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HEFT 24, Frühjahr 2004 Inhalt Aktuelle Therapiekonzepte bei Bewegungsstörungen des Kiefergelenks Kursberichte Clemens Bargholz, Hamburg Wolfgang Bengel, Münster Urs Belser und Pascal Magne, Genf Raphael Borchard, Münster Ulpee Darpar, London Mitglieder

NEUE GRUPPE NEWS - Heft 24 - Frühjahr 2004

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TRADITION+INNOVATION

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HEFT 24, Frühjahr 2004

Inhalt

Aktuelle Therapiekonzepte bei Bewegungsstörungendes Kiefergelenks

Kursberichte

Clemens Bargholz, Hamburg

Wolfgang Bengel, Münster

Urs Belser und Pascal Magne, Genf

Raphael Borchard, Münster

Ulpee Darpar, London

Mitglieder

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Ein Update ist bekanntlich ein aktueller Zwischenstand.

● Wo stehen wir in einigen wesentlichen Teilbereichen der Zahn-medizin heute?

● Was ist wissenschaftlich wirklich abgesichert?● Welche Hinweise ergeben sich aus den objektiven Untersuchungs-

und Forschungsergebnissen?● Welche Relevanz haben sie für die Praxis?● Wie wird es in den nächsten Jahren weitergehen?● Was haben wir zu erwarten, wo werden sich gesicherte Fort-

schritte ereignen, was wird der Trend sein?

Und schließlich – besonders wichtig für den Zahnarzt in der Praxis –

● Was sind die Ursachen der Misserfolge?

Nur selten sieht und hört man von Misserfolgen und deren Ursachen-forschung. Erschreckend wenige Untersuchungen befassen sich damit undziehen Konsequenzen, geben Empfehlungen und Hinweise, wie manMisserfolge vermeiden kann.Erfolg macht sich auf Hochglanzpapier und in einer Präsentation aufhöchstem technischen Niveau einfach besser. Misserfolge beschädigendas Image, desavouieren möglicherweise eine Methode, ein Produkt.Wer mit einem Misserfolg bei seinem täglichen Tun gelegentlich konfrontiertwird, sucht nach Antworten nach dem Warum, beginnt zu zweifeln undwird verunsichert.Wer kaum zuverlässige Antworten auf seine Fragen erhält, misstraut baldden Versprechungen des heute üblichen aggressiven Marketing. Die Erpro-bung einer Methode oder eines Produktes in der Praxis ohne korrekteAbsicherung einer Langzeitstudie ist unverantwortlich gegenüber demPatienten.So ist meines Erachtens offen und fair zu berichten über Methoden undProdukte, die temporären Beschränkungen und Indikationen hervorzu-heben, die vorhandenen Zweifel an der Nachhaltigkeit, dem Langzeit-erfolg auszusprechen und Neues und Bewährtes im Vergleich seriösgegenüberzustellen. Dann werden sich Probleme und Misserfolge amleichtesten vermeiden lassen.All dieses ist der Grund, warum sich eine wissenschaftliche Jahrestagungmit diesem Thema auseinandersetzen soll.Die Neue Gruppe hat das Selbstverständnis und den Mut, auch malöffentlich über Missfolge zu reden und damit letztlich den Erfolg zu sichern.In diesem Sinne könnte unsere Jahrestagung am 19. und 20. November2004 in Hamburg möglicherweise richtungsweisend sein.Dies erhofft sich keiner mehr als

Jürgen E. Koob

Präsident der Neuen Gruppe

Editorial

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Welche Ergänzungen und Alternativen gibt es zum Aufbissbehelf ?

Bewegungsstörungen des Kiefergelenks können muskulär, arthrogen oderseltener neurogen bedingt sein. Die konventionelle Therapie mit Aufbiss-behelfen stößt allerdings bei schätzungsweise 20% der Patienten an ihreGrenzen. Nur in Kenntnis eines möglichst breiten Spektrums kann in diesenFällen eine effiziente Therapie der Bewegungsstörungen angeboten, bzw.eine adäquate Weiterbehandlung im Sinne aktueller, interdisziplinär-multimodaler Therapiekonzepte eingeleitet werden kann. Im vorliegen-den Artikel sollen daher aus MKG-chirurgischer Sicht für die myogeneund arthrogene CMD Ergänzungen und/oder Alternativen zu denkonventionellen, in erster Linie dento/okklusogen orientierten Therapie-strategien aufgezeigt werden.

EinleitungDas Verständnis von Ätiologie und Pathogenese der kraniomandibulärenDysfunktion (CMD) hat sich in jüngerer Zeit weg von unidirektionalen,häufig noch als obligat monokausal postulierten Erklärungsmodellen hinzu multifaktoriell orientierten Ansätzen weiterentwickelt [19, 22]. Im Hin-blick auf das Krankheitsgeschehen stehen also nun nicht mehr „dieOkklusion”, „die Kiefergelenke” oder „die Kaumuskulatur” im Vorder-grund. Diese primär „mechanistisch” orientierten Funktionsmodelle dürfeninzwischen als überholt angesehen werden. Stattdessen soll eine an denklinischen Leitsymptomen orientierte, nach Möglichkeit interdisziplinärgestützte Diagnostik zu einer adäquaten Therapieentscheidung führen.Dabei muss insbesondere eine biopsychosoziale Betrachtungsweise unterEinschätzung des Schwere- und Chronifizierungsgrads berücksichtigtwerden [4, 7, 16, 22, 25].Ganz wesentlich haben in diesem Zusammenhang die modernen bild-gebenden Verfahren, speziell die Einführung der KernspintomographieAnfang der 90er Jahre, zu einem verbesserten Verständnis der morpho-logischen Grundlagen der Bewegungsstörungen des Kiefergelenks geführt[13]. Diese können im Rahmen der klinischen Funktionsuntersuchung gutobjektiviert und somit gegebenenfalls weiterführenden, differenziertenTherapieverfahren zugeführt werden. Während also früher die Okklusion als primär dominierender ätiologischerFaktor für morphologische Veränderungen der diskoligamentären und -in weiterer Folge auch der knöchernen - Strukturen des Kiefergelenksangesehen wurde, müssen heute Veränderungen der Kaumuskelphysio-logie [21-22], ebenso wie neurogen bedingten Störungen des Bewe-gungsablaufs sowie genuine Veränderungen der Gelenkstrukturen beiÜberschreiten der individuellen Adaptationskapazität [3, 14, 17, 19] indas pathophysiologische Konzept einbezogen werden. Daraus ergibtsich aber auch die Notwendigkeit, die konventionellen, in erster Liniedento/okklusogen orientierten Behandlungsstrategien in Hinblick auf ihrentherapeutischen Stellenwert kritisch zu hinterfragen. Als therapeutisches Mittel der ersten (und nicht selten auch einzigen) Wahlhat sich in der zahnärztlichen Praxis der Aufbissbehelf (AB) etabliert, dessenEffektivität bei primär dento/okklusogener CMD (vgl. Tab. 1) ohne jedenZweifel gegeben ist. Bei primär myogener CMD weist die AB-Therapieaber häufig nur mehr eine zeitlich begrenzte Wirkung auf. Bei primärarthrogener CMD versagt der AB sogar in vielen Fällen, insbesondere beifortgeschrittenen morphologischen Veränderungen (vgl. Abb. 1). DieTherapie mit konventionellen Aufbissbehelfen stößt somit bei schätzungs-weise 20% der Patienten an ihre Grenzen [22]. Im Folgenden sollen daher- aus dem Blickwinkel einer mund-kiefer-gesichtschirurgischen Spezial-ambulanz für Erkrankungen des Kiefergelenks - für die myogene und

Aktuelle Therapie-konzepte beiBewegungsstörungendes Kiefergelenks

vonAndreas Neff

München

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Differenzialdiagnostik myogen versus arthrogen

myogen arthrogen

● ungenaue Lokalisation ● funktionsabhängiger Schmerz● häufig beidseitig ● lokalisiert auf die Gelenkregion● diffuse Ausstrahlung (analog Muskulatur) ● Funktionseinschränkung (schmerzhaft)● häufig Ruheschmerz (funktionsunabhängig) - Deflexionen, Limitationen● Schmerzmaxima nachts/morgens - Deviationen, Bewegungsasymmetrien● Lageabhängigkeit ● meist einseitig● rhythmischer Schmerz, z.T. Dauerschmerz ● auffälliger Palpations-/ Auskultations-

befund

Einteilung der CMD nach Leitkomponenten [23])

A primär dento/okklusogene CMDB primär myogene CMDC primär arthrogene CMD

- Entzündungen- Hypermobilitätsstörungen

a) Diskushypermobilitätb) Luxationen des Kondylus

- morphologische Veränderungena) Störungen der Integrität des Diskus-Kondylus-Komplexesb) synovialer und knöcherner Strukturen (Osteoarthritis)

Einteilung nach RDC/TMD*: Achse I [4, 25]

Gruppe I Schmerzhafte Beschwerden der KiefermuskulaturGruppe II Verlagerungen des Discus articularisGruppe III Arthralgie, aktivierte Arthrose, Arthrose

*RDC/TMD Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders nach Dworkinund Le Resche, 1992 [4]

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Tabelle: 1

Abbildung 1: Möglichkeiten und Grenzen der konservativen Therapie

Tabelle: 2

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Die Schmerz-Spasmus-Theorie bestimmte bis weit in die 90er Jahre diepathogenetischen Vorstellungen. Dieses Konzept, nach dem schmerzhaftverspannte Muskulatur im Sinne eines Circulus vitiosus mit gesteigerterVerspannung reagiert, die dadurch wieder neue Schmerzen induziert, istheute durch das verbesserte Verständnis der synaptischen Veränderungenbei der zentralen Schmerzverarbeitung und der neuroplastischen Vor-gänge bei der Schmerzchronifizierung grundlegend überholt [20-22].Das Spektrum der Ursachen, die einer CMD mit myogener Leitkompo-nente zugrunde liegen, ist breit und reicht von den rein lokal getriggertensomatischen Formen muskulärer Hypertonizität über parafunktionell über-lagerte, im Kern jedoch noch somatische Formen bis hin zu überwiegendpsychoreaktiv entstandenen Krankheitsbildern [7]. Von Seiten der psycho-analytisch orientierten Psychosomatik wurde insbesondere ein ätiologischerZusammenhang mit einer Aggressionshemmung im Sinne einer unspezi-fischen somatisierten Abwehr aggressiver Impulse, aber auch eine Inter-aktion mit massiven anderen negativen Affekten (Angst, Frustration, etc.)vermutet. Beim klinisch manifesten Schmerzsyndrom besteht in diesenFällen meist eine organische “Kern”-symptomatik, die durch einen, auseiner affektiven Konfliktspannung resultierenden psychovegetativen Span-nungszustand über verschiedene zentral- bzw. peripher-nervöse, neuro-

arthrogene CMD Ergänzungen und/oder Alternativen zu den konven-tionellen dento/okklusogenen Therapiestrategien aufgezeigt werden, danur in Kenntnis eines möglichst breiten Spektrums eine effektive Therapieangeboten, bzw. eine adäquate Weiterbehandlung im Sinne einesaktuellen interdisziplinär-multimodalen Therapiekonzepts [25] eingeleitetwerden kann.

Bewegungsstörungen bei CMD mit myogener Leitkomponente (Gruppe I)

Klinisch imponiert hier die schmerzbedingt eingeschränkte Unterkiefer-beweglichkeit (vgl. Tab. 2), bei der klinischen Untersuchung finden sichtypische myogene Leitsymptome:

● Masseter-/Temporalishypertrophie ● Kondylushypermobilität● Attritionen (auch in Exzenterpositionen)● Morsicatio buccorum● Zungenimpressionen● Elongation des Processus muscularis (vgl. Abb. 2)● Hypertrophie der Tuberositas masseterica

Abbildung 2: Fallbeispiel: a) Mechanische Kieferklemme bei einem Patienten mit ausgeprägter

Elongation des Processus muscularis, es besteht daneben eine deutlicheHypertrophie der Tuberositas masseterica.

Fallbeispiel:b) Beseitigung der Kieferklemme durch eine Resektion des Processus

muscularis beidseits.

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plastische, autonom und humoral vermittelte Mechanismen verstärkt unddauerhaft im Sinne eines reaktivierbaren “Schmerzgedächtnisses” engram-miert wird [7, 13, 20, 22]. Das frühzeitige Erkennen einer dabeidrohenden Chronifizierung ist somit unter den Rahmenbedingungen derambulanten zahnmedizinischen bzw. mund-kiefer-gesichtschirurgischenVersorgungssituation eminent wichtig. Hier muss oft innerhalb kurzer Zeitentschieden werden, ob ein Patient mit somatisch teilweise nicht voll-ständig aufklärbaren Schmerzen im Kiefer- und/oder Gesichtsbereich mitausreichender Erfolgsaussicht unter den Bedingungen des Fachgebieteszu behandeln ist.Während akute Formen der Myoarthropathie in der Regel gut therapierbarsind, sinkt die Erfolgsaussicht bei Chronifizierung deutlich. Diese mussdaher nach Möglichkeit durch eine rasche und effiziente Schmerzreduk-tion vermieden werden.Als Therapiemöglichkeiten sollten daher frühzeitig interdisziplinäre undmultimodale Behandlungsstrategien genutzt werden, die auch die schmerz-begleitenden psychosozialen Beeinträchtigungen berücksichtigen [7, 20,22, 25]. Der zahnärztlichen Praxis kommt somit die entscheidende Funk-tion einer Weichenstellung zu. Nach einer therapierefraktären Initial-therapie von etwa vier Wochen sollte ein Strategiewechsel erwogenwerden. Insbesondere wird eine vertiefende Diagnostik, ggf. unter Ein-satz standardisierter Filterfragebögen (z.B. Allgemeine Depressionsskala,Beschwerdenliste) empfohlen [7, 10, 16, 25]. Nach den Erfahrungender Schmerzambulanz unserer Klinik hat es sich dabei besonders beichronifizierten und/oder unklaren Beschwerdebildern mit hohem dys-funktionalem Profil der Achse II [4, 22, 25] bewährt, bereits parallel zursomatisch orientierten zahnärztlichen Therapie eine weiterführendepsychologische bzw. psychosomatische Diagnostik einzuleiten oder demPatienten zumindest anzukündigen. Die Compliance wird durch das früh-zeitige Angebot einer routinemäßig durchgeführten interdisziplinärenAbklärung erfahrungsgemäß eher positiv beeinflusst, die Patienten fühlensich dann aber im Falle eines Versagens der rein somatisch orientiertenTherapiemaßnahmen nicht „abgeschoben”. Die Arzt-Patientenbeziehungwird somit nicht in Frage gestellt. Die Kollegen in der zahnärztlichenPraxis sollten sich also nicht davor scheuen, orientierend die psycho-somatischen Aspekte einer CMD anzusprechen. Nicht selten öffnen sichdabei diejenigen Patienten, die somatische Beschwerden als „Krank-heitsangebots an den Arzt” im Sinne Balints [12] präsentieren. DenPatienten wird die Möglichkeit geboten, im Rahmen einer psycho-somatischen „Routineabklärung bei chronischen Beschwerden” dieseDiagnostik- und Therapieoption beschreiten zu können, ohne formal vonihrem somatisierten Beschwerdebild abrücken zu müssen („goldenesBrückchen”).

Therapieoptionen bei myogenen Bewegungsstörungen

Die zahnärztliche Praxis wird in der Regel vorwiegend mit akuten oderakut rezidivierenden Verlaufsformen konfrontiert [22]. Neben dem Auf-bissbehelf (meist äquilibrierte Schienen) stehen weitere wesentlicheTherapiepfeiler zur Verfügung:

● Aufklärung über die Pathomechanismen mit Anleitung zur Selbst-beobachtung

● Krankengymnastik und physikalische Therapie [8]● medikamentöse Therapie einschließlich Infiltrationstherapie [24]● psychosomatische Vorstellung

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Letztere zielt in erster Linie auf die Analyse individueller Stressmuster unddie Vermittlung von Entspannungsverfahren, erst in zweiter Linie auf weiter-führende Therapie im psychosomatischen Fachbereich ab. Unter den ver-schiedenen psychotherapeutischen Behandlungsmethoden ist insbesonderefür Biofeedback eine therapeutische Wirksamkeit in z.T. kontrolliertenUntersuchungen empirisch nachgewiesen [2, 5, 22]. Die Wirksamkeitder progressiven Relaxation nach Jacobson ist empirisch ebenso wie diekognitiv-behavioraler und psychodynamischer Methoden bisher noch nichtausreichend belegt.Gerade bei akuten Bewegungsstörungen findet der medikamentöseTherapiearm oft zu wenig Beachtung. Als wirksam haben sich hier nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, z.B. Ibuprofen, Diclofenac oder dieneueren Cox2-Inhibitoren) erwiesen. Auch zentral angreifende Myoto-nolytika, wie Benzodiazepine (z.B. Musaril®), Tizanidin (Sirdalud®),Flupirtin (Katadolon®) usw. haben sich im Klinikalltag bewährt, weisenallerdings eine ausgeprägt sedierende Wirkung auf. Ein Benzodia-zepinabusus ist darüber hinaus zu vermeiden. Beim Einsatz psycho-motorisch dämpfender Neuroleptika (z. B. Atosil®) oder trizyklischerAntidepressiva vom Amitryptilintyp (psychomotorisch dämpfend, anxio-lytisch, z.B. Saroten®) ist das umfangreiche Nebenwirkungsspektrum zubeachten, der Einsatz sollte daher gezielten, fachübergreifenden Therapie-ansätzen vorbehalten bleiben. Besonders erwähnt werden sollte in diesem Zusammenhang die gele-gentlich nach einer langdauernden Sitzung auftretende Kieferklemme.Die Ursache ist dabei nicht, wie oft irrtümlich vermutet, ein „Spritzen-hämatom”. Es handelt sich vielmehr um eine akute myogene Dekom-pensation bei in der Regel vorgeschädigtem System. Klinisch findet sichtrotz Kieferklemme eine erhaltene symmetrische Protrusion/Translation,die Dauer beträgt etwa 3 bis 4 Wochen bei gutem Ansprechen auf medi-kamentöse und physiotherapeutische Therapie.Neue, derzeit noch weitgehend als experimentell zu bewertende Ansätzebietet der Einsatz von Botulinumtoxin A (Botox®, Dysport®) bei Kau-muskelhyperaktivitäten [26]. Hier findet sich als bereits etablierte Indi-kation die Muskelhypertrophie, meist des M. masseter und M. temporalis.Die Injektionen erfolgen unter primär ästhetischen, gegebenenfalls aberauch funktionellen Aspekten (schmerzhafte Hyperaktivität). Allerdings soll-ten grundsätzlich vorab alle konservativen Möglichkeiten ausgeschöpftwerden, da die (symptomatische) Wirkung des Botulinumtoxins erst miteiner Latenz von etwa 3 bis 8 Tagen eintritt. Bei einer durchschnittlichenWirkdauer von 3 bis 6 Monaten sind in der Regel wiederholte Injektionenerforderlich. Ein gezieltes Nacharbeiten hypertrophierter Muskelgruppensollte frühestens nach einem Intervall von 5 bis 10 Wochen erfolgen [26].Kommt es durch Antikörperbildung gegen Botulinumtoxin A zu einemVerlust der Wirksamkeit, steht inzwischen als Ausweichpräparat Botulinum-toxin B (Neurobloc®) zur Verfügung.

Bewegungsstörungen bei CMD mit arthrogener Leitkomponente

Typische klinische Leitsymptome arthrogener Bewegungsstörungen sind:

● Hypermobilität des Unterkiefers● Hypomobiltät des UK● Deviationen / Deflexionen● Gelenkgeräusche (schmerzhaft und/oder Reibegeräusche)● arthrogene Schmerzzustände, ggf. Reizerguss

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In Hinblick auf die Pathogenese finden sich unter dem Begriffder arthrogenen CMD (vgl. Tab. 1, Gruppen II und III) dabeiaber sehr inhomogene Krankheitsbilder. Primäre Arthriti-den, einschließlich bakterieller und viraler Genese sind ins-gesamt selten und finden sich auch bei Patienten mit syste-mischen Erkrankungen, z B. bei chronischer Polyarthritis,Psoriasis arthropathica und Spondylarthritis ankylopoeticanur inkonstant. Für die zahnärztliche Praxis besitzen dieseGelenkerkrankungen daher nur eingeschränkte Relevanz,effektive spezifische konservative Behandlungsstrategiensind darüber hinaus bisher letztendlich nicht bekannt [19].Sekundäre Formen, die klinisch mit einem Reizerguss, ggf.einer Schwellung und Überwärmung einhergehen, tretenin Relation dazu wesentlich häufiger auf, die Therapie rich-tet sich hier nach dem zugrundliegenden Krankheitsbild.Die Rolle der Okklusion, die früher als dominierender ätio-logischer Faktor für morphologische Veränderungen derdiskoligamentären und, in weiterer Folge auch der knöcher-nen Strukturen des Kiefergelenks angesehen wurde, mussheute in weiten Teilen relativiert werden. Hier ist es für dasVerständnis wichtig, das Kiefergelenk als synoviales Gelenkzu verstehen, die pathogenetischen Vorgänge werden heutedurch den Begriff der Osteoarthritis erfasst. Wenngleichdie Zusammenhänge zwischen Diskusverlagerung undOsteoarthritis noch nicht vollständig geklärt sind, wird auchdie Degeneration des Diskus - im Sinne eines komplexenmehrstufigen Verlaufs - einer dabei resultierenden unaus-geglichenen Balance der Proteasen und Proteaseinhibitorenim Synovialraum zugeschrieben. Die gleichen Mechanismenführen letztlich auch zu synovialen und knöchernen Destruk-tionen [3, 6].Die Therapie der arthrogenen Erkrankungen zielt daher inerster Linie auf die Förderung der Re-Balancierung des„steady state” ab [3]. In der kontinuierlichen Interaktionzwischen Degradation und Wiederaufbau soll das Gleich-gewicht zugunsten der Reparaturmechanismen verschobenwerden.Unter klinisch-therapeutischen Aspekten ist es allerdingssinnvoll, die Störungen der Diskusmobilität und die kon-dylären Hypermobilität im Sinne einer eigenständige Grup-pe II (vgl. Tab. 1) zu betrachten. Die funktionellen Aspektestehen hier gegenüber der chondrozytären und entzündli-chen synovialen Pathologie im Vordergrund. Unter ätiolo-gischen Gesichtspunkten können die Störungen der Dis-kusmobilität aber als fakultative Vorstufe der pathologi-schen Veränderungen der Gruppe III verstanden werden.Dies betrifft speziell Limitationen der Diskusbeweglichkeit,denen strukturelle Veränderungen des diskoligamentärenApparats zugrunde liegen (Abb. 3 a-c) [6, 14].

Hypermobilitätsstörungen des Diskus und Kondylus (Gruppe II)

Die Bewegungsstörungen beruhen auf einer übermäßigen Auslenkungdes Diskus bzw. des Kondylus. Ursächlich dürfte in erster Linie eineÜberaktivität der protrahierenden Muskelgruppe, insbesondere des M.pterygoideus lateralis sein. Zusätzlich zur muskulären Imbalance werdenstrukturelle und morphologische Veränderungen des diskoligamentärenApparats diskutiert [19].

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Abb. 3a: Fallbeispiele operativ entfernter Disci bei großflächigerPerforation mit subtotaler Destruktion des Diskus bei Osteoarthritis.

Abb. 3b: Fallbeispiele operativ entfernter Disci bei ausgeprägterstruktureller Deformation bei Fibrosierung mit Diskusperforation imRahmen einer ADDoR, klinisch steht eine ausgeprägte, therapiere-fraktäre Limitation des Bewegungsumfangs im Vordergrund.

Abb. 3c: Fallbeispiel operativ entfernter Disci die Diskektomie er-folgt unter Fassung und Dissektion der Aufhängebänder mit einemSpezialinstrumentarium (Klemme nach Dolwick und gebogeneSchere).

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Klinisch imponiert die Hypermobilität des Diskus in Forminkonstanter, von der Bewegungsgeschwindigkeit abhän-giger Knackphänomene. Intermittierend treten mechani-sche, teilweise schmerzhafte Blockadephänomene auf, dievon den betroffenen Patienten mit individuellen kondylärenAusgleichsbewegungen kompensiert werden. Je nach teil-weise wechselnder Verlagerungsrichtung des Diskus kannsowohl eine Kieferklemme, eine Kiefersperre oder auch einseitlich offener Biss auftreten. Therapeutisch steht nebentonusreduzierenden, primär okklusal orientierten Maß-nahmen vor allem eine krankengymnastische Förderungantagonistischer Muskelgruppen im Vordergrund. Hier-durch sollen kompensatorische Muskelkräfte gefördertwerden [8, 19]Chirurgische Maßnahmen sind nur bei therapierefraktäremVerlauf und erheblicher Beschwerdesymptomatik indiziert.Invasive (auch endoskopische) Verfahren, die auf eine, denBewegungsumfang limitierende Fixation des Diskusabzielen, werden zunehmend kritisch bewertet [9] undbergen die Gefahr einer komplikationsbehafteten Über-therapie [1, 15]. Ein anderes Konzept verfolgt die Ramusosteotomie. DerKondylus wird hier unter Sicherung der Okklusion übereine mandibulomaxilläre Fixation und Verzicht auf einerigide Osteosynthese weitgehend einer „Selbstzentrierung”überlassen. Über konsekutive Adaptationsvorgänge wirdauf eine Harmonisierung der Bewegungsabläufe abgezielt.Allerdings stehen für dieses invasive Verfahren, ebenso wiefür die minimal-invasive endoskopische Bandverödung (laserassisted capsular shrinkage, LACS), z.B. mit dem Er:YAGLaser (2,94 µm), derzeit noch Langzeitergebnisse mit aus-reichenden Fallzahlen aus.Die kondyläre Hypermobilität mit rezidivierenden Luxatio-nen (nicht fixierte und fixierte Form [19]) wurde bei Ver-sagen der konservativen Therapie bisher frühzeitig einerchirurgischen Therapie zugeführt. Die Eminektomie mitextrakapsulärer Ostektomie des vorderen Tuberkuluman-teils im Sinne einer „Entriegelung” hatte sich hier gegen-über den bewegungslimitierenden osteoplastischen „Ver-riegelungsoperationen” bzw. Zügelplastiken mit Dermis-lappen oder Temporalisfaszie durchgesetzt [11, 19]. Aktuellzeichnet sich demgegenüber die temporäre (Wirkdauerca. 3-6 Monate) Blockade des Musculus pterygoideus late-ralis mit Botulinumtoxin A als äußerst viel versprechendeAlternative ab. Da das Verfahren, das derzeit in einerbundesweiten Studie [26] auf seine Zulassung für diesenIndikationsbereich getestet wird, risikoarm und reversibelist, könnten künftig die chirurgischen Maßnahmen auftherapierefraktäre Fälle beschränkt werden (Abb. 4 a-c).

Morphologische Veränderungen des Diskus und Kondylus(Gruppen II und III)

Die konservative Therapie mit Positionierungsschienen bietet durch Ent-lastung der geschädigten Gelenkstrukturen die Möglichkeit zur Regene-ration bzw. Adaptation [19], erreicht aber- entgegen älteren Vorstellungen- in der Regel nicht die Reposition eines degenerativ veränderten Diskus

Abb. 4: EMG kontrollierte Blockade des Musculus pterygoideus la-teralis mit Botulinumtoxin A, EMG-Gerät mit Elektroden und Teflon-nadel zur Ableitung der EMG-Signale,

b) Injektion unterhalb des Jochbogens und oberhalb der Incisura se-milunaris in Richtung auf den Processus pterygoideus,

c) die Injektion in den Musculus pterygoideus lateralis erfolgt unterEMG-kontrollierter Protrusion, die zu einem Ausschlag des EMG-Signals führt rechts unten.

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(ADDmR bzw. ADDoR). Ebenso wenig sind dazu die mini-mal-invasiven Verfahren der Arthrozentese bzw. Arthro-skopie in der Lage [1, 17-18, 26]. Letztere bieten aller-dings eine wichtige Erweiterung des therapeutischen Spek-trums, da die Lavage des Gelenks, ggf. in Kombination mitder Applikation von Hyaluronsäure in ca. 30 bis 40% einerasche, zum Teil auch längerfristig anhaltende Schmerz-reduktion erreichen kann [1, 19, 26]. Die Arthroskopieliefert darüber hinaus durch die Erfassung von Perforationenund Adhäsionen, des Zustands der Synovia etc. die Mög-lichkeit, bei fortgeschrittenen strukturellen Veränderungendie Entscheidung zu offen-gelenkchirurgischen Eingriffenzu treffen (Abb. 5 a-b). Bei strenger Indikationsstellung kanndadurch der Verlauf einer Diskusdislokation mit deutlicherFunktionseinschränkung bzw. einer schmerzhaften Osteo-arthritis sinnvoll abgekürzt bzw. symptomorientiert effektivertherapiert werden [16, 19]. Als standardisierte operativeVerfahren stehen hier die Diskektomie (Abb. 3 a-c, Abb.6a-d) bzw. die hohe Kondylotomie (Abb. 7) zur Verfügung.Gebräuchliche Zugänge zum Gelenk sind verschiedenepräaurikuläre und der retroaurikuläre Zugang [15, 19].Ziel der hohen Kondylotomie ist die Abtragung der oberenGelenkfläche bis in den subchondralen Raum, um durchdie Gelenkspalterweiterung und den postoperativen Gelenk-umbau funktionsverbessernde adaptive Prozesse zu for-cieren. Die diskoligamentären Weichteile werden dabeinach Möglichkeit erhalten bzw. rekonstruiert, falls dies inHinblick auf die strukturellen Veränderungen des disko-ligamentären Apparats Erfolg versprechend erscheint [19].Bei fortgeschrittenen osteoarthritischen Veränderungen istallerdings in der Regel eine Entfernung der destruiertenWeichgewebe nicht zu umgehen (Abb. 3a-c). Die Frage,ob nach Diskektomie eine Ersatzplastik, z. B. mit autologerTemporalisfaszie oder Alloplast durchgeführt werden sollte,wird auch heute noch kontrovers diskutiert [19]. Gemäßden Erfahrungen im eigenen Patientengut weisen allerdingsdie mit einer dacronverstärkten Silastikfolie versorgtenPatienten im Vergleich der verschiedenen Verfahren die mitAbstand günstigsten funktionellen Ergebnisse auf (vgl. Abb.6)Grundsätzlich sollte die Indikation zu offenen gelenk-chirurgischen Eingriffen nur bei eindeutig morphologischbegründbaren Schmerzuständen sowie bei erheblichen,die Lebensqualität in relevantem Ausmaß beeinträchtigendenFunktionseinschränkungen gestellt werden [19]. Die -unbegründete - Furcht vor einer Schädigung des Nervusfacialis [15, 27] sollte dabei allerdings nicht die Entschei-dung zugunsten einer oft langwierigen und unter funktio-nellen Gesichtspunkten nicht selten frustranen konservativenTherapie beeinflussen.

Resümee

Bei der CMD soll eine an den klinischen Leitsymptomenorientierte, nach Möglichkeit interdisziplinär gestützte Dia-gnostik zu einer adäquaten Therapieentscheidung führen.Die konventionelle primär dento/okklusogen orientierte

Abb. 5a: Fallbeispiel mit Blick in den vorderen oberen Gelenkspalt(Lokalisation entsprechend der weißen Markierung im anatomi-schen Schnitt), kaudal liegt der Diskus, kranial die Gelenkbahnnahe dem Scheitel der Eminentia articularis (schwarze Markierungim anatomischen Schnitt) mit leichten Injektionen der synovialenGefäße im Sinne eines synovialen Reizzustandes.

Abb. 5b: Fallbeispiel mit Blick in den hinteren oberen Gelenkspalt(Lokalisation entsprechend der weißen Markierung im anatomi-schen Schnitt), es zeigen sich massive Verquellungen des Aufhän-gebandes und der Synovia bei fortgeschrittener Osteoarthritis.

Abb 6 a-b: Diskektomie mit Interposition einer Silastikfolie: Fallbeispiel 1: a) Blick von dorsal auf das Gelenk bei retroaurikulärem Zugang,Kondylus in Protrusionsstellung auf Höhe der Eminentia articularis.Die Gelenkbahn ist vollständig mit einer dacronverstärkten Sila-stikfolie abgedeckt, b) bei Reposition in die Fossa gleitet der Gelenkkopf auf der Silastik-folie, auf der sich später eine Pseudomembran bildet.

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Therapie mit Aufbissbehelfen stößt allerdings bei schät-zungsweise 20% der Patienten an ihre Grenzen. Um in derzahnärztlichen Praxis eine effektive Therapie anbieten,bzw. eine adäquate Weiterbehandlung im Sinne eines aktu-ellen interdisziplinär-multimodalen Therapiekonzepts ein-leiten zu können, sollte daher Zugriff auf ein möglichstbreites Spektrum von Behandlungsmodalitäten bestehen.Der zahnärztlichen Praxis kommt hier die Verantwortungeiner Weichenstellung für die Therapieentscheidung zu.Eine enge Zusammenarbeit, in erster Linie mit den Fach-bereichen der Physiotherapie, Psychosomatik bzw.Psychologie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Kiefer-orthopädie, gegebenenfalls ergänzt durch Neurologie,Orthopädie und weitere Nachbardisziplinen (HNO, Augen-heilkunde, Schmerztherapie usw.) erlaubt eine wirksameErweiterung des konservativen Therapiespektrums. DerEinsatz moderner gelenkchirurgischer bzw. kombiniertchirurgisch-kieferorthopädischer Verfahren sollte erwogenwerden, sobald die Funktionsstörungen des Gelenks durchkonservative Therapiemaßnahmen nicht adäquat, bzw.nicht dauerhaft zu bessern sind.

Korrespondenzadresse:Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. dent. Andreas NeffLtd. OA der Klinik und Poliklinik für Mund- Kiefer-Gesicht-schirurgieder Technischen Universität München(Direktor: Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. H.-H. Horch),Klinikum rechts der IsarIsmaninger Str. 22, 81675 MünchenE-Mail: [email protected]

Abb 6c-d:c) Bei der Eröffnung des Gelenks wird auf minimales Gewebe-trauma Wert gelegt, das Gelenk kann mit dem lateralen Ligamentverschlossen werden. d) Fallbeispiel 2: die Silastikfolie ist am Jochbogen fixiert, allerdingsbegünstigt die extensive Freilegung des Gelenks bei präaurikuläremZugang Narbenbildungen und kann die postoperative Beweglich-keit beeinträchtigen

Abb. 7: Fallbeispiel einer hohen Kondylotomie über einen präau-rikulären Zugang bei kondylärer Hyperplasie. Die Gelenkwalzewird bis zum Subchondralraum abgetragen, zu erkennen an punkt-förmigen Blutungen an der Kondylenoberfläche.

Literaturverzeichnis:

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Am 21. und 22. November 2003 fand ein weiterer Endo-Kurs unseresMitgliedes Clemens Bargholz statt. Ein besonderer Aspekt dieser Veran-staltung war sicherlich der Ort, konnten die Kursteilnehmer doch gleich-zeitig die neue Praxis unseres Freundes Clemens bewundern. Hier betreibter seit dem Sommer 2003 seine „Praxis für Endodontie”, das heißt einerein auf die endodontische Behandlung spezialisierte Praxis. Er bietet denüberweisenden Kollegen eine „absolut professionelle endodontischeBehandlung ihrer Patienten auf dem höchstmöglichen internationalenStandard und der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse” an.

Dieser Kurs beschäftigte sich mit idealen Aufbereitungskonzepten (mecha-nische und chemische Reinigung des Wurzelkanalsystems) für die Füll-techniken mit erwärmter Guttapercha, den notwendigen manuellen undmaschinell rotierenden Techniken, den erweiterten Grundlagen für verti-kale Kondensationstechniken sowie der abwägenden Diskussion ver-schiedener Systeme.Im praktischen Arbeitsteil wurden unter dem OPM Übungen an extra-hierten Zähnen zur Aufbereitungsgeometrie (balanced force/rotierendmaschinell) und die vertikale Kondensation durchgeführt.

Ziel des Kurses war das sichere Erlernen der vertikalen Kondensations-technik zur dreidimensionalen Füllung von Wurzelkanalsystemen. Erknüpfte inhaltlich und methodisch an den ersten Arbeitskurs (EndodontischeKonzepte für die Aufbereitung und Füllung von Wurzelkanalsystemen)an.Für jeden Kursteilnehmer stand ein Operationsmikroskop der Firma Möller-Wedel und ein Endostepper (S.E.T. – Dental) zur Verfügung, die Arbeits-materialien wurden von der Firma Maillefer gestellt.

Nach einer kurzen Darstellung seines “endodontischen Werdeganges”beschäftigte sich Clemens Bargholz zunächst mit dem Konzept zur Auf-bereitung von Wurzelkanalsystemen:

Die Präparation der Zugangskavität gliedert er in zwei Abschnitte:

● den Zugang zur Pulpenkammer und● den Zugang zum Kanalsystem

Der Zugang zur Pulpenkammer soll einen senkrechten Zugang zum Kanal-eingang ermöglichen. Ziel ist eine ausreichende Übersicht, die Vorrangvor dem Ziel der Erhaltung von Zahnhartsubstanz hat. Die Schaffung der Zugangskavität zu den Kanalsystemen beginnt mit demEinsatz einer „scout-file”, einem sehr feinen möglichst kurzen Instrument(#8 oder #10). Diese scout-file soll den Kanal nicht auf voller Länge instru-mentieren, sondern nur die Zugänge darstellen und eröffnen. Anschließendwird mit Gatesbohrern aufsteigender Größe der koronale Kanalabschnittausgeprägt konisch aufbereitet. Die Durchgängigkeit des Kanalsystemswird durch systematische Spülungen mit erwärmtem Natriumhypochloritund dem Einsatz der scout-file gewährleistet und ständig überprüft (reka-pitulieren). Ziel dieses Arbeitsschrittes ist eine Begradigung der äußeren,koronalen Kanalanteile. Damit wird der Zugang zum apikalen Kanal-drittel erleichtert und eine wesentliche Voraussetzung für den Einsatz rotie-render Instrumente geschaffen.

Die Aufbereitung des gesamten Kanalsystems hat die Schaffung eineskontinuierlich konischen Kanallumens von mehr als 7% mit einem apikalenStop zum Ziel (box-prep). Die Bestimmung der Arbeitslänge erfolgt zunächst

DreidimensionaleFüllung von Wurzelkanal-systemenPraktischer Arbeitskursunter dem Operations-mikroskop

vonHans-Georg von der Ohe

Bielefeld

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endometrisch (vorherige Spülung mit H2O2), dann durch – wenn nötigmehrere – Röntgenaufnahmen, wobei nicht mehr als zwei Instrumentezeitgleich im zu behandelnden Zahn sein sollten.Hilfreich sind in vielen Fällen exzentrische Aufnahmen.Die vollständige Aufbereitung eines Wurzelkanalsystems soll folgendeAnforderungen erfüllen:

● Keimeliminierung● Beibehaltung der Anatomie des apikalen Drittels● Schaffung eines konischen, glattwandigen Hohlraumes● Schutz vor koronaler Reinfektion

Essentiell und unverzichtbar für die Erreichung dieser Ziele ist die wieder-holte, intensive Spülung mit erwärmter 5,25% NaOCl-Lösung, der Ein-satz von EDTA und ein ständig wiederholtes, sorgfältiges Rekapitulieren,besonders bei engen Kanälen.Beachtenswert ist auch der Hinweis, dass OK-Molaren grundsätzlich 4Kanäle aufweisen, die 6er sogar häufiger 5 als 3!

Zur vertikalen Kondensation ist ein Konus >7% erforderlich. Dies kannvon Hand geschehen, indem von der Arbeitslänge ausgehend jedes Instru-ment aufsteigend 0,5mm kürzer benutzt wird (10% Konus). Hier wurdedie balanced force-Technik sehr schön dargestellt. Maschinell kann ein Konus mit rotierenden Instrumenten wie z.B. demProTaper (F3 = apikal #30, 9% Konus, F2 = apikal #25, 8% Konus)geschaffen werden.Der konische Masterpoint wird mit der Guttaperchalehre an- und dannim feuchten Kanal bis zum tug-back eingepasst. Der exakte Sitz der Master-points wird mit der MP-Röntgenaufnahme überprüft. Nach Spülung mit Alkohol erfolgt die Trocknung des Kanalsystems mitkonischen Papierspitzen und Luft (Stropko-Ansatz).Der Mastercone wird nach Desinfektion in NaOCl mit Sealer (Ah-26 oderKerr pulp canal sealer EWT) bestrichen und eingepasst (auf tug-backachten!). Wenn zwei Kanalsysteme in einer Wurzel zu füllen sind, beidezusammen beschicken. Die Kondensation erfolgt ausgehend von koronal in kleinen Schritten.Dabei wird jeweils ein „bit” Guttapercha abgetrennt (System B, touch’nheat) und dann mit dem im Durchmesser entsprechenden Plugger kon-densiert. Es soll ein kontinuierlicher Druck über 10 sec aufrechterhaltenwerden. Die Plugger werden vorgängig in der Länge gemessen, sodassdas Instrument #1 bis 4mm vor die Arbeitslänge reicht. Der apikale Sitzder kondensierten Guttapercha wird röntgenologisch überprüft. An-schließend erfolgt der Back-Fill mit dem Obtura II oder E&Q-Gerät in zweibis drei Abschnitten. Jede Portion Guttapercha wird wieder mit dem ent-sprechenden Plugger kondensiert.

Die postendodontische Versorgung mit dentinadhäsivem Aufbau (Scotch-Bond MP plus Core Paste) erfolgt in der selben Sitzung, in der das Wurzel-kanalsystem gefüllt wird. Damit wird eine Reinfektion des Wurzelkanal-systems ausgeschlossen.Zum Abschluß der Behandlung erfolgt die Rö-Kontrolle zur Dokumentationdes Behandlungsergebnisses. Auch hier wieder der offensichtlich nachwie vor aktuelle Hinweis auf die Notwendigkeit exzentrischer Aufnahmenzur Darstellung komplexer Wurzelkanalsysteme (OK-Molaren!).

Die notwendige Kürze dieses Berichtes verhindert die Darstellung derFülle von vielen praxis-relevanten Details, die Clemens den Kursteilnehmern

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mitgab. Auch die Diskussion mehrerer eigener Misserfolge und ihrerUrsachen war beeindruckend, lehrreich und baute manche Schwellenangstzum Einsatz dieser Behandlungstechniken in der eigenen Praxis ab.

Die Möglichkeit, das Gehörte unter intensiver Anleitung und Aufsicht desReferenten an mitgebrachten Zähnen unter Benutzung eines OPM’s direktpraktisch umzusetzen, war toll und wertete den Kurs erheblich auf. Aller-dings war mancher erste Versuch etwas frustrierend, andererseits hatjeder seine individuelle „learning-curve”.Clemens Bargholz hat in diesem methodisch und didaktisch sehr gut auf-gebauten Kurs die zum Teil recht verwirrenden Thematik der modernenendodontischen Behandlungskonzepte gründlich und sehr anschaulichdargestellt. Dabei kamen ihm und damit auch uns Kursteilnehmern seineim Laufe der Jahre gemachten eigenen Erfahrungen mit den verschiedenenTechniken zu gute. Die aufmerksame und nette Betreuung durch das Praxisteam war das I-Tüpfelchen bei diesem sehr lehrreichen Fortbildungskurs, dem ich mehrTeilnehmer aus der Neuen Gruppe gewünscht hätte. Wer Interesse hat,findet unter www.endodontie.de Termine für weitere Kurse von ClemensBargholz für die Neue Gruppe in 2004.

Als ich am Samstagmorgen kurz vor 9 Uhr in der Praxis Erpenstein/Borchard ankam, dachte ich noch, dass eine Digitalkamera sicherlichfast alles von alleine regeln würde, und konnte mir eigentlich gar nichtso recht vorstellen womit wir uns den ganzen Tag beschäftigen würden.Am Abend um kurz vor 18 Uhr hätte ich dann doch noch gerne weiterprobiert, die ein oder andere Frage gehabt und die Erkenntnis gewonnen,dass die digitale Fotographie sicherlich viele Vorteile bietet, aber trotzaller Technik und möglicher „Features”, immer noch jede Menge Sach-kenntnis und Konzentration erfordert.Den Vormittag nutzte Wolfgang Bengel um uns die Grundlagen der digi-talen Technik und die Unterschiede zur konventionellen Fotographie zuerläutern sowie die unterschiedlichen digitalen Kamerasysteme vorzu-stellen. Die fototechnischen Grundbegriffe (Abbildungsmaßstab, Blende,Schärfentiefe, Beleuchtung, TTL etc.) wurden erläutert, die „Standard-ansichten” (frontal, lateral, schräglateral und okklusal) der dentalen Foto-graphie erklärt und der Einsatz geeigneter „Hilfsmittel” beschrieben.Die „normalen” Sucherkameras sind, aufgrund der fehlenden Makro-objektive bzw. entsprechender Brennweiten sowie der meist nicht zuschalt-baren Zusatzblitzgeräte, für die Dentalfotogaphie ungeeignet und darumlediglich für das „Privatevent” zu empfehlen und wurden deshalb auchnicht weiter besprochen.Zunächst wurden uns die „semiprofessionellen” Kamerasysteme mit denentsprechenden Objektiven und Blitzgeräten, ihren Möglichkeiten undNachteilen vorgestellt. Als Empfehlung wurde aus dieser Gruppe dieMedical D5050 mit einem speziellen Kunststoff-Diffusor für eine gleich-mäßige Blitzlichtausleuchtung und die Minolta Dimage 7i mit Ringblitzoder Diffusor der Fa. PTJ genannt.Aufgrund des allerdings nicht wirklich großen Preisunterschiedes (i. d. R.unter 1000,- Euro) verglichen mit den Spiegelreflexkameras, tendierteder Referent aber verständlicherweise eher zur Empfehlung eines Spiegel-reflexkamerasystems.

„Digitale Fotographie”ein Selbstläufer?

vonNorbert Mack

Düsseldorf

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Die vorgestellten Spiegelreflexkameras liegen, von ihren technischen Mög-lichkeiten betrachtet, alle so dicht beieinander, dass eine Kaufentschei-dung eher vom „persönlichen Gefühl” (z.B. Nikon oder Canon) als vonden tatsächlichen Messwertdaten abhängen dürfte.Lediglich die Systeme von Sigma (anderer Chip mit kompletter Farb-information) und Olympus (Typ E1 mit speziell für den Sensor entwickeltemObjektivsystem) sind hier mit deutlichen Unterschieden zu nennen. Aller-dings hat die Kamera von Olympus den Nachteil, dass eventuell vor-handene „Altobjektive” nicht zu nutzen sind und, da die Kamera ganzneu auf dem Markt ist, noch keine ausreichenden Erfahrungen/Tests vor-liegen. Aus diesem Grunde dürfte dieses System eher etwas für denjenigensein, der komplett neu einsteigen will und sich noch etwas Zeit lassenkann oder will.Für den Nikon Fan sollte somit im Moment die FinePix S2 von Fuji oderdie Nikon D100 und für Canon Liebhaber die EOS 10D erste Wahl sein.Nach einem Exkurs in die Beleuchtungs- Blitzproblematik (Belichtungs-zeiten, Belichtungskorrektur etc.) mit einer klaren Empfehlung zu Gunsteneines Zangenblitzsystemes an Stelle eines Ringblitzes (auch wenn dieserin der Bedienung vielleicht einfacher ist), wurden dann die speziellenAnforderungen der Dentalfotographie beschrieben und erörtert. Schnellwurde zumindest mir klar, dass ich hier bislang erhebliche Fehler gemachthabe, und dass eine entsprechende Umorientierung sinnvoll und gebotenist, aber wohl nur mit der oben bereits erwähnten „Konzentration” aufObjekt und Bildausschnitt zu erreichen ist.Hier kann auch eine Digitalkamera nicht automatisch Abhilfe schaffensondern eben auch nur das wiedergeben, was der Fotograph zuvor ein-gestellt hat!In diesem Zusammenhang erfuhren wir zumBeispiel auch, dass sich, auf Grund der unter-schiedlichen Größe von Film und CCD-Chip,die Abbildungsmaßstäbe ändern und des-halb die entsprechenden Angaben auf denObjektiven nicht mehr stimmen. Deshalb isteine individuelle Markierung der gebräuch-lichsten Maßstäbe (1:1; 1:1,2 und 1:2) amObjektiv zur Vereinfachung angeraten.Nach soviel Theorie durften wir dann vorder Mittagspause in Kleingruppen die zuvorempfohlenen Kamerasysteme testen. Dabeiwurde mir klar, dass tatsächlich bei den digi-talen Spiegelreflexsystemen, zumindest beimFotografieren, keinerlei Unterschied zu denbisherigen „normalen Spiegelreflexkameras”feststellbar ist. Auch hier erfolgt die gesamte Kontrolle (Ebenen, Ausschnittetc.) durch den Kamerasucher. Allerdings hat man sofort nach der Aus-lösung die Möglichkeit einer ersten Kontrolle auf dem Kameradisplay.Hier liegt, wenn überhaupt, vielleicht ein kleiner Vorteil der „semiprofes-sionellen Sucherkameras”, da dort bereits vor der Auslösung das Bild aufdem Display beurteilt werden kann. Die schnelle Kontrollmöglichkeit istm. E. denn auch, zusammen mit der sofortigen Verfügbarkeit der Auf-nahmen, der echte Gewinn der digitalen Fotographie.Ein Vorteil des Zangenblitzes von Binz gegenüber dem Ringblitz schienmir beim Fotografieren, neben der besseren und variableren Ausleuch-tung, auch ein besseres „Handling” der ohnehin nicht gerade leichtenKameras durch die geringere Kopflastigkeit.Nach der Mittagspause ging es dann, ordentlich gestärkt, mit einemExkurs in die Objekt- Personen- und Profilfotographie weiter.

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AdvancedReconstructive Dentistryusing Oral Implantsund Clinical and TechnicalProcedures for BondedPorcelain Restaurations

vonKlaus Karge

Braunschweig

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Am 16. und 17. Januar 2004 trafen sich 25 Kursteilnehmer – vorwiegendaus Deutschland - an der Université de Genève zu einer Fortbildung mitProf. Urs Belser und Dr. Pascal Magne.

Dank der persönlichen Kontakte von Gerd Körner nach Genf und seinerhervorragenden Organisation des Kurses konnten wir diese beiden hoch-karätigen Referenten kurz vor dem Wechsel von Pascal Magne nach LosAngeles noch einmal als Team sozusagen vor der Haustür genießen.Dabei sprang der Funke der Begeisterung für ihre tägliche Arbeit in denheiligen Hallen der Genfer Universität schnell auf uns Zuhörer über.

Verspätet und übermüdet von einer nicht geplanten nächtlichen Autofahrtkam Gerd Körner noch rechtzeitig zum Frühstück ins Hotel. Ein gutesEssen während des Zwischenstopps auf dem Flughafen München ließenihn, Gerd Körner, und zwei weiteren Kursteilnehmer das Flugzeug ver-passen. Jan Halben musste in Genf ohne seinen Laptop auskommen, weilihm dieser beim Einchecken ins Hotel gestohlen wurde.

Trotz dieser Widrigkeiten waren alle Teilnehmer pünktlich zum Vor-lesungsbeginn aufnahmebereit.

Es macht schon Spass, den Behandlungsprinzipien der Genfer Schule imSpannungsfeld zwischen “Bondodontists” und “Implantologists” zu folgen.

Bei der Fragestellung der Versorgungsmöglichkeit von Schaltlücken stehtdie Einzelzahndiagnostik im Vordergrund. Können die Zähne noch miteiner Ankerkrone versorgt werden oder ist ein Implantat indiziert?.

Anschließend wurde noch die Frage der benötigten Pixel dahin gehendbeantwortet, dass für eine Bildschirm- oder Beamerpräsentation bereits1 Mio. Pixel reichen würden, und damit die heute in der Regel verfüg-baren 4 - 6 Mio. Pixel, selbst für ein Standardformat von 20 x 30 cm,völlig ausreichen und eine weitere Erhöhung allenfalls die Speicher-kapazitäten belasten würde.Nach einer weiteren „Übungsrunde” und einer Kaffeepause folgte danndas Kapitel Bildnachbearbeitung und Archivierung. Dabei wurde klarworin die Vorteile der digitalen Fotographie (sofortige Verfügbarkeit, ein-fache Möglichkeit der Nachbearbeitung/Verbesserung der Bildqualität)und die Gefahren (Verlust der Daten und Manipulation des Bildinhaltes)liegen.Als Abschluss und Ausklang wurden dann noch die in den Übungsrundenproduzierten Aufnahmen bewertet. Leider hatte sich offensichtlich beieiner der Kameras der vorher eingestellte Modus verstellt, so dass nur einkleinerer Anteil der Aufnahmen als gelungen zu bezeichnen war.Fazit dieses Wochenendes ist für mich: > eine interessante und aufschlussreiche Fortbildung eines stets souveränenWolfgang Bengel in angenehmer, lockerer Atmosphäre und mit ausge-zeichnetem “Catering” durch die Praxis Erpenstein/Borchard. > eine digitale Spiegelreflexkamera muss her, allerdings weis ich nochnicht wirklich welche!

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Prof. Belser unterscheidet zwischen Winkelstücklösung und Implantatver-sorgung. Vorab gesagt, zwei von drei Lücken werden mit Implantatengeschlossen. Als Voraussetzung für die reine Kronenversorgung nannteProf. Belser eine Restzahnsubstanz von drei Millimetern. Ist diese nichtgegeben, strebt er eine chirurgische Kronenverlängerung an. Der Kronen-rand liegt idealerweise einen Millimeter im Sulkus, wobei die biologischeBreite beachtet werden muss. Weitere Entscheidungsparameter sind lautProf. Belser die endodontischen, parodontologischen und okklusalenVerhältnisse.

Für Stiftaufbauten verwenden die Genfer Kollegen zunehmend adhäsivbefestigte Fiberglasstifte.

Zur Verbesserung der roten Ästhetik setzen sie häufig Bindegewebs-transplantate ein. Dabei wirkt sich ein breitflächiger Kontakt desBrückengliedes volumenerhaltend auf das Transplantat aus.

Die ästhetischen Ergebnisse bei Einzelzahnimplantaten im anteriorenBereich sind planbar. Im Gegensatz dazu ist die Ästhetik bei größerenimplantologischen Versorgungen in der Front mit mehreren Implantatenimmer noch nicht vorhersehbar.

Zunehmend werden die Implantate in der Oberkieferfront etwas mehrnach palatinal inseriert, um die dünne bukkale Knochenlamelle zu schonen.

Der Zeitpunkt, ab dem bei Mädchen und Jungen frühestens ein Implantatim anterioren Bereich gesetzt werden sollte, wird bei beiden Geschlechternauf 20 Jahre angehoben.

Bei Verlust der Stützgewebe kann der Knochen mittels orthodontischer“forced eruption” der Knochen koronal verlängert werden.

Für optimale ästhetische Resultate bei Einzelzahnimplantaten kopiert derZahntechniker bei Verlust eines mittleren Schneidezahnes den Nachbar-zahn in Wachs und entfernt dann auf dem Modell den Gips. Anhanddieser Wax-up-Vorlage wird das Provisorium bei der offenen Einheilungzum Stützen und Modellieren der Weichgewebe herangezogen.

Der folgende Vortrag von Pascal Magne zu adhäsiv befestigten Keramik-restaurationen wurde durch seine exzellente Bilddokumentation für allezu einem ein besonderens Erlebnis. Interessierte Kollegen verweise ichauf sein zum gleichen Thema im Quintessenz Verlag erschienenes Buch,das ebenfalls mit beeindruckenden Aufnahmen illustriert ist.

Biologie, Mechanik und Funktion

Was ein intakter Zahn physiologisch leistet, ist das Resultat eines ausge-wogenen und engen Zusammenspiels zwischen biologischen, mecha-nischen, funktionellen und ästhetischen Faktoren. Interessanterweise liegen das elastische Dentin und der weniger elastischeSchmelz nicht als simples Bilaminat nebeneinander, sondern sind durchKollagenbündel und –-zacken girlandenförmig miteinander verbunden.

Der Aufbau eines natürliches Zahnes folgt mechanischen Belastungs-spitzen. Dies erklärt beispielhaft die dicke palatinale Schmelzlamelle amEckzahn.

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Indikationen für Keramikverblendungen

Indikationen für Keramikverblendungen unterteilt Pascal Magne in dreiTypen.

Typ 1 Bleichresistente ZähneA: Tetracyclinverfärbungen (Grad III + IV),B: Kein Ansprechen auf äußeres und inneres Bleichen

Typ 2 Größere morphologische DefiziteA: kegelförmige Zähne,B: Diastema und schwarze interdentale Dreiecke,C: zu kurze Schneidezähne.

Typ 3 Umfangreiche Restaurationen bei ErwachsenenA: ausgedehnte Kronenfrakturen,B: ausgedehnter Schmelzverlust,C: umfangreiche angeborene oder erworbene Fehlbil-

dungen.

Pascal empfiehlt, die vorhandenen Fragmente bei Frontzahntraumata zureplantieren. Dies sollte zur Stabilisierung immer mit einer Komposit-extension über den Bruchspalt hinaus kombiniert werden.

Beim Bleichen devitaler Zähne (Walking-Bleach-Technik) rät Pascal Magnezu folgendem Vorgehen:

1. Endo-Füllungsmaterial bis zwei Millimeter subgingival renn-schlittenförmig entsprechend der Anordnung des Desmondontsentfernen,

2. Zinkphospat-Barriere einbringen,3. Einlage von Natriumperborat und drei- bis zehnprozentigem Was-

serstoffperoxid im wöchentlichen Wechsel bis das gewünschteErgebnis erreicht ist,

4. Verschluss mit brünniertem IRM-Zement,5. Vierwöchige Einlage von Kalziumhydroxid zur Neutralisation der

Peroxidrückstände,6. Spülen mit fünfprozentigem Natriumhypochlorid,7. Auffüllen mit Glasionomerzement; erleichtert die Revisions-

behandlung,8. Kompositfüllung.

Vorteile von Keramikverblendungen

- Hervorragende Akzeptanz der Gingiva, - Der gingivale Sulkus wird nicht berührt. - Reduktion des Plaqueindex und der Vitalität der Plaquebakterien,- Sehr gute Haltbarkeit selbst bei geringer Restzahnsubstanz, auch

ohne Kronenverlängerung, - Beste optische Eigenschaften durch fehlenden „Regenschirm-

Effekt”; bessere Ausleuchtung der parodontalen Gewebe

Eine erfolgreiche Dreierbeziehung Patient – Zahnarzt – Zahntechnikerund systematisches Patientenmanagement sind die Voraussetzung für eineästhetisch erfolgreiche Therapie. Dies zeigen die perfekten Laborarbeitenvon Pascals Bruder Michel Magne.

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Diagnostische Wachsmodellation

Um schonend präparieren zu können, ist eine Analyse des facialen Abrieb-musters am Schmelz unabdingbar. Somit wird vorab das angestrebtedefinitive Zahnvolumen festgelegt. Dadurch erhält der Zahn seine natür-liche Prominenz zurück, und die Krone verhält sich wieder biomimetischkorrekt. In diesem Sinn stellt ein horizontal eingeschnittener Silikonkontroll-schlüssel, der von einem Wachsmodell abgenommen wird, eine unent-behrliche Orientierungshilfe beim Präparieren dar. Weiterhin fertigt man auf der Grundlage des Wax-ups eine diagnostischeProbemaske aus Kunststoff an, die am Patienten das geplante Ergebnissimuliert. Erst nach Zustimmung des Patienten erfolgt die definitivePräparation.

Präparation der Zähne

Herkömmlich kalibrierte Diamantringe zur Präparationstiefenkontrolle ver-bieten sich nach dieser Methode. Einzig und allein der Silikonschlüsselgibt Aufschluss über zu entfernende Zahnhartsubstanz. Dieser ist wie einBuch auf der einen Seite gebunden und kann auf der anderen aufge-schlagen werden.

Ganz aktuell verwendet Pascal Magne die Probemaske „Mock-up“ fürdie Präparation. Sie wird auf die zu präparierenden Zähne aufgesetzt.Dann wird durch das Mock-up in definierter Tiefe von 0,5 bis 0,7 Milli-meter präpariert und danachder verbliebene Rest der Maske entfernt.

Vorgehen bei Präparationen:

1. Kontrolle mit dem Silikonschlüssel,2. interdental-axiales Beschleifen,3. Legen des Retraktionsfadens in der Doppelfadentechnik,.4. Anlegen von fazioaxialen Rillen,5. fazioaxiales Beschleifen,6. inzisale Kontrolle,7. palatinales Einfassen oder bei unter sich gehender Präparation in-

zisaler horizontaler Abschluss, damit man die Verblendschale vonvorn aufsetzen kann,

8. Politur.

Adhäsive Befestigung am Dentin

Bisher wurde der Dentinhaftvermittler erst kurz vor dem definitiven Be-festigen der Verblendung aufgetragen. Um eine unvollständige Passungder Restauration zu verhindern, wird normalerweise davon abgeraten,den Klebekunststoff vor dem Einsetzen der Verblendung zu härten. Hier-bei besteht durch den auftretenden Druck des Befestigungskomposits aufdas demineralisierte Dentin (die Kollagenfasern) die Gefahr des Zusam-menfalls der Adhäsionsschicht. Um dieses Problem zu umgehen, trägtPascal Magne den Dentinhaftvermittler vor der Abformung auf das frischpräparierte Dentin auf!

Außerdem verringert diese Änderung der Vorgehensweise Überemp-findlichkeitsreaktionen sowie das Eindringen von Bakterien bis zumdefinitiven Einsetzen.

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Definitive Abformung

Bei der einzeitigen Doppelmischabformtechnik verwendet Pascal Magneein Additionsilikon.

Direkte temporäre Versorgung

Temporäre Verblendungen erstellt Pascal Magne nach dem Vorbild derdiagnostischen Probemaske. Hierfür setzt er New Outline (Anaxadent)ein. Die temporäre Befestigung erfolgt nach punktuellem Ätzen und Ein-bringen von ungefülltem lichthärtenden Klebekunststoff. Durch Farb-charakterisierungen und Glasieren lässt sich das Provisorium weiter auf-werten.

Adhäsive Befestigung

Die Befestigung folgt dem bekannten Protokoll, wobei die Dentinkondi-tionierung entfällt. Als Befestigungsmaterial empfiehlt Pascal Magne aus-schließlich lichthärtenden radioopaken Klebekunststoff (Tetric Transpa-rent, Fa. Ivoclarvivadent) anstatt der üblicherweise verwendeten dual-härtenden Klebekunststoffe. Die in den selbsthärtenden Klebekunststoffenenthaltenen Amine sind für die Farbinstabilität verantwortlich. Pascalhärtet vier mal 120 Sekunden.

Reparaturen

Frakturen von Keramikrestaurationen lassen sich sehr gut mit Kompositbeheben, wenn vorher der Frakturbereich mit Silika abgestrahlt wird. Diederart konditionierte Keramikoberfläche reagiert sehr gut mit dem Silan.Silikastrahler werden von mehreren Herstellern angeboten, z.B. Rondo-flex von KaVo.

Bei dem straffen Zeitplan blieb leider wenig Zeit für die schöne StadtGenf. Wir alle waren von der Präsentation und von dem EngagementPascal Magnes beeindruckt.

Nun gilt es, das neu Erlernte in den Praxisalltag zu integrieren.

Viel Erfolg!

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Aktuelle Parodontal- und periimplantäre Chirurgie

vonPatrick M. Hormuth

Bamberg

Praxiskurs am 23. & 24. Jannuar 2004 in der Praxis Dr. Dr. Erpenstein& Dr. Borchard in Münster.

Zu Beginn sei den Verantwortlichen, allen voran Dr. Raphael Borchardund seinem wunderbar eingespieltem Team (Dr. Dr. Heinz Erpensteinkonnte leider krankheitsbedingt nicht persönlich anwesend sein) ein großesKompliment und Dankeschön für diesen wunderbaren, informativen undkurzweiligen Praxiskurs beschieden.

Raphael Borchard entführte uns in seine Praxiswelt – eine modern durch-gestylte, warme Praxis mit den vielen kleinen liebevoll integrierten altenDetails an Decken und Wänden! Die Konzeption der Praxis ist logischeFolge der Praxisphilosophie, welche wir plastisch zu Beginn des Kurseskennen lernten.

Nach diesem ersten Vortrag konnten wir bei mehreren Patienten post-operative Zustände z. B. nach chirurgischer PAR-Behandlung, Kamm-prophylaxe, perioprothetischer Sanierung, Interims-Brückenversorgung,klinischer Kronenverlängerung etc. sehen.

Indikationen für eine Lappen-OP

Nach Raphael Borchard gibt es 5 Indikationen für eine sinnvolle underfolgversprechende Lappen-OP:

● Zahnfleischtaschen von mindestens 5 mm● intraossäre Defekte● Furkationsbeteiligung II. bzw. III. Grades● ungünstige Gingivaform ● eine schmale keratinisierte Gingiva

Voraussetzung ist natürlich ein durch vorausgegangenes Scaling & RootPlaning perfekt vorbereitetes Operationsgebiet!Die bekannten Vorteile einer Lappen-OP (verbessertes Scaling & RootPlaning unter Sicht, maximale Taschenelimination sowie der Möglichkeitender Osteoplastik und der Weichgewebskorrekturen) wurden ebensodiskutiert, wie deren gelegentlich auftretenden Nachteile (Gewebsverlust,Hypersensibilität der Zähne, erhöhte Schwierigkeit der Operationstechnikbei drohender ästhetischer Verschlechterung).Ein weiterer Punkt hierbei waren der Einsatz von rotierenden Instrumentenbzw. Ultraschall zur Reinigung und Modellation der Hartsubstanzen.Auch die verschiedenen Lappenarten, wie einfacher Kirklandlappen, repo-nierter Mukoperiostlappen mit marginaler bzw. paramarginaler Schnitt-führung sowie Papilla-Preservation-Lappen und apikaler Verschiebelappenwurden mit reichlichem Bilder- und Videomaterial gegenübergestellt undbesprochen!

Gesteuerte Gewebereaktionen bei PAR-Behandlungen

Interessant waren ebenso die sich ergebenden Diskussionen, basierendauf den unterschiedlichsten Erfahrungen der Kursteilnehmer, in Hinsichtauf die Frage „Gesteuerte Geweberegeneration bei PAR-Behandlungen- ja oder nein“.Neben der Frage, ob bei der GTR nur mit Membran oder mit Membranin Kombination mit Knochen (autogenes, allogenes oder xenogenesMaterial) verwendet werden sollen, wurde auch die verschiedenenMembranarten (resorbierbar versus nicht resorbierbar) sowie derenFixierung mittels Naht oder Nägeln besprochen.

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Als intraorale Entnahmestellen für autogene Knochentransplantate eignensich natürlich die retromolare Region im Unterkiefer, der zahnlose Alveolar-fortsatz, der Tuber maxillae sowie natürlich die Kinnregion.In diesem Zusammenhang erklärte Raphael Borchard, dass es in der Regelvöllig ausreicht, im Zuge der Kammprophylaxe nach Extraktionen dieAlveole mit einer Membran sicher zu decken und keine Auffüllung desDefektes vorzunehmen.

Ein weiterer wichtiger Punkt in dieser Frage war das postoperative Protokollbei GTR:

● Antibiotische Abschirmung (z.B. Clindamycin 900mg/d für 7 Tage)● Spülung mit Chlorhexidindigluconat 3x/d für 6 Wochen● lokales Putz- und Kauverbot für 6 Wochen● 1 Woche post OP: Nahtentfernung● 10-tägige Kontrolle mit lokaler Zahnreinigung● nach 6 Wochen Membranentfernung

Freies Schleimhauttransplantat und Bindegewebstransplantat

Mit perfekten klinischen Bildern wurden die Vor- und Nachteile sowie dieIndikationen und Kontraindikationen samt Vorhersagbarkeit der post-operativen Ergebnisse beim freien Schleimhauttransplantat und beimBindegewebstransplantat besprochen und mit den Erfahrungen der an-wesenden Kursteilnehmer diskutiert. Praktisch konnte die Vorgehensweisebei einer Live-Operation nachvollzogen werden.

Chirurgische Kronenverlängerung

Ziele der chirurgischen Kronenverlängerung sind:

● Schaffen einer ausreichenden Retentionsfläche● Freilegen subgingivaler Defekte● Verbesserung der Hygienefähigkeit● Verbesserung der Ästhetik● Wiederherstellen der biologischen Breite

Für die erfolgreiche chirurgische Kronenverlängerung ist eine gründlichepräoperative Diagnostik bezüglich der vorhandenen und erforderlichenKronenlänge, der Frage nach einer Gesamt- oder Teilverlängerung einerFläche, der Wurzelform und Wurzellänge sowie der apikalen Ausdehnungvon Defekten, Füllungen und Kronen erforderlich. Wichtige Parameter indieser Beziehung sind auch die Lage der Furkation, die Dicke der Weich-teildecke, die Breite der keratinisierten Gingiva sowie der Verlauf dermarginalen Gingiva und der Lippen-Lachlinie.

Indikationen der chirurgischen Kronenverlängerung sind:

● umfangreicher Hartsubstanzverlust durch Trauma oder Karies● subgingivale Karies, Kronen- oder Füllungsränder● subgingivale Perforationen● anatomisch kurze klinische Kronen● Ästhetik

Kontraindikationen der chirurgischen Kronenverlängerung sind:

● Gefährdung der Stabilität

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● Freilegung der Furkation● Asymmetrie des Gingivaverlaufes● Offene Interdentalräume im ästhetisch relevanten Bereich

Den Vorteilen der chirurgischen Kronenverlängerung, wie z.B.

● Vergrößerung der Retentionsfläche und ggf. Verzicht auf zusätz-liche Retentionselemente

● Supragingivale oder äquigingivale Lage der Kronen-Ränder imästhetisch nicht relevantem Bereich

● Erleichterung bei Präparation, Abformung und Kronenrand-kontrolle

● Verbesserung der Ästhetik

stehen folgende abzuwägende Nachteile gegenüber:

● Verlängerung der Behandlungsdauer● Verlust von parodontalem Stützgewebe● ggf. Freilegung von Furkationen● Asymmetrischer Gingivaverlauf bei Verlängerung einzelner Zähne

und primär symmetrischer Gingiva

Abschließend zu diesem weiten Bereich wurden die verschiedenen Lappen-techniken, wie z.B. reponierter Mukoperiostlappen, reponierter Spalt-lappen sowie apikaler Verschiebelappen (als Voll- oder Spaltlappen)gegenübergestellt und diskutiert.

Hart- und Weichgewebsaugmentationen

Genaues Abwägen aufgrund exakter Diagnostik und Therapieplanungist für die Hartgewebsaugmentation bei der Implantation mittels körper-eigenem oder körperfremden Material von entscheidender Bedeutung fürgesicherte Prognosen.Im Bereich der Weichgewebsaugmentation bietet sich ein breites Feldder Möglichkeiten für die funktionellen und ästhetischen Anforderungen.

Die Knochenentnahmen aus den verschiedenen unbezahnten Bereichen(Retromolar-, Kinnregion etc.) und deren entsprechende Aufbereitungmittels Knochenmühlen sowie ggf. die Kombination mit PRP-Technik wurdenausführlich besprochen und die Vor- und Nachteile diskutiert.Ebenso wurde das bekannte Problem des unvermeidlichen Knochenabbausim Bereich der Implantatschulter und in diesem Zusammenhang auch diePositionierung der einzelnen Implantate zu Nachbarimplantaten bzw.Nachbarzähnen erläutert. In diesem Punkt gibt auch das immer nochnicht “perfekt gelöste” Problem des Implantatdesigns im Schulterbereich,in Anlehnung an die nicht geradlinig verlaufenden Schmelz-Zement-Grenzeder natürlichen Zähne, Stoff zur Diskussion.Abschließend sei nochmals Raphael Borchard und seinem gesamten Teamfür die charmante Betreuung, die perfekte Organisation und Durchführungdes Kurses und des Rahmenprogrammes im „Großen Kiepenkerl” beitypisch westfälischer Küche gedankt!

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Am 27. und 28. Februar 2004 hatten Drs. H. Erpenstein und R. Borchardden Schweizer Implantologen Dr. Ueli Grunder zu einem Praxisseminarin das verschneite Münster eingeladen. Der Schwerpunkt dieser durchLive-Operationen abgerundeten Fortbildung lag bei der Planung undDurchführung von Implantationen in ästhetisch sensiblen Bereichen.

Zu Beginn am Freitag Nachmittag wurde mit den 14 Teilnehmern zunächstdie Theorie der optimalen Implantatposition erarbeitet. Ueli Grunderbetonte hierbei, dass nur bei optimaler Implantatpositionierung auch einästhetisch herausragendes Ergebnis erzielt werden kann. Hierbei mussinsbesondere die bukko-orale Position und die Einsetztiefe der Implantat-schulter beachtet werden. Hierbei gemachte Fehler oder der Versuch „zuzaubern” kann schon die ersten Schwierigkeiten auf dem Weg zurgelungenen Implantatästhetik verursachen. „Früher mussten wir Kollegensagen, dass man Lücken auch mit Implantaten versorgen kann, jetzt müssenwir sagen, dass nicht jede Lücke mit Implantaten versorgt werdenmuss/kann”.

Durch diese Aussage wurde gleich zu Beginn deutlich, dass neben demoperativen Können des Behandlers auch die Selektion geeigneter Patienten-fälle Grundlage für ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis ist.Die Hauptschwierigkeit bei der Implantatästhetik beschrieb Ueli Grundermit der Herstellung einer girlandenförmigen, harmonischen Gingivakonturund der Ausformung natürlicher Papillen. Hierbei müssen einige Grund-regeln Beachtung finden: 2, 3, 4 oder 5 nebeneinander fehlende Zähnesollten durch 2, 2, 2 bzw. 3 Implantate ersetzt werden. Nach Möglich-keit sollte also vermieden werden, dass zwischen zwei unmittelbar benach-barten Implantaten eine Interdentalpapille gebildet werden muss. DerAbstand des Implantats zum nächsten natürlichen Zahn sollte mindestens1,5mm betragen. Mit kleineren Variationen bezüglich der verwendeten

Implantatsysteme und Durchmesser ergibtsich hieraus, dass eine einzelne Front-zahnlücke, die mit einem Implantat versorgtwerden soll, auf Höhe der Schmelz-Zement-grenze der benachbarten natürlichen Zähnemindestens 6 mm breit sein muss. DerAbstand zwischen zwei Implantaten sollmindestens 3 mm, zwischen den mittlerenSchneidezähnen im Oberkiefer mindestens4 mm betragen. Die Wahl der adäquatenDistanz gibt auch den Raum für optionaleknöcherne Onlaygrafts, wodurch die Aus-bildung einer girlandenförmige Knochen-architektur unterstützt werden kann. Diesegibt dann letztendlich den Verlauf der Gin-giva vor. Im Mittel stellt sich die Gingivaauf eine Dicke von ungefähr 4,5 mm überdem Knochen ein.

Sehr großen Wert legte Ueli Grunder auf die Dimensionen der Knochen-lamelle bukkal des Implantates. Durch den vorangegangenen Zahnver-lust kommt es in diesem Bereich leicht zu mehr oder weniger stark aus-geprägten Hartgewebsverlusten. Wenngleich eine Implantation in diesenBereichen trotzdem meist möglich ist, kommt es jedoch durch das buk-kale Knochendefizit zum Einfall der Gingivakontur. War die Gingiva überdem natürlichen Zahn nach bukkal vorgewölbt, ist sie nun über demImplantat ohne korrigierende Schritte oft nach oral eingezogen. Dieserelevante ästhetische Beeinträchtigung kann durch Bindegewebs-

Ästhetische Implantologie – Konzeption, Chirurgieund Prothetik

vonMyriam ImholteBenjamin Ehmke

Münster

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augmentationen nur bedingt ausgeglichen werden. Aus diesem Grundaugmentiert Ueli Grunder zeitgleich zur Implantation im bukkalen Bereich,so dass bukkal das Implantat nach Heilungsabschluß mit 2 mm, besser3 mm Hartgewebe bedeckt ist. Zur Augmentation benutzt er ausschließlichxenogene Knochenersatzmaterialien (Bio-Oss Granulat bzw. Bio-OssKollagen), diese deckt er mit einer pin- und nahtfixierten titanverstärktenGore-Tex Membran ab und verschließt das Gebiet mit monofilen Gore-Tex 6-0 Nahtmaterial. Die Heilungszeit beträgt mindestens 6 Monate –„je länger desto besser”. Am Samstags demonstrierte Ueli Grunder inzwei live Operationen eindrucksvoll und verständlich diese Vorgehens-weise.An unzähligen klinischen Fällen erarbeite Ueli Grunder eine standardi-sierte Vorgehensweise für Implantationen im Frontzahnbereich: Der ersteSchritt ist die Implantation mit der oben beschriebenen bukkalen Aug-mentation. Der zweite Schritt ist die Membranentfernung mit gleichzeitigerBindegewebsaugmentation (lateral und/oder horizontal). Im dritten Schritt,ungefähr 8 Wochen nach der Bindegewebsaugmentation, wird dasImplantat freigelegt. Dies sollte durch einen palatinal angelegten Schnittohne die Exzision von Gewebe erfolgen. Durch behutsame Dehnung wirddas über dem Implantat liegende Gewebe nach bukkal verdrängt undein Zugang zum Implantat geschaffen. Wenn notwendig kann zum jetzigenZeitpunkt noch einmal ein Bindegewebstransplantat eingebracht werden.Das Implantat wird zunächst mit einer Einheilkappe verschlossen. Hier-bei ist zu beachten, dass die unmittelbar nach dem Einschrauben ischä-mische Gingiva, nach einigen Minuten wieder durchblutet aussehen muss.Zeitnah sollten dann die provisorischen Kronen (mit optimalem Rand-schluß) eingesetzt und mit der Papillenausformung begonnen werden.Um sicher zu stellen, dass sich die endgültige Gingivakontur eingestellthat, werden diese Provisorien ungefähr 6 Monate getragen und danndurch die definitive Krone ersetzt.Zur Sofortimplantation äußerte sich Ueli Grunder kritisch und verwiesauch noch einmal auf die Wichtigkeit der Fallselektion. Ein weiteres Pro-blem bei Sofortimplantation ist die eingeschränkte Vorhersagbarkeit derEndergebnisse und die eingeschränkten Möglichkeiten auf Unvorher-gesehenes reagieren zu können. Insgesamt sollten vornehmlich Patientenmit Einzelzahnlücken, mit sehr gutem bukkalem Knochenangebot unddicker Gingiva mit Sofortimplantaten behandelt werden. Bei der voran-gehenden Zahnextraktion sollte auf ein maximal Knochen und Weich-gewebe schonendes Vorgehen geachtet werden. In einer weite-ren live Operation demonstrierte Ueli Grunder die atraumatischExtraktion, für die er Periotome bevorzugt. Hierbei werden durchdas in der Parodontalspalt eingeführte Periotom die dentoal-veolären Fasern sicher durchtrennt und der Zahn kann ohne rele-vante Hebelaktivität und ohne die sonst damit verbundene unbe-absichtigte Dehnung der Alveolenwände entfernt werden. Bei deranschließenden Sofortimplantation ließ sich die Implantatkavitätgut im palatinalen Alveolenbereich anlegen und sich das Implantatdort sicher fixieren. Im letzten Seminarabschnitt zeigte Ueli Grunder die Grenzbereicheder Sofortimplantation. Bei den hier gezeigten Patientenfällenhandelte es sich größtenteils um gleichzeitige Sofortimplantationenim Ober- und Unterkiefer die dann auch noch “über Nacht” pro-thetisch versorgt wurden.

Ein perfekt eingespieltes Praxisteam, eine perfekte Organisation- die Atmosphäre in den Praxisräumen Drs. Raphael Borchardund Heinz Erpenstein braucht hier nicht mehr beschrieben zu

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Dieses Mal zog es die Youngster–Truppe nach London in die Praxis vonDr. Christian–Eiben Buns. Zum Thema: „ The Planning and Managementof dental Implants in the parodontally Compromised Patient” referierteDr. Ulpee Darbar. Sie ist seit vielen Jahren Senior Consultant in der Abtei-lung für Parodontologie des Eastman Dental Institute unter Prof. Dr. MaurizioTonnetti. Dort leitet sie die Postgraduate-Programme im Bereich Parodontologieund Implantologie.

Nach einem get-together–Abendessen der Kursteilnehmer mit Begleitungin einem gemütlichen Pub in Notting Hill ging es am nächsten Morgenin medias res. Mit an Bord waren: Torben Hennies, Sven Hertzog, KalmanRohlfs, Lars Pohle, Guido Singer, Christian Möller, Britta Wengel undChristian-Eiben Buns.

Das Seminar war in 2 Teile aufgeteilt. Im ersten Teil wurden die die Behand-lungsplanung beeinflussenden Faktoren besprochen. Hierbei ging es vorallem um die Chance, parodontal geschädigte Zähne langfristig zuerhalten. Als wichtige anamnestische Faktoren wurden vor allem Rauchen,Stress und Ernährung zwischen der Referentin und dem Publikum diskutiert.Ein weiteres Thema war der Einfluss von genetischer Disposition, parodonto-pathogenen Bakterien und Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitusauf die Prognose des Zahnes.

Im Rahmen der klinischen und radiologischen Untersuchung sollten vorallem die Faktoren, Taschentiefe, Mobilität, Blutung auf Sondieren,Furkationsbefall, Wurzelformen, Knochenangebot und Weichgewebs-qualität berücksichtigt werden.Abschließend steht die Frage, ob es sich lohnt den parodontal geschä-digten Zahn des Patienten zu therapieren oder zu entfernen.

Dr. Darbar führte an, dass eine nicht behandelte parodontale Erkrankungdas Risiko des Zahnverlustes um mindestens 30% erhöht.

Neben allen medizinischen und zahnmedizinischen Gesichtspunkten sindallerdings stets die Wünsche und Erwartungen des Patienten bei derPlanung mit zu berücksichtigen. In Fällen, bei denen man die Wünschedes Patienten in Form einer vorhersagbar besseren Ästhetik nicht erfüllenkann, sollte man abwägen, ob eine konservative Erhaltungstherapie nichtdie beste Lösung sein kann. Auch haben oft Faktoren wie Zeitaufwandund Finanzen einen Einfluss auf die Behandlung.

Ein diagnostisches Wax-up sollte zur Planung mit hinzugezogen werden.Hierbei werden Limitationen sichtbar, der interokklusale Platz kann beurteilt

Youngster – Kurs27.9.03London

vonBritta Wengel

Leverkusen

werden. Die sehr gute technische Ausstattung ermöglichte allen Teilnehmern- ohne Gedränge - via Bildschirm die Live-Operationen aus der Perspektivedes Operateurs zu erleben. In den Pausen wurde wunderbar für dasleibliche Wohl gesorgt, und bei gemeinsamen Abendessen konnteFachliches und Privates diskutiert und ausgetauscht werden. Insgesamtein niveauvolles, rundherum lohnendes Fortbildungswochenende, dessenInhalte sich gut in die Praxisroutine integrieren lassen und Lust auf mehrÄsthetik in der Implantologie machen.

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werden, die Weichgewebssituation ist abschätzbar und die Funktion kannüberprüft werden.Vor jeglicher Implantation muss der parodontale Zustand des Patientenstabil und kontrolliert sein.

Im zweiten Teil des Kurses war eine aktive Mitarbeit aller Teilnehmer gefor-dert. Dr. Darbar brachte Dias von Patientenfällen aus ihrer Klinik mit undprojizierte sie mit Anamnese, Patientenwunsch, Röntgenbildern undklinischem Befund an die Wand. Zu jedem Fall mussten wir Behand-lungsvorschläge unterbreiten, welche kritisch bis ins kleinste Detail analysiertwurden. Diese sehr lehrreiche, interessante und anstrengende Übungbeschäftigte uns den ganzen Nachmittag, bis uns die Köpfe qualmten.

Hiernach hatten wir uns eine gemeinsame Stadtrundfahrt durchs nächtlicheLondon im Lincoln Town Car verdient.

Zum krönenden Abschluss ging der Tag dann für alle in einem SzeneClub bei gutem Essen und Tanzklängen zu Ende. Auch dies war wiederein sehr gelungener Youngster–Kurs und wir kommen alle gerne wieder.

Unser spezieller Dank dafür geht an Dr. Christian–Eiben Buns, Dr. UlpeeDarbar und Seema Sharma für eine erfolgreiche Fortbildung und einetolle Organisation.

Assistentenstelle gesucht:

Constanze Schöning, Tochter unseres leider allzu früh verstorbenenMitglieds Paul Schöning, beendet im Sommer ihr Zahnmedizinstudiumund sucht zum 1. September 2004 eine Assistentenstelle. Sie studierte inGreifswald, Freiburg und Düsseldorf. Interessenten erhalten nähereInformationen und Bewerbungsunterlagen bei:

Constanze SchöningKarl-Anton-Str. 1840211 DüsseldorfTel: 0211-1708702email: [email protected]

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Lars Pohle

Jahrgang 1966, geboren in Kiel

Schule: Ernst-Barlach-Gymnasium (Abitur)1988 Bundeswehrausbildung zum Sanitäter und

Taucherarztassistent1989 - 1994 Studium der Zahnmedizin an der Universität in Kiel1994 - 1995 Assistententätigkeit in der väterlichen Praxis in Altenholz1995 - 1998 Assistenzarzt in der Praxis Dr. Janke, Hamburg

hier: aktive Beteiligung an der Zertifizierung der Praxisnach der ISO 9000ff

1998 Selbständig und Partner in der väterlichen Gemein-schaftspraxis. Promotion eingereicht

Praxisschwerpunkte:

Parodontologie, Implantologie, Qualitätsmanagement

Neue Mitglieder

Kurze Abrisse der Vitaeunserer neu auf-genommenen Mitglieder

Dr. Allessandro Devigus

Jahrgang 1962, geboren in Tonara (Sardinien/Italien)

1981 - 1987 Studium der Zahnmedizin Universität Zürich1987 Examen, Zürich1990 Promotion zum Dr. med. dent. (Uni Zürich)1987 - 1990 Assistent in einer Privatpraxis1990 Gründung eigener Zahnarztpraxis in Bülach (bei Zürich)Seit 1994 Gründer und Präsident der SGcZ (Schweiz. Ges. für comp.

unterstützte Zahnmedizin)Seit 2000 Mitglied des Vorstandes der SSRD (Schweiz. Ges. für

rekonstruktive Zahnmedizin), aktuell VizepräsidentSeit 1999 Mitglied SGI (Schweiz. Ges. für Implantologie)

seit 2003 im VorstandSeit 1999 CEREC Instruktor an der Uni ZürichSeit 2000 Herausgeber des Dentist´s NewsletterSeit 2003 Lehrauftrag an der Uni Freiburg (Abt. Prof. Strub)Seit 2003 Mitglied der European Academy of Esthetic Dentistry

Berufliche Schwerpunkte:

Generalist mit Schwerpunkt CAD CAM, Prothetik, Internationale Referententätigkeit, Betreiber verschiedenerInternetangebote:www.dentist.ch/ www.cerec.netwww.dentistnewsletter.com etc.

Ehepartner: Beatrice, Managerin, geb.: 21.08.1962Kinder: Raffael 1991, Valentin 1993Hobbys: Familie, Golf, Eishockey, Fotografieren

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Dr. Fritz Maier

Jahrgang 1949, geboren in München

1968 Abitur1968 - 1969 Studium Maschinenbau an der TU München1969 - 1974 Studium Zahnmedizin an der Ludwigs–Maximilians-Uni-

versität München1974 Staatsexamen, Approbation, Promotion LMU München1974 - 1975 Assistent Abt. f. Kieferchirurgie, Prof. Dr. Dr. Grasser

LMU München1976 Assistent in väterlicher Praxis

seit 1977 niedergelassen in SchongauMitglied APW, DGP, Kemptner AK seit vielen JahrenSchwerpunkte : Prothetik und ParodontologieSeit 2000 Spezialist Implantologie DGI / DGZI

Ehepartner: Brigitte Maier – Lockstädt, geb.: 21.05.1952Realschullehrerin

Kinder: Moritz 1979, Sebastian 1981, Christopher 1985

Hobbies: Sport (35 Jahre Turniertennis, jetzt Golf, RennradfahrenSkilaufen), Reisen, Kommunalpolitik (Stadtrat seit 1996)

1996 Gründungsmitglied der Gesellschaft für Qualitäts-management in der Zahnheilkunde QMZ Hamburg

1999 Gründungsmitglied Gesellschaft für Qualitätsmanagementin der Zahnheilkunde AQMD Schleswig-Holstein

1999 Mitglied der Studiengruppe für operative ParodontologieHamburg von Prof. Mick R. Dragoo, D.D.S., M.S.D./USABetreuung der Youngster–Gruppe

Aktivitäten: Kursorganisation : Mikroendodontische Kurse 2002 und2003 Thomas Clauder

2003 Mitglied der DGSZ (Deutsche Gesellschaft schlafthera-peutisch tätiger Zahnmediziner)

Kurse: u.a. Interdisziplinärerer Kurs zur Diagnostik und Therapieschlafbezogener Atemstörungen; Dr. Sascha Jovanovic,UCLA; Dr. D. Shanelec, Santa Barbara

Hobbys: Wasserski, Surfen, Golfen, Skilaufen und Segeln

Familienstand: Ledig

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Dr. Dr. Guido Singer

Jahrgang 1966, geboren in Meran

1985: Abitur Realgymnasium Stams (Tirol Österreich)1986 - 1988: 2 Jahre Humanmedizinisches Studium Bologna (Italien)1989 - 1993: Zahnmedizinisches Studium Rijeka (Kroazien)1993: Aprobation mit Doktorarbeit, Thema Gewebesteuerung

mit PFTE Membranen1993 - 1995: Assistentenzeit in der Familienpraxis in Meran (Italien)1995 - 1998: Zahnmedizinisches Studium Rom (Italien)1998: 2. Approbation mit Doktorarbeit, Thema Behandlung des

Klasse III Patienten1999: Übernahme der Familienpraxis in Meran (Italien)2000: Gewinner des Preises „Agostino Gemelli” für den besten

Absolventen der Katholischen Universitäten Mailand, Rom,Brescia und Pavia.Mitglied der AIOP (Italienische Akademie der Prothetik)und der AIC (Italienische Akademie der konservierendenZahnheilkunde)

Beruflicher Schwerpunkt: Fallplanung und Prothetik.

Seit 2000 verheiratet mit GioiaKinder: Thomas, 2002

Hobbys: Leistungssportler im alpinen Skisport bis 1991, Silber-medaille bei der Universiade Sofia 1989 im Abfahrtslauf,Wehrdienst bei der Sporteinheit der Polizei 1986-1988,staatlich geprüfter Skilehrer seit 1986. Windsurfen, Fahrrad, Motorrad, Reisen.

Glückwünsche Gründungsmitglied Hans-Joachim Elbrecht wurde am 18.12. 80 Jahre.Zu diesem besonderen Festtag gratulieren die Freunde der Neuen Gruppeganz herzlich.Alfred Beck gratulieren wir zu seinem 75. Geburtstag am 29.01. undwünschen alles Gute.Ihren 70. Geburtstag feierten Peter Fuchs am 06.12., Hans Peter Lux am18.12., Pastpräsident Manfred Pohle am 30.01. außerordentlichesMitglied Franklin Weine am 05.03. und Franz Christians (Generalse-kretär 1977/78) am 01.04.. Die besten Wünsche zu diesen Festtagen!Die Freunde der Neuen Gruppe gratulieren zum 65. Geburtstag vonunserem langjährigen Vorstandsbeirat Klaus Haberkorn am 13.11. undvon Eckart Fischer am 28.12. und wünschen beste Gesundheit.60 Jahre wurden Klaus Prinz am 11.01., Dethard Suabedissen am 20.01.,Bernd Heinz am 02.02. und Klaus Gäbler am 04.03.. Wir gratulierenherzlichst.Zu seinem 55. Geburtstag am 07.12. wünschen wir Jochen Schumacheralles Gute.

Allen Jubilaren herzliche Glückwünsche!

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Klaus Haberkorn traf ich zum ersten Mal 1970 beim Lauritzen A-Kurs inDüsseldorf. Nach diesem Kurs waren wir von dem Gnathologievirus infi-ziert, der uns bis heute nicht losgelassen hat. Klaus aber, ohnehin technikbesessen, war euphorisch!

Dem A-Kurs folgten die B, C und D-Kurse, ja Lauritzen wurde fast zumständigen Hausgast der Familie Haberkorn, er bezog dort zeitweiligsogar Quartier. Die Perfektion, Präzision, die Lauritzen sein Jüngern ver-mittelte, wird für Klaus Maßstab seiner weiteren fachlichen Entwicklung.Diese konnte ich über 30 Jahre lang begleiten. Mit den regelmäßigenFortbildungen, die in den ersten Jahren vorwiegend in Düsseldorf statt-fanden, entwickelte sich eine intensive Freundschaft auch zu den dama-ligen Mitstreitern Jürgen Dapprich und Eckbert Schulz.Wie viele gemeinsame Atlantikflüge haben wir zusammen bestritten, wiehäufig haben wir dabei das Zimmer geteilt? Wenn Klaus dabei ist, kommennicht nur fachliche Freuden, sondern auch Gaumenfreuden auf.

Als Genußmensch ist das Rahmenprogramm eines Seminars, Kurses odereiner Tagung genau so wichtig, wie der Inhalt der Tagung selbst. Klausist, wenn es um unser Fach geht, nicht nur zu begeistern, sondern auchäußerst kritisch, ihm kann man nichts vormachen, Klaus hakt nach! Seinepeniblen Kursaufzeichnungen sind druckreif; bewundernswert wie er imabgedunkelten Raum präzise Detailzeichnungen von der Leinwand übertragen kann!

Klaus Haberkorn wurde am 13.11.1938 in Gießen als Sohn einesIngenieurs geboren. Auch er wollte Ingenieur werden und begann seinMaschinenbaustudium in Gießen. Das Vordiplom beendete er erfolgreich.Schon während dieses Studiums entwickelte sich der Einfluss des Vatersseiner Schülerliebe Heide, der Zahnarzt war so stark, dass Klaus einenSchnitt machte und in Marburg Zahnmedizin studierte.

Für das Fach Zahnmedizin ein Segen, da hier jemand im Maschinen-baustudium gelernt hat, analytisch zu denken und Verständnis für Technikzu entwickeln.

Als Herausforderung betrachtete Klaus die Übernahme des weit überWürzburg hinaus bekannten renommierten Kollegen Lübek, der eine paro-dontologisch-rekonstruktiv orientierte Praxis führte. Klaus stürzte sich indie Weiterbildung und erschien in den ersten Jahren zu den vielen Kursenmit dem ebenfalls stark engagierten Kollegen H.G. Walter aus Würz-burg. Über die Kurse, die auch die Neue Gruppe anbot, stieß Klaus baldin unseren Freundeskreis und wurde schließlich 1975 in Düsseldorf auf-genommen, zusammen mit den Freunden F. Christians, P. Diedrich, H.Fischer, J. Gieseler, R. Jacoby, B. Meister, A. Motsch, H. Rocke und J.Schenk.

Ich erwähne dieses, da immerhin aus diesem einem Jahr drei späterePräsidenten (Jacoby, Motsch, Rocke) und einige bedeutende Vorstands-mitglieder (Gieseler, Haberkorn) entstanden!

Im Frankenland würde man von einem „außergewöhnlichen Jahrgang“sprechen.

Die Schwerpunkte seiner Weiterbildung bildeten außer der Gnathologiedie Parodontologie (hier ist er Obergutachter), die Endodontie (hier ister ein gefragter Referent) und die Implantologie.

LaudatioKlaus Haberkorn

vonHartmut Hennies

Göttingen

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Klaus nimmt nicht nur auf, sondern gibt weiter, als Lehrer in der APW, invielen Kursen, die in seiner Praxis stattfinden, und an seine vielenAssistenten, die von ihm hervorragend ausgebildet wurden.

Seine ihn prägenden Lehrer außer Lauritzen waren Bob Stein, P. K. Thomas,Charles Stuart, D. Petralis, Phil Molloy, Bob Lee, G. Kramer, M. Nevins,Branemark Klinik, G. Bowers-Study Club, C. Ruddle, D. Shanelec.

Wer Klaus näher kennt, schätzt seine Toleranz in der Diskussion, seineZuverlässigkeit, Gewissenhaftigkeit. Das Präsidentenamt ist ausschließ-lich wegen einiger gesundheitlicher Probleme an ihm vorbeigegangen.

So umfassend Klaus die Zahnmedizin erarbeitet, so engagiert bringt ersich auch in sein Privatleben ein:

- Mitglied im Club kochender Männer - Zertifiziert im Fliegen von Miniaturflugzeugen- aktiver Hochseesegler - ausgestattet mit etlichen Patenten

Sehr gern erinnere ich mich an unseren gemeinsamen Trip (Haberkorn,Schulz, Dapprich, Hennies) in die Karibik mit Klaus als Skipper.

- fröhlicher Familienvater mit vier Kindern - drei reichten nicht aus,das vierte wurde adoptiert!!

- und den Bobtail Balloo nicht zu vergessen.

Die Praxisnachfolge ist gesichert, Sohn Thomas arbeitet bereits erfolg-reich mit ihm in der Gemeinschaftspraxis. Sohn Mathias ist Informatiker,Tochter Christiane mit zwei Kindern und Tochter Tanja mit einem Kind,bereichern das Familienleben und bestimmen von nun an Klaus’ Ent-scheidungen.

Bald kann er seinen Enkeln sein großes weiteres Hobby vorführen, diegrandiose Märklin-Eisenbahn mit allen möglichen technischen Rafinessenausgestattet, mit etlichen Eigenkonstruktionen, hier kommt der Ingenieurwieder zum Vorschein!

Dir lieber Klaus, wünsche ich im Namen Deiner Freunde der NeuenGruppe noch viele gesunde aktive Jahre in der Praxis und etliche ausge-dehnte Urlaube auf dem Wasser mit Deiner Großfamilie!

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Am 20. März 2004 ist Bob Jacoby 8 Tage vor seinem 62. Geburtstagplötzlich und unerwartet von uns gegangen.

Robert Jean Charles Jacoby ist am 28.03.1942 in Luxemburg geboren.Von 1948 - 1954 besuchte er die Primarschule.1950 hatte der hochgewachsene schlaksige Junge mit weiß-blondenHaaren eine schwere Lungenentzündung. Die Ärzte haben damalsSchwimmen zur Kräftigung vorgeschlagen. Er hat es auf diesem Gebietso weit gebracht, dass er in der gemischten belgisch-luxemburgischenNationalmannschaft an der Olympiade 1960 in Rom teilgenommen hat. Von 1954 - 1962 besuchte er das Atheneum in Luxemburg und legte dortsein Abitur ab.Anschließend machte er am Lyceé des garçon den naturwissenschaftlichenTeil des vorklinischen Studiums und wechselte dann nach Mainz, um Zahn-heilkunde zu studieren. Dort bestand er 1964 das Physikum und 1969das Staatsexamen.1969 und 1970 war Bob Assistent in der Abteilung für Zahnerhaltungund Parodontologie bei Professor Dr. Dr. Ketterl an der Universitäts-zahnklinik in Mainz. Im Februar 1971 promovierte er zum Dr. med. dent. mit dem Thema„Untersuchungen der Sulkusflüssigkeit bei Gesunden und Patienten mitchronischer Parodontitis”. Während des Studiums lernte er seine spätereEhefrau Lavin kennen, die Leiterin der Sektion Parodontologie innerhalbder Abteilung für Zahnerhaltung war.Im Januar 1971 kam Lavin als Assistentin in meine Abteilung für Paro-dontologie an der Universitätszahnklinik in Münster.Bob konnte gleichzeitig eine Assistentenstelle bei Zahnarzt Adolf Schmitz,einem der ersten Mitglieder der Neuen Gruppe, bekommen. In dieserZeit hat Bob an zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen und Kursen aufallen Gebieten der Zahnheilkunde teilgenommen. Er hatte gute freund-schaftliche persönliche und berufliche Verbindungen zu Kollegen derKlinik und der Praxis in Münster. Aus dieser Zeit stammt auch unserepersönliche Freundschaft.

1970 heirateten Bob und Lavin in Luxemburg.1972 wurde die Tochter Nadine in Münster geboren.

In unserer gemeinsamen Münsteraner Zeit haben wir in der Praxis oderin der Klinik manche Abendstunde mit gnathologischen Übungen undArtikulatoreinstellungen verbracht.1975 wurde Bob in die Neue Gruppe aufgenommen. Er engagierte sich12 Jahre im Vorstand und war von 1983 - 1993 Schatzmeister.Diese verantwortungsvolle Tätigkeit fiel auch in meine Präsidentschaft1984 und 1985. Ich erinnere mich noch gut an die hervorragende Zusam-menarbeit mit Bob im Vorstand. Er hat mit Sachkenntnis und Charme seineArbeiten schnell und zuverlässig erledigt, so dass immer auch noch Zeitfür ein geselliges Zusammensein übrig blieb.1994 und 1995 war Bob Präsident der Neuen Gruppe. Er hat in dieserZeit zwei hervorragende Frühjahrs- und Herbsttagungen ausgerichtet.

Bob war polyglott. Er stellte dieses Talent Kollegen der Universität Mainzzur Verfügung, in dem er Übersetzungen von deutsch in französisch,englisch oder auch italienisch auf dem Gebiet der Medizin, Chemie undBiologie machte.In den 80er Jahren besuchten wir zusammen mit unseren Frauen mehr-mals die Jahrestagung der AAP. Vor oder nach den Kongressen machtenwir gemeinsame Reisen durch die USA. Eine dieser Reisen führte uns auch

Nachruf auf unseren Freund Bob Jacoby

vonRalf Mutschelknauss

Stuttgart

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nach San Diego, wo wir Charly und Stefanie in La Jolla besuchten. Dortverbrachten wir schöne gemeinsame Stunden. Zu den Hobbys von Bob gehörten neben dem Reisen auch gutes Essenund Trinken. Bob war ein hervorragender Weinkenner. Er gründete 1980 einen Wein-handel und ab 1989 arbeitete er mit Christian Lohbeck zusammen.

Seit Mitte der 80er Jahre haben sich Bob, Pit Beyer, andere Freunde undich in der Faschingswoche für insgesamt 14 Tage zu einer Schrothkur inOberstaufen getroffen. Dort haben wir einerseits etwas für unsere Gesund-heit getan und gleichzeitig unsere Lachmuskeln trainiert. Abends hat mansich regelmäßig in fröhlicher Runde getroffen.

1997 und 1999 hatte Bob eine Lungenentzündung. Seit dieser Zeit hattenwir uns schon öfter einmal Sorgen um seine Gesundheit gemacht.Im Jahre 2000 hat Bob seine Praxis aufgegeben, blieb jedoch weiter mitder Zahnheilkunde verbunden.Bei wissenschaftlichen Kongressen und insbesondere bei den Veranstal-tungen der Neuen Gruppe war er immer anwesend und engagiert biszur letzten Herbsttagung in Mainz.

Pit und ich hatten noch das Glück, dass wir im Februar mit Bob, der vonseiner schweren Erkrankung schon gezeichnet war, noch 14 Tagezusammen in Oberstaufen verbringen konnten. Dort hat er sich nochmals recht gut erholt, so dass sein Tod für uns allevöllig überraschend und unfassbar war. Wir alle verlieren in ihm einen guten Freund und liebenswerten Menschen.Wir sind dankbar, dass wir seine Freunde sein durften.Besser wie in seiner Todesanzeige kann man unseren Bob nicht charak-terisieren.

“Wie gerne wäre ich noch geblieben,mit Euch vereint, Ihr meine Lieben,doch weil es Gott so haben will,

so geh’ ich fort, ganz leis und still.“

Ein liebevoller, lebensfroher und feiner Mensch ist von uns gegangen.

Er bleibt uns allen unvergessen.

Ralf Mutschelknauss

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Lieber Bobbie, mein Freund,

25 Jahre gemeinsamer Lebensweg haben in den Morgenstunden des 20.März 2004, nur acht Tage vor Deinem 62. Geburtstag, ein jähes Endegenommen. Du warst zwar seit einigen Monaten krank, sicherlich ernst-lich krank, aber eigentlich nach Deinem alljährlichen Oberstaufen - Urlaubganz gut erholt und auf dem Weg der Besserung. Der seit langer Zeitgeplante Krankenhausaufenthalt, den Du gerade angetreten hattest, soll-te Dich in Deiner Genesung weiter voranbringen. Bei unserem letztenTelefonat, wenige Stunden vor Deinem Tod, haben wir noch Absprachenfür die nächste Woche getroffen. Und auf einmal bist Du nicht mehr da,mein lieber Freund. Für Lavin und Nadine, für mich und meine Familie,für all Deine Freunde - unfassbar.

Als Lavin und Du Ende der Siebziger nach Marburg gekommen seid,haben wir sehr schnell Freundschaft geschlossen. Eine Freundschaft, dievon Jahr zu Jahr enger und intensiver wurde. Ihr Beiden habt mir denWeg zu einer „besseren“ Zahnmedizin gezeigt. Du nahmst mich mit zurNeuen Gruppe, der Vereinigung, der Du einen Großteil Deines zahnärzt-lichen Engagements gewidmet hast. Dort warst Du lange Jahre Schatz-meister und von 1994 bis 1995 Präsident. Bei meiner Aufnahme in dieNeue Gruppe hast Du für mich gebürgt, wie schon zuvor für Uli Klimbergund Wolf-Dieter Gabriel.

Für Dich gab es aber auch ein Leben neben der Zahnmedizin. Deinecharmante Art, Deine Geselligkeit, Deine Freude am Skat waren berühmt.Für gutes Essen, besonders beim Italiener, warst Du immer zu haben. DeinWissen über Wein, theoretisch und praktisch, war legendär. Bei Blind-verkostungen warst Du nie zu schlagen. Selbst wenn ich Dir den einenoder anderen „Exoten“ untergeschmuggelt habe, hast Du auch den kennt-nisreich erkannt und beschrieben. Unsere gemeinsamen Reisen in dieWeinbauregionen dieser Welt werden mir unvergessen bleiben. MitDeinem Sprachtalent und polyglotten Auftreten hast Du uns manchenWeinkeller geöffnet, der uns sonst verschlossen geblieben wäre.

Als ein wirklicher Freund warst Du immer zur Stelle, in guten und inschlechten Zeiten. Wir haben zusammen gearbeitet, zusammen gelachtund geweint, getrauert und gefeiert, wir haben zusammen das Lebengenossen.

Du warst mein Bruder

Wir alle werden Dich vermissen. Ich vermisse Dich schon jetzt.

Dein Christian

Gedanken an Bob

vonChristian Lohbeck

Ebsdorfergrund

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Impressum

Copyright 2004 NEUE GRUPPE Nachrichten. Herausgeber:NEUE GRUPPE, wissenschaftliche Vereinigung von Zahnärzten.Redaktionelle Leitung: Dr. Ulrich Gaa.Die NEUE GRUPPE Nachrichten umfasst 2 Ausgaben pro Jahr.Die Zeitung und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheber-rechtlich geschützt.

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