man über einenKopfhörer anhört, bevor man einschläft. Dasgeht bei meinem Album glaube ich ganz gut,ich bin jedenfalls schon beim Hören einge-schlafen."

DEBUG: Von deinen bisher produziertenStücken ist nur "Clix" auf dem Album ver-treten. Warum dieses Stück und warum kei-nes der anderen?BROOKS: Clix ist der Track, den die meistenLeute von mir kennen. Das ist merkwürdig,weil er gar nicht so repräsentativ für mich ist.Clix ist einfacher und minimaler als meinesonstigen Sachen. Charakteristischer ist z. B."You See (Who She?)", das mehr auf Samplesbasiert und merkwürdige Synthesizer Soundshat, das ist eigentlich eher das, was mich in-teressiert. Ich liebe Clix nach wie vor, aber einbisschen nervig ist das schon, wenn bei Re-mixanfragen die Leute gleich meinen, ob manes nicht so wie Clix machen könnte.

MISSTRAUENSANTRAG GEGEN DEN SOMMER OF LOVEDEBUG: Als ich Clix zum ersten Mal gehörthabe, dachte ich, Brooks wird um die 30sein, kommt vermutlich aus Nordenglandund fand mit der ersten Detroit Welle undderen Bleep und Clonk Rezeption in Shef-field Gefallen an der elektronischen Musik.Später standen bei ihm Labels wie Clearund Phono hoch im Kurs und Platten von AsOne, Metamatics oder Morgan Geist. Vorkurzem wurden die alten Synthies ent-staubt und Housetracks mit Old School Af-finität und Sensibilitäten für digitales So-unddesign produziert. Was hältst du dennvon diesem fiktiven Lebenslauf?

BROOKS: Eigentlich stimmt das ziemlich ge-nau, außer dass ich nicht 30 bin. Mit elektro-nischer Musik bin ich mit 14 in Berührung ge-kommen. Ich erinnere mich noch, wie meinBruder die Artificial Intelligence Sampler aufWarp aus dem Plattenladen anschleppte undmich der Sound total beeindruckt hat. Ich ha-be viel diesen Stil gehört und dann darübererst die ganzen klassischen Detroit Sachenentdeckt. Außerdem habe ich viel John Peel imRadio gehört, der wahrscheinlich für jeden,der sich in England für Musik interessiert,wichtig ist. Da wurden oft Talking Heads oderBrian Eno gespielt, was mir sehr gefallen hatund was ja auch wieder die Leute aus Detroitneben Kraftwerk und George Clinton als Ein-flüsse nennen. Vielleicht auch daher der De-troit Einschlag in meiner Musik.

DEBUG: Dadurch dass du dich so früh mitelektronischer Musik beschäftigt hast,warst du in der paradoxen Situation, Club

Musik zu hören, ohne den eigentlichen Rah-men, aus dem diese Musik stammt, erlebenzu können. Wie war denn das?BROOKS: Was Musik angeht, war ich wohletwas frühreif. Es war natürlich deprimierend,wenn man sich für die Musik interessiert undnicht auf Parties gehen kann. Man liest dannin der Presse von den Free Party Geschichtenwie Spiral Tribe und wünschte, man wäre da.Ich habe dann frustriert P. J. Harvey in mei-nem Schlafzimmer gehört. Sobald ich alt ge-nug aussah, bin ich dann auf Parties gegan-gen, das ging so mit 14 los. Vielleicht war daskeine so gute Idee, weil ich mich jetzt manch-mal wie 40 fühle. Aber es war schon sonder-bar, erst davon zu lesen und dann erst hinzu-gehen. Gerade die Acid House Phase war dochgarantiert nicht halb so aufregend, wie es allebehaupten. Es ist auch nervig, wenn Leute sichdir überlegen fühlen, nur weil man selbst nichtdabei war. Als ich in Manchester gewohnt ha-be, war das beim Auflegen immer ein Alb-traum. Ständig kam irgendwer und fragtenach Hacienda Klassikern. Wenn man dannsagt, dass man keine hat und auch nicht so ge-nau weiß, was das sein soll, dann wird manblöd angeschaut so à la "Wie bitte, du warstnicht in der Hacienda?"

DEBUG: Das berüchtigte "Ich war früherPunk als du"-Syndrom?BROOKS: Wahrscheinlich bin ich auch selbstdaran schuld. Wenn man Musik macht, die of-fensichtlich eine referenzielle Ebene hat, bie-tet man eben eine Angriffsfläche. Viele Leutehaben keinen Respekt vor den Originalen, zumBeispiel bei den ganzen Disko Sample Sachen,da denkt man doch oft: Eigentlich würde ichlieber das Original hören, weil dieser 4 TaktLoop nicht die Hälfte des Feelings des Ori-ginals einfängt. Manchmal bin ich da auch einmusikalischer Snob.

DEBUG: Wann und wie hast du eigentlichmit dem Produzieren angefangen?BROOKS: Mein erstes Equipment bekam ichmit 13, das war ein Vierspur-Aufnahmegerätund ein Commodore 64 mit einem merkwür-diger Sampler. Ich habe damit bizarre Sound-collagen hergestellt, indem ich die Sachen im-mer neu abgemischt habe. Später habe ichmein A Level in Musiktechnologie gemachtund auf dem College Musiktechnologie-Kursebesucht. Der Vorteil war, dass man da gutesEquipment in die Hände bekommen hat. An-dererseits hat man einen Lehrer, der komischeRegeln aufstellt, wie z. B. dass man keinen Re-verb auf die Bassline legen darf. Natürlichdarf man das, das klingt toll. Als ich die Man-tis Crew getroffen habe, konnte ich auch oftdas Studio von Atjazz mitverwenden. Er hatein riesiges Studio und er hat mir eine Mengebeigebracht. Da hatte ich sehr viel Glück. Esgibt sicher sehr viele talentierte Leute, dienicht den Zugang zu einem großen Studio ha-ben.

DEBUG: Wie produzierst du deine Tracks?Arbeitest du sehr samplebasiert oderspielst du viel selbst ein?BROOKS: Wenn ich ins Studio gehe, habe ichden Kopf immer voller Ideen. Irgendwie ge-lingt es mir dann nie, diese auch umzusetzen.Aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Ichbin kein Musiker und außer etwas Keyboardkann ich nichts spielen. Aber wenn ich etwasaufnehme, zerschnipsel ich alles. Wenn ichmit Samples arbeite, dann eher mit abseitigenGeräuschen als mit einem kompletten Loop.Ich versuche, die Samples möglichst stark zuverändern, damit kann ich mich stundenlangbeschäftigen. Eigentlich macht mir das Expe-rimentieren mit Sounds auch am meistenSpaß.

DEBUG: Woher nimmst du eigentlich dieOld School Synthie Sounds?BROOKS: Von den originalen alten Geräten.Ich verwende oft den DX 21, viele Sounds, dieMr. Fingers verwendet hat, waren da einfachdie Preset Einstellungen. Ich frage michmanchmal, ob es ok ist, so offensichtliche Sou-nds zu verwenden. Aber ich denke, wenn mansie in einen anderen Zusammenhang stellt,funktioniert das schon. Merkwürdige Akkordemit einem Ron Trent Orgelsound oder eine Mr.Fingers Bassline und Dani Siciliano singt dazu.

DEBUG: Apropos Dani Siciliano. Auf dei-nem Album hat mich der Songwritergestusüberrascht...BROOKS: Ja, mich auch. Ich weiß auch garnicht, wo der herkam. "Color Me Bad" war dererste Song, den ich jemals geschrieben habe.Die erste Hälfte des Albums ist der Popteil.Mir gefällt der Gedanke, Popsongs zu ma-chen, Sachen, bei denen auch meine Eltern mitdem Kopf mitwippen. Einen guten Song ent-stellt auch nichts, egal wie er umgesetzt ist.

DEBUG: Mir ist aufgefallen, dass du dich,wenn du über deine Einflüsse sprichst, im-mer nur auf alte Sachen beziehst.BROOKS: Das stimmt. Klar gibt es neue Sa-chen, die mich begeistern, aber irgendwie binich schon ein Retro Artist. Alte Stücke wirkenoft aufrichtiger, auch ungeschliffener. Als dasmit der Housemusik losging, war ja alles un-verbraucht und hatte daher eine spezielle Aus-strahlung. Nach 15 Jahren wiederholen sicheben vielen Dinge. Deshalb ist es gut zurück-zuschauen, wo die Sachen eigentlich herkom-men, und darauf aufbauend sich in eine neueRichtung zu bewegen. Ich will niemanden ko-pieren, es gefällt mir irgendwie, original zusein, auch wenn man manchmal Einflüsse er-kennen kann.

FRÜHREIFER KLASSIKER

House

TEXT: FELIX DENK | [email protected] / FOTOS: YASMINA HADDAD

Scheinbar brauchte es einen 19-Jährigen aus einemnordenglischen Kaff, um die großen Themen der Housemusik zusammenzubringen.

"You, me & us" erscheint auf Mantis Re-cordings.

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www.mantis-recordings.com

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<13> - DE:BUG.63 - 09.2002

<#14> FRANKOPHONES CHICAGO In Frankreich bündelt sich eine Producersze-ne, die weltweit der techigen Variante alterChicago-Slammer fröhnt. Der 12. Sommervon House. Endlich. Unser Special, feat.:Phil Weeks S. 14Brett Johnson S. 14David Duriez S. 16Rob Mello S. 17

<#19> PESHAYDas Urgestein kehrt zurück zum Drum andBass und rettet, was der Break hergibt. Mitneuem Lable und ohne Jazz, dafür House.Drop.

<#20> TIGERSUSHI In Paris basteln musikbegeisterte Kids an ei-ner Community-Website mit angeschlosse-nem Label. Gebt dem Tiger Milch und seidglücklich.

<#21> PEER TO PEER RADIO Während die RIAA in den USA fette Ge-bühren für Radiostreams erheben will, ha-ben die Radiomacher schon das perfekteWorkaround am Start.

<#22> NEOPOP CLASH Mr. Safety Scissors hört sich quer durch dieNeopop-Compilations, kuschelt mit demEisbär und wünscht sich Grauzone auf denDancefloor zurück.

<#24> SOURCE RECORDSDavid Moufangs Label "Source" wird zehnJahre. Legendenbildung in Zeiten der Rezes-sion, made in Heidelberg.

<#18> TARWATER<#18> HYPO<#19> INFLUX DATUM<#20> NETAUDIO CHARTS<#21> HASH SAGT DAS MP3<#22> TONY ALLEN<#23> MUSIKTECHNIK: REASON 2.0<#24> JIMPSTER

FINDER

Ein Pin-Up von einem DJ und Produzenten. Brooks sieht aus wie derjunge Joe Dallesandro und wirft seine Tolle zu den oldschoolhousig-sten Broken Beats aus der Stirn, die jeden Chicago-Nostalgiker wiederganz jung aussehen lässt. Im Grundschulalter nicht auf Spiral Tribe-Parties gekommen zu sein, ist eben doch der beste künstlerische An-trieb.

Brooks

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Manchmal steht man so ehrfürchtigvor der Geschichte von Housemusik,wenn man sich zum Beispiel vor der ei-genen Plattensammlung mit all dengroßen Namen, die man ausspricht wie

Legenden, verneigt, und man gar nichtso recht weiß, wo man anfangen soll,sich selber darin zu verorten. PhilWeeks, anders als David Duriez, mitdem zusammen er das Label Stay Truehandelt, ist ein Pariser und hat fast 5Jahre gebraucht, um zu wissen, wassein Stil sein könnte, um dann im ver-heißungsvollen Jahr 2000 sein eigenesLabel Robsoul mit einem Whitelabel zubeginnen, was auch David Duriez aufihn aufmerksam machte. "Mit 6 Jahrenwurde ich dazu gebracht Violine zu ler-nen, und klassisches Schlagzeug, was ichverständlicherweise alles nicht mochte.Als ich 16 war, hatte ich dann endlich denMut aufzuhören und begann vor allemFunk, HipHop und Reggae, aber auchelektronische Musik zu hören und mir

mein eigenes Equipment zu kaufen. Ver-mutlich war all das der Grund, warumseitdem amerikanische Housemusik diegrößte Rolle für mich spielt. Ich liebe ein-fach diesen Ghetto-Aspekt von Musik.“

Dass Paris ein Ghetto sein kann, brau-chen wir wohl nicht zu erklären. Unddass einen Musik, selbst House, wennman den Blick für den Undergroundgar nicht verlieren kann, immer nurhalb da raus, halb da wieder rein kata-pultiert, wohl auch nicht. Denn House,vor allem wenn man darunter amerika-nische Housemusik versteht, bringt ei-nen immer wieder zurück zu den Ba-sics. Und wo man dann wohnt, wirdschnell unwichtig, auch wenn Robsoulund Phil Weeks sich durchaus einenNamen in der Stadt gemacht haben.Nachdem er mit Lion I in den späten90ern angefangen hatte Reggae zuproduzieren, wurde irgendwann klar,wo diese Art von Ghetto-Soul immerwieder am klarsten zu finden ist, um

die sich seine Musik drehen sollte. Zwi-schen Rauchschwaden von Haschischund der daraus folgenden komplettenVerwischung von Urspüngen, Herkünf-ten, linearen Zeiteindrücken usw. fan-den die beiden in ihrem Studio zuihrem Sound: "Freakige DancefloorTracks, manchmal deep, machmal tech-nischer, aber vor allem immer mental“.Während seine Freunde Lion I und Rorkaufgrund des Erfolges der ersten 12“auf Robsoul eine Heimat fanden, sam-melte er beim Auflegen und bei Live-sets (im Folies Pigalle, Enfer, Rex etc.)noch mehr Leute wie Hector Moralezaus San Francisco. Mit seiner 12“ aufMusic For Freaks war er endgültig inden Kreis der Housegrößen aufgenom-men und eine 12“ von Derrick Carterwar plötzlich nur noch einen Telefon-anruf entfernt, denn im House-Ghettorückt man gerne zusammen. Und man erinnert sich nach einerdurchgekickten Clubnacht im Batofar

an alte Zeiten, bei denen man nur ima-ginär dabeigewesen sein muss, dasaber dafür ungeheuer oft, um zu wis-sen, wie es sich heute noch anfühlt.Dann hängt sich Phil Weeks (auchwenn er nicht singen kann) schon malans Mikrophon und dreht an den Acid-basslines wie auf "Hypnose“ und fasstalles, was Musik für ihn bedeutet, in ei-nem dieser enigmatischen Sätze zu-sammen, die House immer schon bes-ser als alle anderen Stile hervorge-bracht hat und die so banal wie schil-lernd sind in ihrer Art Grundsätzlicheszu sagen, über House als Quelle, dieQuelle von House, Acid und alles, wasweit zurück in den 80ern liegt, wie manes immer wieder alles neu auferstehenlassen kann und warum es sich allesdennoch einfach so richtig anfühlt indem Ghetto aus Soul, das amerikani-sche Housemusik ist und bleiben will:"Yeah, I Like That.“

PARISER GHETTO-SOULPhil Weeks

Techgarage

TEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected]

Phil Weeks und sein Robsoul-Label gehören neben Brique Rou-ge zu den französischen Erbverwaltern amerikanischen Gara-gehouses. Robsoul hat Jungbrunnenpatent und bounct auf derSuche nach möglichen Anknüpfungspunkten forsch durch dieGeschichte von Housemusik.

Ich liebe diesen Ghetto-Aspekt von Musik

out:Phil Weeks - It Put Me Well - RobsoulPhil Weeks - Deepside / RussianWords - RobsoulPhil Weeks - Fire in the Wood - BriqueRougeFries & Bridges - Make It Hot - MusicFor FreaksPhil Weeks - Trip To..ep - IconFries & Bridges - ep - VistaPhil Weeks - Hypnose - Robsoul

coming: David Duriez & Phil Weeks Remixvon DJ Linus "Who stole the soul" aufBrique Rouge Traxx/001.Derrick Carter & Red Nail Project EPauf Robsoul Recordings/010.David Duriez und Freaks Remixe vonPhil Weeks "Fire In The Wood" aufBrique Rouge/017Rev.Robsoul Recordings wird über Word& Sound vertrieben.

DISCOGRAPHIE

Tüt tüt fiep. Das jetzt als Loop denkenund eine schmatzend-grummeligeGeräuschkulisse ergänzen und darun-ter eine spitze Kickdrum legen. Schonhat man den Hook von Brett Johnsonsbleepigen Monstertrack ”Jiffiy Pop”, dersich - einmal gehört - endlos im Kopffortsetzt und immer neue Kapriolenschlägt. Ein Ohrwurm der speziellenArt, völlig abstrakt und minimal produ-ziert, aber auch extrem einprägsam.Kein Wunder, dass DJs Brett JohnsonsTracks lieben und sein frisch-bouncen-der Style derzeit so manchem Set sei-nen Stempel aufdrückt. Mit Veröffentli-chungen auf den führenden kaliforni-schen Labels Seasons und Panhandle,

dem interkontinentalen Classic unddem belgischen Hi-Phen Label hat derTexaner seine Fähigkeit, unkonventio-nelle Sounds und vertrackte Groovesmit einem klassischen, soulful Hou-seentwurf zu kombinieren, eindrucks-voll unter Beweis gestellt. Ähnlich wiedie anderen Aktivposten dieser neuenGeneration amerikanischer Housepro-duzenten JT Donaldson, Lance DeSardiund Tim Shumaker begreift er die Tradi-tion des US House nicht als Korsett,sondern bastelt aus allerhand Versatz-stücken seine Tracks, ohne sich dabei ir-gendeiner Schule verpflichtet zufühlen.

So viele ästhetische Gemeinsamkeitenkönnen kein Zufall sein. Und siehe da,wie die eben genannten stammt auchBrett Johnson aus Dallas und schwärmtvon den Ursprüngen der dortigen Sze-ne: ”Wir machen die Musik, die wir ma-chen, weil wir Anfang der Neunziger alleTeil einer qualitativ hochwertigen Under-groundszene in Dallas waren. Wenn icheinen Track von JT (Donaldson), Lance(Desardi) oder Tim (Shumaker, Home &Garden) höre, fühle ich ein Teil von zuHause. Egal ob die Sachen jetzt von derWestküste kommen, es ist definitiv keinWestcoast-Sound. Die anderen würdendir mit Sicherheit dasselbe sagen."

Das musste mal gesagt werden, dennim Gegensatz zu den anderen wohntBrett nämlich immer noch in Dallas undnicht an der Wiege amerikanischer Sub-kultur zwischen San Fransisco und LosAngeles (okay, Tim Shumaker wohnt inChicago, aber Ausnahmen…). Auchwenn einem ein flüchtiger Blick auf diePlatten seines Labels Aesoteric etwasanderes suggerieren könnte, dennBretts Partner in Crime, Demarkus Le-wis und Mark Garey, mit denen er 1998Aesoteric ins Leben gerufen hat, kom-men aus San Fransisco. Texanisch kali-fornische Freundschaft, deren erklärtesZiel es ist, die breiten Pfade, die die Ge-schichte von House ins kollektive musi-

kalische Gedächtnis gebrannt hat, zumeiden und die abgelegeneren Eckenzu erforschen: ”Ich würde sagen, dass wirunsere Musik irgendwo in der Grauzonevon House verorten würden. Ein bisschenSeitenstraßenmusik. Nicht oben, nichtunten. Irgendwo in der Mitte. Süß undSauer, wenn du willst, … und das machtuns (A)esoteric!" Geheimbündlerisch as-soziiert sind bisher Iz&Diz, Cpen, JT Do-naldson, Sebastian Amore und Johnsonselbst als Basic.

Was Aesoteric-Platten auszeichnet, giltfür Brett Johnson als Produzent um somehr, denn seine Tracks sind immer ir-gendwie verdreht und uneindeutig.Brett Johnson versucht in einem Trackmehr an Facetten unterzubringen, alsandere Produzenten in einem ganzenAlbum, deswegen sind sie immer spezi-ell, aber vielseitig und moody, aber re-solut kickend zugleich. Detailliert sindbesonders die Instrumentierungen inden Tracks. Gerade der Einsatz von Pia-nos vermittelt einen NYC-Style GarageFlair. Ein Referenzpunkt? Brett Johnson:"Definitiv! Ich möchte zwar nicht in derVergangenheit leben, aber die Neunzigerwaren für mich eine große Inspirations-quelle. Es ist nur natürlich, kleine Referen-zen zu deiner Vergangenheit zu machen." Damit aus den kleinen Referenzen kei-ne große Retrosause wird, steuert Brettmit minimalen und verdrehten Groovesdagegen. Grooves und vor allem Beats,die in ihrer Agilität klingen, als wennder gute Brett auch die ein oder andereminimale europäische House- und

Technoproduktion zu Hause imSchrank stehen hat. Gibt es da einentransatlantischen Einfluss? ”Was den ei-genen ’Style’ angeht, ist es ja oft schwie-rig, das Spezielle daran genau zu verorten.Auf jeden Fall mag ich die Power vonTechno-orientierten Beats, aber ich brau-che auch den Soul und die Wärme vonHouse und R&B. Wenn ihr meint, dasssich das europäisch anhört, dann ist dasokay."

Für die Wärme wird die strenge Logikdes binären Codes schon mal kurzfristigverlassen und auf organische Klang-quellen zurückgegriffen, die dann auchentsprechend von organischen Klan-gerzeugern hervorgebracht werden.Die Rede ist von Musikern: ”Seit letztemJahr arbeite ich mehr und mehr mit ande-ren Leuten zusammen. Und ich denke,dass das wichtig ist. Abwechslung ist dieWürze des Lebens. Eine gute Balance zwi-schen elektronischen und akustischen Ele-menten ist das Beste. Kickende Beats, vie-le Nuancen und Live-Musiker…so funktio-niert das für mich am besten." Und nichtnur für die. Mit seinen letzten Maxis aufClassic und Seasons, die demnächst je-weils ein Album von Brett veröffentli-chen werden (für das auf Classic hat ersich mit Dave Barker zusammengetan),hat er sich ganz nach oben in dieWunschlisten so mancher, vor allem eu-ropäischer Label gespielt. Playhouse,Silver Network, Out of Loop - bitteübernehmen Sie! Die DJs warten schonauf neue bleepige Ohrwürmer.

SÜSS-SAURE SEITENSTRASSENMUSIKBrett Johnson / Aesoteric

TEXT:SVEN VON THÜLEN | [email protected], FELIX DENK | [email protected]

Brett Johnson ist nicht so für Surfen. Deshalb bleibt er in seinerGeburtsstadt Dallas. Seine Produktionen schließen aber an diekalifornische Housewelle um JT Donaldson, DeSardi und Shu-maker an. Kein Wunder, kamen die doch auch mal aus Dallas.Texanisch-kalifornische Freundschaft ölt die Housemaschine.

Unsere Musik steckt irgendwo in der Grauzonevon House. Ein bisschen Seitenstraßenmusik.

www.aesoteric.comwww.seasonsrecordings.comwww.classicmusiccompany.com

"Sweet and Sour Sessions EP" erscheintauf Hi-Phen 003.Die Alben auf Classic und Seasons sindin Arbeit.

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<14> - DE:BUG.63 - 09.2002

House Label.SEASONS / Seasons hieß früher mal Earthtones, dochdann kam ein gleichnamiges New Age Label und meinte,die Verwechslungsgefahr sei doch zu groß. Das Label aus L.A. startete sehr deep und organisch, zog dann mit 2ndShift, Brett Johnson und europäischen Acts wie Swirl Peo-ple oder Freaks das Tempo dezent an. Haben Künstleralbenvon Brett Johnson und Undercover Agency in der Warte-schleife.

SAFE IN SOUND / DJ Jonenes neues Label, nachdem erPamhandle den Rücken gekehrt hat. Hier werden sehr mi-nimale, teilweise fast mikro-funkige Tracks mit klassischenGarage-Elementen versöhnt.

AMENTI / Neues Label aus San Fransisco, das vor kurzemmit einer Swirl People 12" gestartet ist. Lance DeSardi,Yann Fontaine und einige weitere sitzen auch mit im Boot.

CLASSIC / Vielleicht das zuverlässigste Houselabel im Mo-ment. Luke Solomon, qua Profession Freak, und DerrickCarter, ohnehin Freak, managen die Geschäfte aus Londonund Chicago und pendeln in ihrer Releasepolitik zwischenbouncy, bumpty und allem, was dezent neben der Spurläuft. Denken in globalen Dimensionen und sind immergut darin, neue Acts auszugraben.

SILVER NETWORK / Jeff Ks Label aus Paris. Bildet trotzRemixen von Iz & Diz, Freaks und Dixon das sehr organi-sche deephousige Ende unserer kleinen Liste. Da schmecktdie Brioche gleich doppel so gut.

HI-PHEN / Neues Label aus Belgien, das gleich mit den er-sten Veröffentlichungen zielgenau ins Schwarze getroffenhat und gleich freundschaftlich interkontinental verankertist. Brett Johnson und Pavel Kobak lieferten bis jetzt denOutput.

MUSIC FOR FREAKS / Das Familienunternehmen von Lu-ke Solomon und dem anderen Freak Justin Harris suchtnach der rechten Freigeistigkeit im House und findet sie inder eigenen Straße wie auch um den Globus verteilt. Wernicht in der Lage ist, einen Housegroove auch um die Eckezu denken, ist hier fehl am Platz. Immer weit vorne!

PANHANDLE / Panhandle hat mittlerweile leider dasZeitliche gesegnet, ein Verlust, den nun DJ Joene mit Safein Sound kompensieren muss. Durch Panhanle kam House-music aus San Francisco nachhaltig on the map. Auf denzahlreichen Minicompilations wurden nicht nur lokale Actsgefeatured, sondern ähnlich wie bei Seasons die Fühlernach europäischen Projekten wie Freaks, Swirl People undLa Cienda Honduras ausgestreckt.

AESOTERIC / Label, das Brett Johnson mit Demarkus Le-wis und Mark Garey seit 1998 betreibt, ist halb in Dallas,halb in San Francisco beheimatet. Entsprechend kommendie Acts aus diesem Umfeld, wie die Platten von Iz&Diz,Brett Johnson als Basic, Cpen, Sebastian Amore mit TimShumaker zeigen. Label to watch!

LOWDOWN / Sacramento-Massive. Das techigere, viel zuunbekannte Sublabel von Doubledown mit lässig kicken-den Releasen von Lance DeSardi, Natural Rhythm, Dizzy,Lewis Demarkus und einigen anderen der üblichen Ver-dächtigen.

DOUBLEDOWN / Donald Eley aka Dizzys Label. JT Do-naldson, Johnny Fiasco und die Swirl People schauen schonmal vorbei, um vollmundige, stilsicher kickende House-tracks abzuliefern. Mittlerweile schon bei 22 Releasen, aberimmer noch "one to watch".

ODORI/SWAG/PRIMITIVE / Das Label-Dreiergespannvon Chris Duckenfield und Richard Brown/ Swag. Hiertobt sich der Synkopenwahnwitz mit Perkussionsense, demSwag eh schon gerne fröhnen, in Duckenfields Soloprojek-ten, Teamarbeit und Gastauftritten der Sheffielder Nach-barn aus.

20:20 VISION / Das Label von Carl 'Random Factor' Fin-low und Ralph Lawson stellt das techige, elektrobeeinflus-ste Ende dieser Liste da. Mit über sechzig Releasen hat20:20 Vision schon einiges auf dem Buckel, schickt aberimmer wieder frische tech-housige Tracks mit Biss auf dieDancefloors.

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W W W . RO YALELASTI CS. CO MGERM AN Y FO N 0 2 1 1 - 4 3 7 1 5 8 2 0

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Große Ereignisse werfen ihre teer-schwarzen Schatten voraus? Es kribbeltund juckt in den feinsten Spürnasen?Nicht in diesem Fall. Vielleicht liegt esdaran, dass das Neue so territorial ver-zweigt, unabgesprochen und unpro-grammatisch seine Kraftlinien erst ein-mal sichtbar kreuzen musste, um als soetwas wie ein definierbarer Stil erkenn-bar zu werden. Das Neue? Der dritteWeg in der House-Musik. Kein Minimal-funk, keine Maximaldisco, sondern dieRückbesinnung auf die radikal ver-schütteten Garage-Tugenden der Prä-Guiliani-Ära in New York. Als fett nichtprollig meinte und Funk kein Micro-Präfix brauchte. Wo kreuzen sich die Li-nien? In Frankreich, ausgerechnet, demFilterpfuhl, beim Label von Llorca undDavid Duriez, Brique Rouge. Der Label-katalog, mittlerweile bei Nummer 22 in-klusive dreier CD-Sampler angelangt,umspannt ein internationales Künstler-paket, das vor allem durch ein Schnür-benzel zusammengehalten wird: Wirüberlassen Garage nicht Mousse T,Kings of Tomorrow, Cassius et al, undselbst Blaze könnten sich mal wiederzusammenreißen. Garage ist nicht Dis-cobass plus zwangseuphorisierter Ge-sang, Garage is a Way of Life. Ein Way ofLife, der einen knallhart entpatriisiert,statt einem das gemachte Ästhetik-)Bett zu präsentieren, der einem dieHaare vom Kopf frisst (Duriez) oder ei-nen zwingt, den Rasierer zu verpfänden(Llorca). Ein besessenes Festhalten analten Paradise Garage-, Loft- und Wa-rehouse-Mythen, deren Sounds nicht inder 25-sten Modernisierung - geschul-det der heiligen Kuh Innovation - bis zurUnkenntlichkeit verjüngt werden müs-sen, die viel eher für Nostalgiker - diezukunftsausgerichtete Variante, ver-steht sich - slightly tech-getuned wer-

den. Der Effekt ist, äh, killing. EinSprung statt eines Mäuseschritts. EinSprung, zu dem sich rund um die (ver-netze) Welt geschubst wird, freund-schaftlich, klar. Aus Kanada, USA, Skan-dinavien, England, Frankreich wird vonMazi, Dan Balis, Ralph Lawson, YannFontaine, Martin Venetjoki, Jori Hul-konnen etc. an etwas gearbeitet, daswir, ja wie nur nennen? Ein Terminus,ein Königreich für einen Terminus.Schmeißen wir mal "Techgarage" in dieRunde. Alles, wovor Minimalhouse im-mer den Schwanz eingezogen hat: volu-minöse Bässe, voluminöse Stimmen,voluminöse Sentiments, damit wedeltdiese Techgarage wuchtig umher. Underweckt dabei einen ermüdeten Nerv,der sich schon damit abgefunden hatte,dass durch das Nadelör zwischenslickem Hedonistengrinsen und erstum die dritte Ecke entsteifter Experi-mentalseriosität kein House-Kamel(jenseits von Einzelphänomenen wieAkufen) mehr passen würde. Pusteku-chen, juchei.

David Duriez ist Franzose. Er ist aberauch Houseproduzent und DJ. Als Hou-seproduzent fällt es nicht gerade leicht,Franzose zu sein. House, das wird unterGentlemen als selbstveständlich vor-ausgesetzt, hat nichts mit dem Filter-Pop-Crap von Modjo, David Guetta, De-mon, Galleon etc. zu tun. Frankreichsieht das ganz ungentlemenlike andersund sperrt sich lange, Duriez als einenseiner Söhne wahrzunehmen. Der Wegvon gezielt favorisierter Radiomuzakmit 13 über John Carpenter-Sound-tracks bis zum aktiven Houseliebhaberführt Duriez also direkt in die Isolation,ins Ghetto. Und zu dem Zwang, ein ei-genes Label zu gründen, Brique Rouge.Der französische House-Kuchen teilt

sich auf - völlig unparitätisch - in tradi-tionellen Deephouse um Straight Up,Playin' 4 the City, DJ Deep, Jazz- und Fu-siontüftler um Versatile, ChateauFlight, eine neu wachsende Techhou-seszene mit Didier Sinclair, Dj Fex, FireMusic und das Weltkulturerbe Filter-house. Für Brique Rouge, das befreun-dete Robsoul von Phil Weeks und dieMinimalrocker Cabanne und Ark bleibtda nur ein Zipfelchen. He, nun mal nicht so schwarz gemalt.Brique Rouge ist ein internationales La-bel mit Sitz in Frankreich. Kein französi-sches Label. Duriez hat vor Ort seineBuddies Phil Weeks, Dan Ghenacia,Djulz und Llorca. Und die Gewissheit,international mit seinen Solo-Produk-tionen und DJ-Sets, im Team mit Llorcaals Maçons de la Musique und mit demLabel in immer besser ausgeleuchteterSichtbarkeit an etwas zu arbeiten, dasFilterhouse lange überleben wird.

DEBUG: Du veröffentlichst seit achtJahren für verschiedenste Label Plat-ten. Jetzt ist dein erstes Album auf CarlFinlows 20:20 Vision angekündigt?DURIEZ: Angekündigt und dementiert,verschoben auf unabsehbare Zeit … Ver-fluchter Kampf mit diesen Alben. Zeit ver-geht, mein Geschmack sich dreht. Kom-me ich zum Ende, überprüfe ich den An-fang, und? Der erste Track ist zuverlässigunbefriedigend. Also von vorne. Sysiphusist ein Waisenknabe gegen mich.

DEBUG: Der Künstlerstamm auf BriqueRouge ist programmatisch internatio-nal. Aber du scheust dich nicht, an eini-gen der "French House Compilations"teilzuhaben. Ist es kein Problem fürdich, in eine Szene gesogen zu werden,die sich national zu definieren ver-sucht?

DURIEZ: Seit Frankreich wahrgenom-men hat, dass ich Franzose bin, nein! Ichhabe meine Musik nie als Franzosenhousedeklariert. Aber wenn ich zum Beispielvon Distance zu ihrem Paris calling-Sampler eingeladen werde, sage ich zu. Sokann ich beweisen, dass französischerHouse mehr ist als ein Klischee. Da ichnun mal Franzose bin, habe ich ein An-recht auf ein Eckchen auf diesen CDs.

DEBUG: Deine eigenen Produktionenarbeiten gern mit sehr verdichtetenDrum- und Perkussionparts. Hast du ei-ne Sampledatei mit New Yorker Tribal-house von 92?

DURIEZ: Mir ist Chicago 87 bis 93 vielwichtiger. Ich bin zwar DJ Pierre nachNew York gefolgt mit seinem Wild Pitch-Stil. An einer New Yorker Tribalhouseda-tei bin ich aber immer vorbeigekommen.Ich sample viel, puzzle meine Tracks zu-sammen, aber ich benutze nie Loops, nureinzelne Zufallsschnipsel. Die setze ich anmeinem PC mit einem Tracker zusam-men. Herje, selbst was mein Equipmentbetrifft, stecke ich im Ghetto.

DEBUG: Und mit der Coverästhetik derBrique Rouge-Sampler erst mal. Dieserfliegende Surrealistenbackstein siehtaus, als wärest du größter Fan von 70er-Pogrock, Pink Floyd, Genesis?DURIEZ: Der dritte Sampler wird nochviel schlimmer! Jep, ich bin großer Partei-gänger von Pink Floyd, Cover-Kunst undMusik, aber beabsichtigt ist der Verweisnicht. Da hat mir unser Designer wohlwas untergeschmuggelt …Ich habe denBackstein selbst fotografiert, er ist unserLabelmaskottchen. Manche denken aller-dings, es wäre ein Brocken Haschisch.

Als DJ ist Rob Mello die ideale Beset-zung für den kleinen Raum im Club.Nicht weil er den Mainfloor nichtrocken könnte, im Gegenteil, sondernweil er gerne den Bogen weit spannt.Wenn er auflegt, fängt er schon malmit einem Funk-Track an, leitet mit Ar-

thur Russell zu einer perkussiven Dis-ko-Strecke über, wird housiger, mini-maler, elektronischer, und plötzlichlandet er in der knispeligen und glitchi-gen Ecke. Einfach so und ohne größereBrüche. "Im Prinzip spiele ich, was ich alsgute Vocalhouse-Tracks erachte, aber das

kann in einem Set von experimentellerElektronik bis obskuren 70s Funk gehen.Manchmal wundere ich mich selbst, woman da so rauskommt", beschreibt erseinen Stil. Was den DJ Rob Mello be-trifft, gilt für den Produzenten RobMello um so mehr, denn der produ-

ziert, was er im Prinzip als gute Vocal-house-Tracks erachtet. Auch wenn damanchmal gar keine Vocals sind, soeng muss man das nicht sehen, dennRob Mellos Repertoire ist so facetten-reich wie sein Interesse an Musik: "Alsich anfing, Housemusik zu hören, gab es

HASCHZIEGEL & TECHGARAGEBrique Rouge/David Duriez

Techgarage

Der lange Schatten von US-House. Für David Duriez und seinLabel Brique Rouge kein Problem. Der klassische Garage-An-satz und eine Liebe für frühe Chicago-Tracks wird mit einem te-chigen Groove unterfüttert, bis das Alte mit dem Neuen gutge-launt durchs Zimmer bounct. "...and from this Groove came theGroove of all Grooves."

www.robsoulrecordings.comDie Brique Rouge 2 Mix-CD Compilati-on (von David persönlich gemixt) istgerade erschienen.

weitere 12"s von David Duriez sind ge-rade auf Disco Mobilé und Freaked er-schienen

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House Producer.IZ & DIZ / Chez Damiers Prescription brachte die beidenzusammen. Seitdem (Mitte der Neunziger) arbeiten die bei-den zusammen. Iz ist das Alterego von Joshua, einer weite-ren Bay Area DJ-Celebrity. Zusammen kombinieren sieihren Chicagobackground mit einer gehörigen Portion Dee-phouse.

FREAKS / Die beiden umtriebigen Freaks Justin Harris undLuke Solomon huldigen den verdrehten Groove und habenfür diese Mission mittlerweile eine ganze Schar von Freak-Kollegen um sich versammelt. Ihre Tracks sind immer abge-dreht, eingängig und kickend zugleich und demnach Pflichtfür jeden, der auf eine Portion Merkwürdigkeit in der Hou-semusic Wert legt.

BRETT JOHNSON / Einer derjenigen, die Dallas nicht denRücken gekehrt haben und der gesparte Zeit mit Bleepfor-schung, aus dem Ruder laufenden Gitarrenloops und Vocalsüber Heimtiere kreativ genutzt hat. Seine letzten EPs aufSeasons und Classic gehören zum Besten, was dieses Jahrim minimalerem Housebereich passiert ist.

LANCE DESARDI / Gab sein Debut auf der ersten Pan-handle-Platte, der Minikompilation SF DJs come Home, undprompt rief King Britt aus Philadelphia an, um zu gratulie-ren. Wie soll es dann noch weitergehen? Mit MitbewohnerJT Donaldson betreibt er die Undercover Agency, produziertalleine etwas minimaler und vertrackter.

JT DONALDSON / Plötzlich stand auf fast jeder gutenHouseplatte der Name JT Donaldson. Ob mit MitbewohnerLance DeSardi als Undercover Agency oder Tim Shumakerals 2nd Shift oder solo, JT Donaldson garantiert deephousi-ge Vibes mit dezenten Instrumentierungen und Vocals, oh-ne dabei in Traditionalismus zu verfallen.

JONENE / Chef von Safe in Sound und Ex-Chef von Pan-handle. In der Bay Area gefeierter DJ exzessiver House-Par-ties, der auch mit seinen Produktionen zu überzeugen weiß.

ROB MELLO / Der Londoner sieht seine Konzentrations-schwäche als Chance und produziert wunderbare House-tracks, die derart reich an Kniffen, Anspielungen und alber-nen Wendungen stecken, dass sie sogar im Gynäkologen-fachblatt Penthouse rezensiert werden. Kein Wunder dassRob Mello beim Auflegen meist ein bisschen grinst.

LIL MARK / Teil der Classic-/Music for Freaks-Posse. Zu-sammen mit Rob Mello bildet er die Detox Twins. Der ehe-malige Mitbewohner von Derrick Carter bevorzugt ultras-licke Housetracks, die minimal-kleinteilig produziert, wär-menden Deephouse mit jackenden Grooves verwebt.

SWAG / Chris Duckenfield und Richard Brown werkeln seitJahren an einer ähnlichen Baustelle wie die Freaks: verdreh-te, leicht spleenige Housetracks mit Wumms und einerMenge Funk unterm Booty. Extrem weit vorne und immereinen Winkelgroove voraus.

TIM SHUMAKER / Noch einer aus der Dallas-Posse umBrett Johnson et al. Jetzt in Chicago ansässig, verführt ervon dort aus mit lässigen Housetracks, die weniger techyals die seiner Homies, aber immer für eine Gänsehaut gutsind.

FISH GO DEEP/FISH GO TECH / Greg Dowling und Sha-ne Johnson rocken aus Irland via Brique Rouge und KevinYosts !i-Label. Die soundtechnische Differenz der beidenProjekte wird schon von dem jeweiligen Namen unterstri-chen.

YANN FONTAINE / Ehemaliges Mitglied einer lustigenkleinen Tranceband, deren Name nicht weiter von Bedeu-tung ist, und der mittlerweile sein Herz an satt produzier-ten House mit techigen Ecken und Kanten verloren hat.Auch wenn er manchmal noch gerne Gniedeljazzhouse kre-denzt.

MARK FARINA / Hatte zusammen mit Kevin Saundersoneinen Hit auf KMS und in San Francisco eine langjährigeClubnacht mit dem Namen "Jaz it up". Seine vertracktenHousetracks werden von Panhandle über Om Records bisMusic for Freaks geliebt und gesignt.

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TEXT: JAN JOSWIG | [email protected]

VOCALHOUSE OHNE VOCALS

Rob Mello

Der Londoner Rob Mello gehört zum losen Künstlerzusammen-schluss um Classic und Music for Freaks. Und ein besessenerHousefreak ist er allemal. Einer, der in Musik denkt statt in Wor-ten. An die Titel seiner Tracks erinnert er sich zumindest nicht.

TEXT: JAN JOSWIG | [email protected]

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eine ganze Menge unterschiedlicher Sachen. Das ganzeDetroit-Ding war mir wichtig, aber auch soulful Vocal-house hat mich interessiert. Da ich mit viel schwarzerMusik aufgewachsen bin, konnten mich diese Sachenschnell begeistern." Eine Vielseitigkeit, die sich beson-ders an Rob Mellos großem Herz für Instrumentie-rungen zeigt. Voluminöse, garagemäßige Pianoakkor-de, balearisch gezupfte Gitarrenmelodien, nach vornegemischte Slapbasslines bevölkern seine Tracks.Trotzdem wird Vollmundigkeit nicht mit Opulenz ver-wechselt, dazu ist der Londoner viel zu smart. Gleich-zeitig ist er als Engländer mit zuviel Sinn für dezenteAlbernheiten ausgestattet, als dass seine Tracks insPathetische abgleiten könnten. In Zukunft will erauch noch mehr mit Vocals und stärker songorientiertarbeiten. Die Skills dazu hat er, denn er spielt viele In-strumentalparts selbst ein und hegt auch gegen denSampler keine ideologischen Vorbehalte.

EMPFOHLEN VON PENTHOUSEHätte die Woche nicht nur für Rob Mello, sondernauch für Lil Mark mehr Tage, dann könnte man sich si-cher auch über mehr Detox Twins-Tracks freuen. Ge-meinsam produzierten sie Tracks wie Love Shared,das eine Fusion aus breakigen, verschachtelten Beatsmit einem weichen, deephousigen Vibe und einemhymnischen Vocalhook oben drauf. Eine Arbeitswei-se, die durchaus charakteristisch für Rob Mello ist.Bloßer Traditionalismus wäre ihm zu langweilig: "Ichversuche schon immer den neuesten Sachen zu folgen.Jede gute neue Platte motiviert einen doch auch, wiederetwas Neues zu machen." Was nicht heißen soll, dassman nicht auch mal zurückblicken kann wie beispiels-weise bei Fantasize, der White Horse-affinen Elektro-house-Vocalbombe, die sogar der Penthouse seinenLesern ans Herz gelegt hat. "Klar ist es momentan fas-hionable, die 80er zu zitieren. Wobei man ja vor allem dieMillenniumversion der 80er zu hören bekommt. Die be-schränkt sich oft auf die markanten Elemente. Wenn

man sich die Originale anhört, stellt man fest, wie gutdie produziert sind. Die Sachen kommen ohne eine dickeKickdrum aus und haben trotzdem sehr viel Energie. Da-von kann man schon eine ganze Menge lernen."

In wie weit das Gelernte eine Verpflichtung darstellt,kann man dann ja immer noch sehen. Rob Mello je-denfalls hat schon so lange mit Musik zu tun, dass eres nicht notwendig findet, sich auf etwas Bestimmtesfestzulegen. Warum auch, die gestern gezogeneGrenze ist im Zweifel morgen schon wieder verscho-ben und überhaupt, so hört doch auch niemand Mu-sik, dass man sagt, das höre ich und das nicht - die Be-dürfnisse, die man als Hörer so hat, sind doch eigent-lich viel breiter gefächert, findet er: "Ich kann nichtwirklich lange einen speziellen Musikstil hören. Wahr-scheinlich hat das damit zu tun, dass meine Aufmerk-samkeitsspanne nicht besonders lang ist. Und geradeweil ich Musik sehr liebe, muss ich immer die guten Sa-chen von allem hören." Entsprechend schätzt es RobMello, sich im Umfeld von Labels wie Classic und Mu-sic for Freaks zu bewegen: ”Sie veröffentlichen Plattennicht notwendigerweise, weil sie sich gut verkaufenkönnten, sondern weil sie sie gut finden. Das machen garnicht so viele Label so. Das ist auch der Grund, warum ichjetzt viel mit Classic arbeite."

Auch bei Rob Mello kommt erst die Begeisterung fürdie Musik und dann der Businessaspekt. Er ist einerder Produzenten, die einem zwar das Stück, das siegerade geremixt haben, in allen Details beschreibenkönnen, denen aber irgendwie der Name des Stücksnicht mehr einfallen will. "Ich schaue noch mal nachund mail dir das dann", verspricht er etwas verlegen.Auch das ist wohl lost in music.

The Bays spielen nur live. Jeder Track wird auf derBühne erschaffen. Sie veröffentlichen keine Alben.Nur was sie live präsentieren zählt. Drummer AndyGangadeen, Bassist Chris Taylor, Keyboarder JamieOdell (aka Jimpster) und der CD- und Effekte-MannSimon Smugg (DJ Smugg) sind The Bays aus London.Damit es satt klingt, ist ihr Soundmixer so wichtig wieder fünfte Beatle. Er holt das beste aus den jeweiligenAnlagen heraus und katapultiert die Gigs der Londo-ner in Sphären, die Gäste des Schauspiels hinreißen.Ein The-Bays-Gig sieht so aus: Mit Sounds im Mellow-Bereich pirschen sich die Vier an das Publikum heran,checken, was geht und was nicht. Sind die Informatio-nen für die Feinabstimmung geflossen, entwickeltsich plötzlich der Druck, der kein Halten mehr zulässt.The-Bays-Herzstück ist Drummer Andy. Wie er von ei-nen Takt auf den anderen die Beats wechselt, ohnedas treibende Moment zu verlieren, ist sagenhaft. Erbaut aus seinen Drumkaskaden Breakbeatgewitter,die Bassist Chris mal verspielt, mal drückend unter-setzt. Für das Obenherum sorgen folglich Smugg undJimpster. Der The-Bays-Sound geht eher in Richtungsatter Deepness als elegischem Tingeltangel.Was The Bays antreibt, ist die Permanenz des Wan-dels. Die Richtung ist klar, nichts ist so, wie es war. Al-les wird anders. Dazu Drummer Andy: ”Als The Baysstellen wir das Performance-Element in den Mittelpunkt.Es ist eine Art von Live-Produktion, aber auch Live-Remi-

xing. Wir versuchen, immer das Beste aus den Lautspre-chern zu holen.” Und Jimpster fügt hinzu: ”Ich denke,dass das eine größere Herausforderung für die Zuhörerist. Die meisten Leute mögen das, weil sie spüren Teil vonetwas Einzigartigem zu sein.” Und schließlich Smugg:”Wir wären gelangweilt, wenn wir jedes Wochenende diegleiche Setliste spielen müssten.” The Bays haben sich bei Jam-Sessions in Kellerbarsentwickelt und dabei an ihrer Stilistik gefeilt. DieseWurzeln sind für sich wichtig, so Andy: ”Unsere Ge-schichte als Band ist sehr bedeutet. Alles, was wir heutesind, basiert auf einer Geschichte von sechs Jahren. Wirhaben viel Zeit verbracht, um diesen Punkt zu erreichen.Alles was wir wollen, ist einen Unterschied zu kreieren.”Was diesen Unterschied genau ausmacht? The Bayssind nicht die Live-Act-Unterhalter, die den Finger indie Luft recken. Es gibt auf der Bühne keine Stimmeund kein Gesicht, mit dem man The Bays identifizie-ren würde. Dadurch wird die Mütze, die Drummer An-dy permanent ins Gesicht rutscht, zum einzigen Ent-ertainment-Tool jenseits der Musik. The Bays tretenintrospektiv auf. Die Schaltvorgänge ihrer Oberstüb-chen übertragen sie auf ihre Instrumente. Das Resul-tat ist nach einem guten Gig der Vier, dass bis zumnächsten Tag ein Gefühl der unwirklichen Erinnerungzurückbleibt. Dieses Gefühl ist wohl nichts anderesals das Auslaufen der Druckwellen.

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BEATKASKADEN STATT TINGELTANGEL: THE BAYS

TEXT: BUG | [email protected] / FOTOS: BUG | [email protected]

”Fantasize”, Mellos Elektrohouse-Vocalbombe, hat sogar der Penthouse seinen Lesern ans Herz gelegt.

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VOR DER MAUER Bernd und Ronald haben sich Anfang derAchtziger in einer Punkrockband kennen ge-lernt: "Ich habe das Gefühl, dass sich mit einigerVerzögerung in der DDR, speziell in Ost-Berlin,das abgespielt hat, was in Düsseldorf, Hamburgund Berlin ein paar Jahre zuvor passiert war.Wenn ich mit Stefan Schneider oder Gudrun Gutdarüber rede, stellen wir lauter Vergleiche fest.Der gravierendste Unterschied war, dass Punk imOsten nie eine Chance auf eine kommerzielleKarriere hatte.“ Womit diskutiert werdenkönnte, ob Punk im Osten mehr Punk war alsseine Westvariante. Lippok betont die Prä-gung durch Punk, vor allem Musik selbst zumachen. Auf diesem Boden sprossen gemein-same Projekte und Verbindungen zwischenOst und West: "Wir hätten schon gerne mehrzusammengearbeitet. Das ging dann aber nachdem Mauerfall und durch Techno ganz schnell.“

I WAS STILL GROWINGDie Stücke des neuen Albums scheinen, bei al-lem Cut & Paste, autobiographisch. An vielenStellen tauchen Textpassagen auf, die vom Re-zipienten als Andeutungen auf die eigenen Ju-genderfahrungen der Band gelesen werdenkönnen. Wie passt das mit dem Cut Up-Ver-fahren zusammen? Lippok: "Bei dem an ArthurC. Clarke orientierten '1985' findet ein Track vonMenschen, die auf der Flucht sind, die Textzeilen,die im Song wieder auftauchen. Diese Parallel-welten von Science-Fiction-Geschichten interes-sieren mich. Ich habe das 1985 ja auch erlebt. Esgeht ums Unterwegssein; bei 'Metal Flakes' umsErwachsenwerden. Oder 'Tesla': das war einSchwellenbewohner, dessen Erfindungen erst viel

später bekannt wurden.“ Um diese Zwi-schenzustände und Schwellen dreht es sich inTarwaters Ansätzen. Der Titel des Albums, derdie eigenen Herangehensweisen so passendcharakterisiert, entstand im Übrigen en pas-sant, als Lippok und Jestram als Support vonCoil in Berlin DJ-ten und sich spontan so be-nannten. “Auch der erste Text auf '70 Rupies ToParadise Road' beschreibt ja ein solches Gefühl:Hier ist Europas Ende. Ein komisches Innehalten.Ein magischer Ort, dieser Zwischenort, wie ei-gentlich alle Transferorte“, erläutert Lippok.

IT’S NOT EASY BEING A GOD Die Stücke von Tarwater entwickeln sich erstbeim Produzieren. Manche Tracks verändernsich zur eigenen Verwunderung der Band:"Wir wollen keine Ideen illustrieren und auchnicht eine Attitüde nach außen tragen.“ Trotz-dem wirken Tarwater stets ein wenig düster.Wobei die etwas introvertierte Kokaincool-ness ihres bisher besten Albums "Silur“ einergewissen Entspannung auf "Dwellers On TheThreshold“ gewichen zu sein scheint. Es sindmehr akustische Instrumente zu finden, Sou-nds wirken positiver, der Gesang persönlicher.Lippok: "Das war keine strategische Entschei-dung. Wir haben uns nicht gesagt: Lass uns malwas Leichteres produzieren. Wenn man das Al-bum dazwischen weglässt und 'Silur' und 'Dwel-lers' vergleicht, so gibt es eine Menge Ähnlichkei-ten wie das Arbeiten mit Loops und Samples.“Das neue Album scheint durch die Filmmusik-projekte beeinflusst. "Bei der neuen Platte ha-ben wir versucht, diese Loopsachen durch be-stimmte Layers, die drüber kommen, und durchadditionale Instrumente zu konterkarieren. Das

verleiht dem Ganzen vielleicht diese gewisseLeichtigkeit, diesen komischen Swing.“

HORIZONTERWEITERUNG: WE SHOULD HAVE SEEN IT COMINGBei der Zusammenarbeit achten die beidenBerliner auf gemeinsame Ansätze, nicht etwaauf Namen. Die norwegische Performance-Künstlerin Tone Avenstroup, die "Dwellers OnThe Threshold“ einspricht, ist eine Freundinder Band: "So entstehen die Ideen, wie sich dasanfühlt, ob sich da was entwickelt. Wir laden kei-ne Leute aus Gründen der Referenz ein.“ Ent-wicklungen scheinen Tarwater besonderswichtig: Sie beobachten seit langem nicht nurdie Berliner Szenen, die nomadischen Clubs,sondern auch experimentelle Schnittstellenzwischen Musik und Kunst (Erst kürzlich ha-ben Tarwater eine Dichterlesung von Bert Pa-penfuß an der Tutzinger Akademie untermalt,ferner arbeiten sie gerade an der Musik zu ei-nem Theaterstück nach einem Film von Fas-sbinder.), neue Stile (z.B. ihre minimaltech-noiddubbige Kooperation mit Tikiman auf derbrillanten E.P. "Like A Miracle“ von 1998 odereine Zusammenarbeit mit dem Babelsberger

Filmorchester). Und so werden sie weiter be-obachten und umhersegeln in den nichtduali-stischen Dazwischens der etwas anderen Pop-musik. Hissen wir mit ihnen die Segel und blei-ben wir an Bord dieses ureigenen dunklenSchiffs. Ahoi (die Redaktion).

DAZWISCHEN: SEGELNTarwater

Elektronika

TEXT: CHRISTOPH JACKE | [email protected] / FOTOS: SEBASTIAN MEYER

Bernd Jestram und Ronald Lippok haben sich ihre eigene Kategorie er-schaffen: Tarwater-Musik. Die beiden Enddreißiger sammelten jahre-lang popmusikalische Erfahrungen in diversen Projekten. Nach demMauerfall wurden sie fester Bestandteil des Neuberliner Unter-grunds.

www.kitty-yo.com

"Dwellers On The Threshold" (CD/LP) istbereits auf Kitty Yo/EFA erschienen.

Eine Tour mit Projektionen des Videokünst-lers Lillevän Pobjoy (Rechenzentrum) folgtim Herbst.

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KARAOKE A CAPPELLA: HYPOTEXT: HEIKO H. GOGOLIN | [email protected]

Hypo ist das New Kid on The Block des Ba-stard Pop. Der frische Franzose schenkt unsauf seinem zweiten Album "Karaoke A Cap-pella" 18 wuselige Sound-Miniaturen zwi-schen VV/M‘schen Plunderphonics, New Wa-ve Abfallsrecycling, sarkastischen Liebes-oden und tollem Kaugummi-Pop. Von derClub- und Labelsituation in Frankreich ziem-lich frustiert, geht Anthony Keyeux erstmalauf Reisen und veröffentlicht eine Langspiel-platte auf dem englischen Label Spymania(u.a. Jamie Lidell, Squarepusher), bis er imHeimatland bei Active Suspension endlichein glückliches Zuhause findet. Seine Stückedauern selten mehr als zwei Minuten und ani-mieren einen mit ihren meist hippelig-umge-drehten Grooves, freudig wie ein Schneekö-nig in der Wohnung herum zu hüpfen, neueTanzschritte zu erfinden und dabei irgendet-was zu singen, egal was, denn die Vocals blei-ben eh oft dreckige Textur. Doch ehe mansich versieht, ist Hypo schon drei Ecken wei-

ter. "Ich mag es, wenn Musik mich frustiert.Und ich liebe kurze Stücke. Punk Rock oder Soulaus den 60ern dauert nie mehr als wenige Mi-nuten. Etwa zwei Minuten ist die ideale Längeoder vielleicht wie beim 'Commercial Album'von den Residents sogar noch kürzer. Die Ideeist, einen Song auf das Essentielle zu reduzieren.Wenn ich ein Stück liebe, benutze ich den Re-peat-Modus meines CD-Players und höre es mir50 mal am Tag an."

In einer gerechten Welt würde Hypo mit sei-nen Hymen ganze Stadien füllen. Das Albumist eine Sammlung von Liedern, die ohnewirklichen Masterplan über einen Zeitraumvon zwei Jahren mit einem ganzen BatzenGastmusikerInnen wie Reiko Underwateroder Anne Laplantine (aka Angelika Köhler-mann auf Tomlab) entstanden sind. Dabei sahsich Hypo eher als musikalischer Kuratordenn als Schöpfer eines genuinen Werkes.Ohne verkrampfte Sammlerattitüde durch-wühlt er sonische Mülltonnen und fördertweggeworfene Referenzen zu Tage, die, ein-mal durch die Mangel genommen, frisch undäußerst gut gelaunt in der Gegend herumku-geln - einfach Missy Elliott Vocals über belie-bige Instrumentals zu kloppen, ist ihm den-noch viel zu simpel. Stets zwischen den Polen"richtiger" Song und Fragment oszillierend,fasziniert ihn an Bastard Pop am meisten dieMöglichkeit des Unmöglichen, Karaoke ACappella eben. "Ich mag die Idee, Samples von

Joy Division und Nina Simone im gleichen Stückzu verwenden. Es ist, als ob die beiden Sex mit-einander haben würden. Kannst du dir Ian Cur-tis vorstellen, der mit Nina Simone Liebemacht? Vielleicht wäre er dann noch am Lebenoder Nina hätte Selbstmord begangen, keineAhnung."

im vertrieb von:

groove anthology far005 indigo CD09722

draft recordings präsentiert daserste album von frankman, demmastermind der leipziger dee-phouse szene. nach releases aufseinem label fm musik, sowiedessous, etc. finden sich auf„different divides“ deep housetunes und extrem lässige down-beat songs mit dem speziell,gefühlvollen frankman feeling.großartig ist auch seine neuesängerin zita. smooth.

frankman draftCD13 indigo CD/DLP: 19482/1

frankmandifferent divides

groove anthologymekka & the soul brother

jaques geleegelee royal

jaques gelee sunset recordings SunLP017/SunCD005indigo CD0973

sunset recordings präsentiertdas erste artistalbum von christi-an vogel und tom knopp. beidekommen aus berlin. techno funkvom feinsten. ihr sound bedientsich klassischer detroit anleien.manchmal erinnert das album anproduktionen wie wir sie von carlcraig kennen.

olski & ingo sänger präsentierenauf der fünften groove anthologycompilation ihre vision vonmodernem soul sowie einigefavoriten aus ihren alten mekkasoundsystem tagen. enthaltensind folgende hochkarätigekünstler: rdj2, vikter duplaix,soha, cocoa tea, j.rawls, west-park unit, donnie, shaun escof-fery, stereo mc´s, yesterday´snew quintet, unspoken heard u.a.

FARSIDE

www.hypo.fr.stwww.tsunami-addiction.comwww.activesuspension.org

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Irgendwie war Drum and Bass lange Zeit Mu-sik, die extrem von ihren sozialen Zusammen-hängen lebte. Was jeden nervte, der vonaußen einsteigen wollte, aber auch einen Teildes Reizes ausmachte. Der oft beschworeneAspekt von internationalem Drum and Bass,gefördert nicht nur durch Formation mit ihren

verschiedensten World Cup Serien, sondernauch von V Recordings Latin-Move, und vielenLabeln, die verstreut auf der ganze Welt danndoch versuchen wollten, ihr eigenes Profil zuetablieren, wollte sich einfach nie so ganz ein-stellen. Auch die Öffnung hin zum Techni-schen, zu technoiden Ideen wie rings um Opti-cal, die ja das "Soziale" bis zu einem gewissenGrad auflösen konnte in einer Frage des "Beatsund Sounds selber programmieren“ und somitden Einstieg ohne Samples und damit schein-bar ohne "Geschichte“ erleichterte, was denErfolg der Crew und einer ganzen Folge-Gene-ration von Produzenten erklärt, hat sich

schnell wieder zu einer festen Szene aus Starsentwickelt, bei denen selbst die hartnäckig-sten Follower, z.B. sehr viele der hartenSchranz-Drum and Bass Leute aus Amerikaschnell einsehen mussten, dass sie nicht ganzrankommen. Vielleicht auch das ein Grund,warum jetzt House wieder so groß geschrie-

ben wird in Drum and Bass: Es ist eine Insze-nierung einer Ur-Geschichte von Idealen desZusammentreffens von allen, auf die sich ir-gendwie jeder ab Mitte 20 noch einigen kann.Vor allem Engländer.Man hat von Influx Datum lange geglaubt,dass sie aus Amerika sind. Und sich darübergenau so gewundert. Samples wie in "The DaysOf Glory", "Forever", "Back For More" usw. mitihren kalten Schauern der Erinnerung an früheRavetage, konnten einfach von einem Ameri-kaner nicht so eingesetzt werden. Gavin KenPrice, der eine Teil von Influx Datum (was "in-coming information" heißt), ist aus London. Er

kam auf Urlaub nach Miami, wo er mit MarcoFabian zusammentraf, der dort gerade seineBeatcamp Partys angefangen hatte, was dazuführte, dass er die nächsten 4 Jahre immerwieder pendelte zwischen diesen beiden ex-trem gegensätzlichen Städten. Beatcamp hatsich von Anfang an, als Gegengift zum härte-

ren US-Sound, auf die "Soulful Sounds" ver-legt, die sich langsam mit Acts wie Mathema-tics, New Republic usw. zu einer Gegenweltentwickeln. Auf einer dieser Partys, zu denensie DJ SS eingeladen hatten, haben sie dannauch ihren jetzigen Labelchef kennengelernt.

SOMMER, SONNE, HARDCOREInflux Datum bestehen darauf, UK Drum andBass zu sein. Auch wenn sie die US-Szene als"large" einschätzen. Und das grade weil GavinKens musikalische Geschichte über eine kurzeZeit HipHop und House Djing und über dasSammeln alter Houseplatten von US Labels

wie Trax, DJ International u.ä. lief. Denn an-statt sich in Chicago oder Detroit weiter zuentwickeln, verschob sich die Raveszene alsBewegung von großen Warehousepartysschon kurz vor den 90ern so komplett nachEngland, dass amerikanische House-Tracksund –Geschichte in der Retrospektive ohneEngland gar nicht denkbar wäre, so wie Drumand Bass ohne London, Minimalismus ohneDeutschland, das Internet ohne Amerika. "Es wird sich immer um die London- und UK-Sze-ne herum zentrieren, dort ist der Knoten der Ori-ginators und Pioniere. Egal wie viel französischenHipHop oder deutschen es geben mag, HipHopwird auch immer ein US Ding bleiben. Aber esgibt fantastische Tunes, die aus aller Welt kom-men und es ist eine aufregende Zeit für die Glo-balisierung von Drum and Bass. Das beste inter-

nationale Ding, was ich in letzter Zeit gehört ha-be, waren z.B. die Tronik 100 Leute. Alles, was ori-ginal ist, wird es auch machen, egal was die Geo-graphie sagt. Und ein schlechter Tune bleibt ein-fach ein schlechter Tune.“ Und so etwas gibt es bei Influx Datum nicht.Denn ihre Tracks schaffen es einen OldschoolVibe zu behalten, sehr soulful zu sein, ohnesich jedoch als Strickmuster oder Gimmick zugeschlossen zu entwickeln, und die tiefe Ge-schichte bricht mit jedem neuen und zentralenVocalsample immer wieder als Euphorie her-aus, denn ein Sample benutzen sie nur, wennsie damit etwas tun können, was dem Samplegerecht wird, in all seiner Potentialität von Ge-schichte. Die Artists von denen sie stammen,sollten es auch mögen.

GESCHICHTE DROPPEN

Influx Datum haben mit der Brücke London-Miami eine neue Schnellbahnstrecke für die Breakbeatmen-schen eröffnet. Der Oldschool-Liebe verpflichtet, ist hier jede Sekunde eine Geschichtsstunde. Mit Vo-calsamples als Euphoriemoment.

Es ist eine aufregende Zeit für die Globalisierung des Drum and Bass

Peshay ist busy. Richtig busy. Und verdammtzufrieden. Seitdem er mit "You Got Me Bur-ning" wie Phönix aus der Jazzfalle direkt in denDiscohouse umarmenden Filter-Drum andBass-Himmel - und mit knapp zwanzigtausendverkauften Maxis gleich auch noch in den ro-sa-roten der britischen Charts - emporgestie-gen ist, ist er wieder da angekommen, wo ersich sowieso immer verorten würde: im Drumand Bass-Olymp. Ganz oben, versteht sich. Da,wo sich die Leute um einen reißen, für die Re-mixanfragen eine extra studentische Hilfs-kraft engagiert werden muss und die Majorla-bels mit ausgefüllten Blankoschecks hinter ei-nem her jagen.

WOLLEN SIE NEU STARTEN?Knapp zwei Jahre hatte man von dem Produ-zenten Peshay nichts mehr gehört. Als DJ um-kurvte er, so konnte man immer mal wiederhören, nach wie vor die Welt, ansonsten war eruntergetaucht. Ein Umstand, den ehrlich ge-sagt kaum jemand störte, denn nach demdurch die Monate dauernde Bürokratie-schlacht zwischen Mo'Wax und Island Recordsdie Halbwertzeit seines Debutalbums "Milesfrom Home" überschritten war und auch die

fröhlichst gezupften Kontrabass-Saiten imSommer 1999 unglücklicherweise niemandenmehr in Ekstase versetzen konnten, gab Pes-hay weiterhin den uninspriert wirkenden altenHeroen, der mit seiner gesampelten Big Bandauch durch das letzte Dick und Dünn gehenwollte. Und auch sein Label Pivotal, das er ge-gründet hatte, während sich die Majors nochum die Rechte an "Miles from Home" prügel-ten, darbte mit mittelmäßigen Releases vorsich hin. Ein guter Moment für eine Auszeit,die in diesem Falle aber eher eine tragischeUrsache hatte. "Anfang 2000 wurde bei meinerMutter Krebs diagnostiziert. Bis es ihr Mitte 2001langsam wieder besser ging, habe ich nicht einenTrack produziert. In der Zeit habe ich mich ummeine Mutter gekümmert und lediglich aufge-legt. Aber auch das eher wie auf Autopilot. Ichfühlte mich, wie man vielleicht verstehen kann,nicht gerade inspiriert. Der Gesundheitszustandmeiner Mutter war einfach immer in meinemKopf. Die Zeit war günstig, ein wenig Abstandvon allem zu gewinnen und zu gucken, wo ich hinwollte." Und das hieß vor allem raus aus der ja-zzigen Liquid Funk-Einbahnstraße, in die ersich manövriert hatte. Als erstes trennte ersich von Pivotal. Die Vorstellungen von ihm

und seinem Partner waren mittlerweile zu un-terschiedlich. Etwas Neues musste her. Einneues, ein eigenes Label, das vollkommen un-ter seiner Obhut stehen würde. Und ein neuerSound. Reinventing Peshay hieß der Auftrag.Dass er seine bekannten House- und Disco-vorlieben ("Disco ist mein absolutes Lieblings-musikgenre") als Inspirationsquelle nutzenwürde, war dann auch irgendwie naheliegend.Nicht nur weil dank J.Majiks "Spaced Invader"-Remix die ausbaufähige Blaupause für die eu-phoriemaximierende Kollision von Drum andBass und (geloopter Filter-)Disco schon vorlag(diesen Zusammenhang würde Peshay selberauch mit Sicherheit abstreiten), sondern vorallem, wenn man bedenkt, dass diese Einflüs-se schon immer Teil seiner Tracks waren. Nureben nicht so plakativ.

DAS WÄR GUT, JAWie schon erwähnt, ist Peshay anno 2002 ex-trem beschäftigt und vor allem geradezu eu-phorisch über den Einstand, den er mit seinemneuen Label Cubik hatte. Die Zufriedenheitsprudelt mit jedem Wort aus ihm heraus. Mitder Autorität des zu Unrecht Totgeglaubten(und des Chartbreakers) gibt er Sätze wie "um

zu beweisen, dass du zurück bist, musst du einStatement machen." Oder "du musst den Leutenbeweisen, dass es dir ernst ist. That u mean bu-siness" zu Protokoll. Und Peshay hatte schein-bar eine ganze Menge zu beweisen. Nicht zu-letzt sich selbst. Jetzt wird er von Produzen-tenwie Aphrodite und )EIB(, die im Drum andBass-Universum normalerweise in diametralentgegengesetzten Galaxien ihr Dasein fri-sten um Remixe gebeten, und Fabio und Groo-verider schicken Glückwunschtelegramme.Wie sich die Zeiten ändern können. War Pes-hay bei seinen Interviews zu seinem Debutal-bum vor drei Jahren vor allem notorisch ge-reizt und auf Nachfragen zu eventuellen En-gineer-Tätigkeiten von Leuten wie Mark Caroaka Decoder in kürzester Zeit eingeschnappt,hat er dieses Mal für Sticheleien aus derGerüchteküche nur ein siegesbewusstesLächeln über. A-Sides sein Engineer? Pffft, dashätte der wohl gerne. Und überhaupt macht er(Peshay) alles selber. Und natürlich auch ver-dammt gut. Was man spätestens bei seinemSoloalbum im nächsten Jahr merken würde.Soloalbum? Nächstes Jahr? Und was ist mit"Fuzion", dem als Peshay-Album deklariertenTape, das gerade seine Runde macht?

"'Fuzion' ist nicht mein Soloalbum. Das ist mehrwie eine Compilation. Peshay presents Fuzion. Soin etwa. Ich bin zwar an allen Tracks beteiligt,aber teilweise nur als Co-Produzent. 'Fuzion' istmehr eine Labelcompilation, auf der ich einigemeiner neuen Künstler wie Co-ordinate, mit demich auch 'You got me Burning' gemacht habe,oder Neil Mac vorstelle. Auf meinem Soloalbumwerden Ultranaté, Elisabeth Troy und wahr-scheinlich Mos Def als GastsängerInnen auftre-ten. Dann werden alle wissen, wie der neue Pes-hay-Sound klingt."

Bis es soweit ist, wird es erstmal noch einige12"s aus dem Hause Cubik geben, die Peshay(und wahrscheinlich auch seine Labelmates)an die Spitze der mit genug Credibilty und Sty-le ausgerüsteten, massenkompatiblen Dis-cofrontkämpfer bringen dürfte. Und wahr-scheinlich wird es sich einem spätestens dannauch schon erschlossen haben, wie der neuePeshay-Sound klingt. Bleibt nur zu hoffen,dass er sein "echtes" Soloalbum früh genugherausbringt.

WO ICH WAR SOLL DISCO SEINPeshay

TEXT:SVEN VON THÜLEN | [email protected]

D.I.S.C.O. saved my life! Zumindest die Karriere von Peshay. Nach einer künstlerischen Dürrephase be-sinnt sich das Drum and Bass Urgestein auf die Discokugel, lässt die jazzige Einbahnstraße ganz weitlinks liegen und startet mit neuem Label und neuer Energie durch. Bis in die englischen Charts.

TEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected]

Cant Understand / Forever (New Identity)Days Of Glory / Meant Love (HQs)Back for more / Alright (Formation)

Music (Formation)Cosa Buena /So Sweet (Industry)So Sweet (Industry Split 12" w. Narcosis)

DISCOGRAPHIE

"You got me Burning" ist auf Cubik/Groove Attack erschienen.

Die 12"s "Satisfy my Love/ Miles from HomeRmx" und "House Sound/ Satisfy my LoveRmx " werden wie das Album "Fuzion" aufCubik/Groove Attack erscheinen.

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www.formationrecords.com

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Drum and Bass

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Drum and Bass

Influx Datum

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Die Grundregel Nr.1 für eine erfolgrei-che Website während der Brise desschlechten Atems der generellen IT-Re-zession: Bau dir ein Maskottchen!Nichts macht so glücklich in harten Zei-ten wie unsere pelzigen Freunde. EineWeisheit, die im Netz um so mehr gilt,als dort die fellige Qualität trotz Skinzeher eine Rarität ist. Tigersushi.com,

schon eine ganze Weile Geheimtip un-ter den Liebhabern von Pixellandschaf-ten und Musikinteressierten sowieLern- und Hörwilligen, ist aber auchdeshalb eine Seltenheit, weil es aus Pa-ris kommt. Nicht dass die französischeWebdesigner-Szene kaum mit derangolanischen konkurrieren könnte,aber dass eine Webseite, die sovielWert auf die Vermittlung von Musikge-schichte, Spaß beim Navigieren, Hu-mor und visionäre Cross-Culture Szene-und Stil-Mischungen legt, dort her-kommt, wo selbst nebeneinander lie-gende Plattenläden und benachbarteLabel sich kaum zu kennen scheinen,und das obendrein noch in gallophilemEnglish, verwundert. Und was verwun-dert (Grundregel Nr.2) und obendreinnoch ein Maskottchen hat mit demkann gar nichts schief gehen in der Auf-merksamkeitsökonomie. Das Label Ti-gersushi mit seiner G.D.M. Split EP Se-rie, die so unglaubliche Dinge wie Clu-ster (deutsche ”Krautrock“-Legende)mit Tejada, Maurice Fulton mit MaxBerlin (französische Discohouse-Le-gende) oder Ginax (einfach nur eine Le-gende) mit Metro Area zusammen-bringt, hatte es aufbauend auf der Web-seite dann auch leicht sehr schnell zueinem ”der“ wichtigen französischenLabel zu werden und wird weiter derGrundregel Nr.3 folgen: Geschmackvol-le, intensivste Vernetzung von Medien,Stilen, Musik, Geschichte und was sichsonst noch so einsam fühlt.

DEBUG: Was war die Grundidee für Ti-gersushi? TIGERSUSHI: Wir waren von den Musik-ressourcen einfach etwas enttäuscht, diees im Netz zu der Zeit gab, als wir anfin-gen. Wir fanden sie zu klaustrophobisch.Da wir grade mit dem Studium fertig wa-ren, entschieden wir uns, uns selber dran-zusetzen und eine Webseite zu machen,die die Verbindungen zwischen all denverschiedenen Musikarten herstellenkonnte, die wir "Quality Music" nennenwürden.

DEBUG: War die Webseite zuerst daoder das Label, oder gar die Party, oderwar es vielleicht doch der Tiger? TIGERSUSHI: Die Webseite. Obwohl wiruns schon lange überlegt hatten ein Labelzu machen, war es eher eine Weiterent-wicklung der Seite, die sich in dem Label ineine Art Hardcopy-Form übersetzt. Etwasdas man anfassen, zirkulieren lassen,fühlen, sortieren, sammeln und vielleichtsogar mal anhören kann. Der Tiger ist eintapferes Tier. (so so...Die Red.) Aber auch

eins, das beste Erziehung in einer bengali-schen Musikschule genossen hat, so dasses den Groove mit seinen Schnurrhaarenfühlen kann. Es ist ein wenig snobby undliebt es damit anzugeben, dass es weiß,wo es das beste Sashimi in der Stadt gibt.

DEBUG: Was war die Idee hinter derNavigation der Seite: Diese Mischung

aus Themepark und imaginärer Stadt? TIGERSUSHI: Als wir angefangen habenunsere Pläne für Tigersuhi auf ein Papierzu malen, sah es irgendwann aus wie einegigantische 3D-Version von New York Ci-ty. Mit besserer Musik natürlich. Die Leu-te sollten darin rumlaufen und aus jederEcke kam ein anderer cooler Vibe.... Alswir dann feststellten, dass das Ganze teu-rer werden würde als ein Steven Spiel-berg-Film mit einer Allstar-Garde vonHollywood Starlets, mussten wir die Stadtwieder runterkondensieren und so bliebdiese kristallisierte Version mit Pixelkunstund Navigation übrig, die uns Joakim ge-macht hat.

DEBUG: Es ist für mich ziemlich unge-wöhnlich, dass grade ihr aus Frankreichkommt. Mein letzter Eindruck war, dassman dort eher gut separierte Szenenhat, anstatt dieses Gewusel von Verbin-dungen quer durch alle Stile, das Tiger-sushi gerne sein möchte. Was ist denneuer Background? TIGERSUSHI: Wir kommen eben aus denwildesten Dschungeln, wo wir uns auf je-des noch so unschuldige Tierchen warfen,das sich grade verzückt am sonnendurch-fluteten örtlichen Wasserloch labte. Alswir dann die eleganteren Sounds von Mu-sik kennen lernten und herausfanden,dass es einfacher ist zu Alice Coltrane zugrooven als sie als Harfinistin fürs Abend-essen einzuladen, wurden wir Vegetarierund versuchten etwas mit den Melodienzu machen, in die wir uns mittlerweileverliebt hatten. Joakim (Lone) produziertobendrein noch Tracks für Versatile, wasvielleicht die "Verbindungen" ein wenigerklärt, aber wir sind nicht wirklich Par-tyanimals. Die Szene in Paris kennen wireigentlich so gut nicht, abgesehen mal da-von, dass hier eine Menge guter Labelssind, die alle hart daran arbeiten, dass ih-re Musik gehört wird. Was im Vergleichzur französischen Musikszene von vor 20Jahren schon ein ganz schöner Fortschrittist.

DE:BUG: Wie wichtig ist euch diesesÜberschreiten von Genregrenzen aufdem Label und auf der Webseite? DieseMethode, Dinge sehr clever miteinan-der zu linken, von denen man dachte,dass sie weit voneinander weg sind? TIGERSUSHI: Cross-Referentialität isttatsächlich die Philosophie hinter der ge-samten Webseite. Es soll diese natürlichenZyklen zeigen. Wie z.B. die Wiederent-deckung von Jazz in HipHop, wiedergebo-ren in Nu-Jazz und Elektronika. DiesesLinken beschränkt sich ja auf der Websei-te nicht nur auf den Stil der Navigation:

Dass man z.B. immer gleich mehr Infoüber die Tracks bekommt, wenn man dasRadio hört, sondern auch auf den Contentselber. Die meisten guten Musikjournali-sten haben es ja gelernt diese Clichéeswie: "X trifft Y der soundso drauf ist" zuvermeiden, wenn sie eine Platte beschrei-ben. Aber bei Tigersushi ist das kein Tabu,weil uns die Links ermöglichen diese Refe-renzen direkt verständlich zu machen. Esmacht das Schreiben auch impliziter undexzessiver, weil man eine Idee oder ein Ge-fühl einfach durch einen Link ausdrückenkann. Außerdem kann man jede Mengeschräge Dinge, Zitate, Cut and Paste-Techniken verwenden, so dass der Con-tent noch etwas unterhaltsamer oder al-bern absurd wird.

DEBUG: Wer kommt bei euch mit denIdeen für neue Platten und die neuenTracks? TIGERSUSHI: Wir machen, wie bei derWebseite auch, alles zusammen. DieIdeen gehen in einem ständigen PingPong hin und her, bis sie umfallen.Manchmal kann es auch ein langsamerProzess sein, in dem die Ideen reifen, oderirgendwo verrotten. Wenn wir uns erst-mal auf eine Idee, einen Titel, Konzept undHerangehensweise geeinigt haben, dannist es normalerweise Joakim, der sich umdie Tracks kümmert. Er programmiertauch unser Webradio (wobei wir ihm Vor-schläge machen), kontaktiert neue Pro-ducer. Ich mache mehr so den Lizenz- undBusiness-Kram.

DEBUG: Der Untertitel eurer Webseiteist ja: The Music Community. Wasmeint ihr damit? Nicht euer Forum,oder? TIGERSUSHI: Nein. Aber wir arbeiten anmassiven Community-Services. Abgese-hen davon aber ist in unserer Vorstellungso ein Online-Hafen etwas, das genau wieeine Stadt, Berlin, London, Detroit, auf ei-ner Community basiert. Die der Musik-fans und der guten Produzenten überallauf der Welt.

DEBUG: Wie wichtig ist Geschichte für

Tigersushi? Die Tigersushi School ist jaschon von Anfang an ein integraler Teilder Seite? Und obendrein etwas, dasman nur sehr selten auf Webseiten überMusik findet. TIGERSUSHI: "if, we're not schooling theyouth wit wisdom / Then the scenes of thefathers will visit the children/ And that'snot keepin' it real/. That's keepin' itwrong." (ist von Gang Starr, Robin HoodTheory Intro). Wir versuchen einfach eineweitere Generation von Kylie Minogue-Zwangsernährungskids zu verhindern.

DEBUG: Was ich besonders mochte,war die Idee, dass eure Platten so etwaswie ein imaginärer Club sind. Was wür-de im Tigersushi Club passieren?

TIGERSUSHI: Es wäre etwas wie Paradi-se Garage oder das Loft, mit dem bestenSoundsystem und Licht, in einer perfektenOpen Air Location mit vielleicht einemHauch Berliner Klasse. Auf spezielle An-frage von Maurice Fulton würden wir nurOrangensaft servieren und ständig versu-chen nicht diese oberlässigen Club Pro-moter zu werden, zu denen man mutiert,wenn man einen Club macht. Hätten wirwirklich einen Club, bin ich sicher, dass ichmir jeden Abend die Nägel abbeißen müs-ste, weil ich so nervös wäre, ob die Crowdes gut findet, dass die Atmosphäre stimmtund das Geld und überhaupt der ganzeÄrger....Ich glaub, ich hätte keinen Spaß.

DEBUG: Was fällt euch musikalisch zurZeit am meisten auf? TIGERSUSHI: PlugIn-Electronic und El-ectronica. Plaid, MOS, Mikael Romaneko,am meisten aber Plaid. Obwohl ich an al-lem Spaß habe, von Taana Gardner bis hinzu Neu! - obwohl eher in kleiner Dosis -hab ich zu Tracks von Plaid immer soforteine direkte Verbindung. Plaid haben al-lerdings mit dem, was zur Zeit am span-nendsten ist, eigentlich nichts zu tun.

TIGER, TAPPS DIE AVENUE ENTLANG

TIGERSUSHI

Netaudio

Lernen für's Leben. Die französische Website "Tigersushi" führtauf einem launigen Spaziergang durch ihre Pixelstadt in dieVerbindungen zwischen Can und Chicago-House, zwischen Go-rillas, Gainsbourg und Verlaine. Die waghalsigsten Kombinatio-nen veröffentlichen sie auf ihrem Label.

www.tigersushi.com

Tigersushi 003 mit Tracks von Gnax undMetro Area erscheint demnächst.Im November erscheint die erste Tiger-sushi-Compilation.

SERVICEPOINT

WEB LINKS

SOULSEEK UPS AND DOWNS

Falls es jemand von euch noch nicht bemerkt haben sollte,Soulseek, das Google der elektronischen Peer 2 Peer-Posse,hat upgedated, und zwar auf Version 1.3.8. Und wie immerbei solchen Updates sind User mit alten Versionen von Soul-seek hilflos, ratlos und IP-los und strömen zu Google, gebenDinge wie ”Soulseek Down” ein und landen dann u.a. beiuns. Wir vermuten mal, dass Nir irgendwie vergessen hatte,seine www.soulseek.org-Domain zu verlängern, es gab sienämlich eine Zeitlang zu kaufen, oder er wollte den etwas zupopulären Namen loswerden (selten, aber seit der Post-Au-dio Galaxy-Debatte durchaus möglich, denn Soulseek ist jaeine der ganz wenigen Filesharing-Communities, die mehrnach Klasse als Masse sucht, auch bei ihren Usern) . Nachwie vor läuft Soulseek aber und ist immer über die IP-Adres-se: 195.74.211.135 oder die neue Domain www.slsk.org zu er-reichen. Und da wir irgendwie Fans sind, haben wir jetztendlich mal auch einen Client aufgesetzt, aber nicht umMusik darüber zu verbreiten, sondern PDFs der letztenDe:Bug-Ausgaben. Da es ja eh dort schon Reviews vonDe:Bug gibt, planen wir demnächst auch sämtliche Reviewsals Textfile reinzustellen. Einen de:bug magazine-Chatroomhaben wir auch ständig auf, also wenn ihr Fragen habt, viel-leicht sind wir ja da. User? Natürlich debug.

POPFILE.DE Popfile.de ist die Bezahldownload-Seite der NeuberlinerUniversal Records. Dort gibt es nach dem Start, den unserlustiger Noch-Bundeskanzler Schröder und Jeannette Bie-dermann (Ihr kennt sie? Ich kannte sie nicht.) zusammenmit einem pittoresken Knopfdruck (Bahnt sich da was an?)ausgeführt haben, damit Berlin mal irgendwann eine Me-dienstadt wird, für 0,99 Euro Tracks aus dem Repertoire vonUniversal und demnächst wohl auch mehr zu Downloaden.Abgerechnet wird dann über die Telefonrechnung. Natür-lich, als hätten wir es geahnt, geht das Ganze nur für Win-dows-Benutzer (no Mac, no Linux), und auch bei denen nur,wenn man sich die Digital Rights Management-freundlicheWindows Media Player Software installiert hat. Wer soweitgeht, ist noch nicht klar, und bei unserem Scan durch die Sei-te in den ersten zwei Tagen fiel uns vor allem auf, dass dieTop25 Downloads am ersten Tag nur auf 7, am zweiten auf22 kam; 22 incl. der 7 vom ersten Tag. Für einen der am be-sten angekündigten und mit den meisten Pressenotizen undüberragender Medienöffentlichkeit (siehe Kanzler) losge-tretenen Startups eher ein Desaster, wie wir annehmen.Aber es ist ja keine AG. Die Konkurrenz wie Emusic aberlockt mit reinen MP3 -Downloads für jedes Betriebssystem.Da wird es wohl schwer sich durchzusetzen.

FTP EBAY TRÄUMEIn den Zeiten der Standalone P2P-Programme fast in Ver-gessenheit geraten ist ja die Oldschool-Methode von Files-haring: FTP. Eine der Traditionsreichsten FTP-Suchmaschi-nen www.oth.net muss wohl auch gespürt haben, dass esjetzt vielleicht ihre letzte Chance ist, den über Jahre hinwegeingesetzten Arbeitsaufwand und die Community in schnö-de Monetäres umzuwandeln, und sie hat sich nach längererAbwesenheit wieder reaktiviert und droht damit, sich selbstbei Ebay zu versteigern. Die Präbörsencrash-Notierung vonoth.net lag bei einer halben Millionen, behauptet ihre Web-seite. Wenn sie es schaffen, auf Ebay mehr als ein Penny-stock zu werden, würden wir uns allerdings schon sehr wun-dern.

EMI VS. AOL TIMEWARNER Mal was Neues. Die EMI hat AOL Timewarner verklagt, weildie wohl in diversen Sendungen (sprich: Werbung) Musikvon Filmen der MGM benutzt haben, ohne die Lizenzge-bühren dafür zu bezahlen. Wann kommt eigentlich mal je-mand auf die Idee, Gesetze patentieren zu lassen, so dassAnwälte, wenn sie sie zur Anwendung bringen wollen odersonstwie damit arbeiten, an den Staat eine Gebühr zu Über-lassung des Aufführungsrechts bezahlen müssen. Oder sindGesetze etwa kein geistiges Eigentum?

OGG WIRD EINSNach wie vor die einzige Open Source Lösung für Audio-komprimierung und mittlerweile attestierter Klangqua-litätsherausforderer sogar für MP3Pro ist ja nach wie vorOgg Vorbis. Die sind jetzt endlich zur magischen Version 1aufgestiegen. Ein paar Player gibt es schon, checkt:www.ogg.org

BOOMSELECTION GOES CDOhne www.boomselection.info wären die Bootlegs oder derBastardPop, nennt es wie ihr wollt, nie so groß geworden.Keine Website hat sich so penibel um die Verlinkung derBootleg-Liebhaber gekümmert. Nun haben die Kids ein paarPfund zusammen gekratzt und das einzig Richtige getanund irgendwie alle Bootlegs da draußen auf eine Triple-MP3-CD gepackt. ”Boom Selection _ Issue 01 _ Never MindThe Bootlegs“ heißt das massive Werk, das entweder überdie Website oder von den üblichen verdächtigen Plattenlä-den geordert werden kann. 432 Tracks. Ui. It’s punk, it’s diy,it’s whatever you want it to be. Herrlicher Trafficschoner.www.boomselection.info

WIR VERSUCHEN EINFACH EINE WEITERE GENERATION

VON KYLIE MINOGUE-ZWANGSERNÄHRUNGSKIDS ZU

VERHINDERN.

<20> - DE:BUG.63 - 09.2002

TEXT: BUG | [email protected] / FOTOS: BUG | [email protected]

<20> - DE:BUG.63 - 09.2002

Page 19: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

Es war Ende Juni, da erfand der US-amerikani-sche Staat, der bislang in seinen Regelungen be-züglich Netzradio relativ liberal war, vermutlichaufgrund seiner guten Collegeradio Erfahrun-gen, ein neues System und neue Tarife für Onli-ne-Streaming von Musik, die das Ende für hun-derte unabhängige Radiostationen im Netz be-deutete. CARP hieß es, Copyright ArbitrationRoyalty Panel, viele hätten es lieber als Copy-right Royalty Arbitration Panel, CRAP, gesehen. Und es bedeutete, dass es schlichtweg zu teuerwurde, wenn man einen Stream aufsetzen woll-te, denn man muss seitdem nicht nur (nebenStudio, Traffic, Platten etc.) eine Art zusätzli-cher GEMA-Gebühr für jeden einzelnen Hörerzahlen, unabhängig von den eigenen Einnah-men, sondern obendrein auch noch für die Zwi-schenkopien, die man macht um überhauptstreamen zu können, und das alles natürlichrückwirkend für die letzten drei Jahre, fällig die-sen September. Schon am gleichen Tag melde-ten einige der renommiertesten Webradios ihrEnde, und mittlerweile sind es schon weit über

hundert Stationen, die nicht mehr streamen. Kein Wunder, dass sich das grade die ganz Klei-nen nicht gefallen lassen wollten, die vor allemobskure (gerne auch elektronische Musik) stre-amen, die eh sonst nirgendwo läuft und so dau-erte es genau eine Woche, da war das erste Peer2 Peer Radiosystem draussen, das es einemselbst bei einer Modemverbindung erlaubt, ei-nen Radiostream von User zu User weiterzulei-ten, und so nicht nur das Traffic-Debakel um-geht, sondern auch die Auffindbarkeit des Or-ginalstreams, die Möglichkeit herauszufindenwie viele Leute ein Radioprogramm hören ex-

trem erschwert, und vor allem das Angriffszielder RIAA komplett verwischt, weil es unterhalbder Fair Use Grenze in einer Grauzone operiert."Streamer" heißt das Program und der Entwick-ler machte innerhalb weniger Wochen schon dieersten bitteren Erfahrungen mit dem, was er alsVerlängerung von Free Speech sah, denn essammelten sich auch Rechtsradikale in seinemSystem (wieder weg, puh). Natürlich steht Stre-amer vorsorglich unter der GPL und ist ein Win-dowsprogramm.Während die indirekte Antwort der RIAA war,dass sie nun auch noch die letzte analoge Lückezwischen Äther-Radiostationen und Recievernin einer großen Allianz der Hardwareherstellerund Broadcaster schließen wollen, um somit dieMöglichkeit Radioprogamme mitzuschneidenendlich zu verhindern (das Ende der Ära des Ta-pes), entstand knapp zwei Wochen später schondas nächste Peer 2 Peer Radiosystem, diesmalauf der Basis des Gnutella-Protokolls. Auch"Peercast", obwohl schon im April angedacht, isteine direkte Reaktion auf CARP, und zeigt, dass

die medialen Contentkriege rings um das Copy-right immer öfter (und schneller) einfach mit ei-nem neuen Medium erwidert werden. The Me-dium is the Message bekommt ganz ungeahntkämpferische Aspekte in letzter Zeit. Peercastfunktioniert im allgemeinen ähnlich wie Strea-mer, hat die Möglichkeit, mehrere Streamsgleichzeitig zu senden, was seine Struktur eherbaumartig machen kann, und, bei guter Leitungdie Erreichbarkeit des Radios und mögliche Ein-bahnstrassen verringert, arbeitet auch mithöheren Bitraten, kündigt gleich eine Linux undMac Version mit an und besitzt einen eigenen

Webserver, so dass man die Streams auch miteinem Browser hören kann. In der Zwischenzeit machen sich einige Senato-ren dran, CARP wieder dahin zurückzubeför-dern, wohin es gehört, in die Schublade einesÜberwachungsstaates. Aber auch der Kampf ge-gen das DMCA hat ja bislang nicht zu sehr vielgeführt. Ach, wenn es die P2P-Funktionen jetztdoch auch für den neuen Quicktimebroadcastergäbe, der grade bei Apple rausgekommen ist imZuge ihrer kompletten Jaguarisierung und imMPEG-4 Hype...

WEBRADIO WEHRT SICH

Peer 2 Peer Streaming

Netaudio

The Medium is the Message bekommt ganz ungeahnt kämpferische Aspekte in letzter Zeit.

www.saveinternetradio.orgwww.copyright.gov/carp/webcasting_rates_final.html

www.peercast.orgwww.chaotica.unet.com/page/streamer.htmwww.apple.com/quicktime/products/broadcaster/

HTTP

HTTP

TEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected]

Nirgends katapultieren sich juristische Gängelung und technischer Gegen-schlag so atemlos voran wie beim amerikanischen Streaming-Radio. Ein wei-terer Internet-Krimi, bei dem der Radiohörer bis jetzt der lachende Dritte ist.

LIEBER HASH ALS SPAM

LIMEWIRE.COMKann: Dateien vor dem Download bei Bitzi checken. Ist für: Gnutella - PCs, Macs und Unixe.

BEARSHARE.COMKann: In der Beta-Version Dateien bei Bitzi checken. Ist für: Gnutella - Windows

SHAREAZA.COMKann: Dateien bei Bitzi checken, Downloads über die Bitzi-Websitestarten, Metadaten mit Bitzi abgleichen, Edonkey-Links verarbeiten.Ist für: Gnutella - Windows.

EDONKEY2000.COMKann: Downloads von der Bitzi-Website starten.Ist für: Edonkey - Windows

KAZAA.COM / GROKSTER.COM / IMESH.COMKann: In Zusammenarbeit mit dem Sigtodat-Tool (www.geocities.com /vlaibb/tools.html) Downloads von der Bitzi-Website starten.Ist für: Fasttrack und IMesh - Windows

BITCOLLIDER.COMKann: Bitzi mit neuen Daten fütternIst für: Windows / Unix

TEXT:JANKO ROETTGERS | [email protected]

<21> - DE:BUG.63 - 09.2002

Das neueste Rezept der Musikindustrie gegen Tauschbörsen heißtSpam. Massenhaft werden MP3s in Umlauf gebracht, die zwar die Ti-tel von Charthelden tragen, aber nie deren komplette Songs beinhal-ten. Eminems letzte Platte tauchte schon Wochen vor dem Release mitlauter Acht-Takt-Loop-Versionen auf, andere Songs werden durch ein-gefügte Pausen oder moralische Warnungen verunstaltet.Nette Idee, aber natürlich nicht auf Dauer praktizierbar. Die Tausch-börsenszene hat auch schon ein Gegenmittel gefunden: Eine ganzeReihe von P2P-Programmen hat damit begonnen, Dateien zu hashen,also mit Prüfsummen eindeutig identifizierbar zu machen. Vor demRunterladen einer Datei wird diese Prüfsumme dann ganz einfach mitdem Online-Katalog von Bitzi.com verglichen, der derzeit rund454.000 solcher Hash-Werte nebst Bewertungen der jeweiligen Dateiumfasst - und schon weiß man, ob das nun Eminems Loops sind oderdie des Universal-Antipiracy-Beauftragten. Hash-Rebellen aufgepas-st, wir haben die Links:

Page 20: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

He, nicht dass wir dieses Thema – der schimmligeWidergänger 80s – freiwillig noch anzufassen ge-dachten. Aber es finden Spezialisierungen undKonsolidierungen statt, und es wird archäologischgeforscht an den Urquellen, dass eine frische Wel-lenbewegung durch den Moderpfuhl geht.Spezialisierungen: Wer hätte gedacht, dass irgend-wer in einem sperrigen, Oberflächen-zersetzen-den 80er Dadawaveprojekt wie Palais Schaum-burg genug Kaufpotential sieht, um es wieder zuveröffentlichen? Ist aber geschehen. Konsolidie-rungen: Bei Karstadt, Mediamarkt, Promarkt,WOM, Bäcker Kruse stehen die Themen-Samplervon Ministry of Sound, Universal und Sony (NeueHeimat I + II, Neopop I + II, This is not the 80s) imvordersten Startloch. Hier wird etwas zu einer Sze-ne zusammenbehauptet, von deren Existenz kei-ner der Beteiligten je was wusste, die aber soschlüssig erscheint, dass selbst die Berliner Wohn-zimmerballadeure Quarks auf ihrem kommendenAlbum den 80s-Glam in sich entdecken (zu müs-sen glauben). Ein Krake wird nicht müde. Kommtdas, was er frisst, doch wieder als geile Scheiße

raus? Oder bleibt’s dabei, ein lockerer Genrezu-sammenschluss wird zwangskonsolidiert und fris-st sich selbst?Da fragen wir doch den archäologischen ForscherNr.1: Safety Scissors, unser Mann zum Thema, dieFaust auf’s Kajalauge. Kajalauge? Solche Wortlinksauf die 80s kann doch niemand mehr schreiben inihrem Poster-Charakter. Genau so wenig, wie nochjemand die entsprechende Musik in ihrem Poster-Charakter hören kann? Hm, da steht noch ein Fra-gezeichen, wie gesagt, das Projekt bleibt in Bewe-gung. Also doch: die Faust auf’s Kajalauge. Okay,kurz zur Person Matthew “Safety Scissors” Scis-sors. Mit dem gleichen Schiff, mit dem Renfield alsVorhut für Dracula in San Francisco einläuft, ge-langt ein Tape aus der alten Welt an Land, das inBruchstücken die Erweckung für Safety Scissorsbereithält. Was singen die da, die crazy Germans?

“Ich möchte ein Eisbär sein / am kalten Polar”? Sa-fety Scissors erliegt seinem persönlichen Ground-zero. Geil, nicht zu toppen, was die sich trauen, soviel Plakativität, eh, Naivität, eh, Genialität, wasnur? Das muss er rauskriegen. Safety macht rüberins alte (gelobte?) Land und hält sein Stetoskopvoraus. Berlin, die einzige Stadt, in der man mitAnstand Schnurrbart tragen, Hairdresser-Partiesgeben und die 80er NDW-Gründe erforschenkann. Safety Scissors, eine völlig übersensibilisier-te Koryphäe auf dem Gebiet des Original-80er-Weizens. Die Faust auf dem Kajalauge, niemand,der rigoroser - aber gerecht, bitte beachten - mitden Erbverwaltern ins Gericht gehen würde /könnte / dürfte. Geklärt?Legen wir also einen der Sampler ein in unserenoriginalen 80er-Atari (haben die eigentlich einenCD-Slot?), setzen unseren Safety-Seismographenauf das semantisch-historisch knifflige Untersu-chungsfeld an und harren dem Ausschlag:

DEBUG: Kennst du Palais Schaumburg? Eine derwichtigsten Gruppen für Popper mit Anstand aus

den allerfrühesten 80ern.SS: Palais Schaumburg? Trifft sich da nicht die Poli-telite zu konspirativem Kaffee und Kuchen? Ne, aberGrauzones ”Eisbär”, das habe ich geliebt. Ich hattekeine Vorstellung vom Kontext, das Tape kam halt mitdiesem Renfield-Schiff, ich stand da wie die nachge-borenen Retro-80s-Hörer heute. Keine Ahnung vonden historischen Vorläufern, keine Ahnung von denHerleitungen, um es neutral zu sagen. (Er lauschtzum Atari, kurzer Ausbruch) Tankstellen-Tunes, dassind doch nur Tankstellen-Tunes.

DEBUG: Aber gab es in den 80ern nicht eineübermusikalische Attitüde, die man in der Retro-bearbeitung wieder fruchtbar machen könnte?SS: Die 80er-Originale waren von komplett anderenDingen beeinflusst. Die jetzige Retroszene reagiertnur auf musikalische Zeichen aus der Vergangenheit,

beißt sich selbst in den Schwanz. Die alten Sachenhatten einen viel weiter gefassten politischen Hinter-grund, reagierten viel sensibler und kritischer auf dieSituation um sich herum, führten die Punk-Idealeweiter, nur musikalisch avanciert, aber genau so laut,dreckig, frontal. Heute wird dieses ”Laut, dreckig,frontal” nur noch zahnlos zitiert. Und dann nochüberproduziert.

DEBUG: Die neuen Stücke übernehmen also nurdie Attitüde von gefährlich, riskant, geil zickigschroff überspannt, sind aber komplett abgesi-chert? Wenn du diese Radical Chic-Posen siehst,fühlst du dich dann beleidigt?SS: Nicht wirklich, es ist Popmusik, ich kann es re-spektieren. Ich kann es in coole Satire ummünzen.Das Hauptproblem mit den Retro-80s ist, es ist nichtlustig genug, nicht genug Satire. Wie viel vom Origi-nal-80er-Scheiß war totaler Scheiß? Es ist nicht iro-nisch genug, sie können nicht über sich selbst lachen.

DEBUG: Kokain-User haben keinen Sinn fürSelbstironie und Retro-80s ist Musik für Kokain-

Parties?SS: Kokain ist eine sehr ironische Droge.

Debug / SS (nach der Melodie von ”Der Mann ausden Bergen”): ISS: t’s over simplifying, we know, we sound like oldfarts, cranky, oh kids, make us feel so old.

Zwei alte Säcke, die sich aus besserwisserischemGriesgram in dadaistische Strategien flüchten unddabei über die Auslinie treten. Zwei gelbe Kartenfür Spielverderber? Hören wir doch noch mal Bros’ “When will I be fa-mous” und Sascha Funkes “When will I be famous”.Klarer Fall, die Neo-80s sind musikalisch eindeutigviel besser, q.e.d., zum allerletzten Mal.

HILFE, MAMI, DER ZOMBIE RIECHT GAR NICHT!Alte Männer kriechen gen Kanossa

Retro 80s

TEXT: BUG | [email protected] / FOTOS: BUG | [email protected]

Techno hat sich an den 80ern einen retrostylishen Wohlstandsbauch angelacht.Darauf wird jetzt noch mal richtig draufrumgetrommelt. Und, was halten dieGrummelopas Waldorf und Stattler aka Safety und Joswig davon? Steigen sie einins Indianergeheul? Eine dialektische Detaildiskussion.

Amin Peck - Girl on meCabaret Voltaire - Yashar (John Robie Reprod.)Carlos Peron - TouristesChris & Cosey - UntilCristina - La poupée qui fait nonDefunkt - Avoid the FunkDer Plan - Hey Baby HopElliott Sharp - Escape Clause

Holger Hiller - Jonny (du Lump)James White & The Blacks - White DevilLio - TeenagerLizzy Mercier Descloux - Slipped DiscMaterial - Secret LifeMathematiques Modernes - Boy be my ToyOrnette Coleman - Sleep TalkPalais Schaumburg - Macht mich glücklich ...

Pyrolator - ElefantendiscoSuicide - ShadazzThomas Dolby - Dissidents (F. Kevorkian Mix)Was Not Was - Tell me that I'm dreaming/ Out co-me the Freaks (Ken Collier Mix)Yello - The Race (Derrick May Remix)außer Konkurrenz: Grauzone - Eisbär

Neo.Pop, Pt.I + II, Starbugs/ UniversalNeue Heimat 1 + 2, Ministry of SoundTis is not the 80s, Sony

FILE UNDER:

THEM ORIGINAL 80S KRÜPPELFUNK LOST TRACKS, COMPILED BY WALDORF AND STATTLER:

<22> - DE:BUG.63 - 09.2002

Ein ganzes Leben dem Rhythmus der Musik verschrieben. Einganzes Leben auf der Suche nach musikalischem Fortschreiten. EinLeben, in dem man niemals stehen bleibt, in dem man seinen Wegzur Not auch ganz alleine geht. Tony Allen (62): ehemaliger Drum-mer für Fela Ransome Kuti, der verborgene Protagonist des Afrobe-at-Movement der 70er-Jahre, heimlicher Held von all den Schlag-zeugern und Produzenten, die die Heimat der Snare auch abseits ei-ner 2 und 4 sehen und Einzelgänger, nachdem Fela Kuti sich dem Al-kohol, der Politik und seiner eigenen Eitelkeit ergeben hat. DiverseProjekte und Gastauftritte hat er in den 24 Jahren seit seiner Tren-nung von Afrika ’70 gehabt, sein neuester Streich ”Home Cooking“ist aber die Bombe, die endlich mal gezündet werden musste. Auf

dem Papier wirkt die Platte zu durchschaubar, wie ein kleiner Pro-mo-Gag einer ambitionierten Plattenfirma: Old Drummer vs. Hi-pHopper. Da läuten auf Anhieb die Alarmglocken - wer hat heutzu-tage noch nicht versucht, mit der lustigen Musik der Straßenkindersein Image aufzufrischen? Alle Befürchtungen lösen sich aber nach dem ersten Hören in Luftauf: Das hier ist fresh, da hat sich jemand ernsthaft Gedanken ge-macht und das hat immer noch den individuellen Beat, für den wirdoch Tony Allen so lieben. Geschmack, der sich auch auf der Gäste-liste äußert: Ty (britischer Rapper auf Big Dada), Eska (die Sängerinaus der West London Broken Beat Zelle) und Damon Albarn (derBlur-Frontmann, der am liebsten schwarz wäre) bürgen allesamt fürQualität in ihrer jeweiligen Szene. Tony Allen gibt die Beats und ei-nen Teil der Musik vor, lässt den jeweiligen Kollaborateuren trotz-dem genug Platz, sich zu entfalten. Das Ergebnis ist ein kickenderHybrid aus Afrobeat, Funk, HipHop und Soul. ”Man, just call it Afro-Hop!“, wird gemacht, Herr Allen. Und wie war das jetzt mit dem Hip-Hop? ”HipHop ist eine Message. Du hast diesen Rhythmus und dazusprechen sie. Ich kann das fühlen. Ich mag Musik, die Gefühl hat und gutkomponiert ist. Da draußen gibt es einfach zu viel Sachen, die ver-dammt noch mal langweilig sind. Musik sollte sich aber verändern, siesollte Grenzen sprengen. Heutzutage wird alles von Plattenfirmen undeinfältigen Produzenten geplant. Der Platz für die nötige Kreativitätfällt komplett weg. But it’s all about the evolution!“ Die Beschreibungklingt doch ganz nach elektronischer Musik. Der Sampler als Werk-zeug, mit dem man in Bereiche vordringen kann, in die normale In-strumente nicht gelangen, oder nicht? ”Es gibt natürlich ein paarelektronische Sachen, die ich mag, trotzdem belügen diese Leute sichselbst. Sie sind wie Roboter, der ganze Produktionsablauf ist zu mecha-nisch. Die sind DJs, die sind Produzenten, sie sind aber keine Musiker.Der Klang an sich ist in Ordnung, man muss nur wissen, wie man dasmit dem Echten fusioniert.“ Lernen von den Alten, und man hat schonwieder ein schlechtes Gewissen. Gestern noch am Computer ge-sessen und mit den neuesten PlugIns rumgespielt und heute schonder mechanische Dämon, der angeblich nur Musik designt. Also sollman jetzt wirklich den nächsten Sperrmüll-Container suchen undseinen Sampler zum Teufel jagen? Das ist natürlich nicht die Aussa-ge – Tony Allen hat eine gestandene Karriere hinter sich. Er brauchtfür sich keine Kompromisse mehr einzugehen. Er hat eine Vision, siewird ihn noch sein ganzes Leben verfolgen. Und einen kreativ an-spornenderen Verfolger kann man sich kaum denken.

FUSION DES "ECHTEN": TONY ALLEN

TEXT: STEPHEN LUMENTA | [email protected]

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Vorgestellt auf der Musikmesse hat esdann doch ein wenig länger gedauert mitder zweiten Version von PropellerheadsReason.Neu sind vor allem der deutlich erweiterteSampler der jetzt NN-XT heißt, sowie einneuer Synthesizer namens Malström, derauf Graintablesynthese basiert.

MALSTRÖMMalström basiert auf der Graintablesyn-these, die eine neuentwickelte Kombinati-on aus Granularsynthese und Wavetable-synthese und gleichzeitig das erste ReasonInstrument ist, dass nicht auf Hard-warevorbildern beruht. Der Malström istbis zu 99-stimmig polyphon (entsprechen-der Rechner vorausgesetzt), besitzt zweiOszillatoren, zwei Modulatoren, einen Wa-veshaper, zwei Filter und die obligatorischeADSR Hüllkurve. Beide Oszillatoren sindim Aufbau identisch: Zunächst läßt sich perPopUp ein Graintable laden, mit dem Shift-parameter das Formantenspektrum ändernund dem Index-Schieberegler die Anfangs-position im Graintable verändern. Für dieEinstellung der Geschwindigkeit, mit derdurch die Graintables gefahren wird, dientder Parameter Motion. Zum Stimmen gibtsOctave (für die Oktavlage), Semi (zur Stim-mung in Halbtonschritten) und Cent. Zu-sätzlich hat jeder Oszillator noch eine eige-ne ADSR Hüllkurve und einen Lautstärke-regler. Die beiden Modulatoren sind imPrinzip modifizierte synchronisierbare

LFOs und bieten neben 32 verschiedenenWellenformen die Möglichkeit, pro Stimme(!) die Parameter Index, Pitch, Shift (Modu-lator A) sowie Motion, Level, Cutoff unddie Intensität des Modulators A zu modu-lieren (Modulator B). Der Waveshaperdient der Verzerrung und/oder Sättigungdes Gesamtsignals. Die beiden Filter bie-ten je einen 12 dB Lowpass und Bandpasssowie einen additiven und einen subtrakti-ven Kammfilter und eine AM Funktion, beider das Filter die Carrier Wellenform be-reitstellt, die den Filterinput moduliert.Neben vielen altgedienten und bekanntenSounds (der Malström deckt eine wirklichgroße Bandbreite mit sehr gutem Soundab), eröffnet der neue Reasonsynthesizersehr viele neue Möglichkeiten der Klang-programmierung. Praktisch ist auch dieMöglichkeit über den Input externe Signa-le manipulieren zu können.

XT SAMPLERDas alte Sample Modul wird durch denneuen Sampler nicht ersetzt, vielmehr istder NN XT ein Entgegenkommen für dieLeute, die den Umgang mit Hard-waresamplern und deren Libraries ge-wohnt sind und beim alten, recht spartani-schen Sampler viele Editorfunktionen ver-mißt haben. Beim Einladen von Audiofileskann der XT automatisch den Grundton er-mitteln und die Samples mappen, was aucherstaunlich gut funktioniert. Zum Mappengibt es ein übersichtliches Zonendisplay.

Hier können die einzelnen Zonen definiert,verlängert, verkürzt, gruppiert und ver-schoben sowie kopiert werden, was (trotzder vielfältigen Möglichkeiten) sehr prak-tisch und übersichtlich realisiert wurde.Beim Anklicken einer Zone werden alle Pa-rameter sofort auf den jeweiligen Stand ge-bracht, wodurch auch unterschiedliche Fil-tersettings, Modulationen und Wheel-Ein-stellungen pro Zone möglich sind. Für einerealistischere Emulation natürlicher Instru-mente steht die Alternating Zones Funkti-on bereit, mit der automatisch per Zufalls-funktion verschiedene Samples getriggertwerden können, auch wenn die gleiche No-te gespielt wird. Neben einem temposyn-chronisierbaren LFO verfügt der XT auchüber einen freilaufenden zweiten, dazu ei-ne Modulationshüllkurve für Pitch und Fil-ter sowie eine AHDSR Hüllkurve, wobei Hfür Hold Time steht. Dazu kommt dannnoch ein wirklich gut klingendes Filter, dasan die Filter der Akai Serie angelehnt ist. Alldiese Parameter sind individuell für jedeZone einstellbar, zur Makroeditierung desgesamten Patches gibt es unter GlobalControls die Drehregler für die LFO Rate,den Filter und die Amp Hüllkurve. Der Im-port von Fremdformaten ist noch nichtvollständig implementiert; momentankann Reason neben dem SoundFont2 For-mat und natürlich .Aiff und .Wav noch kei-ne anderen Libraries verarbeiten, angekün-digt ist aber bereits ein Tool, dass Akai Li-braries in das Reason Format konvertieren

kann. Das ist der einzige Schwachpunkt amneuen Reason Sampler, allerdings ist diemitgelieferte Soundbibliothek so umfang-reich, dass die Wartezeit auf das Konver-tiertool nicht allzu langweilig werden dürf-te. Zusätzlich ist Reason mit einer ganzenCD von Orchestersamples bestückt, diesehr gut klingen. Da der NN XT Editor ganzschön viel Platz benötigt, kann man ihnpraktischerweise per Mausklick verschwin-den lassen, wonach nur noch die wichtig-sten Parameter sichtbar sind. Bis zu sech-zehn Einzelausgänge kann jeder XT haben.

SEQUENZERBeim Sequenzer hat sich verhältnismäßigwenig geändert, die wichtigste Neuerungdürfte sein, dass man jetzt den Sequenzervom restlichen Rack "abreißen" kann, wo-durch er ein eigenes Fenster bekommt, wasdas Problem des ewigen Hoch- und Runter-scrollens ein wenig entschärft. Trotzdemhabe ich immer noch nicht verstanden,warum Reason nicht das freie Verteilen dereinzelnen Instrumente auf dem Bildschirmerlaubt, denn das wäre eine große Verbes-

serung der Ergonomie.Ein paar neue Werkzeuge gibts auch beimSequenzer: ein Zoom Tool, ein Line Tool,mit dem sich lineare Verläufe von Control-lern schnell und bequem malen lassen undschließlich ein Radiergummi zum Löschen.

Alles in allem ist Reason 2.0 ein interessan-tes Update und kann mit allen Neuerungen(NN XT, Malström, abreissbares Sequen-zerfenster) voll überzeugen. Leider konnteich die MacOS X Version nur kurz testen,sie lief aber völlig problemlos und dank derneuen Audio Engine von OS X mit sehr ge-ringer Latenz.Im Vergleich mit der alten Reason Versionfiel auf, daß die Performance trotz neuerModule sogar noch ein wenig verbessertwerden konnte. Dauert zwar immer ein we-nig länger mit den Updates von den Pro-pellerheads, dafür bekommt man aberauch immer ein durchdachtes Produkt, dasnicht nur den User Input verarbeitet, son-dern auch durch Stabilität überzeugt.

KURZ EHRFÜRCHTIG INNEHALTEN

Kommt bei den allwöchentlichen Programmiererstammtischen das Gespräch aus "Reason", wird rundum den Edball für einen kurzen Moment erhfürchtig innegehalten. Die All-In-One-Lösung für den Com-putermusiker gilt als ein Musterbeispiel für effizientes Programmieren. Jetzt legt die schwedische Firma"Propellerheads" das lang erwartete 2.0 Update vor. Mit neuem Synthesizer und Sampler.

TEXT: BENJAMIN WEISS | [email protected]

Bewertung: •••••Systemanforderungen:PC: ab Pentium II/233 MHZ, 64 MB RAM,Windows 98/ME/XP/2000Mac: ab 604e, 166 MHz, 128 MB RAM,MacOs 9 oder MacOs XPreis: 350 Euro, Update von Reason 1.0 : 99,- Euro,

SERVICEPOINT

www.propellerheads.se

INFO & DEMO DOWNLOAD

<23> - DE:BUG.63 - 09.2002

Musiktechnik

Reason 2.0

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Man könnte es sich bestimmt ganz leichtmachen und sich eine putzige, neo-roman-tische Geschichte vorstellen, wie das kleinePlattenlabel Source Records vor 10 Jahren inHeidelberg entstanden ist. Darüber speku-lieren, wie das introvertierte, aber inspirati-onstrunkene Paar um David Moufang (aliasMove D) und Jonas Grossman (alias Env)vermutlich abends durch die unzerbomb-ten, verwinkelten Disney-Gassen der Hei-delberger Altstadt wandelten und sich ausdem Sternenhimmel die Ideen für ihre ersteCD "From Earth to Infinity" gepflückt ha-ben. Sich ausmalen, wie die beiden ihre mu-sikalischen Geistesblitze dann in einem Kel-lerstudio unten in einem der hyperhistori-schen Studentenwohnheime umsetztenund das Genie von Source Records ins Le-ben riefen. Und wie schließlich an einemHerbsttag, dem 22.09.92, als die Wälder imNeckartal mit dem satten Rot, Braun, undOrange der nachsommerlichen Blätterglühten, der Abschluss dieser ersten CD, ei-ne Hommage an die diversesten Einflüssevon Elvis bis KLF, mit einem Glas Wein amNeckar gefeiert wurde. Vielleicht kann mansich noch erträumen, wie die beiden frisch-gebackenen Elektronik-Barden zum Son-nenuntergang im Garten des HeidelbergerSchlosses eine TB 303 auspacken und einStändchen auf Heidelberg, dieses Salzburgdes Vormillenniums, einprogrammierten.Oder würde man sich mit einer solchenSicht doch nur eines überspitzten Mythosbedienen? Eines Märchens, wie es besserhätte niemals aus der Neckarstadt kommenkönnen? Ganz bestimmt. Also keine dezi-

diert historische Entstehung: Alles nur Fik-tion? Mit Sicherheit nicht. Und, wozu danneine solch schwülstige Elegie? In erster Li-nie als Stütze zum Verständnis für SourceRecords und warum das Label so ist, wie esist. Egal, wie überzogen die Klischees klin-gen mögen, sie helfen, den einen, wohlwichtigsten Aspekt von Source zu verste-hen und einzuordnen: Der so bezauberndeCharme, der sich wie ein kaleidoskopischerFaden durch alle Releases der letzten zehnJahre zieht. In zweiter Linie aber soll in ihrerÜberspitzung diese Interpretation zeigen,wie sehr sich Source von Heidelberg in denzehn Jahren emanzipieren konnte. So schönund facettenreich (für ihre Größe) die Stadtauch sein mag, so sehr darf man nicht ver-gessen, dass die Lage für kreatives Outputniemals so optimal sein kann wie in den Me-tropolen beispielsweise. Oder, um es aufden Punkt zu bringen, warum sonst hättevor ein paar Jahren Move D in einem Fern-sehinterview behauptet: "Ich bin zwar inHeidelberg geboren, nur begraben werde ichnicht hier."

SMALLTOWN BOYSWie also schafft es dieses Label, zehn Jahrein einer Stadt auszuharren, die gleichzeitigso schön sein kann, dass man sie niemalsverlassen will, so öde, dass man sie verlas-sen muss, und so plump, dass man sichmanchmal fragen muss, was man über-haupt dort zu suchen hat? Ganz einfach: Alsewig gutmütige und idealistische Burschenunter dem Sternzeichen Jungfrau picktensie sich einfach das Delikateste aus dem

raus, was Heidelberg an Kulturellem zu bie-ten hat, und trugen es in die Welt der Musikhinaus. Der Trick an der ganzen Sache war,dass das Prinzip so gut funktioniert, dass siees gleich bei allem angewendet haben. Undwuchsen somit im Laufe der Zeit in SachenSubtilität und Märchenhaftem so über sichund die Grenzen dieser Stadtmauern hin-aus, dass Source Records heute mehr alsnur die Dienstbezeichnung eines Heidel-berger Labels für sich in Anspruch nehmenkann. Weit entfernt vom berlinotronischenTreiben und ganz runtergepitcht auf Hei-delberger Hanfgeschwindigkeit ist ausSource inzwischen Label, Programm, Ni-sche und zeitlos geografische Verortung zu-gleich geworden. Ein Gespräch mit Move Dzum Jubiläumsjahr.

DEBUG: Für das Musikgeschäft mag 2002nicht gerade das beste Jahr zum Jubiläumsein. Dennoch habt ihr ordentlich zu feiern.Welches Fazit ziehst du nach 10 ausgepräg-ten Jahren im Business? MOVE D: Ich würde höchstens eine Zwi-schenbilanz wagen. Der größte Erfolg ist, dassman noch im Geschäft ist, dabei aber nichtmehr andauernd in den gleichen Kreisen ver-kehrt, sondern immer wieder neue Leute ken-nen lernt. Und dass die Demos, die wir zuge-schickt bekommen, immer besser werden. Dasist wohl eines der besten Anzeichen dafür, dasssich unsere Position scheinbar ganz gut gefe-stigt hat. Vielleicht ist es aber auch ein Indizdafür, dass die Leute mehr aus Überzeugungzur Musik zu uns kommen und nicht mehr ausdem Wunsch heraus, Technostar zu werden.

DEBUG: Alle beklagen in diesem Jahr diewirtschaftliche Lage. Natürlich stellt sichdie Frage nach Rentabilität auch bei einemkleinen Label wie eurem. Wie schlimm ist eswirklich?MOVE D: Wirtschaftlich gesehen spüren wirmomentan keinen Einbruch. Unser Vertriebsagt zwar, dass die Umsätze um 35% zurück-gegangen sind. Das bemerken wir aber nichtan Auflagen und verkauften Stückzahlen.Vielleicht, wenn die Lage insgesamt nicht soschlecht wäre, könnten wir 35% mehr verkau-fen. Im Lauf der zehn Jahre haben wir aberschon ganz andere, größere Katastrophen er-lebt, die nichts mit der wirtschaftlichen Flautezu tun hatten.

DEBUG: Auch nach zehn Jahren erkenntman eine Source Platte sofort. Habt ihr daeine Geheimformel? Arbeiten die Musikerentsprechend oder sucht ihr die Tracks nacheinem speziellen Rezept aus?MOVE D: Das müssen die Leute beantwor-ten, die das so sehen. Das hängt wohl mit derAuswahl zusammen, hat aber auch viel mitdem Coverdesign zu tun, das stark ins Erlebniseinstrahlt. Dennoch hatten wir extrem diame-trale Sachen im Katalog, es aber irgendwie im-mer noch hingekriegt.

DEBUG: Von wem bekommt ihr noch De-mos? In diesem Business ist ja ein Label mitzehn Jahren auf dem Buckel schon fast einDinosaurier, oder? MOVE D: Auf der einen Seite hab ich manch-mal das Gefühl, wir hätten keine Peilung, kei-ne Ahnung von dem, was läuft. Auf der ande-ren Seite kriegen wir viel von jungen Leuten,die noch nicht mal 20 sind. Was ich aber ins-gesamt bemerkt habe, ist, dass Musik an sichkeine zentrale Rolle in der Gesellschaft mehrspielt. Musik hat seine Rolle als Erkennungs-medium scheinbar abgegeben, und wahr-scheinlich hat jetzt diese Rolle eher die Com-

puterwelt. Nur Musik ist von gestern: Heutzu-tage muss man multimedial abgehen. AphexTwin und Plaid beschäftigen sich zum Beispielmit grenzüberschreitenden Sachen in dieseRichtung.

DEBUG: Eine Annäherung an diese Weltdürfte wohl die neue Platte in eurer open-source Reihe, "code", sein. Die erste open-source, "layers", war ja eine Compilationvon Stücken, die es ursprünglich als MP3sim Netz gab. Jetzt, wo diese Portale oft nurnoch eine fade Erinnerung an frühere Tagesind (du hast ja auch den Rückzug vonmp3.com beispielsweise angetreten), wirdsich vermutlich auch der Charakter weitereropensource Platten verändern. Gibt's fürdich schon Unterschiede zwischen "code"und "players" außer der musikalischen Rich-tung? MOVE D: Dieses Mal haben wir den Samplermit einer anderen Firma, Ableton, zusammen-gestellt. So haben sich u.a. Akufen und Jan Je-linek (den wir auch schon von Source alsGramm kannten) eingefunden. Bei den open-source Compilations ist das Networking derHauptgedanke, z.B. mit Ableton. Es geht nichtum die Verkaufsmasche, sondern um eineCompilation, um bestimmte Zirkel von Künst-lern. opensource heißt also, dass wir für Of-fenheit sind. Der andere Grund, weshalb wirweniger MP3s featuren, ist, dass diese Portalestark nachgelassen haben. Und ich will die mitmeinen Clicks nicht unbedingt finanzieren. Essind zwar immer noch Künstler dort, nur ha-ben wir das entsprechende Nachfolgedingnoch nicht gefunden. Zusätzlich bekommenwir so viele Demos, dass wir die Priorität nichtmehr auf das setzen müssen, was wir finden.Dazu muss ich aber sagen: Sensual Physics ha-ben wir auf mp3.com gefunden.

Rubrizierung

<24> - DE:BUG.63 - 09.2002

FROM EARTH TO INFINITY

Elektronika

TEXT: BUG | [email protected] / FOTOS: BUG | [email protected]

Seit zehn Jahren ist Source aus Heidelberg eine feste Größe auf der Landkarte der elektronischen Musik.David "Move D" Moufang und Jonas "Env" Grossman ist es gelungen, ihr Label über die Jahre hinweg im-mer wieder neu zu positionieren. Heute gehört Source zu denen wenigen Plattenfirmen, bei deren neuenReleases immer noch die Augenbrauen hoch gehen und die Hände anfangen zu zittern. Ein ganzer Hau-fen großer Momente.

www.source-records.com

Aufgepasst: Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten und Source Records' Kollaboration mit Ableton verlosen wir einmal deren Software "Live".Eine Postkarte mit dem Stichwort "Live ist Live" an die Redaktionsadresse, und vielleicht rockst auch du bald mit noch mehr Spaß mit deinem Laptop.

WEB LINK & VERLOSUNG

10 Jahre Source Records

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Es war einmal ein goldenes Zeitalter, in demalles glänzte, was digital war. Die Menschenbetraten staunend die bunten neuen Wel-ten und die Unternehmen fieberten mitfreudiger Zuversicht ihrem nächsten Quar-talsergebnis entgegen. Aus heutiger Sichtalso eine total bekloppte Zeit, obwohl odergerade weil sie erst ein paar Jahre zurück-liegt. Mit ruhigem Gewissen dürfen wir sieim letzten Jahrhundert verorten und dasklingt ja wiederum echt verdammt lang her.Der gemeine Internet-Benutzer dieser Zeit

war selbstredend verunsichert, weil alles soneu war. Aus dieser Verunsicherung wurdeflugs ein Konzept gestrickt, um den Surferan die Hand zu nehmen und den freundli-chen Unternehmen, die diesen Job über-nahmen, reichlichen Lohn zu bringen. DasErgebnis nannte man dann "Portal" und waran die Hilfskonstruktion von der "virtuellenStadt" angelehnt, mit der das Netz erklärtwerden sollte.

VOR DEN TOREN DER STADT: DAS PORTALDie Stadtmetapher war eine Zeitlang irrepopulär und besagte, dass das Netz eigent-lich genau wie die vertraute Stadt sei, miteinem Marktplatz, diversen Läden, Knei-pen, Spielplätzen und ziemlich vielen Sexs-hops - nur eben irgendwie nicht ganz echt.Diese Metapher wirkte ganz logisch, abervor allem enorm beruhigend, denn die Rea-lität der extrem unübersichtlichen Daten-

ansammlung mit verwirrenden Verknüp-fungen erschien vielen Menschen zunächstzu unwirklich, um ihr unverfälscht ins Augezu blicken. Gleichzeitig hatten die euphori-sierten Unternehmen, die sich ganz festeinbildeten, dass mit "dem Internet" aber-witzig viel zu verdienen sei, ein Problem,denn mit Surfern, die sich irgendwo imNetz rumtrieben, war dies offensichtlichnicht möglich. Und so wurde die Idee des"Portals" geboren, das als "Eingangstor"zum Netz dienen und dabei auch die Masse

der Nutzer an einem Punkt bündeln sollte.Aus Unwissenheit und der beschriebenenVerunsicherung nutzten denn auch dieMehrzahl der Internet-Neulinge zunächstdie tollen "Portale". Und zwar in der Regeldas, was von ihrem Provider betrieben wur-de, denn der hatte dafür gesorgt, dass sei-ne Adresse als Startseite im Browser einge-tragen wurde, natürlich ohne dem Kundenzu erzählen, dass man diese Einstellungauch ändern kann. Und so lebten Surferund die neue Wirtschaft eine Zeitlang rela-tiv glücklich miteinander, die einen, weil ih-nen der Einstieg ins neue Medium erleich-tert wurde, die anderen, weil sie sich in derIllusion wiegen konnten, mit all den Sur-fern, die auf ihre Sites kamen, ganz baldganz viel Geld zu scheffeln. Dabei war zwarnüchtern betrachtet völlig unklar, wie dieNutzerzahlen in Umsätze verwandelt wer-den sollen, trotzdem galt es als obersteMaxime erst mal möglichst viele Surfer an-

zulocken und möglichst viele von derenDaten zu sammeln.

KOMMT ALLES ANDERSDas goldene Zeitalter neigte sich aller-dings vor etwa zwei Jahren seinem Ende zuund zwar weil gleich beide Fundamente der"Portale" rissig wurden. Zum einen konntedie Illusion, dass im Netz leicht Geld zu ver-dienen sei, nur solange aufrecht erhaltenwerden, wie die Börsenblase die Werbe-budgets aufblies. Nur: Dieser Kapitalfluss

wurde im Frühjahr 2000 gekappt. Zum an-deren hatte sich der gemeine Surfer mitdem Medium so weit vertraut gemacht,dass er die Illusion von festen und irgend-wie gewohnten Strukturen, wie sie mit derStadtmetapher transportiert wurde,schlicht nicht mehr benötigte. Der freieBlick auf die Unübersichtlichkeit des Net-zes verängstigt niemanden mehr, weil dieIdee des kollektiven Medienerlebnisses in-zwischen friedlich beerdigt wurde und nurnoch ganz nahe am Wasser gebaute Zeitge-nossen den "Straßenfegern" eines Tatortsaus den 70ern nachtrauern. Der aktuelle In-ternet-Nutzer hat dabei nicht nur gelernt,wie man die Startseite im Browser ändertoder ganz löscht, sondern auch, dass der"Eingang" zum Netz ein extrem flexiblerEinstieg ist und dieser adäquat über eineSuchmaschine erfolgt. Das veränderteNutzerverhalten kann angeblich auch miteinigen der notorischen Studien belegt

werden, laut denen inzwischen auf jedenFall die Mehrzahl aller Surfer eine "Web-Session" mit dem Aufruf einer Suchmaschi-ne und dabei höchstwahrscheinlich mitGoogle beginnt. In der Konsequenz habendie "Portale" ein echtes Problem und dieBetreiber der erfolgreichen Suchmaschi-nen sind plötzlich unter den wenigen, diemit ihren reinen Online-Services wirklichsolides Geld verdienen. Die armen "Portal"-Betreiber haben unterdessen den Zeit-punkt ihres ersten erwarteten Gewinnswieder einmal weiter in die Zukunft verlegtund setzen jetzt auf bezahlte Inhalte, diejetzt "Premium-Content" genannt werdenund nicht mehr auf die Masse der Seiten-besucher abzielen, sondern auf den spezi-ell Interessierten mit wenig Zeit und über-durchschnittlichem Einkommen. Ob dieseRechnung endlich aufgeht, ist natürlichauch wieder fraglich. Unter den Suchma-schinen können währenddessen aber auchnur einige wenige wirklich verdienen, allenvoran Google, das vor allem durch die Li-zensierung seiner Technologie seit Endeletzten Jahres schwarze Zahlen schreibt.Die meisten anderen Suchmaschinen müs-sen unterdessen auf fragliche Praktikenwie bezahlte Suchergebnisse zurückgrei-fen, also die Erstlistung von Seiten, derenBetreiber dafür zahlen, in der Ergebnisliste.Aber auch diese Nutzerverlade funktio-niert mit zunehmend kompetenten Surfernimmer weniger, denn die merken esschlicht, wenn ihnen das alte "Eingang-stor"-Konzept in neuem Design untergeju-belt werden soll. Und so scheint der Zeit-punkt nicht mehr fern, an dem die unnüt-zen "Bauwerke" des frühen Webs in Online-Museen ausgestellt werden, die der moder-ne Surfer mit der gleichen Sentimentalitätdurchstreifen wird, wie der Baedecker-Käu-fer griechische Ruinen. Jawohl.

Mithopsen beim E-Commerce-Hype: Zwi-schen 1999 und 2000 durfte ich bei einemSchnipsel der New Economy mitmachen,bei "Aufbruch und Euphorie" - als Redakti-onsmitglied beim deutschen Ablegerportalder amerikanischen Suchmaschine AltaVi-sta. Sie folgte damals dem Vorreiter Yahoo,der als erster mit ausgebauten Inhaltenund Verlinkungen aufwartete. Der Launchwar im März 1999, im Herbst 2000 wurdedas Portal dann eingeknautscht. Idee warwöchentlich upgedatete Infocontainer undeine Tageskolumne mit dem Anspruch vongut sortierten Infoseiten, bestehend zumTeil aus Kooperationen mit Politik Digital,Akademie.de und einer Verlinkung der He-

adlines mit Spiegel Online. Nicht dass dieInhalte so famos unabhängig gewesenwären und sich vom schnöden Entertain-ment abheben wollten. Die Richtlinien ausden USA für die Site waren eine verbindli-che Liste, die man um Vorschläge erweiter-te, mit Themen, wie Geld oder Urlaub oderFilm eben. Unser Haufen von ungefähr 15Redakteuren war für alle Themen dazwi-schen zuständig. Kennen gelernt hatte un-sere Content-Managerin Dietlind uns überEmpfehlungen oder auf den Medienpar-ties, die zwei bis dreimal die Woche in ei-nem der Hamburger Verlage oder einer In-ternetagentur stattfanden. Auf den erstenRedaktionssitzungen tobte noch die Es-

passiert-was-Stimmung. Man bescheinigtesich mit professionellem Gestus seineErnsthaftigkeit. Infos wurden um die Oh-ren geschmissen. Das klang alles super.Egal was passierte, es blieb immer abgesi-chert. So war die Meinung. Schließlich hat-te der deutsche Ableger die US-Firma imRücken. Die Finanzierung wurde begleitetvon wirbeligen Zauberworten wie ContentManagement, einem Berufsfeld, das ein-deutig im Aufstreben begriffen war. Undder Bannerwerbung, die in Neonrosastrahlte. Drumherum blinkten Leuchtster-ne, noch ohne den Las-Vegas-Trash Appeal.Bezeichnenderweise lief die Bannerwer-bung bei Suchmaschinen über Keywords

und konnte sich effizient anpassen. Ein al-lemal dufterer Stand als andere dot.comsmit Joint Venture-Finanzierung auf Etap-pen, also konnte beruhigender Weise nichtviel schief gehen. Konnte?

ABBRUCHIm Herbst 2000 wird das deutsche Portalauf ein abgespecktes Kleinformat runter-gefahren, später plattgemacht und auf denheutigen Umfang reduziert: eine reineSuchmaschine ohne Mätzchen. Über denGrund kann man spekulieren. Dietlindsagt: "Sie hatten so viel Geld mit ihrem per-fekten amerikanischen Portal mit allem mög-lichen Content in den Sand gesetzt und auf

der anderen Seite keine Erfahrung im Print-bereich. Zur Finanzierung hätten sie Paymo-dule einbauen müssen, aber niemand hättedie Inhalte gekauft." Bei aller Konzentrationauf den Content ist an ihnen die abge-speckte, simple Suchseite Google vorbei-gezogen. Die anderen Schreiber habe ich seitdemaus den Augen verloren. Zwei arbeitenbeim Fernsehen. Und naja, doch erwäh-nenswert ist, dass das gesicherte Dabei-sein wenigstens für eine Weile ordentlichzum Davon-leben-Können bezahlt wurde,zehn mal so viel wie später - abgesehenvom - Fernsehen. Vielleicht.

CATCH THE WAVE - KAWUMM

Die Portale sind eingekracht

Portal

TEXT: ANTON WALDT | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME

Die Idee des Portals als Tür zum Internet hat die Kindertage nicht überlebt. Findige Netz-User bemühenheute Suchmaschinen und werden selber zu Search Engines in alternativen Communityportalen. Wiewar das mit dem Scheitern? Eine Kurzgeschichte.

Die Stadtmetapher wareine Zeitlang irre populär.

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<#28> JAGUAR AKA MAC OS X.2 Jaguar ist draußen. DEBUG wirft einen tie-fen Blick hinein ins Punkt zwei und zurück.Auf zum Feintuning.

<#29> ALI G Aaaai., sprach Ali G und importierte ameri-kanische HipHop Allüren in die Comic / Ko-mikwelt. Bisher landete er damit bei Ma-donna, dem englischen Fernsehen und Mtv.Also Zeit für einen Ali G Film?

<#29> H2K2 Hacker sind keine Terroristen. Das erklärtensie dem DMCA, der RIAA und anderen be-kannten Großbuchstaben. Überwachungbleibt trotzdem ihr Lieblingsgegner. Undwir: Lernen von den Hackern.

<#33> TOMAKENZwischen London, Silicon Valley und Hol-lywood findet der Designer und Experimen-talfilmer Tom Flemming seine Ideen für To-maken und wartet schon auf ein wasserfe-stes Powerbook.

<#34> WAHLEN IINach unserem Wahlspecial im August hierein bildschöner Reminder. Zwei Alternativenzum Ausschneiden.

<#25-27> COMMUNITY_BLOG SPECIAL<#32> SIGN<#34> SERVER<#35> BREITBAND BALLADE II<#36> GOTO<#36> ABO

FINDER

FRÜHER BEI ALTAVISTATEXT: VERENA DAUERER | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME

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Slashdot ist zum Modell einer neuen Artvon Web-Portalen geworden. Eine News-Website, die von den Texten ihrer Leserlebt. Und von ihren Lesern geliebt wird.Mehr als fünf Millionen Visits verzeichnetder Server mittlerweile pro Monat. Sobaldein Artikel online ist, wird er emsig kom-mentiert. Interessante Themen ziehen oftmehrere hundert Kommentare nach sich.Doch wer soll das alles lesen?

Das fragte sich irgendwann auch Slashdot-Gründer Robert Malda alias CmdrTaco. Alser seine Website 1997 gegründet hatte,ließen sich die täglichen Postings noch ein-fach per Hand managen. Interessante Tex-te konnten auf der Titelseite veröffent-licht, Spam und grober Unfug einfachgelöscht werden. Doch die Site wuchs undwuchs, und mit ihr auch Maldas täglicheEditier-Arbeit. Irgendwann entschloss ersich dann, 25 der eifrigsten Schreiber zurMitarbeit als Moderatoren zu bewegen.Lange ließ sich die Flut der täglich wach-senden Nachrichten auch mit diesem Teamnicht bewältigen. Also stockte Malda auf,aus 25 Moderatoren wurden 400. Damitwurde das Management der Site allerdingserst richtig kompliziert. Wer kann schon400 freie, unbezahlte Mitarbeiter davonabhalten, schlechte Texte zu fabrizieren,für gute Kumpels mal ein Auge zuzu-drücken und auch sonst jede Menge Un-sinn anzustellen?Nach einer Weile des Kampfes gegen dasChaos stand Maldas Antwort fest: Die Le-ser. Wozu braucht man 400 Moderatoren,wenn genau so gut jeder moderieren konn-te? Allerdings sollte auch nicht jeder ein-fach so drauf los wurschteln können. DasSystem sollte schließlich nicht manipulier-bar sein. Also setzte sich Malda hin undprogrammierte ein komplexes Bewer-tungssystem. Ein Bewertungssystem, dasSlashdot zu einem der größten Experimen-te kollektiven Filterns macht.

GUTE NOTEN SORGEN FÜR MEHR LESERRegelmäßige Slashdot-Nutzer haben seit-dem die Möglichkeit, Kommentare zu be-werten. Abgestimmt werden kann aller-dings nicht immer, sondern nur, wenn manvom System temporär zum Moderator ge-macht wird. "Moderation ist wie eine Ge-schworenen-Pflicht. Du weißt nie, wann du

verpflichtet wirst, und wenn es soweit ist,musst du es nur eine kurze Weile tun", heißtes dazu im Slashdot-FAQ. Zusätzlich gibtes die Möglichkeit, Bewertungen selbst zubewerten also zum Meta-Moderator zuwerden. Damit soll unfairen Bewertungenvorgebeugt werden.Werden die eigenen Kommentare nun vonanderen Nutzern positiv bewertet, wirktsich das aufs persönliche Slashdot-Karma-

Konto aus. Wer bessere Karma-Werte hat,wird häufiger zum Moderator, und außer-dem werden seine Texte häufiger gelesen.Der Kern des Ganzen ist jedoch die Bewer-tung der Kommentare selbst. Bekommt einKommentar zu viele schlechte Noten, lässter sich von Slashdot-Nutzern per Vorein-stellung ganz einfach ausfiltern, wird alsonicht mehr gelesen. Gute Noten sorgendagegen für mehr Leser.In der Theorie klingt das alles sehr clever,doch das Modell hat ein paar Schwachstel-len: Bereits kurz nach Erscheinen des Ur-sprungs-Artikels veröffentlichte Kommen-tare werden tendenziell besser bewertet,da es ja noch nicht so viel Vergleichsmög-lichkeiten gibt. Spätere Veröffentlichun-gen drohen dagegen weiterhin in der Mas-se unterzugehen. Außerdem ist das Sy-stem gewissermaßen strukturell konserva-tiv, da die Schreiber, um gute Noten zu er-zielen, der Erwartungshaltung des Publi-kums genügen müssen. Wie in der Schuleeben. Aber deswegen bleibt Slashdot ebenauch Slashdot.

MATHEMATIK UND KONTROLLEDafür sorgen im übrigen auch die Editorenum Robert Malda, die im Hintergrund alsewigen Moderatoren wirken und hin undwieder "steuernd" in den Filterungsprozesseingreifen - sie dürfen beliebig oft voten,sind also eher Richter als Geschworener.Bei den Lesern sorgt das immer wieder fürUnmut, da sie darin die Idee des demokra-tisch-kollektiven Filterns verraten sehen.Dieser Unmut war auch einer der Gründefür die Gründung von Kuro5hin, einer an-deren mittlerweile ziemlich populärenWeb-Community. Anders als bei Slashdotsetzt man hier nicht so sehr auf News, son-dern eher auf einen bunten Mischmaschaus Texten zu Technologie und Kultur. Undnicht auf Karma, sondern auf Mojos als Ba-sis des Filtermodells.

Anders als bei Slashdot darf bei Kuro5hinjeder Nutzer wählen, und zwar so oft erwill. Diese Abstimmungen entscheidenüber die Platzierung eines Artikels. Privile-gien gibt es kaum - Kuro5hin-Gründer Ru-sty Foster hat es sich zur Aufgabe gemacht,ein nahezu perfekt demokratisches Filter-modell zu entwickeln, das dennoch nichtanfällig für Manipulationen ist. Dafür wirddann auch schon mal höhere Mathematik

bemüht. So heißt es in einem Text, der unsKuroh5hins Mojo-Modell nahe bringenwill: "Bob hat im letzten Monat drei Kom-mentare veröffentlicht. Einer wurde mit 4 be-wertet, einer mit 2 und einer mit 5. Bobs Mo-jo ist: (4*30)+(2*29)+(5*28) / (30 + 29 + 28) =(90 + 58 + 140) / 87 = 3.31" Alles klar?

WORLD WIDE WIKISowohl das Slashdot- als auch dasKuro5hin-Modell lassen sich einfach in ei-gene Web-Projekte übernehmen, indemman sich der Software der Plattformen be-dient. Sowohl Slashdots Slash- als auch Ku-ro5hins Scoop-Content Management Sy-stem sind als Open Source-Software freiverfügbar. Daneben setzen mittlerweileauch viele andere Weblog-Systeme aufKarma-Punkte, die sich mehr oder wenigerdirekt auf die Filterung der Inhalte einer Si-te auswirken. Kein Wunder also, dass im-mer mehr Websites das Filtern dem Karmaihrer Nutzer überlassen.Einen etwas anderen Weg gehen die Fansder Wiki Wiki-Systeme. Anstatt auf kom-plexe mathematische Formeln zu setzen,vertrauen sie ihr Schicksal komplett demLeser an. Jeder kann Seiten schreiben, edi-tieren, löschen. Sogar, ohne sich einzulog-gen. Wikis sind dementsprechend anar-chisch-unübersichtlich. Sie eignen sich de-finitiv nicht für News-Systeme, sondernähneln eher einem merkwürdig zusam-mengestrickten Kuddelmuddel aus unter-einander verlinkten Texten, deren Auto-renschaft tendenziell unklar ist. Zudemsind sie meist furchtbar hässlich, was anden Dinosaurier-Qualitäten des Original-Wiki-Systems liegt. Doch ein paar Hardco-re-Fans scheinen sich dort ganz wohl zufühlen. Vielleicht funktioniert dieses basis-demokratischste aller Filtermodelle aberauch nur, weil die Mehrheit der Netznutzerden Namen einfach zu doof findet, um sichweiter mit Wiki Wikis zu beschäftigen.

MOJO DOJOKollektives Filtern bei Slashdot, Kuro5hin & Co.

Portal

TEXT: JANKO ROETTGERS | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME

Community-Websites wie Slashdot leben von den Texten ihrer Nutzer. Was aber, wenn diese einfach vielzu viel schreiben? Dann werden aus Lesern Moderatoren und aus Administratoren Mathematiker.

WER KANN SCHON 400 FREIE, UNBEZAHLTE MITARBEITER

DAVON ABHALTEN, SCHLECHTE TEXTE ZU FABRIZIEREN?

<26> - DE:BUG.63 - 09.2002

TECHNOLOGIE TRIFFT DEMOKRATIETEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME

WIN | WON

Am Anfang war Slashdot. Das ist lustiger-weise eine der Aussagen, die auf die mei-sten der unabhängigen Newsportal-Com-munitys zutrifft. Die größte aller Online-Communities der Welt (abgesehen malvon den wesentlich weniger aktiven AOLMitgliedern, die noch nie einen Slashdot-Effekt hervorgerufen haben) hat mit ihrerOpen Source Software Slash für selbstge-machte Online-Community-News-Redak-tionssysteme Standards gesetzt, die zurAusgangsbasis nicht nur für fast jede Soft-ware dieser Art wurde, sondern auch fürdas Community-Gefühl im Netz. Man willso werden wie Slashdot, nicht so werdenwie Slashdot oder so werden wie Slashdotmal war (mehr über die Geschichte vonCommander Taco (CmdrTaco) in John KatzBuch "Geek").

SLASH UND SCOOP Kuro5hin begann Weihnachten 1999 auchals Slash-Seite und war das erste Jahr überstark damit beschäftigt, immer wieder zuerklären, warum sie nicht Slashdot sind.Rusty, der erste Kuro5hin, begann dannschnell, an einer eigenen Software, ge-nannt Scoop, zu arbeiten, die die Frustra-tionen mit Slash in Code übersetzen konn-

te. Slashdot, zu Beginn eine der geekigstenCommunities überhaupt, entwickelte sichnämlich von ihrer Redaktionsseite herschnell mit der unglaublichen Masse anUsern zu etwas, das bei dem derzeitigenSystem von Scoop den letzten Platz in derNavigation erhält: Mindless Link Propa-ganda. Nicht Artikel, sondern Verweise aufandere Artikel, ohne eigene Ideen. Daswollte Kuro5hin vermeiden. Die Diskussi-on über die Zusammenhänge von Techno-logie und Kultur sollten wieder neu entfa-chen - was ihnen aufgrund des Scoop Sy-stems auch gelingt. Neue Artikel werdennicht einfach von einer Horde Freiwilliger

online gestellt oder abgelehnt. Vorge-schaltet ist ein eigenes Redaktionssystem,das neue Artikel erstmal im Editiermoduslässt, Kommentare sammelt und die Userentscheiden lässt, wo auf der Seite der Ar-tikel (wenn überhaupt) auftauchen soll.(Frontpage, in den einzelnen Sektionenwie Technologie, Kultur, Freedom & Poli-tics, Media, News, Meta, Columns - odereben, als letztes, MLP aka Mindless LinkPropaganda).

FILTERN UND DENKENDa Journalismus dieser Art eigentlich sel-ten in solchen Systemen funktioniert, warKuro5hin mehr als froh, dass einige Leuteeben dort die Chance für eine neue Ge-genöffentlichkeit sahen, die dennoch eineredaktionelle Textarbeit beinhaltet. Es fan-den sich schnell einige professionelle Re-dakteure, die aus Kuro5hin ein extrem aus-gewogenes System aus redaktionellenTexten, freier Mitarbeit, offener Strukturund Kommentaren machte, während diespannenden Parts bei Slashdot immermehr einzelne gute Kommentare unterHunderten wurden. Kuro5hin ist eine ArtSlashdot für Content, für das Nachdenkenüber die Zusammenhänge von Kultur und

Technologie, Alltag und Computer, Netzund wie das alles mit dem eigenen Lebenund der globalen Lage zusammenhängt.Jeder User hat, wenn er will, ein Diary. Da-neben bewahrt man sich trotzdem denpraktischen Aspekt mit Kolumnen überneue Technologien von DRM und Wi-Fi Pri-mern bis hin zu Anleitungen zur erfolgrei-chen Veröffentlichung einer Schallplatteauf einem eigenen Label. Und wie nur ganzwenige hat es Kuro5hin wirklich geschafft,eine ähnlich intensive Menge an Usern zubekommen. Ein Slashdot-Effekt wird sichzwar nicht einstellen, vielleicht aber eineandere Denkweise.

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Dein Laptop braucht eine Wandertaschemit Sturzsicherung bis 2 1/2 KM / Sek.? Wir verlosen vier so überzeugendschlichte wie schützend funktionale Laptop-Taschen von Case Lo-gic. Stichwort "Schmeiß hin, Alter!" an die Redaktionsadresse:De:Bug, Brunnenstraße 196, 10119 Berlin

WON:Die DC-Metalheads-Sneaker leuchten anden Füßen von:Nele Helten, Düsseldorf

Das Smirnoff-Survival-Pack leuchtet denPilgerweg zum Sonne, Mond, Sterne-Festival für:Anne Weiss, KasselChristian Steinbrenner, MainzFranz Birkenhauer, Berlin

http://kuro5hin.org uses scoop http://scoop.kuro5hin.org / http://kuro5hin.org/

Für Leute, die kryptische URL Schreibweisen nicht lieben, gibt es auch: http://www.kuroshin.org

Das Gedächtnis und die Struktur hinter Kuro5hin erklärt eine von Usern gemachte WikiSeite: http://www2.iro.umontreal.ca/~paquetse/cgi-bin/k4.cgi

WEB LINKS

Slashdot: www.slashdot.orgKuro5hin: www.kuro5hin.orhSlash: http://slashcode.comScoop: http://scoop.kuro5hin.org/Wiki Wiki Web: http://c2.com/cgi/wiki?WikiWikiWeb

WEB LINKS

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Wer ein eigenes Weblog führen möchte, fin-det im Netz zahlreiche Tools, die frei ver-fügbar unter der GNU Public Licence veröf-fentlicht werden. Mit Scratchlog und PHP-Nuke erhält der Mitteilungsfreudige zweimächtige Werkzeuge.Zur Zeit sind Weblogs, oder kurz Blogs, DAS

Ding in den USA. Und nicht nur dort. Web-logs lassen sich einfach pflegen undschnörkellos auf der eigenen Homepageeinsetzen. Vom Stadtneurotiker im Mittei-lungswahn bis hin zum organisierendenBootleg-Spezialisten à la boomselection,der die neuesten MP3's verspricht, benut-zen sie alle die kleinen Netzjournale, umihren Beitrag zum stetigen Netz-Wachstumbeizusteuern.

Um sich so ein Weblog anzuschaffen,greift der Mitteilungswillige entweder aufAngebote von Anbietern wie z.B. blog-ger.com oder Antville zurück oder durch-kämmt als Control-Freak den unendlichgroßen PHP-Dschungel nach einem feinenkorrekten Skript. Ist man Zweiteres, stößt

man vielleicht auf das Scratchlog des 18-jährigen Amerikaners Cole Schulist. SeineSkripte lassen sich easy auf einem Webser-ver mit PHP- und MySql-Datenbank instal-lieren, was auch bei den meisten Webspa-ce-Kleinhandelinstitutionen funktionierensollte. Installiert man dann das aufge-räumte Skript nach dem erfolgreichen Do-wnload, rollen einem förmlich die Tränenvon den Wangen, ist doch das bisschen Co-

de so klein und erinnert an vergangeneVolkscomputertage des C64er-Zeitalters.Nach der Installation erklärt sich die Ad-ministration von selbst und nichts stehtdem eigenen Weblog mehr im Wege.

SEI EIN REDAKTEUR

Wer jedoch noch ein wenig größenwahnsin-niger und selbstverliebter ist, der belässt esnicht beim simplen Blog, sondern saugt sichz.B. gleich das kostenlose RedaktionssystemPHP-Nuke von Francisco Burzi. Mittlerweileangekommen bei Version 5.4 verfügt mannach der Installation über einige mächtigeWerkzeuge in Modulform, um als eigenerWeb-Redakteur das WWW zu fluten. Obsimple Texte, Foren, Befragungen oder Do-

wnloads, die Module kann man alle über dasRedaktionssystem administrieren und ver-walten. Im Netz fußen inzwischen mehr als5000 Seiten auf dem großartigen Tool. Vielebeschäftigen sich mit dessen Weiterent-wicklung, andere jedoch benutzen es für dentäglichen News-Einsatz oder um ein kleinesPortal zu einem speziellen Thema aufzuzie-hen. Ein weiterer fetter Pluspunkt von PHP-Nuke ist die Administrierbarkeit durch wei-tere Benutzer. Der selbsternannte Redak-teur kann hier sein angeworbenes Schrei-bervolk verwalten und seinen Textern unter-schiedliche Rechte an die Hand geben,selbst das bereits Geschriebene auf das Por-tal online zu setzen.

Wer über solide HTML-Kenntnisse verfügtund grafisch was drauf hat, kann seinem Ph-pNuke auch seinen eigenen Stempel auf-drücken. Fehlen diese Kenntnisse, machtdas auch nichts, denn wühlt man auf Php-Nuke.org durch die Verzeichnisse, so findetman neben den vorgeschlagenen Skins(hier: Themes) jede Menge Angebote zuweiteren Themes und Modulen. Das Ganzefunktioniert dann eigentlich genauso wiemit MP3-Playern. Wer über ausreichendNeugier und einem Willen zum Tüfteln ver-fügt, kann also hier sein eigener Medienmo-gul werden.

WEBLOG BAUKASTEN

Vom mitteilungswütigen Stadtneurotiker bis zum Bootleg-DJ: Alle schwören auf die eigenen Redakti-onsysteme: Weblogs News-Community Scripts. Mitspielen? Debug zeigt, wie es geht. Die Kurzanleitungzum Losbauen.

"PHP-Nuke" gibt den Weblog Newcomer mächtige Werkzeuge an die Hand. Ready To Flood The Web?

TECHNOTOURIST.ORGTEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME

Die niederländischen Macher von Technotourist.org praktizieren Detroittechno zwischen Portal undCommunity. Debug sprach mit ihnen über ihre Art des Publizierens, dem Vorzug von Open Source unddem Warten auf die Community. Vom Beginn bis zur Zukunft mit PHP, dem Personal Hompage Pro-gramm.

TEXT: MORITZ SAUER | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME

http://www.blogger.comhttp://boomselection.n3.net http://www.phpnuke.orghttp://www.netz-id.de (dt. PhpNuke-Portal mit Anleitungen etc.)

SERVICEPOINT

<27> - DE:BUG.63 - 09.2002

Portal

Lomechanik.net ist eine Augenweide un-ter den Seiten über Musiksoftware. Undliest sich noch viel besser. Matthijs de Jon-ge, der zur Zeit seine Community-Site aufPHPWebsite-Basis als News-Hunter undAlleinunterhalter betreibt, trifft schlicht-weg immer genau den Ton, der einemselbst ein Vier-Oszillatoren-Phaser-VST-Plugin so schmackhaft vor die Füße legt,dass man ihn, auch wenn man sowas niebenutzen würde, sofort aufhebt und im ei-genen Info-Universum einsortiert. Bis zumLomechanik-Effekt (nach Matthijs und je-dermanns Vorbild, dem Mothership derWebcommunities, Slashdot) wird es zwarwohl noch eine ganze Weile dauern, aberda es fast unmöglich ist, irgendwo im Netzals Laptopmusiker schnellere und knuspri-gere Link-Snacks zu finden, ist eigentlich

absehbar, dass Lomechanik schon bald dasLieblings-Startup-Bookmark für jedenHeimelektroniker sein dürfte.

DEBUG: Ich wundere mich immer, dass esnicht viel mehr Leute gibt, die posten, daLomechanik ja eine der besten Info Seitenfür neue Musik-Software ist.MATTHIJS DE JONGE: Vermutlich hat esmit dem Content zu tun. Diese und jene neueSoftware ist draußen, das ist ja etwas, wasman nicht so sehr diskutiert. Man lädt esschnell runter, spielt damit, und die Leutekommen dann später selten zurück, um ihreEindrücke zu teilen. Vielleicht hat es auchwas mit Musikern zu tun. Geeks sind im all-gemeinen ja sehr gesprächig, was technischeSpielzeuge angeht. Computer Musiker redenzwar endlos über Musik, aber über die Tools,

die sie benutzen, selten. Und dann braucht esnatürlich auch so eine kritische Masse. Diehaben wir noch nicht erreicht. Aber es ist mirauch ein wenig egal, weil die Seite viel gele-sen wird.

DEBUG: Wann habt ihr Lomechanik.netangefangen und wer gehört mit zur Crew? MATTHIJS DE JONGE: Lo/Mechanik ist einKollektiv von Computer Musikanten hier inNijmegen und Umgebung. Wir haben im Juli2001 angefangen, einfach, um Infos über unsselbst zu verbreiten, aber das war nicht be-sonders interessant. Also haben wir uns imFebruar entschieden Lomechanik.net umzu-wandeln in eine Art Slashdot.org für Compu-ter Musiker. Zunächst war neben mir (Ko-olyM), noch MrSuave involviert, aber er istan einen Ort gezogen, an dem er zu Hause

keinen Internetzugang mehr hat. Also binnur noch ich übriggeblieben, der News po-sted.

DEBUG: Was hat dich dazu veranlasst, ge-rade PHPWebsite als Software für die Sei-te zu benutzen? MATTHIJS DE JONGE: Zunächst wollte icheigentlich Slashcode benutzen, weil ich eswirklich mag, wie Slashdot funktioniert.Aber dann stellte sich heraus, dass mandafür Mod_Perl installieren muss und unserHost hatte es nicht. PhpNuke wäre die näch-ste Alternative gewesen, aber es gab ein paarSecurity Issues, die es in PHPWebsite wohlnicht gibt. Und ist man einmal über die In-stallation hinweg (und auch die war nicht soschwer), ist es für den Admin einfach sehrleicht zu benutzen. Das war ganz wichtig,

weil die meisten Mitglieder bei Lo/Mechaniknicht grade Geeks sind.

DEBUG: Warum hast du auf eine Softwarezurückgegriffen, anstatt selber welchepassend zu schreiben, oder eine statischeSeite zu machen? MATTHIJS DE JONGE: Zunächst war dieSeite tatsächlich ein Haufen von Perl Scripts,die ich mir zusammengehackt hatte. Aber daes doch etwas seriöser werden sollte, PerlCGIs im Vergleich zu PHP oder Mod_Perleinfach auch viel langsamer sind und ichobendrein furchtbar faul bin, dachte ich mir:Nö, das erfinde ich nicht neu. Und wenn maneine statische Seite macht, die nicht sehr be-kannt ist, dann hat man es auch schwer, Leu-te zu erreichen.

LO/MECHANIK TEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME

www.lomechanik.net ist eine der ersten Adressen im Netz, wenn es darum geht, News über neue Mu-siksoftware zu bekommen. Matthijs de Jonge aus Nijmegen steckt hinter dieser Seite, die natürlich mitPHP läuft. Slash for DSP!

www.lomechanik.netuses phpwebsitehttp://phpwebsite.appstate.edu

SERVICEPOINT

PHP-Nuke-Weblog mit Open Source

Die Macher von Technotourist.org sindkeine Unbekannten in der niederländi-schen Post-Detroit-Musikszene - und inDetroit auch nicht. Ständig herumreisendund auf jeder Party unterwegs, die irgend-etwas mit der Techno-Mailingliste 313 zutun hat, haben die vier ihre Reiseberichts-und Label-Webseite nach und nach alsCommunity für Detroit Liebhaber ausge-baut. Alle arbeiten sie bei IT Firmen undbezeichnen Musik als ihr überlebenswich-tiges Hobby. Hans und Otto, der nebenTechnotourist (dem gleichnamigen Label)auch das Label Ground Zero / Keynotemacht (auf dem Hans und Klaas-Jan re-least haben), sie erklären uns im Folgen-den, wie man von einem Fotoalbum in ein

Portal einfach so hineinschliddern kann.

DEBUG: Warum habt ihr Postnuke denVorzug gegeben? HANS: Zunächst hatten wir PHP-Nuke.Aber haben schnell gewechselt, weil Postnu-ke uns irgendwie flexibler vorkam. Es warzunächst einfach ein Experiment: Mal sehen,wie schnell man da eine komplette Seite auf-setzen kann. Währenddessen merkten wirdann, wie schnell wir unsere Seite dort inte-grieren konnten und obendrein eine Mengezusätzlicher Features bekamen. Am Anfangwar ich zuständig für die Updates der Seite,doch mit Postnuke konnten plötzlich alledran arbeiten. Postnuke ist ja eine Weiterent-wicklung von PHP-Nuke und meiner Mei-

nung nach organisierter. Die Module sind vielbesser durchdacht als in PHP-Nuke, bei demman schon mal mit einem halbfertigen Er-gebnis sitzengelassen wurde, wenn der Ent-wickler sich verabschiedete. Man musste eh‘ständig an die Corefiles ran, wenn man einsupdaten wollte. Dagegen: Wann immer Post-nuke upgedated wird, gibt es zwar eine ganzeMenge zu tun - es ist ja immer noch Alpha.Aber mit Version 1.0 wird das vielleicht einesTages vorbei sein. Wenn ich das vorher ge-wusst hätte, hätte ich mich vielleicht für et-was anderes entschieden, doch es ist OpenSource und ich mag es einfach, wenn hun-dert Leute an einer Software arbeiten.

DEBUG: Wie ist eure Erfahrung bislang?

OTTO: Es hat mich wirklich überrascht, wieviele Leute auf der ganzen Welt die Seitemittlerweile kennen und regelmäßigchecken. HANS: Allerdings posten wenig Leute selberNews. Ich beginne sogar mir zu überlegen,ob wir nicht eher ein Portal sind als eineCommunity-Seite. Sogar das Forum ist mirein wenig zu leise. Naja, vielleicht machenwir selber ja schon soviel, dass die anderen esgar nicht für nötig halten, uns zu helfen. OTTO: Aber es ist ja ein Grassroots Ding.Gib den Leuten eine Infrastruktur und er-mögliche ihnen, etwas zu sagen und sie tunes irgendwann, vor allem wenn es um einefokussierte Community geht.

DEBUG: Wohin soll Technotourist sichentwickeln? OTTO: Wir diskutieren das grade. Aber wirwerden nicht kommerziell werden. Wir ha-ben schon jetzt eine Menge Angebote ausge-schlagen, egal ob für gesponsorte Links, Affi-liate Programs oder irgendetwas in dieserArt. Wenn man sich auf diese kommerzielleRoute einlässt, dann braucht es nicht mehrlang und man beginnt ganz automatischüber ‘Misson Statements‘ und Business Mo-delle zu reden, worauf wir überhaupt keineLust haben. Wichtiger aber noch: Man ver-fremdet den Aspekt, dass die Leute, die daranmitarbeiten, das bestimmen, was die Seiteist.

SERVICEPOINT

www.technotourist.org uses postnukehttp://www.postnuke.com

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HISTORY'S REPEATING? 2001 WAR 2001The Revolution will not be advertised. NewYork, Frühjahr 2001, ein paar wenige Mac-Afficionados stehen an einem Samstagmit-tag betreten in den Räumen der Digital So-ciety, einem kleinen Apple-Dealer in derzehnten Straße. “Oh, this is so slooow”, “ ... isthis prime-time?!”; dann kommt ein empör-ter Käufer vom Morgen, der meint, er könnenicht mal seine Mail checken, so etwas ha-be er noch nie erlebt. Währenddessenzeichnet ein iMac kryptische Textzeilenquer über seinen Schirm: Kernelpanik. Es istder 24. März, erster Verkaufstag von Apples"revolutionärem" OS X 10.0, "The World'smost advanced Operating System".In den Wochen zuvor hatten viele die großeWerbekampagne erwartet, ähnlich spekta-kulär wie vor einem anderen 24., im Januar1984, als Ridley Scotts orwellesker Macin-tosh Inaugurations-Spot während der Su-perBowl XVIII zwischen den Los AngelesRaiders und den Washington Redskins aus-gestrahlt wurde. Anschließend glühten dieTelefonleitungen von CBS. Man sah im Filmkein Produkt, aber man erlebte die Geburt

des Eventmarketing. "And you'll see why1984 won't be like '1984'", suggerierte Rich-ard Dreyfuss' Off-Stimme. Heuer aber wus-ste Apple-Boss Steve Jobs (geboren am 24.des Februars 1955) sehr gut, dass 2001 2001war und ein wenig Pussyfooting der KatzeCheetah (so der Codename von 10.0) ganzgut zu Gesicht stünde. Also kein Adverti-sing-Blitz, stattdessen eine low-profile Re-volution: In der zehnten Straße waren paarPoster an die Fenster geklebt. Eine Revolu-tion musste es aber schon sein, denn es soll-te das Betriebssystem “for the rest of us”wieder in jene Avantgarde-Position sprin-gen lassen, die es irgendwann Anfang der90er verloren hatte (siehe Kasten 'Flashb-ack’) - und am besten direkt durch einigeklirrende Windows hindurch.

DIE NATURALISIERUNG DES DESKTOPSSeit dem Frühjahr 2001 hat sich nun einigesgetan: letzten September kam 10.1 ("Pu-ma"), das die Bezeichnung Release zum er-sten Mal verdiente und eine auf dem Macnie erlebte Stabilität brachte (Classic-Apo-logeten, read my lips: kein Absturz in zehnMonaten! - auf einem veralteten G3 Power-book!). Danach erschienen kleinere Upda-tes, insbesondere Anfang Juni 10.1.5, dassich gerade auf älteren Macs spürbar flotteranfühlte. Durchs schillernde Wasser seinerOberfläche ließ X nach und nach den soli-den Unix-Felsen erkennen. Den Kern von OS X bildet der Unix-Kernel(Mach3.0) der Opensource-DistributionFreeBSD. X ist also technisch gesehen ein(freies) Unix-Derivat, von Apple "Darwin"genannt. Es bietet die begehrten Features

wie Speicherschutz, preemptives Multitas-king, d.h. mehrere Prozesse laufen wirklichgleichzeitig, nicht wie unter dem klassi-schen MacOS langsam "im Hintergund",und Mehrprozessor-Unterstützung. Außerdem Kernel umfasst X alles, was man ausUnix-/Linux-Distributionen kennt: Server(Apache), Compiler (gcc3.1), Emacs, Termi-nal. Mit dem Tool Fink kann man unter X imGrunde jedwede Opensource-Software lau-fen lassen, die gut und frei ist (etwa die Pho-toshop-Alternative Gimp).Der Clou an X liegt aber quasi erst in der"Verpackung" der robusten Unix-Maschine:Auf den Kernel setzen die chicsten Multi-media-Frameworks und Entwicklungs-Um-gebungen (API's) auf, die es gegenwärtiggibt. Der X-Entwickler schreibt in objektori-entierten Sprachen wie Objective-C (Co-coa-API) oder Java; wer kompatibel bleibenwill zu MacOS Classic, bedient sich der Car-bon-Bibliotheken. Das NeXT-/OPENSTEP-Erbe der objektorientierten Programmie-rung verspricht prinzipiell eine sehr einfa-che und schnelle Entwicklung komplexerProgramme; die Tools dazu sind auf den Ap-

ple-Seiten frei runterzuladen.Je weiter man sich vom spröden Unix-Ker-nel entfernt, umso leckerer wird X: 2D-In-halte und Sound übernimmt der Quicktime-Layer, jetzt in Version 6 MPEG4-kompatibelinklusive Broadcaster, so dass jeder Mac"out of the box" als Video-Streaming-Serverdienen kann. Für 3D ist die nicht-proprietä-re OpenGL-Library zuständig und 2D- wie3D-Inhalte werden schließlich per Quartz,einem Grafikbeschleuniger, auf den Schirmgebracht. Die Software behandelt alle dar-zustellenden Objekte quasi wie eine Vek-torgrafik (à la Illustrator, Flash): Sie sindskalierbar, zu rotieren usw.; ferner stelltQuartz stufenlose Transparenz, Layer undSchattenwurf bereit. Basierend auf AdobesPDF-Format rendert Quartz allem Text diescharfen Kanten weich - ein Anti-Aliasingwie man es aus dem Acrobat Reader kennt.Schließlich, der Zuckerguss "ohne Kalorien":Aqua - WYSIWYL (What You See Is WhatYou wanna Lick), so ungefähr Steve Jobs beider ersten Präsentation des neuen GUI. An-fänglich umstritten, nicht so konsistent wieim Classic MacOS, ist sie voller Quartz-bells& whistles; besonders fragwürdig vielleichtdie vielen horizontalen Streifen, die "penalstripes". (Die IT-News-Site TheRegUS.comvermutete, dass das was mit der hohen Ein-sperrquote in Kalifornien, doppelt so hochwie in Russland!, zu tun hat.) Trotzdem geil.

JUMPING JAG FLASHX war nie einfach langsam, es fühlte sich vorallem langsam an. Das lag und liegt anQuartz/Aqua und ihrer bis dato mangeln-den Unterstützung der Grafikkarten. Ge-

nau das wird mit Jaguar anders: Quartz Ex-treme lagert jene 3D-Texturen, die unter an-deren OS'en schnöde "Programm-Fenster"und "Desktop" heißen, auf die Grafikkarteaus - leider tun das so richtig erst solcheGPU’s, die mindestens AGP2x und 16MbSpeicher bieten, besser 32. Nicht so vieleOSX-savvy Macs verfügen darüber. Den-noch, auch wenn Quartz Extreme im Zu-sammenspiel mit kleineren Grafikkartengeschwindigkeitsmässig nicht so vielbringt, sieht es doch krisper aus als unter10.1.x. Und jetzt 10.2, Jaguar, oder, gemäßJobs' idiosynkratischer Aussprache: "Jagwy-re". Außer Quartz Extreme drückt in 10.2 einverbesserter (multithreaded) Finder aufsTempo: Spalten- und Listen-Fenster bauensich schneller auf. Die Startzeit (nach einemneuen Welcome-Screen, offenbar ohne'freundliches Mac-Icon :( ist dramatisch ver-kürzt. Die Batterie in Power- und iBooks solldeutlich länger reichen. Der wenig beliebteSpinning Disk "Warte"-Cursor, bekannt als"Beachball of Death", ist ersetzt durch einen3D-Ball (leider immer noch regenbogenfar-

big). Generell wurden Optik und Funktiona-lität mit viel Liebe einem Finetuning unter-zogen: sanft animierte selbstöffnende Ord-ner (wie aus 9 bekannt), variable Finder-Fontgröße, Feed-back-Sounds, verbesserterDock, richtig funktionierendes Umbennenvon Objekten, usw. Auf die Schrifterken-nung Inkwell (ein Newton-Erbe) könnenProgramme sys-temweit zugreifen. EinSchmankerl ist die Quartz-getriebeneZoom-Funktion, etwa für Sehschwache(oder um Flöhe im Jaguarfell-Hintergrundzu suchen); wer’s eher still mag, freut sichüber einen kurzen weißen Blitz anstelle desSignaltons.

SHERLOCK VS. WATSONWirklich gelitten hatte in 10.1 die Usabilityunter der schnarchlangsamen Sherlock-Suchmaschine und dem seltsamen Verhal-ten der Öffnen-/Sichern-Dialoge. Währendletztere einem immer noch zur SharewareDefault Folder X Zuflucht nehmen lassen,ist zumindest das Durchsuchen der Fest-platte grundsätzlich verbessert: Für die ei-gentliche File-Suche stellt X in jedem Fen-ster eine Eingabezeile bereit, die sich dessehr schnellen Unix-”Find”-Befehls bedient.Allerdings, wer LaunchBar (die Killer-Utilityunter X) kennt und liebt, lächelt milde überApple’s Implementation. Sherlock 3, nun-mehr reines Internet-Tool, plagiiert hinge-gen die Shareware Watson (eben noch vonApple prämiert, will Cupertino jetzt wohlbescheidene Lizenzgebühren sparen, pöh!).Er bringt Inhalte von Service-Webseiten fürFlüge, Auktionen, Wörterbücher, Kinos usw.zur Darstellung, appetitlich und interaktiv.

Während das unter Watson in den U.S. sehrgut funktioniert, ist der Nutzen in Europamangels entsprechender Plugins fraglich.

RENDEZVOUSEin weiterer Schwerpunkt in "Jagwyre" istdie Integration in Netzumgebungen: IPv.6(Internet, LAN), Tools für Windows-Netz-werke (Personal File Service, SMB) unddrahtloses Bluetooth (in Ergänzung zumschnelleren IEEE 802.11a, aka Airport; als Be-ta auf apple.com auch ab 10.1.4) für Handy’sund Drucker. Entsprechend angepasst undergänzt werden die iApps: iTunes (Mp3),iCal (Organizer), iChat und iSync (Daten-austausch mit PDA und Handy) sind durch-weg "net-aware" (iPhoto, iMovie werdenwohl bald folgen). Seine Zuspitzung findet OS X’ Netzkonzeptin der Reduktion – auf Null: Rendezvousnennt Apple seine Implementation des vonihm mit angestoßenen IETF-StandardsZeroconf für IP-Netze ohne Konfigurations-bedarf. Praktisch heißt das, dass Rechnerund Peripherie (Drucker usw.) sich via Kabeloder wireless automatisch aufspüren, sichaußerdem Klarnamen (statt IP-Nummern)zuweisen und das ganz allein und ohne(DHCP-, DNS-)Server. Apple nutzt das zumersten Mal bei iTunes3, bei dem man auto-matisch MP3s (etwa via Airport) von einemMac zum andren streamen kann, ohne ir-gendetwas einzurichten. Und die Abmel-dung geht, beim Raustragen des `bookies,auch von allein.

VON HAMMER ZU HAMMERAller Ideologiekritik am Megahertz-Mythos

zum Trotz: Tests von neutraler Seite zeigen,dass Apple’s (Desktop-)Hardware derzeitperformance-mäßig nicht ganz auf demStand der x86-Welt (Intel, AMD) ist: 1,5 GHzTaktdifferenz kann kein noch so tapfer wer-kelnder G4-Prozessor wettmachen. Ließ inden 90ern die überlegene PowerPC-Hard-ware das konzeptionell Restaurative amMacOS oft vergessen, stellt sich die Situati-on nun umgekehrt dar: Apple OS-mäßigvorne, aber von der Produktion (Motorola’sChipfabriken) im Stich gelassen. Warum al-so nicht mit anderen "Waffenhändlern" kon-spirieren? Und welche Waffe könnte Mac-li-ker sein als ein Hammer, wird doch in Scot-t’s "1984"-Spot Big Brother per Hammer-wurf ausgeschaltet. Und so wird dasGerücht immer lauter, dass Apple den Um-stieg von PowerPC auf AMD’s neue “Ham-mer”-Prozessoren plane – immerhin nichtIntel. Mit Apple und AMD täten sich zweiUnderdogs zusammen: Chip-Avantgarde("4 years lead" gegenüber Intel) reicht OS-Avantgarde die Hand. Der (hardware-ab-strakte) Unix-Kern erleichtert solchen Um-stieg. Und da Apple ohnehin der Migrationnach X (bisher nur 20% der Mac-User) aufdie Sprünge helfen will und ab nächsten Ja-nuar angeblich keinen neuen Mac mehr OS9 booten lassen will, können die PowerPC-Fans auch keinen Kompatibilitäts-Trumpfmehr zücken (die alten Classic-Programmewürden nämlich auf Hammer-Macs nichtmehr laufen). Jobs kommentierte jüngst:"We like [it] to have options.“

ERST SCHLAUCHT ES, DANN FAUCHT ES

Jaguar: Mac OS X und sein neuer Pelz

Apple

TEXT: DAVID WEBER | [email protected]

1 1/2 Jahre alt, entwickelt sich Mac OSX in seiner neuesten Version endlich zu einem Betriebssystem, dasmitsamt Unix Basis den Standards der GUI-Wizards entspircht. David Weber rekapituliert die erstenSchritte und letzten Features.

X war nie einfach langsam, es fühlte sich vor allemlangsam an. Genau das wird mit Jaguar anders.

Funktionierende Öffnen-/Sichern-Dialoge, plus Komfort: Default Folder X: www.stclairsw.com/DefaultFolderX/release.htmlAlle Files, sofort ('lightning fast') – rockt. LaunchBar: www.obdev.at/products/launchbar/Smoothness everywhere, Text-Kantenglättung für Carbon-Apps: Silk:www.unsanity.com/haxies/silk/Gimme back my (classic) AppleMenu: FruitMenu: www.unsanity.com/haxies/fruitmenu/Freischalten von versteckten Funktionen: TinkerTool: www.bresink.de/osx/TinkerTool2.htmlSpeed up your (Nicht-Apple-)mice! MouseZoom: http://homepage.mac.com/bhines/mousezoom.htmlDer bessere Sherlock(3): Watson: www.karelia.com/watson/?src=_vtUnix-Open source Programme unter X: Fink: http://fink.sourceforge.net/Neu erschienen bei O'Reilly: Dave Taylor & Jerry Peek, Learning Unix for Mac OS XChuck Toporeck, Mac OS X Pocket Reference

SERVICEPOINT

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Es war eine völlig neue Atmosphäre zuspüren, natürlich. Supporter von File Sha-ring Systemen, Steganographie und OpenSource sind seit dem 11. September stärkerunter staatlichem Druck als je zuvor undrücken deshalb näher zusammen. Nebendem Anti-Terroristengesetz P.A.T.R.I.O.T,mit dem man ihnen ebenso gerne droht wiemit dem DMCA, sind auch noch sämtlicheMedialobbyisten der RIAA und MPAAschlecht auf sie zu sprechen. Daher fandsich die Thematik, zusätzlich zu mehrerenThemenblöcken die sich ausschließlich da-mit befassten, in fast jedem 2. Panel. Einmalmehr mussten besonders jüngere Vertreterrealisieren, dass sie zum Gegenstand vonPolitik (manche nennen es bereits Diktatur)geworden sind und gezwungen werdenselbst politisch oder aktivistisch zu argu-mentieren.

ANTI-TERROR In den USA ist seit 9-11 ein großer Wider-stand in der Hackerbewegung zu spüren.Man will sich nicht in einen Topf mit Terro-risten werfen lassen. Einige glauben zwardie staatlichen Initiativen des kommendenHomeland Defense Superministeriums wiez.B. TIPS, die massive Spitzelmaschinerievon Bundesstaatsanwalt John Ashcroft, mitunterstützen zu müssen, doch es erhebtsich vor allem einen Chor von Gegenstim-men: Hacktivism, Freedom of Speech, Cryp-tome.org, Anti-Hooverism, No to Ma-gicLantern und BadTrans Worm usw. Natür-lich gab es neben allerlei politischem Ge-metzel und Ur-Gedanken ("Conspiracy fängtschon in der Ehe an", Konspiracy Kafe) auchwieder viel unverfänglichen Spaß in denWorkshops oder bei Demonstrationenwährend der Podien. Aus den Niederlandenwurden die fast schon folkloristisch zu je-dem Hacker Kongress gehörenden Lock-picker um Barry Wels eingeladen, die jedesSchloss innerhalb weniger Sekundenknacken.

ÜBERWACHUNGÜberwachung bleibt der Lieblingsgegnerder Hacker: Natürlich wurden wurden Ma-gnetleser, Proxikarten, Fingerprinter, Ka-mera- und Biometriesysteme sowie weitereBasis-Überwachungssysteme gehackt, iro-nisiert und bloßgestellt - es gab also vielGrundwissen aufzufrischen! So erfuhrendie Newbies etwa, dass in jedem digitalenFilmerzeugnis ein Algorithmus enthaltenist, der über Uhrzeit und Ort Auskunft ge-ben kann und der offiziell schwer zu verfäl-schen ist. Oder man berichtete von dem ge-

planten Nationalausweis mit Chips undHalbleitern von Infineon, der sich zum Be-nutzer wie ein Barcode verhält und einemzum unfreiwilligen Observant vor Geldau-tomaten oder Überwachungskamerasmacht. Einmal mit Biometriesystemen ab-geglichen, kann theoretisch schon heuteder Überwachungsstaat loslegen.

ETHISCHE GRENZENHacker legen bestimmte Tricks gerne offen,um sich von schwarzen Schafen abzugren-zen, den "Black Hats". Ein Beispiel: IllegaleDrogentransfairs werden etwa mit so ge-nannten "Cell Phone Clones" ausgehandelt.Dafür versieht man Handys zur Verwirrungmit hunderten von Telefonnummern, dieman auf abgespeicherten Tastaturkombina-tionen finden kann. Und natürlich distan-ziert man sich auch weiterhin von den ScriptKiddies, die einfach diverse Programme run-terladen und nach der Trial and Error-Me-thode Webseiten und Server sabotieren(alldas.com). Es gab aber auch ethische Dis-kussionen um Ex-Black Hats, die CorporateSecurity Konzerne mit Hilfe ihres Insider-wissens reicher machen und so künstlichdas Cybercrime Budget in die Höhe schnel-len lassen. Besonders die Bushbuddies umEx-Reagan-Regierungsmitglied RichardClarke (OSG) nutzen die derzeitige Terrori-stenpanik, um so neuartige Überwachungs-programme prosperieren zu lassen.

WAS GESCHAH "WIRKLICH"?Diese komplexe Thematik überschneidetsich auch mit kritischen Stimmen aus derinvestigativen Ecke so genannter 911-We-blogs oder Blogger (Newsboards), die inDutzenden von Initiativen die offizielle Ver-sion der Inkompetenztheorie vom 9-11-Attack anzweifeln und versuchen, ein er-presstes Zulassen (oder mehr) etwa durchWaffen- und BioTechnologiekonzerne (Car-lyle, Battelle usw.) aufzuzeigen. In der AreaC gab es am letzten Tag ein Hearing mit et-lichem "Beweismaterial" von unanswered-questions.org oder lebensaspekte.de. Mitt-lerweile arbeitet man dort mit Angehörigender Angriffe oder sogar einem erbosten Ex-Angestellten des "CIA-Konsulats" aus Jed-dah/Saudi Arabien zusammen, MichaelSpringmann, dessen Konsulat auf Druck"von oben" 15 der 19 Terroristen-Visa ausge-stellt hatte. Zu den etlichen weiteren Höhe-punkten, die hier nicht alle aufgelistet wer-den können, gehörte auch: Freie Radiosoft-ware (BDPG-Group), Hacking Nanotech,Independent Media Projekte (IMC, JelloBiafra, Negativland, indymedia, scoop.nz,

AFPN, globalresearch.ca, guerrillanewsusw.) oder die Password Cracking Initiati-ven von Jon Ericksons. Alles in allem über-wogen beim Kongress aber die positiven Vi-bes. Die FBI verhaftete diesmal keinen.Trotzdem wurde der staatliche Eingriff dis-kutiert: In wie weit werden Hacks von re-gierungsnahen Instanzen "instrumentali-siert", um das Internet weiter "beobachten"zu dürfen oder Webseiten abzuschalten?Die DSS hatte jüngst in der WashingtonPost vorgeschlagen, "gelbe Sterne" für kriti-klose Sites einzuführen (www.washington-p o s t . c o m /w p - d y n /a r t i c l e s /A 5 4 6 5 0 -2002Jun14.html). Eine gesunde Paranoiasollte in Zeiten von Mediamanipulation undPseudoattacken geschult werden. Mit derneuesten Möglichkeit von Echtzeitmanipu-lierung von TV-Material gehen wir bizarrenZeiten entgegen.

Hacken

TEXT: NICO HAUPT | [email protected]

Zum 4. Mal seit 1994 fand im Juli die HOPE (Hackers on PlanetEarth) in New York statt. Drei Tage lang bastelten, diskutierten, prä-sentierten und philosophierten Hacker-, Hackergenossen undOpen Source-Vertreter im stilvollen Hotel Pennsylvannia auf der23ten über die Gegenwart und Zukunft ihres Ehrenkodex.

IN DEN USA IST SEIT 9-11EIN

GROßER WIDERSTAND IN

DER HACKERBEWEGUNG ZU

SPÜREN. MAN WILL SICH

NICHT IN EINEN TOPF MIT

TERRORISTEN WERFEN LAS-

SEN.

Alle Infos über die h2k2-Gäste auf http://www.h2k2.net

SERVICEPOINT

Ali G, das war doch dieser überrappendeKomödiant mit umgehängten Accessoiresvon den Ausmaßen der Uhren am Hals derPublic Enemy-Posse. Der als Moderatorder MTV-Music Awards kürzlich in Frank-furt durchweg alle beschimpfte und mitfreudlosen deutschen Untertiteln hand-zahm gemacht wurde. Davor war er malDepp vom Dienst für Madonna als tapsi-ger Chauffeur in ihrem Clip zu "Music". In"Ali G Indahouse" ist er der Gangsta Rap-per als Dorftrottel, der mit Lyrics um sichschmeißt, sich als Superpimp à la KidCreole verkleidet und sämtliche Codesder HipHop-Posse für sich auf Spasti-Artdurchwummert, bis ein für alle mal dieLächerlichkeitsverhältnisse geklärt sind.Booty-Terror, Stecherqualitäten mit Po-tenzgeprotze, cooles Mackergemachesind dann kein Thema mehr. Und geradewenn es niemand erwartet, schlägt er dieFilmbösen mit seinen Mitteln des Break-dance und Moonwalk. Ali beschert einemeinige wenige lässige Szenen, indem erzum Beispiel den Snoop Doggy Dog zi-tiert, sippin' on Gin and Juice. Und zeigt,dass gegen sein lieb gemeintes Prollver-halten jeder degenerierte Finsterrappereinpacken kann.Am Rand erstmal die Handlung: Ali Gmöchte sein Jugendzentrum erhalten,wird dubioser Weise ins Parlament ge-wählt und mischt die alten Säcke in denHolzbänken mit Sprüchen aus der "Hood"auf. Politik wird anschaulich gemacht:Schlechte Politiker sind "noch viel schlech-ter als Skeletor" und für den Weltfriedenreicht eine ordentliche Ladung Dope inden Tee des Konferenzsaals. Ist doch allesganz einfach. Leider gab’s nicht die Ori-ginalversion des Films, um die Gangstaly-rics abzugleichen. In der deutschen Syn-chronfassung darf man nur einen Kinder-Ali hören, der wo voll gut Infantildeutsch

spricht. Respekt für jemanden, der die gespielteDämlichkeit den ganzen Film durchhält.Das macht den Film nicht weniger dämlichund nur unterhaltsam, wenn man sich ent-weder mit der Globalisierung von GangstaRap befasst oder sich immer noch oderwieder an Patsche-Humor auf prä- bis pu-bertärem Level erfreuen kann. Doch Ali Gist ein Poser, Gottseidank, der einem dieSperma-Witze aus "American Pie" erspart.Außerdem ist er den deutschen Knalltü-ten wie "Erkan und Stefan", gerade alsFortsetzung angelaufen, immer noch eineNase an Kultiviertheit voraus. Sein Metierist die Komplettverarsche von Gangstafil-men und HipHop- und R’n’B-Videos. Waser zeigen möchte: Sicher ist es im engli-schen Vorort wie in jedem deutschen Nesttotal bescheuert, bis an die Zähne mit Fu-bu-Klamotten bewaffnet durch dieFußgängerzone zu rennen und "Keep it re-al" zu schreien. Original Gangsters trifftman jederorts, das musste ich auch fest-stellen, als ich in Tokyo 15-jährigen Schrän-ken gegenüberstand, die bis zu denSchnürsenkeln die authentisch getrimm-ten Ghettokids aus der Bronx gaben -selbstverständlich lammfromm und höf-lich. Im feuchten Traum sieht sich Ali alsfurchtloser Held straight outta Compton,der mit der Uzi unter den Latinos für Ge-rechtigkeit sorgt. Im britischen Kaff spielter dann den Bandenkrieg nach, eiert mitseinem tiefergelegten und gespoilertenMini-Fiat an den Reihenhäusern vorbei,die Bässe auf Speed Garage-Anschlag undbrüllt den Omas am Gartenzaun "Booya-ka" zu. Autorennen enden meistens nachrelativ kurzer Ampelphase am britischenTempolimit. Lustig ist der Transfer vonAmi-HipHop und Kultur auf den engli-schen, kurzgeschnittenen Rasen danndoch irgendwo. Schon.

Ganz weit vorne mit H2K2 in New York

HACKEN MIT HOFFNUNG

DER ARSCH MACHT WEITER

Ali G Indahouse

TEXT: VERENA DAUERER | [email protected]

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Auch wenn Lebens- und Arbeitszeit mitt-lerweile eins sind, Selbstverwirklichungund Wertschöpfung zunehmend eineSchnittmenge ergeben müssen, um Aner-kennung zu finden, ergeben sich neue, alteModelle, wie das tägliche Tun und der eige-ne Lebensentwurf zum Abenteuer umfunk-tioniert werden kann. Ein Beispiel hierfürist das Frankfurter Designbüro SIGN: dreiJahrzehnte gibt es das Unternehmenschon, was in dieser Branche an sich schonBewunderung hervorruft. Zum 30 jährigenFirmenjubiläum im März dieses Jahres ver-öffentlicht Antonia Henschel, die Tochter

der Gründer und nun auch Kreativ-Chefinim familiären Geschäftsführer-Quartett,den Buchzwilling "SIGN: on the inside - inthe outside". Während der eine Band vor al-lem Arbeiten aus dem Printbereich zeigt,hat der zweite Band das neue Büro vonSIGN zum Thema, das von dem deutsch-englischen Möbelhersteller e15 und PhilippMainzer, Architekt und Geschäftsführervon e15, gestaltet wurde. Und obwohl dieReferenzliste und lang und namhaft ist, er-scheint die Publikation vehement auf dieEigenständigkeit des Designs zu pochen,statt auf Rentabilitätsfaktoren. DEBUGwollte wissen, ob das feine, ungewöhnlicheDesign nicht doch vielleicht das Ergebnisfamiliärer Synergien ist.

DEBUG: SIGN ist/hat eine Familienge-schichte. Kannst du sie uns kurz erzählen? ANTONIA HENSCHEL: Nach einigen Jah-ren bei TWEN und einem kurzen Intermezzo

bei einer Frankfurter Agentur hat sich meinVater 1972 selbständig machen wollen. So ha-ben meine Eltern, damals noch mit einem Il-lustrator, SIGN gegründet. 1995 ist auch meinBruder bei SIGN eingestiegen. Ich selbst habemich früher sehr für Fotografie interessiert,dann zusätzlich die Typografie entdeckt undso hat es mich letztendlich doch zum Grafik-design gezogen. 1991 bin ich nach London ge-zogen, um bei Central Saint Martins zu stu-dieren. Nach einem B.A. in Graphic Designund einem M.A. in Communication Designwollte ich dann erstmal frei arbeiten.Vor ein paar Jahren befand sich SIGN in einer

etwas orientierungslosen Phase und mein Va-ter bat mich, dem Laden etwas neuen Windeinzuhauchen.

DEBUG: Gibt es einen Familiengeschmack,oder aber Generationsunterschiede?ANTONIA HENSCHEL: Interessanterweiseliegt es nicht unbedingt an den Generations-unterschieden. Beispielsweise kann ich mei-nen Vater leichter von etwas überzeugen alsmeinen Bruder - na ja, der ist aber auch keinGrafiker.

DEBUG: Zum 30-jährigen Bestehen hast dueine Publikation herausgegeben. Wie kamdie Idee zu dieser Selbstdarstellung? ANTONIA HENSCHEL: "On the inside/ Inthe outside" ist eigentlich nicht die ersteSIGN-Publikation - nur die erste, die in einemVerlag erschienen ist.

DEBUG: Die Publikation, aber auch die

(Firmen)-Architektur und der "Clan-Aspekt", das sind alles "klassische" Codes.Meinst du, diese Werte werden neu ent-deckt? ANTONIA HENSCHEL: Klassische Mittelder Kommunikation müssen nicht zu klassi-schen Ergebnissen führen. Gerade die jetzigewirtschaftliche Situation in Deutschland soll-te Firmen anregen über ihre Eigenständigkeitnachzudenken, die sich auch in der Grafikwieder finden sollte. Warum sehen sich inDeutschland so viele Broschüren unterschied-licher Firmen so ähnlich? Vor ein paar Jahrengab es Unmengen von Broschüren mit einem

hochformatigem Bild auf weißem Grund undinzwischen scheint jedes Logo einen ge-schwungenen Halbkreis oder einen Swooshzu brauchen.

DEBUG: Euer Büro befindet sich auf einemehemaligen Schlachthofgelände, gleich ne-ben einem Luxusbordell. ANTONIA HENSCHEL: Wir sitzen in einemUmspannwerk, das 1996 von dem Frankfur-ter Architekten Christoph Mäckler gebautwurde. Die gesamte Planung und Innenein-richtung stammt von Philipp Mainzer von e15.Da wir hier einen Rohbau vorgefunden ha-ben, konnten wir viele unserer Ideen verwirk-lichen. Und hatten die Möglichkeit, Fehler derVergangenheit nicht wiederholen zu müssen.So konnten wir Zonen zur Erholung und Be-sprechung schaffen und mussten uns nichtganz den Gegebenheiten unterordnen.

DEBUG: Pluralität, Hybridisierung und Öf-

fentlichkeit werden als die Themenfeldergenannt, die das Büro beschäftigt. Gibt esein Beispiel-Projekt, bei dem ihr Einflussauf die Handlungsebene genommen habt?ANTONIA HENSCHEL: Gerade im Momentsitzen wir an so einem Projekt: Ein Freundgründet gerade eine Firma, die Konzeption,Gestaltung, Entwicklung und Vertrieb fürMöbel und Produkte verbindet. Wir sitzenschon jetzt mit im Boot, um gemeinsame Ak-tivitäten durchzuführen - wie z. B. die Ent-wicklung eines Magalogs, ein Konstrukt ausMagazin und Katalog. Wir sind immer daran interessiert, die Ziele ei-nes Projektes neu zu stecken und an unsere ei-genen Grenzen zu gehen. Dafür braucht mannatürlich auch Kunden, die nicht nur die ganzkonventionellen Lösungen wollen und unsauch Vertrauen entgegen bringen - die uns al-so auch mal machen lassen. Viele kommen jaschon mit so festen Vorstellungen an, die müs-sten eigentlich nur noch zur Druckerei gehen.Die Ergebnisse sind dann leider auch dement-sprechend. Glücklicherweise haben wir vieleKunden, die nicht so sind. Mit Kunden wie zumBeispiel e15 oder deren Laden "Bergman"macht die Arbeit sehr viel Spaß.

DEBUG: Genau wie die letzten SIGN 1-3Magazine zeigt die neue Publikation deinepersönlichen Blicke auf den Alltag und al-les, was dich umgibt. Welche sind dir diewichtigsten, liebsten "Kontexte"? Befreun-dete Künstler und Grafiker sind ja z.B. auchin der Publikation vertreten. ANTONIA HENSCHEL: Obwohl ich mich

manchmal auch ganz gerne alleine in ein Pro-jekt verbeiße, sind Synergien schon essentiell.Ich versuche oft, andere Leute einzubinden,die nochmals andere Sichtweisen in ein Pro-jekt tragen.

DEBUG: Zum Schluss eine Nachfrage zumBüro als Mittelpunkt des Lebens: Die Auf-lösung von Freizeit und Arbeit, hat dasnicht zur Folge, dass nicht die Arbeit selbst,sondern die Inszenierung der Arbeitsver-hältnisse den eigentlichen Inhalt des Le-bens ausmachen?ANTONIA HENSCHEL: Sicher. Aber ist dasnicht in vielen Firmen eh schon Alltag? In vie-len der klassischen Frankfurter Werbeagen-turen kann man das schon erleben. Sich ge-genseitig auf die Schulter klopfen, wie tollund kreativ man ist, aber die Projekte, an de-nen man sitzt, sind dann letztendlich dochnur langweilig. So lassen sich die Angestelltennatürlich besser ausnutzen - wer bleibt dennjeden Abend bis um neun, wenn er/sie nichtan diesen selbst gezimmerten Hype glaubt.Ich hoffe, wir sind da bei SIGN doch noch et-was auf dem Boden geblieben. Wir legen zwarWert darauf, dass sich unsere Mitarbeiterwohl fühlen und unsere neuen Räume auchnutzen und akzeptieren, aber sie gehen auchalle pünktlich nach Hause. Gleichzeitig verbringe ich mit unseren Mitar-beitern mehr Zeit als mit irgendjemand ande-rem. Da möchte ich nicht nur meine Freizeitinszenieren, sondern mich auch im Job mit ei-nem Team und auch einer Architektur identi-fizieren.

ZWISCHEN DEN HOCHHÄUSERN

Familie Frankfurt: das Designbüro SIGN

TEXT: ANNE PASCUAL | [email protected]

Nicht nur Bertelsmann besinnt sich auf seine Roots als Familienunternehmen zurück, es gibt auch Desi-gnbüros, die die familiäre Tradition hoch halten. Zum 30-jährigen Firmenjubiläum bringt das FrankfurterDesignbüro "SIGN" jetzt auch ein neues Buch heraus: On the inside - in the outside. Wir haben nachge-guckt.

Design

<32> - DE:BUG.63 - 09.2002

SIGN Kommunikation: www.sign.de

Antonia Henschel, "SIGN: on the inside -in the outside" (Verlag Hermann SchmidtMainz), 2002, EUR 39, 80

SERVICEPOINT

Klassische Mittel derKommunikation müssennicht zu klassischen Er-gebnissen führen.

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Wie die Welt von oben aussieht, dürfte ei-nem wie Tom Flemming relativ gut bekanntsein. Als Einmann-Show fliegt er zwischenLondon und Los Angeles hin und her, umganz nebenbei seine eigene Vorstellungvon Design und Film zu verwirklichen. Nurwenige unterbrechen ihre Karriere alsCreative Director für ein zweites Studium -er brachte es auf immerhin einen Ab-schluss in Philosophie und in Kunst amLondoner Royal College of Arts. Dass es ei-ne Welt zwischen Hollywood und Studen-tenglamour geben muss, haben wir jaschon länger geglaubt, mit seiner Agentur"Tomaken" liefert er den lebendigen Beweisdafür. Ganz im Stil eines guten Versand-hauskatalogs liegt die Stärke in der breitenBasis eines Designers, der nie müde wird zubeteuern, dass es für ihn keinen Unter-schied zwischen Gut und Böse, bzw. freiund kommerziell gibt.

DEBUG: Erzähl uns doch zunächst bitte et-was über dich und dein Studio. Wo steckstdu gerade?TOM FLEMMING: Ich bin zur Zeit in Lon-don. Während der letzten drei Jahre war ichwahnsinnig viel unterwegs für Projekte in Eu-ropa, Silicon Valley und Hollywood. Im Prin-zip mache ich alles auf meinem Powerbook.Seit es MP3s gibt, hat man ja alles in einerMaschine. Ich bin sehr dankbar dafür, dassich so viel reisen konnte. Unterwegs zu seinhat mir sehr geholfen, meine Wahrnehmungzu schärfen und neue visuelle Ideen zu ent-wickeln. Eines Tages würde ich gerne auchmal unter Wasser arbeiten.

DEBUG: Wenn man deine kommerziellenFilmprojekte mit deinen eher experimen-tellen Arbeiten vergleicht, fällt kein großerUnterschied auf. Du gehst keine Kompro-misse zwischen beiden Welten ein, son-dern lieferst eher Interpretationen ab. Istdas eine bewusste Entscheidung, dichmehr oder weniger grundsätzlich deinen

experimentelllen Neigungen hinzugeben?TOM FLEMMING: Es ist extrem wichtig,zwischen der Idee und der Ausführung zu un-terscheiden. Ein Projekt besteht einfach auseiner Serie von Prozessen, völlig egal, wiekomplex oder abstrakt diese sind. Man ist ein-zig und allein abhängig von einer Begabungund dem Wissen, mit dieser Begabung umzu-gehen. Bei einem kommerziellen Projekt stehteinem auch immer nur begrenzte Zeit zurVerfügung. Insofern erleichtern generelleIdeen und Arbeitsweisen natürlich den Um-gang mit diesem knappen Gut. Es geht alsoeher um den kontinuierlichen Prozess, deineeigene Sprache und visuelle Rhetorik weiterzu entwickeln, für alle Projekte.

DEBUG: Empfindest du es als Beschrän-kung, in festgelegten kreativen Richtlinienzu arbeiten, oder ist das eher eine Heraus-forderung?TOM FLEMMING: Beschränkungen sind einintegraler Bestandteil der Arbeit und essenti-ell. Es ist vielmehr eine Frage der Herange-hensweise, ob man diese Beschränkung auchals solche interpretiert oder sie vielmehr aus-hebelt. Eine Antwort auf eine Frage zu haben,verkleinert nicht zwingend dein Problem. Ichbin oft in der Position, in der ich die generelleStruktur eines Projektes entwickeln muss. Indieser Phase wird oft schon viel grundlegendeArbeit geleistet, die natürlich von den ent-sprechenden Richtlinien bestimmt wird. Es istwichtig, in dieser Phase so viel wie möglichschon für sich selber zu skizzieren und her-auszufinden, warum die Dinge so sind, wie siesind.

DEBUG: Hast du das Gefühl, dass esBerührungspunkte zwischen Politik undder kreativen Arbeit in deinen Projektengibt oder versuchst du diese beiden Dingestrikt voneinander zu trennen? TOM FLEMMING: Es gibt eine sehr klareUnterscheidung zwischen beiden Ebenen. Eshängt alles sehr von der Wortwahl ab und wie

die Sprache dann letztendlich eingesetzt wird.Im Idealfall zeigt dir ein Projekt die Grenzenauf. Für einen kleinen Moment bekommst dudann eine Idee davon, wie politisch deine Ar-beit eigentlich sein kann! Kunst musszunächst immer unpolitisch sein und die Tat-sache zulassen, dass unser Leben von Politikbestimmt wird. Kürzlich arbeitete ich an derImagekampagne für einen großen Nachrich-tenkanal. Ich schaute mir ein Band mit Re-portagen des Sender an und es fiel mir extremschwierig, diese Reportagen als integralenBestandteil ihres Images zu begreifen. Nach-richten sind ein sehr sensibles Thema. Natür-lich hat das auch mit Branding zu tun. War-um sind die Nachrichten oder Berichte des ei-nen Senders besser als die eines anderen? Undwie wird dieses Verständnis stimuliert? Ichdenke, dieses Beispiel macht die Grenze zwi-schen dem Prozess des Politikmachens undder kreativen Arbeit klar, die sehr dünnne Li-nie zwischen Dokumentation, Journalismusund der Meinung großer Bevölkerungsschich-ten. Eines der Schlüsselkonzepte, das ich ent-wickelt habe, untersucht unser Verhältniszwischen Ereignissen und der Art und Weise,wie wir sie wahrnehmen. In diesem speziellenFall habe ich den Unterschied zwischen demtatsächlichen Zeitpunkt des Ereignisses undder jeweiligen örtlichen Zeitzone untersucht.Das ermöglicht eine Präsenz der Politik in derArbeit, während man sich gleichzeitig auf dieSprache konzentrieren kann, die uns das, waspassiert, vermittelt. Es geht um die Art undWeise, wie man Dinge betrachtet, um deinepersönliche Herangehensweise.

DEBUG: War es nach deiner Arbeit alsKreativdirektor, Berater und Art Directorschwierig, für einen Magister in elektroni-scher Medienkunst wieder am ”Royal Col-lege of Art" anzufangen?TOM FLEMMING: Das RCA in London istschon merkwürdig! Aber ein wirklicher Wis-sensbrunnen und eine perfekte Umgebung,um seine Begabungen und Interessen zu

schärfen und Ideen weiter zu entwickeln. Mirwurde der Magister der Philosophie für meineFilmforschung zuerkannt. Meine Abschluss-arbeit beschäftigte sich mit Zeitbrüchen, ver-bunden mit einer Theorie über Filmstruktur,unserer Wahrnehmung und unserer Sprache.Ich habe auch einen Abschluss in Kunst, zudem ich über Informationsskulpturen gear-beitet habe.In diesem Sinne war meine Zeit am RCA sehrstimulierend und vielleicht so etwas wie einWendepunkt für mich. Aber ich denke, dergrößte Unterschied ist, dass ich heute mehrvon meinen eigenen Ideen geleitet werde als

von kommerziellen Unternehmungen. DieSchwierigkeit liegt darin, dieses Vertrauen indie eigene Arbeit zu erforschen und in der La-ge zu sein, auf einem größeren Level zu arbei-ten. Ich arbeite immer noch an vielen kom-merziellen Projekten und bin froh darüber,solche Aufträge zu erhalten. Aber es ist wich-tig, an seinen eigenen Projekten weiter zu ar-beiten. Daraus schöpft man Kraft.

DEBUG: Woher kommt das Titelkonzeptfür den Film "Antitrust"? Ich finde, die Idee,den unabhängigen Hacker als eine umtrie-bige Anemone und den Firmenmagnat alseine Art Teilchenbeschleuniger darzustel-len, war so einfach und offensichtlich, dassman es fast hätte übersehen können! TOM FLEMMING: Ich wollte zunächst einegemeinsame Ebene finden, von der aus ichstarten konnte. Mit dem generellen Filmplotüber Programmierer im Kopf begann ich, mitbinärem Code zu experimentieren. So wurdendie Nullen und Einsen die Hauptbestandteile.Die Art und Weise, wie wir uns zur Soft-wareentwicklung verhalten, ist sehrverlockend und spannend. Die Entwicklungvon Programmen wie Photoshop oder demBetriebssystem von Apple sind die besten Bei-spiele dafür. Stell dir einfach vor, dass du die-se umfangreiche Art der Entwicklung niemalszu Lebzeiten vollenden kannst. Und, als Pro-grammierer, also eigentlich nichts anderem

als einem kleinen Partikel in dieser binärenSuppe, dass deine Überlebenschancen viel-leicht viel interessanter werden, wenn dunicht allein bist. Dieser Startpunkt gibt dir ei-ne sehr kraftvolle Idee vom Wert jeder einzel-nen Einheit, oder sogar eine Idee des Wertsunserer individuellen Arbeitskraft. Gleichzei-tig macht es auch immens viel Spaß, einemguten Programmierer bei der Arbeit zuzu-schauen. Code wird zur Poesie, Wiederholungwird obsolet, jede Zeile ist eine Effizienzü-bung. Poesie ist das, was in der Übersetzungverloren geht. Die Bilder und Ideen, die mitdem Programmieren zu tun haben, haben ei-

ne sehr "handfeste" Schönheit. Und mit mei-ner Vorliebe für alles Maritime begann ich ei-ne narrative Idee zu entwickeln, die in diesesLeben des Codes abtaucht und auf diese Wei-se die eigentlichen Inhalte herausfiltert.

DEBUG: Welche Rolle spielt die Technolo-gie in deiner Arbeit? Fühlst du dich ver-pflichtet, immer über die aktuellsten Toolsinformiert zu sein oder ist das Konzeptnach wie vor ausschlaggebend?TOM FLEMMING: Was mich fasziniert, sinddie Spuren, die Technologie hinterlässt. Ge-nauso wie es spannend ist zu beobachten, wieTechnologie es uns ermöglicht, Sprache zu er-fahren. Wird Technologie einmal transparent,sind wir uns dessen plötzlich schon nichtmehr bewusst. Also können wir uns auf dieEntwicklung der eigentlichen Idee konzentrie-ren. Als Technologie sollten nur die Dinge be-zeichnet werden, die nicht funktionieren. Ichfinde es faszinierend, in wieweit eine neueTechnologie plötzlich dafür verantwortlichzeichnet, wie wir Ideen umzusetzen versu-chen. Sie ermöglicht uns, die Ideen neu zuüberdenken und auf ihre Gültigkeit zu über-prüfen. Am Ende geht es weniger um die ei-gentliche Technologie als vielmehr darum, in-wieweit sie die Idee erhellen kann.

An kommerziellen Projekten arbeitet er genauso wie an experimentellen: Der englische Designer Tom(call me Tomaken) Flemming hat ebenso seltsame Filme über Hacker gedreht, wie er ein Magazin für Vi-va gestaltete (und das hässliche Logo zwangsweise integrierte). Trotz dieser Palette hat er, schon Creati-ve Director, außerdem nebenbei noch Philosphie studiert. Dieser Mensch wird offenbar nie müde. Be-wundernswert.

In Flemmings Film "Antitrust" ist der unabhängigeHacker eine umtriebige Anemone und der Firmen-magnat eine Art Teilchenbeschleuniger.

Das komplette Interview gibt es beiwww.reservocation.com nachzulesen.

www.tomaken.com

SERVICEPOINT

<33> - DE:BUG.63 - 09.2002

KRAFT SCHÖPFEN AUS DER EINMANN-SHOWTomaken aka Tom Flemming

Design

TEXT: JARRETT KERTESZ | [email protected]

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WWW.ORISINAL.COMTetris Süchtige hier lang. 29 kleine, feineOnline-Games hat Ferry Halim hier bisherfür uns versammelt. Alles smooth geren-dert, Manga meets Mac OS X. Das Storytel-ling ist angenehm reduziert. Wer keine Lustmehr hat auf Egoshooten, rettet hier pani-schen Pinguinen (jemand hat ihnen vomOzonloch erzählt!) das Leben und blocktmittels Fadenkreuz Eis um sie (PanickingPinguin). Und am Ende spielt man nichtmehr für den HighScore, sondern dafür,dass ein Mädchen am See weiter in die Kniegeht, hochhüpft und mit ihrem Spiegelbildsieben Sterne fängt (Pocket Full Of Stars).Punkten. [KAREN]

WWW.CNN.COM/US/WTC.IDEAS/DIRECTIONS.HTMLStadtplaner in New York werden? Ein Jahrnach dem Zusammenbruch der Twin To-wers plant die Lower Manhattan Develop-ment Corp. zusammen mit der Port Autho-rity den Wiederaufbau des World TradeCenters in vier bis sechs Türmen. SechsEntwürfe liegen vor. CNN sieht die un-glückliche Öffentlichkeit und ruft auf ihrerNetzseite dazu auf, Ihnen alternative Ent-würfe zu schicken, für bestehende zu votenund seine Meinung zu sagen. Auch fürNicht-Amerikaner! [KAREN]

WWW.PEE-MAIL.COMPee Mails sind Nachrichten, die in denSchnee gepinkelt werden. Da sich das ohnefremde Hilfe nur schlecht und im Sommergar nicht aufzeichnen lässt, gibt es elektro-nische Hilfe von einem kleinen Freund mitroter Kapuze und großem Durst. Die Cola-flasche setzt er gern freiwillig an, holt an-schließend seinen winzigen Schnippelraus, um treffsicher und buchstabengenaudie persönliche Botschaft in den Schnee zupinkeln, was ganz schön anstrengend ist.Karl von Milky Elephant (www.milkyelep-hant.com) aus San Fransisco hat sich diesenJungen-Spaß ausgedacht. Bitte ausprobie-ren und staunen, was andere schon fürGlanzstücke in gelb hinbekommen haben.Jupee! [MIU]

WWW.PRATE.COMJemma Guras Prate.com gilt längst als Klas-siker unter den experimentellen PersonalWebsites. Nun gibt es etwas Neues dort zusehen: Beautiful Land und Brazil sind Kar-tographien, auf der die jüngsten Arbeitender New Yorker Designerin verzeichnetsind. Obwohl man in immer tiefere Schich-ten der Site gelangt, bleibt unklar, ob mannun alles gesehen hat oder nur einenBruchteil. Auf der Suche, wo die Muster,Motive und Schriften ihren Anfang oderaber ihr Ende haben, treibt es einen uner-

müdlich weiter. "Small mistakes for big be-auty. Forget that easy". Verwirrend, überra-schend, beflügelnd. [MIU]

WWW.SCHADENVERLAG.COMSchaden.com hatte sein .Com-Appendixschon, als es den eigenen Online-Book-shop noch gar nicht gab! Weit länger, seit1998, führt Markus Schaden den Foto- undDesign Buchladen mit Verlag gleich nebendem Kölner Dom und belebt in SachenKunst-, Theorie- und Design-Ressourcen-beschaffung das Bücherleben der Stadt,das sonst nur von dem Walther Koenig Im-perium regiert wird. Dass die beiden Ge-schäfte sich keine wirkliche Konkurrenzsind, liegt an der konsequenten Auswahlund an dem Sortiment: "Japanese Eyes", "Ki-osk Germany", "Classics Forever" oder "Thin-king About" teilen das weite Spektrum ingreifbare Bereiche ein, so dass jeder auchbeim Stöbern im Netz fündig wird. Andersund besser als Amazon! [MIU]

WWW.CELLOPHAN.DE/PYXELEs geht weiter mit den Pixeln. Diesmal hatman ihnen allerdings ein wenig Leben ein-gehaucht und lässt sie springen, rotieren,stretchen und verzögern. Dass sie dabeimit Energie nur so um sich werfen und auchhier und da mal einen Sound durch die Lei-tung hupen, ist völlig selbstverständlich.

Dabei sollen die kleinen Pyxelpupser auchirgendwann einmal in einem Multiuser Sy-stem gegeneinander antreten, um so ihreNeutronen beim Wiener Walzer über dieDPI Matrix zu schicken. Die lustigen Pro-dukte lassen sich per XML abspeichern undauch auf die eigene Website transferieren.Pixel mit Zukunft. [YUKO]

WWW.DB-DB.COMWer in Hong Kong einmal gesehen hat, wieman dort Hochhäuser baut (mit Bambus-gerüsten), den kann diese Website nichtmehr überraschen. Ansonsten wirft dieserpersönliche Playground von Francis Lam,der eben aus besagtem asiatischem Insel-städtchen kommt, nur so mit in Pixeln ge-bauter Phantasie um sich, auf das jederbald ein Mitglied in der db-db Posse ist. Dieneue Navigation allein ist schon als Pflichtfür jeden geneigten Freikörperkulturan-hänger zu empfehlen, aber auch die schonältere Subway Steuerung ist noch zu sehen(www.db-db.com/old). Für die Bastelfrakti-on gibt es den MagicCube, mit dem sich imIsometrielook Visuals und Musik machenlässt. Zum Schluss kann man sich nur nochdarüber freuen, dass an jeder Stelle im Sy-stem der eigene Avatar über den Bild-schirm rennt, ganz ohne großes Pixel ChatGerede. [YUKO]

WWW.HISTORYWIRED.SI.EDUDas Smithsonian Institute, Amerikas Vor-zeigearchivar in Sachen eigener Geschich-te und im Umgang mit experimentellen In-terfaces, versucht mit dieser Site Dinge zuzeigen, die sonst bei ihnen im Archiv ver-stauben. Begonnen hat man mit 450 Ob-jekten, die in das schon bekannte Interfaceder "Map of the Market" (www.smartmo-ney.com/marketmap) von Martin Watten-berg gesteckt worden. Dafür, dass die neueSite noch um eine Timelinefunktion erwei-tert wurde kommt sie bedeutend unspek-takulärer daher als das wesentlich klarergemachte Original. Trotzallem ein Schrittin die richtige Richtung. [YUKO]

WWW.SHOWSTUDIO.COMEin exklusiver Soundtrack von Björk,Nähmuster von Yohij Yamamoto oder Lin-da Evangelista als singendes Cover? Mal imShowstudio nachschauen. Diese unkom-merzielle Plattform lädt Menschen aus denBereichen Mode, Design und Musik ein, diehier ohne den Zwang, ein spezifisches Pro-dukt verkaufen zu müssen, arbeiten undgestalten können. Der Direktor ist kein ge-ringerer als der Londoner Fashion Photo-graph Nick Knight, was die Starbesetzungdieser Seite erklärt. Gut, dass es Netzegibt. [KAREN]

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SERVER

WALNÜSSE

TEXT:ANNE PASCUAL / KAREN KHURANA / MARCUS HAUER

Unser Vorschlag zur Güte. Save the Wahl. Redesign the Wahlzettel. Damit die Demokratie nicht in den Händen der grauen Bürokra-ten bleibt. Und Ästheten, naturgegeben wider Stoiber, freudig zur Urne schreiten, als wär’s der Sekttresen einer Vernissage. Mit demModell “Bananenrepublik” von David Linderman/ Fork oder “Walmart” von Autobulb/ It’s immaterial für ein besseres Morgen.

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SUPERHIGHWAY BANDWIDTH BLUES Die Beantwortung der Frage "Wo ist die un-begrenzte Bandbreite, die ihr uns verspro-chen habt?", fällt heute leichter als je zuvor.Sie liegt begraben unter den Straßen derStädte und wartet in den Tiefen der Ozea-ne darauf angeschaltet zu werden. "Dark Fi-bre" nennt man die ungenutzten Glasfaser-kabel, die in privater Hand mit entspre-chenden physikalischen Optimierungenein Vielfaches der heutigen Anforderungenerfüllen. Es gibt genug Bandbreite für alleund noch mehr als das - sofern sich gleich-zeitig neue Märkte finden. Jeder neueMarkt entwickelt sich aber auch auf Kosteneines alten Marktes, dieser war jedochnicht naiv genug, sich ganz von seinenPfründen zu trennen und alles im Dot.com-Pyramidenspiel zu versetzen. Die NeueÖkonomie des "Telecosmos" war nicht dar-auf ausgerichtet, die Ressourcen wirklichoptimal zu verteilen und effizient auszu-

nutzen, sondern viel eher, die Visionen derVenture Capitalists anzuregen.

GENERAL MAGICSo bauten die Infrastrukturen der Netzöko-nomie auf einer modernen Magie der radi-kalen Neuheit, die letztlich auf hitzige Gi-gantomanie setzte und auf kühles Rech-nen. Einer der führenden Technoekstatikerund Architekten des Dotcom-Hype ist Ge-orge Gilder, der zusammen mit dem Repu-blikaner Newt Gingrich und dem rechts-li-beralen Think Tank der "Progress and Free-dom Foundation" (sowie einer Vielzahl anConsultants und Accountants) einen My-thos geschaffen hat. Einen Mythos, der dieEinführung von Eisenbahn, Elektrizität undAtomkraft in den Schatten stellen sollte:FIBER OPTICS, GLOBAL NETWORK, WIRE-LESS, LAST MILE, STOREWIDTH, LAN-MAN-WAN waren noch die anschauliche-ren Schlagworte. Was in diesen Tagen mitdem Ende von Worldcom/UUnet endgültigzusammenbricht, ist ein bombastischesNetzutopia, das nicht nur als finanzielleSpekulationsblase zur Jahrtausendwende,sondern materiell in Form von Kabeln, Rou-tern, Switches und Admins darauf wartet,Unmengen von Daten zu übertragen, diemomentan keiner bezahlen kann oder will.

RECLAIM THE BACKBONESEs ist einer jener Momente, in denen esnicht viel braucht, um z.B. die Internetge-schichte dort weiter zu verfolgen, wo siebegann schief zu laufen: ca. 1995 nach derPrivatisierung der NSI Backbones. EineRückübereignung der ungenutzten Infra-struktur in öffentliche Hand und die damitnotwendige Strukturreform des Copy-

rights wäre jedenfalls wünschenswerter alsein Oligopol der wenigen übriggebliebe-nen Global Players, die nun Netzinfrastruk-tur wie auch Patente zum Schrottpreisübernehmen und zwischen sich aufteilenkönnen. Die absurden Anstrengungen derBush-Adminstration wie auch der von Lob-byisten kontrollierte EU-Politik lässt im-merhin noch ein wenig Hoffnung für derar-tige Träume zu. Möglicherweise muss esder (neuen) Wirtschaft noch erheblichschlechter gehen, bis richtige Reformen ei-nes "New Internet Deal" stattfinden.

BREITBANDSPORT Dass es bisher nicht zu jenen radikal neuenAnwendungen kam, welche die Zeitraumordnung außer Kraft setzen und das Zen-trum an die Peripherie befördern, um dastotale "Outsourcing" und die globale "Hy-percompetition" aller gegen alle zu ermög-lichen, mag an der Schwierigkeit liegen, diePerspektive zu wechseln. Die neuen inno-

vativen Anwendungen, die nicht nur Da-tenbestände, sondern auch deren Kontrol-le über das Netz verteilten, entsprachennicht den Erwartungen der Marktstrate-gen. Peer-to-Peer Netzwerke, Napster undNachfahren sind ein direktes Produkt derweiteren Verbreitung von Breitbandanbin-dungen auf Endbenutzerebene, also sozu-sagen “aller”. Diese waren aber viel eherbereit, ihre Datenbestände zu tauschenund in Spielen gegeneinander anzutreten,denn sich als Komsumenten zu betätigenoder anständig arbeiten zu gehen. Beispiel-haft hilflos war bisher das Vorgehen gegenSurfer und Mp3tauscher am Arbeitsplatz.Auch wenn die Telekom das A im ADSLstillschweigend wegließ, ist die übrigblei-bende Upload-Bandbreite in der Summegroß genug, um die klassischen Distributi-onswege alleine auf der Kostenebene aus-zustechen. Ganz zu schweigen von der Lei-stung der Benutzer, weitere Zusatzwertewie Auswahl, Metadaten, Fanpages, Linksund Remixes beizusteuern. Im Taumel derBörsengewinne fand die Subventionierungvon Breitbanddiensten unter vager Zustim-mung der Musik und Filmindustrie statt,die auf UMTS, Video-on-Demand, allge-meine Portalisierung und neue digitaleVerwertung setzten. Mittlerweile ist klar,dass das "Internet95" der Feind des Mark-tes ist, weil es den Usern selbst zu vieleFreiheiten lässt, sich kollektiv in eigenemInteresse zu organisieren.

COPYFIGHT CLUBSStatt das digitale Eigentumsmodell selbstneu in Frage zu stellen und z.B. je nach Be-nutzungsform und Datentyp verschiedenzu regeln, wird nach Wundermitteln in

Form von Code gesucht. Mittels DigitalRights Management Systemen und zahllo-sen Gesetzen soll schrittweise der Frei-heitsgrad der Distribution, aber auch derMeinungsäußerung, der Gestaltung derPrivatsphäre wie auch dem Teilen von Wis-sen zugunsten eines Marktes kriminali-siert werden, der nicht bereit ist, sich aufdie Herausforderungen der Digitalität aufschöpferische Weise zu stellen. (Die Mehr-zahl der Dot-com-Businessmodelle war of-fensichtlich nicht besonders intelligent.)Das Ergebnis mag bedeuten, dass sich mitzunehmendem Druck ein "Digital Under-ground", ein "elektronischer ziviler Unge-horsam" herausbildet, dem eine passiveund affirmative Mehrheit gegenübersteht,die in "Freibiermentalität" den kurzenSommer des Internets auskostet und sichdarin gefällt, über die Industriebosse zuschimpfen, bis die nächste Massenme-dienpanik ausbricht. Unter den Vorzei-chen einer Angriffssituation muss eine So-

lidarität gegen das unbekannte Übel ge-funden werden. Dieses könnte dann vonaußen kommen, einem fernen Ort wie Af-ghanistan, oder aber von innen heraus,dem Kern Amerikas, tendenziell aus denneuen digitalen Freiheiten selbst, die nunals Bedrohung dargestellt werden. Es läuftschließlich auf einen Kulturkampf hinaus,in dem die Businesskultur bereits offen-sichtlich an Glanz verloren hat. Wie langewird es dauern, bis die Bevölkerung - beider Suche nach den "wahren Schuldigen"auf die falsche Fährte gesetzt - es gerade-zu wünscht, all die netten Freiheiten inherbe Kontrollformen zu verwandeln, der"Sicherheit" zuliebe oder den "aufgeklär-ten Werten"?

SECRET BROADBAND WEAPONSWeitere Tricks werden folgen. So stellt manin der Öffentlichkeit die Situation so dar,als ob es um einen Kampf von Eigentumund Diebstahl geht, statt um eine Verände-rung der Wissensproduktion. Eine Mög-lichkeit der Kontrolle besteht darin, ver-schiedene Formen des Internettraffics ver-schieden abzurechnen. Für Streaming zahltman weniger Volumen, aber mehr Abgabenan die Rechteinhaber, für Email mehr, so-fern Spam ausgefiltert wird usw. So an-schaulich derartige Nutzen sein können, sosehr richten sie sich gegen die Architekturdes Netzes selbst, das auf einer Gleichbe-handlung aller Pakete und Protokolle be-ruht, einer ebenso simplen wie effektivenStrategie der technischen Vereinfachung.Die Logik der Telekommunikationsunter-nehmen verbindet sich dann mit der aufFernsehen, Satellit, Print und Privatradiosowie Datenträger-Distribution speziali-

sierten Inhalteanbieter. Die Konzentrationauf dem Medienmarkt lässt bald nur nochdas Internet bzw. den Privatrechner als un-abhängiges Medium und Ort der Politikzurück. Der Versuch der Geschäftstüchti-gen wird darin bestehen, Vielfalt und Un-abhängigkeit zu minimieren und den Man-gel einzuführen, den es daraufhin zu kon-trollieren gilt. "Broadcasting Flags" oderauch digitale Wasserzeichen, gezielte Ver-trashung oder Platinum-Memberships, Zo-ning oder encrypted p2p circles: Es wird im-mer darum gehen, zu welchem Zweck wel-che Mittel eingesetzt werden.

MY ASS IS A WEBLOGWas sich als verästelte Reorganisation desWissens in Weblogs abspielt, wird von den"alten Medien" als Verschwörungstheorieabgetan oder als heißer Trend hochgeju-belt. Weiterer zentraler Bestandteil für E-Kommerzialität ist die eindeutige Authen-tifizierung der Teilnehmer selbst. ÜberPersonalisierung und mehrwertige Dien-ste, die auf der Bildung von Benutzerprofi-len basieren, soll dem Konsumenten nahegebracht werden, dass sie/er sich als sin-guläres Subjekt zu verstehen hat, das sichüber seine Konsum- und Arbeitsgewohn-heiten zu sozialisieren habe. Doch nichtnur Individuen, sondern auch technischeDienste sollen sich untereinander identifi-zieren. Die Möglichkeiten der Kontrollewachsen exponentiell mit der Komplexitätder Kommunikationen. Hier setzt Micro-soft Dot-Net Webservices an, aber auchdas Konzept des Semantic Web der Web-Begründer. Dass bei derlei Spezialisierungaber schließlich vor allem NGOs eine Viel-zahl an engagierten Mitgliedern aus dem

Netz anwerben und sich eine Vielzahl vonspezialisierten, wenn auch eher unspekta-kulären Interessengemeinschaften organi-siert, ist nur einer der unerwarteten Netz-Nebeneffekte.

FRAGE NICHT, WAS DAS INTERNET FÜR DICH TUN KANN ...Bessere Modelle wären vielleicht eine ArtBitTax, bei der z.B. auf Internettraffic eineGebühr erhoben wird, die z.T. von dem Fir-men bezahlt wird, die auf verschiedeneWeise mit dem Netz Geld verdienen, aberauch von den Usern, die ähnlich wie beimRadio oder öffentlichen Aufführungendurch die Pauschalabgaben einen Weiter-bestand "offener Benutzung" und damitverbundene ökonomische und kulturelleVielfalt ermöglichen. Stattdessen werdenMilliarden für Kontrolltechnologien aus-gegeben, die umgangen werden, ob illegaloder nicht. Softwarepolitik wird zur Dro-genpolitik. Solche liberalen Kompromissesind jedoch nicht Idealziel, sondern bloßeGrundlage weiterer Netzaktivitäten.Betätigungsfelder gibt es viele: Multica-sting Wireless Urban Networks, Linux Ho-meserver, Freie Software und Inhalte, digi-tale Privatmuseen, Kombinationen von In-ternet und analogem Radio und das Enga-gement kommunaler Anbieter und Akteu-re, ein EU gefördertes archive.org für alles,was längst unverkäuflich ist und nicht inarte.tv, Deutsche Welle oder BBC passt,oder einfach eigene Labs und Studios bil-den und die Anwendungen und Servicesentwickeln, die man eben so braucht.

DIE BREITBAND BALLADE

Teil II

Backbone

TEXT: PIT SCHULTZ | [email protected]

Realnetworks hat nun, wie bereits erwartet wurde, die Netscape-Karte gezogen. Warum, zeigt auch derBörsen-Chart. Im zweiten Teil der dunklen Broadband-Saga geht es um nicht weniger als die blendendedigitale Zukunft.

Softwarepolitik wird zur Drogenpolitik.

Zum Nachschlagen: Den ersten Teil der Breitband-Ballade zusammen mit dem kompletten De:Bug Heftarchivim Netz unter:www.de-bug.de (auf Textarchiv klicken!)

www.publicspace.info

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ELLEN ALLIEN - WEISS (BPITCHCONTROL)Ellen mixt wieder. Die poppigen Langstreckenflügel hat sie zu Hause gelassenund lieber eine DSP-funkige Grätsche angesetzt, die Tracks von Schematic, Per-lon, Kompakt, Tigerbeat 6 und natürlich Bpitch Ctrl. zu einem speziellen Elec-tricboogie zusammenknuspert. Krümel den Sommer.

BROOKS - ME, YOU & US (MANTIS RECORDINGS)Neunzehn Jahre jung und schon einen kleinen Meilenstein produziert. Brooksverwebt old schoolige Synthiesounds mit kleinteiligem Samplefunk und Son-gwritergestus und bastelt so das deepste House-Debutalbum seit Luomo. Mei-sterwerk den Sommer.

PESHAY - FUZION (CUBIK MUSIC)Der Altmeister ist zurück. Und housiger denn je. Seine alten Discoplatten feinneben seine Filter postiert, rockt er wie lange nicht mehr. Die euphorischsteDisco meets Drum and Bass-Sause, auf die man sich zur Zeit begeben kann. Fil-ter den Sommer.

CHRIS DE LUCA & PEABIRD - DEADLY WIZ DA DISCOFunkstörung Plug-In Rocker de Luca und Peabird zerkrümeln den Groove zufeinsten Mikrofasern und stemmen gemeinsam den Funk der Breaks auf neuePlateauxs. HipHop den Sommer.

V.A. - DAY BY DAY (DELSIN)Delsin, die Zweite. Die neue Compilation verzaubert wieder mit den schönstenOden an, für und aus Detroit. Von Dimension 5 über Optic Nerve, Peel Seamus,Aardvarck und New World Aquarium sind wieder alle mit von der Partie. Detro-it mir den Sommer.

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VILLETTE DIGITAL FESTIVALParis (FR), 24. bis 29. September 2002Zum ersten Mal findet dieses Jahr das Vi-lette Digital Festival in Paris statt. Die Citédes Sciences, die Cité de la Musique undder Parc de la Villette haben sich dazukurzgeschlossen, um ein Programm rundum die digitale Welt im Alltag zu entwer-fen, mit Kunst, Film, Workshops und einemDigital Sounds Wettbewerb. Und selbst dieelektronischen Musikdinosaurier Kraft-

werk reisen an und geben sich die Ehre mitdrei Konzerten an zwei Tagen. www.villette-numerique.com

BODY POWER – POWER PLAYStuttgart, 6. September bis 13. Oktober 2002Work out im Museum? Können die Syste-me Kunst und Sport doch kommunizieren?Body Power - Power Play ist eine Ausstel-lung zum Thema: Ansichten zum Sport inder zeitgenössischen Kunst. Wenn manschon Fußball im Fernsehen guckt, kann

man doch auch Zuschauer mit Begeiste-rung im Museum angucken. Und sehen:Wer macht die bessere Figur? www.wkv-stuttgart.de/intro.html

COSIGNAugsburg, 02.- 04. September 2002Da setzen sie sich zusammen, die Spiele-entwickler, Designer, Computerwissen-schaftler, Kritiker und Semiotiker, um zuerkunden, wie eine Lehre der Zeichen an-

wendbar ist auf Computersysteme. Spielenmit Signifikanten und Verwandten. www.kinonet.com

SHOPPINGFrankfurt, 24. September – 8. Dezember2002 Nach “Frequenzen [Hz]” jetzt “Shopping”in der Schirn Kunsthalle Frankfurt - in Ko-produktion mit der Tate Liverpool. DieKunst hat uns mal wieder beobachtet beimAuswählen, Einkaufen und Konsumieren

und das alles verarbeitet in Film, Architek-tur, Photographie & Co. Die Schirn Kunst-halle zeigt uns nun die interessantestenWerke dazu. Mit dabei: Andy Warhol, Da-mien Hirst, Rem Koolhaas, Eugene Atget,Andreas Gursky, Jeff Koons, Marcel Duch-amp und und und… www.schirn.de

ARTFORUMBerlin, 26. bis 30. September 2002Der Kunstherbst ist da und mit ihm die in-

ternationale Kunstmesse Artforum Berlin,die für uns jährlich nach junger Kunst jagd.155 Galerien aus 25 Ländern zeigen Werkevon über 1.200 Künstlern (Video, Fotogra-fie, Malerei, Skulptur und Installation).Konzentriert wird sich auf neu und jung,was Werke, Künstler und Galerien betrifft.Als Preview gibt es den Katalog schon zweiWochen vor Beginn, für 18 Euro im Handelerhältlich. www.art-forum-berlin.de/

Events | Goto<36> - DE:BUG.63 - 09.2002

ARS ELECTRONICALinz, 7. - 12. SeptemberAlle Jahre wieder geht‘s nach Linz, um dieelektronische Kunstwelt zu festivalisieren.Analog zur Documenta XI zieht Linz in die-sem Jahr weite Kreise und thematisiert dieglobale Dimension der Vernetzung. DasGanze heißt Unplugged. Wir empfehlenAirport und präsentieren mit. Ausgezeich-net wie ausgestellt werden die Futurefar-mers mit ihrer Visualisierung der Macht-verstrickungen amerikanischer Großkon-zerne "They Rule", Pete Doctor für seine 3Danimierten "Monsters.Inc.", David Rocke-by mit seinen chattenden Computern"n’cha(n)t" und viele, viele mehr. Die volleListe und das dichte Programm von Aus-stellung, Panel, Partys und co. unter:http://www.aec.at

SABOTAGE COMMUNICATIONDas international agierende Kunstlabel Sa-botage Communication aus Wien feiertden Release ihres Buches "Das Medien My-

sterien Theater" und wir feiern mit. DasBuch dokumentiert die eigenen medialenAktivitäten (inklusive Platten Releases,Medienguerillia und Fake Kampagnen akaArt Pranks) via gesammelter Pressereso-nanz. Die Partyserie zum Buch startetpünktlich zum Release am 7.September inWien, natürlich im Flex, und reist ansch-ließend um die Welt. http://www.sabotage.at

72 STUNDEN SERVERFESTIVALDortmund, 27. - 30. SeptemberNach seiner kleinen Überblicksausstellungzur Software-Art sucht der Hartware Me-dien Kunst Verein nach neuen Schnittstel-len und veranstaltet ein Serverfestival. Aufder Gästeliste stehen unter anderen Men-schen von influxus.net, n0name.org, beta-city.de, radiostudio.org. Zudem ist manpermanent online: streamt, tauscht undlogt. Schnittstelle suchen und mitmachen.http://www.hartware-projekte.de/

PRÄSENTATIONENTEXT: KAREN KHURANA / ANDREAS SACHWITZ | [email protected] / [email protected]

GOTO IM SEPTEMBER

TEXT: KAREN KHURANA | [email protected]

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CD (•)-nein (•••••)-ja

EINS

PROCESS - RE’PROCESSED [TRAUM SCHALLPLATTEN]Process, Exil-Kölner und Traum-Act der ersten Stunde, bekommt dafür - und weil einen seine Tracks seit dem ersten Release nie enttäuscht haben - als kleine An-erkennung und Ehrung ein extrem gelungenes Remxialbum. Auf zwei CDs toben sich Freunde, Bekannte, Labelmates und Leute, mit denen man schon immer malwas machen wollte, in sehr vielseitiger Form aus (mit dabei sind u.a.: Akufen, Fairmont, Jeff Milligan, Move D, Cabanne, Olaf Dettinger, Markus Güntner, M.I.A.und Tomas Jirku). Da passt der Titel wie die Faust auf's Auge. Process' Ausgangsmaterial wird fragmentiert, in seine Teile zerlegt und in die unterschiedlichsten Sti-le elektronischer Musik übersetzt. Gemein ist den einzelnen Remixen/Interpretationen vor allem der strenge Minimalismus, der aber (wie bei Traum üblich) nichtin kühle, akademische Forschung abdriftet, sondern immer noch so viel Emotionen mittransportiert, dass die Tracks eine Tiefe bekommen, die man manchmal einwenig vermisst. Das funktioniert sowohl als Listening-CD zu Hause als auch im Club. Denn einige Floor-taugliche Hits sind auch mit dabei.ww.traumschallplatten.deSVEN •••••

OPENSOURCE.CODE [SOURCE RECORDS]Unsere Empfehlung des Monats September engagiert sich für den opensource.code. Nach dem, was da auf den Musik und Maschine-Panels so für Zukunftsvisio-nen zu wünschen übrig ließ, ist das auch kein Wunder. Source records bringt mit dieser Compilation in Kooperation mit Ableton, DER Soundequipment AG mitdem Draht zu computerisierten Live_Performern eine geballte Ladung der reduzierten Minimal-Vorzeige-Riege an den Start. Mit dabei sind u.a. the one and onlysparkling Stars wie Akufen. Er hält sich mit ”Synthaxis 2” in seiner Reduktions-Sprenkel-Klicker-Lauerposition. Applause again auch für Jan Jelinek für ”Music to in-terrogate by” mit wundervollen Touches of Sounds. Robert Lippok lässt’s neben wundervollen Soundpatterns früh um sechs dezent schnarchen und bezaubert sei-ne eigene Seele. Studio Pankow erinnert dezent an Linienbusse, wenn sie so völlig teilnahmslos vorbeigleiten und man in Pankow eigentlich ganz woanders ist.Nämlich ganz nah bei sich selbst. Ganz im Gegenteil zu Thomas Brinkmann, der ”momoklick”t sich so durch. Move D. und Alex Cortex im Tom Thiel-Remix lassensich auch gerne blicken. Ach, und Monolake verströmen den Gang durch ”White II”. Hallräume sind das. Weiße Hallräume. Nicht das ihr friert - Die De:Bug sagt:Daumen hoch & volle Punktzahl.www.ableton.de, www.source-records.comANETTF •••••

ZWEI

NETAUDIO

STEFFEN SAUERTEIG, SVEND SMITAL, PETER STEMMLER, KAI VERMEHR - EBOY HELLO(HERMANN SCHMIDT 2002)Pixel haben etwas Immersives, besonders wenn sie in einem Kontext zum besten gegeben werden, für den sie erfunden worden zu sein scheinen. Die unheimlichemsig arbeitenden eBoy-Menschen aus Berlin und New York haben in den letzten vier Jahren einen Stil geprägt, der in Zeiten von Kantenglättung und 3D-Grafik-engines gerade deshalb wohl als Vorbild für tausende anderer Websites herhalten muss. Auch wenn in diesem Buch offensichtlich wird, was viele hin und wiederglauben – Pixel sind die letzte Referenz an eine vermeintlich verloren gehende Offline-Welt. Weshalb sonst funktionieren diese Grafiken so perfekt gedruckt? Aufüber 500 Seiten bekommt man Klarheit über die Modularität, mit der hier Science Fiction in eine Welt gebracht wird, die so schon längst besteht und völlig an al-len politischen Korrektheiten knallhart vorbeischrammt, das wir glauben möchten, dass Naivität nichts Negatives sein kann. Erst recht, wenn zwischen Splatter,Branding, Sex und Comic unsere Zukunft verlaufen sollte und wir außerdem in einem von eBoy gebauten Haus wohnen dürften. Bitte! EUR 58www.typografie.de www.eboy.de/pages/book/YUKO •••••

LESEN

FAVORITEN

1 Schneider TM - Zoomer (City Slang)2 Lusine Icl / Buddy System (Akward Silence)3 Max Tundra - Mastered By Guy ...(Domino)4 Rend (Plong 008)5 System - s/t (Scape)6 Dave Miller (Background Records/027)7 Languis - Untied (Simball Records)8 Process - Re-process (Traum)9 Cosili - Kleine Freunde EP (Stattmusik/006)10 Keinzweiter (Spontan Musik/001)11 Jeff Samuel - Fcote (Trapez 18)12 Fym/S-Max (Boogizm/005)13 Moblin - Live In Debassment (0000000)14 Linus (Brique Rouge Traxx/001)15 Modeselektor (BPitch Control/54)16 On And On (Sub Static/022)17 Total Science - Rated X (CIA/012)18 Underworld - A hundred Days off (JBO)19 Chris De Luca & Peabird (!K7)20 Falko Brocksieper (Tongut/005)21 Kandis - Airflow (Karaoke Kalk)22 Native Minds (Skunkrock/013)23 Pan/Tone (Revolver/008)24 Phil Weeks (BRique Rouge/017Re)25 Baxendale (Scheinselbständig/SST4)26 Selection 1 (Trapez)27 Lost For Words (The Leaf Label)28 Repeat Orchestra (A Touch Of Class/009)29 Undercover Agency LP (Seasons)30 Boom Bip - Seed to Sun (Lex)

FINDER

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<#48> DATES

Reviews

MOBLIN - LIVE IN DEBASSMENT [0000000]Etwas umständlicher Labelname (kommt aus Schwe-den) aber irre gute Platte von Chris Ragnar Bergen ausPhiladelphia der wenn man es schon irgendwie fassenwill, was da auf den acht Tracks passiert irgendwo zwi-schen digitalem Wahnsinn und HipHop operiert. DieBeats sind purer Funk, die Sounds kompletter Unsinnund verdammt wandelbar. Immer wieder aufgewirbel-te Stakkatos, die davon zeugen, dass Bergen weiß, wieman Breaks macht, gerne auch mal als Abenteuer oderum etwas auseinander zu reißen, so als wäre in jedemSound ein eigener Crossfader installiert, was dieTracks natürlich schön kurz macht, die Glitches extremunterhaltsam und die ganze Platte zu einem Fest für al-le, die es lieben, digitale Sounds in dennoch sehrsmoothen Grooves zu hören, ohne dass eins der bei-den Elemente sich gegenseitig was wegnehmen woll-te. Rockt! Mehr von ihm bald auf einer Simball Compi-lation und Irritant Split 12” wie auch sein erstes Album“C Prompt” sollte man definitiv suchen.www.7o-label.comBLEED •••••

V.A. - 10 KILO CALLING [10 KG]10 KG ist keinem bestimmten Genre zuzuordnen, wasetwas mit der Herkunft des Labels zu tun hat. Ende der90er Jahre ließ sich Richard Brooke von den Friction-Abenden im Londoner Club Bar Rumba inspirieren, dievon Adam Freeland und Rennie Pilgrem organisiertwurden. Das erste Album “10 Kilors” 1998 versammeltedie ten-killlorrr-weight-tracks der Friction-Abende mitDJ’s wie Bushwacka!, High Prime und Silicon Valley DefStars, die Techno, House, Breakbeat, Trance und Chilli-ges zu einer “music for all persuasions” featuren. 10 Ki-lo Calling ist dessen Fortsetzung. Bushwacka! ist wie-der mit dabei zusammen mit Pilgrem, McMillan, An-derson, PFN und Layo. Danny Briottet und AJ von Re-negade Soundwave remixen das Ganze zu einer run-den Mischung aus nu school breaks und tech-house.Aber Monster-Dancefloor? Eher nett.ANNE •••

SYBARITE - NOMUMENT [4AD]Nach zwei 7”es auf Zeal und Emanate sowie diversenCompilation-Beiträgen hat der New Yorker Sybaritesich wohl überlegt, bei 4AD nur zu signen, wenn sieihm auch eine 7” machen. Passiert auch. Für das Albumjedenfalls hat er sich, es war wohl etwas Geld auszuge-ben, einen Haufen befreundeter Musiker geholt, dieseinen Tracks hier etwas mehr von diesem jazzigenSwing geben, als man bislang gewohnt gewesen wäre.Sonst aber die von ihm gewohnten DSP-Stakkatogitar-ren-Orgien, die grummeligen Beats und warmen Melo-dien, das gerne an der Grenze zu Pop operierende Har-moniegefühl und die dennoch immer wieder zu splee-nigsten Eskapaden bereiten Sounds und Effekte. Ihmist einfach egal, ob da mal so ein Housevocaltrack da-zwischen rutscht, schließlich kann er ihn ja wieder mitseinen Knusper-Sounds und leicht wirren Zausel-Zer-rungen so behutsam auseinandernehmen, dass derRest von Pop bleibt, aber keine Beliebigkeit auftaucht.Sympathische Platte die bestimmt das beste ist was4AD seit Jahren gemacht haben. www.meusic.net/BLEED •••••-••••

COMPANIONSHIP [APRIL]DJ Wunderbaum, Pionier der dänischen Freestyle-Sze-ne (ok, wir halten es nicht aus, das ist vom Promoinfoabgeschrieben, stimmt aber vielleicht doch) hat diesePlatte zusammencompiliert und dem Steckenpfer-dchen von April, der Verbindung von Jazz und Electro-nika (es gab schon mal eine Doppel CD Compilationfalls ihr euch erinnert) mehr aus der Sicht dessen, wasdavon mittlerweile innerhalb von Jazz auch schon an-gekommen ist, und so sieht man die ersten zartenPflänzen von Drumsounds aus dem Powerbook, zwi-schen den sanft angeblasenen Saxophonsolos und denFusion-Klavieren und diverser Jazz-Trällerei, und wun-dert sich wie oft das eigentlich eher wie eine BrokenBeats-Compilation klingt. Mit dabei lauter unbekanntenordische Jazzbands die logischerweise kein Menschkennt (keiner den ich kenne jedenfalls). Vermutlich vorallem für Broken Beats Freunde eine CD zum kennen-

lernen benachbarter Szenen. Fusionliebhaber sollteman aber schon sein. www.vow.dk/aprilBLEED ••••-•••

V.A - ROLLIN´ 4 [AZULI]Nicky Blackmarket ist nicht nur durch seine Mixskillsunter Junglists auch außerhalb der Insel schon langeein Begriff, sondern auch durch seinen legendärenPlattenladen in - ja, richtig - London. Dort trifft er sie:Brockie, Total Science, High Contrast, Zinc, Swift, An-dy C, Lemon D, Bad Company und wie sie alle heißen.Auf dieser CD finden sich 22 seiner aktuellen Rollerwieder. Von Amen Breaks bis TechStep ist das drin, wasgefällt, auch wenn die Snare dann doch oftmals geradedurchläuft. Das Mixing ist, wenn man vergleichbareCDs heranzieht, sehr ordentlich und dürfte einige Ta-pejäger erfreuen, denn die live schon fast obligatori-schen schlecht ausgesteuerten drei MCs fehlen ganz.Stellt sich die Frage, ob das Ganze ohne Whistle- undLighter-Crew und ohne Rewind in den heimischenWänden so richtig rockt. www.azuli.com, www.blackmarket.co.ukM.PATH.IQ ••••

LANGLEY SCHOOLS MUSIC PROJECT - INNOCENCE& DISPAIR [BASTA MUSIC/SETANA RECORDS EFA]Eine Platte mit Aufnahmen von sechzig ungefähr zehn-jährigen Schulkindern, die sich über hundertfach geco-verte Songs von den Beatles, den Beach Boys und Da-vid Bowie hermachen? Das klingt nach unfreiwilligemHumor, der selbst einen Außenstehenden mit Sinn fürTrash und Bad Taste nicht länger als zwei Minuten vordem Stereo gefangen hält. Skurril ist das Ganze sicher-lich, obskur und nicht einzuordnen, meist auch rechtschräg, aber albern garantiert nie. Dafür sorgt HansFenger, der die Stücke mit Gamelan-Instrumentarium,Gitarre und Piano ohne Angst vor hörspielartigen Ex-perimenten arrangiert hat. Und natürlich die Kinder,die den vermeintlich abgenudelten Melodien mit Be-geisterung neues Leben einhauchen. Und nicht nurDavid Bowie hält ihre “Space Oddity”-Version für “die

beste Fremdeinspielung, die er je gehört hat”.ASB ••••

KOMET+/VS. BOVINE LIFE -RECIPROCESS+/VS. VOLUME ONE [BIP_HOP] Ökonomisch nennt Komet seine Klänge, Minimalis-mus wäre eine Bezeichnung für eine ganz andere Mu-sik aus einer ganz anderen Zeit. Was darunter zu ver-stehen ist, zeigt er zusammen mit Bovine Life auf einerSplit-CD des Bip_Hop-Labels aus Marseille. Frank Bret-schneider und Chris Dooks versammeln hier Solot-racks und musikalische Gemeinschaftsarbeiten sowiegegenseitig angefertigte Remixe. Eine eher selteneHerangehensweise in Zeiten fast autistisch entstande-ner Wohnzimmer-Elektronik. Und diese Arbeitsweisefunktioniert gut, wie das Album zeigt. Nichts wirklichbahnbrechend Neues ist entstanden, wie man viel-leicht bei Bretschneiders obigem Zitat vermutenmöchte, aber eine sehr angenehm aufs Allernötigstereduzierte Platte. Dook ist der eher abstrakte und Ko-met der groovende Part des Duos, es ergibt sich alsogenau die richtige Mischung aus Experiment undSwing.ASB ••••

SPACEHEADS - LOW PRESSURE [BIP_HOP]Nach ihrer letztjährigen Zusammenarbeit mit MaxEastley nun wieder Trompete und Schlagzeug pur. Na-ja, “pur” kann man das wirklich nicht nennen, sovielElektronik, wie da im Spiel ist. Und sie grooven ordent-lich auf ihrem mittlerweile siebten Album. Wirklich in-teressant sind aber nur die experimentierfreudigerenTracks, einige andere tendieren eher in Richtung Steh-partybeschallung. Also ein eher wechselhaftes Ergeb-nis.ASB •-•••

WANG INC. - RISOTTO IN 4/4 [BLEEP 15]Nett, albern, eindringlich, quietschend, nach vorne ge-hend und dabei von allem die richtige Dosis - sowünscht man sich das doch immer mit die Unterhal-

tungsmusike. Und guess what - genauso startet der Ri-sotto in 4/4 und geht mit zunächst nur wenig vermin-derter Kraft auch weiter: Hier eine kleine Akkordeon-knabberei, dort ein kleiner Sketch, gelegentlich einZwischenstück und auch bei Exkursen in beschauliche-re Regionen wird zumeist durch die Entdeckerbrille ge-schaut. Aber leider- welch böse, unheilverheissendenWorte - geraten die Arrangements gegen Ende zuneh-mends oberflächlicher und muten fast lustlos an. Dageht manch schöner klanglichen Idee die Puste aus,bevor sie richtig angefangen hat. Ein Jammer. Abernatürlich auch toll. www.wanginc.itPP •••

MOPAD - ELEKTROROCKER [BLUE2/ALIVEAG]Knorke Kölner Kölschphunktracks von dem noch rechtneuen Mopad, der sehr lässige 60s Elektrobeats mit al-bernen Samples kollabieren lässt und dabei den Motorimmer schön warm hält. Der durchgehende Groovehat ein wenig von 2Step, ein wenig von lässigen 60s,etwas von aufgedrehten Straßenkreuzern an aufge-drehten Straßenkreuzungen und manchmal wird es so-gar richtig beatlastig verjazzt und ein wenig knarzig ex-perimentell. Locker. BLEED ••••

JANEK SCHAEFER -INVISIBLE ARCHITECTURE #3 [AUDIOSPHERE]Der Musiker und Sounddesigner Janek Schaefer be-streitet den dritten Teil der “Invisible Architecture”-Reihe des Sub Rosa-Unterlabels Audiosphere. Er kom-biniert Soundscapes mit Musique Concrete-Hinwei-sen aus manipulierten Plattenspielerklängen sowie ge-fundenen Klängen und Geräuschen zu dunklen Dro-nes, fließenden Flächen und seltsamen Stimmungenund Atmosphären. Oder für Schubladenabhängige:Abstrakte Ambientmusik mit entfernten Philip Jeck-Parallelen.ASB ••••

DIGITALVEREIN: ZU HAUSE2 REMIXESThinner hat es mit den letzten Releases geschafft, zum momentan spannendsten aller Netaudio-Label zu werden. Mit Thinner Release Numero 17 macht man nunkonsequent selbstbezüglich weiter und lässt Artists aus dem Thinner-Umfeld Labelrelease Nummer 14 remixen. Wir erinnern uns: Zu Hause2 stammte von JoergSchuster aka Digitalverein, den wir spätestens seit seinem Debut auf Source Records (unter dem Projektnamen Sensual Physics) in unser aller Herz geschlossenhaben. Schuster hat sich mittlerweile offenbar sogar schon einen derart großen Fanclub erspielt, dass es für Lufth, sein neuestes Netaudio-Projekt, lustiges T-Shirt-Merchandising gibt. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Mit Thinner ist er auf jeden Fall schon länger verbandelt, sein Gaswerk-Track zierte bereits das Label-Debut. Zu Hause2 wiederum lebte im Original von Schusters mittlerweile schon fast Trademark geltendem Dubsound, der sich durch feinste Strukturen und ex-treme Beweglichkeit im Detail auszeichnet. Die Remixe setzen sich darüber munter hinweg und spielen mit all dem, was die weite Welt des Delays so an Stilviel-falt hergibt. So macht Dolby aus "Winterdumpf" einen rauschenden Technodub-Track, Falter verwandelt "3rd und 6dis" in einen dubby House-Track und GrooveTentdeckt mit "Tiefer ins System" den Effektschleifenfunk. Elf sehr nette Tracks, die neugierig machen, was die Thinner-Schuster-Connection so als nächstes aus-heckt. Und natürlich Pflichtdownload. http://www.thinnerism.comJANKO •••••

Page 34: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

<38> - DE:BUG.63 - 09.2002

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Diese Liste kann nur eine Auswahl aus unserem Angebot sein. Wenn diese Liste vom Drucker kommt,sind manche Platten vielleicht schon vergriffen und andere wieder neu reingekommen (wir setzen nurPlatten in die Liste, die wir zu dem Zeitpunkt des eintippens auch wirklich am Lager haben!). Deshalb beiBestellung bitte möglichst Ersatztitel angeben. Normalerweise bekommen wir jeden Tag Lieferungen mitNeuheiten oder Nachbestellungen. Bestellung telefonisch oder schriftlich und bbiittttee ddiiee BBeesstteellllnnuummmmeerrnnaannggeebbeenn. Preisangaben unter Vorbehalt (Einzelne Tippfehler können bei den Preisen genauso wie beiTiteln oder Labels vorkommen). Versand erfolgt per Nachnahme oder Bankeinzug mit Paketpost.Innerhalb Deutschland berechnen wir als Versandspesen pauschal: Paketpost standard NN: ¤ 6,90(dazu kassiert die Post noch ¤ 1,53 NN Gebühr) / Paketpost Bankeinzug: ¤ 3,30 (eine Standardsendungsollte normalerweise innerhalb 48 Stunden ankommen). Bei einem Rechnungswert über 150,-übernehmen wir die Versandkosten für Standardsendung (nur Inland). Expressversand ist gegenAufpreis möglich. Wenn eine Lieferung durch Verschulden des Empfängers zurückgeht, müssen wir dieentstandenen Porto- bzw. Rückportokosten berechnen. Großhandelsanfragen sind willkommen.Nachdruck oder Vervielfältigung dieser Liste (auch auszugsweise) ist nicht erlaubt.

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SCHNEIDER TM - ZOOMER [CITY SLANG]Prima, wenn man bemerkt, dass anderen auf derProduktionsseite ähnliches wiederfahren seinmuss wie einem selbst im Rahmen vom Pop-Re-zeption: Schneider hat mit den Hip Young Thingsklasse Gitarrensongs in und nach dem großenGrunge produziert. Wurde mit den ihrer Zeit vor-auseilenden Locust Fudge völlig zu Unrechtschlichtweg überhört und niemals zum deutschenBeck mit überdimensionaler Sonnenbrille geadelt.Nach der klaren Kehrtwende zur Elektronik unter‘eigenem’ Künstler-Namen (zu Hause Dirk Dressel-haus) geht es ihm aufmerksamkeitstechnischdeutlich besser. Aber immer noch schlecht genug,um z. B. eine bezaubernde Coverversion derSchmidts (“There Is A Light That Never Goes Out”)auf seiner letzten E.P. zu veröffentlichen. Genaudort knüpft ‘Zoomer” an: Elektronischer Pop mitganz viel Seele. Nimm “Reality Check”, “Cuba TM”oder “Frogtoise” und schlag die Brücke zwischenakustischem, supersexy Raz Ohara und knirpsel-knusprigem Styrofoam und Co. Am vorläufigen En-de treffen sich alte Freunde wieder, schütteln er-fahrene Hände, schmeißen Analog-Digital-Dicho-tomien über Bord und tanzen zu den so ziemlichschönsten Songtracks seit langem: Schneider istder neue, wieder singende God of Soultronics. www.schneidertm.comCJ •••••

COCOON COMPILATION - C [COCOON]Die neue Cocoon ist wieder etwas klassischer ge-worden, auch wenn Jacek sie beginnt, der ja mitseiner LP “Techne” auf Cocoon immer noch für Be-geisterung sorgt. Rockende Tracks von Rachmad,Kowalski, Gennaro Le Fosse, Funk D`Void, StannyFranssen, Taksi, Alter Ego, Peter Dundov und S.I.Futures lassen vermuten, dass man sich in Frank-furt doch wieder Richtung Schranz orientiert. AlsAbschlussbonbons dann noch ein schwerer Dub-mix von Diggler und das allerherzigste MichaelMayer-Stück “Funky Handicap”. BLEED ••••

INTERNATIONAL PONY - WE LOVE MUSIC [COLUMBIA RECORDS]Lange hat man darauf gewartet. Lange wurde dar-über gemunkelt. Nicht nur in miesen HamburgerHafenspelunken. Die drei großen Herren des Tanz-flächenentertainments haben ihre Seele gefun-den. Und den Funk. Und das schmeckt nach ... nacheiner großen Party in meinem Mund und alle sindeingeladen. Nach einem wunderbaren Sommer. Ei-ner guten Zeit. Und unterschwellig auch nach Sex.Meist liebevoll. Manchmal wild. Aber immer so-phisticated. Wer da die Remixe oder die Platten“Music is okay” oder “Erosound” von DJ Koze bzw.Erobique oder Cosmic DJ mochte, wird auch ihrDebüt als International Pony mögen und liebenlernen. Denn so wie sich die jeweiligen unverkenn-baren Handschriften wiederfinden und in einemgroßen Werk reflektieren, so sollte wohl auch dieperfekte Ehe funktionieren. Einziger Schwach-punkt ist meiner Meinung nach “blow my mind”und das obwohl da der Herr Deejay Punkroc seineFinger mit im Spiel hatte. Ist aber nicht schlimm.Denn der Rest ist ein großartige Streuung vonTanzschuhen und Flachmännern. “We love music”.Klar, wie sollte sonst eine solche Platte auch an-ders möglich sein.JONAS •••••

TONY ALLEN - HOMECOOKING[COMET RECORDS/ ZOMBA]Tony Allen war der Backbone des Fela Kuti-Orche-sters in den 70ern. Seitdem ist viel Wasser durchLagos geflossen. Aber Afrofunk ist so populär wienie. Und so anpassungsfähig an aktuellen Hip Hop,Phillysoul, aber auch Retrostreetfunk und natür-lich sich selbst, dass er wie das alerteste Chamäle-on wirkt. Das liegt aber nicht an indifferenter Cha-rakterlosigkeit, sondern daran, dass Afrofunkschlichtweg der Backbone für diese Stile ist, ir-gendwo. Fela war der Backbone von Afrofunk,Tony von Fela. Da braucht er also nur die Kiste lau-fen zu lassen, Gäste wie Soulboy Damon Albarn,Ty, Mary & Norman dazu zu holen, und schon wird“Homecooking” zum Backbone für alle aktuelle“schwarze” Popmusik. Rein rechnerisch logisch, ir-gendwie.JEEP ••••

ALL GOOD VINYL CLASSICS - DRUM AND BASSS SESSIONS PT.1 [COPASETIC]Ah, eine Compilation voller Klassiker von All GoodVinyl. Alte und längst vergessene Heroen und Se-miheroen wie Kid Loop, Wax Doctor, Alex Reece,DJ Pulse, Krust und Dave Wallace und seine Aquas-ky Jungs. Sechzehn Tracks, die sehr geschmeidigdie deepe, upliftende Vergangenheit von Drumand Bass (die zum Glück wieder immer mehr anWichtigkeit gewinnt) nochmal beleuchten.Smooth.SVEN ••••

PELLARIN - TANGIBLE ABSTRACTIONS [COUCHBLIP / BLIP004]Die Dänen. Ach ja. Pellarin ist ein Meister der eherambienteren Frickelknuspereien, die rhythmischauf so vielen Ebenen gleichzeitig ablaufen, dassman fast gar nicht merkt, wie sich hier Monster umMonster, eins schüchternder als das andere ent-wickeln. Was “Tangible Abstractions” aber so run-dum perfekt macht, sind, jajajaja, die Melodien, diewie eine kleine Ausflugsgesellschaft von Knottel-monstern mit Taschenlampen durch den Waldläuft und dabei alles für einen Moment freundlichanstrahlt. Eine wundersame Melancholie - fühltsich irgendwie fellig an - kriecht einem ins Ohr. Zudigitalen Wurzelgeräuschen träumt die FM-Syn-these von besseren Zeiten. Die werden schon kom-men, Knottel sei dank. Wundervoll.THADDI •••••

TANAKA AKIRA - NEW TOWN [CROSS]Killerplatte von meinem japanischen Lieblingsla-bel, die so wirbelnd und glücklich Melodien undSamples durcheinanderwirft wie nur wenig zurZeit, digitale Krabbelein mit Killerkutups versetzt,dabei immer wieder noch verdammt gut zu groo-ven weiß und manchmal sogar elegisch in einemGewitter aus CD-Skips so etwas wieder findet wieeinen kuscheligen Groove. Hypnotisch, glücklich,extrem heiter und wahnsinnig spannend. EinePlatte, die mindestens soviel Aufmerksamkeit ver-dient hat wie sie einem Spaß machen kann. Ge-heimtip des Monats. BLEED •••••

COLLECTIONS OF COLONIES OF BEES - FA.CE [CROUTON ARTWARE]Auf dem dritten Album des “Pele”-SeitenproduktsCollections Of Colonies Of Bees arbeiten Chris Ro-senau und Jon Mueller mit Gitarren, Schlagzeug,Klavier und Computern an ihrer eigenwilligen Mi-schung aus Klanginstallation und Folkimprovisa-tionen. Mit viel Gefühl verbinden die beiden dabeiextrem digital Klingendes, akustische Elementeund Umweltgeräusche zu einer unglaublich orga-nischen Einheit, als wäre das das Normalste der

Welt. Es klingt zumindest so.ASB ****

PESHAY - FUZION [CUBIK MUSIC PRODUC-TIONS]Das lässt er sich nicht nehmen. Das neue Label Cu-bik soll es alles machen wie die Grossen und nichtssoll dem Zufall überlassen werden. Das geht vonden extrem optimierten Filterdiscodrumandbas-stracks bis hin zu der Promotionattacke, die Pes-hay in England damit fährt, und es macht auchSinn, denn die Tracks rocken einfach so durchgän-gig und funky in ihrem neugefundenen Glück zwi-schen soliden warmen Basslines und schreiendenErinnerungen an Discozeiten (gefakt zum Teil, wiewir vermuten, aber durch Oldschool durchausauch in Drum and Bass gebackt). Also, Afro aufge-setzt und hinein ins Geschrei dieser 10 Tracks, diees schaffen fast komplett ohne Rockerbasslinesauszukommen und sogar die hierzulande üblichenStrings, die man mit Disco Identifiziert, auszulas-sen. Dafür aber um so mehr Soul und Vocals, abund an man ein paar lässig angefilterte Gitarren-licks und ja, sogar ein Saxophon ist von seinem Li-quid Funk Stil irgendwo noch übrig geblieben. DerRest aber ist pur, rein, kickend und Drum and Basswie er zur Zeit die Floors sympathischer kaumwegrobbt werden könnte.BLEED •••••

MIGHTY MATH - THE SPANGLED UP OF A TUM-BLER [DIFFERENT DRUMMER]Robert Shaws zweites Album macht da weiter, wo“Up Life Gone Star” aufhört, mit dicken Basslines,klickerigen Beats, eingängigen Melodiefetzen undviel Spaß an skurrilen Samplequellen und albernenGeräuschen. Ein bisschen Boards of Canada hier,eine Plattensammlung von Lee Perry bis Matmosim Kopf und jede Menge Humor- fertig ist “TheSpangled Up Of A Tumbler”. Wenn’s denn mal soeinfach wäre!ASB ••••

THE PARALLAX CORPORATION - COCADISCO [DISCO B]Die Tracks der EPs auf Viewlexx, die ja auch dortschon als CD erschienen sind, kommen hier nochmal für uns der Geheimnisse holländischer Distri-butionswege nicht Mächtigen heraus. Und es sindnatürlich, nicht ganz die Testversuche am mensch-lichen Objekt, die IF da gerne mit uns anstellenwürde in seinem heimischen Kabinett der Grusel-disco-Pornopropaganda, aber stellenweise ist esnah dran und vor allem macht es immer wiederSpaß zu sehen, wie die Tracks sich rings um Discound Techno-Banalitäten winden und diesen soli-den One-Man-One-Nation-Groove entwickeln, fürden IF ja so berühmt ist. Und so verblubberter Ge-sang war ja auch schon lange nicht mehr in der Di-scowelt gehört worden. Skurrile Platte zwischenden Stühlen, wo sie sich breit macht und sich überjeden alten Drumsound freut wie ein kleines Kind. BLEED •••••

MAX TUNDRA - MASTERED BY GUY AT THEEXCHANGE [DOMINO]Musste ja früher oder später mal jemand machen.Den Cutter der legendären Plateschmiede in Lon-don als Plattentitel. Was keiner erwartet hätte al-lerdings, waren wohl solche Tracks dazu, denn MaxTundra spinnt. Definitiv. Fall jemand da draussenLabel wie Èl kennt, der stelle sich bitte diese Artvon Popsound (völlig durchweicht und dennochkompromisslos verspielt und sweet) vor und mixees so lange mit skurrilen Effekten und dem Willen,jede noch so grosse Festplatte bis zum Rand mitSamples zu füllen und hops: Hinein in die besteWiederauferstehung von 70er Jahre Sesamstras-sengroove mit Cutupfunk und Blechdosen-Japan-pop, die ich seit langem gehört habe. Sehr sympa-thsiche Platte, die im richtigen Moment klingenkann wie ein einziger grosser zeitloser Witz. www.maxtundra.comBLEED •••••

CINEMA - BEFORE THE DARK [DOMINO]Sehr schönes, mal melancholisches, mal lässigesAlbum von Crawford Tait und Gregor Reid ausGlasgow, die schon auf dem ersten Track klar ma-chen, dass ein einfacher billiger Lofi-Piano-Soundin satten Mollmelodien doch noch etwas sagenkann und so bewegen sie sich stoisch durch einesdieser klassischen Alben, das einem ständig ent-weder vorgaukelt, dass sie mehr Gangsterfilme alsman selber gesehen hat, oder zumindest besserwissen, wie man diese angejazzte Stimmung zwi-schen Technicolor und der Sehnsucht nach einemvergessenen Medium aufbaut, wie man mit Ge-genlicht in sattestem chemisch unveränderbargelber werdendem Licht rockt, wie man breakig,leicht und smooth, gerne mit etwas billigenStrings wuchernd, 70er Funk-Verschnitte als neueTop-Frisur präsentiert und am Ende nicht unbe-dingt überraschend anders sein muss, um ein gut-es Album zu produzieren, das Fans von Philadel-phia Orchestern genau so gefällt wie dem einenoder anderen Rare Groove-Sammler und der typi-schen Elektronika-Tropfnase.BLEED ••••

HANS PLATZGUMER/ CATRIONA SHAW - MISS ME [DOXA]Keine Ahnung, wieso mich das hier immerzu an Ly-dia Lunch zur “Queen of Siam”-Phase erinnert.Vielleicht wegen der kultivierten Schwüle? HansPlatzgumer und Catriona Shaw schlängeln sichdurch einen Leftfield-Blue Eyed-R&B mit europäi-scher Elektronika-Zersetzung, der ganz dreist be-hauptet, von Missy Elliott und Autechre echt vielmehr gelernt zu haben als Vogels/ LidellsSuper_Collider, dass man jeden crunchgefedertenBass und jedes weggeglitchte Melodieelementdoppelt kritisch unter die Lupe nimmt. Und höreda: Das schmiert einem ganz schön diamantenver-setzt den Teer ums Maul, dass man sich ständig dieLippen reibt, weil das hier so offensichtlich aus ei-nem Im-Dreck-Wühlen ein In-Seidenlaken-Schla-fen zimmert. Früher nannte man mich SchwarzerPanther: Jeep, der Schwarze Panther mit den Stol-lentatzen, daran erinnere ich mich gerade. Aus un-erfindlichen Gründen?JEEP ••••

LES DICKINSONS - STARFIGHTER E.P. [ECHOKAMMER / 014]“Fall Asleep” ist ein korrekter Indietrack mit leich-ter Cowboystimme und süßem Refrain. Auch“Swimming” kann grooven und ist zum Glück einbisschen elektronischer. “Starfighter” will einemdann wirklich nicht mehr aus dem Ohr, macht Spaßund passt zum Wetter. Der Remix von Blond gehtauch ok. Wenn sich die Dickinsons mal entschei-den, ob sie nun akustisch oder elektronisch seinwollen, könnte das was werden, egal in welcheRichtung sie dann ziehen.THADDI •••-••••

DISKA - AMERICA’S THE BOMB [ECHOKAMMER / INDIGO]Komplett unbegreiflicher Schwachsinn, wenn ihr

mich fragt. Gegen USA-kritischen Politaktivismusist ja noch nichts einzuwenden, im Gegenteil. Dasdann aber musikalisch so einfallslos und uninspi-riert einem vor die Füße zu knallen, tut wirklich inder Seele weh. Langweilige Sounds, langweiligeSamples, langweilige Vocals. Das ist ungefähr sosexy wie diese EBM-One-Hit-Wonders “The Weat-hermen” damals, die ihr einziges Konzert in Berlinbei der Eröffnung der dritten WOM-Filiale in ei-nem Einkaufszentrum geben durften. Gruselig. Dahöre ich lieber diese alte Protestplatte von Conso-lidated. Argh.THADDI •

GUARDNER - SOMEDAYS IN MY LIFE [ELEKTROLUX]Wenn Marcus Schmahl gerade nicht mit FrankRückert aka üNN am Rauschfaktor-Projektschraubt, dann veröffentlicht er eben mal sein So-lo-Debüt. Manche Tage in Schmahls Leben schei-nen sehr ruhig zu verlaufen, fast zu ruhig. Dochseine Ruhe unterscheidet sich von vergleichbaren,mehr durch Ibiza-Chill-Sound geprägten Künstlerdurch epische Arrangements. Diese bestehenzwar auch aus emotionalen Soundscapes, Strei-chern und Pianos, bekommen aber durch steteEntwicklung im Detail eine höhere Halbwertzeit.Lediglich die Beats zerfallen gelegentlich, um sichwie von selbst neu zu öffnen. Wer über SpaceNight und Flowmotion auf den Geschmack ge-bracht wurde, sollte sich diese Mixtur aus Down-beat, Ambient und Elektro(nika) mal anhören. www.guardner.deM.PATH.IQ ••••

JORI HULKKONEN - DIFFERENT F-COMIntrovertierte, fast schwerelos rollende, manch-mal ein wenig ins elegische abdriftende Housemu-sik, dafür ist Jori Hulkkonen bekannt. Teilweisewerden daraus herzzerreißende kleine Deep Hou-se-Hymnen, denen man das kleine bisschen Pa-thos einfach nicht krumm nehmen kann (und derKitschfreund in mir sagt, dass ihnen (den Tracks)das sogar gut steht). Sein Trademark-Sound auswattig bouncenden Beats, entspannter Percussionund warmen latent discoiden Basslines (“Das er-gibt immer so ein wiederekennbares Gesamt-dickicht.” Jan Joswig), verwandelt auch den größ-ten Club in eine kleine, lässig schimmernde Bar.Sehr intim das Ganze und dann wieder doch sehrunpersönlich (im positiven Sinne), so als ob mansich einfach nichts sagen müsste und die Biogra-phien sich in der Musik auflösen. Tanzen mit ge-schlossenen Augen oder Herumschauen ohne et-was zu suchen und sehen zu wollen. Wie das haltso ist. Schön.SVEN ••••-•••••

VARIOUS ARTISTS - FALS.CH FB50 [FALS.CH]Für die, die kein DSL haben und/oder sich längernicht auf der Website fals.ch rumgetrieben haben,gibt es einmal mehr ein kleines Update in Formdieser 3”-CD, auf der knapp zweieinhalb StundenMusik zusammengetragen sind. Natürlich ist daskein vollwertiger Ersatz für den Besuch der Seite,die u.a. mit dem Feature einer Suchmaschine auf-wartet, welche bei Begriffen wie “Pita” oder “Dani-el” einen Link zum T-Shirt Download anbietet -aber was soll’s, das wäre ja noch schöner. Musika-lisch gibts dafür ein extrem breitbandiges Sorti-ment, das neben dem Krach Evols ein halbstündi-ges, stellenweise leicht tranciges Hörstück vonb.low anbietet, den Fisimatenten von Ulf Biltingund Zbigniew Karkowski nachspürt, Einblicke inKen Shotickers Hochgeschwindigkeitshumor an-bietet, Gordon Kriegers teils spastisch anmutendeSonatas für Macintosh-Stimmen ebenso wiezzzzzzzzzzzzzzzpt’s moody Jazzthing oder J.O.K.E.’skapriolenhaften Deppstep und Sonny Maos wis-senschaftliche Methode in peto hat und auch dar-über hinaus noch mit manchen Ergebnissen ausder Beschäftigung des Forschens mit Klang auf-warten kann. Sehr sweetes thing.s.chPP ••••

TECHNIQ - COMPUTERGLOBALHYPERMEGANET2002 [FLIESSKOMMA]So ein bisschen von allem haben sich die Leute hierauf Fliesskomma vorgenommen. Stringlastige Do-wntempo-Tracks, elektroid wuselige Schmärmer-stücke mit angebrutzelten Beats auf Drum andBass-Tempo, etwas Elektronikahimmel, etwasKnarziges mit digital angeknusperten Beats, aberirgendwie hängen die Melodien etwas zu oft inden 70ern rum und das Pathos und die etwas zuvollmundig eingesetzten Strings machen dieTracks dann doch etwas zu beliebig und breit, soals hätte man das ganze Album noch mal durch ei-nen Harmonizer und einen Realizer geschickt. BLEED ••-••••

PRESS TO TRANSMIT - OUTER DISLOCATIONS [FLIESSKOMMA]Darke, szenisch arrangierte Tracks zwischen Films-capes und digitalen Beats, zwischen jazzig ver-trackten Arrangements und skurril krabbeligen Fil-tern, was etwas banal wirkt, wenn man den Ein-druck bekommt, dass die Produzenten vorherdeutsche Krimis vertont haben, aber auf den beat-konzentrierteren Tracks druchaus einen eigenwil-ligen Reiz verströmen kann. Leider versuchen sieständig, eine Frauenstimme in die Tracks zu inte-grieren, die einfach nicht auf alles passt. Selten ei-ne CD gehört, die soviele gute Ansätze hat, aberdann ständig ausfranst und sich verirrt. BLEED ••-••••

V. A. - ORGANIC AUDIO PRES: HILIFE [FUEGO]Überall wo das Etikett “Afro House” klebt, be-fürchtet man nicht immer zu unrecht CaipirinhaSaufen und düdelige Studentendisko. Auch wenndie von Organic Audio kompilierte Mix-CD so einbisschen in diesem geschmacklich abgesichertenFahrwasser segelt, hat der Mix seine Momente.Insgesamt liegt der Fokus liegt eher auf perkussi-ven Tracks, die immer wieder Schnittstellen zuhousigeren Nummern wie den Beiträgen der IdjutBoys und den Primitive Urges von Swag bilden.Auch der Organic Audio Mix von Toscas Honey isteine geglückte Fusion aus Electro Bassline undMarimba Geklöppel. Einen Caipirinha bitte!FELIX ••••

ICH GLAUBE ICH HÖRE GENESUNGSWERK[GENESUNGSWERK]Eine Compilation des immer sehr spannenden La-bels Genesungswerk aus Dortmund, das sich demexperimentellen Sound jenseits von Genres ver-schrieben hat und dennoch nie beliebig wirkt. DieTracks kommen von so unterschiedlichen Leutenwie Pal Asle Pettersen, Synclair, Kallabris, Team Fo-rest, Franco Baresi, Segment, Karsten Frankreich,Konrad Beyer, Multer, Krill, Basalt, n(3), Resonartorund P.Miles Bryson und bewegen sich irgendwozwischen digitalen Soundtracks ohne Schnökel imFoundsound meets DSP Lager, dann in elektroidenGrooves mit Flüstersounds, im Modulieren vonAfrikanischen Ideen hin zu reinem ruhigen Noise,mal in Kleinkindercomputerpop für advancte Hö-

rer, dann in skurrilen Elektronikschlagern mitDrummern, und mit jedem Track wird eigentlichein ganz anderer Sound aufgeschlagen. Sehr span-nend und, glücklicherweise, nie einfach und nieauf das zu reduzieren, was bei experimentellenProjekten ja oft die Basis ist: dark sein, wieder-spenstig. Im Gegenteil, die CD ist, wenn man be-reit ist sich auf vieles einzulassen, extrem einla-dend oft sogar richtig heiter. Ein Label von dem innaher Zukunft noch viel zu hören sein wird. www.genesungswerk.deBLEED •••••

V.A - HI-FIDELITY HOUSE [GUIDANCE / EFA]House spielt auf dieser Compilation eher eine Rol-le von vielen. Percussive Rhythmen aus NuJazz,Funk, Afro, Latin und Broken Beats prägen das Bild.Nuspirit Helsinki steuern von ihrem hervorragen-den Debüt zwei Stücke bei, Projections, Deep Sen-sation und z.B. Butti 49 halten die Balance zwi-schen Dancefloor und Sofa. Ungemixt spricht dieMusik für sich selbst und kann diesen Anspruchauch bei Dauerkonsum halten. M.PATH.IQ ••••

QUARKS - TRIGGER ME HAPPY [HOME RECORDS, SONY]Wir sind ja Fans, die man nicht so schnell insBockshorn jagd. Aber die Allianz aus Quarks undSony hat uns echt auf die Probe gestellt. “AufPC/Mac nicht abspielbar” steht da. Wir haben zwaracht CD-Player im Büro, aber alle rechnerbasiert,klar, Convergenz, daran arbeitet doch auch SonyHomeentertainment. Müssen wir also zu den El-tern unseres einzigen Berlin-gebürtigen Freundes,das Ding von deren Hifi-CD-Player auf mp3-For-mat bringen. Aber dann: Jetzt zirpt sie aus allenacht iMacs gleichzeitig. Und wie sie zirpt. Quarksverstecken sich hinter keinerlei Lofi-Ausredemehr, sondern breiten in einem pastelligen Softe-lektronik-Songwriting ihre Schwingen gen großemMelancholie-Kino aus. Sehr selbstbewusst zartund ohne Angst, vor abgebrühter Inszenierungvom Fahrrad zu fallen. Respekt! Mutigste Tage-buch-Innenschau von Jovanka von Willsdorf undNiels Lorenz so far, wir stellen eine Kerze auf.www.quarksland.deJEEP ••••

NOËL NANTON - FU.CHA CUL.CHA [HONCHOS / EFA]Bisher veröffentlichte Noël Nanton fast aussch-ließlich auf Nick Holders kanadischem DeepHou-se-Label DNH. Mit seinem Soloalbumdebüt er-weckt er aber nun auch das Label Honchos Musiczum Leben. Der Inhalt zeigt sich mit südländi-schem Temperament zu oftmals dicken Housebe-ats dabei deutlich energiegeladener als es dasStrandliegen-Artwork zunächst vermuten lässt.Mit viel Percussions und lasziv gehauchtem Spa-nisch wie auf der Single ´El Rey´ setzt er alles vollauf eine Karte: Party. Mir ist das dann auch bald zuviel des Latinhouse und zu einfach gestrickt.M.PATH.IQ •••-••••

SCORN - PLAN B [HYMEN]Ein ganzes Album voller neuer Scorn-Tracks ist jaimmer sowas wie eine Aufgabe für die Boxen. Hierrockt er gleich von Anfang an mit einer gewissenMosherattitude, die ihn einfach nicht verlassenwill, wandelt die satte Kopfnicker-Energie abergerne um in jazzige Eskapaden, die sich um dieknalligen Beats und brüllend bösen Basslinesschleichen, als hätte er sich zum Produzieren einGaze-Nachhemd angezogen. Gespenstische, abersehr coole CD mit O’Connor und Child als Gästen. www.klangstabil.com/hymenBLEED •••••

NEUTRAL - MOTION OF [HYMEN]Die Tracks von Nicole Elmer beginnen mit einemklassisch verhallten Piano, das sich langsam inschwere digitale Verzerrung taucht und ab da wirdgeknarzt, gebreakt, gerockt, geknuffelt, herumge-albert mit Easy Listening-Schlagern, DSP-Szeneri-en, die fast wie japanische Popmusik auf einer Me-gatonne Adrenalin klingen, oder einfach mitten indem darken szenischen Brei eines Soundtracks ge-badet, es wird ein unwahrscheinliches Stück Sin-ger-Songwriter-Allerlei präsentiert, das leicht ausden Fugen gerät und auch sonst bedrohliche Ein-samkeit verbreitet. Böse, strange, eigenwilligklingt die CD manchmal so, als hätte sie sich einwenig zuviel vorgenommen. www.madmonkey.orgBLEED ••••

VOICECHANGER - LEFT ARM FRIEND [INVOLVE / EP02]Und wieder Involve. Rob Walton singt ein bisschenwie der Typ von Giardini Di Miro, ist mit Sicherheiteher depressiv, hat eine Gitarre und lässt HerrnAspen Synthesizer und Drumbox spielen. DreiSongs, die einem das Herz schwer werden lassen,dabei aber so wunderschön durch die Luft schwe-ben, dass ich schon längst das Taschentuch suche.Klar, einfach und einleuchtend. Genau wie der As-pen Mix, den gibt es gratis dazu. Rollt das eineElektronikasongwriterwelle auf uns zu?www.involverecords.com/THADDI ••••

CLEVELAND WATKISS - VICTORY´S HAPPY SON-GBOOK [INFRACOM]Wer kann schon von sich behaupten, mit CourtneyPine, Talvin Singh, Bob Dylan, UFO, Stevie Wonder,Goldie, Pete Townsend und Lisa Stansfield gear-beitet zu haben ? Wohl nur Cleveland Watkiss. DerAusnahmekünstler verbindet Soul, Jazz, Afro, Reg-gae und Elektronik auf eine derart eigenständigeWeise, dass es einem nicht zuletzt wegen seinesGesangs glatt die Sprache verschlagen muss. AmEnde steht ein spirituelles Album, in dem jederSong seine eigene, wichtige Geschichte erzähltund den geneigten Hörer tief bewegt und erfüllt.Watkiss spricht eine seltene Sprache der innerenZuversicht, die nun wirklich nicht jeder mögenmuss, die ihren Stellenwert mit Sicherheit hat. EinRätsel ist es, wie er es trotz seiner vielseitigen Er-fahrungen geschafft hat, ein dennoch so homoge-nes Album aufzunehmen und seine Ausdrucks-kraft mit den Möglichkeiten des selbständigenProgrammings noch zu steigern. Eine Perspektive,der sich viele andere Jazz- und Soulgrößen leiderselbst beraubt haben. www.clevelandwatkiss.comM.PATH.IQ •••••

LOUIE AUSTEN - HOPING [KITTY YO]Aus dem charmant impertinenten Cocktail-schwenker-Hit von uns Louie wird jetzt auch derletzte Tropfen Euphorie gepresst. Sozusagen alserweiterte CD-Version der 12” Remixe auf Cheap.Neben den bekannten Mixen von Herbert und JimiTenor versuchen sich Naughty (mit zwei Mixen)und die Märtini Brös daran, dem langen Schattendes Originals gerecht zu werden. Naughty stepptfast noch flockiger los als es das Original eh schontut, lässt einen angesäuselten Gitaristen ein paardezente Licks spielen und schickt mit flauschigerBassline die endgültige Rat Pack Version aufs Par-kett. Die Märtinis ziehen dem Track seine ganze

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gutgelaunt, augenzwinkernde Opulenz, samttragischer Stringarrangements über denKopf, reduzieren Louies Vocals auf flüstern-des Gebrabbel und enden in einem kurschpe-ligen Indiehouse-Track, der die beiden alszukünftige Erbverwalter von Indietronicsganz oben auf die Wunschliste setzt. SiebenMal derselbe Track macht nur Sinn, wenn dieeinzelnen Versionen mit unterschiedlichenIdeen und unerwarteten Wendungen überra-schen können. Experiment gelungen, Revie-wer tanzt.SVEN ••••-•••••

V.A. - WARENKORB #4 [WARE CD 8/ WARE 33]Hilfe! Compilation-Schwemme überflutetDeutschland! Dabei finden wir doch einigeArtisten auf Ware im Detail richtig gut. Dochwir wollen nach all der Regressionswut derletzten Wochen nicht konservativ sein, istdoch der vierte Warenkorb original verpacktin die Redaktion geschoben worden. Daskann man ja mittlerweile nicht mehr von al-len Promotern verlangen, dass da noch wasfrisch Verschweißtes eingeht. Aber dasgehört hier jetzt eigentlich nicht hin. Wareliefert die vierte Nabelschau. Da bändelt einSchäffhäuser persönlich auch schon mal imRemix mit einem Herrn Fairley an. Heraus-stechend sind auch die Bremer auf Ware.Sprich Goldfish & der Dulz (hier: G&D), die sowundervoll fluffig im Sonnenschein undnicht nur auf Esel rec. „coffee & biscuit” zele-brieren. Weiterhin auch empfehlenswert ist

Turby Schmidt aka Midinovela, dessen Filter-knatter von Synthese-Orgeln aus den Segelngenommen wird. Ebenso unverhofft öffnetsich der Soundschleier als „Valium Jazz” überdem kopflastigen Geräusche-Schnuspel vonkAzooo. Bei Schmidt und Herzer reißen dannaber wieder gänzlich die Wolken auf. Vocal-pop in einer Mischung aus kitschiger Leich-tigkeit und freundlicher Banalität verheißt ei-nen „Tag im Sonnenschein”. Neben einemweiteren Neuzugang „Mise” ist auch wie ge-habt Hartmut Wessling, der Typ mit den blau-en Löwen wieder mit dabei und diesmal hatman ihm fast den Mund verbunden und ertrommelt sich wie eine sprudelnde Quelle zuder Erleuchtung, dass dieses Stück nur ein„Fake” sein kann. Tanzen ist hier angesagt.Herr Heiszenberger verknüpft Dub-Houseund den allseitsbekannten Kelis Klassiker „Ihate you” zu einer interessanten Mischung.Den wundervollen Abschied übernimmt dieSchweizer Band Velma. Listening-Musik istwunderbar, um eine Nabelschau abzuschließen. Velma behält man gerne im Ohr,erinnern sie doch auch an Stereo Lab undaußerdem produzieren sie gerade fleißig inFrankreich. Es gibt also bald Nachschub. Aufdem Dreifach-Vinyl entscheiden die WahlMarcus Günther mit seinem „fastbreak” Ex-klusiv-Track und Brian Aneurysm und „notechno”. Ich sage: Wahlentscheidung gehtklar pro Vinyl, Ware sagt: Stoppt Stoiber -wählt Rot/ Grün! Für die bunteste der Mi-schungen aus dem Hause geb ich euch fünf.e-net.deANETTF •••••

SLOW MOE [INVOLVE RECORDS / 09]Mein Herz gehört im Moment ganz und gar“Slow Moe”, einer Gitarre aus Schweden, diezusammen mit ihren Kumpels Echopedal, Ta-schensampler und Drumcomputer kleine,sommerliche Lieder für den See spielt, eben-so die gewittrigen Momente am Teich liebt,sich für die O-Ton Collagen von Bands wie

Godspeed! begeistern kann und auf dieseWeise einen Sommerschauer nach dem näch-sten triggert und man sich eigentlich nichtsanderes wünscht, als dass die Dämmerungdie einzige Zeit des Tages wäre. Fünf Stückehat sich die Gitarre aus dem Herzen gerissen.Das reicht bei weitem nicht, doch zum Glücksteuern Freunde Remixe bei: Andy Green-man, Jet Jaguar, Aspen und Khome lassen sichalle voller Vorfreude in die Gitarre plumpsen,schießen ein bisschen Elektronik dazu undrunden das Bild perfekt ab.www.involverecords.comTHADDI ••••-•••••

757 - 757 [WORM INTERFACE]Adrian Capozzi heißt der Neue hier bei WormInterface, der einen mit den ersten smoothdigitalen Jazzbesen schon überzeugt, unddann in ein Fest aus zehn Tracks blenden me-lodischer jenseitig schöner Electronica über-geht, bei dem selbst die kleinsten digital ver-zwirbelten Drumwirbel noch sitzen und mantrotzdem das Gefühl hat, man lauscht einemBlockflötenkonzert von Aliens. Er bezeichnetsich wohl selbst ein wenig als Hippie, wes-halb die Akkorde auch schon mal ein wenigkomplexer ausfallen dürfen, die Basslinesschon mal einen Hauch Funk versprühen unddie Sounds so wie ein Sommerregen auf ei-nen herab plätschern, aber wer deshalbdenkt, die Platte wäre kitschig, hat nicht da-mit gerechnet, dass 757 immer alles bestensim Griff hat und neben dem trudeligen so feingepatchte digitale Sounds in den Tracks ver-

steckt, dass man es sich kaum besser designtwünschen würde. Denkt an Isan, Marumariusw. gebt ein wenig Krautrock hinzu (gibtdoch tatsächlich ein Stück Namens “Düssel-dorf” ;) und federt das Ganze mit viel viel Per-fektion ab. Große Platte. www.worminterface.comBLEED •••••

SWAYZAK - DIRTY DANCING [K7]Keine Frage, Swayzak haben standfest begrif-fen, wie 80s-Reminiszenzen mit Minimal-Er-kenntnissen zusammen passen, ohne die ra-ving UK-Society zu sehr vor den Kopf zustoßen. Die Tracks mit Gesang lappen gernestärker ins Bilderbuch-80s-mäßige, eherplump mit Schmackes. Aber die Instrumen-taltracks sind das historisch-transzendiertEinpeitschendste seit Green Velvets “La LaLand”, voll unplump mit Schmackes und ‘nerMenge Peitsche. Und der Lichtblick, so derMoment, wenn Wickie sich unter der Nasereibt, bleibt vollhittig “Make up your Mind”mit Claire Dietrich. Ein kleiner Schritt fürSwayzak, ein großer Schritt für England, die-ses Album.JEEP ••••

V.A. - FIRST STEPS KLANGBAD LABELCOM-PILATION VOL.1 [KLANGBAD]Klangbad sind unberechenbar. Musikalischgeht da alles, was nicht zusammen auf eineCompilation passt und dann auch noch mitabsolut unhippen Begriffen wie PsychedelicRock und Trip Hop angepriesen wird. Dazugibt es noch Hip Hop, Geräuschmusik undElektronik. Wer macht denn so was? Klang-bad ist die Firma der Kraut-Rock- (noch so einUnwort) Helden Faust, neben Can und AmonDüül die Rockerneuerer der 60er und 70erJahre des letzten Jahrhunderts schlechthin.Nachdem die Band bis heute hunderte vonIndustrial-, Improv- und Ambientmusiker be-einflusst haben, veröffentlichen sie nun aufeigenem Label eine Zusammenstellung von

zeitgenössischer Musik, die ihnen wichtig er-scheint. Wir hören Kangaroo Moon, die ge-nau so auch 1971 hätten klingen können,Dälek mit bösem Illbient, S/Ts Cluster-Am-bient mit merkwürdigen Texten, Weltrockvon Ole Lukkoye und natürlich Neuem vonJochen Irmler und Faust höchstpersönlich.Nicht alles ist unbedingt kaufenswert, auf je-den Fall aber ungewöhnlich.ASB ••-•••••

DANCER [ITALIC]Label-Compilations können langweilig, weilredundant oder spannend, weil neu oder zu-mindest neu zusammengemischt sein. Letz-teres trifft auf “Dancer” der Kölner House-Popper von Italic zu. OK, sie arbeiten offen-sichtlich mit den Begriffen House, Technound Pop. Zudem achtet “Dancer” auf denSong-Bezug, Gesang ist bspw. keine Selten-heit. Aber bereits nach den ersten Takten desgroßartigen “Composure” von Antonelli Elec-tr. ist es vollkommen egal, was wo wie undwann schon einmal veröffentlicht wurdeoder nicht. Wenn es dann mit A Rocket InDubs “Rocket No. 3” und Borneo & Sporen-burgs “Wiedersehen (Rocker’s Mix)” weiter-fließt, erscheinen jegliche Konventionen irre-levant. Der Garten fängt an zu rocken. Blu-men, Grillwürstchen und Hippiemädchenschmeißen ihre Bezeichnungen durcheinan-der und weg und schwofen sich in einen refe-renzlosen Tanzraum. Beim soulig-jazzigen“Somewhere in Metropolis” von Borneo &Sporenburg scheinen gar die besseren Tage

eines Michael Franks durch. Begleitend fin-det eine “Dancer”-Tour quer durch Europa fürdiejenigen statt, die sich nicht schon vorherzu diesen grandiosen Tracks aus der Welt ge-tanzt haben. www.italic.deCJ •••••

CHRIS DE LUCA & PEABIRD - DEADLY WIZ DA DISCO [!K7]Hinter dem wahrscheinlich witzig cool ge-meinten Titel steckt ein brillantes Album die-ser beiden Bayern, von denen einer DeliriumPlattenladenbesitzer und Funkstörungmit-glied ist, während der andere drei Vornamenbesitzt und laut Info gerne redet und Eiscre-me isst. Wahrscheinlich würden sie zusam-men Topfschlagen spielen, wenn sie keinenComputer hätten. Da sie unter anderem denund eine Menge alte HipHop- und anderePlatten, ein paar MCs wie das Anti Pop Con-sortium und natürlich eine Liebe zu ge-stückeltem und fettem Sound haben, könnensie sich das sparen und haben stattdessen ei-ne komplett clevere und bruzlig tolle Plattegepuzzlet.CAYND •••••

THE NEW DEAL - THE NEW DEAL [JIVE ELECTRO / ZOMBA]Live gespielten, progressiven Breakbeat-House nennen die drei Herren aus Torontoihren Sound. In Kanada und in den USA feiernsie damit echte Erfolge. Bei den Canadian Ur-ban Music Awards gewannen sie in der Spar-te ́ Best Electronic Recording´. Nach drei In-dependent-Live-Alben seit der Gründung1999 ist das nun der erste Sprung über denTeich. Und da ist die Luft für derartige Live-Acts schon deutlich dünner und Combos ausBass (Dan Kurtz), Keyboard (Jamie Shields)sowie Drums und Beatbox (Darren Shearer)zwar nicht das Maß der Dinge, aber durchausaufzutreiben. Was live mit Sicherheit span-nend anzuschauen ist und sicherlich auchTanzbeine animiert, entwickelt sich auf Al-

bumformat eher zum Disco-Rock-Krepierer.Dafür hat Europa den Sound von Daft Punkund die Jungs von Röyksopp an den Reglern. www.thenewdeal.caM.PATH.IQ •••

V.A - BALATON GROOVES 02 [JUICE]Im ungarischen Sommer chillen die Jungs, dieuns gerade erst den ´Future Sound Of Buda-pest´ brachten, am liebsten am Balaton See.Mit der zweiten Ausgabe des ´Baloton Groo-ves´ präsentiert sich eine Szene, die nichtnur bunter ist, als weite Teile der Ibiza-Beach-Boys, sondern auch noch hörbare Resultateabliefert. Mit Namen wie AMB, Fusion X, Ge-ro, Lórincz Tamás kann man hierzulande si-cherlich wenig anfangen. Downbeat, NuJazz,etwas Latin, HipHop sagen da schon mehr.Und das ´Rock the funky beats´-Sample inAMBs ́ Journey´ kennt man auch. Ein Anfangist also gemacht, wenn auch keine Revoluti-on.M.PATH.IQ ••••-•••

KANDIS - AIRFLOW [KARAOKE KALK]Es war klar, dass Kandis umdenken musste. Ir-gendwie sich verändern. Wie, das ist bei sei-nen diveren Projekten immer vorher unklar.“Radioplay” lässt einen erst mal in dem Glau-ben, Kandis sei heiterer geworden, nicht oh-ne dieses Fundament dunkler Soundtracks zuverlassen, aber irgendwie, Frieden mit Dub,perlen die Melodien durch einen Raum, dersehr offen durch ein paar Samples konstru-iert wird wie eine Maschine aus Origami.

“Fingers” entdeckt dann den klöppelndenFunk und die smoothe Wärme zwischen Pop-musik und minimalen Housewelten, “Waltz”lehnt sich zurück und bricht die Melodien aufwie Glückskekse, nicht ohne darin eine An-deutung an andere Kölner zu finden. Auf“Pschttt!” klingt Kandis so als hätte er sichüberlegt wie man es schaffen könnte, Kid 606bei sich übernachten zu lassen, “Viereinhalb”scheut nicht davor zurück sich mit den Dub-technofreunden in einen grossen Tümpel zusetzen, “Airflow” tanzt irgendwo zwischenMittelalter und Soul mit klarer Mark StewartReferenz, “Bloop” versenkt sich nochmal indie Slomotion-Wellen des Dubozeans undmit “Points” und “Change” findet das Albumzu einem spielerisch leichten Ausgang. Ir-gendwie die umgänglichste fröhlichste ab-wechslungsreichste Kandis Platte bislang.www.karaoke-kalk.netBLEED •••••

KIPPI KANINUS - HUGGUN [KITCHEN MOTORS / KM5]Neuigkeiten aus Island, wo Kumpel Kippi imStudio erst mal eine ganze Tüte Jellybeansauskippt, von dieser Katastrophe dann einPhoto macht und seine völlig verschrobenenkleinen Experimenttracks so klingen lässt, alswären diese Jellybeans für den Lauf der Weltverantwortlich. Dabei haben es die kleinenOrgeln und Fiepser ein wenig schwer, sich ge-gen das generelle isländische Chaos an sich,was mir bis dato eher unbekannt war, zu weh-ren, aber eigentlich kommt es darauf auchgar nicht so an. “Huggun” funktioniert aufmindestens 150 Ebenen gleichzeitig: Krachig,weich, rhythmisch, stoisch, bergig, allein,klönkerig, besuchend, abhauend, bei rot überdie Straße gehend....naja. Isländischer Eigen-sinn mit vielen Überraschungen.www.kitchenmotors.com/THADDI ••••

V. A. - HEIKO LAUX PRES. TEMP. SPACE[KANZLERAMT]So ein bisschen steht der Bekanntheitsgraddes DJ Heiko Laux schon hinter dem Renom-mée des Produzenten und des KanzleramtLabelchefs Heiko Laux, mit dem er die deut-sche Technolandschaft maßgeblich prägt.Klar, Heiko Laux ist auch als DJ gut beschäf-tigt, und das nicht ohne Grund, wie auch sei-ne erste Mix-CD deutlich macht. Auf Temp.Space geht er etwas geradliniger und einenTick schnörkelloser als bei seinen eigenenProduktionen zu Werke. Effizienz à la BenSims, Synthie lastigere Tracks von Acid Scoutund Johannes Heil, Burner wie dem ParanoidDancer Remix von DJ Hell und funkig ver-trackte Tracks wie Fabrice Lig ergeben einegute Mischung, die klassisch aber nicht un-modern, fordernd aber nicht sinnlos brutalist. Coole Sache, das.FELIX ••••

RECYCLING BUZZ [AMANITA RECORDS]Glitch, Click, Ambient und Diversestes aus ei-ner immer noch schwer zu fassenden Szenetrifft auf dieser neuen Compilation des La-bels Amanita aus Frankreich zusammen undfeatured neben den umtriebigen Alejandra &Aeron: Formatt, Retina.it, Colongib, Fore-stopper, Un Caddie Renvers Dans L`Herbe,Act, Idoia, Retina, Eardrum und Voodoo Mu-zack, die logischerweise kein geschlossenesBild abgeben wollen, sondern jeden in sei-nem Feld für sich zwischen Feldmusik, digita-lem Wahnsinn, dem ständigen Entern neuer

Bereiche und Grooves (am Rand), zauseligKleinstteiligem und großen Entwürfen dasmachen lässt, was sie am besten können. Dasgeht von Uhrwerk-Klöppel-Trash (Colongib),über feinste ambiente Click-Schuber (Fore-stopper) klassisch abstrakten Ainimalismus(A&A) auf der Suche nach neuer Schönheit,bis hin zu einigen Lofi-Stücken am Rand zuSoundtrack. Schöne Compilation, die vielZeit braucht, um bis ins Letzte gehört zu wer-den. www.amanitarecords.com, www.tete-a-te-te-click.deBLEED •••••-••••

IAN O’BRIEN - DESERT SCORES[KEEP DIGGIN’ 03]Ian O’Brien kriegt die Klassiker-Epaulettenangeheftet. Sein Debütalbum von 1996 wirdwieder veröffentlicht. Diese Mischung ausOpen Air-Verblasung, Jazz-Hochpitchung,Space-Verklärung zeigt ihn als Englands legi-time Antwort auf Carl Craig. Intelligent Tech-no war der hilflose Begriff für eine Abfahrt,die die gewieftesten Jazzsynkopen mit densentimentalsten Soundspektren kreuzenkonnte. Ian O’Brien war Meister in dieser Ab-fahrts-Disziplin, daran erinnert die Wieder-veröffentlichung ganz zurecht.JEEP •••••

THE ADVENT - RECREATIONS [KOMBINATION RESEARCH]Advent Monat definitv. Neben der TresorDoppel-CD erscheint auf Kombination Rese-arch hier ein doppeltes Doppel-Album undzweifach CD die Advent abfeiert mit Remixender riesigen Posse von Freunden rings umCisco Ferreira. Natürlich ist nahezu jeder da-bei den man erwarten würde: Rachmad, Hun-ter, Regis, Cerrone, Broom, Beyer, Gaetano,Damon Wild, Space DJz, Umek, Hard Cell,Marco Carola usw. usf. und die Tracks rockenohne Unterlass in dem abgesteckten undständig ausgeweiteten Gebiet von Looptech-no und sequentielleren Richtungen. Treibend

massiv böse und schwer bleibt Advent si-cherlich einer der Ur-Väter (ist gar nicht soals) dieses Genres und genau das will und sollman hier feiern, egal wie es um diese Art vonTechno zur Zeit so steht.BLEED ••••

TIM LOVE LEE - IT`S ALL GOOD [KEEP-DIGGIN]Sehr lustiger DJ ist Tim Love Lee, ist ja auchein lustiger Produzent, womit er einemmanchmal auch ganz lustig auf die Nervengehen kann, manchmal findet man es aberauch einfach nur groß. Und so fluffelt er sichquer durch die Plattenwühltische der Exoticaund Houseproduzenten und wuselt sich ei-nen eigenen Kosmos aus Unwahrscheinlich-keiten zusammen, der mir persönlich in sei-ner Impersonation als DJ mehr Spaß macht,weil wenn mehr Leute Witze erzählen, mannicht so schnell den Eindruck hat, dass mansie schon mal gehört hätte. BLEED ••••-•••••

LANGUIS - UNTIED [SIMBALL RECORDS]Alejandro Cohen und Marcos Chloca kamenvon Buenos Aires nach LA und nahmen vor al-lem ihre Synths, Effekte und Gitarren mit.Nach diversen Alben ist “Untied” eigentlichihr bestes, weil sie mittlerweile jeden Soundso im Griff haben, dass sie ihn abwürgen kön-nen, wann sie wollen, weil sie die Brüche ge-nau so produktiv machen können wie dasSchwebende ihrer Gitarrenmoves und desGesangs, weil sie sich in eine Produktion hin-

einstürzen und von innen heraus zerreissenkönnen, ohne dass es einem auffallen würde,denn die Stücke wirken dennoch sehr ge-schlossen und dicht. Definiv meine Lieblings-Gitarre-meets-Elektronik Band zur Zeit, vorallem weil sich Languis gar nicht auf einenSound festlegen wollen, sondern mit jedemneuen Track etwas anderes ausprobieren.Egal ob Drone, Splitter von DSP, Filterorgien,Geplinker oder das grosse Wedeln mit derHarmonie und dem Bass, ihnen gelingt auf“Untied” einfach alles. simballrec.comBLEED •••••

TARWATER - DWELLERS ON THE THRES-HOLD [KITTY YO]Wenn man behaupten würde, Tarwater hät-ten nun endlich ein Popalbum produziert,dann würde das wohl stimmen, wenn mandamit etwa Bowies “Low” identifiziert. Ne-ben Popsongs mit Refrains wie “One secondin your presence is a miracle of love” spre-chen Instrumentals ihre eigene Sprache, Tar-water organisieren aus einem riesigen Soun-drepertoire (akustische Gitarren!) Clusteraus Melodieautomaten. Nicht umsonst heißtdas ganze “Dwellers on the Threshold”. Tar-water bewegen sich elegant auf der Schwellezwischen Loop-Musik und Popsong, esspricht aus der Interzone zwischen Traumund Alltag. Das Banale ist fremd, in den Wor-ten und Sounds wohnen Geister. Tarwatergeben ihnen auf ihrer bis jetzt dichtesten undschönsten Platte ein Zuhause, draußen läu-ten die Glocken dazu.GUTMAIR •••••

KAITO - SPECIAL LIFE [KOMPAKT 65/ CD 19]Kaitos erstes Album auf Kompakt lässt durch-hören, der Japaner hat bereits Tracks für Play-station-Games ausgesoundtüftelt. Doch dasStilmittel für „Special Life” ist nicht „Beatma-nia” sondern Emotion und die bringt er zumStrahlen. Hiroshi Watanabe hat aus dem klas-sischen Trance mittels einer romantischen

CD (•)-nein (•••••)-ja

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Dosis Aufputschmittel und der trockenenSchwäche fürs Minimale ein ambient verban-deltes Neo-Trance-Pop-Album gezogen. UndSoul? Das auch. Wenn auch eher mit seinenLive-Sets als „Intension” im Hinterkopf. Einambivalentes Verhältnis zu Trance wird manhier sanft geheilt bekommen - zumindestvorübergehend.ANETTF ••••-•••••

SCHNUTE - PUMA EP [LAB 021]Anfang nächsten Jahres darf man sich auf dasNachfolgealbum von `Foulcrey´ freuen. Diefünf Herren der Stuttgarter Live-Nu-Jazz-Combo Schnute zeigen schon auf der Vorab-maxi ihre Ambitionen als einer der wichtigendeutschen Acts in diesem Feld. Was sichernicht nur damit zu begründen ist, dass diemeisten Kollegen nicht mehr in der Lage sind,die bei der Produktion verwendete Elektro-nik auch live umzusetzen. Der Titeltrackschleicht sich mindestens so geschmeidigwie die gleichnamige Katze auf den latinifi-zierten Tanzflur. Feine Rhodes und je nachVersion auch Gesang sowie ein ausgeklügel-tes Arrangement machen das Raubtier hand-zahm. Bossarriba! Mit ´Noice´ zeigen sie ih-re Wandlungsfähigkeit. Funky Drums und eintreibender Basslauf lassen einen langsamen,akustischen Drum´n´Jazz entstehen, der mitzunehmender Dauer psychedelische Aus-maße annimmt. Obendrauf zeigen DublexInc. (Pulver) mit ihrem Puma-Remix erneutihre außerordentliches Gespür für dickeGrooves und ziehen mit treibenden Percussi-ons gleich den ganzen Dschungel auf denFloor. www.schnute.netM.PATH.IQ •••••

THE SUPERMEN LOVERS - THE PLAYER[LAFASSÉE, BMG]Diese Disco schmiert aus jeder Kurve. Dasmacht Laune, mit wehender Tolle vor lauterÜbermut nicht zu merken, dass schon längstder Boden unter den Niederquerschnittsrei-fen futsch ist. Guillaume Atlan erträumt sichseine quietschig-süffisant-schlüpfrige Glit-zerdekade als ein Kaugummiabziehbild, indem jedes Discolectro-Detail so liebevollnachgestrichelt wird, dass man ihn genaue-stens katatonisch vor seinem Altar aus Ram’sHorn-Plattencovern sitzen sieht. Discoplat-ten wurden mal verbrannt in NY, das blitzt indiesen Tracks auf, die Disco unbedingt alsden nie getoppten Mythos aus Undergroundund Hedonismus retten wollen. Ein süffisan-ter Fackelträger, der Monsieur Atlan. Aller-dings: Was für Daniel Wang Arthur Russellist, ist für Guillaume Atlan Supermax. Jedertrifft mal Grundsatzentscheidungen ...www.supermenlovers.comJEEP ••••••

SOGAR - STENGEL [LIST]Wer nach dem Extremen in der digital-gene-rativen Musik sucht, dem, was manchmalClicks heißt, oder DSP oder irgendwas dazwi-schen, wer darin die ruhigeren Sounds undmathematischen Excursionen sucht, die das,wofür Oval mal stand, weiterentwickeln, undwer es liebt, wenn die Sounds egal in welcherHöhe immer noch nicht nur wissen, was sietun, sonder bestimmt mehr wissen als manselber je hören könnte, der ist bei Sogar ge-nau richtig. Die Zweite CD des in Paris leben-den Jürgen Heckel ist noch subtiler und eu-phorischer experimentierender als die erste,konsequent und genau, vielschichtig undglitzernd, bis selbst der letzte Sammler vonSchneeflocken noch zugeben würde, dass dieMusik vielleicht doch etwas einfallsreicherist als die Natur. 12 extrem schöne Tracks fürdas blitzend digitale Krabbeln, das sich über-haupt nicht einfangen lassen will, sondernaus den Boxen sprudelt, als käme es direktaus einer anderen Dimension. www.list-en.comBLEED •••••

WESTBAM - RIGHT ON [LOW SPIRIT]Trotz emsiger Aktivitäten an allen Frontenhaben sich Max und Klaus mit dem neuenWestbam Longplay ja reichlich Zeit gelassen- der besteht dafür im Gegensatz zum letztenauch nicht zum Großteil aus alten Zwölfern.Laut abgedrucktem Quasi-Manifest „geht eswieder um einen Gegenentwurf”, gegen dasDiktat des Vierfuß, gegen das, „was aus Tech-no geworden ist”. Nun ja, die Besetzung an-derer Terrains durch eigene Namen warschon immer eine Eigenart des WestfalicaBambaataas. Die Tracks sind dabei eigentlicheine logische und facettenreiche Fort-führung des selbst betitelten Techno-Electro-Styles: pappig-knallende Snares, die der Zweiund Vier ordentlich Holz-Punch geben,rockende Oldschool-Reminiszensen, lustigeVocoder-Lyrics und Beats, die manchmal sogrobmotorisch sind wie Bams Mixing, dafüraber genauso treten wie die besseren seinerSets. Über die Collabo mit Nena mag mandenken, was man will, „Roots.Rock.Riot” mitJan Delay am Mic und Windowlicker-Drum-Kit brennt einiges in den Boden. Wo wir gera-de bei grobmotorisch waren: Auch Afrika Is-lam, der mir beim Schauen alter Ice T-Home-videos gerne mal pimpend über den Bild-schirm läuft und auch nach 10-15 Jahren origi-nal noch genau so aussieht wie früher, istnatürlich wieder mit am Deck. Manchmalmag es leicht ins Käsige abdriften, aber unterdem Strich serviert „Right On” wenig Medio-kres und viele Bomben, die sicher ihren Weg

in die Cases der Miss Kittens und MichaelMayers dieser Welt finden werden.www.westbam.deBUB ••••-•••••

FENNESZ, O’ROURKE, REHBERG - THE RE-TURN OF FENN’O’BERG [MEGO 054]Unterwegs zu sein gehört wohl zum Be-triebssystem der drei Grandseigneurs derLaptop-Musik. Eher allein denn als Gruppe,jedoch trifft man sich gelegentlich an ver-schiedenen Flecken um dieses Ding zu bil-den, dessen Name mich immer an ein Raum-schiff denken lässt: Fenn’O’Berg. Klingtmächtig und in der der Tat kommt da einigesan Kompetenz zusammen, die sich auf Fest-platten voller Audiofiles, Patches und Ideenmanifestiert. Vier Stationen solcher Zusam-menkünfte lassen sich anhand dieser CDnachvollziehen und die drei vermögen es ei-nen ohne viel Vorgeplänkel mit ihren Klängenin Beschlag zu nehmen. Nicht nur dass sichGrobheiten, Melodien, Strangeness undEmotion trefflich miteinander verbinden,auch die Gewichtung dieser einzelnen Para-meter gerät sehr elegant und ergibt eine kal-kulierte Improvisation, die sich innerhalbselbsternannter Grenzen bewegt und dabeiein Terrain beackert, das noch manche Perlebirgt. www.mego.atPP •••••

GILLES PETERSON - WORLDWIDE 2 [MERCURY/ UNIVERSAL]Gilles Peterson bleibt in bester Achterbahn-Laune. Mir doch egal, was er alles verbrochenhat. Auf Worldwide 2, der Compilation zu sei-ner Radiosendung, zeigt er wieder uner-schrocken, wie weit man das Genre Jazz-Ir-gendwas aufspannen kann, zwischen schmel-zendem Befindlichkeitsgejammer mit Rho-des-Untermalung, knackigem Breakbeats-Muskelspiel und Brasiltracks auf KatharinaValente-Niveau. Wobei er beim Gejammerdas beste Gespür beweist. Das macht ihn mirso sympathisch, fürchte ich.JEEP •••-••••

ORON - HOMEWORLD [MIKROLUX]Recht relaxtes Album auf dem Sublabel vonElektrolux, das zwar immer noch sehr soft ist,aber nicht so durchsichtig wie manche derElektrolux-Platten und auf vielschichtige So-unds und angenehme Effekte in weichenFlächenbetten baut. Ab und an auch schonmal etwas ungemütlichere Sounds gerne hatund an die Grenze von Micro-Dub gerät, oh-ne sich da zu weit reinhängen zu wollen, undmanchmal auch gerne mit Electronica flirtet.Schön. BLEED ••••

RANDOM_INC - WALKING IN JERUSALEM [MILLE PLATEAUX]Eine Platte voller Foundsound Touristroun-dabout, mit Remixern und Kollaborateurenwie Tim Hecker, Electric Birds, Rop Off Artist,Dub Taylor, Sony Mao, Ultra Red und ande-ren, die sich die Sounds nochmal vornehmenund in ihre eigene Welt semitransparentübersetzen. Ich weiß nicht genau, ob das Kol-laborationen oder Remixe sind oder vermut-lich irgendetwas dazwischen, aber irgendwiewird es fast immer nur dann interessant,wenn die Impressionen zugunsten spannen-der clickernder Tracks in den Hintergrundtreten, was eigentlich auch öfter geschehenkönnte, wenn man mich fragt. Auf dem Vinylgibt es dann glücklicherweise genau das undso wird aus einem Soundtrack mit Tracks einHaufen sehr cool abstrakter interessanterTracks mit ein wenig Soundtrackflavour.BLEED ••••

ELEKTRAZZ + MANOU - ELEKTROUBLE[MUSICSYSTEM / MSYSM007CD]Trashiger, mikrofunkiger Elektrokickbrettsal-topop von lustigen Dänen, die Manou ausdem Berliner WMF gekidnappt haben. Einfeist pumpender Hit jagd hier den nächsten.Mal wild kickend, dann wieder gepfiffensanft, mit oder ohne Manou’s Gesang. Elek-trazz machen Spaß, nicht nur weil sie wie einRoland Soundmuseum klingen, sondern vorallem weil sie Elektropop machen, der besserist, als alles, worüber sich gerade die Gazet-ten das Maul zerreißen, und in seinem LoFiApproach einfach viel näher an den Maschi-nen lebt und atmet. www.musicsystem.dk/THADDI ••••

KOMPUTER - MARKET LED[MUTE / STUMM165]Also das hätte ich nicht erwartet. Komputer,ex “I Start Counting”, ex “Fortran5”, ex Kraft-werk Hommagisten, machen auf ihrem neu-en Album alles anders. Keine bouncendenSynthiepop-Hits mehr, vielmehr experimen-telle Minimaltracks, die aber in den Soundsso dick sind, dass sich ganz Köln bedankenwird. Andere Menschen hingegen sind volldabei und endlich darf ich mal Teil einer Be-wegung sein. Komputer haben ihre gesamteSoundbibliothek nach Lautstärke neu sor-tiert, pflücken auf Flohmärkten gefundeneSounds aus Platten und drapieren alles zu ei-nem humpelnd groovenden Gesamtsam-pleclick. Wie man sich verändern kann. Ha-ben die jetzt Laptops mit Moogkaskaden?Wer zur Hölle baut sowas? Auch haben will!Collagierter Aufruf zum Aufruhr.THADDI ••••

MR. SCRUFF - TROUSER JAZZ [NINJA TUNE]Mr. Scruff ist ein kultivierter, umtriebiger undfröhlicher Musikmachender, der uns auch aufdieser CD zeigt, wie toll das ist, verschiedeneEinflüsse zusammenzukneten und dabeinicht den sauberen Takt zu verlieren. Geradedas Fröhliche klingt aber manchmal etwas zusehr nach geputzer Lounge, da hört man sichdoch lieber vorneuzeitlichen Jazz oder richti-gen Pop an, zumal es hier auch noch ziemlichfurchtbaren Frauengesang gibt. Ein Track istganz cool, ansonsten zu bunt und britisch.CAYND •••

V. A. - PEACE DIVISION PRES. NITE LIFE 10[NRK]Peace Division, in England schwer gehypt,machen diese Art minimal dubbigen TribalHouse, wo man progressive immer noch imHinterkopf hat. Danny Tenalias Props auf derihrem Beitrag zur NRK Mix-CD Reihe Nite Li-fe kann man durchaus als Bestätigung dessensehen. Ihr Mix startet dunkel und reduziert,wird langsam mit tribalistischen Drums undvielen Vocals angereichert. Dabei laufen dieeinzelnen Nummern sehr lange, was ihrenepischen Charakter noch unterstreicht. Pea-ce Division zeigen, dass man auch mit mini-malem Gestus gravitätisch sein kann. Bei alldem Pathos fehlt es an Leichtigkeit und Hu-mor.FELIX •••

V.A - OM 100 [OM / ZOMBA]Auch wenn mit der Release-Nummer 114 vonKing Britt die magische Schwelle längst über-schritten ist, will sich die San FranciscoerOm-Crew die Gelegenheit zum Feiern natür-lich nicht nehmen lassen und holt nun dasverdiente Jubiläum nach. Seit 1995 haben siesich einen wichtigen Anteil am amerikan-schen Markt erarbeitet. Auf 2 CDs feiern da-her Juan Atkins, King Kooba, Soulstice, Scuba,Johnny Fiasco, Mark Farina und andere einevirtuelle Party. Die Bowle aus House, Hi-pHop, Broken Beats, Afro und Latin lässtkaum Wünsche offen und dokumetiert dieVielseitigkeit, die Om auszeichnet.M.PATH.IQ ••••

UN CADDIE RENVERSÉ DANS L’HERBE - SO-ME NENU SONGS [OOZEBAP 10]Hmh... - Nenu-Songs. Was ist denn das? DieBestandteile sind jedenfalls nicht vonschlechten Eltern: Gamelanfragmente,Glöckchen, Überbleibsel von Klicks und Cuts,Glucksen, arabisch angehauchte Versatz-stücke und manches Element, das mit demHarald-Sack-Zieglerschen Klangkosmoskompatibel sein dürfte. All das ist in metri-schen Systemen angeordnet, teilweise mitdem Alltag entnommenen, leicht modifizier-ten Geräuschen oder Stimmfetzen angerei-chert und in schlichten Arrangements zu-sammengebracht, die von spielerischerLeichtigkeit sind. Die daraus resultierendenTracks sind gleichermaßen schön wie rätsel-haft und lassen einen aufgrund ihrer Kürzeständig daran zweifeln, ob das hier wirklichpassiert oder ob es nicht so weit weg und vonähnlicher Schemenhaftigkeit ist wie der Re-gen Sao Paulos, das einen Kometen betrach-tende chinesische Mädchen oder ein wach-sender Kaktus. Jedem Track bleibt gerade ge-nug Zeit, seine Atmo auszubreiten und schonhat er sich wieder in Wohlgefallen aufgelöst.Wegbereiter um den Preis der Nichtpreisga-be aller in ihnen steckenden Geheimnisse. Ei-ne Geschichte, die bei jedem Hören einenneuen Fokus offenbart und ein Feld von Weir-do-Ästhetik hin zu sanftmütiger Müdigkeitbeackert. Atonalität voller Gefühl. Nenu-Songs halt. ebap.orgPP •••••

LAMÉ GOLD - THE HOMECOMING CONCERT [PAYOLA/ EFA]Ein eigensinniges Projekt von Albrecht Kun-ze, der ja neben Ekkehard Ehlers ein Teil vonMärz ausmacht, und eigentlich Hörspielma-cher ist. Krieg ist hier sein zentrales Thema.Einen Krieg den ein jeder führt, nicht nur ge-gen andere, auch manchmal gegen sichselbst. Krieg als das Richten über andere Kör-per. So auch in der Musik. Kunze geht`s hierdarzustellen darum, wie er es selbst formu-liert, dass „Genuss und Zerstörung zwei Sei-ten derselben Tanzfläche sind.” Das im No-vember diesen Jahres im WDR ausgestrahlteHörspiel: „Ich auf der Tretmine” wird sichauch im Grenzgang mit Tanzen und Töten be-schäftigen. Die Streicherklänge in seinem elfunbetitelten Tracks fassen das Konzert in ei-ne emotionale Tiefe, die den gescheitertenExistenzen der Heimkehrenden sehnsuchts-voll aus der Seele sprechen. Ein Hörspiel oh-ne Beats. Mit einem gesprochenen Intro undZwischenakt von Karolina Sauer. EineFlächendauer mit fragmentiertem, gepitch-tem und versampeltem Streichereinsatz. Vollvon Zwiespaltigkeiten aus Hoffnung, Pathosund Verlust. Innehalten und einen Momentbeeindruckt gelauscht, der nachdenklichstimmt.ANETTF •••••

ROBERT HOOD - POINT BLANK [PEACEFROG]Höchst merkwürdige Idee eigentlich, dassRobert Hood ein Album auf Peacefrog macht,aber Peacefrog war ja schon immer ein zuver-lässig-unberechenbares Label. Und jetzt er-wartet nicht etwa, dass hier seine Nighttime

World Tracks wieder aufleben, nein, das istein Dancefloor Album, straight, deep undtrocken, wie man es von Robert Hood ge-wohnt ist. Sehr lockere Tracks, resolut mini-mal in seiner ihm ganz eigenen Art mitlangsamen Filtern und diesem sehr funkigen,aber dennoch simplen Groove, gerne an derGrenze zu pentatonischer Musik oder Houseim klassischen Sinn, immer an eher klaren So-unds arbeitend, als sich mit irgendwas über-laden zu wollen oder etwas Richtung digitaleKnistersounds gehen zu wollen, gelegentlichmal mit dieser Portion Paranoia, die man beiihm erstaunlicherweise ganz gerne mag, aberim Ganzen eher ein kunstvolles Stück CD(ha), das ein wenig den Eindruck eines Spielhinterlässt, das auf dem Schachbrett entwor-fen wurde.BLEED •••••-••••

STEVE BUG - SENSUAL [POKER FLAT]Steve Bug hat eine Frischzellenkur hintersich, ich schwör’s. So lebendig bleep- undclonkfunkig und luftig schwingend bei prä-sentem Körper - sagt man halt so als Wein-kenner ... - war er über Albumlänge noch nie.Ein Statement zu schnurrend souveränemFunk, das der Ravebassverwurzelung, mit derman Steve Bug schon alt werden sehen hat,überraschend entfedert. Nonchalante Ele-ganz ohne falsches Aufhebens, dafür mit vie-len Claps. Vom Käfer zum Phaeton, ein beein-druckender Weg.JEEP •••••

REAL INTELLEGANCE IV[RATHER INTERESTING 59]Der Zugang bleibt nach der Einwahl nichtverwehrt. Ganz im Gegenteil, Atom Heartdiskutiert auf dieser Compilation seiner We-nigkeit die Funktionalität und Wertigkeit vonvirtual vs. real intellegance aus. Mit Erik Satingestaltet die Compilation als Labelinhabersvon rather interesting gleich nach seinemKnister-Knusper-Strategie-Fight via demImage von „dos tracks”, der darauf wartet,gehosted zu werden in „baroque”skem Ein-stieg. Atom Heart zeigt sich hier in einemschillernden Kostümchen. Steht ihm super soeine kleine Bewerbungsmappe in Form einerso compakten Disc. Die Stücke sind manch-mal gedownbeatet, aber wie immer öfter mitder Klapper-Klapper Viva la Brasilia Attitüde,dann aber auch als Donauwalzer verbreakt -flashy Diskedcore auf gut zweieinhalb das.Größtenteils aus Veröffentlichungen derletzten drei Jahre zusammengestellt, gesel-len sich die Bereits-Veröffentlichungen fa-bulös zu den vier exklusiven unveröffentlich-ten Tracks unter dem aka „real intelligence”.Dafür ist der liebe Erik einfach mal eben ausseinem ihn umschmeichelnden Gewand ge-schlüpft und hat sich in einen Raumanzug ge-worfen, den mit diversen elektronischenSchnittstellen verstöpselt und dann „real in-telligence” performt. Hier gibt er sich höch-sterfreulich dem „Space Bossa” hin, um dar-aufhin hektisch den Mambo zu bejahen unduns letztendlich zu hypnotisieren.m-heart.com/riANETTF ••••

ARTO LINDSAY - INVOKE [RIGHTEOUS BABE]Ein langer Weg aus Brasilien über New YorkerNo Wave zurück nach Brasilien. Seit Ende der80er hat DNS-Crashgitarrist Arto Lindsaywieder ein Bein in seinem brasilianischenHeimatland und unter anderem den Tropica-lismo-Star Caetano Veloso produziert. Invo-ke ist teuflisch toll mit beiden Beinen dort an-gekommen, ein Songwriteralbum in sanfterAbgeklärtheit, das bei allem fragilen Mut zurbeschwingten Schönheit nie den Spaß an derexperimentellen Dekonstruktion verliert undsich gerade deshalb umso nachdrücklichereinprägt. Chicagoer Postrock/Sam Prekop istim Visier. Die verbindlichste Form uneinge-schränkt genießerischen Nachdenkens.JEEP •••••

ASMUS TIETCHENS - Y-MENGE [RITORNEL/027]Doch noch am Leben beginnt die RitornellSerie auf dem neuen Album von Asmus Tiet-chens mit sehr feinen, meiner Meinung nachfast karnevalesken, digitalen Sinustönen inHöchstform. Töne weit oben im Spektrumsind eh seine Spezialität, denn wenn es etwasweiter nach unten gehen soll, wird es irgend-wie pathetisch. Währen die klippenden, klir-rend klingelnden Klänge sehr nach Mosaik-Mobile Installationen klingen, deren Berech-nungen sich irgendwie durch ein Gesetz er-schliessen, das so offensichtlich aber dochunerschließbar bleibt, haben die tieferen So-unds (glücklicherweise betrachtet man dasAlbum mal als Schnittmenge, eher selten) et-was klumpiges und nur wenn sie Vorstöße inMelodien wagen, die ja in Hochfrequenzen-bereichen erst mal längst nicht so anrüchigkodifiziert sind, wirken sie auch. Sympathi-sches Album für stille Stunden digitaler Kon-zertästhetik. www.force-inc.comBLEED ••••-•••••

PENALTY - 1998-2000 SERIES [SATIVAE]Die Kids von Sativae haben ja eine Serie von12”es gemacht, die Penalty hieß, Auszeit, mitein paar mehr Anklängen, und ihre befreun-deten Producer (Sillicon SCally, Wee DJs, Tar-rida, Si Begg, Glencross, Hacker, DMX, Ecto-morph, Schmidt, Godfather, Jason, Justin, Ja-

mie und Michael Forsaw) vom DancefloorDruck befreien sollte, was sie selber ja auchschon mal gerne exzessiv betreiben, seltenaber so komprimiert. Herausgekommen isteine Serie von 12”s die manchmal ganz schöngerockt hat und ziemlich oft rockend kon-struierte Trümmerhaufen aufsammelte, dielustigerweise mit dem richtigen Abstand(zwei Jahre) fast schon wie superfluffige Dan-cefloortracks klingen. Denkt darke dunklebedrohliche Elektrotracks jenseits der übli-chen Genre-Genzen, aber auch nicht so ganzweggeblastet, naja, manchmal eben doch.Sehr spaßige und gegen Ende immer alberne-re CD, für die man sich viel Zeit nehmen soll-te. www.sativae.comBLEED ••••-•••••

NAPOLI IS NOT NEPAL - REVOLV_ER [SHITKATAPULT]Ah, oh, eine Platte, die einen gerne über-rascht. Hätte man auf dem ersten Track nochgedacht, hier hat sich jemand wirklich Ge-danken über DSP-Minimalismus gemacht,Microsound nochmal von einem ganz ande-ren Blickwinkel gesehen, fluselt sich HendrykBayrhoffer plötzlich in einen Downtempot-rack mit Gitarren-Genooodle und allem, wasso an elegischen Jazzstandards dazugehört.Auf “Elektrobastard” knarzt er dann logi-scherweise mit Rubberband-Basslines undangedeuteten Breakbeats herum, strebt aberauch hier in das wehende Openair-Down-tempo-Gefühl, was “This World Is Sound” mitseinem Trümmerhaufen-Sound erfri-schenderweise erst mal gar nicht erreichenwill oder kann, dem halbminütigen Klippan-Tischtennis-Funk von “Annie_opper” ebensoFremd ist wie der Countryburleske mit Brum-melbass “Bankok” (strange Titel, aber viel-leicht verwechseln wir hier was) und dannFloot ab in ein Knuffeljazzstück mit digitalenBeats aus der Hinterhand und ja, wir sindüberzeugt, das ist eine sehr alberne Platte,die genau diesen augenzwinkernden Um-gang mit elektronischen Stilrichtungenpflegt, den man einfach perfekt in jeder lauenRumlümmelstunde gebrauchen kann. Jazz-musikanten aller Länder: kauft Shitkatapult.(Wer hätte gedacht dass wir das nochmal sa-gen). www.shitkatapult.comBLEED •••••

V/A - 2088 [SKYLAB OPERATIONS / 012]Wundervolle Compilation eines wundervol-len Wiener Labels mit lauter wundervollenTracks, die mit viel wundervoller Stern-schnuppigkeit einem irgendwas und die Oh-ren pudern, was dazu führt, dass man sichmal einen Moment lang besser fühlt. Nebenbekannten Menschen wie Fingernail und Flo-wchart und vielleicht noch Technicolor (diehier übrigens allesamt hervorragende Tracksabliefern, die durch die Bank einfach Spaßmachen, was sonst bei diesen Projekten nichtso oft passiert), hüpfen hier vor allem einganzer Haufen (noch) Unbekannter über dieCD, denen allesamt eine große Zukunft be-schert sein wird, wenn ihr mich fragt. EinzigeBedingung: bleibt so wie ihr seit. Schämteuch nicht, wenn der alte Break drei Minutendurchtuckert, singt weiter, sucht nach tollenMelodien, steht zu den Presets eurer Maschi-nen, macht uns glücklich. Augen auf haltennach Menschen wie Phasmid und Tape. Hierpassiert eine tolle Explosion nach der näch-sten. Zwischen Knuddelpop, Indierock, ge-breaktem Songwritertum und einem Wirr-warr aus Kabeln werden hier alle etwas fin-den. www.skylaboperations.com/THADDI ••••-•••••

SATELLITE GROOVES - ATOMS, MOLECU-LES, AND RAIN [SKYLAB OPERATIONS / 15]“Glitches Kill” heißt der erste Track und damitist eigentlich schon alles klar. Die SatellitenGrooves sind extreme Daddelkids, die auchmit Modems duschen würden, wenn sie da-nach nicht kaputt wären. Also spielen sie lie-ber Gitarre, so ein bisschen wie Durutti da-mals, nur sachter eben, es ist ja auch schonspät. Ein Computer mit Schluckauf meldetsich zu Wort, schafft es auf das Band, ein Rho-des, dann Breakbeat und wieder Gitarre. Eingroßer Indietrack jagt den nächsten. Dabeiklingt das Ganze herrlich ungeplant und nachPortasound, ist aber doch irgendwie im Um-gang mit den Sounds weiter als viele andere.Herrlicher Pop für Leute, die die wahre Be-deutung von LoFi begriffen haben. Bitte allemitsingen. Und dann ans Meer.www.skylaboperations.com/THADDI •••••

BLAZE - SPIRITUALLY SPEAKING [SLIP’N’SLIDE CD 102]Hehe, Blaze entwickeln humorigen Sinn fürdie abwegigen Seiten der Housegeschichte.Dachte man nach der aufaktualisierten Hi-phouse-Maxi “Do you remember House?”mit Palmer Brown und angetwistetem Old-school-Groove zumindest. Aber ne, das spiri-tuelle Sprechen bläst ihnen ansonsten jegli-che Humor-Kerze aus. Stattdessen stellt sichso dringlich die Frage wie nie: Sind Blaze jetztendgültig Earth, Wind & Fire geworden?Nichtiges Plüschgefunke mit dem asepti-schen Flair eines mahagonigetäfeltenGroßraumstudios? Der bourgeoiseste Hu-manismus-Kitsch seit MFSB (Mother, Father,Sister, Brother, die Kelly Family unter denStudioorchestern der 70er). Blaze verrennensich immer mehr in einer Sackgasse histo-

risch abgesicherter Schein-Spiritualität, diekurz davor steht, zur Parodie ihrer selbst zuwerden.JEEP •••

SLAM - ALIEN RADIO REMIXED [SOMA]England, wie es sich selber liebt. Soma, eineder wenigen Erfolgsgeschichten an der Gren-ze von UK House und detroitbeeinflussterTechnoideologie der ersten Tage, die es auchimmer wieder und immer noch über den Ka-nal schafft, holt sich seine Lieblingsremixervon überall her, egal ob H-Foundation ausSan Diego, Josh Wink oder Rolando, oder obes die heimischen Silicone Soul, Funk D`Vo-id, Paul Daley, Swordsmen, Cox oder Unklesind. Eine Zusammenstellung, die auch dasDJ Magazine oder irgendeine Postille in UKhätte so machen können. Musikalisch kommtdabei natürlich eine ziemlich beliebige Sacheraus. Mal Reggae, mal dezente mal übervo-calte Housemusik, mal Cowboygroove, Rave-ballerei und ab und an ein Partyschnittchen,aber ich muss sagen, der beste Track ist dieKooperation von Two Lone Swordsmen mitDot Allison. Und das ist elektroider Indiepop.Tja. BLEED ••-••••

RUZINA FRANKULIN - ELECTROBLUE[STARBABY]Das bleept schon so glücklich los, dass ich garnicht anders kann als mich auf den Rest derPlatte zu freuen, und seine EP war ja auchschon perfekt. Jemand, der es liebt verspon-nene einfache vielleicht sogar banale Melodi-en auf einen simplen funkigen Detroit-Groo-ve zu setzen und dann in dieser Form geraderMelodien, die aufeinander treffen und sichlangsam zu einer Art Wirbel entwickeln weiß,dass es völlig egal ist, ob man das aus einemElektronika-Blickwinkel hört oder als Fan vonDetroit, ob man House-Liebhaber ist oder lie-ber rasante fluffige Breaks möchte, weil essich eh schon von selber und in diesem stän-digen Umkreisen von niedlich sympathi-schen Melodien mit allem versteht.www.starbabyrecords.comBLEED •••••

F.S. BLUMM - ANKERN [STAUBGOLD]Heisst, nun widmet sich Blumm den Schif-fen? Oder dem Hafen? Kommen wir jetzt viaGitarre wieder und das letzte Mal nach Hau-se, oder ist “Folge” nur ein Teil des Wegs, einwindiger Schachzug gegen die Minimalismenmit eine Handvoll sehr ausgedehnter Akkor-de und kleinster verortender Piepser, die denRaum schaffen für das Hören von harmoni-scher Tiefe und die Wiederauferstehung vonFelt? Irgendwie ist das Album eine recht lu-stige Sache. Die Stücke beginnen gerne so:Gitarre mit wenig (Glöckchen, Schlaginstru-mente in Verkleinerungsformen), also fastexperimentell aber sehr harmonisch, dannimmer langsam verschoben bis es plötzlichrichtig flott davonsegelt und entweder zumGrossen Harmonieschlag ausholt oderschlichtweg losjazzt. Einziger Nachteil (wasein persönliches Problem sein kann):Während elektronische Musik meist so alsAlbum trotz ähnlicher Sounds geschlossengut wirken kann, empfinde ich ein Soundde-sign, dass sich über Albumlänge auf denKlang einer Gitarre verlässt als etwas been-gend. Aber in dezenten Rationen extrem gut-es Album. www.staubgold.comBLEED •••••-••••

V.A. - MUSIC OUT OF PLACE [STAUBGOLD 35]Irgendwann im letzten Jahr müssen beiStaubgold wohl alle Dämme gebrochen sein.Reglmäßig erscheint dort eine feine Plattenach der anderen. Wie zaubert Labelchef-koch Markus Detmer nur immer all diese Leu-te aus dem Hut? „Music out of Place” ist zu-gleich Rückschau wie Vorgucker, mancheBeiträge sind in ihrer Länge sanft geschnib-belt, damit auch alle Acts ihren verdientenPlatz finden. Das All-Star-Team, demnächstauf Tour im Kleinbus vielleicht auch in deinerStadt (natürlich von uns präsentiert), bestehtaus allen Lieblingen und solchen, die es nochwerden wollen: Die Feinmotoriker, mit ihremum die Ecke gegrätschten Plattenteller-Funk,der sich digital anhören mag, aber trotzdemkomplett analog daher kommt, Entenpfuhl-Held Josef Suchy oder Ekkehard Ehlers, vondem man im Moment eh nicht genug bekom-men kann. Blickwinkel-Konzentratoren gibtes nicht, ähnlich wie bei den Kollegen von So-nig finden alte Krautrock-Helden (Faust) ge-nauso Platz wie Knisper-Knusper Zeug (OrenAmbarchi). Die Compilation kostet als CDoder Vinyl nur den Preis einer Maxi und esgibt nicht nur deswegen eigentlich keinenGrund, sie nicht zu sich einzuladen.www.staubgold.comBUB •••••

KEITH ROWE & OREN AMBARCHI - FLYPA-PER [STAUBGOLD/032]Experimental-Gitarristen und -Elektronikerunter sich. Und klar wird hier aus Strings die-se Welt gewoben, in der alles geheimnisvollist und dicht und schwer, in der Sounds zwi-schen perkussiver Geschwindigkeit und we-hender Trance [nicht “Trääns”, der Korrek-tor!] kaum einen Unterschied machen, in dersich langanhaltende Erschöpfungspausen inruntergedehnten Tempi deutlich machen,und immer alles so klingt wie ein lange nach-

CD (•)-nein (•••••)-ja

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Page 37: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

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bearbeiteter Jam in einem viel zu großenUhrwerk. Wie das Coverartwork (von KeithRowe), das sich “modern art” (this way up)nennt, ein etwas altmodisches UnterfangenGeister zu beschwören, die fast eher in denGeschichtsunterricht gehören.BLEED •••

THOMAS SCHUMACHER - BEST OF[SPIEL-ZEUG]11 Tracks und zwei Videos aus seiner langenKarriere als vielumschwärmter Rave-Cham-pion aus dem Norden. Egal ob als er selbstoder Elektrochemie LK findet Schumacher lu-stigerweise oft genug von dem Banalen zumBasalen und rockt damit immer wieder über-zeugende Tracks auf den Floor, die wie z.B.“Lust” eine Jackson-Bassline korrekt machenkönnen oder fluffigen Oldschool-Trümmervi-be verbreiten. Natürlich mit Hits wie “When IRock”, “Schall”, “Good Life” und “Who’s YourDaddy”. BLEED ••••

STARS OF THE LID - AVEC LAUDENUM [SUB ROSA]Laudanum, das opiumhaltige “Rauschmittelder kleinen Leute”, könnte dieses Re-Releaseaus dem Jahre 1999 kaum angenehmer ma-chen. Stars Of The Lid, ein Duo aus Austin,Texas erzeugen diese extrem entspanntenKlänge zwar auf Gitarren, bearbeiten diesedann aber mit so viel Studioequipment, dassdie Klangquellen nicht zuzuordnen sind.“Avec Laudanum” ist eine klassische Am-bientplatte voller warmer Sounds und sichkaum merklich verschiebender Texturen.Und sie ist absolut zeitlos.ASB ****

STARS OF THE LID - AVEC LAUDENUM[SUB ROSA]Ein Rerelease von 1999. Dank den Archivaren.Fünf Tracks. Auf 42 Minuten. Betörender Mi-nimalimus. Mikroskopische Variationen wir-ken wie Erdbeben. Eingespielt auf Vierspur-Rekorder. Scheinbar unendliche Langsam-keit. Ist dies noch Musik oder schon Kunst?Die Trilogie “The Atomium” beansprucht gutdie Hälfte dieser CD. Und lässt kriechend-schwebende Mutationen wie Labradford,Transient Waves oder Rothko hektisch rüber-kommen. Na klar: ambient und sich aus Gi-tarren hervorschraubend. Stars Of The Lidsind Adam Wiltzie und Brian McBride ausAustin in Texas. Meine Damen und Herren,wir öffnen den samtenen Vorhang für einlichtgefülltes Raumschiff. Bitte schweigenSie für eine dreiviertel Stunde. www.subrosa.beCJ ••••

POLMO POLPO - THE SCIENCE OF BREATH[SUBSTRACTIF / SUBSF 05]Nach vier 12”s auf seinem eigenen Label “Au-dio Sesna”, legt Polmo Polpo hier sein De-butalbum hin und beginnt sehr düster mtiverknarzten Rauscheschleifen, die wie ver-wunschene Hängeböden über einem zusam-menbrechen. Dann plötzlich Bassdrum, einwarmes Pad und Gitarre. Polmo Polpo, sokönnte man glauben, mag sich nicht rechtentscheiden, was ihm nun besser steht, Dro-niges mit oder ohne Bassdrum. Beides passt.Und Tracks wie “Rottura” sind beeindrucken-de Beispiele, wie man dem minimalenKlickertechno einen deepen Tritt verpassenkann, ohne dabei gleich Johnny Cash an denKragen zu gehen. Michael Brook sollte sichdas mal anhören. Hier macht jemand da wei-ter, wo der schon vor Jahren aufgegeben hat-te. Komplett fesselnd.THADDI ••••-•••••

CLUB SIESTA POPULAR - URBAN LATINJA-ZZ CLUB TUNES [SUPA SISTA / SPV]Mein Kumpel Roger, schon leicht angegraut,kann so gar nicht auf diese hypersynkopier-ten Broken Beats. Ja, hört er denn Musik, umnicht mehr zu wissen, wo ihm der Kopf steht?Also wo ist es hin, das Barfuß-Träumen-Fee-ling zu Kokospalmengrooves ohne diesegraue Zivilisationshetze? Ruhig, alter Mann,das gibt’s doch noch. Im Club Siesta Popularwirst du wohlig latinjazzig bedient und musstdich nicht mal Acidjazz-Opa schimpfen las-sen, denn mit Tracks von As One, FaunaFlash, Hopper und Agent K stehst du an derSchwelle zur moderaten Seite der aktuellen

Beatzuspitzungen. Roger atmet auf undüberlegt sich dank Club Siesta Popular nochmal, doch keine Beschwerdebriefe gen WestLondon zu schicken.JEEP •••

V.A - XPANSIONS PART 2 [SWIRL]Alex Cortiz´ Freund und Weggefährte Mi-chiel Kleiss veröffentlicht die zweite Ausgabeseiner XPansions-Reihe. Als DJ Xavier Perechat er sich in der Amsterdamer NiewerzijdsLounge eine wöchentliche Residenz erarbei-tet und produziert die XPlorations-Radio-Show auf Kink FM. Als ´sophisticated, funkyand intellectually satisfying´ umschreibt erseinen Sound. Mit Stücken von SundayBrunch, Big Bud, Boozoo Bajou, J.Majik, Jaffaund natürlich Alex Cortiz und ihm selbst istdas Booklet auch gut besetzt. Schade nur,dass die mangelnde Aktualität dazu führt,dass der interessierte Lounger schon eineganze Weile den einen oder anderen Song imRegal stehen hat und somit das Kaufverhal-ten wohl eher nicht expansive Formen an-nimmt. www.xpansions.nlM.PATH.IQ •••

LOST FOR WORDS [THE LEAF LABEL]Leaf versucht ihren Katalog an Bands hier miteiner Miniprice CD all denen schmackhaft zumachen, denen das Downloaden einfach zulange dauert und es hat sich so viel in derletzten Zeit auf diesem Label getan, dass viel-leicht jetzt auch genau der richtige Zeitpunktist, nicht für eine Bestimmung eines Labelso-unds, dafür ist Leaf viel zu wirr, sondern füreinen Überblick über die vielen ziemlichgroßartigen einzelnen Projekte die vielleichtnoch eine gewisse Vorliebe für “Musik” zu-sammenhölt. Asa-Chang & Junray (die mit“Hana” das Album sofort unwiederstehlichmachen), Boom Bip & Doseone, Muscof, Su-sumu Yokota, The Sons Of Silence, Manitoba,Eardrum, 310 und Gorodish, fast alle mit 2Tracks auf dem Album schweben durch ihreTracks und völlig unvereinbaren Welten vonMexico über Canada quer durch England bisnach Japan und nichts hält einen davon ab,festzustellen, dass Leaf einfach immer dieTracks herausfischt, die einem das Herz still-stehen lassen. www.posteverything.com/leafBLEED •••••

JEFF MILLS - AT FIRST SIGHT[TRUE PEOPLE]Schon überraschend, dass Jeff Mills jetzt einAlbum rausbringt, das von Beginn an so starkan Underground Resistance erinnert, dassman sich 10 Jahre zurückversetzt fühlt. Ex-trem melodisch, im klassischen Sinn galakti-sche Detroit-Tracks und ein wenig von sei-nem allerliebsten FM-Synthese-Sound, abereigentlich eher ein Album, das für Leute kon-zipiert worden ist, die sich immer noch wün-schen, dass man dort irgendwo zwischen Sa-turns Rings und Jupiter Jazz noch mal vonvorne anfangen könnte. BLEED ••••

TRAPEZ CD1 - SELECTION:1 [TRAPEZ]Ich liebe Trapeze. Sie sind wie kleine Endor-phinkicks, immer dem zappeligen Stolper-schritt zugetan und doch so unglaublichstimmig. Dreimal gefreut und in die Luft ge-sprungen. Mit der Selection:1 bekommt mandie Sahneschnittchen alle auf den Teller, auchwenn sich dieser als Compakt-Disce Einfuhr-lade entpuppt. Trapez für alle! Lazyfish ist danoch einer von den Zurückhaltenden. Er auf-taktet mit „Falling” effektiv im Delay. Mit„Selffocus” entführt uns der Russe in seinetiefgründige musikalische Innerlichkeit, diein ihrer Zurücknahme eine ungeheure Kraftentwickelt, deren Anziehungskraft man sichkaum erwehren kann. SCSI 9 sagt sich: „Go tothe Freeze”, freut sich unglaublich der Vor-freude halber, so dass er im andeutendenAufbau verharrt und sich wieder zurückzieht,bevor das Geheimnis gelüftet wird. „Collo-gne” ist dagegen spitzenmäßig bevölkert vonDetails. Eine Hommage an die Stadt aus dermanch musikalischer Traum in minimal ge-strickt ist. So auch dieses Stück. Es liebt euch!Legendär nochmal auf dieser Compilationveröffentlicht! Ebenso mit dabei: Snookerboyder mit „My lovely Pixel” in der Tonschleifeverfangen, erst einen Beat-Beschleunigereinlegt, um dann den Filtergang hinterher zu

schieben, sowie Multipliar und Yura Moorushmit ihren Köstlichkeiten. Diese Scheibe istdelikat von vorne bis hinten! Alles Gute aufeinmal. Vakante Gefühlsausbrüche und an-dere emotionale Geschmeidigkeiten sind mitdiesem heißen Scheiß schon fast vorpro-grammiert. Jetzt nur nicht kollabieren.ANETTF •••••

RODACH - ON AIR [TRAUMTON / INDIGO]Der Berliner Gitarrist und Komponist Micha-el Rodach schreibt eigentlich mehr Musik fürdiverse Filme, Ballett und Modern Dance.Seine Erfahrung im Vertonen von Handlun-gen zeichnet daher auch sein bereits viertesAlbum aus. Darauf befinden sich 18 amüsan-te, irritierende, rhythmusreduzierte, zumeistabstrakte und auch beruhigende Kurzge-schichten, die den Hörer nur selten an sichreißen, sondern ihm genügend Freiraum füreigene Assoziationen lassen. Und ich assozi-iere Rotwein im Halbdunkel.www.traumton.deM.PATH.IQ ••••

KOOKOON - MAGNETIC MOON [TRAUMTON / INDIGO]Das Projekt geht auch bei seinem drittenWerk neue Wege. Ambient, minimal, intro-vertiert und mystisch zugleich, erzählt mitHilfe von hervorragenden Instrumentalistendurch die Details jedem seine eigene Ge-schichte, die er in sich selbst entdecken kann.Was manchem Clubhead als belangloses und

indifferentes Gedaddel erscheinen mag, er-zeugt in denen, die New Age auch eine posi-tive Seite abgewinnen konnten, eigene Bilderund Gedanken. Diese sollen durch die paral-lel erscheinende DVD noch intensiviert wer-den. Dann kann man ein optisches Chill-Out-Konzept in Dolby Surround erleben und da-bei neue meditative Ebenen erreichen. Aberoffen gesagt will ich das (noch) gar nicht.www.traumton.deM.PATH.IQ •••

V.A - ANOTHERLATENIGHT - GROOVE AR-MADA [TREACLE / AZULI]Nach wahrlich gelungenen Ausgaben von Fi-la Brazillia, Howie B, Rae & Christian und Ze-ro 7 sind nun Groove Armada an der Reihe.Ihre Reise beginnt mit dem eigenen Remixdes Womack-Klassikers “Fly Me To The Mo-on” und windet sich durch House, Soul undauch HipHop ohne je zu stocken und bietetdabei reichlich Ohrenfutter. Roy Ayers, GraceJones, Shuggie Otis und Aretha Franklin fin-den sich zwischen Metro Area 4, Kimbu Kim-ra, BRS aber auch Jeru the Damaja, Rae &Christian und Tim Love Lee wieder. Das ist injedem Falle edel und sollte in so mancherspäten Nacht die Untermalung für die eineoder andere unvergessliche Geschichte beiKerzenschein liefern. Und zum Abschlussliest einem Sir Patrick Moore auch noch et-was vor. Die Briten nennen das ´sophistica-ted´. Good Night! www.anotherlatenight.comM.PATH.IQ •••••

STARS OF THE LID - AVEC LAUDENUM[SUB ROSA, EFA]

Laudanum, das opiumhaltige “Rauschmittelder kleinen Leute”, könnte diesen Rereleaseaus dem Jahre 1999 kaum angenehmer ma-chen. Stars Of The Lid, ein Duo aus Austin Te-xas erzeugen diese extrem entspanntenKlänge zwar auf Gitarren, bearbeiten diesedann aber mit so viel Studioequipment, dassdie Klangquellen nicht zu zuzuordnen sind.“Avec Laudanum” ist eine klassische Am-bientplatte voller warmer Sounds und sichkaum merklich verschiebender Texturen.Und sie ist absolut zeitlos.ASB ••••

THE ADVENT - SCETCHED FOR LIFE[TRESOR]Eigentlich sind das zwei Alben. Einmal die Re-releases auf CD seiner “Sketch” Serie auf di-versen Tresor 12”es und dann noch ein kom-plett neues Album mit Tracks, die exklusiv fürdieses Release gemacht wurden und seineshuffelnd grabend sehr solide Art Technot-racks zu machen um einige Arten und Wen-dungen bereichern, sei es, weil er plötzlichsehr schräg wirken kann, weil er auch mal einfast nach Retro klingendes Vocal benutzt wieauf “Inn Touch”, weil die Stücke gerade weilsie manchmal recht angeschrägte Sequenzenbenutzen irgendwie Witz haben, oder weilAdvent hier manchmal so klingt wie die nor-denglische Ghetto-Arbeiter-Tech-Variante,die man von ihm ja eigentlich schon längererwarten hätte können. Der ein oder andereelegisch wummernde Technotrack der klassi-

chen Art ist aber auch drauf und Advent Fanswerden wohl kaum enttäuscht, mehr aberüberrascht sein. www.tresor-berlin.deBLEED ••••

QUANTIC - APRICTO MORNING[TRUTHOUGHTS]Per se finde ich Kitsch ja in Design (wie hierauf dem Cover mit seinen Schmetterlingenund 60ties Kreisen und den kräftig psychede-lischen Farben) immer besser als in Musik(nein, so kitschig ist diese Platte nicht), aberwenn sich beides die Waage hält, und dieTracks so ausgebufft lässig idiotisch überpro-duziert sind und zwischen Housemusik wiees sich manche Japaner vorstellen mögen,Funk- und Jazz-Espkapaden so breitwandighin und herswingt, dann verdient das zumin-dest einen Exotenbonus. Leider hält Quanticder immer mit sehr guten Ideen startet esmeist nicht bis zum Ende des Tracks aus undbeginnt irgendwann mitten drin die großeNoodle herauszuholen, und dann ist dieGrenze zwischen übertriebenem Soundde-sign und Beliebigkeit nur noch schwer zu fin-den. www.quanticmusic.co.ukBLEED ••••-•••

V.A - MALKASTEN VOL. 4 [UMG / Y3K1 /UNIVERSAL]Seit 2 Jahren zerfeiert sich eine eingeschwo-rene Düsseldorfer Szene im Club MK-2 dieHandtäschchen. Gefeiert wird mit der vier-ten Ausgabe der Malkasten-Reihe. Das Kon-zept ist das Gleiche geblieben: Eine CD wid-met sich den Loungern, eine weitere denClubbern. Gransöger sammelte erneut Do-

wnbeat, Dub und Ibiza-Chill, während Resi-dent Chrissi D! in die stompende Housekistemit Filtern, Vocals und anderen Spielereiengreift. Doch auch wenn sich letztendlich Boo-zoo Bajou, De-Phazz, Hefner, Knee Deep, Ro-ger Sanchez und Ian Pooley hier wiederfin-den, fehlt beiden CDs die Tiefe, um im Meerder Sampler den Partyfischen nachhaltigPlatz bieten zu können.M.PATH.IQ ••-•••

UNDERWORLD - A HOUNDRED DAYS OFF[V2]Rollend ravig ranzig, äh, trancig, äh, rudertmit den Armen, ihr Racker. Underworld ret-ten die Open Air-Saison. Niemand hätt’s er-wartet, alle nehmen’s hin wie die Hostie vomPapst. Wie man 2002 noch mal so die glück-lich verpeilten Underground Resistance-Ro-tationsraver mimen kann, die alles Kämpferi-sche längst in der Verzückung über viel zurosarote Sonnenaufgänge abgeworfen haben- he, siehst du, da bläst er, der weiße Wal derKatatonie - ist eines der heiligen Geheimnis-se des kollektiven Altered States. HeiligesKanonenrohr, die Leitapostel heißen Karl Hy-de und Rick Smith.JEEP •••••

NIGHTMARES ON WAX - MIND ELEVATION[WARP / ZOMBA]George Evelyn aka DJ E.A.S.E. aka Nightma-res On Wax ist wieder da. Wenn man mal vondem wirklich schon abschreckend paradiesi-

schen Artwork (Ist ihm langweilig?) absieht,scheint er nach wie vor Spaß an seiner Formvon Sommer-Downbeats und Heile-Welt-Hi-pHop zu haben. Seine Arbeitsweise beinhal-tet zunehmend analoge Sounds. Deshalbplant er zukünftige Gigs auch mit 13 Musi-kern. Und dennoch hat er sich die Hängelattemit den beiden Vorgängeralben und seinerDJ-Kicks so hoch gelegt, dass sie kaum zu er-reichen ist. Dafür fehlt einfach noch ein Fun-ken Partyflavor. Das wird durch alberne Ge-sangssamples (Thinking Of Omara), naive Gi-tarrenlicks (Bleu My Mind) oder kurze 60s-Hook-Einlagen (Mirrorball) aber spielerischnihiliert. Genau so lässt sich das Produktauch noch in Endlosschleife genießen. FürFans ein Muß, zumal die erste Edition mit ei-nem Bonus-Mix aus Beats und überarbeite-ten Stücken aufwartet. Alle anderen lau-schen parallel in die RJD2.www.nightmaresonwax.comM.PATH.IQ •••••-••••

LHB - TELL ‘EM WHO WE ARE [TELESTAR RE-CORDS / WARNER]Ok, die Single war wirklich noch sehr nett,aber auf Albumlänge will LHB einfach nichtSpaß machen. Perrey’sche Moogschweine-reien über BigBeat, der eigentlich Disko seinwill, schlechte mittelamerikanische Hoch-landvocals, natürlich tranciger Techno undböswillige “Air”-RipOffs, wo selbst ich denAnwalt rufen würde. Nee, Kids. Echt nichtTHADDI ••

LAYO & BUSHWACKA! - NIGHT WORKS [XL]Layo & Bushwacka! glauben, dass ein Album

erst dann relevant sein kann, wenn auchwirklich alle ins Boot geholt wurden. Alsomuss Techno Electro, Dub und allerhand Bre-akbeat zum Zuge kommen. HomelisteningKompatibilität soll durch Downbeattracks,Gitarrengedüdel und sonderbare Intermezzidie zwischen den Stücken gewährleistet wer-den. Die flotteren Stücke kommen meist rhy-thmisch eher breakig daher, sind perkussivmit einem gelegentlichen Afro Touch und mitbombasto Synthie Soundscapes und Saxo-phon und Gitarreneinlagen (bäh...) unterlegt.Zwar ist auf Night Works für jeden was dabei,aber genau das ist auch das Problem.FELIX •••-••••

SUSUMU YOKOTA - THE BOY AND THETREE [THE LEAF LABEL]Susumu Yokota Platten sind mal sehr sehrschön und dicht, mal ein wenig an der Gren-ze. Dieses hier ist da keine Ausnahme. Malfunktionieren die naturalistisch ambientenIdeen extrem gut, mal hat man so etwas wieeine Abscheu vor den benutzten Samples,und dann fällt es einem schwer, das aus ei-nem Blickwinkel zu hören, der die an sichschönen Tracks gerne vollgewirbelter Sam-ples irgendwie noch funktionieren lassenkann, und man denkt: Goa.BLEED •••

SONO - SOLID STATE[ZEITGEIST/ UNIVERSAL]Ein Drittel von Sono heißt Lennart. Lennart

war bei den Zimmermännern (Hamburg,80er, Zitatpop, you know) der, der zu unter-halten wusste und ein lustiger Typ war. Derallerdings auch nicht nachdachte, wenn erbei der Arbeit war. Der Sono-Lennart denktschon nach, so wie auch A-ha nachgedachthaben, also mehr die Vortäuschung vonNachdenken. Aber es klingt sehr jungmänn-lich grüblerisch, Jever-blond as norddeutscheAdoleszenten Jever-blond sein können. Die-ser Moment vor dem Umfallen mit den aus-gebreiteten Armen, you know the Werbung,don’t you. Schwelgerischer Soft-Synth-Popmit DIN-A 1-Posterqualität. Das würde sichauch gerne der Turner trauen, aber der denktnoch zu sehr nach bei der Arbeit, you know. JEEP •••

SUSUMU YOKOTA - THE BOY AND THETREE [THE LEAF LABEL]Susumu Yokota Platten sind mal sehr sehrschön und dicht, mal ein wenig an der Gren-ze. Dieses hier ist da keine Ausnahme. Malfunktionieren die naturalistisch ambientenIdeen extrem gut, mal hat man so etwas wieeine Abscheu vor den benutzten Samples,und dann fällt es einem schwer, das aus ei-nem Blickwinkel zu hören, der die an sichschönen Tracks gerne vollgewirbelter Sam-ples irgendwie noch funktionieren lassenkann, und man denkt: Goa.BLEED •••

CD (•)-nein (•••••)-ja

DEUTSCHLAND (•)-nein (•••••)-ja

TOXIC TWIN - A GUY CALLED SPOOKY STEVENS [3TON/023]Irgendwie charmant diese Mischung austrocken-bollerndem Technosound (oder auchtrancigen Housestücken) mit leicht plastilli-nen Anklängen und, wie der Titel verspricht,„Spooky“ Housevocalsamples und Rockatti-tudes, die nach und nach die vermeintlichschnöden Technodurchschnittstracks in rich-tige kleine Clubhits verwandelt, die sich beiBerliner Retrogemütlichkeit genau so wieKnarz und 80s Rock, Dub und Trancehimmel-bett ein grosse Scheibe abschneiden und insehr leckeren Portionen neu verteilen. Einechtes Raverherz, das da schlägt.BLEED ••••

SKANFROM - SOOTHING SOUNDS FOR ROBOTS [A.D.S.R. / 017]Skanfrom kehrt zurück. Wird auch Zeit. Undgleich mit einem ganzen Bündel großerTracks. Überhaupt klingen die ganzen drei-zehn (!) Tracks wie eine freudige Hommagean den großen Helden der selbstgebautenOszillatoren, der sich damals mit den SootingSounds For Babies selbst ein Denkmal setzte.Die Groovebox schwitzt, der Oktavbassspringt und hüpft und tanzt und die kleinenalten VCOs von Roland rocken, was das Zeughält. Zwischendrin immer wieder Skanfrom’salter Kumpel der Talking Translator, der diebunten Synth-Pop-Blüten hier besingt. Zwi-schen frech bouncenden Killer-Smashern undeher verhalten düster grummelnden Tracksgeht hier alles. Skanfrom ist in Höchstform,selbst, wenn er eher experiemtell wird oderschlicht von Detroit träumt. Ein Hammeral-bum, wie immer und erwartet.THADDI •••••

STYROFOAM - TO SIMPLY LIE HERE ANDBREATHE [A.N.O.S.T. 5 / MORR]Styrofoam kann Liebeslieder schreiben wiekein anderer. Mehr sollte man eigentlich garnicht sagen und schreiben müssen. Aber gut.

Die A-Seite huscht an einem vorbei wie einFahrrad in der Dämmerung, sprudelt über vorkleinen Geräuschen und weit weg hallendenAkkorden und Styrofoams Stimme. Undschon rennt man dem Fahrrad hinterher, im-mer schneller. Nie wieder will man den Men-schen auf dem Rad loslassen. Die B-Seite istdann der fast schon straighte Hit, der einemnie wieder aus dem Kopf will und sowas wieder zu spät kommende Hit des Sommers fürmich ist. Aber zum Glück kann man Styrofo-am ja jeden Tag hören. Da fällt mir nichtsmehr ein.THADDI •••••

REPEAT ORCHESTRA [A TOUCH OFCLASS/009]Die smoothesten clickernd ruhigen House-tracks kommen wohl zur Zeit nach wie vor al-le aus dem Rheinland. Repeat Orchestra je-denfalls überzeugt einen auf der neuen ATouch Of Class davon sofort und bewegt sichin diesem harmonisch dichten rollendenGlück sanfter klackender Sounds und deeperBasslines so leicht und hypnotisch durch sei-ne beiden Seiten, wirft mit gelegentlichenHarmoniewechseln die Idee in den Raum,dass das hier vielleicht das wahre neue Fragi-le sein könnte und löst sie dann um so mehrein, als dass die Stücke wirken, als hätten siedas Glück für sich erfunden.BLEED •••••

[ABUSER/002]Ah, Abuser. Abusus, Absahnen, Abgehen, Ab-rubbeln, Abfahren...die Variationsmöglich-keiten sind endlos. Bis an die Grenze derMöglichkeiten geschnittene eingebrannteTracks aus Loops, die ihr Zentrum verlorenhaben, weil das Zentrum eines Kreises ja ir-gendwie überall ist, jedenfalls was die Zeitbetrifft und so wehen da die Effekte und So-und herein, heraus und herum, bis alles sichdreht und der Dancefloor sich an andere Me-thoden der Strukturierung gewöhnen muss.

Erm, natürlich rockt die Platte wie Sau undauch die tribalen Freunde und Latin-Klavier-exegeten kommen auf der Rückseite auf ihreKosten. 3 Solide User-Style Partytracks fürdie Crowd deren letzte Flimmerhäarchen nurnoch im Wind der angebrannten Shaker-Hi-hats wehen.BLEED ••••

SEBO K - ROLLERCOASTER [ASPEKTE]Nach einigen Releasen auf Tom Clarks High-grade hat Sebo K jetzt seine erste 12“ für dasSonar Kollektiv abgeliefert. Das er einen Sinnfür old-schoolige Disco-Spielereien und Elec-tro hat, dürfte spätestens seit der Soopa-FiEP bekannt sein. Hier verzettelt er sich fürmeinen Geschmack aber zu sehr in einerGimmickparade, die zu viel zu eindeutig will,den Tracks aber keine Zeit lässt, irgendwo an-

zukommen. Recht plakativer Disco- und Elec-trofunk im Breitwandformat. Schade eigent-lich.SVEN •••

DAVE MILLER - GRAY SUMMER EP [BACKGROUND RECORDS/027]Wer kennt das nicht. Grauen Sommer. Werkennt es nicht, wenn alles wirkt, wie ein grau-er Sommer, was vielleicht auch seine Haup-teigenschaft ist, auf alles durchzupausen. Da-ve Miller jedenfalls ist aus Perth in Australienund treibt mit seinen vier Tracks den clickendsmoothen Sound mit leicht jazzigen Anklän-gen und komplex arrangierten Dubs auf dieSpitze, denn es geht um Szenen, Bilder, So-unds, die gar nicht anders können als extremzu beeindrucken und sich von ihrer Ober-fläche gleich zu lösen, weil sie einfach so per-

fekt die Illusion, die die Tracks sind, ergänzen,ohne überhaupt etwas außerhalb zuzulassen.Vier magische Tracks, die auch schon malkicken können, manchmal klingen, als hätteAkufen eine Harfinisten Erziehung genossenoder als wäre mitten in den Tropen plötzlichein Kraftwerk aus Beats losgegangen, dasnun seinen Weg durch die digitalen Veräste-lungen sucht. Dave Miller dürfte einer derGroßen werden, das ist sicher.background-records.deBLEED •••••

DICTAPHONE - SUITCASE EP [BITBOUTIQUE]Ein neues Label aus der Schweiz ,das mit Dic-taphone schon mal auf der Stattmusik/Sub-strat CD und Mikro Werk zu hören war. MikeSchudi und Stefan Guettinger krabbeln sich

durch die elektroid-angehauchten, spleeni-gen Tracks minimaler Postdrexciya-Attitudeauf „Locker“, dass wie nebenher noch einsehr lässiges Gangstersound-Tropen Gefühlerzeugt. Auf „Suitcase“ schaffen sie es, 80erHarmonien und Elektro so zusammenzubrin-gen, das es tatsächlich eher um eine heitereDeepness geht, die man nur empfinden kann,wenn man seinen Koffer auspackt. Was ihnenCanson (ein Teil von Anatol, neulich mit sehrschöner 12“ auf Handheld, ach, die Schwei-zer!) mit seinem Remix gleich noch mal inhousigeren Beats perfekt nachempfindet. AlsBonus dann noch ein leicht 8Bit-komputer-musikartiger Track mit angetraschtem Allesund herzzerreissender Melodie für Abende ingepflegter elektronsicher Einsamkeit. Defini-tiv ein Label, dass man sich merken sollte. Bisein Distributor clever genug war, gibt’s die

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<42> - DE:BUG.63 - 09.2002

Platten auf der Webseite und in ein paarhandverlesenen Plattenläden.www.bitboutique.chBLEED •••••

FYM/S-MAX - WALK THE BRIDGE TOCOZMIC AGE EP [BOOGIZM/005]Autsch. Schon wieder ganz schön weitdraußen die beiden. Und gleich von Anfangan. Kein Wunder, dass man Boogizm EPsschon an den Titeln erkennt, da ist gleich al-les galaktisch. In irgendeinem Paralleluniver-sum zu Drexciya räumen die beiden mit ihrenRobofunktracks der strangest rockenden Artso dermassen auf, dass man sich sofort fragt,ob man nicht vielleicht doch aus einer Massevon Atomen besteht, die zum grossen Teilaus nichts bestehen, und dazwischen einpaar Ladungen. Aber von was? „XeroxedAstro Monkeys“ shuffelt sich wie mit einemPaddelboot unterwegs zur nächsten Milch-strasse durch, dann knuffelt es aus den Di-oden einen heimeligen Haustier aus Mikro-ben Schnurrgroove, dazwischen immer Hör-spiele, zwischen Klassenzimmer für Robore-paraturen und Kabelsalatkantinen, undschon haben wir wieder heimlich einen Bleepzuviel hinter die Kanten gekippt. Grosse Plat-te. Ach, mehr als das. www.boogizm.netBLEED •••••

SYLVIE MARKS & HAL 9000 - BABY, I’M EL-ECTRIC [BPITCH CONTROL 051]Sylvie Marks und HAL 9000 tun es. Und be-weisen einmal mehr, dass sie immer für einendieser etwas abseitigen Hits, die sich irgend-wie schräg und leierig im Ohr festsetzen gutsind. Hier kontern die beiden mit vier Tracks

die eigenen Old-School-Vorlieben zwischenHi-NRG, 80s-Electro und, nun ja, House aus.Der Titel des Dancefloor-Burners der EP gehtan den zweiten Track der A-Seite ‘21:00’, dermit seiner rockenden Hi-NRG-Bassline, undden strangen Streicher (?)- und Synthiethe-men für ein angenehm, hypnotisches Rave-flair sorgt. Wieder eine extrem coole Platteauf Bpitch, die bald wahrscheinlich querdurch alle Subszenen laufen wird. Und das istvielleicht der größte Verdienst von Bpitch.www.bpitchcontrol.comSVEN •••••

MODESELEKTOR - DEATH MEDLEY[BPITCH CONTROL / 54]Wenn die Tram mal nicht fährt und man seineTiBooks von A nach B über der Schulter trans-portieren muss, hat man zwei Möglichkeiten.Man träumt von einem Vaio oder fängt plötz-lich an, sich den Schaltkreisen links vom Lüf-ter noch verbundener zu fühlen und will ih-nen fortan noch mehr entlocken. So wie Mo-deselektor, die hier auf ihrer zweiten E.P., diegleich zu Beginn den funky Drummer aus-packen und ein derbe trocken, knarzigrockendes Stampfkrabbeltier um den Breakder Breaks herumbasteln, um denselben eu-phorisch zu übersteuern und ansonsten fün-fe grade sein lassen. Nicht unmuntererSchunkelpunk. Später dann, am Wasser, in-mitten eines schier undurchschaubaren Wirr-warrs aus Wireless-LANs, fliegen pflichtbe-wusst gechoppte Beatschnippsel durchs Allund hören dieser Orgel zu, die schon auf derletzten 12“ für Aufsehen sorgte. B-Seitenskommt der Titeltrack mit der HipHop Keule,die hier, aus Angst vor erkennungsdienstli-cher Verfolgung die Pitchtreppe runterfälltund duster rumort, bis der Break shuffelt undder Sägezahn knarzt. Aber warum der Probe-raum? B2 bleibt hiphoppig verschreddert mitkleinen Aufquieckintermezzi von Dustin, denwir hier mal Baby nennen wollen. Besserkann man das alles nicht machen.THADDI •••••

2RAUMWOHNUNG - ICH + ELAINE [BMG]Was ist der prototypische weiße Discobass?Ian Durys „Hit me with your Rhythmstick“.Der soll’s auch hier richten. Zu Inga Humpesschnoddrigem Wave-Mädel-Gesang überPartykapitäne und Krankenschwestern un-terfüttert er den zeitlosen Metropolen-Nachtpop, den 2raumwohnung so überra-schend 14-Jährigen-empathisch hinbekom-men. Naughty prollt den Track dann richtigBerlin-rockig zurecht, so Designer-schlam-pig, wie es die Restwelt erwartet.JEEP •••

GLOVE - DROGENKONTROLLE REMIX [COCOON]Das Original von Thies Mynther und TobiNeumann ist ja einer dieser schön paranoi-den Tracks mit wollüstig ausgekostetem Bas-sdrum-Intro und viel pathetischem Drogen-getuschel, der in Bundesländern in denen esvermutlich eine Drogenkontrolle gibt ebensowirkt wie sonstwo. Einfach noch eine wenige

Schniefen und 80er Bassline dazu, ein Hör-spiel drausgemacht und hopp ab auf denDancefloor mit den drei ??? (in diesem Fallvermutlich 10E) auf den Dancefloor. Ein Trackauf den man sich wohl von Kompakt bis Gros-srave einigen können wird. Deshalb, Rücksei-te, Superpitcher (Axel Schaufler) Mix mit dentypischen leicht angerauhten Flächensoundsund dem Durchhalteparolen-Groove fürNachtschwärmer diesmal tranciger denn je.BLEED ••••

SVEN VÄTH - VISION [COCOON]Anlässlich des Vision-Festivals schwingt derVäth zusammen mit den beiden Haudegenvon Alter Ego wieder einmal die gaaanzgroße Rave-Keule. Eine 80s-Wabbel-Bassliniehippelt hektisch vor sich hin und lässt inKombo mit der peinigend peitschenden Sna-re und diversen Rave-Signal-Layern sicher-lich die Peak-Time oszillieren. Was da an Ly-rics neben dem svennig hin gehauchten„Vischön“ noch aus den Boxen strömt, ent-zieht sich meiner Wahrnehmung, und das istwohl auch besser so. Zwei Variationen fol-gen, wobei die erste etwas klarer, präziser,mehr on-point rüberkommt, ohne sich allzu-weit von der Vorlage zu entfernen. Die Zwei-te klingt mit so spooky Glockengedöns, alswäre C.Jost ein echter Frankfurter.www.cocoon.netBUB •••-••••

MINUS 8 - MINUIT [COMPOST 105]Was bisher sowohl auf DJ Cams InflammableRecords als auch auf Higher Ground undCompost eher eine unverdiente Nebenrolle -zumindest im öffentlichen Interesse - spielte,

schickt sich nun an, sich auf dem gewachse-nen Markt zunehmend in den Vordergrundzu spielen. Spätestens durch Jazzanova be-gann für viele erst dadurch offensichtlich ei-ne Zeit, die die Samplerflut durch echte Arti-stalben ersetzt. Und mit seinem bereits vier-ten Album scheint Robert Jan Meyer so etwaswie den großen kultivierten Lounge-Konsensgeschaffen zu haben. Der Kulturspiegel stell-te bereits klar, dass es sich hier um eines derAlben handelt, die nicht nichtiger seien alsentspannend. Könnte ich da widersprechen?Schon. Stellt sich die Frage, wo die Grenzenzwischen belanglosem Gedaddel und an-spruchsvoller Unterhaltung verlaufen. DieHauptzutaten sind wie so oft NuJazz-, Down-beat- und Brasil-Elemente, jedoch frischtMeyer mit diversen Belebungen durch Houseund sein altes Steckenpferd Drum´n´Bassbzw. einem Remix von Gabor Deutsch (aufCD gibt´s noch The Amalgamation Of So-undz und Doctor Rockit) das Programmreichlich auf. Das damit auch Spiegelleser le-ben können, macht die Sache an dieser Stellenur runder und signalisiert, dass Minus 8 imGrunde schon wieder seiner Zeit mit plus 8vorauseilt. Souverän.M.PATH.IQ •••••-••••

JOSEPH MALIK - REMIXED [COMPOST 112]Songwriter Maliks Musik fand sich bisher si-cherlich nicht zu häufig auf dem Tanzflur wie-der. Mit diesen Remixen von Grand Unifiedund Aqua Bassino, die wie er in Edinburghweilen, wird sich das bald ändern. F-Coms Ja-son Robertson aka Aqua Bassino gibt denhousigen Beats des Originals von ´Take It AllIn And Check It All Out´ mehr Groove undDruck, schafft es aber dennoch, dem Soul,den Maliks Gesang auszeichnet, genug Raumzu lassen. Dezente Percussions runden dasGanze stilsicher ab. Kenny MacLeod akaGrand Unified wirkte bereits am Original von´Futuristica´ mit. Was im Intro noch Mini-mal-House zu werden scheint, entwickeltsich alsbald zu deepem Future Soul, der esDJs beinahe verbietet, zu früh einzusteigen.M.PATH.IQ ••••-•••••

BALDUIN - CHOOSE CHEESE [CRIPPLED DICK 83]Nach seinem ́ Creative Cookery´ ergeht sichBalduin mit ´Choose Cheese´ mal wieder inkulinarischen Genüssen. Man sollte schließ-lich gut gegessen haben, wenn man sich zudem auf Housetempo rockenden Elektro-Funk inklusive Vibraphon bewegen will. Die-se Freude am Produzieren diverser Styles, diezunächst ein Augenzwinkern und vielleichterst beim zweiten Hinhören einen Zusam-menhang ergeben, sind seit dem Albumberüchtigt. Mit Dublex Inc. von der Stuttgar-ter Pulver-Crew hat er sich dann auch die op-timalen Remixer besorgt, die dem Ganzennoch eine Prise ´Kick Ass´ unterrühren. Zu-sammen mit Volker Meitz (Sonarkollektiv)und Matthias Dressler (Berlin Symphony Or-chestra) entstand mit ́ Croque Monsieur´ ei-ne weitere eigenständige Kreation. Diesmaleher für Rhodes- und Vibraphongourmets,

die jazzige Spielfreude bevorzugen. Der hier-zu gehörige ́ Broken Folk Mix´ von Phat Fredund Raabenstein setzt dagegen auf Gui-tarlicks und gebrochene Housebeats. Weird.M.PATH.IQ ••••-•••

CLUB LE BOMB - CLUB LE BOMB [ERKRANKUNG DURCH MUSIK]Wer hätte das gedacht: Erkrankung durchMusik, die Mooner-Gesellschaft für skurrileElektrosounds jenseits der reinen Retrolehrekommt mit einem Remix von „Kebabträume“und irgendwie machen die das ganz überzeu-gend mit ihrem leicht läppschen Duett-Ge-sang zu Disco-Kraftwerk-Pliep-Sound. Auf„End Of World“ wird dann die ratzig brab-belnde weggefilterte Proto-Elektro-Punk-Ärawieder heraufbeschworen, was nicht ganz sogut gelingt, obwohl es agressiver sein möch-te, und in den Breaks ohne Vocals sehr sym-pathische Synthverbiegungen hinbekommt,„Out Of Europe“ erfindet den Countryrockder B52s mit Powerbook-Grunge und Ameri-katräumen in sehr sexy und höchst skurril(Lieblingstrack der Platte), während „55,39“erst mal etwas sehr zwischen elegischem De-priwave und experimentellem Blues daher-kommt, bis man sich an das Nölige der Stim-me gewöhnt hat. Auf jeden Fall im Rahmenvon Electropop eine erfrischende Platte.www.erkrankung.netBLEED ••••

SAMSON - HEAR ME [ESTERO]Das Orginal ist ein etwas kitschig-überprodu-zierter Poptrack, dem selbst ein lässiger, jaz-ziger Instrumental-Mix nicht mehr auf dieBeine hilft, dafür aber hat es auf der Rücksei-

te einen Derrick L. Carter Remix und DerrickCarter wird ja seit Ewigkeiten einfach immernur besser. Da ist ihm auch egal, was er re-mixt, das hat immer Klasse. Hier ein sehr flin-ker, kickender Housetrack mit sehr gut arran-gierten Vocalschnippseln und pumpend-stapfigen Beats, zu der kaum mehr brauchtals das plus Bassline plus ein paar ganz weni-ge Sounds, um jede Party perfekt zu rocken.BLEED •••••-••

RADAR - 1ST STATEMENT[EXACTA.UDIO/002]Nach den König Cylinders Remixen kommenhier 3 Tracks von 3 Leuten, die das Feld harterTechnotracks nicht der Easyness von Loop-techno, aber auch nicht den skurrileren Beatsüberlassen wollen, und so holen sie zwischenknurspelnden DSP Sounds und darken So-undscapes noch mal alles aus ihrem Lieb-lings-Genre raus und inszenieren eine Art Hi-tech-Wagner-Techno im Breitwandformatohne dabei (wie vor ihnen schon sehr viele)auch nur Ansatzweise auf EBM zurückzugrei-fen. Auf den „M2“ gelingt ihnen das sehr gut,„Gradeaus“ hat dann aber vielleicht auch wie-der sehr viel von der klassischen Art der In-dustrial Strength-Hochzeit. Achtung, nurwas für Rocker. BLEED ••••

SOUNDSELECTION - THE EASY SIDE OF CO-PA CABANA [FM MUSIK/011]Mit Sicherheit gehört FM Musik zu densmoothesten der Deephouse Labels ausDeutschland. Die Tracks von Sascha Polanskiaka Soundselection passen da perfekt. Sofortvon Beginn an schleicht man dahin, lässt dieSounds träge und wohlig herumperlen undwirft nur ab und an ein dezentes Stör-geräusch ein, dass die Stüche allerdings, an-statt zu stören, nur noch deeper macht. Per-cussion, Saxophon, Schwüle, klar, aber all dasohne den Hauch von Kitsch. Auf der Rücksei-te wird es mit „Indiatrip“ dezent, jaja, indisch,fängt sich aber auf ausgelassenem Down-tempogroove ganz gut selber ab, und zumAbschluss gibt es noch einen vocaligerenHousetrack mit sehr sicherer Broken BeatsNähe. Nicht ganz ausgereizt in der Produkti-on, aber von den Arrangements sehr schön.www.fm-musik.deBLEED ••••

KALLABRIS - SHANGHAI DORTMUND [GENESUNGSWERK/015]4 Tracks von Kallabris, die nach einem digitalzerrissenen Stakkato-Intro langsam in eineKarawane aus fast klassischem Ruhrpott Jamtrudeln, mit Gesang und viel Bandschluffig-keit, die aber dennoch Spass machen, und ge-gen Ende noch mal die Lofi Synths rausholen.Der 33 Mix versucht die Dortmunder Alterna-tiv-Charts zu entern, was definiv schief ge-hen wird, aber nicht schlimm ist, denn auf„Valse Brut“ geht es sofort mit einem dieserSchifferklavier-Chansons zu knochentrocke-nen Bassläufen und gelegentlichen Effektenweiter, deren Blockparty-Stimmung auf „Pas-teuse Elegiaque“ in ein kleines impressioni-

stisches „Wir-feiern-Picknick-an-der-Auto-bahn“ Stück umgewandelt wird. Sehr sweet. www.genesungswerk.deBLEED ••••-•••••

CLEMENS NEUFELD - TAKE YOU HIGHER /BOCK AUF ROCK [GIANT WHEEL/011]Gerne genommene Brachial-Soulsampleskoppelt Clemens Neufeld zur Zeit so frechwie kaum ein anderer mit satten Housegroo-ves, schwer herumlungernder Bassline undausgefeilten glücklichen Samplehintergrün-den, die immer mehr Ekstase Versprechenund das Gefühl eines immer Höher-hinaus-wollens perfekt inszenieren, ohne sich dabeianstrengen zu müssen. Die Rückseite hat einähnliches Potential, obwohl sie nur schlichteine Bassline rollen lässt, als wäre sie ausBoulekugeln, die sich irgendwann im Sandeingraben und dazu ein einfaches Stringsam-ple gelegentlich aufblitzen lässt. Monster-tracks. www.giant-wheel.comBLEED •••••

HEADROOM - EVER FELT LIKE THIS?[HOLZPLATTEN/058]Auf Holzplatten geht es nach der sehr schö-nen Rob Acid (Pumpgun Pro) Platte weitermit acid-artigen Sounds weiter und Hea-droom können sich austoben mit zwirbeligenSynthsounds und rockend bretternden Beats.Viel mehr tut sich allerdings hier nicht. www.holzplatten.deBLEED •••

ADDITIVES & PERSERVATIVES [INDEX/001/002]Gleich zwei EPs kommen auf diesem neuen

Label in der Familie der englischen Intergroo-ve Labels von A&P und sie sind zwar soliderangedubbter anminimalisierter House, aberirgendwie wollen sie einen so recht nichtüber die Tatsache hinweg überzeugen, dassdas ein Label ist, das eine Richtung vorgebenkönnte. Durchweg gut gemachte deepe Hou-setracks für die späten Stunden, aber mit die-sem leichten Vergessen des letzten Willensüber sich hinauszuwachsen und sich entwe-der im eigenen Groove zu versenken oderwieder rauszureißen.BLEED •••-••••

OLIVER KAPP & LIGHTMAN - OUT OF THEUNKNOWN EP [INDULGE/011]Sehr deep rockende Tracks, wie man es aufIndulge ja gewohnt ist. „The Trail“ wirft ha-kend komplexe Percussionsounds auf einemdunklen Hintergrund sich langsam immerweiter nach innen entwickelnder Grooves,„Flow“ beginnt mit einem fast neurotisch in-dustriellen Sound der aber aufgrund der ex-trem weichen Strings im Hintergrund aufge-löst wird in komplette muskuläre Euphorieund definitv den Platz frei macht für denMonster-Detroit-Hymnen-Track „Out Of TheUnknown“ der es zurecht mit den großenHits der Detroiter aufnehmen will und kann.Galaktischer Jazz für alle, die es immer nochund für immer wissen. Als Bonus dann nochein flirrend vertrackter detroitiger Electrot-rack von Lightman, der tatsächlich ein wenigan Drexciya erinnert. Was immer gut ist. Sehrcoole EP.www.indulge-records.comBLEED •••••

THE UNDERWOLVES - UNDER YOUR SKYREMIX EP [JAZZANOVA COMPOST 034]Zunächst machen Fauna Flash aus dem Hit´Shaken´ einen unerwartet direktenDrum´n´Bass-Stomper, der durch reduzierteVocals eigentlich ein guter Opener für dasübliche Programm der Ram-ProtagonistenAndy C. und Ant Miles aka Origin Unknowngewesen wäre. Die gehen aber unter ihremAlias Divine Styler eben genau den umge-kehrten Weg und beweisen damit, dass sieviel mehr können, als ´nur´ mit 180 BPM zurocken. Durcharrangierte, trockene HipHop-Beats liefern das Gerüst für düstere Streicherund Gesang. Freunde der Polyrhythmik wer-den durch den Mix der Sonarkollektivler Inte-ga endgültig jubeln. Deepe Broken BeatsMarke West-London zucken in House-Ge-schwindigkeit den Dancefloor warm. Fastschon zuviel des Guten.M.PATH.IQ ••••-•••••

ABRAHAM - MAGPIE [JBO]Seitdem nicht mehr auf jeder dieser Plattenein Herbert Mix ist (Platten, was für Platten?Na, Platten mit Herbert Mixen!, wie z.B. dieletzte Abraham 12“) bin ich ein wenig ent-täuscht. Aber Morgan Geist soll einen hierentschädigen. Das Original ist übrigens garnicht so schlecht, sondern recht sympathischgemachter Singer Songwriter Blues mit ganzsympathischer Stimme und falschen Geigen,dafür aber großem Titel: ja, „Magpie“. Mor-

gan jedenfalls versucht sich als Disco-Folkerder ganz lässigen Art und lässt es ruhig ange-hen und benutzt auch hier die beliebten Me-tro Area Sounds und Effekte, die aber natür-lich im Vocal komplett untergehen, aber ver-mutlich Abraham deshalb um so mehr Spassmachen dürften. Und dann ist schon mal einePerson glücklich, was man nicht von jederPlatte sagen kann.BLEED ••••

JAZZANOVA - DAYS TO COME, AYRO/ IANO’BRIEN REMIX [JCR 032-1]Days to come ist definitiv ein Überhit. Da ver-langt es Courage, sich an einen Remix zutrauen. Aber auch zum zweiten Remix-Paketheißt es Hut ab. Ayro spritzt Days to come zueinem unheimlich schnittigen Perkussion-Pointilismus um, dass es eine armruderndeFreude ist. Gerader, aber so fluffig gerader alsdas Original bei beständigem Auf- und Ab-rauschen, dass das Jazzfestival in Moers undder Sonne, Mond, Sterne-Rave noch näherzusammenrücken. Auch Ian O’Brien besinntsich auf seine jugendlichen Sternstundenund kombiniert perkussives Dickicht mit bas-sigem Bizeps und vitalster Dynamik. Die Be-wegung für sophisticateres Raven hat wiederzwei Monsterargumente mehr auf ihrer Sei-te.JEEP •••••

MONOPHACE - RANDOM FACTOR [K20]Wer Monophace noch als Drum and Bass Pro-jekt von Hannes Wenner und ChristopherBleckmann kennt, der dürfte von dieser Dop-pel 12“ (gibts mit 2 Tracks mehr auch als CD)überrascht sein. Zwar rocken sie immer noch

wenn sie grade Lust haben in dem typischenTempo, aber die Sounds und Strukturen sindbei ihnen mittlerweile so deep in Minimalis-mus, dass man seinen Ohren kaum nochtraut. Breaks und Beats von einer ganz ande-ren Seite, die die Versprechen die wenige vorJahren mal gemacht haben auf eine ganz ei-gene Weise einlösen. Sehr subtil und relaxt inden Sounds, ziehen sie im Sounddesign mitso einer Platte lässig an Photek vorbei undlassen die Breaks lässig und gepflegt aufat-men. Clickhop via digital Drum and Bass, kur-zer Abstecher in DSP 2Step Harmonie undelektroidere Beats und wieder zurück ist dieMission, und kaum einer wäre dafür besserbereit als diese beiden. Sehr vielseitige Plat-te, die sich dennoch dieses unterkühlt smoo-the Sounddesign der beiden als Trademarkund Sound der alles zusammenhält bewahrt,das ihre Releases als Misc und Niederflur sorocken lässt. www.k20-records.comhttp://www.hybridmusicclub.deBLEED •••••

LAUB - FILESHAVING [KITTY YO]Tracks des Albums in einem ihrer Livemixeohne zusätzlichen Gesang. Wie bei Laub sooft, geraten die beiden sofort ins Jammenund versuchen die Sounds und Stimmen aufeinem dichten leicht minimal-ubbigen Tep-pich in eine Ordung zu bringen, die trotz viel-schichtiger Arrangements sehr gut groovt,und das gelingt ihnen auf den meisten Tracksauch sehr gut. Dass sie damit natürlich im-mer noch nicht, wie vielleicht gewünscht, inden Clubs wirklich laufen werden, sollte ih-nen aber schon klar sein. Obwohl, ein Experi-ment ist ja immer gut. :)BLEED •••••

CASEWOO - GUARDIANS EP [LIFETIME MU-SIC/007]Aus Singapur? Wir glauben ja alles. Sehr soli-de aufgemotzte Housetracks mit Breitwand-Flavour und Strings, rocken brummelndeBasslines und 80er Harmoniewechsel, dienicht zu kitschig wirken, sondern durch diesehr netten Akkordbreaks immer in leichtemFlow gehalten werden. Schön aber auf derRückseite vielleicht ein klein wenig zu vielmit Kitschelementen aufgefüllt.BLEED ••••

COMPONENT - PART ONE [KONSE-QUENT/024]Eher dark angelegte breitwandige Technotri-baltracks mit sequentiellem Charakter undgelegentlichem Chicagoflair, die aber vor al-lem eins sind und bleiben. Monotone Tools. BLEED •••

POP DA FUNK - HOLIDAYS IN NIRVANA [KURBEL/028]Weiß gar nicht, warum ich die erste von ihnenso schlapp fand. Das hier ins nämlich ziemlichlustiger Neurosen-Funk mit Glamrockdisco-Schlabberhosen Vocals, die sich auf 45 leichtzu schnell, auf 33 leicht zu langsam anhörenund mit Sicherheit eh gefakt sind. Sehr lusti-ge Platte für alle, die Disco gerne mit einer

Portion Humor und dennoch irgendwie läs-sig mögen. „Goldfinger“ z.B. mixt rockendestabbende Sequenz-Techno-Allgemeinheitenmit 60er-Breakbeats, Gangsterstrings undpsychotischen Vocal-Erzählungen. Soll ihnenerst mal jemand nachmachen. Nur „Too MuchCrazy“ mit seinem Discorock zu gerademBassdrum-Funk-Flachsinn ist etwas blöde.www.kurbel.comBLEED •••••-•••

Y03 [L`AGE D`OR]Die dritte in der bislang recht lustigen Serieunterhaltsamer Popsongs mit viel Retrofla-vour. Ein Kandisquer-Track mit etwas Coin-verliebter Game Over-Stimmung und skurri-lem gebrochenem Rockbreak, ein NDW-Stück von Spillsbury, die noch nicht so ganzverstanden haben, dass man eigentlich mit„Viel zu...Viel zu“ Stabreimerei auch nicht vielcooler als MIA ist und nicht mal an Nena ran-reicht. Der Naughty Mix von Stella erschienschon mal 1998, ist also eine überraschendretrofreie, smoothe, konzentrierte House-nummer und Mignon reißt es dann in SachenRock nochmal komplett raus, egal ob sie sichin gefakte Hardrockriffs versteigert oder ver-sucht, ein wenig sleazy zu sein. Sexy wieBrittneys „I Love Rock and Roll“, gell? Manch-mal halten einfach alle Händchen. Oft befin-det sich dort allerdings Schweiß. www.lado.deBLEED ••••-••

TURNER - MY AEROPLANE MANIA [LADOMAT]Tja, hm. Den Kowalski Mix muss man schonein wenig hochpitchen,um dem Vocal den

richtigen Groove zu verpassen, damit esnicht ganz so kitschy-kitschy wird, denn soals Vocal-Leistung ist die Auskopplung desneuen Turner Albums doch etwas zu retro fürmeinen Geschmack, dann aber rockt derTrack sehr smooth und das Popflair ist einwenig energetischer und androgyner und er-innert einen fast an Underworld. Baby Fordkommt als Remixer mit einem seiner redu-ziertesten Tracks an, in dem dunkle Bas-sdrums und leichtes Plockern in Restgeräu-schen von Effekten hängt, und die Vocalsleicht angeschnitten und runtergestripptdann auch (in schneller) gut funktionierenund alles diesen säuselnden Zeitlos-Funk be-kommt. Das Orginal ist Backe-Backe-Retro-Kuchen, der Remix von Lawrence, der schön-ste, nicht nur weil er eh schon etwas flotterfloatet, sondern Lawrence sich als richtigerMeister beseelter Glöckchen erweist und vielmit dem Nachhall der Stimme anzufangenund einzufangen weiß. Richtig fein ist lusti-gerweise auch die Sunday Morning Versiondes Tracks von Turner selber, der sich selberein wunderhübsches Lullaby vorsurrt. Da ichein unerzogener Schnösel bin und per senicht auf Texte höre, hätte ich es gut gefun-den, auf der 12“ den Text abzudrucken. Istdoch soviel Platz über bei all dem Weiß. www.lado.deBLEED •••••-••

AUTOTUNE - PLAYERS STUFF EP[FUMAKILLA]4 Track Ep mit versoffenen Funktracks für dieClubs, die ein wenig verliebt in den Discoku-gelhimmel blicken und dort ihr Gesicht wie-der erkennen, wie es auf den ganzen Dance-floor in tausenden von Fragmenten verteiltwird. Wenn die Basslines rotziger so im Tok-Tok-Retrostil rüberkommen, wirds allerdingsdoch etwas zu albern. BLEED ••••

SUGURU KUSUMI - LA STREET EP[LADOMAT]Mathias Schaffhäuser und Tommie „DustTrax“ Sunshine üben sich hier als Remixer. Er-sterer rockt ganz cool los und steigert sich ineinen euphorischen minimalen Ravetrack,der der Versuchung, sich mit einer Retrobas-sline noch mehr auf Hit zu machen, locker wi-dersteht. Tommie Sunshine, ganz alter Chica-go-Recke, spielt erstmal mit Vocal-Schnip-seln rum, zerrt im Hintergrund an seinen So-unds rum, um dann endgültig mit bleepsigenMelodien einen sehr amüsierten Old School-Track zu machen. Die beiden Tracks von Su-guru Kusumi sind ganz im Gegensatz zu denRemixen eher moody und trockener.SVEN ••••-•••••

NEW SONIC - THE POLITICS OF DANCING[MODUL]Anti-Aids Manifest Cover-80s-Track von Mr.Decomposed Sub New Sonic mit Mixen vonMatthias Schaffhäuser feat. Rudolfo Irvingund K-Paul (wie das Presse Info meint, dieHälfte von Lexy). Falls das Labeling richtig ist,finde ich tatsächlich den Gitarrensmasher

DEUTSCHLAND (•)-nein (•••••)-ja

Page 39: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

<43> - DE:BUG.63 - 09.2002

80s Vocal Hit von K-Paul besser, weil dieRückseite ein etwas blasses 303 Genudel mitangetrashter Soundästhetik ist, und das The-ma ja schon eine Stadionrockgrösse heraus-fordert, die der Track irgendwie mit links er-ledigt und sogar mitten in seiner stampfigenRetrohaltung mit amüsanten Cutupvocalsund schwärmerischem Synthbrei nebst Tech-nohihatsteigerungen ganz schön graziös ver-ziert. www.act2002.infoBLEED ••••

FLORIDA - THE GIRL ON THE ESCALATOR[MONIKA 09/ 7“ VINYL SINGLE]Plinker, Plinker, Plonk, ein in Bonbonfarbengetauchtes Popmärchen aus Wolke sieben.Escalator-Girl und Escalator-Boy stellen ge-meinsam fest, dass Liebe in zwei Sekundeneine Ewigkeit heißen kann und diese Groß-stadtliebe manchmal ein Faszinosum ist,dass im Love-Song-Duett größer ist, als dieganze Welt. Zuckersüß und mit Teeny-Char-me stellt sich uns das Londoner Trio Floridavor. Geflippt singt Anne „a hymn for her“.Das klingt dann doch schon etwas resignier-ter, als der Glücksschwang von der A-Seite.„But if we really mean it, there`s nothing thatcould go wrong!“. Tiefgründig ist es hier unddie Ruhe birgt eine positive Intension.ANETTF •••••

FIGURINE - DISCARD EP [MONIKA 26]Festzustellen, dass eine Liebe verfließt,macht einen entweder traurig und missmu-tig oder wie im Fall von Figurine zukunftswei-send und realistisch. Jimmy singt sich hierden Kummer von der Seele. Das folgendeStück der A-Seite ist ein verdammt gutes All-heilmittel gegen Liebeskummer mit der sanf-ten Stimme von Meredith. „Don`t stop thedancing“ gibt auch keinen Anlass zu Gedan-kenverlorenheit, sondern genießt den Mo-ment des Zusammenspiels von Körper undMusik in Kombination mit freundschaftlichausgeliehenen Soundfiles. Die kommen auchfür die beiden weiteren Stücke „connections“und „love not yet“ von Isan, Rechenzentrum,Yabe Milk und Sutekh. Gelungene Kombina-tionsbastelei.ANETTF •••••

MARLOW - EXPOSED [MOONHARBOUR 08]Marlow ist Spezialist für deepes Pumpen, dasbeweist er nach Deep Drawns „Boogie Wolf“auch auf diesen drei Tracks. Der satt pulsen-de Bass ist in seinem gravitätischen Groovedas tragende Herzstück, das von nachtblau-en Keyboard-Laken umflort wird. Somnam-bul mit sicherem Tritt, so Deephouse-ehr-fürchtig wie nötig, so viel eigene Handschriftwie möglich.JEEP •••••

ATTILA JAHANVASH - EMOTIONAL EXTRE-MISM [NEUTON MUSIC/009]Jetzt ist der Punkt- und Z-Schallplatten Mannfür einen Abstecher auf dem In-House Labelvon Neuton gelandet, und kommt mit zweisehr schönen leicht dahinfloatenden Tracksminimaler Trance-Dubmusik für Houselieb-haber. Sehr rund, sehr soft, sehr leicht. Ein-fach perfekt für ausgelassene Open Air Par-tys, ohne jeglichen Druck irgendwas errei-chen zu wollen, ausser die Zeit so angenehmwie möglich totzuschlagen. www.neuton.comBLEED •••••

STEVE STOLL - OBSERVER [NOVAMUTE]So ganz hab ich die Politik bei Novamute, gra-de was härtere Technotracks angeht, nie ver-standen. „Observer“, schon auf Proper er-schienen, rockt bockig und angezerrt rum alshätte es Looptechno nie gegeben, und imRework auf der Rückseite wird es dannnochmal so ein Orginal 92er-Technoblue-print. Passt vermutlich ganz gut zu SpeedyJ`s Raverattitude, aber ansonsten bleibtsdoch eher nostalgisch. www.novamute.deBLEED •••

REND - WALLFLOWER [PLONG!/08]Die neue Plong ist sehr zurückgelehnt dubbigund dunkel. Der Göteborger Anders Ilar, derhinter Rend steckt, verstrickt sich in wallendeSounds, die sich wie Samt-Vorhänge in ihreDubs versenken, eine verlassene Szene erfin-den, um sie mit knacksenden Grooves zu ver-setzen, erinnert einen aber immer wieder in

den langgezogenen Synthesizer-Strichendaran, dass man so vielleicht auch in den70ern schon eine Form von Ambiente ge-dacht hat, und würden einen die Groovesnicht aus der Meditation locken, dann wäredie Platte vielleicht doch ein wenig sehr dü-ster. Am besten bricht sich das natürlich aufTracks wie „Wallflower“, wo die Groovesleicht hinken, die String-Samples sich eherwinden als wehen und daher der Eindruckvon Geschlossenheit nicht ganz so dicht undbedrückend bleibt. Und von da aus verstehtman dann auch die anderen Tracks wiederbesser. Sehr szenische Musik, ohne dass aufder Bühne jemand übrig bleiben würde.BLEED •••••

THE TIMEWRITER - SO FREE [PLASTIC CITY]Auf der einseitigen Promo zum Album gehtes um diese Art von ausgelassen breitwandi-gem Housegroove, für den Plastic City als La-bel steht. Sehr soulig und etwas aufgeblasenmit sehr gläubigen Vocals ist das wohl eherwas für die richtigen Deephouse-Liebhaberim Tanzwahn nach ein paar Stunden Partyoder natürlich für Jan.BLEED •••

DJ RUSH, DJ RANDOM, ARTHUR HYDE -YOU MAKE ME FEEL REMIXE [PRISON/006]Ok, perfekter Track für Rush als Remixer. Klar.Das Vocal macht das alles so roh und real, wiees selber immer betont zu sagen. Eine Ode anden DJ und seine eigenwillige Liebesbezie-hung zum Dancefloor und dem grossen YOU.Bassdrum, eierndes Sample, rockende Dichtund ein paar Shuffles. Viel mehr musste Rushnoch nie machen, um gross zu sein. Der DJRandom Remix versucht das ganze mit Pfei-fen und Knatterton abzufedern, was im Clubbestimmt OK funktioniert, und spätestensbeim Jazzsample, dem seine Filterwegen imHals stecken bleiben, auch jedem Spass ma-chen dürfte. Die Mixe von Arthur Hyde, vondem auch das Orginal ist, sind allerdings inseinen auslotenden Sex-im-U-Boot-Phanta-sien etwas platt. www.prison-club.de/BLEED •••••-•••

CANNIBAL COOKING CLUB - A TASTE OF HU-MANITY EP [POSSIBLE MUSIC RECORDS/002]Ein ganzer Satz brutal böser Tracks mit meistschleppend bis rockend elektroiden Beats,Soundgewittern in angezerrt neurotischerLieblingsmash-Up Emphase von wilden Ata-visten, die ihre Snarewirbel locker sitzen ha-ben. Basslines mit denen man eine Strasseaufreissen kann. Sounds, die jeden noch so si-cheren Ohrschutz in Staub verwandeln, undwenn sie dann mal grade sein wollen, dannwächst ihnen einfach ein drittes Ohr. Spiky,spotty, scraggly subreptious Fun für alleFreunde der Schepper-Bretter Kiste (ehemalsDisco). www.possiblemusic.deBLEED •••••

PROPTRONIX 02 - ELECTRIC PANTS EP [PROPTRONIX/002]Klar, das Thema Hosen geht an einem nichtvorbei. Safety Scissors hat es sich hier zusam-men mit den befreundeten Sutekh, KitClayton und Jake Mandell vorgenommen umuns die Welt der elektrischen Hosen näher-zubringen. Wie immer auf Proptonix natür-lich ein programmatisches Werk, dass uns inaller Deutlichkeit erklärt, warum Plastikver-sionen von elektronischen Ideologemen weitmehr sind als eine Metapher. Sutekh beginntmit einem Selbstversuch, in dem es untenganz schön burnt, während die deutschenVocals ihren blonden Propaganda Effektschon allein aufgrund ihrer Strangenessmehrmehr als gut erfüllen, und sich an eine ei-gentlich lässige Retro-Schattierung vonBleeps jede Menge Killereffekte kuscheln,dass man vermuten könnte die Hosen wärenaus Kinderhandschuhen gestrickt, erfährtman jedenfalls, dass der Style des Sommerist: unten schön glockig weit, zum Grooven inden Knien den Extraswing nicht vergessend.Jake Mandell, der Schufft, jazzt uns dann so-fort gnadenlos weg, mit seinem hyperaktivendigitalen Breakbeatfunk in knuddelig ung-reifbarem Effektröhrensound, der sich immermehr auf die Zertrümmerung einschießt, bises endlich eine echte Countryband gewordenist, die auch ein chinesischer Zirkus seinkönnte, und uns nahelegt, dass die Welt ro-

deoreitend in irgendeinem RealLife-Video-spiel zugrunde gehen darf, hauptsache sieträgt dabei die richtigen Hosen. In diesemspeziellen Fall würden wir sagen: Lederbe-flockt mit Extrapolsterungen und einemStaubschutz für die ganz rauhen digitalenGegenwinde. Mr. Safety, Träger der vermut-lich kariertesten Hosen Berlins, erfreut unsmit einem sich schuckelig eingroovendenSoultrack kompletter Kreuzungen von Stak-katogitarrenfreuden, trötendem Wirrwarr,und einer wiederauferstandenen 80er Funk-Auferstehungshymne, die nur Vorspiel seinwill, wir vermuten mal man trägt dazu Anzug.Umdrehen. Vorsicht, 45RPM. Kit Clayton, einkranker Mann mit stolz kranken Hosen logi-scherweise, krümelt sich aus dem Flusen-staub aus seiner Tastatur eine dezent apha-sische, wie sagt man, wie sagt man über-haupt zu Hosen? Zieh sie an, fühl das Krib-beln und gib auf Hirn und lass es raussplat-tern. Buchstabe für Buchstabe, Taste für Ta-ste. Abschluss, ist ja sein Label, also das End-statement zur Hose machend, kommtnochmal Safety Scissors, der Name ist Pro-gramm, mit einem sicheren holzig countryes-ken, eleganten Groove knuffiger Wunderhei-lung durch elektrische Hosen auch für denunerfahrensten Tänzer. Grosse Platte. www.proptronix.comBLEED •••••

MASHA QRELLA - I WANT YOU TO KNOW[MONIKA 27/ 7“ VINYL]Masha kann auch alleine. Bis dato in aktivermusikalischer Beteiligung bei Contriva undMina hörbar, sagt sie nun: I want you to know.Masha will uns kennenlernen und sich unsmit Masha-Songs vorstellen, bevor sie ihr er-stes Soloalbum bei Monika auftauchen lässtund damit ihre Solokarriere auftaktet. Mit ei-nem Pfeifen auf den Lippen steckt uns TobiHiggs eine Remixfassung mit in die Gitarren-hülle. Da verzückt der lockere Beat den Indi-pop im Ausfallschritt. Und mich die Vorfreu-de auf noch Kommendes. Für diese kleineVorabnettigkeit danken wir. nterprise.deANETTF •••••

FUTADA KITSUKI - PARALLELS [KAZUMI/033]Vier, wie von vielen Japanern nicht anders zuerwarten, sehr knackige leicht loopige Tracksmit dezent darken, leicht verschrobenen Se-quenzen, die allerdings bis auf den Titeltrack,ein dezent tranciges sehr hymnisch feinesVersöhnungsstück, sehr so klingen als wärensie alle nach dem gleichen Schema entstan-den. www.pornostarmusic.com/BLEED ••••-•••

BAXENDALE [SCHEINSELBSTÄNDIG/SST4]Wie ihr alle wisst, bin ich kein Fan von 80erPop, Retro Ex-und-Hop und ähnlichen Spiel-arten grosser Gefühle. Klar. Wozu auch,macht ja auch keiner wirklich so gut, dassman weiss, mehr geht nicht, mehr brauchtman nicht, das kann die ganze Welt so liebenund es wäre trotzdem nicht ihr Ende. Undhopp: Wenn ich Baxendale hier nur Coca Co-la singen höre, bin ich hin und weg, auchwenn ich weiss, wie sehr sich dass vielleichtnach Pet Shop Boys anhört, oder wie sehr Ba-xendale einfach besser klingt als die Pet ShopBoys es seit Jahren könnten. Einfache House-tracks, klar, nichts übertreiben, schwebendeSynthstrings aus dem Discohimmel herun-terwattiert und so übertrieben gute Vocalsund Worte, daß sich selbst „Your Body NeedsMy Sugar“ plötzlich ganz weiss, rein undextatisch nach Pop anhört. 2 verdammt guteRemixe vom Hit, die scheinselbständig ausdem medialen Nichts in die Charts katapul-tieren müssten. Schliesslich können Kylie,Pet Shop Boys und George ein wenig Konkur-renz gebrauchen. Und auf der Rückseite skur-rile Schnittmengen aus Computervocoder-groove und Retrofunk ohne Schnörkel, dieselbst Hakan Lidbo erblassen lassen würden.www.scheinselbstaendig.net/BLEED •••••

DAVID SQUILLACE - MUSIC ARCHITECTURE[SKETCH RECORDS]Sehr satt rockende Technotracks, die ein we-nige an manche Kanzleramt Releases erin-nern, in ihrer Mischung aus deepen Akkord-sounds smoother Percussion und wälzendem

Bass, der alles in einen schweren aber über-zeugenden Groove bringt. Schöne Platte fürAbende, die einfach perfekt laufen und aufdem letzten Track wird es sogar auch nochtein wenig reduzierter und schillernder funky.BLEED ••••-•••••

SYNCOPE - VISION OF DELIGHT [SOUNDLAB]Sehr hittige Housetracks mit 80er GesangRare-Groove-Sample-Overflow und sehr vielGitarren, Filter, Discoappeal das aufgefangenwird von heiß gestrickten Hihats und das einganzes Album voll. Österreichs einzige Kon-kurrenz zu Sophie Ellis Baxter und Modjo.BLEED ••••

KEINZWEITER - ALLES IM LOT[SPONTAN MUSIK/001]Schon wieder eine neues Label. Hey. Und To-bias Lorsbach lieben wir ja eigentlich alle so-wieso, ob auf 3D, 440hz, oder mit seinenOverdrive (Jabba44) oder Klang (Antiga Pri-me) Projekten. Hier erfindet er die skurrileSeite von jackendem Minimalstfetzenhouseauf dem Titeltrack noch einmal neu über eineSinusbasslinewelle und verflucht flirrendenHintergrundsounds, und nähert sich fast ei-nem unwahrscheinlichen Puzzle aus Chicago,Akufen, Freakstyle und tackernder Kompro-misslosigkeit à la Soundhack. Brillanter Track(äh, die anderen auch) der nicht nur die Bas-sbins dazu bringen wird sich wie ein Teil derGemeinde schwebender Buddahs zu fühlen,sondern auch noch den Dancefloor teilt indie, die Funk haben und die, die nur davonträumen. Auf der Rückseite rockt er dannweiter in diesem neugefundenen Stil aufge-bröselter Minimalstsounds zu hyperaktivemFunk, und anstatt darin stehen zu bleiben, er-findet er für jeden Track immer neue Melodi-en und Sequenzen, die, obwohl es rockt, dieStücke noch unwahrscheinlicher erscheinenlassen. Killerlabel das sich in der Zukunftnoch den Glauben an die „Musikstil“-Ideolo-gie begraben will. Wir sind bereit. www.spon-tan-musik.deBLEED •••••

ON AND ON [SUB STATIC/022]Mehr als längst fällig ist diese Sub StaticCompilation, und zu allem Überfluss kommtsie dann auch noch mit nur neuen Tracks derGebrüder Thibideau, Michel Langlois, DB,Mia, Unai, Brocksieper, Dazed (aka GabrielAnanda) und René Breibarth. Ein Fest also.Und ein Beweis, dass ein Label mit minimalenReleases ständig weit über dem Durchschnittrocken kann und dennoch den Sound nachvorne bringt. Coordinates, das neue Projektvon Matt Thibideau beginnt die Party mit ei-nem deepen Killertrack verschollener Plattenaus Sound über sehr plockernd kickendemGroove. Michel Langlois „Stichkanal“schwebt elegant zwischen Deephouse undDubtechno mit schnalzenden Lauten undwohliger Bassline, Repair bringen ein schrägverliebtes Popflair mit dem einzigen richti-gen Vocaltrack der Platte, Mark Thibideaukontert mit einem knorkig knalligen Stücksubtilster Raveverschiebungen und DB wu-selt auf digitalste Weise auf „Funkornot“ zwi-schen allen Stühlen hinundher, so wie man esvon seiner EP „Donaupark“ so geliebt hat,was Unai völlig befreit vom Druck einer 12“ inihrer eigenen Art mit Dub und digitalen Ver-schrobenheiten umzugehen weitertragen.M.I.A. zeigt sich mit „Supply“ housiger undgleichzeitig direkter denn je, Falko trockenrockender auf „Tune/Func“, Dazed noch ele-gischer in dem völlig breiten smoothen, weg-gefilterten Gitarrenkontext als auf seiner le-gendären Plong! Maxi, und René Breibartherhebt einen letzendlich noch in den ewigenHimmel der Househymnen. Perfektes Albumfür alle, die längst vergessen haben, was ei-gentlich Minimal sein soll und sich lieber auf10 perfekte Tracks einlassen. Auf der CD übri-gens noch ein Bonustrack von Lump. www.sub-static.deBLEED •••••

ALEXANDER FAEHSE - TELEFOTO/ROOM-SERVICE [SUBJECT TO FREQUENT CHAN-GES/001]Eine der Entdeckungen des Monats ist defini-tiv diese wunderschöne 10“ aus Berlin. ZweiTracks mit sehr melodischen Akkorden, war-

men Basslines und leichten Grooves, die sichirgendwo zwischen Lofi-Elektronik, weitenDeephousewelten, gelegentlichen Anklän-gen an Detroit und vielleicht einem Hauchvon Ambient Pop bewegen. Auf „Telefoto“eher gradlinig und auf „Roomservice“ miteinfachem Break und lässig ambienter Hi-pHop Lounge Stimmung. BLEED •••••

J. SCHREINER [TEXT-RE]Neues Label. Aus? Info ist: das Label sprichtsich Texture. Vergisst aber wie Minus einenBuchstaben. Muss ja auch nicht immer allesausgesprochen werden. Ist ja auch nur eineMaschinerie. Die vier Tracks auf der schönen12“ bewegen sich in minimalem Knisterso-und, weich und mollig, vielleicht ein weniggasös, etwas kanadisch, ein bisschen Ehlers,ein wenig Jazz, aber vielleicht auch wenig vonalle dem und dennoch seine extrem gutePlatte mit nur guten spannenden knistern-den Stücken die ziemlich herausragen durchdie Samples die sie benutzen und die unter-kühlt warme Ästhetik. Auf der Webseite gibtes übrigens noch einige Stücke mehr. Al-so...wer die Platte nicht findet, sollte zumin-dest mal nachsehen.www.text-re.comBLEED •••••

FALKO BROCKSIEPER - WHAT PIRATES? [TONGUT/005]Man tauscht sich aus im Rheinland. NachdemApoll eben auf Sub Static war, folgt jetzt Fal-ko auf Tongut. Und er rockt mit dem Titel-track so unverschämt glücklich und mit ange-rotzter Bassline und schwirrend klimperndenDiscosequenzen, die einen ein wenig an An-tonelli erinnern, dass man sofort weiss, war-um dieser Track ein Hit werden wird. Schun-keln im Dunkeln. Auf der Rückseite dann ra-biater und effektverliebter mit trocken-tor-kelnden und dark-schnackenden Sounds, dieirgendwie alles in Percusssion verwandelnkönnen, ohne sich dabei auf ihre Rhythmi-zität reduzieren zu lassen. Und als Abschlussnoch ein bleepiges Glück Akkordeonfunk mitvoguenden Akkorden und clackernd-bestän-dig ausgebauten Grooves. Killer. Falko Brok-sieper zieht im Moment allen davon. www.ton-gut.comBLEED •••••

TRAFFIC SIGNS - I LIKE YOUR BOOTY [TRAFFIC SIGNS/001]Tja, das kann sein, dass der das mag, abermuss er es uns allen sagen? Sehr lustigeTracks zwischen Oldschool-Traxx-Flavourund moderner House-Produktion, die eigent-lich so das Bindeglied zwischen dem minima-len Sound von Steve Bug und dem ravendrockenden Techno-Knarz herstellen könnenund dabei dennoch mit viel Geschichte los-rocken. Weshalb „The Big Fake“ z.B. eigent-lich auch ein ganz guter Titel ist.BLEED ••••-•••••

HANS NIESWANDT - YOU DON’T KNOW/SHAKE IT [WARE 32]Hans Nieswandt fühlt sich hinein ins oldtimejackende Chicago, seine leichteste Übung.Und poppt die „Shake it“-Kommandos aufmit filtriger Hüpfedisco der sympathischenArt, biegt mal schnell bei cheesy Euroleicht-traben vorbei (wahrscheinlich, um sich alsRemixer für Saint Etienne zu empfehlen) undhat augenscheinlich relaxten Spaß beim Al-bernsein.JEEP •••-••••

JEFF SAMUEL - FCOTE [TRAPEZ/018]Es war nur eine Frage der Zeit, bis Jeff Samu-el in aller Munde ist, und so kommt nach derEP auf Emoticon und der auf Tektite gleich ei-ne dritte in kurzer Zeit, und ich könnte nochviel mehr davon vertragen, denn er machtnur komplett perfekte Tracks. Resoluter undbestimmter in den Sounds und ein wenigmehr auf den Dancefloor konzentriert be-ginnt die EP mit dem Titeltrack, der hervorra-gend zu dem abstrakt-reduzierten aber den-noch extrem präsenten Funk passt, der sichin letzter Zeit immer auf Trapez breitmacht.Trocken und rollend mit einem Hauch Chica-goflair, jazzig modulierter Bassline undsmoothen Shuffles. „Knomb“ ist ein etwasweiter ausholender, hymnischer, housigererTrack, der einen sehr weit hinaustragen kann

mit seinen etwas strange euphorisierendenMelodien, aber so solide groovt, dass er sei-nen Platz in den Sets aller House- und Min-mal-DJs finden wird. Zum Abschluss noch ei-nen dieser Tracks, die gewittriger und gewag-ter in den Beats jacken und bei aller Ver-spieltheit dennoch an diesen einmal von Belleingeschlagenen, minimalen Weg erinnernkönnen. Ein Fest diese Platte. BLEED •••••

BERN - LOANN [TRAUM/027]Ein Neuer auf dem Traum Label, der die Serievon Clubtracks auf den 12“es fortsetzt, unddas mit sehr subtilen coolen Sounds und klas-sisch trockener Bassdrum. Die drei Stücke(alle heissen Loann) hecheln und zwirbeln inmanchen Kanten, lieben es, sich selber als vorallem rhythmisch zu inszenieren und erzeu-gen so eine leichte atemlose Funkyness aufder A-Seite und ein clickernd-krabbeliges Ge-fühl auf der Rückseite. Für Traum eine schonfast ungewohnt loopig trockene Platte beider alle melodischen Aspekte im Hinter-grund passieren, wo sie aber natürlich um somehr wirken können. www.traumschallplatten.netBLEED •••••

TAKAAKI ITOH - WOLS_1 [WOLS/001]Slomotion (140bpm oder so) LooptechnoMaschinengewehrfeuer mit Anklängen anZeiten als ein Warehouse noch so richtignach industriellem Öl und abgeflextem Stahlroch. Böse, engstirnig und resolut. Für Fansdes Genres.BLEED •••

HIROFUMI GOTO - AMERICA EP[U.S.B./001]Neues Label aus der Familie der Froschmän-ner, das glücklicherweise sehr slow motionarbeitet und die Tracks eher auf ein Funda-ment von Discogrooves stellt, in denen nochviel gebrabbelt werden darf, und der Funk na-hezu von alleine wächst. Der Titeltracks wirdauf die Dauer immer treibender und spleeni-ger, ohne dass sich viel ändern müsste, undnähert sich so tatsächlich dem angedeutetenMoodyman an. Während auf der Rückseitedie Grooves noch spartanischer und viel-schichtiger aus dem Nichts kommen. Perfektgemachte Platte und dass sie aus Japankommt ist mehr oder weniger eine Sensation.Denn eigentlich steckt da soviel Liebe für ur-amerikanische House-Ideen drin, dass manes überhaupt nicht glauben möchte, aber mitjedem neuen Plinkern dennoch sofort ver-steht. BLEED •••••

REPRESSED CLASSIC UTILITIES [UTILS/019]Reissue von vier Tracks aus dem Katalog vonUtils weil sie ja drei Jahre alt geworden sindund es finden sich nur die großen Namen:Asem Shama, DJ Rush, Advent (als Remixer)und lustigerweise auch ein Synewave SurfersStück. Dunkel rockend böse und gerecht. Lei-der kann man Vinyl ja nicht einfach so wieUtilities kopieren. www.utils.deBLEED ••••

JAHANVASH/CANNATA - ACTION POP [Z SCHALLPLATTEN/007]Entweder bin ich taub, oder die beiden wol-len einen einfach nur verwirren. Die 7 Tracksdieser Doppel 12“ heissen alle nach berühm-ten Schlagern von Prince, Madonna, Tina Tur-ner, Whitney Houston, Elton John, GeorgeMichael, Michael Jackson usw. haben abervon der Musik her nichts damit zu tun. Nun-ja. Vielleicht irgendwo ein minimalstes Sam-ple? Jedenfalls schön weitgefächterte Tracks,die durch Cannatas Mitspiel der extrem lässi-gen breitwandigen Art von Jahanvash nochetwas mehr rockendes Flair hinzugeben. Mu-sik die in sich ruhend eine sehr deepeFunkyness verbreitet, einen wie in einer tro-pischen Hängematte mit den Sounds wiederauffängt und alles in einen Zustand konzen-trierter Weggeblasenheit verlagert. Ach,doch, auf Careless Whispers merkt man was.Vielleicht ja Musik die, auf vielen vielen Dro-gen gehört, einen irgendwann so in der Artvon Jeff Noon auf den Boden der Geschichtezurückführt auf dem man glücklicherweisenie festhaftet. Sehr schöne Platte. www.z-schallplatten.deBLEED •••••

DEUTSCHLAND (•)-nein (•••••)-ja

Page 40: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

<44> - DE:BUG.63 - 09.2002

PAUL BAILEY - FASHION ARREST[1881 RECORDS/001]Tja, woher mag diese Zahl kommen. Wir ha-ben keine Ahnung. Jedenfalls rockt Bailey ausBirmingham auf seiner Debut 12” für sein ei-genes Label extrem los und lässt die fast Ran-dom wirkenden Sequenzen (vielleicht überden Drumcomputer getriggert?) losratternwie zu den besten Zeiten italienischer Acid-tracks und die Beats liefern ihm dazu ein ex-trem solides Fundament, dass er dann in aus-ladenden Eskapaden mit seinen sequenziel-len Sounds durch das Dach schiessen kann.Auf der Rückseite stampfiger mit röhrendenBasslines aber mit mindestens ebenso alsFreiwild behandelten Effekten, so daß nie-mals der Eindruck entstehen würde, es gingeeinfach nur um Tools. Satt und schwer, aberverdammt unterhaltsam und in seiner Linea-rität dennoch vielseitig und verspielt. BLEED ••••-•••••

INIGO KENNEDY - NANOTECHNOLOGY [ASYMETRIC/009]Surprise! Die Sonne geht auf im Kennedy-Kosmos. Wer gedacht hätte, Inigo wäre nureiner der vielen, die im darken Gewitter ausPostlooptechtracks mit fester Hand die Zü-gel ins immerwährende Kellernirvana führt,der sollte sich von diesen Tracks überraschenlassen. Schon auf der A-Seite verführt einenInigo Kennedy in eine ganz eigene Welt ausSounds, schrägen Hintergründen, darken Im-pressionen und unerwarteten Sonnenauf-gangs-Breaks, die den Tracks eine sehr melo-dische Tiefe geben können. Und,Schranzheadz, Verrat? Nix. Denn es kicktnach wie vor erbarmungslos, eher noch mehr,denn Dynamik und Kick sind ja, wie wir allewissen, gute Freunde. Der zweite Track führtdiesen euphorisierend-anderen Sound mitelektroiderer Grundlage weiter, die Rücksei-te mit einem fast Detroitig deepen Track denman früher mal Intelligent genannt hätte,ebenso und als Bonus gibt es noch 2 kürzereTools und fast melancholische Loops. Fein.BLEED •••••-••••

LUSINE ICL / THE BUDDY SYSTEM [AWKWARD SILENCE / 11]Lusine killt mich mittlerweile fast schon, be-vor sich die Platte dreht, zu groß sind die Er-wartungen. Klappt auch hier wieder er-schreckend perfekt. Alles was zählt ist dieweiche Teppichmelodie, die, leicht ange-dubbt, alles zudeckt wie der erste Schnee.Dazwischen läutet die Schiffsglocke und einpaar Echos streiten sich um Geräusche. Hiersteht die Zeit still. Nie darf dieses Stück Mu-sik aufhören. The Buddy System vermisst je-manden, ist ja auch kein Wunder als Texanerim Berliner Exil. Zwischen sparsamen Klicker-clicks geht es eigentlich viel mehr um diewundervollen Gitarren, die mich zurückwer-fen auf den Haufen 4AD-Platten von damals .Absoluter Monsterkillerhit. Mit Abstand diebeste Awkward 7” bislang. Unbedingt kaufen.www.awkwardsilencerecordings.comTHADDI •••••

JAMES RUSKIN - CONSPIRACY [BLUEPRINT/021]Die Platte beginnt fast überraschender Weisemit einem wabernd unheimlichen Ambien-tintro, aus dem heraus langsam die preschen-de Beatattacke vorbereitet wird und danngeht es in ein Synthgewittergezischel, ausdem, wie zur Zeit bei einigen Producern (Mu-

lero z.B. kann das) klare einfache Latin-Acid-Beats herauslugen, so als gelte es mehrereDimensionen über Loopsounds zu lagern umvorwärts zu kommen. Ruskin lässt es nichtmal dabei, sondern dreht alles nochmal um ineinen Urzeittechnotrackbreak. Auf der Rück-seite einer dieser elektroideren Tracks derSzene rings um die gleichen Sounds und einStück digital-analoges Weltenverbrüde-rungs-Scifioper-Ambiente. Noch einenHauch weniger dark und wir wären ganz da-bei. www.blueprintrecords.netBLEED ••••

SCOPER & BUBBA - I`M SATISFIED [CLASSIC]Der Track der beiden Belfaster liebt es, sich ir-gendwo zwischen frühen Elektrotracks derEnd-80er, einem Hauch Disco und solidenHousebeats in feiner dichter Classic-Produk-tion aufzuhalten. Sie singen sogar dazu. EinSprechgesang den Amis bestimmt als weakbezeichnen würden aber irgendwie einensehr sympathischen Charme hat. Als Remixerkommen hier Brett Johnson und Doc Martindazu. Brett (grosser Name eigentlich) trig-gert lässig und solide langsam in immer wil-der werdende Sci-Fi Effekte hinein und diepassende Retrobassline hat er dazu auchnoch und Doc Martin gibt dem Track so einengewissen slammenden Detroit-Disco-Fla-vour mit klingelnd angeeierten Plinker-So-unds und sehr dicht harmonisch wucherndenBackgroundsamples. Sehr deep.www.classicmusiccompany.comBLEED •••••

BAURI / NOVEL 23 AWKWARD SILENCE / 12]Die 7”s kommen wieder bei Awkward Silence.Bauri stretcht sich zunächst mal alle Groove-teile so hin, dass sie passen, packt dann denMonsterbass aus und plinkert drüber. Unge-wöhnlich langsam und schiebend für Bauri,aber faszinierend und mit Sicherheit sowaswie der Anfang einer neuen Phase. Novel 23muss nur drei Tasten drücken und er hatmich, das war schon immer so. GroßartigerSciFi-Pop mit kleinem synthetischen Feuer-werk. Yippie.www.awkwardsilencerecordings.com/THADDI ••••-•••••

OSCAR MULERO - ALTERED STATE EP [CODA/007]Werde noch ein richtiger Mulero Fan. Nebenseinen Sheep und Warm Up Tracks hier schonwieder richtig mächtige, vielschichte,schwergewichtige Tracks, die sehr gut auf diekleinen Sounds im Hintergrund achten undtrotz aller Masse immer noch mit ein paar So-unds kommen, die die Stücke klingen lassenals gelte es über sich selbst hinauszuwach-sen. Dabei kann mitten in einem eigentlich inseiner Basis looptechnoiden Track schon malsowas entstehen wie ein Hörspiel oder einsehr flinker Monsterstringtrack mit dezenten70er Synthanleihen. Vergisst einfach die Bas-sdrum. Mitten aus der Stampede an Soundbrodeln plötzlich Sounds aus einer Tiefe hin-auf, die man gar nicht vermutet hätte . Als Bo-nus wieder einer dieser unheimlichen, redu-zierteren Tracks mit statisch aufgeladenerSpannung von ihm. BLEED ••••

VISITOR - PASSING THROUGH [D1/021]Visitor ist definitv das allercoolste Projektvon Broom und Dave Hill und auf dem Glas-

gower Label D1 bestens aufgehoben, denn esbewegt sich so sicher zwischen Detroit undzeitloser Tiefe, dass man schon beim erstenTrack weiss, dass man hier eine neue Lieb-lingsplatte gefunden hat. Auf Vinyl (es gibtauch eine CD Version) rocken sie mit klareneinfachen Strukturen funkig lässigen Beats,dezent eingesetzen Strings, und gelegentli-chen Ausflügen in darkere Szenen, die abernie, wie auf manch anderen Projekten derbeiden, einfach so vor sich hin dämmern.Manchmal sehr nah an Saunderson, mit ihrerPhasereffekten und wie aus dem nichts spru-delnden Ideen von Glück und den rodendenBasslines, immer aber sehr fresh und kickend,anstatt aus Detroit etwas machen zu wollen,dass am Dancefloor vorbei auf die daheimge-bliebenen schaut. Macht glücklich.www.dublindistribution.com/d1/home/BLEED •••••

KILLING EUROPEAN SONS [DOWNWARDS/031]Rattern mit Style. War schon immer der Lieb-lingssound von Downwards und es bleibtauch hier dabei. Schwer die Gleise runterrat-ternde Beats zu unheimlichen szenischenBackdrops, die einem von ganz hinten imHirn langsam in den Körper krabbeln. Ja, Dro-gen nehmen könnte hier helfen. Aber irgend-wie braucht man ja eigentlich doch nur Oh-ren, die weit offen sind um diesen Sound insich hineinsaugen zu können. Als Bonus einStück Knabberfunk in minimal psychotisch. BLEED ••••-•••••

RUSS GABRIEL - FLIP DOWN TO BREAK[EMOTICON/011]Super. Russ Gabriel, extrem umtriebig seit ei-nem Jahrzehnt, kurvt von einem brilliantenStück intergalaktischen Jazz’ mitten in einekomplett unwahrscheinliche Aliensicht aufLatinstyles und flattert bedrohlich glitzerndwieder davon und man weiß genau. Da istwas gelandet, kann es aber keinem Erzählenund hält als Beweis nur das schwarz glänzen-de Stück Vinyl in den Händen. Sehr extrava-gant. Auf der Rückseite mit “Jazz In The Funk”ein etwas einfacherer Track aber dennochmit sehr gut gecutteten Breaks und verwirr-ten Killersynths und mit “My New Room”auch noch ein sehr deepes Stück Konzentra-tion auf die Grooves und ihre Rolls und Ge-setze, denen die einzelnen Sounds einfachnur noch hinterherhechten. Eine der bestenBroken Beats EPs des Jahres.www.emoticonrecordings.comBLEED •••••

DANIEL IBBOTSON - STUMBLE/UPSCALEADULT/COMPUTER LOVE[FENETIK MUSIC/012]Muss sagen dieses Soma-Sublabel hatte ichvöllig aus den Augen verloren. Aber wer ei-nen Tejada Mix auf seiner Platte hat, ach undwer Daniel Ibbotson heißt sowieso, den ver-gisst man nicht. “Stumble” im Tejada Mix isteiner seiner smoothesten leicht 2SteppigenHousetracks zur Zeit, der es locker mit derneuen Metro Area auf Tigersushi aufnehmenkann, so deep und funky ist das. “UpscaleAdult” rockt mit skurril runtergezogenemTempo und wirr verheißungsvollen Vocal-samples in einem verwegenen Downtempo-Stil, den nur Ibbotson so überragend be-herrscht und der tatsächlich extrem easy dieGenregrenzen zwischen House, Electronikaund HipHop borderlined. Mit “Computer

Love” gibt es auf der Rückseite ein weiteresBeispiel dafür, dass Ibbotson nicht wirklichauf etwas festzulegen ist, und es bricht Com-putervocals mit schnarrenden Synths, dee-pen Strings und knorkigen Beats in einemständig wieder runtergefahrenen und nocheine Ecke melancholischer gemachten Trackmit dem gewissem Bleep-Flavour. www.fene-tik.co.ukBLEED •••••

TOM CHURCHILL VS. DENNIS DESANTIS -SPACES/LEISURE [HEADSPACE/011]Tom Churchill releast hier auf seinem zweiJahre in Vergessenheit geratenen LabelHeadspace (er hatte sich auf Emoticon kon-zentriert) je einen Track von ihm und einenvon Dennis Desantis, die sich untereinanderremixen. Deepe smoothe Technotracks also,bei Tom in flirrend leichtem Detroitflair, me-lodieverliebt und sehr sicher bis in die leichtshuffelnden Beats auf “Spaces”, das Desantiszu einem trockeneren Track ummodelliert indem in digitalerer Weise Tiefe erzeugt undder Funk eher in die Bassdrum verlagert wird.Der Desantis Track “Leisure” hat etwas voneiner Dubdisco Version von Moroder mit ei-nem Hauch Hollywood-String-Tupfern drü-ber, so dass man immer vermutet, Desantisist eigentlich Australier, was ja überhauptnicht stimmt, und im Tom Churchill Remixdann komplett umgemodelt wird zu einemsmooth über die dichten Beats kommendenTrack, der, was Desantis an Wüstigem hat, zuschlendernder Lässigkeit umarbeitet. Sehrdeepe Platte. Als nächstes kommen Kollabo-rations-Split-12”s nach dem gleichen Prinzipvon Churchill und Rei Loci und Churchill undFabrice Lig. Wir freuen uns schon ebenso wieauf die Tom Churchill EP, die demnächst aufDeep Departures kommen soll. www.headspa-cerecordings.comBLEED •••••

T-POLAR - THE TONAL SCRATCH EP [LON-GHAUL]An sich eher stiefmütterlich von uns behan-delt, ist die neue Longhaul aber mal wiederrichtig gut, denn sie wagen etwas über ihrenHorizont hinaus. Die vier Tracks sind nichteinfach nur Elektro, sondern rocken mit hei-teren Tracks quer durch die Genres und las-sen dabei den einzelnen Ideen sehr vielRaum. Mal heiter verspielte groovige Trackszwischen 2Step, Dub und Electro, dann ver-trackte Shufflehousesounds mit weggezurr-ten Basslines oder smooth gleitende, deepeHouseeffekte oder eben klöppelnde Beats,die sich an gar nichts mehr festhalten. Span-nend. BLEED ••••

NICK RAPACCIOLI - COMPARE / SKIMA [VERTICAL FORM / VFORM021]Nick Rapaccioli kommt zurück mit drei 12”s,hier der erste Teil. “Compare” ist sehr straightin den klickernden Hats und wild strudelndim Digibass. Monstertooles Monstertool imhektischen Alltag. “Skima” schiebt ein bis-schen die Bremse in den Vordergrund undpusht Kölner Minimalklickattacken über denKanal. Komplett funky mit ratternden Ma-schinengewehrtennisbällen und komischenQuiekersound. What else you want?THADDI ••••

SAINT ETIENNE - ACTION [MANTRA]Das hätte ich nie gedacht. Dass ich mich bei

einer Saint Etienne Platte mal kurz haltenkann. Aber die neue Single geht einfach garnicht. Zu keiner Nanosekunde. Was sich dieBeteiligten bestimmt als genialste Mischungzweier Welten eingeredet haben, die typi-sche 60er Instrumentierung, die bei Saint Eti-enne ja immer wieder mal auftaucht, mit - ta-da - Bassdrum, Vocalssweeps und Autotuneauf Sarah’s verschnupfter Stimme. Igitt. Undschlecht ist der Song obendrein. Die beidenBonustracks können das auch nicht raus-reißen, sind aber zumindest besser. Schade.THADDI ••-•••

TEAMAXE/IPAMBELF - GET THE CLAW EP [MASSIVE ADVANCE/002]Sehr schöne Split-EP von den beiden noch et-was unbekannten Acts. Ipambelf`s Tracksflunkern zwischen Breakbeat-Gewittern an-gedeuteten DSP Knarzern und sehr elegischcoolen Melodien herum, die dennoch klar aufden Dancefloor konzentriert bleiben könnenund nicht einfach so über alles drüberrockenwollen, sondern den Groove und die warmeBassline die Führung in all dem verliebten Irr-sinn übernehmen lassen. Wenn er nicht seinAlbum für Massive Advance vorbereitet,dann macht er Tracks für Nest oder scratchtsich in den 7. Himmel zu befreundeten Bass-spielern aus Brighton. Die Teamaxe Seitezieht ihre Inspiration (also jetzt mal abgese-hen von Programmen und zur Zeit höchst ak-tiven Stilen der Label, auf denen er auchschon veröffentlicht hat: Spymania, Ill oderPlanet-µ) aus Detroit lustigerweise. Das hörtman sofort an der Art wie die Synths hier her-umfunken und die Beats in ihrem Oldschool-Drummachine-Flavour ganz glücklich sind.Dennoch ein sehr rabiat deeper Track, einverspielt plinkernd rockender und ein fastambient Gitarren-PlinkerEffekthascher-Glückssucher-Track. Killer das Label.www.massiveadvance.comBLEED •••••

TONY SENGHORE - THIS IS IT[MUSIC FOR FREAKS/025]Tja, Tony will die Geister heraufbeschwören,die House rief. Ketten rasselnd und mit aller-lei spooky Geisterbahnfahrt-Kosmetik in denSounds und Vocals rockt der Mastermind sovieler unvergessener Releases auf Gungeli-gung, Panhandle, usw. einen richtig be-schwörend kickenden Dämonen-Housetrackin gleich drei Mixen. Was auf dem Orginal,das sich ganz nach hinten verkrochen hat,weil es das dunkelste technoideste ist, böseist und etwas abflaut (was möglicherweiseauch am Platz auf dem Vinyl liegen kann), istauf “The Remix” großer Spaß und im “TheDub” eine psychedelisch rockende Fanfarefür alle die gerne Slapbassline mit dem Ge-ruch gut abgestandener Chemikalien ge-nießen. Fein.www.musikforfreaks.comBLEED •••••-••••

ANORAK - WHAT I FOUND LAST YEAR[STATIC CARAVAN / VAN 48]De:Bug Kollege Margraff debütiert hier mitseinem zweiten Projekt, wo es schätzungs-weise mal im mehr Vocals geht, die mir aberzumindest beim Titeltrack ein bisschen ko-misch reinlaufen, weil da irgendjemand nichtso wirklich die Töne trifft. Aber zum Glückpassen ja heutzutage auch mal vier Tracks aufeine 7” und so plinkern alle verträumt insFreibad. “Don’t Cry, Tweedle” ist knorkig put-

zig, versprochen, und wird sich bei mir hiernoch oft auf dem Plattenspieler drehen. Kla-re Sache. Zumal das Bandecho irgendwannanfängt zu schießen. Auf der B-Seite klapptdas dann auch mit den Singen ein bisschenbesser und so wird alles gut.www.staticcaravan.comTHADDI •••-•••••

NIGHTPITCH - IKON [NATIVE]Kaum zu glauben, dass das hier das Label vonBen Sims sein soll. Jedenfall sind Nightpitchdie gleichen Leute wie Connective Zone(Grahem Sims und Simon Button) und siemachen so perfekte schöne PostdetroitTracks der ersten Stunde, dass man das Labelsofort in sein Herz geschlossen hat. Nah, viel-leicht ein wenig an Emoticon und frühen La-bels wie B12 und A13 ist diese eine sehr smoo-the Platte mit vielen heimlichen Blitz- undSchlaglichtern auf Nighttime Metropolis. BLEED •••••

SCAPE ONE - RECLAIM THE FUTURE [SATAMILE/009]Neuer Act auf Satamile, der auch schon beiWorld Electric eine EP releast hat. Sehr dun-kel, logisch, aber cool und lässig in einer Wei-se, in der er Technoeinflüsse in Electro verar-beitet, als wäre es das Einfachste auf derWelt. Leicht dark und sehr auf den Danceflo-or konzentriert rocken die Tracks mit slam-menden Beats und spartanisch eingesetzenSounds und Effekten ein wenig Klarheit in ihrGenre. www.satamile.comBLEED ••••

NIGHTMARES ON WAX - KNOW MY NAME[WARP / ZOMBA]Na? Wie wär´s mit ein bißchen Arschwackelnzu Händen in der Luft? Fein klickende Hi-Hats, ne amtliche Soulsängerin am Micro, einakustischer Basslauf und ein groovendes Pia-no? Wenn das mal nicht demnächst auf allenWellen läuft. Aber da ist uns wahrlich schonviel schlimmeres begegnet als der Ohrwurmvom Smokers Delight in persona DJ E.A.S.E.Die Mixes von Mark Pritchard und will.i.amsind dagegen schon viel schwerere Rumpsha-ker, die die rauchende Gemeinde zurück insSofa drücken. Aber wer diesen Track nichtaus seinem Kopf bekommt, braucht ohnehingleich das ganze Album.M.PATH.IQ •••-••••

FENNESZ/MAIN - SPLIT [FATCAT 045]Gemächlich und mit aller Zeit der Weltnähern sich Main einem akustischen Phäno-men, indem sie es immer weiter einkreisen.Die Sounds dieser Annäherung sind so ver-schwommen, als kämen sie von weit her her-angeweht, erinnern dabei jedoch an Vertrau-tes. Dieses bleibt allerdings nur sich selbstverpflichtet, entzieht sich einer weiteren Zu-ordnung und operiert in der Grauzone zwi-schen repetetiv und vorwärts orientiert. Invergleichsweise gewohnteren klanglichenGefilden tummeln sich die drei Tracks vonFennesz, die sich auf leiernde Art sanft ein-schmeicheln und so, wie sie sind, einfach gutsind. Eigentlich gar nicht mal sonderlich auf-regend, aber Christian Fennesz bewegt sichmittlerweile auf einem Terrain, dessen ruhigeund diffuse Art viel Raum zum sich darin aus-breiten anbietet und an dem sich jedes malaufs neue gerne teilhaben lässt.PP ••••

LINUS - WHO STOLE THE SOUL? [BRIQUEROUGE TRAXX/001]Eine neue Sub-Serie des Brique Rouge Labelsmit neuen House Klassikern, hier “Who StoleThe Soul” von DJ Linus dem Münchner, dasschon auf Exun erschien. Und nach wie vorein brillanter Track ist, hier in einer Instru-mental Version. Sehr langsam eingefädelteDeepness mit leicht oldschoolig klöppelnderBassline die deshalb auch schon auf endlosenHouseMix Compilations war mit seinerschleppend coolen Deepness und dezent an-gedubbten Effekten vermischt zu einem rich-tigen Klassiker eben. Auf der Rückseite fin-den Usual Suspects aka David Duriez und

Phil Weeks die passendsten Vocals dazu wie-der, die das Herz eines jeden Housefunda-mentalisten höher schlagen lassen. Super-fett. www.briquerouge.comBLEED •••••

PHIL WEEKS - FIRE IN THE WOODS REMIXE[BRIQUE ROUGE/017RE]Yo, Killer. Was die Freaks da mit dem Track an-stellen haut einen einfach um. So deep gru-seligen 2Step hat die Welt noch nicht gese-hen. Die rocken mit einer böse schleppendenÄsthetik, krabbelnd aufgeheizten Soundsund brauchen dann nur noch diese Raver-Hymnen-Vocals darüber zu legen und abzu-

fackeln ohne Ende. Verdammt langer Trackder nicht eine Sekunde von seiner brodeln-den Spannung verliert. Auf der Rückseite derDavid Duriez Mix, der natürlich gerader undrockender ist, aber mindestens genau sodeep in seiner einfach schnittigen Bassdrum-whopper-Ästhetik und den extrem coolenzwischengelagerten Akkorden und dem elek-tronischen Blubbern, das dem Groove erstden richtig massiven Funk verleiht und wenndann die skurril quietschige 303 einsetzt sindwir eh alle verloren. “Bad Bwoy” [sic!] Soundindeed. www.briquerouge.comBLEED •••••

ROBERT HOOD - MONOBOX EP[LOGISTIC/025]Für die neue Logistic hat sich Robert Hooddrei sehr trockene Tracks ausgesucht, die einwenig den sehr minimalen rockenden Tech-no-Style des Labels aufgreifen, aber natürlich100% Robert Hood bleiben, der ja nie von sei-nem Sound abzuweichen scheint. Leicht mo-dulierte Stringsounds, trockene Grooves, abund an ein Effekt und das war es auch schon.Auf “Untitled” einem Bonus-Groove findetRobert Hood sogar gefallen daran, noch we-niger zu benutzen, während “Downtown”fast klassisch inklusive der typischen Clapsund Sequenzen ist. Man kann nicht behaup-

ten, dass sich Robert Hood weiterentwickelt,aber dafür ist er eine sehr verlässliche Größe,die einfach nicht altern kann.www.logisticrecords.comBLEED •••••

ALEXANDER EAST - DESIRE [AROMA]Simpel und gut sind zwei Attribute, die seltenaufeinanderpassen. Hier schon. Desire ist soein Stück, das zackig die House-Paukeschwingt und trotzdem charmant daher-kommt. Das belgische Aroma-Label über-rascht mit diesem Track, klingt er doch min-destens so schwarz wie er sich weiß anhört.Die Streicher streuen ein bißchen Edamer in

das funktional packende Teil und selbst dieschaffen es nicht, Desire seine Lässigkeit undschön verpackte Eingängigkeit zu nehmen.KAM •••••

PITA - GET DOWN [MEGO 049]Schon wieder neues von der Twisted Hard-disk! Auch wenn beide Seiten nahezu freund-lich oder sogar elegisch beginnen, spielensich die übrigen Tracks in unübersichtlichen,vertrackteren Dimensionen ab, behalten da-bei jedoch stets den Kopf über der Wasser-oberfläche. Oftmals poltern sie nach allenSeiten, so als wollten sie sich befreien undwüssten noch nichts von ihrem neuen Dasein

TRAUM CD9/ V30PROCESS - re`processedinterkontinenta l remix es - v.A.

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CONTINENTAL (•)-nein (•••••)-ja

UNITED KINGDOM (•)-nein (•••••)-ja

Page 41: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

<45> - DE:BUG.63 - 09.2002

CONTENTINENTAL (•)-nein (•••••)-ja

KILLA KELA - THE PERMANENT MARKER Killa Kela ist Human Beatbox, was heißt, dasser Sounds wie Basslines, Beats und Scratchesmit dem Mund macht. Nebenbei singt erauch ab und zu und hat einen breiten wie kor-rekten Musikgeschmack und Humor. Dem-zufolge hört man auf dieser genialen, aberleider etwas kurzen LP fast mehr Drum andBass- als HipHop-Beats, ein paar andere In-strumente, DJs wie Plus One und Hype sowieals MC u.a. Akrobatik plus ein lustiges Skitmit irgendeinem Freak und jemandem, derwie Jerry von Tom und Jerry klingt und Diver-ses mehr. Dem Ganzen merkt man an, dass eseine Menge Spaß gemacht hat und das Kelanicht nur Talent hat, sondern es auch aufPlatte umzusetzen weiß. Hammer.CAYND •••••

SLUM VILLAGE - TRINITY (PAST, PRESENT &FUTURE) [CAPITOL/ BARAK]Endlich erscheint das eigentlich schon fürvor einem halbem Jahr angekündigte zweiteSlum Village Album und wie vorauszusehenwar, glänzt es wieder durch die verdammtfette Produktion von Jay Dee und den sim-plen und smoothen Reimen von Baatin, Elzaiund T3.CAYND •••••

PUPPETMASTAZ - PET SOUND [AUDIO CHOCOLATE/ LABELS]Das ist die zweite Maxi der Berliner Puppen-rapgruppe, sie sind bei einem Major gelan-det, was sich auf die Veröffentlichungspolitikauswirkt, die LP gibt es Anfang nächsten Jah-res. Diese drei mal wieder leicht oldschooligknarzig klingenden Stücke sollte man sichtatsächlich am besten im Format Maxi-CDkaufen, da dort auch eine so genannte Multi-media-CD miteingeschlossen ist, auf der diePuppen vorgestellt werden und kurze Fil-mchen sie in Aktion zeigen.CAYND ••••-•••••

FIVA MC - SPIEGELSCHRIFT [BUBACK]Persönliche und gefeilte Reime treten einemauf Fivas Debutalbum entgegen und breitendamit einen wohlüberlegten und netten Vibeaus. Zweifelsohne hat Fiva ein intaktes undvielbeschäftigtes Gehirn und kann mit Spra-che fließend umgehen, siehe Albumtitel. DieBeats hat größtenteils DJ Radrum gemacht,mitrappen durften u.a. Aphroe und Pyranja.

Eine Platte, die nicht nur allen Mädchen un-ter 20 sehr ans Herz gelegt sei, von Fivasnatürlicher Art zu rappen kann sich so man-cher eine Scheibe abschneiden.CAYND ••••-•••••

CAPITAL D. & THE MOLEMAN - WRITER’SBLOCK, THE MOVIE [ALL NATURAL]Niemals würde Capital D. von Bitches undAbzockerei rappen, dafür scheint ihm nichtnur die entspannte und schön instrumentier-te Produktion des Chicagoer Produzenten-teams The Moleman viel zu schade, vielmehrist er eher der reflektierten Lebensbeschrei-bung zugetan. Der Film im Titel deutet abereher metaphorisch auf einen akustischenSpielfilm hin, zu sehen gibt es nichts. Dafürenorm entspannte Beats mit zum Teil sehrklassisch anmutenden oder auch dubbigenSamples und ein hohes Bewusstseinslevel.CAYND •••••

ROCÉ - TOP DÉPART [CHRONOWAX]Das Debut-Album des Franzosen Rocé, pro-duziert von so unterschiedlichen Leuten wieA-Trak oder DJ Mehdi, ist mit solch upliften-den Stücken wie ‚Qui Nous Protège’, demwunderschönen ‚Le Dernier Des Derniers’oder dem düsteren ‚10/10’ ausgesprochen ab-wechslungsreich geworden und überzeugtauch durchgehend mit energievollem Rap.Jenseits von Franz-Rap Klischées zwischenBanlieue-Hardcore und Weichspüler-Jazz. MEYER ••••

MR. LIF - I PHANTOM [DEFINITIVE JUX]Jaja, einfach ist das nicht, die Welt verdirbtund mit ihr HipHop. Aber zum Glück gibt esja Mr. Lif, der nach seiner vor kurzem erschie-nenen politisierenden EP jetzt eine LP vollerWeisheiten droppt, auf der unter anderemEl-P, Aesop Rock, Jean Grae und Edan mit zuhören sind. Es gibt eine Menge zu berichtenund kritisieren, das ist natürlich prinzipiellgut, aber faktisch etwas viel.CAYND ••••

CAGE - MOVIES FOR THE BLIND [EASTERN CONFERENCE]Bei Cage werden die nervenden Einblendun-gen, die die Plattenfirmen gewöhnlich aufPromo-CDs hinterlassen, mal von einer in-tendiert sexy Frauenstimme gesprochen, al-lerdings plump und mit Internethinweis über

dem Rap platziert, weshalb man sich das lo-gischerweise weniger gerne anhört. Cagewurde als amerikanischer Christian inDeutschland geboren und war sechzehn Mo-nate lang in einer Psychatrie. Er rappt ziem-lich aggressiv und mit voller Überzeugungvon seiner eigenen Weltsicht, wobei er, alsTeil der Smut Peddlers zusammen mit TheHigh& Mighty, nie vergisst, auf seinem Dickrumzureiten, was überflüssig ist. Ansonstenrealitätssuchendes Agro-Rappen fürs Klar-kommen mit der beschissenen Welt über dif-fus instrumentierten und paranoid fetten Be-ats. Copywrite und El-P sind auch dabei.CAYND ••••

HIGH TIMES RECORDS PRESENT T.H.C. -THE HIP-HOP COLLECTION VOL. 1 [FLA-VOR RECORDS]High Times ist ein amerikanisches Kifferma-gazin, das hier vierzehn exklusive Stücke vonrappenden und beatmachenden THC-Sup-portern eingesammelt hat, unter anderemvon Lootpack, The Pharcyde, Defari, RZA,Afu-Ra, Shabaam Sahdeeq, Intoxicated De-mons, Black Moon, zwei Alkoholics, B-Realund vielen mehr, die alle das Kiffen abfeiern.Da sich THC ja auf sämtliche Sinneswahr-nehmungen auswirkt, hat man auf dem Co-ver rückseitig zu einem mit Gras belegterPlattenspieler eine bauende, breite Frau mitDekolleté abgebildet. Insbesondere für denKiffer eine gute Wahl.CAYND •••••

GBZ CONNECTZ [GBZ IMP]Yo. GBZ heißt Gras, Becks und Zärtlichkeitund dieser Sampler ist so prollig, dass er vorlauter Testosteron fast platzt, weshalb erauch ganz cool ist, korrekt aggressiv ziehenfast 30 deutschsprachige MCs gegen denRest der Welt in den verbalen Kampf. War lei-der nur als Snippet zu hören.CAYND ••••

MELLE MEL - WHERE YA AT?/BIG MELLE[HOT SHIT]Was bringt wohl die neue CD von Soft Cell,wie klingen jetzt wohl die Fehlfarben undwelchen Style wählt jetzt Melle Mel. Tja, die80er-Jahre Helden stehen wieder auf - auchim Hip Hop. Jazzy Jeff durfte schon, jetztkommt Melle Mel, der ehemalige Rapper vonGrandmaster Flash. Der macht auf dieser 12”

solide Rapmusik (im Gegensatz zu Hip Hop-Music), das heißt: trockene Beats, wenig Fir-lefanz, old schoolige Raps. Kann man sich an-hören, braucht man aber nicht unbedingt.MEYER •••

BOOM BIP - SEED TO SUN [LEX RECORDS]Abstrakter elektronischer IndieHipHop mitkaum Rap auf dem Warp-Unterlabel Lex, ob-skure Indiewurzeln treten hervor, sowas wieeine Reise in einen gesplitteten Fluss vollerTreibgut.CAYND •••••

DÄLEK - FROM FILTHY TONGUE OF GODSAND GRIOTS [IPECAC]Das New Yorker Trio DÄLEK veröffentlicht ih-re zweite CD “” auf dem Label Ipecac, u.a.Heimat der Melvins. Hört man sich die CDan, ist diese Kombination gar nicht mehr soerstaunlich: Der standhafte Hörer findet aus-gedehnte Noise-Exkursionen, die allerdingsin ihrer Differenziertheit ein fast sakralesVerständnis von schmerzvoller Schönheit er-ahnen lassen. Symphonische Kakophoniender Extraklasse. Flirrende Soundwände! Liveist das ohrenbetäubender Lärm, auf Platteschälen sich die Feinheiten deutlicher herausund die ruhigeren, poetischen Momentekönnen sich besser ihren Freiraum schaffen.Ganz weit vorne im Lande von Beats undRhymes (oder sind sie schon längst im Exil -im Zwischereich?) MEYER •••••

FADER GLADIATOR - HITS UND RARITÄTEN[LACOSAMIA]Ein Best Of Album aus den Jahren 1991 bis2002, also aus den goldenen 90ern, zu hörensind bombastisch kölschkitschige und teil-weise sehr coole Stücke vom Blitz Mob, derFirma und sehr vielen mehr.CAYND ••••-•••••

DJ STYLEWARZ - THE CUT [ISLAND]Der Bremerhafener DJ Stylewarz präsentiertsich auf dem Cover als ‘Edward mit den Sche-renhänden’-Verschnitt, die Hände als tödli-chen Waffen an den Plattentellern. Tada. Sty-lewarz machte früher keine Scherze bei FABund No Remorze, stand bei der HipHopSen-dung Freestyle hinter den Plattenspielernund tourte u.a. mit Ferris MC durch die Ge-gend, meint es also auch mit dieser Platte

ernst und lässt hauptsächlich ausgewähltedeutsche MCs zu seinen und DJ Kaoz elek-trobeeinflussten oder auch rockigen, immerfetten Beats rappen, ohne dabei auf die DJ-Einlagen zu verzichten.CAYND ••••

GHOST CAULDRON FEAT. APANI B. FLY -WHOLE WORLD [!K7]Hinter Ghost Cauldron stecken der BerlinerKaos, der mal bei Terranova war, und einerseiner Kumpel namens CE.EL. Anfang näch-sten Jahres soll es ein Album von ihnen ge-ben. Und hier die Vorabmaxi, auf der die NewYorkerin Apani B Fly rappt, was wie immer in-telligent und cool klingt. Der Beat ist auchsuper, mit Streichern und Synthiesounds zu-gleich spacig und rhythmuslastig. Auf der B-Seite gibt’s einen eher ungelungenen Remixvon Patrick Pulsinger, bei dem der Rapmanchmal etwas unbeholfen über dem ansich gesehen ganz netten Beat liegt, passtnicht zusammen, hätten sie mal lieber nocheine eigene Version machen sollen.CAYND •••••-•••

JEAN GRAE - ATTACK OF THE ATTACKINGTHINGS [THIRD EARTH MUSIC]Früher hieß sie mal WhatWhat und rappteunter anderem bei Natural Resource undHigh and Mighty, inzwischen nennt sich dieNew Yorkerin Jean Grae und das hier ist nachihren Featuren bei Masta Ace, Mr. Len, Mr. Lifetc ihre erste eigen LP, auf der sie vor allemüber Liebe rappt, was vollkommen ok ist, istja schließlich eine der wichtigsten Sachen imLeben und schnulzig wird sie dabei nie, the-matisiert auch anderen Struggle und die Pro-duktion ist ziemlich ungewöhnlich und ganzcool, gibt auch lebhaftere Lieder.CAYND •••••

DAN THE AUTOMATOR - WANNA BUY AMONKEY? [UNIVERSAL]Statt einem Affen könntet ihr auch diese CDmit hauptsächlich HipHop und ein paar In-dieschnulzliedern kaufen. Falls ihr etwas Lu-stiges und Unterhaltsames haben wollt, soll-tet ihr das jedoch sein lassen und lieber denAffen nehmen. Dan The Automator ist ja keinunbeschriebenes Blatt, steckte er doch hin-ter Dr. Octagon, Deltron, Gorillaz etc, dem-zufolge ist die Auswahl der Stücke auf dieserverkappten Mix CD, also Sampler, auch ganz

gut, allerdings sind sie weder neu, sagenhaftselten oder gar exklusiv, von Masta Ace, Jig-mastas, Dilated Peoples, Gorillaz, Bobby Di-gital, Brand Nubian, Tortoise, Loveage undanderen. Wanna burn a CD?CAYND ••••

SPECTRE FEATURING SENSATIONAL -PARTS UNKNOWN [WORDSOUND]Das Düsterlabel WordSound setzt zur Offen-sive an: Nach dem desillusionierenden Film„Crooked” (erhältlich auf DVD) über eine ge-scheiterte Karriere eines Rappers (Sensatio-nal) und dem jetzt erschienenen, gleichnami-ge Soundtrack mit 23 dunklen Instrumentalsder Word Sound-Familie, veröffentlicht La-belchef Spectre zusammen mit ex-JungleBrother Sensational gleich noch die etwasversöhnlicher klingende CD „Parts Unkno-wn”. ‘The illness continues - prepare for bassterror” warnt ein Sticker anstelle des übli-chen Hinweises auf ‘explizit lyrics’: Pianolini-en im Freiflug, leiernde Mundharmonika,Bassick (Tracktitel). Zwei Drittel Instrumen-tal, ein Drittel mit Raps von meinem Lieb-lings-Asthmatiker.MEYER ••••-•••••

SAGE FRANCIS - PERSONAL JOURNALS [ANTICON]Wenn man Anticon liest, weiß man ja schon:das hat intellektuellen Anspruch oder ist zu-mindest versucht avantgardistisch, was kon-kret heißt, das einem diese zumeist amerika-nischen MCs eine Menge mitteilen wollen,meistens viel zu beklagen haben und die Pro-duktion auch nicht gerade rockt. Oft kannman aufgrund des Wortsprudels nur erah-nen, was sie konkret sagen wollen, es scheintaber sehr wichtig zu sein, weshalb die Textehandschriftlich im Booklet nachzulesen sind,erfordert also Konzentration und gewissen-haftes Zuhören, was nicht immer Spaßmacht und nicht einfach ist. Sage Francissuhlt sich gerne mal ein bisschen im Schmerzoder poetischem Außenseitertum und Antic-on nennen das ‘emo-hiphop’. Naja. Für ern-ste Zuhörer bestimmt toll.CAYND ••••

DRAGONSWORD - CENTER OF THE SY-STEM/PLASMA EYES [720°]Blame schmiert hier seinem zwischen Detro-it-und Electro-Referenzen tänzelndem Stildezent Rave-Pathos aufs Brot, was mit sei-nem bleepigen Stringtechno-Vibe irgendwieganz amüsant ist. So straight und schnörkel-los, wie hier hat man Blame lange nicht mehrgehört hat. Zwei sehr coole Tracks.SVEN •••••

NAPHTA - ONE SQUEEZE/OUT OF TIME [BASSBIN/005]Was Naphta sich da wagt auf „One Squeeze“würde sich wohl kaum einer sonst trauen,und grade das schafft es aber, einem im Nujeden Gedanken von Drum and Bass Ein-bahnstrassen aus dem Kopf zu treiben. Mini-mal bleepiger Track mit einem Rocksteady-Ska Groove irgendwie, der sich langsam in ei-nen extrem coolen Raggatrack morpht undmit hypnotischen Stings hinterher auch nocheinen draufsetzt. „Out Of Time“ ist logischer-weise ein Endzeittrack mit böse röhrendenHintergrundsounds und nervös triggerndenAlarmglöckchen die einem von Anfang anden Eindruck vermitteln, dass in diesemTrack noch mindestens ein Kreuzer unterge-hen wird. Und so geschieht es. SpannendeTracks. www.bassbin.comBLEED •••••

BETA 2 & ZERO TOLERANCE - FORGOTTEN/ BREAK EVEN [BASSBIN/006]Man glaubt kaum, dass Bassbin erst bei sei-nem 6ten Release ist, denn die releasen nichtnur langsam auf allen wichtigen Labeln, son-dern sind immer so stilsicher, dass man siesich gar nicht mehr wegdenken kann. Auf„Forgotten“ stürzen sicht Beta 2 & Zero Tole-rance in ein Biotop aus aufgelösten Dubs undSounds mit leichtem Raggaeffekt und sehrlockeren Congas und Effekten, die einem dasHirn aus dem Kopf pusten, während irgend-wie seltsam tragisch eine fast mittelalterli-che Melodie durch den Track geistert. Undauf der Rückseite smashen sie mit ihren Lieb-lingsbreakeffekten, die eigentlich kaum je-mand so gut wie die beiden zur Zeit inszenie-ren, los und düsen ab ins All massivst aufge-bäumter Energie. BLEED •••••TWISTING LION & A-TAK - ZIONTRUTH/THE TRUTH [BOOGIE MAN 006]Das Boogie Man Kollektiv aus der Schweizarbeitet sich weiter an Dancehall- und Rag-gajungle ab. Zion Train rockt mit satyrischer

Panflöte und Delays los und taucht dannschnell Richtung Dub-Berater ab. Nett. TheTruth plinkert mit Westerngitarre los undrollt mit bouncender Bassline munter rich-tung Sonnenaufgang, bis der dritte Trackdann nochmal Old School Breaks zum Bestengibt.SVEN •••-••••

DIGITAL - DUB SATIVA EP [FUNCTION RECORDS]Dachte da wer, Digital würde sich nach demDubzilla Album erst mal irgendwo in Jamaicazur Ruhe legen und ein Jahr auf den Wogender Basslines chillen? Noe. Also. Zurück unddas mit gleich vier Tunes. „Champion Bub-bler“ war ja schon auf der CD von Dubzilla alsBonus und bubblet auf Vinyl noch mal eineganze Ecke dichter und böser mit seinemzeitlosen Raggathema, „Top Cat“ wühlt dasGanze noch ein wenig mehr auf undschleicht sich unheimlich von hinten an bises einen mit seinen rockenden Gangsterbas-slines eiskalt erwischt, während einem dasständige „Black By Dope Demand“ Seele ein-haucht, ob man will oder nicht. „DeadlineV.I.P“ holt den Monsterhit noch mal raus, derhier weniger zielgenau dafür aber noch bösermit seinen reisserischen Stabs aus dem Un-tergrund losfaucht und blitzt. Falls dannnoch jemand stehen sollte, zertrümmert Di-gital auf „Chickenheads“ alles was war. BLEED •••••

TOTAL SCIENCE - RATED X [CIA/012]Ach, Eine Doppel-12“ von den immer nochwildesten unter den Drum and Bass Produ-zenten Englands ist jedes Mal ein Fest. Hierrocken sie 4 Tracks mit so scharfkantigen Hi-hats, dass einem die Ohren schon bluten,noch bevor man überhaupt bei der Basslineangekommen ist. „Rated X“ rast in ein Old-schoolstakkato mit überdrehten Vocals undmorbid an seinen Fundamenten kaunenderBassline, „Good Inside“ featured einen dieserSamplesounds, die alleine schon die Welt be-deuten, weil sie so charmant alles um ihrenFinger wickeln und dann beginnt es mit shuf-felnden Beats und Effekten zu brodeln bisdas Vocal alles klar macht: es geht um diesesaus sich heraus in einer ständigen Wärmesich immer weiter ausbreitende Gefühl, dasman besser vermutlich nicht beschreibenkönnte. „Eastern Promise“ ist die darke Seiteder EP mit seinen aufgewühlten angedeute-ten Amenbreaks und den hecktisch paranoi-den Vocalseufzern einer aus unergründli-

chen Gefahren verlassenen Ecke der bösenSeite der Stadt und reisst einen mit seinerRockbassline und den Chören mitten in ei-nen Albtraum aus Energie. Zum Abschlusskommen sie einem auf „Star Burst“ dannauch noch von der rockend jazzigen Seiteund wirbeln Bläsersätze, Geschrei, Moogriffsund ihre rasanten Trademarkbreaks durch-einander wie es einfach so konsequent sonstkaum einer hinbekommt. Killerplatte.www.cia-records.co.ukBLEED •••••

CARLITO & ADDDICTION - SUCH A FEE-LING [CREATIVE SOURCE 032]Fabios Label hat einiges vor in den nächstenMonaten. Zumindest hört man das hier undda immer wieder. Ein fünf Jahre altes Albumvon Danny C als Primary Motive, neue Calib-re-Sachen und noch einiges anderes wartetauf seine Veröffentlichung. Jetzt aber erstmal Carlito & Addiction, die es, wie nicht an-ders erwartet, locker, aber sehr vocallastigangehen lassen. Zwei gutgelaunte Roller(samplen die Tainted Love von Soft Cell?!Hört sich so an. Aber keine Angst, sind nurdie Bleeps), die Garage und natürlich vor al-lem Disco ohne Filter-Mayhem buchstabie-ren. Cool!SVEN ••••

SEBA - NEOPHUNK [IDIOMA 003]Nach zwei Releasen von der sehr techni-schen und grummelnden Seite (Matrix undCause for Concern) überraschen Idioma jetztmit einer 12“ von Schwedens Knuffel-Drum-and-Bass-Don Seba. Neophunk schuffeltganz munter mit locker kickenden Breaks be-vor dann ein verkiffter Wannabe MC Conradneben dem Takt herbrabbelt. Bitte den Trackals Instrumental noch mal releasen. Die B-Seite kommt dann mit zwei Tracks, wobei dererste so ein bisschen an frühe dunkeljazzigeSource Direct erinnert. B2 ist dann eine kur-ze Broken Beats Exkursion, der ziemlich coolund reduziert mit hintergründiger Darkness,verhuschter Funkgitarre und leicht klaustro-phobem Gezischel angeschwebt kommt. Be-ster Track dieser EP.SVEN •••-•••••

DANNY C - 1,2,3/KLONK [PORTICA 004]Die Reese Bassline ist einfach nicht totzu-kriegen. Vor allem nicht bei mittelmäßigemDrum and Bass, der nicht weiß, wie er andersDruck erzeugen soll, als die Keule rauszuho-len. Danny C hat sich ja auch schon häufiger

(teilweise mit sehr coolen Ergebnissen) in dieLIste der feisten Reese-Bassline-Terroristeneingetragen. Hier macht er es sich aber ein-fach zu leicht mit Amen-Break und Peitscheund klingt wie ein mumpfiger Aufguss vonNo-U Turn anno 1997. Rockt inspirations-undmotivationslos vor sich hin. Rave-Signal ahoi.Die B-Seite macht ihrem Namen alle Ehre(nicht das die A-Seite nicht auch die B-Seitehätte sein können, aber was soll man ma-chen, wenn man zwei charakterlose Tracksauf Vinyl presst...) und schickt einen in einenrecht lieblosen Off-Beat Tunnel. Nö, lass ma.SVEN •••

AMBASSADORS - ALBUM SAMPLER [SANTORIN/011]Zwei Remixe als Taster für die Santorin Com-pilation. Zunächst „Pulse Code“ in einem rot-zigen Basslinemonster Mix von Simon V, derimmer an der Grenze zu aufgeblasenem Popden Track langsam zu soetwas entwickelt wieeiner explodierenden Bigband. Auf der Rück-seite ein Simon V Mix von einem Vocal Trackvon Artefact, ein HipHop Projekt von MaximSchram, das mit leicht steppenden Beats undschwer samtig dunklen Twin Peaks Stringsein richtige trauriges Meisterwerk dunklerDrum and Bass Melancholie geworden ist.Wir sind gespannt auf das Album. www.santorin.deBLEED •••••

V.A. - CROWD CONTROL EP[SKUNKROCK 014]Skunkrock haben Geburtstag, und die fünfteKerze auf der Torte wird mit einer sehr coo-len EP (und einer neuen Mix-CD von AlleyCat) gefeiert. Beta 2 im Calibre Remix, seinBuddy Zero Tolerance, Native Minds undnatürlich Alley Cat und Savine (im A-SidesMix) werfen locker swingende Tracks aufsParkett, die Skunkrock wieder an die Spitzeder auf rockende Breaks und einen deepenhousigen Groove mit sympatischer OldSchool-Affinität bedachten Labels katapul-tieren. Vier Tracks, vier Killer, die so etwaswie Breakbeat-Soul wieder einmal in denVordergrund heben. Ein würdiges Geburts-tagsgeschenk.SVEN •••••

NATIVE MINDS - YOUR LOVE/JUST DO IT[SKUNKROCK/013]Daniel Savine und Rio sind wieder da und ih-re Art dezente Oldschool Vibes mit sehr dee-pen Strings und klaren Beats zu Mixen ist ja

eh schon Gold wert. Hier überraschen sie ei-nen auf „Your Love“ dann noch mit einem im-mer weiter gesteigerten Aufbau über kleineVeränderungen bis es plötzlich einer dersmoothesten Ravetunes des Monats ist.„Just Do It“ ist die jazzigere verspieltere Sei-te mit sehr flinken Breaks, aufwirbelnden Pi-anos cooler Gangster Bassline und einemlangsam anschleichenden Vocal. Eine Plattedie von mal zu mal zu mehr Euphorie heran-wachsen kann. www.skunkrock.netBLEED •••••

STE.LUCE - IN MY HEART / HEARTBREAK[SOUL SURFIN MUSIC/001]Sehr sweetes neues Schweizer Label mit zweisouligen, chordbasierten, schwärmerischenTracks. „Heartbreaker“ ist ein einfacher Step-per mit schön glitzernden Filterhouseparts,hittigen Stakkatostops mit Harmoniewech-seln und leicht bongainfiziertem Groove. „InMy Heart“ (feat. Medusa) rockt dann deeperund mit einem unbestechlichen Oldschool-flair über schwere Akkorde und aufwühlendeBasslines. Spooky und glockendem Solo. De-finitv ein sehr solides Debut und auch wennder Platte manchmal noch der letzte Druckfehlt sorgt sie auf dem Dancefloor für ganzschön viel Glück. www.soulsurfinmusic.comBLEED ••••-•••••

LIL’LOUIS - FRENCH KISS REMIX [WHITE LABEL]Wahrscheinlich eine der meistdiskutiertenDubplates der letzten Jahre. Lil’Louis’ Chica-go-Klassiker als sich recht eng ans Originalhaltender, rockender Drum and Bass Remix,der mit einer guten Portion Respekt ansWerk geht. Schon ziemlich perfekt gemacht(solche Aktionen gehen ja auch gerne malnach hinten los), klingt der Track doch ir-gendwie alt (was nicht schlimm ist), was er jamit zwei Jahren auch ist, und Leftfield. Mankann sich nicht wirklich vorstellen, dass dem-nächst orgasmisches Stöhnen auf Drum andBass-Partys seinen Durchbruch hat. Ed Rushund Optical, so will es die Gerüchteküche,sollen ihre goldenen Fingerchen mit im Spielhaben. Und wenn man den Track hört, dannist das nur wahrscheinlich. Eine kleine Hom-mage an ihre early House’n’Techno-Vergan-genheit. Da es von dem einseitig bespieltenWhite Label nicht so viele geben soll, ist einfixer Besuch beim Plattendealer des Vertrau-

ens drigend empfohlen. Ansonsten: Ebayübernehmen sie.SVEN •••••

[PAPUA 001]Keine Ahnung, von wem das hier jetzt ist,aber in England dürfte dieser Track der heißeScheiß sein. Wir remixen unsere Jugend TeilZwei. Future Sound of Londons Dead CanDance samplendes Exctasy geschwängertesWald und Wiesen Opus ‘Papua Neuguniea’auf Amen Break Rock-Out. Da werden be-stimmt so manche Augen feucht, wenn dieelegischen Vocals und Flächen um die Wettesäuseln, die Melodie vor sich hin tropft (Du,sie spielen unser Lied!) und dann nach demBreak der Amen droppt. So produziert, dassvon Jump-Up bis zu den Freunden der darkenKreissäge alle den Track mehr oder mindervorbehaltlos spielen können. Kitschiger Pe-aktime-Spaß.SVEN ••••

jenseits der Festplatte und der damit verbun-denen Aufgabe des Fragezeichenformulie-rens. Tracks, deren Charakterstärke nicht aufetwaiger Fiesheit oder Brachialität der Klän-ge beruht, sondern in der Vielschichtigkeitder unberechenbaren, einzelnen Versatz-stücke liegt, die sich recht kontrolliert zu Ge-bilden zusammenfügen, welche einem öftersein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.o.atPP ••••

ZOHAR - EP [PHYSICAL SOUL/003]Das Armalyte Sublabel releast hier eine et-was strange Platte mit sehr unterschiedli-chen Tracks. Mal ein schwärmerischer Bassli-nemonster-Approach mit leicht verstimmtenSequenzen und mit einer wir-kommen-alle-aus-dem-inneren-eines-riesigen-UhrwerksAttitude. Dann ein Track mit snappendenHouseclicks über den eine Basslines einfachso, ja, würden wir so sehen, drüberwuselt,das dann mitten in einem 70erSynth Breakmit Happy Hardcore Raveattitude landet, aufder Rückseite ein hymnischer Track für alle,die am liebsten mit der Bassline segeln gehen(der Hit der Platte vor allem hierzulande si-cherlich auch in Minimalhousekreisen be-

liebt) und ein ziemlich blöde EBM-Hektik ver-breitendes Technostück auf Grufti-ApreggioStelzen zum Abschluss. Strange. armalyte.monowaste.com/BLEED ••••

ON//OFF MUSIC - ELECTRO DEVELOPERSCONFERENCE [TRUST/003]Lange ist’s her, seitdem das letzte Release aufTrust erschienen ist. Aber jetzt gleich mit denFigureheadz der ur-österreichischen digita-len Elektroszene: Glow, Lodig, Epy und einemenglischen Gast, Scape One. Glow wirbeltdie LFOs auf wie Staub in der Galaxis undrockt dazu mit schnittig-kurzen, blendendenBeats. Herr Lodig lässt die Zeiten der Silber-fäden aus Sounds, die früher mal Sähkö hies-sen, wiederaufleben (vielleicht wegen Barce-lona Nachbarschaft) und erzählt einem mitbrummig deeper Bassline von dem Netz, dasder Äther ist, wenn man ihn nur noch als Jazzsehen kann. Epy bewegen sich dann am klar-sten in die darkere DSP Variante von Digilec-tro (Wir erfinden so ein blödes Wort, damitman es auf keinen Fall mit dem Style-Lollie-pop Electroclash Performancekünstler-schwachsinn verwechselt.), in der sich dieSzenen wie in einer ständigen Überblendung

von Chrom und Plastik abwechseln. Als Ab-schluss der fast konventionellste Track derPlatte von Scape One, der schon auf World El-ectric, Satamile und anderen Labeln releasthat und mit sehr vielseitigen Beatsounds ei-gentlich trotzdem noch sehr weit draussenklingt. Beatboxing into the Future.trust.atBLEED •••••

NORIKO TUJIKO - I FORGOT THE TITLE[MEGO 057]Noriko Tujiko schien ja letztes Jahr quasi ausdem Nichts aufzutauchen. Pita am TokioterFlughafen einen Tonträger in die Hand ge-drückt und ab dafür. Der Gedanke, dass diesich anschließende Veröffentlichung nichtihr Debüt sein könnte, kam wohl den wenig-sten, so unbedarft wie die Titel daherkamen.Die vorliegende 12” beinhaltet nun vierStücke ihres tatsächlichen Debütalbums so-wie einen zusätzlichen auf Tour im WienerRhiz aufgenommenen Track. Und mankommt nicht umhin ihrer Musik eine Konti-nuität zu attestieren. Sehr fragil geht es zu,einigermaßen schön und japanischmädchenhaft dazu - nicht schlecht. Aller-dings stellt sich die Frage, ob diese Attribute

in einer solchen Bündelung wirklich positivaufzufassen sind oder ob da nicht einmalmehr eine Klischeevorstellung bedient wird.Sicherlich ein interessantes Spannungsfeld,in dem sich die Tracks bewegen, die verein-zelt gedroppt kleine Perlen sind.o.atPP ••••

JAN JELINEK / OPIATE / INDOPEPSYCHICS -MOXA [PROGRESSIVE FORM / PFEP 10]Progressive Form aus Japan wird immer mehrzum Label, an dem nieman mehr vorbeikommt. Auf der A-Seite treffen sich Indopep-sychics und Herr Jelinek gemeinsam im Stu-dio und schleifen los. Wer sich hier auf waskonzentriert bleibt im Dunklen, Moxa ist aufjeden Fall zunächst wirrer, dann immens dee-per und steppender Kicker. Auf der B-Seiteremixt Opiate die Indopepsychics und drücktdem Track eine dänisch, verblubberte, fröh-lich swingende Trademark auf, setzt alle He-bel in Bewegung seziert die Makrorhythmennach Fußballteams. Dann endlich dürfen dieIndopepsychics selber, sind knochentrockenund holzig und rollen direkt in den Tempel,wo dann langsam Ruhe einkehrt. Wunderba-re Platte mit beeindruckendem Artwork!

homepage.mac.com/p_formTHADDI •••••

DERRICK CARTER & RED NAIL PROJECT -PEOPLE/AN AFTERTHOUGHT [ROBSOULRECORDINGS/010]Sehr sehr schöne Tracks, was anderes kannDerrick Carter eh nicht. “People” mit seinensolide hymnischen Loops und den dicht wiedie letzten Wolken eines Unwetters hängen-den Synthsounds, den leicht souligen 70erSynth-Soli, die man nicht merkt, weil sie fastein Soundeffekt sind und den immer wiederin vielen Varianten eingeworfenen Vocal-Schnipseln rockt sich einfach in ein ganz ei-genes Universum von Funk-Verständnis. DerTrack auf der Rückseite von ihm und Red Nailmit dem etwas umständlichen Titel: “..an af-terthought that happened during a night dri-ve on the neural net” fleddert mit seinen ei-genen Elementen extrem locker jammendherum und besteht eigentlich nur aus einerHandvoll Samples und Effekten, die immerwieder neu aufgerollt werden und in einerArt tribal multi-rhythmischen Art immerdichter und dichter werden. Killer wie nahezualles, was von den Franzosen aus dem Rob-soul/Brique Rouge-Umfeld zur Zeit er-

scheint. www.robsoulrecordings.comBLEED •••••

COSILI - KLEINE FREUNDE EP [STATTMUSIK/006]Anatol Mitstreiter Philip Schmassmann krab-belt uns auf “Arschhoppel” hier quer durchdie Ohren mit seinen knarzigen, weggerock-ten und brodelnden Grooves und der Lässig-keit, mit der hier jeder der Tracks ein wenigneben der Rolle funkt und kickt. “Kuschel-vieh” z.B. holt sich einen Happyhardcorebil-ligpianobreak von irgendeiner Plastikkisteund legt ihn auf den Schlachterblock der mi-nimal-kubistischen Funkattitude. “Uuuhba-by” verarscht den scharz-sossigen Groovevon Basslinesuckern wie Ricardo oder BabyFord und wuselt sich mit einem glücklichenXylophon drüber, dass vermutlich auch Luci-ano und Isolée ganz sympathisch finden dürf-ten. Während “Orangesessel” einfach so hei-ter und ausgelassen vor sich hin flattert.www.stattmusik.chBLEED •••••

HIPHOP(•)-nein (•••••)-ja

DRUM AND BASS (•)-nein (•••••)-ja

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<46> - DE:BUG.63 - 09.2002

DJINJI BROWN - SIRROUND SOUND[7HEADS]Sirround Sound meint vor allem, dass sich aufkeine Stilrichtung festgelegt wird, man vonHipHop über Jungle, Dub und House zu Afro-beat eine breite Palette möglicher Styles zuhören bekommt, worin auch das Coole dieserPlatte, die auf dem amerikanischen HipHo-pLabel 7Heads erschient, liegt. Der umfas-sende und so tiefe wie präzise Sound ist teil-weise etwas zu weltwandlerisch, aber einigeStücke sind sehr cool. Scratches und MCsgibt’s auch, allerdings auch Fila Brasila, wasman nicht unbedingt mögen muss.CAYND ••••

GRUVHOUSE - CLEAN SERENE EP [ANNEX/001]Auch in NYC darf man nach (hier De:Bugs be-liebte historische Zäsur-Zensur) Label ma-chen. Und man darf sich eigentlich auch be-sinnen auf die einfachen Dinge des Lebens,wie der Track auf der A-Seite, der erstmal nurGroove ist, dann ein bischen Taxifahrersounderzeugt, dann langsam in eine Scifi-Operüberblendet, die mit Bläschensounds, leichtarabischen Arabesken und Strings, die niewelche waren, eigentlich schon genug an So-unds hat, um sich einem komplett aus demOff mitten ins Herz der frühen Morgenstun-denraver anzukuscheln. Und auf der Rücksei-te dehnt er diese Methode (Abstraktion/Re-duktion/Tribale Fragmente/Ambientes) wei-ter aus. For the record: Matthew Xavier heis-st der Producer, der sich sicherlich mit einemAugenzwinkern an Legenden hier Gruvhousenennt. BLEED •••••-••••

PURVEYORS OF FINE FUNK - THE THING EP[DEEP DEPARTURES/002]Fast schon seitdem ich denken kann, verfol-gen mich Dan Curtin-Stücke, und es ist mitt-lerweile schon schwer zu beschreiben, wieoft er sich in dieser Zeit schon neu erfundenhat, ohne dass man das Gefühl hätte, mankönnte ihm nicht folgen. Auf der zweiten EPdes neuen kanadischen Labels Deep Depar-tures beginnt er mit einem so slick übertrie-benen Pseudo-Vocal-Housetrack, dass mansich wünschen würde, es gäbe in jedem Clubals Standard-Lichteffekt genau nur für dieseneinen Track die Explosion der Discokugel zusehen. Ihr wisst schon: fraktale Supernovamit Geschichte. Auf der Rückseite bleibt esextrem spannend weil die Melodiösität under Walking-Bass Fun-Funk auf dem erstenTrack einfach ein unwiederbringliches La-tenight-Gefühl verbreiten, das die dezentenDubbreaks nur noch rockender und sprudeln-der macht. Vermutlich leicht zu übersehen,aber dennoch ein Killertrack kommt am Endenoch ein Stück mit einem irre coolen Jazzbre-ak, verhangenem Vocalwahnsinn und Phase-reffekten, die einen in eine andere Welt ver-setzen, aus der man nie wieder auftauchenmöchte. Als nächstes in Planung auf DeepDepartures: eine Tom Churchill EP und einHanna Album.www.deepdepartures.comBLEED •••••

W.JÖRG HENZE - KYOKU EP [ASCEND/011]Wie immer bei Mr. Henze sehr schwerge-wichtige Tracks mit ganz gut in die Beats ein-

gefädelten Samples, rollenden Synthbassli-nes und Hihats, die einem die Fingernägel ab-kauen, wenn man sie nur nah genug an dieSpeaker hält. Die drei Tracks ziehen los, zie-hen ab, und kamen nie wieder zurück. Club-Techno der härteren, sehr gnadenlos wegge-zurrten Art.www.ascendrecorings.comBLEED ••••

FREESCHA - SLOWER THAN CHURCH MU-SIC [ATTACK NINE / ATT-LP002]Hier kommen Menschen, die mir Angst ma-chen, obwohl das eigentlich völlig unbegrün-det ist, denn: Freescha sind Gute, das wissenwir längst. Auf diesem neuen Album, habensie ihre alten Synthies noch mehr verstimmtund schrammen eigentlich immer nur zumimaginären Refrain an uns bekannte Harmo-nien heran. Muss ich erwähnen, dass die Plat-te natürlich dennoch von vorne bis hintenmehr als genial funktioniert? Melodien, diemich an einen Urlaub am Meer erinnern, da-zu tief grollende Bässe, betipster Jazzswingund wäre das hier alles nicht so langsam undverhalten, würde ich jetzt die Hände in dieLuft schmeißen und YEAH brüllen. Ich glau-be, so stellen sich Murmeltiere Elektronikavor. Naja, Kalifornien eben. Jajajajajaja, killer.www.attacknine.com/THADDI •••••

ECHOPLEX [CETRON/005]In den Staaten gibt es diesen Monat wohl dieEchoplex-Wochen. Neben der Sonic Mindsgleich noch einen neuen 2-Tracker mit seinenwohlig-weiten Sequenztechnotracks, die hierauf der A-Seite einen shuffelnderen Housea-spekt haben und nach dem Break dann erstvom jackenderen Groove hin zu seinen Dubsfinden und auf der B-Seite reduzierter undsehr klar im Gallop auf das Minimaldubzielhinschiessen kann, ohne sich dabei zu verlet-zen. Feine Clubplatte mit Bonusloops.BLEED ••••

TIM XAVIER - FALL OUT EP [DEFAULT RECORDINGS/008]Der Chicagoer releast hier mit “Time To FallOut” erst mal einen rasselnden, hochenerge-tischen Housetrack mit pingpong-artigerPercussion, einem dezenten harmonischenBreakdown und leicht verführerischen, un-scheinbar japanisch geflüsterten Stakkato-Vocal-Illusionen, der mal wieder beweist,dass selbst der kleinste Sound irgendwienoch einen ganzen Track umdeuten kann.Auf “Don’t Blink” nimmt er die Hintergrund-sounds mit und rattert in sehr subtiler ArtTranceversionen von manchen Surgeonbeat-monstern. “Cadillac Style” ist im Sound etwaszu sehr Grossraumravehouse aber mit Traxe-rinnerungen und den Trademark-Stakkatovo-cals kickt es dann doch. Als Bonus noch einkomplett ausgewaschener Housedub für La-tenight Hangover Freunde.www.defaultrecor-dings.com/BLEED •••••-••••

CHRISTIAN VARELA - FEELING DARKNES [ELEPHANTHAUS/017]Kann man wohl nur verstehen als Puertorica-ner in Chicago, auch wenn Varela Spanier ist.Recht stelzige Housemusik mit Resten vonHit-Kostümchen in hilflosen Grooves. Wenn

man Glück hat, denn der Rest ist Percus-sionhouse in all seiner glorreichen Beliebig-keit und nur gelegentlich mal einer gutenIdee. BLEED •••

VIKTER DUPLAIX - LOOKING FOR LOVE[HOLLYWOOD RECORDS/ WEA]Hui, hier kommt sie, die erste Auskopplungaus des Schmuseprotzers kribbelig erwarte-tem Herbst-Album. Und ja, was schmachteter sich wieder unwiderstehlich Chauvi-ar-schig durch die gecutetten Beats, die ihm ste-hen wie die goldenen Dolce & Gabbana-Pas-sion Pants. Zusammen mit 4 Heros Mark Macproduziert, remixt von King Britt, könnensich die Broken Beats-Versionen nur gegen-seitig in den siebten, achten, neunten Him-mel katapultieren. Nur die geraden House-Versionen bekommen seiner Stimme nicht sosehr, he, Vikter, break it down, eins, zwei,drei, und eben keine Vier, dann hast du uns anden Nackenhaaren. Let’s share our Furcoats.JEEP •••••-••••

PHANTOMSMASHER [IPECAC]Auf Mike Pattons Label geht es weiter lustigkrachig zu. Ex-Scorn-Mitglied James Plotkinjagt seine Grind-und Hardcoreprügeleindurch den Laptop, zerhechselt hier und da einwenig und mosht ansonsten vollmundigsprachlos Richtung Crossover-Pit. Elektroni-ka vs. Hard-und Grindcore, versteht sich.Groovt teilweise richtig gut, auch wenn esvor allem ganz böse und brutal sein soll, wases aber gar nicht wirklich ist. Infest oderRohrschach haun immer noch tausend Malmehr rein. Aber ist ja kein Wettbewerb hier.Lustige Platte. Und weil es so schön stulle ist,hier ein kurzer Review in eigener Sache vonDJ Speedranch, der am Album mitgebastelthat: “It’s energy, it’s power, it’s evil, it’s beau-tiful, it’s emotional, it’s hell and heaven rolledinto one big fat blunt, smoked like a mother-fucker.”SVEN ••••

MR. G - THE TOLERANCE EP [MOODS AND GROOVES/019]Mr.G aka Colin McBean (Ferreira ist der an-dere, G-Flame), hier mal auf Solopfaden miteinem Hit, der kaum etwas anders brauchtals deepe Lässigkeit im Umgang mit einemklassichen Groove, auf den er das Vocalsam-ple legen kann, um dann loszustechen mitseinen rockenden blitzenden Akkorden, dieden Track einfach zum Stillstand bringen undvon unten wieder aufrollen. Easy gemachtaber sehr effektiv. Auf der Rückseite ein ruhi-gerer smootherer Track mit angeslappterBassline und Loopigem Hintergrundsamplein sehr weit runtergefiltert und cool, der dieganze Zeit seiner eigenen Bassdrum davon-zustolpern scheint und deshalb auch mit sehrdesolaten Vocal-Schnipseln herumwirbelnkann, die ein dezent psychotisches Flavourerzeugen. Post-Drug-Come-Down-Music.www.moodsandgrooves.comBLEED •••••

BLACK MUSIC - BLACK THEORIES ON THENETWORK OF RELATIONS [MOODS AND GROOVES/020]Ein wenig Science ist immer gut. Und vor al-lem, wenn es darum geht, schwarze Theorie

zu machen, und wenn diese Theorie zugleichGroove ist, um so besser, und dann kommensolche Tracks wie diese hier zustande, die mitihren klaren shuffelnden Beats und sehrsphärisch ausgebreiteten Flächen dennochnie nach Kitsch klingen und sich selber immerwieder durch ihre eigene Exactheit in dieDeepness hinein und darüber hinaus kata-pultieren und Dinge kollidieren lassen, dieman eigentlich eher einträchtig nebeneinan-der kennt. Sehr coole vier Tracks, die nichtnur für Detroit-Liebhaber Zeiten und Erinne-rungen wachrufen, sondern obendrein nochverdammt frisch und elegant kicken. BlackMusic sind Kenny Gino und MK Smoking T,die auch als Dark Matrix und Solid GoldPlayaz releasen.www.moodsandgrooves.comBLEED •••••

VELOCETTE - POTBOILER PULP TABLOID [PARALLEL/014]Velocette (Jason Williams) gehören ja schonzu den Legenden der Geschichte elektroni-scher Musik. Nicht nur wegen ihrer sehrfrühen und richtungsweisenden Releases aufReflective. Hier beginnt er sich von den ana-logeren Sounds des letzten Jahrzehnts kom-plett zu befreien und wirkt auf den dreiTracks sehr tracky und knarzig. Die Beatsleicht blechern und böse rockend, die Soundsausgedünnt angezerrt, mal plustrig digitalzerstört, dann wieder sehr minimal und krab-belig. Einzig Pulp erinnert noch stärker anden Stil den man von ihm gewöhnt ist, istaber in den Sounds auch reduzierter undtrockener. Ausloten was in dem Raum zwi-schen Sutekh und Perlon noch so alles geht.Feines Release. www.parallelsite.netBLEED •••••-••••

STEWART WALKER - PLEASURE ISLAND EP[PERSONA/001]Hierzulande nur sehr selten irgendwo zu fin-den ist die erste Persona EP von Stewart Wal-ker, einen Re-Release also durchaus wert. 4Perfekte Tracks zwischen dark-verhangenenSynthkommunikationen, leicht und flinkdurch die prägnant-minimalen Beats rau-schelnde Sequenzen, und verdammt guteKonzentration auf diesen einen klaren So-und, der Walker schon so oft an die Grenzevon digitalen Welten geführt hat, die den Si-nuston über alles lieben, immer wieder aberauch weit davon weg und zu einem Soundde-sign, das komplett eigen klingt. Gespenstischeigen.www.personarecords.comBLEED •••••

PAN/TONE - QUIEN ES SU PAPA, MAMA FI-NA! EP [REVOLVER/008]Ah, Ricardo wird sich nach diesen Tracks dieFinger lecken, bis sie ganz blank sind. “GringoGrinder” ist eigentlich ein so 200%iger Per-lon-Track, dass einem schon bei der erstenBassdrum dieses funkelnde Leuchten in dieAugen springt. Will heissen: Hier kann mansich endlos in den Sounds verhakeln und ver-grooven, bis man gar nicht mehr weiss, wasvorher wo oder wie war, geschweige dennwarum. Träge flirrender Fiebertraum von ei-nem Track und natürlich extremst deepfunky. Die Tracks auf der Rückseite machen

einen dann aber auch noch breit für mehr vonPan/Tone, denn hier holt er mit den Soundsextrem weit aus und lässt eine scharfsichtigeVerwaschenheit vor unseren Ohren explo-dieren, die man kaum fassen kann. Und mit“Ne Touchez Pas Mon” wird es dann auchnoch verdammt lässiger Swingerdub derfeinst knisternden Art.www.techno.ca/revolverBLEED •••••

ECHOPLEX - STOPPING THE TIME EP [SONIC MIND/023]Sehr smooth wie eigentlich alles, was PeterSliwinski anfasst. 2 Gleitende aber dennochnicht zu vollgedubbte Tracks mit leicht hyp-notischen Pianostabs, rockend runden Beats,die ein Beast aus jeder Seite machen, diedank perfekt eingefädelter Deepness in denHarmonien langsam immer mehr über sichhinauswachsen. Man mag ja gerne behaup-ten, dass man so einen Sound schon tausen-de Male gehört hat, aber irgendwie lässt ei-nen vor allem die A-Seite so gar nicht los.www.sonic-mind.com/BLEED •••••-••••

J. SCHREINER [TEXT-RE]Knusper, knusper: vier reduzierte House-tracks voller knarzender Deepness und dabeitrotz Post-Basic Channel-Flächen manchmalfurztrocken. Keine Angst, sämtliche Stolper-Riffe in Zeiten der leichten „Ich leg’n Delaydrüber”-Dub-House-Müdigkeit werdenlocker umschifft. So etwas wie technoiderFunk bleibt stets nur angedeutet und verbirgtsich unterschwellig zwischen den groberenRastereinheiten der Protagonisten-Sounds.Herr Schreiner arbeitet präzise und ohneUmschweife. Wieso auch drei Sätze verwen-den, wenn einer mit wohlgesetzen Lettern esbesser und formschöner sagt. Nichts, was ei-nen groß überraschen würde, aber trotzdem:Kann man sehr gut so machen. www.text-re.comBUB •••••

RODENBUSH - RODENBUSH EP [TRANSMAT/029]Tja, Lucas Rodenbush. 15 Jahre Transmat undsie releasen eine EP, die schlicht solide dichtecoole Technotracks hat. Auf der A-Seite einStück mit ständig angedeuteten verzwirbel-ten Stringsounds und scharf geschnittenenreißenden Hihats über einem dieser pushendtreibenden Grooves und auf der Rückseiteein dunkleres tupfigeres Stück mit sehr weitzurückliegender Soundästhetik, die tatsäch-lich an frühe Releases von Craig erinnernkann. Sehr schöne und sympathisch unauffäl-lige Platte die trotzdem perfekt ist. www.trans-mat.comBLEED •••••

AS ONE VS. IAN O´BRIAN [UBIQUITY]As One kann man fast ungesehen kaufen.Doch interessant an dieser Platte ist, der IanO´Brian Mix von Contours. Irgendwiescheint der Juryman auf dem Wege nach Ka-lifornien in Chicago hängengeblieben zu seinund mit Ron Trent einen Tee getrunken zu ha-ben. Das Resultat: Highspeedjazz, der mehrnach Tiefe und drückender Bassdrum inklusi-ve Hithatgeflirre als nach Afronaught klingtund gerade dadurch überrascht. Der irgend-wie eine imaginäre Keule schwingt, die aber

locker flockig durch das Vierpunktsystemrauscht. Der Track geht über das übliche Auf-greifen der Old-School-House-Techno-Ästhetik hinaus und wischt den Floor.KAM •••••

JEFF SAMUEL - DIGITAL SELF [TEKTITE/012]JA. Supermonat. Zwei Jeff Samuel Platten.“Digital Self” der Titeltrack der EP (den es aufder Rückseite noch als Ricardo Villalobos Mixgibt) spielt die ganze Eleganz seiner Produk-tionen in einem überraschend leichten Dub-Track aus, der sich ganz um den Groove her-um konzentriert und darin ein sehr smoothesBlubbern erzeugt. Tja. Blubbern kann tollsein. Der zweite Track rockt mit klingelndenMelodien in einem minimalen kickenden So-und, der auch Tejada glücklich machen müs-ste und ist mindestens genau so ein Hit, al-lein schon weil sich die Melodie ständig wei-terbewegt und nie zu fassen ist. Aufbewah-ren für den nächsten Frühling diesen Track.Ricardo fusselt sich natürlich verhältnis-mäßig extrem viele Sounds zurecht und lässtdie Dubs wedeln, als kämen sie aus einer Pu-derdose, erwischt aber die Wärme des JeffSamuel-Sounds nicht so ganz. Der kommtdann allerdings noch mal mit einem seinerquäkigeren Retro-Minimaltracks der (aus-nahmsweise...) mal wieder an frühe BellStücke erinnern kann.www.tekrecs.comBLEED •••••

AMERIKA (•)-nein (•••••)-ja

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BÜCHER (•)-nein (•••••)-ja

PETER LUDLOWCRYPTO ANARCHY, CYBERSTATES, AND PIRATE UTOPIAS(MIT PRESS, 2001)Die Euphorie um Netze und Freiheit hat sichgelegt, statt einer übergreifenden kosten-und grenzenlosen Kommunikationsland-schaft bilden sich vor dem Hintergrundwechselnder technologischer Möglichkeitenunterschiedliche Nutzungsformen des Inter-nets heraus, die, klammert man die kleinenZirkel der Spezialisten aus, alles andere alsoffen und transparent für jedermann sind.Wie das digitale Universum dennoch poli-tisch-gesellschaftliche Utopien am Leben er-hält und formiert, das untersuchen die vonPeter Ludlow, Philosophie Professor an derUniversity in New York, gesammelten Auf-sätze meist amerikanischer Wissenschaftlerund Aktivisten (u.a. Richard Barbrook, HakimBey, Noam Chomsky und Erik Hughes).Während so manche Online-Community alsExperimentierfeld für alternative Herr-schaftsstrukturen versagt, gibt es temporäreund autonome Zonen, die nationalstaatlicheGrenzen umgehen und damit deren Souverä-nität in Frage stellen. Wie sie sich bilden, or-ganisieren und handeln, wird in dem Bandaus unterschiedlichen Perspektiven und des-halb gar nicht langweilig ideologisch vorge-stellt. Ein praktischer Index dieser Gruppie-rungen und Organisationen findet sich amEnde des Buches. EUR 30.63www-mitpress.mit.eduMIU •••••

FELICE FRANKELENVISIONING SCIENCE(MIT PRESS, 2002)Auch das wissenschaftliche Bild muss etwasaushalten: Je stärker es in ethische und mora-lische Argumentationszusammenhänge ein-bezogen wird, desto mehr Bedeutung kommt

seiner Aussagekraft zu. Die Wissenschaftsfo-tografin Francis Frankel hat ein "Lehrbuch"für Wissenschaftler und Bildermacher überdie Visualisierung und Kommunikation (na-tur)wissenschaftlicher Forschung zusam-mengestellt. Fotografien, Diagramme, undauch die Aufzeichnungsmethoden von Ste-reomikroskopen, Scanner und andererGerätschaften werden mit Beispielen undTexten erläutert. Obwohl die Idee einesWorkbooks gut gemeint ist, kommt geradedieses Lehrerhafte – schaut, so sieht ein in-telligentes, hübsches Bild aus – irgendwieunglaubwürdig daher. Denn der Forschungs-alltag funktioniert hoffentlich immer nochetwas anders, dabei ist das wissenschaftlicheBild Nebenprodukt und nicht etwa Hauptzieldes Prozesses. Es reicht eben nicht aus, dieBilder nach ästhetischen Kriterien wie Formund Farbe auszuwählen, ohne ihren Kontext,Entstehung und Aussage mitzudenken. EUR70.00 www-mitpress.mit.eduMIU •••

WALTER HUEGLI (HG.) IN ZUSAMMENAR-BEIT MIT MARTIN JAEGGIRAW MUSIC MATERIAL - ELECTRONIC MU-SIC DJ'S TODAY(SCALO, 2002)Mehr gute Techno-Bücher braucht das Land !Während die Musikwissenschaft sich mitihrem mind. 15-Jahre-Checkungs-Delay nochan Hip Hop abarbeitet und die englischen(Club) Cultural Studies leider zu oft ihre Eth-nologenbrille nicht ablegen, versucht man inZürich ausschließlich die Protagonistenthemselves zu Wort kommen zu lassen. Übereinen Zeitraum von 5 Jahren wurden DJ‘s, dieim Rohstofflager in eben dieser Stadt aufge-legt haben, photographiert und befragt. VonDJ Rush bis Jeff Mills, von Green Velvet bisGoldie: Alle erzählen von ihrer individuellenHerangehensweise ans Plattendrehen, von

Sozialisationserfahrungen oder Minimalis-men. Weiterführende Erläuterungen oder dieFragen der Interviewer fehlen. Neben den inihrer Aussagekraft erwartungsgemäßschwankenden Statements wird der schöneHardcoverband hauptsächlich von den tollenPics getragen, für die sich Arsène Saheursveranwortlich zeigt. Zwei randvolle CD’s mit36 Tracks der im Buch vertretenen Heldenrunden den guten Gesamteindruck ab. Leidersind die Beiträge oft gekürzt, was mich per-sönlich eher etwas nervt, aber der sonischenIllustration natürlich keinen Abbruch tut.EUR 36,00 www.rawmusicmaterial.comBUB ••••

ALAN W. BIERMANN & DIETOLF RAMMGREAT IDEAS IN COMPUTER SCIENCEWITH JAVA(MIT PRESS 2002)Es gibt sie noch, Lehrbücher, die Sinn ma-chen. Ein Buch für jeden, der immer schonRespekt vor auf Tastaturen schlagende Män-nern hatte. Ein Selbsthilfekurs fernab vomVolkshochschulenwahn. Oder in welchemBuch bekommt man erklärt, was eine Simula-tion ist, wie Verschlüsselung funktioniert,paralleles Rechnen verfährt und künstlicheIntelligenz ausschaut? Und nebenbei lerntman noch, wie die schönste Programmier-sprache der Welt funktioniert, so das manvöllig unbelastet über die Informatiker-Co-mics, die jedes Kapitel trennen, hinweg-schauen kann. Prima Buch. EUR 50www-mitpress.mit.eduYUKO •••••

CURTIS ROAD- MICROSOUND(MIT PRESS, 2001)Der Physiker Dennis Gabor schlug 1940 vor,jeden Sound in akustische Quanten, Teilchenzu zerlegen, die dann als diskrete Einheitenvon Zeit und Frequenzen spezifiziert werden

können. Das ist die Grundlage jeder Granu-larsynthese, die unerlässlich für die Clicker-musik ist. Curtis Road stellt in diesem Buchseine Experimente mit eben solchen mikro-akustischen Phänomenen vor, die er in Parisim Rahmen seiner Dissertation machenkonnte. Zunächst wird die historische Ent-wicklung beginnend bei den Audio-Partikel-Modellen bis zu heutigen waveorientiertenModellen abgewickelt. Erst dann geht es umTransformationen durch Filter, Kompressionund Montage, bis endlich auch für den Haus-musiker Kompositionsanwendungen zumAusprobieren folgen. Das Curtis am Schlussgenerelle Fragen über ästhetische Grundla-gen von Soundmaterial und dessen Verarbei-tung ausbreitet, macht Microsound für jedenelektronischen Musiker mit Hang zur Physikzum spannenden Lesestoff. Geheimtip. EUR56, 20 www-mitpress.mit.eduMIU •••••

HUGH E. WILLIAMS & DAVID LANEWEB DATABASE APPLICATIONS WITH PHP & MYSQL(O'REILLY 2002)Wem die fertigen Contentmanagementsy-steme zu langweilig, zu ungenau, zu über-frachtet sind, der kann es ja selbst probieren.Und damit er nicht auf sich ganz allein dahinbasteln muss, gibt es dieses Buch, welchesdie Skriptsprache PHP und die Daten-banksoftware MySQL vorstellt (beide Open-Source). Angefangen von kleineren Projek-ten bis hin zu kompletten Redaktionssyste-men kann der geneigte Webdesigner hier ei-niges lernen, was sonst nur schwierig zu-gänglich ist. Und alles in gewohnt sleekerO'Reilly Verpackung. EUR 50www.oreilly.deYUKO •••••

PROJECT ZERO (PS2 / WANADOO)Und noch ein Vertreter des in letzter Zeitäußerst populären Survival-Horror Genres.Tecmos Ausflug in’s fast schon überstrapa-zierte Haunted House-Setting erschien in Ja-pan als „Zero", in Amerika als „Fatal Frame",endlich sind auch wir Euros am Zuge. In Per-son der kleinen Schwester des auf der Suchenach seinem Vorbild verschwundenen Bru-ders machen wir uns unerschrocken durchdie alte Villa, in der alles nach blutigen Shin-to-Ritualen riecht und ganz unheimlich dun-kel ist. Die Geister der vorherigen Expeditio-nen sind los und wir müssen sie unblutig undpackend durch den Sucher einer antiken Ka-mera ablichten, um sie wieder zu neutralisie-ren. Dieser Kniff sorgt für Gruselplus, sind dieGeister doch –normal- nur halb zu sehen undständig am hin und her schweben. Ab und zudürfen kleinere Schlüssel-in-Schloß-Rätselgelöst werden. Zahlreiche Notizen und Zei-tungsausschnitte der Vermissten komplet-tieren mit der Zeit das Hintergrundgeschich-tenmosaik. Musikalisch ist genretypisch eherAlptraumbackground mit rückwärtigenSprach- und Stöhnsamples und laaangenGhost-Flächen angesagt. Die Grafik so dun-kel, dass es im Optionsmenü den Punkt „Hel-ligkeit einstellen" gibt. Schweißnasse Händeund Albträume haben mich nach der erstenlängeren Session auch „wirklich" begleitet.Somit ist Project Zero für alle, denen Resi-dent Evil und Co. zu blutig bleiben, ein klasseSpiel, dass gerade durch die ätherischen Gru-selelemente und kleinere Schocks für tage-langes Unbehagen und nächtliche Unruhesorgt. Natürlich darf Kritik ob der relativ drö-gen Story und dem sich nach einiger Zeitschlicht wiederholenden Spielprinzip nichtausbleiben, wer aber auf digitalem Gruselsteht, sollte schleunigst unter die Geisterfo-tografen gehen. BOB •••••

MEDABOTS AX: METABEE VERSION (GBA / UBI SOFT)Nach Pokémon und Digimon war es eigent-lich nur eine Frage der Zeit, bis weitere Pau-senhof-Duellierer mit Tausch-Funktion inleicht unterschiedlichen Editionen auf denKiddie-Markt kommen. Medabots basiert aufeiner Sci-Fi-Cartoon-Serie, die mir aber ehrli-cherweise bisher nicht über den Weg gelau-fen ist - vermutlich muss man dafür Samstagmorgen um halb sechs Super RTL gucken.Anyway, wir Medafighters treten mit jeweilszwei selbstkonfigurierten Medabots, einemtrigger happy Leader und einem klugerweiseeher defensiv eingestellten Partner, in SuperSmash Bros.-liken Arenen gegeneinander anund kloppen bis die Schwarte kracht. Ver-schiedene Roboparts dürfen auf einzeln zutriggernde Körperteile gelegt werden, dabeierhöhen Medaillen und super duper „Meda-force Attacks" unsere Mächtigkeit. In derPraxis stellt sich die CPU als ziemlich repeti-tiv und tumb keulender Gegner heraus, einmenschlicher Opponent ist also Pflicht, umdem Ganzen auch nur irgendetwas abzuge-winnen. Geht man als Held vom Feld, gibt’sBonusteile, die dann per Schulhofkleinkapi-talismus gewinnbringend veräußert werdenkönnen. Alle 120 Parts und 12 Medaillen zusammeln, verlangt, wie beim Vorbild, denKauf beider Editionen - oder das Fahren voncleveren Tauschdeals, was immer Spaßmacht, siehe das Panini-Fußballbilder Revival

zur WM. Konträr zum rollenspielgetränktenPokémon macht das simple Hau-Drauf-Prin-zip (Straight in your face ist die sichere Sie-gesstrategie) leider viele taktischen Feinhei-ten zunichte und damit auch ganze Teile desSpielprinzips obsolet. Na ja. BUB **-***

MEDABOTS AX: ROKUSHO VERSION (GBA / UBI SOFT)Dasselbe in blau.BOB ••-•••

SMASH COURT TENNIS PRO TOURNA-MENT (PS2 / SONY)Tennisspiele sind so eine Sache: Die Regelnkennt man, Unterschiede zwischen verschie-denen (guten) Games beruhen eher auf De-sign- oder Steuerungs- sowie Präsentations-eigenheiten. In Smash Court steuern sich dielizensierten und sehr realistisch digitalisier-ten Spieler von Anna Kournikova bis YevgenyKafelnikov nach kurzer Um- bzw. Eingewöh-nungsphase tadellos und lassen spassigesEurosport-Feeling aufkommen. Obwohl derTournament Modus nicht ganz so packend istwie bei meiner persönlichen Referenz demzweiten VirtuaTennis, bleibt genügend Lang-zeitmotivation, um sich durch einige Rundenzu smashen. Lustiges Spielelement sind Mini-tasks (à la "Kassiere keinen Punkt in drei Spie-len"), die bei Erfüllung das Bonuspunktekon-to füllen. Für diese Spielwährung darf sich imSpecial-Shop mit sonderbarsten Extras ein-gedeckt werden. Wie jedes vernünftigeSportspiel macht auch Smash Court erst zumehreren richtig Spaß: An Multiplayer-Mat-ches können bis zu vier Freunde teilnehmen.Insgesamt ein gutes Tennisspiel, bei demkleine Mängel wie der allzu glatte Tounier-Modus, wo alle Wettkämpfe sofort bestrittenwerden dürfen und arg kurz drankommen,nicht weiter auffallen. Alle Fans von SegasVorlage warten wie ich lieber auf die PS2-Konvertierung des zweiten Virtuas, andereTennissockenträger dürfen getrost zugreifenum sich mit Sampras, Hingis, Agassi oder Se-les zu messen. BOB ••••

SPYHUNTER (XBOX / MIDWAY)Na, wer von Euch Jungspunden kennt nochdas Original ? SpyHunter war ein nettes Eigh-ties-Arcade-Game, bei dem aus der Vogelper-spektive Agentenmissionen mit einen spe-zialwummen-getuneten Fahrzeug gemei-stert werden durften. Midways Marketingex-perten dachten wohl, die Zeit sei reif für einRemake, so sind nun nach den leider immerspärlicheren Spielhallen dieser Welt auch dieXBox‘ler an der Reihe. Aber schluss mit demGeschichtsuntericht, der kann ingame mitdem freispielbaren Original fortgesetzt wer-den. SpyHunter serviert soliden Shoot EmUp-Stylee ohne Pausen oder Storybrimbori-um. Wir cruisen mit einem G6155-Abfängjä-ger, der sich transformer-mäßig je nach Um-gebung automatisch von einem Auto in einBoot verwandelt, durch oft gesehene Schau-plätze rund um den Globus (z.B. mal wiederVenedig). Werden beim Fight gegen einen fa-ken Messias, der sich für die personifizierteErfüllung einer Nostradamus Prophezeihunghält, zu viele Hits eingesteckt, wandelt sichder Wagen in ein schmales Motorrad. Abhilfeschafft da ein auf der Strasse wartenderTruck, in dem Knight Rider-mäßig Bonnie

und Devon die Karre wieder frisch machen.Verschiedene Ziele pro Level, z.B. Tracking-Vorrichtungen auf Fahrzeige schießen, schal-ten neue Aufträge frei, allesamt von diversenRemakes der Peter Gunn-Theme begleitet.Im Laufe der Story wird der Jäger selbst zumGejagdten, dafür gibt’s stets neue go-go-gad-getto Extras wie ablassbare Ölspuren oderRauchbomben – nett. Trotz des immensenTempos, unser Gefährt ist eigentlich immerin Bewegung, spingt der Funke nicht so rich-tig über: Die Stages plätschern leicht un-funky vor sich hin, manche Feinde sind reinePappfiguren ohne Körper und Volumen, unddas etwas substanzlose Spielprinzip animierteher dazu, mal einen Euro in den Automatenzu schmeissen, als sich das Teil dauerhaft indie Sammlung zu stellen. Der SpyHunter istsicherlich ein netter Spezialagent, aber un-term Strich dann doch mehr Timothy Daltonals Sean Connery. BUB •••

FREQUENCY (PS2 / SONY)Der neueste in Europa erschienene Benami-Vertreter featured Beats, Beats und nochmalBeats. Spielsinn ist es, vorgegebene Lizenz-Tracks beim Durchfliegen einer hexagonalenRöhre anzuknipsen. Jede Seite des Sechsecksmacht ein Element aus, deren Arrangementsdann zeitgenau durch korrektes Knöpfchen-drücken aktiviert werden. Damit betritt Sonyfür Benamis schonmal Neuland, werden dochnicht nur Knöpfchen "am Track entlang" ge-drückt, sondern ähnlich wie bei Rez das Hör-bare direkt am Knopf getriggert. Ab und zugeht's in einen neuen Part, dann müssenDrum-, Bass-, Guitar- (auf die können die Ja-paner einfach nicht verzichten), FX-, Vocal-und Synthpart neu eingespielt werden,schließlich tönen die nun ja anders. DasSpielprinzip ist immerhin pädagogisch wert-voll ("Schau mal, so funktioniert Popmusik"),auf Dauer ist dieses Partanschalten aberdoch ein wenig mau: Das mache ich danndoch lieber in meinem Lieblingssequenzermit eigenem Noise. Immerhin gibt es noch ei-nen Remix-Modus, in dem die Elementeschon freigespielter Tracks nach eigenemGusto neu gestreut werden dürfen. Diesermacht Laune, auch wenn ich mir ein bisschenmehr Sound-Abwechslung gewünscht hätte,Elemente aus verschiedenen Tracks sindnämlich leider nicht verquickbar. Nach erfol-greichen Absolvieren winken neben den ei-genen (speicherbaren) Remixen einige Goo-dies wie Levelhintergründe zum Freispielen.Die Auswahl der Tracks bewegt sich ziemlichtypisch quer durch den beatlastigen Main-stream. Namen wie Crystal Method, NoDoubt, Fear Factory, Meat Beat Manifesto,Orbital und Genres wie Drum & Bass, Trance,Hip Hop oder auch Rap Metal lassen das er-warten, was es ist: Nette Hausmannskost oh-ne Zwang, den Fernseher lautzudrehen. Ob'seinen auf lange Zeit packt, bleibt dann nochzu klären, wenigstens Musikspielfreundefreuen sich über ein neues Partyspiel. By theway: Wenn jemand drauf kommt, einen Au-diosequenzer mit freier Samplewahl undähnlicher Bedienungs-Metapher zu program-mieren: Würd‘ ich gerne haben !BOB ••••

BREATH OF FIRE 2 (GBA / UBI SOFT)Nach Golden Sun endlich Nachschub für denkleinsten Rollenspieler der Welt. Und der hat

es in sich: Letzendlich ist BoF2 und nicht Gol-den Sun (wie fälschlich behauptet) die Por-tierung eines SNES-Klassikers, der nicht inEuroland erscheinen durfte. Import-Fanswußten schon damals, was das Spiel alleskann. Eine zwar nur langsam in Gang kom-mende aber umfangreiche Story, nette undmanchmal fast unkonventionell rüpelige Par-tymitglieder sowie genretypische Sidequestsund Zufallskämpfe zeichnen dieses Nippon-RPG aus. Die Grafik hängt zwar Golden Sunhinterher und positioniert sich im solidenGBA-Mittelfeld aber die aus Vogelperspekti-ve zu bestaunenden Bitmapstädte und -mon-ster sind fein und mit viel Liebe zum Detailgezeichnet. Magie- und Itemeinsatz ist demAlter des Titels entsprechend ein wenig um-ständlich. Auch wurde das Game nicht einge-deutscht, was mindestens Englisch-Grund-stufenkenntnisse voraussetzt. Dafür gibt eseine praktische QuickSave-Funktion mit derder aktuelle Spielstand auch abseits der Spei-cherpunkte gesichert werden darf, wenn dieU-Bahn mal wieder schneller ist als die Aben-teuerreise über die Weltkarte. Vom Schwie-rigkeitsgrad plaziert sich Breath of Fire merk-bar über Golden Sun, was RPG-Fans begei-stert; allen Rollenspiel-Einsteigern dürfteaber die Pathoskeule von Nintendo bessergefallen. Aber letztendlich hat dieses 16Bit-Remake einfach seinen eigenen Charme –Tipp das ! BOB ••••-•••••

GRAN TURISMO CONCEPT 2002 (PS2 / SONY)GT ist der Don unter den „realistischen"Rennsimus. Nicht nur Hardcore Raserschwören seit dem Debüt von 1998 auf SonysFlagschiff - Insgesamt 26 Millionen verkaufteEinheiten sprechen da schon eine deutlicheSprache. Aber obacht ! Unter dem Deckman-tel einer Einsteiger-Version versucht derMarktführer, uns ein leicht dreistes Updatedes hochgelobten PS2-Debüts GT3 A-specunterzumoglen. Ähnlich wie bei den Fifa-Sondereditionen, die stets zu großen Fuß-balltunieren erscheinen, findet man in derPackung einen vom Umfang derbe abge-speckten Titel. Auf dem PC gibt’s AddOns,die für einen Bruchteil des original Verkaufs-preises über den Tresen gehen und, so soll essein, das Game erweitern: mehr Level, mehrEinstellungen, mehr Mehr. Concept 2002präsentiert uns, zugegebermaßen zum leichtreduzierten Preis von 40 Euro, ein dickes NoNo: Es gibt nicht nur quantitativ wenigerStrecken und Options, nein, bis auf einenstammen alle Kurse und zudem viele Wagenaus dem letzten Teil. Wo ist denn nun derClou ? Wie der Titel schon suggeriert, setztenwir uns hinter das Steuer von Konzept-Wa-gen, die sich noch in der Prototyp-Phase be-finden und bisher nur hinter verschlossenenTüren oder auf Autosalons zu sehen waren.Einige Lacher und Kracher sind da garantiert,gerade das Pod Race kommt fluffig und fastschon niedlich. GT Concept ist für sich ge-nommen wieder mal ein Chef, keine Frage,aber da das Original mittlerweile als Nice Pri-ce draussen ist, greifen nur Die-Hard Fans zu,denn soooo kompliziert sind Racer und Fuß-ballspiele nun auch nicht, dass man dafür Ein-steiger-Editionen bräuchte. BUB ••••

GAMES (•)-nein (•••••)-ja

NETAUDIODIGITALVEREIN: ZU HAUSE_ REMIXESThinner hat es mit den letzten Releases geschafft, zum momentan spannendsten Ne-taudio-Label zu werden. Mit Thinner 17 macht man nun konsequent selbstbezüglich wei-ter und lässt Artists aus dem Thinner-Umfeld Label Release Nummer 14 remixen - zuHause_ von Joerg Schuster aka Digitalverein (aka Sensual Physics aka Lufth). Das Origi-nal lebte von Schusters typischen Detail-Dubsound, die Remixe setzen sich darüber teil-weise munter hinweg. So macht Dolby aus "Winterdumpf" einen rauschenden Techn-odub-Track, Falter verwandelt "3rd und 6dis" in einen dubby House-Track und GrooveTentdeckt mit "Tiefer ins System" den Effektschleifenfunk. 11 sehr nette Tracks.http://www.thinnerism.comJANKO •••••

IDMONSTER VS. STINA NORDENSTAM: WITTLE STARHieß das nicht eigentlich "Little Star?" Oder ist das der Witz? Egal. Auf jeden Fall hat sichIdmonster für Monotonik einen alten Stina Nordenstam-Track vorgenommen und dar-aus eine sehr fluffige Nummer mit TwoStep-Drums gemacht. Was eigentlich ausge-zeichnet funktioniert und einen wünschen lässt, dass irgend jemand mal die Master-bänder der alten Nordenstam-Platten klaut, um die Saxofone und all den Unsinn raus-zuschmeißen. Und dann bitte an Idmonster schicken.http://www.monotonik.comJANKO •••••

LUFTH: CALLAO MAPPINGLufth ist Joerg Schusters neues Seitenprojekt. Pro Monat gibt's zwei neue Tracks, die al-ten fliegen raus. Weshalb auch nicht ganz klar ist, ob dieser Track zum Erscheinen dieserAusgabe noch verfügbar ist. Ansonsten müssen eben die einschlägigen Filesharing-Netzwerke bemüht werden. Was sich auf jeden Fall lohnt, denn Lufth holen heißt für Jo-erg Schuster: Die Funkyness und Dancefloor-Kompatibilität seiner beiden anderen Pro-jekte Digitalverein und Sensual Physics mal ganz vergessen und einfach nur floatende,ambient rauschende Tracks aufzunehmen. In diesem Fall gibt uns eine freundlicheFrauenstimme aus dem Hause AT&T dazu eine höchst verwirrende Wegbeschreibung.Spannend.http://www.lufth.deJANKO •••••

ANALOGIA: LIUKUHIHNACommie war immer schon ein Label für Tracks der etwas extremeren Sorte, weshalbAnalgia mit seinem düsteren Liukuhihna dort auch prima aufgehoben ist. Keine Ahnung,was Liukuhihna heißt. Wahrscheinlich ist es finnisch und bedeutet so etwas wie "krebs-erzeugender Smog über Industrieruinen ergibt die schönsten Sonnenaufgänge". Analo-gia legt auf jeden Fall bassgetränkt und mit wütenden Breaks los, um dann doch ein paaranaloge Flächen drüber zu geben. Klingt ein bisschen nach dem Breakbeat-Zorn einesMike Paradinas, und damit nicht wirklich originell, aber eben manchmal einfach not-wendig. Und im übrigen hat er Recht: Smog ergibt einfach die schönsten Sonnenauf-gänge.http://www.commie.oy.comJANKO ••••

FUTURE3: 201Tracks wie dieser sind ein Grund dafür, dass man eigentlich nie genug bekommen kannvon Systemf3.com. Diesmal legen Thomas Knak (Opiate), Jesper Skaaning (Acustic) undAnders Remmer (Dub Tractor) mal wieder zusammen los. Herausgekommen ist dabeiein nettes Stückchen Mikroskop-Pop mit extrem feingliedrigen Spitzen. Hell, frisch, ir-gendwie unspektakulär und gerade deshalb sehr, sehr schön.http://www.systemf3.comJANKO •••••

KUNSTNER 5: APRIL EPDrei ganz großartige Tracks von Kunstner 5, dem 19-jährigen Dänen, der uns auf dergroßartigen Starvingbuthappy.tk-Compilation von seiner dreckigen Brille erzählt hat.Nerdpop also, aber von der nettesten Sorte. Musik, zu der man gerne Pastellfarben-eiscreme essen und durch die Sonne schlurfen möchte. Musik, mit der nichts mehrschief gehen kann. Musik, die einem automatisch ein freundliches Lächeln aufs Gesichtzaubert. Wunderbar.http://www.skylaboperations.com/ro.htmlJANKO •••••

keine gewalt ist auchkeine lösung.

www.antifa.de

kein bild ist auch

keine lösung.

www.de-bug.de

Page 44: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

<47> - DE:BUG.63 - 09.2002

BÜCHER (•)-nein (•••••)-ja

PETER LUDLOWCRYPTO ANARCHY, CYBERSTATES, AND PIRATE UTOPIAS(MIT PRESS, 2001)Die Euphorie um Netze und Freiheit hat sichgelegt, statt einer übergreifenden kosten-und grenzenlosen Kommunikationsland-schaft bilden sich vor dem Hintergrundwechselnder technologischer Möglichkeitenunterschiedliche Nutzungsformen des Inter-nets heraus, die, klammert man die kleinenZirkel der Spezialisten aus, alles andere alsoffen und transparent für jedermann sind.Wie das digitale Universum dennoch poli-tisch-gesellschaftliche Utopien am Leben er-hält und formiert, das untersuchen die vonPeter Ludlow, Philosophie Professor an derUniversity in New York, gesammelten Auf-sätze meist amerikanischer Wissenschaftlerund Aktivisten (u.a. Richard Barbrook, HakimBey, Noam Chomsky und Erik Hughes).Während so manche Online-Community alsExperimentierfeld für alternative Herr-schaftsstrukturen versagt, gibt es temporäreund autonome Zonen, die nationalstaatlicheGrenzen umgehen und damit deren Souverä-nität in Frage stellen. Wie sie sich bilden, or-ganisieren und handeln, wird in dem Bandaus unterschiedlichen Perspektiven und des-halb gar nicht langweilig ideologisch vorge-stellt. Ein praktischer Index dieser Gruppie-rungen und Organisationen findet sich amEnde des Buches. EUR 30.63www-mitpress.mit.eduMIU •••••

FELICE FRANKELENVISIONING SCIENCE(MIT PRESS, 2002)Auch das wissenschaftliche Bild muss etwasaushalten: Je stärker es in ethische und mora-lische Argumentationszusammenhänge ein-bezogen wird, desto mehr Bedeutung kommt

seiner Aussagekraft zu. Die Wissenschaftsfo-tografin Francis Frankel hat ein "Lehrbuch"für Wissenschaftler und Bildermacher überdie Visualisierung und Kommunikation (na-tur)wissenschaftlicher Forschung zusam-mengestellt. Fotografien, Diagramme, undauch die Aufzeichnungsmethoden von Ste-reomikroskopen, Scanner und andererGerätschaften werden mit Beispielen undTexten erläutert. Obwohl die Idee einesWorkbooks gut gemeint ist, kommt geradedieses Lehrerhafte – schaut, so sieht ein in-telligentes, hübsches Bild aus – irgendwieunglaubwürdig daher. Denn der Forschungs-alltag funktioniert hoffentlich immer nochetwas anders, dabei ist das wissenschaftlicheBild Nebenprodukt und nicht etwa Hauptzieldes Prozesses. Es reicht eben nicht aus, dieBilder nach ästhetischen Kriterien wie Formund Farbe auszuwählen, ohne ihren Kontext,Entstehung und Aussage mitzudenken. EUR70.00 www-mitpress.mit.eduMIU •••

WALTER HUEGLI (HG.) IN ZUSAMMENAR-BEIT MIT MARTIN JAEGGIRAW MUSIC MATERIAL - ELECTRONIC MU-SIC DJ'S TODAY(SCALO, 2002)Mehr gute Techno-Bücher braucht das Land !Während die Musikwissenschaft sich mitihrem mind. 15-Jahre-Checkungs-Delay nochan Hip Hop abarbeitet und die englischen(Club) Cultural Studies leider zu oft ihre Eth-nologenbrille nicht ablegen, versucht man inZürich ausschließlich die Protagonistenthemselves zu Wort kommen zu lassen. Übereinen Zeitraum von 5 Jahren wurden DJ‘s, dieim Rohstofflager in eben dieser Stadt aufge-legt haben, photographiert und befragt. VonDJ Rush bis Jeff Mills, von Green Velvet bisGoldie: Alle erzählen von ihrer individuellenHerangehensweise ans Plattendrehen, von

Sozialisationserfahrungen oder Minimalis-men. Weiterführende Erläuterungen oder dieFragen der Interviewer fehlen. Neben den inihrer Aussagekraft erwartungsgemäßschwankenden Statements wird der schöneHardcoverband hauptsächlich von den tollenPics getragen, für die sich Arsène Saheursveranwortlich zeigt. Zwei randvolle CD’s mit36 Tracks der im Buch vertretenen Heldenrunden den guten Gesamteindruck ab. Leidersind die Beiträge oft gekürzt, was mich per-sönlich eher etwas nervt, aber der sonischenIllustration natürlich keinen Abbruch tut.EUR 36,00 www.rawmusicmaterial.comBUB ••••

ALAN W. BIERMANN & DIETOLF RAMMGREAT IDEAS IN COMPUTER SCIENCEWITH JAVA(MIT PRESS 2002)Es gibt sie noch, Lehrbücher, die Sinn ma-chen. Ein Buch für jeden, der immer schonRespekt vor auf Tastaturen schlagende Män-nern hatte. Ein Selbsthilfekurs fernab vomVolkshochschulenwahn. Oder in welchemBuch bekommt man erklärt, was eine Simula-tion ist, wie Verschlüsselung funktioniert,paralleles Rechnen verfährt und künstlicheIntelligenz ausschaut? Und nebenbei lerntman noch, wie die schönste Programmier-sprache der Welt funktioniert, so das manvöllig unbelastet über die Informatiker-Co-mics, die jedes Kapitel trennen, hinweg-schauen kann. Prima Buch. EUR 50www-mitpress.mit.eduYUKO •••••

CURTIS ROAD- MICROSOUND(MIT PRESS, 2001)Der Physiker Dennis Gabor schlug 1940 vor,jeden Sound in akustische Quanten, Teilchenzu zerlegen, die dann als diskrete Einheitenvon Zeit und Frequenzen spezifiziert werden

können. Das ist die Grundlage jeder Granu-larsynthese, die unerlässlich für die Clicker-musik ist. Curtis Road stellt in diesem Buchseine Experimente mit eben solchen mikro-akustischen Phänomenen vor, die er in Parisim Rahmen seiner Dissertation machenkonnte. Zunächst wird die historische Ent-wicklung beginnend bei den Audio-Partikel-Modellen bis zu heutigen waveorientiertenModellen abgewickelt. Erst dann geht es umTransformationen durch Filter, Kompressionund Montage, bis endlich auch für den Haus-musiker Kompositionsanwendungen zumAusprobieren folgen. Das Curtis am Schlussgenerelle Fragen über ästhetische Grundla-gen von Soundmaterial und dessen Verarbei-tung ausbreitet, macht Microsound für jedenelektronischen Musiker mit Hang zur Physikzum spannenden Lesestoff. Geheimtip. EUR56, 20 www-mitpress.mit.eduMIU •••••

HUGH E. WILLIAMS & DAVID LANEWEB DATABASE APPLICATIONS WITH PHP & MYSQL(O'REILLY 2002)Wem die fertigen Contentmanagementsy-steme zu langweilig, zu ungenau, zu über-frachtet sind, der kann es ja selbst probieren.Und damit er nicht auf sich ganz allein dahinbasteln muss, gibt es dieses Buch, welchesdie Skriptsprache PHP und die Daten-banksoftware MySQL vorstellt (beide Open-Source). Angefangen von kleineren Projek-ten bis hin zu kompletten Redaktionssyste-men kann der geneigte Webdesigner hier ei-niges lernen, was sonst nur schwierig zu-gänglich ist. Und alles in gewohnt sleekerO'Reilly Verpackung. EUR 50www.oreilly.deYUKO •••••

PROJECT ZERO (PS2 / WANADOO)Und noch ein Vertreter des in letzter Zeitäußerst populären Survival-Horror Genres.Tecmos Ausflug in’s fast schon überstrapa-zierte Haunted House-Setting erschien in Ja-pan als „Zero", in Amerika als „Fatal Frame",endlich sind auch wir Euros am Zuge. In Per-son der kleinen Schwester des auf der Suchenach seinem Vorbild verschwundenen Bru-ders machen wir uns unerschrocken durchdie alte Villa, in der alles nach blutigen Shin-to-Ritualen riecht und ganz unheimlich dun-kel ist. Die Geister der vorherigen Expeditio-nen sind los und wir müssen sie unblutig undpackend durch den Sucher einer antiken Ka-mera ablichten, um sie wieder zu neutralisie-ren. Dieser Kniff sorgt für Gruselplus, sind dieGeister doch –normal- nur halb zu sehen undständig am hin und her schweben. Ab und zudürfen kleinere Schlüssel-in-Schloß-Rätselgelöst werden. Zahlreiche Notizen und Zei-tungsausschnitte der Vermissten komplet-tieren mit der Zeit das Hintergrundgeschich-tenmosaik. Musikalisch ist genretypisch eherAlptraumbackground mit rückwärtigenSprach- und Stöhnsamples und laaangenGhost-Flächen angesagt. Die Grafik so dun-kel, dass es im Optionsmenü den Punkt „Hel-ligkeit einstellen" gibt. Schweißnasse Händeund Albträume haben mich nach der erstenlängeren Session auch „wirklich" begleitet.Somit ist Project Zero für alle, denen Resi-dent Evil und Co. zu blutig bleiben, ein klasseSpiel, dass gerade durch die ätherischen Gru-selelemente und kleinere Schocks für tage-langes Unbehagen und nächtliche Unruhesorgt. Natürlich darf Kritik ob der relativ drö-gen Story und dem sich nach einiger Zeitschlicht wiederholenden Spielprinzip nichtausbleiben, wer aber auf digitalem Gruselsteht, sollte schleunigst unter die Geisterfo-tografen gehen. BOB •••••

MEDABOTS AX: METABEE VERSION (GBA / UBI SOFT)Nach Pokémon und Digimon war es eigent-lich nur eine Frage der Zeit, bis weitere Pau-senhof-Duellierer mit Tausch-Funktion inleicht unterschiedlichen Editionen auf denKiddie-Markt kommen. Medabots basiert aufeiner Sci-Fi-Cartoon-Serie, die mir aber ehrli-cherweise bisher nicht über den Weg gelau-fen ist - vermutlich muss man dafür Samstagmorgen um halb sechs Super RTL gucken.Anyway, wir Medafighters treten mit jeweilszwei selbstkonfigurierten Medabots, einemtrigger happy Leader und einem klugerweiseeher defensiv eingestellten Partner, in SuperSmash Bros.-liken Arenen gegeneinander anund kloppen bis die Schwarte kracht. Ver-schiedene Roboparts dürfen auf einzeln zutriggernde Körperteile gelegt werden, dabeierhöhen Medaillen und super duper „Meda-force Attacks" unsere Mächtigkeit. In derPraxis stellt sich die CPU als ziemlich repeti-tiv und tumb keulender Gegner heraus, einmenschlicher Opponent ist also Pflicht, umdem Ganzen auch nur irgendetwas abzuge-winnen. Geht man als Held vom Feld, gibt’sBonusteile, die dann per Schulhofkleinkapi-talismus gewinnbringend veräußert werdenkönnen. Alle 120 Parts und 12 Medaillen zusammeln, verlangt, wie beim Vorbild, denKauf beider Editionen - oder das Fahren voncleveren Tauschdeals, was immer Spaßmacht, siehe das Panini-Fußballbilder Revival

zur WM. Konträr zum rollenspielgetränktenPokémon macht das simple Hau-Drauf-Prin-zip (Straight in your face ist die sichere Sie-gesstrategie) leider viele taktischen Feinhei-ten zunichte und damit auch ganze Teile desSpielprinzips obsolet. Na ja. BUB **-***

MEDABOTS AX: ROKUSHO VERSION (GBA / UBI SOFT)Dasselbe in blau.BOB ••-•••

SMASH COURT TENNIS PRO TOURNA-MENT (PS2 / SONY)Tennisspiele sind so eine Sache: Die Regelnkennt man, Unterschiede zwischen verschie-denen (guten) Games beruhen eher auf De-sign- oder Steuerungs- sowie Präsentations-eigenheiten. In Smash Court steuern sich dielizensierten und sehr realistisch digitalisier-ten Spieler von Anna Kournikova bis YevgenyKafelnikov nach kurzer Um- bzw. Eingewöh-nungsphase tadellos und lassen spassigesEurosport-Feeling aufkommen. Obwohl derTournament Modus nicht ganz so packend istwie bei meiner persönlichen Referenz demzweiten VirtuaTennis, bleibt genügend Lang-zeitmotivation, um sich durch einige Rundenzu smashen. Lustiges Spielelement sind Mini-tasks (à la "Kassiere keinen Punkt in drei Spie-len"), die bei Erfüllung das Bonuspunktekon-to füllen. Für diese Spielwährung darf sich imSpecial-Shop mit sonderbarsten Extras ein-gedeckt werden. Wie jedes vernünftigeSportspiel macht auch Smash Court erst zumehreren richtig Spaß: An Multiplayer-Mat-ches können bis zu vier Freunde teilnehmen.Insgesamt ein gutes Tennisspiel, bei demkleine Mängel wie der allzu glatte Tounier-Modus, wo alle Wettkämpfe sofort bestrittenwerden dürfen und arg kurz drankommen,nicht weiter auffallen. Alle Fans von SegasVorlage warten wie ich lieber auf die PS2-Konvertierung des zweiten Virtuas, andereTennissockenträger dürfen getrost zugreifenum sich mit Sampras, Hingis, Agassi oder Se-les zu messen. BOB ••••

SPYHUNTER (XBOX / MIDWAY)Na, wer von Euch Jungspunden kennt nochdas Original ? SpyHunter war ein nettes Eigh-ties-Arcade-Game, bei dem aus der Vogelper-spektive Agentenmissionen mit einen spe-zialwummen-getuneten Fahrzeug gemei-stert werden durften. Midways Marketingex-perten dachten wohl, die Zeit sei reif für einRemake, so sind nun nach den leider immerspärlicheren Spielhallen dieser Welt auch dieXBox‘ler an der Reihe. Aber schluss mit demGeschichtsuntericht, der kann ingame mitdem freispielbaren Original fortgesetzt wer-den. SpyHunter serviert soliden Shoot EmUp-Stylee ohne Pausen oder Storybrimbori-um. Wir cruisen mit einem G6155-Abfängjä-ger, der sich transformer-mäßig je nach Um-gebung automatisch von einem Auto in einBoot verwandelt, durch oft gesehene Schau-plätze rund um den Globus (z.B. mal wiederVenedig). Werden beim Fight gegen einen fa-ken Messias, der sich für die personifizierteErfüllung einer Nostradamus Prophezeihunghält, zu viele Hits eingesteckt, wandelt sichder Wagen in ein schmales Motorrad. Abhilfeschafft da ein auf der Strasse wartenderTruck, in dem Knight Rider-mäßig Bonnie

und Devon die Karre wieder frisch machen.Verschiedene Ziele pro Level, z.B. Tracking-Vorrichtungen auf Fahrzeige schießen, schal-ten neue Aufträge frei, allesamt von diversenRemakes der Peter Gunn-Theme begleitet.Im Laufe der Story wird der Jäger selbst zumGejagdten, dafür gibt’s stets neue go-go-gad-getto Extras wie ablassbare Ölspuren oderRauchbomben – nett. Trotz des immensenTempos, unser Gefährt ist eigentlich immerin Bewegung, spingt der Funke nicht so rich-tig über: Die Stages plätschern leicht un-funky vor sich hin, manche Feinde sind reinePappfiguren ohne Körper und Volumen, unddas etwas substanzlose Spielprinzip animierteher dazu, mal einen Euro in den Automatenzu schmeissen, als sich das Teil dauerhaft indie Sammlung zu stellen. Der SpyHunter istsicherlich ein netter Spezialagent, aber un-term Strich dann doch mehr Timothy Daltonals Sean Connery. BUB •••

FREQUENCY (PS2 / SONY)Der neueste in Europa erschienene Benami-Vertreter featured Beats, Beats und nochmalBeats. Spielsinn ist es, vorgegebene Lizenz-Tracks beim Durchfliegen einer hexagonalenRöhre anzuknipsen. Jede Seite des Sechsecksmacht ein Element aus, deren Arrangementsdann zeitgenau durch korrektes Knöpfchen-drücken aktiviert werden. Damit betritt Sonyfür Benamis schonmal Neuland, werden dochnicht nur Knöpfchen "am Track entlang" ge-drückt, sondern ähnlich wie bei Rez das Hör-bare direkt am Knopf getriggert. Ab und zugeht's in einen neuen Part, dann müssenDrum-, Bass-, Guitar- (auf die können die Ja-paner einfach nicht verzichten), FX-, Vocal-und Synthpart neu eingespielt werden,schließlich tönen die nun ja anders. DasSpielprinzip ist immerhin pädagogisch wert-voll ("Schau mal, so funktioniert Popmusik"),auf Dauer ist dieses Partanschalten aberdoch ein wenig mau: Das mache ich danndoch lieber in meinem Lieblingssequenzermit eigenem Noise. Immerhin gibt es noch ei-nen Remix-Modus, in dem die Elementeschon freigespielter Tracks nach eigenemGusto neu gestreut werden dürfen. Diesermacht Laune, auch wenn ich mir ein bisschenmehr Sound-Abwechslung gewünscht hätte,Elemente aus verschiedenen Tracks sindnämlich leider nicht verquickbar. Nach erfol-greichen Absolvieren winken neben den ei-genen (speicherbaren) Remixen einige Goo-dies wie Levelhintergründe zum Freispielen.Die Auswahl der Tracks bewegt sich ziemlichtypisch quer durch den beatlastigen Main-stream. Namen wie Crystal Method, NoDoubt, Fear Factory, Meat Beat Manifesto,Orbital und Genres wie Drum & Bass, Trance,Hip Hop oder auch Rap Metal lassen das er-warten, was es ist: Nette Hausmannskost oh-ne Zwang, den Fernseher lautzudrehen. Ob'seinen auf lange Zeit packt, bleibt dann nochzu klären, wenigstens Musikspielfreundefreuen sich über ein neues Partyspiel. By theway: Wenn jemand drauf kommt, einen Au-diosequenzer mit freier Samplewahl undähnlicher Bedienungs-Metapher zu program-mieren: Würd‘ ich gerne haben !BOB ••••

BREATH OF FIRE 2 (GBA / UBI SOFT)Nach Golden Sun endlich Nachschub für denkleinsten Rollenspieler der Welt. Und der hat

es in sich: Letzendlich ist BoF2 und nicht Gol-den Sun (wie fälschlich behauptet) die Por-tierung eines SNES-Klassikers, der nicht inEuroland erscheinen durfte. Import-Fanswußten schon damals, was das Spiel alleskann. Eine zwar nur langsam in Gang kom-mende aber umfangreiche Story, nette undmanchmal fast unkonventionell rüpelige Par-tymitglieder sowie genretypische Sidequestsund Zufallskämpfe zeichnen dieses Nippon-RPG aus. Die Grafik hängt zwar Golden Sunhinterher und positioniert sich im solidenGBA-Mittelfeld aber die aus Vogelperspekti-ve zu bestaunenden Bitmapstädte und -mon-ster sind fein und mit viel Liebe zum Detailgezeichnet. Magie- und Itemeinsatz ist demAlter des Titels entsprechend ein wenig um-ständlich. Auch wurde das Game nicht einge-deutscht, was mindestens Englisch-Grund-stufenkenntnisse voraussetzt. Dafür gibt eseine praktische QuickSave-Funktion mit derder aktuelle Spielstand auch abseits der Spei-cherpunkte gesichert werden darf, wenn dieU-Bahn mal wieder schneller ist als die Aben-teuerreise über die Weltkarte. Vom Schwie-rigkeitsgrad plaziert sich Breath of Fire merk-bar über Golden Sun, was RPG-Fans begei-stert; allen Rollenspiel-Einsteigern dürfteaber die Pathoskeule von Nintendo bessergefallen. Aber letztendlich hat dieses 16Bit-Remake einfach seinen eigenen Charme –Tipp das ! BOB ••••-•••••

GRAN TURISMO CONCEPT 2002 (PS2 / SONY)GT ist der Don unter den „realistischen"Rennsimus. Nicht nur Hardcore Raserschwören seit dem Debüt von 1998 auf SonysFlagschiff - Insgesamt 26 Millionen verkaufteEinheiten sprechen da schon eine deutlicheSprache. Aber obacht ! Unter dem Deckman-tel einer Einsteiger-Version versucht derMarktführer, uns ein leicht dreistes Updatedes hochgelobten PS2-Debüts GT3 A-specunterzumoglen. Ähnlich wie bei den Fifa-Sondereditionen, die stets zu großen Fuß-balltunieren erscheinen, findet man in derPackung einen vom Umfang derbe abge-speckten Titel. Auf dem PC gibt’s AddOns,die für einen Bruchteil des original Verkaufs-preises über den Tresen gehen und, so soll essein, das Game erweitern: mehr Level, mehrEinstellungen, mehr Mehr. Concept 2002präsentiert uns, zugegebermaßen zum leichtreduzierten Preis von 40 Euro, ein dickes NoNo: Es gibt nicht nur quantitativ wenigerStrecken und Options, nein, bis auf einenstammen alle Kurse und zudem viele Wagenaus dem letzten Teil. Wo ist denn nun derClou ? Wie der Titel schon suggeriert, setztenwir uns hinter das Steuer von Konzept-Wa-gen, die sich noch in der Prototyp-Phase be-finden und bisher nur hinter verschlossenenTüren oder auf Autosalons zu sehen waren.Einige Lacher und Kracher sind da garantiert,gerade das Pod Race kommt fluffig und fastschon niedlich. GT Concept ist für sich ge-nommen wieder mal ein Chef, keine Frage,aber da das Original mittlerweile als Nice Pri-ce draussen ist, greifen nur Die-Hard Fans zu,denn soooo kompliziert sind Racer und Fuß-ballspiele nun auch nicht, dass man dafür Ein-steiger-Editionen bräuchte. BUB ••••

GAMES (•)-nein (•••••)-ja

NETAUDIO

IDMONSTER VS. STINA NORDENSTAM: WITTLE STARHieß das nicht eigentlich "Little Star?" Oder ist das der Witz? Egal. Auf jeden Fall hat sichIdmonster für Monotonik einen alten Stina Nordenstam-Track vorgenommen und dar-aus eine sehr fluffige Nummer mit TwoStep-Drums gemacht. Was eigentlich ausge-zeichnet funktioniert und einen wünschen lässt, dass irgend jemand mal die Master-bänder der alten Nordenstam-Platten klaut, um die Saxofone und all den Unsinn raus-zuschmeißen. Und dann bitte an Idmonster schicken.http://www.monotonik.comJANKO •••••

LUFTH: CALLAO MAPPINGLufth ist Joerg Schusters neues Seitenprojekt. Pro Monat gibt's zwei neue Tracks, die al-ten fliegen raus. Weshalb auch nicht ganz klar ist, ob dieser Track zum Erscheinen dieserAusgabe noch verfügbar ist. Ansonsten müssen eben die einschlägigen Filesharing-Netzwerke bemüht werden. Was sich auf jeden Fall lohnt, denn Lufth holen heißt für Jo-erg Schuster: Die Funkyness und Dancefloor-Kompatibilität seiner beiden anderen Pro-jekte Digitalverein und Sensual Physics mal ganz vergessen und einfach nur floatende,ambient rauschende Tracks aufzunehmen. In diesem Fall gibt uns eine freundlicheFrauenstimme aus dem Hause AT&T dazu eine höchst verwirrende Wegbeschreibung.Spannend.http://www.lufth.deJANKO •••••

ANALOGIA: LIUKUHIHNACommie war immer schon ein Label für Tracks der etwas extremeren Sorte, weshalbAnalgia mit seinem düsteren Liukuhihna dort auch prima aufgehoben ist. Keine Ahnung,was Liukuhihna heißt. Wahrscheinlich ist es finnisch und bedeutet so etwas wie "krebs-erzeugender Smog über Industrieruinen ergibt die schönsten Sonnenaufgänge". Analo-gia legt auf jeden Fall bassgetränkt und mit wütenden Breaks los, um dann doch ein paaranaloge Flächen drüber zu geben. Klingt ein bisschen nach dem Breakbeat-Zorn einesMike Paradinas, und damit nicht wirklich originell, aber eben manchmal einfach not-wendig. Und im übrigen hat er Recht: Smog ergibt einfach die schönsten Sonnenauf-gänge.http://www.commie.oy.comJANKO ••••

FUTURE3: 201Tracks wie dieser sind ein Grund dafür, dass man eigentlich nie genug bekommen kannvon Systemf3.com. Diesmal legen Thomas Knak (Opiate), Jesper Skaaning (Acustic) undAnders Remmer (Dub Tractor) mal wieder zusammen los. Herausgekommen ist dabeiein nettes Stückchen Mikroskop-Pop mit extrem feingliedrigen Spitzen. Hell, frisch, ir-gendwie unspektakulär und gerade deshalb sehr, sehr schön.http://www.systemf3.comJANKO •••••

KUNSTNER 5: APRIL EPDrei ganz großartige Tracks von Kunstner 5, dem 19-jährigen Dänen, der uns auf dergroßartigen Starvingbuthappy.tk-Compilation von seiner dreckigen Brille erzählt hat.Nerdpop also, aber von der nettesten Sorte. Musik, zu der man gerne Pastellfarben-eiscreme essen und durch die Sonne schlurfen möchte. Musik, mit der nichts mehrschief gehen kann. Musik, die einem automatisch ein freundliches Lächeln aufs Gesichtzaubert. Wunderbar.http://www.skylaboperations.com/ro.htmlJANKO •••••

KOMPAKT TOTAL 4 Kölner, wie die Zeit vergeht. Schon wieder eine Total auf dem Gabentisch, schon wiederin der Vinyl-Edition nur neuer Stuff und schon wieder richtig gut. An allen Ecken und En-den suchen die üblichen Verdächtigen (Mayer, R.Vogt, Thomas Fehlmann...) Auswegeaus der oft beschworenen Dub-Minimal-Sostewas-Sackgasse und liefern größtenteilsüberzeugende und (gar nicht so) überraschend poppige Resultate: Jörg Burger reani-miert sein Autobianchi-AKA und hat scheinbar seit der Leises Hören neulich wieder rich-tig Lust auf unbeschwerten Scheiß - ein "Everbody kisses everyone"-Refrain säuselt luf-tig über einen frisch verliebten Uptempo-Modernist-Funker. Wolfgang Voigt liefert mit"Frei" als Freiland eine gecutte Bombe und rockt dabei wie lange nicht mehr, ein ähnlichlogischer (End- ?)Punkt der Lockermachung wie das "Pop" Album nach diversen Gas-Platten. Superpitcher kennt keine Grenzen und covert sehr hittig "Baby's on Fire" vonBrian Eno, dem gegen Ende etwas die Puste ausgeht, aber who cares. Justus Köhnkepackt erneut sein 2 After 909-Setup raus und bekennt sich einmal mehr zu Metro Areaund und und. Aber was zähle ich hier noch auf, ihr kauft sie euch ja eh'.SVENDELUX •••••

keine gewalt ist auchkeine lösung.

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Page 45: MONA TS ZEITUNG 63 MU - De:Bug · Fernsteuernde dav on haben sol l, tut niemand. K ann demnach als Drohung verst anden werden. U nd wenn Bayern tats chlich die R epublik regieren,

ARNHEIM - FORMS28.09. - Xplorer, MC Triad

BERLIN - BASTARD19.09. - Microfish, Rogall / 20.09. - Alex Pater-son, Thomas Fehlmann, Daniel Meteo

BERLIN - EXMF05.09. - TARWATER live special guest: EKOMEFEMO /Ghana (members of Fela Kuti mitNicholas Addo-Nettey) DJs hölzel+freese (kittyyo) Dj Wagner

BERLIN - ICON06.09. - Hype / 07.09. - Klute (Metalheadz) /13.09. - DJ E.A.S.E. (Nightmares On Wax) / 19.09.- Bee Low, Maxim & DJ Mesia, Beatbox Eliot, Be-atbox Bindo, DJ Hype, Chill Shorty, Mike Hek-tik, Q-Millah 21.09. - Alley Cat, N-Dee, Emisz /28.09. - Metro, Apollo, Flower

BERLIN - NBI01.09. - Ming / 02.09. - Musik und Videos DJs /03.09. - Bonzai Beats / 04.09. - Barsounds AndFireworks / 05.09. - T. Raumschmiere, Apparat& Gäste (shitkatapult) live elektronik / 06.09. -Storno Party / 07.09. - Holger Friedrich +Grandl / 08.09. - Colorsync / 09.09. - Zora Lan-son DJ's / 10.09. - Bonzai Beats / 11.09. - Under-scan Records Labelnite / 12.09. - Good andPlenty (live) / 13.09. - Static (live) + Gäste /14.09. - Pingpong R. Mueller (Dig) Skip Pop /15.09. - Colorsync / 16.09. - Muzik KonglomeratMusik und Videos DJs / 17.09. - Bonzai Beats /18.09. - Barsounds and Fireworks / 19.09. - live :Lambent, DJ: Das Schwarze Quadrat / 20.09. -Brigade Mondaine (live) / 21.09. - live : Nitrada,DJ: Hide + Lyoma / 22.09. - Colorsync DJ's /23.09. - Zora Lanson DJ's / 24.09. - Bonzai Beats/ 25.09. - Barsounds and Fireworks DJ's / 26.09.- Constant Variable / 27.09. - Am Start / 28.09. -Static (live) / 29.09. - Colorsync / 30.09. - MuzikKonglomerat Musik und Videos DJ's

BERLIN - OSTGUT/PANORAMA BAR06.09. - Panorama Bar: Villalobos (live), SammyDee, Zip / 07.09. - Wimpy, Michael Stahl, Boris,Lodani, Panorama Bar: DJ I-F, IntergalacticGary, Marcel Dettmann / 13.09. - Panorama Bar:Thomas Fehlmann, Chica Paula, Michelle Grin-ser / 14.09. - Tube Jerk (live), André Galluzzi,Panorama Bar: Diz, Ilana Ospina, Tom Clark /20.09. - Eric D. Clark, Tractorheads, PanoramaBar: Tama Sumo, Aroma / 21.09. - Double X (li-ve), Heiko Laux, Diego, Marcel Dettmann, Pan-orama Bar: Hakan Lidbo (live), Sascha Funke,Dave DK / 27.09. - Panorama Bar: März (live),Gebr. Teichmann / 28.09. - Brenda Russell, CoraS., Sammy Dee, Panorama Bar: OMID, SteveBug, Nick Höppner, Michael Schidlo

BERLIN - PFEFFERBERG/HAUS 1320.09. - Appollo, Dirk D., Sahud, Blood, Diaz-So-to, MC Stunnah D.

BERLIN - PODEWIL05.09. - Zum 90. Geburtstag von John Cage -Zeitkratzer

BERLIN - POLAR.TV07.09. - Steve Mason, Savas Pascalidis, Moon-bootica aka Kowesix & Tobitob / 14.09. -Westbam u.a. / 21.09. - Matthew Herbert akaRadio Boy aka Dr. Rockit (live-show von 02:00bis 03:00h), Woody, Fumakilla, L.A.Williams. /28.09. - Savas Pascalidis, Richard Bartz (live),The Puppetmastaz mit "Dinky Bonsai Bounce"

BERLIN - SO3602.09. - Wolle e.i., Wimpy, Djoker Daan,Tina303,Fengari, Zky, DJ DISKO, TOKTOK (live).

BERLIN - STERNRADIO06.09. - Housemeister, Gunjah / 07.09. - Nami-to, Marcos Lopéz / 12.09. - Steve Bug, Highfish/ 14.09. - Phonique & special guest / 18.09. -2Raumwohnung, Rok, Gudrun Gut, Mijk van Di-jk, Frank Müller, Chica Paula, Lexy, Kiki, Tanithu.v.a. / 20.09. - Kiki & special guest / 21.09. -Andry Nalin, Namito / 27.09. - Diringer, SaschaFunke / 28.09. - Lexy, Haito, Housemeister

BERLIN - TEUTOBURGER PLATZ14.09. - tba

BERLIN - TRESOR04.09. - MGI, Tobias Boon / 06.09. - Metro, DirkD., Stamina, Diaz-Soto, MC Stunnah D, Da Sty-le, Heras, Vincente Le Docht, Agent Steel /07.09. - Ellen Allien, Kiki, Paul Kalkbrenner (li-ve), Modeselektor (live), Housemeister, AcidMaria, Mack / 11.09. - Luke, Stuff / 13.09. - MitjaPrinz, James Flavour, Leo Laker (live), DisX3 (li-ve), Dash / 14.09. - Jake Fairley (live), SenderBerlin DJ Team, Barbara Preisinger, Carola Stoi-ber, Si Begg, Pacou (live), Mad Max, Micha Stahl/ 18.09. - LA. Williams, Dave DK / 20.09. - Buzi,Dafyr, Baeks, Trias, Dry, Mack, Kriek / 21.09. -Wimpy, Tama Sumo, Aeox (live), Hanno Hinkel-bein, Din-ST, Lako/Subtronic / 25.09. - TomClark, Leo Krafczyk, Headquarter DJs feat.: Li-quid Sky / 27.09. - Marc Raum, Mr. T.H.T., -Sascha-, Cut-X, Beagle und viele mehr... / 28.09.- Ralph Ballschuh, Daffy, Latex (live), Frank Mül-ler, Tina 303, Liquid Sky

BERLIN - ZENTRAL28.09. - live: Jamie Lidell, Darius James, SafyEtiel (tbc)

BERN - ELITE CLUB28.09. - Dave Tarrida

BIEL - EXPO27.09. - Justus Köhncke & Band

BREMEN - ALADIN/TIVOLI07.09. - Slider, R-Type, Bad Company, John B.,Playa, Phantasy, Genzo, MC Det, MC IC 3, McCd, MC Little Monk, Klimax, XL, Unknown,Whodini, MC Live Lee, Mystic, Babyface, Efecs,Sven Strenger, Strussy

BREMEN - MOMENTS14.09. - Sven Strenger, Genzo, Strussy

BREMEN - ROSIGE ZEITEN06.09. - Ronin, N.D., Dex, MC Macka E.

CHEMNITZ - VOXXX07.09. - Angel Dust, Racoon, Dandruff

DORTMUND - CLUB TRINIDAD14.09. - Tiefschwarz, Evergreenz aka FunkyChris & Pure Doze / 21.09. - Hans Platzgumer,Carsten Helmich, Dubaccuneerz / 28.09. - Car-sten Helmich, DJ Dash

DRESDEN - AZ CONNI20.09. - Dandruff, Mojoe

DRESDEN - SCHEUNE28.09. - Komeit

DRESDEN - STAR CLUB21.09. - Alex Paterson, Thomas Fehlmann, Dani-el Meteo, Bus (live)

DRESDEN - STRAßE E14.09. - Phoneheads, Glacius

DÜSSELDORF - JOHANNESKIRCHE20.09. - Frank Bretschneider, Andreas Tilliande

DÜSSELDORF - UNIQUE CLUB04.09. - Feindsoul, Buckel / 11.09. - Robert Ka-kal, Secret S., Christian Hühn / 18.09. - Mc K-Ross, Christian Hühn, Buckel / 25.09. - Storm,Christian Hühn, Visuals: b 31 LIVE

FLENSBURG - KÜHLHAUS28.09. - Homebass, Baze.djunkiii

FRANKFURT - MODERNE BAR/STUDIOBAR07.09. - Decomposed Subsonic, Krystyna (live)

FRANKFURT - U 6031106.09. - Recyver Dogs (live), Mad Max

GENF - LA BATIE FESTIVAL L´USINE03.09. - Donna Regina / 06.09. - Lali Puna

GEORGSMARIENHÜTTE - LABOR CLUB21.09. - DJ Shufflemaster

HAMBURG - ASTRA-STUBEN02.09. - Luka Skywalker's Jazzbattle / 03.09. -Fern Knight + Matt Everett / 05.09. - Deluny /06.09. - Raf Le Spoink / 07.09. - Suzuki + speci-al guest / 08.09. - LMNz / 10.09. - Jendrik2face/ 12.09. - Rossi25, Knut No Wave And No NewYork / 13.09. - Idaho, SandraZettpunkt / 14.09. -Alphastone / 16.09. - Ditterich von Euler-Don-nersperg / 17.09. - Baze.djunkiii / 19.09. - RhinoSoulsystem / 20.09. - Pussa & Neil / 21.09. -Blinker_Inc / 23.09. - Love + Familie Saedi /24.09. - Gumbo frisst Schmidt / 26.09. - Tole-rantes Brandenburg / 27.09. - Marc Schneider /28.09. - Nina Nastasia

HAMBURG - FABRIK05.09. - Air Liquide, Michael Rother, HelmutZerlett, FM Einheit, Hofuko Sochi

HAMBURG - HI FI VERSTÄRKER07.09. - Paolo 77, Teamsport, DJ Grau 301, Su-perego, Son Marino, K.O. Star, Bekifft & Besof-fen DJ Team / 14.09. - DJ Hysteria, DJ Mixwell,Real DJ Real, DJ Meru aka DJ Primetime / 21.09.- Roey Marquis II, DJ Léa, DJ Meru aka DJ Prim-time / 28.09. - DJ Hype, DJ Static, DJ Meru akaDJ Primtime

HAMBURG - MOJO12.09. - Nils Petter Molvaer (live) / 13.09. - TheMojo Revue / 20.09. - live: Radio Boy (Her-bert/Dr.Rockit) / 27.09. - Dj Krush

HAMBURG - TANZHALLE03.09. - Trainingslager / 05.09. - Justin Case, St-anley Ipkiss / 06.09. - Captain Comatose (live),Turner, Deine Villa, Ronik / 07.09. - Ralf 10/100,Stanley Ipkiss / 08.09. - Velvet Tone / 10.09. -Trainingslager / 12.09. - live: Dirk Darmstätter,Cassity / 13.09. - Jakob Fairley (live), Turner, Dei-ne Villa, Ronik / 14.09. - Ralf 10/100, Stanley Ip-kiss / 17.09. - Trainingslager / 19.09. - UnitedKids Club / 20.09. - Turner,Deine Villa, Ronik /21.09. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss, BetaloungeSoundsystem / 22.09. - Splodgenessabounds /23.09. - Czars / 24.09. - Trainingslager / 26.09. -live: Besser, Cabeljau / 27.09. - Turner, DeineVilla, Ronik / 28.09. - März (live), Ralf 10/100, St-anley Ipkiss, Strobocop

HANNOVER - LIQUID LOUNGE14.09. - Kotai (live), Delf Ruhe / 28.09. - D. Ruhe

HANNOVER - PAVILLON27.09. - Kante, F.S.K., Jörg Burger (aka The Mo-dernist, The Bionaut), Antonelli Electr., DJ Kau-na Saario, Kai Pirinha, Bleed

JENA - KASSA BLANCA13.09. - Phoneheads, Glacius

KOBLENZ - LOVE FAMILY AT FESTUNG EH-RENBREITSTEIN22.09. - Sven Väth, DJ T., Ricardo Villalobos,SeeBase u.a.

KÖLN - ARTHEATER07.09. - X-Plorer, Metro, Mr. Fidget, MC Triad +Gast MC / 21.09. - Attila Jahanvash, Claus Ba-chor, Marcel Janovsky, Steffen Hellinger

KÖLN - ARTQUADRAT AT CAFE BÖLL06.09. - Franz S., Wicked, MB Valent, B - Runner,PIT*** / 13.09. - CEM, Tom Select / 20.09. - Puls,Tao / 26.09. - Barbara Morgenstern, Paul Wir-kus, Stefan Schneider / 27.09. - Korkut Elbayund Gäste

KÖLN - GEBÄUDE 914.09. - Nme Click, TGM/ The Green Man,Cheetah, J-Cut, Kolt Siewerts, MC Chevy, VJ

Sehvermögen, VJ B31 / 22.09. - Radio Boy (akaMatthew Herbert, live), 8Doogymoto (live) undeinem weiteren Act

KÖLN - SENSOR07.09. - Tobi Neumann, Strobocop, Triple R, Mia/ 14.09. - Marco Zaffarano, Plank, Mike S., Sia-Mac, Yogi van Bellen, Alien, Jens Hänsgen,Marc Carrera, Andy Baar, T-Dee, Davey Dee, Vi-deoanimationen des Künstlers Alfred Loch /15.09. - Sia Mac´s Birthday / 21.09. - Maxime,Matula, Johnnie Rakete / 28.09. - Dj´s: t.b.c.

KÖLN - STUDIO 67206.09. - Tobias Thomas, Michael Mayer, Super-pitcher / 12.09. - Karsten John & Gäste / 13.09. -Michael Mayer, Superpitcher / 19.09. - KarstenJohn & Gäste / 20.09. - Michael Mayer, Super-pitcher / 25.09. - Ralph H. Christoph / 26.09. -Karsten John & Gäste / 27.09. - Michael Mayer,John Tejada

LEIPZIG - DISTILLERY07.09. - Steve Bug, Foch, Lars Christian Müller,Steven Curl / 14.09. - Wighnomy Bros., AndreasKauffelt (live), Marc Mirrior / 20.09. - Sequel,Sevensol & Bender / 21.09. - Märtini Brös. akaClé & Mike Vamp, Chris Manura, SebastianKrabbes, Balsam+Percinz / 28.09. - DJ Hoschi,Matthias Tanzmann, Marlow aka DJ Elektro,Terence Fixmer (live), Dennis Siemion

LEIPZIG - GALERIE BRUEHL 7427.09. - Da Halz, Klima, Steffen

MANNHEIM - LOUNGE AT FEUERWACHE05.09. - Spacetank (live), Dominick Baier, Bao-Nghi / 12.09. - Jan Sirup, Leila Abu-Er-Rub /26.09. - Chris De Luca /live), Peabird (live), Do-minick Baier, Chris Hanson

MÜNCHEN - MUSTERRAUM12.09. - Hometrainer, Kristian Kreuz ex Dakar &Grinser / 13.09. - Electric Indigo, Virginia Nasci-mento, Cio D'Or,

MÜNCHEN - ULTRASCHALL06.09. - Tobi Neumann, Chris Chord / 07.09. -Latex (live), Maxim Terentjev, Anette Party,Grom (live), Michelle Grinser, Tschamba / 13.09.- Märtini Brös (live), Clé, Ken / 14.09. - Creme deMenthe (live), La Williams, N-Dakar, Upstart,Frau Gabi, Julietta & Ppf, Hennes & Sarah, Ker-stin, Dani D, Dorothee Loveday, Duck´n´Horst,Herr Per, Sans Systéme, Wenn der DJ 2x kommtu.a. / 20.09. - Björn Wilke, Felix Houzer / 21.09.- Mick Wills, Lester Jones, Dominik Schuster,Greg Gravity, Tecroc (live), THX 1138 / 24.09. -Gespräch mit Thomas Meinecke und Fritz Os-termeier, Musik: Felix Kubin, Spezialgast Chri-stoph Schlingensief / 27.09. - Jori Hulkkonen,Herbie / 28.09. - Heiko MSO, Roman Flügel, CioD'Or, Acid Maria, Dr. Kern 002

NÜRNBERG - DESI21.09. - Seiji

OFFENBACH - ROBERT JOHNSON05.09. - Lali Puna (live) / 06.09. - Xplorer, Mi-guel Ayala, Chopper, Glacius, Ronin / 07.09. -Björn Torske, Losoul / 13.09. - Needs, Alex fromTokyo / 14.09. - Justin Harris, Luke Solomon /19.09. - Alex From Tokyo, Marek Bartkuhn, Yan-nick / 20.09. - Ata, Heiko / 21.09. - Jori Hulkko-nen, Sasse / 27.09. - Radioboy (live), Paul David/ 28.09. - C Rock, Nelson Machado

OFFENBACH - ROTARI20.09. - Sikora (live), Miriam Schulte / 27.09. -Lo Soul

PFARRKIRCHEN - CLUB BOGALOO14.09. - Xplorer, MC Triad

SIEGEN - CLUB MONOKEL13.09. - Sender Berlin

STUTTGART - JUGENDHAUS DEGERLOCH14.09. - Monoblock B (live), ElektRoman (live),Curtis Newton, Timothy, Sad Android, Human-chip

STUTTGART - NEUE HEIMAT AT PRAG07.09. - Frank Yentner, Daniel Benavente, Attuk/ 14.09. - Phil & Jason, Frank Yentner, Daniel Be-navente, Mark & Bastian / 21.09. - Bine, Attuk,Shon, DJ Alexej / 28.09. - Mark Mautz, DanielFrüh, Shon

STUTTGART - SUITE 21214.09. - Monophonic

TÜBINGEN - DEPOT07.09. - DJ Storm, Lightwood, Telmo A.

WEINHEIM - CAFÉ CENTRAL19.09. - Quarks, Like a Stuntman / 20.09. -Sportfreunde Stiller, Pelzig / 29.09. - Stylewarztfeat.Ferris MC, Toni L., Torch, D-Flame, No Re-morze

WIEN - CLUB MASSIV20.09. - DJ Shufflemaster

WIEN - SUB AT FLEX02.09. - DJ's: Aegyd, Eljot, Sors, Precious K,Odd, MC: Dr. Azrael, Live: Zanshin, DJ Sors's"Zwitschermaschine", Flx, Audio Gambit /12.09. - Plak, Newtron, Cpt.Joghurt, MC Trigger/ 19.09. - DJ Sir-O + Stöcker Stereo, MC MadMaxamom, MC Bruder Garl, Loco Dante, So-undsgood Intl. / 26.09. - Darcosan vs. El Capitan

WUPPERTAL - 45 RPM07.09. - Marcus Worgull, Lars Vegas / 20.09. -Merzo, Walter B38

WÜRZBURG - A.K.W.27.09. - Cativo

WÜRZBURG - AIRPORT21.09. - Cativo, Grooverider

ZÜRICH - ROHSTOFFLAGER/STRATOS06.09. - Ed Rush, Led Tampi, Kelvin & Sanderson/ 07.09. - Thomas Schumacher, Gangsta, BadBaxter, Stratos: Rik Rok, Paul Breitner / 13.09. -Dani König, Mr. Mike / 14.09. - Juan Atkins, Dee-tron, Mikky B., Stratos: P. Bell vs. Ida / 20.09. -Rennie Pilgrem, Be&See, Bengston / 21.09. - Lu-ke Slater, Jesco Schuck, Gangsta, Stratos: Me-dooza, Juschka / 27.09. - MC Kofi B, Emkaytoo,Remady, Squalid, Stratos: Tschandu, Luke Ado-pe / 28.09. - Marco Carola, Eric Borgo, Gadgets(live), Stratos: DJ-Duo Rhythmic Bandits

ZÜRICH - ROTE FABRIK27.09. - Miguel Ayala, Glacius

DE:BUG PRESENTS. TERMINE IM SEPTEMBER.

ON THE FLOOR. ON TOUR / ON AIR.

ZUSAMMENSTELLUNG: TJOSS MAY

DEADLINE FÜR ALLE TERMINE DER OKTOBER AUSGABE: 09.09.2002. MAILTO: [email protected], BZW. FAX. 030.28384459

DEADLY WIZ DA DISCO TOUR 2002Chris de Luca und Peabird sind die Stars des Haus-musik-Hop. Sie kommen zwar aus Bayern, habenaber Skills wie aus der Bronx. Ihr funkentstörter In-dustrial Hip Hop ist der sichere Nackenbrecher füralle Flat Eric-Puppen. Teilweise auf Tour mit, nein,nicht Schooly D, ihr Romantiker, sondern Funk-störung.06.09. Erste Liga - München, 12.09. Substrat @ Toni-Molkerrei - Zürich / Schweiz, 26.09. Die_Lounge @ AlteFeuerwache - Mannheim, 27.09. Subway - Köln , 28.09.Mouse on Turm - Frankfurt / Main, 10.10. Sub @ Flex -Wien / Austria + live FUNKSTÖRUNG 18.10 Maria -Berlin + live FUNKSTÖRUNG 20.10 MFOC @ Pudel -Hamburg + live FUNKSTÖRUNG, 25.10. Scheune -Dresden + live FUNKSTÖRUNG, 26.10. Voxxx - Chem-nitz + live FUNKSTÖRUNG

"DIFFERENT" TOUR - JORI HULKKONENUnser liebster Schnuffelhouse-Skandinavier JoriHulkkonen wird mit sicherer Hand durch die wolki-gen Perkussionwonnen seines neuen Albums leiten.Eine der raren Gelegenheiten, den Mann, der Housemit Räucherstäbchen versöhnen kann, live zu sehen.20.9. Casablanca / Jena, 21.9. Robert Johnson / Frank-furt, 27.9. Flokati / München, setzt sich im Oktoberfort.

LALI PUNAValerie Trebeljahr macht sich als Mutter Courage aufdurch die Lande, die Hausmusik-Jungs ziehen denPolit-Emo-Karren und Europa bügelt seine Ta-schentücher - zum Schwenken und Tränentrocknen.Die schönste Art, hin- und hergerissen zu sein.16.08. POPKOMM GEBÄUDE 9 Köln, 24.08. PUKKEL-POP FESTIVAL Hasselt (B), 04.09. TRAVELLERS Stutt-gart, 05.09. ROBERT JOHNSON Frankfurt - Offen-bach, 06.09. LA BATIE FESTIVAL Genf (CH), 07.09. BO-GEN 13 Zürich (CH), 08.09. PARTERRE Basel (CH),10.09. BARAONDA Massa (IT), 11.09. LA PALMA Rom(IT), 12.09. MERCATI GENERALI Catania (IT), 13.09.DONNEMOTORI Brescia (IT), 14.09. KSET Zagreb(HR), 15.09. FLEX Wien (A) 19.09. CENTRE POMPIDOU- BEAUBOURG Paris (Fr) 20.09. VADEMECUM Vigo(SP). Die Lali Puna-Headz ziehen dann weiter mitüber den großen Teich, da wird bis Dezember durch-musiziert.

MÄRZ TOURAlbrecht Kunze und Ekkehard Ehlers lassen ihremAvant-Folk live alle Freiheiten, die er sensibelbraucht. Werdet Zeugen der delikatesten Annähe-rung an Joan Baez im Bambusgestrüpp, so ephemerwie eindringlich. 14.9. München/Orangehouse, 15.9.Nürnberg/K4, 16.9. Wien/B 72, 21.9. Dresden/Scheune,23.9. Frankfurt/Cookys, 27.9.Berlin/Panoramabar,28.9.Hamburg/Tanzhalle, 09.10. Köln/Sudio 672, 16.10.Schorndorf (bei Stuttgart)/Manufaktur

ALEC EMPIRE15.09. - München, New Backstage / 16.09. -Frankfurt, Batschkapp / 30.09. - Berlin, SO36

ALPHASTONE13.09. - Dortmund, FZW / 14.09. - Hamburg,Astrastube / 15.09. - Dresden, Scheune / 25.09.- München, Atomic Café

DONNA REGINA03.09. - Genf, La Batie Festiva L´Usine / 04.09.- Basel, Parterre / 05.09. - Zürich, Bogen 13

HANS PLATZGUMER06.09. - Kassel, Hotel Reiss / 07.09. - Bremen,Lagerhaus Sommerfest / 18.09. - Hannover, GigNeue Welt / 19.09. - Hamburg, Golden PudelClub / 20.09. - Berlin, Roter Salon / 21.09. - Dort-mund, FZW / Club Trinidad / 25.09. - Win-terthur, Kraftfeld / 26.09. - Zürich, El Lokal /27.09. - Konstanz, Kulturladen

IDAHO10.09. - München, Orangehouse / 11.09. - Dres-den, Scheune / 12.09. - Berlin, Knaack / 13.09. -Hamburg, Astra-Stuben

LALI PUNA04.09. - Stuttgart, Traveller's Club / 05.09. - Of-fenbach, Robert Johnson / 06.09. - Genf, La Ba-tie Festival / 07.09. - Zürich, Bogen 13 / 08.09. -Basel, Parterre / 15.09. - Wien, Flex

MÄRTINI BRÖS06.09. - Regensburg, Suite 15 / 07.09. - Treptow,Kesselhaus Turbine / 13.09. - München, Flokati /21.09. - Leipzig, Destillery / 27.09. - Hamburg,Gum Club / 28.09. - Nürnberg, Zoom Club

MÄRZ14.09. - München, Orangehouse / 15.09. - Nürn-berg, K4 / 16.09. - Wien, B 72 / 21.09. - Dresden,Scheune / 23.09. - Frankfurt, Cookys / 27.09. -Berlin, Panoramabar / 28.09. - Hamburg, Tanz-halle

MARSCHMELLOW KLANGSYSTEM12.09. - Thun (CH), Mokka / 13.09. - Fribourg(CH), Fri-Son / 14.09. - Basel, Nordstern

MITTE KARAOKE06.09. - Hamburg, Gum Club / 14.09. - Berlin,WMF-Nachtbar / 20.09. - Traunstein, Villa /27.09. - Göttingen, Electroosho / 28.09. - Kassel,A.r.m.

PELZIG14.09. - Münster, Jovel (mit Sportfreunde Stil-ler) / 15.09. - Halle, Easy Schnorre (mit Sport-freunde Stiller) / 16.09. - Bremen, Aladin (mitSportfreunde Stiller) / 17.09. - Kiel, Max (mitSportfreunde Stiller) / 19.09. - Capitol, Hanno-ver (mit Sportfreunde Stiller) / 20.09. - Mann-heim, Capitol (mit Sportfreunde Stiller) / 21.09.- Seewen, Himmel / 22.09. - Basel, Parterre /23.09. - Saarbrücken, Garage (mit SportfreundeStiller) / 24.09. - Würzburg, Soudpark Ost /26.09. - Fürth, Stadthalle / 27.09. - Schroben-hausen, Stadthalle

PITCHTUNER26.09. - Jena, Monkey Mafia @ Wagner / 27.09.- Konstanz, Kulturladen (mit Platzgumer) /28.09. - Basel, Nordstern / 29.09. - Biel, Over-dose

QUARKS13.09. - Dresden, Scheune / 14.09. - Hannover,Cafe Glocksee / 15.09. - Bielefeld, Forum / 16.09.- Duesseldorf, ZAKK / 17.09. - Duisburg, Hun-dertmeister / 18.09. - Koeln, Stadtgarten /19.09. - Weinheim, Cafe Zentral / 24.09. - Karls-ruhe, Jubez / 25.09. - Wien, B 72 / 29.09. - Ham-burg, Fabrik

STEFAN ROGALL07.09. - Pfarrkirchen, Boogalo / 13.09. - Ham-burg, Lounge / 14.09. - Hannover, Gig Lounge /17.09. - Potsdam, tba / 27.09. - München, IntoSomething / 30.09. - Greifswald, tba

THE CZARS16.09. - München, Orangehouse / 17.09. - Nürn-berg, K4 / 18.09. - Münster, Gleis 22 / 19.09. -Köln, MTC / 20.09. - Dresden, Scheune / 21.09. -Berlin, Magnet Club / 23.09. - Hamburg, Tanz-halle

WORDSOUND12.09. - Bern, Reitschule / 13.09. - Genf, L'Usine/ 14.09. - Zürich, Rote Fabrik / 15.09. - München,Kafe Kult / 16.09. - Frankfurt, Cooky's / 17.09. -Leipzig, Conne Island / 18.09. - Rostock, tba /19.09. - Hamburg, Schlachthof / 20.09. - Berlin,Maria im Exil / 22.09. - Weikersheim, W 71 /23.09. - Göttingen, Outpost

RADIO BOY TOURHerbert kümmert sich als Radio Boy weniger um denGroove, dafür mehr um die zentrifugalen Ereignissedrumherum. Die zu performen, erfordert eine Men-ge musikalisches Artistik- und Showtalent. Herberthat's, das wird er auch auf dieser Minitour beweisen.20.09. Hamburg – Mojo Club, 21.09. Berlin – Polar TV,22.09. Köln - Gebäude 9, 27.09. Frankfurt - RobertJohnson, 28.09. Genf – Weetamix

QUARKS TOURDie Quarks haben gerade ihr selbstbewusstestes Al-bum veröffentlicht. Ihrem elektronischen Softson-gwriting werden sie jetzt ganz vorne am Bühnen-rand mit bronzenem Make-Up und Extra-Ecke zumlegalen Live-Mitschneiden Flügel verleihen. 13.9.Dresden, Scheune, 14.9. Hannover, Cafe Glocksee, 15.9.Bielefeld, Forum, 16.9. Düsseldorf, ZAKK, 17.9. Duisburg,Hundertmeister, 18.9. Köln, Stadtgarten, 19.9. Wein-heim, Cafe Central, 22.9. München, Pathos-Theater,23.9. Konstanz, Kulturladen, 24.9. Karlsruhe, Jubez,25.9. Wien, B 72, 27.9. Fulda, Kulturkeller, 28.9. Magde-burg, Objekt 7, 30.9. Würzburg, AKW, 1.10. Frankfurt,Robert Johnson, 2.10. Halle, Objekt 5, 3.10. Berlin, SO36, 4.10. UK-London, Kitty-Yo-Nacht, 6.10. Hamburg,Fabrik, 7.10. Bremen, Junges Theater