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. m d z - m o s k a u . e u OLITIK, WIRTSCHAFT UND KULTUR • GEGRÜNDET 1870 Nr. 17(408) 10.09. bis 23.09.2015 HAUSORDNUNG Einblicke in den Alltag eines Pflegeheims für psychisch gestörte Menschen in Sibirien. ПЕРЕГОВОРНЫЙ ПРОГРЕСС К 60-летию визита Конрада Аденауэра в Москву I 2 12 Feucht gefeiert Wann hat es an einem 9.5., dem Siegestag, zuletzt geregnet? Not- falls macht die russische Luft- waffe eben kurzen Prozess mit Regenwolken. Doch für einen 5.9. scheint das nicht zu gelten. Der 868. Geburtstag Moskaus ist näm- lich ins Wasser gefallen. Immerhin wussten sich die Teilnehmer der Prozession im Rahmen des Fes- tivals „Spasskaja baschnja“ (im Bild) zu helfen. Das Musikfestival wird traditionell am Tag der Stadt eröffnet. Dennoch kamen Milli- onen Menschen auf die Straßen und Plätze der feiernden Stadt. Und am Abend sang sogar die Rockgruppe Aerosmith auf dem Roten Platz. Kein Wunder, dass kein Geld für die Wolkenvernich- tung da war, meckerten später die Moskauer im Netz. Letzte Zuflucht Datscha Von einem Deutschen, der in Russland alles verloren hat Für Rolf Weber ist Russland über die Jahre zu einem zweiten Zuhause geworden. Jetzt darf er weder bleiben noch gehen. Der Geschäftsmann hat Schulden, kein Geld mehr, nur noch eine provisorische Bleibe. Verzweifelt sucht er nach einem Ausweg. Von Thorsten Gutmann Es ist der 25. Juli 2015, als Rolf Weber durch die Wartehalle des Moskauer Flughafens Scheremet- jewo läuft. In seiner Tasche steckt ein Ticket nach Berlin. Am nächs- ten Tag will er in seiner nieder- sächsischen Heimatstadt Nienburg sein, wo Frau und Kinder leben. Doch Weber kommt nur bis zur Passkontrolle. Der russische Beam- te stockt: „Gegen Sie liegt eine Ausreisesperre vor.“ Die Maschine hebt ohne den Deutschen ab. Der hatte mit dem Kapitel Russland bereits abge- schlossen – nach 23 Jahren. Die Reise nach Deutschland sollte ein Neubeginn werden. Weber hatte seine Wohnung im „Deutschen Dorf“ am Prospekt Wernadskogo gekündigt und sich von seinem Sohn Arthur verabschiedet, der an einer Moskauer Universität Maschinenbau studiert. Die Ausreisesperre ist für den 66-Jährigen dabei nichts Neues. Sie wurde bereits im vorigen Jahr verhängt – eine Folge von Schul- den, die Weber in Russland hat. Doch weil seine Aufenthaltsgeneh- migung schon im Sommer 2014 abgelaufen ist, verfügte ein Mos- kauer Gericht im Juni die Abschie- bung. Nach den Worten des Rich- ters war damit die Ausreisesperre außer Kraft gesetzt. So erzählt es zumindest Weber selbst. Der sitzt nun in der Falle, in einem Land, das einerseits seine Ausreise verlangt und andererseits diese Ausreise verhindert. Weber hat bereits seit über einem Jahr keine Arbeit und kein Einkommen mehr, inzwischen kann er sich nicht einmal eine Wohnung leisten. Unterschlupf hat er auf einer Datscha am Mos- kauer Stadtrand gefunden. Dort teilt er sich ein kleines Zimmer mit seinem Sohn. Die Datscha gehört dessen ehemaliger Nachhilfelehre- rin Tatjana Sergejewna. Doch sie ist nicht beheizt und deshalb kein Obdach für den bevorstehenden Winter. Wie es dann weitergehen soll, ist völlig ungewiss. Der frühere Unternehmer steht vor dem Nichts und weiß kaum noch Rat. Der MDZ hat er seine Geschichte erzählt, um auf die Situ- ation aufmerksam zu machen. In den Medien sieht er seine „letzte Hoffnung“. 13 РЕКЛАМА dass s der thien für zum Zaren ie wünschen thaber abge- nen. lexej Nawalnyj im mmersant FM“. etzeiten war das lst du mit jemandem machen – vergiss den cht. Heute übertreibt es Spitzen aus Politik und haft keiner mehr mit dem ol. Diese Mode gehört Gott ank der Vergangenheit an. orthodoxe PatriarchKyrill bei ner Kirchentagung zur Sozialarbeit n Moskau. www.industriezone.com РЕКЛАМА w w w . m d z - m o s k a u . e u UNABHÄNGIGE ZEITUNG FÜR POLITIK, WIRTSCHAFT UND KULTUR • GEGRÜNDET 1870 Nr. 18(409) 24.09. bis 07.10.2015 Tschechow lebt auch dort, wo er gestorben ist Google und das Moskauer Tsche- chow-Künstlertheater veranstalten einen Literaturmarathon: 24 Stun- den lang lesen Hunderte Men- schen am 25. und 26. September an in- und ausländischen Standorten nonstop aus 40 Werken des gefei- erten russischen Schriftstellers Anton Tschechow. Darunter sind sowohl Prominente als auch Laien, die sich über ein Casting bewerben konnten. Die Aktion steht unter dem Titel „Tschechow lebt“, sie wird live auf YouTube und Goog- le+ übertragen. Die Geografie der Teilnehmer reicht von Moskau bis Wladiwos- tok, von New York bis Hongkong. Und auch Badenweiler ist mit von der Partie. In der kleinen Schwarz- wald-Gemeinde mit ihren heute 4000 Einwohnern starb Tschechow 1904 an Tuberkulose. Dort gibt es das einzige Tschechow-Museum in Westeuropa und ein Tschechow- Denkmal, das vor 25 Jahren die Insel Sachalin gespendet hat. In Baden- weiler versteht man sich als Kul- turbrücke und macht gern bei dem Lesespektakel mit: „Eine tolle Idee, es ist uns eine Ehre“, sagt Heinz Set- zer, der Vizechef der Tschechow- Gesellschaft. Er liest auch selbst – und sogar auf Russisch. tk BERUFE NUR FÜR MÄNNER Russland liegt vorn: bei Berufsverboten und Auf- stiegschancen für Frauen. EIN LAND NUR FÜR KENNER Für die Einen Konfliktge- biet, für Andere Reiseziel Nummer 1: Abchasien. СТАРЫЙ СВЕТ Немецкое общество стремительно стареет III 04 12 STICHWORTE Protest auf Abwegen Kasparow fordert mehr Ungehorsam Garri Kasparow war selbst in den besten Jahren der russischen Bür- gerproteste gegen Putin im Oppo- sitionslager höchstens ein Mann der zweiten Reihe. An den Rand gedrängt von Volkstribunen wie Alexej Nawalnij, die den Ton der Masse trafen und denen diese bereitwillig folgte. Jetzt hat sich der frühere Schach- weltmeister, der seit 2013 in den USA lebt, wieder zu Wort gemeldet und Nawalnyj ungewöhnlich offen kritisiert. Die Protestbewegung der letzten Jahre sei „am Ende“, schrieb Kasparow nach der jüngsten Oppo- sitionsdemo im Moskauer Außen- bezirk Marino. „Ein paar Tausend Menschen am Stadtrand und win- zige Prozente bei den sogenannten Wahlen in den Regionen“ seien bezeichnend für die Lage. Man habe sich auf die Spielregeln des Kremls eingelassen. „Dann wäre es besser, überhaupt nichts zu tun.“ Eine konstruktive Alternative nennt Kasparow nicht, deutet nur an, man habe 2012 entschlossener um die Macht kämpfen sollen. Was das heißen soll, ist unklar. Ein russi- scher Maidan? Daran wäre der Pro- test, getragen von der neuen Mit- telschicht, vermutlich schon damals zerbrochen. Wie es Kremlgegnern heute bei ihrem Weg durch die Ins- tanzen ergeht, lesen Sie auf Seite 09, Gedanken zur Opposition auf Seite 08. tk РЕКЛАМА » Ein Dankeschön an Präsi- dent Wladimir Putin, dass er sich die Zeit genommen und mich angerufen hat. Ich freue mich auf ein persönliches Treffen, um LGBT- Gleichstellung zu diskutieren. Popstar Elton Johnauf Instagram nach einem Telefonat, bei dem sich ein Moskauer Journalist („Vovan222“) als Putin ausgegeben hatte. » Wir halten es mit den Mel- dungen zu den Sanktionen wie mit dem Wetterbericht. Der kommt in den Nachrichten auch immer zum Schluss. Der russische Parlamentspräsident Sergej Naryschkinvor Journalisten. » Mein Plan besteht darin, unter allen Umständen anständig zu bleiben und mich in jeder Situation so zu verhalten, wie es anständige Menschen tun. Kremlgegner Alexej Nawalnyj auf einer Protestkundgebung in Moskau. » Man kann uns nicht glauben machen, dass bei sinkendem Lebensstandard die Wahlergeb- nisse der Regierungspartei steigen. Was wir haben, ist eine tatarisch- mongolische Demokratie mit byzantinischem Einschlag. Der Rechtspopulist Wladimir Schiri- nowskij auf Twitter zu den jüngsten Gouverneurswahlen in Russland. www.industriezone.com РЕКЛАМА РЕКЛАМА Schirmherrschaft in Zarizyno Katharina die Große hatte kein Glück mit Zarizyno. Eine Sommerresi- denz wollte sie sich dort, südlich von Moskau, errichten lassen. Doch erst gefielen ihr die Entwürfe nicht, dann starb die Zarin 1796. Mehr als zwei Jahrhunderte später stand Zarizyno nun beim Großen Katha- rinenball und einem Festival der Balltraditionen ganz im Zeichen der Deutschen und ihrer Zeit. Mehr auf Seite 13. Wladimir Lukjanow w w w . m d z - m o s k a u . e u UNABHÄNGIGE ZEITUNG FÜR POLITIK, WIRTSCHAFT UND KULTUR • GEGRÜNDET 1870 Nr. 19(410) 08.10. bis 21.10.2015 WELTENBRAND Russland bombt in Syrien, unter Muslimen wächst die Wut. Besteht Moskau die Propaganda- Schlacht? STADTGEFLÜSTER Sie halten Moskau für ein hartes Pflaster? Lesen Sie, was ein Obdachloser über sein Leben hier erzählt. ПОМОЩЬ В УХОДЕ В ФРГ обсуждают проект закона об эвтаназии I 02 12 STICHWORTE Brief an den Zensor Seit der letzten Ausgabe hat die MDZ einen Leser mehr Wie wir aus zuverlässiger Quel- le erfahren haben, wird die MDZ seit der letzten Ausgabe von einem deutschsprachigen Zensor über- prüft. Der Grund dafür: Einige Medien sollen bei der Berichterstat- tung zu den Regionalwahlen „über die Stränge geschlagen“ haben. Um dem Zensor ein wenig unter die Arme zu greifen und damit wir Redakteure uns ohne Verzögerung in den Feierabend verabschieden können, gibt es hier einen kleinen Leitfaden durch die Ausgabe. Sehr geehrter Zensor, bitte beachten Sie unsere Berichterstat- tung zu Syrien auf Seite 2, anders als in anderen Medien wird dort kein böses Wort über Russland verlo- ren. Auf derselben Seite können Sie lesen, dass das neue Verwaltungsge- setz zwar gut gemeint ist, aber die Bürger benachteiligen könnte. Der Text zu Transaero (Seite 4) kann mit etwas Fantasie den Eindruck erwe- cken, Aeroflot habe nicht alles ver- sucht, um die Pleite zu verhindern. Hier wird auch über eine Ungenau- igkeit der Aufsichtsbehörde Rossel- chosnadsor in der Causa „falscher Käse“ berichtet. Auf Seite 5 wird auf einen Mangel an Standards für Öko- Lebensmittel hingeweisen. Eine der Antworten im Interview auf Seite 6 könnte Hinweise auf Korruption russischer Lokalbehörden enthal- ten. In einem Text auf Seite 6 wird kritisiert, dass Russland wenig zur Aufarbeitung politischer Repressi- on getan habe. Auf Seite 8 haben wir sogar einem Wetterbericht von „Rossija 24“ im Originalton Platz eingeräumt. In einem Artikel über Kunst in Russland (Seite 10) finden am Rande die geringen Strafen für Aktivisten, die Ausstellungen über- fielen, Erwähnung. Bitte beach- ten Sie die Bildauswahl auf Seite 2. Es gab Fotos von antirussischen Protesten in den USA, bei denen Russland auf Plakaten mit Nazi- Deutschland gleichgesetzt wurde. Wir entschieden uns gegen einen Abdruck. In der Hoffnung auf gute Zusammenarbeit, Ihre Redaktion » Begreift ihr eigentlich heute, was ihr angerichtet habt? Wladimir Putin bei einer Rede vor der UN-Generalversammlung an die Adresse derer, die er für „aggressive ausländische Einmischung“ in Län- dern des Nahen Ostens und Nordafri- kas verantwortlich macht. » Russland, der Iran, Syrien und der Irak haben sich zu einer unheiligen Allianz zusam- mengeschlossen. US-Politikerin Carly Fiorina, Präsi- dentschaftskandidatin der Repub- likaner und Ex-Chefin von Hewlett- Packard, in einem Radiointerview. » Wenn mir früher auf der Straße schräge Blicke und Münzen zuteil wurden, so treffe ich heute auf lächelnde Gesichter, Hilfsbereitschaft und Verständnis. Akschana Abdikarimowa, Teilneh- merin an einem Rollstuhlrennen auf der Formel-1-Strecke in Sotschi, in der „Nowaja Gaseta“ zur Situation von Behinderten in Russland. » Politik ist die Kunst des Möglichen, das Eintreten für Bürgerrechte die Kunst des Unmöglichen. Michail Fedotow, Vorsitzender des Menschenrechtsrats beim russischen Präsidenten, auf einer Veranstaltung mit Putin. www.industriezone.com РЕКЛАМА РЕКЛАМА Tigers Tränen Am 27. September feierte Russland den „Tag des Tigers“. Sein Ferner Osten ist ja berühmt für die dortige Rest- population an Amurtigern, auch Sibirische Katze genannt – sie ist die wohl größte Katzenart. Ihr und den anderen Großkat- zen eingedenk verkehrt seitdem in Moskau ein Metrozug, der innen wie ein Dschungel bemalt ist. Und Transaero fliegt zu Tigers Ehren eine Boeing 747 mit Tigerschnauze (im Bild lan- det sie in Wladiwostok). Leider müssen wir auf Seite 4 über die Pleite der Fluglinie berichten. RIA Novosti Mediadaten 2016 www.mdz-moskau.eu

MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNGru.mdz-moskau.eu/wp-content/uploads/2016/05/... · chow-Künstlertheater veranstalten einen Literaturmarathon: 24 Stun-den lang lesen Hunderte Men-schen am

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Nr. 17 (408) 10.09. bis 23.09.2015

TOLLHAUS

Sechs markante Beispiele

für das unberechenbare

Verhalten der

russischen

Justiz.

HAUSORDNUNG

Einblicke in den Alltag

eines Pfl egeheims für

psychisch gestörte

Menschen

in Sibirien.

ПЕРЕГОВОРНЫЙ

ПРОГРЕСС

К 60-летию визита

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STICHW O R T E

Feucht gefeiert

Wann hat es an einem 9.5., dem

Siegestag, zuletzt

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n kurzen Prozess

mit

Regenwolken. Doch für ein

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scheint das nicht zu gelten

. Der

868. Geburtstag Moskau

s ist näm-

lich ins Wasser gefall

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onen Menschen auf die Straßen

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Rockgruppe Aerosmith auf dem

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Von einem Deutschen, der in Russland alles verloren hat

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Von Thorsten Gutmann

Es ist der 25. Juli 2015, als Rolf

Weber durch die Wartehalle des

Moskauer Flughafens Scheremet-

jewo läuft. In seiner Tasche steckt

ein Ticket nach Berlin. Am nächs-

ten Tag will er in seiner nieder-

sächsischen Heimatstadt Nienburg

sein, wo Frau und Kinder leben.

Doch Weber kommt nur bis zur

Passkontrolle. Der russische Beam-

te stockt: „Gegen Sie liegt eine

Ausreisesperre vor.“

Die Maschine hebt ohne den

Deutschen ab. Der hatte mit dem

Kapitel Russland bereits abge-

schlossen – nach 23 Jahren. Die

Reise nach Deutschland sollte ein

Neubeginn werden. Weber hatte

seine Wohnung im „Deutschen

Dorf“ am Prospekt Wernadskogo

gekündigt und sich von seinem

Sohn Arthur verabschiedet, der

an einer Moskauer Universität

Maschinenbau studiert.

Die Ausreisesperre ist für den

66-Jährigen dabei nichts Neues.

Sie wurde bereits im vorigen Jahr

verhängt – eine Folge von Schul-

den, die Weber in Russland hat.

Doch weil seine Aufenthaltsgeneh-

migung schon im Sommer 2014

abgelaufen ist, verfügte ein Mos-

kauer Gericht im Juni die Abschie-

bung. Nach den Worten des Rich-

ters war damit die Ausreisesperre

außer Kraft gesetzt. So erzählt es

zumindest Weber selbst. Der sitzt

nun in der Falle, in einem Land, das

einerseits seine Ausreise verlangt

und andererseits diese Ausreise

verhindert. Weber hat bereits seit

über einem Jahr keine Arbeit und

kein Einkommen mehr, inzwischen

kann er sich nicht einmal eine

Wohnung leisten. Unterschlupf

hat er auf einer Datscha am Mos-

kauer Stadtrand gefunden. Dort

teilt er sich ein kleines Zimmer mit

seinem Sohn. Die Datscha gehört

dessen ehemaliger Nachhilfelehre-

rin Tatjana Sergejewna. Doch sie

ist nicht beheizt und deshalb kein

Obdach für den bevorstehenden

Winter. Wie es dann weitergehen

soll, ist völlig ungewiss.

Der frühere Unternehmer steht

vor dem Nichts und weiß kaum

noch Rat. Der MDZ hat er seine

Geschichte erzählt, um auf die Situ-

ation aufmerksam zu machen. In

den Medien sieht er seine

„letzte Hoffnung“.

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»Wenn man mich fragt, w

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ich lebe, d

ann lautet die

ehrlichste

Antwort: im Intern

et.

Der US-amerikanische IT-Experte

Edward Snowden bei einer Preisver-

leihung in Norwegen per Videoschal-

tung zu seinem Asyl in Russland.

»Die sauren Nullerj

ahre

sind vorbei. Es ist

die Zeit

für Führer, Heilig

e und Helden

gekommen. Das ist ganz nach

unserem Gesch

mack.

Der russische Schauspieler Iwan

Ochlobystin auf Twitter.

»Ich versich

ere Ihnen, dass

sogar diejenigen aus der

Bevölkerung, die Sympathien für

Putin haben, ihn nicht zum Zaren

haben wollen. Auch sie

wünschen

sich, dass d

ie Machthaber a

bge-

wählt werden können.

Der Kremlkritiker Alexej Nawalnyj im

Radiosender „Kommersant FM“.

»Zu Sowjetzeiten

war das

so: Willst

du mit jemandem

Geschäfte

machen – vergiss d

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Cognac nicht. Heute ü

bertreibt es

von den Spitzen aus Po

litik und

Wirtschaft k

einer mehr mit dem

Alkohol. Diese Mode gehört G

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sei Dank der V

ergangenheit an.

Der orthodoxe Patriarch Kyrill bei

einer Kirchentagung zur Sozialarbeit

in Moskau.

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U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 18 (409) 24.09. bis 07.10.2015

Tschechow lebt auch dort,

wo er gestorben ist

Google und das Moskauer Tsche-

chow-Künstlertheater veranstalten

einen Literaturmarathon: 24 Stun-

den lang lesen Hunderte Men-

schen am 25. und 26. September an

in- und ausländischen Standorten

nonstop aus 40 Werken des gefei-

erten russischen Schriftstellers

Anton Tschechow. Darunter sind

sowohl Prominente als auch Laien,

die sich über ein Casting bewerben

konnten. Die Aktion steht unter

dem Titel „Tschechow lebt“, sie

wird live auf YouTube und Goog-

le+ übertragen.

Die Geografie der Teilnehmer

reicht von Moskau bis Wladiwos-

tok, von New York bis Hongkong.

Und auch Badenweiler ist mit von

der Partie. In der kleinen Schwarz-

wald-Gemeinde mit ihren heute

4000 Einwohnern starb Tschechow

1904 an Tuberkulose. Dort gibt es

das einzige Tschechow-Museum in

Westeuropa und ein Tschechow-

Denkmal, das vor 25 Jahren die Insel

Sachalin gespendet hat. In Baden-

weiler versteht man sich als Kul-

turbrücke und macht gern bei dem

Lesespektakel mit: „Eine tolle Idee,

es ist uns eine Ehre“, sagt Heinz Set-

zer, der Vizechef der Tschechow-

Gesellschaft. Er liest auch selbst –

und sogar auf Russisch. tk

BERUFE NUR

FÜR MÄNNER

Russland liegt vorn: bei

Berufsverboten und Auf-

stiegschancen

für Frauen.

EIN LAND NUR

FÜR KENNER

Für die Einen Konfl iktge-

biet, für Andere Reiseziel

Nummer 1:

Abchasien.

СТАРЫЙ СВЕТ

Немецкое

общество

стремительно

стареет III

0412

STICHW O R T E

Protest auf Abwegen

Kasparow fordert mehr Ungehorsam

Garri Kasparow war selbst in den

besten Jahren der russischen Bür-

gerproteste gegen Putin im Oppo-

sitionslager höchstens ein Mann

der zweiten Reihe. An den Rand

gedrängt von Volkstribunen wie

Alexej Nawalnij, die den Ton der

Masse trafen und denen diese

bereitwillig folgte.

Jetzt hat sich der frühere Schach-

weltmeister, der seit 2013 in den

USA lebt, wieder zu Wort gemeldet

und Nawalnyj ungewöhnlich offen

kritisiert. Die Protestbewegung der

letzten Jahre sei „am Ende“, schrieb

Kasparow nach der jüngsten Oppo-

sitionsdemo im Mos kauer Außen-

bezirk Marino. „Ein paar Tausend

Menschen am Stadtrand und win-

zige Prozente bei den sogenannten

Wahlen in den Regionen“ seien

bezeichnend für die Lage. Man habe

sich auf die Spielregeln des Kremls

eingelassen. „Dann wäre es besser,

überhaupt nichts zu tun.“

Eine konstruktive Alternative

nennt Kasparow nicht, deutet nur

an, man habe 2012 entschlossener

um die Macht kämpfen sollen. Was

das heißen soll, ist unklar. Ein russi-

scher Maidan? Daran wäre der Pro-

test, getragen von der neuen Mit-

telschicht, vermutlich schon damals

zerbrochen. Wie es Kremlgegnern

heute bei ihrem Weg durch die Ins-

tanzen ergeht, lesen Sie auf Seite

09, Gedanken zur Opposi tion auf

Seite 08.

tk

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»Ein Dankeschön an Präsi-

dent Wladimir Putin, dass er

sich die Zeit genommen und mich

angerufen hat. Ich freue mich auf

ein persönliches Treffen, um LGBT-

Gleichstellung zu diskutieren.

Popstar Elton John auf Instagram

nach einem Telefonat, bei dem sich

ein Moskauer Journalist („Vovan222“)

als Putin ausgegeben hatte.

»Wir halten es mit den Mel-

dungen zu den Sanktionen

wie mit dem Wetterbericht. Der

kommt in den Nachrichten auch

immer zum Schluss.

Der russische Parlamentspräsident

Sergej Naryschkin vor Journalisten.

»Mein Plan besteht darin,

unter allen Umständen

anständig zu bleiben und mich in

jeder Situation so zu verhalten,

wie es anständige Menschen tun.

Kremlgegner Alexej Nawalnyj auf

einer Protestkundgebung in Moskau.

»Man kann uns nicht glauben

machen, dass bei sinkendem

Lebensstandard die Wahlergeb-

nisse der Regierungspartei steigen.

Was wir haben, ist eine tatarisch-

mongolische Demokratie mit

byzantinischem Einschlag.

Der Rechtspopulist Wladimir Schiri-

nowskij auf Twitter zu den jüngsten

Gouverneurswahlen in Russland.

www.industriezone.com

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Schirmherrschaft in Zarizyno

Katharina die Große hatte kein Glück mit Zarizyno. Eine Sommerresi-

denz wollte sie sich dort, südlich von Moskau, errich

ten lassen. Doch

erst gefielen ihr die Entwürfe nicht, dann starb die Zarin 1796. Mehr

als zwei Jahrhunderte später sta

nd Zarizyno nun beim Großen Katha-

rinenball und einem Festival der Balltraditionen ganz im Zeichen der

Deutschen und ihrer Zeit. Mehr auf Seite 13.

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U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 19 (410) 08.10. bis 21.10.2015

WELTENBRAND

Russland bombt in Syrien,

unter Muslimen wächst

die Wut. Besteht Moskau

die Propaganda-

Schlacht?

STADTGEFLÜSTER

Sie halten Moskau für ein

hartes Pfl aster? Lesen Sie,

was ein Obdachloser über

sein Leben hier

erzählt.

ПОМОЩЬ

В УХОДЕ

В ФРГ обсуждают

проект закона

об эвтаназии I

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STICHW O R T E

Brief an den Zensor

Seit der letzten Ausgabe hat die MDZ einen Leser mehr

Wie wir aus zuverlässiger Quel-

le erfahren haben, wird die MDZ

seit der letzten Ausgabe von einem

deutschsprachigen Zensor über-

prüft. Der Grund dafür: Einige

Medien sollen bei der Berichterstat-

tung zu den Regionalwahlen „über

die Stränge geschlagen“ haben.

Um dem Zensor ein wenig unter

die Arme zu greifen und damit wir

Redakteure uns ohne Verzögerung

in den Feierabend verabschieden

können, gibt es hier einen kleinen

Leitfaden durch die Ausgabe.

Sehr geehrter Zensor, bitte

beachten Sie unsere Berichterstat-

tung zu Syrien auf Seite 2, anders als

in anderen Medien wird dort kein

böses Wort über Russland verlo-

ren. Auf derselben Seite können Sie

lesen, dass das neue Verwaltungsge-

setz zwar gut gemeint ist, aber die

Bürger benachteiligen könnte. Der

Text zu Transaero (Seite 4) kann mit

etwas Fantasie den Eindruck erwe-

cken, Aeroflot habe nicht alles ver-

sucht, um die Pleite zu verhindern.

Hier wird auch über eine Ungenau-

igkeit der Aufsichtsbehörde Rossel-

chosnadsor in der Causa „falscher

Käse“ berichtet. Auf Seite 5 wird auf

einen Mangel an Standards für Öko-

Lebensmittel hingeweisen. Eine der

Antworten im Interview auf Seite

6 könnte Hinweise auf Korruption

russischer Lokalbehörden enthal-

ten. In einem Text auf Seite 6 wird

kritisiert, dass Russland wenig zur

Aufarbeitung politischer Repressi-

on getan habe. Auf Seite 8 haben

wir sogar einem Wetterbericht von

„Rossija 24“ im Originalton Platz

eingeräumt. In einem Artikel über

Kunst in Russland (Seite 10) finden

am Rande die geringen Strafen für

Aktivisten, die Ausstellungen über-

fielen, Erwähnung. Bitte beach-

ten Sie die Bildauswahl auf Seite

2. Es gab Fotos von antirussischen

Protesten in den USA, bei denen

Russland auf Plakaten mit Nazi-

Deutschland gleichgesetzt wurde.

Wir entschieden uns gegen einen

Abdruck. In der Hoffnung auf gute

Zusammenarbeit,

Ihre Redaktion

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»Begreift ihr eigentlich heute,

was ihr angerichtet habt?

Wladimir Putin bei einer Rede vor

der UN-Generalversammlung an die

Adresse derer, die er für „aggressive

ausländische Einmischung“ in Län-

dern des Nahen Ostens und Nordafri-

kas verantwortlich macht.

»Russland, der Iran, Syrien

und der Irak haben sich zu

einer unheiligen Allianz zusam-

mengeschlossen.

US-Politikerin Carly Fiorina, Präsi-

dentschaftskandidatin der Repub-

likaner und Ex-Chefin von Hewlett-

Packard, in einem Radiointerview.

»Wenn mir früher auf der

Straße schräge Blicke und

Münzen zuteil wurden, so treffe

ich heute auf lächelnde Gesichter,

Hilfsbereitschaft und Verständnis.

Akschana Abdikarimowa, Teilneh-

merin an einem Rollstuhlrennen auf

der Formel-1-Strecke in Sotschi, in

der „Nowaja Gaseta“ zur Situation

von Behinderten in Russland.

»Politik ist die Kunst des

Möglichen, das Eintreten

für Bürgerrechte die Kunst des

Unmöglichen.

Michail Fedotow, Vorsitzender des

Menschenrechtsrats beim russischen

Präsidenten, auf einer Veranstaltung

mit Putin.

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Tigers Tränen

Am 27. September feierte

Russland den „Tag des Tigers“.

Sein Ferner Osten ist ja

berühmt für die dortige Rest-

population an Amurtigern, auch

Sibirische Katze genannt – sie

ist die wohl größte Katzenart.

Ihr und den anderen Großkat-

zen eingedenk verkehrt seitdem

in Moskau ein Metrozug, der

innen wie ein Dschungel bemalt

ist. Und Transaero fliegt zu

Tigers Ehren eine Boeing 747

mit Tigerschnauze (im Bild lan-

det sie in Wladiwostok). Leider

müssen wir auf Seite 4 über die

Pleite der Fluglinie berichten.

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Mediadaten2016

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Mediadaten 2016

• Unabhängige Zeitung in deutscher und russischer Sprache über Politik, Wirtschaft und Kultur• Erstausgabe: 1870; im Jahre 1914 Erscheinen eingestellt• Im April 1998 durch den Internationalen Verband der deutschen Kultur wiedergegründet

Format: А3Erscheinungsweise: 2-wöchentlichUmfang: 24 Seiten (16 Seiten auf Deutsch, 8 auf Russisch)Auflage: 25 000 ExemplareReichweite: ca. 40 000 LeserRessorts: Politik, Wirtschaft, Zeitgeschehen, Gesellschaft, Regionen, Feuilleton, Leben in MoskauVerbreitung: kostenlos in Moskau und weiteren Regionen der Russischen Föderation, durch Abonnements in Russland sowie im AuslandWebseite: www.mdz-moskau.eu

MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNG

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3

Mediadaten 2016

Russland/Moskau

65 %Russland

11 %

Deutschland10,5 %

Europäische Staaten (Großbritannien,

Schweiz, Österreich, Belgien, Niederlande, Polen)

13,5 %

Tätigkeitsbereiche der russischen Leserschaft

Soziale Tätigkeit

Politik/Diplomatie

KMU

Großunternehmen

Wissenschaft/Bildung

Massenmedien/Kultur

5 10 15 20 25 30 35 400

8,6 %26,9 %

37,6 %1,1 %

19,4 %22 %

Tätigkeitsbereiche der Expatriaten in RusslandSoziale Tätigkeit

Politik/Diplomatie

KMU

Großunternehmen

Wissenschaft/Bildung

Massenmedien/Kultur

5 10 15 20 25 30 35 400

1,6 %24,2 %

8,1 %6,5 %

22,6 %37,1 %

LESERSCHAFT

Alle Daten stammen von einer Marktumfrage im Jahr 2013 auf unserer Webseite www.mdz-moskau.eu.

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4

Mediadaten 2016

Demografische Daten

Russische Leserschaft:

weiblich66 %

34 %männlich

jünger als 18 Jahre

18–24 Jahre

25–34 Jahre

35–49 Jahre

50–65 Jahre

19,4 %

25,8 %31,2 %

20,4 %

3,2 %

Deutsche Leserschaft:weiblich26 %

74 %männlich

18–24 Jahre

25–34 Jahre

35–49 Jahre

50–65 Jahre

älter als 65 Jahre

23 %

40 %

3 %

29 %

5 %

Alle Daten stammen von einer Marktumfrage im Jahr 2013 auf unserer Webseite www.mdz-moskau.eu.

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5

Mediadaten 2016

Großbritannien0,56 %

Leserschaft der MDZ online

Österreich4,59 %

Niederlande0,30 %

Ukraine0,67 %

USA0,62 %

Dänemark0,47 %

ohne Angabe0,52 %

Schweiz3,15 %

Deutschland57,86 %

Russland27,12 %

Besucheranzahl: 25 000–30 000 *

* Quelle: Google Analytics.

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6

Mediadaten 2016

GRÖSSE DEUTSCHER TEIL RUSSISCHER TEIL

L × B in mm Seiten 3–5 Seiten 6–15 16 (letzte) Seite Seiten II–III Seiten IV–VII Seite VIII1/1 265 × 390 4.450,00 € 3.580,00 € 4.670,00 € 2.240,00 € 1.860,00 € 2.350,00 €1/2 265 × 177 2.400,00 € 1.900,00 € 2.520,00 € 1.190,00 € 980,00 € 1.250,00 €1/3 265 × 123,5 1.400,00 € 1.250,00 € 1.500,00 € 700,00 € 590,00 € 720,00 €

1/4 130,5 × 177 157,4 × 144

1.260,00 € 1.000,00 € 1.320,00 € 630,00 € 520,00 € 650,00 €

1/5 265 × 74 1.065,00 € 850,00 € – 530,00 € 440,00 € 560,00 €1/6 157,4 × 123,5 885,00 € 700,00 € – 470,00 € 370,00 € 490,00 €1/8 103,6 × 123,5 660,00 € 530,00 € – 332,00 € 270,00 € 350,00 €1/16 103,6 × 70 350,00 € 280,00 € – 175,00 € 145,00 € 180,00 €

ANZEIGEN

KATARZYNA PLASSMANN

Tel.: +7 (495) 531 68 87 (ext. 140)

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ANNA BRASCHNIKOWA

Tel.: +7 (495) 531 68 87 (ext. 148)

E-Mail: [email protected]

RUBRIK RESTAURANTANZEIGEN

8.000,00 Rubel

1. SEITE

50 × 37 420,00 €

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7

Mediadaten 2016

Mögliche Formate der Anzeigen

1/2265 x 177 mm

1/1265 x 390 mm

A N Z E I G E N A N Z E I G E NM Ö G L I C H E F O R M A T EM Ö G L I C H E F O R M A T E

02 03

1/4130.5 x 177 mm

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8

Mediadaten 2016

Mögliche Formate der Anzeigen

1/3265 x 123.5 mm

A N Z E I G E NM Ö G L I C H E F O R M A T E M Ö G L I C H E F O R M A T E

A N Z E I G E N04 05

1/4157.4 x 144 mm

1/6157.4 x 123.5 mm

1/8103,6 x 123.5 mm

1/16103,6 x 70 mm

50 x 37 mm

1/5265 x 74 mm

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9

Mediadaten 2016

Mögliche Formate von Anzeigen auf unserer WebseiteINTERNETBANNER AUF UNSERER WEBSITE MDZ-MOSKAU.EU

120 × 600 250,00 €300 × 250 365,00 €210 × 110 160,00 €

KATARZYNA PLASSMANN

Tel.: +7 (495) 531 68 87 (ext. 140)

E-Mail: [email protected]

ANNA BRASCHNIKOWA

Tel.: +7 (495) 531 68 87 (ext. 148)

E-Mail: [email protected]

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Mediadaten 2016

1 0w

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U N A B H Ä N G I G E ZE I T U N G F

Ü R PO L I T I K , W

I R T S C H A F T UN D K

U L T U R • G

E G R Ü N D E T 18 7 0

Nr. 17 (408) 10.09. bis 2

3.09.2015

TOLLHAUS

Sechs markante Beispiele

für das unberechenbare

Verhalten der

russischen

Justiz.

HAUSORDNUNG

Einblicke in den Alltag

eines Pfl egeheims für

psychisch gestörte

Menschen

in Sibirien.

ПЕРЕГОВОРНЫЙ

ПРОГРЕСС

К 60-летию визита

Конрада Аденауэра

в Москву

I

02

12

STICHW O R T E

Feucht gefeiert

Wann ha

t es an

einem

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Sieges

tag, zu

letzt ge

regnet

? Not-

falls m

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e russis

che Lu

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waffe eb

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zess m

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Regenw

olken.

Doch für

einen

5.9.

schein

t das n

icht zu

gelten

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868. Geburtst

ag Mosk

aus ist

näm-

lich ins

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efallen

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sich d

ie Teiln

ehmer d

er

Prozes

sion im

Rahmen

des Fe

s-

tivals „

Spassk

aja bas

chnja“

(im

Bild) zu

helfen

. Das Musik

festival

wird trad

itionel

l am Ta

g der S

tadt

eröffn

et. Denn

och ka

men Milli-

onen M

ensche

n auf

die St

raßen

und Plä

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Und am

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Rockgru

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latz. Kein

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er, das

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kein Geld

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e Wolk

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ich-

tung d

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meckerte

n spät

er

die Mosk

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Netz.

Letzte Zuflucht Datscha

Von einem Deutschen, der in Russla

nd alles verloren hat

Für Rolf

Webe

r ist R

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Zuhaus

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orden.

Jetzt

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rische

Bleibe. V

erzweife

lt such

t er n

ach ein

em Ausw

eg.

Von Tho

rsten G

utmann

Es ist der 25. Juli 2015, als Rolf

Weber durch die Wartehalle des

Moskauer Flughafens S

cheremet-

jewo läuft. In seiner T

asche steckt

ein Ticket nach Berlin. Am nächs-

ten Tag will er in seiner nieder-

sächsischen Heimatsta

dt Nienburg

sein, wo Frau und Kinder leben.

Doch Weber kommt nur bis zur

Passkontrolle. Der russis

che Beam-

te stockt: „Gegen Sie liegt eine

Ausreisesperre vor.“

Die Maschine hebt ohne den

Deutschen ab. Der h

atte mit dem

Kapitel Russland bereits

abge-

schlossen – nach 23 Jahren. Die

Reise nach Deutschland sollte ein

Neubeginn werden. Weber hatte

seine Wohnung im „Deutschen

Dorf“ am Prospekt W

ernadskogo

gekündigt und sich von seinem

Sohn Arthur verabschiedet, der

an einer Moskauer Universität

Maschinenbau studiert.

Die Ausreisesperre ist für den

66-Jährigen dabei nichts Neues.

Sie wurde bereits im vorigen Jahr

verhängt – eine Folge von Schul-

den, die Weber in Russland hat.

Doch weil seine Aufenthaltsg

eneh-

migung schon im Sommer 2014

abgelaufen ist, verfügte ein M

os-

kauer Gericht im

Juni die Abschie-

bung. Nach den Worten des R

ich-

ters war damit d

ie Ausreisesperre

außer Kraft g

esetzt. So erzählt e

s

zumindest Weber se

lbst. Der si

tzt

nun in der Falle, in einem Land, das

einerseits seine Ausreise verlangt

und andererseits diese Ausreise

verhindert. Weber hat bereits

seit

über einem Jahr keine Arbeit und

kein Einkommen mehr, inzwischen

kann er sich nicht einmal eine

Wohnung leisten. Unterschlupf

hat er auf einer Datscha am Mos-

kauer Stadtrand gefunden. Dort

teilt er sic

h ein kleines Zimmer mit

seinem Sohn. Die Datscha gehört

dessen ehemaliger Nachhilfe

lehre-

rin Tatjana Sergejewna. Doch sie

ist nicht beheizt und deshalb kein

Obdach für den bevorstehenden

Winter. Wie es dann weitergehen

soll, ist v

öllig ungewiss.

Der frühere Unternehmer steht

vor dem Nichts und weiß kaum

noch Rat. Der MDZ hat er seine

Geschichte erzählt, um auf die Situ-

ation aufmerksam zu machen. In

den Medien sieht er se

ine

„letzte Hoffnung“.

13

РЕКЛ

АМА

»Wenn man mich fra

gt, wo

ich leb

e, dann lau

tet die

ehrlichste

Antwort: im

Internet.

Der US-amerikanische IT-Experte

Edward Snowden bei einer Preisver-

leihung in Norwegen per Videoschal-

tung zu seinem Asyl in Russland.

»Die sauren

Nullerjah

re

sind v

orbei.

Es ist d

ie Zeit

für Führer,

Heilige

und Held

en

gekom

men. Das

ist gan

z nach

unserem

Geschmack

.

Der russische Schauspieler Iwan

Ochlobystin auf Twitter.

»Ich ve

rsichere

Ihnen, dass

sogar

diejen

igen au

s der

Bevölke

rung, die S

ympat

hien fü

r

Putin habe

n, ihn nich

t zum Za

ren

haben wolle

n. Auch sie

wünschen

sich, da

ss die M

achthabe

r abge

-

wählt werd

en können.

Der Kremlkritiker Alexej N

awalnyj im

Radiosender „Kommersant FM“.

»Zu Sowjetz

eiten war

das

so: W

illst d

u mit jem

andem

Geschäft

e mach

en – vergis

s den

Cognac

nicht. H

eute über

treibt

es

von de

n Spitzen au

s Polit

ik und

Wirtschaft

keiner

mehr mit d

em

Alkohol.

Diese M

ode ge

hört Gott

sei Dank d

er Verg

angenheit

an.

Der orthodoxe Patriarch Kyrill bei

einer Kirchentagung zur Sozialarbeit

in Moskau.

www.indust

riezone

.com

РЕКЛ

АМА

RIA

Novo

sti

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w. m

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-m

os

ka

u. e

u

U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , WI R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 18 (409) 24.09. bis 07.10.2015

Tschechow lebt auch dort,

wo er gestorben ist

Google und das Moskauer Tsche-

chow-Künstlertheater veranstalten

einen Literaturmarathon: 24 Stun-

den lang lesen Hunderte Men-

schen am 25. und 26. September an

in- und ausländischen Standorten

nonstop aus 40 Werken des gefei-

erten russischen Schriftstellers

Anton Tschechow. Darunter sind

sowohl Prominente als auch Laien,

die sich über ein Casting bewerben

konnten. Die Aktion steht unter

dem Titel „Tschechow lebt“, sie

wird live auf YouTube und Goog-

le+ übertragen.

Die Geografie der Teilnehmer

reicht von Moskau bis Wladiwos-

tok, von New York bis Hongkong.

Und auch Badenweiler ist mit von

der Partie. In der kleinen Schwarz-

wald-Gemeinde mit ihren heute

4000 Einwohnern starb Tschechow

1904 an Tuberkulose. Dort gibt es

das einzige Tschechow-Museum in

Westeuropa und ein Tschechow-

Denkmal, das vor 25 Jahren die Insel

Sachalin gespendet hat. In Baden-

weiler versteht man sich als Kul-

turbrücke und macht gern bei dem

Lesespektakel mit: „Eine tolle Idee,

es ist uns eine Ehre“, sa

gt Heinz Set-

zer, der Vizechef der Tschechow-

Gesellschaft. Er lie

st auch selbst –

und sogar auf Russisch.

tk

BERUFE NUR

FÜR MÄNNER

Russland liegt vorn: bei

Berufsverboten und Auf-

stiegschancen

für Frauen.

EIN LAND NUR

FÜR KENNER

Für die Einen Konfl iktge-

biet, für Andere Reiseziel

Nummer 1:

Abchasien.

СТАРЫЙ СВЕТ

Немецкое

общество

стремительно

стареетIII

04

12

STICHW O R T E

Protest auf Abwegen

Kasparow fordert mehr Ungehorsam

Garri Kasparow war selbst in den

besten Jahren der russischen Bür-

gerproteste gegen Putin im Oppo-

sitionslager höchstens ein Mann

der zweiten Reihe. An den Rand

gedrängt von Volkstribunen wie

Alexej Nawalnij, die den Ton der

Masse trafen und denen diese

bereitwillig folgte.

Jetzt hat sich der frü

here Schach-

weltmeister, der seit 2013 in den

USA lebt, wieder zu Wort gemeldet

und Nawalnyj ungewöhnlich offen

kritisiert. D

ie Protestbewegung der

letzten Jahre sei „am Ende“, schrieb

Kasparow nach der jüngsten Oppo-

sitionsdemo im Mos kauer Außen-

bezirk Marino. „Ein paar Tausend

Menschen am Stadtrand und win-

zige Prozente bei den sogenannten

Wahlen in den Regionen“ seien

bezeichnend für die Lage. Man habe

sich auf die Spielregeln des Kremls

eingelassen. „Dann wäre es besser,

überhaupt nichts zu tun.“

Eine konstruktive Alternative

nennt Kasparow nicht, deutet nur

an, man habe 2012 entschlossener

um die Macht kämpfen sollen. Was

das heißen soll, ist unklar. Ein russi-

scher Maidan? Daran wäre der Pro-

test, getragen von der neuen Mit-

telschicht, vermutlich schon damals

zerbrochen. Wie es Kremlgegnern

heute bei ihrem Weg durch die Ins-

tanzen ergeht, lesen Sie auf Seite

09, Gedanken zur Opposi tion auf

Seite 08.

tk

РЕКЛ

АМА

»Ein Dankeschön an Präsi

-

dent Wladimir P

utin, dass er

sich die Z

eit genommen und mich

angerufen hat. Ich fre

ue mich auf

ein persönlich

es Treff

en, um LGBT-

Gleichstel

lung zu diskutier

en.

Popstar Elton John auf Instagram

nach einem Telefonat, bei dem sich

ein Moskauer Journalist („Vovan222“)

als Putin ausgegeben hatte.

»Wir halte

n es mit d

en Mel-

dungen zu den Sanktionen

wie mit d

em Wetterberic

ht. Der

kommt in den Nach

richten auch

immer zum Schluss.

Der russische Parlamentspräsident

Sergej Naryschkin vor Journalisten.

»Mein Plan besteht darin

,

unter alle

n Umständen

anständig zu bleib

en und mich in

jeder Situatio

n so zu verhalte

n,

wie es an

ständige M

enschen tun.

Kremlgegner Alexej Nawalnyj auf

einer Protestkundgebung in Moskau.

»Man kann uns nicht glauben

machen, dass

bei sinken

dem

Lebenssta

ndard die Wahlerg

eb-

nisse der R

egierungsparte

i steigen.

Was wir h

aben, ist ein

e tatari

sch-

mongolische Demokrat

ie mit

byzantinisch

em Einschlag.

Der Rechtspopulist Wladimir Schiri-

nowskij auf Twitter zu den jüngsten

Gouverneurswahlen in Russland.

www.industriezone.co

m

РЕКЛ

АМА

РЕКЛ

АМА

Schirmherrschaft in Zarizyno

Katharina die G

roße hatte kei

n Glück mit Z

arizyno. Eine Sommerre

si-

denz wollte

sie sich

dort, südlich

von Moskau, err

ichten lassen. Doch

erst gefie

len ihr die Entwürfe

nicht, dann sta

rb die Z

arin 1796. M

ehr

als zwei J

ahrhunderte später

stand Zariz

yno nun beim Großen Katha-

rinenball und ein

em Festiva

l der Balltr

aditionen ganz im Zeich

en der

Deutschen und ihrer

Zeit. Mehr au

f Seite 13.

Wla

dim

ir Lu

kjano

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U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 19 (410) 08.10. bis 21.10.2015

WELTENBRAND

Russland bombt in Syrien,

unter Muslimen wächst

die Wut. Besteht Moskau

die Propaganda-

Schlacht?

STADTGEFLÜSTER

Sie halten Moskau für ein

hartes Pfl aster? Lesen Sie,

was ein Obdachloser über

sein Leben hier

erzählt.

ПОМОЩЬ

В УХОДЕ

В ФРГ обсуждают

проект закона

об эвтаназии I

02

12

STICHW O R T E

Brief an den Zensor

Seit der letzten Ausgabe hat die MDZ einen Leser mehr

Wie wir aus zuverlässiger Quel-

le erfahren haben, wird die MDZ

seit der letzten Ausgabe von einem

deutschsprachigen Zensor über-

prüft. Der Grund dafür: Einige

Medien sollen bei der Berichterstat-

tung zu den Regionalwahlen „über

die Stränge geschlagen“ haben.

Um dem Zensor ein wenig unter

die Arme zu greifen und damit wir

Redakteure uns ohne Verzögerung

in den Feierabend verabschieden

können, gibt es hier einen kleinen

Leitfaden durch die Ausgabe.

Sehr geehrter Zensor, bitte

beachten Sie unsere Berichterstat-

tung zu Syrien auf Seite 2, anders als

in anderen Medien wird dort kein

böses Wort über Russland verlo-

ren. Auf derselben Seite können Sie

lesen, dass das neue Verwaltungsge-

setz zwar gut gemeint ist, aber die

Bürger benachteiligen könnte. Der

Text zu Transaero (Seite 4) kann mit

etwas Fantasie den Eindruck erwe-

cken, Aeroflot habe nicht alles ver-

sucht, um die Pleite zu verhindern.

Hier wird auch über eine Ungenau-

igkeit der Aufsichtsbehörde Rossel-

chosnadsor in der Causa „falscher

Käse“ berichtet. Auf Seite 5 wird auf

einen Mangel an Standards für Öko-

Lebensmittel hingeweisen. Eine der

Antworten im Interview auf Seite

6 könnte Hinweise auf Korruption

russischer Lokalbehörden enthal-

ten. In einem Text auf Seite 6 wird

kritisiert, dass Russland wenig zur

Aufarbeitung politischer Repressi-

on getan habe. Auf Seite 8 haben

wir sogar einem Wetterbericht von

„Rossija 24“ im Originalton Platz

eingeräumt. In einem Artikel über

Kunst in Russland (Seite 10) finden

am Rande die geringen Strafen für

Aktivisten, die Ausstellungen über-

fielen, Erwähnung. Bitte beach-

ten Sie die Bildauswahl auf Seite

2. Es gab Fotos von antirussischen

Protesten in den USA, bei denen

Russland auf Plakaten mit Nazi-

Deutschland gleichgesetzt wurde.

Wir entschieden uns gegen einen

Abdruck. In der Hoffnung auf gute

Zusammenarbeit,

Ihre Redaktion

РЕКЛ

АМА

»Begreift ihr eigentlich heute,

was ihr angerichtet habt?

Wladimir Putin bei einer Rede vor

der UN-Generalversammlung an die

Adresse derer, die er für „aggressive

ausländische Einmischung“ in Län-

dern des Nahen Ostens und Nordafri-

kas verantwortlich macht.

»Russland, der Iran, Syrien

und der Irak haben sich zu

einer unheiligen Allianz zusam-

mengeschlossen.

US-Politikerin Carly Fiorina, Präsi-

dentschaftskandidatin der Repub-

likaner und Ex-Chefin von Hewlett-

Packard, in einem Radiointerview.

»Wenn mir früher auf der

Straße schräge Blicke und

Münzen zuteil wurden, so treffe

ich heute auf lächelnde Gesichter,

Hilfsbereitschaft und Verständnis.

Akschana Abdikarimowa, Teilneh-

merin an einem Rollstuhlrennen auf

der Formel-1-Strecke in Sotschi, in

der „Nowaja Gaseta“ zur Situation

von Behinderten in Russland.

»Politik ist die Kunst des

Möglichen, das Eintreten

für Bürgerrechte die Kunst des

Unmöglichen.

Michail Fedotow, Vorsitzender des

Menschenrechtsrats beim russischen

Präsidenten, auf einer Veranstaltung

mit Putin.

www.industriezone.com

РЕКЛ

АМА

РЕКЛ

АМА

Tigers Tränen

Am 27. September feierte

Russland den „Tag des Tigers“.

Sein Ferner Osten ist ja

berühmt für die dortige Rest-

population an Amurtigern, auch

Sibirische Katze g

enannt – sie

ist die wohl größte Katzenart.

Ihr und den anderen Großkat-

zen eingedenk verkehrt seit

dem

in Moskau ein Metrozug, der

innen wie ein Dschungel bemalt

ist. Und Transaero flieg

t zu

Tigers Ehren eine Boeing 747

mit Tigerschnauze (im

Bild lan-

det sie in Wladiwostok). Le

ider

müssen wir auf Seite 4 über die

Pleite der Flu

glinie berichten.

RIA

Novo

sti

LOKALE ORGANISATIONEN• Deutsch-Russisches Haus Moskau,

Ul. Malaja Pirogowskaja 5;• Deutsche Botschaft Moskau,

Ul. Mosfilmowskaja 56;• Goethe-Institut, Leninsky Pr. 95 a;• Wohngebiet der Deutschen Botschaft,

Pr. Wernadskogo 103;• Deutsches Historisches Institut Moskau,

Nachimowsky Pr. 51/52;• Deutsch-Russische AHK, 1. Kasatschi per. 7;• LLC German Centre für Industrie und Handel,

Pr. Andropowa 18, Gebäude 6;• Deutsches Konsulat in Moskau,

Leninsky Pr. 95a;• Berliner Haus, Ul. Petrowka 5;• Association of European Business,

Ul. Krasnoproletarskaja 16, Gebäude 3;

• Evangelisch-lutherische Gemeinde, Starosadsky Per. 10/7;

• Moskauer Haus der Nationalitäten, Ul. Nowaja Basmannaja 4, Gebäude 1;

• Internationales Haus der Musik, Kosmodamjanskaja nab. 52;

• Lomonossow-Universität (MGU), Lomonosowsky Pr. 31;

• Higher School of Economics, Ul. Woronzowo Polje 5a.

DEUTSCHE UNTERNEHMEN• Mercedes-Benz, Leningradsky Pr. 39a;• Rödl und Partner, Ul. Elektrosawodskaja 27;• Antal, Trjochprudny Per. 9;• Deutsche Welle Zahnheilkunde,

Ul. Sadowaya-Spasskaya 19;• Liden & Denz, Grusinsky Per. 3;• Jones Lang LaSalle, Ul. Letnikowskaja 2/1.

HOTELS• „Hotel National“, Ul. Mochowaja 15/1;• „Metropol Hotel“, Teatralny pr-d 1/4;• „President Hotel“, Ul. Bolschaja Jakimanka 24;• Hotel „Renaissance“, Olimpijsky Pr. 18/1;• „Art Hotel“, Ul. 3. Peschtschanaja 2;• „Swissotel – Red Hills“, Kosmodamjanskaja nab 52;• „Baltschug Kempinski Moscow Hotel“,

Ul. Baltschug 1;• „Marriott Aurora Hotel“, Ul. Petrowka 11/20;• „Marriott Grand Hotel“, Ul. Twerskaja 26;• „Corston Hotel“, Ul. Kossygina 15;• „Sheraton Palace Hotel“,

Ul. 1. Twerskaja-Jamskaja 19;• Hotel „Aquamarine“, Oserkowskaja nab. 26;

Moskau

VERTRIEBSSTELLEN

Page 11: MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNGru.mdz-moskau.eu/wp-content/uploads/2016/05/... · chow-Künstlertheater veranstalten einen Literaturmarathon: 24 Stun-den lang lesen Hunderte Men-schen am

w w w . m d z - m o s k a u . e u

Mediadaten 2016

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E G R Ü N D E T 18 7 0

Nr. 17 (408) 10.09. bis 2

3.09.2015

TOLLHAUS

Sechs markante Beispiele

für das unberechenbare

Verhalten der

russischen

Justiz.

HAUSORDNUNG

Einblicke in den Alltag

eines Pfl egeheims für

psychisch gestörte

Menschen

in Sibirien.

ПЕРЕГОВОРНЫЙ

ПРОГРЕСС

К 60-летию визита

Конрада Аденауэра

в Москву

I

02

12

STICHW O R T E

Feucht gefeiert

Wann ha

t es an

einem

9.5., dem

Sieges

tag, zu

letzt ge

regnet

? Not-

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e russis

che Lu

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waffe eb

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Regenw

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Doch für

einen

5.9.

schein

t das n

icht zu

gelten

. Der

868. Geburtst

ag Mosk

aus ist

näm-

lich ins

Wasser g

efallen

. Immerh

in

wussten

sich d

ie Teiln

ehmer d

er

Prozes

sion im

Rahmen

des Fe

s-

tivals „

Spassk

aja bas

chnja“

(im

Bild) zu

helfen

. Das Musik

festival

wird trad

itionel

l am Ta

g der S

tadt

eröffn

et. Denn

och ka

men Milli-

onen M

ensche

n auf

die St

raßen

und Plä

tze de

r feiern

den St

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Und am

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ang so

gar die

Rockgru

ppe Aero

smith auf

dem

Roten P

latz. Kein

Wund

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s

kein Geld

für di

e Wolk

envern

ich-

tung d

a war,

meckerte

n spät

er

die Mosk

auer im

Netz.

Letzte Zuflucht Datscha

Von einem Deutschen, der in Russla

nd alles verloren hat

Für Rolf

Webe

r ist R

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d über

die Ja

hre zu

einem

zweite

n

Zuhaus

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orden.

Jetzt

darf e

r wede

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n.

Der Gesc

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eine

proviso

rische

Bleibe. V

erzweife

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ach ein

em Ausw

eg.

Von Tho

rsten G

utmann

Es ist der 25. Juli 2015, als Rolf

Weber durch die Wartehalle des

Moskauer Flughafens S

cheremet-

jewo läuft. In seiner T

asche steckt

ein Ticket nach Berlin. Am nächs-

ten Tag will er in seiner nieder-

sächsischen Heimatsta

dt Nienburg

sein, wo Frau und Kinder leben.

Doch Weber kommt nur bis zur

Passkontrolle. Der russis

che Beam-

te stockt: „Gegen Sie liegt eine

Ausreisesperre vor.“

Die Maschine hebt ohne den

Deutschen ab. Der h

atte mit dem

Kapitel Russland bereits

abge-

schlossen – nach 23 Jahren. Die

Reise nach Deutschland sollte ein

Neubeginn werden. Weber hatte

seine Wohnung im „Deutschen

Dorf“ am Prospekt W

ernadskogo

gekündigt und sich von seinem

Sohn Arthur verabschiedet, der

an einer Moskauer Universität

Maschinenbau studiert.

Die Ausreisesperre ist für den

66-Jährigen dabei nichts Neues.

Sie wurde bereits im vorigen Jahr

verhängt – eine Folge von Schul-

den, die Weber in Russland hat.

Doch weil seine Aufenthaltsg

eneh-

migung schon im Sommer 2014

abgelaufen ist, verfügte ein M

os-

kauer Gericht im

Juni die Abschie-

bung. Nach den Worten des R

ich-

ters war damit d

ie Ausreisesperre

außer Kraft g

esetzt. So erzählt e

s

zumindest Weber se

lbst. Der si

tzt

nun in der Falle, in einem Land, das

einerseits seine Ausreise verlangt

und andererseits diese Ausreise

verhindert. Weber hat bereits

seit

über einem Jahr keine Arbeit und

kein Einkommen mehr, inzwischen

kann er sich nicht einmal eine

Wohnung leisten. Unterschlupf

hat er auf einer Datscha am Mos-

kauer Stadtrand gefunden. Dort

teilt er sic

h ein kleines Zimmer mit

seinem Sohn. Die Datscha gehört

dessen ehemaliger Nachhilfe

lehre-

rin Tatjana Sergejewna. Doch sie

ist nicht beheizt und deshalb kein

Obdach für den bevorstehenden

Winter. Wie es dann weitergehen

soll, ist v

öllig ungewiss.

Der frühere Unternehmer steht

vor dem Nichts und weiß kaum

noch Rat. Der MDZ hat er seine

Geschichte erzählt, um auf die Situ-

ation aufmerksam zu machen. In

den Medien sieht er se

ine

„letzte Hoffnung“.

13

РЕКЛ

АМА

»Wenn man mich fra

gt, wo

ich leb

e, dann lau

tet die

ehrlichste

Antwort: im

Internet.

Der US-amerikanische IT-Experte

Edward Snowden bei einer Preisver-

leihung in Norwegen per Videoschal-

tung zu seinem Asyl in Russland.

»Die sauren

Nullerjah

re

sind v

orbei.

Es ist d

ie Zeit

für Führer,

Heilige

und Held

en

gekom

men. Das

ist gan

z nach

unserem

Geschmack

.

Der russische Schauspieler Iwan

Ochlobystin auf Twitter.

»Ich ve

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Ihnen, dass

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s der

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Putin habe

n, ihn nich

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haben wolle

n. Auch sie

wünschen

sich, da

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achthabe

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wählt werd

en können.

Der Kremlkritiker Alexej N

awalnyj im

Radiosender „Kommersant FM“.

»Zu Sowjetz

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Geschäft

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en – vergis

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Cognac

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Wirtschaft

keiner

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Alkohol.

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hört Gott

sei Dank d

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an.

Der orthodoxe Patriarch Kyrill bei

einer Kirchentagung zur Sozialarbeit

in Moskau.

www.indust

riezone

.com

РЕКЛ

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RIA

Novo

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U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , WI R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 18 (409) 24.09. bis 07.10.2015

Tschechow lebt auch dort,

wo er gestorben ist

Google und das Moskauer Tsche-

chow-Künstlertheater veranstalten

einen Literaturmarathon: 24 Stun-

den lang lesen Hunderte Men-

schen am 25. und 26. September an

in- und ausländischen Standorten

nonstop aus 40 Werken des gefei-

erten russischen Schriftstellers

Anton Tschechow. Darunter sind

sowohl Prominente als auch Laien,

die sich über ein Casting bewerben

konnten. Die Aktion steht unter

dem Titel „Tschechow lebt“, sie

wird live auf YouTube und Goog-

le+ übertragen.

Die Geografie der Teilnehmer

reicht von Moskau bis Wladiwos-

tok, von New York bis Hongkong.

Und auch Badenweiler ist mit von

der Partie. In der kleinen Schwarz-

wald-Gemeinde mit ihren heute

4000 Einwohnern starb Tschechow

1904 an Tuberkulose. Dort gibt es

das einzige Tschechow-Museum in

Westeuropa und ein Tschechow-

Denkmal, das vor 25 Jahren die Insel

Sachalin gespendet hat. In Baden-

weiler versteht man sich als Kul-

turbrücke und macht gern bei dem

Lesespektakel mit: „Eine tolle Idee,

es ist uns eine Ehre“, sa

gt Heinz Set-

zer, der Vizechef der Tschechow-

Gesellschaft. Er lie

st auch selbst –

und sogar auf Russisch.

tk

BERUFE NUR

FÜR MÄNNER

Russland liegt vorn: bei

Berufsverboten und Auf-

stiegschancen

für Frauen.

EIN LAND NUR

FÜR KENNER

Für die Einen Konfl iktge-

biet, für Andere Reiseziel

Nummer 1:

Abchasien.

СТАРЫЙ СВЕТ

Немецкое

общество

стремительно

стареетIII

04

12

STICHW O R T E

Protest auf Abwegen

Kasparow fordert mehr Ungehorsam

Garri Kasparow war selbst in den

besten Jahren der russischen Bür-

gerproteste gegen Putin im Oppo-

sitionslager höchstens ein Mann

der zweiten Reihe. An den Rand

gedrängt von Volkstribunen wie

Alexej Nawalnij, die den Ton der

Masse trafen und denen diese

bereitwillig folgte.

Jetzt hat sich der frü

here Schach-

weltmeister, der seit 2013 in den

USA lebt, wieder zu Wort gemeldet

und Nawalnyj ungewöhnlich offen

kritisiert. D

ie Protestbewegung der

letzten Jahre sei „am Ende“, schrieb

Kasparow nach der jüngsten Oppo-

sitionsdemo im Mos kauer Außen-

bezirk Marino. „Ein paar Tausend

Menschen am Stadtrand und win-

zige Prozente bei den sogenannten

Wahlen in den Regionen“ seien

bezeichnend für die Lage. Man habe

sich auf die Spielregeln des Kremls

eingelassen. „Dann wäre es besser,

überhaupt nichts zu tun.“

Eine konstruktive Alternative

nennt Kasparow nicht, deutet nur

an, man habe 2012 entschlossener

um die Macht kämpfen sollen. Was

das heißen soll, ist unklar. Ein russi-

scher Maidan? Daran wäre der Pro-

test, getragen von der neuen Mit-

telschicht, vermutlich schon damals

zerbrochen. Wie es Kremlgegnern

heute bei ihrem Weg durch die Ins-

tanzen ergeht, lesen Sie auf Seite

09, Gedanken zur Opposi tion auf

Seite 08.

tk

РЕКЛ

АМА

»Ein Dankeschön an Präsi

-

dent Wladimir P

utin, dass er

sich die Z

eit genommen und mich

angerufen hat. Ich fre

ue mich auf

ein persönlich

es Treff

en, um LGBT-

Gleichstel

lung zu diskutier

en.

Popstar Elton John auf Instagram

nach einem Telefonat, bei dem sich

ein Moskauer Journalist („Vovan222“)

als Putin ausgegeben hatte.

»Wir halte

n es mit d

en Mel-

dungen zu den Sanktionen

wie mit d

em Wetterberic

ht. Der

kommt in den Nach

richten auch

immer zum Schluss.

Der russische Parlamentspräsident

Sergej Naryschkin vor Journalisten.

»Mein Plan besteht darin

,

unter alle

n Umständen

anständig zu bleib

en und mich in

jeder Situatio

n so zu verhalte

n,

wie es an

ständige M

enschen tun.

Kremlgegner Alexej Nawalnyj auf

einer Protestkundgebung in Moskau.

»Man kann uns nicht glauben

machen, dass

bei sinken

dem

Lebenssta

ndard die Wahlerg

eb-

nisse der R

egierungsparte

i steigen.

Was wir h

aben, ist ein

e tatari

sch-

mongolische Demokrat

ie mit

byzantinisch

em Einschlag.

Der Rechtspopulist Wladimir Schiri-

nowskij auf Twitter zu den jüngsten

Gouverneurswahlen in Russland.

www.industriezone.co

m

РЕКЛ

АМА

РЕКЛ

АМА

Schirmherrschaft in Zarizyno

Katharina die G

roße hatte kei

n Glück mit Z

arizyno. Eine Sommerre

si-

denz wollte

sie sich

dort, südlich

von Moskau, err

ichten lassen. Doch

erst gefie

len ihr die Entwürfe

nicht, dann sta

rb die Z

arin 1796. M

ehr

als zwei J

ahrhunderte später

stand Zariz

yno nun beim Großen Katha-

rinenball und ein

em Festiva

l der Balltr

aditionen ganz im Zeich

en der

Deutschen und ihrer

Zeit. Mehr au

f Seite 13.

Wla

dim

ir Lu

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U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 19 (410) 08.10. bis 21.10.2015

WELTENBRAND

Russland bombt in Syrien,

unter Muslimen wächst

die Wut. Besteht Moskau

die Propaganda-

Schlacht?

STADTGEFLÜSTER

Sie halten Moskau für ein

hartes Pfl aster? Lesen Sie,

was ein Obdachloser über

sein Leben hier

erzählt.

ПОМОЩЬ

В УХОДЕ

В ФРГ обсуждают

проект закона

об эвтаназии I

02

12

STICHW O R T E

Brief an den Zensor

Seit der letzten Ausgabe hat die MDZ einen Leser mehr

Wie wir aus zuverlässiger Quel-

le erfahren haben, wird die MDZ

seit der letzten Ausgabe von einem

deutschsprachigen Zensor über-

prüft. Der Grund dafür: Einige

Medien sollen bei der Berichterstat-

tung zu den Regionalwahlen „über

die Stränge geschlagen“ haben.

Um dem Zensor ein wenig unter

die Arme zu greifen und damit wir

Redakteure uns ohne Verzögerung

in den Feierabend verabschieden

können, gibt es hier einen kleinen

Leitfaden durch die Ausgabe.

Sehr geehrter Zensor, bitte

beachten Sie unsere Berichterstat-

tung zu Syrien auf Seite 2, anders als

in anderen Medien wird dort kein

böses Wort über Russland verlo-

ren. Auf derselben Seite können Sie

lesen, dass das neue Verwaltungsge-

setz zwar gut gemeint ist, aber die

Bürger benachteiligen könnte. Der

Text zu Transaero (Seite 4) kann mit

etwas Fantasie den Eindruck erwe-

cken, Aeroflot habe nicht alles ver-

sucht, um die Pleite zu verhindern.

Hier wird auch über eine Ungenau-

igkeit der Aufsichtsbehörde Rossel-

chosnadsor in der Causa „falscher

Käse“ berichtet. Auf Seite 5 wird auf

einen Mangel an Standards für Öko-

Lebensmittel hingeweisen. Eine der

Antworten im Interview auf Seite

6 könnte Hinweise auf Korruption

russischer Lokalbehörden enthal-

ten. In einem Text auf Seite 6 wird

kritisiert, dass Russland wenig zur

Aufarbeitung politischer Repressi-

on getan habe. Auf Seite 8 haben

wir sogar einem Wetterbericht von

„Rossija 24“ im Originalton Platz

eingeräumt. In einem Artikel über

Kunst in Russland (Seite 10) finden

am Rande die geringen Strafen für

Aktivisten, die Ausstellungen über-

fielen, Erwähnung. Bitte beach-

ten Sie die Bildauswahl auf Seite

2. Es gab Fotos von antirussischen

Protesten in den USA, bei denen

Russland auf Plakaten mit Nazi-

Deutschland gleichgesetzt wurde.

Wir entschieden uns gegen einen

Abdruck. In der Hoffnung auf gute

Zusammenarbeit,

Ihre Redaktion

РЕКЛ

АМА

»Begreift ihr eigentlich heute,

was ihr angerichtet habt?

Wladimir Putin bei einer Rede vor

der UN-Generalversammlung an die

Adresse derer, die er für „aggressive

ausländische Einmischung“ in Län-

dern des Nahen Ostens und Nordafri-

kas verantwortlich macht.

»Russland, der Iran, Syrien

und der Irak haben sich zu

einer unheiligen Allianz zusam-

mengeschlossen.

US-Politikerin Carly Fiorina, Präsi-

dentschaftskandidatin der Repub-

likaner und Ex-Chefin von Hewlett-

Packard, in einem Radiointerview.

»Wenn mir früher auf der

Straße schräge Blicke und

Münzen zuteil wurden, so treffe

ich heute auf lächelnde Gesichter,

Hilfsbereitschaft und Verständnis.

Akschana Abdikarimowa, Teilneh-

merin an einem Rollstuhlrennen auf

der Formel-1-Strecke in Sotschi, in

der „Nowaja Gaseta“ zur Situation

von Behinderten in Russland.

»Politik ist die Kunst des

Möglichen, das Eintreten

für Bürgerrechte die Kunst des

Unmöglichen.

Michail Fedotow, Vorsitzender des

Menschenrechtsrats beim russischen

Präsidenten, auf einer Veranstaltung

mit Putin.

www.industriezone.com

РЕКЛ

АМА

РЕКЛ

АМА

Tigers Tränen

Am 27. September feierte

Russland den „Tag des Tigers“.

Sein Ferner Osten ist ja

berühmt für die dortige Rest-

population an Amurtigern, auch

Sibirische Katze g

enannt – sie

ist die wohl größte Katzenart.

Ihr und den anderen Großkat-

zen eingedenk verkehrt seit

dem

in Moskau ein Metrozug, der

innen wie ein Dschungel bemalt

ist. Und Transaero flieg

t zu

Tigers Ehren eine Boeing 747

mit Tigerschnauze (im

Bild lan-

det sie in Wladiwostok). Le

ider

müssen wir auf Seite 4 über die

Pleite der Flu

glinie berichten.

RIA

Novo

sti

• Business-Hotel „Renaissance Monarch Hotel“, Leninsky Pr. 31a/1;

• „Hilton Moscow Hotel“, Ul. Kalantschewskaja 21/40;• „Mamaison All Suites Spa Hotel Pokrowka“,

Ul. Pokrowka 40/2;• Hotel „Beijing“, Ul. Bolschaja Sadowaja 5;• „Katerina-City“, Schljusowaja nab. 6, Gebäude 1;• „Katerina Park“, Ul. Kirowogradskaja 11;• „East-West“, Twerskoj Blvd. 14;• „Lotte Hotel Moscow“, Nowinsky Blvd. 8, Gebäude 2;• „Hotel Golden Apple“, Ul. Malaja Dmitrowka 11;• Hotel „Kassado“, Ul. Mnewniki 3, Gebäude 2;• „Borodino Business Hotel“, Ul. Rusakowskaja 13,

Gebäude 5;• Hotel „Kadaschewskaja“, Kadaschewskaja nab. 26;• Hotel Mitino, Pjatnizkoje Chaussee 18;• „Savoy“, Ul. Roschdestwenka 3/6, Gebäude 1;• „Holiday Inn“, Ul. Lesnaja 15;• „Holiday Inn“, Suschtschewsky Wal 74;• „Crowne Plaza“, Krasnopresnenskaja nab. 12.

Moskau

VERTRIEBSSTELLEN

BUSINESS CENTER• German Competence Center, Schljusowaja nab. 8/1;• „Dukat-Plaza“, Ul. Gascheka 7;• Olympic Plaza, Pr. Mira, 33/1;• Legion, Ul. Bolschaja Ordynka 40;• Proton, Ul. Nowosawodskaja 22;• Business Center na Mochowoi, Ul. Mochowaja 4/7,

Kor. 2;• Business Center na Serebrjakowa,

Serebrjakowa Pr. 6;• Business Center, Nikitsky Per. 5;• Business Center, Ul. Bachruschina 32/1.

CAFÉS UND RESTAURANTS• Restaurant Deutsches Eck, Pr. Wernadskogo 103;• Restaurant WIRT, Plotnikow Per. 19;

• Coffee Bean, Ul. Pjatnizkaja 5, Ul. Pokrowka 18/3, Ul. Sretenka 22/1;

• Restaurant Paulaner Bräuhaus, Schljusowaja Nab. 2/1;• Restaurant Bavarius, Ul. Sadowaja-Triumfalnaja

2/30, Gebäude 1; Komsomolsky Pr. 21/10;• Restaurant „G & M“, Ul. Nowoslobodskaja 16a;• Restaurant „Uncle Sam‘s Cafe“, Ul. Satsepskij Wal 5;• Restaurant „Berlin keb‘up“, Pr. Vernadskogo 29,

Varshavskoye Chaussee 34;• European Medical Centre, Ul. Tschepkina 35;

Orlowsky Per. 7; Spiridonowsky Per. 5/1.

FLUGHÄFEN (TERMINALS UND VIP-BEREICHE FÜR FLÜGE VON AEROFLOT)• Scheremetjewo;• Wnukowo.

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Mediadaten 2016

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3.09.2015

TOLLHAUS

Sechs markante Beispiele

für das unberechenbare

Verhalten der

russischen

Justiz.

HAUSORDNUNG

Einblicke in den Alltag

eines Pfl egeheims für

psychisch gestörte

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Letzte Zuflucht Datscha

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Sohn Arthur verabschiedet, der

an einer Moskauer Universität

Maschinenbau studiert.

Die Ausreisesperre ist für den

66-Jährigen dabei nichts Neues.

Sie wurde bereits im vorigen Jahr

verhängt – eine Folge von Schul-

den, die Weber in Russland hat.

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13

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Der US-amerikanische IT-Experte

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»Die sauren

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sind v

orbei.

Es ist d

ie Zeit

für Führer,

Heilige

und Held

en

gekom

men. Das

ist gan

z nach

unserem

Geschmack

.

Der russische Schauspieler Iwan

Ochlobystin auf Twitter.

»Ich ve

rsichere

Ihnen, dass

sogar

diejen

igen au

s der

Bevölke

rung, die S

ympat

hien fü

r

Putin habe

n, ihn nich

t zum Za

ren

haben wolle

n. Auch sie

wünschen

sich, da

ss die M

achthabe

r abge

-

wählt werd

en können.

Der Kremlkritiker Alexej N

awalnyj im

Radiosender „Kommersant FM“.

»Zu Sowjetz

eiten war

das

so: W

illst d

u mit jem

andem

Geschäft

e mach

en – vergis

s den

Cognac

nicht. H

eute über

treibt

es

von de

n Spitzen au

s Polit

ik und

Wirtschaft

keiner

mehr mit d

em

Alkohol.

Diese M

ode ge

hört Gott

sei Dank d

er Verg

angenheit

an.

Der orthodoxe Patriarch Kyrill bei

einer Kirchentagung zur Sozialarbeit

in Moskau.

www.indust

riezone

.com

РЕКЛ

АМА

RIA

Novo

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w. m

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-m

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U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , WI R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 18 (409) 24.09. bis 07.10.2015

Tschechow lebt auch dort,

wo er gestorben ist

Google und das Moskauer Tsche-

chow-Künstlertheater veranstalten

einen Literaturmarathon: 24 Stun-

den lang lesen Hunderte Men-

schen am 25. und 26. September an

in- und ausländischen Standorten

nonstop aus 40 Werken des gefei-

erten russischen Schriftstellers

Anton Tschechow. Darunter sind

sowohl Prominente als auch Laien,

die sich über ein Casting bewerben

konnten. Die Aktion steht unter

dem Titel „Tschechow lebt“, sie

wird live auf YouTube und Goog-

le+ übertragen.

Die Geografie der Teilnehmer

reicht von Moskau bis Wladiwos-

tok, von New York bis Hongkong.

Und auch Badenweiler ist mit von

der Partie. In der kleinen Schwarz-

wald-Gemeinde mit ihren heute

4000 Einwohnern starb Tschechow

1904 an Tuberkulose. Dort gibt es

das einzige Tschechow-Museum in

Westeuropa und ein Tschechow-

Denkmal, das vor 25 Jahren die Insel

Sachalin gespendet hat. In Baden-

weiler versteht man sich als Kul-

turbrücke und macht gern bei dem

Lesespektakel mit: „Eine tolle Idee,

es ist uns eine Ehre“, sa

gt Heinz Set-

zer, der Vizechef der Tschechow-

Gesellschaft. Er lie

st auch selbst –

und sogar auf Russisch.

tk

BERUFE NUR

FÜR MÄNNER

Russland liegt vorn: bei

Berufsverboten und Auf-

stiegschancen

für Frauen.

EIN LAND NUR

FÜR KENNER

Für die Einen Konfl iktge-

biet, für Andere Reiseziel

Nummer 1:

Abchasien.

СТАРЫЙ СВЕТ

Немецкое

общество

стремительно

стареетIII

04

12

STICHW O R T E

Protest auf Abwegen

Kasparow fordert mehr Ungehorsam

Garri Kasparow war selbst in den

besten Jahren der russischen Bür-

gerproteste gegen Putin im Oppo-

sitionslager höchstens ein Mann

der zweiten Reihe. An den Rand

gedrängt von Volkstribunen wie

Alexej Nawalnij, die den Ton der

Masse trafen und denen diese

bereitwillig folgte.

Jetzt hat sich der frü

here Schach-

weltmeister, der seit 2013 in den

USA lebt, wieder zu Wort gemeldet

und Nawalnyj ungewöhnlich offen

kritisiert. D

ie Protestbewegung der

letzten Jahre sei „am Ende“, schrieb

Kasparow nach der jüngsten Oppo-

sitionsdemo im Mos kauer Außen-

bezirk Marino. „Ein paar Tausend

Menschen am Stadtrand und win-

zige Prozente bei den sogenannten

Wahlen in den Regionen“ seien

bezeichnend für die Lage. Man habe

sich auf die Spielregeln des Kremls

eingelassen. „Dann wäre es besser,

überhaupt nichts zu tun.“

Eine konstruktive Alternative

nennt Kasparow nicht, deutet nur

an, man habe 2012 entschlossener

um die Macht kämpfen sollen. Was

das heißen soll, ist unklar. Ein russi-

scher Maidan? Daran wäre der Pro-

test, getragen von der neuen Mit-

telschicht, vermutlich schon damals

zerbrochen. Wie es Kremlgegnern

heute bei ihrem Weg durch die Ins-

tanzen ergeht, lesen Sie auf Seite

09, Gedanken zur Opposi tion auf

Seite 08.

tk

РЕКЛ

АМА

»Ein Dankeschön an Präsi

-

dent Wladimir P

utin, dass er

sich die Z

eit genommen und mich

angerufen hat. Ich fre

ue mich auf

ein persönlich

es Treff

en, um LGBT-

Gleichstel

lung zu diskutier

en.

Popstar Elton John auf Instagram

nach einem Telefonat, bei dem sich

ein Moskauer Journalist („Vovan222“)

als Putin ausgegeben hatte.

»Wir halte

n es mit d

en Mel-

dungen zu den Sanktionen

wie mit d

em Wetterberic

ht. Der

kommt in den Nach

richten auch

immer zum Schluss.

Der russische Parlamentspräsident

Sergej Naryschkin vor Journalisten.

»Mein Plan besteht darin

,

unter alle

n Umständen

anständig zu bleib

en und mich in

jeder Situatio

n so zu verhalte

n,

wie es an

ständige M

enschen tun.

Kremlgegner Alexej Nawalnyj auf

einer Protestkundgebung in Moskau.

»Man kann uns nicht glauben

machen, dass

bei sinken

dem

Lebenssta

ndard die Wahlerg

eb-

nisse der R

egierungsparte

i steigen.

Was wir h

aben, ist ein

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sch-

mongolische Demokrat

ie mit

byzantinisch

em Einschlag.

Der Rechtspopulist Wladimir Schiri-

nowskij auf Twitter zu den jüngsten

Gouverneurswahlen in Russland.

www.industriezone.co

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РЕКЛ

АМА

РЕКЛ

АМА

Schirmherrschaft in Zarizyno

Katharina die G

roße hatte kei

n Glück mit Z

arizyno. Eine Sommerre

si-

denz wollte

sie sich

dort, südlich

von Moskau, err

ichten lassen. Doch

erst gefie

len ihr die Entwürfe

nicht, dann sta

rb die Z

arin 1796. M

ehr

als zwei J

ahrhunderte später

stand Zariz

yno nun beim Großen Katha-

rinenball und ein

em Festiva

l der Balltr

aditionen ganz im Zeich

en der

Deutschen und ihrer

Zeit. Mehr au

f Seite 13.

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U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 19 (410) 08.10. bis 21.10.2015

WELTENBRAND

Russland bombt in Syrien,

unter Muslimen wächst

die Wut. Besteht Moskau

die Propaganda-

Schlacht?

STADTGEFLÜSTER

Sie halten Moskau für ein

hartes Pfl aster? Lesen Sie,

was ein Obdachloser über

sein Leben hier

erzählt.

ПОМОЩЬ

В УХОДЕ

В ФРГ обсуждают

проект закона

об эвтаназии I

02

12

STICHW O R T E

Brief an den Zensor

Seit der letzten Ausgabe hat die MDZ einen Leser mehr

Wie wir aus zuverlässiger Quel-

le erfahren haben, wird die MDZ

seit der letzten Ausgabe von einem

deutschsprachigen Zensor über-

prüft. Der Grund dafür: Einige

Medien sollen bei der Berichterstat-

tung zu den Regionalwahlen „über

die Stränge geschlagen“ haben.

Um dem Zensor ein wenig unter

die Arme zu greifen und damit wir

Redakteure uns ohne Verzögerung

in den Feierabend verabschieden

können, gibt es hier einen kleinen

Leitfaden durch die Ausgabe.

Sehr geehrter Zensor, bitte

beachten Sie unsere Berichterstat-

tung zu Syrien auf Seite 2, anders als

in anderen Medien wird dort kein

böses Wort über Russland verlo-

ren. Auf derselben Seite können Sie

lesen, dass das neue Verwaltungsge-

setz zwar gut gemeint ist, aber die

Bürger benachteiligen könnte. Der

Text zu Transaero (Seite 4) kann mit

etwas Fantasie den Eindruck erwe-

cken, Aeroflot habe nicht alles ver-

sucht, um die Pleite zu verhindern.

Hier wird auch über eine Ungenau-

igkeit der Aufsichtsbehörde Rossel-

chosnadsor in der Causa „falscher

Käse“ berichtet. Auf Seite 5 wird auf

einen Mangel an Standards für Öko-

Lebensmittel hingeweisen. Eine der

Antworten im Interview auf Seite

6 könnte Hinweise auf Korruption

russischer Lokalbehörden enthal-

ten. In einem Text auf Seite 6 wird

kritisiert, dass Russland wenig zur

Aufarbeitung politischer Repressi-

on getan habe. Auf Seite 8 haben

wir sogar einem Wetterbericht von

„Rossija 24“ im Originalton Platz

eingeräumt. In einem Artikel über

Kunst in Russland (Seite 10) finden

am Rande die geringen Strafen für

Aktivisten, die Ausstellungen über-

fielen, Erwähnung. Bitte beach-

ten Sie die Bildauswahl auf Seite

2. Es gab Fotos von antirussischen

Protesten in den USA, bei denen

Russland auf Plakaten mit Nazi-

Deutschland gleichgesetzt wurde.

Wir entschieden uns gegen einen

Abdruck. In der Hoffnung auf gute

Zusammenarbeit,

Ihre Redaktion

РЕКЛ

АМА

»Begreift ihr eigentlich heute,

was ihr angerichtet habt?

Wladimir Putin bei einer Rede vor

der UN-Generalversammlung an die

Adresse derer, die er für „aggressive

ausländische Einmischung“ in Län-

dern des Nahen Ostens und Nordafri-

kas verantwortlich macht.

»Russland, der Iran, Syrien

und der Irak haben sich zu

einer unheiligen Allianz zusam-

mengeschlossen.

US-Politikerin Carly Fiorina, Präsi-

dentschaftskandidatin der Repub-

likaner und Ex-Chefin von Hewlett-

Packard, in einem Radiointerview.

»Wenn mir früher auf der

Straße schräge Blicke und

Münzen zuteil wurden, so treffe

ich heute auf lächelnde Gesichter,

Hilfsbereitschaft und Verständnis.

Akschana Abdikarimowa, Teilneh-

merin an einem Rollstuhlrennen auf

der Formel-1-Strecke in Sotschi, in

der „Nowaja Gaseta“ zur Situation

von Behinderten in Russland.

»Politik ist die Kunst des

Möglichen, das Eintreten

für Bürgerrechte die Kunst des

Unmöglichen.

Michail Fedotow, Vorsitzender des

Menschenrechtsrats beim russischen

Präsidenten, auf einer Veranstaltung

mit Putin.

www.industriezone.com

РЕКЛ

АМА

РЕКЛ

АМА

Tigers Tränen

Am 27. September feierte

Russland den „Tag des Tigers“.

Sein Ferner Osten ist ja

berühmt für die dortige Rest-

population an Amurtigern, auch

Sibirische Katze g

enannt – sie

ist die wohl größte Katzenart.

Ihr und den anderen Großkat-

zen eingedenk verkehrt seit

dem

in Moskau ein Metrozug, der

innen wie ein Dschungel bemalt

ist. Und Transaero flieg

t zu

Tigers Ehren eine Boeing 747

mit Tigerschnauze (im

Bild lan-

det sie in Wladiwostok). Le

ider

müssen wir auf Seite 4 über die

Pleite der Flu

glinie berichten.

RIA

Novo

sti

DEUTSCHE KONSULATE• Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland

St. Petersburg, Ul. Furschtadskaja 39;• Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland

Nowosibirsk, Krasny Pr. 28;• Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland

Jekaterinburg, Ul. Kujbyschewa 44.

UNTERNEHMEN• „Gazprom Bergbau Urengoi“ in Nowy Urengoi,

Ul. Schelesnodoroschnaja 8.

WIRTSCHAFTSVERBÄNDE• Petersburger Dialog, Russisches Sekretariat,

St. Petersburg, Uniwersitetskaja Nab. 7/9;• Vertretung der deutschen Wirtschaft in Russland,

Büro St. Petersburg/Handelskammer Hamburg, Büro St. Petersburg, Wolchowsky Per. 4A.

BILDUNGSEINRICHTUNGEN• Goethe-Institut in St. Petersburg, Nab. Reki

Moiki 58, 7. Stock;

• Unabhängiges Russisch-Deutsches Institut für Publizistik/Südliche Föderale Universität in Rostow am Don, Ul. Puschkinskaja 150, Office 48.

VERWALTUNGEN• Verwaltung der Region Altai, Barnaul, Pr. Lenina 59;

• Administration der Region Wolgograd, Wolgograd, Pr. Lenina 9;

• Administration des Sibirischen föderalen Landkreises, Nowosibirsk, Ul. Derschawina 18;

• Administration der Region Kaliningrad, Kaliningrad, Ul. Dmitrija Donskogo 1;

• Verwaltung der Stadt Omsk, Omsk, Ul. Gagarina 34;

• Verwaltung der Region Perm, Perm, Ul. Kujbyschewa 14;

• Verwaltung der Region Samara, Samara, Ul. Molodogwardejskaja 210;

• Administration der Region Jaroslawl, Jaroslawl, Sowjetskaja pl. 3;

• Verwaltung (Regierung) der Region Tjumen, Tjumen, Ul. Wolodarskogo 45.

LOKALE ORGANISATIONEN• Deutsch-Russische Auslandshandelskammer,

St. Petersburg, Finljandskij Pr. 4 A.

VERTRIEBSSTELLENRussland

Page 13: MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNGru.mdz-moskau.eu/wp-content/uploads/2016/05/... · chow-Künstlertheater veranstalten einen Literaturmarathon: 24 Stun-den lang lesen Hunderte Men-schen am

w w w . m d z - m o s k a u . e u

1 3

Mediadaten 2016

Format: A4Umfang: 72 SeitenAuflage: 10 000 ExemplareSprachen: deutsch und russisch

1 ganze Seite (220 × 290 mm) 2.150,00 €

1/2 Seite (220 × 140 mm) 1.400,00 €

Umschlagsseite U1 (klappbar) 3.550,00 €

Umschlagsseite U2 2.650,00 €

Umschlagsseite U3 2.400,00 €

Umschlagsseite U4 2.950,00 €

Das Magazin beleuchtet eine Vielzahl an Themen aus Wirtschaft und Politik, begleitet von Beiträgen von Branchenexperten aus Russland und Deutschland.

Unsere Ausgaben finden Sie auch bei internationalen Konferenzen und Ausstellungen, in zahlreichen Hotels, Businesszentren, Behörden und Ämtern sowie an weiteren Standorten.

Distribution über Wirtschaftsforen und -konferenzen sowie in Businesszentren in Moskau, St. Petersburg und weiteren Städten

WIRTSCHAFTSJOURNAL „BUSINESS IN RUSSLAND“

Page 14: MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNGru.mdz-moskau.eu/wp-content/uploads/2016/05/... · chow-Künstlertheater veranstalten einen Literaturmarathon: 24 Stun-den lang lesen Hunderte Men-schen am

w w w . m d z - m o s k a u . e u

Mediadaten 2016

1 4

KontaktMoskauer Deutsche Zeitung

Herausgeber: MaWi Group Deutsch-Russisches Haus

Ul. Malaja Pirogowskaja 5, Office 54, 119435 Moskau Tel.: +7 (495) 531 68 87

Werbe- und MarketingabteilungAnna Braschnikowa

Tel.: +7 (495) 531 68 87 (ext. 148) E-Mail: [email protected]

Katarzyna Plassmann Tel.: +7 (495) 531 68 87 (ext. 140)

E-Mail: [email protected]

MALAY

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OGOVSKA

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POGODINSKAYA UL.

UL. USACHEVA

USADBA TRUBETSKIKHV KHAMOVNIKAKH

„FRUNZENSKAYA“

MDZ

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POLYA

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NESVIZHSKIY PER.

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PER. KHOLZUNOVA

PER. KHOLZUNOVA

TRUBETSKAYA UL.BOLSH

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Nr. 17 (408) 10.09. bis 2

3.09.2015

TOLLHAUS

Sechs markante Beispiele

für das unberechenbare

Verhalten der

russischen

Justiz.

HAUSORDNUNG

Einblicke in den Alltag

eines Pfl egeheims für

psychisch gestörte

Menschen

in Sibirien.

ПЕРЕГОВОРНЫЙ

ПРОГРЕСС

К 60-летию визита

Конрада Аденауэра

в Москву

I

02

12

STICHW O R T E

Feucht gefeiert

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Letzte Zuflucht Datscha

Von einem Deutschen, der in Russla

nd alles verloren hat

Für Rolf

Webe

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Von Tho

rsten G

utmann

Es ist der 25. Juli 2015, als Rolf

Weber durch die Wartehalle des

Moskauer Flughafens S

cheremet-

jewo läuft. In seiner T

asche steckt

ein Ticket nach Berlin. Am nächs-

ten Tag will er in seiner nieder-

sächsischen Heimatsta

dt Nienburg

sein, wo Frau und Kinder leben.

Doch Weber kommt nur bis zur

Passkontrolle. Der russis

che Beam-

te stockt: „Gegen Sie liegt eine

Ausreisesperre vor.“

Die Maschine hebt ohne den

Deutschen ab. Der h

atte mit dem

Kapitel Russland bereits

abge-

schlossen – nach 23 Jahren. Die

Reise nach Deutschland sollte ein

Neubeginn werden. Weber hatte

seine Wohnung im „Deutschen

Dorf“ am Prospekt W

ernadskogo

gekündigt und sich von seinem

Sohn Arthur verabschiedet, der

an einer Moskauer Universität

Maschinenbau studiert.

Die Ausreisesperre ist für den

66-Jährigen dabei nichts Neues.

Sie wurde bereits im vorigen Jahr

verhängt – eine Folge von Schul-

den, die Weber in Russland hat.

Doch weil seine Aufenthaltsg

eneh-

migung schon im Sommer 2014

abgelaufen ist, verfügte ein M

os-

kauer Gericht im

Juni die Abschie-

bung. Nach den Worten des R

ich-

ters war damit d

ie Ausreisesperre

außer Kraft g

esetzt. So erzählt e

s

zumindest Weber se

lbst. Der si

tzt

nun in der Falle, in einem Land, das

einerseits seine Ausreise verlangt

und andererseits diese Ausreise

verhindert. Weber hat bereits

seit

über einem Jahr keine Arbeit und

kein Einkommen mehr, inzwischen

kann er sich nicht einmal eine

Wohnung leisten. Unterschlupf

hat er auf einer Datscha am Mos-

kauer Stadtrand gefunden. Dort

teilt er sic

h ein kleines Zimmer mit

seinem Sohn. Die Datscha gehört

dessen ehemaliger Nachhilfe

lehre-

rin Tatjana Sergejewna. Doch sie

ist nicht beheizt und deshalb kein

Obdach für den bevorstehenden

Winter. Wie es dann weitergehen

soll, ist v

öllig ungewiss.

Der frühere Unternehmer steht

vor dem Nichts und weiß kaum

noch Rat. Der MDZ hat er seine

Geschichte erzählt, um auf die Situ-

ation aufmerksam zu machen. In

den Medien sieht er se

ine

„letzte Hoffnung“.

13

РЕКЛ

АМА

»Wenn man mich fra

gt, wo

ich leb

e, dann lau

tet die

ehrlichste

Antwort: im

Internet.

Der US-amerikanische IT-Experte

Edward Snowden bei einer Preisver-

leihung in Norwegen per Videoschal-

tung zu seinem Asyl in Russland.

»Die sauren

Nullerjah

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orbei.

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für Führer,

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Der Kremlkritiker Alexej N

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Radiosender „Kommersant FM“.

»Zu Sowjetz

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Der orthodoxe Patriarch Kyrill bei

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Nr. 18 (409) 24.09. bis 07.10.2015

Tschechow lebt auch dort,

wo er gestorben ist

Google und das Moskauer Tsche-

chow-Künstlertheater veranstalten

einen Literaturmarathon: 24 Stun-

den lang lesen Hunderte Men-

schen am 25. und 26. September an

in- und ausländischen Standorten

nonstop aus 40 Werken des gefei-

erten russischen Schriftstellers

Anton Tschechow. Darunter sind

sowohl Prominente als auch Laien,

die sich über ein Casting bewerben

konnten. Die Aktion steht unter

dem Titel „Tschechow lebt“, sie

wird live auf YouTube und Goog-

le+ übertragen.

Die Geografie der Teilnehmer

reicht von Moskau bis Wladiwos-

tok, von New York bis Hongkong.

Und auch Badenweiler ist mit von

der Partie. In der kleinen Schwarz-

wald-Gemeinde mit ihren heute

4000 Einwohnern starb Tschechow

1904 an Tuberkulose. Dort gibt es

das einzige Tschechow-Museum in

Westeuropa und ein Tschechow-

Denkmal, das vor 25 Jahren die Insel

Sachalin gespendet hat. In Baden-

weiler versteht man sich als Kul-

turbrücke und macht gern bei dem

Lesespektakel mit: „Eine tolle Idee,

es ist uns eine Ehre“, sa

gt Heinz Set-

zer, der Vizechef der Tschechow-

Gesellschaft. Er lie

st auch selbst –

und sogar auf Russisch.

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Russland liegt vorn: bei

Berufsverboten und Auf-

stiegschancen

für Frauen.

EIN LAND NUR

FÜR KENNER

Für die Einen Konfl iktge-

biet, für Andere Reiseziel

Nummer 1:

Abchasien.

СТАРЫЙ СВЕТ

Немецкое

общество

стремительно

стареетIII

04

12

STICHW O R T E

Protest auf Abwegen

Kasparow fordert mehr Ungehorsam

Garri Kasparow war selbst in den

besten Jahren der russischen Bür-

gerproteste gegen Putin im Oppo-

sitionslager höchstens ein Mann

der zweiten Reihe. An den Rand

gedrängt von Volkstribunen wie

Alexej Nawalnij, die den Ton der

Masse trafen und denen diese

bereitwillig folgte.

Jetzt hat sich der frü

here Schach-

weltmeister, der seit 2013 in den

USA lebt, wieder zu Wort gemeldet

und Nawalnyj ungewöhnlich offen

kritisiert. D

ie Protestbewegung der

letzten Jahre sei „am Ende“, schrieb

Kasparow nach der jüngsten Oppo-

sitionsdemo im Mos kauer Außen-

bezirk Marino. „Ein paar Tausend

Menschen am Stadtrand und win-

zige Prozente bei den sogenannten

Wahlen in den Regionen“ seien

bezeichnend für die Lage. Man habe

sich auf die Spielregeln des Kremls

eingelassen. „Dann wäre es besser,

überhaupt nichts zu tun.“

Eine konstruktive Alternative

nennt Kasparow nicht, deutet nur

an, man habe 2012 entschlossener

um die Macht kämpfen sollen. Was

das heißen soll, ist unklar. Ein russi-

scher Maidan? Daran wäre der Pro-

test, getragen von der neuen Mit-

telschicht, vermutlich schon damals

zerbrochen. Wie es Kremlgegnern

heute bei ihrem Weg durch die Ins-

tanzen ergeht, lesen Sie auf Seite

09, Gedanken zur Opposi tion auf

Seite 08.

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»Ein Dankeschön an Präsi

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dent Wladimir P

utin, dass er

sich die Z

eit genommen und mich

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ue mich auf

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nach einem Telefonat, bei dem sich

ein Moskauer Journalist („Vovan222“)

als Putin ausgegeben hatte.

»Wir halte

n es mit d

en Mel-

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wie mit d

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kommt in den Nach

richten auch

immer zum Schluss.

Der russische Parlamentspräsident

Sergej Naryschkin vor Journalisten.

»Mein Plan besteht darin

,

unter alle

n Umständen

anständig zu bleib

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jeder Situatio

n so zu verhalte

n,

wie es an

ständige M

enschen tun.

Kremlgegner Alexej Nawalnyj auf

einer Protestkundgebung in Moskau.

»Man kann uns nicht glauben

machen, dass

bei sinken

dem

Lebenssta

ndard die Wahlerg

eb-

nisse der R

egierungsparte

i steigen.

Was wir h

aben, ist ein

e tatari

sch-

mongolische Demokrat

ie mit

byzantinisch

em Einschlag.

Der Rechtspopulist Wladimir Schiri-

nowskij auf Twitter zu den jüngsten

Gouverneurswahlen in Russland.

www.industriezone.co

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Schirmherrschaft in Zarizyno

Katharina die G

roße hatte kei

n Glück mit Z

arizyno. Eine Sommerre

si-

denz wollte

sie sich

dort, südlich

von Moskau, err

ichten lassen. Doch

erst gefie

len ihr die Entwürfe

nicht, dann sta

rb die Z

arin 1796. M

ehr

als zwei J

ahrhunderte später

stand Zariz

yno nun beim Großen Katha-

rinenball und ein

em Festiva

l der Balltr

aditionen ganz im Zeich

en der

Deutschen und ihrer

Zeit. Mehr au

f Seite 13.

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U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0

Nr. 19 (410) 08.10. bis 21.10.2015

WELTENBRAND

Russland bombt in Syrien,

unter Muslimen wächst

die Wut. Besteht Moskau

die Propaganda-

Schlacht?

STADTGEFLÜSTER

Sie halten Moskau für ein

hartes Pfl aster? Lesen Sie,

was ein Obdachloser über

sein Leben hier

erzählt.

ПОМОЩЬ

В УХОДЕ

В ФРГ обсуждают

проект закона

об эвтаназии I

02

12

STICHW O R T E

Brief an den Zensor

Seit der letzten Ausgabe hat die MDZ einen Leser mehr

Wie wir aus zuverlässiger Quel-

le erfahren haben, wird die MDZ

seit der letzten Ausgabe von einem

deutschsprachigen Zensor über-

prüft. Der Grund dafür: Einige

Medien sollen bei der Berichterstat-

tung zu den Regionalwahlen „über

die Stränge geschlagen“ haben.

Um dem Zensor ein wenig unter

die Arme zu greifen und damit wir

Redakteure uns ohne Verzögerung

in den Feierabend verabschieden

können, gibt es hier einen kleinen

Leitfaden durch die Ausgabe.

Sehr geehrter Zensor, bitte

beachten Sie unsere Berichterstat-

tung zu Syrien auf Seite 2, anders als

in anderen Medien wird dort kein

böses Wort über Russland verlo-

ren. Auf derselben Seite können Sie

lesen, dass das neue Verwaltungsge-

setz zwar gut gemeint ist, aber die

Bürger benachteiligen könnte. Der

Text zu Transaero (Seite 4) kann mit

etwas Fantasie den Eindruck erwe-

cken, Aeroflot habe nicht alles ver-

sucht, um die Pleite zu verhindern.

Hier wird auch über eine Ungenau-

igkeit der Aufsichtsbehörde Rossel-

chosnadsor in der Causa „falscher

Käse“ berichtet. Auf Seite 5 wird auf

einen Mangel an Standards für Öko-

Lebensmittel hingeweisen. Eine der

Antworten im Interview auf Seite

6 könnte Hinweise auf Korruption

russischer Lokalbehörden enthal-

ten. In einem Text auf Seite 6 wird

kritisiert, dass Russland wenig zur

Aufarbeitung politischer Repressi-

on getan habe. Auf Seite 8 haben

wir sogar einem Wetterbericht von

„Rossija 24“ im Originalton Platz

eingeräumt. In einem Artikel über

Kunst in Russland (Seite 10) finden

am Rande die geringen Strafen für

Aktivisten, die Ausstellungen über-

fielen, Erwähnung. Bitte beach-

ten Sie die Bildauswahl auf Seite

2. Es gab Fotos von antirussischen

Protesten in den USA, bei denen

Russland auf Plakaten mit Nazi-

Deutschland gleichgesetzt wurde.

Wir entschieden uns gegen einen

Abdruck. In der Hoffnung auf gute

Zusammenarbeit,

Ihre Redaktion

РЕКЛ

АМА

»Begreift ihr eigentlich heute,

was ihr angerichtet habt?

Wladimir Putin bei einer Rede vor

der UN-Generalversammlung an die

Adresse derer, die er für „aggressive

ausländische Einmischung“ in Län-

dern des Nahen Ostens und Nordafri-

kas verantwortlich macht.

»Russland, der Iran, Syrien

und der Irak haben sich zu

einer unheiligen Allianz zusam-

mengeschlossen.

US-Politikerin Carly Fiorina, Präsi-

dentschaftskandidatin der Repub-

likaner und Ex-Chefin von Hewlett-

Packard, in einem Radiointerview.

»Wenn mir früher auf der

Straße schräge Blicke und

Münzen zuteil wurden, so treffe

ich heute auf lächelnde Gesichter,

Hilfsbereitschaft und Verständnis.

Akschana Abdikarimowa, Teilneh-

merin an einem Rollstuhlrennen auf

der Formel-1-Strecke in Sotschi, in

der „Nowaja Gaseta“ zur Situation

von Behinderten in Russland.

»Politik ist die Kunst des

Möglichen, das Eintreten

für Bürgerrechte die Kunst des

Unmöglichen.

Michail Fedotow, Vorsitzender des

Menschenrechtsrats beim russischen

Präsidenten, auf einer Veranstaltung

mit Putin.

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РЕКЛ

АМА

РЕКЛ

АМА

Tigers Tränen

Am 27. September feierte

Russland den „Tag des Tigers“.

Sein Ferner Osten ist ja

berühmt für die dortige Rest-

population an Amurtigern, auch

Sibirische Katze g

enannt – sie

ist die wohl größte Katzenart.

Ihr und den anderen Großkat-

zen eingedenk verkehrt seit

dem

in Moskau ein Metrozug, der

innen wie ein Dschungel bemalt

ist. Und Transaero flieg

t zu

Tigers Ehren eine Boeing 747

mit Tigerschnauze (im

Bild lan-

det sie in Wladiwostok). Le

ider

müssen wir auf Seite 4 über die

Pleite der Flu

glinie berichten.

RIA

Novo

sti