Neues aus der Personendosimetrie - DVTA · Radiologie und Cadiologie teiweise überschritten. Deckengestütze Bleiglasscheiben bringe hohe Redizierung der Augenlinsendosen Faktor

Neues aus der Personendosimetrie

Markus Figel

Helmholtz Zentrum MünchenAuswertungsstelle

Strahlenschutzsymposium, München, 16.03.2012

Auswertungsstelle für Strahlendosimeter

Neues aus der PersonendosimetrieInhalt

Neues aus der Messstelle

• Filmdosimeter

• OSL-Dosimeter

• Online Portal und Datenaustausch

EPD in gepulsten Feldern (Stand)

Ergebnisse des ORAMED Projektes

• Nuklearmedizin

• Radiologie und Kardiologie

• Dosimetrie der Augenlinse


FilmdosimeterEinführung der Gleitschattendosimeter GD60

Umstellung der Filmdosimeter von Typ GD40 (Hx) auf Typ GD60 (Hp(10)) bis zum 01.08.2011

Nur Filmkassetten wurden getauscht

Ab 01.08.2010 werden alle erkennbaren GD40 Dosimeter bei der Auswertung mit „nicht auswertbar“, „alte Kassette“ gekennzeichnet und im Monatsbericht gemeldet. Hx Dosiswert vorhanden.

Änderungen mit GD60:

• Dosiswerte ~10% niedriger (Hx -> Hp(10))

• Weniger Kontaminationsmeldungen

• Weniger Einfluss von Betastrahlung

• Automatische Auswertung

• Höhere Messgenauigkeit

Gleitschatten-Filmdosimeter GD60 (Hp(10))

Plastik-Messfeld – d=8 mm

Pb/Sn-Messfeld – d=8 mm

2 Schattenstifte, versetzt vorn/hinten

Leerfeld (Betaindikator)

Metallfilter als Energie- und Betaindikator (Cu und Sn)

Filmdosimeter GD40 (Hx bis 01.08.2011)


OSL Dosimeterneues Festkörperdosimeter auf OSL-Basis

Nutzung der Lumineszenzeigenschaft von Kristallen (analog Thermolumineszenz und RPL)

Speicherung der absorbierten Strahlungs-energie in kristallinen Fehlstellen im Kristall (metastabiler Energiezustand)

Freisetzung der gespeicherten Energie durch Lichtemission nach Zuführung von Energie Licht (analog RPL-Glasdosimeter)

Optische Anregung des Kristalls =

Optisch Stimulierte Lumineszenz (OSL)

Emittierte Lichtemenge proportional zur absorbierten Strahlungsdosis

Nutzung von OSL für die Personendosimetrie seit ca. 10 Jahren (mit Al2O3-Detektoren)

Neues Detektormaterial: industriell gefertigte BeO-Keramik

Bildinformation (wie Film) theoretisch möglich

„Wiederauslesbarkeit“ möglich


EDV – NeuerungenOnlineservice - DOSINET

Neuer Service (DOSINET) zum Online-Datenaustausch zwischen Anwender und Messstelle (Ablösung der derzeitigen DOSIMO-Anwendung)

• Betriebsdaten

• Personendaten

• Dosimeterzuordnungen

• Bestellungen

• Dosiswerte

Eigene Applikation mit Echtzeitzugriff (keine Datenspeicherung auf Nutzer-PC)

Sicherung durch Password/Kennung

Verschlüsselter Datenaustausch

Kostenlose Bereitstellung durch AWST

Freischaltung seit Januar 2010

Lösung für kleinere Kunden


EDV – NeuerungenNeue Großkundenschnittstelle (DosiCon)

Online-Kommunikation über WEB-Services

Ablösung aller alten Schnittstellen

Kostenlose Bereitstellung der Schnittstelle

Einbindung der Funktionalitäten in betriebsspezifische Software oder kommerzielle Dosisverwaltungssoftware

Lösung für Kunden mit hohem Datenaufkommen und betriebsspezifischer Bearbeitung

Spezifikation seit 1.12.2010 erhältlich


Elektronisches Personendosimeter (EPD)Stand der Nutzung in gepulsten Feldern

Stand März 2012:

• Alle für den radiologischen Bereich zugelassenen eichfähigen Dosimeter (ab ca. 20 keV Mindestenergie) können in der Radiologie verwendet werden

• Überwachung d. Personals (Schwangere)

• Helfende Personen

• Tragen unter der Bleischutzkleidung im Kontrollbereich

• Zusätzlich zum amtlichen Dosimeter

• Messstellen bieten entsprechend Konfigurierte EPD als Leihdosimeter an

• Keine Lösung für Beschleunigerbereiche

Abweichend von den Ausführungen in Abschnitt Il meines Rundschreibens vom 6. Oktober 2008 (Az.RS II 3 -15530/2, GMBl 2010, S. 1240) sind Personendosimeter der Bautypen "EPD-Mk2" und "EPD-G" der Fa. ThermoElectron mit den Firmwareversionen V11, V12, V14 oder V15 auf dem Gebiet der human-, zahn- und veterinärmedizinischen Röntgendiagnostik geeignet, sofern der Strahlenschutzverantwortliche oder der Strahlenschutzbeauftragte folgende Schutzmaßnahmen sichergestellt hat:

1. Das Dosimeter wird unter der Schutzkleidung getragen,2. Es ist eine Alarmschwelle nach dem in der o.g. Publikation von Ambrosi

et al beschriebenen Verfahren eingerichtet. Dabei werden Parameter benutzt, die für die in der Einrichtung möglichen Strahlungsfelder abdeckend sind. Die Ermittlung und die Einstellung der Werte sind zu dokumentieren und der zuständigen Behörde unverzüglich mitzuteilen.

3. Die Alarmschwelle wird eingestellt von a) einem Medizinphysik-Experten mit der erforderlichen

Fachkunde im Strahlenschutz auf dem Gebiet der Röntgendiagnostik (siehe Nr. 4.6 der Richtlinie „Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz bei dem Betrieb von Röntgeneinrichtungen in der Medizin oder Zahnmedizin“ vom 22. Dezember 2005, GMBl 2006, S. 414),

b) einem nach § 4a RöV behördlich bestimmten Sachverständigen oder

c) einer nach § 35 Abs. 4 Satz 2 RöV bestimmten Messstelle („Personendosismessstelle“).

4. Es ist sichergestellt, dass das bildgebende System bei jeder Auslösung von Röntgenstrahlung einsatz-bereit und so eingestellt ist, dass eine ungewollte Exposition im Nutzstrahl in den Bildgebungsdaten erkennbar sein kann.

5. Sofern die Alarmschwelle ausgelöst wird oder aus anderen Gründen der Verdacht auf eine Unregelmäßigkeit bei der Dosismessung besteht, ist der Kontrollbereich unverzüglich zu verlassen und es ist unverzüglich die Auswertung des amtlichen Dosimeters zu veranlassen.

Die Verwendung der vorgenannten Dosimeter in gepulsten Photonen-Strahlungsfeldern bedarf neben der vorherigen Mitteilung nach Nr. 2 der Zustimmung durch die zuständige Behörde.

EPD Typ Thermo EPD Mk2


Das ORAMED – ProjektOptimization of RAdiation protection for MEDical staff

Projektverbund finanziert 2008 innerhalb des 7ten EU Rahmenprogramms, Euratom Programm für Nukleare Forschung und Training

Konsortium aus 12 Partnern aus 9 Europäischen Ländern, bestehend aus Forschungszentren, Behörden, Kliniken, Metrologischen Einrichtungen und Industrie

5 Arbeitspakete:• Teilkörperdosimetrie und Dosimetrie der Augenlinse in der interventionellen Radiologie und

Kardiologie

• Entwicklung einer praktikablen Augenlinsendosimetrie in der interventionellen Radiologie

• Optimierung der Anwendung von aktiven Personendosimetern in der interventionellen Radiologie

• Teilkörperdosimetrie in der Nuklearmedizin

• Training und Verbreitung der Ergebnisse

http://www.oramed-fp7.eu


ORAMED - Nuklearmedizin - Diagnostik Abschätzung der Jahresdosen

Tc-99m: ca. 8% der untersuchten MTAs könnten 500 mSv/y überschreiten

F-18: ca. 40% der untersuchten MTAs könnten 500 mSv/y überschreiten

Augenlinsendosis im Bereich der Ganzkörperdosen, d.h. < 1/10 Grenzwert

Carnicer A., Baechler S. et al., Extremity exposure in diagnostic NM with 18F and 99mTc labelled radiopharmaceuticals, 2011, (ORAMED Workshop 2011, Barcelona)

Annahme: 5 Patienten/Tag über 10 Monate (=1000 Anwendungen)


ORAMED - Nuklearmedizin - Diagnostik schlechte Arbeitsweise

Keine Abschirmungen von Spritze, Nadel und Vial (Ampulle)

Keine Abstandshalter

Finger direkt an Nadel oder Vial



ORAMED - Nuklearmedizin - Diagnostik Gute Arbeitsweise

Abschirmung an Spritze, Nadel, Vial und Abstandshalter

Dosisreduktion bis Faktor 600 möglich



ORAMED - Nuklearmedizin - Therapie Dosen in der Therapie mit 90Y

Rimpler A., Bart I. et al., Extremity exposure in nuclear medical therapy with Y-90 labelled substances, 2011, (ORAMED Workshop 2011, Barcelona)

Teilkörperdosen sind bei der Präparation (MTA) höher als bei der Applikation (Arzt)

bis Faktor 600 Unterschied in Teilkörperdosis bei verschiedenen MTAs und Ärzten

Grenzwerte teilweise schon mit einer einzigen Anwendung überschritten

Aktivität/Anwendung: Y-90 ~1 GBqApplikation Präparation


ORAMED - Teilkörperdosimetrie in der NuklearmedizinZusammenfassung

Reduzierung der Teilkörperdosis durch Änderungen der Arbeitsweise und Strahlenschutzmassnahmen (Abschirmungen und Abstandshalter) um bis zu Faktor 600 möglich

Dosen für MTAs höher als für Ärzte

Teilweise bis zu 40% der MTAs überschreiten den Jahresgrenzwert von 500 mSv

Augendosen scheinen in Größenordnung der Ganzkörperdosen zu liegen (aber schwache Datenlage)

Teilkörperdosen sind an der nicht dominanten Hand höher als an der dominanten Hand (z.B. linke Hand bei Rechtshändern – haltende Hand)

Tragen geeigneter Dosimeter („Beta-Photonen“-Dosimeter) an der nicht dominanten Hand dringend empfohlen. Befestigung an Zeigefinger oder Daumen am 2. Fingerglied, Dosimeterkopf (Detektor) zur Handinnenseite gedreht.

Tragen von „Beta-Photonen“-Dosimetern bei PET dringend empfohlen (Unterschätzung der Dosen um bis zu 40% mit Photonendosimetern)


ORAMED – Interventionelle Radiologie und KardiologieJahresdosen der Teilkörperbelastung bei verschiedenen Anwendungen

• Teilkörperdosen der Hände und Beine können in einigen Bereichen der interventionellen Radiologie und Kardiologie den Jahresgrenzwert von 500 mSv überschreiten.

• Die meisten Überschreitungen in der Kardiologie bei PM/ICD

Krim S., Carinou E. et al., Extremity Dosimetrie in interventional radiology and cardiology: correlations and extrapolations to annual doses, 2011, (ORAMED Workshop 2011, Barcelona)

(Häufigkeitsverteilung)


ORAMED - Teilkörperdosimetrie in der interventionellen Radiologie und KardiologieZusammenfassung

Strahlenbelastung um Faktor 2 - 100 geringer für MTA als für Arzt

Grenzwerte für die Teilkörperdosen an Händen, Beinen und Augen können bei den Ärzten überschritten werden

Teilkörperdosen sehr abhängig von baulichem Strahlenschutz, Anlage und Anlagengeometrie (Obertisch, Untertisch, lateral, Biplanar, etc.)

Teilkörperdosen stark abhängig vom Abstand zur Röhre

Überblick über verschiedene Parameter der Dosisabhängigkeit siehe Ergebnisse der ORAMED Studie (z.B. große Strahlenschutzbrillen reduzieren Augendosis besser als dicke Brillen)

Das Tragen von Teilkörperdosimetern zur eigenen Arbeitskontrolle, Minimierung der Expositionsdosis und Optimierung der Arbeitsweise dringend empfohlen


• Teilweise sehr hohe Strahlenbelastung für die Augenlinse bei unterschiedlichen Verfahren der

interventionellen Radiologie und der Kardiologie

Vanhavere F., Carinou E. et al., Measurement of eye lens doses in interventional radiology and cardiology: final results of the ORAMED project, 2011, (ORAMED Workshop 2011, Barcelona)

ORAMED – Interventionelle Radiologie und KardiologieAugenlinsendosen bei verschiedenen Anwendungen


Beispiel: Embolisation, Faktor 3-7

•Baulicher Strahlenschutz führt zu einer hohen Reduzierung der Augenlinsendosis

•z.B. deckengestützte Bleiglasscheibe:

• Faktor 3 - 8 für ERCP, Embolisationen

• Faktor 1.5 - 2.5 für CA,PTCA , Ablationen

•z.B. Röhre Untertisch:

• Faktor 8 - 20 für Embolisationen


ORAMED – Interventionelle Radiologie und KardiologieBaulicher Strahlenschutz und Augenlinsendosen


Beispiel: Jahresdosen bei CA/PTCA

• Dosisbelastung der Augenlinse in vielen Bereichen der interventionellen Radiologie und Kardiologie über dem zukünftigen Grenzwert der Jahresdosis für die Augenlinse von 20 mSv/Jahr

• Geringste Dosisbelastung bei ERCP

• Höchste Dosisbelastung bei Embolisationen


ORAMED – Interventionelle Radiologie und KardiologieAbschätzung der jährliche Augenlinsendosis


Das ORAMED Hp(3) Dosimeter (Eye-DTM)

• Design und Kalibrierung im Rahmen des ORAMED-Projektes entwickelt

• Hersteller: TLD-PolandVertrieb: Radcard, Wermelskirchen

• Mit flexiblem Stirnband beliebig am Kopf fixierbar

• Als Hp(0,07)-Dosimeter vermutlich ab Ende 2012 von AWST angeboten

Eye-DTM Hp(3) Augenlinsendosimeter, Quelle: Radcard


Dosimetrie der Augenlinse in der interventionellen Radiologie und KardiologieZusammenfassung ORAMED und Stand Frühjahr 2012

ORAMED:

Höchste Strahlenbelastung bei Embolisationen (Median: ca. 60 µSv/Eingriff)

Jahresgrenzwert von 20 mSv (zukünftig) wird in viele Anwendungsbereichen der interventionellen

Radiologie und Cadiologie teiweise überschritten.

Deckengestütze Bleiglasscheiben bringe hohe Redizierung der Augenlinsendosen

Faktor 3 - 8 für ERCP, Embolisationen

Faktor 1.5 - 2.5 für CA,PTCA , Ablationen

Bleiglasbrillen reduzieren Augenlinsendosis um Faktor 3 - 6

Das Tragen von Teilkörperdosimetern zur eigenen Arbeitskontrolle, Minimierung der

Expositionsdosis und Optimierung der Arbeitsweise dringend empfohlen

Gesetzgebung:

• Neufassung der EURATOM Grundnorm wird Grenzwert der Augenlinse auf 20 mSv/Jahr (bisher 150

mSv/Jahr) festschreiben. Umsetzung in Deutschland bis ca. 2016


Das ORAMED-ProjektTrainingsmaterial und Vorträge

• Trainingsmaterial und Vorträge frei zum Herunterladen

• http://www.oramed-fp7.eu


Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

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