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E. Lehnhardt und M. Samii: Neurootologische Diagnostik 551 very low intensities alters the pattern of the BSR. During the running experiment these alterations of the response are recognized by a computer and evaluated for their statistic significance. The resulting objective thresholds for a significant change of the BSR correlate well with psychoacoustically determined hearing thresholds of other authors. Mit kurzdauernden akustischen Stimuli erfolgt die Generierung der frtihen Hirnstammpotentiale ausgehend yon relativ breiten Abschnitten der Basilar- membran. Eine frequenzspezifische Schwellenbestimmung ist daher nur nfihe- rungsweise m6glich. Grundlage des vorgestellten neuen Verfahrens ist die Ableitung yon click-evozierten Hirnstammpotentialen bei gleichzeitiger frequenzspezifischer Vertfiubung der Cochlea mit Sinust6nen. Versuche am Meerschweinchen zeigen, dab schon Sinust6ne mit sehr geringer Intensitfit Anderungen des click-evozierten Potentialmusters hervorrufen k6nnen. Diese werden rechner- gestfitzt wfihrend des Versuchs erkannt und auf ihre Signifikanz hin iiber- priift. 58. Der Vortrag ist entfallen. 59. E. Lehnhardt, M. Samii (a. G.) (Hannover): Neurootologische Diagnostik bei Tumoren der hinteren Sch~ideigrube - verz6gerte akustisch evozierte Potentiale auch auf der Gegenseite*, ** Neurootologic Diagnostic of Tumors of the Posterior Cranial Fossa - Delayed Acoustic Evoked Potentials on the Opposite Side as well Summary. From our common neurosurgic-neurootologic group of patients it is reported on those, who demonstrate that in case of tumors of the posterior cranial fossa the acoustic evoked potentials may be 1. normal on the healthy side, 2. also delayed on the healthy side and improved postoperatively, 32 in the healthy side delayed only postoperatively. The respective constellation of findings is determined mainly by the localization and size of the tumor, and, thus, by the compression of the brain stem with or without occlusive hydrocephalus in the fourth ventricle. The observations suggest that mere comparison of the latency differences of both sides does not exhaust the possibilities of ERA; rather it is necessary to record the responses of both sides along the usual audiometric range of sound intensity and to correlate them to the norm latencies as well as to the individual audiometric picture. * Erscheint ausftihrlich in Laryngol Rhinol Otol (Stuttg) ** Mit Unterstfitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Neurootologische Diagnostik bei Tumoren der hinteren Schädelgrube — verzögerte akustisch evozierte Potentiale auch auf der Gegenseite

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E. Lehnhardt und M. Samii: Neurootologische Diagnostik 551

very low intensities alters the pattern of the BSR. During the running experiment these alterations of the response are recognized by a computer and evaluated for their statistic significance. The resulting objective thresholds for a significant change of the BSR correlate well with psychoacoustically determined hearing thresholds of other authors.

Mit kurzdauernden akustischen Stimuli erfolgt die Generierung der frtihen Hirnstammpotentiale ausgehend yon relativ breiten Abschnitten der Basilar- membran. Eine frequenzspezifische Schwellenbestimmung ist daher nur nfihe- rungsweise m6glich.

Grundlage des vorgestellten neuen Verfahrens ist die Ableitung yon click-evozierten Hirnstammpotentialen bei gleichzeitiger frequenzspezifischer Vertfiubung der Cochlea mit Sinust6nen. Versuche am Meerschweinchen zeigen, dab schon Sinust6ne mit sehr geringer Intensitfit Anderungen des click-evozierten Potentialmusters hervorrufen k6nnen. Diese werden rechner- gestfitzt wfihrend des Versuchs erkannt und auf ihre Signifikanz hin iiber- priift.

58. Der Vortrag ist entfallen.

59. E. Lehnhardt, M. Samii (a. G.) (Hannover): Neurootologische Diagnostik bei Tumoren der hinteren Sch~ideigrube - verz6gerte akustisch evozierte Potentiale auch auf der Gegenseite*, **

Neurootologic Diagnostic of Tumors of the Posterior Cranial Fossa - Delayed Acoustic Evoked Potentials on the Opposite Side as well

Summary. From our common neurosurgic-neurootologic group of patients it is reported on those, who demonstrate that in case of tumors of the posterior cranial fossa the acoustic evoked potentials may be

1. normal on the healthy side, 2. also delayed on the healthy side and improved postoperatively, 32 in the healthy side delayed only postoperatively. The respective constellation of findings is determined mainly by the

localization and size of the tumor, and, thus, by the compression of the brain stem with or without occlusive hydrocephalus in the fourth ventricle. The observations suggest that mere comparison of the latency differences of both sides does not exhaust the possibilities of ERA; rather it is necessary to record the responses of both sides along the usual audiometric range of sound intensity and to correlate them to the norm latencies as well as to the individual audiometric picture.

* Erscheint ausftihrlich in Laryngol Rhinol Otol (Stuttg) ** Mit Unterstfitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

552 E. Lehnhardt und M. Samii: Neurootologische Diagnostik

2 4 6 8 10 12

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P6/Jlr I ~ 1 I I I I I I I ] Io Rechts Links

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sJ4#o Lalenz in ms

Schwerh6rigkeit, Stopediusreflex nicht ausl6sbar, Extreme 1-16r= ermiJdung, EsV65=45% DV65100:0% Vestib. li.

E.S.,03.03.38

2 4 lO 12

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I~/Jl~r 1..1_1_1 I I i I r J I f I Io

6 8 V i A : ' J ~

Linkes Ohr I I I I li2o 90 120 1150 180210 Lalenz in ms Abb. 1. Pat. Elli S., 3.3.38; ein Beispiel dafiir, dab trotz geringer Schwerh6rigkeit die Latenzen beidseits schon deutlich verlfingert und da6 sie postoperativ beidseits gebessert sein k6nnen. Computertomogramm: 3 x 2 cm groger Kleinhirnbriickenwinkeltumor links mit geringer Hirn- stammkompression, kein Verschlughydrozephalus. H6rpriifung: Prfioperativ links nur etwa 20 dB-Schwerh6rigkeit neuraler Genese. Stapediusreflex yon links her ausgefallen, rechts o. B. postoperativ beidseits idem. ERA: Pr/ioperativ Latenzen ffir P6/Jewettv und N90 beidseits verl/ingert - links mehr als rechts. Vier Wochen postoperativ links wenig, rechts deutlich gebessert

Aus dem gemeinsamen neurochirurgisch-neurootologischen Krankengut ( n - - 3 6 ) wird fiber Patienten berichtet, die zeigen, da6 bei Tumoren der hinteren Schfidelgrube die Latenz der akustisch evozierten Reizantworten

1. auf der gesunden Seite normal, 2. auch auf der gesunden Seite verlfingert und postoperativ gebessert

(Abb. 1), 3. auf der gesunden Seite nur postoperativ verlfingert sein k6nnen. Bewertet wurde die Latenz zwischen dem Reiz und P6/Jewettv, weil nur

diese V. Welle bei H6rgesunden sowie Mittelohr- oder Innenohrschwerh6rigen bis an die subjektive H6rschwelle heran registrierbar ist. Bei neuraler H6rsch~idigung ist die Latenz auch weit fiberschwellig eindeutig verl~ingert; auBerdem ist die Reizantwortschwelle gegenfiber der subjektiven H6rschwelle zumeist deutlich angehoben.

Die jeweilige Befundkonstellation beider Seiten wird im wesentlichen durch Lokalisation und Gr6ge des Tumors und damit zugleich durch die Hirnstamm-

J. Lamprecht und C. Morgenstern: Die Funktion der Mittelohrmuskeln 553

kompression ohne oder mit Verschlughydrozephalus im IV. Ventrikel be- stimmt. Die Beobachtungen lassen erkennen, dab allein der Vergleich der Latenzunterschiede zwischen beiden Seiten die M6glichkeiten der ERA nicht aussch6pft; vielmehr ist es notwendig, die Reizantworten beider Seiten fiber den fiblichen audiometrischen Lautst/irkebereich zu registrieren und sie sowohl zu den Normlatenzen als auch zum individuellen audiometrischen Bild in Beziehung zu setzen.

M. E. Wigand (Erlangen): Gibt es schon VerlaufskontroUen fiber 1 Jahr oder mehr? Die postoperative Ertaubung bei erhaltenem Nervus cochlearis kann, wie eigene Erfahrungen gezeigt haben, reversibel sein, und Erholungen des Geh6rs naeh 9-12 Monaten kommen vor.

E. Lehnhardt (Hannover), SchluBwort: Auf die Frage von Herrn Wigand: Sp/itremissionen postoperativer oder intraoperativer Ertaubungen haben wir nicht gesehen, auch nicht, wenn der Operateur sich sicher war, den Cochlearis geschont zu haben. Ober die frtihe Remission einer pr~/operativen Taubheit habe ich kfirzlich berichtet (vgl. HNO, Oktoberheft 1982). Die scheinbar unerklfirlichen postoperativen Ertaubungen sind m6glicherweise doch innenohrbedingt, d.h. vascul/ir verursacht.

60. J. Lamprecht, C. Morgenstern (Diisseldorf): Die Funktion der Mittelohr- muskein beim Menschen

On the Function of Middle ear Muscles in Man

Summary. The influence of cranial nerves on the occurrence of the middle ear reflexes is not yet completely clarified. The biphasic curve of the stapedial reflex p .e . is often interpreted by effect of participation of r. muscularis n. trigemini. We investigated patients after neurosurgical treatment with isolated or combined loss of the cranial nerves trigeminus, facialis, and acousticus - and conserved middle ear structures. The recorded tympanometric curves are discussed.

Die Autoren Love and Stream kommen in ihrer Arbeit aus dem Jahre 1978 aufgrund experimenteller wie auch klinischer Untersuchungen zu dem Ergebnis, dab am Zustandekommen des akustisch ausgel6sten Mittelohrreflexes sowohl der Musculus stapedius als auch der Musculus tensor tympani beteiligt sind. W/ihrend der Musculus stapedius immer der Initiator des Reflexes ist, wird der Tensor tympani ftir die wesentliche Impedanzfinderung verantwortlich gemacht.

Wir zeigen eine Auswahl von Ergebnissen, wie wir sie nach kontra- und ipsilateraler Beschallung bei Patienten mit Facialisparese, mit Facialisparese und Taubheit sowie bei Patienten mit multiplen Hirnnervenausffillen inklusive Ausfall des motorischen Astes des Nervus trigeminus hfiufig gefunden haben. Bei kontralateraler Beschallung fand sich keine Reflexantwort, bei der ipsilateralen Beschallung wurde eine Impedanzminderung unterschiedlichen AusmaBes registriert. Da dieser Ausschlag nur bei ipsilateraler Beschallung nur bei Schallstfirken ab 95 dB und ohne Latenz auftrat, handelt es sich hier um das von Lehnhardt und Mitarbeitern als ,,akustisch-mechanischer Effekt" beschrie- bene Phfinomen.