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N° 42 APRIL 2016 D er Heilige Stuhl bestärkt die Koordination für das Heilige Land (Holy Land Coordi- nation) zur Unterstützung der Kirche im Heiligen Land. Sie besteht aus Vertretern der ka- tholischen Bischofskonferenzen und aus Mitglie- dern großer Organisationen wie unserem Orden, deren Auftrag folgendermaßen in vier Punkten zu- sammengefasst werden kann: – Die dauerhafte Gegenwart der Christen im Heiligen Land – Die Wallfahrt, um die bedrohten Christen vor Ort zu ermutigen – Das Gebet um den Schutz des Herrn und um die Fürbitte Unserer Lieben Frau von Palästi- na – Die Verhandlung mit den Regierungen, um die Anerkennung der Rechte der Christen im Heiligen Land zu erreichen. Dies ist eine treffende Zusammenfassung des Engagements unserer katholischen Kirche zugun- sten der ungewissen Zukunft der Christenheit in diesem Land. Doch so wenig politische Führer der Welt scheinen darauf zu hören! Unter allen Füh- rungskräften der Welt ergreift nur Papst Franzis- kus sehr regelmäßig Partei für alle Einwohner die- ses Landes durch häufige Anspielungen in seinen Audienzen und Ansprachen, durch seinen histori- schen Besuch im Mai 2014 und durch seine dar- auf folgende Einladung der beiden Präsidenten von Israel und von Palästina in den Vatikan, die der Förderung der Gerechtigkeit in diesem Land dienen sollte. Die äußerst wichtige, bedeutsame Unterstüt- zung des Heiligen Landes sowie die Förderung der Religionsfreiheit und des Friedens dort zeigen sich bisher durch das Engagement zugunsten der Ausbildung und durch die karitative Unterstüt- zung unseres Ordens vom Heiligen Grab und ähn- licher katholischer Missionen. Die jüngsten Äußerungen der ersten katholi- schen Frau, die Bürgermeisterin der eingemauer- ten Stadt Bethlehem ist, stellen eine notwendige und wertvolle Erinnerung für alle Mitglieder un- seres Ordens dar, was die solide Förderung der oben erwähnten vier Punkte anbelangt: „Ich weiß, dass die Mitglieder des Ordens zu- tiefst mit dem Heiligen Land verbunden sind. Ich begegne ihnen oft in Bethlehem und schätze wirk- lich alles, was Sie tun. Es ist entscheidend, die Hoffnung zu bewahren und den Leuten zu helfen, hier zu bleiben – und genau das tun Sie gerade!“ Ich wünsche uns, dass wir auch weiterhin un- sere Gegenwart in Bethlehem und überall in die- sem Land kundtun, das so schweren Spannungen ausgesetzt ist. So sichern wir unseren christlichen Geschwistern unsere vollkommene Solidarität bei ihren Bemühungen zu, den Glauben in dem Land lebendig zu erhalten, in dem er entstanden ist. Kardinal Edwin O’Brien Überlegungen des Großmeisters info.oessh.va Auf dem Petersplatz in Rom: Kardinal O’Brien in Begleitung des Heiligen Vaters am Sonntag der Barmherzigkeit, der dieses Jahr auf den 3. April fiel. OSSERVATORE ROMANO

News Letter TED 42 - vatican.va · Der Orden im Einklang mit der weltweiten Kirche Die Aktionen des Großmagisteriums DER WELTTAG DER KRANKEN WURDE DIESES ... „Der Geist des Herrn

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N° 42 APRIL 2016

Der Heilige Stuhl bestärkt die Koordinationfür das Heilige Land (Holy Land Coordi-nation) zur Unterstützung der Kirche im

Heiligen Land. Sie besteht aus Vertretern der ka-tholischen Bischofskonferenzen und aus Mitglie-dern großer Organisationen wie unserem Orden,deren Auftrag folgendermaßen in vier Punkten zu-sammengefasst werden kann:

– Die dauerhafte Gegenwart der Christen imHeiligen Land

– Die Wallfahrt, um die bedrohten Christenvor Ort zu ermutigen

– Das Gebet um den Schutz des Herrn und umdie Fürbitte Unserer Lieben Frau von Palästi-na

– Die Verhandlung mit den Regierungen, umdie Anerkennung der Rechte der Christen imHeiligen Land zu erreichen.

Dies ist eine treffende Zusammenfassung desEngagements unserer katholischen Kirche zugun-sten der ungewissen Zukunft der Christenheit indiesem Land. Doch so wenig politische Führer derWelt scheinen darauf zu hören! Unter allen Füh-rungskräften der Welt ergreift nur Papst Franzis-kus sehr regelmäßig Partei für alle Einwohner die-ses Landes durch häufige Anspielungen in seinenAudienzen und Ansprachen, durch seinen histori-schen Besuch im Mai 2014 und durch seine dar-auf folgende Einladung der beiden Präsidentenvon Israel und von Palästina in den Vatikan, dieder Förderung der Gerechtigkeit in diesem Landdienen sollte.

Die äußerst wichtige, bedeutsame Unterstüt-zung des Heiligen Landes sowie die Förderungder Religionsfreiheit und des Friedens dort zeigensich bisher durch das Engagement zugunsten der

Ausbildung und durch die karitative Unterstüt-zung unseres Ordens vom Heiligen Grab und ähn-licher katholischer Missionen.

Die jüngsten Äußerungen der ersten katholi-schen Frau, die Bürgermeisterin der eingemauer-ten Stadt Bethlehem ist, stellen eine notwendigeund wertvolle Erinnerung für alle Mitglieder un-seres Ordens dar, was die solide Förderung deroben erwähnten vier Punkte anbelangt:

„Ich weiß, dass die Mitglieder des Ordens zu-tiefst mit dem Heiligen Land verbunden sind. Ichbegegne ihnen oft in Bethlehem und schätze wirk-lich alles, was Sie tun. Es ist entscheidend, dieHoffnung zu bewahren und den Leuten zu helfen,hier zu bleiben – und genau das tun Sie gerade!“

Ich wünsche uns, dass wir auch weiterhin un-sere Gegenwart in Bethlehem und überall in die-sem Land kundtun, das so schweren Spannungenausgesetzt ist. So sichern wir unseren christlichenGeschwistern unsere vollkommene Solidarität beiihren Bemühungen zu, den Glauben in dem Landlebendig zu erhalten, in dem er entstanden ist.

Kardinal Edwin O’Brien

Überlegungendes Großmeisters

info.oessh.va

Auf dem Petersplatz in Rom: Kardinal O’Brien inBegleitung des Heiligen Vaters am Sonntag derBarmherzigkeit, der dieses Jahr auf den 3. April fiel.

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Der 24. Welttag der Kranken wurde am 11.Februar 2016, dem liturgischen Fest Unse-rer Lieben Frau von Lourdes, im Heiligen

Land in der Verkündigungsbasilika in Nazarethfeierlich begangen. Msgr. Zygmunt Zimowski, derPräsident des Päpstlichen Rates für die Pastoral imKrankendienst, war als Gesandter von Papst Fran-ziskus bei diesem geistlichen Ereignis anwesend,

das seit 1993 abwechselnd in verschiedenen Mari-enwallfahrtsorten der Welt stattfindet. Der lateini-sche Patriarch von Jerusalem, Msgr. Fouad Twalund sein Weihbischof und Vikar für Israel, Msgr.Giacinto-Boulos Marcuzzo konzelebrierten insbe-sondere bei dieser Messe in Anwesenheit vielerkranker Menschen, die das Sakrament der Kran-kensalbung empfingen. Die päpstliche Delegation

Der Orden im Einklang mit der weltweiten Kirche

Der Welttag der Kranken wurdedieses Jahr im Heiligen Land gefeiert

Der Orden im Einklang mitder weltweiten Kirche

Die Aktionen des Großmagisteriums

DER WELTTAG DER KRANKEN WURDE DIESESJAHR IM HEILIGEN LAND GEFEIERT II

DER PAPST BEIM INTERNATIONALENCOR-UNUM-KONGRESS: „DIE WERKE DERBARMHERZIGKEIT LEBEN BEDEUTET DAS VERBLIEBEN NACH DEM VORBILD JESU KONJUGIEREN“ IV

WERKE DER „LEBENDIGEN BARMHERZIGKEIT“AUS ANLASS DES HEILIGEN JAHRES V

PAPST FRANZISKUS ZU BESUCH IN DERSYNAGOGE VON ROM V

BETHLEHEM UND LOURDES: EINE SOLIDARITÄT,DIE AUF GERECHTIGKEIT GRÜNDET, KANNVON KEINER MAUER AUFGEHALTEN WERDEN VII

DIE KOORDINATION FÜR DAS HEILIGE LANDPRANGERT DIE EGOISMEN AN, DIE DIEMENSCHEN EINSCHLIEßEN VIII

DIE FRÜHJAHRSVERSAMMLUNG DESGROßMAGISTERIUMS IX

DIE JUBILÄUMSPILGERFAHRT DES ORDENS VOMHEILIGEN GRAB ZUM WALLFAHRTSORTPOMPEJI XII

MIT KARDINAL O’BRIEN DIE HEILIGE PFORTEDURCHSCHREITEN XII

FÜR KARDINAL O’BRIEN STEHEN IN DENNÄCHSTEN DREI MONATEN VIELEBEGEGNUNGEN AUF DEM PROGRAMM XIV

„EIN MUSLIM, DER AUS UNSEREN SCHULENKOMMT, WIRD NIE EIN FUNDAMENTALISTWERDEN“ XV

CHRISTEN IN NAHOST: EINE INTERNATIONALEKONFERENZ IN ROM XVI

DIE NOTWENDIGKEIT, DIE HOFFNUNG NEUZU BELEBEN: DIE UNTERSTÜTZUNG DER KIRCHEVON JORDANIEN FÜR DIE MIGRANTEN XVII

PILGER DER BARMHERZIGKEIT IM HEILIGENLAND XVIII

ERÖFFNUNG DER ABTEILUNG VIA DOLOROSADES HEILIG-LAND-MUSEUMS XVIII

DIE KONKRETE VERWIRKLICHUNGDER SOLIDARITÄT XIX

DAS GESCHENK EINER WALLFAHRTINS HEILIGE LAND XIX

Der Orden und das Heilige Land

Das Leben der Statthaltereien

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IMPRESSUM GROSSMAGISTERIUM DES RITTERORDENS VOM HEILIGEN GRAB ZU JERUSALEM00120 VATIKANSTADT – E-mail: [email protected]

schlossenheit und Verachtung und vertreibe alleForm von Gewalt und Diskriminierung“ (Miseri-cordiae Vultus 23). Er schlug vor, das Evangeliumüber die Hochzeit von Kana zu betrachten (Joh2,1-11), wo Jesus auf die Initiative seiner Mutterhin sein erstes Wunder wirkte. Das Thema desWelttages passte sehr gut zum außerordentlichenJubiläum der Barmherzigkeit: Sich wie Maria dembarmherzigen Jesus anvertrauen: „Was er euchsagt, das tut!“ (Joh 2,5) Nazareth ist der Ort, wo„das Wort Fleisch geworden ist und unter uns ge-wohnt hat“ (Joh 1,14). In Nazareth nahm Jesus sei-ne Heilssendung auf, indem er die Worte des Pro-pheten Jesaja auf sich selbst bezog, wie uns derEvangelist Lukas berichtet: „Der Geist des Herrnruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Erhat mich gesandt, damit ich den Armen eine guteNachricht bringe; damit ich den Gefangenen dieEntlassung verkünde und den Blinden das Augen-licht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setzeund ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (4,18-19).

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Eine Delegation des Vatikans unter der Leitung des Vorsitzenden des Päpstlichen Rates für die Pastoralim Krankendienst nahm an der Feier des 24. Welttages der Kranken dieses Jahr im Heiligen Land teil. DasEreignis, das am 11. Februar in Nazareth stattfand, war Anlass zu einer Wallfahrt vom 6. bis 13. Februar,bei der die Delegation sich auch zum Berg der Seligpreisungen begab, wo eine Messe in Anwesenheitvon Menschen mit Behinderung gefeiert wurde (unser Foto).

besuchte Krankenhäuser, Seniorenheime sowieHeime für Menschen mit Behinderung. „JedesKrankenhaus oder Pflegeheim kann sichtba-res Zeichen und Ort zur Förderung der Kulturder Begegnung und des Friedens sein, wo dieErfahrung von Krankheit und Leid wie auchdie professionelle und brüderliche Hilfe dazubeitragen, jede Ausgrenzung und jede Spal-tung zu überwinden“, sagte der Papst in seinerbedeutenden Botschaft, die er aus Anlass diesesWelttages der Kranken veröffentlichte und mitdem Wunsch verband, den er in der Verkündi-gungsbulle des Außerordentlichen Jubiläums derBarmherzigkeit (Misericordiae Vultus vom 11. April2015) zum Ausdruck gebracht hatte: „Dieses Jubi-läumsjahr, das wir im Geist der Barmherzigkeit le-ben, mag die Begegnung mit dem Judentum unddem Islam sowie mit anderen ehrwürdigen religiö-sen Traditionen fördern. Es mache uns offener fürden Dialog, damit wir uns besser kennen und ver-stehen lernen. Es überwinde jede Form der Ver-

IV N° 42 - APRIL 2016

Bei dem internationalen Kon-gress, der im Februar diesesJahres vom Päpstlichen Rat

Cor Unum zum Thema „Die Lie-be hört niemals auf“ (1 Kor 13,8)organisiert wurde, kommentiertePapst Franziskus bei seiner An-sprache an die Teilnehmer einenbedeutenden Text seines Vorgän-gers, und zwar die EnzyklikaDeus caritas est. „Die erste Enzy-klika von Papst Benedikt XVI. be-handelt ein Thema, das uns er-laubt, die ganze Geschichte derKirche durchzugehen, die aucheine Geschichte der Nächstenlie-be ist. Sie ist die Geschichte einerLiebe, die wir von Gott empfangen haben unddie der Welt übermittelt werden muss: Dieseempfangene und geteilte Liebe stellt den An-gelpunkt der Geschichte der Kirche sowie un-serer je eigenen Geschichte dar. Ein Akt derNächstenliebe ist tatsächlich mehr als nur einAlmosen geben, um das Gewissen zu beruhi-gen, er beinhaltet vor allem „eine aufmerksa-me Zuwendung zum anderen, indem man ihnals eines Wesens mit sich selbst betrachtet“(Evangelii gaudium, Nr. 199), so dass man dieFreundschaft mit Gott mit ihm teilen möchte.Die Nächstenliebe steht also im Mittelpunktdes Lebens der Kirche und ist wirklich ihrHerz, wie die heilige Therese vom Kinde Jesusagte“, erklärte der Heilige Vater vor den Ver-tretern der kirchlichen Organisationen, diesich im Dienst der schwer benachteiligtenMenschen, insbesondere der Bevölkerungendes Nahen Ostens engagieren. „Die Enzyklikaerinnert uns daran, dass diese Nächstenliebesich immer mehr im Leben der Kirche wider-spiegeln will. Wie sehr wünsche ich mir,

dass jeder in der Kirche, jede Einrichtung,jede Handlung zeigt, dass Gott den Men-schen liebt! Der Auftrag unserer Organismender Nächstenliebe ist wichtig, denn sie erlau-ben so vielen armen Menschen, ein würdige-res, menschlicheres Leben zu führen, wasmehr denn je nötig ist. Mehr noch, dieser Auf-trag ist so wichtig, weil er jedem erlaubt, sichnicht durch Worte, sondern dank einer kon-kreten Liebe vom Vater als sein Kind geliebtund für das ewige Leben mit Gott bestimmtzu fühlen“, fügte der Nachfolge Petri hinzu. Erdankte allen, die sich täglich für diesen Auf-trag engagieren, der jeden Christen anspricht,und betonte, dass wir alle aus der Gnade desJubiläums leben können, indem wir die leibli-chen und geistigen Werke der Barmherzigkeitpraktizieren: „Die Werke der Barmherzigkeitleben bedeutet, das Verb lieben nach dem Vor-bild Jesu konjugieren, so dass wir alle zusam-men konkret zum großen Auftrag der Kirchebeitragen, der darin besteht, die Liebe Gottesweiterzugeben, die sich ausbreiten will.“

Der Papst beim internationalenCor-Unum-Kongress: „Die Werke der

Barmherzigkeit leben bedeutet das Verblieben nach dem Vorbild Jesu konjugieren“

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Die Werke der Barmherzigkeit sind Ta-ten der Nächstenliebe, durch die wirunserem Nächsten in seinen leibli-

chen und geistigen Bedürfnissen zu Hilfekommen. Papst Franziskus definierte siein der Verkündigungsbulle des Jubiläums derBarmherzigkeit folgendermaßen (Nr. 15): Ent-decken wir erneut die leiblichen Werke derBarmherzigkeit: Hungrige speisen, Dursti-gen zu trinken geben, Nackte bekleiden,Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefan-gene besuchen und die Toten begraben. Undvergessen wir auch nicht die geistigen Werkeder Barmherzigkeit: den Zweifelnden rechtraten, die Unwissenden lehren, die Sünderzurechtweisen, die Betrübten trösten, Belei-digungen verzeihen, die Lästigen geduldigertragen und für die Lebenden und Verstor-benen zu Gott beten. Am Fest der GöttlichenBarmherzigkeit im Jubiläumsjahr erklärte derHeilige Vater in seiner Sonntagspredigt am 3.April, dass Apostel der Barmherzigkeit zu seinbedeutet, die Wunden Christi zu berührenund zu streicheln, die auch heute am Leibund an der Seele so vieler seiner Brüderund Schwestern vorhanden sind. „Indem wirdiese Wunden versorgen, bekennen wir Jesus,machen wir ihn gegenwärtig und lebendig;wir ermöglichen es anderen, die so seineBarmherzigkeit mit Händen greifen, ihn als‚Herrn und Gott‘ zu erkennen, wie es der

Apostel Thomas getan hat”, betonte er. “Bit-ten wir um die Gnade, nie müde zu werden,von der Barmherzigkeit des Vater zu schöpfenund sie in die Welt zu bringen: Bitten wir dar-um, dass wir selbst barmherzig sind, umüberall die Kraft des Evangeliums zu verbrei-ten.” Am Vorabend hatte der Heilige Vater aufdem Petersplatz vor Tausenden von Pilgernvorgeschlagen – die als Vertreter all jenernach Rom gekommen waren, die der Spiritua-lität der Göttlichen Barmherzigkeit verbun-den sind – dass jedes Bistum der Welt eineArt „Denkmal” an dieses Jahr der Barm-herzigkeit schaffen solle, und zwar durchein lebendiges Werk der Barmherzigkeit,in Form einer Einrichtung der Barmher-zigkeit: ein Krankenhaus, ein Haus für Senio-ren, für verlassene Kinder, eine Schule, woes keine gibt, ein Haus für Drogenabhängigeusw. „Es wäre schön, wenn sich jedes Bistumüberlegen würde: Was kann ich als lebendigeErinnerung, als lebendiges Werk der Barm-herzigkeit, als Wunde des lebendigen Jesusin diesem Jahr der Barmherzigkeit hinterlas-sen. Denken wir darüber nach und sprechenwir darüber mit den Bischöfen“, schlossder Papst. Den Mitgliedern des Ordens vomHeiligen Grab, die auf die fünf Kontinentezurückgekehrt sind, ist es ein Anliegen, in ih-ren Ortskirchen auf diesen Aufruf zu antwor-ten.

Am 17. Januar 2016 – genau sechs Jahrenach dem Besuch von Benedikt XVI.und 30 Jahre nach dem ersten histori-

schen Eintritt eines Papstes in die Hauptsyn-agoge von Rom mit Johannes Paul II. - warPapst Franziskus der dritte Papst, der die jüdi-sche Gemeinde von Rom besuchte. Zu dieser

Zahl „drei“ kommentierte der Oberrabbinervon Rom, Riccardo Di Segni: „Gemäß der jü-disch-rabbinischen Tradition begründet eindrei Mal wiederholter Akt eine chazaqà, einefeste Gewohnheit.“

Nachdem der Heilige Vater zuvor von derVorsitzenden der jüdischen Gemeinde von

Werke der „lebendigen Barmherzigkeit“aus Anlass des Heiligen Jahres

Papst Franziskus zu Besuchin der Synagoge von Rom

Rom, Ruth Dureghello und vom Vorsitzendender Union der italienischen jüdischen Ge-meinden, Renzo Gattegna empfangen wordenwar, traf er mit dem Oberrabbiner Di Segnizusammen und umarmte ihn. Der Weg vomEingang zur Synagoge bis zum Bereich AronhaQodesh – dem Schrank, in dem die Rollender Torah aufbewahrt werden – brauchte Zeit:Denn Papst Franziskus wollte durch die Bänkegehen, um die anwesenden Personen zu be-grüßen, und verbrachte besonders viel Zeit imGespräch mit den Überlebenden der Shoah.

In seiner Ansprache erinnerte er daran,wie sehr die Erklärung Nostra Aetate „denWeg vorgegeben“ habe: ‚Ja‘ zur Wiederentdek-kung der jüdischen Wurzeln des Christen-tums; ‚Nein‘ zu jeder Form des Antisemitis-mus und Verurteilung von jeder Beleidigung,Diskriminierung und Verfolgung die darausfolgen.“ Papst Franziskus betonte danach dengemeinsamen Einsatz zur Unterstützung derÖkologie und der Aktionen für Frieden undGerechtigkeit. Er lud mit Nachdruck dazu ein,Verantwortung zu übernehmen und zusam-men an der Entwicklung der Stadt Rom zu ar-beiten.

Die Initiative „Vie del Giubileo“ (Jubilä-umswege), die kürzlich eingeweiht wurde,

gibt eine interessante Antwort auf die Zusam-menarbeit im bürgerlichen Bereich (www.le-viedelgiubileo.it). Das Jubiläum der Barmher-zigkeit wird zur Möglichkeit, das Erbe und dieGeschichte der jüdischen Gemeinde in Romzu entdecken und richtet eine besondere Auf-merksamkeit auf die gemeinsame Wurzel derBarmherzigkeit, die vom Judentum, dem Chri-stentum und dem Islam geteilt wird, wie auchdie Verkündigungsbulle Misericordiae Vultus inErinnerung ruft: Zu diesem kulturellen undgeistlichen Weg mit Namen „Tausend Religio-nen in Rom: Von der antiken Welt bis heute“,gehört außer den jüdischen Stätten nämlichauch die Große Moschee von Rom, das Werkdes berühmten Architekten Renzo Piano.

Nach seinem Besuch in der Synagoge vonRom wurde Papst Franziskus von der islami-schen Gemeinde in die Große Moschee einge-laden. Der Heilige Vater nahm die Einladungan, das Datum des Besuches wurde jedochnoch nicht festgelegt. Das Jubiläum der Barm-herzigkeit stellt sich so als ein Jahr dar, das –insbesondere was die Mitglieder des Ordensvom Heiligen Grab anlangt – Gelegenheit zurBegegnung und Annäherung mit den beidengroßen monotheistischen Religionen bietet, dieim Heiligen Land vertreten sind.

Das Jubiläum der Barmherzigkeit ist Anlass für die Katholiken, den jüdischen Wurzeln der Christentumsmehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das wollte der Papst deutlich machen, als er in einer beiderseitigenDynamik von Geschwisterlichkeit und Dialog die Synagoge von Rom besuchte.

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VII N° 42 - APRIL 2016

Die Marienstadt Lourdes und dieGeburtsstadt Christi haben ihrehistorische Partnerschaft offi-

ziell bestätigt. In einem Gespräch, dasJosette Bourdeu, die Bürgermeisterinvon Lourdes mit uns führte, erklärtesie, dass diese beiden Städte „universel-le Symbole sind, die alle Spaltungenüberwinden und unserer Welt, dieschwersten Turbulenzen ausgesetzt ist,eine brüderliche Botschaft des Frie-dens bringen.“ Ein Kapitel der Ge-schichte wird von dem geschriebenwerden, was die Abgeordnete der fran-zösischen Republik als „den Pakt einervorbildhaften Freundschaft und einerunverbrüchlichen gegenseitigen Unter-stützung“ vorstellt. Mit Vera Baboun,der Bürgermeisterin von Bethlehem,setzte sie gemeinsam Kooperationsstra-tegien fest, die eindeutig gemeinsameInteressen auf dem Gebiet des religiösen Tou-rismus verfolgen, insbesondere um neue Pil-ger aus Amerika und Asien empfangen zukönnen. Ihr Ziel ist es, den zukünftigen Besu-chern aus diesen entfernten Ländern eine„europaweite“ Rundreise anzubieten, die zumBeispiel Lourdes, Tschenstochau, Fatima unddas Heilige Land einschließen könnte. „Trotzder Hindernisse, die man vor Ort tatsächlichnicht übersehen kann, hat Bethlehem in den

letzten Jahren mithilfe eines außerordentli-chen Netzwerkes von Städten auf der ganzenWelt die Grundlage für eine echte internatio-nale Anerkennung aufgebaut. Diese neuePartnerschaft zwischen Lourdes und Bethle-hem reiht sich sehr feierlich in diese lange Li-ste ein. Es ist das strahlende Zeichen einer So-lidarität, einer Form von Gerechtigkeit, diekeine Mauer aufhalten kann“, erklärte JosetteBourdeu.

Lesen Sie das ungekürzte Gespräch auf Italienisch oder Englisch auf unsererPartner-Website Vatican InsiderItalienisch: http://www.lastampa.it/2016/04/01/vaticaninsider/ita/inchieste-e-interviste/con-il-

gemellaggio-betlemme-e-lourdes-rafforzano-i-loro-legami-vOtSBd4vjXhc4SLBlCbwbN/pagina.html

Englisch: http://www.lastampa.it/2016/04/01/vaticaninsider/eng/inquiries-and-interviews/bethlehem-and-lourdes-strengthen-their-connections-r2uEfbfBDgF5DffMKvdMVN/pagina.html

Die Städte Lourdes und Bethlehem verbanden ihreGeschicke durch eine historische Partnerschaft, die zumZiel hat, die Zusammenarbeit zwischen den StädtenEuropas und den Städten Palästinas zu fördern undauszubauen.

Bethlehem und Lourdes: EineSolidarität, die auf Gerechtigkeitgründet, kann von keiner Mauer

aufgehalten werden

Die Koordination der Bischofskonferen-zen zur Unterstützung der Kirche imHeiligen Land, die vom Heiligen Stuhl

befürwortet wird, versammelt Bischöfe ausdenjenigen Bischofskonferenzen, die einen hi-storischen oder pastoralen Grund haben, sichum das Heilige Land zu kümmern. Die Bi-schofskonferenz von Großbritannien ist dietreibende Kraft bei der Arbeit dieser Gruppe,die seit 1998 jedes Jahr auf die Einladung derVersammlung der katholischen Bischöfe imHeiligen Land antwortet. Im Lauf der Zeit hatsich die Koordination mit Personen bereichert,die das Heilige Land gut kennen und Mitglie-der großer Organisationen wie dem Ordenvom Heiligen Grab sind. Wie es der Großmei-ster des Ordens in seiner Einleitung zu dieserNewsletter schreibt, definiert die Koordinationihren Auftrag gewöhnlich in vier Punkten: dieGegenwart für die Christen im Heiligen Land;das Gebet für sie; die Wallfahrt (die Arbeit derChristen im Heiligen Land hängt zum großenTeil von den Wallfahrten ab, und die Zukunftder Wallfahrten hängt zum großen Teil vondiesen lebendigen Steinen ab, die die Christenvor Ort sind); das Plädoyer (die Koordinationverteidigt die Sache dieser Christen öffentlichund vor den Regierungsführern). Dieses Jahrstellte die Koordination zum Beispiel fest, dassdas Gebiet von Bethlehem weiter zurückgeht.„Ihr Zugang zum Wasser reduziert sich. DieFreiheit ihrer Einwohner, überall zu verkeh-ren, nimmt ab. Sie wurde insbesondere durchden Bau der „Cremisan-Mauer“ eingeschränkt.Diese Mauer hat nicht zum Ziel, die Sicherheitallgemein zu verstärken, sondern die Siedlerzu schützen, die in den Augen des internatio-nalen Rechtes diesen Teil des Gebietes illegalbesetzen“, betonte ein herausragendes Mit-glied der Koordination, Msgr. Michel Dubost,Präsident des Rates für die interreligiösen Be-ziehungen der französischen Bischofskonfe-

renz in einem Gespräch, das er mit dem Kom-munikationsdienst des Ordens vom HeiligenGrab führte(1). „Nur das durch ein Wunder ge-wirkte Erwachen der internationalen öffentli-chen Meinung könnte etwas daran ändern.Doch die Art, wie ihre etwa zehn Bischöfevon der israelischen Polizei behandelt wur-den, sagt der Welt: ‚Wir haben die Macht undnichts kann uns daran hindern zu tun, waswir tun wollen‘ “, bemerkte dieser französi-sche Bischof. Msgr. Dubost kommentiert wei-ter: „Unsere Welt hat Angst. Angst schafft Un-terscheidungen und sperrt die Menschen inGebiete ein… Wir müssen dem anderen unab-lässig entgegengehen. Ohne Angst. Doch da-für muss man sich seiner, oder besser gesagtGottes sicher sein. Mich beeindruckt dieSchwierigkeit, die manche Christen haben,sich vorzustellen, dass Christus siegreich ist.Dass die Vergebung siegreich ist. Dass dieBarmherzigkeit siegreich ist. Es stimmt, dassdie Barmherzigkeit Gefahren mit sich bringt.Aber der Egoismus zieht den geistlichen Todnach sich, und den müssen wir mehr fürchtenals den körperlichen Tod!“ Während ihres Jah-resbesuchs im Heiligen Land bewunderte dieKoordination die jordanische Kirche und dasganze Königreich. Jordanien nimmt Millionenvon Flüchtlingen auf, darunter auch Palästi-nenser und Jemeniten. „Das muss gesagt undbekannt gemacht werden“, betonte Msgr. Du-bost, „und wir müssen uns weigern, uns inEgoismen einzuschließen, die uns in Verrufbringen.“

(1) Gespräch über die Koordination für das Heili-gen Land, das ungekürzt auf unserer Partner-WebsiteVatican Insider auf Italienischhttp://www.lastampa.it/vaticaninsider/ita/ordine-del-santo-sepolcro oder auf Englischhttp://www.lastampa.it/vaticaninsider/eng/order-of-the-holy-sepulchre nachgelesen werden kann.

Die Koordination für das HeiligeLand prangert die Egoismen an,die die Menschen einschließen

VIII N° 42 - APRIL 2016

IX N° 42 - APRIL 2016

Kardinal Edwin O’Brien eröffnete die Ar-beiten nach einer Messe, die er im Pa-lazzo della Rovere – dem Sitz des Groß-

magisteriums des Ordens – feierte, und ermu-tigte die Teilnehmer an dieser Versammlungdes Leitungsorgans dieser Einrichtung nach-drücklich, das jüngste Apostolische Schreibendes Papstes, Amoris laetitia, „eine Hymne aufdas Familienleben“ zu vertiefen und seineLektüre unter den Mitgliedern des Ordens zufördern. Nachdem er seinen neuen Sekretär,Pater John Bateman, Seelsorger der Luftwaffevorgestellt hatte, sprach der Großmeister überseine bevorstehenden Reisen zu den Statthal-

tereien und Magistraldelegationen, insbeson-dere zur ersten Investitur in der Tschechi-schen Republik, dann in den Pazifik und nachAsien, wo der Orden sich ausdehnt. Er sagte,dass er auf die Mitglieder des Großmagisteri-ums zähle, dass sie ihre Verbindung mit denStatthaltern in den großen Regionen der Weltpflegen. Generalgouverneur Agostino Borro-meo dankte daraufhin Kardinal O’Brien fürsein ausdauerndes Engagement im Besuch derStatthaltereien auf der ganzen Welt, das alletreibenden Kräfte des Ordens anregt, sich inEinheit zu mobilisieren, um die „Kultur derBegegnung“ im Heiligen Land zu unterstützen.

Die Aktionen des Großmagisteriums

Die Frühjahrsversammlungdes Großmagisteriums

Das Großmagisterium des Ordens vom Heiligen Grab – das aus etwazwanzig Mitgliedern verschiedener Nationalitäten besteht – kam am 12. und

13. April 2016 zu seiner ersten Versammlung des Jahres, derFrühjahrsversammlung, mit dem Großmeister in Rom zusammen.

AMORIS LAETITIA, DIE FREUDE DER LIEBE

Das so sehr erwartete nachsynodale apostolische Schreiben „überdie Liebe in der Familie“ wurde am 8. April bei einer Pressekonfe-renz veröffentlicht, die hauptsächlich von Kardinal ChristophSchönborn, Erzbischof von Wien und herausragendes Mitglieddes Ordens vom Heiligen Grab geleitet wurde. Amoris Laetitia –„Die Freude der Liebe“ – ist ein bedeutender Text der pastoralenÖffnung, der am 19. März, am Fest des heiligen Joseph von PapstFranziskus unterzeichnet wurde. Dieses apostolische Schreiben –eine großartige Synthese und zugleich ein maßgebendes Doku-ment – ist eine Quelle der Hoffnung. Man wird sie mit Gewinndurcharbeiten und vertiefen, insbesondere ihre sehr schönen Ka-pitel über die Liebe in der Ehe, die Zärtlichkeit der Umarmung unddie Notwendigkeit, sich unablässig Schritt für Schritt neu füreinan-der zu entscheiden. Amoris Laetitia betont besonders die Ehevorbereitung und die Begleitung der Ehe-leute in den ersten Jahren des Ehelebens, vor allem in den Krisen, die das Zeichen einer affektiven Rei-fung sein können.

„Jede Krise birgt eine gute Nachricht, die zu hören man lernen muss, indem man das Ohr des Her-zens verfeinert“, bemerkt der Papst.

„Verzweifeln wir nicht an unseren Begrenztheiten“, betont er väterlich, „doch verzichten wir ebensowenig darauf, nach der Fülle der Liebe und der Communio zu streben, die uns verheißen ist.“

Der Gouverneur lobte die Großzügigkeitder Mitglieder des Ordens, die 2015 erlaubte,über 13,5 Millionen Euro im Dienst der „le-bendigen Steine“ der Kirche auf dem Gebietdes lateinischen Patriarchates von Jerusalemzu sammeln, das sich von Jordanien bis Zy-pern erstreckt. Nachdem er Kanzler Ivan Re-bernik herzlich für seine Tätigkeit währendseines vierjährigen Mandates gedankt hatte,das gerade zu Ende ging, nahm der Gouver-neur den Rechtsanwalt Flavio Rondinini offi-ziell als neues Mitglied des Großmagisteriumsauf. Er ist unter anderem beauftragt, Fragenbezüglich des angestellten Personals zu verfol-gen.

Dann ergriff der Patriarch von Jerusalemund Großprior des Ordens das Wort und be-schrieb die Situation im Heiligen Land. Dabeibetonte er vor allem die „Diskriminierung“,mit der die katholischen Schulen in Israel kon-frontiert sind, denen nun die Sicherheit ver-sagt ist, die ihnen die Regierungssubventionenbrachten, die heute fraglich geworden sind. Erunterstrich auch die Herausforderung, die dieMigranten darstellen, insbesondre die Flücht-linge, die nunmehr etwa 20% der Bevölkerungin Jordanien bilden.

Unter den verschiedenen aktuellen The-men, die Msgr. Twal ansprach, war auch dieRede von dem Drama, das der Bau der „Tren-nungsmauer von Cremisan“ für die christli-chen palästinensischen Familien darstellt, diein diesem Tal in der Nähe von Bethlehem vomOlivenanbau leben. Er erinnerte an die drin-

gende Notwendigkeit, den israelisch-palästi-nensischen Friedensprozess wieder in Gangzu bringen, während die Kriege im NahenOsten die Aufmerksamkeit der öffentlichenMeinung von dieser im Hinblick auf das inter-nationale Recht entscheidenden Frage ablen-ken. Angesichts der sich anhäufenden Schwie-rigkeiten, insbesondere was die sozialen, ge-sundheitlichen und schulischen Probleme inPalästina angeht, schlug der Patriarch demGroßmagisterium vor, sich mehr an einer Ge-samtreflexion im Rahmen eines Komitees zubeteiligen, das auch über eine bessere Verwal-tung der Schulen nachdenken könnte, überdie regelmäßig von der Heilig-Land-Kommissi-on verfolgten Projekte hinaus. Dieser Vor-schlag, über den diskutiert wurde, wird nochgeprüft, da mehrere Mitglieder des Großmagi-steriums für die Inanspruchnahme lokalerFachleute plädierten. Jedenfalls wurde imLauf des Austauschs eine erweiterte Zusam-menarbeit mit dem Patriarchat gern in Be-tracht gezogen, insbesondere um einen Fünf-Jahres-Entwicklungsplan aufzustellen.

Die Bemühung um einen echten,verstärkten Dialog zwischen dem Ordenund dem lateinischen Patriarchat

In der Bilanz des Jahres 2015, die von PaterImad Twal, dem Generaladministrator des la-teinischen Patriarchates vorgestellt wurde, er-scheint ein globales Defizit für die Einrichtun-gen, das Seminar und die Schulen, das um-

In Anwesenheit derMitglieder desGroßmagisteriums, diein Romzusammengekommenwaren, dankten derGroßmeister und derGeneralgouverneurunserem Kanzler IvanRebernik, der amEnde seines Mandatesangelangt ist, öffentlichfür sein Wirken imDienst des Ordens. Erempfing die GoldenePalme.

fangreicher ist als in den vorhergehenden Jah-ren. Er schreibt es der Abnahme der Spendenaus anderen Quellen als dem Orden vom Hei-ligen Grab zu, der seinerseits dagegen seineregelmäßigen Beiträge beträchtlich erhöht hat.

Pater Imad Twal griff den drängenden Ap-pel auf, den der Patriarch an das Großmagiste-rium gerichtet hatte, insbesondere was die ka-tholischen Schulen angeht, die die zukünfti-gen führenden Laien und Kleriker des Heili-gen Landes ausbilden, und von denen einigevon einer Schließung bedroht sind, zum Bei-spiel in Jordanien. Eines der Probleme ist dasgeringe Einkommen der Lehrer und des Perso-nals, die zu 80% Christen sind, was zu einerFlucht der Lehrer in öffentliche Schulen führt.

In gegenseitigem Einvernehmen mit denVertretern des Patriarchates wird das Großma-gisterium dem Generaladministrator spezifi-sche Fragen unterbreiten, um die Gründe desDefizits ans Licht zu bringen und zu versu-chen, dem in der Bemühung um einen echten,verstärkten Dialog abzuhelfen. In dieser Hin-sicht verwies Vizegouverneur Patrick Powerserneut auf die Bereitschaft der amerikani-schen Mitglieder des Ordens, die Ausbildungder Führungskräfte von morgen im HeiligenLand fortzusetzen, während das Patriarchatsich in einer Rationalisierungslogik engagierenwird, damit dem katholischen Unterricht eineEliteposition wiedergegeben werden kann.

Nachdem die Heilig-Land-Kommission un-ter der Leitung von Thomas McKiernan dielaufenden sowie die vorgesehenen Projektebeschrieben hatte – darunter die Unterstüt-zung für ein Seniorenheim in Taybeh und Re-novierungsarbeiten in zwei Schulen in Jorda-

XI N° 42 - APRIL 2016

nien – bestätigte sie ihren Wunsch, eine zu-kunftsorientierte Reflexion pastoraler Art mitdem Patriarchat einzuleiten. Es geht darum,über die materiellen Projekte selbst hinaus ei-ne „strategische Planung“ aufzubauen, die dar-auf hinzielt, die katholischen Schulen zu ret-ten, die entscheidende Orte für die Zukunftund die Ausstrahlung der Ortskirche sind.

Ingenieur Pier Carlo Visconti analysierteden Stand der Konten des Großmagisteriumsund zeigte, dass die jährliche Unterstützung,die ins Heilige Land fließt, von 9,3 MillionenEuro auf 11,3 Millionen Euro angestiegen ist,während die Ausgaben des Großmagisteriumsabnehmen. Der Beitrag des Ordens für dieSchulen nimmt unablässig zu (2015 waren es3 Millionen Euro gegen 2,5 Millionen im Vor-jahr).

Msgr. Antonio Franco, Assessor des Or-dens, zog Bilanz über die Vatikanische StiftungHl. Johannes der Täufer, der es gelungen ist,die Schulden der Universität Madaba zurück-zuzahlen und ihre Entfaltung in den kommen-den Jahren zu sichern. (Lesen Sie dazu auchAnnales 2015, S. 61-62.)

Kanzler Ivan Rebernik, der sein Mandatunter lebhaftem Beifall beendete, gab Detailsüber die Statistiken des Ordens bekannt, dieden Eintritt von 1250 neuen Mitgliedern imJahr 2015 aufweisen (bei 28.787 Mitgliederninsgesamt auf der Welt). Er berichtete auchzusammenfassend über die Kommunikations-tätigkeit und über sein Wirken im Dienst derArchive des Großmagisteriums, die nach einerbedeutenden Sortier- und Digitalisierungsar-beit wieder in Ordnung gebracht wurden.

François Vayne

Flavio Rondinini, Mitglied des Großmagisteriums

Das Großmagisterium des Ordens vom Heiligen Grab hat ein neues Mitglied in der Person von FlavioRondinini, Anwalt am Kassationsgerichtshof. Er ist am 9. Februar 1962 in Faenza geboren, erhielt

das Jura-Diplom nach seinem Studium an der Universität Bologna, die Lizenz in Kirchenrecht am Päpst-lichen Orientalischen Institut und ist Autor maßgeblicher Veröffentlichungen. Er ist Mitglied des Ordensvom Heiligen Grab und arbeitet als Fachmann mit mehreren Einrichtungen des Heiligen Stuhles zusam-men, insbesondere mit dem Staatssekretariat und der Kongregation für die orientalischen Kirchen. Erist verheiratet, Vater von drei Kindern und Reserveoffizier bei den Karabiniers. Bei der Frühjahrsver-sammlung des Großmagisteriums nahm ihn Kardinal Edwin O’Brien offiziell in sein neues internationa-les Amt auf.

XII N° 42 - APRIL 2016

Auf die Entscheidung des Großmeistersdes Ordens vom Heiligen Grab findetim Rosenkranzmonat am Samstag, den

15. Oktober dieses Jahres eine Jubiläumspil-gerfahrt der italienischen Statthaltereien zumWallfahrtsort Pompeji statt. Die italienischenMitglieder des Ordens werden freilich zahl-reich dort erwartet, doch alle Ritter und Da-men der ganzen Welt können genauso daranteilnehmen, wobei es Aufgabe der verschiede-nen Statthaltereien ist, die Reise und die Un-terbringung vor Ort zu organisieren. Die Mes-se am Altar der Heiligen Jungfrau ist um 10Uhr morgens vorgesehen, das Rosenkranzge-bet und die eucharistische Anbetung um 16Uhr in der Kapelle von Bartolo Longo, demdann das Durchschreiten der Heiligen Pfortein dieser Wallfahrtsstätte folgt. Der selige Bar-tolo Longo, das einzige Laien-Mitglied des Or-dens, das bis heute seliggesprochen wurde,wurde vom heiligen Johannes Paul II. als „derMann der Heiligen Jungfrau“ bezeichnet. Inder Predigt bei seiner Seligsprechung am 26.Oktober 1980 sagte der Papst über ihn, dasser „aus Liebe zu Maria Schriftsteller, Aposteldes Evangeliums, Verbreiter des Rosenkranzesund trotz enormer Schwierigkeiten und Prü-fungen Gründer des berühmten Wallfahrtsor-tes wurde. Aus Liebe zu Maria schuf er dieEinrichtungen der Nächstenliebe, wurde er

Bettler für die Kinder der Armen, verwandel-te er Pompeji in eine lebendige Hochburg dermenschlichen und christlichen Güte. Aus Lie-be zu Maria ertrug er schweigend Drangsaleund Verleugnungen und durchquerte einenlangen Gethsemane in stetem Vertrauen aufdie Vorsehung, in stetem Gehorsam demPapst und der Kirche gegenüber.“ Seinmenschlicher und geistlicher Weg – der insich schon eine Botschaft der Liebe ist – zeigtuns, wie groß die Barmherzigkeit Gottes istund wie tief die Umkehr eines Herzens seinkann. Jeden Tag machen Pilger in Pompejiim Gefolge von Bartolo Longo die Erfah-rung des Triumphs der Gnade über dieRuinen der Sünde. In einem kürzlich er-schienenen Heft der Ordenszeitschrift Anna-les vertraute uns Erzbischof TommasoCaputo, Prälat und päpstlicher Gesandter inPompeji, Prior der Provinz „Neapel – SeligeJungfrau des Rosenkranzes“ des Ordens vomHeiligen Grab folgendes an: „Wenn wir denWallfahrtsort und die ganzen Werke derNächstenliebe in seiner Umgebung sehen, dieaus dem Nichts, mit „einem Pfennig pro Mo-nat“ erbaut wurden, wird uns intuitiv klar,dass diese Botschaft der Liebe wahr ist, dieGott Bartolo Longo durch die Heilige Jung-frau nicht nur für ihn selbst, sondern für je-den von uns übermittelt hat.“

Die Jubiläumspilgerfahrtdes Ordens vom Heiligen Grab zum

Wallfahrtsort Pompeji

Das Durchschreiten der HeiligenPforte mit Kardinal O’Brien

Während des Jubiläums der Barmher-zigkeit hatte das Team des Großma-gisteriums des Ordens die Freude,

die Heilige Pforte des Petersdomes am 22. Fe-bruar in Begleitung des Großmeisters, Kardi-nal Edwin O’Brien zu durchschreiten und da-

bei in seine Anliegen alle Mitglieder des Or-dens einzuschließen, insbesondere jene, dieZeiten der Krankheit oder der Schwierigkeitendurchmachen. Msgr. Fortunato Frezzo, Zere-moniar des Ordens und Domherr von St. Pe-ter, führte die Gruppe in diesem intensiven

Moment, der eine der Bedingungen darstellt,die verlangt werden, um einen vollkommenenJubiläumsablass zu erlangen, zusätzlich zumEmpfang des Sakramentes der Versöhnung,der Teilnahme an der Eucharistie und demGebet in den Anliegen des Heiligen Vaters.Denn Papst Franziskus erinnerte in den letz-ten Monaten oft daran, wie wichtig es ist, mitdem sakramentalen Aspekt als festen Bestand-teil die Aufmerksamkeit für die Werke der

leiblichen und geistigen Barmherzigkeit zuverbinden (lesen Sie diesbezüglich den ArtikelSeite V ). Auf dem Foto sehen Sie das Teamdes Großmagisteriums mit dem Großmeister,Generalgouverneur Agostino Borromeo, Kanz-ler Ivan Rebernik und dem Berater PiercarloVisconti nach dem Durchschreiten der Heili-gen Pforte, neben dem Altar der Cathedra Pe-tri in der berühmten Papstbasilika.

XIV N° 42 - APRIL 2016

Für Kardinal O’Brien stehen in dennächsten drei Monaten viele

Begegnungen auf dem Programm

Kardinal Edwin O’Brien hatte Gelegenheit,sich mit den Mitgliedern des Großmagi-steriums bei der üblichen Frühjahrsver-

sammlung (11. – 13. April) im Sitz des Ordensim Palazzo della Rovere auszutauschen. In dennächsten drei Monaten wird er dann mit einergroßen Zahl von Statthaltern bei den Regional-versammlungen der Statthalter von Nordameri-ka (2. - 4. Juni in Baltimore, USA) und vonEuropa (27. – 28. Juni in Rom) zusammentref-fen. Zudem war der Großmeister bei der erstenInvestitur der Magistraldelegation für die Tsche-chische Republik in Olmütz. Am 16. April emp-fing der Großprior von Olmütz, Erzbischof JanGraubner die Investitur (unser Fotorechts) und am Tag danach warendie neuen Ritter und Damen an derReihe. Am 10. und 11. Juni wirdSeine Eminenz die Investiturfeiernin Pelplin in Polen leiten.

Kardinal O’Brien leitetedie erste Investitur in

Olmütz in derTschechischen

Republik im Lauf derausgesprochen

schönen Feiern, dieam 16. und 17. April

stattfanden.

XV N° 42 - APRIL 2016

„Ein Muslim, der aus unserenSchulen kommt, wird nie ein

Fundamentalist werden“

Der Orden und das Heilige Land

Können Sie uns das Netz der ka-tholischen Schulen im lateini-schen Patriarchat von Jerusalem

beschreiben? Wie viele gibt es, wiesind sie aufgeteilt, wo liegen sie, wiefunktionieren sie usw.?Das Netz der Schulen des lateinischen Pa-

triarchates dehnt sich auf das ganze Gebietdes Patriarchates aus: Israel, Palästina undJordanien. Es gibt drei Schulen und fünf Kin-dergärten in Israel, in denen 2700 Schüleraufgenommen werden. In Palästinagibt es 14 Schulen und genauso vieleKindergärten für 6200 Schüler. InJordanien ist die Zahl höher: etwa10.000 Schüler gehen in 25 Schulen(und genauso viele Kindergärten). Je-de Schule funktioniert in Verbindungmit einer Gemeinde. Die Schulen be-finden sich vor allem in den Dörfern,sie nehmen Christen sowie Muslimeauf und stellen sich in den Dienstder Ärmsten. Das Netz der Schulenfunktioniert in Verbindung mit denjeweiligen Kultusministerien.

Warum misst das Patriarchatdiesen Schulen, in denen auchviele Muslime aufgenommenwerden, eine so große pastoraleBedeutung zu? Die Schulausbildung ist ein bedeu-

tender Sektor des lateinischen Patriarchates.Der erste Grund ist, dass man durch die Er-ziehung auf die menschliche Person in ihrergesamten Identität hinzielen kann. Um denGlauben des Volkes zu stärken, muss man inder Gesellschaft gegenwärtig sein und dieWerte der Achtung und der Annahme des an-deren weitergeben. Die Muslime werdenauch in diesen Schulen aufgenommen undhaben in ihrer ganzen Schulzeit muslimischenReligionsunterricht. Ihre Gegenwart in der

Pater Faysal Hijazen ist Direktor der Schulen des lateinischen Patriarchatesvon Jerusalem. In einem Gespräch, das er kürzlich mit uns führte, und dasungekürzt auf unserer Partner-Website Vatican Insider nachgelesen werdenkann, spricht Pater Faysal über die grundlegende Arbeit, die die schulischen

Einrichtungen im Heiligen Land leisten.

XVI N° 42 - APRIL 2016

Schule gibt dem lateinischen Patriarchat dieChance, ihnen Werte wie die Offenheit fürdie anderen und die Achtung zu lehren. Dassind letzten Endes zutiefst christliche Werte:Nächstenliebe, Vergebung. Ein Muslim, deraus unseren Schulen kommt, wird nie einFundamentalist werden.

Wie bringen Sie die Kultur der Begeg-nung in den Schulen des lateinischenPatriarchates voran, durch welche Artvon Initiativen?Eine Stunde pro Woche wird der Religions-

unterricht gemischt, Christen und Muslimengemeinsam erteilt. Dabei werden große The-men wie zum Beispiel das Zusammenleben,das gemeinsame Lernen, die Begegnung mitden anderen behandelt. In der übrigen Zeitdes Religionsunterrichtes sind die Schülerentsprechend ihrer Religion aufgeteilt. Auchdas tägliche Leben in der Schule ist eine Be-gegnung mit den anderen. Die Lehrer, die ei-nen Sitzplan für das Klassenzimmer aufstel-len, prüfen nicht, wer je nach Religion nebenwem sitzt. Die Kinder, die im Schulhof Kas-

siererin, Lehrerin, Fußball, Murmeln spielen,spielen alle zusammen, ohne sich Fragen überdie Religion des anderen zu stellen. Die Schu-len des lateinischen Patriarchates erlauben,eine Brücke zwischen den Religionen und denverschiedenen Kulturen zu bauen. DieseBrücken gehen über alle Mauern hinaus, diedie Herzen oft umschließen.

Worin ist das Handeln des Ordens vomHeiligen Grab entscheidend im Hin-blick auf das Schulsystem des lateini-schen Patriarchates? Lassen Sie mich ganz klar sein: Ohne die

Unterstützung des Ordens vom Heiligen Grabwären unsere Schulen seit langem geschlos-sen.(1) Eine Schulausbildung ohne materielleMittel ist eine Schule, die sehr schnell stirbt.Der pädagogische Auftrag des lateinischen Pa-triarchates von Jerusalem lebt dank des Or-dens.

(1) 82% der Spenden für die Schulausbildung sinddie Frucht der unerschöpflichen Großzügigkeit derMitglieder des Ordens.

Vom 24. bis 26. Februar 2016 organisierte die Deutsche Bischofskonferenz in Rom eine inter-nationale Konferenz mit dem Thema „Between World Society and Regional Transformations:

Christians, Christian Churches and Religion in a Changing Middle East“. Auch der Patriarchalvi-kar von Jerusalem, Msgr William Shomali war anwesend und brachte den besonderen Gesichts-punkt des Heiligen Landes in der derzeitigen Situation in Nahost ein. In seinem Beitrag lud erdie Zuhörer ein, über die Art nachzudenken, wie die Lektüre der Ereignisse, die wir für objektivhalten, im Gegenteil von einer bestimmten Sichtweise beeinflusst ist. „In Jerusalem werden dieGeschichte und die Geographie anders betrachtet: Was die Palästinenser „besetzte Gebiete“ nen-nen, sind für Israel „umstrittene Gebiete“, kommentierte er.

Das Problem ist, dass die einen unfähig sind, sich für die Geschichte der anderen zu öffnen.Msgr. Shomali fuhr fort: „Wir leben und leiden gemeinsam mit den Muslimen. Wir versuchen,die christlichen und muslimischen Kinder gemeinsam dazu zu erziehen und in der gegenseitigenAchtung zu leben. Unser Ziel ist es, eine neue Denkweise zu schaffen, auch wenn das in einemradikalisierten Nahen Osten immer komplizierter wird.“ „Mit den Juden teilen wir viel: Es ge-nügt, daran zu denken, dass Jesus Jude war. Dennoch stellt die politische Situation ein Hindernisfür einen wahren Dialog dar.“

Der Patriarchalvikar schloss mit einer Bemerkung voll tiefer Hoffnung, die er mit unseremGlauben verband: „Jerusalem ist eine Stadt großer Überraschungen. Es ist die Stadt, in der Jesusam dritten Tag auferstand. Hören wir also nicht auf zu beten!“

Christen in Nahost: eineinternationale Konferenz in Rom

Pater Rifat Bader ist der Direktor des Ca-tholic Center for Studies and Media inJordanien und Gemeindepfarrer der

Kirche vom Heiligsten Herzen Jesu in Naour,in der Nähe der Hauptstadt Amman. Die ka-tholische Kirche in Jordanien ist fester Be-standteil des lateinischen Patriarchates vonJerusalem wie auch Israel, Palästina und Zy-pern. In dem Gespräch, das ungekürzt aufunserer Partner-Website Vatican Insider veröf-fentlicht wurde, berichtet Pater Bader überdas Engagement der katholischen Kirche beider Unterstützung der zahlreichen Migranten,die Syrien und den Irak flohen.

Unter den verschiedenen Initiativen, überdie Pater Bader berichtete, wollen wir überdie schöne Erfahrung der Schulen sprechen,die für die jungen Migranten offenstehen undihnen so die Möglichkeit geben, ihre Ausbil-dung fortzusetzen: „Insge-samt 290 syrische Schüler ha-ben sich in der Schule nebender Gemeinde vom Heilig-sten Herzen Jesu in Naourangemeldet. Die Schüler sindzwischen 4 und 15 Jahre alt.Sie gehen am Montag, Diens-tag und Mittwoch von 16 bis19 Uhr in den Unterricht. Zuihnen gehören 120 Schüler,die in öffentliche Schulen ge-hen und Lernschwierigkeitenhaben. Für sie wird amSamstagnachmittag von 15bis 20 Uhr Nachhilfeunter-richt angeboten. Diese Schu-le hat ihre Türen am 19. Ja-nuar 2016 für die Schüler ge-öffnet. Es gibt zehn weitereSchulen für syrische Kinder,die von der Caritas in ver-

schiedenen Städten und Dörfern organisiertwerden.“

Auf die Frage, was die verschiedenen Ein-richtungen motiviert, sich so intensiv für die-se Geschwister zu engagieren, die den Kriegfliehen, antwortete Pater Bader: „Jordanien istein sicherer Hafen für den Frieden in der Re-gion. Unsere Pflicht als Bürger und Christenist es, das Leiden der Personen zu lindern.Mir wurde bewusst, dass diese Leute alles imLeben verloren hatten: Häuser, Arbeitsstellen,Besitztümer, Aktivitäten. Sie haben auch je-den Hoffnungsschimmer verloren, ein Lebenohne Schwierigkeiten leben zu können. Siehaben ihre Zukunft verloren, und es ist unse-re Pflicht, ihnen mit den uns zur Verfügungstehenden Mitteln wieder Hoffnung zu schen-ken. Das ist die Botschaft, die wir vom Evan-gelium gelernt haben.“

XVII N° 42 - APRIL 2016

Die Notwendigkeit, die Hoffnung neuzubeleben: Die Unterstützung der Kirche

von Jordanien für die Migranten

Die katholische Kirche im Heiligen Land engagiert sich sehr für dieAufnahme der Flüchtlinge aus Nahost, insbesondere was dieOrganisation der Einschulung der Kinder und Jugendlichen angeht.Durch eine bedeutende Spende an die Caritas in Jordanien trug derOrden 2015 in großem Maß dazu bei.

Einige Tage vor der Woche, die jedenChristen einlädt, den Schritten Jesu inJerusalem zu folgen, die sich in das Ge-

heimnis seiner Passion,seines Todes und seinerAuferstehung einglie-dern, wurde der ersteTeil des Heilig-Land-Mu-seums an der Via Doloro-sa eingeweiht. Das Mu-seum, das auf dem Ge-lände der Geißelungska-pelle untergebracht ist –wo sich Reste der Fe-stung Antonia befinden,in der Jesus der Traditionnach verurteilt wurde,und wo die Pilger übli-cherweise die Via Crucisbeginnen – öffnete seineTüren am 17. Mai undkann anhand einer Weg-beschreibung besichtigtwerden, die in acht Spra-chen, darunter Hebrä-isch und Arabisch zurVerfügung steht.

Der Besucher kann einer 15-minütigenMultimedia-Vorstellung folgen, die auf daspersönliche Gehen der Via Crucis vorbereiten

möchte. Musik, Bilderund Stimmen begleitenden Pilger bei der Ent-deckung der Geschichtedieses Ortes und derStadtentwicklung Jerusa-lems. Gleichzeitig ladensie ein, sich in eine un-unterbrochene Kette vonPilgern einzureihen, dieseit Jahrtausenden im-mer wieder den SpurenJesu nach Golgatha biszu diesem heute leerenGrab folgen. Der Ordenfreute sich, auf die In-itiative des Großmeisterszur Verwirklichung die-ses Projektes beitragenzu können, in dem einSaal vorgesehen ist, derden Rittern und Damenvom Heiligen Grab ge-widmet ist.

XVIII N° 42 - APRIL 2016

Eröffnung der AbteilungVia Dolorosa des Heilig-Land-Museums

Dank einer fortschrittlichen Multimedia-Integrationstechnik können die Besucher

des Heilig-Land-Museums diegeschichtliche Entwicklung der Stadt

Jerusalem entdecken. Auf unserem Fotosieht man eine der Entwicklungsphasen

dieser jahrhundertealten Stadt.

Pilger der Barmherzigkeit im Heiligen Land

Auf unserer Website info.oessh.va steht ihnen in der Rubrik Annales das Heft „Pilger derBarmherzigkeit im Heiligen Land“ auf Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch und

Deutsch zu Verfügung. Für die Statthaltereien oder für einzelne Personen, die in diesem Jahrder Barmherzigkeit eine Wallfahrt ins Heilige Land unternehmen, bietet dieses Heft eine Be-gleitung auf diesem Weg an: Es führt von der Vorbereitung der Wallfahrt bis zur Rückkehrnach Hause. In dem Land, in dem Jesus geboren ist, in dem er gelebt hat, gestorben und auf-erstanden ist, werden Sie mit Bibeltexten und Ausschnitten aus der Verkündigungsbulle desJubiläums Misericordiae Vultus zu einer besonderen Meditation an bestimmten heiligen Stät-ten eingeladen. Auch für die, die sich nicht auf den Weg machen können, kann diese Samm-lung eine Hilfe sein, um den Schritten Jesu bei der Entdeckung seiner Barmherzigkeit in derpersönlichen Betrachtung zu folgen.

Infolge der ständigen Nachrichten über die Ankunft von Migranten an den europäischen Kü-sten, die die tragischen Lebensumstände in bestimmten Ländern des Nahen Ostens und des

Südens flohen, schrieb Kardinal-Großmeister Edwin O’Brien einen Brief an die Statthaltereienund Magistraldelegationen, der zum Empfang der Flüchtlinge einlud.

Die Antworten darauf erfolgten schnell und waren großzügig. Unter den verschiedenen Initia-tiven findet sich die erwähnenswerte Einladung, die die Statthalterei für Süditalien Tyrrhen-isches Meer mit ihren 39 Delegationen an die Präsidenten und Vertreter schickte, mit dem Di-özesanverband der Caritas in Kontakt zu treten und einsatzfähige Gruppen von Berufsvertreternzu bilden, um den Kategorien von Migranten, denen die Gastfreundschaft gewährt wird, eine se-gensreiche Unterstützung nicht nur auf sozialer, rechtlicher und verwaltungsmäßiger, sondernauch auf kultureller Ebene zukommen zu lassen.

Statthalter Giovanni Napolitano kommentierte dies folgendermaßen: „Ich kann in tiefer Zu-friedenheit bezeugen, dass eine große Zahl von Rittern und Damen bereit sind, ihre Dienste ko-stenlos anzubieten.“ Und er schloss mit dem Blick auf die Zukunft: „So ist es möglich, unsereaufrichtige Solidarität auszudrücken und vor allem die „Schranke der Gleichgültigkeit“ zu über-winden.“ Jeden Tag erscheint klarer, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse der uns umgebendenWelt zu antworten, die an unsere Tür als Christen, und besonders als Mitglieder des Ordens vomHeiligen Grab klopft.

Die konkrete Verwirklichungder Solidarität

XIX N° 42 - APRIL 2016

Das Leben der Statthaltereien

Unsere Wallfahrten sind immer ein sehranregender Moment für unsere Mit-glieder. Die Pilger beteiligen sich von

ganzem Herzen an den Werken zur Unterstüt-zung der Christen, die wir – mit den verhält-nismäßig schwachen Mitteln und Geldern ei-nes kleinen Landes und einer kleinen Statt-halterei – den benachteiligten Einwohnerndes Landes Christi zugutekommen lassen.

Seit mehreren Jahren unternimmt dieStatthalterei von Portugal also alle zwei Jahre

mit durchschnittlich jeweils 70 Personen eineWallfahrt ins Heilige Land.

Außer dem Besuch der heiligen Stätten vonNazareth bis Jerusalem war die Investiturneuer Ritter und Damen in der Grabeskircheimmer ein prägender Moment der Wallfahr-ten. Nach vielen Jahrhunderten, in denenkein Mitglied des Ordens dort investiert wer-den konnte, war es unserer Statthalterei mög-lich, diese Praxis wieder aufzunehmen.

Normalerweise schließt das Wallfahrtspro-

Das Geschenk der Wallfahrtins Heilige Land

Wir bekamen vom Statthalter für Portugal – einem besonders gesegneten Land wegen desMarienwallfahrtsortes Fatima – ein schönes Zeugnis über die intensive gemeinschaftliche

Erfahrung einer Wallfahrt ins Heilige Land, die anfangs dieses Jahres stattfand und bei derdie Investitur von zwölf Rittern und Damen gefeiert wurde.

XX N° 42 - APRIL 2016

gramm Besuche bei den Baustellen ein, zu de-nen wir beigetragen haben, weil die Feststel-lung der existierenden oder inzwischen beho-benen Mängel „in loco“ die positive Wirkunghat, den Christen vor Ort deutlich zu ma-chen, dass wir mit ihnen sind, dass sie in ih-rem Unglück nicht allein sind, und dass esweit weg, am anderen Ende der Welt Leutegibt, die sich um sie sorgen und versuchen,ihre schmerzliche Existenz zu mildern!

Und was ist erst über die tiefen Gefühleunserer Pilger zu sagen? Sie sind zutiefst be-rührt, wenn sie sich alle Sandkörner vorstel-len, die zu der Renovierung beitrugen, dievon unserer Statthalterei finanziert wurde!Wie ergriffen sind sie auch angesichts derEinfachheit eines kleinen Tropfens Malerfar-be, der die Wände eines Baus bedeckte undso Farbe und Freude in das schwer geprüftLeben von Jungen, Mädchen, Jugendlichen,Senioren, Muslimen brachte – alles Palästi-nenser – die eine Leidensgeschichte und

Schwierigkeiten haben, die wir gut kennenund deren Zeugen wir sind…

Das erlebten wir in Abud, in Taybeh undin Deir Rafat mit den Ordensfrauen von Beth-lehem, in der Wallfahrtsstätte Unserer LiebenFrau von Palästina! Welche Freude sahen wirauf den Gesichtern dieser Menschen, die unsgegenüber wirklich dankbar waren, weil wirihnen eine Unterstützung hatten zukommenlassen, die im Vergleich zu ihren Bedürfnissendoch so bescheiden war!

Mit einem klaren Ziel bekräftigen die Rit-ter und Damen der Statthalterei von Portugal,die ich die Ehre habe zu leiten, von neuemihr begeistertes und fröhliches Engagementund sagen „Ja“ zu den Herausforderungen derZukunft. Sie sind überzeugt von der Berufungzum Dienst und zur Heiligkeit, die der Ordenuns anbietet, und stehen fest in der Mission,die Gott uns anvertraut!

Nuno de Bragança Van UdenStatthalter für Portugal

Die Statthaltereien werden eingeladen, in der nächsten Ausgabe unseresvierteljährlichen Newsletter im Sommer 2016 von der Art Zeugnis zu geben, wie die

Mitglieder des Ordens das Jahr der Barmherzigkeit leben. Kontaktieren Sie uns, um unsIhre Erfahrungen auf diesem Gebiet mitzuteilen: [email protected]