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Neue Methoden zur Anwendung von Lipasen in der organischen Synthese DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Diplom-Chemiker Wolfgang Wiesenhöfer aus Düsseldorf Mülheim an der Ruhr 2004

Neue Methoden zur Anwendung von Lipasen in der organischen

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  • Neue Methoden zur Anwendung

    von Lipasen in der organischen Synthese

    DISSERTATION

    zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften

    der Fakultt fr Chemie der Ruhr-Universitt Bochum

    vorgelegt von Diplom-Chemiker

    Wolfgang Wiesenhfer aus Dsseldorf

    Mlheim an der Ruhr

    2004

  • Referent: Professor Dr. M. T. Reetz

    Korreferent: Professor Dr. M. Feigel

    Tag der mndlichen Prfung: 22.07.04

  • Die vorliegende Arbeit wurde in der Zeit von Oktober 2001 bis Juni 2004 unter der Leitung

    von Prof. Dr. M. T. Reetz am Max-Planck-Institut fr Kohlenforschung in Mlheim an der

    Ruhr angefertigt.

    Herrn Prof. Dr. M. T. Reetz danke ich sehr herzlich fr die interessanten Themenstellungen,

    die gewhrte Freiheit bei der Bearbeitung der Themen und das dabei stets entgegengebrachte

    Vertrauen, die Mglichkeit unter hervorragenden Bedingungen interdisziplinr zu arbeiten,

    sowie die stete Gesprchsbereitschaft bei fachlichen und darber hinausgehenden Fragen.

    Herrn Prof. Dr. M. Feigel danke ich fr die bernahme des Korreferats und Herrn Prof. Dr.

    M. Muhler fr sein Auftreten als Drittprfer.

  • Herrn Dr. Giancarlo Franci danke ich sehr fr die intensive und fruchtbare Zusammenarbeit

    bei Versuchen mit ionischen Flssigkeiten, die Einfhrung in das Gebiet der Hochdruck-

    chemie, sowie fr die vielen Diskussionen fachlicher und nicht fachlicher Art.

    Fr die fachliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet Selektion bedanke ich mich bei Herrn Dr.

    Andreas Vogel.

    Allen Partnern des EU-Projektes Evocatal Directed Evolution of Enantioselective Bio-

    catalysts im In- und Ausland bin ich zu dank verpflichtet. Namentlich zu erwhnen sind:

    Prof. Dr. W. Quax, Dr. Melloney J. Drge, Ykelien Boersma, Prof. Dr. K. E. Jger, Dr.

    Thorsten Eggert, Aileen Funke, Prof. Dr. B. W. Dijkstra, Dr. Gertie van Pouderoyen, Tjaard

    Pijning, Dr. R. Verger, Dr. Detlef Stckigt und Dr. J. M. Hilmer

    Den Arbeitskreismitgliedern danke ich fr ein ausgezeichnetes Arbeitsklima, Hilfsbereitschaft

    und gemeinsame Unternehmungen.

    Herrn Prof. W. Leitner, Dr. Nils Theyssen und allen Mitarbeitern der Versuchsanlage und des

    Drucktechnikums danke ich fr die sehr angenehme Arbeitsatmosphre in diesem Teil des

    Max-Planck-Instituts, insbesondere mchte ich aber Herrn Lder fr das schnelle Beheben

    von Kompressorschden danken.

    Meinen Laborkollegen Stefanie Dehne, Dr. Andreas Eipper, Dr. Hiromasa Oka und Dr. Thor-

    sten Sell danke ich fr die gute Zusammenarbeit im Labor.

    Den Chemielaboranten Christian Dams, Bianca Schuchardt und Lars Winkel danke ich fr ihr

    Engagement und ihre sorgfltigen Arbeiten.

    Stefanie Dehne, Dr. Giancarlo Franci, Bianca Schuchardt, Dr. Nils Theyssen und

    Dr. Andreas Vogel danke ich fr sorgfltiges und kritisches Korrekturlesen der vorliegenden

    Arbeit.

  • Der GC-Abteilung und insbesondere Frau J. Rosentreter und Herrn D. Stoffels danke ich fr

    die stets schnelle und zuverlssige Durchfhrung unzhliger GC-Analysen.

    Fr die Durchfhrung von HPLC-Analysen danke ich Frau H. Hinrichs, Frau S. Schrder und

    Herrn A. Deege. Herrn G. Breitenbruch danke ich fr die Untersttzung bei Arbeiten mit

    HPLC-Pumpen.

    Allen Mitarbeitern der MS-Abteilung danke ich ausnahmslos fr die Messung und Aus-

    wertung zahlreicher Massenspektren.

    Herrn R. Ettl und Herrn Dr. R. Mynott danke ich fr die Messung und die Hilfe bei der

    Auswertung von NMR-Spektren.

    Herrn Herrn K. Grfenstein, W. Kersten und Herrn H.-W. Schmidt danke ich fr die

    Anfertigung und den Umbau von Autoklaven und sonstigen Apparaturen.

    Den anderen Serviceabteilungen des Instituts bin ich fr eine Vielzahl von Analysen ebenfalls

    zu Dank verpflichtet.

    Frau R. Barabasch und Herrn Dr. W. J. Richter danke ich fr Literaturrecherchen und

    Untersttzung bei der Beschaffung von Literatur und Informationen.

    Frau Rathofer und ihren Kolleginnen gebhrt ein groes Dankeschn fr die Bewltigung

    jeglicher organisatorischer Probleme.

    Bei meinem Kollegen Marcus Hermes bedanke ich mich sehr fr die computertechnische und

    sonstige Untersttzung.

    Der Max-Planck-Gesellschaft zur Frderung der Wissenschaften und der Europischen Union

    danke ich fr finanzielle Untersttzung.

    Ein besonderer Dank gilt meiner Freundin Stefanie und meinen Brdern Michael und Frank.

    Der grte Dank gebhrt meinen Eltern, die mir die Ausbildung ermglicht und mich immer

    untersttzt haben.

  • Teile der vorliegenden Arbeit wurden bereits verffentlicht:

    M. T. Reetz, W. Leitner, G. Franci, W. Wiesenhfer

    Patentanmeldung, Deutsche Offenlegungsschrift: DE-A 10201778 A1, 17.01.2002 (Inter-

    nationale Verffentlichungsnummer: WO 03/060057 A2 und A3)

    Verfahren zu Durchfhrung von enzymatischen Reaktionen in ionischen Lsungsmitteln

    (Method for carrying out enzymatic reactions in ionic solvents)

    M. T. Reetz, W. Wiesenhfer, G. Franci, W. Leitner

    Chem. Commun. 2002, 992-993

    Biocatalysis in ionic liquids: batch-wise and continuous-flow processes using supercritical

    carbon dioxide as the mobile phase

    M. T. Reetz, P. Tielmann, W. Wiesenhfer, W. Knen, A. Zonta

    Adv. Synth. Catal. 2003, 345, 717-728

    Second Generation Sol-Gel Encapsulated Lipases: Robust Heterogeneous Biocatalysts

    M. T. Reetz, W. Wiesenhfer, G. Franci, W. Leitner

    Adv. Synth. Catal. 2003, 345, 1221-1228

    Continuous Flow Enzymatic Kinetic Resolution and Enantiomer Separation using Ionic

    Liquid/Supercritical Carbon Dioxide Media

  • Und wenn ich prophetisch reden knnte

    und alle Geheimnisse wsste

    und alle Erkenntnisse htte;

    wenn ich alle Glaubenskraft bese

    und damit Berge versetzen knnte,

    htte aber die Liebe nicht,

    wre ich nichts

    1. Korinther 13, 2

  • Entscheidend ist auf dem Platz

    Addi Preiler

  • Inhaltsverzeichnis I

    Inhaltsverzeichnis

    1.1 Katalyse und Katalysatoren 1

    1.2 Chiralitt 2

    1.3 Strategien zur Verbesserung der katalytischen Eigenschaften von Enzymen 11

    1.4 Nachhaltige Chemie 17

    3.1 Biokatalyse in ionischen Flssigkeiten 26

    3.2 Kinetische Racematspaltung in ionischer Flssigkeit/scCO2 35

    3.3 Spezielle Separierungsstrategien nach lipasekatalysierter kinetischer Racematspaltung 51

    3.4 Kinetische Racematspaltung unter Verwendung von ionischen Tags 56

    3.5 Lipasenreaktionen in flssigem Polyethylenglykol 72

    4.1 Bacillus subtilis Lipase 83

    4.2 Synthese kurzkettiger Phosphonsureester und deren Anwendung im

    Kristallisationsexperiment 85

    5.1 Phage Display als Werkzeug fr die gerichtete Evolution 93

    5.2 Neue Materialien fr Phage Display-Anwendungen 101

    5.3 Untersuchungen zur Stabilitt von Phosphonsureestern 111

    5.4 Cell Sorting zur Selektion enantioselektiver Enzyme 114

    Inhaltsverzeichnis I

    Abkrzungsverzeichnis III

    1 Einleitung 1

    2 Aufgabenstellung 25

    3 Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 26

    4 Arbeiten zur Aufklrung der Enantioselektivitt von Lipase Varianten 83

    5 Selektion enantioselektiver Enzymmutanten 93

  • Inhaltsverzeichnis II

    6 Zusammenfassung und Ausblick 134

    7 Experimenteller Teil 137

    7.1 Materialien und Methoden 137

    7.2 Biokatalyse in ionischen Flssigkeiten und scCO2 145

    7.3 Synthesen von ionischen Tags 163

    7.4 Synthese von Startmaterial fr die Katalyse 172

    7.5 Kinetische Racematspaltung unter Verwendung von ionischen Tags 173

    7.6 Biokatalyse in Polyethylenglycol (PEG) und scCO2 177

    7.7 Synthesen von Phosphonsureestern fr die Kristallisation 186

    7.8 Synthesen von Phosphonsureestern fr Phage Display Anwendungen 195

    7.9 Synthesen von fluoreszenzmarkierten Substanzen 213

    8 Literaturverzeichnis 228

  • Abkrzungsverzeichnis III

    Abkrzungsverzeichnis

    AAV Allgemeine Arbeitsvorschrift IL ionische Flssigkeit

    abs. absolutiert IR Infrarotspektroskopie

    q. quivalent(e) J Kopplungskonstante

    arom. aromatisch KF Khlfalle

    [BMIM] 1-Butyl-3-methylimidazolium LipA Lipase A von Bacillus subtilis

    br breit (NMR, IR) lyo. Lyophilisat

    Bu Butyl m Multiplett, mittel

    BTA Bis-trifilic-amide ((CF3SO2)2N-) M Molmasse; Magnetrhrplatte

    c Konzentration mbar Millibar

    CaL B Candida antarctica Lipase B Me Methyl

    CP Kompressor min Minuten

    CSTR continuous stirred tank reactor MS Massenspektrometrie

    d Dublett; Tag m/z Masse/Ladung

    Chemische Verschiebung; Deformationsschwingung

    NMP N-Methylpyrrolidin-2-on

    DC Dnnschichtchromatographie NMR Nuclear Magnetic Resonance

    dest. destilliert NV Nadelventil

    DMF N,N-Dimethylformamid p para

    DSC Di-(N-succinimidyl)carbonat P Druck

    EMIM 1-Ethyl-3-methylimidazolim PEG Polyethylenglycol

    ee enantiomeric excess PR Druckminderer

    EI Elektronenstoionisation PT Druck- und Temperaturkontrolle

    Emmax Emissionsmaximum R Reaktor

    ESI Elektronensprayionisation rac racemisch

    eV Elektronenvolt RT Raumtemperatur

    Exc Extinktionsmaximum s Singulett; stark

    FI Fluoreszenzintensitt S Substrat; Selektivitt

    G Gasuhr scCO2 berkritisches Kohlendioxid

    GC Gaschromatographie t Triplett; Tonne

    h Stunde T Temperatur

    HP HPLC-Pumpe w schwach

    HPLC high performance liquid chromatography

  • Einleitung 1

    1 Einleitung

    1.1 Katalyse und Katalysatoren

    Die chemische Industrie besitzt in allen Industrienationen eine Schlsselfunktion, da sie

    Chemikalien in alle anderen Industriezweige liefert. Nahezu alle Gter, die dabei aus Erdl,

    Gas, Kohle und nachwachsenden Rohstoffe hergestellt werden, durchlaufen dabei mindestens

    einen katalysierten Schritt. Produkte die in diesen Lndern mittels Katalysatoren hergestellt

    werden und Prozesse in denen sie angewandt werden, machen dabei durchschnittlich ca.

    des gesamten Bruttoinlandproduktes aus.[1] Am Beginn des neuen Jahrtausends berschritt der

    Katalysatormarkt erstmals die Zehn Milliarden Dollar Grenze und stellt nach wie vor einen

    wachsenden Wirtschaftszweig dar.[1, 2] Die Erforschung von Katalysatoren stellt dabei keine

    eigenstndige Wissenschaft dar, sondern ist vielmehr ein verzweigtes und interdisziplinres

    Fachgebiet, das sich aus verschiedenen Forschungsgebieten wie Anorganischer Chemie,

    Organischer Chemie, Biochemie, Verfahrenstechnik, Materialforschung, Physikalischer

    Chemie und Theoretischer Chemie zusammensetzt. Katalysatoren werden aber nicht nur von

    Menschen in technischen Prozessen verwendet, sondern treten nahezu immer und berall auf.

    Dies wurde bereits von Berzelius im Jahre 1836 festgestellt:[3]

    Wir bekommen begrndeten Anlass zu vermuten, dass in lebenden Pflanzen und

    Tieren Tausende von katalytischen Prozessen zwischen den Geweben und

    Flssigkeiten vor sich gehen.

    Allerdings dauerte es ber 100 Jahre bis Pauling mit seinem Postulat, dass Biokatalysatoren

    den bergangszustand einer chemischen Reaktion stabilisieren, die Grundlage fr die heutige

    moderne Katalyseforschung legte.[4, 5] Die fundamentale Eigenschaft von Katalysatoren

    chemische Reaktionen zu beschleunigen hat so die Entwicklung der modernen chemischen

    Industrie erst ermglicht. Neben der Geschwindigkeit knnen Katalysatoren auch den Verlauf

    von chemischen Reaktionen beeinflussen und so Chemo-, Regio- und Stereoselektivitt

    lenken. Auf diese Eigenschaft von Katalysatoren soll im nchsten Kapitel nher eingegangen

    werden.

  • Einleitung 2

    1.2 Chiralitt

    Der Markt fr optisch reine Produkte ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, besonders auf

    Grund der gestiegenen Nachfrage in der Pharamzie, Agrochemie, Duft- und Aroma-

    industrie.[6, 7] So stellen Lipitor und Zocor, die beiden Top-Sale-Drugs des Jahres 2002 mit

    einem Gesamtvolumen von 14 Milliarden Dollar, enantiomerenreine kleine Molekle dar

    (beide Prparate werden zur Regulierung des Cholesterinspiegels eingesetzt).[6]

    N

    F

    O

    NH

    O

    OOHOH

    2

    Ca2+

    O

    O

    OOH

    O

    Lipitor Zocor

    erenreinen

    Verbindungen im Jahr 2000 die 100 Milliarden Dollar Grenze deutlich berschritt.

    Abbildung 1.1 Struktur der beiden Blockbuster des Jahres 2002 Lipitor und Zocor

    Enantiomere sind chemische Verbindungen, die sich wie Bild und Spiegelbild verhalten, sich

    also nur in ihrem rumlichen Aufbau unterscheiden. Da das Leben auf molekularer Ebene im

    Wesentlichen durch chirale Erkennung gesteuert wird, verwundert es nicht, dass biologische

    Systeme Enantiomerenpaare als zwei unterschiedliche Verbindungen erkennen und auch

    unterschiedlich auf diese reagieren knnen. So schmeckt die natrlich vorkommende

    Aminosure L-Asparagin bitter, whrend das knstlich hergestellte D-Asparagin als s

    empfunden wird. Seit der allgemein bekannten Arzneimittelkatastrophe im Jahre 1957 mit

    dem damaligen Prparat Contergan wurde das Arzneimittelrecht im Hinblick auf den

    Einsatz chiraler Wirkstoffe deutlich verschrft. So fordert eine Richtlinie der US-

    amerikanischen Food and Drug Administration von 1992 den Einsatz von enantiomeren-

    reinen Produkten, sofern die gewnschte Wirkung nicht fr beide enantiomere Wirkstoffe

    eindeutig nachgewiesen ist.[7] Fr die Zulassung von neuen chiralen Medikamenten mssen

    daher auch alle Stereoisomere selektiv hergestellt und auf Nebenwirkungen getestet werden.

    Chemiker werden so mehr und mehr in Verantwortung gezogen Methoden zu entwickeln die

    es ermglichen, enantiomerenreine Verbindungen auch im industriellen Mastab zu

    synthetisieren. So ist es nicht verwunderlich, dass der Umsatz mit enantiom

  • Einleitung 3

    1.2.1 Methoden zur Gewinnung von optisch aktiven Substanzen

    Prinzipiell existieren vier Methoden, die grotechnisch angewendet werden, um enantio-

    merenreine Verbindungen herzustellen bzw. zu gewinnen.[7-9]

    Isolierung von Naturstoffen aus dem chiralen Pool

    Gezielte Steuerung mikrobiologischer Stoffwechselprozesse und Fermentation

    Racematspaltung

    Umwandlung von prochiralen Verbindungen in eine optisch aktive Substanz

    Keiner der vier Methoden kann alleine zu einem Fachgebiet der chemischen oder

    biologischen Forschung zugeteilt werden. Ebenso ist auch der bergang der Methoden

    untereinander flieend, was im Folgenden nher erlutert wird.

    Einige optisch aktive Substanzen knnen aus dem so genannten chiralen Pool gewonnen

    werden. Der Einsatz von Naturstoffen wie Milchsure, Aminosuren, Kohlenhydrate oder

    Terpene ist wirtschaftlich nur rentabel, wenn eine effiziente Isolierung mglich ist. Da diese

    Verbindungen in der Natur bereits in hohen Enantiomerenreinheiten vorhanden sind, kann auf

    eine weitere Aufreinigung in den meisten Fllen verzichtet werden. Der Nachteil dieser

    Methode liegt in der Limitierung der zugnglichen Produkte aus Naturstoffen, die zumeist nur

    in einer optisch aktiven Form vorkommen.

    Als eine Weiterentwicklung dieser Methode kann die Ausnutzung von fermentativen oder

    mikrobiologischen Prozessen angesehen werden. Sie sind ntzliche Methoden zur Gewin-

    nung von komplexen chiralen Moleklen, die zumeist in einem Schritt verlaufen. Dabei fallen

    die enantiomerenreinen Verbindungen als Stoffwechselprodukte der Mikroorganismen an. So

    knnen z. B. Aminosuren, Vitamine oder Hormone ausgehend von billigen Chemikalien

    (vorwiegend Kohlenhydrate), die den Mikroorganismen als Energiequelle dienen, gewonnen

    werden. Der Nachteil dieser Methode liegt ebenfalls in der Limitierung der zugnglichen

    Produkte, die mikrobielle Metabolite darstellen. Ein Teil dieser Probleme kann durch

    Metabolic System Engineering behoben werden, indem bestimmte Stoffwechselschritte im

    Organismus unterdrckt bzw. gefrdert werden.[10] Diese Art der Beeinflussung ist technisch

    mglich und wird industriell bereits angewandt, stellt aber nach wie vor eine sehr komplexe

    und schwierige Aufgabe dar, da das Blockieren von Stoffwechselfunktionen oft ungeahnte

    Auswirkungen hat.[11] Die Spaltung von Racematen in die reinen Enantiomere wurde bereits

    vor ber einhundert Jahren eingesetzt. Bei der klassischen Racematspaltung durch

    Kristallisation beruht die Trennung auf der bevorzugten Kristallisation eines Enantiomers,

    whrend das andere Stereoisomer in Lsung bleibt. Diese Trennung ist technisch nur

    durchfhrbar, wenn die Racemate als Konglomerate vorliegen, d. h. mechanische Mischungen

  • Einleitung 4

    von Kristallen der beiden Enantiomere sind.[8] Pasteur fhrte als erster eine solche

    Racematspaltung im Jahre 1848 bei der Kristallisation von Weinsuresalzen durch.[12] Leider

    kristallisieren weniger als 10 % der Racemate als Konglomerate. Sollten die Racemate eine

    homogene feste Phase ausbilden, so knnen die Enantiomere dennoch durch Kristallisation

    getrennt werden. Dazu werden sie in diastereomere Salze berfhrt, die sich in ihren

    Lslichkeiten teilweise stark unterscheiden. Racematspaltung durch Kristallisation wird im

    grotechnischen Mastab durchgefhrt.[9] Das chirale Hilfsreagenz muss dazu mindestens in

    stchiometrischen Mengen eingesetzt werden. Teilweise wird es sogar eigens fr den

    Trennprozess synthetisiert. Trotz des Nachteils des notwendigen Trennschrittes stellt diese

    Methode ein wichtiges Werkzeug in der industriellen Gewinnung von enantiomerenreinen

    Substanzen dar. Prinzipiell knnen Racemate auch durch chromatographische Methoden

    (HPLC) an chiraler Phase separiert werden. Die Kapazitt dieser Methode ist allerdings

    beschrnkt und auf Grund des hohen Lsemittelverbrauches eine sehr kostenintensive

    Methode, die nahezu nur dann eingesetzt wird, wenn alle anderen Methoden nicht zum

    gewnschten Erfolg fhren.

    Eine weitere Methode zur Trennung von racemischen Gemischen ist die kinetische

    Racematspaltung. Diese erfolgt dadurch, dass eines der Enantiomere mit einem chiralen

    Katalysator schneller umgesetzt wird als das andere. Der chirale Katalysator bertrgt dabei

    seine chirale Information auf das Substrat, wodurch es zur Vervielfltigung von chiraler

    Information kommt. Der Katalysator kann ein klassischer chiraler bergangsmetallkomplex

    oder ein Biokatalysator (meist ein Enzym) sein.[13, 14] Besonders die Verwendung von

    Enzymen als Katalysatoren fr kinetische Racematspaltungen findet immer mehr Anwendung

    in der chemischen Industrie.[9, 15] Dies ist erstaunlich, da die Anwendung dieser Methode zwei

    grundlegende Nachteile besitzt. Zum einen muss nach der kinetischen Racematspaltung

    immer ein Trennschritt erfolgen, zum anderen betrgt die maximale Ausbeute 50 %. Das

    Enantiomer mit der falschen absoluten Konfiguration muss entweder verworfen oder

    recycliert werden. Auf dieses spezielle Forschungsgebiet soll im Kapitel 1.2.2.2 nher

    eingegangen werden. Neuere Methoden, wie die dynamische kinetische Racematspaltung,

    versuchen das Substrat in situ zu racemisieren, wodurch theoretische Ausbeuten von 100 %

    mglich sind.[16]

    Enantiomerenreine Substanzen knnen auch durch Umwandlung von prochiralen

    Substraten in optisch aktive Verbindungen, in Gegenwart eines chiralen Hilfsreagenzes oder

    eines chiralen Katalysators, hergestellt werden, was man asymmetrische Synthese nennt.[17]

    Die chirale Information des Hilfsreagenzes bzw. des Katalysators wird dabei auf das Produkt

  • Einleitung 5

    bertragen. Die Anwendung von chiralen Hilfsreagenzien ist nur dann sinnvoll, wenn es

    mglich ist, die chiralen Hilfsstoffe nach der Reaktion effizient wiederzugewinnen, da es sich

    sonst um einen sehr abfallintensiven Prozess handelt. Separierungsschwierigkeiten und die

    notwendigen stchiometrischen Mengen der chiralen Hilfsreagenzien beschrnken den

    grotechnischen Einsatz daneben erheblich. Eine konomischere Methode ist die Ver-

    wendung von chiralen Katalysatoren. Bei dieser Art der asymmetrischen Synthese findet eine

    Vervielfltigung der chiralen Information des Katalysators statt.[18] Als Katalysatoren knnen

    chirale bergangsmetallkomplexe, Biokatalysatoren oder Organokatalysatoren eingesetzt

    werden.[9, 15, 19, 20] Alle drei Katalysatorsysteme stellen leistungsfhige Methoden zur Gewin-

    nung von enantiomerenreinen Verbindungen dar. Der Aktualitt und Wichtigkeit dieses

    Forschungsgebietes wurde mit der Nobelpreisverleihung im Jahre 2001 an Knowles, Noyori

    und Sharpless fr ihre Verdienste, auf dem Gebiet der asymmetrischen Katalyse mit

    bergangsmetallkomplexen, Nachdruck verliehen.[20-22] Gewrdigt wurden hier Arbeiten die

    bahnbrechende Erfolge mit chiralen bergangsmetallkomplexen verzeichneten. Allerdings ist

    die grotechnische Anwendung dieser Katalysatoren oftmals durch die hohen Katalysator-

    kosten beschrnkt. Im Gegensatz dazu finden Verfahren mit Enzymen als asymmetrischen

    Katalysatoren immer mehr praktische Anwendung.[9, 15, 23, 24]

    Welche Methode die beste bzw. wirtschaftlichste ist, hngt von vielen Faktoren ab. Alle

    Methoden haben wie im Text angesprochen Vor- und Nachteile, die im Einzelfall gegen-

    einander abgewogen werden mssen.

    1.2.2 Biokatalyse

    In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Biokatalyse neben vielen anderen Methoden als ein

    Standardwerkzeug in der organischen Chemie etabliert,[25, 26] insbesondere auf dem Gebiet der

    enantioselektiven Katalyse.[9] Neben Enzymen knnen auch Antikrper[27, 28] und

    Ribozyme[29-33] katalytische Aktivitt besitzen und somit als Biokatalysatoren angesehen

    werden. Allerdings ist die katalytische Aktivitt und Stabilitt der beiden zuletzt genannten

    Katalysatortypen begrenzt, so dass fr diese noch keine synthetische Anwendung besteht.

    Ein entscheidender Aufschwung fr den Einsatz von Enzymen in der organischen Synthese

    wurde von Klibanov durch deren Verwendung in organischen Lsungsmitteln bewirkt,[34]

    obwohl die Anwendung im nichtwssrigen Medium schon im Jahr 1900 beschrieben worden

    ist.[35] Die hohe Attraktivitt von Enzymen im Vergleich zu konventionellen Katalysator-

    systemen begrndet sich vor allen Dingen in ihrer Effizienz Reaktionen zu beschleunigen und

  • Einleitung 6

    ihrer hufig exzellenten Chemo-, Regio-, Diastereo- und Enantioselektivitt sowie ihrer

    Anwendbarkeit unter milden Bedingungen.

    Allerdings ist die Anwendung von Biokatalysatoren in der organischen Synthese nicht trivial

    und bringt teilweise erhebliche Probleme mit sich, bedingt durch die Tatsache, dass bislang

    nur eine beschrnkte Anzahl an Biokatalysatoren verfgbar ist und diese meist nur ein

    beschrnktes Substratspektrum und eingeschrnkte operationelle Stabilitt besitzen.[24] Durch

    Genomprojekte wird seit etlichen Jahren versucht, neue Enzyme zu identifizieren und somit

    das Angebot an Biokatalysatoren zu vergrern. Daneben knnen Immobilisierungstechniken

    die operationelle Stabilitt deutlich erhhen und somit die Desaktivierung von Enzymen

    verhindern.[36-40] Inzwischen sind darber hinaus eine Vielzahl von Strategien, wie z.B.

    gerichtete Evolution, entwickelt worden, um die Aktivitt und Selektivitt von Biokatalysa-

    toren erheblich zu verbessern (vgl. Kapitel 1.3.1).

    Bis zum heutigen Tag sind ber 3000 Enzyme identifiziert und charakterisiert worden, von

    denen besonders die Enzymklasse der Hydrolasen mit ca. 65 % die strkste Nutzung

    erfhrt.[41] Aus der Enzymklasse der Hydrolasen wird allerdings ein Enzym besonders hufig

    verwendet, nmlich die Enzymgruppe der Lipase, auf die im nchsten Kapitel eingegangen

    werden soll.

    1.2.2.1 Lipasen

    Lipasen (Triacylglycerin-Hydrolasen, EC 3.1.1.3.) gehren zur Enzymklasse der Hydrolasen.

    Sie katalysieren im Stoffwechsel von Pilzen, Bakterien und allen hheren Lebewesen die

    Spaltung von Triacylglyceriden. Die erstmalige Isolierung einer Lipase (aus Schweine-

    Pankreas) gelang Willsttter im Jahre 1923.[42] Eine vollstndige Aufreinigung gelang jedoch

    erst 1969 durch Verger.[43] Lipasen werden meist durch Extraktion von tierischem oder

    pflanzlichem Gewebe sowie durch Kultivierung von Mikroorganismen gewonnen. Sie sind

    grenzflchenaktive Enzyme, was bedeutet, dass ihre Aktivitt erst bei Vorliegen einer

    Phasengrenze stark gesteigert wird.[44] Diese Tatsache stellt den Hauptunterschied zu

    Esterasen dar. Gegenber wasserlslichen Substraten zeigen Lipasen solange geringe

    Aktivitt, bis die kritische Mizellenkonzentration der Substrate berschritten und eine Fett-

    Wasser-Grenzflche gebildet wird. Als Ursache fr diese Grenzflchenaktivierung gilt das

    Vorliegen einer -helikalen, hydrophoben Domne (auch Deckel oder Lid genannt), die das

    aktive Zentrum verbirgt. Erst bei Kontakt mit einer hydrophoben Schicht findet eine

    Konformationsnderung der Lipase statt, die den Deckel anhebt und das aktive Zentrum

    freisetzt. Durch Kristallisation der Lipase von Mucor miehei mit und ohne Inhibitor sowie

  • Einleitung 7

    durch Kristallisation der Lipase aus der menschlichen Bauchspeicheldrse konnten anhand

    der Strukturaufklrung eine Konformationsnderung des -helikalen Deckels durch den

    Inhibitor besttigt werden.[45-47] Das aktive Zentrum von Lipasen, die sogenannte katalytische

    Triade, wird aus den Aminosuren Asparagin, Histidin und Serin gebildet.[48] In einigen

    Fllen (z.B. bei der Lipase aus Geotrichum candidum) ist die Aminosure Asparaginsure

    gegen Glutaminsure ausgetauscht.[49] Abbildung 1.2 zeigt den allgemein anerkannten

    Reaktionsmechanismus einer Esterhydrolyse.

    O

    O

    NH NH O

    Ser

    RRO

    O

    O

    O NH N+

    HRRO

    O

    OSer

    -ROHO

    O

    NH N

    SerO

    O R

    Nu

    O

    O

    NH N+

    HRO

    OSer

    Nu

    RO

    Nu Abbildung 1.2 Mechanismus der Umsetzung von Estern mit Nucleophilen im aktiven Zentrum einer Lipase durch die katalytische

    Triade

    Die Imidazolgruppe am Histidin erhht die Nucleophilie des Serin-Restes, whrend die

    Aspartat-Carboxylgruppe die durch die Protonierung des Histidins entstandene positive

    Ladung stabilisiert. Die Hydroxylfunktion des Serins greift nucleophil am Carbonylkohlen-

    stoff des Esters an, woraufhin der Acyl-Enzym-Komplex gebildet wird. Der so gebildete

    tetraedrische bergangszustand wird ber Wasserstoffbrckenbindungen stabilisiert. Der

    Acyl-Enzym-Komplex wird im Fall der Esterhydrolyse durch Wasser als Nucleophil ange-

    griffen. Nach Durchlaufen einer zweiten tetraedrischen Zwischenstufe wird das Produkt

    gebildet. In der Vergangenheit wurden bereits einige Strukturen grerer Lipasen aufge-

    klrt.[50] Es zeigte sich, dass alle einem speziellen Faltungsmuster folgen, der sogenannten

    ,-Hydrolasefaltung.[51] Dieses charakteristische Faltungsmotiv besteht aus acht, fast voll-

    stndig parallelen -Faltblatt-Strngen, welche durch -Helices flankiert werden (siehe

  • Einleitung 8

    Abbildung 1.3). Die rot dargestellten -Faltblatt-Strukturen sind gegeneinander verdreht, so

    dass 1 und 8 etwa im rechten Winkel zueinander stehen. Verbunden werden die einzelnen

    -Faltblatt-Strnge durch die in blau dargestellten -Helices A bis F.

    Abbildung 1.3 , -Hydrolasefold nach OLLIS: roter Pfeil = -Faltblatt, blauer Zylinder = -Helix. Die katalytische Triade ist

    schematisch in Form schwarzer Kugeln dargestellt, als angreifendes Nukleophil ist hier Serin gewhlt und als Sure Aspartat.

    Lipasen knnen, wie in Kapitel 1.2.1 beschrieben, bei enantioselektiven Reaktionen

    eingesetzt werden, wobei sie als chiraler Katalysator in kinetische Racematspaltungen oder

    Desymmetrisierungen zum Einsatz kommen knnen. Daneben stellen sie aber auch ein

    leistungsfhiges Werkzeug in der Totalsynthese von komplexen Moleklen und insbesondere

    in der Schutzgruppenchemie dar, da mit ihnen Esterbindungen unter milden Bedingungen

    gio- und stereoselektiv geknpft bzw. verseift werden knnen.[52] Auf den Einsatz von

    nchsten Kapitel einge-

    gangen werden.

    erbindungen herzustellen. Der Vorteil dieser Methode

    spruches der Substitu-

    re

    Lipasen in der kinetischen Racematspaltung soll nun gesondert im

    1.2.2.2 Lipasekatalysierte kinetische Racematspaltung

    Wie bereits in Kapitel 1.2.1 beschrieben stellen kinetische Racematspaltungen eine mgliche

    Methode dar, um enaniomerenreine V

    liegt darin, dass es bei der Umsetzung von achiralen Substraten, die zumeist gnstig in

    grotechnischen Prozessen hergestellt werden knnen, zu einer Vervielfltigung der chiralen

    Information des Katalysators kommt.

    Kazlauskas schlug 1991 ein Modell vor, mit dessen Hilfe vorausgesagt werden kann, welches

    Enantiomer eines sekundren Alkohols bei einer lipasekatalysierten Reaktion schneller

    reagiert.[53] Die Vorhersage erfolgt ber Bewertung des sterischen An

  • Einleitung 9

    enten im Substratmolekl. Abbildung 1.4 zeigt das jeweils bevorzugt umgesetzte Enantiomer.

    Im Falle von chiralen sekundren Alkoholen (1) wird das (R)-Enantiomer bevorzugt

    umgesetzt, bei chiralen Suren (2) wird das (S)-Enantiomer bevorzugt.

    R2

    R1O

    HR3

    O

    1

    R2R1

    H O

    O

    R3 2

    R3 O

    O

    H

    mittel

    H

    mittelgro

    OR3O

    gro

    (R) (S) Abbildung 1.4 Kazlauskas-Regel fr lipasekatalysierte Hydrolysereaktionen: Als Sequenzregel gilt: gro > mittel, abgebildet ist

    jeweils das bevorzugt umgesetzte Enantiomer

    Entscheidend fr die Enantioselektivitt von lipasekatalysierten Reaktionen ist der Unter-

    schied der bergangszustands-Energien der mglichen Enzym-Substrat-Komplexe. Dieser

    rt hingegen ist unabhngig vom Umsatz und ist

    definiert als das Verhl en

    Enantiomere mit vR fr das (R)- und mit vS fr das (S)-Enantiomer. Es ist dem in der Metall-

    energetische Unterschied spiegelt sich letztendlich auch in den unterschiedlichen Reaktions-

    geschwindigkeiten der beiden Enantiomere eines Racemates wieder, ber die der sogenannte

    E-Wert berechnet wird.

    Sih stellte ein Modell fr die Enantiodifferenzierung einer solchen kinetischen Racemat-

    spaltung auf, das die Berechnung der Enantiomerenberschsse in Abhngigkeit von der Zeit

    ermglicht.[54, 55] Sih fhrte den sogenannten E-Wert (E) als Ma fr die Enantioselektivitt

    ein, der die Selektivitt einer kinetischen Racematspaltung mit dem Umsatz und dem

    Enantiomerenberschu (ee) in Verbindung setzt. In einer kinetischen Racematspaltung ist

    der ee-Wert vom Umsatz abhngig, was bei einem Vergleich von verschiedenen experimen-

    tellen Daten zu Problemen fhrt. Der E-We

    tnis der Reaktionsgeschwindigkeiten (v) der beiden umgesetzt

    Katalyse gebruchlichen s-Wert quivalent:[54]

    S

    RvE = (1) v

  • Einleitung 10

    Da es sich bei Racematspaltungen hufig um reversible Reaktionen handelt, muss bei hohen

    Umstzen die Rckreaktion bercksichtigt werden, da die Reversibilitt der Reaktion zu einer

    Erniedrigung der optischen Reinheit fhrt. Durch das Einbeziehen der

    Gleichgewichtskonstante K und des Umsatzes c in die Berechn

    folgende Gleichung:[54]

    ung des E-Wertes erhlt man

    )]-(1cK)(1-ln[1 Ree+)](1cK)(1-ln[1 ReeE ++= (2)

    Fr niedrige Umstze (c < 40%) vereinfacht sich Gleichung (2) zu:[54]

    )]1()1ln[()]1()1ln[(E Reec

    Reec+= (3)

    Fr irreversible Reaktionen ist der E-Wert unabhngig vom Umsatz. Straathof und Jongejan

    zeigten, dass der E-Wert fr diese Reaktionen sehr przise aus den Enantiomerenber-

    schssen des Produkts eeP und des Edukts eeS berechnet werden kann:[56]

    +

    +

    =

    p

    s

    s

    p

    eeeeee

    1

    1ln

    E (4)

    Hgeberg wies allerdings darauf hin, dass eine Irreversibilitt in Umesterungen prinzipiell

    nicht erreichbar ist, solange der gebildete Produktester auch als Acylierungsmittel fr das

    Edukt zur Verfgung steht.

    +

    s

    s

    eeeeee

    1

    1ln

    b durchgefhrt werden kann [54]

    sich icht umgesetzten Edukt effizient abtrennen lsst. Auf dieses

    [57] In der Literatur finden sich verschiedene Richtwerte ab wann

    eine kinetische Racematspaltung effizient in industriellem Masta

    (Sih schlgt z. B. einen Richtwert fr E von 100 vor ). Die Praktikabilitt von kinetischen

    Racematspaltungen ist allerdings nicht nur vom EWert abhngig, sondern auch davon, ob

    das Produkt vom n

    Grundlegende Problem wird in Kapitel 3.3 eingegangen werden.

  • Einleitung 11

    1.3 Strategien zur Verbesserung der katalytischen Eigenschaften von Enzymen

    Besitzt ein Enzym fr eine gewnschte Reaktion mangelnde Aktivitt oder Selektivitt, so

    kann nach einem anderen Enzymen aus dem vorhandenen genetischen Pool gesucht werden,

    das die gewnschten Ei tegie ist, Methoden an-

    zuwenden, die die gewnschte Eigenschaft des Enzym ierfr steht heutzutage

    ein ichkei

    knnen etzung u

    sind. In Tabelle 1.1 sind die m z

    beschrTabelle 1.1 Strategien zur Optimierung von Biotransformationen

    genschaften besitzt. Eine weitere mgliche Stra

    s verbessern. H

    ganzes Arsenal an Mgl

    und deren Ums

    ten zur Verfgung, deren Erfolgsaussichten stark differieren

    nd Anwendung ebenfalls sehr unterschiedlich im Aufwand

    glichen Strategien aufgezhlt und deren Potential kur

    ieben.

    Strategie Wirkung/Ziel

    Einsatz in organischen Umkehrung der Reaktionsfhrung mglich, mit teilweiser Ste tt Lsemitteln[34] igerung der Aktivitt und Regio- und Enantioselektivi

    Immobilisierung von Er er auch zur Erhhung der Selektivitt

    Io Reaktionsmedie 62] Erhhung der Selektivitt

    Optimierung der Erhhung der Stabilitt und Aktivitt, aber auch zur

    Einsatz rekombinanter Hauptschlich Erhhung der Enzymproduktion und

    P ] Vernderung des katalytischen Profils (Beeinflussung von

    Molecular Modeling[70-72] Voraussagen, welche Aminosureaustausche zur

    Enzymen[39, 40, 58] hhung der operationellen Stabilitt und Aktivitt, ab

    nische Flssigkeiten alsn[59-

    Erhhung der Stabilitt und Aktivitt, aber auch zur

    Imprinting[63] Erhhung der Selektivitt fr ein bestimmtes Substrat

    Reaktionsbedingungen[14] Erhhung der Selektivitt

    DNA[64, 65] Enzymaktivitt

    unktmutagenese[64, 66-69Aktivitt, Selektivitt, Stabilitt, Substratspektrum)

    Verbesserung des katalytischen Profils fhren knnen

    Optimierung von Fermentationsbedingungen[25]

    Hauptschlich Erhhung der Enzymproduktion und Enzymaktivitt

    Gerichtete Evolution von Enzymen[64, 73-81]

    Vernderung des katalytischen Profils (Beeinflussung von Aktivitt, Selektivitt, Stabilitt, Substratspektrum)

  • Einleitung 12

    In der Literatur werden die aufgelisteten Strategien unterschiedlich diskutiert und so ist es

    nicht verwunderlich, dass zu fast jeder Strategie unterschiedliche Resultate im positiven wie

    im negativen Sinn publiziert sind. Welche Strategie letztlich zum Erfolg, d.h. zu einem

    und ist stark von

    ktion) auf die gewnschte Eigenschaft und Identifizierung

    tzt genannte Methodik wird separat

    glicht schlielich die Untersuchung des Enzyms auf die gewnschte

    Eigenschaft; Identifikation einer verbesserten Variante und Rckfhrung der zugehrigen

    DNA in Schritt 1 tens zwei Zyklen

    verbesserten Biokatalysator fhrt, kann nicht pauschal beantwortet werden

    der jeweiligen Problemstellung abhngig. Trotz allem soll auf zwei Punkte - den Einsatz von

    ionischen Flssigkeiten und auf die gerichtete Evolution von Enzymen - im Folgenden nher

    eingegangen werden.

    1.3.1 Gerichtete Evolution von Enzymen mittels Screening

    Die gerichtete Evolution von Enzymen macht sich die natrliche Kraft der Darwinistischen

    Evolutionsprinzip[82] zur Verbesserung von Enzymeigenschaften zu Nutze. Mehrere Zyklen

    von Mutation, Screening (bzw. Sele

    des verbesserten Klons im Labormastab fhren zu verbesserten Enzymvarianten.

    Es sei an dieser Stelle darauf hin gewiesen, dass es zwei verschiedene Arten der Auffindung

    von verbesserten Enzymvarianten gibt, nmlich die durch aktives Suchen (Screening) oder die

    durch Selektion von verbesserten Varianten. Auf die zule

    im nchsten Kapitel eingegangen.

    Diese Imitation der natrlichen Evolution, die auf hnliche Art die Funktion und Wirkungs-

    weise von Enzymen ber Jahrmillionen auf einen bestimmten Zweck hin optimiert hat, kann

    so im Reagenzglas in kurzer Zeit zum Erfolg fhren. Die schematische Vorgehensweise der

    Evolution im Reagenzglas ist in Abbildung 1.5 skizziert.

    Zunchst muss das Ausgangsgen, welches das zu verbessernde Enzym kodiert, erkannt und

    ausgewhlt werden. Verschiedenste Mutagenesemethoden knnen zur Erzeugung von

    Bibliotheken in Schritt 2 herangezogen werden.[83] Die DNA-Bibliothek wird anschlieend in

    einen geeigneten Expressionsvektor kloniert und dieser nach Ligation in kompetente Zellen

    eines Wirtsorganismus (z. B. Escherichia coli) transformiert. berexpression im jeweiligen

    Wirtsorganismus erm

    komplettiert den Zyklus. Nach Durchlaufen von mindes

    kann man von einem evolutionren Druck auf die gewnschte Eigenschaft sprechen. Wird nur

    ein Zyklus durchlaufen, erhlt man lediglich eine Bibliothek von Zufallsvarianten des

    untersuchten Enzyms.

  • Einleitung 13

    Abbildung 1.5 Schematische Darstellung der gerichteten Evolution von Enzymen

    Durch diesen Ansatz knnen eine Vielzahl an Enzymeigenschaften wie Thermostabilitt,

    pH-Stabilitt, Substratspezifitt oder Aktivitt in organischen Lsemitteln verbessert

    werden.[64] Fr die pharmazeutische Industrie ist vor allem die Verbesserung der Enantio-

    selektivitt von Enzymen in einer gegebenen Umsetzung von hohem Interesse. Durch

    gerichtete Evolution kann ein Enzym mit niedriger Selektivitt in einer gegebenen Umsetzung

    in wenigen Zyklen zu einem hochselektiven Enzym optimiert werden (siehe Abbildung 1.6).

    Ein groer Vorteil dieser Methode ist, dass Kenntnisse ber die Struktur des Enzyms oder den

    Reaktionsmechanismus hierbei nicht erforderlich sein mssen.

  • Einleitung 14

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    0 1 2 3 4 5 6

    Mutanten-Generation

    ee / %

    Wildtyp 1 2 3 4 5

    Abbildung 1.6 Steigerung der Enantioselektivitt mittels gerichteter Evolution

    Das erste Beispiel fr die Steigerung der Enantioselektivitt einer Lipase stammt von Reetz,

    der den E-Wert der Pseudomonas aeruginosa Lipase A in e enantioselektiven

    Esterhydrolyse deutlich steigern konnte. Neben der Steigerung des Wildtyp E-Wertes von

    E = 1.1 auf E = 25 konnt

    iner

    e die natrliche Selektivitt bezglich des Modellsubstrats auch bis

    auf einen Selektivittsfaktor von E = 51 umgekehrt werden.[76, 79, 80, 84] Wichtig bei der An-

    andomisierung wendung von gerichteter Evolution ist die Wahl der Mutagenesemethode zur R

    des Ausgangsgens, denn je nach Grad der Diversifizierung entstehen unterschiedlich groe

    Bibliotheken, die den so genannten Sequenzraum bilden der unterschiedlich durchwandert

    werden muss. Die Anzahl der mglichen Varianten N bei einem Enzym bestehend aus X

    Aminosuren bei M randomisierten Positionen kann mit folgender Formel berechnet werden:

    !)!(!19MMX

    XMN

    = (5)

    M = Anzahl der ausgetauschten Aminosuren, X = Sequenzlnge, N = Bibliotheksgre

    Werden in einem Mutageneseexperiment beispielsweise nur zwei Aminosuren zufllig

    ausgetauscht, entsteht bei einer Sequenzlnge von 200 Am6

    inosuren eine theoretische

    Bibliotheksgre von ber 710 Enzymvarianten (siehe Tabelle 1.2).

  • Einleitung 15

    Tabelle 1.2 Theoretische Bibliotheksgre bei M Aminosuresubstitutionen an einem Enzym der Sequenzlnge N

    M N = 5 N = 200

    1 95 3 800

    2 14 440 7 183 900

    68 590 9 008 610 600

    4 651 605 8 429 907 368 950

    5 2 476 099 6 278 520 528 393 960

    6 3 876 986 426 283 270 000

    7 2 042 510 281 040 010 000 000

    3

    Es ist einleuchtend, dass mit herkmmlichen Screening-Methoden derartige Bibliotheken

    nicht mehr komplett durchmustert werden knnen, insbesondere wenn es darum geht,

    Enantioselektivitt zu bestimmen. In jngster Zeit sind eine Reihe von sehr schnellen und

    przisen Hochdurchsatz Screening-Verfahren entwickelt worden mit denen mehrere Tausend

    Enantiomerenbestimmungen am Tag durchgefhrt werden knnen.[85-87] Doch auch diese

    kommen schnell an ihre Grenze (siehe Tabelle 1.2), wenn es sich um sehr groe

    Mutantenbnke handelt.

    1.3.2 Selektionssystemen zur Analyse von Proteinfunktionen

    Die Identifizierung interessanter Varianten in groen kombinatorischen Bibliotheken (oder

    Genbanken) kann entweder, wie im vorherigen Kapitel dargestellt, durch die individuelle

    Prfung aller Mitglieder erreicht werden (Screening) oder aber indem man Bedingungen

    verwendet, unter denen nur die interessanten Varianten auftreten (Selektion). Generell

    erfordern Screeningstrategien eine aktive Untersuchung aller in der Bibliothek vorhandenen

    Varianten, wohingegen bei Selektionsstrategien ein Auswahlprozess nur die bevorzugten

    Varianten begnstigt.[74, 88] Der wichtigste Vorteil der Selektion gegenber dem Screening ist

    die Mglichkeit der simultanen Analyse von wesentlich mehr Bibliotheksmitgliedern. Dies

    basiert auf der T ten. So knnen

    Prinzipiell gibt es zwei Grundstrategien bei der Anwendung von Selektionsmethodiken. Die

    eine Strategie wird als in vivo Selektion, die andere als in vitro Selektion bezeichnet.[74] Bei

    atsache, dass uninteressante Varianten nie in Erscheinung tre

    bis zu 1010 Klone in einem einzigen Selektionsexperiment beurteilt werden, wofr es selbst

    mit den schnellsten Screening Assays Jahre brauchen wrde.[89]

  • Einleitung 16

    der in vivo Stra gebunden, und

    auf diese Weise erfolgt die pel erscheinende Selektion. Oft ist es

    dings s geeigne

    zu entwickeln. Insbesondere kann ein Selektionsschemata fr Enzyme, die in unnatrlichen

    Umgebunge anischen L sein soll h

    sein.[9 der angestrebten Reaktion an das berleben der Zellen im

    Selektionsschritt bedarf unter U klun d

    intellige nordnungen. Jedes Selektionssystem, besonders ein sehr kompli-

    z tes, birgt ets die M bens er

    gar unerwnschte Lsungen der g ensaufgabe auftauchen.[92, 93]

    lic auch bei o Selektion in

    vivo Selektion liegt darin, dass der evolutive Druck bei der in vitro Selektion nicht an das

    berleben eines Organismuses gebun in muss. A

    nicht zwang ollstndige, ganismen eingesetzt werden mssen, ist die

    e n e geneti Methode die Kopplung von

    Phnotyp (Protein) und Genotyp (DNA), denn nur solche t

    w den, s rvielfltigen bzw. vervielfltigt werden. Einig er Literatur als

    Selek te Met e zum B

    T hnik, ei Teile vo

    .4). Trotzdem folgen alle Anstze einer allgemeinen Strategie zur Analyse der Protein-

    tegie ist die angestrebte Reaktion an das berleben der Zelle

    auf den ersten Blick sim

    te Selektionsstrategien faller chwierig, r beliebige katalytische Umsetzungen

    n wie org semitteln aktiv en, schwierig oder sogar unmglic0, 91] Die Kopplung

    mstnden der Entwic g von komplexen, nichttrivialen un

    nten Versuchsa

    dabei stier glichkeit, dass berle fhige, aber unvorhergesehene od

    estellten berleb

    der in vitrhn he Probleme knnen auftauchen. Der Unterschied zur

    den se uch wenn bei der in vitro Selektion

    slufig v

    tielle Grundlage fr di

    lebensfhige Or

    sche Selektion auch bei dieser sse

    Systeme knnen, wenn sie selektier

    e in der ich selbst ve

    tionssysteme diskutier

    vereinigen dab

    hodiken, wi

    n Screening- und Teile von Selektionsassays (siehe Kapitel

    eispiel die Zelloberflchen-Display-

    ec

    5

    funktion, die in Schema 1.1 dargestellt ist.[88]

    Schema 1.1 Allgemeine Strategie zur Analyse der Proteinfunktion in groem Mastab

    erfolgreich angewendeten in vitro Selektionssysteme

    aufgelistet, die bereits in mehreren bersichtsartikeln miteinander verglichen wurden.[74, 88]

    In Tabelle 1.3 sind die bislang

  • Einleitung 17

    Tabelle 1.3 Die Verknpfung von Genotyp und Phnotyp in verschiedenen Testsystemen

    Nr. Methode Genotyp und Phnotyp

    Testsystem (Selektion oder Screening)Verknpfung zwischen

    1 Phagen-Display-

    Technik Phagenpartikel Bindung an eine Affinittsmatrix

    2 R

    ik Ribosomenkomplex Bindung an eine Affinittsmatrix

    3 Bindung an eine Affinittsmatrix

    ibosomen-Display-

    Techn

    mRNA-Peptid-

    Fusion Peptid-mRNA-Fusion

    4 Peptid am Plasmid Peptid-Plasmid-

    Komplex Bindung an eine Affinittsmatrix

    5 Zelloberflchen-

    Display-Technik Zelle Fluoreszenz-aktivierte Zellsortierung

    6 In-vitro-

    Kompartimentierung

    Wasser-in-l-

    Trpfchen PCR

    7 Genetisches

    Testsystem Zelle

    Komplementation, kolorimetrische

    Tests

    8 Mikrotiterplatten und

    Proteinchips

    Rumliche

    Adressierung

    Radiometrisch, UV/Vis-Absorption

    oder Fluoreszenztest

    Auf das von Smith im Jahre 1985 entwickelte so genannte Phage Display, das ein leistungs-

    fhiges Werkzeug auf dem Gebiet der in vitro Evolution darstellt, wird in Kapitel 5.1

    gesondert eingegangen.[94-96] Ebenso auf das Zelloberflchendisplay im Kapitel 5.4.

    Ein Nachteil aller Selektionsmethodiken als Werkzeug in der gerichteten Evolution ist, dass

    u verbessernde System vorliegen mssen, im Gegensatz relativ viele Informationen ber das z

    zu den meisten Screening Anstzen. Auch kann eine zu groe Hufung von falsch-positiven

    Resultaten ein effizientes Screening ntig machen oder das System muss so umgestaltet

    werden, dass der unerwnschte Hintergrund durch die Einfhrung eines weiteren Selektions-

    schrittes eliminiert wird.

    1.4 Nachhaltige Chemie

    Wie in Kapitel 1.3 dargestellt, gibt es mehrere Strategien um die katalytischen Eigenschaften

    von Enzymen zu verbessern. Eine Strategie kann unter anderem die Verwendung von

    ionischen Lsemitteln sein (siehe Kapitel 3.1). Gegenber organischen Lsemitteln knnen

  • Einleitung 18

    ionische Lsemittel daneben noch weitere Vorteile mit sich bringen, auf die im Folgenden

    nher eingegangen wird.

    Viele Umsetzungen in der Chemie werden in Lsung unter Einsatz eines Lsemittels durch-

    gefhrt. Lsemittel werden dabei hauptschlich verwendet um:

    n und Hot-Spots zu verhindern und

    die Produkte leichter zu isolieren

    Groe Mengen an Lsemittelabfllen fallen daher bei der Produktion von relativ geringen

    Mengen an chemischen Erzeugnissen an, speziell auf dem Gebiet der Feinchemikalien-

    produktion. semittel knn che Flssigkeiten, ber-[97]

    Substanzen. Es ist viel mehr das Streben nach an chemischer Effizienz,

    denn elegante Chemie bentigt nu indestma an Reagenzien, in einer hoch

    selektiven Weise einzelne Produkte in quantitativen Ausbeuten herzustellen, und dies ohne

    die Bildung von Nebenprodukten und die Notwendigkeit von Aufreinigungsschritten.[99, 100]

    Somit kann man jeden, der sich esserung der Ef z von chemischen

    Reaktionen oder Verfahren beschftig emiker bezeic n.[101-104]

    1.4.1

    man im Allgemeinen Flssigkeiten, die nur aus Ionen

    bes e punkte unter 100 C liegen. Letztere Eigenschaft grenzt sie von

    klassischen [105] bgrenzung ist mit der Tatsache

    begrndet, dass unterhalb eines Schmelzpunktes 100 C eine sprunghafte Verbesserung in der [106]

    ionische Flssigke

    Entwicklung von ionischen Flssigkeiten [107] Die ersten

    Publikationen in denen ionische Flssigkeiten als neuartige Lsemittel fr die Katalyse und

    die Reaktionspartner in einer homogenen Phase miteinander in Kontakt zu bringen,

    den Ablauf der Reaktion besser zu kontrollieren und dadurch hhere Selektivitten zu

    erreichen,

    die Reaktionstemperatur zu kontrolliere

    Ersatzstoffe fr organische L en ionis

    kritische Fluide, perfluorierte Lsemittel und Wasser sein. Ob ihre Verwendung eine

    nachhaltigere Verfahrensfhrung ermglicht oder sogar durch Entsorgungsprobleme grere

    Umweltschden entstehen, ist vom Einzelfall abhngig.[98] Als ein Teilgebiet ist diese

    Problematik in den Grundstzen der Green Chemsitry angesiedelt. Nachhaltige Chemie

    ist aber weitaus mehr als nur die Vermeidung von organischen Lsemitteln und giftigen

    einem Hchstma

    r ein M um

    mit der Verb fizien

    t, als grnen Ch hne

    Ionische Flssigkeiten

    Unter ionischen Flssigkeiten versteht

    teh n und deren Schmelz

    Salzschmelzen ab. Der Grund fr diese klare A

    Anwendbarkeit als Ersatz fr organische Lsemittel vorliegt. Whrend man bei

    Salzschmelzen an hochschmelzende, hochviskose und sehr korrosive Medien denkt, sind

    iten bereits bei niedrigen Temperaturen Flssig und niedrig viskos. Die

    reicht bis in das Jahr 1914 zurck.

  • Einleitung 19

    organische Synthese eingesetzt wurden erschienen allerdings erst Ende der achziger Jahre.[108,

    109] Seitdem hat die Anzahl nen, bei denen ionische Flssigkeiten verwendet

    wurden, sprunghaft zugenommen (siehe Abbildung 1.7).[110]

    an Publikatio

    Abbildung 1.7 Anzahl an Publikationen, die den Begriff ionic liquid im Titel, Abstract oder in den Schlsselworten hatten[110]

    Ionische Flssigkeiten werden in der Regel im ersten Schritt durch Quaternisierung eines

    Amins oder eines Phosphans hergestellt. Zunchst wird dabei hauptschlich eines der in

    Abbildung 1.8 dargestellten Kationen erzeugt.

    N+

    N R1R2

    N+

    R

    R1

    P+

    R1

    N+

    R3R2

    R3R2 R4R4

    Imidazolium-Ion Pyridinium-Ion Ammonium Ion Phosphonium-Ion Kationen in ionischen Flssigkeiten

    igenschaft des Kations und der Lage des Schmelzpunktes bestehen kann. Tabelle 1.4 Schmelzpunkt unterschiedlicher Chloride

    Salz Schmelzpunkt

    Abbildung 1.8 Wichtige Arten von

    Sollte das gewnschte Anion der Ionischen Flssigkeit nicht bereits aus dem Alkylierungs-

    reagenz resultieren, muss nach der Alkylierungsreaktion noch ein Anionenaustausch erfolgen.

    Zentrales Kriterium bei der Beurteilung einer ionischen Flssigkeit ist wie bereits erwhnt der

    Schmelzpunkt. Tabelle 1.4 zeigt eindrucksvoll welcher Zusammenhang zwischen Struktur

    bzw. chemischer E

    NaCl 803

    KCl 772

    R1 125 = R2 = Me NN R1 = Me; R2 = Et a 87

    + R1R2

    Cl R1 = Me; R2 = n-Bu b 65 a [EMIM]: 1-Ethyl-3-methylimidazolium-Ion; b [BMIM]: 1-Butyl-3-methylimidazolium-Ion

  • Einleitung 20

    Als Grnde fr niedrige Schmelzpunkte werden in der Literatur dabei folgende Kriterien als

    besonders wichtig hervorgehoben:[106]

    niedrige Symmetrie

    geringe intermolekulare Wechselwirkung

    gute Ladungsverteilung

    Aber auch die Art des Anions hat Einfluss auf die Eigenschaften von ionischen Flssigkeiten,

    wie man aus der Lage der Schmelzpunkte in Tabelle 1.5 entnehmen kann. Tabelle 1.5 Einfluss verschiedener Anionen auf den Schmelzpunkt von Imidazolimsalzen

    Imidazoliumsalz Schmelzpunkt

    [EMIM] Cl 87

    [EMIM] NO3 38

    [EMIM] AlCl4 7

    [EMIM] BF4 6

    [EMIM] (CF3SO2)2N a -3

    [EMIM] CF3CO2 -14 a (CF3SO2)2N-: Bis-trifilic-amide (engl.) [BTA]

    Ionische Flssigkeiten besitzen keinen messbaren Dampfruck und sind deshalb aus

    verfahrenstechnischer Sicht von groem Interesse. Auf Grund dieser Tatsache knnen

    Produkte destillativ aus der Reaktionslsung abgetrennt werden ohne dass Probleme der

    Azeotropbildung von Produkt und Lsemittel auftreten. Auerdem bilden ionische Flssig-

    keiten auf Grund dieser Tatsache keine explosionsfhigen Gas/Luftgemische, wie es die

    meisten organischen Lsemittel tun und knnen deshalb als besonders sicher im Bezug auf

    den Explosionsschutz eingestuft werden.

    Bislang gibt es nur einen industriellen Prozess, in dem ionische Flssigkeiten eingesetzt

    werden.[111] Allerdings wird die ionische Flssigkeit hier nicht als Lsemittel verwendet,[106,

    112] sondern fllt als Nebenprodukt nach Protonierung einer Hilfsbase als flssige Salzfracht

    an, die sich leichter durch flssig/flssig Extraktion abtrennen lsst als ein Feststoff durch

    Filtration.

    1.4.2 berkritisches Kohlendioxid

    Als berkritische Fluide bezeichnet man Reinstoffe oder Gemische, deren Temperatur

    oberhalb der kritischen Temperatur (Tc) und des kritischen Drucks (pc) liegen.[113]

    Phasendiagramm eines reine bildung 1.9) wird hierdurch

    Im

    n Stoffes (pT-Diagramm, siehe Ab

  • Einleitung 21

    eine einseitig rechtwinkelige Zustandsflche aufgespannt, deren Eckpunkt dem kritischen

    Punkt entspricht.

    zwei definiertePhasen

    einePhase

    undefinierterMeniskus

    zwei definiertePhasen

    einePhase

    undefinierterMeniskus

    Abbildung 1.9 Phasendiagramm (pT-Diagramm) des reinen Kohlendioxids mit entsprechenenden Photos des jeweiligen [114]

    In der Abbildung 1.9 sind neben dem pT-Diagramm auch drei Photos eines mit CO2 befllten

    Fenstera f dem ersten Photo, das bei einer Temperatur von 17 C

    nschaften von Flssigkeiten, Gasen und berkritischen Fluiden zeigt, dass

    berkritische Fluide hufig die Vorteile von Gasen und Flssigkeiten vereinen. Trotz Flssig-

    Phasenzustandes

    utoklaven dargestellt. Au

    aufgenommen wurde, koexistieren eine Gas- und Flssigphase. Die flssige Phase besitzt eine

    Dichte von ca. 0.80 g/ml, die Gasphase ca. 0.14 g/ml (Mittelwert = 0.47 g/ml ~ kritische

    Dichte). Eine Erwrmung dieses Systems fhrt zu einer Stoffmengenzunahme der flssigen

    Phase unter deren Dichteverringerung. Entgegengesetztes gilt fr die Gasphase. Durch die

    Erwrmung steigt der Menniskus des Flssigkeitsspiegel an und wird immer weniger definiert

    je nher man dem kritischen Punkt kommt. Gleichzeitig wird die Dichte der Gasphase weiter

    erhht und die der Flssigkeit weiter abgesenkt. Bei dem Erreichen der kritischen Temperatur

    (31.0 C) besitzen beide Phasen identische Dichten und gehen in eine homogene Phase - die

    berkritische Phase - ber (gelb unterlegtes Gebiet im Phasendiagramm, Abbildung 1.9). Ein

    Vergleich der Eige

  • Einleitung 22

    keits-hnlichen Dichten, Wrmeleitfhigkeiten und spezifischen Wrmekapazitten besitzen

    sie eine sehr geringe Oberflchenspannung, eine geringe dynamische Viskositt und hohe

    Diffusionsraten. Ferner ist ihre unbegrenzte Mischbarkeit mit gasfrmigen Reaktanden zu

    nthesechemie sind

    insbesondere solche berkritischen Fluide als L sungsmittel von Bedeutung, deren kritische

    Konst gute

    nennen, die es erlaubt, deren Konzentrationen am Reaktionsort durch Homogenisierung

    erheblich zu erhhen, wodurch potentiell Reaktionsgeschwindigkeiten gesteigert werden

    knnen. Aus dem Blickwinkel der Prozess-Sicherheit ermglicht dies aber auch die effektive

    Verdnnung brennbarer oder explosionsgefhrlicher Gase. In der Sy

    anten in vergleichsweisen milden Regionen liegen (vgl. Abbildung 1.10), die

    Lsungseigenschaften zeigen und sich unter Reaktionsbedingungen weder reaktiv noch korro-

    siv verhalten.

    0

    50

    100

    150

    200

    250

    bar

    NH

    H2O

    -200 -100 0 100 200 300 400

    T / C

    p /

    N2 Ar

    O2 CH4 C2H4CHF3

    CO2C2H6

    SF6

    C3H6C3H8

    3

    n-butann-pentan

    Abbildung 1.10 Kritische Daten einiger Reinstoffe

    Ferner sollten sie preiswert, gesundheitlich unbedenklich und gefahrlos in die Umwelt

    emittierbar sein. Bei einer solchen vergleichenden Betrachtung verschiedener berkritischer

    Fluide sticht insbesondere berkritisches CO2 (scCO2) als Reaktionsmedium heraus. Es erfllt

    fr viele Applikationen alle genannten Voraussetzungen.[114, 115] Die fr die Mehrzahl der

    organischen Lsemittel geltende schdliche Emissions- und Immissionswirkung trifft auf

    berkritisches CO2 nicht zu, da es bei kontrolliertem Eintrag in die Umwelt weder hu-

    mantoxikologische noch kotoxikologische Wirkung zeigt. Aus der Perspektive der Treib-

    hausproblematik ist zu bemerken, dass durch die Verwendung von komprimiertem CO2 als

    Reaktionsmedium der anthropogen erbrachte Eintrag in die Umwelt nicht erhht wird, da die

    kostengnstig isolierbaren Kapazitten an CO2, die insbesondere bei der Wasserstoff- und

    Ammoniaksynthese anfallen, bisher nur zu einem geringen Mae genutzt werden.

  • Einleitung 23

    Die rckstandslose Verdampfbarkeit prdestiniert scCO2 darber hinaus fr die Herstellung

    rungsmitteladditiven und mikroelektronischen Bauteilen.

    alternativen

    Flssigkeiten und

    n ist die Verwendung Letzterer zur

    Brennecke et al. im Fachjournal Nature ein Konzept vor, mit dem in ionischer

    lssigkeit gelste Substanzen, ohne Verwendung von organischen Lsemitteln, effizient

    xtrahiert werden knnen.[118]

    ie Forscher konnten in der ionischen Flssigkeit [BMIM] [PF6] gelstes Naphthalin in

    semittelfreier Form und ohne nachweisbare Kreuzkontamination nach Extraktion mit scCO2

    erhalten (siehe Abbildung 1.11). Nach der Extraktion und Entspannen auf Normaldruck

    konnte die ionische Flssigkeit in reiner Form wieder gewonnen werden.

    von Kosmetika, Pharmaka, Nah

    Darber hinaus existieren erste Textilreinigungsprozesse, die auf diesem

    Reaktionsmedium basieren und somit den Einsatz perchlorierter organischer Lsungsmittel

    umgehen.[97, 114, 116] Die Entkoffeinierung von grnen Kaffeebohnen (vor dem Rstprozess)

    unter Verwendung von scCO2 wurde von Zosel bereits in den sechziger Jahren mittels

    Destraktion (Kombination aus Destillation und Extraktion) am Max-Planck-Institut fr

    Kohlenforschung entwickelt.[117] Nach diesem Verfahren werden heutzutage weltweit mit

    etwa 100.000 Tonnen pro Jahr mehr als 50% des entkoffeinierten Kaffees hergestellt.

    1.4.3 Besonderheiten des Zweiphasensystems ionische berkritisches CO2

    Wie in Kapitel 1.4.1 erwhnt, knnen ionische Flssigkeiten als Ersatzstoffe fr flchtige

    organische Lsemittel in vielen Reaktionen eingesetzt werden. Trotz allem ist es oft schwierig

    die Produkte aus der ionischen Flssigkeit zu isolieren. Einige ionische Flssigkeiten sind

    nicht wassermischbar, was eine Extraktion der Produkte mit Wasser erlaubt, gleichzeitig aber

    die Substanzbreite auf polare und hydrolysestabile Verbindungen einschrnkt. Prinzipiell

    knnen die Produkte auch aus der ionischen Phase durch Destillation entfernt werden, was

    aber wegen Thermolabilitt teilweise nicht mglich ist. Extraktionen mit organischen

    Lsemitteln fhren oft zu Kreuzkontaminationen. Danebe

    Extraktion der Produkte kaum sinnvoll, da man die Vorteile der ionischen Flssigkeiten

    dadurch nivelliert.

    1999 stellten

    F

    e

    D

    l

  • Einleitung 24

    Abbildung 1.11 Extraktion von reinem und in [BMIM] [PF6] gelstem Naphthalin mit scCO2 bei 40 C und 138 bar

    Neben diesen Extraktionsergebnissen konnten auch andere interessante Eigenschaften dieses

    Zweiphasensystems festgestellt werden. Die ionische Flssigkeit lste sich zwar nicht im

    berkritischen CO2, allerdings lsen sich erhebliche Mengen CO2 in der ionischen Flssig-

    keit. So wurde beobachtet, dass das Volumen einer ionischen Flssigkeit um bis zu 20 %

    zunimmt, wenn sie einem CO2-Druck von 80 bar ausgesetzt wird.[118-120] Diese hohe

    Lslichkeit von CO2 in ionischen Flssigkeiten fhrt zu einer erheblichen Viskosittsab-

    senkung und somit zu besserer Diffusion, was letztlich gesteigerten Reaktionsraten zulsst.

  • Aufgabenstellung 25

    2 Aufgabenstellung

    Die Aufgabenstellung dieser Dissertation gliedert sich in drei Teile:

    Thema des ersten Teils war die Untersuchung von Lipasereaktionen in ionischen Flssig-

    keiten. Hauptschwerpunkt der Untersuchungen war dabei die Etablierung eines effizienten

    Produktseparierungssystems. Die Produkte einer lipasekatalysierten Reaktion sollten nach der

    Umsetzung in der ionischen Flssigkeit mittels berkritischem Kohlendioxids, unter

    Vermeidung von organischen Lsemitteln, extrahieret werden. Des Weiteren sollte untersucht

    werden, ob sich die Produkte einer lipasekatalysierten kinetischen Racematspaltung selektiv

    aus der ionischen Flssigkeit extrahieren lassen. Ziel dieser Arbeiten sollte demnach sein eine

    effiziente Methode zur Separierung von Enantiomeren zu etablieren.

    Die Aufgabe des zweiten und dritten Teils dieser Dissertation war die Weiterfhrung der

    Arbeiten von Rggeberg. Zum einen sollten weitere Phosphonsureester fr Co-Kristallisa-

    tionsexperimente mit Lipasen synthetisiert werden (Ziel dieser Experimente war die Enantio-

    selektivitt verschiedener Lipase Varianten zu erklren). Zum anderen sollte das Phage

    Display-Projekt zur Selektion enantioselektiver Enzymmutanten fortgefhrt werden. Hierzu

    sollten weitere Phosphonsureester als bergangszustandsanaloga chiraler Carbonsureester

    synthetisiert und immobilisiert werden. Diese sollten im Rahmen des EU-Projekts Evocatal

    Directed Evolution of Enantioselective Biocatalysts zur Verbesserung des katalytischen

    Profils der Bacillus subtilis Lipase A eingesetzt werden.

    Weiterhin sollte untersucht werden, ob sich neben dem Phage Display Ansatz andere

    Selektionssysteme unter Umstnden besser eignen, um enantioselektive Enzymvarianten zu

    selektieren.

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 26

    3 Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien

    3.1 Biokatalyse in ionischen Flssigkeiten

    Wie bereits in Kapitel 1.4.1 angedeutet stellen ionische Flssigkeiten eine interessante

    Alternative zu konventionellen, organischen Lsemitteln dar. Sie knnen in einer Vielzahl

    von Reaktion eingesetzt werden, zu denen auch enzymkatalysierte Reaktionen zhlen. Die

    erste in der Literatur erwhnte Biotransformation in ionischen Flssigkeiten war die Synthese

    von Z-Aspartam in [BMIM] [PF6], katalysiert vom Enzym Thermolysin.[121] Kurze Zeit spter

    wurde die e ekataly ierte n in ionischen Flssigkeiten erwhnt.[122] Seitdem

    Flssigkeiten erschienen, die bereits en Review-Artikeln zusammengefasst

    rste lipas s Reaktio

    sind in der Literatur eine groe Anzahl von Verffentlichungen ber Biokataylse in ionischen

    in mehrer

    wurden.[59, 61, 62] In Kapitel 1.4.1 sind einige Vorteile, die die Verwendung von ionischen

    Flssigkeiten mit sich bringen, beschrieben, wie z.B. der vernachlssigbare Dampfdruck. Sie

    weisen daneben bei der Verwendung in biokatalytischen Reaktionen einige bemerkenswerte

    Eigenschaften auf. Ionische Flssigkeiten auf der Basis von alkyliertem Methylimidazol sind

    polare Lsemittel und besitzen auf der Reichardts Polarittsskala Werte, die mit Methanol

    und DMF vergleichbar sind (siehe Abbildung 3.1).[123] Obwohl polare organische Lsemittel

    Enzyme deaktivieren, wobei als Ursache der Entzug von Wasser vom Enzym durch das

    polare Lsemittel vermutet wird[124], tun dies ionische Flssigkeiten nicht, was die mgliche

    Substratpalette deutlich vergrert.[60, 125]

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 27

    Abbildung 3.1 Umstze von Pseudomonas cepacia Lipase katalysierten Reaktionen in Abhngigkeit der Lsem

    (ETN = Reichardts normalisierte Skala fr Lsemittelpolaritt; Wasser = 1, TMS = 0))[62]

    In allen, bis zum Beginn dieser Dissertation, publizierten Verffentlichungen

    katalyse in ionischen Flssigkeiten wurde von nachhaltiger Chemie gesproc

    Reaktionen nicht in organischen Lsemitteln durchgefhrt wurden. In diesen P

    wurde allerdings nicht erwhnt, dass diese zur Aufarbeitung verwendet wurden

    einer Ausnahme wurden die Produkte destillativ separiert [126]). Die Verwe

    organischen Lsemitteln zur Extraktion der Produkte ist kaum sinnvoll, da man d

    in ionischen Flssigkeiten durchfhrt um gerade diese zu vermeiden. Man

    festhalten, dass fast alle, bis zum Beginn dieser Dissertation, verffentlichten en

    Reaktionen in ionischen Flssigkeiten nicht als nachhaltige Verfahren bezeic

    knnen.

    Wie in Kapitel 2 beschrieben sollte im Rahmen dieser Dissertation untersucht w

    mglich wre, Lipasenreakt chzufhren, dab

    ass Biokatalyse in berkritischem Kohlendioxid schon s

    80er Jahre bekannt ist.[127, 128] In vielen Publikationen wurde dabei oft

    Hauptproblem [129] um einen von der geringen Stabilitt von Enzym

    und zum anderen von der beschrnkten Substratlslichkeit und damit eingeschr

    an durchfhrbaren T

    ionen in ionischen Flssigkeiten dur

    Stabilitt von Lipasen in ionischen Flssigkeiten auszunutzen und die Pr

    berkritischem Kohlendioxid in einem nachhaltigem Verfahren zu extrahiere

    dieser Stelle angemerkt, d

    en berichtet. Z

    ransformationen. ittelpolarit

    ber

    hen, da

    ublikatio

    (lediglic

    ndung

    ie Reak

    kann

    zymatisc

    hnet we

    erden, o

    ei die h

    eit Mitte

    von z

    e in sc

    nkten B

    odukte

    n. Es se

    n

    t

    Bio-

    die

    nen

    h in

    von

    tion

    also

    hen

    rden

    b es

    ohe

    der

    wei

    CO2

    reite

    mit

    i an

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 28

    Um einen ersten Eindruck von der Praktikabilitt von ionischen Flssigkeiten als Lsemittel

    fr lipasekatalysierte Umsetzungen zu erhalten, wurde zu Beginn eine Versuchsreihe von

    kinetischen Racematspaltungen in verschiedenen ionischen Flssigkeiten und zum Vergleich

    im Standardlsemittel Isooctan durchgefhrt. Dabei wurde der racemische Alkohol

    2-Octanol mit Vinylacetat und Candida antarctica Lipase B als Katalysator in den ionischen

    Flssigkeiten [BMIM] [BTA], [BMIM] [PF6], [BMIM] [BF4] und Isooctan analog Schema

    3.14 acetyliert.

    + OO

    OH

    + O

    O

    CaL BLM

    - CH3CHO

    OH

    (rac)-3 4 (S 3 Schema 3.1 Kinetische Racematspaltung von (rac)-2-Octanol mit Vinylacetat als A g e B

    als Katalysator

    Tabelle 3.1 zeigt die Ergebnisse der Versuchsreihe. D Bi

    Lsemitteln eine hohe und vergleichbare Aktivitt. Im Gegensatz die Ergebnisse

    der chiralen Analysen relativ stark. Beim Vergleich der ionischen Flssigkeiten untereinander

    fllt auf, dass das jeweilige Anion der ionischen Flssigkeit hohen Einfluss auf die Enantio-

    diskriminierung hat. In [BMIM] [BTA] ist sie am besten und in [BMIM] [PF6] am

    beeinflusst.

    Erstaunlicherweise zeigt das eingesetzte Lyop at eine deutlich hhere Aktivitt als das

    Sol-Gel-Immobilisat und das Novo SP 435, im Gegensatz zu organischen Lsemitteln, in

    )- (R)-5 cylierun smittel und Candida antarctica Lipas

    er okatalysator zeigt in allen

    dazu streuen

    schlechtesten, wenn man den Umsatz nach 18 Stunden und die Enantiomerenberschsse bei

    ca. 50 % Umsatz vergleicht. Eine genaue Erklrung fr diesen Effekt kann zum jetzigen

    Zeitpunkt noch nicht gegeben werden. Anschlieend wurde untersucht, ob die Trgerung des

    Biokatalysators die Aktivitt und Enantioselektivitt fr diese Reaktion

    hilis

    denen Immobilisate hhere Aktivitt zeigen.[130]

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 29

    Tabelle 3.1 Ergebnisse der kinetischen Racematspaltung von 2-Octanol in verschiedenen Lsemitteln und CaL B-Katalysatoren

    Umsatz [%] Eintrag

    Nr. Lsemittel Biokatalysator

    ee (3)a

    [%]

    ee (5)a

    [%]

    Aktivitt d

    [molmin-1g-1] 15 min 18 h 68 h

    1

    b Isooctan CaL B Lyophilisat > 99.5 88.6 - 53.0 82.2 -

    2b [BMIM][PF ] CaL B Lyophilisat 94.9 89.8 - 51.4 100 -

    3

    6

    b [BMIM][BF ] CaL B Lyophilisat > 99.5 85.7 - 53.9 70.8 -

    4

    4

    b [BMIM][BTA] CaL B Lyophilisat 99.2 98.7 - 50.1 65.2 -

    5c [BMIM][BTA] CaL B Lyophilisat 98.4 97.8 5800 41.6 - 57.0

    6c [BMIM][BTA] Novo SP 435 > 99.5 98.2 1190 11.8 - 50.4

    7c [BMIM][BTA] Sol-Gel-Immobilisat > 99.5 96.6 1250 10.4 - 50.9 a gemessen bei ca. 50 % Umsatz; b Biokatalysator = 5 mg, c Biokatalysator = 2.5 mg, d bezogen auf eingesetzte

    Menge Biokatalysator

    Nach diesen Vorversuchen wurden die ersten Experimente zum eigentlichen Hauptthema

    durchgefhrt, die Extraktion der Produkte mittels berkritischem Kohlendioxid. Die

    Verwendung komprimierter Gase erfordert neben besonders gewissenhafter Planung und

    Ausfhrung der Experimente natrlich spezielle Ausrstung, insbesondere Autoklaven-

    technik. Als Standardreaktionsgefe kamen dabei 10-ml Fensterautoklaven aus Edelstahl

    (V4A-Edelstahl) zum Einsatz (siehe Abbildung 3.2)

    Sichtfenster

    6 mm Verschraubung(Anschluss einer Kapillarezum CO Einlass mglich)2

    1.6 mm Anschluss mit Ventil(Auslassffnung des

    CO2-Gasstroms)

    Manometer

    1.6 mm Anschluss mit Ventil(Auslassffnung des

    CO2-Gasstroms)

    Manometer

    6 mm Verschraubung(Anschluss einer Kapillarezum CO Einlass mglich)2

    Sichtfenster

    Abbildung 3.2 Fensterautoklav mit 10 ml Volumen

    In einem solchen Autoklaven wurde zunchst 1-Octanol mit Vinylacetat in der ionischen

    Flssigkeit [BMIM] [BTA] mit Candida antarctica Lipase B analog Schema 3.14 bei

    Normaldruck verestert.

    [BMIM][BTA], CaL B

    -CH3CHOOH

    + O

    O O

    O

    6 4 7 Schema 3.2 Acetylierung von 1-Octanol in [BMIM] [BTA] mit Vinylacetat als Acylierungsmittel und CaL B als Biokatalysator

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 30

    Die Reaktion verlief glatt ohne Bildung von Nebenprodukten. Das Produkt und Acetaldehyd

    konnten lsemittelfrei ohne nachweisbare Kontamination mit ionischer Flssigkeit extrahiert

    werden. Schema 3.3 zeigt dabei den verwendeten Aufbau fr die Extraktion der Produkte. Die

    Isolierung erfolgte durch Ei p iertem CO2 mittels einer Kapillare in die

    ionisch

    Reaktor ber Kopf und wurde schlielich i beheizten Nadelventil auf Atmosphren-

    nleiten von kom rim

    e Phase. Das komprimierte CO2 verlie nach Passieren der ionischen Phase den

    n einem

    druck entspannt, woraufhin das Produkt aus dem Gasstrom ausfiel und in einer Khlfalle

    aufgefangen wurde.

    R C O 2

    M IL/ E

    P T

    C P

    K F

    N V G

    C O 2

    M NV KF G

    Magnetrhrplatte Nadelventil Khlfalle Gasuhr

    CP PT R IL/E

    Kompressor Druck- und Temperaturkontrolle Reaktor (Abbildung 3.2) ionische Flssigkeit und Enzyme

    Schema 3.3 Schema des apparativen Aufbaus

    Die hohe katalytische Aktivitt und quantitativer der Umsatz wurden ebenfalls in drei

    weiteren Zyklen beobachtet, wobei die Ausbeute mit jedem Zyklus zunahm und schlielich

    98 % betrug (siehe Abbildung 3.3). Dies stimmt mit den Beobachtungen von Brennecke, bei

    der Extraktion von Naphthalin aus [BMIM] [PF6], berein (siehe Kapitel 1.4.3).

    1 23

    4

    Ausbeute

    Umsatz0

    20

    40

    Zyklus Nr.

    60

    80

    100

    [%]

    Ausbeute Umsatz Abbildung 3.3 Recyclisierung des in Schema 3.2 dargestellten IL/Enzymansatzes

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 31

    Ebenfalls vollstndiger Umsatz konnte beobac t werden, wenn unmittelbar nach der Sub-

    heit von CO in der ionischen Flssigkeit keinen Einfluss auf die Reaktion hat.

    hren von Zosel mittels

    berkritischem CO2 im groen Mastab betrieben wird, dass Hochdruckextraktionen mit

    scCO2 durchaus mglich und rentabel sein knnen.[113, 117] Um Reaktionen aber mglichst

    wirtschaftlich in berkritischem CO2 durchzufhren, ist es wichtig hohe Raumzeitausbeuten

    fr die verwendeten Reaktoren zu erreichen, da dann die Reaktorkosten vernachlssigbar

    werden. Raumzeitausbeuten sind generell in kontinuierlich arbeitenden Reaktoren hher als in

    vergleichbaren diskontinuierlichen Reaktoren.[131] Aufgrund der gefundenen hohen

    katalytischen Aktivitt der Lipase bei der Acylierung von 1-Octanol in ionischer Flssigkeit

    und der konstant hohen Aktivitt ber vier Reaktionszyklen wurde versucht diese Reaktion in

    einem kontinuierlich arbeitenden Reaktor durchzufhren. Dabei wurde ein 10 ml Fenster-

    autoklav als kontinuierlich betriebener Rhrkessel verwendet. Es wurde eine Substratlsung,

    bestehend aus 1-Octanol und Vinylacetat (molares Verhltnis: 1 : 2), mittels einer HPLC-

    Pum In

    Abbildung 3.4 erkennt man, dass der Umsatz ber 24 Stunden konstant hoch ist. Die mittlere

    hte

    stratzugabe direkt CO2 aufgepresst wurde. Damit konnte gezeigt werden, dass die Anwesen-

    2

    Wie bereits erwhnt erfordern Reaktionen in berkritischem Kohlendioxid Hochdruck-

    apparaturen. Es ist einleuchtend, dass die Kosten fr Hochdruckreaktoren deutlich hher sind

    als fr Normal- bzw. Niederdruckreaktionsgefe. Andererseits verdeutlicht die Tatsache,

    dass die Entkoffeinierung von Rohkaffee nach dem Verfa

    pe in den scCO2-Strom eingebracht, die dann die ionische Phase im Reaktor passierte.

    Aktivitt liegt dabei bei 2400 molmin-1g-1. Zum Vergleich wurde eine zweite Versuchs-

    reihe ohne ionische Flssigkeit und ansonsten identischen Bedingungen durchgefhrt. Man

    erkennt, dass der Umsatz ohne ionische Flssigkeit im Mittel um 10 % geringer ist.

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 32

    0

    80

    100

    40Um

    satz

    [%] 60

    20

    0 5 10 15 20 25Zeit [h]

    mit ionischer Flssigkeit ohne ionische Flssigkeit

    Abbildung 3.4 Vergleich des Umsatzverhaltens fr die in Schema 3.2 dargestellten Reaktion in An- und Abwesenheit von ionischer

    nd

    amamoto fr diese simple direkte Kondensation im Science

    Magazin verffentlicht, was fr die Aktualitt des Themas und die prparative Bedeutung fr

    solche Reaktionen spricht.[132] Bei Verwendung solcher Substrate ist die richtige Wahl der

    Reaktionsbedingungen im Zweiphasensystem ionische Flssigkeit/scCO2 entscheidend. Als

    erste Reaktion dieses Typs wurde die in Sc a 3.4 dargestellte Veresterung von Isoamyl-

    a r

    Hauptbestandteil des Bananenaromas ist.

    Flssigkeit im kontinuierlichem Betrieb

    Neben aktivierten Vinylestern lassen sich aber auch direkte Kondensationen von Suren u

    Alkoholen zum entsprechenden Ester durchfhren. Solche direkten Veresterungen sind

    hinlnglich bekannt und scheinen auf den ersten Blick simple und standardisierte Reaktionen

    darzustellen. Dennoch wurde erst krzlich ein neues Katalysatorsystem und ein spezieller

    apparativer Aufbau von Y

    hem

    lkohol mit Hexansure zum entsprechenden Isoamylhexanoat untersucht, das de

    OH + OH

    O CaL B

    O

    O+ H2O

    [BMIM][BTA]8 9 10 11

    Schem lichen

    g 3.5). Vergleicht man dazu die Ergebnisse, der ansonsten identisch durchgefhrten

    a 3.4 Lipasekatalysierte direkte Kondensation von Hexansure und Isoamylalkohol in [BMIM] [BTA] im kontinuier

    Betrieb

    Bei der Wahl von Standardbedingungen, d.h. Durchfhrung der Reaktion bei niedriger

    Temperatur (T = 45 C), kommt die Reaktion nach 24 Stunden nahezu zum Erliegen (siehe

    Abbildun

    Versuchsreihe bei 70 C, so sieht man, dass der Umsatz sogar ber einen Zeitraum von

    75 Stunden konstant hoch ist. Der Grund fr das bessere Umsatzverhalten bei 70 C ist die

    Tatsache, dass Wasser bei 70 C auf Grund eines hohen Dampfdruckes bei dieser Temperatur

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 33

    deutlicher besser lslich in scCO2 ist als bei 45 C. Auf dieses Phnomen wird detaillierter in

    Kapitel 3.2 eingegangen.

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    70

    80

    90

    100

    Um

    satz

    [%]

    0 10 20 30 40 50 60 70 80

    Zeit [h]

    75 C 45 C

    Abbildung 3.5 Einfluss der Temperatur bei der direkten Kondensation von Isoamylalkohol und Hexansure

    Bei dieser Reaktion wurde der Alkohol zwecks Gleichgewichtsverschiebung im dreifachen

    berschuss eingesetzt. Es sind aber auch Reaktionen bei 1 : 1 Stchiometrie mglich. Zum

    Beispiel kann 1-Octanol mit Oktansure oder Ethanol und Hexansure in [EMIM][BTA] und

    Candida antarctica Lipase B verestert werden. Zwar sind die Umstze auf Grund der

    ungnstigeren Gleichgewichtslage nicht so hoch, dafr aber ebenfalls ber einen langen

    Zeitraum konstant. Die Ergebnisse sind in Abbildung 3.6 graphisch dargestellt.

    0

    10

    20

    30

    40

    0 0

    Zeit [h]

    50

    Um

    satz

    [%]

    60

    70

    80

    90

    100

    10 2 30 40 50

    1-Octanol nsur+ Okta e Ethanol u

    ngzeitstabilitt von Candida antarctica Lipase B bei der direkten Kondensation von 1-Octanol mit Oktansure und

    + Hexans re

    Abbildung 3.6 La

    Ethanol mit Hexansure in der ionischen Flssigkeit [EMIM] [BTA]

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 34

    Fr die direkte Kondensation von 1-Octanol und Oktansure wurde noch eine weitere

    Versuchsreihe angeschlossen. Dabei sollte untersucht werden, ob sich das Gleichgewicht

    dieser Reaktion durch richtige Wahl der Extraktionsbedingungen verschieben lsst. Dazu

    wurde der in Schema 3.5 dargestellte apparative Aufb u gewhlt. a

    CO2

    R1CO2

    M

    PT

    CPPR

    KF-1

    GPT

    EH

    IL/E

    R2

    S/

    HP

    P

    NV

    tanoat und Wasser) im berkritischen CO2 gleich gut lsen sollten (vgl. Vorver-

    such). Im Abscheider (R2) wurde mit 80 bar und 90 C eine deutlich niedrige CO2-Dichte bei

    hoher Temperatur gewhlt. Bei diesen Bedingungen ist die Lslichkeit einer Verbindung stark

    vom Dampfdruck abhngig und der Einfluss der Polaritt vernachlssigbar. Zu Beginn des

    Versuches wurden im Abscheider 100 ml einer 1 : 1 Mischung der beiden Edukte vorgelegt.

    Dieses Gemisch wurde mittels einer modifizierten HPLC-Pumpe in den vom Kompressor

    ommenden CO2-Strom eingebracht. Nachdem der CO2-Strom den Reaktor R1 passiert hatte,

    gelangte er nach Druckm 2

    Schema 3.5 Apparativer Aufbau zur Verschiebung des Gleichgewichtes bei der direkten Kondensation non 1-Octanol und

    Oktansure

    Der Aufbau bestand prinzipiell aus zwei Einheiten. Einem Reaktor (R1) und einem Abschei-

    der (R2), die ber einen Druckminderer (PR) miteinander verbunden sind. Im Reaktor R1,

    einem 10 ml Autoklav mit Rhrkern, in dem sich 10 mg Candida antarctica Lipase B als

    Lyophilisat in 2 ml der ionischen Flssigkeit [EMIM] [BTA] befanden, wurde mit 150 bar

    und 60 C eine CO2-Dichte gewhlt, bei der sich die beiden Produkte der Reaktion

    (1-Octylok

    k

    inderung in den Abscheider, indem sich sofort aus dem CO -Strom

    eine Flssigkeit (S/P) abschied, die mittels der HPLC-Pumpe recyclisiert wurde. Der CO2-

    Strom hingegen, in dem sich keine organische Komponente dafr aber Wasser lsen sollte,

    wurde mittels eines Nadelventils auf Atmosphrendruck entspannt. Abbildung 3.7 zeigt das

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 35

    Umsatzverhalten der Reaktion bei Verwendung der Apparatur (Probennahme am Boden des

    Abscheiders nach definierten Zeiten).

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    0 50 100 150 200

    Zeit [h]

    Um

    satz

    [%]

    direkte Kondensation von 1-Octanol und Oktansure

    Abbildung 3.7 Umsatzverhalten der direkten Kondensation von 1-Octanol und Oktansure bei Verwendung der in Schema 3.5

    dargestellten Apparatur

    Man erkennt, dass sich der Umsatz, gegenber dem in Abbildung 3.6 dargestellten Ergebnis,

    deutlich steigern lsst. Allerdings konnte bei diesem Versuch nicht gezeigt werden, dass sich

    auf diese Weise das Gleichgewicht verschieben lsst, denn es wurde neben dem Wasser auch

    der Alkohol in deutlichen Mengen extrahiert. Nach Abbruch der Versuchsreihe war das

    stchiometrische Verhltnis des Restgehaltes von Alkohol zu Sure im Abscheider daher

    nicht mehr 1 : 1 sondern 1 : 2.5.

    3.2 Kinetische Racematspaltung in ionischer Flssigkeit/scCO2

    Neben achiralen Veresterungen lieen sich auch kinetische Racematspaltungen lipase-

    katalysiert in ionischer Flssigkeit/scCO2 durchfhren. Zunchst wurde die in Schema 3.6

    dargestellte Acetylierung von 1-Phenylethanol mit Candida antarctica Lipase B als

    Biokatalysator untersucht.

    OH

    + OO

    [BMIM] [BTA], CaL B

    - CH3CHOO

    O

    + OH

    (rac)-12 4 (R)-13 (S)-12 Schema 3.6 Kinetische Racematspaltung von (rac)-1-Phenylethanol mit Vinylacetat als Acylierungsmittel und Candida antarctica

    Lipase B als Katalysator im ionischen Lsemittel [BMIM] [BTA]

    Die Lipase zeigt im ionischen Lsemittel ber vier Reaktionszyklen eine hohe Enantio-

    selektivitt, Aktivitt und Stabilitt (siehe Abbildung 3.8).

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 36

    1 2 34

    (S)

    (R)- cetat

    -1-Phenylethanol

    1-Phenylethyla0102030405060

    8090

    ee [%]

    Zyklus Nr.

    Abbildung 3.8 Ergebnisse der in Schema 3.6 dargestellten kinetischen Racematspaltung von (rac)-1-Phenylethanol

    Die Produkte konnten nach beendeter Reaktion mit scCO2 aus der ionischen Flssigkeit

    extrahiert werden und fielen i ie r i sig im li-

    sierte Lipase konnte ohne Verlust an Aktivitt oder Abfall der Enantioselektivitt recyclisiert

    erden.

    biokatalytischen

    Reaktion eine Komponente selektiv aus der io schen Flssigkeit extrahiert werden knnte.

    Um d hrt,

    anschlieend wurde aber nicht wie zuvor bei hoher Dichte extrahiert, sondern die CO -Dichte

    100

    70

    lsemittelfre an. D in de onischen Fls keit mobi

    w

    Allerdings hat man bei kinetischen Racematspaltungen nach durchgefhrter Reaktion erst ein

    Teil der notwendigen Arbeit zur Enantiomerentrennung durchgefhrt, denn Edukt und

    Produkt mssen anschlieend voneinander separiert werden. Im oben geschilderten Fall

    wrde eine ideale Prozessfhrung vorliegen, wenn nach der durchgefhrten

    ni

    ies zu untersuchen, wurde die in Schema 3.6 dargestellte Reaktion erneut durchgef

    2

    variiert. Die Variation der CO2-Dichte kann, wie in Kapitel 1.4.2 bereits gesagt, prinzipiell

    auf zwei verschiedene Weisen erfolgen. Zum einen kann die Dichte durch Erhhen der

    Temperatur oder durch Herabsetzten des Druckes gesenkt werden. In Abbildung 3.9 ist der

    Zusammenhang zwischen Druck, Temperatur und CO -Dichte dargestellt.2

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 37

    -13 C

    107 C87 C67 C47 C27 C

    7 C

    A

    B

    p / bar

    C

    A nl (CO2) = B ng (CO2)

    / g

    ml-1

    17

    27 37Tc47 57 67 77

    17

    27C

    O2 (

    l + g

    )

    CO

    2 (l) CO2 (SCF)

    (CO2, SCF) = 0.70 g / ml:

    Abbildung 3.9 Die Dichte von reinem CO2 als Funktion des Drucks und der Temperatur[133]

    Die Extraktion wurde bei einer Temperatur von 60 C durchgefhrt und der CO2-Druck

    schrittweise erhht. Tabelle 3.2 zeigt die Ergebnisse dieser selektiven Extraktion die durch

    Verwendung unterschiedlicher CO2-Dichten erzielt werden kann. Tabelle 3.2 Extraktion der Produkte der in Schema 3.6 dargestellten Reaktion bei 60 C und unterschiedlichen CO2-Drcken

    Khlfalle Zeit Druck Auswaage Selektivitt ee (R)-13 ee (S)-12

    Nr. [h] [bar] [g] [%] [%] [%]

    1 2 70 0.06 58.8 (13) 99.3 98.9

    2 4 90 0.29 56.7 (13) 99.2 99.3

    3 7.3 150 0.06 72.5 (12) > 99.5 > 99.5

    Zunchst wurde das Acetat auf Grund der geringeren Polaritt und der guten Lslichkeit von

    Acetaten in scCO2 im Extrakt angereichert. Im spteren Verlauf der Extraktion erhlt man

    schlielich den Alkohol.[134, 135] Diese Abhngigkeit der Lslichkeit von der Polaritt ist

    hinlnglich bekannt und konnte bereits zuvor fr eine Reihe von verschieden polaren

    Substanzen demonstriert werden (siehe Abbildung 3.10).

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 38

    100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300

    0,1

    1E-4

    1E-3

    0,01x

    i gel

    ste

    Sub

    stan

    z

    p / bar

    15SH

    15

    15OH

    15OH

    O

    H

    Abbildung 3.10 Lslichkeit verschiedener funktioneller Gruppen berkritischem CO bei 47 C als Funktion des Drucks[136]

    Allerdings von 59 %

    tweder bedeutend besser oder schlechter CO2-lslich wrde als der

    kor

    Die re Polaritt, den Dampfdruck,

    Coh bestimmt.[113] Bei

    am beeinflusst

    ampfdruck ber den Einfluss

    ag

    in 2

    sind die in Tabelle 3.2 dargestellten Ergebnisse mit einer Selektivitt

    eher mig. hnlich schlechte Ergebnisse wurden bei Verwendung von 1-(2-Naphthyl)

    ethanol statt des 1-Phenylethanols erzielt. Auf Grund dieser schlechten Selektivitten bei der

    Extraktion des Alkohols wurde eine neue Strategie entwickelt, um prparativ sinnvolle

    Separierungsselektivitten bei gleichzeitig hohen Enantiomerenberschssen zu erhalten.

    Eine nahe liegende Taktik war den zu bildenden Ester durch molecular engineering so zu

    whlen, dass er en

    respondierende Alkohol.

    Lslichkeit einer Substanz in CO2 wird besonders durch ih

    esive Energie und die Anwesenheit von speziellen CO2-philer Gruppen

    der Variation der Extraktionseigenschaften des Esters wurde sich fr die nderung des

    D pfdruckes entschieden, da dieser direkt durch die Kettenlnge des Acylrestes

    wird. Wenn die Acylkette lang genug ist, sollte der niedrige D

    der Polaritt berwiegen und der Ester sollte CO2 unlslicher werden. Erfreulicherweise l

    mit Laurinsurevinylester, das als Copolymer fr die Olefinpolimerisation als Bulkchemikalie

    hergestellt wird, ein gnstiges Acylierungsmittel mit langer Acylkette vor. Die diesem

    Konzept einer Inversselektive Extraktion zu Grunde liegende Reaktion wrde also wie folgt

    aussehen:

  • Enzymreaktionen in unkonventionellen Medien 39

    R1 R2

    OH

    H(CH2)11

    O

    OR1 R2

    OH

    R1 R2

    O

    O

    ++

    ionische FlssigkeitLipase

    selektive Extraktion mit scCO2

    -CH3CHO

    Schema 3.7 Lipase