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ABSTRACT „Musik im Spiel“ – Richard Graf Mai 2011 Richard Graf Mai 2011 www.richardgraf.com Musik im Spiel © Mag. Richard Graf Musik und Spiel sind zwei eng verwandte Entitäten. Während seit kurzer Zeit in verschiedenen Fachbereichen mühsam versucht wird, die langjährige Trennung von Lernen (Schule, Ausbildung) und Spiel (Freizeit) wieder pädagogischdidaktisch zusammenzuführen, ist „das Spiel“ der Musik bereits inherent. Nicht zufällig spricht man davon „Musik zu spielen“. Spiel wird aber auch oft mit Belanglosigkeit und Unverbindlichkeit in Verbindung gebracht. Der häufig verwendete Begriff „Edutainment“ (Education + Entertainment) verstärkt leider diesen Eindruck. Spiel hat jedoch nichts mit Unverbindlichkeit zu tun, im Gegenteil: das Einhalten der Regeln ist für das Gelingen eines Spiels ein „Muss“. Dies gilt sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Außerdem sind Spiele zielorientiert, d.h. das Gelingen einer Aufgabe, das Erreichen eines Ziels ist im Normalfall klar definiert. Serious Games“ ist im Bereich Neuer Medien die Bezeichnung für „seriöse Spiele“, wobei klare Aufgaben und (Lern)Ziele angestrebt werden. Während ursprünglich das Spielen sehr oft mit sozialer Interaktion in Verbindung stand, hat die Digitalisierung, beginnend mit der Entwicklung der ersten Schachcomputer und Videogames, eine Interaktion bzw. einen Wettkampf mit „der Maschine“ ermöglicht, was eine virtuelle Kommunikation bzw. Interaktion ermöglicht, die in der realen Welt nicht immer abgebildet werden kann. Das Spiel hat sich in den letzten Jahren eindeutig in dieses „digitale Universum“ verlagert. Der Computer und das Internet sind also die neuen „SpielPartner“, insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Dass dies mitunter Probleme mit sich bringt, da vereinzelt die nichtvirtuelle, reale soziale Interaktion darunter leidet, soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden. Mobile Game Based Learning Bei der Entwicklung von Spielen darf auch das Handy bzw. Smartphone nicht vergessen werden, da diese mittlerweile als leistungsstarke Computer viele Einsatzmöglichkeiten bieten (Mobile Game Based Learning). Dass dabei auch die Musik eine wichtige Rolle einnimmt, lässt sich durch einschlägige InternetAktivitäten und das verstärkte Auftreten einschlägiger Apps (= Applikationen/Programme für Smartphones) zeigen.

"Musik im Spiel"

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"Musik im Spiel" ist eine Arbeit von Richard Graf zum Thema "Game Based Learning" und Musikerziehung. Dieser Abstract soll die Möglichkeiten und Problemstellungen dieser aktuellen Thematik darstellen. Die vollständige Arbeit kann direkt beim Autor bezogen werden. Alle Teile dieser Arbeit sind urheberrechtlich geschützt.

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 ABSTRACT  „Musik  im  Spiel“  –  Richard  Graf     Mai  2011  

Richard  Graf     Mai  2011   www.richardgraf.com  

Musik  im  Spiel  ©  Mag.  Richard  Graf        Musik  und  Spiel  sind  zwei  eng  verwandte  Entitäten.  Während  seit  kurzer  Zeit  in  verschiedenen  

Fachbereichen  mühsam  versucht  wird,  die  langjährige  Trennung  von  Lernen  (Schule,  Ausbildung)  und  

Spiel  (Freizeit)  wieder  pädagogisch-­‐didaktisch  zusammenzuführen,  ist  „das  Spiel“  der  Musik  bereits  

inherent.  Nicht  zufällig  spricht  man  davon  „Musik  zu  spielen“.  

 

Spiel  wird  aber  auch  oft  mit  Belanglosigkeit  und  Unverbindlichkeit  in  Verbindung  gebracht.  Der  

häufig  verwendete  Begriff  „Edutainment“  (Education  +  Entertainment)  verstärkt  leider  diesen  

Eindruck.  Spiel  hat  jedoch  nichts  mit  Unverbindlichkeit  zu  tun,  im  Gegenteil:  das  Einhalten  der  Regeln  

ist  für  das  Gelingen  eines  Spiels  ein  „Muss“.  Dies  gilt  sowohl  für  Kinder  als  auch  für  Erwachsene.  

Außerdem  sind  Spiele  zielorientiert,  d.h.  das  Gelingen  einer  Aufgabe,  das  Erreichen  eines  Ziels  ist  im  

Normalfall  klar  definiert.  

 

„Serious  Games“  ist  im  Bereich  Neuer  Medien  die  Bezeichnung  für  „seriöse  Spiele“,  wobei  klare  

Aufgaben  und  (Lern-­‐)Ziele  angestrebt  werden.  Während  ursprünglich  das  Spielen  sehr  oft  mit  sozialer  

Interaktion  in  Verbindung  stand,    hat  die  Digitalisierung,  beginnend  mit  der  Entwicklung  der  ersten  

Schachcomputer  und  Videogames,  eine  Interaktion  bzw.  einen  Wettkampf  mit  „der  Maschine“  

ermöglicht,  was  eine  virtuelle  Kommunikation  bzw.  Interaktion  ermöglicht,  die  in  der  realen  Welt  

nicht  immer  abgebildet  werden  kann.  Das  Spiel  hat  sich  in  den  letzten  Jahren  eindeutig  in  dieses  

„digitale  Universum“  verlagert.  Der  Computer  und  das  Internet  sind  also  die  neuen  „Spiel-­‐Partner“,  

insbesondere  von  Kindern  und  Jugendlichen.  Dass  dies  mitunter  Probleme  mit  sich  bringt,  da  

vereinzelt  die  nicht-­‐virtuelle,  reale  soziale  Interaktion  darunter  leidet,  soll  an  dieser  Stelle  nicht  

verschwiegen  werden.  

 

Mobile  Game  Based  Learning  

Bei  der  Entwicklung  von  Spielen  darf  auch  das  Handy  bzw.  Smartphone  nicht  vergessen  werden,  da  

diese  mittlerweile  als  leistungsstarke  Computer  viele  Einsatzmöglichkeiten  bieten  (Mobile  Game  

Based  Learning).  Dass  dabei  auch  die  Musik  eine  wichtige  Rolle  einnimmt,  lässt  sich  durch  

einschlägige  Internet-­‐Aktivitäten  und  das  verstärkte  Auftreten  einschlägiger  Apps  (=  

Applikationen/Programme  für  Smartphones)  zeigen.    

 

 

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 ABSTRACT  „Musik  im  Spiel“  –  Richard  Graf     Mai  2011  

Richard  Graf     Mai  2011   www.richardgraf.com  

Musik  und  Lebensrealitäten  

Die  Präsenz  der  Musik  in  dem  „digitalen  Universum“  nimmt  somit  auch  in  der  Lebensrealität  der  

Kinder  und  Jugendlichen  einen  wichtigen  Platz  ein  und  führt  schließlich  häufig  zu  Diskrepanzen  im  

Musikunterricht.    Sehr  oft  haben  Kinder  bzw.  Jugendliche  in  einer  einzigartigen,  aus  sich  selbst  

heraus  gesteuerten  Eigendynamik  Zugänge  zu  dem  Bereich  Neuer  Medien  erfahren,  die  vielen  

(Musik-­‐)PädagogInnen  (noch)  fremd  sind.  Diese  Gruppe  der  in  dieser  Welt  Heranwachsenden  werden  

deshalb  auch  als  „Digital  Natives“,  während  letztere  als  „Digital  Immigrants“  bezeichnet  werden  (vgl.  

Marc  Prensky:  Digital  Natives,  Digital  Immigrants,  in:  On  The  Horizon,  ISSN  1074-­‐8121,  MCB  

University  Press,  Vol.  9  No.  5,  Oktober  2001).  Dass  die  Musikerziehung  der  musikalischen  

Lebensrealität  der  SchülerInnen  hinterherhinkt,  ist  eine  Tatsache,  der  nicht  so  einfach  zu  begegnen  

ist,  da  viele  Parameter  zu  berücksichtigen  sind.  

 

Musik  und  „Game  Based  Learning“  

Die  Komplexität  musikalischer  Lernprozesse  lässt  sich  in  bestimmten  Teilbereichen  durch  intuitive,  

unbewusste,  nicht-­‐intellektuelle,  eben  „spielerische“  Prozesse  fördern,  steigern,  mitunter  sogar  

effizienter  erlernen  als  durch  traditionelle  Methoden.  Dennoch:  Die  Begeisterung  und  die  Kompetenz  

einer  engagierten  Pädagogin,  eines  engagierten  Pädagogen,  kann  auch  durch  Lernspiele  nicht  ersetzt  

werden.  Der  Musikunterricht  kann  durch  „Game  Based  Learning“  jedoch  wertvoll  ergänzt  und  

zeitgemäß  abbildet  werden.  Internationale  Studien  der  letzten  Jahre  belegen,  dass  die  Motivation  bei  

den  SchülerInnen  durch  Einbindung  Neuer  Medien  im  Allgemeinen  und  der  Einbindung  digitaler  

Lernspiele  im  Speziellen,  einen  positiven  Schub  erfahren  kann.  Voraussetzungen  dafür  sind:    

 

-­‐  Medienkompetenz  der  PädagogInnen  

-­‐  Qualitativ  hochwertige,  kreativitätsfördernde  Lernspiele  

-­‐  Didaktisch  adäquate  Integration  im  Sinne  eines  kompetenzorientierten  Unterrichts  

 

Resümee:  

„Game  Based  Learning“  im  Musikunterricht  bietet  ein  großes  Potenzial,  da  viele  Bereiche,  

insbesondere  auch  kreative  Aktivitäten  abgedeckt  werden  können.  Die  Voraussetzungen  dafür  

müssen  aber  erst  geschaffen  werden.  Dabei  sollten  nicht  nur  technische  und  qualitative  Aspekte,  

sondern  auch  universitäre  Ausbildungskriterien  dringend  in  das  Blickfeld  rücken.  Die  Kunst  der  

Stunde,  die  aktuelle  Herausforderung  ist  es,  neue  Konzepte  zu  entwickeln,  die  eine  sinnvolle  Reform  

der  musikpädagogischen  Ausbildung  und  schließlich  des  Musikunterrichts  ermöglichen.  Dabei  sollten  

auch  die  Stimmen  der  „Digital  Natives“  gehört  werden.