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Neue Literatur über Schlesien. Arndt, W., Sperlinge als Fleischschädlinge, in: Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene, Jahrg. 32, 1922, S. 140. — „Wie Viehställe, insbesondere Pferde- ställe werden im Winter auch Schlachthallen häufig von hungernden Sper- lingen aufgesucht, die sich hier dann unter Umständen wochenlang auf- halten." In einem schlesischen Schlachthof haben nach Beobachtungen des Verfassers im Dezember 1921 etwa 15 Haussperlinge in 1f/ 2 Tagen eine drei Viertel kg schwere Kalbsleber fast ganz ausgefressen. In einem anderen Falle fraßen die Sperlinge in einen Gracilis eines ausgeschlachteten Pferdes ein Loch von Faustgröße aus. Abgesehen von der Beschmußung des Fleisches und dem Fraßschaden erscheint die Entfernung der ungebetenen Gäste in denjenigen Fällen notwendig, in denen mit einer Übertragung virulenter Keime von beanstandetem Fleisch auf das später zum menschlichen Genus dienende durch die Sperlingsschnäbel und Füße zu rechnen ist." Baedelt, Ernst, Aus Schlesien, in: Mitt. über Vogelwelt, 20. Jahrgang, 1922, S. 127-128. — Bemerkungen über den Frühjahrszug 1920 und 1921. Magen- untersuchungen von Ringeltaube, Eichelhäher, Kiebig, Lachmöwe und Pirol. Nach Baedelt brütet der Wespenbussard bei Carolath. Von Berlepsch, Freiherr Hans, Mein ornithologischer Lebenslauf, in: Journ. f. Ornithol., 70. Jahrgang, 1922, S. 324-361. — Bericht über ornithologische Beobachtungen im Riesengebirge in den Jahren 1901, 1904, 1906 und 1907. Nach den Erfahrungen des Verfassers ist das schwarze Männchen von Erithacus titys in der subalpinen Region des Riesengebirges häufig, während es nach den Angaben älterer Autoren dort fehlen und durch den sogenannten „Erithacus cairii" vertreten werden soll. Da es von Berlepsch im Januar 1907 nicht gelungen ist, die Alpenbraunelle in den Tälern aufzufinden, spricht er die Vermutung aus, Accentor alpinus sei nicht, wie bisher angenommen wurde, Strich-, sondern Zugvogel. Im April 1906 hielt sich der Verfasser zur Birkhahnbalz in Schloß Ottendorf im Kreise Sprottau auf, wo er 500-600 Hähne beobachten konnte. „Die ganze Heide, ein Hochmoor, war früh und abends buchstäblich von schleifenden, kollernden und kämpfenden Hähnen bedeckt . . . . Gleichzeitig konnte ich von meinem Schirm aus Kraniche, den großen Brachvogel, Bekassinen, Heidelerchen und andere Vögel auf dem Zuge beobachten. Auch Sprünge von 30-50 Stück Rehwild kamen zu Gesicht. Ein Herr im Nebenschirm schoß am ersten Morgen in etwa 11,f 2 Stunden 17 Hähne . . . Später ist das Moor kultiviert worden und damit sind auch diese idyllischen Jagdgründe verschwunden." Drescher, E., Eifrige Jäger, in: Naturschuß, 3. Jahrgang, 1922, S. 134. — Auf dem dem Grafen von Rothkir ch gehörigen Majorat Bärsdort-Trach sind im Laufe der Jahre 80 Fisch- und Steinadler abgeschossen worden. Außer- dem werden dort jährlich etwa 40 Fischreiher zur Strecke gebracht.

Neue Literatur über Schlesien. · 2014. 12. 13. · Von Berlepsch, Freiherr Hans, Mein ornithologischer Lebenslauf, in: Journ. f. Ornithol., 70. Jahrgang, 1922, S. 324-361. — Bericht

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Page 1: Neue Literatur über Schlesien. · 2014. 12. 13. · Von Berlepsch, Freiherr Hans, Mein ornithologischer Lebenslauf, in: Journ. f. Ornithol., 70. Jahrgang, 1922, S. 324-361. — Bericht

Neue Literatur über Schlesien.

Arndt, W., Sperlinge als Fleischschädlinge, in: Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene, Jahrg. 32, 1922, S. 140. — „Wie Viehställe, insbesondere Pferde-ställe werden im Winter auch Schlachthallen häufig von hungernden Sper-lingen aufgesucht, die sich hier dann unter Umständen wochenlang auf-halten." In einem schlesischen Schlachthof haben nach Beobachtungen des Verfassers im Dezember 1921 etwa 15 Haussperlinge in 1f/2 Tagen eine drei Viertel kg schwere Kalbsleber fast ganz ausgefressen. In einem anderen Falle fraßen die Sperlinge in einen Gracilis eines ausgeschlachteten Pferdes ein Loch von Faustgröße aus. Abgesehen von der Beschmußung des Fleisches und dem Fraßschaden erscheint die Entfernung der ungebetenen Gäste in denjenigen Fällen notwendig, in denen mit einer Übertragung virulenter Keime von beanstandetem Fleisch auf das später zum menschlichen Genus dienende durch die Sperlingsschnäbel und Füße zu rechnen ist."

Baedelt, Ernst, Aus Schlesien, in: Mitt. über Vogelwelt, 20. Jahrgang, 1922, S. 127-128. — Bemerkungen über den Frühjahrszug 1920 und 1921. Magen-untersuchungen von Ringeltaube, Eichelhäher, Kiebig, Lachmöwe und Pirol. Nach Baedelt brütet der Wespenbussard bei Carolath.

Von Berlepsch, Freiherr Hans, Mein ornithologischer Lebenslauf, in: Journ. f. Ornithol., 70. Jahrgang, 1922, S. 324-361. — Bericht über ornithologische Beobachtungen im Riesengebirge in den Jahren 1901, 1904, 1906 und 1907. Nach den Erfahrungen des Verfassers ist das schwarze Männchen von Erithacus titys in der subalpinen Region des Riesengebirges häufig, während es nach den Angaben älterer Autoren dort fehlen und durch den sogenannten „Erithacus cairii" vertreten werden soll. Da es von Berlepsch im Januar 1907 nicht gelungen ist, die Alpenbraunelle in den Tälern aufzufinden, spricht er die Vermutung aus, Accentor alpinus sei nicht, wie bisher angenommen wurde, Strich-, sondern Zugvogel. Im April 1906 hielt sich der Verfasser zur Birkhahnbalz in Schloß Ottendorf im Kreise Sprottau auf, wo er 500-600 Hähne beobachten konnte. „Die ganze Heide, ein Hochmoor, war früh und abends buchstäblich von schleifenden, kollernden und kämpfenden Hähnen bedeckt . . . . Gleichzeitig konnte ich von meinem Schirm aus Kraniche, den großen Brachvogel, Bekassinen, Heidelerchen und andere Vögel auf dem Zuge beobachten. Auch Sprünge von 30-50 Stück Rehwild kamen zu Gesicht. Ein Herr im Nebenschirm schoß am ersten Morgen in etwa 11,f 2 Stunden 17 Hähne . . . Später ist das Moor kultiviert worden und damit sind auch diese idyllischen Jagdgründe verschwunden."

Drescher, E., Eifrige Jäger, in: Naturschuß, 3. Jahrgang, 1922, S. 134. — Auf dem dem Grafen von Rothkir ch gehörigen Majorat Bärsdort-Trach sind im Laufe der Jahre 80 Fisch- und Steinadler abgeschossen worden. Außer-dem werden dort jährlich etwa 40 Fischreiher zur Strecke gebracht.

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L. E., Vom BirkWild, in : Heger, Jahrgang 1921/22, S 441. — „Auch im Eulen-gebirge und dessen Vorbergen soll früher ein ziemlicher Bestand an Birk-wild gewesen sein, heute ist das Birkwild wenigstens in den Vorbergen eine Seltenheit."

Gruhl, K., Die Vogelwelt der Gewässer um Grünberg. Nach eigenen Be-obachtungen. Grünberg. Hauskalender 1922. 5 Seiten, 3 Abb. — Schil-derung des Vogellebens im Grünberger Oderwald, am Großen See bei Saabor und im Seengebiet bei Rädnit, in dem besonders der Ziskensee mit seiner Reiherkolonie Beachtung verdient. Die beigefügten Bilder stellen den Großen Saaborer See und den Kalkteich im Grieseltal dar.

Herr, 0., Ornithologische Notizen aus der Oberlausitz, in: Ornithol. Monats-berichte, 30. Jahrgang, 1922, S. 1106 —1107. — Anfang Februar zeigte sich bei Lohsa ein Schwarm von etwa 20 Alpenlerchen. Am 11. Februar 1922 wurde auf der Neitc bei Görlit eine Silbermöwe geschossen. Von den übrigen Wintergästen traten Gimpel und Gänsesäger in beträchtlicher Zahl auf. Ende 1921 erschienen auf den Quolsdorfer Teichen vier Singschwäne. Der Schwarzstorch brütet seit Jahren nicht mehr in der Oberlausie. 1919 zeigte sich ein Exemplar in der Görlieer Heide, 1921 eins in Quolsdorf. 1921 horstete ein Wanderfalkenpaar in der Görlieer Heide. Die Lachmöwen-kolonie am Spreer Heidehaus umfaßt etwa 600 Brutpaare. Die zur Ein-schränkung der Krähenplage gelegten vergifteten Eier wurden zum großen Teile von den Möwen verzehrt, wie die zahlreichen eingegangenen Exem-plare bewiesen. Von der in der Oberlausig außerordentlich seltenen Schleiereule wurde im leeten Winter ein Exemplar verendet aufgefunden.

Mitteilungen des Schlesischen Provinzialkomitees für Naturdenkmalpflege. Nr. 7. Breslau 1922. 8 Seiten. — Bericht über die Tätigkeit des Provinzial-komitees seit April 1919 mit zahlreichen Hinweisen auf den Schult der Vogel-welt in Schlesien.

Moser, I. [Über die Auffindung eines Beutelmeisennestes bei Breslau, in: Journ. f. Ornithol., 70. Jahrg., 1922, S. 409. — Bericht über die Auffindung eines Beutelmeisennestes „dicht bei Breslau" im Jahre 1905. Angaben über den Verbleib des Nestes fehlen.

Natorp, 0., Über einige atypisch gefärbte Motacilla flava flava L., in: Ornith. Monatsberichte, 30. Jahrg., 1922, S. 3-6. — Der Verfasser beobachtete bei Myslowip atypisch gefärbte Männchen der Wiesenstelze (M otacil la flava flava L.), von denen einige kaum von Motacilla flava thunbergi Billb. zu unterscheiden sind. „Der Superciliarstreif fehlt, Zügel und Ohr-dedien sind tief schieferschwarzgrau, auch ist der Oberkopf dunkler . . . In der Kropfgegend befinden sich einige dunklere Federn, wie dies auch bei Motacilla flava thunbergi häufiger vorkommt als bei Mota-c i11 a flava flav a." Unter den alten Männchen findet man bei Myslowit gar nicht selten Exemplare, bei denen der hintere Teil des Superciliar-streifens vom Auge an schön gelb ist. Meistens ist dann auch der hintere Teil des Scheitels mehr oder weniger gelbgrün überzogen. Ein jüngeres Männchen, das der Verfasser am 29. April 1909 auf dem Ewaldschacht bei Myslowit erlegte, hatte bei typischer Kopfzeichnung graue Oberseite und schmutig-weite Unterseite. Das Grau der Oberseite hat nur einen leichten

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Anflug von olivbraun, die Unterseite einen Anflug von trübem, schwachem bräunlichgelb, nur zwei Federn der Bauchmitte sind intensiv gelb gefärbt. Ferner macht der Verfasser Mitteilungen über die Alterskleider der Wiesen-stelze, die bei Myslowib häufiger Brutvogel ist. Die Hauptmasse der Wiesen-stelzen kommt gewöhnlich im lebten Aprildrittel in Oberschlesien an. Der Herbstzug beginnt im August und erreicht in der ersten Septemberhälfte seinen Höhepunkt. Nach Na tor p scheint die Wiesenstelze bei Myslowib zuweilen zwei Bruten zu machen, da er nicht nur im Mai, sondern auch im Juli frische Gelege gefunden hat. Doch kann es sich natürlich auch um ver-spätete Bruten gehandelt haben.

Radig, K., Beitrag zur Kenntnis der Krähenwanderungen, in: Arch. f. Natur-gesch., 88. Jahrg., 1922, S. 115-148, 2 Taf. — In Schlesien findet alljährlich ein starker Krähenzug statt, der Mitte September beginnt, im Oktober und November seinen Höhepunkt erreicht, um im Dezember allmählich auszu-klingen. Aber schon Mitte Januar nimmt die Zahl der Wanderer wieder zu, schwillt im Februar noch einmal an, um im März oder Anfang April voll-ständig zu versiegen. Nach den langjährigen Beobachtungen von Radig sind Herbstzug und Frühjahrswanderung der Krähen in Schlesien nur durch eine kurze Zeitspanne getrennt, deren scharfe Abgrenzung nicht möglich ist. Der Herbstzug ist stets lebhafter als der Frühjahrszug und vollzieht sich durchschnittlich in etwas geringeren Höhen als die Rückkehr aus den Winter-quartieren. Radig glaubt auf Grund seiner fünfzehnjährigen Beobachtungen in Schlesien zwei Zugstraßen der Krähen unterscheiden zu können, von denen die eine dem Odertal folgt, während die andere sich am Fuße der Sudeten entlang zieht. Ein Teil der Krähen zweigt nach Radig von der subsudetischen Wanderstraße "beim Paß von Wartha ab, fliegt in südwest-licher Richtung durch die Grafschaft Glab nach dem Pst von Mittelwalde zu und durchquert Böhmen, um später die Artgenossen, die den längeren Weg durch die Oderfurche gewählt haben, auf der Hauptzugstrate zu treffen". Während der Herbstzug der Nebelkrähen in Europa im allgemeinen zweifel-los nach Westen und Südwesten gerichtet ist, schlägt die Hauptmasse der Wanderer, die Schlesien berühren, eine südöstliche Richtung ein. Offenbar ist diese Abweichung von der Hauptzugrichtung durch den Verlauf der Sudeten bedingt. Das Gebirge wird von den Nebelkrähen nämlich gemieden. Das hindert natürlich nicht, daß man gelegentlich einmal einzelne Exemplare auf dem Ramme des Riesengebirges antrifft. Radig weist besonders auf die merkwürdige Tatsache hin, daß die subsudetische Zugstraße sowohl auf dem Herbstzuge, wie auf der Frühjahrswanderung von den Krähen in der gleichen Richtung benübt wird. Durch tägliche Beobachtungen, die er während zweier Winter in Frankenstein anstellte und deren Ergebnis er nach Floerickes Vorbild in Fluktuationskurven niederlegte, hat er diese Tatsache nachgewiesen. Zur Erklärung nimmt er an, de die Krähen, die im Herbst in südöstlicher Richtung an dem Gebirge entlang ziehen, im Frühjahr nicht denselben Weg in umgekehrter Richtung benüben, sondern die deutschen Mittelgebirge nördlich umgehen und dann erst in die sub-sudetische Zugstraße einschwenken, um zu ihrem in Zentralrutland ge-legenen Brutgebiet zu gelangen.

Scherping, U., Beringungserfolg in Schlesien, in: Heger, Jahrgang 1921/22, Seite 195. — Eine von dem Verfasser am 12. März 1921 in Rogau-Rosenau

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gezeichnete Stockente wurde auf dem Bieler See in der Schweiz erlegt. Die Entfernung des Beringungsortes bis zum Bieler See beträgt in der Luft-linie etwa 850 km.

Schuster, W., Die Vogelwelt der Oderlandschaft. Beiträge zur Kenntnis der AVifauna Schlesiens und Brandenburgs, in: Grünberger Wochenblatt, Heimatbeilage, 1922. — Beobachtung von Kranichen in der Umgebung von Grünberg. Der Girliß war 1921 im Odergebiet recht häufig. In der Polnisch-Kesseler Heide kommt der Schwarzspecht vor, am Jakobsberg ist Birkwild vorhanden, im Erlenbruch bei Sawade der große Brachvogel.

Von SchwichoW, Seidenschwänze in Breslau. in: Heger, Jahrg. 1921/22, S.100. Der Verfasser beobachtete einen auffallend starken Flug Seidenschwänze in Breslau am 13. Dezember 1921.

Der Storch im Regierungsbezirk Liegnitz, in: Wir Schlesier, 2. Jahrg., 1922, S. 206. — Der Storch ist in Niederschlesien überall in Abnahme begriffen. „In den Gebirgskreisen kommt er überhaupt nicht mehr vor, in den meisten Kreisen ganz vereinzelt, nur im wasserreichen Kreise Sprottau hält sich sein Bestand".

Störche in Niederschlesien, in: Naturalien-Kabinett, 34. Jahrg., 1922, S. 74. —Das Dorf Rüstern im Kreise Liegniß besißt seit 1860 ein Storchnest, dessen morsches Untergestell im vorigen Jahr vom Sturm herabgeworfen wurde. Troßdem der Besißer des Hauses die 'Nestanlage erneuern ließ, haben die Störche das Nest nicht mehr angenommen. Als in der Nachbarschaft an zwei Pappeln die Wipfel abgeschlagen wurden, siedelten sich sofort Störche an. Rüstern besißt jeßt also zwei Baumnester.

Vogelschutzgehölze in Schlesien, in: Wir Schlesier, 2. Jahrg., 1922, S. 206. —Schlesien zählt 28 Vogelschußgehölze mit 3 ha bepflanzter Fläche.

F. P.